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АШРОПОФУТЕІА
Jahrbücher
fur
Folkloristische Erhebungen und Forschungen
zur
Entwicklunggeschichte der geschlechtlichen Nieral
unter redaktioneller Mitwirkung und Mitarbeiterschaft von
Prof. Dr. Thomas Aobelle, Gymnasialdirektor in Bremen, Dr.
Iwan Bleeh, Arzt
für Haut- und Sexualleiden in Berlin, Prof. Dr. Franz Boas,
an der Columbia*
Universität in New-York V. S. N., Qeh. Medizinalrat Prof. Dr.
Albert Euleaburg
in Berlin, Prof. Dr. Aatoa Herrmann, Herausgeber der
Ethnologischen Mitteilungen
aus Ungarn, in Budapest, Prof. Dr. med. Bernhard Hermann Obst,
Direktor des
Museums für Völkerkunde in Leipzig, Dr. Giuseppe Pitre,
Herausgeber des Archivio
per lo studio delle tradizioni popolari in Palermo, Dr. med. leak
Rohinsohn in Wien,
Prof. Dr. Karl von den Steinen, Direktor am Museum für
Völkerkunde in Berlin
u. anderen Gelehrten
herausgegeben
* von
Dr. Friedrich S« Krauss
in Wien VII/2, Neustiftgasse іа
II. Band.
Leipzig
Deutsche Verlagsactiengesellschaft
1905
Bezugspreis für jeden Band 30 Mk.
» • •
Vorwort.
Nach dem Berichte der Neuen freien Presse, Wien, 13. Mai 1905,
soll der Abgeordnete Heine am 12. Mai 1905 in seiner im Reichs-
tage gegen einen Antrag des Zentrums gehaltenen Rede gesagt haben;
,Der Denunziant ist der deutsche Normalmensch1.
Mir erschien diese Behauptung so ungeheuerlich, daß ich mir
die stenographische Aufzeichnung von Heines Rede kommen ließ,
denn die Sache hatte auch für mich ein höheres Interesse, weil
unser Unternehmen beinahe das Opfer einer Denunziation geworden
wäre. Richtig war, wie ich vermutete, in der Wiener Tagzeitung
die Rede entstellt wiedergegeben. Nach dem Börsenblatt für den
deutschen Buchhandel vom 18. Mai, Seite 4716 a sagte Heine:
,Der Normalmensch — das wissen wir ja — ist bei uns der
Denunziant, das ist bei uns das Mitglied irgend eines Sittlichkeits-
denunziantenklubs/ — Im weiteren Verlauf der Rede bemerkte er
auch noch: ,Hinter diesem Kampf gegen die angebliche unsittliche
Literatur verbirgt sich die Absicht, die Erörterung des Natürlichen
und des Wahren noch mehr einzuengen, als es heute schon der
Fall ist; die Absicht, Kunst und Wissenschaft zu beschränken, in
der Kunst die Darstellung des Nackten, in der Wissenschaft die
Verbreitung der Kenntnis vom Natürlichen zu bekämpfen und zu
unterdrücken und gleichzeitig dabei politische Feinde zu treffen. .
. .
Es geht eine ganz allgemeine Tendenz durch gewisse Kreise, eine
Tendenz des unwahren, unkeuschen Muckertums.1
Auf die Worte: politische Feinde zu treffen1 ist der
Nachdruck
zu legen, denn sonst bildet bei uns Deutschen der Angeber noch
immer, gottlob, eine seltene Ausnahme. Mit deutscher Ehrlichkeit
und Gemütlichkeit verträgt sich das Denunzieren nicht und noch
immer darf man ungescheut einem Angeber öffentlich die Achtung
verweigern.
Ohne jede Abwehr lasse ich weder mich noch meine Mit-
arbeiter in unsrer Ehre kränken. Aus Notwehr schreibe ich dieses
і
Cj ^ o O
IV
Vorwort
Vorwort und als einen Beitrag zur Geschichte von der Freiheit
wissenschaftlicher Forschung in deutschen Landen.
Die Anthropophytie erscheint unter Ausschluß des Buchhandels
und der breiten Öffentlichkeit, nur fur Gelehrte, die eine
wissenschaft-
liche Bildung genossen und daher jene Vorurteillosigkeit erworben
haben, die eine unerläßliche Vorbedingung fur eine rein sachliche
Be-
urteilung von Naturerscheinungen ist. Daß es Leute gibt, die trotz
aller Schulung dennoch spießbürgerlich werden, sobald sie die Schule
verlassen, mußte unser Verlag und auch ich erfahren. Eine andere
Möglichkeit, das Buch den Interessenten zur Kenntnis zu bringen,
als durch Versendung von Prospekten gibt es nicht. Der Verlag ver-
schickte bei 20000 Ankündigungen mit dem Bestellzettel an eben-
soviel Adressen von Mitgliedern gelehrter Vereinigungen, vor allem
an Professoren. Einige Antworten darauf muß ich hier wiederholen.
Aus Freising traf folgende ein:
Bestellung unmöglich, da ich nicht zur Klasse von
Schweinigel gehöre.
Prof. Dr. Weiß mp.
Professor der Anthropologie, Zoologie und Botanik
14. 2. 1905. am kgl. bayr. Lyceum zu Freising.
Anbei als Gegenstück zu der angeführten Äußerung dieses
Professors der Anthropologie, Zoologie und Botanik:
The Anthropological Society of Washington.
My Dear Sir!
I have the honor to announce to You, in consideration
of Your valuable work in advancing the study of Anthro-
pology, the Board of managers of the Society at their last
meeting elected you an Honorary Member.
I am
very respectfully
Washington, D. C., Joseph D. Mc Guire,
Feb. 14th, 1905. Secretary of the Board of Managers.
Auch noch von einer anderen hochangesehenen gelehrten Körper-
schaft und zwar aus dem fernsten Asien kam mir eine nicht minder
ehrenvolle Anerkennung zu. Ich hätte dieser nur mich persönlich
betreffenden Ehrungen schwerlich an dieser Stelle gedacht, müßte
ich nicht zeigen, wie verschieden von Prof Dr. Weiß, dem ,Anthro-
Vorwort,
V
pologen' von Freising, Männer der Wissenschaft über die Anthro-
pophyteia denken. Unsere Abonnentenliste vermerkt die • be-
deutendsten Hof-, Universitäts- und Musealbibliotheken der Welt,
dazu die Namen der hervorragendsten Forscher der Gegenwart, die
zu den fuhrenden Geistern zählen. Mit Stolz aber hebe ich hervor,
daß sich eine Reihe der tüchtigsten Kenner des Geschlechtslebens
als Mitarbeiter angemeldet haben und daß ich nur durch dieses
Unternehmen in Beziehung zu Reiskel getreten bin, der uns durch
seine Beherrschung des Forschungsgebietes und seine soziale Stellung
ein wertvoller Mitarbeiter ist. Während des Druckes kam mir auch
die erfreuliche Nachricht zu, daß der Geh. Medizinalrat, Professor
Dr.
Eulenburg und der Professor Dr. Karl von den Steinen, Direktor
am Museum för Völkerkunde in Berlin dem Redaktionsausschusse
der Anthropophytie beigetreten sind. Alle gegen uns geschleuderten
Beleidigungen fallen auf die zurück, von denen sie ausgehen.
Nicht minder bezeichnend für den Absender als die Antwort
des Prof, Weiß in Freising ist die des Dr. Lubosch in Jena,
der sich also vernehmen ließ:
Jena, 4. II. 1905.
An die Deutsche Verlagsaktiengesellschaft zu Leipzig.
Sie haben mir die gedruckte Aufforderung zum Ankauf
zweier , Werke4 zuzusenden sich erlaubt, die ich für
meine
Person als »wissenschaftliche* nicht anzusehen vermag, vielmehr
lediglich als schmutzige, pikante Lektüre. Nicht weil ich
persönlich daran Schaden nehme, sondern gegen die Unter-
stellung, daß mir durch Zusendung derartigen Schmutzes
ein Dienst erwiesen werde, protestiere ich als Lehrer an einer
deutschen Hochschule energisch gegen Ihr Unternehmen und
verbitte mir für die Zukunft jeden Versuch, pseudowissen-
schaftlichen Schmutz in mein Haus einzuführen.
Die mir gesandten Drucksachen werde ich an den Vor-
stand des , Volksbund zur Bekämpfung des Schmutzes in Wort
und Bild1 in Berlin weitergeben.
Dr. med. W. Lubosch,
Privatdozent fur Anatomie a. d. Universität Jena.
Ob der Privatdozent Dr. L. die Anthropophytie versteht, wenn
er den Band liest, weiß ich nicht, aber sein Brief beweist klar, daß
er nichts weniger als wissenschaftlich denkt so wenig wie Prof.
Weiß; auch er sah blos den Prospekt vor sich, der einen Auszug
VI
Vorwort
aus meinem Vorwort enthält, das vor der Drucklegung vierund-
zwanzig bedeutende Gelehrte begutachtet und gebilligt hatten. Die
wenigen Sätze des Prospektes umreißen nur den Zweck des Unter-
nehmens, zwar kurz, doch fur einen Denker genügend klar. Ein Dr. L.
entscheidet aber gleich ohne Besinnen, das wäre Pseudowissenschaft,
erschauert in seiner Sittlichkeit und ruft nach dem Staatsanwalt, um
ehrliche Forscher zu beleidigen und in ihrer Ehre zu kränken.
Wäre es ihm gelungen, seine Absicht durchzuführen, das heißt,
wären ihm deutsche Richter zu Willen gewesen, so müßten jetzt
neun deutsche Forscher fur seine törichte Angeberei büßen.
Wenn ein armseliger Chrowot aus dem Walde von Śkrabutnik
oder DrliŚ durch irgend einen Zufall in einen Seziersaal hinein-
geriete und einen Anatomen einen Leichnam zerstückeln sähe, so
würde er über den vermeintlichen Leichenschänder wütend her-
fallen, ihn schlagen und durch die Straßen vors Gericht zerren.
Den Chrowoten in seiner Herzenseinfalt begriffe ich, denn erstens
wollte er der Seele des Verstorbenen Ruhe und sich durch die
Beschützung des leblosen Leibes einen Gönner an der irrenden
Seele verschaffen. Der Chrowot würde von seinem Glaubensstand-
punkte aus sittlich handeln und das Gericht müßte ihn frei-
sprechen. Einer gleich mild nachsichtigen Beurteilung kann aber
unmöglich die Anzeige eines Dr. Lubosch teilhaftig werden. Als
Anatom von Beruf müßte Dr. Lubosch soviel Bildung besitzen,
um die redliche Arbeit von Gelehrten, die sich wie meine Mit-
redakteure in der wissenschaftlichen Welt des besten Rufes erfreuen,
von der unnützen Tätigkeit von Pornographen zu unterscheiden.
Darum ist Dr. Luboschs Vorgehen beklagenswert für die Universität,
an der er doziert.
Gilt das Angeben schon im gewöhnlichen bürgerlichen Leben
als anstößig, um wieviel peinlicher wirkt es, wenn es von einem
Mitglied der höher gebildeten Stände geübt wird, erstens, wenn es
sich um rein wissenschaftliche Fragen handelt, die vor kein anderes
Tribunal als das der Forschung gehören und zweitens, wenn es von
einem Lehrer der Anatomie ausgeht. In unserem Falle muß es sich
jeder Anatom vor Augen halten, daß es noch garnicht so lange
her ist, wo sich Krethi und Plethi anmaßten, über die Anatomen
zu Gericht sitzen zu dürfen und sich heiß bemühten, deren Forsch-
ungen durch Erzielung eines Verbotes der Vivisektion zu unter-
binden. In diesem Kampf um die wissenschaftliche Daseinberechtig-
ung waren es Ethnologen, wie z. B. Bastian und Friedrich von
Vorwort
VII
Hellwald, die für die Notwendigkeit der Vivisektion eintraten und
den Anatomen hilfreich beistanden. Was H ell w aid im Jahre 1879
gegen eine mit Recht jetzt der Vergessenheit anheimgefallene Schrift
Ernst von Webers vorbrachte, das trifft auch beinahe wörtlich
zum Schutz unseres Unternehmens zu und ich will Hellwalds Aus-
führungen im Auszug hier wiederholen. Weber erwarb sich als
Ethnograph und Nationalökonom namhafte Verdienste und er kämpfte
offen und ehrlich fur seine subjektive Überzeugung als Tierfreund
und vielleicht auch aus Religiosität. Nie und nimmer hätte er es
übers Herz gebracht, friedliebende gelehrte Forscher als unsitt-
liche Menschen hinzustellen. Von Dr. Luboschs Verdiensten um
die Wissenschaft konnte ich leider bis jetzt nichts erkunden. In
Wiener Gelehrtenkreisen kennt man ihn nicht. Es sollen hier zu
seiner Belehrung und der von Leuten seinesgleichen die Bemerkungen
Hellwalds folgen:
„Was ist das Wesen der Wissenschaft? muß man zunächst sich
fragen. Offenbar nichts anderes als der Durst nach Erkenntnis;
Erkenntnis ist aber objektive Wahrheit. Wissenschaftliche Forschung
ist also nichts anderes als Ermittlung der objektiven Wahrheit. Da-
mit ist zugleich ausgesprochen, daß die Wissenschaft keinen anderen
Zweck, keine andere Aufgabe zu verfolgen hat, als nach der ob-
jektiven Wahrheit zu forschen, ganz gleichgiltig, wem diese schließ-
lich zu gute komme, welcher Gebrauch oder — wenn man will —
Mißbrauch davon gemacht werde. Dieses innerste, ureigentliche
Wesen wird aber völlig aufgehoben, in seinem Kerne zerstört, wenn
irgend welche sonstige Anforderung, und wäre es die edelste und
hehrste, an sie gestellt wird, wenn z. B. gesagt wird: ,die Wissen-
schaft soll nicht, darf nicht unsittlich sein'; dies tut z. B. Herr
Ernst
von Weber, dem wir ein treffliches Buch über seinen vierjährigen
Aufenthalt in Südafrika verdanken, und der kürzlich mit einer Flug-
schrift1) vor das Publikum getreten ist, in welcher er
die bei den
modern gewordenen Vivisektionen begangenen scheußlichen Greuel
bloßlegt. Mit seiner Schrift will ich mich heute eingehender
befassen.
Was wir dagegen nicht anzuerkennen imstande sind, ist, daß
die Freiheit der Wissenschaft ihre Grenzen überall da haben müsse,
wo sie mit einem unbedingt höheren Prinzipe, dem Moralprinzipe,
feindlich zusammenstößt; Herr v. Weber tritt der Meinung entgegen,
1) Die Folterkammer der Wissenschaft. Eine Sammlung von
Tatsachen fUr das
Laienpublikum von Ernst von Weber. Fünfte, sehr vermehrte Auflage.
Berlin und
Leipzig, Hugo Voigt. 1879. 8°.
vin
Vorwort,
daß die Wissenschaft Selbstzweck sei und bekennt sich zu dem
Satze des dänischen Bischofs Dr. Wartesen: ,Alles Wissen muß
doch zuletzt im Dienste des Humanitätszwecks stehen*. Nun frage
ich: was ist denn eigentlich der .Humanitätszweck', dem man die
Wissenschaft, d. h. die Erkenntnis der objektiven Wahrheit unter-
ordnen will? Vermag irgend wer hierauf eine positive Antwort zu
erteilen? Offenbar ist darunter die Veredlung unseres Geschlechts
zu verstehen; ist diese aber ein feststehender Begriff? Wurde sie
nicht zu allen Zeiten verschieden aufgefaßt, und haben wir die ge-
ringste Ahnung davon, wie künftige Generationen sie auffassen
werden? Glaubt man im Ernst, daß die Menschen des zwölften
und dreizehnten Jahrhunderts, auf die wir wie auf Barbaren herab-
blicken, sich nicht für veredelter, gesitteter, kurz für besser
hielten,
als ihre Vorfahren? Tun wir dies nicht auch und sind wir dessen
so ganz sicher, daß wir nicht auch dereinst trotz unserer heutigen
sogenannten Humanitätsbestrebungen Barbaren gescholten werden f-
Wahrscheinlich eher ja, denn nein. Will man aber wissen, was der
Zukunft das Recht zu solchem Urteile geben werde, so kann man
es jetzt schon mit Zuversicht verkünden: nichts als ihre ver-
mehrte Erkenntnis der objektiven Wahrheit! Gebe man sich
doch keiner Täuschung hin: was uns zu dem Glauben bringt, wir
seien veredelter, besser als alle Menschen der Vergangenheit, ist
nichts als unsere höhere Kenntnis objektiver Wahrheiten, kurz unsere
früher niemals erreichte Wissenshöhe. Der Kulturmensch der Gegen-
wart wird immer noch in gewissem Sinne ebenso als Bestie geboren^
wie die Menschen vor Tausenden von Jahren, wie die Millionen,
welche heute noch aus dem Zauberkreise unserer Gesittung verbannt
sind. Wie sie werden wir von den gleichen Instinkten geleitet, von
den gleichen Leidenschaften verzehrt, die Tugenden, welche uns
schmücken, sind ihnen nicht fremd, die Gesittung hat keine mensch-
liche Eigenschaft geboren, die nicht auch im Barbaren wohnte, sie
hat aber Ideen erzeugt und damit alle Verhältniszahlen zu unseren
Gunsten verschoben. Wir legen unserer Natur Zügel an, pflegen
alle Eigenschaften, welche das Gemeinwohl fördern, unterdrücken
nach Kräften jene, die ihm schädlich sind, nennen jene Tugenden,,
diese Laster und schaffen uns einen idealen Maßstab fur beide, die
Sittlichkeit Alles dieses war möglich einzig und allein infolge der
Vermehrung unseres Wissens, und es ist angesichts der ganzen
menschlichen Kulturentwicklung garnicht zu bestreiten, daß jene
Völker die gesittetsten, edelsten und sittlichsten sind, deren
Wissensr
Vorwort
IX
und Erkenntnisschatz am reichsten ist. Man braucht wahrlich nicht
auf die so mannigfach abgestuften Halbkultur- und Naturvölker hin-
zuweisen, die Herr v. Weber kennen zu lernen ja genügende Ge-
legenheit gehabt hat, um den Satz zu erhärten, daß die Veredelung
der Menschen der wachsenden Bildung auf dem Fuß folgt. Was
wir aber als Bildung bezeichnen, entquillt wiederum in erster Linie
dem jeweiligen Borne unserer Erkenntnis der Wahrheit, wäre ohne
diese einfach unmöglich. Auf welche Weise diese Wahrheitserkenntnis
erworben ward, ist an sich völlig nebensächlich, denn die Wahrheit
wird dadurch nicht mehr oder weniger wahr, daß wir sie auf lauterem
oder unlauterem Wege entdeckten. Die Wahrheit ist eben einfach
nichts als wahr, hat auch nichts anderes zu sein, und ein ganz
gleiches
Los teilt die Wissenschaft; wie die Wahrheit, deren Erkenntnis sie
ist, kann sie an sich weder sittlich noch unsittlich sein, vielmehr
ist
sie selbst die Quelle, auf welche jetzt, wie in aller Vergangenheit
und in aller Zukunft der jeweilige Begriff der Sittlichkeit zurück-
zufuhren ist. Wer die Kulturgeschichte gewesener Zeiten durch-
mustert, wer in unseren Tagen von Volk zu Volk wandert, um den
Wert von ,gut' und ,böse* zu bemessen, hat es längst erfahren, daß
er da mit zwei Münzen handelt, welche Menschen und Zeiten zu
sehr verschiedenem Feingehalte ausprägen, oft so verschieden, daß
sie miteinander verwechselt werden. Das auf die jeweiligen An-
schauungen von Gut und Böse gegründete sogenannte Sittengesetz
ist an sich gar nichts Fundamentales, sondern nur eine künstliche
Linie, welche vorschreibt, wie etwas, das dem natürlichen Begriff
nicht entsprechend ist, sein müßte. Und solch überaus schwankendem
Maßstabe soll die Wissenschaft sich unterordnen? Das hieße mit
anderen Worten verlangen, es solle die Quelle des Flusses wegen
statt der Fluß der Quelle halber da sein; dahin vermag ich Herrn
v. Weber nicht zu folgen und verwerfe daher entschieden seinen
durch die Zeitverhältnisse freilich sehr beliebt gewordenen Satz,
,daß
die Sittlichkeit und die öffentliche Moral die höchsten Güter der
Nation, daß alle übrigen Ziele geistiger Vervollkommnung nur Güter
zweiten Ranges seien', weil ich darin blos eine Verkennung und Ver-
kebrung des wirklichen Tatbestandes erkennen kann. Nachdem
ich schon oben meine volle Übereinstimmung mit den praktischen
Zielen Herrn v. Webers ausgesprochen, sollen die nachstehenden
Erörterungen keineswegs Polemik sein, sondern es liegt mir blos
daran, zu zeigen, zu welchen Folgerungen die im Konkreten richtigen
Sätze bei ihrer Verallgemeinerung fuhren müßten.
X Vorwort
In der Tat ist eine prinzipielle Unterordnung der Wissenschaft
unter das Sittengesetz, das durch sie begründet wird, einfach un-
denkbar, und wenn Herr v. Weber ausruft: ,Welcher Lehrer der
Philosophie und Moral, der Religion und Ethik hat je den Satz als
znlässig erkannt, daß der Zweck die Mittel heilige?', so kann man
getrost erwidern: kein Lehrer der Philosophie und der Moral, der
Religion und Ethik hat dies getan, wohl aber tritt die ganze Welt-
geschichte den Beweis der Wahrheit für diesen unsittlichen Satz an.
Er drückt eben ein rohes Naturgesetz aus, und wenn das Sitten-
gesetz zu diesem in Widerspruch sich setzt, so wird kein
Vernünftiger
sich wundern, daß dem ersteren, nicht dem letzteren der Sieg ver-
bleibt; denn das Naturgesetz ist am Ende allemal stärker als ein
menschliches Machwerk wie das Sittengesetz. Dieses kann daher
auch die Wissenschaft als solche nimmer binden. Will nicht sie
und mit ihr das gesamte Kulturniveau sinken, so muß die Forschung
und die Lehre ihrer Ergebnisse — lauten sie wie immer — frei
bleiben, völlig frei von jeglicher Fessel. Was man heute verlangt,
läuft auf weiter nicht hinaus als auf die Bevormundung der Wissen-
schaft, wie sie in den sogenannten jfinsteren* Zeiten des
Mittelalters
durch die Kirche im Schwange war. Heute können wir kein Ge-
schichtsbuch aufschlagen, ohne darin lange Tiraden gegen die In-
toleranz und systematische Volksverdummung zu lesen, wie sie die
Kirche in früheren Jahrhunderten übte: man merkt aber nicht, daß
man jetzt im Namen des Sittengesetzes genau das Nämliche fordert,
was einstens die Kirche verlangte. Glaubt man, daß der Druck des
Sittengesetzes weniger auf der Wissenschaft lasten werde als jener
der Kirche? Handschellen bleiben Handschellen, ob sie von diesem
oder jenem angelegt werden. Und dann, wo liegt die Grenze, an
welcher die Forderungen des Sittengesetzes Halt machen werden?
Ist diese etwa wirklich unverrückbar? Wird sie nicht heute diese,
morgen jene und übermorgen noch eine andere sein? Und wird
diese wechselnde Grenze, deren Festhalten nicht mehr im Belieben
der Wissenschaft, des leidenden Teiles, stünde, nicht sehr leicht
auch
immer eine engere werden? Die Kirche, welche die Fackel der
Wissenschaft scheute, hatte ihre Inquisition, ihre Scheiterhaufen;
in
unserem Zeitalter, welches die Wohltaten der Aufklärung preist,
rufen ängstliche Gemüter, von der Sonne der Wissenschaft ge-
blendet, ein noch weit schlimmeres moralisches ,Steiniget ihn!*,
wenn nicht gar nach dem Staatsanwälte, Die Wahl tut Einem
wahrhaftig wehe.
Vorwort.
XI
Daß dem so ist im deutschen Volke, das so gern das ,Volk der
Denker* sich schmeicheln läßt, ist tief beklagenswert, aber leider
wahr. Wer die seit kurzer Zeit die Oberhand gewinnende geistige
Strömung — man könnte das Datum ihrer Geburt bezeichnen —
in Deutschland aufmerksam beobachtet hat, kann darüber keinen
Zweifel hegen und muß darin bekümmerten Herzens den Beginn
eines — man verzeihe das harte Wort — geistigen Bankerotts er-
blicken, über den die inneren und auswärtigen Feinde des Reiches
zu jubeln alle Ursache haben."
Gegen solche Anschauungen, die sich in den angeführten
Äußerungen eines Weiß und Lubosch breit machen, nahm
schon Dr. Albert Herrn. Post, einer der Begründer unserer
Disziplin, in einem Aufsatze »Ethnologische Gedanken11)
Stellung und
bemerkte unter anderem: ,Anstatt das Völkerleben am Maßstabe der
individuellen Vernunft zu messen, mißt der Ethnologe seine eigene
Vernunft an den Empfindungen, Gefühlen und Gedanken, die im
Völkerleben zum Ausdruck gelangt sind. Anstatt durch seine Ver-
nunft die Völker zu belehren, lernt er von ihnen, um sich selbst zu
erkennen. Anstatt vom Katheder der individuellen Vernunft aus
den Glauben eines Volkes fur Aberglauben, seine Sitten für Unsitten
zu erklären, sind ihm Glaube und Sitte der Völker die geheimnis-
vollen Offenbarungen des Geistes der Menschheit, dessen wunder-
bares Schaffen er in der eigenen Seele nicht mehr ergründen, sondern
höchstens in weihevollen Stunden ahnend empfinden kann.
Diese veränderte Betrachtungsweise des Volkslebens fuhrt dann
wieder zu der Konsequenz, daß der Ethnologe überhaupt nicht mehr
danach fragt, ob irgend eine Volkssitte, irgend eine Volksanschauung
gut, wahr, schön, zweckmäßig ist, sondern nur danach, ob sie vor-
handen ist und welche Ursachen sie hat. Es ergibt sich dies un-
mittelbar aus der naturwissenschaftlichen Betrachtung des Volks-
lebens. Ein Naturforscher wird sich nicht damit beschäftigen, dar-
über nachzudenken, ob die Welt etwa bisher gar nicht da wäre oder
ob sie bisher anders wäre, sondern für ihn ist die Welt etwas Ge-
gebenes, welches er soweit als möglich auf seine Ursachen unter-
sucht. Diese Anschauungsweise hat der Ethnologe auch in bezug
auf die Erscheinungen des Volkslebens. Die Sitten und Anschauungen
i) Globus 1891, Nr. 19, S. 289 fr.
XII
Vorwort.
eines Volkes sind ihm ganz in der gleichen Weise ein
wissenschaft-
liches Beobachtungsobjekt, wie es die Pflanzen für den Botaniker
und die Tiere fur den Zoologen sind. Die individuelle Wertschätzung
einer Volkssitte oder einer Volksanschauung liegt ganz außerhalb
seiner wissenschaftlichen Aufgabe. Er übt sie wie jeder andere
Mensch, persönlich, soweit er selbst treibendes, von den seelischen
Vorgängen des Volkslebens beeinflußtes Individuum ist; aber sie
liegt außerhalb seiner Tätigkeit als Ethnologe. Diese Grundanschau-
ungen lassen den Ethnologen auch die praktischen Gebiete unseres
Volkslebens in einem wesentlich anderen Lichte als in denen sie
Beobachtern erscheinen, welche sie nach den in den bisherigen
Sozialwissenschaften üblichen Grundsätzen betrachten.'
Die individuelle Wertschätzung ist ein ganz schwankender Faktor,
welcher jede streng wissenschaftliche Behandlung des ethnologischen
Gebietes unmöglich macht. Sittliche Entrüstung darüber, daß ein
Volk ehelos lebt, daß es dem Kannibalismus huldigt, daß es
Menschenopfer bringt, daß es seine Verbrecher spießt oder rädert
oder seine Hexen und Zauberer verbrennt, trägt gar nichts zur
Lösung ethnologischer Probleme bei; sie verwirrt nur den Kausal-
zusammenhang der ethnischen Erscheinungen, dem der Ethnologe
mit dem kalten Auge eines Anatomen nachzuspüren berufen ist1,
sagt A. H. Post auf S. 33 seiner Einleitung in das Studium der
ethnologischen Jurisprudenz.
Zu Prof. Weiß in Freising und dem Dozenten Dr. Lubosch
in Jena gesellte sich als dritter im Bunde ein Unbekannter in Köln,
der sich durch Vermittlung einer dortigen Buchhandlung das mit
der Zahl 130 versehene Exemplar der Anthropophytie zu ver-
schaffen wußte. Im Bewußtsein, daß das Angeben eine verwerfliche
Handlungsweise ist, hüllte er Namen und Stand in strengstes Ge-
heimnis und zeigte mich unmittelbar bei der kgl. Staatsanwaltschaft
in Leipzig an, der er sein Exemplar einsandte. Von weiteren
Anzeigen erfuhr ich nichts. Daraus geht deutlich hervor, daß der
Abgeordnete Heine mit seiner Behauptung, der Normalmensch
wäre bei uns der Denunziant, im Unrecht ist, soweit nämlich Männer
der Wissenschaft in Betracht kommen.
Vorwort
XIII
Welcher freundlichen Aufrahme unser Unternehmen in der
wissenschaftlichen Welt begegnet, bezeugen auch die in angesehen-
sten Fachzeitschriften erschienenen Besprechungen, von denen wir
eine Auswahl diesem Bande zum Schluß beifugen. Wir können mit
Stolz auch darauf verweisen, daß bereits namhafte Forscher in ihren
neuesten Schriften das im ersten Bande unserer Anthropophytie dar-
gebotene Material erfolgreich zu verwerten beginnen. Diese ein-
fachen, doch sicheren Ermittelungen räumen schon an und fur sich
mit einem Wust von Scheinwissen auf, mit dem man bisher in
Ermanglung anderweitiger Behelfe wirtschaften mußte. An zwei
Beispielen will ich das hier gleich veranschaulichen.
Wie verschieden die Anschauungen verschiedener touristischer
Forschungsreisender ausfeilen, die mk Sprache, Sitte und Brauch
eines fremden Volkes wenig oder garnicht vertraut sind, mögen
zwei Beispiele erweisen, damit man daraus den ungeheuren Unter-
schied einerseits zwischen ihnen und andererseits zwischen unseren
folkloristischen, wissenschaftlicher Forschtmgsweiee gemäßen Er-
mittlungen erkenne. Jene zeigen sich als Neuigkeitkrämer und
Moralisten, wir dagegen als völlig unbefangene, parteilose Beob-
achter, die wir einen wahrhaft tiefen Einblick in das menschliche
Geftihlleben und in dessen versteckteste Anreize vermitteln. Jene
befriedigen die Neugier gelangweilter Leser, wir streben die Förde-
rung der Erkenntnisse an, um Forscher zu weiteren, erfolgreichen
Untersuchungen anzuregen. Der arabische Geograph Al-Bekri (im
XI. Jahrhundert) schreibt: „Die Frauen der Slaven, nachdem sie in
die Ehe getreten sind, brechen die Ehe nicht. Liebt aber die Jung-
frau jemand, so geht sie zu ihm hin und befriedigt bei ihm ihre
Leidenschaft. Und wenn der Mann heiratet und seine Frau jung-
fräulich findet, so sagt er ihr: ,Wäre an dir etwas Gutes, so hätten
die Männer dich geliebt und du hättest jemand gewählt, der dich
deiner Jungfräulichkeit beraubt hätte!1 Dann verjagt er
sie und
sagt ihr ab,"
Freiherr von H eifert, der offizielle Historiker, Ethnograph,
und Kulturhistoriker Österreichs, schreibt in seinem Buche bos-
nisches' (Wien 1879, wiederholt im ,Ausland', Bd. LH, 1879, S. 413):
,Das südslavische Weib ist züchtig und sittsam. Wenn in den
nördlichen Alpenländern das Mutterwerden vor dem Frauenwerden
gar nicht so selten, in manchen Gegenden sogar gäng und gebe ist,
so kommt etwas dergleichen bei den Südslaven fast nie vor. Auch
bei den Dalmatinerinnen gehören uneheliche Geburten und gar
XIV
Vorwort
Kindesmord zu den seltensten Fällen. Die Volkssitte war in diesen
Punkten unerbittlich. Ebenso steht es mit dem Ehebruch, der in
den schwarzen Bergen ein fast unbekanntes Ding ist.'
Die Angaben des Arabers sind für uns wertlos, weil sie geo-
graphisch und national völlig unbestimmbar sind, die des Freiherrn
von Helfert lassen dagegen an geographischer und nationaler Be-
stimmtheit nichts zu wünschen übrig; sie besagen aber trotzdem
nichts, weil sie nicht mit den tatsächlichen Erscheinungen des
Volks-
lebens im Einklang stehen, dessen unmittelbare Wirklichkeit uns die
eigenen Erzählungen der Bauern und Bäuerinnen offenbaren.
Wir heben im vorliegenden Bande mit der Veröffentlichung
deutscher Volksüberlieferungen an. Es unterliegt keinem Zweifel, daß
auch sie alsbald eine Überprüfung mancher eingewurzelter Schul-
meinungen über unser Volkstum einleiten werden. Wir haben allen
Grund, uns dessen zu freuen, denn wir werden so der Wahrheit
näher kommen, jener Wahrheit, deren Erkenntnis die Wissenschaft
vom Menschen und auch das Wohl der Menschen fordert.
Wien, am 22. August 1905.
Dr. Friedrich S. Krauss.
Inhalt
Seite
Vorwort.......................... ІП
Die Anthropophyteia im Sprachgebrauch der Völker.
Idioücon viennense eroticum von KarlReiskel............ і
Beiträge zum erotischen Lexikon der Deutschen in Nordböhmen
von Josef
Schwaab . . . . /................... 14
Zum Sprachschatz muslimischer Zigeuner in Serbien von Dr.
Trgjić..... 17
Eine Auslese von erotischen Wörtern und von Kraftausdrücken
der Berliner Mund-
art von Karl Reiskel................... 19
Volkswitz in Rätseln.
Rätsel und Rätselfragen niederösterreichischer Stadtleute.
Mitgeteilt von Dr. F. S.
Krauss und K, Reiskel.................. 26
Beiträge zur Sprichwörterforschung.
Sprichwörter und sprichwörtliche Redensarten Deutscher in
Niederösterreich. Ge-
sammelt von Dr. F. S. Krauss und K. Reiskel.......... 61
Der Nachruf in der Erotik. Von Dr. F. S. Krauss und K. Reiskel
mitgeteilt 67
Deutsche Volkslieder.
Erotische Lieder aus Österreich mitgeteilt von Dr. E. K. Blüm
ml, Dr. F. S. Krauss
und K. Reiskel...................... 70
Schnadahüpfeln und Graseltäoze mitgeteilt von Karl
Reiskel....... 117
Spanische Romanzen mitgeteilt von Karl Reiskel........... 122
Magyarische Reigentanzlieder aus der Groß wardein er Gegend
von Julius Fohn. 125
Erzählungen muslimischer Zigeuner aus dem Moravagebiete in Serbien.
Mitgeteilt
von Dr. Trgjić...................... 154
Heanzische Schwanke von R. J. Bunker in ödenburg.......... 173
Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
wurden. Mitgeteilt von
Dr. F. S. Krauss und Karl Reiskel.............. 195
Scongrari, Invocazioni e Preghiere del popolo siciliano,
raccolte da G. Pitre. . 240
Elsässische Erotik von W. G.................... *49
XVI
Inhalt
Südslavische Volksüberlieferungen, die sich auf den Ge-
schlechtsverkehr beziehen. Gesammelt, verdeutscht und erläutert von
Dr. Friedrich S. Krause. (Fortsetzung des ersten Bandes).
Seite
XX. Von Personen, die ihres Berufes wegen den Geschlechtstrieb
bekämpfen
müssen........................264
XXI. Nekrophilie.......................390
XXII. Vom Mißbrauch des Afters von Männer und
Frauen........392
-Geschlechtliche Verbildungen. Eine Umfrage von Krauss und
Reiskel . . . 440
Der Grumus merdae der Einbrecher. Eine Umfrage von Dr. jur.
Albert Hellwig 442
Der Geruchsinn in der Vita sexualis. Eine Umfrage von Dr. Iwan
Bloch (Berlin) 445
Liebeszauber der Völker. Eine Umfrage von William
Godelück..... 448
Vom Büchertische....................... 449
Rezensionen......................... 4*>9
Von unseren Preziösen..................... 479
Druckfehlerverzeichnis.
'S. 4 Zeile 6 von unten lies Paphos statt Saphos,
S. 6 Spalte 2 bei Bauchlackieren lies interrup-rus.
S. 12 Spalte 2 bei Tschechen lies Trinken statt Trinker.
S. 19 Zeile 2 von unten. Entfallt Rede.
S. 20 Spalte 2 Zeile 3 von unten lies Schulzens statt
Lehmanns.
S. 21 Spalte in Zeile von oben „Mal" einzuschalten.
S. 24 Spalte і Zeile 3 von unten nach jondeln einzuschalten:
in meiner Droschke.
S. 71 f. blieb infolge eines Versehens einiges weg. Es soll
nach K. Sotolar heißen:
Nr. І7, i8, 20, 22, 40, 127. Vn, XXVII, XXIX, XXX, XLV und nach K.
Lieb-
leitner Nr. XI—XVIII.
:S. 105 Str. 3 Z. 4 ist „za" in „za" zu verbessern.
Die Anthropophyteia im Sprachgebrauch der Völker.
L Idioticon Yienneiise eroticum.
Das erotische Idiotikon der wienerischen Mundart soll kein grund-
legendes Werk sein, das auf Vollständigkeit Anspruch macht, sondern
nur der Versuch zu einem Idiotikon. Es verdankt sein Entstehen einer
freundschaftlichen Anregung des Doktors Friedrich S. Krauss.
Fast alle Völker haben eine Ädöologie, einen Schatz von
erotischen
oder obszönen Wörtern für den Geschlechtsverkehr und die
Geschlechts-
teile und sonstige Körperteile, die im Geschlechtsleben eine Rolle
spielen. Die erotischen oder obszönen Wörter der verschiedenen
Sprachen haben alle etwas Charakteristisches, indem sie zumeist ge-
lungene Metaphern, treffende Bilder, malerische Ausdrücke sind, die
auch zugleich sehr derb klingen.
In der Bibliographie sind erotische Wörterbücher der lateinischen
und der französischen Sprache bekannt. Es sind dies in der lateini-
schen Sprache:
1. Glossarium eroticum linguae latinae, sive theogoniae, legum et
morum nuptialium apud Romanos explanatio nova; auct P. P. (P.
Pierrugues) Parisis, Dondey-Dupré, 1826, gr. in 8° de 35 feuilles.1)
Der von G Rambach im Jahre 1833 bei Paul Neflf in Stuttgart
herausgegebene Thesaurus ftroticus linguae latinae soll nach Jules
Gays
Bibliographie eine Reproduktion des Glossarium von Pierrugues sein.2)
2. Dictionnaire erotique latin français, par Nicolas Blondeau,
avocat
au Parlament; édité pour la première fois sur le manuscrit original
avec Notes et Additions de Fr. Noël, inspecteur général de TUni-
1) Siehe die Bibliographie des ouvrages relatifs à
l'amour, aux femmes et au mariage
et des livres facétieux pantagruéliques, scatalogiques, satyriques
etc. par Mr. le C. D'J***
(Jules Gay). Quatrième Edition entièrement refondue, augmentée et
mise à jour par J. Le-
monnyer 4 Volumes, 1894, 1897, 1899, 1900. Paris et Lille. Stéphane
Becour, libraire.
2 Band. Spalte 413.
2) Siehe Jules Gay, Bibliographie, 2. Band, Spalte 413.
Kraust! Anthropophyteia. П. 1
2
Idioticon viennense eroticum.
versité, précédé d'un Essai sur la langue erotique, par Alcide
Bon-
neau. Paris, J. Liseux 1885 in 80.1) Diesen
Werken muß noch das
folgende angereiht werden, das über die Erotik der Alten und ihre
erptischen Ausdrücke interessante Aufschlüsse gibt: Manuel d'éro-
tologie classique (De figuris Veneris), texte latin et traduction
litté-
rale par le traducteur des Dialogues de Luisa Sigaea (Liseux 1882),
2 Vol. in 8°.2)
Der Autor dieses Buches ist Friedrich Karl Forberg (1770—1848),
ein Schüler und Mitarbeiter Fichtes. Dieses Handbuch ist die voll-
ständigste und systematischeste erotische Anthologie, wozu Forberg
die alten griechischen und lateinischen Schriften und verschiedene
andere Werke benutzte. Er gab das Werk »Antonio Panormitae
Hermaphroditus, primus in Germania edidit et Apophoreta adjecit
Frider. Caroli Forbergius. Coburgi, sumtibus Meuseliorium, 1824 in
8°'
heraus, und die Apophoreta wurden von Alcide Bonneau aus dem
Lateinischen ins Französische übersetzt und als Manuel d'érotologie
classique herausgegeben.3) Es gibt auch eine englische
Übersetzung,
The manual of classical erotology by F. C. Forberg. Printed for pri-
vate Circulation 1887, VII—178 pp. in 8° (Paris). Es fehlt jedoch
der
lateinische Text und sie hat daher nicht den Wert der französischen
Ausgabe. Beide Ausgaben sind als Privatdruck erschienen und sehr
selten geworden.
Im Französischen weist die Bibliographie folgende erotische
Wörter-
bücher auf:
1. Dictionnaire françois, contenant les mots et les choses, par
Richelet
Genève, J. H. Widerhold (impr. du château de Dullier, au pays de
Vaud), 1680, 2 vol. in 40 de 500 et 650 p. à 2 col.4)
2. Dictionnaire d'amour dans lequel on trouvera l'explication des
termes
les plus usités dans cette langue, par ф% (Dreux du
Radier). Osna-
brück, La Haye et Paris 1741 in 12°.6)
3. Dictionnaire d'amour par le berger Sylvain (Sylvain Maréchal).
Etrennes pour l'année 1789, à Gnide et à Paris, 1788, 2 parties in
18, avec front gravé. Edition, format et papier des cazins.6)
1) Siehe Jules Gay, Bibliographie. 1. Band. Spalte 908.
2) Siehe Jules Gay, Bibliographie. 3. Band. Spalte 23
und 24.
3) Siehe Curiosa. Essais critiques de Littérature
ancienne ignorée ou mal connue
par Alcide Bonneau. Paris. Liseux 1887. Seite 175—182.
4) Siehe Jules Gay, Bibliographie. I. Band. Spalte 910.
5) Siehe Jules Gay, Bibliographie. 1. Band. Spalte 907.
Idioticon riennense eroticum«
З
4. Dictionnaire d'amour, par Girard de Propiac, Paris, Chaumerot
1807,
1808, 1820, 1827, 1835, à 12 fig.1)
5. Dictionnaire comique, satirique, critique, burlesque, libre et
proverbial
par Philibert Leroux. Amsterdam, Lecire 1718 in 8°. (Erste Aus-
gabe.2))
6. Glossaire erotique de la langue française, depuis son origine
jusqu'à
nos jours, contenant l'explication de tous les mots consacrés à
l'amour
par Louis Des Landes. Bruxelles, 1861 in 120. de XII—396
p.3)
Der Name des Des Landes ist ein Pseudonym fur M. Scheler,
Bibliothekar des belgischen Königs, Die Grundlage zu diesem Werke
bilden die Erotica verba, die von de l'Aulnaye in seinen Ausgaben
der Werke von Rabelais zusammengestellt sind.
7. Dictionnaire erotique moderne, par un professeur de langue
verte
(par Alfred Delvau). Freetown, imprimeur de la Bibliomaniac So-
ciety (Bruxelles, Mertens pour J. Gay). 1864, pet in 120
de XIV—
319 p. Frontispice à Геаи-forte de Félicien Rops. (Erste Ausgabe.4))
8. Le petit citateur. Notes erotiques et pornographiques. Recueil
de
mots et d'expressions anciens et modernes, sur les choses de
l'amour etc. pour servir de complément au dictionnaire erotique
du professeur de langue verte, par J. Ch. (Jules Choux), bachelier
des
mauvaises langues. Paphos (Bruxelles) in 8°, tiré à 300 exemplaires.5)
Der Dictionnaire pornographique ancien et moderne, pour servir
de complément au dictionnaire erotique moderne ist ein Nachdruck
vom petit citateur. (Siehe Gay, Bibliographie, 1. Band, Spalte 911).
Im Englischen weist die Bibliographie keine speziellen erotischen
Wörterbücher auf; denn in dem umfang- und inhaltreichen Werke
von Pisanus Fraxi, Index librorum prohibitorum (40 pp.
LXXVI
und 535. London, Privately Printed, 1877), Centuria librorum ab-
sconditorum (40. pp. LX u. 593. London, Privately
Printed, 1879) und
Catena librorum tacendorum (40. pp. LVII u. 596. London,
Privately
Printed, 1885) sind keine erotische Wörterbücher oder dergleichen
an-
geführt oder erwähnt und auch die Bibliotheca Arcana, Seu Catalogue
Librorum Penetralium; being Brief Notices of Books that have been
secretly printed, prohibited by Law, seized, anathematized, burnt or
1) Siehe Jules Gay, Bibliographie. 1. Band. Spalte 907.
2) Siehe Jules Gay, Bibliographie. 1. Band. Spalte 906.
3) Siehe Jules Gay, Bibliographie. 2. Band. Spalte 413.
4) Siehe Jules Gay, Bibliographie. 1. Baad. Spalte 909
u. 910 und siehe das Bild
in E. Fuchs, das erotische Element in der Karikatur. Berlin 1904.
Seite 234.
5) Siehe Jules Gay, Bibliographie. 3. Band. Spalte 696.
і*
4
Jdioticon viennense eroticum
bowdlerized, 4 to. Geo. Redway 1884, 200 pp., ein
bibliographisches
Kompendium erotischer Schriften gibt keine Daten über erotische
Wörterbücher des Englischen. Der Classical Dictionary of the vulgar
tongue von Francis Groose aus dem Jahre 1785 J) und der
Dictionary
of Slang, Jargon and Cant, embracing English, American and Anglo-
Indian Slang, Pidgin English, Tinker's Jargon and other irregular
Phra-
seology, empiled and edited by Albert Barrere and Charles G. Leland.
m. a. 2. vols in 4 to. Printed for Subscribers only 18992)
enthalten
aber viele erotische oder obszöne Wörter.
Aus dem Wörterbuch des Francis Groose wurde eine Auslese
von erotischen Wörtern gemacht, die in dem 2. Bande
der KPYIITAAIA,
Heilbronn, Henninger Frères, Editeurs 1884 als an erotic
english dic-
tionary erschienen ist (Siehe ebenda Seite ^71—276.3))
In den KPYIITAAIA) Recueil des documents pour
servir à l'étude
des traditions populaires. Tomes I—IX in 120,
Heilbronn 1883-1889.
Paris 1897—19°4 s*ncl auch
über andere Sprachen, wie die italienische,
bretonische, gaskognische und walisische Sprache kleine erotische
Idio-
tikons enthalten.
Auch im Deutschen gebricht es an erotischen Wörterbüchern, so
wie sie das Französische hat. In der Bibliotheca germanorum erotica
von Hugo Hayn (Leipzig 1885, 2. Auflage) ist wohl auf
Seite 331
unter dem Titel: Versuch eines kleinen Wörterbuchs der Liebe. Nebst
einem Gittergespräch . . . Saphos (Cöthen, Aue) o. J. (circa 1790)
8°,
ein Buch zitiert, das vielleicht erotische Wörter enthält. H. Hayn
hat
aber hierüber nichts näheres bemerkt.4)
Hingegen sind in dem deutschen Wörterbuch von Jakob Grimm
und Wilhelm Grimm (Leipzig, Verlag von S. Hirzel 1853) und in dem
bayrischen Wörterbuche von J. Andreas Schmeller (Stuttgart, Tübingen
1) Siehe Baumann, Londonismen, Berlin 1902. Seite
LVIII.
2) Siehe Seite 53 der Bibliotheca arcana, London 1899.
Limited edition, issued only
for Private subscribers.
3) Siehe auch Dr. Diihren, Geschlechtsleben in England.
Berlin 1903. Ш. Band.
s. 323—327.
4) Das in dem 3. Band der KPYIITAdlA (Heilbronn
1886) auf Seite 302 zitierte
Buch: Eros oder Wörterbuch über die Physiologie und über die Natur-
und Kultur-
geschichte des Menschen in Hinsicht auf seine Sexualität (2 Bände,
Berlin bei A. Rücker
1823) ist kein erotisches Wörterbuch, sondern eine Sammlung von
Abhandlungen nach
dem Muster des Dictionnaire des sciences médicales par une société
de médecins et de
chirurgiens (et rédigé par MM. Chaumeton et Mérat) Paris, Panckouke
1812—22, 60 vo-
lumes in 8°). Das Inhaltsverzeichnis von Eros ist in der Bibliotheca
germanorum gynaeco-
logica et cosmetica von Hugo Hayn (Supplement zur 2. Auflage der
Bibliotheca germa-
norum erotica) auf Seite 32 enthalten.
Idioticon viennense eroticum. 5
1827, 1828, 1836, 1837) se^r v*e*e
obszöne Wörter und Redensarten
mit der Etymologie und den Belegen aus verschiedenen Quellen ent-
halten. Auch Daniel Sanders hat in seinem Wörterbuch der deutschen
Sprache (Leipzig i860, Verlag v. O. Weigand) obszöne Wörter mit
Belegen aufgenommen. In der Vorrede zum deutschen Wörterbuch
hat Jakob Grimm den anstößigen Wörtern eine sehr interessante Ab-
handlung gewidmet (Spalte XXXII—XXXIV).
Im Deutschen müßte man wol nach den verschiedenen Mund-
arten die erotischen oder obszönen Wörter und Redensarten sammeln,
da sie in der Schriftsprache sehr wenig vorkommen. Der Verfasser
dieses
Idiotikons hat sich, wie Alfred Delvau in seiner Vorrede zum
erotischen
Dictionnaire so originell sagt, auch zum heil Vinzenz von Paul für
viele derbe, wienerische Wörter und Redensarten gemacht, deren sich
bis heute noch niemand angenommen hat, indem er sie sammelte und
eine würdige Stätte für sie in der Anthropophyteia gefunden hat;
denn die bisher erschienenen Idiotikons der wienerischen Mundart,
das
etymologische Wörterbuch der oberdeutschen, vorzüglich aber in
Österreich üblichen Mundart von Mathias Höfer. Linz 1815, 3 Teile;
das Wörterbuch der Mundart in Österreich unter der Enns von D. J. F.
CastellŁ Wien 1847, 281 p.; der Wiener Dialekt Lexikon der Wiener
Volkssprache (Idioticon Viennense) von Dr. T. S. Hügel. Wien, Pest,
Leipzig 1873. 212 p. und das Wiener Dialekt-Lexikon von Doktor
Eduard Maria Schranka. Wien 1905, 196 p. enthalten nur wenige
erotische oder obszöne Wörter und Redensarten.
Diese Einleitung sei mit folgenden Worten aus der berühmten
Vorrede des Jakob Grimm zum deutschen Wörterbuch geschlossen *):
,Das Wörterbuch ist kein sittenbuch, sondern ein
wissenschaftliches,
allen zwecken gerechtes unternehmen, selbst in der
bibel gebricht es
nicht an Wörtern, die in der feinen gesellschaft
verpönt sind, wer an
nackten bildseulen ein ärgernis nimmt oder an den
nichts auslassenden
wachspraeparaten der anatomie, gehe auch in diesem sal den mis-
falligen Wörtern vorüber . . . /
Bei der Zusammenstellung des erotischen Idiotikons der Wiener
Mundart wurde vielfach das ausgezeichnet gediegene deutsche Krank-
heitsnamenbuch von Dr. M. Höfler, k. Hofrat in Tölz (München,
Verlag von Piloty und Loehle, 1899) benutzt, worin auch die Etymo-
logie vieler Worte, die in dem erotischen Idiotikon der Wiener Mund-
art vorkommen, zu finden ist2)
1) Aus Pietät für Grimm wurde seine Rechtschreibung
beibehalten.
2) Die Worte sind meist so geschrieben, wie sie
gesprochen werden«
Idioticon viennense eroticum.
6
au ss uz In, irrumatio usque ad
ejaculationem.
außinehma, glei, Redensart; in
manum summere mentulam sta-
tim. Vom Weibe hauptsächlich
gesagt, wenn sie schamlos ist;
aber auch vom Manne gebraucht
außisteig'n, in der Redensart
gebraucht: Zwei Numtschi ohne
Außisteign machen, coitus repe-
titus penem non extrahens.
außiziag'n vor Micheli, coitus
interruptus ante ejaculationem.
äugl, das brauni, anus.
awigeh'n, fellare, irrumare (vom
Weibe gesagt), lambere cunnum
(vom Manne gesagt).
awireiss'n, onanieren.
B.
В ad hur', verächtliche Bezeich-
nung einer Dirne.
Bauschl (Beuschl), die Lunge.
Bauch lackier'n, coitus interrup
tus cum ejaculations
Bauchschwager, der Vorgänger
oder der Nachfolger des Lieb-
habers eines Mädchens.
Bauchschwägerin, die Vor-
gängerin oder die Nachfolgerin
der Geliebten eines Mannes.
Bauer, kalter, meist fur sperma
ejaculatum gebraucht.
Baj on net putz'n, onanieren (vom
Manne gebraucht).
bed і en a (bedienen), ein Mädchen
beschlafen.
Beinl, die Lustdirne.
Bemmeri am Arsch, Kotreste an
den Schamhaaren oder am After.
А.
a g'fa m t (abgefeimt), raffiniert
(häufig vom weiblichen Ge-
schlecht gebraucht).
ainidruckn bis aufs Ban, im-
missio penis monte veneris tenus.
Auch in einem Gassenhauer
findet sich diese Redensart:
,Unter der Ferdinandsbruck'n
Liegt an alte Hur am Ruck'n
Und laßt s'n ainidruck'n bis
aufs Ban
Das ist 'n Weana sein Schani'
Allerwerteste, der, der Podex.
Alte, Geliebte.
Alter, Geliebter.
Anbandl'n, eine Liebschaft an-
knüpfen.
anbums'n, schwängern.
anlahna, ein Weib an der Mauer
oder Planke stehend koitieren.
anlassi sein, geneigt sein etwas
zu tun. Wird im obszönen Sinne
gebraucht
antschechern, antrinken.
Arschbackn, das Gesäß.
Arschficker, Päderast
A r s chkr і e eher, Schmeichler
(sehr verächtliche Bezeichnung).
astampern, coire.
atatscherln, liebkosen.
aufdrah'n, den Lebemann spielen,
auch aufbegehren.
aufzwick'n a Madl oder an
Gschwufn, mit einem Mädchen
oder einem Manne eine Lieb-
schaft anfangen.
ausgrunna sein, abgelebt sein.
ausschütt'n, entbinden.
Idioticon viennense eroticum.
Diese Redensart kommt auch in
einem Gassenhauer vor, der nach
der Weise des Radetzkymarsches
von den Soldaten gesungen
wurde:
,Widiwik, widiwik,
Mein Mensch is dick.
Hat Haar am Arsch
Wia die Kreuzerstrick
Und Bemmerln am Arsch
Wie die Binderschiegin
Und Filzlaus wie die Kram-
metsvegln.
Das stinkte miserabel
Vom Arschloch bis zum
Nabel,
Daß selbst der größte Schwanz
erschrickt
wan er dös Loch derblickt.'
Beutl, der, Hodensack.
Beutlhutschen, mit dem Hoden-
sack spielen.
Bis aufs Herz ainistöss'n, im-
missio penis cervice tenus.
Blitzen, einem Mädchen ein ver-
sprochenes Geschenk oder einer
Dirne den Liebeslohn vorent-
halten.
Blitzmajor, ein Mann, der dies
mit Vorliebe tut.
Bratz'n, die, die Hände.
Britsch'n (Pritsch'n), Vulva.
Britschigaggeln, coire.
Bruader, kloaner, Penis.
Bruader, woarmer, Päderast
Brunz'n, harnen.
Brunzlat, Harn.
B'schlagn sein, kräftig ent-
wickelte Geschlechtsteile haben;
vom Manne gesagt.
7
B'schnatzlter, Beschnittner
(Jude).
B'stem, die Geschlechtsteile (vom
Manne gesagt).
Buabenzumpt, kleiner Penis.
Bubi mach'n, Positus coitus,
puella incubans viro.
Budern, auch pudern, coire.
Budschurl, Pudenda feminae,
mons veneris, pubes crinosa.
Büachl zruckleg'n, das Gesund-
heitsbuch zurücklegen: das Dir-
nenleben aufgeben.
Büchsn, die, Vulva.
Bunz, die, Vulva.
C,
Coton, verdorben aus Condome.
D.
Dach'l, das, der Kopf.
Damenstift, der, Penis.
Deutschmeister hab'n, blau-
oder dunkelumränderte Augen
haben (im obszönen Sinn ge-
braucht).
Dingerl, das, die Geschlechts-
teile, (vom Manne und Weibe
gebraucht).
Do che s (im hebräischen), der
Podex.
Doppeladler machen, sich
beim Schlafen einander den
Rücken zuwenden.
Doppelarsch, ein großer Podex.
Drahrer, a, ein Lebemann.
Dreier, ain, Scheiben, dreimal
ein Weib koitieren.
Dudl, bladi, a, ein dickes Weib.
8
Idiotikon viennense eroticum.
Ł
Eier, die, die Hoden, z. B. in der
Redensart: Mit den Eiern spielen.
Eisenbahnhur, Lustdirne, die ihr
Gewerbe in den Coupes der Eisen-
bahnzüge ausübt.
Eng 'baut sein, eine enge Scheide
haben.
F.
Feig'n, die, Vulva.
Feig'n-Tandler, a, ein Schürzen-
jäger.
Ferti' werden, ejakulieren.
Ferti' sein, impotent sein.
Fick'n, coire.
Filz'n, an den Geschlechtsteilen
eines Mannes oder eines Weibes
spielen. Bedeutet auch den
Körper wollüstig betasten.
Finger In, am Klitoris spielen.
Fliag'n, eine flüchtige Neigung
zu einem Manne oder zu einem
Mädchen haben.
Flugerl, eine flüchtige Neigung
zu einem Manne oder zu einem
Weibe.
Fotz, die, Vulva.
Franke Gesellschaft, eine
Gesellschaft von anständigen
Mädchen.
Franz, der, Penis.
Fud, Vulva.
Fudhaar, Schamhaare desWeibes.
Fudlecker, cunnilingus.
fud narrisch sein, weibertoll sein.
füassl'n, die Füße eines Mannes
oder eines Weibes unter dem
Tische in verliebter Absicht be-
rühren.
Fummel, Vulva.
Funz'n, ein unliebenswürdiges
Weib.
G.
Gebär va ter, der, Penis.
Geh'n. In der Redensart ge-
braucht: Er geht mit ihr, d. h.
Er hat ein Verhältnis mit ihr.
Es wird auch vom Weibe ge-
sagt. Ferner in der Redensart:
Mit einer andern gehn, d. h.
untreu werden. Auch wird ge-
sagt, zu einer andern geh n.
G ei gna, Geignen, coire.
G lu ren, die, Augen.
Glachl, der, Penis.
G* macht, das, die männlichen
Geschlechtsteile.
Goder, das, Kinn.
Gosch'n, die, der Mund.
Grabbeln, wollüstig betasten.
Grabbier, alter, ein Mann, der
die Gewohnheit hat, Mädchen
unzüchtig anzufassen.
G rami, das, Lustdirne.
Gra ml treib er, Zuhälter.
Grisperl, a, ein mag'rer Mensch.
Gschami sein, schamhaft sein.
G'schicht, die, hab'n, die Menses
haben.
Gschwuf, der, der Geliebte.
Gspinn, das, Ammenmilch oder
Muttermilch.
Gspüll, das, die Geschlechtsteile
(meist von den männlichen ge-
braucht).
G'sundheitsbüachl, das ärzt-
liche Kontrollbuch der öffent-
lichen Mädchen.
Idioticou viennense eroticum.
9
Gummischwaf, Gaudmiché.
Gus tabu a, Ein Mann, der die
Gunst eines leichtfertigen Mäd-
chens genießt
H.
Haar am Arsche habn; wird oft
von einem energischen Weibe
gebraucht (Anspielung auf den
Anus virilis).
Hab'n, in der Redensart ge-
braucht: Er hat's g'habt, d. h.
er hat sie beschlafen,
Hahnbudrer, a, ein Koitus von
sehr kurzer Dauer.
Haring, ein magrer Mensch (vom
Manne und Weibe gesagt).
Hatsch'n, a, eine Dirne oder ein
leichtfertiges Mädchen.
Hax'n, die, die Beine.
Herr, a, starker, ein freigebiger
Liebhaber.
Hintere, der, Podex.
Honte, die, die Lustdirne (aus
dem Judendeutschen). Auch
Hontesse genannt
H u as t' n, die, die Gurgel.
Hurenbankert, ein uneheliches
Kind (als Schimpfwort ge-
braucht).
Hurenbua, Hurenkerl, Männer,
die gerne mit Dirnen verkehren.
J.
Jud, der, Klitoris. Redensart: Am
Jud'n spiel'n. Denjud'n stemma,
fellare vel irr u mare clitorem.
Jungfernhäutl, das, Hymen.
K.
Karnüffln, schlagen.
Kater, verliabter, a, ein Mann,
der sich leicht verliebt.
Kathrine, die schnelle, auch
schnelle Katerl, Diarrhöe.
Keller, der, die Schamgegend
Kellermeister, der, cunnilingus.
Kinderfüaß, Krampfadern an
den Beinen (vom Weibe ge-
braucht).
Kindermacher, a, ein Mann, der
Weiber beim Koitus schwängert.
Kist'n, die, der Podex.
Kist'nschiaber, der, Päderast
Kl es ch'n, die, Dirne.
KnalTn, coire.
Kober er, Kuppler, Bordellwirt
Koberin, Kupplerin, Bordell-
wirtin.
Koberei, Bordell.
König, roter, Menses.
Kren, a, ein freigebiger Liebhaber,
auch ein freigebiger Gast in
einem Nachtkaffeehaus oder
einer Damenkneipe. In der
Redensart gebraucht: a Kren
fliagt ain, d. h. ein freigebiger
Gast oder Liebhaber kommt in
ein Nachtkaffeehaus oder eine
Damenkneipe.
kum ma, kommen. Das Eintreten
einer körperlichen Sekretion, be-
sonders beim Koitus. In der
Redensart gebraucht: Sich's
kumma lassen, d. h. die Ejaku-
lation eintreten lassen, sei's beim
Koitus oder der Fellatio oder der
Irrumatio (vom Mann u. Weibe
gesagt).
IO
Idioticon yiennense eroticum.
Kurzbüchset, eine seichte Vagina
haben.
L
Lackierer, a, ein Liebhaber.
Landkart'n, a, Samenflecke in
der Leib- oder Bettwäsche.
Lätfeig'n, Feigling.
Läufi'sein, von einem geilen
Weibe gebraucht.
Leben, dies Wort wird in fol-
genden Redensarten eigentüm-
lich gebraucht: Bei dem Leben
sein, sich der Prostitution er-
geben; von dem Leben weg-
gehen, sich nicht mehr der
Prostitution ergeben.
Lecker, der, die Zunge.
Leibschaden, Hernie, kommt
auch in der Redensart vor: Er
hat 'n Leibschaden unterm Hute
oder auch im Kopf, d. h. er ist
verrückt
Leschhörndl, das, die Nase.
Li ab aus, in der Redensart ge-
braucht: Mit einem Manne aus
Liebe verkehren, d. h. das Mäd-
chen hat ein uneigennütziges
Verhältnis mit einem Manne.
Löchl, süaße, das, Vulva.
Lu ad er, a,ein leichtfertiges Weib.
lutsch'n, fellare, irrumare (vom
Manne und Weibe gebraucht).
lutscher, a, fellatio, irrumatio.
ił
M.
Madame Mayer, die Hebamme.
Marker, a, Verstellung, Lüge.
Maulvöglerin, fellatrice, irru-
matrice.
Maul,insnehm a,fellare jrrumare.
Meierei, a, große Brüste eines
Weibes.
Menscherkerl, a, ein Mädchen-
jäger.
Minettegosch'n, Fellatrice.
Minettebur', Fellatrice.
Mollert sein, üppige Formen
haben (vom Weibe gebraucht).
Monatliche, das, Menses.
*
Müsch, die, Vulva.
Musi, türkische, die. In der Redens-
art häufig gebraucht: Er hat die
türkische Musik, d. h. er hat
außer einem Ulcus auf dem
Penis auch eine Entzündung der
Leistendrüsen, wobei auf die
Pauken einer Musikkapelle ange-
spielt wird.
Musikantentischl, das, Cervix
uteri.
N.
Nagl'n, coire.
Nock'n, a, ein Mädchen oder
Weib (im abfälligen Sinne ge-
braucht).
Nu dl, die, Penis.
Nudl, bamstige, schlapper
Penis.
Nudl, dalkerte, spöttische Be-
zeichnung des Penis.
Nudl, mit der, spieTn, ona-
nieren; aber auch vom Weibe ge-
braucht, wenn sie den Penis wol-
lüstig berührt
Nudlkopf, Glans penis.
Nummera, a, eine Nummer;
gleichbedeutend mit Koitus.
Numerieren, Nummer machen:
coire.
Numtschi machen, coire.
Idioticon viennense eroticum
II
0.
Ohrwaschl'n ein sa ma, die Ohren
der keimenden Leibesfrucht ein-
säumen. Diese Redensart wird
gebraucht, wenn jemand das
schwangere Weib oder Mädchen
eines anderen beschläft.
P.
Pamperletsch, a, ein kleines
Kind.
Pantscherl, a, ein Liebesver-
hältnis.
Pap'n, die, der Mund.
Pariser Schwammerl, a,éponge
de sûreté.
Pauk'n, die, Bubonen.
Peitscherlbua, Zuhälter.
Pelz, der, die Schamhaare beim
Weibe.
Pempern, coire.
Period', die, Menses.
Petschieren, coire.
Pitschikogerln, coire (d. h.
Britschigaggeln).
Porzellanfuahr, Coitus in einem
auf einsamen Wegen fahrenden
Mietwagen oder in einer Kutsche.
Pudern (auch budern), coire.
Pumpl, auch Pumperl, Vulva.
Pus er ant (vom italienischen Pu-
serone), PäderasL
Puseriren, peragere coitum ana-
lem.
Q.
Quartiermacher, der, der Mittel-
oder Zeigefinger, wenn er zur
wollüstigen Berührung der weib-
lichen Schamteile gebraucht
wird.
R.
Rah ml (Roahml), Nasenschleim-
kruste.
Rammel, Weib überhaupt; auch
für ein geiles Weib gebraucht.
Ratsch'n, a, ein geschwätziges
Weib.
Rauba, a, auf der Kerzn, ein Ge-
schwür auf dem Penis.
Raukerlmadam, Fellatrice.
Regel, die, Menses.
Remasuri, a, Musik- oder Tanz-
unterhaltung.
Remmln, coire.
Repetiernudl, a, wird vom Manne
gebraucht, wenn er einen leicht
errigierbaren Penis hat um den
Koitus öfter wiederholen zu
können.
Reutersalb'n, Merkurialsalbe ge-
gen Morpiones.
Rotzglock'n, der aus der Nase
hängende Schleim.
Ruab'nloch, a, ein altes Weib.
Ruaß, a, eine Dirne.
Rüasserl, a, eine junge Dirne.
Runterwichs'n, auch abiwichs'n
onanieren.
Rutsch'n, dieselbe Bedeutung wie
Fliag'n.
Salonnuderl, ein kräftiger, aber
nicht zu langer Penis.
Sauglöckerl läut'n, obszöne
Witze erzählen.
Schas, a, Crepitus.
Schastrummel, ein altes Weib.
Scheißkerl, Feigling.
Scherm, alter, ein abgelebtes
Weib.
12
Idioticon viennense eroticum
Schlamp'n, Dirne,
Schlecken, lambere cunnum.
Schlecker, cunnilingus; bedeutet
aber auch die Zunge.
Schleicher, ein leiser Crepitus.
Schlitt'n, a, Dirne.
Schlankl, a, ein lustiger Mann,
der gerne mit Weiber kost
Schmiar n, poussieren; auch mit
einem schwangeren Weib koi-
tieren.
Schmiarer, ein Mann, der mit
Mädchen gerne poussiert.
Schnaggerl, Schluchzen.
Schnallen, Vulva,
Schnappfut, Vulva, deren
Schließmuskel sich im Spasmus
stark zusammenschnürt
Schnupfn, an, unt'n hab'n,
Gonorrhoea haben.
Schwaf, Penis.
Schwanz, Penis.
Schwanzkist'n, ein Weib, das
sehr viele Liebhaber hatte.
Schwanznarrisch oder schwaf-
narrisch sein, sehr verliebt sein.
Vom Weibe gebraucht.
Schwester, klani, Vulva,
Schwester, warmi, Tribade.
Schuastern, coire.
Solide Hur, ein Weib, das sich
im geheimen prostituiert oder
einem leichtfertigen Lebens-
wandel hingibt
Solid werd'n, den leichtfertigen
. Lebenswandel aufgeben.
Spinatstecher, Päderast
Spritzen, ejakulieren.
Steft'n oder Stift'n, Penis.
Stoß zähl'n, Aufforderung an je-
mand, der ungebeten ein Liebes-
paar stört, Zeuge beim Koitus
zu sein, z. B. kannst die Stoß'
zähl'n, dummer Kerl!
Stark' baut sein, einen sehr
kräftigen Penis haben.
Stehpartie machen, stehend
koitieren.
Steiger, a, Mädchenjäger.
S te m ma, stemmen, coire.
Strichmensch, Straßendirne.
Suz'ln (auch zuzln), fellare, irru-
mare, vom Weibe gebraucht
S u z'In (auch zuzln), saugen.
T.
Tant', die, aus Rothneusiedl,
Menses.
Techtlmechtl, a, ein Liebes-
verhältnis.
Trennen (jüdisch-deutsch), coire.
Tritschler, a,ein nasser Crepitus.
Tritt, an, geb'n, eine Geliebte
oder einen Geliebten brutal ver-
abschieden.
Trittling, die, Füße.
Trulu mach'n, coire.
Tschechern, Trinker.
Tschecherl, Tschoch (im he-
bräischen, schecher, Gasthaus;
aus dem Rotwälschen), ein Lokal
mit Mädchenbedienung oder eine
Kneipe niedrigster Gattung.
Tupf n, coire.
TuttTn, die weiblichen Brüste.
TuttTn suzTn, an den Brüsten
saugen.
U.
Überschnappen, verrückt wer-
den.
Idioticon viennense eroticum.
Üb erzieher, Condome; er wird
auch Präservativ genannt in
Wien.
Ulrich, anrufn, vomitire.
Umvögl'n, sich, lassen, sich in
seinem Wesen ändern lassen,
ein andrer Mensch werden.
Unwolsein, Menses.
V.
VegTn (auch vögTn), coire.
VegTn, daß die Schaß
krachen, peragere coitum ut
puella crepeL
VegTn, daß die Haar* in der
Nachbarschaft um ein ander-
flieg'n, sehr heftig und wieder-
holt koitieren.
Veglerin, guati, ein Weib, das
feurig koitiert
verreiß'n,verzah'n,verzupf*n,
verfuhren.
W.
Wachta, a, ein Kothaufen, Ex-
kremente.
Wadl, die Waden.
W a m p'n, a, Schmerbauch. Redens-
art: Sie hat schon wieder die
Wamp'n voll, d. h. sie ist
schwanger.
We dl, der, Penis.
Weit'baut sein, d. h. eine weite
Vagina haben.
Wetz'n, coire.
Wetz'n,aguati,ein feuriges Weib.
•Wetzer. a, ein Mann, der häufig
und gern koitiert
Wid'In, die Haare.
Wilde Eh', Konkubinat
Winnig sein, geil sein.
wischerin, harnen.
Wolfn, an, haben, intertrigo
zwischen den Beinen.
Wolferl'n, die Zähne.
Würz'n, a, ein freigebiger Lieb-
haber.
Wuscherl, a, Dirne.
Z.
Zauk, a, ein geiles Weib oder
Mädchen.
Zimmer, braune, Anus.
Zimmerherr, brauner, Päderast
Zipf 1, Zipferl, Penis.
Zuhischwass'n, sich einem Mäd-
chen oder einem Manne in
verliebter Absicht nähern.
Zumpf, Zumpferl, Penis.
Zungenathlet, Cunnilingus.
Zungenschlag, guater, wird von
einem Cunnilingus gesagt, der
darin gewandt ist
Zung'n, die, steht ihm, von
einem impotenten Mann ge-
braucht, der sich durch den
Cunnilingus befriedigen will.
Zung'nbußl, ein Kuß mit der
Zunge in den Mund.
Wien.
Karl Reiskel.
П. Beiträge zum erotischen Lexikon der Deutschen
in BMhöhmen.
Nordböhmen kann infolge seiner vorgeschrittenen Kultur und Ge-
sittung — tatsächlich gehört es ja wol zu den kulturell
höchststehenden
Gebieten der zivilisierten Welt — und ich vermeine, wol auch infolge
des hohen Gewerbefleißes der Bevölkerung, der die niederen Instinkte
verdrängt und Sinne und Kraft ganz im Erwerb zentralisiert oder ab-
sorbiert, nicht soviel Ausbeute an sexuellen Ausschweifungen und
Beispielen von Unzucht bieten, als etwa die slavischen Völker des
Südens. Es ist das wol auch ganz natürlich: wo Bildung und Wissen-
schaft den Geist befreit und zur Erkenntnis gedrängt haben, daß das
Leben des Menschen zu höheren Zielen da ist, als im tierischen Genuß
zu versumpfen, dort kann das Schirlingkraut des Sinnenrausches und
der sexuellen Leidenschaften nicht überwuchern und wo der Mensch
seine Kräfte in den Dienst der ehrlichen Arbeit stellt, dort
schweigen
Begierde und Lüsternheit und eine gesunde Ermüdung hält die Hoch-
wacht an unserem Lager.
Trotz alledem hat natürlich auch Nordböhmen seine Ausbeute an
Erotik, und es sei darüber folgendes mitgeteilt:
Das männliche Glied heißt Schwanz und Schnicks, der weib-
liche Geschlechtsteil Voze, Pumpe, Mese (in der Mundart), Muschel
sowie auch Mus che (ebenfalls in der Mundart). Nur weiß ich nicht,
ob Musche eine bloße Abkürzung von Muschel ist, oder ob das Wort
gleichbedeutend sein soll mit Tasche. Man sagt nämlich statt Schul-
tasche in der Mundart des Volkes auch Schulmusche. Der Ausdruck
Mese kommt in folgender Liedstrophe vor, die ich einst von einem
lustigen Veteranen hörte, der das Lied wahrscheinlich aus seiner
Sol-
datenzeit in die Heimat mitgebracht hat:
Die Mesen, die sind gut geraten,
Das wissen alle Kriegskameraden,
Die eine hatt' sich kaum gebückt,
Hab* ich sie auch gleich ausgefickt
Beiträge zum erotischen Lexikon der Deutschen in Nordböhmen,
15
Aus einem weiteren Liede v
seien folgende Strophen mitgeteilt:
Es stritten sich zehn Jungfrauen,
Welche wohl die größte hätte,
Es stritten sich zehn Jungfrauen,
Welche wohl die beste hätte.
Die Erste, die sprach:
Meine ist wie Butter weich,
Wer sie sieht, der vögelt gleich.
Litum, litum, litum, litum
Spiel auf meiner Geige!
Litum, litum, litum, litum
Spiel* auf meiner Geige!
1 dem weiblichen Geschlechtsteil
Es stritten sich zehn Jungfrauen,
Welche wohl die größte hätte,
Es stritten sich zehn Jungfrauen,
Welche wohl die beste hätte.
Die Dritte, die sprach:
Meine ist so kleine,
Wie's Tor von unsrer Scheune.
Litum, litum, litum, litum
Spiel auf meiner Geige,
Litum, litum, litum, litum
Spiel auf meiner Geige.
Es stritten sich zehn Jungfrauen,
Welche wohl die größte hätte,
Es stritten sich zehn Jungfrauen,
Welche wohl die beste hätte.
Die Zweite, die sprach:
Meine ist so hart wie Leder,
Wer sie sieht, dem steht er.
Litum, litum, litum, litum
Spiel auf meiner Geige,
Litum, litum, litum, litum
Spiel auf meiner Geige!
Es stritten sich zehn Jungfrauen,
Welche wohl die größte hätte,
Es stritten sich zehn Jungfrauen,
Welche wohl die beste hätte.
Die Vierte, die sprach:
Meine ist ein Mausloch groß,
Wer sie sieht, gibt Stoß auf Stoß.
Litum, litum, litum, litum
Spiel auf meiner Geige,
Litum, litum, litum, litum
Spiel auf meiner Geige.
Die anderen Strophen konnte ich leider nicht mehr auftreiben.
Auch das Lied von dem .schönen Ländulein', das wol auch in
weiteren Kreisen bekannt ist, wird in lustigen Zecherkreisen
gesungen.
Es heißt da:
Ich kenn' ein schönes
Ländulein,
Darin wir alle geboren sein.
Ist aber doch ein schönes Land
Nicht viel breiter als die Hand,
O du wunderschönes Ländulein,
O du wunderschönes Land.
Das Ländulein hat auch einen
Wasserfall,
Bald fließt er trüb, bald fließt er klar,
Ist aber doch ein schönes Land,
Nicht viel breiter als die Hand,
O du wunderschönes Ländulein,
O du wunderschönes Land.
Und wer in dem Ländulein verbrennet worden sein,
Den schmiert man halt mit Lapis ein.
Іб
Beiträge zum erotischen Lexikon der Deutschen in Nordböhmen.
Ist aber doch ein schönes Land,
Nicht viel breiter als die Hand,
О du wunderschönes Ländulein,
О du wunderschönes Land.
Da ich gerade bei den Liedern bin, sei eines Liedes gedacht, das
jedenfalls aus dem Schwäbischen nach Nordböhmen gekommen ist
Es lautet:
Und zu Stuttgart auf der Wiesen, Und zu Stuttgart auf der Au,
Folgende Parodie auf eine Liedstrophe hörte ich einst im Vor-
übergehen von zwei schamlosen Fabriksmädchen singen, die mit ihren
Liebsten in der Abenddämmerung nach einem nahen Wäldchen gingen:
Was nützt mich mein schönes Mädchen,
Wenn andre mit ihr schlafen gehn
Und ficken ihr die Schönheit ab bei der Nacht
Und ficken ihr die Schönheit ab.
Aber ja, aber ja, aber ja, aber ja,
Ein guter Schwanz, der tut ja gut.
Ferner sei noch zweier Verse Erwähnung getan, die sich im Dia-
lekt in den untersten Volksschichten breit machen:
Grade bei der Pump is 's Hemd entzwee
Und zum Flicken gieht's nimmeh.
In einzelnen Gebietteilen Nordböhmens heißt der weibliche Ge-
schlechtsteil auch Fummel, in der Trautenauer Gegend auch Dinge.
Wie es zu der letzteren Bezeichnung kommt, ist meinem Gewährs-
mann nicht recht klar.
Wo die Weiden sich bogen,
Ach, da hab' ich die Luisen
Daß die Haare davon flogen.
Valien, vallera,
Schatz, du weißt es ja,
Bei der Nacht tut es gut,
Wenn man Vögel fangen tut
Lag der Mann auf der Frau,
Und der Knecht auf der Magd.
Und so ging's die ganze Nacht
Valleri, vallera,
Schatz, du weißt es ja,
Bei der Nacht tut es gut
Wenn man Vögel fangen tut
Rumburg.
Josef Schwaab.
EL Zum Sprachschatz muslimischer Zigeuner in Serbien
Die muslimischen Zigeuner im Moravagebiet sind durchwegs Nagel-
schmiede. Sie stehen schon im Begriff, im serbischen Volkstum auch
sprachlich aufzugehen, indem sie ihre eigene alte zigeunerische
Sprache
aufgeben. Indessen behielten sie noch einen Teil ihrer
Kraftausdrücke
bei. Es sind ihrer nicht mehr viel, doch von dem wenigen, das sie
noch beibehielten, wissen sie einen mannigfaltigen und ausgiebigen
Gebrauch zu machen. An eigenen obszönen Ausdrücken sind ihnen
nur noch folgende geläufig:
mindi, die Voz (serb. ріска); кар, der Zumpt (serb.
kurac); bul,
Arschloch (serb. dupe); pele, die Hoden (serb. muda); jare, das Ei
(serb. jaje); kukulj, der Kitzler (serb. sikilj), doch bedeutet das
Wort
bei ihnen auch Vözlein oder die Voz eines kleinen Mädchens, wie auch
im serbischen pićić diese beiden Bedeutungen in sich vereinigt. —
Kurav, ich vögle (serb. jebem).
Dieser Worte bedienen sie sich mit Vorliebe bei jeder passenden
und unpassenden Gelegenheit, das heißt zur unausgesetzten nachdruck-
vollen Ausschmückung ihrer Reden und Unterhaltungen in folgenden
Verbindungen:
bull Ich vögle dich ins Arschloch hinein!
mindi! Ich vögle dich in die Voz hinein!
kukulj! Ich vögle dich ins Vözlein (in den Kitzler)
kurav te and
kurav te and
kurav te and
hinein!
kurav te and
kurav te and
kurav te and
kurav te and
kurav te and
muj! Ich vögle dich in den Mund hinein!
nak! Ich vögle dich in die Nase hinein!
jaka! Ich vögle dich in die Augen hinein!
dan da! Ich vögle dich in die Zähne hinein!
Sero! Ich vögle dich in den Kopf hinein!
Mit diesen Schimpfreden schmähen und schelten sie einander im
Zorn und Ärger, gebrauchen sie aber auch im Scherz als eine Art
von Liebebezeugung.
Krause, Anthropophyteuu II. 2
13 Zum Sprachschatz muslimischer Zigeuner in Serbien.
Im Moravagebiet 1905.
Dr. Trgjić.
Ausschließlich zum Schimpfgebrauch wenden sie die Redens-
arten an:
kurav ti dajal Ich vögle dir die Mutter 1
kurav ti romni! Ich vögle dir das Eheweib!
kurav ti cavo, Ich vögle dir das Kind!
Sie multiplizieren diesen Schimpf auch auf verschiedene Art und
Weise. Als die allerschwersten und beleidigendsten Schimpfreden
gelten ihnen aber:
kurav te mulengjere halva! Ich vögle dir das Totenopfer!
kurav te mulengjere kokala! Ich vögle dir die Totengebeine!
kurav te mulengjere ćanga (oder: pre)! ich vögle dir die
Totenbeine!
kurav te mulengjere vasta! Ich vögle dir die Totenhände!
kurav te mulengjere duśa! Ich vögle dir die Totenseele!
Von allen diesen Schmähungen gilt als die schimpflichste die
erst-
angeführte: kurav te mulengjere halva! Sagt sie ein Zigeuner dem
anderen, so fangen sie auch schon gleich zu raufen an. Von diesem
Totenopfer heisst es bei Tihomir R. Gjorgjevic in seiner Schrift
über: Die Zigeuner in Serbien I. TL Budapest 1903, auf S. 69: .Über
die Bretter werfen sie die Erde und nachdem das Grab zugeschüttet
worden, stecken sie zu Häupten und zu Füssen je einen Pfahl ein, an
denen sie irdene Krüglein mit Wasser zerschellen, die sie zu diesem
Zweck vom Hause mitgebracht, und darauf legen sie aufs Grab A Iva
(einen aus Weizenmehl, Schmalz und Honig oder Zucker angekneteten
Teig) hin und alle Gäste geniessen davon*.
Überdies schmähen die Zigeuner einander auch so, daß einer den
anderen irgendwo hinschickt, wo er nicht hinpaßt, z. B.
Dźa ko kar! fahr in den Zumpt hinein!
Dźa ko mindź! fahr in die Voz hinein!
Wenn alle mit diesen Ausdrücken möglichen Kombinationen er-
schöpft sind, so ziehen die Zigeuner auch noch den sehr reichen ser-
bischen Vorrat einschlägiger Kernsprüche heran, die sie gleichfalls
mit
Meisterschaft beherrschen.
IV- Eine Auslese von erotischen Wörtern und von Kraftaus-
drticken der Berliner Mundart
Die kleine Anthologie erotischer Berliner Wörter und Berliner
Kraftausdrücke soll ein Pendant zu dem Idiotikon viennense eroticum
bilden, weil bei vielen Wörtern und Ausdrücken der beiden Mund-
arten eine gewisse Übereinstimmung besteht, und in beiden kräftige,
bilderreiche Ausdrücke vorkommen. Es läßt sich daraus erkennen,
daß das Volk bei der Bildung seiner Ädöologie unbewußt in derselben,
übereinstimmenden Weise vorgeht, indem es kräftige Wörter und
bilderreiche Ausdrücke schafft, die dann bleibend in dem Wortschatze
des Volkes aufgenommen und gewöhnlich dann gebraucht werden,
wenn die Leute aus dem Volke unter sich sind.
Die Auslese ist durch Umfragen unter Berlinern entstanden, und
die Wörter und Ausdrücke sind hier alphabetisch geordnet worden.
Das neueste Buch über den Berliner Dialekt, der richtige Ber-
liner in Wörtern und Redensarten von Hans Meyer, 6. Aufl.
Berlin 1904. 8°. XVIII—172 S., enthält keine erotischen oder
anstößigen
Wörter, wie sie der Autor nennt und dies ausdrücklich in der Vorrede
auf Seite V betont wird. Dort ist auch die Litteratur über die
Schriften,
die bisher über den Berliner Dialekt erschienen sind angeführt1)
Zu
erwähnen ist noch das Buch: Wie das Volk spricht Sprichwört-
liche Redensarten. Gesammelt von Dr. Höfer. Stuttgart 1855. 8°.
Es sind hiervon schon 8 Auflagen erschienen. In dieser Sammlung
sind viele derbe Rede Redensarten aus verschiedenen Mundarten ent-
halten, die für das Folklore manch Interessantes bieten.
1) Siehe auch Preußische Sprichwörter und Redensarten von H.
Frischbier
2. Auflage. Berlin 1865. Verlag von Enslin, und Preußische
Sprichwörter und volks-
tümliche Redensarten von H. Frischbier (2. Sammlung mit einem
Glossar. Verlag
von Enslin.)
2*
20 Eine Auslese von erotischen Wörtern und von Kraftausdrücken
der Berliner Mundart.
A.
Abjuckeln, onanieren (vomWeibe
gebraucht),
abknutschen, abküssen,
ablabbern, abküssen,
ab wichsen, onanieren,
anklauen, wollüstig betasten.
Auge, das, braune, ohneWim-
per, der weibliche Anus,
ausgemistet, von Geld entblößt
sein.
B.
Bauch, dicken, haben, schwan-
ger sein.
Bauer,kalter, sperma ejaculatum.
Blubber, sperma ejaculatum.
Bock, oller, ein geiler Mann.
buddeln, die Geschlechtsteile
eines Mannes oder Weibes wol-
lüstig betasten.
Bums, ein, ordinäre Kneipe, auch
Kneipe mit Damenbedienung.
C.
Chose, eine, haben, eine Lieb-
schaft haben.
Cordon, verderbt aus Condome.
D.
Ding, ein. drehen, coire.
E.
Eier, die, Hoden.
Der nachfolgende Gassenhauer,
der aus drei Strophen besteht,
wurde seinerzeit im Volke nach
der hier in Noten wiedergegeb-
nen Melodie gesungen. Die
beiden anderen Strophen sind
unter den Schlagworten ficken
und Kloben untergebracht.
Einst ging Lehmann-Schulze
Auf die Jagd ganz stulze,
Beide schössen sie im Jubilee,
Da sprach Schulz zu Lehmann:
,Es ist doch zu gemeene/
,Plagt mich heut schon wieder
Diarrhöe!'
Schulze sitzt im Graben,
Lehmann will weiter traben.
Plötzlich springt ein Hase in
die Höh.
Lehmann siehts, gibt Feuer
Und schießt Lehmanns Eier
Samt dem Haufen unterm
Arsche weg.1)
i) Die Noten für Gesang schrieb in liebenswürdiger Weise der
Komponist und
Kapellmeister R. Rai mann in Wien filr die Anthropophyteia aus dem
Gedächtnis nieder,
Eine Auslese von erotischen Wörtern und von Kraftausdrücken
der Berliner Mundart. 21
F.
Famiiienstrumpf auswringen,
kräftig coitiren.
Ficken, coire.
Ficken, daß die Pup krachen,
coire ut puelia crepet.
Die zweite Strophe des unter
Eier eingereihten Gassenhauers
lautet nach derselben Melodie
wie folgt:
Einst sprach Schuster Bolle
Zu seiner Olle:
,Was ist denn mit unsrer Ida
los?'
Da sprach Idas Muttern,
Daß ihr die Zähne schluttern:
,Ach mein Herzeleid is wirk-
lich groß/
,Sie wird täglich hagerer/
,Ihre Backen magerer/
,Und ihr Unterleib wird sehr
verdickt/
,Ob sie wol wat jejessen'
,Was ihr nicht anjemessen/
,Oder meenste Oller, daß sie
fickt/
Ficken, daß die Haare in der
Nachbarschaft rumfliegen,
kräftig coitieren.
fickerig sein, lüstern, geil sein.
Flöte blasen, irrumare, fellare,
vom Weibe gebraucht; z. B. sie
bläst die Flöte gut, sie ist eine
gute fellatrice.
Fose, die, ein leichtfertiges Mäd-
chen.
Fosenhahn, ein Schürzenjäger,
fos ig sein, leichtfertig sein.
Foze, die, vulva.
Fozenlecker, cunnilingus.
fozentoll sein, weibertoll sein.
Fritze, der, Penis.
G.
Groschenfick, ein, ein wohl-
feiler Coitus bei einer Dirne.
H.
Hängematte, olle, schlappe
männliche Geschlechtsteile.
Hengst, oller, ein geiler Mann.
Herauszieher, ein, einer, der
den Coitum interruptum ausübt.
Hinterpommerer, PäderasL
Hohe Schule reiten, positus
coitus, puella incubans viro.
J.
Jude Kohn, Klitoris.
Jungen, den, machen, positus
coitus puella incubans viro.
K.
Kackerig sein, ums Arsch-
loch, Drang zum Stuhlgang
haben.
Kaktus, der, Exkremente.
Kaktus, einen, setzen, seine
Notdurft verrichten.
Kalafazie, die, Vulva.
Kese an der Mese, fluor albus.
Kesebeine, Schweißfuße.
da die Originalnoten schon seit langen Jahren im Handel nicht
mehr zu finden sind.
Das ursprünglich dazu gehörige Lied mit dem Texte : ,Ich bitt' um
fünf Minuten Aufent-
halt* usw. sang die bekannte Sängerin F. Hornischer in den sechziger
Jahren des vorigen
Jahrh. in Wien.
22 Eine Auslese топ erotischen Wörtern und von Kraftausdrücken
der Berliner Mundart.
Kathrine, schnelle, Diarrhöe,
Keller, in — gehen,irrumare,fel-
lare; vom Manne und Weibe
gebraucht
Kerl, feiner, ein, reicher, frei-
gebiger Liebhaber.
Klabusterbeeren, die Kotreste
an den Schamhaaren oder am
After.
Im Arsch ists duster,
Das machen die Klabuster.
Warum soils im Arsch nicht
duster sein?
Es scheint weder Sonn* noch
Mond hinein.
Klauen, ein Weib wollüstig be-
tasten.
Klauenede,ein Mann, der Weiber
gerne anfaßt, betastet
Kloben, der, Penis.
Die dritte Strophe des Gassen-
hauers, dessen erste Strophe
samt Melodie unter Eier an-
geführt ist, lautet nach derselben
Melodie wie folgt.
Einst sprach Fräulein Therese,
Zu ihrer Freundin Rese:
,Sag, wat macht mit dir4
,Dein Grenadiere
,Ach er macht mir Kese'
,An meiner Mese1
,Auf eine eigentümliche Ma-
nier:'
,Der Rock wird hochjehoben/
,Da holt er heraus den Kloben,1
,Und dann jeht datjebutte los/
,Da hängt an meiner Mese4
,Ein Sechserkese'
,Wie ein Kinderkopp so groß/
Klosterglocken, die Hoden,
Knobländer, zwei Weiber, die
Tribaden sind. Anspielung auf
die Würste, genannt Knobländer,
die paarweise und warm beim
Schlächter verkauft werden.
Kobern, Männerfang der Lust-
dirne auf der Straße.
König, roter, die Menses.
Kujone, die Hoden.
Kutte, die, Vulva.
Kuttentoll, Weibertoll.
L
Lappenfoze, Vulva mit großen
Schamlippen.
Lieschen, das, Vulva.
Losgehen, mit einem Manne
schlafen gehen.
Louis, der, Zuhälter.
Lude, der, Zuhälter.
M.
Majestät, rote, die Menses.
Mauckbeene, dicke Unterschen-
kel (vom Weibe gebraucht).
Milchbrode, die, die weiblichen
Brüste.
Milchbureau, das, große weib-
liche Brüste.
Mimi, die. Vulva.
Mir ist so lulle um die Mulle,
Redensart, die gebraucht wird,
wenn sich ein Weib geil oder
lüstern fühlt
Mese, die, Vulva.
N.
Muschel, die, vulva.
Muschel, in die, rotzen, coire.
Eine Auslese von erotischen Wörtern und von Kraftausdrücken
der Berliner Mundart. 23
Nille, die, Penis.
Nillenkopp', der, Glans penis.
Nummer, eine, machen, coire.
Nummer, feine, ein leichtfer-
tiges Mädchen.
Nutte schieben, coire.
P.
Packet, ein, legen, seine Not-
durft verrichten.
Patentlude, ein ganz gewöhn-
licher Zuhälter.
Pelzen, coire.
Pflaume, die, Vulva.
Piepel, der, Penis.
Piepmatz, der, Penis.
Das nachfolgende Liedchen wur-
de zu Ende der Sechziger Jahre
in der Posse von Kaiisch ,die
Mottenburger* von der beliebten
Berliner Soubrette Marie Stolle
gesungen. Dies Liedchen wurde
noch viele Jahre später von der
lieben heranwachsenden Jugend
arglos gesungen, weil ja auch
der Sperling im berlinischen
Dialekt Piepmatz heißt Be-
zeichnend ist es jedenfalls fur
die damaligen Zensurverhält-
nisse, daß dieses Lied mit
doppeltem Sinne anstandlos zu-
gelassen wurde. Obs heute in
der Zeit der Sittlichkeitskon-
gresse noch der Fall wäre,
bleibe dahingestellt
Röschen hatte einen Piepmatz
in ihr kleines Vogelhaus,
Liebte ihn wie ihre Unschuld
und ließ niemals ihn heraus.
Doch kam da der schöne Mai,
Vogelsang und Frühlingsduft,
Und vertrauend seiner Treu
drückt sie ihn an ihre Brust,
Da husch husch durch Busch
und Flieder flog der Flücht-
ling kreuz und quer*
Lieber Vogel komm doch wie-
der, doch der Vogel kam nicht
mehr.
Wie vernichtet stand die Arme
vor dem offnen Vogelhaus;
Alle Lebensfreude schien für
sie jetzt immer aus.
,Ach/ rief sie, ,es ist entsetzlich,
jetzt wird es mir recht klar/
,Mein Verlust ist unersetzlich,
was das für ein Piepmatz war.'
Sie sank in die Knie nieder,
rief noch einmal tränenschwer:
,Lieber Vogel, komm doch
wieder/ doch der Vogel kam
nicht mehr.
Die Moral von der Geschieht
zu erraten ist nicht schwer.
Ist der Unschuld Glück ent-
flohn, kehrt zurück es nimmer-
mehr.
Laß den Vogel stehts im Bauer,
Trau ihm nicht dem kleinen
Dieb.
Hängt sein Köpfchen auch vor
Trauer,
Trau ihm nicht, dem Matz,
dem Piep.
Drum ihr Mädchen seid fromm
und bieder
Trauet nie der Männer Schwur.
Lieber Vogel komm doch
wieder;
24 Eine Auslese von erotischen Wörtern und von Kraftausdrücken
der Berliner Mundart.
Doch der Piepmatz kam nicht
mehr.
Pimpern, coire.
Pinkeln, harnen.
Pinose, die, Vulva.
Pinune, die, Vulva.
Piphahn, der, Penis.
Pissen, harnen.
Polkfinger, der Mittelfinger bei
der wollüstigen Berührung der
weiblichen Scham.
Popeln, coire.
Porzlanfuhre, die, Coitus in
der Droschke.
Die nachfolgende Strophe des
Berliner Droschkenkutscherlie-
des hatte vor vielen Jahren ein
sehr beliebter Berliner Gesangs-
komiker vom alten Américain
Theater in Berlin in geschlossner
Gesellschaftgesungen,von wo sie
dann auch später in weite Kreise
drang und oft gesungen wurde.
Das Originallied, dessen Melo-
die dem Berliner Droschken-
kutscherlied zu gründe liegt,
wurde unter dem Titel ,das
Wiener Fiackerlied* von dem
Wiener Operettensänger und
Komiker Girardi am 25. Mai
1885 bei einem großen Wohl-
tätigkeitsfeste in der Rotunde
im Prater zum ersten Male ge-
sungen. Die Musik ist von
Gustav Pick. Das Lied ist bei
Cranz in Leipzig erschienen.
Wenn mal so 'n Pärchen jon-
deln will
Dann fahr ick recht hübsch
sticke, leger und mit Gefühl.
Bekannt sind in Berlin ja die
Fuhren von Porzlan,
Dagegen können die Wiener
Fiacker nie nich an.
Wat hinter unsern Rücken
Im Wagen wird vollführt,
Das ist uns Kutschern allemal
Pomade, Schnuppe und egal,
Wird man bei solchen Zicken
Der Plüsch nich ruiniert;
Ein Unglück ist so viel ick
weeß noch nie dabei passiert.
Und steigt das Liebespärchen
aus,
Rückt er ein gutes Trinkgeld
raus,
Dann freu ick mir,
Det ick bin geboren in Berlin
Und mit meiner Droschke stets
auf den Kien.
Mein Blut ist bald dicke
Und bald ist et dünn.
Det liegt nu mal so in mir drin.
Premierleutenant, ein Zu-
hälter.
Pumpe, die, Vulva.
Pup, Crepitus.
Pup mit Puschel, ein nasser
Crepitus.
Pupenjunge, Päderast
Pupenbail, Tanzunterhaltung von
Päderasten im Karneval.
Pups, der, das Gesäß.
Puscheminne, die, Vulva.
R.
Revierbulle, der, ein Mann, der
viele Liebschaften hat.
Ritze, die, Vulva.
Eine Auslese von erotischen Wörtern und von Kraftausdrücken
der Berliner Mundart. 25
Rosette, die, Vulva, Redensart:
der Olle liegt uf der Rosette.
S.
Sack, der, die Hoden.
Sachen oder Sägen, harnen.
Samenkoller, der, sehr große
Lüsternheit, Geilheit
Sandpuper, kleiner Mann oder
kleine Frau.
Scheiße, Exkremente, häufig für
verschiedenes im wegwerfenden
Sinne gebraucht
Schenkspritze, die, Mädchen
in einer Damenkneipe.
Schieben, coire.
Schlappschwanz, ein energie-
loser Mann.
Schmantarsch, ein sehr großer
Podex (vom Weibe ge-
braucht).
Schmetterscheiße, Diarrhöe.
Schneppe, die, Prostituierte,
Schniebbei, der, Penis.
Schnieckel, der, Penis.
Schwanztoll, vom Weibe ge-
braucht, wenn sie sehr verliebt
ist
Schwengel, der, Penis.
Schwule, die, Tribade.
Spendierer, ein, freigebiger Ge-
bieter oder Freund.
Wien.
Stange, die, Penis.
Steiger, oller, Schürzenjäger.
Stinkefinger, machen, an der
weiblichen Scham mit dem
Finger spielen.
Sulzbeene, dicke Unterschenkel
(vom Weibe gebraucht).
T.
Tante, die, Menses.
Titten, die, weibliche Brüste.
Tittenreiter, einer, der den coi-
tus zwischen den Brüsten ausübt.
Treppennummer, ein sehr ra-
scher Coitus.
Trine, die, Prostituierte.
U.
Überzieher, der, Condome.
Unwohl sein, Menses.
Urwald, der, die Schamhaare.
V.
Vögeln, coire.
W.
Wagenrunge, die, ein sehr
großer Penis.
Z.
Zungenschlag, guten, haben,
wird von einem erfahrenen Fel-
lator gebraucht
Karl R eiskel.
Volkswitz in Rätseln.
L bätsei und Mselfragen mederösterreicMsclier Stadüeute.
Mitgeteilt von Friedrich S. Krauss und Karl Reiskel.
Die nachfolgenden Rätsel sind durchwegs im mittleren Bürger-
stande und zumeist auch im Bauernvolke bekannt Hat man in heiterer,
guter, geschlossener Gesellschaft eines über den Durst getrunken, so
hebt bald der eine, bald der andere Tischgenosse an, seinen Witz
leuchten
zu lassen. Auch Frauen pflegen in ihren Teekränzchen derlei Nüsse
einander zum Aufknacken zu geben, freilich nur in Abwesenheit der
Kinder, die von solchen Dingen genug zeitlich erfahren, meist von
den
Dienstmädchen, die ihren Geist beim Greisler, beim Fleischhauer oder
auf dem Gemüsemarkte mit aufgeschnappten Gedankenblitzen ihrer
Herrschaften auffrischen. Die Mehrzahl dieser Rätsel ist im ganzen
deutschen Sprachgebiet verbreitet
Die Herausgeber hätten die Rätsel etwa nach Pitres oder auch
Wossidlos mustergiltigem Vorbilde ordnen können, doch hat gegen-
wärtig weder der eine noch der andere dazu die erforderliche Zeit;
für den Rätselforscher, der diese in ihrer Sonderart mit ihrer Fülle
einzige Sammlung freudig begrüßt, ist es ohne Belang, in welcher
Reihenfolge die Rätsel aufgeführt sind. Er muß doch ohnehin jedes
für sich prüfen und verwerten.
Die Herausgeber verweisen auf das Kapitel Literatur in dem Werke,
Geschichte der öffentlichen Sittlichkeit in Deutschland von Wilhelm
Rud eck (Jena 1897), worin viele zotige Rätsel aus dem Volksbuche
Till Eulenspiegel enthalten sind. Von dem ausgezeichneten,
interessanten
Werke W. Rudecks ist im Jahre 1905 eine zweite vermehrte Auflage
bei Barsdorf in Berlin erschienen.
I. Wer ist genügsamer, Mann oder Weib?
Das Weib, weil sie das zu sich nimmt, was der Mann stehen laßt
Rätsel und Rätselfragen niederösterreichischer Stadtleute.
27
2. Ich gebe Dir in jeder Hand einen Spatzen und es kommt Dir
einer aus, wieviel bleiben Dir?
Zwei!
3. Was ist Phantasie?
Wenn man einem Rauchfangkehrer eine gelbe Rübe ins Maul
und einen Besen in den Hintern steckt und glaubt, er
sei eine Amsel; oder wenn man einer alten Jungfer einen
Häring in den Arsch steckt und hält sie fur eine Wasser-
Jungfrau.
4. Ein Mann kann es, auch zwei, drei, ja selbst vier und fünf
können
es; jedoch nur ein einziges Weib kann es?
Zu gleicher Zeit in einen Nachttopf brunzen. —
5. Die Frau hat's vorne groß, die Jungfrau in der Mitte klein und
der Pfaff hinten doppelt ?
Das „f"
6. Was ist fur ein Unterschied zwischen einem Stier und einem
Schreiber?
Macht der Schreiber einen Spritzer, so wird's eine Sau; macht der
Stier einen Spritzer, so wird's ein Kalb.
7. Wann hat der Pfarrer Ostern?
Wenn die Köchin den roten König hat; dann bekommt er rote
Eier. —
8. Was ist Feigheit?
Onanie. — Denn dann gehen fünfe über einen.
9. Was ist ein glänzendes Elend?
Wenn einer schon ein silbernes Röhrl hat
10. Und was ist das Gute dabei?
Daß er sogleich weiß, wie er steht, wenn er in den Kurszettel
sieht. —
11. Was ist fur ein Unterschied zwischen einem Cul-de-Paris und
einem
Kopf halter beim Photographen?
Der Kopfhalter hindert am Wackeln, der Cul-de-Paris wackelt am
Hintern.
12. Was ist 3/2 + 5/2?
Ein Rausch.
13. Was ist Schnelligkeit?
Wenn man vom 1. Stock herunterscheißt und noch zurecht kommt,
um es unten mit dem Munde aufzufangen; oder wenn man
so schnell um einen Baum läuft, daß man sich selbst buseriert.
28
Rätsel und Rätselfragen niederösterreichischer Stadtleute.
14. Was ist grausam?
Wenn man jemandem einen Regenschirm in den Hintern steckt
und ihn dann aufspannt.
15. Wann ist das Weib am reichsten?
Wenn es sich ausgebrunzt hat, dann hängt an jedem Haar eine
Perle.
16. Wenn ich Dir das Erste sage und Du sagst nicht das Dritte, so
bist Du das Zweite?
Viktoria!
17. Was ist für ein Unterschied zwischen einem Fixstern uud einer
Negerin?
Den Fixstern sieht man mit bloßem Aug, die Negerin mit bloßem
Arsch.
18. Was ist ein Unsinn?
In den Abort zu scheißen, wenn man gewohnt ist, seinen Dreck
einer Besichtigung zu unterziehen.
19. Wer ist in der Regel mäßiger, Mann oder Weib?
Das Weib; denn der Mann hat keine Regel.
20. Wer war der erste Redakteur?
Eva; denn sie nahm den ersten stehenden Artikel in ihre Spalten
auf.
21. Wer war der geilste Mann?
Columbus; denn dem sind sogar die Eier gestanden.
22. Unterschied zwischen einem Gensdarmen und einem Maikäfer?
Der Gensdarm ist grün und scheißt braun; der Maikäfer ist braun
und scheißt grün.
23. Es ist lang und steif und reibt sich zwischen zwei behaarten
Bäuchen?
Die Deichsel.
24. Was ist für ein Unterschied zwischen einem Briefträger und
einem
Chemiker?
Der Briefträger trägt den Brief; der Chemiker prüft den Dreck,
25. Wie stellt man am billigsten eine Beleuchtung her?
Man nimmt Wienertrankell) und dann scheißt man
leichter und
lichter (Leuchter und Lichter).
26. An was unterscheidet man einen Schienenweg der Tramway von
einem Schienenweg der Eisenbahn?
An dem Pferdekrapfen.
1) Ein Abführmittel.
Rätsel und Rätselfiragen niederösterreichischer Stadtleute.
29
27. Unterschied zwischen einem Spieltisch und einem Kanapee?
Am Spieltisch sticht die Dam' den Buben; am Kanapee der Bub'
die Dam*.
28. Unterschied zwischen einem Kahlkopf und einem Distanzreiter?
Der Kahlkopf hat den Haarschwund; der Distanzreiter den Arsch
wund.
29. Warum haben die Infanteristen Schirme auf dem Czako?
Damit ihnen der Adler nicht auf die Nase scheißt
30. Wie entstehen Nebel?
Wenn sich ein Nabel auf den andern lagert.
31. An welchem Tage stinkt es im Himmel am meisten?
Am Himmelfahrtstage.
32. Was gibt es nebst weichen, harten Eiern und Eierspeisen noch
fur Eier?
Euer Wohlgeboren.
33. Wo befinden sich die Damen am liebsten?
Unter den Herren.
34. Welches war das keuscheste Weib im Altertum?
Iphigenie (I ficke nie).
35. Welcher Heilige hat vier Arschbacken?
Der heilige Ehestand.
36. Was ist das größte Elend?
Wenn sich eine gebrauchen läßt, um nur sagen zu können, sie
habe was Warmes im Leibe gehabt
37. Was ist für ein Unterschied zwischen einer Lerche und einer
Amme?
Die Lerche steigt und singt, die Amme säugt und stinkt
38. Was ist für ein Unterschied zwischen einer Jungfrau und einem
Handtuch?
Beim Handtuch sucht man das trockene, bei der Jungfrau das
nasse.
39. Was ist ein Wunder?
Daß Elias sich bei seiner Himmelfahrt auf feurigem Wagen nicht
die Hosen verbrannt hat
40. Wie bekommt man am schnellsten einen Bart?
Man steckt den Kopf in den Allerwertesten eines Frauenzimmers
und schaut bei der Fut heraus.
41. Was ist Ruhe?
Sich auf die Nase scheißen lassen und noch dazu riechen.
Rätsel and Rätselfragen niederösterreichischer Stadtleute.
42. Wie kann man anstatt „von Hinten pudern" noch anders sagen?
Einer Dame mit Hintansetzung seines eigenen Vorteils auf hinter-
listige Weise menschliche Bildung einflößen.
43. Was ist für ein Unterschied zwischen einem Weib und der Mehl-
speise „Schinkenfleckerl?"
Bei Schinkenfleckerln ist der Schinken zwischen den Fleckerln,
beim Weib ist das Fleckerl zwischen den Schinken.
44. Was ist flir ein Unterschied zwischen Einem, der über eine
Ketten-
brücke läuft und Einem, der pudert?
Lauft der Erste, so stoßt's, stoßt der Zweite, so lauft's.
45. Was ist fur ein Unterschied zwischen der Sonne und einer
Plunzen?
Die Sonne geht im Osten auf, die Plunzen im Sieden.
46. Was ist fur ein Unterschied zwischen einem Walfischweibel und
Menschenweibel ?
Das Walfischweibel hat Fischtran, das Menschenweibel hat Haar
dran.
Rebuse.
47. Nr. і 48. Nr. 2
Bein ih,et ihre, ihre
Mann 0 •
oeiner, semer
schied
jer ihre, ihre, ihre
Frau Seiner, seiner, seiner
Bein
49- Nr. 3 50. Nr. 4
M A I G
R
51. Nr. 5 52. Nr. 6
Was ist das?
sc R hon
EE mit Asche überstreut?
Auflösung Nr. 1: Der Unterschied zwischen Mann und Frau liegt
zwischen den Beinen.
Auflösung Nr. 2: Ihre wird größer; Seiner wird kleiner.
Auflösung Nr. 3: Mein R ist größer als dein R; mein R steht im R.
Auflösung Nr. 4: Emma і geh am strich, komm a!
Auflösung Nr. 5: Er steht ihm schon.
Auflösung Nr. 6: Ein überraschtes Ehepaar.
Rätsel und Rätsel/ragen niederösterreichische Stadtleute.
53. Sie winkt ihm; er bleibt stehen; er erwartet sie, läßt sie
sitzen
und fährt ab! Was ist das?
Omnibuskondukteur.
54- Was ist Zerstreutheit?
Wenn ein junger Ehemann in der Brautnacht seiner Frau 6 Kronen
gibt und wieder gehen will.
55. Unterschied zwischen einer Wienerin und einer Perserin?
Die Wienerin läßt die Schaß von hinten und die Perserin von
vorn.
56. Wie kann man das Wort „Generalmarschblasen" durch einen ein-
zigen Punkt in vier Worte verwandeln?
General im Arsch blasen.
57. Wie heißt Klystierspritze auf ungarisch?
Stuhlrichter.
58. Was ist ein Kerl?
Ein Mann, der einem Weibe drei Haare an der Scham ausreißt,
ohne daß ihm der Schwanz steht
59. Welcher Fisch farzt um einen Ton tiefer als die anderen?
Der Barsch. Weil er ein ,3" vor dem Arsch hat
60. Wann hat selbst der Ärmste eine gute Stunde?
Wenn er von Wien nach Dornbach geht!
61. Unterschied zwischen einem Bootsmann und einem Ehemann einer
rothaarigen Frau!
Der Bootsmann rudert die Boote; der Ehemann pudert die Rote,
62. Wovon leben die Huren?
Von dem fließenden Zinsen eines stehenden Kapitals.
63. Unterschied zwischen einem Finken und einem Spaßvogel?
Der Fink legt die Eier in s Nest und läßt den Schwanz draußen;
der Spaßvogel legt den Schwanz in's Nest und läßt die Eier
draußen.
64. Wie bringt man einen impotenten Schweif zum Stehen?
Man legt ihn ins Konversationslexikon; dort steht alles drin.
65. Was hätte Adam gemacht, wenn ihm Eva nicht den Apfel ge-
geben hätte.
Er hätte sich einen heruntergerissen.
Das Rätsel ist auch in einer Liedform seit Alters her im Volks-
munde :
Warum hat Eva und der Adam nicht
Den Apfel von dem Baume abgerissen?
32
Rätsel und Rätselfragen niederösterreichischer Stadtleute.
Weil Eva ganz genau der Gattin Pflicht
Erkannte und deshalb nicht ihr Gewissen
Belasten wollt mit einer schweren Schuld.
Ich mach es klar euch, habet nur Geduld,
Sie riß den Apfel ab mit Heldenmut,
Weil sie — ich habe Recht — was gilt die Wette,
Weil sie befürchtete, daß Adams heißes Blut
Am End sich selber einen abgerissen hätte.
In Wiener Parkanlagen nächtlich herumstreifende Schlampen reden
die Männer an: ,Laß der anen af der Bank abireißen!
66. Unterschied zwischen einer Kegelkugel und einer Frauenbrust?
Die Kugel wirft den Kegel nieder, die Brust aber stellt ihn auf.
67. Was ist mehr wert, als Silber, Gold und Edelsteine?
Die Hämorrhoiden; denn sie sind am Allerwertesten.
68. Was ist Ironie?
Einem Buckeligen „Euer Wohlgeboren" sagen.
69. Wann hat sich ein Patient total verkühlt?
Dann, wenn er Eiszapfen scheißt.
70. Was ist Melancholie?
Wenn man bei eisiger Winternacht, bei glänzendem Mondschein
den Namen seiner Geliebten in den Schnee brunzt.
71. Was ist das Tausendstel eines Mädchens?
Ein Millimadel.
72. Wenn man nicht französisch spricht
Eine Gesellschaft machte nach einem ziemlich starken Regen eine
kleine Landpartie. Als man schon lange gegangen war, stand
man endlich still, um etwas auszuschnaufen. Nach einer
Weile sagte eine Dame. Nun ich glaube setzen wir uns „en
marche"!! „Aber, bitt' gnä' Frau, bei der Feuchten!!" ent-
gegnete ein Ungar.
73. Der Brief einer jungen Frau.
Eine junge Frau schrieb am Tage nach ihrer Hochzeit an ihre
Mutter: „Heute nachts wurde ich meines kostbarsten Klein-
odes beraubt. Ich hielt den Täter mit eigener Hand. Er
stand; jetzt hängt er, und alle Belebungversuche blieben
erfolglos.
74. Was ist ein Kuß?
Wenn sich zwei ein Maul anhängen.
Rätsel und R&tselfragen niederösterreichischer Stadtleute.
33
75. Was macht die Braut nach der Hochzeit mit dem Brauthemd?
Aufheben.
76. Unterschied zwischen einer Flasche und einer Fummel?
Mit der Flasche wird zuerst gegossen, dann gestopft. Die Fummel
wird zuerst gestopft und dann gegossen.
77. Unterschied zwischen einer Unterhose und einer Bibel?
Was in der Hose steht, steht nicht in der Bibel.
78. Wie weit ist es vom Himmel bis zur Erde?
Neun Monate. — Denn neun Monate braucht ein gefallener Engel
bis er niederkommt
79. Wie lange braucht man, um ein Mädchen zu verfuhren?
Eine schwache Stunde.
80. Unterschied zwischen Napoleon und Rothschild?
Napoleon hatte ein tatenreiches Leben hinter sich; Rothschild ein
reiches Tateleben.
81. Unterschied zwischen einem Gensdarmen und einer
Klystierspritze?
Ersterer sorgt fur die öffentliche Ordnung; letzterer für die
ordent-
liche Öffnung.
82. Welche Speise ist die ekelhafteste?
Der Salat; denn der muß früher angemacht werden.
83. Wer ist schmutziger, der Jud oder der Christ?
Der Christ Denn der wird vom Juden beschissen.
84. Bei wem ist der Urin reiner, beim Mann oder bei der Frau?
Bei der Frau. Denn da geht er durch ein Haarsieb.
85. Unterschied zwischen Ochs und Kuh?
Die Kuh trägt den Schwanz um ein Loch höher.
86. Warum gehen die alten Weiber bei der Prozession hinten?
Weil sie von vorne nicht mehr zu gebrauchen sind.
87. Unterschied zwischen der Unfehlbarkeit des Papstes und einem
Stubenmädel?
Die Unfehlbarkeit kann Niemand, das Stubenmädel aber kann
Jeder begreifen.
88. Welches ist das trügerischeste Bergwerk?
Der Podex (der Hintere); denn zuerst kommt man auf die „goldene
Ader" und dann auf den Dreck.
89. Wer wohnt am billigsten?
Ein Puserant; denn er logiert immer nur als „Afterpartei."
90. Ähnlichkeit zwischen einem schwedischen Zündhölzchen und
einem treuen Ehemann?
Beide gehen nur auf der eigenen Reibfläche los.
Krause, Anthropophyteia. П. 3
34
Rätsel and Rätselfragen niederösterreichischer Stadtleute.
91. Was fur ein musikalisches Instrument ist das Mieder
Ein Dudelsack (Tuttelsack).
92. Wann ist die Jungfrau und der Leutenant in Verlegenheit?
Wenn das Monatliche ausbleibt
93. Welches ist die geilste Jahreszeit?
Der Winter. Denn da wird gar das Wasser steif.
94. Wann furchtet sich die Fotze am meisten?
Bei der Geburt. Da wird sie mit Butter geschmiert und glaubt
sie wird gebacken.
95. Unterschied zwischen Abdul Aziz und einer Amme?
Abdul Aziz hat a Ziz; die Amme hat zwei Ziz.
96. Wie groß muß ein Ehebett sein?
So groß, das zwei drin liegen und einer drin stehen kann.
97. Warum hat der Turm einen Spitz?
Wenn er einen Rausch hätt — fallet er um.
98. Wann wird eine Knackwurst ungenießbar?
Wenn man das „n" herausnimmt
99. Ähnlichkeit zwischen einer Witwe und einem Rettich?
Beide haben den Schwanz unter der Erde.
100. Wo sind die solidesten Ehemänner?
In Paris; denn da geht Jeder über die Seine.
101. Was ist unverschämt?
Jemanden an seinem Geburttage vor die Tür zu scheißen und
seine Visitenkarte hineinstecken.
102. Welche Ähnlichkeit ist zwischen Liebe und Heimweh?
Bei Beiden ist die Sehnsucht nach dem Geburtorte vorhanden.
103. Welches ist der dümmste Handwerker?
Der Rauchfangkehrer; weil er dort kratzt, wo's ihn nicht beißt
104. Und welcher ist der vernünftigste Handwerker?
Der Binder, weil er alles reiflich überlegt und faßlich darstellt
105. Wo hat der Stier seinen Verstand?
Im Beutel. Denn, wenn man den beschneidet — so wirds ein
Ochs.
106. Was ist ein schwangeres Weib?
Ein Auflauf von zwei Eiern.
107. Was ist das leichteste auf der Welt?
Der Schwanz. Denn — den hebt sogar der Gedanke.
108. Was ist das Schwerste auf der Welt?
Ebenfalls der Schwanz. Denn, wenn den der Gedanke nicht hebt;
so ist keine Gewalt im Stande, ihn zu heben.
Rätsel und Rätselfragen niederösterreichischer Stadtleute.
35
109. Was ist alles eins?
Ob sie ihn drinn' hat — oder ob er ihn drinnen hat
110. Was stank im Jahre 1848 am meisten?
Die Insurgentenhaufen und der Umsturz des päpstlichen Stuhles.
Hl. Nach was stank es im Jahre 1866?
Nach der Retirade in Böhmen und dem Abtritt in Italien.
112. Welche Leute waren im Jahre 1871 sicher krank?
König Wilhelm; denn er nahm fortwährend ein. Napoleon;
denn er hat immer laufen müssen — und der Papst; denn der
ist am Stuhl gesessen und hat nichts machen können.
113. Unterschied zwischen einer Katze und einem Kinde?
Die Katze kann mit dem Schwänze ihrer Mutter spielen. Das Kind
aber nicht
114. Was ist Schwindel?
Wenn ein Herr mit einer jungen Dame in einen Blumenladen
geht und diese sich dort ein Lilienbouquet auswählt; ob-
wohl ihr ein tüchtiger Ficus lieber wäre.
115. Was haben die Weiber lieber, Stellwagen oder Tramway?
Stellwagen — denn man braucht nur anzuläuten — und er steht
schon.
116. Unterschied zwischen einem Redakteur und einem Ehemann?
Der Redakteur kennt seine Mitarbeiter — der Ehemann aber
nicht
117. Unterschied zwischen Pollution und Illusion?
Bei der Illusion schweift die Phantasie — bei der Pollution
phantasiert der Schweif.
118. Unterschied zwischen Herrenurin und Damenurin?
Herrenurin ist Röhrenwasser — Damenurin ist Scheidewasser.
119. Das Erste hat zwei Füße und einen Schweif; das Zweite hat
vier
Füße und einen Schweif; das Dritte und Vierte hat sechs
Füße und keinen Schweif — und das Ganze hat zwei Füße
und keinen Schweif. Was ist das?
„Concubine." (Kohn, Kuh, Biene.)
120. Welches ist das feinste, kleinste und reinste Hotel?
Die „Fut". Denn I. kann nur Einer darin einkehren und der
muß sein Gepäck draußen lassen; 2. kehrt allmonatlich ein
König darin ein und 3. hat sie auch Wasserleitung.
121. Wann können einem die geistlichen Worte: Glaube, Liebe und
Hoffnung unangenehm werden?
Wenn er glaubt, daß seine Liebe in der Hoffnung ist —
3*
Зб
Rätsel und Rätselfragen niederösterreichischer Stadtleute.
122. Unterschied zwischeu der ersten und der silbernen Hochzeit?
Bei der ersten hat sie sich geschämt und bei der zweiten schämt
er sich.
123. Welche Hochzeit ist angenehmer, die erste oder die silberne?
Die silberne, denn da geht es nicht mehr so steif und ge-
spannt zu.
124. Unterschied zwischen Hebamme und Katze?
Gar keiner. Denn beide passen vor dem Loch.
125. Unterschied zwischen Dir und einem Esel?
Höchstens der, daß der Esel den Schwanz hinten und Du ihn
vorne hast.
126. Warum geht der Ochs rechts, wenn man „hot" schreit und links
wenn man „hü" schreit?
Du weißt es nicht — Der Ochs weiß es.
127. Unterschied zwischen einer Kanone und Dir?
Die Kanone hat ein Zündloch und Du — Du hast ein Arschloch.
128. Unterschied zwischen dem Drittel einer Rose und Dir?
Das Drittel einer Rose ist ein Rosendrittel und Du — bist ein
Riesentrottel.
129. Was ist Zerstreutheit?
Wenn der Pfarrer — statt des Taufscheines die Köchin petschiert
130. Unterschied zwischen einem Eisenbahnzug und der Fiaker-
Mili? *)
Der Eisenbahnzug hat eine Lokomotive. Die Fiaker-Mili hat
ein Loch kommod und tief.
131. Ähnlichkeiten zwischen einem Regenschirm und dem Schwanz?
Beide kann man in Gedanken stehen lassen.
132. Unterschied zwischen einer Brücke und dem Vögeln?
Über die Brücke geht alles; über das Vögeln nichts:
133. Unterschied zwischen einem Monument und einem Liebespaar?
Das Monument wird zuerst gegossen, dann aufgestellt und end-
lich enthüllt; beim Liebespaar wird zuerst enthüllt, dann auf-
gestellt und zuletzt gegossen.
134. Welcher Unterschied ist zwischen Hecht, Grete und Faust?
Der Hecht hat die Gräte im Schwanz, Grete den Schwanz in der
Faust, Faust den Schwanz in der Grete.
135. Warum steht der Schwanz, wenn er in der Voze ist?
Weil kein Stuhl darinnen ist, sich zu setzen.
1) Eine Wiener Cocotte aus den Jahren i860—1873.
Rätsel und Rätseifragen niederösterreichischer Stadtleute
37
136. Wie groß ist der Raum zwischen Voz und Arschloch?
So groß, daß eine Filzlaus bequem Kobold schießen kann.
137. An welchem Orte kann man am bequemsten einen Ziegelofen
anlegen ?
Zwischen Voze und Arsch: vorn hat man Wasser und hinten
Lehm.
138. Was ist das schönste an der Voze?
Daß sie keinen Schieber hat. denn sonst müßte man durchs
Arschloch kriechen.
139. Welcher Unterschied ist zwischen einen Barbier und einem
Korn-
mäher?
Der Kornmäher kann auf seine Stoppeln scheißen, das darf der
Barbier nicht
140. Was ist eine handgreifliche Lüge?
Man scheißt in die Laterne und sagt, es sei eine Wachtel.
141. Wie kann man einem Blinden leuchten?
Man scheißt in die Laterne, dann geht er dem Gerüche nach.
142. Wie kann man das Alter eines Abtrittes erfahren?
Man frißt sich durch und so oft man auf eine Lage Kirschen-
kerner kommt, ist ein Sommer vorbei.
143. Was ist über alle Maßen?
Wenn man in die Hosen scheißt, daß es beim Halsbande heraus-
kommt
144. Was ist ein Hauptspaß?
Wenn sich zwei Läuse auf dem Kopfe vögeln.
145. Was ist der Furz fur ein Landsmann?
Ein Darmstädter.
146. Was hat der Furz für eine Religion?
Er ist ein Quäker.
147. Wie heißt das Ding, worin alle Abend ein männliches Glied
ge-
steckt wird?
Stiefelknecht.
148. Was ist ein Meuchelmord?
Wenn jemand unbemerkt in den Arsch kriecht und das Herz
abbeißt.
149. Wie stopft man mit einem Stöpsel drei Löcher zu?
Du steckst deine Nase in mein Arschloch.
150. Was ist ein Kuß?
Die Vereinigung zweier Seelen auf den Lippen oder ein Gruß
an die Möse.
38
Rätsel und Rätselfragen niederösterreichischer Stadtleute
151. Was beabsichtigt ein Kuß?
Die Anfrage an die obere Etage, ob die mittlere zu vergeben sei.
152. Was ist dem Stadtvogt am ähnlichsten?
Eine Hundemöse; in beide geht es leicht hinein und schwer
wieder heraus.
153. Welche Ähnlichkeit ist zwischen einem Bordell und einer Apo-
theke?
In beiden findet man verwelkte Blumen, schön gemalte Büchsen,
süße Gifte und teuere Rechnungen.
154. Was fur ein Unterschied ist zwischen einem Bäcker und einem
Ehemann?
Der Bäcker schiebts weich hinein und ziehts hart heraus, der
Ehemann hingegen schiebts hart hinein und ziehts weich
heraus.
155. Wer ist der größte Prahler?
Der Kürschner, denn er steckt drei Schwänze heraus.
156. Welcher Unterschied ist zwischen einem Mädchen und einem
Pflug?
Wenn man beim Pflug um ein Loch weiter steckt, so kommt
man tiefer, beim Mädchen aber in den Arsch.
157. Welche Ähnlichkeit ist zwischen einer Frau und einem Messer?
Beide wollen gute Wetzsteine haben,
158. Was ist übernatürlich?
Einem Mädchen die Haare an der Voze zu zählen, ohne das der
Schwanz aufsteht
159. Wann trägt eine Frau geweihte Eier?
Wann sie einen Pfaffen vögeln läßt.
160. Was sind die Brüste bei einem Mädchen?
Vertraute, die den armen Teufeln das Loch zeigen.
161. Wie kann man eine Gänseschaar über eine Brücke treiben, so
daß nur eine schnattert?
Es steckt eine jede Gans der anderen den Schnabel in den Hintern,
der letzten steckt der Treiber seine Nase in den Arsch, so
schnattert nur die erste.
162. Welche Heilige ist die unzüchtigste?
Die heilige Anna, weil sie sich von vorn und hinten gleich buch-
stabieren läßt
163. Was fur Unterschied ist zwischen einem Mädchen und einer
Monatrose?
Keiner, denn beide blühen alle Monat rot.
Rätsel und Rätselfragen niederösterreichischer Stadtleute
39
164. Was für eine Krankheit ist das Vögeln?
Das Heimweh, weil ein jeder dorthin will, woher er gekommen ist
165. Welcher Unterschied ist zwischen einem Mädchen und einem
Theater?
Beim Mädchen wird zuerst aufgezogen und dann gegeigt, im
Theater zuerst gegeigt und dann aufgezogen.
166. Was ist das siebte Weltwunder?
Daß der Schwanz steht, ohne Füße zu haben.
167. Wann handelt der Advokat am redlichsten?
Wann er seine Frau vögelt, weil es dann aus seinem eigenen
Sack fließt
168. Was ist die geilste Zeit?
Der Winter, denn da laufen die kalten Bauern auf der Straße
herum.
169. Welcher Unterschied ist zwischen einem Chaussée-Hause und
einer Hosenklappe?
Aus dem Chaussée-Hause kommt zuerst der Beutel, dann die
Stange, aus der Hosenklappe zuerst die Stange, dann der Sack.
170. Was eignet sich am schlechtesten zu einer Wagenremise?
Die Voz, denn da geht nur die Deichselstange hinein.
171. Wie kann man ein billiges Viktualienschild (Greislerschild)
her-
stellen?
Man steckt den Arsch beim Fenster hinaus, da hat man Wurst,
Schinken und Eier.
172. Wer war der erste Bettelvogt?
Eva; sie ließ Adam ins Loch stecken.
173. Was ist die Liebe.
Ein Geschwür, das zwischen den Beinen aufgeht
Zum Schluß eines Gedichtes, dessen Verfasser Voss, der
Homerübersetzer sein soll, heißt es:
Die Liebe und der Dünnscheiß,
Haben beide gleiche Schmerzen,
Dem einen tuts am Arsche weh,
Dem andern mehr im Herzen.
174. Warum stinkt die Voze?
Damit sich der Schwanz kotze, wenn er hineinfährt.
175. Weißt du, worin der Spaß des Lebens liegt?
Sei lustig, geht es nicht, so steck den Finger in den Arsch und
erwürg dichl
40
Rätsel und Rätselfragen nieder österreichischer Stadtleute.
176. Zwei Männer aßen das, was sie nicht hatten. Hätten sie
dieses
gehabt, was sie eben gegessen, so wären sie nicht das, was sie sind.
Zwei Eunuchen haben Eier gegessen.
177—180. Was sind Unmöglichkeiten?
I. Einem Nackten in den Sack scheißen. — 2. In die Luft
scheißen und mit dem Maul auffangen. — 3. Einen andern
beim Arsch um den Hals nehmen. — 4. Den Daumen in
den Arsch hineinstecken und mit dem Maul herausziehen.
181. Welche Frauen sind mit ihren Männern am besten dran?
Die Bäckerfrauen, denn sie haben einen Mann, einen Helfer und
einen Tot (?).
182. Was hat der Busen eines Mädchens mit einem Gerichtdiener
gemein ?
Beide fuhren ins Loch.
183. Was hat Adam vorn und Eva hinten?
Den Buchstaben A.
184. Wie sind die Frauen vorn und hinten beschaffen?
Vorn die Einnahme, hinten die Ausgabe.
185. Was ist ein Furz?
Ein Telegramm aus Darmstadt, daß die Würste bald ankommen.
186. Warum ist jedes Frauenzimmer zwischen den Schenkeln unrein?
Weil sie sich den Arsch von vorn nach hinten auswischen.
187. Was ist eine Hur?
Ums Geld in die Fut hineinlassende, Arschentgegenwackelnde,
Geschlechttriebbefriedigungbestie.
188. Was ist ein Buserant?
Widernatürlicher Männerarschloch statt Fut gebrauchender, nudel-
beschissener wällischer Saumagen.
189. Was ist ein Onanist?
Futeinbildung kräftig sich vorspiegelnder kalter Bauer, Abschlei-
mungmanipulation selbst eigenhändig betreibender Rücken-
marküberfluß an die Wand Schleuderer.
190. Welches Loch ist größer als ein Ofenloch?
Das Loch des Frauenzimmers, denn da geht der Prügel ganz
hinein, beim Ofenloch muß man ihn aber erst abschneiden.
191. Wo hat der Kapuziner seinen Kleiderkasten?
In der Retirad, denn da hängt er seine Kutten auf.
192. Was ist das künstlichste bei einem Frauenzimmer?
Daß sie auf zwei Löchern sitzt und nicht durchfällt.
Rätsel und Rätselfragen niederösterreichischer Stadtleute
4t
193. Wo muß man ein Mädchen hinstellen, um es von hinten zu
pudem?
Am Rand eines fließenden Wassers, weil sie da gut zurück-
halten muß.
194. Was ist der Unterschied zwischen einem Kahlköpfigen und
einem
Distanzreiter?
Der Kahlkopf hat den Haarschwund, der Distanzreiter den Arsch-
wund.
195. Was ist der Unterschied zwischen einem Pferd und einer
Köchin?
Die Köchin macht die Knödel mit der Hand, das Pferd mit dem
Arsch.
196. Was für ein Unterschied ist zwischen einer Statue und dem
menschlichen Beischlaf.
Bei der Statue kommt zuerst das Modell, dann der Guß, dann
die Arbeit und schließlich die Enthüllung, beim Beischlaf
kommt zuerst die Enthüllung, dann die Arbeit, später der
Guß und schließlich das Modell.
197. Welche Weibchen haben Eier unter dem Schweife?
Krebsenweibchen. Die Köchin aber sagte: ,Gnä' Frau, das kann
nicht sein, da müsste unser Gärtner auch ein Weibchen sein.
198. Ein ungarischer Hofmann gab einer Gräfin das Rätsel auf:
,Wos
ist mir dos? Es ist keine Leberwurst und ist keine Plunzen,
wenn man es in die Hand nimmt, tut man brunzen?' — Die
Gräfin ärgert sich und winkt ihm ruhig zu sein, er aber:
,Frau Gräfin, is jo nit Schwonz, ist jo nur Nokschirr* (Nacht-
geschirr).
199. In einer Gesellschaft, in der auch Ungarn waren, gab man
ein-
ander Wörter mit mehrfacher Bedeutung auf, z. B. Ofen, Pest,
Hut, Los. Einer der Ungarn gab das Wort Nudel auf. Ein
Fräulein fragte verwundert: ,Wo ist da eine zweite Bedeu-
tung?!' — Sagte der Ungar: ,0 bitte sehr, Nudel ist auch
Mehlspeise Ie
200. Wer hat den ersten Stich in einen kalbledernen Stiefel
gemacht?
Der Stier, wie er das Kalb gemacht hat.
201. Was ist der Unterschied zwischen Hur und Pfaff?
Keiner, beide leben von der Büchsen.
202. Was ist der Unterschied zwischen Arsch und Fensterscheiben?
Die Fensterscheibe läßt sich von zwei Seiten, der Arsch nur
von einer Seite putzen.
203. Warum hat der Hase vorn kürzere und rückwärts längere Füße?
Daß man ihn leichter im Arsch lecken kann.
42
Rätsel und Rätselfragen Diederösterreichischer
Stadtleute.
204. Was ist eine Hur?
Eine Hur ist ein Säugetier, das sich von Vögeln nährt
205. Warum schreibt man Ibbs und Scheibbs mit zweien b?
Schriebe man diese Ortnamen ohne bb so hießen sie: Is und
Scheis.
206. Was ist der Unterschied zwischen einem Friseur und einem
alten Weib?
Der Friseur trägt die Perücke in der Schachtel, beim alten Weib
trägt die Perücke die Schachtel
207. Was ist ein Mädchen?
Ein Mädchen ist ein Ding, was ein Ding besitzt Wird in dieses
Ding ein andres Ding gebracht, entsteht daraus ein Ding,
was wieder Dinge macht.
208. Was haben Mädel und Tintenfaß ähnlich?
Die Mädel und ein Tintenfaß sind beide um die Löcher naß, das
macht das viele Tunken.
209. Was ist das langweiligste?
Einen krepirten Juden zu buseriren bis er schwitzt
210. Was ist für ein Unterschied zwischen einem Nest und einem
Frauenzimmer?
Beim Nest sind die Eier drin und der Schwanz draußen, beim
Frauenzimmer ist es umgekehrt
211. Die jetzigen Zeitungen und meine Hosen, sagt ein
Verschnittener,
haben sehr viel Ähnlichkeit, denn in beiden steht nie etwas.
212. Was ist eine schwangere Frau?
Eine gestempelte Quittung über den richtigen Empfang eines
Auflaufs von zwei Eiern.
213. Welches sauere Sakrament wird durch die Verlängerung süß?
Busse — BusseL
214. Wer war der erste Kriminalrichter?
Adam, denn er ließ den ersten hängen.
215. Welche Ähnlichkeit ist zwischen einem Hofrat und einem
Arsch?
Beide haben Sitz und Stimme.
216. Welche Stunde ist den Frauen die unangenehmste?
V29 (halb hinein).
217. Was ist der größte Blödsinn?
Wenn zwei in einem Bette stehend vögeln.
218. Was ist der Unterschied zwischen einem Klingelbeutelmann und
einem Dienstmann?
Rätsel und Rätselfragen niederösterreichischer Stadtleute,
43
Der eine hat den Beutel vorn und das Hangerl hinten, der andere
umgekehrt.
219. Was ist das? Man kann vorn und hinten hinein, aber stehen
muß er.
Ein Tramwaywagen.
220. Was hat ein scheckiges Kalb für ein Arschloch?
Ein kälbernes.
221—223. Warum stellt man jetzt Postbeamtinnen an?
1) Weil ihnen kein Beutel gestohlen werden kann.
2) Weil sie zum Nachtdienst sehr geeignet sind.
3) Weil sie in der Regel nicht bestechlich sind.
224. Welcher Unterschied ist zwischen der Königin von Abessinien
und einer Sklavin vom Sultan?
Die eine residiert am roten Meer und hat einen schwarzen
König, die andere am schwarzen Meer und hat einen roten
König.
225. Warum hat Osterreich ein Rotbuch, die anderen Länder ein
Blau- oder Gelbbuch?
Weil Österreich die meisten Perioden durchzumachen hatte.
226. Eine Prinzessin fragte ihre Mama: Nicht wahr Mama, die
kleinen
Kinder bringt der Storch? — Ob die Kinder der Storch
bringt, weiß ich nicht, jedenfalls aber kommen sie von
Vögeln.
227. Die Vögeln (,) schlafen nicht.
228. Was ist der Unterschied zwischen einem Pfefferbüchsel und
einem Franenzimmer?
Bei dem Pfefferbüchsel pfeffert man heraus, beim Frauenzimmer
hinein.
229. Wer hält mehr Stöße aus als Agram?
A Gramml. (Agram ist die Hauptstadt des Chrowotenländchens
und wird häufig von Erdstößen heimgesucht, a Gramml, eine
Protistuierte unterster Art. Das Wort kommt von Kraml,
ein kleiner Kram. Die hausierenden Kleinkrämerinnen be-
trieben nebenher oder hauptsächlich auch käufliche Liebe.)
230. Einer behauptete immer, jede Krankheit rühre von Verkühlung
her. Als er am Gliede einmal erkrankte, fragte ihn spöttisch
ein Freund: Na, rührt auch das von Verkühlung her? —
Jawohl, er war in einem feuchten Loche und hatte keinen
Überzieher an.
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Rätsel and Rätselfragen niederösterreichischer Stadtleute,
231. Von Zwillingen im Mutterleibe fragt der eine: Du, war heut
der
Vater schon da? — Nein, aber ein Herr mit einem leichten
Überzieher.
232. Was hat auf dem Festwagen [beim Festzuge] dem Selcher ge-
fehlt?
Die Grammeln, weil lauter ordentliche Mädchen drauf waren.
233. Jede Frau hats gern, nur die Hausmeisterin nicht Was ist
das?
Wenn ihr einer in den Hof macht
234. Wie kann man den Furz am meisten ärgern?
Wenn man durch ein Sieb furzt, dann weiß er nicht, bei welchem
Loch er hinaus soll.
235. Er ist steif und hart und wenn man ihn hineinsteckt, so
tropft
er, was ist das?
Ein Kipfl, den man in den Kaffee tunkt
236. Was ist der Unterschied zwischen einer Hure und einem
Studenten ?
Der Student schwänzt die Schule, die Hure schult die Schwänze.
237. Wer hats in Wien am besten?
Die Pferdknödeln, denn sie liegen immer beisammen, rauchen
umsonst, werden durch Vögeln zerstreut und fur ihr Fort-
kommen sorgt die Kommune.
238. Wer kommt nicht in den Himmel?
Die Klistierspritzen, die kommen in den Arsch.
239. Warum gingen die Wiener Mädchen im Jahre 1880 so gern zum
Eisstoß?
Weil sie noch keinen so großen und langen stehen gesehen
haben.
240. Was ist für ein Unterschied zwischen einem abfahrenden und
einem ankommenden Passagier?
Der abfahrende packt und küßt, der ankommende kackt und
pißt.
241. Was ist der Unterschied zwischen der Börse und dem Abort?
Auf der Börse fallen zuerst die Papiere, dann kommt der Krach,
am Aborte ists umgekehrt
242. Was für ein Unterschied ist zwischen einem Krebs im Wasser
und einer Bärenfamilie im Zwinger?
Der Krebs zwickt in den Finger und der Bär fickt im Zwinger.
243. Was ist der kräftigste Teil am menschlichen Körper?
Der Arsch, er kracht immer und bricht nie.
Rätsel und Rätselfragen niederösterreichischer Stadtleute,
45
244. Was ist der Unterschied zwischen Ehebett und Frühling?
Im Ehebett vögeln sich die Paare und im Frühling paaren sich
die Vögel
245. Welches Zimmermöbel wäre am vorteilhaftesten fur eine Straße
verwendbar?
Das Bett; darin können zwei liegen, zwei reiten und einer kann
stehen und mehrere kann man gehen oder fahren lassen.
246. Was ist der Unterschied zwischen dem türkischen Reiche und
den Frauen?
Die Türken haben Erzerum, die Frauen Haar herum«
247. Was ist für ein Unterschied zwischen einem Türken und einer
Frau?
Der Türk hat einen Fez, die Frau eine Voz.
248. Was ist der Unterschied zwischen einem Hund und einem Buch-
drucker?
Leckt man den Hund im Arsch, so muß man seinen Schweif
aufheben, was bei einem Buchdrucker nicht der Fall ist
249. Wie trennt sich eine Seele und ein Leib vom Menschen?
Bei der Geburt.
250. Welche Ähnlichkeit ist zwischen der Stadt Baden und einem
Weiberarsch?
Beide stinken, haben aber eine reizende Umgebung.
251. Ich gebe dir in jede Hand einen Spatzen, es kommt dir einer
aus, wieviel bleiben dir?
Zwei (ausgekommen ist ein Furz).
252. Nenne mir drei Taufnamen, die vorn, in der Mitte und hinten
riechen!
Richard — Mariechen und Heinrich.
253. Was ist der Richter von Soroksär, wann er gestorben ist?
Ein kalter Bauer.
254. Warum schläft der Hase mit offenen Augen?
Weil sein Fell zu kurz ist Würde er die Augen zumachen, so
müßte er den Hintern aufmachen. (Nach dem Volksglauben
schläft der Hase mit offenen Augen, in Wirklichkeit mit ge-
schlossenen, was ausser allem Zweifel ist)
255. Warum haben die Türken krumme Säbel?
Weil sie krumme Scheiden haben.
256. Wie kommt ein Offizier zu einem Theresienkreuz?
Wenn er eine Therese heiratet oder bescbläft
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Rätsel und Rätselfragen niederösterreichischer Stadtleute
257. Welche Leute sind die gefährlichsten?
Die Fuhrleute; sie verführen alles.
258. Wie schreibt man geschnittene Nudel mit drei Buchstaben?
Jud oder Türk.
259. Was ist von vorn schwarz, von hinten naß?
Neger — Regen.
260. Warum läßt Gott den Weibern nicht auch einen Bart wachsen?
Weil sie das Maul nicht so lange halten können, bis sie rasiert
würden.
261. Was geht richtiger als die Uhr?
Die Filzlaus, sie geht auf einem Haar.
262. Was ist der Unterschied zwischen einem Jesuiten und einem
Pudel?
Der Pudel hebt beim Scheißen den Schweif in die Höh, der
Jesuit läßt ihn hängen.
263. Was kann man an die Wand hängen ohne Nagel?
Den Rotz aus der Nase.
264. Was folgt nach 13, 14?
Ein ordentlicher Gestank.
265. Wer ist schamhafter, der Mann oder das Frauenzimmer?
Das Frauenzimmer, denn sie wird im Monate wenigstens ein-
mal rot
266. Warum plädert der Hahn bevor er auf die Henne springt?
Vor Freuden, daß er nicht erst die Hosen aufknöpfen muß.
267. Sie ist gestanden, er ist gekommen, sie hat ihn gevögelt und
er
ist schwanger geworden. Was ist das?
Schildwache und Dienstbote.
268. Warum nimmt der Schwanz sein Kappel herunter, wenn er in
die Voz eindringt?
Weil ers nirgends aufhängen kann.
269. Warum ist die Voz eine Künstlerin?
Weil sie trotz des Loches das Wasser hält.
270. Warum ist der Schwanz ein Künstler?
Weil er ohne Füße steht
271. Was ist spitzer als die Nadel?
Der Furz; er geht durch die Hose und macht kein Loch.
272. Was ist langweilig?
Wenn einer auf einem Bund Stroh scheißt und ein anderer soils
halmweise ablecken.
273. Wo läßt man einem Furz zur Ader?
Im Bade.
Rätsel und Rätselfragen niederösterreichischer Stadtleute.
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274. Was ist der Unterschied zwischen dem Kapellmeister und
der
Kapellmeisterin?
Der Kapellmeister läßt wiederholen, wenn es schlecht geht, die
Kapellmeisterin, wenn es gut geht.
275. Warum können die Frauenzimmer nicht Geistliche werden?
Weil die katholische Kirche keine Spaltung dulden dar£
276. Welches ist das beste und probateste Mittel gegen
verdorbenen
Magen?
Die Finger wechseln.
277. Wie macht man aus einer Hure eine Jungfrau?
Man muß der Hure ein Kind aufpelzen, das Kind muß ein Mäd-
chen sein, — so hat man aus ihr eine Jungfrau gemacht.
278. Warum läßt sich der Geistliche unter der Handlung hinten
das
Kleid aufheben?
Weil er dabei sagt: Diejenigen, die mir nicht glauben, was ich
jetzt sage, können mich im Arsch lecken.
279. Welche Sparsamkeit ist die unverschämteste?
Wenn man in das Arschwischpapier ein Loch macht, um sich
mit dem Finger den Arsch auszuwischen und das Papier
wieder aufhebt.
280. Wann kommt ein Frauenzimmer in die Brut?
Wenn sie der Mann auf den Schooß nimmt, denn dann sitzt sie
auf den Eiern.
281. Was bedeutet das, wenn ein Mädchen oder eine Frau einem
Manne mit einem weißen Tuche zuwinkt?
Daß sie kapituliert
282. Wann ist ein junger Mann standhaft?
Wenn er im stand ist, die Haare auf einer jungen Voze zu
zählen,
ohne daß ihm der Schwanz aufsteht.
283. Warum setzt sich der Hund nieder, wenn er einen Böhmen
kommen sieht?
Aus Furcht, daß er ihm in Arsch kriecht, weil die Böhmen über-
all hineinkriechen.
284. Was ist der Nabel bei Verheirateten?
Ein stiller Beobachter.
285. Was ist das, wenn ein Frauenzimmer auf dem Nachttopf
sitzt
und hält eine Pistole in der Hand?
Eine bewaffnete Macht. (E. B. m.)
48
Rätsel und Rätselfragen niederösterreichischer Stadtleute.
286. Wie kann man um zwei Kreuzer vier Speisen essen?
Man läßt sich um zwei Kreuzer Kraut geben, darauf setzt man
sich, so hat man Schinken, Eier, Wurst und Kraut
287. Warum ist der Mann strafbar, der eine Hur ansteckt?
Weil er einen öffentlichen Vergnügungsort verunreinigt hat
288. Wie kann ein Bauer, der keine Uhr hat, in der Nacht
wissen,
ob es vor oder nach Mitternacht ist?
Er futtere sein Weib mit Kraut gut an; in der Nacht, wann er
wach wird, stecke er den Finger in ihren Arsch und rieche
dazu. Riechts nach Kraut, so ists vor, riechts nach Dreck,
so ists nach Mitternacht
289. Wann hat der Schwanz Fasching?
Wann er mit Condom vögelt, weil er dann maskiert ist
290. Ist der Mann zur Arbeit oder zum Vergnügen auf die Welt
ge-
kommen ?
Zur Arbeit, ansonsten hätte er einen Finger und zehn Schwänze.
291. Was ist der Unterschied zwischen einem Frauenzimmer und
einer Kielfeder?
Die Feder hat den Schlitz am Spitz, das Frauenzimmer den
Spitz am Schlitz.
292. Ist die menschliche Begattung eine Arbeit oder ein
Vergnügen?
Ein Vergnügen, sonst hätten sie früher die Adeligen durch die
Robot verrichten lassen.
293. Wo werden die Hemden bei einer Jungfrau, bei einer Frau
und
bei einer Witib am frühesten schadhaft?
Bei einer Jungfrau auf der Brust wegen der harten Tutein, bei
einer Frau am Hintern vom Hin- und Herrudern und bei
einer Witib vorn, da es juckt und sie immer kratzt.
294. Was ist der Unterschied zwischen einer Leiter und einem
Frauenzimmer?
Will einer auf eine Leiter hinaufsteigen, so muß er sie erst
auf-
stellen, ein Frauenzimmer aber muß man erst niederlegen.
295. An was erkennt man an einem Klostergeistlichen ob er
moralisch
oder unmoralisch ist?
Unten an der Kuttenspitze, wenn sie stark zerrissen ist, weil er
beim Vögeln die Kutte aufhebt und die Spitzen in den Mund
nimmt.
Rätsel und Rätselfragen nieder österreichischer Stadtleute.
49
296. Was ist der Unterschied zwischen Freundschaft und Liebe?
Werden der Freundschaft viel Dienste erwiesen, so wird sie
stärker, werden aber der Liebe viele Dienste erwiesen, so wird
sie schwächer.
297. Warum berauschen sich manche Ehemänner?
Damit sie vergessen, was sie im Rausche der Liebe getan haben.
298. Welches sind die schönsten zwei Tage der Ehe?
Der erste, wenn sie zusammen kommen, der zweite, wenn sie
sich trennen* (In der judendeutschen Mundart heißt trennen
den Beischlaf ausüben.)
299. Wann kommt der Mann vom Regen in die Traufe?
Wann er ein zweitesmal heiratet
300. Wie lange trägt ein Frauenzimmer ein Kind?
So lang bis es laufen kann.
301. Was ist der Unterschied zwischen einem schönen Fräulein
und
einem Kuhdreck?
Das Fräulein verliert beim Heiraten den Namen, der Kuhdreck
aber bleibt Kuhdreck.
302. Welche Kinder sind am stärksten?
Die von hinten übers Kreuz gearbeitet sind. (Das ist eine
wirk-
liche deutsche und slavische Volksmeinung.)
303. Warum schreit die Katze bei der Begattung?
Damit sich keine Maus zeigt, sonst könnte ihr der Kater nach-
laufen.
304. Welcher General war im Jahre 1801 der größte
Tyrann?
General Degenfeld; er hat der ganzen Armee den Kragen um-
gedreht und der Infanterie ein Glied abgenommen.
305. Wo kommen die meisten Mißgeburten vor?
In England, denn dort ist ein jedes Mädchen eine Miß.
306. Rundherum Haar, in der Mitte ein Loch, was ist das?
Ein Frauenmuff.
307. Was ist der Unterschied zwischen einem Ballon und dem
Schweif?
Der Ballon, wenn er ein Loch hat, sinkt; der Schweif, wenn er
nur eines sieht, steigt
308. Was ist kleiner als die Gelsenvoz?
Der Gelsenschweif, weil er hinein muß.
309. Welches ist das ordentlichste Tier?
Die Filzlaus; sie geht so oft um den Beutel herum, ohne etwas
zu nehmen.
Krauts, Anthropophyteia. П. 4
50
Rätsel und Rätselfragen mederösterreichischer Stadtleute.
310. Warum stinkt die Voze?
Damit sich der Schweif ekelt und übergibt
31b Wie kann man auf einmal von drei hübschen Mädchen ge-
nießen?
Wenn alle drei in einen Strumpf scheißen und man die Wichs
gut durcheinander beutelt und dann daran zuzelt, so genießt
man von allen dreien.
312. Warum macht der Eber die Augen zu, wenn er ein Schwein
vögelt?
Weil er sich schämt, überhaupt ein Schwein zu vögeln.
313. Was ist Phantasie?
Wenn sich eine Frau eine brennende Virginia in den Arsch
steckt und glaubt, sie sei ein Lloyddampfer.
314. Was ist Zimperlichkeit?
Wenn einer einen Dreckhaufen aus dem Grunde nicht weiter
verspeist, weil er ein Haar darin gefunden.
315. Was sind die Hebammen fur Landsmänninnen?
Leipzigerinnen (Leibzieherinnen).
316. Welches ist das größte Wunder der neuen Welt?
Daß das Schiff nicht unterging, auf dem die HI. Ursula mit
10.000 Jungfrauen über das Meer fuhr, trotzdem es so viele
Löcher hatte.
317. Was ist der Unterschied zwischen einem Pudel und einem
Buch-
drucker?
Der Pudel druckt zuerst, dann setzt er; der Buchdrucker setzt
zuerst, ehe er druckt.
318. Was ist die Jungfernschaft?
Ein Vogel, der davon fliegt, wenn er den Schweif kriegt
319. Was ist der Unterschied zwischen einem Huterer und einem
Furz?
Der Huterer bläst in die Haare, der Furz aus den Haaren.
320. Warum trägt das österreichische Militär Schirme auf den
Czakos?
Damit ihnen der Adler nicht auf die Nase scheißt
321. Wie weit ist Voz und Arschloch auseinander?
Eine Spannweit
322. Wie kann man aus einem Esel dreierlei Wasser bekommen?
Zuerst reibe man ihn bis er schwitzt, dann haue man ihn so
lange bis er brunzt und schließlich leck man ihm so lang den
Arsch, bis ihm die Augen Übergehn.
Rätsel und Rätselfragen niederösterreichischer Stadtleute,
51
323. Wo ziehts am meisten?
In einer Mädchenschul, weil dort die meisten Löcher sind.
324. Nudel, Kikeriki, Börse, wie reimt sich das zusammen?
Die Nudel ist spitzig, — der Kikeriki witzig und die Börs
Itzig.
(Kikeriki war einmal ein Wiener Witzblatt Itzig fur jüdisch.)
325. Warum sind bei der Geburt eines Kronprinzen 101
Schüsse?
Er hat einen, sie hat nichts, der Kronprinz einen.
326. Warum bei der Prinzessin 21 ?
Sie und Prinzessin haben je eins (2) und er einen.
327. Warum leben oft Mann und Frau in Unfrieden?
Weil sie sich zu oft in den Haaren liegen.
328. Warum hat sie die Wassersucht?
Weil sie hat, was er sucht
329. Wie nimmt man am besten Rehbarbara? (Rhabarber.)
Das Reh zu Mittag, die Barbara abends (im Bett).
330. Was ist der Unterschied zwischen den jetzigen Zeitungen
und
meiner Hose?
In beiden steht immer etwas.
331. Was ist der Unterschied zwischen einem Lieutenant und
einem
Beamten ?
Keiner; beide haben den Stern über dem Schwanz.
332. Was ist ein Furz?
Ein verunglückter Versuch, den Arsch zum Sprechen zu zwingen.
333. Was ist der Unterschied zwischen einem Fleischselcher und
einem
Sicherheitswachmann ?
Der eine läßt die Gramein (Grieben) aus, der andere sperrt die
Grammeln ein.
334. Wann lacht die Voze?
Wann sie über die Leiter steigt, denn dann verzieht sie den
Mund.
335. Welcher H......trägt den Schweif hinten?
»••••...•••••••
336. Können Mädchen oder Frauen Buchhalter werden?
Nein; denn „es" geht ihnen nie zusammen.
337. Wieviel Haare hat der Bauer am Arsch?
Neun, denn hätte er zehn, so müßte er das Zehnte der Herr-
schaft abfuhren.
338. Wann ist eine Kirche einer Festung gleich?
Wann die Leute den Boden küssen; denn dann sind die Kanonen
auch schon aufgestellt.
4*
52
Rätsel und Rätselfragen niederösterreichischer Stadtleute.
339. Was war deine Mutter, wie sie schwanger war?
Ein Futteral über einen Eselkopf.
34a Wer ist beim Nudelessen geschickter, Mann oder Frau?
Die Frau, denn ihr bleibt keine Nudel hängen.
341. Was ist unter dem Rücken erschaffen?
Der Arsch.
342. Was können Sie, ich aber nicht?
Mich im Arsch lecken.
343. Was ist die Ähnlichkeit zwischen einer Frau und einem
Pfau?
Beide trauern, wenn sie den Schwanz verlieren.
344. Wie übersetzt ein guter Ungar ,Gardedame'?
Pina ör (Vozenwache).
345. Was ist der größte Zufall?
Wenn einer dem Riß eines Condoms sein Dasein verdankt
346. Wo haben die Frauenzimmer die feinste Haut?
Unmittelbar unter den Augen, weil, wenn man sie unten stößt,
sie unter den Augen blaue Flecke bekommen.
347. Fürst Bismarck sagte bei einer Soirée zum
Generalpostdirektor
Stephan, man soll die deutsche Sprache nicht nur von Fremd-
wörtern, sondern auch von gemeinen Ausdrücken reinigen.
Er möge bedenken, wie unschön die Worte Schwanz, Scheiß-
dreck und Arsch sind.
Stephan sagte: In den Namen der Abgeordneten Liebknecht,
Eugen Richter und Windhorst wäre passender Ersatz.
348. Leg deinen Bauch auf meinen Bauch und laß deinen Langen
in
mein Loch gelangen 1 Was ist das?
Ein Weinheber.
349. Welche Charge bekleidet jedes Kind bei seiner Geburt?
Die eines Büchsenspanners.
350. Wann mausern die Frauen?
Wann der Mann stirbt, weil sie danif den Schwanz verlieren.
351. Wann sind die Frauenzimmer am süßesten?
Wenn man sie in den Arsch zwickt, denn dann machen sie
einen Zucker.
352. Was ist der Unterschied zwischen einem Böhm und einem
Schas?
Den Schas bringt man, wenn er einmal draußen ist, nimmer hinein,
den Böhm aber nimmer hinaus, wenn er einmal wo drinnen ist.
353. Wann haben die Flöhe Kirtag?
Wenn der Schwanz steht, weil sie da um den Baum herumtanzen.
Rätsel und Rätselfragen niederösterreichischer Stadtleute.
53
354. Wann sind die Flöhe am stolzesten?
Wann die Frauenzimmer den roten König haben. Die Flöh
bekommen rote Beine, glauben, es seien rote Strümpfe und
dünken sich Domherren.
355. Was ist Pech?
Wenn man in die Hosen scheißt, daß der Dreck beim Krawatl
herauskommt
356. Was ist einerlei?
Wenn einer einem in die Hand scheißt, man macht sie zu und
riecht dann oben beim Daumen oder unten beim kleinen Finger.
357. Wer lügt beim Traualtar, die Braut oder der Bräutigam?
Der Bräutigam, da er der Braut Treu (drei) schwört, indessen
hat er nur einen.
358. Welcher Unterschied ist zwischen Gattin und Gebetbuch?
Was in der Gattin steht, steht nicht im Gebetbuch.
359. Welches Mädchen brunzt reiner, das mit zehn oder das mit
zwanzig Jahren?
Das mit zwanzig Jahren, denn da geht es durch ein Haarsieb.
360. Wie kann man sich selber den Arsch lecken?
Wenn man den der Frau leckt. Mann und Frau ist eins,
361. Was ist eine Kunst?
Eine Kunst ist zu ficken auf gebrochenem Sessel.
362. Was ist draußen und doch drinnen?
Der Dreck, wenn man sich in die Hosen beschissen hat
363. Was ist der Mensch?
Ein gelungener Spritzer.
Wer ist es?
364. Obwohl ich beständig unter Euch bin, so bin ich doch
nicht
nach Würde von Euch erkannt Ich bin ein Opfer des Vor-
urteils und des Undankes und seit meiner Geburt von dem
launenhaften Schicksal verfolgt In meinen Kinderjahren erlitt
ich manche Mißhandlung, später wurde ich verurteilt, vor den
Augen der Menschen zu fliehen, und seitdem erscheine ich nie
als Maske. Ich konnte mit dem Alter meines Geschlechtes
prahlen; denn es reicht bis an den Anfang der Welt; eine
originelle Familienphysiognomie dokumentiert die Echtheit meiner
Abstammung zuverlässiger als der beste Stammbaum. Durch
mich sitzen Könige auf dem Thron, ohne mich kann keine
Schlacht gewonnen werden und wehe dem Herrn, der mich dem
Rätsel und Rätselfragen niederösterreichischer Stadtleute.
Geschütze des Feindes blosstellt Ich bin es, durch den die
Armeen vieler Länder diszipliniert wurden und ich habe das
Recht, in Gegenwart des Königs bedeckt zu bleiben. Bei den
höchsten, höheren und niederen Tribunalen habe ich meine
Stelle, und wenn ich auch bei Abgabe der Stimme übergangen
werde, so beweist doch die ganze Sitzung meine Anwesenheit
Ich weiß recht gut, daß man mich der Windmacherei beschuldigt,
aber wer mich näher kennt, wird mir bezeugen, daß ich kein
Windmacher, sondern blos das Werkzeug meines Obern bin, ich
komme nicht leicht dazu, meine Taten und Produkte öffentlich
zu loben, denn ich weiß, Eigenlob stinkt. Aber die Ungerechtig-
keit der Menschen zwingt mich dazu, endlich die Bescheidenheit
zu verletzen und, denn man sollte es kaum glauben, mit allen
meinen Verdiensten schämt man sich meiner in der Welt
Niemand kann leugnen, daß ich kein angenehmer Gesellschafter
bin, denn jedermann würde mich vermissen, und wenn ich auch
nicht sehr witzig bin, so bin ich doch die direkte Ursache, daß
viele durch mich witzig gemacht werden. Ich bin der ehrlichste
Steuerbeamte, denn alles was ich einnehme, führe ich zu rechter
Zeit ab. Ich begleite die Menschen von der Geburt bis zur
Bahre und beweine oft mit blutigen Tränen meine Torheiten;
aber dem ungeachtet, ist man gegen mich sehr hart und un-
dankbar und nur ein Trost bleibt mir übrig, daß meine ge-
heimsten Seufzer nie ungerochen bleiben. (Der Arsch.)
Was ist das?
Mit „F" schreibt man mich fälschlich,
Mit „V" so isfs genau;
Es hat mich jedes Mädchen;
Es hat mich jede Frau.
Ich trage auch zuweilen
Doch nach verschiedener Art
Bald blau, bald schwarz, bald rötlich
Mein' schönen dichten Bart.
Ich bin ganz unentbehrlich:
Denn wenn ich garnicht war':
Wo kämen denn die lieben,
Die kleinen Kinder her?! —
(Der Vater.)
Rätsel und Rätselfragen niederösterreichischer Stadtleute.
Was ist das?
Nimm ihn nur mit dem Rosenhändchen
Nimm ihn nur sanft und fuhr ihn dann
In jenes wohlbekannte Ländchen,
Das ich Dir jetzt nicht nennen kann.
Von unten wird stets eingedrungen;
Da kitzelt er die feuchte Bahn;
Und fuhrt oft zu Erschütterungen,
Die nur Gewohnheit mildern kann.
Benetzt er manchmal auch die Linnen,
So sieht dies ganz natürlich aus.
Denn, wenn er einmal war darinnen,
So kommt er immer naß heraus.
(Schnupftabak.)
Was ist das?
Ein Ding, das lang genug,
Wenns eine Spanne mißt,
Und steif nur zum Gebrauche ist.
Vorn an der Spitz hat's 'nen Schlitz.
Ohn* diesen war es garnichts nütz.
Ein schwarzes Loch, nicht allzurein,
Da steckt man dieses Ding hinein.
Dann gibt es von sich einen Saft,
Der viele Wunderdinge schafft,
Daß diese weint und jene lacht
Manch Mädchen nahm es in die Hand,
Die es zu brauchen nicht verstand.
Könnt ihr den dunklen Sinn nicht finden,
So ratet Doch nehmt Euch in acht!
Sonst wird man dem den Mund verbinden,
Der früher sprach, als er gedacht
(Die Schreibfeder.)
Was ist das?
Es hat's der Mann, es hat's die Frau;
Wenn nicht, so nennt man's Schwein und Sau.
Es ist der Jungfrau schönste Zier
Wird gar es doppelt gleich bei ihr.
5б
Rätsel and Rätselfragen niederösterreichischer Stadtleute
Die Jungfrau hat's, die Hur hat's auch.
Sie tragens beide unterm Bauch.
Doch so kurios ist die Geschieht:
Die eine hat's — die andere nicht
Und wird sie es auch einmal los,
So trägt sie's doch in ihrem Schoß.
Es hat's die Braut, der Bräutigam.
Wohl dem, der's mit ins Brautbett nahm.
Doch schaut derselbe ganz kurios.
Findt er's bei seiner Frau nicht groß.
Und find't er's groß: dann ist's erst schlecht
Dann freut es ihn und sie nicht recht
Sie hat's mit Haar, er ohne Haar.
Nun aber ist das Rätsel gar. (Die Scham.)
369. Was ist das?
Ich führte sie zum Hofe hin und wollte sie bedienen,
Doch sie schrie, er war kaum drinn: „Es tut mir weh von
Innen!"
Ich ging nun fort und kam darauf bald wieder,
„Wollen, Fräulein, jetzt zur Prob* — nun wird es besser gehen
Ich weiß, ich ernte Lohnl — Sie nahm ihn selbst in die Hand
Und steckte sich ihn selbst hinein,
Und da sie ihn gut passend fand,
Dankte sie und ich ging fröhlich heim.
(Ein Schuster probierte dem Fräulein neue Stieferln an.)
370. Was ist das?
Es ist rund wie ein Plätzl (Plätzchen),'
Hat weder Arsch noch Vözl
Und bringt doch lebendige Junge zur Welt?
Ein Olmützer Kasel (Quargel).
371. Was ist das?
Ein Jüngling schläft von Tagesglut ermattet
An einem Silberquell so rein, so mild,
Von eines Strauches dunklem Grün beschattet.
Da naht ihm kosend seiner Holden Bild,
Sie läßt den Kuß an seinen Wangen glühn
Und wecket mit des Strauches Namen ihn.
Wacholder (Wach, Holder!).
Rätsel and Rätselfragen niederösterreichischer Stadtleute. tjj
372. Was ist das?
Es dient mir eine Spalte
Zum steten Aufenthalte.
Oft zwischen Fleisch und Bein
Da muß ich stramm hinein.
Und ist die Lust gestillt,
So schnapp ich wieder ein
Um unschädlich zu sein,
Schiebt man mich sanft und fein
Dann in die Hose ein. (Ein Taschenmesser.)
373. Was ist das?
Das erste ist des Schiffers größter Feind,
Mit dem zweiten bin ich selbst gemeint,
Das dritte ist ein Fluß in Bayern,
Das vierte ist zum Blindfeuern.
Das Ganze wird oft angetragen,
Doch immer wird es abgeschlagen.
(Leck mich in Arsch I)
374. Was ist das?
Glockenlaut verkündet sein Erscheinen,
Stehend lenkt er sein Gefährt,
Und er hält, daß von dem Seinen
Er das nimmt, was ihm gehört
Jungfrau'n überhäufen ihn mit Gaben,
Eilig tun sie dieses nur.
Wenig Worte sie gewechselt haben
Und verschwinden in der Flur.
(Der Mistbauer. In Wien sammelt man den Müll mit einem
Wagen von Haus zu Haus ab. Der Wagenlenker und sein Gehilfe
heißen die Mistbauern.)
Drei Rätsel aus Wien (ca. 1850).
375. I. Ich steh1 vor dir, das siehst du,
Muß auf dich, das weißt du,
Ich auf dich, du unter mich,
Hab' ein Ding, das kitzelt dich,
Und wenn ich fang' zu kitzeln an,
So fangt dein Arsch zu wackeln an.
(Der Reiter und sein Pferd.)
58
Rätsel und Rätselfragen niederösterreichischer Stadtleute.
376. 2. Es zog ein Mädchen an einem langen Ding,
Das zwischen Arsch und Nabel hing,
Sie zog daran und fühlte Lust zum streifen;
Das Ding war fest und steif beim greifen,
Sie zog so lang' und spielte d'ran,
Bis daß ein weißer Saft in ihren Schoß rann.
(Kuhmelken).
377« 3- Sie, meine Kleine,
Haben sie eine?
Ja, ich • habe eine,
Aber sehr eine kleine.
Wie wird sich das schicken1),
Ich hab* einen langen und dicken!
Den muß man fest wälzen
Und an's Loch ansetzen,
Müßte doch des Teufels sein,
Wenn er nicht ging* hinein.
(Nadel und Zwirn.)
St Johann a. Steinfeld, Juli 1905. E. IC BlümmL
Zwei Rätsel aus dem Ende des 18. Jahrhunderts.
Robert Petsch hat in seiner gehaltreichen Arbeit über das
Rätsel
(Neue Beiträge zur Kenntnis des Volksrätsels. Berlin 1899. S.
42 f.)
auch jener zweideutigen Rätsel gedacht, die einen integrierenden Be-
standteil unserer Volksrätselliteratur ausmachen. Ihrer Art nach
stellt
sie Petsch zwischen die unwirklichen und wirklichen Rätsel, zu welch
letzteren sie durch ihre innere Form, ihr Metrum, ihren Stil und
ihre
Lösbarkeit gehören, während sie dadurch, daß sie den Hörer in
betreff
der Lösung in Verlegenheit setzen, glaubt er doch meist ihre Lösung
sei etwas obscönes, während sie meist sehr harmlos ist, sich der
ersteren
Klasse, den Scherzfragen nähern. Charakteristisch für sie ist die
eigen-
artige Einkleidung, die ganz etwas anderes vermuten läßt
1) In einer nach dem Volksmund kürzlich aufgezeichneten
Fassung lautet von da
ab die Fortsetzung:
Mir wern halt wutzeln, ziehn und zwingn,
Hoffentlich wermer ihn dann eini bringn.
Krauss.
"1
Rätsel aus dem 18. Jahrhundert. jjg
In diese Kategorie gehören zwei Rätsel, die sich in der Hand-
schrift M. d. 583 (Liederbuch des Johann Georg Wogau,
Philosophiae
Studiosus Vlmensis. 1788) der kgl. Universitätsbibliothek zu
Tübingen
finden und die ich im nachfolgenden, da sie bisher noch nicht
bekannt
waren, zum Abdrucke bringe.
і. (S.
378. Wer glücklich rathen kan,
Der thu es ohne lachen;
In Hamburg wird man es
Fast alle Tage machen.
Es ist ein rundes Loch
Mit Haaren wohl versehen,
Darnach der Appetit
Den Männern pflegt zu
stehen.
136).
Des Leibes bester Theil
Pflegt sich mit ihm zu paaren
Und fast ein jeder wünscht
Mit Freuden neinzufahren.
Das eng zusammenhält
Und hübsche Männer gibt,
In diesem Loch ist man
Bei Jungfern sehr beliebt.
i. e. eine ладоьха (Perücke).
2. (S. 137.)
379. Hier wird ein Räthzel seyn, ihr Jungfern rathet doch,
Doch dürft ihr ja dabei nicht etwas arges meinen I
Es ist ein weißer leib, der hat ein rundes Loch,
Dem Frauenzimmer sieht man*[s] zwischen ihren Beinen,
Man steckt ein Ding hinein, das hin und wieder fährt,
Biß daß der weiße Saft zusammen ist geronnen,
Der in dem Bauche sich in einen Klump verkehrt
Die das errathen kann, die hat den Preiß gewonnen,
% i. e. ein ßa>TEQq>aq (Butterfaß).
Tübingen, Mai 1905. E. K. BlümmL
Anmerkung. In den Kreis solcher zweierlei Deutung zulassender
Rätselfragen gehören auch die nachweislich bei sehr vielen Völkern
beliebten Lieder, die den Zuhörer oder Leser bis zum Schluß in Athem
halten sollen, bis er erfährt, daß es sich doch nur um eine Sinnen-
täuschung gehandelt habe. Als Muster dieser Gattung hier ein Bei-
spiel aus einer Handschrift aus dem J. 1830.
380. Als ich auf der Tour einst weilte in Trier
Da wohnt im Hotel gerad neben mir
Im andern Zimmer ein junges Paar,
Das just in den Ehstand getreten war.
Rätsel und Rätselfragen.
An einem Sonntagnachmittag
Gemächlich ich auf dem Soph a lag —
Ich hatte zu Mittag furchtbar geatzt.
Da hört ich, wie nebenan heftig man schmatzt.
Na, denk ich, das ist soweit ganz gut,
Und lausche, was weiter man noch mal tut —
Drauf höre ich sagen: Ich glaube Louischen,
Mein Kind, es weitet sich schon ein Bischen!
Das war der Mann, ich horche genau,
Was nun erwidert die junge Frau.
Es knallt ein Kuß, dann lacht sie heiter
— O ja, lieber Fritz, es wird schon weiter! —
Gleichzeitig das Sopha nebenan knackt
Na denk ich bei mir, wie ists doch vertrackt,
Daß sich deines Vaters Sohn nicht hier
Kann leisten ein ähnliches Pläsir,
Wie in aller Ruhe hier nebenan
Mit dem jungen Weibe der junge Mann,
Und kaue gelangweilt an den Nägeln.
O Schatz, nun nochmal mit vollen Segeln!
So hebt der Nachbar von neuem an.
— Ach ja, ich drücke ja, was ich kann!
Stöhnt sie, — doch sehe ich leider ein,
Es ist gar zu eng, er kommt nicht hinein!
Verflucht! so denk ich, das ist interessant,
Die Situation scheint äußerst pikant!
Alsbald vorsichtig hab ich mich sacht
Ganz lüstern auf die Socken gemacht,
Durchs Schlüsselloch etwas zu spionieren.
— Na, einmal will ichs doch noch probieren!
So hörte ich sagen die junge Frau
Und luge und sehe nun ganz genau,
Wie sie ganz krampfhaft das Beinchen streckt
Und arbeitet los mit aller Kraft —
— Er war just wieder hineingesteckt
Der Fuß in des Stiefelettchens Schaft!
Mitgeteilt von F. S, Krauss.
«
R Beiträge zur Sprichworterforscłmiig.
Sprichwörter und sprichwörtliche Redensarten Deutscher
in Niederösterreich.
Vorbemerkung. Die Herausgeber erinnern zur Orientierung
des Lesers an das Kapitel Sprichwörter in der Geschichte der öffent-
lichen Sittlichkeit von Deutschland von Wilhelm Rudeck (Jena
1897),
wo viele alte und neuere Sprichwörter vorkommen und auch die
Lite-
ratur hierüber angeführt ist Die Literatur fast aller Sprichwörter-
sammlungen enthält der meisterhaft zusammengestellte Catalogue des
livres parémiologiques composant la bibliothèque de Ignace Bern-
stein, Varsovie 1900, 2 Bände in 40.
1. Wenn Sie noch Eltern haben, so lassen Sie sich umficken!
(oder
umvögeln).
So sagt man im Ärger zu einem Menschen, der verdrehte Be-
hauptungen aufstellt und sie mit Hartnäckigkeit anderen Leuten
aufschwatzen möchte.
2. Friß Fett, so scheißt du keine Knochen 1
Daß heißt sei deinen Vorgesetzten gegenüber kriecherisch und
liebedienerisch, so wirst du ein gutes Leben neben ihnen haben.
3. Ein großer Mann darf nichts furchten als sich selbst Wird
er
venerisch, so scheißt ihm der Hund ins Feuerzeug.
Man meint damit, daß ein Venerischer aufhört als Mann von
Geltung mitzuzählen.
4. Man muß nicht stärker farzen wollen als der Arsch vermag.
Soviel als: Schuster bleib bei deinem Leisten und, Hochmut kommt
vor dem FalL
5. Bei Fischen und Weibern ist der Bauch das beste.
6. An einer Frau und einer Mühle giebt es immer etwas auszu-
bessern.
7. Wenn die Frauen das Küssen erlauben, so gehen sie bald auch
in das Bett
62
Beiträge zur Sprichwörterforschung.
8. Wer mirs tut, dem tu ichs wieder! sagte die junge Frau und
flickte ihrem Kostherrn das Hemd.
Sinn: Eine Lieb ist der anderen wert.
9. Jeder Griff bei Nacht ist mißlich! sagte der Pater als er
zur Nonne
ins Bett wollte und darin den Abt umarmte, der bei ihr lag.
10. Nein, ich habe die Nachthaube aufgehabt! sagte die Frau
als sie
der Beichtvater fragte, ob sie nackt beim Kapuziner gelegen.
11. Zur Heirat gehört mehr als vier nackte Beine ins Bett
12. Ist das Hemd noch so rein, das Mädchen kann eine Hure
sein.
13. Man mag den Hintern schmücken wie man will, ein
ordentliches
Gesicht wird niemals daraus.
14. Leid nicht Hunger, still den Durst, leer den Leib, schlaf
ohne
Weib, sorg nicht mehr wie ein Hund, so bleibst du gesund.
15. Kommt die Hur ins Herz, kommt sie auch in den Sackel.
16. Man muß sich auch mit Huren behelfen, wenn man keine
ehrliche
Frau kriegen kann.
17. Wenn man keine Jungfern hat, muß man mit Huren tanzen.
18. Ein versoffene Jungfrau und eine trunkene Frau sind offene
Türen.
19. Jungfernfleisch und warme Sonn zu Weihnachten sind selten.
20. Wer alle Weiber petschiert, ist zuletzt selber petschiert
21. Ein Jungfernhaar zieht mehr als sieben Ochsen.
Das heißt man gibt auch sieben Ochsen dahin, um eine Jungfrau
zu erlangen.
22. Die Kapuziner heiraten nicht, so lang die Bauern Weiber
haben.
23. Das sind die Knochen von dem verbotenen Fleisch, daß die
Nonnen
heimlich aßen! sagte der Gärtner zum Knaben als sie beim
aufgehobenen Kloster auf ein Häuflein Kinderknochen trafen.
24. Der Himmel ist schwer zu verdienen! sagte der Abt, als er
vom
Bett fiel und der Nonne ein Bein brach.
25. Bauern schlagen einander tot, Edelleute machen einander
Kinder.
26. Ich habe ein Bett weniger zu machen! sagte die Magd und
schlief
bei ihrem Herrn.
27. Liegt einer im Bett bei einer im Kloster, so singen sie
schwer-
lich das Pater noster.
28. Dreck stinkt auf der Bank wie unter der Bank.
29. Wer einen Dreck im Mund hält, dem stinkt die ganz Welt
Man sagt es auf einen, der alle Welt verlästert
30. Wer kann denn an allen Dreck denken! sagte die Frau zum
Manne,
als sie das Mittagessen fur ihn zu bereiten vergessen hatte.
31. Herrendreck und Pfaffendreck stinkt im ganzen Land.
Beiträge zur Sprichwörterforschung.
63
32. Herrengunst, Frauenlieb und Rosenblätter verkehren sich
wie April-
wetter.
33. Man mag Weiber finden, die nie Liebschaften gehabt haben,
aber
selten eine die nur eine gehabt hätte.
34. Was du in der Jugend hast verbrochen, wirft die der Herr
auf
deine alten Knochen. Man sagt es auf alte Hurer und Huren,
35* Junge Hur, alte Bettlerin (oder Betschwester).
36. Eh ihm der Schwanz nit hängt, predigt der Pfaff nit widers
Vegeln
(Vögeln).
37. Was sind die Seelen eitler Weibèr als Kammerfrauen ihrer
Leiberl
38. Weiberliebe und Essig soll man nicht zu alt werden lassen,
sonst
werden sie zu scharf.
39. Sie sassen in stiller Vereinigung
Und liebten sich ätherisch;
Das Mädchen hatte die Reinigung,
Der Jüngling war venerisch.
40. Das schönste Wappen in der Welt ein roter Strich im
schwarzen
Feld.
41. Wenn keine Gelegenheit, keine günstige Zeit und kein
Verfuhrer
da ist, sind die Frauen tugendhaft.
42. Stets an der Tafel oder auf dem Rücken, das ist, was
Weibern
stets gefällt.
43. Jugend liegt gern auf der Tuchend (Deckbett).
44. Ist der Schweif gut, tut jede Fut gut.
45. Bist firti (fertig), spuckst auf jede Fut,
45. Salomo der Weise spricht: Leck mich im Arsch und beiß mich
nicht 1
47. A Magn von aner Sau und a Fut von aner Frau wird nimmer
satt
48. A.: Kannst meiner Hausmeisterin ihre Großmutter neunmal
kreuz-
weis im Arsch lecken! — B.: Leich (leih) mer deine Zung,
*
Arschvögler (Arschficker) vamaladeital Hast a längere, Fut-
lecker miserabliger I
49. Eine Geliebte ist wie eine falsche Banknote. Man hat den
meisten
Verdruß damit, wenn man sie gewechselt haben will
50. An jeder Fut sind die Lappen rot
Das heißt, eine ist eigentlich soviel wie die andere wert
51. Der Arschfick bietet auch Genuß. «
52. Der Geile vögelt stets mit Wut.
53. Der Igel nicht zum Arsch wisch taugt.
54. Aus Liebe fickt man sich zu Tod.
64
Beiträge zur Sprichwörterforschung.
55. Nach Quargel jede Voze stinkt
56. Der Tambour vögelt ganz umsonst
57. Aus Unverstand man Kinder macht
58. Beim Ficken sind das beste die Wonneschauer.
59. Der Schwanz, das ist der Vozenwürger (oder Vozenstürmer,
oder
der Vozen Berater).
60. Ein schlechter Schweif birgt oft Hörner.
Das heißt, die Frau findet sich fur den impotenten Mann einen
Ersatz.
61. Der riesigste Schwanz, wenn er liegt, ist ein Zwerg.
62. Wenn's Futchen stinkt, ists nur vom Schleim.
63. Ist der Schweif in der Voz, hält er Kirchweih.
64. Der Schwanz steht schlecht, wenn der Beutel (Schwanzsack)
leer ist
65. Aus Liebchens Arsch riecht lieblich auch der Furz.
66. Um a alte Fut is niemals a G'schra (Geschrei).
67. In eine saftige Voz kommt der Schweif leicht hinein.
Das heißt, eine Frau im Wohlleben liebt die Begattung; ähnlich
sagt man von einer solchen: sie ißt gut, sie trinkt gut, sie
fickt (träumt) gut
68. Ein guter Schweif muß steif, dick und lang sein.
69. Rumpl auf der Kühvoz!
So ruft man einem zu, der seinen Geschlechtstrieb bei Frauen
umsonst befriedigen möchte.
70. Gut gefickt und gut gegessen ist bald wieder vergessen.
71. Wer alles will wissen, dem wird auf die Nas' geschissen.
72. Bauern scheißen große Haufen, Stadtleut san Zwirnscheißer.
73. Loch bleibt Loch, hätt і meine Blasserin noch! sagte am
morgen
der Bauer zum Herrn Baron, mit dessen Vergunst er zum
Entgelt fur seine Kuh, die Blasserin, die Nacht über mit der
Baronin in einem Bett hat schlafen dürfen.
74. Einen Dreckfresser heißt man einen Geizhals, der sich den
Bissen nicht gönnt, um ordentlich den Leib zu nähren.
75. Mein Arsch ist finster. Man sagt das Wörtlein, wenn man
das
gröbere: Leck mi im Arsch! nicht gebrauchen will.
76. Dem Mann bricht der Schwanz 's G'nack.
77. Er soll mir ein Funt (Pfund) Federn in Arsch hineinblasen!
Sinnverwandt der Einladung: L. m. і. A.!
Beitrage zur S prichWörterforschung.
65
78. Er hängt ihr von der Voz heraus 1
So sagt man von einem Manne, der wirtschaftlich ganz vom Ver-
mögen seines Weibes abhängig ist
79. Er lebt von der Voz!
Der Sinn wie der von Nr. 78. doch auch von
Vozenhändlern,
d. h. Mädchenhändlern, Kupplern und Koberem oder Huren-
wirten gebräuchlich.
80. Sie bringt einem die Voz auf dem Teller entgegen!
So sagt man von einem geilen Weibstück.
81. Von der Voz allein wird man nicht satt!
Man wendet die Redensart auf jene an, die aus Liebe ein
schönes,
doch ganz armes Mädchen heiraten.
82. Ein Weib, das nur eine Voz hat, ist kein Weib, sondern
eine Hur.
Gemeint ist das Weib, das noch zu etwas anderem als nur
zum Beischlaf taugen muß, um den Mann zu beglücken.
83. Die vögelt mit den Augen! — Der Schwanz hängt ihr aus den
Augen heraus! — So sagt man von einem herausfordernd
liebäugelnden Frauenzimmer.
84. So lang schläft der Bauer bei der Bäuerin, bis sie eines
Sinnes
werden. — Den ganzen Tag über raufen sie miteinander und
im bösen Streit legen sie sich zu Bett, dann aber vereinigen
sie sich wieder in süßer Eintracht und halten strenges Gericht
über alle jene, die sich am Vortag in den Streit hinein-
gemengt. Daher soll man sich, meint man unter Anfuhrung
des Sprichwortes, in die Angelegenheiten streitender Eheleute
nicht einmengen.
85. Wann die Zeit da ist zum Kinderkriegen, kriegt ma a Kind
ob
ma a Moan (Mann) hat oder net! sagte die Mierl als man ihr
ihr lediges Kind vorhielt
86. 'S Bankert kann nix dafür, daß der Vota a Lump und die
Muatta
a Hur is.
87. Wann's Geld hat, haßt ma's Bankert a ehrlichs (eheliches?)
Kind.
88. Dö Bankert mocht der Pfoff, net der liaba Got!
Man meint damit, es gäbe von Natur aus gar keinen Unterschied
zwischen ehelichen und unehelichen Kindern, erst die Kirche
habe mit der Einführung des Sakraments der Ehe diese
Scheidung bewirkt
89. Rieht (et) euch wie ihr voriges Jahr gestand'n seid, mit
dem Arsch
Krauts, Anthropophytela. II. c
56 Beiträge zur Sprichwörterforschung.
Wien,
Friedrich S. Krauß und Karl ReiskeL
zur Kirche und mit'm G'sicht zum Pfarrer sein'm Misthaufen!
befehligte der Bürgerwehrhauptmann seine bewaffnete Macht.
Man gebraucht dies Sprichwort, um zu sagen, daß man fur
jemand bei einem beschränkten Patron nichts auszurichten
vermochte.
90. Wenn die Laus im Grind ist, kennt sie sich nicht aus!
So sagt man, wenn eine Person aus unterster Schichte in gute
Verhältnisse gerät und friedlichen Leuten „unter die Nase
forzt", d. h. durch Übermut lästig wird.
91. Scheiß mit Reis is auch a Speis.
Dieses Sprichwort gebraucht man in dem Sinne wie das andere
Sprichwort: a Laus im Kraut is auch a Fleisch4, d. h. man
fugt sich in etwas unvermeidliches.
92. Salomon der Weise spricht:
Laute Furze stinken nicht,
Aber jenen, so da schleichen,
Mußt du aus dem Wege weichen.
UL Der Jfachruf in der Erotik.
Die Erotik macht nicht einmal vor dem Tode Halt. Freilich ver-
höhnt sie nicht den Tod, sondern die Leidenschaften der
Verstorbenen.
Sie stellt eine Art von übler Nachrede dar, die strenge richtet und
sich durch die Hinterbliebenen nicht bestechen läßt Darum übt sie
ihren Spott und Witz auch gern an den bezahlten, salbungvollen
Leichenreden und verzerrt ins niedrigst komische die vielfach lügen-
triefenden Grabsteininschriften. So manches Erzeugnis derartigen
Volkswitzes trüge dem, der es zum besten gibt, schwere Bestrafung
ein, erlangte der Staatsanwalt davon Kenntnis, doch glücklicherweise
versteht unser Volk noch einen derben Spaß und die niederträchtigen
Denunziantennaturen, die auf dem Mistbeet der Kultur wohl gedeihen,
können nicht in unserem gesunden Volkstum Wurzel fassen. Es ist
uns bekannt, daß Graf Lame z an, der vor mehreren Jahren als Ober-
staatsanwalt [in Wien verstarb, niemals wegen einer einschlägigen
Äußerung eine Klage erhob, er war aber auch einer der gründlichsten
Kenner der erotischen Neigungen des Volkes und besaß eine herrliche
Bibliothek erotischer Werke.
In der nachfolgenden Leichenrede ließen wir mit Absicht, um
niemands religiöse Gefühle zu verletzen, einige jedem vertraute, dem
kirchlichen Ritus entlehnten Worte und Wendungen aus. Es sind
überflüssige Zutaten, die man sich leicht selber ergänzen mag, wenn
man sie haben will.
I. Leichenrede.
Ich habe einen — Ihr habt einen — Wir alle haben einen —
teuern Freund verloren. Wohl dem, der einen hat, der ihpi steht
der ihm ewig steht — als treuer Freund zur Seite! Wehe dem, der
keinen hat — denn ihm gehen die schönsten Genüsse des Lebens
verloren! — nämlich die Freundschaft
5*
68
Der Nachruf in der Erotik.
Und auch er, der nun dahingeschieden, er hatte auch einen,
einst
steifen, festen, unerschütterlichen — Glauben — und wer sie kannte
die trauernde Witwe, mit ihrer schönen, weiten, tiefumfassenden —
Seele — und wer wie sie durchdrungen von einem gleichen festen
künftigen Glauben — dem mögen erst tausende abgegangen sein, ja
tausende von Tränen.
Und auch sie, die lieben Kinder, seht sie an die blühenden
Jung-
frauen — auch sie haben eine — ihrer Unerfahrenheit wegen zwar
nicht so große — Trauer um ihren leider allzufrüh dahingeschiedenen
Vater!
Kinder machen, — ja, Kinder machen — den Eltern oft viel
Schmerz.
Wir alle sehen jedoch der Zukunft mutig und hoffnungvoll ent-
gegen, denn wir alle haben ja auch einen — Glauben an ein Wieder-
sehen.
2. Grabschrift auf eine Hure.
Hier liegt sie, wie sie sonst zu liegen pflegte,
Nur mit dem Unterschied, daß sie den Arsch bewegte.
3. Grabschrift auf einen Hurenkerl.
Hier liegst du nun, verhurter Knochen.
Jetzt hat dein Vögeln doch ein End.
Die Vozen, die du durchgestochen,
Sie brunzen auf dein Monument
4. Auf einen schlechten Brunzer.
Hier ruht Herr Johann Christoph Spieß,
Er starb an Sand und Gries.
Er hatte einen schlechten Brunzer,
Bet fur ihn ein Vater unser!
5. Auf Hanns Narr Fasching.
Hier liegt von Unschuld weiß wie Schnee
Und blühend wie die Rosen,
Der Herr versoffne Hanns Narr Fasching,
• Hier liegt er wie ein Toter zu liegen pflegt.
Mit dem Unterschied, daß er solang er lebte,
Sich oftmals umgekehrt
Und mit dem Arsch zu wackeln pflegte.
Der Nachruf in der Erotik.
69
6. Auf die Jungfer Galatee.
Hier ruht von Unschuld weiß wie Schnee
Und blühend wie die Rosen, die Jungfer Galatee.
Sie hatte die Franzosen.
Hier liegt sie, wie sie oft zu liegen pflegte,
Nur daß solang sie lebte,
Den Hintern sie dazu bewegte.
Wien. Friedrich S. Krauß und Karl Reiskel.
Deutsche Volkslieder
L Erotische Lieder aus Österreich.
Drei Dinge sind es, die alle Menschen bezwingen, nämlich
Liebe,
Schlaf und Tod. Von diesen dreien hat sich die Poesie des Volkes
nur der Liebe und des Todes bemächtigt und in tausenden Variationen
werden beide besungen. Lust und Leid der Liebe, hoffen, harren und
entsagen, gewinnen und verlieren, all das sind Vorwürfe, die immer
und immer wiederkehren.
Auch das Endziel aller Liebe im weitesten Sinn, die Hochzeit
ist
Gegenstand der Volksdichtung, aber auch das Endziel im engeren
Sinne, der geschlechtliche Verkehr wird nicht vergessen. Freilich
kommen wir hier zu einem wunden Punkt unserer heutigen Volkslied-
sammlungen, denn sobald wir Aufschlüße über dieses engere Endziel
wollen, da lassen sie uns gehörig im Stiche. Ein der Sache ferner
stehender kann daraus auch den falschen Schluß ziehen, daß unser
Volk
geschlechtliche Verhältnisse überhaupt nicht besingt, sondern von
Sitt-
samkeit und Tugend trieft Doch davon könnte ihn schon eine Samm-
lung Vierzeiliger aus den österreichischen Alpen, die der verdiente
Indogermanist Gustav Meyer (Kçvjtraôia IV [1888], S.
79ft) ver-
öffentlichte und die 273 Nummern umfaßt, abbringen. Meyer, so
ver-
dienstvoll seine Sammlung war, hat leider lange keinen Nachfolger
gefunden, bis endlich H. Ostwald seine Sammlung „Lieder aus dem
Rinnstein" (2 Bände, Berlin 1903 und 1904)
veröffentlichte, in der neben
vielen Dichtungen, die das Vagantenleben betreffen, auch zahlreiche
Volkslieder und zum erstenmal auch Berliner und Wiener Hetären-
lieder mitgeteilt wurden.
Für den Volksliedforscher tritt, wenn er sein Gebiet
vollständig
erkennen will, die Notwendigkeit ein, auch dieser Poesie seine Auf-
merksamkeit zu schenken, denn nur unter Berücksichtigung aller
Seiten
der Volksdichtung wird es einst möglich sein, eine echte und wahre
Geschichte des Volksliedes zu schreiben. Fallen bei der Behandlung
Deutsche Volkslieder,
71
dieses Themas einst die erotischen Lieder weg, so entsteht
eine ge-
färbte Entwicklungsgeschichte, die nicht der Wirklichkeit
entspricht,
da sie das, was dem Volke nicht als gemein sondern nur ihr als
schweinisch vorkommt, einer höheren Gesellschaftsschichte zuliebe,
die
sich an den Franzosen begeilt, in Chantants und Nachtkafés herum-
treibt, unterdrückt Sollen wir Forscher, die wir doch immer über
unserem Stoff stehen, sittlicher sein als das Volk, dem wir unsere
Lebensaufgabe widmen uud von dem wir wissen, daß es eine gesunde
Sittlichkeit beherbergt? Sollen wir vielleicht einer höheren Gesell-
schaftsschichte wegen, die sittlich durchaus auf keiner höheren
Stufe
als der Bauer steht, die sogar eine bedenkliche Neigung nach abwärts
zeigt, Fälschungen vornehmen? Dem Sittlichen ist alles rein und so
wird dem Forscher auch dieses Gebiet ein Forschungsgebiet sein, das
ihm manche neue und wichtige Aufschlüsse gewährt, das er aber auch
gegen Angriffe Unberufener zu verteidigen haben wird. Für ihn ist
es ein unbekanntes Land, das weite Ausblicke eröffnet, für andere
ein jRühr1 mich nicht an'.
Welche Aufschlüsse die Volkskunde aus diesen Forschungen ge-
winnen wird, welch reiche Erkenntnisse und Erfahrungen sie ihr
zubringen werden, das wird erst die Zukunft zeigen, wenn viele
solcher Einzeluntersuchungen vorhanden sein werden. Die Möglich-
keit, solche Forschungen anzustellen und deren Ergebnisse zu ver-
öffentlichen, ist gegeben, seitdem der bekannte Ethnologe F. S.
Krauss seine Zeitschrift ^р&стлофгпйа, Jahrbücher für
folkloristische
Erhebungen und Forschungen zur Entwickelungsgeschichte der ge-
schlechtlichen Moral' gründete, die berufen ist, auf diesem Gebiete
eine Sammelstätte zu sein und der Volkskundewissenschaft neue An-
regungen zu geben.
Wenn ich es unternehme aus meinen reichen Sammlungen von
österreichischen Volksliedern hier die erotischen deutschen Lieder
mitzuteilen, so geschieht dies in der Voraussetzung, dass mein Bei-
spiel mehr Nachahmung findet als das G. Meyer's. Was die Her-
kunft der einzelnen Lieder betrifft, unter denen sich auch eine
größere
Anzahl Hetärenlieder befinden, so ist bei jedem einzelnen der
Herkunfts-
ort angemerkt. Für freundliche Mitteilung von solchen Liedern danke
ich zunächst Herrn Dr. F. S. Krauss, der mir eine größere Samm-
lung von Wiener Hetärenliedern aus dem Jahre 1850, sowie
Vierzeiler
aus Aussee, aus der Gegend bei Marienbad und dem Wiener Becken
überließ, dann meinen lieben Freunden Lehrer Karl Sotolar (Lieder
aus Wien und Frating) Lehrer Raimund Zoder (Vierzeiler aus Nieder-
72
Deutsche Volkslieder.
und Oberösterreich), Bürgerschullehrer Karl Liebleitner, den
ver-
dienten Sammler des Kärntnerliedes (Vierzeiler aus Kärnten,
Steiermark,
Ober- und Niederösterreich), Ingenieur Hans Mekiska (Vierzeiler aus
Steinakirchen und Randegg in N.-Ö.), Julius Dehn (Vierzeiler aus
Neudörfl in Ungarn und aus dem Feldsberger Bezirk in Niederöster-
reich), Oberlehrer Frz. Edlhofer (Vierzeiler aus der Prein,) Hans
Wenninger (Vierzeiler aus Himberg), Lehrer A. K. (Lied aus
Reichenau) und stud. phil. Franz Palecziska (Lieder aus Mähren
und Oberösterreich). Aus dem Ennstal (Steiermark) erhielt ich
einiges von dem Schulleiter Karl Reiterer zu Weißenbach. So-
weit mir die Melodien zu den Liedern erreichbar waren, sind sie bei-
gegeben; bei den Liedern aus dem Jahre 1850 war es unmöglich
ihre
Melodien zu erlangen, bei einigen aus späterer Zeit werden sie im
nächsten Beitrag nachgetragen werden. Bei den Vergleichungen kommt
nur der oben erwähnte Aufsatz Meyers in Betracht, da Ostwalds
Sammlung wenig Parallelen enthält
L Vierzeiler.
I,
■te J. ft !
Bin da kloafi Zin-zin - ga, hifi бал kloafi win-zin-ga
J J1 J Jj *
Ц
Stei - ra-huat auf und a Schwungfedern drauf.
1. Bin da kloafi Zinzinga,
Hâfi oan klôafiwinzinga
Steirahuat auf
Und a Schwungfedern d'rauf.
(vgl. Dunger, Rundâs Nr. 1249).
2. Owa da Bruck, unta da Bruck
Hat da Bau *) d' Bäurin bückt2);
Er hât glâcht, sie hat glicht,
Hâ(b)m oan kloan Jâgl3) gmâcht.
(vgl. Meyer, S. 130, Nr. 256).,
3. Dos pudern4) is guat,
Wann ma-r-aus und eintuat,
Wann am's Nudl5) recht steht,
Das da Rahm6) aussageht
(vgl. Meyer S. 112 Nr. 163),
4. 's Mensch7) in da Wangamühl
Laßfn Bua(b)m, wann a will,
Laßt'n Bua(b)m üwristeig'n 8)
Üwa ihr Geig'n.9)
1) Bauer. 2) coitiert. 3) Jakob. 4) coitieien. 5) penis. 6)
sperma.
7) Mädchen. 8) hinübersteigen. 9) Vulva.
Deutsche Volkslieder.
73
Is er hält üwrigstieg'n,
Is er drân häng*n blieb'n,
Reißt ihr dö Geig1!, vanând1),
Dâs is a Schând.
(MeyerS.96Nr.79
nur erste Strophe)
5. Dâ drob'n âm Bergl,
Dâ sitzt a Kadett,
Hat's Hosatürl offa
Und putzt's Bajonett2).
6. Dâ drob'n âm Bergl
Is d' Welt knglrund,
Dâ feglt3) da Pfârra
Oan Fleischhâkahund
(vgl. Meyer S. 129, Nr. 253.)
7. 's Mensch4), dös haßt5) Agathe
Und da Bua Thomas,
's Mensch4) hebt 'n Fuaß in
d' Höh,
Thomas, dâ hâ(b)mas6).
8. Meifi Vâta is a Voglhaislmâfi,
A Voglhaislmâfi bin i',
Mein Vâta macht Voglhaisln
Und fegln tüa i'.
9. Meifi Vâta is a Flaischa,
A Flaischa bin i',
Meifi Vâta sticht Kalbln
Und d' Menscha4) stich i'.
(Meyer S. 103, Nr. 117.)
10. Meifi Vâta is a Tischla,
A Tischla bin i',
Meifi Vâta macht Wiagna
Und Kinda mach i'.
11. Wigl net a so, wâgl8) net a so
Umi urn meifi Bett,
Du rennst ma'n 9) Soachtegl10)
urn,
Siagst 'n denn net
і—10 Steinakirchen (Bezirk Scheibbs, N.Ö.); 11
Randegg
(Bezirk Gaming, N.Ö.).
12. Untarn Zaufi, iibarn Zaufi
Häng'n zwa Birn,
Dirnderl heb d' Kiderln auf,
Laß mi' probiar'n.
13. D' Gas1') hât zwa Héànar-
aug'n12),
Viar rauchi13) Fiaß,
Schneida lekt's umadum,
's Gasloch14) is siaß.
14. Meifi Bua is a Tischla,
A Tischla muaß sein,
Er mâcht ma a Wiag'n
Und a Büawerl glei' dreifi.
15. 's Madl auf dö Donaumülln
Läßt 'n Bua(b)m, wann a will,
Laßt'n Bua(b)m üwristeig'n 15)
Üwa ihr Geig'n14)
1) auseinander. 2) penis. 3) coitiert 4)
Mädchen.
6) haben wir es. 7) Kälber. 8) wackle. 9) mir den. 10)
Nachttopf.
12) Hühneraugen. 13) rauhe. 14) vulva. 15) hinübersteigen.
5) heißt,
u) Geiß.
74
Deutsche Volkslieder.
Wia-r-a is üwrigstieg'n,
Is er drinn häng'n blieb'n,
Reißt ihr dö Geig'n vonând,
Der laute Zâhnd1).
(vgl oben Nr. 4.)
16. Maderl, wânnst mi willst hab'n,
Muaßt 's Kiderl aufischiab'n,
D'Hââr miaß'n gschneklad2)
sein,
Nâchha3) gherst mein4).
17. Dro(b)mat âm Bergl,
Dâ steht a Kapelln,
Dâ feglt da Pfärra
A Wâssabutelln.
18. Ans, zwa, drei, Zähntmaschin,
Fut5) is in Versatzamt drinn,
Baidl6) wird a versetzt,
Nix mehr wird gwetzt7).
19. Mein Schätz is a Böhmin,
Sie lebt von Betrug,
Hit ausgschoppte Wadin
Und a blecherne Fut5).
20. Herassa, rote Rua(b)m,
S' Mensch liabt an Hâlta-
bua(b)m 8),
Der kummt mit'n Kolb'n6)
auf d' Nacht
Und sagt: hüßdachdach9).
12—15, l7—19 aus Wien;
16 aus Gastein; 20 aus Fratting (Südmähren).
21. Zidanschlâg'n, Zidanschlâg'n 24. Jetzt hât ana
gsunga,
Is a schefis Gschpül
Und i' kâfi hält sehen Zidan-
schlâg'n
Unta da Hüll
22. D' Fut sitzt âm Fenstabrett,
Kamplt") si d' Hââr,
Da Baidl *) springt im Zimmer
'rum,
Grâd wia-r-a Nââr.
23. Г hâb da's12) drei,viermal gsâgt:
Laß ma-r-an Fried13),
Jazt hast a kloàfis Bauxerl14),
Was tuast denn damit?
Was wia-r-i' denn mâcha,
Was wia-r-i* denn toan,
Jazt muaß i's hält ghâltn,
Das Bauxerl, das kloan.
Hat's Maül aufgriß'n,
Is a Vogl vorbeigflog'n,
Hat ihm einigschiß'n.
25. Z' Linz und in Eferding
Hâ(b)m sö's in Körwerl drinn
Und in Sankt Floriâfi
Hâ(b)m sö's voran.
26. Heut is's a lustigs Leb'n,
'S Geld hât ma d' Müida geb'n,
'S Mensch hâw i' selwa ghâbt
Gestern auf d' Nacht
27. Âm Frai15) bin і' gânga
Üba's Wies'nbachl,
Dou is ma-r-a Drum16) oi-
ghängt17),
'S war da Zischawachl ^
і ) Aufhauer. 2) gelockt. 3) nachher. 4) Eine Fassung aus
Niederösterreich
(Röhrenbach, Bezirk Horn) hat: 1 Dirnderl; 2 aufizîagn. 5)
vulva. 6) penis.
7) coitiert. 8) Htttefjungen. 9) Hütruf — los, weiter, 10)
unter der Hülle, hier
Weiberrock. 11) kämmt 12) dir es. 13) Ruhe. 14) Kind. 15) Zum
Mädchen.
16) Stück. 17) hinabgehängt.
Deutsche Volkslieder.
75
28. Is d' Fotz âm Kerschbam
g'stiegn,
Is'r a Drum hänga bliebn,
Seicht1) da Schwanz uma-
dum,
Soucht nâu2) dêan Drum.
29. Hinta dera Hullastaud'n
Is sua schöi3) warm, schöi
warm,
Mâidl4), wennst nêat hâlt'n
wüllst,
Hui і' an Schandarm.
30. ÂltaPritsch'n^^taTartsch'n5),
Г reiß da d' Fotz â(b),
Г koch da's, і' brâut*) da's,
Âfla7) kre'g*) i's af Mittâ(g).
31. Dou drûabn af déan Bergla,
Do" sitzt a Soldâut,
Dêà(r) reißt se oîn runta9)
Und schmiart se'n af s BroM.
32. Du rotzichs, fotzichs Bauan-
mensch.
Du Himmlsakrament,
Gaih,zoig ma-r-amâl da Tschuri-
muri10)
Und nimm mein Schwanz in
d' Händ'.
33. Un ta da Bruck, uaba da Bruck
Ho*t da Pförra d' Köchin
druckt11),
Is iar in Bauch aifigfähr'n,
Öitza12) hoYs an Schmirrn13).
34. Âlta Fotz mit lânga Lâppan,
Steck ma'n aifi und loM4) ma'n klâppan,
Zöig ma'n assi, wisch ma'n â(b),
Nehma 's Hackl, hau ma'n â(b).
21 aus Niederösterreich; 22 aus Wien; 23, 24 aus
Röhrenbach (Bezirk
Horn. N.Ö); 25 Gegend von Linz (O.Ö); 26 Grafenberg
(Bezirk Eggen-
burg, N.Ö); 27—34 Sichdichfïir bei Marienbad (Böhmen).
Eine teilweise abweichende Melodie bei folgenden Vierzeilern:
IL
і r I
r J і l^f^
t
Gi - ga - de, gâ - ga - de, du hast a nâ - ka - de,
Spitz-bua, es is nit wahr, s'is vol - la Hââr.
і) sucht. 2) nach. 3) so schön. 4) Mädchen. 5) Schimpfnamen.
6) brate. 7) hernach. 8) kriege ich sie. 9) onaniert sich.
10) vulva.
Ii) coitiert 12) jetzt 13) nichts. 14) lasse.
Deutsche Volkslieder.
35. Gigade, gâgade,
Du hast a nâkade1);
Spitzbua, es is nit wahr,
S' is voila Hââr.
(vgl. Meyer S. 89, Nr. 43).
36. Da Pfärra vofi Grinzing,
Der häd an kloafiwinzing
Gréan, steifn Huat,
Der steht ihm so guat.
(vgl Meyer S. 130, Nr. 259.)
37. Г pfeif auf meifi Jungfernschaft,
Г pfeif auf mein Leb'n
Und der ma's gnumma hat,
Der kän ma's nit geb'n.
(vgl. Ostwald II, S. 74O
38. Da Pfärra von Sankt Michl,
Hat an Schwaf2) wia-r-a Sichl
Und zum Ângedenk'n,
Läßt a'n äwihenk'n.
35—37 aus Wien; 38 aus Kärnten (nähere Ortsangabe fehlt).
IIL
J' gl t s
-fr
Dirn-derl, wo hast as denn, das i's net find', hat das da
Reif va-brennt o - da da Wind.
39. Dirnderl, wo hast as denn,
Das i's net find1,
Hat das da Reif vabrennt
Oda da Wind.
(Meyer, S. 103, Nr. 118.)
40. Dirnderl, wo hast as denn,
Das i's net find'?
Г häb's zum Binda geb'n,
Weil's ma zviel rinnt
Und weil i's so rinnat,
Néama3) kann träg'n,
So muaß ma' da Binda
A Raferl4) drauf schläg'n.
(vgl Meyer S.96, Nr. 80; S. 104, Nr.
119; S. 108, Nr. 141.)
39 aus Neudörfl (ödenburger Komitat, Ungarn); 40 aus
Wien.
IV,
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'S Dirn-dl hat hol - aufgschrian, is denn koan Bua zan kriagn,
1) nackte. 2) penis. 3) nicht mehr. 4) Reiflein
Deutsche Volkslieder,
77
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1—1-1 і Bua so guàt, |
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tuât. |
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41. 'S Dirndl hât hölaufgschrian,
Is denn koafi Bua zan kriag'n,
Is denn koafi Bua so guat,
Der was ma's tuat.
(vgl. F. F. Kohl, Echte Tiroler-Lieder. 1. Nachlese.
Nr. 33.)
41 aus Neudörfl (Ödenburger Komitat, Ungarn).
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E - va geht un - ter, der A-dam in d'Höh.
42. Da Adam und d' Eva,
Die bâd'n im See,
Die Eva geht unter,
Der Adam in d' Höh'.
43. Unsere Magd und Nachbars
Magd,
Die spiel'n Posaune,
Die ane hât a schwarze,
Die ând're a braune.
44. Unsere Magd und Nachbars
Magd,
Die thun anander trotz'n1),
Sie reck'n den Ârsch beim
Fenster naus
Und zeigen sich die Fotzen
45. Mein Vâta is a Fleischhâka,
A Fleischhâka bin ich,
Meifi Vâta sticht die Kälba,
Die Madin stech' ich.
(vgl. oben Nr. 9.)
46. Mein Vâta is a Uhrmâcha,
A Uhrmâcha bin ich,
Mein Vâta putzt die Radln,
Die Löcha putz' ich.
47. Mein Vâta is a Tis chla,
A Tischla bin ich,
Meifi Vâta macht die Wieg'n
Und die Kinda mach' ich.
(vgl. oben Nr. 10.)
48. Die Neustifter Madin
Sein pfiffig und fein,
Die greifen den Bursch'n
In's Hosentürl 'nein.
1) sind trutzig zu einander.
2) vulvae.
78 Deutsche
Volkslieder.
Eine Variante der Melodie V ist:
VI.
r ; і
J> : j 1 rj
=
Da Pfilr-ra von Kirch-feld, der hât si groß g'irrt der
ft Ги-
33
hat stit 'n Tauf - schein dö Kö - chin pet-schiert
56. Da Pfiirra von Kirchfeld,
Der hât si' groß g'irrt,
Der hât stât'n Taufscheifi
Dö Köchin petschiert6).
(vgl Meyer S. 131, Nr. 263.)
57. Meifi Vâda is a Schuasta,
A Schûasta bin i',
Meifi Vâda flickt Stiefl
Und d' Madl flick'6)
і) Schamhaare. 2) nicht. 3) mingere. 4) onaniert 5) gesiegelt
=■
coitiert 6) coitiere ich. 7) Eine Fassung aus dem Wiener Becken
(ohne nähere
Ortsangabe) hat folgende Varianten: 1 Der; 3 die Stiefln; 4 Dö
Madin, dö fick i'.
53. Dort obn am Bergl,
Wo da Zeisig schön singt,
Dort scheißt a Kapuzina,
Das ihm's Arschloch zer-
springt
54. Dort obn am Bergl,
Dort sitzt a Kadett,
Hat's Hosntürl off'n
Und putzt sich's Bajonett
(vgl. oben Nr. 5.)
55. Dort drobm am Bergl,
Dort sitzt a Krowot
Und reißt sich an 'runter4)
Und schmiert sich's aufs
Brot
(vgl. oben Nr. 31.)
îi Olmütz (Mähren).
49. Die Neustifter Madin
Sein pfiffig und fein,
Die drahn sich die Schnackerln*)
Mit Mistgâbln ein.
50. Die Neustifter Madin
Hâ(b)m rote Strumpf an,
Sie brauch'n sie nie2) wasch'n,
Sie brunzen's3) nur an.
51. Ich nehm' meifi Lebtag
Kafi Kind mehr am Arm,
Dos anamâl mâchts kâlt,
Dâs ândremâl wärm.
52. Dort ob'n am Bergl
Is die Welt kuglrund,
Do't feglt a Kapuzina
An Fleischhâkahund
(vgl oben Nr. 6.)
42—55 aus Neustift
Deutsche Volkslieder.
79
58. Unsa Kâtz hâd Katzerl ghâbt,
Sieb'n, a âcht. a neuni,
'S oani had koafi Schwaferl
ghâbt,
59. Mein Vâda spielt Zida,
Meifi Muada dö Geig'n
Und i' spiel beim Nâchbern
Auf da Miazl ihra Feig'n*).
Hât wieda miass'n eini.
56—59 aus Himberg (Bezirk Schwechat, N.Ö).
VII.
Zwei Bauern giengendurchden Wald, J h ^^-гь_ ^ _
ra>
Es fror,dassih-nen wur-de kalt, J' '
S'
Smd wirk-hchzu be-dau-ern, ) u^ . . _ *
П: __і |. -r, ' > nm, da-da-ra-da -
e ar-men kalten Bau-ern, / '
ra.
60. Zwei Bauern2) gingen durch
den Wald*),
Es fror, daß ihnen wurde kalt,
Sind wirklich zu bedauern,
Die armen, kalten Bauern2).
61. Da Pfârra von dö Franzis-
kana,
Der feglt4) mehr als unsarana
Hât Eier b) wia a Gramlknödl %
AnBaidl "Owia anTrumlschlägl8).
60, 61 aus Wien.
vin.
JE
unrr
Meifi Â1 - te is harb auf mi', waß nit wa-rum, steck an
m
j' j і j-j i?\
Schab Stroh in'n Ârsch und jauks u - ma - dum.
62. Meifi Alte is harb auf mi',
Waß net warum;
Steck' an Schab Stroh in 'n
Ârsch
63. Hinta da Holastaudn
Heng'n zwa Pfludern9),
's Madl hebt d' Kidin in d'
Höh,
Und jauks umadunx
1) vulva. 2) sperma ejaculatum.
6) große und feste Knödel. 7) penis.
10) coire.
Laßt'n Bua(b)m pudern *<>).
3) Schamhaare. 4) coitiert 5) testicula.
8) Trommelschlägel. 9) Reineclauden.
8o
Deutsche Volkslieder
64. Г und meifi Âlte
Haus'n net übl,
Sie scheißt ins Buttafaß
Und i' in Kübl.
(Meyer S. 122 Nr. 212).
62—64 aus Wien.
IX.
An-*
3
66.
70.
Von Inn - vier - tl ei - ni, a Bûa, a kloa-na, wia mi
te
і J
1 J Ml
der g'freit, hât's Mensch g'sâgt, is jâ koà - na.
65. Von Innviertl eini,
A Bua, a kloàna,
Wia mi der g'freit, hât's Mensch
g'sâgt,
Is jâ koana.
Der Frühling is kemma
Und umadum bliats1),
Unsa Pfârra is dick
Und seifi Köchin, dö wirds.
67. Unsern Pfârra seifi Köchin,
Dö hât a kloafis Kind,
Jetzt is'sgânz verzagt,
Weil's koan Vätern schnell
findL
68. Jetzt hâwi di gschnid'n
Mit mein Tâsch'nmessa2),
In zwaravierzg Wocha
Is's wida bessa.
69. Den Henan3) mâcht's da Haufi4)
Und sein Wei(b) mâcht's da Maufi5),
Den Küahn mâcht's da Stier
Und den Menschern toan's6) mir.
65—69 aus dem Innviertel (Oberösterreich).
Ohne Melodie sind folgende Vierzeiler überliefert:
D'Madl von da Nâchbaschâft, 71. Esdaha, schneid' di
net,
Dö muaß ma liab'n,
Wânn's a koàni Duttln7)
hâ(b)m,
Sö wer(d)n schofi a kriag'n.
Gschnid'n is bald,
Dos Madl hât an Schnitt in
Bauch
Mit'n in Wâld.
1) blüht es. 2) penis. 3) Hühnern. 4) Hahn. S) Mann. 6) machen
es.
7) Brüste.
Deutsche Volkslieder.
81
72. 'S Liadl is aus, da Tânz is aus,
'S Madl fliagt ban Raukfâng aus
Und da Bua schaut ihr zua
Und sagt : G'selcht's gibt's gnua.
73. 'S Bettlmandl hat's Bettlweibl
pugelt »),
Âft san's .üwa d' Leit'n âwi-
kuglt,
Âft hâms kommadiert» kom*
madiert,
Âft san's maschiert
74. Zoigst du dein Kittl â2),
Zoihi a meifi Hos'n â.
Hängst du dein Kittl auf,
Häng' i' a meifi Hos'n drauf.
75. Aufi und zuwi
Und wieda davofi
Und dös hâfi і' mein Dirnderl
Nach dö dutzatmâl tâfi.
76. Lusti is's Luadalebn,
's Geld hât ma d' Muatta
geb'n,
's Mensch hâfi і' gestern ghâbt
Nachten auf d' Nacht
(vgl oben Nr. 26.)
77. Dama3) a weng
Hinta dö Bank
Zithernschlâg'n bei da Nacht,
Das war a Pracht
78. Juhe bei da Zithern,
Juhe bei da Geig'n,
Juhe bei mein Dirndl,
Wann i' aufi muaß steig'n.
79. Gestern is Sunta gwen,
Heut is 's acht Tâ(g),
Bin i bein Dirndl g'leg'n
Auf an Schab Stroh.
80. Unsa Herr Pfärra
Hât d' Sauschneida gern,
Er läßt earn seifi Köchin
Schneid n statt n Saubärn.
81. 'S Dirndl is g'schoss'n wor(d)n,
Is voila Schrett,
's muaß oana g'schoss'n hâfi,
Der's net versteht
82. Zwisch'n zwoà Berg und Tai
Steh'n meine Pferd im Stall,
Zwisch'n zwoa Dirndln drinn,
Dä is's guat lieg'n.
83. D' Ausseer Bua(b)m,
Dö ess'n lauta süaß Rua(b)m
Und d' Hintaberga 's Kraut,
Daß éàfi4) hint aussischaut
84. 'S Dirndl is so viel liab,
Megst es net moan5)
Und sie wicklt si auf und auf
Umi um oan«
85. Katl, nimm's Hadl,
Wâsch's Nudlbrett â(b),
Hât's Henderl drauf gagerlt *),
Wâsch's nu amâl â(b).
86. Âwa unsa Lisi hât koan Kidl,
Weil's koàn Kidl leidt,
Und weil's älweil zun Bûaman
In's Bett auffisteigt
1) coitiert. 2) ab, aus. 3) tuen wir. 4) ihnen. 5) glauben. 6)
gagerln
cacare.
Kran 11, An thropophyteia. П. 6
82
Deutsche Volkslieder.
87. Kathrina, mein Täuwerl,
Wird nächstens meifi Weiwerl,
Hât schneeweiße Knfa,
Âwa g'seg'n hâwis nia.
88. Bald hinum, bald herum
Treib' i' meini Küa,
Bald lieg' i' bei da Sendrin,
Bald d' Sendrin bei miar.
70-
89. Auf n Riegl steht d' Hütt'n,
In Tai geh'n die Küah,
Âm Bam leit1) da Schlüssl,
Bua, geh eina zu miar.
72 aus Katzelsdorf (Gb. Feldsberg, N.Ö.); 73—89 aus
Aussee
(Nordsteiermark).
90. Hupp, tschare ware,
Pfannflickamadl
Hâ(b)m капе Wadi,
Hupp, tschare ware,
Dö krfag'n's erst murg'n.
91. Âm Bergl obn
Sitzt a Tirola,
Der reißt si' an âwa
Und streicht si'n aufs Brot
(vgl oben Nr. 31, 55).
Da kommt der Schwanz von
hint' und vorn
Und wünscht ihr guten Morgen.
(Eine Parallele zum Liede vom
Pater Guardian, über welches man
A. Pichler, Zeitschr. & Ver. f.
Vkd IV. [1894] 199 und A. Englert,
ebd. IV- [1894] 438 vergleiche).
93. Seit i' koafi Mensch mehr hâfi,
Hâfi i' an Fried*)
Und hiaz nimm і meifi Glunker-
weri3)
A néama mit
92. Die Fotz, die schaut zum
Fenster 'raus
Und denkt sich wohlgeborgen,
90—92 aus dem Wienerbecken (ohne nähere Ortsangabe);
93 aus Lauffen bei Ischl (O.Ö.).
Am Schlüsse von .Mein Vâdern seifi Häuserl' singen die
Egerländer :
t
3e
3e
! Л Л I
Dëà Bou, dear hâd gschissa, hâd gschissa eifi Bach,
das
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j N J j 11 ні
mm
Mâi-derl voll Fraid'n, das lauft'n Dreck nach.
1) liegt 2) Ruhe. 3) Genitalien.
Deutsche Volkslieder.
83
94. Dêàr Bouf dear
hâd gschiss'n,
Hâd gschiss'n eifi Bach,
Dâs Maiderl voll Fraid'n,
Das lauft 'n Dreck nach.
Eine Variante der Melodie I ist:
XL
Um so a so a Kelln-rin, dâ is s gräd net s chad, dö кап
te
es
-f-j r r
T
m
Bauch und кап Ârsch und ka Mü - li-zeuch hâd.
95. Um so a so a Kellnerin,
Dâ is's grâd net schâd,
Dö кап Bauch und кап Ârsch
Und ka Mülizeuch1) hâd.
96. D' Menscha von Efferding
Hâ(b)m ëàfiDing recht weit hint,
Dö von Sankt Floriâfi
Hâ(b)m's weit vorâfl.
(vgl. oben Nr. 25).
95, 96 in Ober- und Niederösterreich bekannt.
XII.
4^ ł J- J'
f J I
r J' J І
Г J'
's Dirnd-le haßt Do - ro - the und da Bua Tho-mas,
j- j' і;
Г t i\r і-
Щ
sie hebt den Fuaß in d'Höh,sixt es, dâ hâm-ma'sl
97<
's Dirndle haßt Dorothe
Und da Bua Thomas,
Sie hebt den Fuaß in d' Höh:
Sixt es2), dâ hâ(b)m ma's.
98. Immramâl springt da Fuchs,
Immramâl hupft'r,
Immramâl greift da Bua,
Immramâl tupft'r3).
(vgl oben Nr. 7.)
97, 98 aus Klagenfurt (Kärnten).
1) Busen. 2) siehst du es. 3) coitiert er.
6*
«4
Deutsche Volkslieder.
Ein Variante der Melodie XII ist:
XIII.
Um a ans, um a zwa kräht scho* wie - d'r da Hâhfi und dö
IS J*
Sau von an Buabm hât mirs no" nit ge - tâfi.
99-
Um a ans, um a zwa
Kräht echo" wied'r da Hâhfi
Und dö Sau von an Bua(b)m
Hât mir s no" nit getâfi.
ioo. Do Weichsein san saua,
Dö Kersch'n san süaß
Und das Mensch hât den
Bâck'nbârt *)
Zwisch'n dö Füaß.
99 und ioo aus Kärnten.
XIV.
3
t
Ment-scha tânzt's net so hoch, ho - du - Ii - ei -
=3=
ri - du - li - o, geht enk da Staub in's Loch,
ho - du - li - ei
n.
loi. і. Mentscha, tänzt's net so hoch,
Geht enk da Staub in's Loch2).
2. Läßt's 'n Staub aufegehfi,
Is das Loch a nit schöfL
io і aus Nieder Österreich.
i) Schamhaare. 2) vulva.
Deutsche Volkslieder.
85
XV.
Die führende Stimme in XV. ist die Unterstimme:
É1ÊÉ11
t' " 1 1 ■'. V Г V
s'Dirndl hâd an Brunn, wächst a Mias u - ma-dum,
3^
tri - du - Ii - e,
tri - du - Ii - o, muaß da wäh - re Brunn
і її
seifi, schliaftda Fuchs aus und ein!
tri - du - Ii -
e,
tri - du - Ii - o.
102. 's Dirndl hâd an Brunn '),
Wächst a Mias2) umadum,
Muaß da wahre Brunn seifi,
Schliaft daFuchs 3) aus und eifi.
(Meyer S. 86, Nr 30.)
103. 'e Dirndl hâd an Seufza tâfi,
Hâd g seufzt za God,
Wia da Bua is getreten
Übas sechste Gebot
104. 's Dirndl häd an weiß'n Bauch
Unt an braun Flock
Unt і ruppl4) die ganze Nacht,
Bring an nit wog.
(Meyer S. 93, Nr. 66.)
102—104 aus Kärnten.
1) vulva. 2) Moos, hier fur: Schamhaare. 3) penis. 4) reibe.
86
Deutsche Volkslieder.
XVI.
і j J j i
J« J7
f і і jljjF^
Auf und auf nach der Drau geht d'r kalt Wind und ba
і
3
mein Dirnd - le waß i's schofi : sie hât s gern geschwind
105. Auf und auf nach der Drau 106. Drob'n auf d'r Alm
Geht d'r kalt Wind Hâd a Gamsle gekitzt1)
Und ba mein Dirndle waß i's Und і hâfi's Dirndle
ghâls'n,
schofi: Daß d' Wanglan hâ(b)m
Sie hâts gern g'schwind. gschwitzt
105, 106 aus Ober-Drauburg (Kärnten).
xvn.
Ij't j. J.M- f
> J'IJ. J' J' J'
Brötl au - fi, Brötl â - wi, Brötl hifi und wie-
3
5
m
dar, ka - ne Tit- lan, ka-ne Warz-lan, au-weh, wia zwi - dar!
107. Brötl aufi, Brötl âwi,
Brötl hifi und wiedar2),
Kane Titian 3), kaneWarzlan 4),
Auweh, wia zwidarl
108. Bin a Iustigar Bua
Und kirn her von Gastein,
Wann i' meifi Dirndl nit kitzeln
tua,
So schläft's m'r nit ein.
107, 108 aus Kärnten.
xvin.
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und hiazt
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\- |
müaß ma hält im' -ra - mal
nidd'n auf d'Nâcht
1) aufgenommen. 2) zurück. 3) Brüste. 4) Brustwarzen.
Deutsche Volkslieder«
»7
109. Da Odam und d'Eva
Harm's nicMn1) aufbrächt
Und hiazt müaß ma hält im'ramâl
Nickl'n auf dTtfâcht
109 aus der Gegend von Rottenmann (Steiermark).
XDC
Gu gl-â-dâm, gu gl-â-dâm, du nar - ri - scha МІГ, hast
eh an spâfi - laß - gan willst no a Drum drâ\
109. Guglâdâm, Guglâdâm,
Du narrischa Mâ~,
Hast eh an spâfilâfigan,
Willst no a Drum drâ~.
no. Da Baua tuat ackern
Und puglt2) sei" Weib,
Hiazt wâxt éàm dö Frucht
âm Feld
Und iar im Leib.
in. МеГ Dirnderl is kuglrund,
Kann si3) kaum wend'n,
Dö Dutterl4) hâ(b)m fufzig
Pfund,
Da Ârsch an gânz'n Zent'n.
112. I scheiß da-r-in's Gsicht
Und i brunz 5) da-r-in d' Augn,
Nâcha kannst ma dö Böberl
Von Ârsch âwa klaub'n.
113. Und da Pfärra von Land-
grâ(b)m
Is a kreuzbrava Mâ~,
Dêàr hât sein Ârsch hint
Und in Zâppla6) vorâ".
114. Da Pfärra von Lândgrâ(b)m
Hât in d' Hos'n gschiß'n
Und hiazt muaß éàm da
Meßna
'N Ârsch auswisch'n.
115. Die Ulänifanerl
Und die Lfnzerpeperl
Und die Judnlisl,
Dö wâr â dabei,
San in Gârt'n gâfiga,
Hâ(b)m wöll'n in Stfar âfâfiga,
San a gsteß'n7) wur(d)n alle
drei«).
1) coitieren. 2) coitiert. 3) sich. 4) Brüste, 5)
brunzen — mingerc
6) penis. 7) coitiert 8) Um diesen Text nach der obigen Melodie
singen zu
können, sind folgende Auflösungen nötig:
wobei auf die mit bezeichneten Noten die oben mit '
bezeichneten Worte fallen.
88
Deutsche Volkslieder,
116. D' Fut sitzt âm Fenstabrett,
Kamplt si d' Hââr,
Da Schwaß der sitzt a daneb'n,
Lâcht wia-r-a Nââr.
(vgl. oben Nr. 22.)
117. Schöfi wix und schön wax,
Wia-r-a Kranawikgraß*)
Und-r-a bravs Dirndl wasd *),
Wânnsd ma aufmâcha tasd 3).
118. Âwa Ânnamirl brôat'n4) Kótzn5) aufs
Hai6),
Daß ma uns bei da Gfglgâglarei
'n Xrsch net a so zkrâln8) aufn Hai,
Bei da Giglgâglaréi9).
109—115 aus Prein (Bh. Neunkirchen, Gb. Gloggnitz, N.Ö.);
116 aus
Gloggnitz (Gb. Gloggnitz, N.Ö); 117, 118 aus dem
Wechselgebiet (N.Ö).
XX.
Hifi a so, her a so, tëànd jâ wohl mehr a so,
wâ - rum sollt i al - loàfi, nit a so tôafi?
119. Ній a so, her a so, 120. Dirndl, mei~, mei",
Tëàndi0) jâ wohl mehr a so, Kôafi Stoàfi
wirst nit sei"
Warum sollt ï alloàfi Und wennsd a Stoafi bist,
Nit a so toafi? Is теГ Hergehfi umsist11).
119, 120 aus Donnersbachwald (Ennstal, Nordsteiermark).
XXI.
Hin - ta mein Vâ-dern sein Stadl, dâ gi - glt und
1) Reisig von Juniperus communis L. 2) wärst du. 3) tätest 4)
breite.
5) Pferdedecke. 6) Heu. 7) Coitus. 8) zerkratzten. 9) Auch hier ist
die Me-
lodie wieder aufzulösen, doch ist die Verteilung sehr einfach, sodaß
ich oben nur die
schweren Taktteile (mit 'bezeichnet) hervorgehoben habe. 10) Tun.
11) umsonst
Deutsche Volkslieder,
89
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gnâ - gelt,
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gnâ - gelt, war da dei~ Zip - ferl nit naß.
121. Hinta mein Vâdern sein Stadl1),
Dâ giglt und gâglt a Has12),
Hätt'st ma теГ Dirndl nit gnâgelt, gnâgelt3),
War6) da dei~ Zipferl4) nit naß.
121 aus Liezen (Nordsteiermark).
XXII
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і7 ; jl-if4j
j j J j
Bei da Gi - ge - ri - zen, bei da Gâ - ge - râ - zen, bei da
•J' JI g
3e
Wir - tin z'Frau-stôàfi, bei da Kel - In* - rin mit da
t
3=î
Bier - spri - tz'n bin і heut mal al - loafi.
122. Bei da; Gigerizen, bei da Gâgarâzen,
Bei da Wirtin z' Fraustóafi,
Bei da Kelln'rin mit da Bierspritz'n5)
Bin i' heut' mal allôafi.
122 aus Weißenbach bei Liezen (Nordsteiermark).
XXIII.
Die Gosinger Burschen (aus der Gösau, O.Ö.) singen bei der
Stel
ung (Assentierung) folgendes Schnaderhüpfel fortwährend:
r Г Г
Jetzt hâfi і mad'Stâfighed legt grâd ne-ma Weg und da-
1) Scheuer. a) Hase. 3) coïtiert. 4) Penisspitie. 5) Vulva.
Deutsche Volkslieder.
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1- |
weil і9 is schei - ß'n geh, hâms ma d'Stâfig weg.
123. Jetzt hâfi і ma d' Stâfig1) hëdlegt*)
Grad nema5) Weg
Und daweil і i's4) scheißn geh',
Hâms ma d' Stâfig weg.
XXIV.
Von da Pfâr-rers- kö-chin ih - r'n Fut-Iâp-p'n krfagt da
m
Mess-na auf a Zipfi - kâp-p'n und da Pfar - ra schreit: juch-
ai
ї
he, dâ bleibt ma üb - rig auf a Schi - lee,
124. Von da Pfärrersköchin ihr'n Futlâpp'n
Kriagt da Meßna auf a Zipflkâpp'n
Und da Pfärra schreit: juchhe,
Dâ bleibt ma üwrig auf a Schilee6)!
125. Hâb' a Mentsch6) ghâbt, hâb's gern ghâbt,
Hâb' glaubt, і' hâb's alloafi,
Hâw i' nâchgfrâgt, hât's drei g'hâbt,
So a Sau dö ghört auf d' Gmoàfi7).
126. Hâb' a Mentsch ghâbt, hâb's gern ghâbt,
Hâb's a8) amâl griss'n9),
In der Lahmgstött'n10) [hâw ihr's tâfi draufi'n]11),
Du brauchst es net zwiß'n.
i) penis. 2) hergelegt 3) neben den. 4) in's. 5) Gilet, Weste.
6) Mädchen. 7) Gemeinde. 8) auch. 9) coitiert 10) Lehmgrube. 11) von
mir ergänzt
Deutsche Volkslieder.
91
127. Drunt in Râtz'nstadl *) Schreit an jed'n nach,
Sitzt a saubars Madl, Ob a pudern3) mag
Sitzt âm Fenstabredl, Um a Zehnazedl
Zählt dö Zehnazedl2), D' ganze Nacht
(Hier ist in der Melodie überall dort, wo * steht, ein a zu
setzen).
128. Beim gîglgâgln3) muaß der Ârsch wâgln4),
Muaß's Brunzzeug6) zsâmstehfi,
Denn wenn beim giglgâgln net der Ârsch tuat wâgln
Bleibt dö Dämpfmaschin' stehfi*).
124 aus Niederösterreich (ohne nähere Ortsangabe); 125,126
aus Röhren-
bach (Bezirk Horn, N.Ö.); 127 aus Wien; 128 aus Krems
(N.Ö).
Nach Melodie I gehen noch folgende, mir erst später bekannt
gewordene Vierzeiler;
129. 's Mensch von da Äpfl-
gschwend *)
Hât si's Ding8) vabrennt,
Is in Kella gfâll'n,
Muaß sex Guld'n zâhl'n.
130. Und in Heubod'n dro(b)m,
Dâ hâ(b)ms sakrisch
gschob'n *),
Hât si d' Nudl i*) bogn;
Is nit dalog'n.
131. Der Wirt is auf Timlkâm,
's Weib is in Amsterdam.
Hait sei* ma ganz alloafi,
Kefima11) was toafi.
Hâ(b)m ihr's net enga gmâcht
Und net weida12).
133. D' Lebzelta Sala13)
Hât Tutün wiâ Tala14)
Und zwa Böberl15) hât's draü",
Wia-r-a Wintamârau"ie).
134. 's Dirndl hât gschiß'n,
Scheißt eini in Bach,
'n Bua(b)m, den packt d'
Sehnsucht,
Er schwimmt in Zoll17) nach.
(vgl oben Nr. 94).
135. Heiliga Benedik
'S Mensch is sćho" widadick18),
Heiliga Floriâfl
Г hâb's net tâfi.
132. 's Mensch hât an Schûasta
ghâbt
Und an Schneida,
129, 130 aus dem Allentsteiger Bezirk (N.Ö); 131—135 aus
Lauffen
bei Ischl (O.Ö).
l) eine bekannte Wiener Hetärengegend, am Wienflusse gelegen. 2)
Zehn Gulden
in Papier. 3) coitieren. 4) wackeln, sich bewegen. 5) Genitalien. 6)
ist's
aus mit dem Coitus. 7) Ortschaft im Allentsteiger Bezirk
(N.Ö.). 8) vuWa.
9) coitiert. 10) penis. 11) können wir. 12) weiter, größer. 13)
Rosalia.
14) Teller. 15) Warzen. 16) Wintermajoran. 17) Exkremente. 18)
schwanger.
9?
Deutsche Volkslieder.
2. Lieder.
XXV.
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1--У-1-IM |
der ließ vor der gan - zen Front ei - nen Drum Scha-as.
і.
2.
War einst ein Grenadier
Mit Namen Bla-as,
Der ließ vor der ganzen Front
Einen Drum1) Scha-as2).
Da sprach der Leu tenant:
Was soll das heißen,
Hier vor der ganzen Front
A so zu scheißen 1
3. Da sprach der Grenadier:
Wie soll ich's wissen,
Daß vor der ganzen Front
Wird nichts geschissen.
4. Da sprach der Leutenant:
Mein lieber Bla-as,
Sechs Tage Hausarrest
Für den Drum Scha-as. (Wien.)
In Neustift bei Olmütz (Mähren), wo das Lied nach Melodie V
gesungen wird, hat es folgende Fassung:
I. Es war bei ein'm Regiment 3. Da sprach der Herr
Corpral:
2.
A Rekrut Sturz,
Der ließ vor der Kompagnie
An g'waltig'n — Hollädaridio.,.
Da sprach der Herr Major:
Was soll das heißen,
Daß man vor der Kompagnie
Tut soviel — Hollädaridio...
Wer soll das wissen,
Daß vor der Kompagnie
Wird soviel — Hollädaridio...
4. Da sprach der Herr Hauptmann :
Mein lieber Sturz,
Drei Tage Dunkelarrest
Für diesen — Hollädaridio. . .
XXVI.
СГПГ=
t
Ein Söl-dat saß in der Schen-ke, ram-stidl - da, ram-stidl-da,
Und er - zähl-te sei - ne Schwanke, ram - stidl - da - tra,
1) gewaltigen. 2) yentus tacitus.
Deutsche Volkslieder.
93
Er erzählt von reiss'n und Sturz, Läßt da -bei an tüchtig'n,
tidl-
i - dl - і - dl - і - dl
tra - ra - ra - ra rum - stidl-da,
rum - stidl - da, tra - ra - ra - ra rum - stidl - da - tra.
2.
З-
Ein Soldat saß in der Schenke
Und erzählte seine Schwanke,
Er erzählt von reiß'n und
Sturz1),
Läßt dabei an tüchtig n —.
Und der Wirt, der neben ihm
saß,
Meint, das war' a groba Spaaß,
So zu schimpfen auf die Preiß'n
Und dabei noch so zu —.
Und da sprachen alle Gäste,
Schmeißt's ihn 'naus, das war'
das beste,
Im Begriff ihn'nauszuschmeißen,
Fängt er nochmals an zu —.
4. Der Soldat war nicht besoffen,
Is zum Schornstein 'naufge-
krochen,
Hat die Hos'n Yunterg'riss'n
Und in Schornstein 'nein—.
5. Der Soldat war nicht besoffen,
Is zum Schornstein 'naufge-
krochen,
Sprang dann aus dem Ofn
rasch,
Zeigte ihnen den nâckig'n —.
6. Um den Ärger zu vergessen,
Wollte man zu Abend essen,
Im Kamin war Reis und Fleisch,
Âba alles wâr volla —•
(Neustift bei Olmütz.)
In Niederösterreich (St. Pölten) wird das Lied auf folgende
Art
gesungen :
XXVII.
jtr/ ЛГ Г Г f 1 f_(? * J
J1
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J і—і—
Ein Stu-dent saß in der Schen-ke, Ii - di - Ii - tum, Ii - tum
ft M J Л=І=!
Г * J' J'
lei, und er - zähl - te sei - ne Schwän-ke, li - di -
i) niederreiSen und stürzen — Kampf, Schlacht
94
Deutsche Volkslieder.
li - tum li - tum lei. von Re - vo - lu - ti - on und
r r r r I J J
J
Für - sten - haß und läßt da - bei ein gro - ßen Schi-
zm
ГіГ r r
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Ii - tum Ii - tum Ii - tum lei, lu - stig ist die Knei - pe -
rei,
[ r rir r a
li - tum li - tum li - tum lei, lu - stig ist die Knei-pe -
rei.
і.
Ein Student saß in der Schenke
Und erzählte seine Schwanke
Von Revolution und Fürsten-
haß
Und läßt dabei ein großen Sch—
2. Der Student war ganz besofFn,
Ist beim Rauchfäng außig-
schloff n,
Hât dö Hos n âwagriss'n
Und bein Rauchfäng einigsch—
3. Der Student war längst vergessen
Und die Gäste wollten essen,
Aber anstatt Kraut und Speck
Fanden sie den puren Dr—.
XXVIII
і і r r
t
t
In Ham-burg ist ein Kaf - fee-haus fur fünf-zehn Pfen-ni-
T і T \ і
J
ge, juch-he, da schaut ein schwarzbraune Madl 'raus fur
ii
rasch
ІГ Г Г
Г I
fünf-zehn Pfen - ni - ge, hur - rah, hur-rah, jetzt fähr ma
auf da
Deutsche Volkslieder.
95
Ei-sen-bahn fur fünf-zehn Pfen-ni - ge, juch-he, hur-rah, hur-
ffi r
г і r r
r f i
f r f 41
rah, jetzt fähr ma auf da Ei - sen-bahn.
I. In Hamburg ist ein Kaffeehaus
Für fünfzehn Pfennige, juchhei
Da schaut a schwarzbraune
Madl 'raus
Für fünfzehn Pfennige.
Hurrah etc.
4 :|: Sie hebt ihr weißes Kleid
auf d' Höh
Für fünfzehn Pfennige : | : juchhe I
Hurrah etc.
2. : I : Sie führt mich in den ersten
Stock
Für fünfzehn Pfennige : | : juchhe !
Hurrah etc.
3. :|: Sie legt sich auf das
Kanapee
Für fünfzehn Pfennige : | : juchhe!
Hurrah etc.
5. : I : Sie nimmt mir meifi Cigarrlel)
'raus
Für fünfzehn Pfennige : | : juchhei
Hurrah etc.
6. : I : Sie steckt mir meifi Ggarrle
'neifi
Für fünfzehn Pfennige :| : juchhe!
Hurrah etc.
7- :|: Johann, spann die Ochs'n eifi,
Denn die Fut2) muß gezogen seifi. :|:
Hurrah etc.
(Wien.)
XXIX.
З
Dirndl, wâs hât da da Pe - ta tâfi, Pe - ta tâfi,
I U w
L / 71
eu r p r 1 r t
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Dirndl, wâs hât a da tâfi? s'er-ste-mâl hât a ma
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X
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r r І^^І
* g f 1
r il
gâr nix tâfi, gär nix tâfi, s'zwei-te-mâl greift a ma's âfi.
1) penis.
2) vulva.
Deutsche Volkslieder,
і. Dirndl, wâs hât da*) da2)
:|: Peta tâfi, :|:
Dirfidl, wâs hât a da1) tâfi?
's erstemal hât a ma :|: gâr
nix tâfi, :|:
's zweitemâl greift a ma's
an.
2.
Dirfidl, wâs hât da1) da2)
:|: Peta tâfi, :\:
Dirfidl, wâs hât a da2) tâfi?
's drittemâl lahnt a mi' ân d'
:|: Maua âfi, :|:
Streicht ma' meifi Putzzeicherl *)
âfi. (Wien.)
XXX.
Lahnt a La - ta ân da Mau - a, trü - ü - da ra - i - ri,
*\ł ł ł ł,
I p _1 l" I
J ' II
Greil ma ü -wa d'Klo-sta-mau - a, trü - ü - da - râ.
і. Lahnt a Lata ân da Maua, 4. Z'letzt, dâ kumt a ganz an Âlte,
Greilma'4) üwa d' Klosta-
maua.
2. Gut'n Morg'n, schöne Dirn,
Darf ma vielleicht in5) Rauch-
fäng3) kirn6).
3. Z'erscht kumt d' Schwesta
Barbara,
Dann kumt d' Cacilia.
Ui, dö hât a ganz a kälte.
5. Hat dö Feig'n3) voll Schuasta-
nägln,
Kann's da Pata von vurn *) net
fegln.
6. Drum wird's mit Schnee be-
straat8),
War ma um mein Besen *) lad.
(Wien.)
Die Unter stimme hat die Führung.
xxxi.
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Möcht' denn wis - sen, wia's denn war, wia's denn war,
*
Є ІМ ^ J1 ї
J
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wann ma-r-a Âlt'n a Bus-sal gab? Miaßtgrad seifi, wann ma
1) dir. 2) der. 3) vulva. 4) klettern wir. 5) den. 6) kehren —
coire.
7) vorne. 8) bestreut 9) penis.
Deutsche Volkslieder.
9} г—fi—й—г- |
—f—S—Й—r~ |
F # Я ' " m "m |
Щ-w-Р-Р-1— Hulz - ä - pfel fraß,
li* >J> jt=^=:fl |
—U—p—p—f—
Hulz - ä - pfel fraßІ- |
lu g 3 i =£=d und mit'n Ârsch in |
|
1- |
Â-mas - häuf n saß.
1. Möcht' denn wissen, :|: wia's denn war, :|:
Wann ma-r-a Âlt'n a Bussal gab?
Miaßt grâd sein, wann ma :|: Huizäpfel fraß :|:
Und mit'n Ârsch in Âmashaufn1) saß.
2. Möcht' denn wissen, :|: wia's denn war, :|:
Wann ma-r-a Jungen a Bussal gab?
Miaßt grâd seifi, wann ma :|: Budaapfl*) aß :|:
Und mit'n Ârsch in Ros'nbusch'n *) saß.
(Donnersbachwald im nördl. Steiermark).
Dieses Lied wurde beim Polsterltanz (Kehraus) scherzweise von
alten Bauern gesungen.
In Reichenau (Bh. Neunkirchen, Gb. Gloggnitz, N.Ö.) singt man
das Lied auf folgende Art:
XXXII.
Г Ich möcht1 nur wissen, wie's denn ep - a war',
wie's denn e - pa
* (Dasmüßt sein als wenn ma But-ter -a-pferl aß, But-ter - a-pferl
) J I J' J' J- J- q j' j^7T^=H>
war',wann ma - r - a-na Tun -gen a Bus-serl ge - ben tat? \
aß und da-bei mit'n Hintern in an But-ter - tas-serl saß. і
і. Ich möcht' nur wissen, :|: wie's denn ера war' :|:,
Wann ma-r-ana Jungen a Busserl geben tat?
Das müßt seifi als wenn ma :|Butterapferl aß :|:
Und dabei mit'n Hintern in an Butterfasserl saß.
l) Ameisenhaufen. 2) Butteräpfel. 3) Rosenstrauch.
Krauts, Anthropophyteia. II. 7
Deutsehe Volkslieder.
2. Ich möcht' nur wiß'n, :|: wie's denn ера war', :|:
Wann ma-r-ana Âlt'n a Busserl geben tat?
Das müßt seift als wenn ma :|: Holzäpfl aß :|:
Und dabei mit'n Hintern in an Tint'nfaßl saß.
Eine Variante liegt auch aus Aspersdorf (Bezirk
Oberhollabrunn, N.Ö)
vor, wo das Lied zwischen i860 und 1870 auf folgende
Art gesungen
wurde:
XXXIII.
|
1-n--— ■ |
—JrMt—fr~Ms—1 |
hub 1 |
|
|
—M Л é P J |
|
f Möcht' nur wis - s'n, wie's denn war', wie's denn war',
\ Das miaßt' seifi als wann ma Holz - äpfl fraß, Holz - äpfl fraß
wann ma-r-a Â1 - t'n a Bus - sl gab, Bus - sl gab?
und mit'n Ârsch in a - na Dornstaudn saß, Dornstaudn saß.
I. Möcht' nur wiß'n, :|: wie's denn war', :|:
Wann ma-r-a Âlt'n a :|: Bußl gab? :|:
Das miaßt seifi als wann ma :|: Holzäpfl fraß :|:
Und mit'n Ârsch in ana :IDornstaud'n saß. :l:
2. Möcht' nur wiß'n, :|: wie's denn war' :|:,
Wann ma-r-ana Jungen a :|: Bußl gab? :|:
Das miaßt seifi als wann ma :|: Budakrapferll) aß :|:
Und mit'n Ârsch in ana :|: Schmâlzdesn2) saß. :|:
XXXIV.
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See, juch-hefjetzt! |
Shr'n m'r |
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1-Ж-ф-1 |
—S*-g)-1 |
L--Ш_ |
—•- |
See, mit ei - ner höl-zern Wârt-ziH'n, Wârt-zill'n,
1) Butterkrapfen. 2) Schmalzkübel.
Deutsche Volkslieder.
99
І
J1J J. I
Wârt-zilTn, Wârt-zill'n, mit ei - ner höl-zern Wârt-zill'n, ka
Rua-dra wâr nit drâfi.
і. Jetzt fähr'n mV übern See,
juchhe!
Jetzt fähr'n mV übern See
Mit einer hölzern' : |: WârtzilTn,: |:
Kein Rud Ver war nicht dVâfi.
2. Die Magd, die kehrt das Haus
wieder aus,
Die Magd, die kehrt das Haus
Und was sie bei dem kehren,
kehren fand,
Das teilt' sie mit dem Knecht
3. Der Herr, der liegt im Schwitz,
wie der Witz,
Der Herr, der liegt im Schwitz,
Er hat ein kurzes Hemdchen,
Hemdchen an,
Das hat ein'n langen Schlitz.
4. Das Liedl, das ist auch wieder
aus,
Das Liedl, das ist aus
Und wer es nicht gut singen,
singen kann,
Der zahl' a halbe Wein.
(Braunsdorf und Goggendorf, beide im Bezirk Oberhollabrunn, N.
ö.)
XXXV.
In Bielitz (Österr. Schlesien) und in Wien legt man dem be-
kannten österr. Hornsignal der Infanterie folgenden Reim unter:
Wenn der Jäger scheißen geht,
So geht er hinter's Haus,
Wenn er kein Papier nit hat,
So wischt er's mit der Faust
XXXVI.
S g і TT J j
Auf dV Aim is's a Gspoaß,leit da Bock bei da
\ Cr r j ju r' лf
HM
Goas und da Stiar bei da Kûah
unddieBrentie-rinbeimBûa(b)m.
7*
100
Deutsche Volkslieder.
ь Auf d'r Alm is's a Gspoaß, 2. Die Küahdirn im Heu
Leit1) da Bock bei da Goas Und ihr Lotter8)
dabei,
Und da Stiar bei da Küäfa Da Wasti beim
Hoamdirndl,
Und die Brentlerin2) beim Schmunzelt dabei
Bua(b)m.
3. Auf d'r Aim is koafi bletb'n,
Bald tuàt's regna, bäl schneibn,
In da Hütt' is koafi seifi,
Geàht da Wind aus und ein.
(Aus dem Murtal, gehört zu Donnersbachwald im nördl.
Steiermark.)
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Hfaz bin i's Re - krut und hiaz bin i's Sol - dât und hâfi
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tag - li sechs Kreu- za und a klôàfis Loàbl Brot
і. Hîaz bin i's Rekrut
Und hiaz bin i's Soldât
Und hâfi tägli sechs Kreuza
Und a klôàfis Loabl Brot
2. Г bin a Rekrut,
A Rekrut a junga
Und von Dirndl ihr'n Bett
Hi(b)m's mi auseagnumma.
3. Hiaz bin i' a Rekrut,
Hiâz bin i' a Soldât,
Steig' aufi auf's Dirndl
Und Schiaß awi«) in d' Stadt»).
(Donnersbachwald im Ennstal, Steiermark).
XXXVIII.
's Roßknechtlied.
І
1
5
V g І
r Г I
„Geh au - fi in d'Kâm-ma",sâgt's Dirndl, „eil', eil', leg
1) Liegt 2) Sennerin. 3) Geliebter,
druck ist eime Umschreibung für coitieren.
5) hinunter. 5) Der ganze Aus-
. *
Deutsche Volksliedes.
ЮІ
du di' schnell zu - wa, mi' gfreut's äl - Ii - weil, leg' du
df schnell
t
mm
zu - wa, mi' gfreut's äl - Ii - weil/'
1. ,Geh' aufi in d' Kâmma',
Sagt's Dirndl, ,cü', eff,
:|: Leg1 du di' schnell zuwa,
Mi' gfreut's âffiweil/ :|:
2. Um Mittanâcht wird jâ glai
All's lacht im Haus,
:|: Nimm d' Schwach üwa d'
Âchsl
Und spring in d' Strumpfsäcklan
aus. •'■
3. Und wia-r-i' bei da Haustia*
Hält aussi will renn',
: I : Is mir halt a Kett'n nach-
gflog'n
Und bin schlich dakem1). :|:
4. Bin außi in Roßstall,
Hâfi mi schnell niedaglegt,
:|Bin gâr nit lâfig gleg'n,
Steht da Herr vor mein Bett : j:
5. ,Roßknecht, i' sag dir's,
I kenn' mi wohl aus,
:|: Du bist bei mema Tochta
gleg'n,
Dâs is a Graus!1
: :
6. Hausherr, i' sag dir's,
Es is a narrische Red'
\\ Und siachst, i' bin dâ
Und i' lieg* in mein' Bett :|:
7. ДоокпесЬ^ і' sag dir's,
Wia kommt denn aft das,
:|: San d' Schüachln staub-
truck'n
Und die Strümpfln san naß'. : | :
8. Da Brunn geht âllweil Uwa,
Is a nit gâr schöfi,
:|: Wird ma voila Morâst,
Wenn ma außi muaß geh'fi. :|:
9» ,Roßknecht, і' sag dir's,
Bleib' du schöft im Stall'
:|: Ei jâ, hâfi і' denkt
Und і' geh heut' no a-mâl.2) \\
(Donnersbachwald im Ennstal, Nordsteiermark).
XXXIX.
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—U-J-—J-é- |
і J][ 1 |
Dâs Gra-zer Bier is guàt, i' kaf mir no koanHûàt, da
і) erschrocken. 2) zum Dirndl nämlich.
I02
Deutsche Volkslieder.
" g І і P
Weiii, der is viel bes- sa bei mei- na Jung-frau Schwesta, ha-
ft
BE
li - ha - lo ha - lo, schöfis Madl, was machst du dâ? da
Wein, der is viel bes - sa bei mei-na Jung-frauSchwesta, ha-
li ha - lo ha - lo, schöns Madl, was machst du dâ?
і. Das Grazer Bier is guat,
Г kaf1) mir no kôan Huat,
:|: Da Weifi, der is viel bessa
Bei meina Jungfrau Schwesta,
Halihalohalo,
SchöfisMadl, was machst du dâ ? : I:
2. Г geh1 in's Wirtshaus neifi
Und trink' a halbe Weifi,
:|: Die Kellnrin, dö mi kenna
tüat,
Vofi mir koan Geld nit nema tuat,
Halihalohalo,
SchöfisMadl,was machst du da? : |:
(Weißenbach bei Liezen, Nordsteiermark ; von ehemaligenSoldaten
gehört.)
3. Г geh' vom Wirtshaus naus
Wohl mit 'n Eselsrausch2),
:|:Wen triff i' auf da Gaß'n äff,
A Maderl, hât koafi Hemd nit ай,
Halihalohalo,
SchönsMadl, was machst du dâ ? : \
4. МеГ kloana Bruàda3) der,
Er wâglt4) hin und her,
: I : Er traut sich nitin d' Festung5)
'neifi,
Er glaubt, es sind Franzos'n6)
dreifi,
Halihalohalo,
SchönsMadl, was machst dudâ?: I :
XL.
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Kirchtâg geht und beim |
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Leb-zelt-stând a saubers Dirndl steht,schleicht si hifi da Buà
1) kaufe. 2) großer Rausch. 3) penis. 4) wackelt. 5) vulva. 6)
Wort-
spiel; Franzosen = Syphilis.
Deutsche Volkslieder.
ЮЗ
3
und mâcht'n Witz',n Scherz,kauft von Lebzelt ihr a
gmâlfisHerz.
1. Wenn a Steirabiïà auf 'n Kirchtag geht
Und beim Lebzeltstâfid a saubers Dirndl steht,
Schleicht si* hifi da Bua und macht 'n Witz, 'n Scherz,
Kauft von Lebzelt ihr a gmâlfi's1) Herz. -
2. Und âm Herzerl ob'n is a Verscrl druckt,
Wia das Dirndl glei auf's Zetterl guckt,
Ob von Liab nix steht oda Heirat gär,
Denn wâs 's Herzerl sagt, das wird a wahr.
3. Wia sie z'haus is kema, hât si's Dirndl gschreckt,
Denn zum Herzerl hât da Bua a Kinderl glegt;
Wissat selwa gern, wia's mit 'n Herzerl war,
Ob a Büaberl wird wohl üwa's Jähr.
(Weißenbach bei Liezen, Nordsteiermark.)
ffct
XIX
Drobm âm Lau - ren -zer-berg, ho- duli - â-і di - ri-di - â,
£
tânz'n d'schön Mentscha her, ho - duli - â-i - hâ.
i. Drob'm âm Laurenzerberg,
ho-,
Tânz'n d' schön Mentscha her,
ho-,
3. Stoan in Loch, war5) nit aus,
ho-,
Kriag'n ma'n4)schofi wieda 'raus,
ho-.
2. Mentscha, tânzt's nit so hoch, 4. Nemma an Bartwisch5)
her
ho-,
Fliagt enk a Stoàfi in's Loch2),
ho-,
ho-,
Fahrn damit hifi und her,
ho-.
(Lauffen bei Ischl, O.Ö.)
1) bemaltes. 2) vulva. 3) wäre. 4) wir ihn. 5) hier: penis.
104
Deutsche Volkslieder.
Man vgl. zur ersten Strophe und zur Melodie IJ. Neckheim,
222 echte Kärtnerlieder. II (1893) 29l£ Nr.
202 und oben Nr. 101,
dessen Melodie genauer zu Neckheim stimmt
XLII.
fr
Г kânn's jâ kaum er - wärt'n mehr bis d*Brämbir zei - ti
J г
nr f
r
werd'n, ifis Brâmbirbrocka will i' gehfi,denn Brâmbir iss і
z'gern.
I.
Г kânn's ja kaum erwârt'n mehr
Bis d' Brâmbir6) zeiti wer(d)n,
Ifi s Brâmbirbrocka will i' gehfi,
Denn Brâmbir iß i' z' gern.
2. Jetzt siach i' grâd an jufigan
Herrn
Âm Bergl dromat stehfi,
Der sagt: МеГ Kind, wânnsd
Brâmbir willst,
Zu miar mfiaßt auffagehfi.
3. Es stand kaum âfi drei Viertl-
jâhr,
Dâ war da Teixl los.
Sitzt 's Maderl bei da Brâmbir-
staud'n,
Hât's Kinderl auf da Schoß.
4. Jetzt siach i's âwa selwa eifi,
Dö Brâmbir san net gsund,
Dö blah n an nur 'n Mâgn recht
auf,
Da Bauch wird kuglrund.
(Röhrenbach, Bezirk Horn, N.Ö.)
XL]
Ei, du meifi lia - be Schwoaga - rin, mach' auf deifi Hütt'n-
tür, du - Ii - â, drei Garn - serl hâb' і' gschoss'n, laß
1) Brombeeren.
Datsche Volkslieder.
105
m
sa
mi' u-berd'Nâchtbei dir. Hâl - la - re, hâl - la - râ, hâl -
la-
re - du - li, hâl - la - re - du - li, hâl - la - re - du - li
- â, drei
Gamserl hâb' i' gschoss'n, laß toi über dieNâchtbei
dir.
і.
Ei, du meifl Uabe Schwoagarin *),
Mäch' auf deifi Hütt'ntür,
Drei Gamserl hâb' і' gschoß'n,
Laß mi' über d' Nâcht bei dir.
Hałłare eta
2. Dö Gamserl, dö tand2) pfeif n,
Dö Hirscherl, dö tand rehrn3),
Dö Bua(b)m, dö tasd greif n4),
Dö Maderl, dö hâm's gern.
Hâllare etc.
3. Meifi Dirnderl is a Schwoagarin,
Schwoagt5) virazwanzig Küah,
Kóafi Jungfa is sie nimma,
Hât's selwa gsâgt zâ miar.
Hâllare etc.
(St Martin am Ybbsfeld im Bezirk Ybbs, N.Ö.)
Die Unterstimme hat die Führung.
XLIV.
Da Baua aus Italien.
Einer.
Da Bau - a aus I - ta - li - en, der hât ein fe - sches
Einer.
Weib,
Weib, Weib, hi - da - râ Weib! Und ei - ne
1) Sennerin. 2) ton. 3) schreien, 4) betasten. 5) weidet
іоб
Deutsche Volkslieder.
schö - ne Dienstmagd, die war in Bau - ern seifi Freid',
Chor. Ii (T'g-l |
|
—1----і-o' |
—0—1— |
і- |
1<9 Г-г I |
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\- |
Freid', Freid', hi - da - râ Freid\
Der erste: Bauerl )
Der zweite: Hiel
Der erste: Hai
Der zweite: Hol
wird rasch
gesprochen.
Der erste und zweite.
* І і і
ї
Hop-sa - sa - dl, drah di Wa-berl, 'swâr in Bau-ern sein
-1-i—t- |
rf—P—t—in |
|
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E&—?—E—V—U |
1 ■- 1 > ■-- .. . _. 1 t |
|
—f—f— |
Freid', hi - de - râ, hop - sa - sa - dl, drah di' Wa-berl,
'swâr in Bau - ern seifi Freid\
i. Da Baua aus Italien,
Der hât ein fesches Weib
Und eine schöne Dienstmagd,
Dâs wâr'n Bauern seifi Freid\
Wenn das dö Bäurin inna *) wird,
Bekomm' ich keinen Lohn.
2. Dö Bäurin über d' Alma ging,
Dâ war da Baua froh,
Da Baua zur Dienstmagd
sprach:
Du gehst mit mir in's Stroh.
3. Dö Dienstmagd zu dem Bauern
sprach:
Das darf ma jâ nit ton l),
4. Da Baua zu da Dienstmagd
sprach :
Was kümmert dich da Lohn,
Ich bin ein reicha Bauersmann,
Ich schenk' dir einen Sohn.
5. Dö Bäurin von da Alma kam,
Sie schaut zum Fensta 'nauf,
Die Dienstmagd auf dem Boden
lag,
Da Baua oben drauf.
1) tun. 2) erfahrt
Deutsche Volkslieder.
IO7
6. Dö Bäurin zu da Dienstmagd
sprach :
Du mußt mir aus dem Haus,
Du raubst mir jâ in alla Früh
Den allerbesten Schmaus.
7. Dö Bäurin zu dem Baua sprach:
Das ist mir jâ ganz recht,
Den rumplst1) du die Dienst-
magd,
So rumplt mich da Knecht
8. Die Kellnerin in dem Kella saß
Und dachte, was ist das?
Sie tunkt2) den Ârsch in's Branntweinfäß,
Wird ihr die Rumpl5) naß.
(St Martin am Ybbsfeld, Bezirk Ybbs, N.Ö.)
XLV.
Das kurze Röckl.
Was is das Schönste auf da Welt, das gfällt ma gär so
mancher Mann hât recht viel Geld,den Kâ-sten nia-mâls
sehr, so, leer, a stanzigsGwând, a run - da Hûat, dâs
I J' j'11
steht wia Ro - sen - stöckl,
vor âl - len â - ber
-J 1 :||
ma nur mein Dirndl ihr kurz Röckl.
i. Wâs is dâs Schönste auf da
Welt,
Dâs g'fâllt ma gär so sehr;
So mancher Mann hât recht
viel Geld,
Den Kasten niamâls leer;
A stanzigs G wand, a runda
Huât,
Dâs steht wia Rosenstöckl,
:|: Vor allen aber gfällt ma
nur
Mein Dirndl ihr kurz Röckl. : I :
1) coitierst 2) taucht ein. 3) vulva.
Deutsche Volkslieder.
3* Und bildet sie si, dâ wird ma
schlecht,
Die Aug'n geh n ma üwa,
Jetzt g'freut mi erst теГ Dirndl
recht,
I zfag's zu mir herüwa,
I druck's ân's Herz und denk'
dabei:
Bald läut'ns 's Hochzeitsglöckl,
:|: Dann ghört sie теГ, auf
ewig mei"
Mit sâmmt ihr n kurz'n Röckl. : I :
(Pottendorf, Bezirk Ebreichsdorf, N.Ö.)
(vgl. zu diesem Lied Greinz-Kapferer, Tiroler Volkslieder. L
(1889) 186 ff.)
2. Von schwärzen Zeug mit rot'n
Sâmmt,
Hievorn1) nur wenig Fâltn
Und hinten drâfi a sâmmtnes
Band,
Daß 's Röckl z'sâmm tuat hâlt'n;
I siags âm Tânzbod'n шпа-
drahn
Und springa wia-r-a BöcW,
:[: Vor allen aber gfâllt ma
nur
Mein Dirndl ihr kurz RöckL : I :
Endlich bleiben noch jene Lieder über, von denen keine Melodie
überliefert ist
XLVL
Der Uhrmacher.
1. Ich bin ein Uhrenmacher,
Ein sehr gescheiter Mann,
Drum trag' ich meine Arbeit
Einem jeden gleich an.
2. Ein Mädchen neulich kam
Und bat recht schön,
Ich möchte zu ihrer kleinen
Uhr2) doch seh'n.
3. „Sonst hat's mir mein untreuer
Franzi aufgezogen,
Jetzt hab' ich keinen Schlüssel8)
Und bin betrogen.*
4. Sie zeigt mir ihre Uhr,
Sie, da hâb' ich g'schaut,
Ich hätt's bald nicht
Anzugreifen 'traut
5. Das Mädchen sprach seufzend:
„Hören's, mir wird schon bang,
Meifi Uhrl, das steht mir
Schon einmal zu lang."
6. Schaun's, da ist der Schlüssel,
Jetzt steckt er schon drain;
„Nur langsam, sie sprengen mir
Ein Loch sonst hinein."
7. „Zu dick ist der Schlüssel,
Die Öffnung zu klein,
Sie dringen mit Gewalt
In mein Uhrwerk hinein."
8. Ei, närrisches Mädchen.
Ich muß 's doch verstehen;
Darauf gab sie's willig,
Ich fing an zu dreh'n.
1) vorne. 2) vulva. 3) penis.
Deutsche Volkslieder.
IO9
9. Den ander'n Tag kommt
Eine Zweite daher,
Die gab mir ihre Hänguhr,
Die geht hält nicht mehr.
ia Ich hâb s ihr gleich z'sâmm-
g'richt,
Drauf hât's mich beschenkt,
Weil ich ihr zwei tüchtige
G'wichter hâb âfig*henkt
11. Nachts kommt ein Mädchen
In vollem Lauf,
„Schaun's ân meifi Uhrl,
Der Zeiger1) fehlt drauf4.
12. Drum Mädchen, wenn deiner
Uhr wâs fehlt,
Bring's, ich mach1 mir nichts
draus,
Ist's Tag oder Nacht,
Ich putz* sie gleich aus.
(Wien ca. 1850).
XLVIL
Die Hurenmutter.
1. Eure Arbeit ist zu Ende
Und das Tagwerk ist vorbei,
Geht undwaschet euch dieHände,
Daß nichts mehr zu riechen sei
Von dem klebricht weißen
Rotze,
Den ihr, wenn ihr ward ge-
flickt 2),
Aus der stinkend nassen Fotze
Mit den Fingern ausgedrückt
2. Lottchen, du verdienst jetzt
wenig,
Bringst mir kaum das Essen ein,
Doch das macht der rote
König3),
Wirst du mir erst wieder rein,
Dann lass1 dich nur wacker
flicken,
Deine Schuld, die geht noch an,
Du weißt dich schon drein«
zuschicken,
Lass* dich bohren4) von jeder-
mann.
3. Du infame Dicke,
Hab* ich dir's nicht oft gesagt,
Wenn die Natur *) kommt, zieh'
zurücke,
Sonst wirst du noch dick6)
gemacht;
Heut' tut der Verfluchten
Fotz' und Arschloch wieder weh,
Mensch7), kommst du mir unter
die Wache,
So mußt du ins Charité.
Lischen,du mußt anders werden
Und nicht mehr so schüchtern
sein,
Dich nicht wie ein Kind ge-
berden
Und nicht dicke Schwänze
scheu'n;
Heute sag' ich's dir im guten,
Künftighin wirst nicht verschont,
Mag die Fotze anfangs bluten,
Endlich wird sie's doch ge-
wohnt
1) penis, 2) coitiert 3) Menses. 4) соШетеп. 5) sperma. 6)
schwanger.
7) Mädchen,
по
Deutsche Volkslieder.
5.
б.
I.
2.
З-
Sieh', da lob' ich mir die Fritze,
Die versteht ihr Handwerk
recht,
Es spielt auf ihrer Pudelmütze*)
So Edelmann als Schinders-
knecht,
Tschanker und venerische
Krätzen,
Alles hat sie schon gehabt,
Doch wird der verdammte
Fetzen
Nimmermehr das Fegein satt
Heute hab' ich Wilhelminen
Mit Verwunderung zugeseh'n,
Die versteht's. Geld zu ver-
dienen
Und mit Leuten umzugeh'n,
Hat das Mensch 2) doch so ver-
wogen
Den besoffnen Advokat
Bei der Nudl3) 'rumgezogen
Bis er sie gefegelt hat.
7. Über dich, du dicke Kathi,
Hat ein jeder schon geklagt,
Du liegst allemal im Bette
Als wärst du von Holz gemacht ;
Du mußt besser exerzieren,
Du verdammte Teufelsgrut4),
Tüchtig mit dem Hintern
rühren,
Dann geht's noch einmal so gut
8. Geht und legt euch jetzt zu
Bette,
Morgen wird es Sonntag sein,
Fegelt tüchtig um die Wette,
Bringt die harten Taler ein;
Glaubt's, ich werde für euch
sorgen,
Wie es eine Mutter tut,
Folgt ihr meinen Lehren
morgen,
Dann bin ich euch von Herzen
gut
(Wien ca. 1850.)
XLVIIL
Welche hätte die Beste?
Die meine ist von guter Art, 5. Die meine ist ganz krumm und
Das Wasser lauft ihr durch den
Bart
Die meine riecht wie Honig,
Das macht der rote König6).
Die meine ist bewachsen
Wie der schönste Flachs in
Sachsen.
Die meine ist ein Jungfern-
kranz,
Wer sie sieht, dem steht der
Schwanz3).
schief,
Bei jedem Stoß macht sie einen
Pfiff.
6. Die meine ist nicht gar so klein,
Drei Schwänze passen ganz
hinein.
7. Meine ist wie Mandlkern,
Wer sie sieht, der feglt gern.
8. Meine ist wie Butter weich,
Wer's ergreift, dem spritzt er
gleich.
i) vulva. 2) M&dchen. 3) penis. 4) Teufelskröte. 5) Menses.
Deutsche Volkslieder
III
9k Die meine läßt sich bürsten1) 10. Die meine ist
ein närrisch Luder,
Von Grafen und von Fürsten. Jeder Schwanz, der istihr Bruder.
Ii. Meine macht halt tausend Spaß,
Bei jedem Stoß macht sie einen Schaß.
(Wien ca. 1850).
XLIX.
Ich und Fritz.
I. Ich und Fritz schwuren,
Daß wir mitsammen hu—,
hu—,
Hungerleiden wollen,
Obzwar die Leute schmollen.
1. Meine Mutter will's nicht leiden,
Daß ich eine Hure bin
Und ich tu es doch mit Freuden,
Lege mich wohl selber hin
Und das beste auf der Welt
Ja das fegein ist es eben,
Was der Fotze so gefällt
2. Lieber Jüngling, komm' und
reite *),
Daß mir meine Fotze schwillt,
Mach's von vorne, von der
Seite,
Auch von hinten, wie du willst;
Glaub', mir wird's nicht halb
so sauer,
1) coitiere. 2) sperma ejaculatum.
2. Die lustige Constanz',
Sie wollte mit meinem Schwa—,
Schwa—,
Schwarzen Barte spielen,
Sie hat oft ihre Grillen.
(Wien ca. 1850.)
Wenn man es recht frisch er-
greift,
Bis zuletzt der kalte Bauer2)
Von der Fotze 'runterläuft.
3. Reißt die Fotz in tausend
Stücke,
Kann sie doch der Doktor
flicken,
Wenn das Loch ist noch so
groß,
Wenn die Fetzen 'runterhängen
Wie bei einer schwarzen Kuh,
Zwickt man sie dann recht zu-
sammen,
Hält sie mit den Fingern zu.
3. Jüngst saß ich so bei Rosen,
Sie griff in meine Ho-, Ho-,
Hohle Hand und lachte,
Was mir Vergnügen machte.
L.
Das Geständnis.
112
Deutsche Volkslieder.
so groß,
Nur hinein, mach' einen guten
Stoß,
(Wien ca. 1850.)
LI.
Julchen.
1. Julchen, laß* mich einmal greifen —
Greifen deine schöne Hand,
Denn sonst schlag' ich mir den steifen —
Schädel an die nächste Wand
2. Sollt' ich denn mit nichts als kalten —
Blicken stets zufrieden sein?
Dringt denn in die engen Spalten —
Deines Herzens nichts hinein.
3. Ach, wie gern möcht ich verspritzen —
All mein Blut, dich zu besitzen,
Doch umsonst entblößt ich hier —
Meinen großen Sch .... merz vor dir.
4. Mädchen, was nützt dir das spielen —
Mit der Hand — an deinem Kinn,
Komm', mein Herz du sollst es fühlen,
Daß ich dir gewogen bin.
5. Und schon stehet mir der dicke —
Todesnebel vor dem Blicke
Und schon rinnt mir tropfeoweis' —
Von der Stirn der kalte .... Schweiß.
6. Mädchen, wird er einmal hangen —
Mein Gedank' am stillen Grab,
O, dann schneid' ich mir den langen —
Lebensfaden selber ab (Wien ca. 1880.)
1) Über solche Vexierlieder (auch oben Nr. XLIX.) vgl. man A.
Tobler, Das Volks-
lied im AppenzeUerlande.. 1903. S. 13 fr.
St Johann a. Steinfelde (Niederösterreich) Juli 1905. ♦
E. K. Blümml.
Deutsche Volkslieder,
LII.
Das Wirtshaus an der Lahn.
Die ungedruckten, erotischen Strophen des Volksliedes.
Studenten, fröhliche Musensöhne, die ihrer Mehrheit nach
kernige
Söhne des Volkes sind, fahrendes Volk, Schauspieler, Künstler jeder
Art und nicht minder ehrsame Spießbürger lieben es, wenn sie in Ge-
sellschaft — nicht immer unter Ausschluß der Frauen — reichlich
Bacchus und Gambrinus Opfer dargebracht, zur Erhöhung der allge-
meinen Lebensfreude erotische Liedchen anzustimmen. Wer dahinter
sittliche Verkommenheit wittert, befindet sich arg auf dem Holz-
wege. Die Erotik ist ein unerschöpflicher Born der Lustigkeit
und des Humors. Es ist gut zu wissen, worüber man sich erlustigt
und man hat dabei im Auge zu behalten, daß das, worüber man
spottet, zumeist auch im Leben vorkommt oder zumindest vorkommen
kann. Selbst mutwillige Erfindungen oder Übertreibungen müssen sich
innerhalb des Rahmens des Möglichen und Wahrscheinlichen bewegen,
sonst wirken sie nicht komisch, sondern albern lächerlich. Wir, die
wir
alle Äußerungen der Erotik ermitteln wollen, dürfen auch'die
unschein-
barsten Belege nicht verwerfen, vielmehr haben wir sie zu sammeln
und für die weitere Forschung als Stoff zu sichten.
Zu den beliebtesten und allbekanntesten Liedchen dieser Art
zählen die Strophen vom Wirtshaus an der Lahn, von denen nur
sechs in den Liederbüchern stehen. Im Deutschen Liederhort von
Erk-Böhme (Leipzig, 1893. II, S. 653, Nr. 858)
bemerken die Heraus-
geber:
,Rheinl. Volkslied wird besonders von Studenten zum
Zeitvertreib
in der Kneipe gesungen und mag wol aus Studentenkreisen stammen,
darum in allen neueren Kommersbüchern seit 1840. Es stammt
jeden-
falls aus der Zeit, wo der Fuhrmannsberuf noch ein poetischer war
und darum diesem Stande viele Liebesabenteuer angedichtet worden,
deren wir schon mehrere zu Anfang des 16. Jahrh. erzählt
fanden. —
Ein verwandtes Lied mit dreizeiligen Strophen fand ich in Kestners
Handschriften 1809 bis 1814 aufgezeichnet: ,Es steht
ein Wirtshaus
an dem Rhein* usw. —
Über den Verfasser giebt die 6. Strophe Aufschluß und
an der
Richtigkeit der Angabe ist kaum im Ernst zu zweifeln,
Und wer hat wohl dies Lied gemacht?
Zwei Soldaten auf der Wacht,
Ein Tambour und ein Pfeifer.
Krauts, Anthropophyteia. U. S
114
Deutsche Volkslieder,
Die bisher nur mündlich überlieferten Strophen knüpfen an die
2., 3. und 4. der Kommersbücher an: Die Wirtin hat
auch einen Mann;
— auch einen Knecht — auch eine Magd.
Die ungedruckten Strophen sind davon Nachbildungen, deren Ver-
fasser wohl nie einen Anspruch auf Anerkennung als Dichter erhoben
haben. Sie tragen den Stempel von Improvisationen an sich, indessen
sind sehr viele davon in allen deutschen Landen wol bekannt, weil
sie eben von Studenten und fahrenden Leuten weiter getragen werden.
Vorderhand bieten wir von dieser Art von Ausgestaltung des Volks-
liedes einige Proben dar.
Als Kuriosum sei erwähnt, daß der Münchner Maler H. Lossow
vor Jahren fur die große Münchner Künstlervereinigung, die Allotria
eine illustrierte Ausgabe des Volksliedes besorgte, dessen Titelbild
sich auch auf Seite 235 des Fuchsischen Werkes, Das erotische
Element in der Karrikatur (Berlin 1904) vorfindet
Anbei der Anfang unserer Sammlung:
1. Frau Wirtin hat auch einen Sohn,
Der könnt mit 14 Jahren schon;
Doch tat ers nur von hinten,
Weil er in seinem Unverstand
Von vorn das Loch nicht konnte finden.
2. Frau Wirtin hat auch einen Staar,
Das war ein Tierchen wunderbar,
Der kroch ihr in die Mese
Und steckt den Kopf zum Arsch hinaus
Und blies die Marseillaise.
3. Frau Wirtin hat auch einen Lakai,
Der hatte nur ein einzigs Ei,
Auch dieses ging ihm flöten;
Bei einer Massenvögelei,
Da wurde es ihm zertreten.
4. Frau Wirtin hat auch einen Kommis,
Dem hing der Sack bis an die Knie,
Und weil er ihn nicht könnt tragen,
So nahm er sich einen Handwagen
Und tat ihn darauf fahren.
Deutsche Volkslieder.
5. Frau Wirtin hat auch einen Chines',
Der machts ihr immer ins Gesäß,
Da rief die Wirtin voller Zorn:
Du ostasiatischer Schweinehund,
Nun machs mir mal von vorn!
6. Frau Wirtin hat auch einen Kousin,
Dem war jedes Loch zu eng,
Drum ward er Tittenreiter,
Die könnt' er nach Belieben stellen,
Bald enger und bald weiter.
7. Frau Wirtin hat auch einen Pastor,
Der trug um seinen Schwanz einen Flor,
Er könnt' es nicht vergessen,
Daß ihm die böse Syphilis
Die Eier weggefressen.
8. Frau Wirtin hat auch einen Mops,
Der aß so gerne Königsberger Klops,
Und als sie kam in Wochen,
Da ließ sie ihre Nachgeburt
In Mostrichsoße kochen.
9. Frau Wirtin hat auch einen Kousin,
Dem war jedes Loch zu eng,
Und wollt er einmal stemmen,
Mußt er eine Kuhvotz nehmen
Und tut sich dann noch klemmen.
10. Frau Wirtin hat auch eine Tante,
Das größte Saumensch im Lande,
Die sieht auf hundert Meter
Mit unverschämter Sicherheit:
Dem, der dort kommt, dem steht er.
11. Frau Wirtin hat auch einen Floh,
Der saß ihr stets auf dem Popo,
Und wollte sie ihn fangen,
Tut sie sich den Arsch mit Pech beschmieren,
Da blieb er daran hangen.
Deutsche Volkslieder,
12. Frau Wirtin hat auch ein Kind,
Das war wie nur die Kinder sind.
Das macht ins Bett Pipichen
Und steckt den Finger in Popo
Und läßt Mama dran riechen.
13. Frau Wirtin hat auch einen Saal,
Das war das reinste Ficklokal,
Nach Bauern stanks, nach kalten
Und auch nach lauter Mesenschleim ;
Es war kaum auszuhalten.
14. Frau Wirtin hat auch einen Bietz1),
Der war lang und auch recht spietz,
Und ging sie auf den Locus,
So schmeißt sie ihn nach hinten rum
Und wischt sich den Dochus2).
15. Frau Wirtin hat auch einen Mann,
Kein größeres Schwein es geben kann,
Und was er tags geschissen,
Draus macht er abend Würstelein.
Ist das nicht zum Bepissen 1
16. Frau Wirtin hat auch einen Kahn,
Damit fuhr sie die Fuhrleut über die Lahn,
Und wurd sie einmal böse,
So drehte sie das Fahrzeug um
Und steckt es in die Möse3).
17. Frau Wirtin hat auch eine Laus,
Die stand vor der Möse Schilderhaus
Dort tut sie exerzieren
Und wenn der rote König4) kommt
So tut sie präsentieren.
18. Frau Wirtin hat auch einen Hund,
Dem war der ganze Beutel5) wund
Weil er nach Regeln
An einem Sonntag Nachmittag,
Den Eckstein täte vögeln.
1) Busen« 2) Podex. 3) Auch Mese, Vulva. 4) Menses. 5)
Scrotum.
Wien.
Krauss und ReiskeL
I
IL Schnadahüpfeln und Graseltänze-
Schnadahüpfel ist nach Schmeller1) eine metonymische
Be-
zeichnung für ein kurzes, aus einem oder zwei Reimpaaren, jedenfalls
aus 4 Abschnitten oder Zeilen bestehendes Liedchen, das nach
ge-
wissen landläufigen Tanzmelodien gesungen und häufig vom Sänger
oder Tänzer aus dem Stegreif gedichtet wird. Schnadahüpfel bezieht
sich nach Schmeller1) auf Schnitterhüpflein, auf die
ehemals üblichen
Schnittertänze, Schnitterhüpfe. Weil der Ausdruck selbst aus der
Sache nicht mehr ganz klar ist, so ist er durch ein gewisses Spielen
mit den Lauten, nach allen Vokalen variiert z. B. Schnodahipfl etc.
Graseltänze sind auch vierzeilige Lieder, die seinerzeit nach
dem
im Jahre 1818 in Wien hingerichteten Räuber Grasel benannt
sein
dürften. Johann Grasel, dessen Person mit einem gewissen
romantischen
Schimmer umgeben war, liebte Wein, Weib und Gesang. Sein Schicksal
gab den Stoff zu einer Novelle der Caroline Pichler, ,Der schwarze
Fritz' und zu einem Romane, .Die beiden Grasein' von Eduard Breier.
Der Roman wurde in den 50er Jahren des 19.
Jahrhunderts von Frau
Megerle dramatisiert und im Theater in der Josefetadt in Wien auf-
geführt Der Name Grasel ging sogar in die Mundart über, indem
ein alter Verführer, ein alter Grasel genannt wird, was auf den ver-
hängnisvollen Einfluß des alten Grasel auf seinen Sohn
zurückzuführen ist
Die Volkssänger Lamminger und Lasky machten in den
Jahren i860—1865 in Wien die Graseltänze sehr populär, die
dann
später in dem Sänger und Theaterdirektor Johann Fürst einen origi-
nellen Förderer und Sänger fanden2).
Die Schnadahüpfeln und Graseltänze wurden in Wien zumeist
nach den unter I und II in den erotischen Liedern aus Österreich an-
gegebenen Melodien vom Volke in weinseliger Laune gesungen.
1) Siehe Schindlers bayerisches Wörterbuch. Stuttgart
und Tübingen 1827—1837.
II. Band, Spalte 587 unter Schnitter.
2) Siehe in Schlögls Wiener Blut (Wien 1873, Rosner)
das Kapitel „Bei den Volks-
sängern und Volkssängerinnen". Eioe interessante Kulturstudie. Nur
der fortwährende
moralisierende Ton mutet den Folkloristen sonderbar an.
ii8
Schnadahüpfeln und Graseltanze.
Schnadahüpfeln.
1. Flacker spann ein,
Der Fünfer1) gehört dein.
Fahr mi außi in d' Brühl,
Wo і 's Mensch budern will.
2. Der Pfarrer zu Sankt Peter
Bald liegt er, bald steht er,
Bald lahnt er si' an
Bei der Köchin vornan.
3. Der Pfarrer von Penzing,
Der fahrt am Kongreß
Und vögelt seine Köchin
Von hint* im Kaleß.
4. A frische halb' Bier
Und an Scham2) an weißen,
Heut geh* і net ham
Bis mi außischmeißn.
5. Mein Vater ist a Schuster.
A Schuster bin і
Mei' Vater flickt d Stiefeln,
Die Menscher flick' i.
6. Und das Mensch, das Luader,
Die Stabskanalli.
Sie sagt, i' soll's budern,
Aber ganz pomali3).
7. Fahr ma umi in die Leopold-
stadt,
Kehren wir ein beim blau'n
Hut
Is ein einzig's Mensch durt,
Die mit 'n Arsch wackeln tuat.
8. Der Pfarrer von Penzing,
Der treibt's gar net übel.
Der vögelt seine Köchin
Und scheißt auf die В ... 1,
9. Der Pfarrer von Penzing,
Der hat sich geirrt
Und hat statt 'n Taufschein
Die Köchin petschiert.
10. Mei Schatz is a Dokta,
A Dokta muß' sein.
Bald laßt er mir Ader,
Bald spritzt er mi ein.
11. Bei der Gigerischen, bei der
Gagerischen 4),
Bei der Stalltür sans g'legen,
Da hat er ihr sein Hallawachl5)
In ihr Hallapritsch'n6) einigeb'n.
12. Und der Wirt bei der Gans
Hat an esellangen Schwanz.
Und die Wirtin die Trud7)
A großmächtige Fud.
13. Г bitt' schön Herr Doktor,
Г bitt schön Herr Arzt
Was fehlt denn mein 'Dirndl
Daß 's gar a so farzt
14. G'schiß'n ist nit g'mal'n
Und der Dreck ist ka Salb'n
Denn wann geschiß'n g'mal'n
war
War der Dreck a Salb'n a.
1) Eine alte Fünfguldennote. 2) Schaum. 3) langsam (aus dem
Tschechischen).
4) Vulva. In einem oberbayerischen Schnitterhüpflein
heißts, Giggewizn, Goggewizn. Siehe
Schmeller I. Band, Spalte 884. Diese Ausdrücke sind stereotyp bei
Schnadahüpfeln.
5) Penis. Hallawachl bedeutet nach Schmeller I. Band,
Spalte 1074 einen plumpen
Menschen. Das Volk bezeichnet gerne durch metonymische Ausdrücke die
Geschlechts-
teile. 6) Vulva ist nach Analogie von Hallawachl gebilder. 7)
Die Nachtmar.
Schnadahüpfeln und Graseltänze.
119
15. Der Bua is in's Mensch ver-
liabt
'S Mensch scheißt in Bach
Da packt 'n Buam d' Sehnsucht
Und schwimmt 'n Dreck nach.
16. Dort oben auf n Bergerl
Da sitzt a Krowot,
Der traut si 'nit aba1),
Weil er d' Hos'n voll hat.
17. A Keller ohne Wein
Und a Kuchel ohne Herd
Und a Schwaf der nit steht,
Is кап Teufel net wert
18. Geh leg di nur nieder,
Tuas Hemdrl in d' Höh,
Du darfst di net furchten,
I tua dir nit weh.
19. Geh scher, geh scher di
Und laß mi in Fried.
Laß mi net so lang wuzeln2),
Er steht dir ja nit
20. Gestern hab' і g'schissen
Und heut scheiß і а3).
Und morgen scheiß і wieder
Und übermorgen a3).
21. Neuli' hab' i budern woll'n
Hab' mi' net traut
Da hab' i' mei' Nudl
Am Barrièrstock ang'haut
22. Madeln wann's budern wollt's,
Kumts nur zu mir.
Г trag ja mein Buderzeug4)
Allemal bei mir.
23. Hinta der Hollastaud'n
Sitzt a Krowot,
Der reißt sich an aba5)
Und streicht sich'n auf's Brod.
24. 'n Schuster sein Knecht
Is schön dick und schön fast ^
Er schlagt mir fast alle Tag
D' Fut über'n Last7).
25. Tuas langsam, tuas langsam,
Tuas nur nit so g'schwind,
Wenns wol tut, tun' außa,
Sonst krieg і a Kind.
26. De Muatter hat g'sagt:
Г soll d' Ehr net verlier'n,
Und jetzt lauf і zum Hansel,
Der muß mir's petschir'n8).
27. Mein Schatz hat mi g'flickt'
Und wie bin і so froh
Und і scheiß auf die Jungfern-
schaft.
Hin is hin so.
28. In der Walpurgisnacht
Hab'n die Herrn ihr Spiel.
Da reitet die Masterin
Auf 'n Master sein Stiel.
29. Du bist mir der Rechte,
Kumm wieder fein bald
Fürs letzte Mal Vögeln
Hast mi no nit zahlt
30. z' Linz und z' Mauthausen
Und zu Sankt Florian
Is bei d'nMenschern guat hausen,
Hab'n ka Hemed net an.
1) herab. 2) mit den Fingern spielen. 3) auch. 4)
das Gemachte.
5) onanieren. 6) feist 7) Leisten. 8) versiegeln.
120
Schnadahüpfeln und Graseltänze.
Graseltänze
1. Unser Mensch und 's Nachbarmensch
Die tan2) anandr3) trotzen.
Sie recken 'n Arsch zum Fenster raus
Und zeig'n einander die Fotzen.
2. Unser Mensch, das schlaft so guat,
Es kanns ka Teufel wecken.
Da kummt der Knecht, ders budern tuat
Und laßt ihr 'n drinn stecken.
3. Wie's Mensch dann aus 'm Schlaf erwacht
Schreits' in ihrem Rummel
Himmel, Herrgott Sakrament
Was steckt in meiner Fummel.
4. Unser Knecht und unser Dira
Blüh'n als wie die Pflanzen,
Stecken Fotz und Zipfl z'sam*
Und lassen 'n Beutel tanzen.
5. Unser Knecht und unser Dirn
Blüh'n als wie die Rosen.
Sie hat sich die Fotz verbrennt
Er hat die Franzosen4).
6. Unser Wirtin ist kugelrund,
Sie kann si' kaum dawenden5).
Die Dutteln haben 50 Pfund.
Die Fut, de hat an Zenten6).
7. Der junge Werther wia man lest,
Is a Dalkendippel *) g'west
War in d' Lottl ganz verbrennt
Hat von Budern gar nix kennt
8. Der Franz Moor, die Mordkanalia
Pudert alleweil die Amalia
Und der Schufterl der Raubersbua
Puserirt den alten Moor.
1) Tänze bedeutet Lieder. 2) tun. 3) einander. 4) Syphilis. 5)
um-
wenden. 6) Zentner. 7) Trottel.
Schnadahüpfeln und Graseltänze
121
9. In der Schweizer hohlen Gassen
Hat der Teil an Schas geh'n lassen.
Trifft den Geßler, der is tot,
Liegt im Dreck als wie a Krot
10. Und die gute Frau von Lerl
Pudern alleweil die Kerl.
Fünf a sechse müßen's vegeln
In der Wochen nach den Regeln
1) Kröte.
Die Strophen 7, 8, 9 und 10 sind nicht im Volke üblich und
dürften rein städtischen
Ursprungs sein.
Mitgeteilt von Karl Reiskel.
Ш. Spanische Romanzen
Die spanischen Romanzen oder auch spanische Gstanzeln1)
ge-
nannt, wurden seinerzeit und werden wohl auch jetzt noch in Wien
unter Studenten bei einer Exkneipe oder Spritzfahrt, wo fidelitas in
infinitum herrscht, gerne gesungen.
Die Melodie des Gassenhauers, nach der die spanischen
Gstanzeln
gesungen werden, war leider nicht zu bekommen.
1. Auf der Sierra de Nevada
Hockt a2) Matador a2) blada3).
Scheißt und prunzt voll Pietät
Bis der Tajo übergeht
2. Der Alcalde von Salamanca
Schnitt sich neulich seinen Schwanz a4).
'S ist zwar dumm, doch kein Malheur.
G'standen war' er ihm eh'5) nit mehr
3. Don Pizaro tut sich beklagen,
Weil er hat den span'schen Kragen.
Na6), was wanst7) denn, dummer Bua?
'S ist ja Nationaltracht nur.
4. Don Ramiro de Cordova
Reißt sich häufig einen oba8).
Auf der Puerta de la Sol
Wetzt9) der Saumagn noch amol10).
5. Auf der Sierra di Murena
Tut ein Grande schrecklich flehna11),
'S hat ein Bravo ihn kastriert
Und das Arschloch zupetschiert12).
1) Gstanzel — Stanze bedeutet Couplet. Siehe Schmellers
bayerisches Wörterbuch,
2. Bd. Spalte 882 unter Stanz, (Stuttgart und Tübingen 1827—1837.)
2) ein. 3) dicker. 4) ab. 5) ohnedies. 6) Nun. 7)
weinst 8) herab.
9) coire* 10) einmal. 11) weinen. 12) versiegeln.
Spanische Romanzen
6. Der Alguazil von Salamanca
Hat Caramba einen Schanka.
G'schieht ihm recht dem Alguazil,
Warum vögelt er so viel.
7. Dem Großinquisitor von Pampeluna
Ist der Hodensack ausgrunna1),
Drum tragt er beim Autodafé
Ein' Beutl aus Papier mache.
8. In dem Lustschloß zu Escurial
Stinkt es schon pyramidal,
Weil der Hofstaat Knofel speist
Und dann zum Fandango scheißt.
9. Donna Anna de Fenilla
Schlagt mit ihrer Fut ein' Trilla, (-er).
Don Fernando tut daneben
Mit der Nudl Takt angeb'n.
10. Donna Clara, dieser Schlampen
Hat a Filzlaus auf der Wampen2)
Und Don Carlos in der Not
Schlägt's mit seiner Nudl tot
11. Die Alcaldin von Granada
Hat a riesengroße Suada.
Hat's auch g'sprochen das letzte Wort
Brummt ihre Fut noch immer fort
12. Es ist schon etwas stadtbekenntes,
Daß der Guardian Fuentes
Mit dem Vögeln hat das G'frett,
Weil ihm der Schweif nur abi steht
13. In dem Schlosse zu Aranjuez
Hab'n die Donnas gar kleine Fötz.
Don Ximenes muß sich deswegen
Auf das Buserieren verlegen.
14. In dem Schlosse Aranjuez
Haben die Donnas d' allergrößten Fötz,
G'vögelt wird auf Gang und Stieg'n,
Daß die Batzen3) umafliegn.
ausrinna. 2) Bauch. 3) Klumpen von Sperma.
124
Spanische Romanzen
15. Unten am Quadalquivir
Vögelt Pepita schon als wiar?
Schau, daß dich die Hermandad derglengt
Und dich bei der Fut aufhängt.
16. Geht jetzt hin zum Manzanares
Wascht's Euch dort eure Schwanzenares.
Nehmts auch die Donnas mit,
Daß sie sich waschen die Füt
17. Wem die Tanz nicht behagen
Kann mich Buckelkraxen tragen1)
Wem das Spanische tut weh,
Leck mich im Arsch auf deutsch — Adé.
1) auf dem Rücken tragen.
Mitgeteilt von Karl Reiskel.
Magyarische Reigentanzlieder aus der Orosswardeiner
Gegend.
Gesammelt von Julius Fohü.
Vorbemerkung. Solche Liedchen singen Burschen und Mädchen
gemeinsam. Die älteren Leute hören vergnügt zu, ohne an dem für
uns unsauberen Inhalt Anstoß zu nehmen. Die Texte machen den
Eindruck von Improvisationen, sind jedoch keine, vielmehr setzen sie
sich aus althergebrachten Phrasen zusammen, wie man solche auch
anderweitig im Magyarenland kennt und gebraucht. Solcher Lieder
gibt es im Volke wahrscheinlich eine schwere Menge. Nachfolgende
Sammlung brachte ich an drei Nachmittagen zusammen, um meinem
Lehrer und Freund, Herrn Dr. Krauß, zu seiner in den Kryptadien
erschienenen Sammlung südslavischer Kololieder magyarische
Parallelen
beizusteuern. Mit einer Empfehlung von Herrn Dr. Krauß und dieser
Sammlung versehen, stellte ich mich i. J. 1900 Herrn Prof. G as ton
Paris in Paris vor, der die Einleitung zum ersten Bde. der Kryptadia
verfaßt hat und er verschaffte mir ein Stipendium von monatlichen
200 Fr., um mich zur Weiterarbeit auf diesem Gebiete anzuspornen.1)
Ich spreche ihm für diese große Wohltat hier meinen innigsten Dank
aus. — Großwardein, am 24. Febr. 1902.
1) Im Sommer d. J, 1903 verschied mein Freund und Schüler Fohn
zu Meran,
Seinem Wunsche gemäß übermittelten mir seine Schwestern alle seine
Sammlungen zur
Veröffentlichung. Wäre ihm ein längeres Leben beschieden gewesen, er
würde wohl der
Volksforschung, für die er eine ausgesprochene Veranlagung besaß,
noch manchen er-
sprießlichen Dienst geleistet haben. Ein Jahr nach ihm schloß auch
Gaston Paris,
ein Meister unserer Disziplin, für immer die Augen. — Föhns
Begleitbrief zu dieser
Sammlung an mich, soll hier zur Erinnerung an ihn wiederholt werden
1
Lieber Herr Doktor! Sie werden überrascht soin, daß ich
wiederum eine Samm-
lung sende, wie ich eine schon gesendet, anstatt eine Sammlung
anderer Sachen zu
schicken. Der Grund davon ist, daß ich von meinem Arbeitsplane nicht
abweichen wollte
und hauptsächlich, daß ich meine ganze Kollektion, welche auf
hundert Papieren zerstreut
ist, aufarbeiten wollte. Ich dachte, ich habe Zeit, muß nicht eilen,
sondern jede Gruppe
auf das genaueste ausarbeiten. So geschah es, daß ich hinwiederum
garnichts davon
schicken kann, was der Herr Doktor eigentlich wünscht. Ich werde in
Meran sehen, ob
ich dort arbeiten kann oder nicht. Falls ich arbeiten kann, werde
ich mir meine Papiere
nachkommen lassen und meine mit Liebe angefangene Arbeit fortsetzen.
Auf Wiedersehen Ihr Fohn.
I2Ó
Magyarische Reigentanzlieder aus der Grosswardeiner Gegend,
Nem eszik a Hussal el az,
Pina lencsét, Mint a vércse,
Sem kâposztât, Hogy a szâjât
Sem cseresznyét*; Meg ne sértse.
Die Voz ißt keine Linsen. — Weder Kraut, noch Kirschen; — Sie
lebt von Fleisch, wie der Turmfalke, — Um ihren Mund
nicht zu
verletzen.
2.
Ezer nyolcz szâz Mert а ріпа
Hatvan haro m. Maga jârom:
Nem kell a Tököm, faszom,
Pinâra jârom; Bele żarom.
Tausend acht hundert drei und sechzig. — Die Voz bedarf keines
Joches; — denn die Voz selbst ist ein Joch: — Worin ich meine
Hoden, meinen Zumpt einschließe.
3-
A pinânak nincsen alla,
Mégis kinôtt a szakâlla.
Olyan ember borotvâla:
Nincsen szeme, mégis lâtja.
Die Voz hat kein Kinn, — Doch ist ihr der Bart herausgewachsen
— Ein solcher Mann rasiert sie, — Der keine Augen hat, doch sieht
er sie.
4-
Sârga madâr, gerlicze, Este belé, reggel ki,
Feküdj mellém, Erzsike. A kondäs kürtöli ki.
.Nem fekszem én kend mellé Mert ha ki nem kürtöli,
Mert belém jön a kendé'. Kukoriczân csalja ki.
Gelber Vogel, Turteltaube, — Leg dich neben mich, Lieschen. —
„Ich lege mich nicht neben Sie, — Denn der Ihrige wird in mich
kommen". — Abends hinein, morgens heraus, — Der Schweinehirt
posaunt ihn aus. — Kann er ihn nicht herausposaunen, — Lockt er
ihn mit Mais hinaus.
5-
Kérem alâzatosan,
Ereszszen be, kisasszony,
Ha igazän nem baszom,
Törjek bele a faszom.
Magyarische Reigentanzlieder aus der Grosswardeiner Gegend.
I27
Ich bitte Sie untertänig. — Lassen Sie mich hinein. Fräulein,
—
Wenn ich Sie nicht recht gut ficke, — So mag mein Zumpt darin
brechen.
А ріпа, а ріпа
Üveghinto.
Az én faszom, az én faszom
Szolgabfró.
Hej! nyissuk ki az
a .
Uveghintot,
Tegyük bele, tegyük bele a
Szolgabfrót
Die Voz, die Voz ist eine Kutsche. — Mein Zumpt, mein Zumpt
ist ein Stuhlrichter. — Heda! Öffnen wir die Kutsche, — Legen wir,
legen wir den Stuhlrichter hinein.
7.
Hârom kis läny
Az àrpâba,
Szàlka ment a
Nekem mondta,
Hogy vegyem ki:
Még én beljebb
Toltam nekL
Pinâjâba.
Drei kleine Mädchen in der Gerste, — Grannen gingen in ihre
Vozen. — Mir sagten sie, ich möchte sie herausnehmen: — Ich stieß
sie noch tiefer hinein.
8.
Csipkebokor pokhälo,
Adjâl pinât, szógaló;
,Nem adhatok, mert véres,
Most baszta meg hat béres'.
Rosendorn, Spinnengewebe, — Gib mir die Voz, Dienstmagd! —
„Ich
kann sie nicht geben, weil sie blutig ist, — Jetzt wurde sie von
sechs
Ochsenknechten gefickt"
9.
Sarga csikó
A patakot üssza.
A pinänak
Göndör a baj u s za.
Azt is tudom.
Hogy mér' olyan göndör:
Egy éjtszaka
Ötször-hatszor dörgöl.
Gelbes Füllen schwimmt im Bache, — Der Schnurrbart der Voz
ist gekraust — Das weiß ich auch, warum sie so kraus ist: — In
einer Nacht fickt sie fünfmal, sechsmal.
10.
Tegnapi napon Mit lâttam én Ott?
Mentem egy hidon. Egy kis làny mosott
128
Magyarische Reigentanziieder aus der Grosswardeiner Gegend
Fei volt hajtva a szoknyäja,
Kilâtszott a lâba szàra
Tegnapi napon.
,OhI édes anyâm,
Nincsen panasz ram.
Felhânyhatja minden baka
A fodros szoknyâm'.
Néztem mint a gyfk.
. . . Laba megesuszik . . .
De mikor a tüzbe jöttem,
Puflf! a vizbe bele estem
Tegnapi napon.
— ,Te büdös kurva,
Te büdös kurva
Lakatot veretek
Füstös lyukadra*.
Den gestrigen Tag ging ich auf einer Brücke. — Was sah ich
dort? — Ein kleines Mädchen wusch.
— Ihr Kleid war aufgeschürzt, — der Unterschenkel wurde
sicht-
bar — Den gestrigen Tag.
Ich schaute, wie eine Eidechse. — .... Ihre Füße glitschten
aus ...
— Aber als ich ins Feuer kam — Puff! fiel ich ins Wasser — Den
gestrigen Tag.
„Ohl Liebe Mutter, — Man kann nicht klagen über mich. — Jeder
Infanterist mag — Mein gekräuseltes Kleid aufschürzen."
— „Du stinkende Hure, — Du stinkende Hure, — Ich lasse
ein
Schloß machen — Auf deine rauchige Voz!"
Stefan Brüderchen, was sprechen Sie im Stalle? — Sie werden
noch des Nachts dieses Mädchen durchbohren. — Es wäre noch Schade
die Arme zu durchbohren, — Das Haar ihrer Voz ist noch zu schwach,
um daraus Bürsten zu machen.
Ohl Liebe Mutter! Es gibt nicht solch einen Riegel, — Den der
Infanterist mit seinem Zumpt nicht wegstoßt
u.
Pista baesi,
Mit beszélget az ólba?
Ezt a kis lânyt
Még az éjjel Idfürja.
Kâr volna még
Odaszurni szegénynek,
Gyenge még a
Picsaszôre kefének.
12.
Ohl édes anyâm I
Nincsen olyan zâr,
Kit a baka
A faszâval
Le nem taszigâl.
Magyarische Reigentanzlieder aus der Grosswardeiner Gegend.
129
Szorös a te tököd is, A nagy pécsi ріпа jó.
Meg a hova lököd is. De még jobb a gömöri,
Pilla-, pilla-, pillangó, Nem kell annyit lökdösni.
Deine Hoden sind auch haarig, — Und auch das, wohin du sie
stößt
— Schmetter-, Schmetter-, Schmetterling, — Die große Fünfkirchner
Voz ist gut. — Aber noch besser ist die Gömörer. — Man braucht sie
nicht so oft zu stoßen.
14.
Megbaszta a szücs a vargat,
Csizmadia az inasät,
Szabolegény a bakkecskét,
Magyarlegény a menyecskét
Der Kürschner fickte den Schuster, — Der Tschizmenmacher
seinen Lehrburschen, — Der Schneidergeselle den Ziegenbock, — Der
ungarische Jüngling die junge Frau.
15.
Tót lany jó lâny,
Bele hagyja tenni.
Magyar lâny
Még jobb lâny
Ki se hagyja venni.
Az a büdös német kurva
Pedig azt akarja.
Hogy a szegény
Magyar legény
Mindég benne tartsa.
Das slovenische Mädchen ist ein gutes Mädchen, — Sie läßt ihn
hineintun. Das ungarische Mädchen ist ein noch besseres Mädchen,
— Sie läßt nicht ihn herausnehmen. — Jene stinkende deutsche
Hure — Will aber, — Daß der arme Ungar — Immer ihn in ihr halte.
16.
Nincsen olyan lâny,
Mint a magyar lâny:
Nyâron kukoriczât kapâl,
A pinâja hâtul pipâl.
Nincsen olyan lâny,
Mint a zsidó lâny:
Ha jól lakik tejjel-vajjal,
Megbaszhatod éjjel-nappal.
Kraus s, Antropophyteia. П.
Nincsen olyan lâny,
Mint a német lâny:
Hegyes kalapokat visel,
Ha megbaszod, oda pisel.
Nincsen olyan lâny,
Mint a czigâny lâny:
Sâtorfânak veti farât,
Baszd meg azt a fiistös lyukât,
Az âm a jó lâny.
9
Magyarische Reigentanzlieder aus der Grosswardeiner Gegend.
Es gibt kein solches Mädchen, — Wie das ungarische Mädchen:
— Im Sommer behaut sie den Kukuruz, — Ihre Voz raucht
dabei von
hinten.
Es gibt kein solches Mädchen, — Wie das jüdische Mädchen: —
Wenn sie sich satt ißt mit Milch und Butter, — So kannst du sie
ficken
Tag und Nacht
Es gibt kein solches Mädchen, — Wie das deutsche Mädchen:
— Sie trägt spitzige Hüte, — Wenn du sie fickst, pißt
sie dabei.
Es gibt kein solches Mädchen, — Wie das Zigeunermädchen: —
Sie wirft sich an die Zeltstange, — Ficke ihr rauchiges Loch, — Die
ist, wahrlich, ein gutes Mädchen.
17.
Mar én többet nem baszom,
Kis anyalom,
Felakasztom a faszom,
Kis angyalom,
Felakasztom a fara,
Még se baszok potyâra,
Kis angyalom.
Ich ficke weiter nicht mehr, — Mein kleiner Engel, — Ich hänge
meinen Zumpt auf, — Mein kleiner Engel, — Ich hänge ihn auf einen
Baum auf, — Doch ficke ich nicht umsonst, — Mein kleiner Engel.
18.
Mar én többet nem baszom, Egy kis leâny levette,
Kis angyalom. Kis angyalom,
Felakasztom a faszom, Läba köze helyezte,
Kis anyalom, Kis angyalom,
Felakasztom a szögre, Epen belé valo volt,
A lânyok szégyenére, Jajajajaj! de jó volt,
Kis angyalom. Kis angyalom.
Ich ficke weiter nicht mehr, — Mein kleiner Engel, — Ich hänge
meinen Zumpt auf, — Mein kleiner Engel, — Ich hänge ihn auf einen
Nagel auf, — Zur Schande der Mädchen, — Mein kleiner Engel,
Ein kleines Mädchen hat ihn heruntergenommen, — Mein kleiner
Engel, — Hat ihn zwischen die Füße gesetzt, — Mein kleiner Engel,
— Er paßte eben hinein, — Ach! Ach! Ach! Ach! wie gut
war es,
— Mein kleiner Engel.
Magyarische Reigentanzlieder aus der Grosswardeiner Gegend.
Az en gatyâm lengyel vâszon,
Benne lakik a plajbâszom;
Minden tizenegy óraba
Beküldöm a szobalânyba.
Meine Unterhose ist aus polnischer Leinwand. — Drin wohnt
mein Bleistift; — Jedesmal um elf Uhr — Schick* ich ihn in das
Stubenmädchen hinein.
20.
Az én faszom iródeak,
Nem kell neki gyertyavilâg 1
Megtalâlja sötetbe is,
Hol a szdrös kalamäris.
Mein Zumpt ist ein Schreiber, — Er bedarf keines
Kerzenlichtes;
— Er findet auch im Dunkeln [den Weg], — Wo das haarige
Tinten-
faß liegt
21.
Az én faszom iródeak,
Nem kell neki gyertyavilâg;
Gyertyavilâg nelkül olyat fr,
Kilencz hónap mulva sir.
Mein Zumpt ist ein Schreiber, — Er bedarf keines
Kerzenlichtes;
— Ohne Kerzenlicht schreibt er etwas, — Was nach neun
Monaten
weint
22.
Fehér üröm, fekete nad,
Mutasd meg, kis lany, a pinâd;
Olyan szfves leszek hozzâd,
Magam felhajtom a szoknyâd. ł
Weißer Wermut, schwarzes Schilf, — Zeig* mir, kleines Mädchen,
deine Voz; — Ich werde so herzlich zu dir sein: — Ich werde selbst
dein Kleid aufschürzen.
23-
Egy kis läny elment
Äztatni kendert.
A béka csendesen
A picsâjàba ment
A béka hallgatott,
A kis läny jajgatott —
Jaj ! édes kis pinâm!
Mindjârt szét ràgja man!
o*
j-j 2 Magyarische Reigentanzlieder aus der
Grosswardeiner Gegend
Ein kleines Mädchen ging — Hanf zu rösten. — Der Frosch ging
langsam in ihre Voz hinein. — Der Frosch schwieg, — Das kleine
Mädchen jammerte: — Ach! Meine liebe kleine Voz! — Alsbald zer-
nagt er sie schon!
24.
Kutägasra szâll a harcsa, Meg ne piskald a kezemet.
Megfogom a pinâd, Marcsa, Mennél jobban szâl a veréb,
Ha megfogom a csecsedet, Annal jobban verjem beléd.
Auf die Brunnenschere fliegt der Wels, — Ich werde deine Voz
angreifen, Marie, — Wenn ich deine Zitze angreife, — Pisse nicht auf
meine Hand. — Je besser der Sperling fliegt, — desto besser soll ich
ihn in dich hineinschlagen.
25.
Soha vilâg életemben
Nem volt ріпа a kezemben.
Tegnap este fogtam egyet,
Majd ki ette a szememeL
Ha a faszom nem lett volna,
Bizonyosan meg ett volna.
De a faszom olyan legény,
Hâromszâz pinatól se fél.
Nie in meinem Leben — War mir eine Voz in der Hand. —
Gestern abend fing ich eine, — Bald ätzte sie mir die Augen aus. —
Wenn mein Zumpt nicht gewesen wäre, — Würde sie mich gewiß
gegessen haben. — Aber mein Zumpt ist ein solcher Bursch: — Er
fürchtet sich nicht einmal vor dreihundert Vozen!
26.
Ucczu ріпа, nagy meredek,
Nem ver oda minden gyerek;
Verek oda olyan hosszüt,
Mintegy petrencze-hordó-nid.
Heisa! Voz, große Jähe, — nicht jedes Kind schlägt dir dahin;
—
ich schlage dahin ein so Langes, — wie eine heutragende Stange.
27.
A kis ріпа, a kis ріпа
Fogât vicsorgatja;
Elvesztette varrotujét,
A faszomra fogta;
Die kleine Voz, die kleine Voz
De a faszom fogadkozott,
Hogy б el nem lopta —
A kis faszom odaugrott,
Fejbe kommantotta.
fletscht ihre Zähne; — sie ver-
lor ihre Nähnadel, — dichtete es meinem Zumpte an; aber mein
Zumpt
Magyarische Reigentanzlieder ans der Grosswardeiner Gegend
suchte Ausflüchte, — daß er sie nicht gestohlen hat: — Mein
kleiner
Zumpt sprang dahin, — versetzte einen Schlag auf ihren Kopf.
28.
Ärokparton megy а ріпа De a faszom esküdözött,
Csakugy andalogva, Hogy б nem is lâtta —
Elvesztette varrotujét, Oda ugrott a picsa,
A faszomra fogta; Egyszerre bekapta.
Am Grabenufer geht die Voz — so ganz vertieft, — sie verlor
ihre
Nähnadel, — dichtete es meinem Zumpte an; — aber mein Zumpt
schwur, — daß er sie nicht einmal sah: — Die Voz sprang dahin, —
erschnappte ihn auf einmal.
29.
Végén csattan az ostor,
Kupleraj nem kolostor,
A kurva nem apâcza,
Faszom nem sétapâlcza.
An ihrem Ende knallt die Peitsche, — das Bordellhaus ist kein
Kloster, — die Hure ist keine Nonne, — mein Zumpt ist kein
Spazierstock.
ЗО-
H aro m a liba feje,
Szôros a lâny eleje;
Szôros az én tököm is
Meg a hovâ lököm is.
Die Köpfe der Gänse sind drei, — der Vorderteil des Mädchens
ist haarig; — auch meine Hoden sind haarig, — und auch [der Ort],
wohin ich sie schleudere.
З*-
Mikor baszik a zsidó,
Rezeg a szakâlla!
Mikor mondja: ajvévé,
Beljebb taszigâlja.
Wenn der Jude fickt, — zittert sein Bart; — wenn er sagt:
ajwehweh, — stößt er tiefer hinein.
32.
Rette ne tes fasza van a zsidó пак,
Olyan mint egy hârom éves csikónak;
«
w
Ha bedugja felesége lyukâba,
Tuczat szâmra jön a gyerek utäna.
Der Jude hat einen so schrecklichen Zumpt. — wie ein
dreijähriges
Füllen; — wenn er ihn hineinsteckt in das Loch seiner Frau, — kom-
men die Kinder dutzendweise hinterher.
33-
Nincsen olyan lâny,
Mint a zsidó lâny,
Még a sâbesz ki se mulik,
A pinâja széllyel nyulik.
Es gibt kein solches Mädchen, — wie das jüdische Mädchen; —
der Sabbath verstreicht noch nicht, schon spreizt ihre Voz sich aus.
34.
Edes anyâm, a picsâm
Àrendâba kiadnâm. —
Edes lânyom, add oda,
En is ugy adtam oda
Tizenhat esztendôs koromba.
Liebe Mutter, meine Voz — möchte ich in Pacht geben. — Liebes
Mädchen, gib sie hin, — ich gab eben so sie hin, — als ich sechszehn
Jahre alt war.
35.
Hât te Ids lâny, Lóg a cziczi
Mit bâmulsz? Bimbója,
Ha megbaszlak, Mint a tököm
Elâjulsz. Golyója.
Nun du, kleines Mädchen, was gaffst du mich an? — Wenn ich
dich ficke, wirst du ohnmächtig. — Es hängen herab die Warzen der
Brust, — wie die Kugeln meiner Hoden.
36.
A nagy bécsi hid alatt,
Kis angyalom,
Lâny van a legény alatt,
Kis angyalom;
A legényen bugyugó,
Bugyugóba begyugó.
їзд Magyarische Reigentanzlieder aus der Grosswardeiner
Gegend.
*
Magyarische Reigentanzlieder ans der Grosswardeiner Gegend. j
Unter der grossen Wiener Brücke, — mein kleiner Engel, — ist
ein Mädchen unter einem jungen Manne, — mein kleiner Engel, —
der junge Mann hat Pluderhosen an, — in den Pluderhosen den Ein-
zusteckenden.
37-
Az erdöbe a kondäs HejI szivem, Zsuzska,
A faszâval jâtszik; Pinal yuka pu ska;
Toszik-baszik egy kis lânyt, Pinalyuka tüzet âd,
Csak a töke lâtszik. Seggelyuka fujja.
Der Schweinehirt im Walde — spielt mit seinem Zumpte; — stößt-
fickt ein kleines Mädchen, — nur seine Hoden sind sichtbar.
Achl mein Herz. Suschen, — ihr Vozenloch ist eine Flinte; —
ihr Vozenloch gibt Feuer — ihr Arschloch bläst es.
38-
Édes anyäm, Egy Ids hâj,
Fâj a pinâm. — Kend meg, lânyom,
Sarituribumbum. Majd nem fâj.
Van a póczon. Sarituribumbum.
Liebe Mutter, meine Voz tut mir weh. — Scharituribumbum. —
Auf dem Wandbrett ist ein wenig Schmer, — schmiere sie ein, meine
Tochter, es wird dir dann nicht weh tun. — Scharituribumbum.
39-
Fiatal ur, jöjjön vélem szobâra,
Csak egy büdös, hunczut flores az âra. —
Ha nines pénze, szarok az ur faszâra,
Nem jârok én szerelembôl szobâra.
Junger Mann, kommen Sie mit mir ins Zimmer, — es kostet nur
einen stinkenden, hundsföttischen Gulden. — Wenn Sie kein Geld
haben, scheiße ich auf den Zumpt des Herrn, — ich gehe nicht aus
Liebe ins Zimmer!
40.
Ha meghalok, meghagyom, Sanldr a papom,
Âllftsâk fei a faszom, Tripper a kantorom,
Ріпа legyen koporsója, Lapostetü kisérô,
Szôre meg a takarója. Czimbalomszög emlékkô.
Wenn ich sterbe, vermache ich, — daß man meinen Zumpt auf-
stelle, — die Voz sei sein Sarg, — ihr Haar sein Grabtuch. — Der
Magyarische Reigentanzlieder aus der Grosswardeiner Gegend
Schanker sei mein Priester, — der Tripper mein Kantor, — die
Filzlaus
der Begleiter, Zymbelnagel das Denkmal.
[Czimbalomszög, wörtlich: Zymbelnagel, ist die Benennung einer
bösen geschlechtlichen Krankheit]
Ha meghalok, meghagyom,
AlHjâk fei a faszom,
Picsa lesz a temetô,
Szôre-bore szemfedô.
Wenn ich sterbe, vermache ich, — dass man meinen Zumpt auf-
stelle, — die Voz wird der Friedhof sein, — ihr Haar und Haut das
Grabtuch.
42.
Hej! Haj! Igyunk raja,
Szôr а ріпа, bor a szâja;
Ott lesz kemény monyunk
Csendes hazâja.
Ach! Ach! Trinken wir drauf, — die Voz ist Haar, ihr Mund ist
Haut; — dort wird die stille Heimat unserer harten Zumpte sein.
43-
Oroshäzi hires lânyok,
Vajasköcsög a pinâtok;
A pinâtok vajasköcsög,
Ha megbaszszâk, csakugy löcsög.
Berühmte Mädchen von Oroshäza, — Buttertöpfe sind eure Vozen;
eure Vozen sind Buttertöpfe, — wenn man sie fickt, werfen sie sich
hin und her.
44-
Czimbalom a rózsam pinâja,
Nâlam van a verô szerszâma;
Örül is az annak, ha mondom:
Üssünk egyet, édes galambom.
Eine Zymbel ist die Voze meiner Rose, — ich habe das Schlag-
werkzeug dazu; — sie freut sich auch, wenn ich ihr sage: — schlagen
wir eins, meine liebe Taube.
Magyarische Reigentanzlieder aas der Grosswardeiner Gegend
*37
45.
Leesett a pap az âgyrol,
Legyütt a bor a faszaról.
Ügy kell nekil Mért pinâzottî
Mért nem inkâbb bibliâzott?!
Der Pfarrer fiel vom Bette herab, — er stieß sich die Haut von
seinem Zumpte ab. — Es geschieht ihm recht! Warum fickte er? —
Warum studierte er nicht lieber die Bibel?!
*
46.
El ment a pap aimât lopni,
Elfelejtett botot vinni;
Felâllftotta a faszât,
Azzal verte le az aimât.
Der Pfarrer ging Äpfel stehlen, m— er vergaß einen
Stock mit
sich zu nehmen; — er ließ seinen Zumpt sich erheben, — damit
schlug er die Äpfel herab.
47-
Róka-, róka-tancz,
A pinâba râncz.
Jobb a picsa, mint a lencse,
Mert a pina jó szerencse.
Prelle, Prelle, — in der Voz ist eine Runzel! — Die Voz ist
besser, als die Linse, — weil die Voz ein gutes Glück ist
48.
A bécsi kis piaczon, Megcsókoltam az orczat,
Ez âm az ujl Megbasztam a picsâjât,
Elesett egy kisasszony, Ez am az ujl
Ez âm az ujl
Auf dem Wiener kleinen Marktplatz, — das ist eben das Neue!
— fiel ein Fräulein, — das ist eben das Neue! — Ich küsste ihr An-
gesicht, — ich fickte ihre Voze, — das ist eben das Neue!
49-
A ki kurva äkar lenni,
Jó nagy picsâjânak kell lenni;
Hogyha baszom és csókolom,
Kevés fâradsâgot adjon.
1^8 Magyarische Reigentanzlieder aus der Grosswardeiner
Gegend.
52.
Fâj a pinânak a széle,
Mert megütte a fasz végé. —
Lâsd! megmondtam,
Kurva ne légyl
Köpje meg a
Picsâd a légyl
Kurva lettél
Vénségedre,
Szarok a picsâd
Közepibe.
Es tut der Voz der Rand weh, — weil ihn die Spitze des Zumptes
geschlagen hat — Sieh! ich habe dir gesagt: sei keine Hure! — Die
Fliege bespeie deine Voze! — Du bist auf dein Alter eine Hure ge-
worden, — ich scheiße in die Mitte deiner Voze hinein.
S3-
Végig mentem Ander ado n,
Kapd be a faszom!
Benéztem a Ids ablakon,
Kapd be a faszom!
Hât a lânyok mit csinâlnak?!
Egymâséba répât hânynak,
Kapd be a faszom!
Die eine große Hure sein will, — muß eine große Voz haben;
— damit wenn ich sie ficke und küsse, — es mir wenig Mühe koste.
SO.
Hallottal-e olyan csudat,
Hogy а ріпа maga dud alt?
Felfüjta a két oldalât,
Beszivta a szopokâjât
Hast du schon so ein Wunder gehört, — daß die Voz selber
dudelte ? — Sie blies ihre zwei Seiten auf, — saugte ihr Mundstück
ein.
Sb
Ucczu! peng a kalamâris,
Megfogom a picsâd, Maris. —
Ha megfogod, mit érsz vele?
Tele lesz a markod vele.
Heisa! das Tintenfaß klingt. — ich greife deine Voz an, Marie-
chen. — Wenn du sie angreifst, was hast du davon? — deine hohle
Hand wird davon beschmutzt sein.
Magyarische Reigentanzlieder aus der Grosswardeiner Gegend*
139
A legkisebb haragudott,
Hogy Ô neki ldcsi jutott:
A többitol mind elszette,
Mind a magâéba tette,
Kapd be a faszom 1
Ich ging durch Anderad, — nimm meinen Zumpt einl — Ich
schaute durch ein kleines Fenster, — nimm meinen Zumpt einl —
Was machen die Mädchen nicht! — Sie werfen Rüben eine in die der
anderen, — nimm meinen Zumpt ein!
Die kleinste ärgerte sich, — daß ihr die kleinste zugefallen
sei: —
sie nahm von den Übrigen alle weg, — legte alle in die ihrige
hinein,
nimm meinen Zumpt ein.
54.
Szép а ріпа, mert fekete,
Mert Szent Péter teremtette;
Szent Jânos meg irigylette,
A szilvamagot bele köpte.
Schön ist die Voz, weil sie schwarz ist, — weil der Heilige
Peter
sie schuf; — der Heilige Johannes beneidete sie, — er spuckte den
Pflaumenkern hinein.
55.
Szép а ріпа, mert fekete.
Mert Szent Peter teremtette,
Vörös bârsonynyal beszegte.
Feketével beprémezte.
Schön ist die Voz, weil sie schwarz ist, — weil der Heilige
Peter
sie schuf, — säumte sie mit rotem Sammt ein, — verbrämte sie mit
schwarzem.
56.
Turót eszik Ne veszekedj
A czigânz, a czigâny, Czigânyom, cziganyom,
Veszekedik Jó idô lesz
A pinàn, a pinân. — A nyâron, a nyâron.
Der Zigeuner, der Zigeuner ißt Käse, — er zankt sich um die
Voz, um die Voz. — Zank nicht mein Zigeuner, mein Zigeuner, — es
wird gutes Wetter im Sommer, im Sommer.
140
Magyarische Reigentanzlieder aus der Großwardeiner Gegend.
57.
Kendert äztatni voltam,
Kértek pinât, nem adtam;
Haza mentem vizesen,
Adtam volna szivesen.
Ich war Hanf rösten, — man verlangte von mir die Voz, ich gab
nicht; — ich ging naß nach Hause — ich hätte sie (jetzt) gern
gegeben.
58.
A szentesi magyar ember bort iszik,
Egyre-mâsra, mint a kutya ugy baszik.
Baszszon is, mfg meg nem szärad az ina,
Ne heverjen az a drâga jó ріпа.
Der Ungar aus Szentes trinkt Wein, — unaufhörlich fickt er, so
wie der Hund. — Er ficke auch, solange seine Sehne nicht verdorrt,
— die teuere Voz soll nicht ruhen.
59.
Kis angyalom kezében suhog a kasza,
Jobbra-balra czombjât veri a fasza. —
Dobja el hat, kis angyalom, a kaszät,
Verje kend az en picsämba a faszäL
In der Hand meines kleinen Engels saust die Sense, — sein
Zumpt schlägt ihm rechts und links den Schenkel, — Werfen Sie doch
weg, mein kleiner Engel, die Sense, — schlagen Sie in meine Voz
Ihren Zumpt hinein!
60.
Réten kaszâlgattam szénât, Dinnäromhaj!
Egy kis leany pinät kinâlt; Nagy a faszom, nem âllja
ki,
De nem mertem elvâllalni, Dinnäromhaj!
Auf der Wiese mähte ich Heu, — ein kleines Mädchen bot mir
ihre Voze an; — aber ich wagte sie nicht anzunehmen, — dinnärom-
haj ! — mein Zumpt ist groß, sie wird ihn nicht aushalten,
dinnäromhaj !
61.
Kertek alatt jartam, Könyörüljön rajtam! —
Felâllott a farkam. — Hiphop, kortyogós,
Ucczu! édes komâmasszony, De jó volt!
Magyarische Reigentanzlieder aus der Grosswardeiner Gegend.
141
Unter den Gärten ging ich umher, — mein Zumpt erhob sich. —
Heisa! liebe Gevatterin, — erbarmen Sie sich meiner! — Juhe
Schluckende, — wie gut war es!
62.
Budapesti hatâron,
Kis angyalom!
Megy а ріпа szamâron,
Kis angyalom!
Utâna fasz lapäton,
Szervusz, picsa baratom,
Kis angyalom!
An der Budapester Grenze, — mein kleiner Engel! — Reitet die
Voze auf einem Esel, — mein kleiner Engel! — Nach ihr geht der
Zumpt auf einer Schaufel, — Servus, meine Freundin Voz, — mein
kleiner Engel!
63.
Gyere, kis lâny, a hâz möge, Mint a csonka bika szarva;
Nezzünk egymâs szeme köze! Elhagyom a faszom vâgni,
Olyat nyomok a hasadba, Ha fei nem foglak csinâlni.
Komm, kleines Mädchen, hinter das Haus, — schauen wir uns
ins Auge! — ich stecke etwas in deinen Bauch, — wie das abge-
stoßene Horn eines Stieres; — ioh lasse meinen Zumpt abschneiden,
- wenn ich dich nicht schwängern werde!
64.
Amott megyen hârom lâny Nâla van a mécsesem,
Korsót viszen a karjân; Nâlam meg a mécs bele,
Közte van a kedvesem, Gyere, babâm, tedd bele!
Dort gehen drei Mädchen, — sie tragen Krüge an ihren Armen;
— unter ihnen befindet sich auch meine Geliebte, — sie
hat meine
Lampe, — ich habe wiederum den Docht, — komm, meine Geliebte,
leg ihn hinein!
65.
A kis kertbe sétâltam, Egy kurvâbol kettô lesz;
Gyerekeket csinâltam; Ha fiu lesz, még jobb lesz:
Ha leâny lesz, de jó lesz: Katonânak való lesz.
142
Magyarische Reigentanzlieder aus der Grosswardeiner Gegend.
Im kleinen Garten spazierte ich, — ich machte Kinder; — wenn
es ein Mädchen sein wird, wie gut wird es sein: — aus einer Hure
werden zwei sein; — wenn es ein Bube wird, wird es noch besser sein:
— er wird zu einem Soldaten.
Komm jagen, du erlernst Hasen jagen, — wie man auf die Bäuche
der Jungfrauen hinaufzuklettern hat; — eine Leiter dahinzustellen, —
Wenn ich einmal sterbe, — meine Söhne, — begrabt mich neben
dem
Wege, — meine Söhne, — laßt meine Hoden, meinen Zumpt draußen,
— meine Söhne, — denn dort gehen die schönen Mädchen, —
meine
Söhne!
68.
Récze, rucza,
Nines a lânynak kötenye,
Récze, rucza,
Elvesztette este;
Elvesztette szombaton este,
Récze, rucza,
A mikor a bakât leste.
Ente, Ente, — das Mädchen hat keine Schürze, — Ente, Ente,
— sie verlor sie abends, — sie verlor sie Samstag
abends, — Ente,
Ente, — als sie auf dem Soldaten lauerte.
66.
Gyere el vadäszni,
Megtanulsz nyuläszni,
Hogy kell a szüzlänyok
Hasära felmäszni;
Létrât oda tenni,
És azon felmenni,
Két arany golyoval,
Egycsövü puskäval dupläzni.
69.
Az én uram, lelkem,
ügy megbaszott engem,
Körül néztem a pendélen,
Csupa szar a seggem.
Magyarische Reigentanzlieder aus der Großwardeiner Gegend.
143
Mein Gatte, meine Seele, — hat mich so gefickt: — ich
beschaute
mein Unterhemd, — mein Arsch war ganz dreckig.
70.
Turo Terka haragjâba
Csutkât dugott a lyukâba;
Ördög bujjék a lyukâba,
Mért vâlogat a hurkâba.
Therese Turo in ihrem Zorn. — steckte einen Krautstengel in
ihr
Loch; — der Teufel verstecke sich in ihr Loch, — warum wählt sie
unter den Würsten I
71-
Igyal, rozsâm, pâlinkât,
Attól viszket a picsâd;
En meg, rózsam, bort iszom,
Attól all fei a faszom.
Trinke, meine Rose, Schnaps, — davon juckt dich deine Voze; —
ich aber, meine Rose, trinke Wein, — davon hebt sich mein Zumpt.
72.
Mikor a lâny gatyât mos,
Akkor bizony nem âlmos;
Gondolkodik felôle,
Hol a fasz beiöle?
Wenn das Mädchen Unterhosen wäscht, dann ist sie gewiß nicht
schläfrig; — sie denkt darüber nach, — wohin der Zumpt daraus
gekommen ist?
73.
Az a kis lâny vizet merit,
A pinâja én râm nyerit;
Kunkorodjon a faszomra,
Mint a holló a karóra.
Jenes kleine Mädchen schöpft Wasser, — ihre Voze wiehert mir
zu; — sie schlinge sich auf meinen Zumpt, — wie der Rabe auf den
Pfahl.
74-
Hejrâ, repedrâ
Ki kolbâsz, be kolbâsz.
Uri picsa — kâvéhâz,
Zsidó picsa — reterâtl
144
Magyarische Reigentanzlieder aus der Groß ward einer Gegend.
Holla, heda, — heraus Wurst hinein Wurst — Eine herrschaft-
liche Voze ist ein Kaffeehaus, — eine jüdische Voze ein Abort
75-
Mikor én még De miota
Kicsi voltam, Nagyobb vagyok,
A dioért A pinâért
Majd meghaltam; Majd meghalok.
Als ich noch klein war, — starb ich schier für eine Nuß; —
seit-
dem ich aber größer bin, — sterbe ich schier für eine Voze!
76.
Hârom kis lâny Nékem mondta,
Együtt sugdos, Hogy vegyem ki:
Eymâséba En még beljebb
Csutkât dugdos; Dugtam neki.
Drei kleine Mädchen flüstern mit einander, — eine steckt in
die
der andern Krautstrunke; — mir sagten sie, daß ich sie herausnehmen
soll, ich stieß sie noch tiefer hinein.
77.
Kisasszony, kisasszony, Kisasszony, kisasszony,
Ha megbaszom, elajul; Gyócs az inge, nem vâszon,
El nem âjul, elesik, Hadd nyulok fei alâja.
Icca te, mégannàl jobban esik. Icca te, van-e szôros pinâjaf
Fräulein, Fräulein, — wenn ich Sie ficke, werden Sie
ohnmächtig,
— wenn nicht ohnmächtig, werden Sie fallen, — heisa,
desto besser
wird es schmecken.
Fräulein, Fräulein, — aus feiner Leinwand ist ihr Hemd, nicht
grob ;
— lassen Sie mich darunter greifen, — heisa! hat sie
eine haarige Voze?
A kis vaczi kertek alatt
Ki van, kis lâny, a valagad;
De én oka ne legyek,
Ha beköpik .a legyek,
Kiczifrâzzâk a férgek.
Unter den kleinen Waitzer Gärten — ist deine Voze, kleines
Mädchen, sichtbar; — aber ich soll nicht Schuld daran haben, — wenn
die Fliegen sie bespeien, — die Würmer sie verzieren.
Magyarische Reigentanzlieder aus der Großwardeiner Gegend.
145
79-
Csipkebokor, galagonya,
Felällott a zsidó fasza,
A markäba szorftotta,
Az anyjâba toszitotta.
Dornbusch. Mehlbeere, — der Zumpt des Juden erhob sich, —
er drückte ihn in seine hohle Hand, — er steckte ihn in seine Mutter
hinein.
80.
Ha meghalok, meghagyom,
Kihagyom a kakasom,
Arra mennek a lânyok,
Ugy billegtetem räjok
Wenn ich sterbe vermache ich — ich lasse meinen Hahn draußen
— die Mädchen gehen dort vorbei, — so werde ich ihn auf sie zielen.
81.
Menjünk oda, A két szörost
A hovâ az este; Tegyük össze,
Tegyünk ügy, A meztelent
A mint tegnap este: Hagyjuk közte.
Gehen wir dorthin, wo wir abends waren, — tun wir so,
wie
gestern abends: — die zwei Haarigen legen wir zusammen, — das
Nackte lassen wir dazwischen.
82.
Krisztus uccse, kuplerajba
Nem jârok,
Mert egészen elrontanak
Ha megtoszom a Miczivel
Mint kivânj',
Kettdnk alatt ripeg-ropog
A divâny.
A lânyok.
Bei Christus, ich gehe nicht ins Bordellhaus, — weil die
Mädchen
mich ganz verderben. — Wenn ich mit Miezi ficke, wie sie wünscht,
— knarrt der Divan unter uns beiden.
83.
Mikor még az Uristen a
Földön jârt,
O mar akkor teremtette
A kurvât;
Kraust, Antropophyteia. II.
Ha a kurva meg a striczi
Nem volna,
Kuplérosné imâdkozni
Nem tudna.
10
Magyarische Reigentanzlieder aus der G roß war deiner Gegend
Als noch der Herrgott auf der Erde ging, — schon damals schuf
er die Hure. — Wenn die Hure und der Landstreicher nicht wären,
könnte die Kupplerin nicht beten.
84.
Korcsmârosné szép leânya, Szeretne ö csapolni,
Lânya, lânya, szép leânya, Csapo-, csapo-, csapolni,
Azt is tudom, mi akivânsâga? Ha valaki becsapolna neki.
Schönes Mädchen, Mädchen, Mädchen, schönes Mädchen der
Wirtin, — das weiß ich auch, was ihr Wunsch ist? — sie möchte
zapfen, zap-, zap-, zapfen, — wenn ihr ihn jemand einzapfen würde.
85.
Van énnekem selyem szoknyâm, Kôszônôm faromnak,
Nem az uram vette, Kedves farocskamnak
A bécsi kis piaczon Harcsaszâju pinâcskâm
A farom kereste. Göndör szakâllânak.
Ich habe einen seidenen Unterrock, — nicht mein Mann hat ihn
gekauft, — auf dem kleinen Wiener Markte — mein Steiß hat ihn er-
worben. — Ich danke ihn meinem Steiße, — meinem lieben Steiße,
— dem krausigen Barte meiner welsmundförmigen Voze,
86.
„Edes anyâm, jaj de félek." „Mikor te?"
„Mitöl te?" „Ejfelbe, hajnal elôtt
„Mert megbasznak a legények. Baszik a baka a kapu
elôtt."
„Liebe Mutter, ich furchte mich sehr." — „Wovon du?" — „Daß
die jungen Leute mich ficken werden." — „Wann du?" — „Zu Mitter-
nacht, vor Dämmerung fickt der Infanterist vor dem Tore."
87.
Etuska szép kis lâny, Nem csinâlt a faszom semmiféle
Nagy szôr van a pinâjân. Hólyagot
Lekopott, lekopott, Egye meg a fene, mégis öt hatost
Mert igen sokat baszott. Kapott
Etchen ist ein schönes Mädchen, — sie hat großes Haar auf
ihrer
Voze. — Es ist abgewetzt, es ist abgewetzt, — weil sie sehr viel
fickte.
— Mein Zumpt machte keinerlei Blase, — der kalte Brand
fresse sie,
doch hat sie fünf Sechser bekommen.
Magyarische Reigentanzlieder aus der Großwardeiner Gegend.
147
88.
Zöld lâmpâba van jó vilâg,
Gyerünk oda.
Ott lakik a kis Miczi, kis Miczi, kis Miczi,
Csak öt hatos kell neki, kell neki, kell nekL
Brügelni nem nehéz,
Nem is kell ahhoz ész,
Csak egy par jó lökes,
S aztân kész a briigelés.
In der grünen Lampe ist ein gutes Leben, — gehen wir dorthin.
— Dort wohnt die kleine Miczi, die kleine Miczi, die kleine Miczi, —
sie braucht nur, sie braucht nur fünf Sechser. — Ficken ist nicht
schwer. — man brancht nicht einmal Verstand dazu, — nur ein paar
guter Stöße — und das Ficken ist dann fertig.
[Unter „grüner Lampe" ist hier ein Bordell verstanden].
Die vier Ränder der Voz sind sechs Spannen lang, — da steckt
der Bauer seinen Zumpt hinein; — solange die Voz seinen Zumpt
schluckt, — schlagen seine matten Hoden ihren Arsch.
Jüngst ein kleines Mädchen — ließ mich nicht in Ruhe; — ich
soll meine Unterhosen losbinden, — so ließe sie sich schmieren. —
Ich
sagte, du kleines Mädchen, — laß dich nicht schmieren, — ich sage
fiirwahr, du wirst farzen.
89.
A pinânak a négy széle
Hat araszt,
Abba veri a bukkérost
A paraszt;
Mig a pina a bukkérost
Nyeldeli,
Lankadt töke seggepartjât
Verdesi.
90.
A minap egy kis lâny
Râm kötötte magât;
Oldjam meg a gatyât,
Ugy kenette magât
Mondtam, te kis lâny,
Ne kenesd magadat,
Bizonyâra mondom,
Elfingod magadat
91.
Czimbalomszeg, tripper, sanldr,
Ez a hârom jó gavallér.
Ha még egy kakastaréj lenne,
Egész banda nâlam lenne.
10*
Magyarische Reigentanzlieder aus der Großwardeiner Gegend
Zymbelnagel, Tripper, Schanker, — diese drei sind gute
Kavaliere.
— Wenn ich noch einen Hahnenkamm hätte, — wäre die ganze Bande
bei mir.
[Czimbalomszög, wörtlich: Zymbelnagel, kakastaréj, wörtlich:
Hahnenkamm, sind beide Benennungen böser geschlechtlicher
Kranheiten.]
92.
Die Konstruktion folgender vier Gedichte besteht darin, daß
ein
erotisches Wort scheinbar nicht, in der Tat aber doch ausgesprochen
wird. Am Ende der Zeile wird nämlich nur die Hälfte dieses Wortes
ausgesprochen, die folgende Zeile beginnt aber mit einem solchen
Worte, dessen erste Silbe die andere Hälfte des betreffenden Wortes
gibt Diese Zeile steht oft in gar keinem Zusammenhange mit der
vorangehenden. In der Übersetzung schreibe ich das erotische Wort
aus.
Elmentem én a szigeti Nagy pi-
Nagy vâsârra, Csâra fordult az ökröm,
Ott talâltam egy nagy szôros El is törött a löcsöm.
Ich gieng auf den großen Szigeter Markt, — da traf ich eine
große
haarige, große Voze — mein Ochs wand sich rechts, — es zerbrach
auch die Wagenleiste.
93-
Ezt a hordót ki lehetne fu-fu-furni.
Ezt a kis lanyt meglehetne ba-ba-
Barâtom azt nem lehet,
Mert a viläg ki nevet
Dieses Faß könnte man durch boh-boh-bohren: — Dieses Mädchen
könnte man fi-ficken. — Mein Freund, das kann man nicht, — denn
die Welt wird uns auslachen.
9Ф
Juliusban szépen szól a Fa-fa-
Ka- ka- kasza, Faszerszâmja, ülloje,
Szépen lóg a szegény ember Kasza köszörüloje.
Schön klingt im Juli die Sen-Sen-Sense, — schön hängt des
armen Mannes Zu-Zumpt herab, — sein hölzernes Werkzeug, sein Am-
bos, — der Schleifstein seiner Sense.
Magyarische Reigentanzlieder aas der Großwardeiner Gegend.
149
95.
A kisasszony fâjtatja a Fa-fa-
Ha-ha-hasât, Fazékba fô a lencse,
Mert bevette a bakancsos Az alma jó szerencse.
Das Fräulein sagt, daß ihr der Bau-Bau-Bauch weh tue, — weil
sie den Zu-Zumpt des Soldaten einnahm. — Im Topf kocht man
Linsen, — der Apfel bedeutet gutes Glück.
95-
Róka billeg a kenderbe,
Szôrtarisznya a pendelbe,
Veres plajbâsz a gatyâba,
Tegyük a szôrtarisznyâba.
Ein Fuchs geht in den Hanf, — ein Tornister aus Haar ist im
Unterhemd, — ein roter Bleistift in den Unterhosen, — legen wir ihn
in den Tornister hinein.
96.
Lâgy а ріпа, mint a vaj;
Ha egy nagy fasz kôriiljârja,
Nincsen baj.
Nem kell nekem senld rongyos
Bankója,
Csak a fasznak legyen jó nagy
Bunkója.
Die Voz ist weich, wie die Butter; — wenn sie von einem großen
Zumpt gefielet wird, — fehlt gar nichts. — Ich brauche niemandes
zer-
rissene Bankozettel, nur der Zumpt soll eine große Keule haben.
97.
Hârom hordo borom van,
Mind a hârom csapon van;
Én fekszem a esap alâ,
Babâm a hasam alâ.
Ich habe drei Fässer Wein, — alle drei sind angezapft; — ich
lege
mich unter den Zapfen, — meine Geliebte unter meinen Bauch.
I CO Magyarische Reigentanzlieder aus der Großwardeiner
Gegend.
98.
Itt âllva ne szarj,
Mert a tököd le szakad;
Beesik a szar köze,
Hogy mész a lânyok köze?
Hier scheiße nicht stehend, — denn deine Hoden reißen ab; —
sie fallen zwischen dem Dreck, — wie gehst du dann^unter die
Mädchen?
99-
Még sines olyan lâny,
Mint a sovâb lâny,
Hanyatt fekszik a patkâra,
Verd a faszod a lyukâba.
Es gibt doch nicht solch ein Mädchen, — wie das schwäbische
Mädchen, sie legt sich rücklings auf das Bänkchen, — steck deinen
Zumpt in ihr Loch hinein.
100.
Szörnyen furcsan szokott baszni Lengyelüknek,
A barât, Hogy a pinaból kell lenn a
Mint a kutya ugy mozgatja Kengyelüknek.
A farât; Lengyel pajtâs, szerbusz,
A barâtfaszt csakis bôjtbe Alâszolgâja,
Szeretem. De kérem, ne a seggem
De azért a piesâmba mâskor is Fiszkâljal
Beveszem. Elôl baszszon, ne hâtulrol, mint
A tótnak is meglehetôs A ló
A fasza, Hisz a korpâs ugy se megbaszni
Kivâlt a mely golyanyakü Valo.
Ês konya; Ezek között leghunczatabb
A konyafasz, mikor A német,
Kezd tolni, Tövig tolnâ, mégis tolnâ,
A pinât meg is kell Szinte reszket mindene;
Drótozni. Ugy siet, hogy majd megeszi
Hôsi szokâsuk a vitéz A fene.
Entsetzlich sonderbar pflegt zu ficken der Mönch; — wie der
Hund bewegt er seinen Steiß. — Den Zumpt des Mönches liebe ich
nur in der Fastenzeit; — aber ich nehme ihn auch ein andermal in
meine Voze hinein. — Der Slowak hat auch einen ziemlichen Zumpt,
— besonders jener, der wie der Hals eines Storches und gebogen ist
Magyarische Reigentanzlieder aus der Großwardeiner Gegend. 151
— Wenn der gebogene Zumpt zu stoßen anfängt. — muß man
die
Voze mit Draht binden. — Es ist der heldenmütige Gebrauch der
tapfern Polen, daß ihr Bügel eine Voze sein muß. — Polnischer
Kamerad,
Servus, ergebenster Diener, — aber ich bitte Sie, stüren Sie nicht
in meinem Arsch herum. — Ficken Sie mich von vorn, nicht von hinten,
wie das Pferd, — der Arsch ist ohnedies nicht zum Ficken geeignet
— Darunter der größte Hundsfott ist der Deutsche; — er
würde bis
zum Grund stoßen, und dann doch noch stoßen; — alle seine Glieder
zittern beinahe; er eilt so, daß mich der kalte Brand fast frißt
101.
Tul a Tiszân, petrezselyem, zeller,
Tegnap lattam, a pinâdat megfogta a keilner.
Szörszita szögön all,
Szorös pina verbuvâl.
Ohl te szorös bodros pinäm,
Be kellemes vagy te,
Megkeféllek, megdörzsöllek,
Mégis borzas vagy te,
Szorös helyen laksz te,
Vastag virslit kaps te.
Mindenféle faszszal volt mâr probatételed,
Bakafasz a legkedvesebb ételed.
Jenseits der Teiß sind Petersilie, Zeller, — gestern sah ich, der
Kellner griff deine Voze an. — Das Sieb aus Haar ist am Nagel, —
die haarige Voze wirbt. — Achl du meine haarige, krause Voz, —
wie angenehm bist du I — ich bürste dich, ich reibe dich, — doch
bist
du struppig, — an einem engen Orte wohnst du, — dicke Würste be-
kommst du. — Du versuchtest schon allerhand Zumpte, — der Zumpt
des Infanteristen ist deine liebste Speise.
102.
Néném asszony lânyânak van
# Jó nagy pi-, jó nagy pi-, jó nagy piros csizmâja,
Bâtyâm uram fiânak van
Jó nagy fa-, jó nagy fa-, jó nagy fanyelü baltâja.
Bâtyâm uram fia, néném asszony lânyât
Jól meg ba-, de meg ba-, jól meg balta-fokozta.
Die Tochter meiner Tante hat einen großen ro-, einen großen,
ro-,
einen großen roten Stiefel; — der Sohn meines Oheims hat eine große
152
Magyarische Reigentanzlieder aus der Großwardeiner Gegend.
Hand-, eine große Hand-, ein großes Handbeil mit hölzernem
Stiele.
— Der Sohn meines Oheims hat die Tochter der Tante gut ge-, gut
ge-, gut gehandbeilt
[Die Konstruktion dieses Liedes ist sehr ähnlich jener der Nr.
92,
93, 94 und 95. — Bei den Wiederholungen denkt man immer an
ein
erotisches Wort; bei dem ersten Satze an die Voz, beim zweiten an
den
Zumpt, beim dritten an das Ficken; sie drücken nämlich immer die
Hälfte des betreffenden Wortes aus.]
103.
Ältalmentem a Tiszän Lâsd, megmondtam, te kis lâny,
A czitronyos fânak, Ne add alâ magadat;
Neki nyomtam egy kis lânyt Ugy megbaszlak, ebadta,
Az ârpa boglyânak. — Öszeszarod magadat
Ich ging über die Teiß — gegen den Zitronenbaum, — ich drückte
ein kleines Mädchen — auf dem Gerstenschober. — Schau, ich sage
dir, du kleines Mädchen, — gib dich nicht darunter; — ich werde dich
so ficken, Fratz, — daß du dich bescheißen wirstI
104.
Sârga dinnye felfolyott a görögre, Belenyomta a faszât,
A fiatal felmâszott az öregre. Az öreg meg örömebe
A fiatal, csuhaja, Eljajditja magât
Die Zuckermelone schlang sich auf die Wassermelone, — der
Junge
kroch auf die Alte. — Der Junge, holladrie — steckte in sie seinen
Zumpt hinein, — die Alte jauchzte vor Freude auf.
105.
Barna kis lâny, görög dinnye,
Pürkerbaka kilékelte;
Olyan léket vâgott rajta,
Kezes-lâbas jött ki rajta.
Braunes kleines Mädchen, Wassermelone, — der Infanterist aus dem
Regiment Pürker machte darauf eine Öffnung; — er schnitt darauf
eine solche Öffnung, — daß ein mit Händen und Füßen Versehener
daraus hervorkam.
106.
Szakajtó a farod alatt,
Kosâr meg a fejed alatt;
Ugy basztalak meg téged a fal alatt
Magyarische Reigentanzlieder ans der Großwardemer Gegend.
153
Eine Backschüssel unter deinem Arsche, — und ein Korb unter
deinem Kopfe; — so fickte ich dich neben der Wand.
107.
Két garas ara turo,
Jaj be jó nagy ez a furó.
Két garas ara pàlinka,
Jaj de hamar kiräntotta.
Um zwei Groschen Käse, — achl wie groß ist dieses Bohrzeug; —
um zwei Groschen Branntwein, — wie schnell hat er es herausgerissen.
■
Erzählungen muslimischer Zigeuner
aus dem Moravagebiete in Serbien.
Mitgeteilt von Trgjić, Deutsch von F. S. Krauss.
Vorbemerkung: Über die Geschichte, Sprache und das Volks-
tum der Zigeuner in Serbien liegt uns eine überaus gediegene Mono-
graphie aus der Feder Tihomir R. Gjorgjeviés!) vor.
Daraus er-
fahren wir auch über die im Moravagebiete angesiedelten Zigeuner,
die samt und sonders aus der Türkei hinkamen, wertvolle Nachrichten.
Sittlich stehen die Moslimen ziemlich hoch, soweit es das
Geschlechts-
leben betrifft und trotzdem sie im gewöhnlichen Verkehr die abscheu-
lichsten Unflätigkeiten als Kraftausdrücke unausgesetzt gebrauchen,
wie
man aus den Mitteilungen anf Seite іуі ersieht, lieben sie
vorzug-
weise recht fantastische Erzählungen, die verhältnismäßig
anständigen
einwandfreien Inhaltes sind. Die zotige Erzählung pflegen sie
weniger
da sie daran keinen Gefallen zu finden scheinen. Darum ist nach-
folgende Sammlung so dürftig ausgefallen. Bis auf die erste
Erzählung
sind die übrigen samt und sonders auch unter den Serben, Bulgaren
und Türken anzutreffen, so daß sie für altes zigeunerisches Volkstum
unmittelbar wenig oder nichts von Belang enthalten. Die Zigeuner
erzählten die Geschichten serbisch, weil serbisch nun nahezu ihre
Muttersprache geworden ist und sich geläufig zigeunerisch — in der
Romsprache — nur noch wenige ältere Leute zu verständigen ver-
mögen.
i) Die Zigeuner in Serbien. Ethnologische Forschungen. L T.
Budapest 1903.
(In den Mitt. z. Zigeunerkunde. Organ der Gesellschaft f.
Zigeunerforschung hrg. von
Prof. Dr. Anton Herrmann, II. B.) Warum Prof. Herrmann das ganze,
für die
Folklore sehr Mächtige Werk, trotzdem davon ein guter Teil der
Forsetzung seit zwei
Jahren im Satz steht, nicht veröffentlichen mag und alle Anfragen
unbeantwortet läßt
mögen die Götter wissen. Der II . Teil enthält manche Erzählung, die
in unsere Samm
lnng eingereiht zu werden verdiente.
Erzählungen muslimischer Zigeuner aus dem Moraragebiete in
Serbien. icjç
1. Како je postała mecka а како mąjmun.
Zatrudni cista djevojka bez snośaja sa muśkim, pa joj to bude
krivo i zazorno, te pogje da se udavi u rijeci. Kad dogje do rijeke
voda se stanę izmicati i bjeźati od nje tako, da nije mogła nikako
da
joj prigje i da u nju skoći. Najzad izagje iz rijeke nekakav ćoyjek
pa
joj rekne: Djevojko, ne żali niSta Sto si zatrudniła, već idi kuci;
ti ćeS
roditi zivotinju, koja će znati da radi kao i ćoyjek. Djevojka ga
pos-
lu§a, vrati se kuci i rodi mećku, koja kad poraste vlaSki je cigani
izuće igranju i raznim drugim majstorijama, te na njima i ostade da
budu meckari i da vode mećke po svijetu. Tako je postała mećka-
Isto se ovake prića da je postao majmun, samo Sto je majmuna
rodila Ajkuna djevojka, I njega su vlaski cigani naućili raznim maj-
storijama, pa ga i danas vode po svijetu i pokazuju, śta sve on zna.
Wie der Bär und wie der Affe entstanden.
Ein jungfräuliches Mädchen, das mit keinem Mann ein Verhältnis
gehabt, kam in Schwangerschaft und das war ihr nicht recht und es
war ihr zuwider; so ging sie denn hin, um sich im Fluß zu ertränken
Als sie an den Fluß kam, begann das Wasser vor ihr zu weichen und
so zu fliehen, daß sie sich ihm auf keine Weise nähern und hinein-
springen konnte. Endlich trat aus dem Fluß irgendein Mann heraus
und sprach zu ihr: Mädchen, bedauere es garni cht, daß Du in
Hoffnung
gekommen, sondern gehe heim; Du wirst ein Tier gebären, das gleich
einem Menschen zu handeln begabt sein wird. — Das Mädchen folgte
seiner Weisung, kehrte heim und gebar den Bären, den, als er her-
angewachsen, walachische Zigeuner zum Tanz und verschiedenen
anderen Meisterstücken abrichteten und daher blieb es auch ihr Beruf
Bärenführer zu sein und Bären in der Welt herumzuführen. So ent-
stand der Bär.
Ebenso erzählt man die Entstehunggeschichte des Affen, nur hat
den Affen Ajkuna das Mädchen geboren. Auch ihn richteten die
walachischen Zigeuner zu allerlei Kunststücken ab und so fuhren sie
ihn auch heutigentags noch in der Welt herum und zeigen, was er
alles kann.
Anmerkung. Ajkuna, Diminutiv von Ajka, bezw. von Aischa
ein unter Mosliminnen überaus häufiger Name. Der Zigeuner meint
wohl, die Stammutter des Affen wäre eine Fürstin gewesen, die im
І сб Erzählungen moslimischer Zigeuner aus dem Moravagebiet in
Serbien
Traum mit einem Wassergeist unbewußt Umgang gepflogen. Nach
dem Volksglauben entstammen Mißgeburten dem Verkehr mit Geistern,
besonders Waldgeistern.
2. Kako se ciganin osvetio zeninim svalerima.
Bio bogat ciganin trgovac pa imao zenu, koja se mnogo kurvala,
s toga se reśi da pogodi slugu, koji bi je mogao naućiti da govori
felsmenski. Pośle dugog traźenja najzad naigje na takvog slugu. Jed-
noga dana poślje gazda slugu kuci, da ga neSto posluSa. Sluga dogje
gazdinoj kuci, a u to vreme bio je kod gazdarice njezin Svaler.
Sluga
kucnę na vrata, a Svaler se poplaSi i upita zenu, gde da se sakrije.
Źena mu rekne da se sakrije u asuru. Ćuje to sluga, pa kad ga gaz-
darica pusti, on rekne da ga je poslao gazda, da istrese onu asuru,
u kojoj je bio sakriven Svaler, po uzme batinu i poćne udarati po
asuri. Svaler ga stanę moliti, da ga ne udara vise, dace mu jednu
kesu para (i kesa => 500 grosa.) Sluga ga pusti i ovaj mu da
kesu
para. Drugoga dana opet ga gazda poślje neśto kuci i on opet zatekne
gazdarićinog avalera. Na pitanje gde da se sakrije źena mu rekne, da
ga je poslao gazda da po&sti pod krevetem, pa uzme drvo i stanę
njime muvati gazdarićinog svalera pod krevetom. Ovaj se stanę moliti
da ga ne muva vise, daće mu dve kese novaca. Sluga mu uzme dve
kese і pusti ga. Trećega dana, kad je sluga doSao, svaler se sakrije
u dolapu. Sluga rekne gazdarici, da ga je gazda poslao da oćisti do-
lap, pa opet uzme drvo i stane udarati onoga u dolapu. Onaj ga
stane moliti, da ga ne udara vise, daće mu tri kese para і vise ne
će
dolaziti. Sluga mu uzme tri kese і pusti ga. Pośle nekoliko dana
sluga każe gazdi, da rekne żeni da će ici negde na put Gazda każe
żeni da će na put, oprosti se s njom i kao bajagi otidne. Źena odmah
porući Svaleru, da joj te veceri dogje, a sluga se megju tim sakrije
pod krevetom. Kad bi u veće, źena se prevari i zaspę a u neko doba
dogje Svaler i kucnę u vrata. Momak kad ću kucanje, ustane, dogje
kod vrata i rekne Svaleru, podrazavajuci żeninom glasu, da ga ne
może primiti, jer je muź kod kuce, no neka provuCe kroz rupu od
vrata svoj kurac, da ga samo mało pomiluje. Svaler provuce kurac,
a momak uzme brijać i odseće mu kurac, od ćega svaler odmah umre.
Momak tada mętne kurac u dźep, pa izagje napolje i poćne lupat
u vrata, Ćuje źena łupu, pa misleći da to Svaler lupa, ustane, da mu
otvori. Momak podrazavajuci Svalerovom glasu, rekne joj, da ne może
doći veceras, no neka ona provuce kroz rupu svoj jezik da ga mało
Erzählungen moslîmischer Zigeuner uns dem Moravagebiet in
Serbien« 157
0 miłuje. Ona ga posluśa, provuce jezik i on ga brijaćem
oseće, te
nije mogla vise govoritL Onda on javi gazdi Sta je uradio i da mu
sad źena govori felsmenski. Gazda mu onda da jednu kesu novaca i
rekne mu, da će ga joS bolje nagraditi, ako se osveti i drugim Sva-
lerima njegove żene. — Prvi je Svaler bio grnćar. Momak otidne
tome grnćaru i rekne mu, da mu nagje jedan lonac u koji może da
uturi obe ruke. Grnćar nagje takav lonac, pa uturi obe svoje ruke u
njega, ali kad je pokuśao da ih izvadi, on ih ne mogaSe izvaditi.
Momak mu onda skinę ćakśire, pa ga uhvati i odjebe. Drugi je svaler
bio rakidźija, koji je nosio r a kij u na konju i prodavao. Momak ga
nagje baś kad je gonio na prodaju, pa mu każe, da je kupac, već
neka skinę tulume sa rakijom, da je próba. Rakidźija skinę. Momak
otvori jedan tulum pa próba i onako otvoren tulum da rakijaru da
pridrźi, dok on próba iz drugog. Otvori i drugi tulum, oproba
rakiju,
pa i drugi tulum da rakidżiji da pridrźi, dok ne próba treći. Kad i
treći otvori mete mu ga otvorena u zube da pridrźi, dok próba iz
cetvrtog. Tako rakidźija nije mogao mrdnuti, a da ne prospe otvorene
tulume. Momak ga onda uhvati pa ga odjebe i ostavi. — Treći je
Svaler bio konjar, koji je prodavao konje. Sługa ga stiźe u vece і
zamoli ga, da mu dade jednog konja do jaSe. No ovaj ne dade. Tada
sługa izvadi mrtvaca iz groba i posadi ga na konja. Konjar kad se
osvrte vidi na svome konju coveka, pa ga udari batinom, a mrtvac
padnę. Onda sługa ispadne i poćne vikati Sto mu ubi brata, već neka
mu da u naknadu dva konja. Konjar mu da dva konja i on ih odmah
proda. Za tim sługa otidne u jednu baru pa se uvalja u blato. U to
progju pored njega onaj grnćar, rakidźija i konjar, koji su bili
posli,
da ga ubiju. Kad ga vide kaljava upitaju ga, Sto je kaljav. On im
rekne, da je prośao nekakav ćoyjek, koji ga je jebao i bacio u baru
te se sav iskaljao. Toga i mi traźimo, reknu mu oni te svi pogju za-
jedno. Tako stignu u nekakav han da prenoće. Momak izvadi iz
dżepa pastrmu i poćne jesti. Oni ga zapitaju Sta jede? Pastrme,
rekne
on. — Pa daj i nama mało. On izvadi iz dżepa onaj kurac od Svalera
1 jezik od gazdarice, pa im da. Oni stanu jesti, ali
nikako nisu mogli
otkinuti, jer je bilo zilavo. Tu u hanu spavao je nekakav arapin,
korne
su se zubi svetlell On im rekne: eno vatre pa metnite da se ispeće.
Oni ga posluSaju, a on pobegne svome gazdi i isprića mu kako se
svima 4osvetio i on ga nagradi i ożeni.
158
Erzählungen muslimischer Zigeuner aus dem Moravagebiet in
Serbien.
Wie sich ein Zigeuner an den Buhlen seines Weibes
gerächt hat.
Es war einmal ein Zigeuner, ein Kaufmann, der hatte ein Weib,
das viel herumhurte und darum beschloß er, einen Diener aufzunehmen,
der sie felsmännisch*) reden lehren sollte. Nach langem Suchen fand
er endlich einen solchen Diener. Eines Tages schickte der Herr den
Diener heim mit einem Auftrage. Der Diener kam zu des Herrn
Hause, zur selben Zeit aber weilte bei der Hausfrau ihr Buhle. Der
Diener pochte an die Türe, der Chevalier erschrak und fragte die
Frau,
wo er sich verbergen solle. Das Weib sagte zu ihm, er möge sich in
die Schilfmatte verstecken. Das vernahm der Diener und als ihn die
Hausfrau einließ, sagte er zu ihr, der Hausherr hätte ihn geschickt,
damit er die Schilfmatte ausbeutle, in der eben der Liebhaber ver-
borgen stak. Und er ergriff einen Stock und begann auf die Schilf-
matte dreinzuhauen. Der Buhle fing ihn zu bitten an, er soll nicht
mehr auf ihn losschlagen, er werde ihm einen Beutel voll Paras (ein
Beutel = 500 Groschen) geben. Der Diener ließ ihn frei und
der gab
ihm einen Beutel voll Paras.
Am anderen Tag sandte ihn der Hausherr wieder in irgendeiner
Angelegenheit heim und wieder traf er den Buhlen der Hausfrau an.
Auf die Frage wo er sich verstecken soll, sagte die Frau su ihm, er
möge sich unters Bett verbergen. Als der Diener eintrat, sagte er
der Hausherr habe ihn heimgeschickt, damit er unter dem Bette rein
mache und er ergriff ein Stück Holz und begann damit auf den Che-
valier der Hausfrau unter dem Bette loszuschlagen. Dieser hub ihn
zu bitten an, er soll ihn nicht länger stoßen, er werde ihm zwei
Beutel
!) Was feIsmenski für eine Sprache bedeute, wissen auch die
Zigeuner nicht an-
zugeben. Der Sinn könnte sein, der Bursche soll die Frau zu Verstand
bringen und sie
— vielleicht nach Art eines Feldmannes — ehrlich und gerade reden
lehren. Ob
hinter felsmenski unser deutsches feldmännisch steht, wage ich nicht
zn behaupten,
denn soviel mir bekannt, haben sonst jene Zigeuner, die aus der
Türkei nach Serbien
eingewandert sind, in ihre Sprache keine deutschen Lehnworte
aufgenommen und waren
auch garnicht in der Lage, welche zu entlehnen. Auf eine andere
Deutung führt uns die
Strafe, die der Diener an dem Weibe vollstreckt Er schneidet ihr die
Zunge ab. Wenn
sie nun doch reden soll, so gehört dazu eine Kunst Nun heißt Kunst
auf türkisch fenn
und künstlich fennmend, — ski ist eine slavische adjektivische
Endung. Fennmenski
mag zu felsmenski verschlifien worden sein. Weil ich zu meiner
Etymologie nicht viel
Vertrauen habe, nahm ich auch in die Verdeutschung das zigeunerische
Wort, nur nach
deutscher Schreibweise auf. — Daß die Strafe des Zungenherausreißens
noch im Mittel-
alter und vorher üblich war, wies G a ido z einmal in der Melusine
nach.
Erzählungen muslimischer Zigeuner aus dem Moravagebiet in
Serbien.
159
voll Geld geben. Der Diener nahm ihm die zwei Beutel ab und
ließ
ihn laufen.
Am dritten Tag, als der Diener kam, versteckte sich der Lieb-
haber im Schrank. Der Diener sagte zur Hausfrau, der Hausherr habe
ihn geschickt, den Schrank zu reinigen und wieder ergriff er ein
Scheit,
und begann jenen im Schrank damit zu schlagen. Der fing ihn zu
bitten an, er soll ihn nicht mehr schlagen, er werde ihm drei Beutel
geben und nie wieder kommen. Der Diener nahm ihn die drei Beutel
ab und ließ ihn ziehen.
Nach einigen Tagen sagte der Diener zum Herrn, er möge der
Frau mitteilen, daß er irgendwohin verreisen werde. Der Herr sagte
zur Frau, er ginge auf eine Reise, nahm Abschied von ihr und tat
scheinbar als reiste er ab- Sogleich ließ das Weib ihrem Buhlen die
*
Nachricht zukommen, er möge sich an diesem Abend bei ihr einfinden,
der Diener aber versteckte sich inzwischen unter dem Bett Als es
Abend geworden, verpaßte es das Weib und schlief ein, in später
Nachtstunde traf aber der Geliebte ein und pochte leise an die Tür
an. Als der Knecht das Pochen vernahm, erhob er sich, kam zur
Tür und sagte zum Liebhaber, indem er die Stimme der Frau nach-
ahmte, sie könne ihn nicht aufnehmen, denn der Ehegatte wäre zu
Hause, er möge aber durchs Türloch seinen Zumpt hindurchstecken,
damit sie ihn doch ein wenig liebkose. Der Chevalier zog den Zumpt
hindurch, der Knecht aber ergriff das Rasiermesser und schnitt ihm
den Zumpt ab, woran der Geliebte sofort verstarb. Der Bursche
steckte sodann den Zumpt in die Tasche, begab sich hinaus und be-
gann an die Tür zu schlagen. Das Weib hört das Gedresche und er-
hebt sich in der Meinung, der Chevalier schlage drauf los, damit sie
ihm öffne. Die Stimme des Chevaliers nachahmend sagte der Knecht
zu ihr, er könne diesen Abend nicht kommen, doch möge sie durch
das Loch ihre Zunge hindurchstecken, um ihn ein wenig damit zu
liebkosen (ihm den Zumpt belecken). Sie gehorchte ihm. steckte die
Zunge durch und er schnitt ihr sie mit dem Rasiermesser ab, so daß
sie nicht mehr reden konnte. Hierauf meldete er dem Hausherrn, was
er getan und daß nunmehr seine Ehegattin felsmännisch rede. Hier-
auf gab ihm der Hausherr einen Beutel Geldes und sagte zu ihm, er
werde ihn noch besser belohnen, wenn er auch an den übrigen Buhlen
seiner Ehegattin Rache nehmen wollte.
Der erste Liebhaber war ein Töpfer. Der Bursche begab sich zu
diesem Töpfer und sagte zu ihm, er möge ihm einen Topf suchen, in
den er beide Hände hineinstecken könnte. Der Töpfer fand einen
І бо Erzählungen muslimischer Zigeuner aus dem Moravagebiet in
Serbien.
solchen Topf und steckte in ihn seine beiden Hände hinein, wie
er es
jedoch versuchte, sie herauszuziehen, vermochte er sie nicht heraus-
zuziehen. Da zog ihm der Knecht die Hosen herab, packte ihn zu-
sammen und vögelte ihn ab. — Der zweite Buhle war ein Branntwein-
händler, der mit Branntwein zu Pferde umherzog und ihn verkaufte.
Der Knecht traf ihn gerade, als er zu Pferde Branntwein zum Verkauf
führte und stellte sich ihm als ein Käufer vor, da möge er die
Brannt-
weinschläuche herabnehmen und ihn verkosten lassen. Der Brannt-
weinhändler hob sie herab. Der Bursche öffnete den einen Schlauch,
kostete davon und gab den so geöffneten Schlauch dem Branntwein-
händler, damit er ihn ein wenig halte, bis er vom anderen probiert
habe. Er öffnete auch den zweiten Schlauch, verkostete den Brannt-
wein und gab auch den zweiten Schlauch dem Branntweinhändler, da-
mit er ihn ein wenig halte, bis er vom dritten gekostet. Als er auch
den dritten geöffnet, steckte er ihm ihn so offen zwischen die
Zähne, da-
mit er ihn halte, bis er vom vierten versucht haben werde. Auf diese
Weise konnte sich der Branntweinhändler nicht einmal mucksen, wollte
er nicht die offenen Schläuche verschütten. Hierauf packte ihn der
Bursche an, vögelte ihn ab und ließ ihn stehen. — Der dritte Buhle
war ein Pferdetäuscher, der Pferde verkaufte. Der Diener holte ifon
am Abend ein und bat ihn, er möge ihm ein Pferd zum Reiten geben.
Der gab jedoch keines her. Da nahm der Diener einen Toten aus
dem Grab heraus und setzte ihn aufs Pferd hinauf. Als sich der
Pferde-
täuscher umsah, erblickte er auf seinem Pferde einen Mann und ver-
setzte ihm mit dem Stock einen Streich, der Tote aber fiel zu Boden.
Da kam der Diener plötzlich dazugerannt und erhob ein Geschrei,
weil er ihm den Bruder getötet und verlangte als Ersatz zwei Pferde.
Der Pferdetäuscher gab ihm zwei Pferde und der verkaufte sie
sogleich.
Hernach begab sich der Diener in einen Sumpf und wälzte sich in
den Schlamm hinein. Indessen gingen an ihm jener Töpfer, der Brannt-
weinhändler und der Pferdehändler vorbei, die sich aufgemacht
hatten,
um ihn zu töten. Als sie ihn derart beschmutzt erblickten, fragten
sie ihn, warum er schmutzig sei. Er sagte zu ihnen, es wäre irgend-
ein Kerl vorbeigekommen, der hätte ihn gevögelt und in den Sumpf
hineingeworfen, so daß er ganz beschmutzt worden. Nach dem fahn-
den auch wir, sagten ihm jene und sie zogen alle miteinander weiter.
So gelangten sie in irgendeinen Han, um zu übernachten. Der Bursche
zog aus der Tasche Schafrauchfleisch und hub zu essen an. Sie
fragten
ihn, was er esse? Geräuchertes Schaffleisch, sagte er. — So gib auch
uns ein wenig davon. — Er zog aus der Tasche jenen Zumpt des
Erzählungen muslimischer Zigeuner aus dem Moravagebiet in
Serbien. j6l
Chevaliers und die Zunge der Hausfrau heraus und gab sie
ihnen.
Sie fingen zu essen an, konnten aber gar nichts loskriegen, weil es
so
sehnig war. Daselbst schlief im Han irgend ein Araber, dessen Zähne
glänzten. Er sagte zu ihnen: Dort habt ihr Feuer und legt es zum
Braten hin! Sie befolgten seinen Rat, er aber lief zu seinem Herrn
davon und erzählte ihm, wie er sich an allen gerächt und der be-
lohnte ihn und verheiratete ihn.
3. Ucena za devojku.
Posiao neki pasa svoga doglavnika da ide і da mu prosi za sina
devojku u drugoga paSe. Doglavnik pogje i na putu nagje coveka
gde leźi pod orahom i kurcem mlati orahe. Nazove mu Boga i upita
ga Sta radi. — Eto, mlatim orahe. — Bi li poSao sa mnom u svatove?
upita ga doglavnik. — Bih, zaSto ne? I onako nemam druga posła.
Doglavnik ga povede sa sobom. Kad su mało izmakli nagju coveka
gde leźi u recnom koritu i celu reku u usta svoja prima i pije.
Doglavnik mu nazove Boga i upita ga Sta radi. — Pijem vode, odgo-
vori mu onaj ćoyjek. — Bi li poSao sa mnom u svatove? — Bih, jer
i onako sedim besposlen. I doglavnik ga povede. Kad su doSli paSi
ćiju su kćer trebali da prose, każe mu doglavnik ćega radi su doSli.
— Daću vam svoju kćer da je vodite, ali najpre da mi nagjete coveka,
koji će za jednu noć odjebati ćetrdeset devojaka, pa u jutru sve da
rode po jedno dete. Doglavnik każe drugovima Sta paSa traźi, a onaj
Sto je kurcem mlatio orahe rekne: Pa to je najlakŚa stvar, ja ću to
lako ućiniti. Kad bi u veće on ugje megju ćetrdeset devojaka, sve ih
odjebe i svaka rodi muSko dete. Pa ne samo to, no njih je dvorila
paSina sluśkinja, pa on i nju pojebe pa i ona rodi. Kad paSa to vide
rekne, da je to lepo, ali im opet ne może dati kćer, dok ne nagju
coveka, koji će pojesti od jednom sve, Sto se u njegovom paSaluku
może spremiti i popiti reku vode. Każe to doglavnik svojoj druźini,
a onaj Sto je popio reku rekne, da će on to lako izvrSiti. PaSa na-
redi te se iz celog paśaluka donese jelo na jednu poljanu, a on pri-
sedne i sve pojede, pośle toga legnę u reku i svu njezinu vodu
ispije.
Pasa tada već nije imao kud, no dade svoju kćer doglavniku onoga
paSe i on je odvede svome pospodaru.
Der Gegenwert für ein Mädchen.
Einmal sandte ein Pascha seinen Adjutanten zu einem anderen
Pascha aus, damit er um die Hand von dessen Tochter für den Sohn
anhalte. Der Adjutant zog aus und traf auf dem Wege einen Mann,
Krauts, Antxopophyteia. 11. II
j 62 Erzählungen muslimischer Zigeuner aus dem
Moraragebiet in Serbien.
der da unter einem Nußbaum lag und mit dem Zumpt Nüsse
abschlug.
Er bot ihm Gott zum Gruß und fragte ihn, was er da treibe. — Da
sieh, ich schlage Nüsse herab. — Möchtest du mit mir ins Hochzeit-
geleite mitgehen? fragte ihn der Adjutant — Ja, warum denn nicht
1
Ich habe so wie so nichts sonst zu tun. — Der Adjutant führte ihn
mit sich. Als sie ein wenig weiter gekommen, trafen sie einen Mann,
der lag in einem Flußbett, fing den ganzen Fluß mit seinem Munde
auf und trank ihn aus. Der Adjutant bot ihm Gott zum Gruß und
fragte ihn, was er da mache. — Wasser trink ich, antwortete ihm
jener
Mann. — Möchtest du mit mir ins Hochzeitgeleite mitziehen? — Wohl,
denn auch ohnehin sitz ich da müßig! — Und der Adjutant führte
ihn mit
Als sie zum Pascha kamen, um dessen Tochter sie werben mußten,
sagte der Adjutant, weshalb sie erschienen wären. — Ich werde euch
meine Tochter geben, damit ihr sie heimfuhrt, doch vorher sollt ihr
mir einen Mann finden, der in einer Nacht vierzig Mädchen so ab-
vögelt, daß in der Früh jede ein Kind gebiert! — Der Adjutant
teilte seinen Gefährten mit, was der Pascha fordere und da sagte
jener,
der mit dem Zumpt die Nüsse abgeschlagen: Nun, das ist die leich-
teste Sache, ich werde das leicht vollbringen! — Als es zu Abend
war, trat er unter die vierzig Mädchen, vögelte sie alle ab und jede
gebar ein männliches Kind. Und nicht nur das, es wartete ihrer des
Pascha Dienerin und er vögelte auch sie ab und auch sie gebar. Als
der Pascha dies sah, sagte er, das wäre ja schön, doch könne er
ihnen
die Tochter doch nicht geben, ehe sie nicht einen Mann fanden, der
auf einem Sitz alles aufessen würde, was man in seinem Paschalyk
auf-
treiben könnte und dazu einen Fluß voll Wasser austrinken. Sagt das
der Adjutant seiner Gesellschaft und jener, so da den Fluß ausge-
trunken, bemerkte, das werde er leicht vollbringen. Der Pascha
befahl,
das Essen aus dem ganzen Paschalyk solle man auf ein Feld hin-
schaffen und der setzte sich dazu hin und aß alles bei Putz und
Stengel auf, darnach legte er sich in den Fluß hinein und soff das
ganze Wasser daraus aus. Alsdann wußte der Pascha keinen Ausweg
mehr, sondern übergab seine Tochter dem Adjutanten und der führte
sie zu seinem Herrn heim.
4. Paśina kćl i kurati covek.
Imao neki pasa alovitu devojku, koja kad pisa toliko mokraće
izagje, da bi na njoj mogla mleti vodenica sa devet vitlova. Niko
nije
smeo da je prosi za zenu, te pasa naredi doglavniku, da ide po pasa-
Erzählungen moslimischer Zigeuner aus dem Moravagebiet in
Serbien.
luku, da mu traźi kuratog zeta, koji bi bio prema njegovoj
kćeri.
Doglavnik pogje i u jednoj planini nagje coveka gde kurcem mlati
iir sa drveca. Doglavnik mu rekne: Hajde da budeS paśin zet, on
ima kćer koja kad pisa mogu devet vitlova mleti. — Nije to za mené,
to je za mog brata, odgovori covek. Gde ti je brat? upita doglavnik.
— Idi mało dalje, pa ćeS ga naci. Doglavnik pogje i nagje coveka,
koji kad udari kurcem, odmah svali drva sa 40 kola. Doglavnik
mu
nazove boga i pozove ga da bude paSin zet, jer paSina kći ima pićku
taman za njegov kurac. — Nije to za mené, rekne covek, no za mog
brata. — A gde ti je brat? — Pogji mało dalje, pa ćeS ga naćl
Doglavnik pogje dalje i nagje coveka gde je kurcem opasao celu pia-
ninu i joS je preteklo. — Doglavnik mu nazove Boga i ponudi mu da
bude paśin zet, kazavSi mu kakva je pićka u paSine kćeri. — Dobro,
rekne covek, no idi i kau paSi, da poślje sva kola iz svoje varoSi
da
mi kurac odvezu do paSinog dvora, jer ga sam ne mogu odneti
Doglavnik se vrati i każe paSi Sta je naSao. Pasa onda naredi da se
spreme sva kola iz varoSi i tako se spremi 40 kola, pa sva
otidnu po
kurac onoga coveka. Kad tamo budu, natovare kurac na kola, ali
Ірак nije mogao stati, te se velildm delom vukao po zemljL Putem
dok se kurac po zemlji vukao jeli su psi sve ono, Sto nije bilo na
kolima. Onaj se covek venca sa paSinom kćeri i legnu da spavaju.
Kad je onaj odjeba upita je, da li joj je dosta. — Dobro je, samo da
ti je kurac mało duzi! — Bio je duzi, ali ga putem psi pojedoSe, jer
nije bilo viSe kola, te se vukao po zemlji, odgovori covek. — Na to
će devojka: Proldet bio moj otac, Sto se ne potrudi, da nagje joS
koja
kola, no tako krasan kurac iskvaril
' Des Paschas Tochter und der bezumptete Mann,
Ein Pascha hatte eine Tochter, so einen Drachen, aus der, wenn
sie pißte, soviel Brunzerich herausfloß, daß darauf eine Wassermühle
mit neun Mühlrädern hätte mahlen können. Niemand getraute sich,
sie zum Weibe zu begehren und da befahl der Pascha seinem Adju-
tanten, er soll im Paschalyk umherziehen, um ihm einen bezumpteten
Eidam zu finden, der für seine Tochter angemessen wäre. Der Adju-
tant machte sich auf den Weg und in einem Hochwaldgebirge traf er
einen Mann an, der mit seinem Zumpte die Eicheln von den Bäumen
herabschlug. Zu ihm sprach der Adjutant: Komm, sollst des Paschas
Eidam werden; der hat eine Tochter, wenn sie pißt, können neun
Mühlräder mahlen 1 — Das ist nichts für mich, das ist für
meinen
Bruder, antwortete der Mann. — Wo weilt dein Bruder? fragte
der
u*
Erzählungen muslimischer Zigeuner aus dem Moravagebiet in
Serbien.
Adjutant — Geh ein bischen weiter fort und du wirst ihn
finden. —
Der Adjutant zog weiter und traf einen Mann, der, wenn er mit dem
Zumpt daraufhaut, sogleich das Holz von vierzig Wägen herunterwälzt
Der Adjutant ruft ihm Gott zum Gruß zu und lädt ihn ein, des Paschas
Eidam zu werden, denn des Paschas Tochter habe eine Voz, die just
für seinen Zumpt passen tat — Das ist nichts fur mich, sagte der
Mann, sondern für meinen Bruder. — Und wo weilt dir dein Bruder?
— Geh ein wenig weiter fort und du wirst ihn finden! — Der Adjutant
zog weiter und stieß auf einen Mann, der mit seinem Zumpte das
ganze Hochgebirge umgürtet hielt und noch war ein Stück darüber
übrig. Der Adjutant bot ihm Gott zum Gruß und trug ihm an, des
Paschas Eidam zu werden, indem er ihm eröffnete, von was für Art
die Voz des Paschas Tochter wäre. — Gut, sagte der Mann, doch geh
und meld dem Pascha, er soll aus seiner Stadt alle Wägen
herschicken,
damit sie mir den Zumpt an des Paschas Hof hinfahren, denn ich
allein kann ihn nicht hintragen. — Der Adjutant kehrte heim und be-
richtete dem Pascha, was er gefunden. Hierauf ordnete der Pascha
an, daß aus der Stadt sämtliche Wägen fertig gehalten werden sollen
und so rüstete man ihrer vierzig Wägen und alle fuhren ab um den
Zumpt jenes Mannes abzuholen. Dort angelangt, luden sie den Zumpt
auf die Wägen auf, aber er konnte dennoch nicht darauf untergebracht
werden und er schleifte mit einem großen Teile auf der Erde nach.
Auf dem Wege, während der Zumpt auf der Erde hinschleifte, fraßen
die Hunde alle das auf, was nicht auf den Wägen lag. Jener Mann
vermählte sich mit des Paschas Tochter und sie legten sich nieder
schlafen. Nachdem sie jener abgevögelt, fragte er sie, ob sie
befriedigt
sei. — Gut ists schon, nur sollte dir der Zumpt etwas länger sein! —
Er war Jänger, doch auf dem Herwege haben ihn die Hunde ab-
gefressen, denn es waren nicht mehr Wägen da und so schleifte er
auf den Erdboden nach, antwortete der Mann. — Darauf das Mädchen:
Verflucht soll mein Vater sein, hat er sich denn nicht um noch einen
und den anderen Wagen bemühen können, sondern verschandelte so
einen herrlichen Zumpt!
5. Slepljeni jebaći.
Bio neki covek ćija se źena kurvala, pa bi uvek sa svojim
miłoś-
nikom pojela najbolji deo rućka, a muźu bi ostavljala ono Sto je
najgore. Ćudio se covek ovome, pa će najzad upitati ienu o tome,
ali ona rekne, da mu kuva onako, kako on donese. Najzad se on
pożali svome komśiji od dućana i on mu rekne da mora biti da źena
Erzählungen moslimischer Zigeuner aus dem Moraragebiet in
Serbien. 165
pojede sa miłośnikom ono Sto je dobro i da mu jednu travu da
je
baci u lonac, pa ko god pomisli iii rekne Sto o jebanju odmah će se
slepiti za onoga s kim misli da se jebe iii na koga misli. Ćovek
pos-
luśa komSiju, uzme onu travu i mętne je u lonac. Drugoga dana
dogje
*
Svaler njegovoj żeni i ćim se uhvatiSe da se jebu nisu mogli
da se
rastave, već su se ślepili jedno za drugo. U to naigje jedna komśika
da potraźi sito da proseje braSno. Kad vide komSinicu slepljenu sa
Svalerom rekne: Pa vi se jebetel No ćim ona to rekne odmah se i
ona zalepi za njih. U to svrati neki Turćin u kucu, da uzme źara u
lulu, pa kad vide ove slepljene reće: Pa vi se jebete! Ali ćim to
rekne i on se zalepi za njih. Kad dogje muz on zateće citavu gomilu
pa zapita: Sto je to? Turćin rekne, da je svratio samo da zapali
lulu
pa se slepio. — Odlepi se, rekne covek i on se odlepi i otidne. Kom-
śika rekne da je doSla po sito pa se zalepiła. — Odlepi se, rekne
covek
i ona se odlepi i ode kuci. — Śta ćeś ti? upita covek żeninog
svalera.
Ovaj ne imade kud, već prizna sve. — Ko je za to kriv? upita covek.
— Tvoja źena, rekne Svaler, ona me je zvala i naućila da iskopam
rupu izmegju moje i tvoje kuce i da se kroz nju provlacim i k njoj
dolazim. Covek onda poseće zenu, a Svaleru rekne: Ti nisi kriv,
trebalo bi da te pustim, ali da ne bih odgovarao na onom svetu Sto
te nisam kaznio, Sto si mi jebavao zenu, evo ću te samo mało nożem
raniti, pa ga nożem zaseće po ruci i pusti. UverivSi se covek, kakve
su żene, zavetuje se (ućini tibe), da se viSe nikad ne će żeniti.
Die aneinander geklebten Vogler.
Es war einmal ein Mann, dessen Weib herumluderte und sie
pflegte immer mit ihrem Schatz den besten Teil des Mahles
aufzuessen,
dem Ehegatten aber das allerschlechteste zu überlassen. Darob ver-
wunderte sich der Mann und befragte schließlich hierüber das Weib,
doch sie erwiderte, sie koche so, wie er es herschaffe. Endlich be-
klagte er sich seinem Geschäftladennachbar und der sagte ihm, es
dürfte wohl geschehen, daß das Weib mit ihrem Herzliebsten das Gute
wegesse, und er gab ihm ein Kraut, das soll er in den Topf hinein-
werfen und wer da immer an das Vögeln denkt oder davon etwas
spricht, werde auf der Stelle an jenen ankleben, mit dem er zu
vögeln
glaubt oder an den er denkt.
Der Mann befolgte des Nachbarn Rat, nahm jenes Kraut und tat
es in den Topf hinein. Am anderen Tage kam zu seinem Weibe ihr
Chevalier und kaum hatten sie sich zum Vögeln angefaßt, konnten
166 Erzählungen muslimischer Zigeuner aas dem Moraragebiet in
Serbien.
sie nicht mehr von einander los, sondern klebten eines am
anderen
fest an. Inzwischen kam zufällig eine Nachbarin herbei, um das Sieb
zum Mehlsieben auszuleihen und als sie die Nachbarin mit ihrem
Chevalier zusammengeklebt sah, sagte sie: Potz Blitz, ihr vögelt ja!
— Kaum war ihr das Wort über die Lippen, schon klebte
auch sie
an ihnen an. Inzwischen kehrte irgend ein Türke ins Haus ein, um
eine Kohlenglut in seine Pfeife zu legen und als er die Leutchen so
aneinander geklebt erblickte, sagte er: Der tausend, ihr vögelt ja!
—
Kaum jedoch hatte er das gesagt, klebte auch er an ihnen fest
Als der Ehegatte heim kam, überraschte er einen ganzen Haufen
und fragte: Ja, was ist das? — Der Türke sagte, er wäre eingekehrt,
bloß um seine Pfeife in Feuer zu stecken und wäre angeklebt worden.
Kleb dich los! sagte der Mann und er klebte sich los und ging seines
Weges. Die Nachbarin sagte, sie wäre ums Sieb gekommen und wäre
angeklebt worden. — Kleb dich los! sagte der Mann und sie klebte
sich los und ging heim. — Was machst du da? fragte der Mann seines
Weibes Buhlen. Der hatte keine Ausflucht, sondern gestand alles ein
— Wer trägt daran die Schuld ? fragte der Mann. — Dein
Weib, sagte
der Chevalier, sie hat mich gerufen und mich angelernt, zwischen
meinem und deinem Hause ein Loch auszugraben und mich hindurch-
zuziehen und sie zu besuchen. — Hierauf säbelte der Mann sein Weib
nieder, zum Chevalier aber sagte er: Dich trifft keine Schuld, ich
sollte
dich freilassen, doch, um mich nicht auf jener Welt verantworten zu
müssen, daß ich dich nicht dafür bestraft habe, weil du mein Weib
gevögelt hast, will ich dich da nur ein wenig mit dem Messer ver-
wunden! — Und er schnitt ihm eine Wunde in die Hand ein und
ließ ihn in Frieden ziehen. Nachdem sich der Mann derart überzeugt
hatte, wie die Weiber beschaffen sind, gelobte er (tat er ein
Gelübde),
sich nie wieder zu verheiraten.
6. Covek sa dva kurca.
Nekakav ciganin kovac tvrdio je da mu je komśinica kurva, a
źena mu nikako nije verovala. — Dobro, Zeno, kad mi ne verujeS, a
ti me zovi „covece sa dva kurca" tako da bi ona ćula, pa ces se
uveriti. Źena posluśa muza pa ga poćne tako zvati. Ćuje to kom-
śinica pa dogje da joj kovac neśto iskuje, ali da mu ona duva u
mehove dok on kuje. Dok je on kovao upita ga ona, da li istina ima
dva kurca. — Imam, rekne on. — A mogu li ih videti? upita ona. —
Możeś, ali da platiś ioo grosa. Ona pristane i on kako je nosio ćak-
Erz&hlungen muslimischer Zigeuner aus dem Moravagebiet in
Serbien. 167
Sire izvadi kurac kroz levu rkmaću, pa joj ga pokaże. Za tim
namaże
kurac sitnim ugljem, pa joj ga pokaże kroz desnu rkmaću. — Zaito ti
je onaj kurac erven, a ovaj ern? upita ona. — Zato Sto onim radim,
a ovim drugim ne radim pa je zargjao. — HoćeS li da me jebeś onim
prvim? — Hoću, ali da mi platiś 100 groSa. — Platiću ti,
rekne ona.
Za tim otidnu u vrbak, a Ciganin uzme papriku, pa joj mętne u pićku.
Ćim ona oseti ljuto, skoĆi pa pobegne u reku, da se hladL Tri dana
je sedela u reci, dok se obladila, pa onda otidne ciganinovoj żeni i
rekne: Kako jebe tvoj muż, kad je onako ljuto? — To je samo prvi
put, rekne źena, a pośle biva siatko. Kurvi to bude po volji pa
zovne
kovaca u svoju sobu, da je ponovo jebe. On joj onda veźe nogę za
tavansku gredu i lepo je pojebe. — Za tim otidne i każe żeni, kako
je
komSika u istini kurva.
Der zweizümptige Mann.
Irgendein Zigeunerschmied behauptete, seine Nachbarin wäre
eine
Hure, seine Ehegattin mochte es ihm aber um keinen Preis glauben.
— Gut, Weib, wenn Du mir nicht glaubst, so ruf mich
,zweizümptiger
Mann' an, so daß es jene hören soll und Du wirst Dich überzeugen.
— Das Weib gehorchte ihrem Manne und begann ihn so
anzurufen.
Das vernahm die Nachbarin und kam, damit ihr der Schmied irgend-
etwas schmiede, doch wolle sie ihm während er schmiedet mit den
Blasbälgen blasen. Während er schmiedete, befragte sie ihn, ob es
wahr wäre, daß er zwei Zumpte habe. — Habe sie, sagte er. — Und
kann ich sie sehen? fragte sie. — Kannst es, wenn du dafür hundert
Groschen zahlst 1 — Sie willigte ein und wie er so Hosen trug, zog
er
den Zumpt zum linken Latzschlitz hervor und zeigte ihn ihr. Hierauf
beschmierte er den Zumpt mit Kohlenstaub und zeigte ihr ihn zum
rechten Latzschlitz. —Warum ist dir jener Zumpt rot, der aber
schwarz?
fragte sie ? — Darum, weil ich mit jenem tätig bin, mit diesem
zweiten
werkle ich nicht und so ist er eingerostet — Magst du mich mit jenem
ersten vögeln? — Gern, doch sollst du mir dafür hundert Groschen
bezahlen 1 — Werde dir bezahlen, sagte sie. Hierauf gingen sie ins
Weidengebüsch, der Zigeuner aber nahm eine Paprika und schob sie
ihr in die Voz hinein. Kaum verspürte sie die Schärfe, sprang sie
auf
und floh in den Fluß hinein, um sich abzukühlen. Drei Tage lang
saß sie im Fluß, bis sie sich abgekühlt hatte und dann begab sie
sich
zu des Zigeuners Weib und sagte: Wie vögelt dein Mann, wenn es so
scharf ist? — Das ist nur zum erstenmal, später aber schmeckt es
168 Erzählungen muslimischer Zigeuner aus dem
Moravagebiet in Serbien.
süß. — Der Hure war das genehm und sie rief den Schmied in
ihre
Stube hinein, damit er sie neuerlich vögle. Da bindet er ihr die
Beine
an den Bodenbalken an und vögelt sie schön durch. Sodann ent-
fernte er sich und sagte zu seinem Weibe, wie die Nachbarin tat-
sächlich eine Hure wäre.
7. Dobro negovani kurac nagragjxye.
Büa dvanaestorica brace, pa otiśli u drugu varos da traże rad.
Kad tamo dogju jedanaestorica rade, a dvanaesti ne će niśta da radi,
no samo maże kurac zejtinom. Braća ga stanu grditi śto ne radi, već
se samo brine o kurcu, a on im rekne: Nemojte me grditi, jer će biti
vremena, kad će vas ovaj kurac hraniti. — Od jednom nestane rada
i braća se nagju u cudu. Onda onaj Sto se samo o kurcu brinuo
uzme devet kobüa pa jednu uzjaśe, a ostale po tera i ode u drugu
varoS. Tu spazi na prozoru jednu bulu. pa vikne kobilama: Gji, jebem
vas svih devetl — Ćuje to buła pa ga zovne i upita: Możeś li jebati
devet puta? — Mogu, rekne onaj. — Ako możeś, rekne ona, nato-
varicu ti svih devet kobila sa braśnom, a ako ne możeś uzeću ti sve
kobile. On pristane, otidne njoj i pojebe je za jednu noć devet
puta.
U jutru trażi on braŚno a ona mu rekne: Imam ja jednu kćer, pa da
spavas izmegju nas i ako nas cele noći ne dirneś daćemo ti braśna,
a ako nas pojebes uzećemo ti sve kobile. On uzme kanap pa zaveze
kurac za butinu i legnę izmegju njih. Oko pola noći poće devojka
da ga dira, ali se on ne mice. Najzad ona ga pipne za kurac i kad
vide da je vezan, ona ga odreśi. Ćim ga odreśi on je uhvati i
odjebe.
Kad u jutru on trażi braśno, a one mu ne daju, jer je jebao. On
otidne u sud pa ih tużi sudu govoreci: Ja sam vezao konja izmegju
dve njive, a devojka ova odreśila konja te uśao u njenu njivu. Jesam
li ja za to kriv? — Sud rekne: Nisi ti kriv, no devojka i ona sama
treba da snosi Stetu. — Pośle takve presude on dobije devet tovara
braśna i odnese braci, te ih ishrani.
Ein gut gepflegter Zumpt lohnt sich.
Es waren ihrer zwölf Brüder und die begaben sich in die andere
Stadt, um Arbeit zu suchen. Als sie dort eintrafen, widmeten sich
ihrer elf der Arbeit, der zwölfte aber mag keine Arbeit angreifen,
sondern schmiert nur den Zumpt mit Öl ein. Die Brüder hüben ihn
zu schmähen an, weil er nicht arbeite, sondern sich nur um den Zumpt
sorge, er aber sagte zu ihnen: ,Hört mich auf zu schmähen, denn es
Erzählungen muslimischer Zigeuner aus dem Moravagebiet in
Serbien. 169
wird die Zeit kommen, wo euch dieser Zumpt ernähren wird! —
Auf
einmal gab es keine Arbeit mehr und die Brüder gerieten darüber in
Verwunderung. Da nahm jener, der sich nur um den Zumpt be-
kümmerte, neun Stuten, schwang sich auf eine hinauf, trieb die
übrigen
vor sich her und begab sich in die andere Stadt. Hier gewahrte er
an einem Fenster eine Türkenfrau und rief den Stuten zu: Hü! ich
vögle euch alle neun! — Das vernahm die Türkenfrau, rief ihn herbei
und fragte ihn: Kannst du neunmal vögeln? — Kann ich, sagte er. —
Wenn du es kannst, sagte sie, werde ich dir alle neun Stuten mit
Mehl beladen, kannst du es aber nicht, so werde ich dir alle Stuten
wegnehmen! — Er war einverstanden, begab sich zu ihr und vögelte
sie in einer Nacht neunmal durch. In der Früh verlangt er das Mehl,
sie
aber spricht zu ihm: Ich habe eine Tochter und du sollst zwischen
uns schlafen und wenn du uns die ganze Nacht über nicht anrührst,
werden wir dir Mehl geben, vögelst du uns aber durch, werden wir
dir alle Stuten wegnehmen.
Er nahm eine Spagatschnur, band den Zumpt an den Schinken
fest an und legte sich mitten zwischen beide nieder. Um Mitternacht
herum begann ihn das Mädchen zu betasten, doch er muckst sich nicht.
Endlich tastete sie ihm auf den Zumpt hin und als sie merkte, daß er
gefesselt ist, band sie ihn los. Kaum hatte sie ihn losgebunden,
packte
er sie und vögelte sie ab.
Als der Morgen da war, fordert er das Mehl ein, sie aber ver-
weigern es ihm, weil er gevögelt hat Er verfugt sich zu Gericht und
erhob wider sie Klage, indem er dem Gericht angab: Ich band mein
Roß zwischen zwei Wiesen an, dies Mädchen aber löste das Roß von
der Fessel und es geriet in ihre Wiese hinein. Trifft mich da eine
Schuld? — Das Gericht sprach: Du bist ohne Schuld, sondern das
Mädchen hat es zu verantworten und sie allein hat den Schaden da-
von zu tragen. — Nach einem solchen Urteil bekam er seine neun
Mehlladungen und schaffte sie zu seinen Brüdern hin, denen er damit
über die Zeit der schweren Not hinweghalf.
8. Opklada za braäno.
Neki covek otidne jednoj udovici i zatrażi da mu proda malo
braSna. — Prodaću ti, rekne ona, all da omlatiś 18 oraha і
svi da budu
zdravi. On pristane da omlati, ali kakvi ispadnu. I źena pristane і
on omlati 17 zdravih i jedan śupalj. Źena se usprotivi da mu
dade
braśna, no da ućine drugu pogodbu. Ako joj izbroji dlake na pićki
170 Erzählungen muslimischer Zigeuner aus dem Moravagebiet in
Serbien.
daće mu braśna, a ako ne izbroji ne će mu dati. On pristane i
ona
legnę i on poće brojati. Ćim izbroji stotinu on je veźe u snopie,
tako
i drugu stotinu i tako redom. Kad mu je ostało joS oko 50—60
diaka,
źena prdne i svi se snopići pokvare. On je tuii sudu, da su pogo-
dili da joj izbroji ovee i kad je sve izbrojao i ostało mu joS
50—60
komada, ona opali top i ovee se poplaśe i izmeśaju, koje za to
kriv?
Sud nagje da je źena kriva, te mu morade dati braśna.
Die Mehlwette.
Ein Mann begab sich zu einer Witwe und verlangte von ihr, sie
möchte ihm ein wenig Mehl verkaufen. — Ich werde dir eines ver-
kaufen, sagte sie, doch sollst du vorher achtzehn Nüsse
herabschlagen
und alle sollen gesund sein! — Er willigte ein, sie herabzuschlagen,
doch mögen sie sein wie immer. Auch das Weib willigte darauf ein
und er schlug siebenzehn gesunde und eine taube Nuß herab. Das
Weib widersetzte sich, ihm das Mehl zu gewähren, schlug ihm jedoch
das Eingehen einer anderen Bedingung vor. Wenn er ihr die Haare
auf der Voz abzähle, werde sie ihm Mehl geben, zähle er sie aber
nicht ab, werde sie ihm keines geben. Er war damit einverstanden
und sie legte sich nieder und er hub zu zählen an. Sobald er hundert
abgezählt, bindet er sie zu einem Garblein, also auch das zweite
hundert
und so der Reihe nach. Als ihm noch beiläufig 50—60 Haare
übrig
blieben, farzte das Weib und alle Garblein fuhren durcheinander. Er
beklagte sie vor Gericht, sie hätten vereinbart, daß er ihre Schafe
ab-
zählen soll und als er alle abgezählt und ihm noch 50—60
Stück übrig
geblieben waren, schoß sie aus einer Kanone und alle die Schafe er-
schraken und mengten sich durcheinander. Wer trägt die Schuld
daran? — Das Gericht befand, daß das Weib die Schuld daran treffe
und so mußte sie ihm das Mehl geben.
9. Kako je baba ispravila krivu picku.
Neki momak bacio oko na jednu devojku, ali niti je smeo, da
joj
potraźi pićke, niti je imao prilike, gde bi je odjebao. Najzad on se
potuźi jednoj babi. Baba mu rekne: Daj ti meni novaca, da ja napra-
vim rućak i da je pozovem na rućak pa ćeś je lako jebati. — Momak
da babi novaca te ona napravi rućak i pozove devojku na rućak.
Toga dana dogje babinoj kuci i onaj momak i baba ga sakrije.
Kad dogje i devojka, baba joj reće: Cerko, pre no Sto rućamo, molim
Erzählungen muslimischer Zigeuner aus dem Moravagebiet in
Serbien. jyi
te popni se na tavan i skini babi mało grana od metla, ja sam
stara
pa ne mogu da se popnem. — Devojka je posluśa i popne se na
tavan. Dok se ona pela i slddala, gledala je baba odozdo pa joj tek
kao ćudeći se reće: Ju, cerko, ta ti imaś krivu pićku! Ti se ne
moźeś
udati! — Devojka stane plakati a baba je poćne teśiti, da se ne
boji,
sve će to baba ispraviti. Onda poślje devojku, da kupi struk praza
luka i mało zejtina. Baba kao bajagi oljuśti onaj struk luka izvadi
mu
srz pa onda rekne devojci da legnę. Kad ona leże, baba joj pokrije
suknjom осі i zovne momka. Momak joj ugje megju nogę i poćne
polako jebati i odjebe je. Pośto je odjebe opef se sakrije a baba
upita devojku, kako joj je bilo. — Dok si mi uterivala luk, vrlo me
je bolelo, ali kad si zasipala zejtin, bilo mi je tako dobro, da
nisam
znała gde sam!
(Vgl. die herzogländische und die bosnische Fassungen." —
Anthrop. I. Nr. 275 u. 276.)
Wie die Vettel eine schiefe Voz eingerenkt hat.
Ein gewisser Bursche warf ein Aug auf ein Mädchen, doch weder
hatte er den Mut, von ihr Voz zu verlangen, noch fand er eine Ge-
legenheit, wo er sie hätte abvögeln können. Endlich klagte er sein
Leid einer Vettel. Die Vettel sagte zu ihm: Gib du mir Geld, damit
ich eine Mahlzeit bereite und da will ich dich zur Mahlzeit einladen
und dann kannst du sie leicht vögeln. — Der Bursche gab der Vettel
Geld, sie bereitete also ein Mahl und lud das Mädchen zum Mahl ein.
An diesem Tage kam auch jener Jüngling ins Haus der Vettel
und die Vettel versteckte ihn. Als auch das Mädchen eintraf, sagte
die Vettel zu ihr: Töchterlein, ehe wir uns ans Mahl machen, geh,
ich bitte dich, klimm auf den Boden hinauf und hol der Alten einige
Besenreiser herab; ich bin alt und kann nicht hinaufklettern. — Das
Mädchen gehorchte ihr und stieg auf den Boden hinauf. Während sie
hinaufklomm und die Reiser herabnahm, betrachtete die Vettel sie von
unten und sagte so wie nebenbei in Verwunderung zu ihr: Ach,
Töchterlein, du hast ja eine schiefe Voz, du kannst dich nicht ver-
heiraten! — Das Mädchen hub zu weinen an, die Vettel aber begann
sie zu trösten, sie möge ohne Furcht sein, alles das werde die Alte
einrenken. Hierauf schickte sie das Mädchen um ein Büschel Porre-
lauch und ein wenig Öl. Wie zum Schein schälte die Vettel jenes
Büschel Lauch ab und zog ihm das Herz heraus und hierauf hieß sie
Ij2 Erzählungen mosliroischer Zigeuner aus dem
Moravagebiet in Serbien.
das Mädchen sich niederzulegen. Als sie sich niedergelegt,
bedeckte
ihr die Vettel mit dem Kittel die Augen und rief den Burschen her-
bei. Der Bursche trat ihr zwischen die Beine und fing sachte zu
vögeln an und vögelte sie ab. Nachdem er sie abgevögelt hatte, ver-
barg er sich wiederum, die Vettel aber befragte das Mädchen, wie ihr
dabei zu Mute gewesen. — Während du den Lauch in mich ein-
ranntest, tat es mir sehr weh, doch als du das Öl einträufeltest, da
hat es mir so sehr wohlgetan, daß ich nicht wußte, wo ich bin!
Heanzische Schwanke.
Aufgezeichnet von J. R. Bunker in ödenburg.
Heanzen nennt man im engeren Sinne besonders die Deutschen
des westlichen an die Steiermark angrenzenden Teiles des Eisenburger
Komitates mit den Hauptorten Pinkafeld, Oberschützen, Bernstein,
Rechnitz und Güns. Die Deutschen der nördlich hiervon gelegenen
und an Niederösterreich angrenzenden Komitate Ödenburg, Wiesel-
burg und Preßburg sprechen mit den Deutschen des Eisenburger
Komitates denselben eigenartigen Dialekt, der sich insbesondere
durch
den Diphthong „ui" in Wörtern wie Kui, Krui, Pui, Muida, gmui (Kuh,
Krug, Bube, Mutter, genug) etc. auszeichnet und der der heanzische
Dialekt genannt wird. So werden denn nach dem Dialekte in weiterem
Sinne auch die Bewohner der Komitate Ödenburg, Wieselburg und
Preßburg Heanzen genannt und wohl mit Berechtigung in Hinsicht
auch auf ihre Abstammung, die zwar noch nicht klar gestellt ist,
aber
mit geringen Ausnahmen sicher auf einen gemeinsamen Ursprung
zurückzufuhren sein wird, als ein Volksstamm, der heanzische Volks-
stamm angesehen.
Der heanzische Dialekt hat Ähnlichkeit mit dem steierischen
Dialekt um Vorau und auch mit jenem in der Gegend von Sülm, am
meisten verwandt ist er aber mit der Mundart im
niederösterreichischen
Viertel unter dem Mannhardsberge, an das das Preßburger Komitat
im Westen anstößt K. J. Schröer hat an der Hand einer Sammlung
heanzischer Wörter unter dem Titel „Heanzen-Mundart" in Frommanns
Zeitschrift „Die deutschen Mundarten11, VI. Jahrg.,
Nördlingen 1859,
S. 21—33, 179—185, 330—348, den heanzischen Dialekt als
einen
bajuvarischen erklärt. Ich neige selbst mehr und mehr der Ansicht
zu, daß die Grundlage des heanzischen Volksstammes aus vorwiegend
bajuvarischen Elementen besteht, aber ich kann mich auch der anderen
Annahme nicht verschließen, daß der bajuvarische Grundstock in
früheren Jahrhunderten einen starken fränkischen Einschlag erhalten
haben muß, der die Ursache davon bildet, daß sich der heanzische
174
Heanxische Schwanke
Volksstamm nicht nur in bezug auf seine Mundart, sondern
besonders
auch in Hinsicht auf die körperlichen und geistigen Eigenschaften
seiner Angehörigen so stark sogar von den Bewohnern des nieder-
österreichischen Viertels unter dem Wienerwalde (Gegend südlich von
Wien über W.-Neustadt bis Aspang und Kirchschlag), mit denen der
heanzische Volksstamm seit Jahrhunderten gerade den regsten Verkehr
pflegt, unterscheidet Die Gründe, welche mich zu dieser Anschauung
drängen, hoffe ich demnächst an anderer Stelle dartun zu können.
Das Gesagte fand ich notwendig vorauszusetzen, um die Begriffe
Heanzen und heanzisch klarzustellen.
Einiges mag nun noch über die heanzischen Schwanke, die ich
im Nachstehenden mitteilen will, speziell gesagt werden. Die zehn
Nummern, welche hier folgen, sind meiner Sammlung von Schwänken,
Sagen und Märchen entnommen, die im ganzen 123 Nummern umfaßt
und die ich im Laufe von nahezu 10 Jahren sozusagen
ratenweise aus
dem Munde eines einzigen Mannes aufgezeichnet habe. Der Mann
heißt Tobias Kern, ist ein geborener Ödenburger, war etwa durch
40 Jahre städtischer Straßenkehrer und verbringt jetzt den
Abend
seines Lebens geistig noch frisch, aber körperlich fast gebrochen im
städtischen Versorgungshause. Kern wurde am 15. Dezember
1831
geboren, steht also jetzt in seinem 74. Jahre. All die
Erzählungen,
die sein umfassendes Gedächtnis treu bis auf den heutigen Tag
bewahrt, hat er auf dem Wege der mündlichen Überlieferung über-
kommen. Er genoß das Glück nicht, lesen und schreiben gelernt zu
haben. Die meisten Geschichten, wie er sie nennt, hat er von seinen
Großeltern gehört, viele von älteren befreundeten Leuten und eine
Anzahl von sechsunddreißig Stücken hörte er von Arbeitsgenossen zu
einer Zeit, als er in Theresienfeld bei W.-Neustadt in Arbeit stand,
erzählen. Diese Märchen, die also niederösterreichischen Ursprungs
sind, habe ich s. Z. (1897 und 1898) unter dem Titel
„Niederöster-
reichische Märchen" im III. und IV. Bd. der „Zeitschrift für öster-
reichische Volkskunde" (Wien) veröffentlicht Weitere fünfzehn Er-
zählungen fanden unter dem Titel „Heanzische Schwanke, Sagen und
Märchen*4 zur selben Zeit in der „Zeitschrift des Vereins
für Volks-
kunde" (Berlin) ihre Veröffentlichung. Ein Rest von sechzehn
Nummern,
die damals bereits niedergeschrieben waren, blieb unveröffentlicht
Hierzu zeichnete ich im Jahre 1900 noch weitere sechzehn
Stücke auf,
und in der Zeit von Weihnachten 1904 bis Ostern 1905
gelang es mir
schließlich auch noch das Letzte aus dem Märchenschatze des alten
Kern, bestehend aus 39 Nummern> niederzuschreiben. Zur Durch-
Heanzische Schwanke
175
fuhrung der letzten Arbeit erhielt ich von der kaiserl.
Akademie der
Wissenschaften in Wien eine Subvention, für welche der Akademie
auch auf diesem Wege mein wärmster Dank ausgesprochen sei. Unter
den zuletzt aufgezeichneten Erzählungen befinden sich auch jene zehn
Schwanke, die nachstehend folgen. Ihres erotischen Charakters wegen
können sie nicht mit den anderen gemeinschaftlich in einem Sammel-
bande, den ich in kurzer Zeit zu veröffentlichen gedenke, der
Öffent-
lichkeit übergeben werden. Zum Zwecke weiterer wissenschaftlicher
Ausnützung sollen sie nun in der „Anthropophyteia" abgedruckt
werden, dessen Begründer und Herausgeber wir es zu danken wissen,
daß nun bei strengstem Ausschlüsse der Öffentlichkeit auch die in-
timsten Äußerungen des Volksgeistes und Volkslebens gedruckt und
den Forscherkreisen zugänglich gemacht werden können.
Wie die ganze Sammlung, so habe ich auch die hier mitzuteilen-
den zehn Schwanke Wort fur Wort genau so niedergeschrieben, wie
sie mir von dem Erzähler in die Feder diktiert worden sind. Der
Dialekt, den Kern spricht, ist die Ödenburger Mundart, wie sie von
den untersten Schichten der Bevölkerung der Stadt gesprochen wird.
Die Ödenburger Mundart ist nicht mehr das reine Heanzische, wie es
in den umliegenden Dörfern und am unberührtesten wohl im Eisen-
burger Komitate gesprochen wird. Sie ist eben schon teilweise durch
die Umgangssprache des intelligenteren Teiles der städtischen Be-
wohnerschaft, die wohl auch nicht die hochdeutsche, sondern eine
vom steirisch-österreichischen Dialekt durchsetzte feinere Sprache
ist,
beeinflußt worden. Es mag darum nicht befremden, wenn neben rein
heanzischen Ausdrücken, wie „fluigt (fliegt), Fruistuck (Frühstück),
lassa* (lassen), earn (ihn, acc.), nëib'm saina' (neben ihm), Wâa't
(Wort),
graß (groß), Heafid'l (Hühnchen), Fua' (Feuer), âda' (aber)44
etc., dem
Erzähler dieselben Ausdrücke mit steirisch-österreichischem Klange,
wie „fliagt, Fruastuck, lâss'n, ihn, nëb'm earn, Wua't, grouss,
Hëind'l,
Faija', âwa', unterlaufen sind.
Zur Schreibung bemerke ich nur noch, daß â einen Mittellaut
zwischen a und o, ë einen Mittellaut zwischen e und ö, fi ein mouil-
liertes n andeutet und st und sp im Anlaute stets wie seht und schp
zu lesen sind.
1. Ta' nâckati Poust'n.
Та is' a Poust'n hearaußa' ta' Stâdt *) aï 'n Fëlt g'stândt'n.
Wâa'm
wâa' 's, unt nëib'm wâa' a Taicht Hiatz ziagt a' si' aus unt tuit
si' pâdna'
1) außerhalb der Stadt
176
Heanzische Schwanke.
tua't1). Ea' hât si* ni't waita' umg'schaut, unt
unta'teiß'n fôa't ta'
Këinich taha'.
Ea' springt glai' außa' nâckata'2), wia'ft sain
Iwa'schwung3) um
unt nimmpt sain G'wea'. Ta Këinich is' va'pai g'fâa'n4)
unt hât zan
Lâcha' aufig'fângt Hât 'n ЬиГп laß a'5), hât earn an
extras Zimma'
g'gëib'm, hât si1 wiedrum nâckat hinstëll'n meiß'n6)
mit saifi G'wea'.
Hât saini Minista und Genaral'n aifig'lâd'n za da' Tâf'l.
Nâch'n
Ëifi'n hât з! s' âlli z'sâmmgn'noumma', hât g'sâgt: .Këimt's
i* zâach'
Ëink wâs !' ï).
Ea' hât âwa* a' trai Techta'8) g'hâpt, tëi sain a'
mit aini g'gânga'
in tëis Zimma1, wou tea' Suldat is' g'wëin9).
Tea1 steht âwa1 wia-r-a
Stick'l Hulz *°), hât saifi G'wea' g'hâlt'n unt hât si' ni't g'ria't
Ea sâgt za saini trai Techta': ,Geht's hea' und schaut's Ëink
tëin
wâksana' Mann aun!'11)
Ті zwâa ölta'n12) sâg'n âwa': ,Pfui, pfui!'
Sain faa'tg'rëinnt
Ti jingsti is' âwa' schtain 'plieb'm,
.Wunda'pâa', wunda'pâa'l' sâgt si.
Hëib'm âlli zan lâcha'-r-aufi. Hiatz hâb'm s' g'seg'n, taß tëi
a
Jungfrau is' unt t' ânda'n ni't
Earn hât a zan Hauptmaun g'mâcht unt hât earn 's Va'tnistkraiz
g'gëib'm.
2. Ta» Këinich, tea' ni't hât lâcha1 kinna\
Es is' a Këinich g'wëin, tea' hât schaufi zwâafizich13)
Jâa' ni't lâcha'
kinna', wâa' halt âllewal va'zâgt1^) Sou hât a' gsâgt,
tea' 'n zan Lâcha'
pringt, kriagt a gânzas Fiascht'ntum.
Sou wâa' a Zugsfiara' pan Müllitea', tea sâgt zan Hauptmaufi,
ea'
sull earn saini Lait' gëib'm, taß ea' mit tëi schâffa' kaufi, ea*
wüll in
Këinich zan Lâcha' pringa'.
Hât a' s' kriagt 1*). Hât si' s' â'g'richt16) va'
tëin Tâch17).
In ânda'n Tâch meiß'n si si' ausziag'n nâcka't, unt hât s'
hinkum-
ma'tiat vâa' 'n Këinich saifia' Pua'gt18).
1) und er badet sich dort. 2) nackt. 3) Überschwung, der
Gürtel, an dem
der Säbel oder das Bajonett hängt. 4) vorbei gefahren. 5) hat ihn
holen lassen.
6) müssen. 7) Kommet, ich zeige Euch etwas. 8) Töchter. 9) gewesen.
10) wie
ein Stück (dim.) Holz. 11) schaut Euch den wachsenen (Mann
aus Wachs) an.
12) älteren. 13) zwanzig. 14) verzagt. 15) Er hat sie
bekommen. 16) abge-
richtet. 17) Tag. 18) vor die Burg des Königs.
Heanzische Schwanke.
177
; Та is1 in Këinich g'sâgt wâa'n, ea' sull
awischaufi Д tea' Mâufi is'
tâ, tea' n zan Lâcha' pringa' wüll.
Tâ Këinich schaut âwi pan Fëiflsta'.
Sou schrait tea' unt'n: „Hapt Acht! Rechts g schaut! — Kea't
Aich! Mit 'n Finga' in Âa'sch"*).
Sëi tâafi tëis allas, wâs a' sâgt
Ea' kumma'tia't waita': „Kea't Aich! — Mit 'n Finga' van
Âa'sch
in 's Maull" *)
Sou hât a' s' traimâl kumma'tia't.
Ta* Këinich hëipt âwa' glai' pan ea'scht'nmâl hellauf zan
lâcha*
aun unt hât sou vüll g'lâcht, taß a' ni't mea' hât kinna'. Saifi
Trau-
richkait hât a' va'lâa'n unt is' âllwal guit aufg'lëigt 'pliebm,
Ea' hât eam glai' a gânzas Fia'schfntum g'schëinkt, unt tëi
âchzig
Suldât'n hât a' a' sou guit4) peschëinkt, daß
s'lëib'mslëinglich6) hâb'm
a' kinna' graßi Hea'n saifi.
3. Ta» Këinich, tea' âllwal aufg'repazt •) hât.
Es wâa' a Këinich, tea' hât a G'schwistarakint *) g'hâpt unt
tea'
wâa' a'8) Këinich. Tea' is' zan ea'scht'n Këinich këimma'9),
hât 'n
p'sucht Pa da' Tâfi hât a' âwa' âllwal a trai, via'mâl aufg'repazt
Tëis hât halt in ea'scht'n Këinich ni't g'fâll'n. Hât si' schannia't
*°)
vâa' saini Genaral'n, taß saifi G'schwistarakint tëis tuit11).
Tâ steht amâ la Suidât vâa' n Këinich saina' Tia' a'f Poust'n.
Unt
wauft-a' hifig'gânga' r-is' vâa' da' Tia', hât аг-an Schaaß12)
lassa' unt
waufi a' hea'g'gânga'-r-is'j hât a' a' an Schaaß lassa'.
Ta' Këinich hât tëis g'hea't Hât sT 'n hul'n lassa'.
Sâgt ta' Këinich: „Waaßt tu ni't, daß ma' tëis ni't tâafi
tea'f aï
n Poust'n?"
Jâ", sâgt ta' Suidât, „i' iß viillKumisprât*3), unt
ta' kriach i'")
t' Wint tavoufi".
Sâgt ta' Këinich: „Unt kaufist tu imma' âan lassa'?4'
Sâgt ta' Suidât: „Ja Majestät".
„Guit", sâgt ta' Këinich, „sou wia-r-i' ti' âls General
aufiziag'n
lâss'n unt tu kimmpst za mia' za da' Tâf'l. Tâ sitzt a Këinich,
1) hinonterschauen. 2) Arsch. 3) Maul (Mund). 4) gut 5)
lebenslang.
6) Das mit Geräusch verbundene „Aufstoßen" der sich im Magen
entwickelnden Gase
durch den Mund nennt der Heanze „Aufrepaz'n". 7)
Geschwisterkind (Cousinj.
8) auch. 9) Der ist zum ersten (erstgenannten) König gekommen. 10)
geniert.
11) dies tut. 12) Furz. 13) тієї Kommisbrot. 14) ich kriege
(bekomme).
Krams, Anthropophyteia. П. 12
*
i78
Heanzische Schwanke
tea' âllwal an G'repaza* tuit Unt tâ läßt tu an-iad'smâl *) an
Schaaß
trauf".
Sou sain s' za da' Tâfl g'gânga', hâb'm s' g'spaist.
In-ага Wal2) macht tea Këinich an G'repaza',
wia-r-a' schaun
gmui'3) hât g'hâpt. Sou läßt tea' glai' an tichtinga'4)
Schaaß trauf.
Ta' Këinich, tea' âllwal g'repazt hât, schaut'n grißmechti'5)
aufi.
In-ara Wal trauf mâcht a' halt wied'rum an Grepaza', unt tea'
läßt halt a* glai' an Schaaß trauf. Ta' Këinich schaut 'n wied'rum
aufi.
's trittimâl sâgt tea Këinich za tëin General'n: „Sei
Schwaifi!"6)
,Jâ",. sâgt a' zan Këinich, „Sei sain ti greßti Schwaifi. Г
pifi
Schwaifi unta 'n Tich, unt Sëi saifi Schwaifi ouwa 'n Tisch. Tâ wia
tou'
i' nou' pëissa' saifi wia Sëi!"
Va' deara' Stunt aufi hât a' si' 's â'g'wëint, hât si' son
viill
g'schâmt7).
Tea' is' nâchteim General va'plieb'm*
4. Ті zwâa Hântwea'kspua'sch'n.
Es wâa'n zwâa Hântwea'kspua'sch'n, tëi saifi af t' Nâcht
af-a-r-a8)
Wia'tshaus këimma'. Unt nëib'm-an Wia'tshaus in tritt'n Haus is' a
Hâzat g'wëin9). Sou gainga' s' aini,0), sou
hâm t' Hâzatgëist grât 'tânzt
traifi11) pa da' Musi'12).
Tëi zwâa Hântwea'kspua'sch'n hâm si' tau fi ni13)
g'stöllt in a Wink%
hâm zuig schaut pis Mittinâcht, tâ hâm s' aufg'hea't
Nâcha' is Strâh aufg'sât wâa'n14) in da' Stub'm unt
wea' ni't is' fua't-
ggânga', hâm si si* af tëis Strâh nieda'g'lëigt, schâffa' glëigt.
Ta'
Praitigân unt t' Praut a'. Tëi zwâa Hântwea'kspua'sch'n lëig'n si'
âwa'
a' hifi, glai' nëib'm pa da' Tia', wou ma* in t' Kuch'l15)
kaufi gain.
Sou wia't ta' âafi va' tëi zwâa Hântwea'kspua'sch'n kummri16).
Ea'
geht außi in t'Kuch'l und spekalia't1 ^ um am Hea't, oub
niks iwri*
is' plieb'm. Sou kimmpt a' za-r-an Raifid'l18), tâ is'
lauta' Prat'l-
schmâlz19) traifi g'wëin. Ea' koust 's, hât earn recht
guit g'schmëickt
Ea' wiill saifi Kummarât'n20) a' wâs gëib'm
tavoufi. Ea' nimmpt
si a Hânt vull unt wiill eam's gëib'm21), ea' kimmpt âwa'
grât za da'
Praut ia'n Âa'sch hifi. Aufg'strâmpt22) wâa' s', wâa' ta'
Âa'sch frai.
і) ein jedesmal. 2) in einer Weile. $) genug. 4) tüchtigen
(kräftigen).
5) großmächtig (mit weitgeöffneten Augen) anstaune. 6) Sie Schwein.
7) geschämt
8) auf (in) ein. 9) ist eine Hochzeit gewesen. 10) So gehen sie
hinein. 11) drinnen.
12) Musik. 13) von dannen (abseits). 14) Nacher ist Stroh aufgesäet
(aufgestreut)
worden. 15) Küche. 16) hungerig. 17) spekuliert 18) Rein (dim., ein
Kas-
serol aus Ton). 19) Bratenfett. 20) Kamaraden. 2t) geben, 22) vom
Um-
herstrampeln mit den Füßen aufgedeckt, der Kleider entblößt
Heanzische Schwanke, іуд
i) Nimm, koste (versuche) dies. 2) blasen. 3) heiß. 4) schon.
5) Loch.
6) zeitlich (frühzeitig) am Morgen. 7) ehedem die (andern) munter
(wach) sind worden.
8) Das Hemd der bäuerlichen weiblichen Bevölkerung Westungarns
besteht häufig aus zwei
selbständigen Teilen, einem kamiśolartigen Oberteil, der nur bis
über den Nabel reicht,
und einem unterrockartigen Unterteil, der „Hemdstock" genannt wird. 9)
weil.
10) denen (diesen). Ii) jetzt. 12) (bis) in
diesen Ort 13) von Nöten.
14) Straßengraben. 15) hineingehockt 16) ein jeder hat
niedergelassen (einen
Hänfen Dreck) kappengroß (so groß wie eine Pelzmütze). 17)
mit dem Ankleiden.
18) Beliebt ist im Volke die Scherzfrage: Was ist ein Kerl? —
Antw.: Ein Kerl ist ein
Haufen Dreck.
Ea' sâgt: „Sëj\ koust tëis!" *) Unt schmîa't ia' tëis
Prat'lschmâlz
in Âa'sch aini.
Sou läßt si' grât an Scbâafi, wia-r-a' 's ia' aini g'schmiä't
hât
g'hâpt
„Wâs plâst2) as tëin, is' jâ eh' ni't hâafl" *).
Ea' geht um ti zwaiti Hântvull aussi unt is' zan ia' wied'rum
hifi*
këimma'. Wia-r-a' s ia' aini wülj schmia'n, hât s' grât in zwait'n
Schaaß lassa'.
„Г haufi ta' 's jâ eh' schaufi *) g'sâgt, 's is' ni't haaß".
Hât ia' 's ainig'schmia't wied'rum in's Lou'5).
T'HântweaTcspua'sch'n sain zaitli' in da1 Fria6)
fua't, eh' tëin tëi
munta' sain wâa'n7).
Jâ, tëi staingan-a' auf nâcha' in da' Fria ta' Praitigân unt
t'Praut,
sou is' âwa' ia' Âa'sch unt ta' Hëimatstouck8) vulla'
Schmälz.
Ta' Praitigân schaut's auft, sâgt: „Tu, tëis is' taifi StrâÇ
walst9)
tëinna*10) Hântwea'kspua'sch'n niks z' ëiss'n hast
g'gëib'm. Unt wâs
t' hitzt11) ëiss'n wia'st, wia'st 's gânzi Jâa' Schmälz
schaiß'n meiß'n.
5. Ті trai Musikant'n.
Es wâa'n trai Musikant'n und tëi saifi af an ânda'n Tâa'f
af-a-ra
Hâzat aifig'lâd'nt g'wëin. A Via't'lstunt hätt'n s' nou' g'hâpt in
tëis
Âa't12). Hiatz sâgt ta' ea'schti: „Â, mia' is' sou stâa'k
va-Net'n 1S), i' muiß
mi' nieda' sëitz'n".
Sou sâgt ta' zwaiti: „Г muiß a'".
Ta tritti: „J' a'".
Hâm si' âlli trai in Straßgrab'm 14) ainig'houckt1
&) unt hâm nieda'-
laß'n an-iada' kapp'ngraß*6).
Sëi saifi nâcha' âlli trai fia'ti' g'wëin mit 'n Aufilëig'n17).
Sou hëipt ta' ea'schti aufi: „Auweh, Kummarât'n, hiatz muiß i'
tëin âa'ma' Kea'l **) lieg'n lassa'".
12*
i8o
Heanzische Schwanke.
Hiatz hëib'm zan rea'n*) aufi âlli trai, kâana' hât saifi
Haufla' wöll'n
va'lâssa'.
Sâgt ta' ea'schti: „Mia' mâcha' eana' a Traua'musi'2),
eh' ma' faa't-
gainga', mea' kimmma' ni't tâafi.
Ta' âafi nimmpt saifi Klarinett, ta' zwaiti saifi Flich'lhâa'n
8) unt
ta' tritti śaifi Pumpa'taufi4) unt hëib'm zan plâs'n aufi
âlli trai.
Wia s' in pëist'n Plils'n saifi, kimmpt a' Grâf tahea' mit
sëiks
Rouß, mit Kutscha' unt Betinnt'n.
„Was mâchts tëinn eis trai tâ mitanânda' fiar-a Musi'?"
„Â Hea, es wâa' uns va' Net n, hiatz hâmma' meiß'n schaiß'n.
Unt hiatz sull'n ma' unsri Hauffa' tâ lieg'n lassa' gânz allâafi,
tëis geht
tou' ni't".
„Guit is', wal 's ëink sou lâat6) is', meißt's 'n
a' an-iada' frëiss'n,
sunst wea't 's ta'schouß'n".
An-iada' nimmpt glai' saifi Hânt unt schmia'n si' tëin Trëik6)
in
t'Gousch'n7) aini. An-iada' hât a' an Pâa't g'hâpt, sou
is' halt va'
tëin Sacha'8) a' in Pâa't wâs ріска' plieb'm9).
Zëija Guld'n 10) hât a' eana' nâchtëim g'gëib'm und
hât g'sâgt ta'
Grâf: „Geht's aini in tëis Âa't unt schwëimpt 's ëink10)
tëin Trëick a'".
Sëi këimma-r-âwa' eh' aufi tëis Haus aufi, wou tëi Hâzat wâa'.
Tâ is' eana' âwa' tea' Trëick schoufi aufipickt g'wëin wia-r-a
Raud'p12)
in Pâa't unt in t' Hant a'. Sou hâm s' as âlli ausg'lâcht, hâm
g'sâgt:
„Schaut's hea', wâs tëi fiar-an Fua'm13) hâb'ml"
Hâb'm eana' nâchtëim a Wâssa' g'gëib'm, taß si si' â'wâsch'n
hâm
kinna'. Hâb'm eana' nâchtëim z'ëiss'n unt z'tringa' g'gëib'm unt sëi
hâm nâchtëim Musi' g'mâcht t' gânzi Nâcht.
Traua'musi hâm s' âwa' kâafi mea' g'mâcht pan-ia'n Trëick.
6. Ta1 Vëig'lfânga' ").
Es wâa' a Vëig'lfânga', tea' hât schaufi zwâafizich Jâa' lâng
Vëigl
g'fânga'. Hiatz hât'n âwa' tëis Unglick trouffa', taß a' schaufi
trai
Woucha'15) kâafi Voug'l nit hât g'fângt Ea' nimmpt si 'in
saifi
Jâmma'*6) a StrickaP7) unt geht in Wâlt Ea'
richt't wiedrum
auf, ea' fingt âwa' wied'rum kâafi Voug'l pis Nâmittâch18).
Sou
i) röhren (weinen). 2) Tranermusik. 3)
Flügeihorn. 4) Bombardon.
5) leid. 6) Dreck 7) Gosche (Шиї). 8) von dieser Sache. 9) im
Barte
klebengeblieben. 10) zehn Gulden. 11) schwemmt Euch. 12) Räude. 13)
Fonn
(Unfonn, Unrat). 14) Vogelfanger. 15) drei Wochen. 16) in seinem
Jammer
(Elend). 17) Strick (dim). 18) Nachmittag.
Heanzische Schwanke
nimmpt a' tëis Strickal, tuit si1 's um in Hals
umma'1) wüll si' auf-
hëinka' in saifi Jâmma'. •
Sou kimmpt a kulrâb'mschwâa'za'2) Mëintsch tahea'.
Ea1 sâgt:
„Hält aufi! zan aufhëinka' lass' ta' nou' Zait J' waaß,taß tu kâafi
Voug'l
fängst Tu wia'st va' mâaring aufi vülli Vëig'l fänga' va' âlli
Gâttinga* в)>
a' Gultvëig'l, wou âafi Stuck wia't zwâafizich unt traißich Guld'n
koust'n unt a Raivëig'l4), wou âafi Fëida'n wia't zëija
Guld'n koust'n.
Âwa' tu muißt mia' unta' âafi Jâa' an Voug'l fânga', tëin i' nit
këion
unt tëin pringet ma' tâ hea'. Unt fängst tu kâafi, sou g'hea'st
maifi".
Tea' Schwâa'zi is fua't, unt ea' richt't giai' auf unt fängt
tëin Tâch
nou' an gânz'n Sâck vull tairi Vëig'l, graßi, tëi wâs ma' ëiss'n
kauft:
Rephëifid'l unt a' Fâssauna'. Ea' hât âlli Tâch sou viill g'fângt
unt
si, sain Waiw, hât s' am Plâtz5) va'kaft.
Unta* drai Via'tljâa' hâm s' schoufi a schaifis Hais'l6)
g'hâpt unt
finftaus'nt Guld'n in da' Spâa'kassa.
Wia 's Jâa' aus wâa', tâ hât a' âwa' schaufi a gânzi Kâmma'
vull
Fëida'n g'hâpt va* tëi Vëig'l, wâs a' g'fânga' unt g'rupft hât In
tëin
Tâch' wia 's Jâa' is' aus g'wëin, muiß si' saifi Weiw zaitli' in da'
Fria
nâckat auszuig'n unt ea' schmia't s1 in gânz'n Laip mit
'n Tea'patifi7)
aifi unt pickt s' mit lauta' Fëida'n aufi, taß ausg'schaut hât
wia-r-a
recht a graupats Hëifidl8), Ea' sëitzt s' am Schupkâan9)
auf unt
fîa't aussi in Wâlt auf tëis Platz'l10), wou s'
z'sâmmkëimma' hâm
mëiss'n.
Tea' Schwâa'zi kimmpt, unt saifi Waiw houckalt1
{) âls Voug'l af
ta' Ea't»2).
,;Wou hast tëin tu tëin Voug'l g'fânga'?"
„Van Wait is' a' außa' g'hupft13) unt і haufi-an
glai' ta'wischt ")".
„Ai", sâgt ta' Schwâa'zi, „an sou an Voug'l hau fi-i fraili'
nou' nit
g'seg'n. Âlli Vëig'l këinn i af ta' gânz'n Wëlt, nia' grâd tëin ni't
Kaufi tea* Voug'l fluig'n a'?"*0)
Si tuit ti Hëint van-ânda' unt wach'ltt6) mit ti
Hëint unt hupft
um unt hupft in t' Heh.
„Âwa' zwâa Louch hât tea' Vog'l iwaranânda' an sou an Voug'l
i) um den Hals herum. 2) kohlrabenschwarzer. 3) von
allen Gattungen,
4) Reiher. Es ist hier der Silberreiher gemeint, dessen
gesuchte, daher teure Federn
einen hervorragenden Schmuck der Kaipage ungarischer Magnaten und
auch jener der
ungarischen königl. Leibgarden bilden. 5) Marktplatz. 6) Häuschen.
7) Terpen-
tin. 8) wie ein Hühnchen mit recht wirrem Gefieder. 9) Schiebkarren.
10) Plätz-
chen. 11) hockt 12) auf der Erde. 13) herausgehüpft. 14) erwischt,
er-
hascht 1$) Kann der Vogel auch fliegen? 16) fächert
Heanzische Schwanke
haufi-i nou' ni't g'seg'n. Tëifi Glick is', taß tëin Voug'l
hast, sunst
hast main g'hea't. Tâ hât ta' Taif 1 's Recht va'lâan".
Is' fua't.
7. Ta' tummi Richta' *).
Es wâa' a Stuhlrichta' unt tea' hât in Richta' Befehl
g'gëib'm,
ea* sull pis zan Zëiat'n 2) ti Staja'3)
aifitraib'm. Hât earn tëis g'schrieb'm.
Hiatz kauri âwa* ta* Richta' tëis ni't lëis'n, hiatz huit a' ti
G'mainti4)
z'sâmm. Tëi hâb'm 's sëlwa' a' ni't lëis'n kinna'.
„Ah", sâgt ta' Wâchta'6), „i' waaß schaufi, wâs ta'
gnedichi6)
Hea' Stuhlrichta' wülL Ta' Hans'l hât ti Strâfi'ngrab'm aus'putzt
unt
hiatz wiill-a' zëija' Fua' Ta'n7), taß 's Viach ni't aini
kaufi, zan Aus-
stëicka'".
Ta' Richta' hât ti zëija' Fua' Ta'n hâcka' lassa* unt is' zan
Stuhl-
richta' hiflg'fâa'n tamit.
„Gnedicha Hea', g'strenga' Hea'8), ti zëija' Fua'
Ta'n hâw-i'
prâcht".
„Sei Nâa', sain S' g'schait!" hât a' g'sâgt.
„Г haufi jâ g'schrieb'm, ti Staija' sull'n S' aififia'n,
kâafii Ta'n".
Sâgt ta' Richta: „Та Wâchtmâasta' hât g'sâgt, Sëi wea'n s' zan
Grâb'm aifita'na'9) praucha' unt wëig'n tëin haufi-i' s'
hâcka' lassa'*.
„Tâ plaib'm Sëi a Nâa' mit sâmpt 'n Wâchtmâasta'", hât ta'
Stuhl-
richta' g'sâgt. „Am Suntâch10) wiar-i' außifäa'n. A sou
an tumma'
Richta' kaufi-i' ni't praucha, wia Sëi sain".
Wia-r-a' trauß'n wâa', ta' Stuhlrichta', is' a' in 's
Wia'tshaus aini-
g'fâa'n unt hât ti G'mainti z'sâmmriaffa' lassa'.
„Wea' kaufi tëinn pëissa' lëis'n unt sçhraib'm wia tea'
Richta'?"
hât a' g'sâgt.
Sâgt âana': „Г".
Geht a' hin unt macht an Strich.
Sâgt ta' Stuhlrichta': „Is' tâs a Puickstâb'm? »)"
Sâgt ta âafi яМеа' kaufi-i' ni't".
Wea' kaufi tëinn nou' pëissa' sçhraib'm", frâgt ta'
Stuhlrichta'.
Sâgt ta' zwaiti: „I'".
i) In Ungarn werden die Ortsvorstânde (Bürgermeister) Richter
genannt 2) pis
zum Zehnten (des Monates). 3) Steuer. 4) Gemeinderat, bestehend aus
den „Ge-
schornen". 5) Wächter, auch Klein- oder Viertelrichter
(Püttel). 6) gnadige.
7) zehn Fuhren Dornen. 8) gestrenger Herr, Titel, mit dem die
Stuhlrichter auch
heute noch häufig angesprochen werden. 9) zum Eindornen der Gräben.
10) Sonntag.
11) Buchstabe. 12) Sagt der andere.
Heanzische Schwanke.
183
Geht hiß unt mächt an zwait'n Strich.
„Kauft a' ni't mea'?u sâgt ta' Stuhlrichta'.
„Na, i' kauft ni't mea'tf.
„Wea' kauft tëin nou' pëissa' schraib'm?" fragt ta'
Stuhlrichta'
wied'rum.
Sâgt ta' tritti: „l'".
Tea' macht a Pama'l hift.
„Wea* kaun' tëinn nou' pëissa' schraib'm?"
Macht ta' via'ti trai Ringal hift.
„Eis Nâa'n", sâgt ta' Stuhlrichta', „van Ëink kaufi-i'
kâafi-âls Richta'
praucha'; wea' kauft tëinn a sou a Tummhait lëis'n?"
„Prafa", sâgt ta* Stuhlrichta', „Sei va'plaib'm a' hiatz
Richta'. Am
Sunntâch meiß'n S' za mia schwia'n1) këimma' âls
Richta'".
Hât a' pan Stuhlrichta' ti Kanarivëig'l g'seg'n, wia-r-a'
g'schwâa'n
hât g hâpt.
„Jaissas nouft, gnedicha' Hea', g'strenga' Hea'*, hât a'
g'sâgt,
„hâb'm Sëi ni't schaini Vëichal! Gëib'm S' ma' âafis, i' tui Ena' 's
fett fuida'n" 2).
Hiatz hât a' earn a Kanariwaib'l in a Hais'l aini unt hât earn
's
g'gëib'm.
Is' hâam ggânga' tamit.
Za saifi Waiw hât a' g'sâgt: „Tein Vëichal eppa niks tâafil
Tea'
is' van g'strenga' Hea'n unt gnedinga' Hea'n, tea' muiß fett
g'fuita't
wea'n".
Hëinkt 'n in 's Faija'zimma' unt gipt earn glai' a Halwi Kuka-
ruz4) aini. In tritt'n Tâch trauf is a wullfôa't'n 5)
ggânga'. Unt wia-r-a'
fua't is' g'wëin, unta' tea' Zait is' tea Voug'l krepia't, wal a'
kâafi
Kukaruz freiß'n hât kinna'.
1) schwören, den Richtereid ablegen. 2) fett füttern. 3)
Paradezimmer.
4) eine Halbe (Va Maß) Kukuruz (Mais). 5) wallfahrten.
N
Sâgt ta' fimpfti:
„Teis is' hifi unt tëis is' hea'
Und tëis is ta' Pam mit ti Nissn.
Unt a'f 'n âlt'n Richta' wiat g'schißen!
Heanzische Schwanke.
Jaissas noufi'", sâgt saifi Frau, „hiatz is' ta1
Voug'l hin. Waufi ta'
Hea' kimmpt, tea' ta'schlâgt uns".
Sâgt 's Mëintsch1}: „Jaissas noufi, unsa' Gâns hât
siem Jungi aus-
g'schitt't, schaufi g'rât sou aus, wia tëis Vëichal. Tâafi ma' earn
a sou
a Jung's Gans'l ainiltt
Tëis hât tëin Kukaruz g'freiß'n. Ea' is' hâam 'keimma' unt
schaut
a'f tëis Vëichal. Is' schaufi graßmechti' g'wëin. Hât si'#
recht g'frait
triwa'.
Hât si' tëi Gâns mit ta' Zait sou aufig'wâks'n, taß in
Vëig'lhais'l2)
kâafi Plâtz mea' ni't g'hâpt hât. Hât a Heana'staig'n3)
g'mâcht unt
hât tëis Hais'l z'riß'n, hât ti Gâns außa' unt in t' Heana'staig'n
aini.
Hiatz hât s' schaufi zwölf Pfunt z'sâmma'prâcht4). Ela'
nimmpt an
Strick unt pint't si' tëi Kraks'n0) am Rug'l aufi unt
trägt s' mît ta
Gâns zan Stuhlrichta'.
Wia-r-a' in mittn Tâaf g'gâng'a-r-is', kimmpt a G'schwâa'na'
tahea':
„Richta', wou trägst tëin tëi Gâfis hin?"
„Was?" sâgt a', „A Gâfis? A Kanariwaiw'l is' 's!"
„Г wia'", sâgt ta ândri, „tou' a Gâfis këinna'!"
„Geh'", sâgt ta' Richta, „leck mi in Âa'sch, Ëis'l, tumma'!"
Hât earn 's ni't gelt'n lâss'n, taß 's a Gâns is'.
Hearaußt'n vâa' 'n Tâa'f pegëign't earn ta'Wâchta', sâgt:
„Richta,
wou trägst tëinn tëi Gâfis hin?"
„Waaß ni't", sâgt ta Richta', „sait 's tëinn âlli narisch?
Wia'st
tou' wuhl a Kanariwaiba'l kënna'!"
Wia-r- a' pan Stuhlrichta' is', hât a s' außa va da' Kraks'n
unt
hât s' auffi trâg'n.
„Gnedicha' Hea', g'strenga' Hea', tâ hâw'-i' 's Kanariwaib'l
'prâcht.
Tëiss'l*) is' tou' fett wâa'n!"
Hëipt ta' Stuhlrichta' zan lâcha' aufi, sâgt: „Teis hätt' і'
mia tou'
ni't 'tëinkt!"
„Gnedicha' Hea', g'strenga' Hea', gëib'm S' ma' nou' âan's, i'
wia'
Eana' 's wied'rum fett fuida'n".
Ea' hât earn s zwaiti Kanariwaiw'l g'gëib'm. Is' hâam g'gânga'
tamit unt hât earn a' glai' wied'rum a Hâlwi Kukaruz ainig'schitt'L
Trai Tâch hât a kâafi Kukaruz g'freiß'n. Jâ, wal a kâafi hât freißa'
kinna', kâafi Kukaruz.
i) das Mentsch, weiblicher Dienstbote. 2) Vogelhäuschen. 3)
Hühnersteige.
4) zusammengebracht. 5) ein Gestell zum Tragen von Lasten auf
dem Rücken.
6) dieser (mit Diminativ-Endung).
Heanzische Schwanke,
185
„Noufi", sagt a', „tu zaufitiara' Hunt*), wüllst tëinn tu ni't
freiß'n?"
Haut mit ta* Faust aini unt 's Vëig'lhais'l va1 da'
Wand âwa* unt
in Voug'l maustât z'sâmm'. Wal a' si' g'gift2) hât, taß
ta' Voug'l ni't
g'freiß'n hat Geht zan Stuhlrichta'.
„Gnedicha' Hea', g'strenga' Hea', tëis Luida' hât ni't
g'freiß'n.
Âwa' unta' t' Lait' saifi soü hâklichi Sâtâm3) unt unta'
ti Viacha' a'!tt
„Jatt, sâgt ta' Stuhlrichta', „a Kanari frißt jâ
nia' an Hânnifeâm4)
unt tou' kâafi Kukaruz ni't".
„Noufi, ta' ândri hât 'n âwa' g'freiß'n, gnedicha' Hea' unt
g'strenga'
Hea', unt tea' ni't".
Gëib'm S' ma' an ânda'n!"
„Gëinga' S' nia' fua't, i' wia' maini Vëig'l ni't hea'gëib'm
zan ta'-
schlâg'n".
Is' hâam, âwa' ea' is' Richta va'plieb'm, waufi-a' glai'
tumma'
wâa' wia ta' ea'schti.
8. T'Mua'g'nspalt'l6).
Es wâa'» a Paua' unt tea' hât trai Techta'6)
g'hâpt. Âani hât
Res'l7) g'haaß'n*) unt âani Sând'l9) unt âani
Lies'l10).
Eana' Vâda' isT schaufi g'wëin11)
zwâauntsiwzich Jâa' ait Ea' hât
schaufi recht schlecht paiss'n kinna', wal a' kâani Zënt12)
mea' hât
g'hâpt. Unt tâ hâm s' earn âllwal aifi'prëinnti13)
Mua'g'nspalt'l g'mâcht
unt recht fëist 'koucht14), taß recht wâacb16)
saifi wâa'n. Tëi hât
nou' am laichtest'n ëiss'n kinna'.
Ta' Vâda fâa't âwa' nou' außi af 'n Âcka unt âcka't. Ea'
âcka't
schaufi rechta' unt linka' Sait'n iwrâll t'Hâlwschait16)
fia'ti'17), sou
mâcht a' hiatz in da' Mitt' t'iëitzi Fuari'18). In da'
Mitt' plaipt a'
mit 'n Pflui'19) stëicka'. Ea1 haut t'Ouks'n
auffi mit ta' Paitsch'n20)
unt tëi macha' an Riß unt ta' Pflui' reißt an kupfaran Hëif'n21)
außa',
tea' is' âwa vull mit Tukât'n.
Ea' sâgt zan eam sëlwa': „Âwa' hiatz va'gunna'22)
s' mia' t'Mua'-
g'nspalt'l a' mea' ni't, grâb'm ma' s' tâ aifi!"
1) zaundürrer Hunt 2) geärgert. 3) Satans. 4) Hanfsamen. 5)
Mur-
ken werden von den Heanern die gelben Rüben genannt; ein Spaltel
hievon bedeutet
ein davon abgeschnittenes geldstückähnliches Scheibchen.
Murkenspaltel nennt man
dann auch ein Gemüse, aus Scheibchen von gelben Rüben zubereitet. 6)
Töchter.
7) Abk. v. Theresia. 8) geheißen. 9) Abk. v. Susanna. 10) Abk.
v. Elisabeth.
11) schon alt gewesen. 12) Zähne. 13) eingebrannte. 14)
recht fest (gut,
tüchtig) gekocht 15) weich. 16) Halbscheit, die Hälfte. 17)
fertig. 18) Furche.
19) Pflug. 20) Peitsche. 21) einen kupfernen Hafen (Topf). 22)
vergönnen.
Heanzische Schwanke.
Hât 's ni't këinnt, taß tëis Tukât'n saifi. Ea1
nimmpt âwa* sëiks
Preickal1) auf va' da' Ea't unt stëickt s' aifi.
Râast2) a Hântwea'kspua'sch va'pai, tëin riafl3)
a': „Kimm' hea'1" 4)
Sâgt: Maini Kinda' hâm-ma' t'Mua'g'nspalt'l tâ aifigrâb'm,
nimm s'
unt full s' aifi in taifi Fëllais'n" !6)
Tea' hëipt aufi z'rama' 6) unt ramt s' hält schnell
aini in saifi Fell-
ais'n. Tea' hât 's këinnt, taß tëis kâani Mua'g'nspalt'l saifi. Ea'
schnallt saifi Rânz'n7) z'sâmm unt geht fua't.
A hâlwi Stunt va' tua't fua't is' a Tâaf g'wëin, tua't is' a
Wia'ts-
haus g'wëin unt tua't is' a' 'plieb'm. Ta' Wia't hât nia' âafi
Zimma'
g'hâpt Tua't saifi via' Pëitt'n traifi g'wëin. Tâs hât a' earn
g'gëib'm.
Ea' stëickt si' glai' a pâa' Tukât n aifi unt âafi hât a' 'n
Wia't
glai' hifig'gëib'm, ea' sull earn a Prat'l mâcha', taß a' si'
aufiëiss'n8)
kaufi.
Ta' Wia't hât earn statt âana' Pua'zioufi9) glai'
zwâa g'mâcht
Wearantëin î0) kimmpt ta' âlti Paua' z'Haus. Sëi
spaufia'-r-eam
aus11), unt ea' aini zan Tisch, aufig'richt wâa' schaufi.
Wia s' aini këimma', sâgt a': „Eis saits Waipspulta'12),
va'gëints
ma' maini Mua'g'nspalt'l ni't, tëi i' sou gea'n ëiss'n tuitt.
Schmaist tëi pâa' Stick'l af 'n Tisch hifi.
Sâg'n s': „Um Gouttas Wüll'n, Vâda', tëis sain jâ kâani
Mua'g'n-
spalt'l, tëis saifi jâ Tukât'nl Tâ plaipt uns niks iwa', Vâda, wou
kaufi tea' saifi?"
Sâgt ta' Vâda': „Af 'n nekst'n Tou'P.
Tëi nëimma' si âlli trai af t'Nâcht z'sâmm, nëimma' si a-niadi
a
klâafi's Sackal13) mit, tëis wickln si sir in
's Sâcktiach'lM) aifi unt
nëimma' 's unta' t'Iaks'n15), taß kâan Mëintsch ni't
g'siacht, wâs hâm.
Si gëinga' in tëis Tâa'f.
Wia s' hin këimma' in tëis Wia'tshaus, va'lângt si' an-iadi
wâs
z'ëiss'n unt a trai Deci16) Waifi unt va'lânga' si' a
Zimma' zan Schlâffa'.
Sou saifi s' aini këimma' zan-eam.
Um a hâlwa zëini gëinga' s' âlli viari in tëis Zimma' aini.
Sâgt ta' Hântwea'kspua'sch: „Seits Ëis ni't trai rari Mad'lnl,7)
Wia
hâast tëin tu maifi hipsch'18) Kint?" frâgt a' ti
ea'schti.
i) dim. v. Brocken, also Stückchen. 2) Es reist 3) ruft 4)
Komme herl
5) Felleisen. 6) Der hebt an (beginnt) zu räumen. 7) Ranzen. 8)
anessen, satt-
essen. 9) Portion. 10) Währenddem. 11) Sie spannen ihm (die Ochsen)
aus.
12) Weibsbilder. 13) Säckchen. 14) Sacktüchel. 15) unter die Achsel.
16) drei
Deciliter, ein dem alten Seidel entsprechendes Maß. 17) rare (selten
nette) Mädchen.
18) hübsches.
Heanzische Schwanke. 187
1) einen wiidnn (häßlichen) Namen. 2) Sage mir ihn nur.
4) Putz* mir das Loch. 5) leeren. 6) wach. 7) Er meint aber
geschirr. 9) Prügel, Stocke. 10) Ochsenziemer. 11) zeigen.
3) völlig.
8) Nacht-
„Â, Hea', i' trau' mia' 's ni't z'sâg'n. Г ha' an sou an
wült'n
Naumma'" *).
„Nou, t'Namma' saifi va'schied'n, wia't taina' tou' ta'
wülltsti ni't
saifi. Sâg ma' 'n nia'"2).
„I' haaß: I' scheiß'".
Fragt a' ti zwâati.
„Â, Hea', і' trau ma 's hält völli'3) ni't z'sâg'n.
I hâw-an sou an
wült'n Naumma".
„Hat 's tëi g'sâgt, wia'st wohl tu 'n a' sâg'n kinna'".
„I haaß: Г hâw schaufi g'schiß'n'l"
Ea' frâgt ti tritti: „Hiatz wia'st wuhl tu mia' 's a' sâg'n".
Â, Hea', i' trau ma' 's schaufi gâa' ni't z'sâg'n.
„Nou, sou sâg 's nia'l"
„Г haaß: Putz ma' 's Lou'4).
Sëi lëig'n si' âlli viari in 's Pëitt Tea' schläft âwa recht
guit
aifi. Um Mittinâcht stëingan-âwa' tëi trai Mad'l auf unt lâ'n5)
earn
tëin Râz'n aus unt gëinga' hâam.
In da' fria wia't a' munta'6). Hiatz saifi tëi ni't
tâ, unt s Gëlt is'
âwa' a' ni't tâ, sou springt a' auf. Ea' mâafit âwa'7),
sëi saifi traußt
Ea' schrait glai af t'Ea'schti: „Г schaißl"
Wearantëin kimmpt ta' Hausknecht, tea' hea't 'n unt sâgt zan
Wir't: „Hea', tea' schaißt, unt is' kâafi Nâch'g'schia'8)
traifi!"
Sâgt ta' Wia't: „Hult 's ëink ëinkari Peß'l9) unt
Ouks'nzent* 10).
Tëi springa' glai' unt hul'n s'. Pevâa' s' hi n kë im m a'
schrait tea'
trinna' schaufi af t'Zwaiti: „Г hâ' schaufi g'schißa'!"
Sëi sehr aifi hearaust: „Waa't, mia' wea'n 's ta' glai' zâag'n11).
Ea schrait af ti Tritti: „Putz ma' 's Lou'l"
Saifi s' schaufi traifi g'wëin. Tëi hau'n-an âwa', wâs nia'
haufi
kinna' pis pan Tâa' außi. Unt wia tea' traußt wâa' rëint-a' wâs a'
nia' rëinna' kaufi, hât af saifi Râtz'n unt ti Tukât'n gâa' mea'
ni't
tëinkt.
Heanzische Schwanke.
9. Ta' stâa'ki Hans'l1).
Es wâa' a Paua' unt tea' hât an Puib'm2) g'hâpt mit
sechzëija3)
Jâa'. Tea' hât âlli Tâch trai Lâab Prât4) praucht.
Tâ sâgt ta' Paua': „Kint, і' kauft ti' ni't ta'nia'n 5),
tu ißt ma' âamâl
zViill.tt
Sâgt ta' Pui: Jâ, Vâda', i' wia' fua't râas'n."
Ea' kimmpt unta'-r'a fünf Woucha' za-r-an raich'n Paua'n af a
Tâa'f
Ea' hâlt't tua't um an Teafist6) aufi. Ta' Paua' nimmpt
'n âwa' glai'
auf, wal a' sou stâa'k wâa'. Ta' Paua' frâgt 'n âwa' glai' a', ouwa
a'
schaufi wâs g'gëiss'n hât
Ea' sâgt: „Haifit nou' ni't."
Ea' pringt earn glai' an Lâaw Prât unt Speick a' tazui, an
g'selcht'n,
unt gipt earn 's. Ea' sëitzt si' tazui unt af an Getaufika' hât a'
tëin
Speick schaufi g'gëiss'n g'hâpt unt tëin Lâaw Prât, in gânz'n.
Tëin Tâch hât a' ni't vüll âa'wat'n praucht, wal 's schaufi
Nâmittâ'
wâa', unt trai Knecht hât ta' Paua' eh' g'hâpt, tëi saifi pâlt
këimma'
van Âcka'n.7) 's is' earn glai' a pâa' Rouß iwa'gëib'm
wâa'n, unt nach«
tëim hâm s' g'fiata't mit anânt in Stall.
Si hât Knëid'ls) 'koucht, sou hât s' as nâchtëim
zan Ëiss'n g'riaft af
t' Nâcht. Si richtt tëi Knëid'l aufi mi a-r-a Schiß'l, saifi
traisich sou
faustgraßi Knëid'l g'wëin unt trägt s' af 'n Tisch aini. Sou sitzt
ta'
Paua' mit saini Lait pan Tisch unt tea' Puasch9) a'.
Ea' nimmpt si' âwa' glai' an Knëid'l außa' mit ta' Gâp'l10)
unt glai'
pan Maul aini, hât 'n ni't z'schnitt'n unt af âan Piß is' a'
schaufi unt'n
g'wëin a'. Zwâamâl hât s' aufig'ricbt za' tëi Knëid'l, âwa'
va' tëi zwâa-
*
mal hât tea' fast âlli sëlwa' ta'wischt, sou schnell is' a'
g'wëin pan
Ëiss'n.
In ânda'n Tâch hât a' rnëissa' ainspanna' unt ea' sull mit t'
ânda'n
Knecht mitfâan, ea' wia't schaufi seg'n, wâs a' âcka'n muiß. Trai
Lâaw
Prât hât a' si' mitg'nomma' unt an Speick. Gânz'n Tâch hât a' t'
Rouß
sou vüll g'schmaaßt1 !) unt trieb'm, taß af t'
Nâcht umg'fäll'n sain,
saifi krepia't
Af t' Nâcht sâgt ta' Paua zan earn: „Maifi Fraifit, tâ is' mit
tia'
niks, tu kaunst pa-r-an Viach l2) ni't plaib'm." Is' earn
a' recht g'wëin.
„Tâ nimmpst ta-r-a Hâck'n", sâgt ta' Paua' in ânda'n Tâch, „unt
і) Der starke Hansel. 2) Buben, Sohn. 3)
sechzehn. 4) Laib Brot
5) ernähren. 6) Dienst. 7) vom Ackern. 8)
Knödel, Klöße. 9) Bursche.
10) Gabel. 11) gepeitscht, eine Bildung aus Schmiß,
das Endstück der Peitsche.
12) Vieh.
Heanzische Schwanke
tâ gehst außi, ta' ea'schti Wâld is1 maina', unt
tua't bäckst ma' zwölf
Klâfta' Hulz unt tëis tuist ma1 aufechait'ln *) unt t'
Prig 1*) tuist ma'
a' af an Haufn z'sâmm."
In sëiks Woucha' is* a' fia'ti' g'wëin unt an-iad's PrëickaP)
hât a'
z'sâmmklaupt g'hâpt unt af an Haufa1 z'sâmm. Unt wia-r-a'
fia'ti' is'
sou sâgt ta' Paua', ea' muiß tëis Hulz hâamfia'n. Hât eam 's zwaiti
Pâa' Rouß g'gëib'm.
Zëija Klâfta' wâa'n nou' traußt',n tâ hât âwa' ta' Paua' tëi
trai ânda'n
Knecht a' mitg'schickt, sëi sull'n eam hëlfa'.
„Tutt, sâgt in ânda'n Tâch si, ti Pairin zan Paua',
„mia' meiß'n
schaufi, taß ma' tëin aus 'n Haus pringa', tea' frißt uns âa'm4),
i' haufi
kâa'n Schmälz mea' unt kâa'n Mahl mea', hât schaufi âll's z'sâmm-
g geiss n.M
Sou sâgt ta' Paua' zan еаці af t' Nâcht: „Tu Hans'l (Hans'l
hât
a' g'häaß'n), wëinn-ëis mâaring ausfäa'tsj um a Hulz unt tu kimmst
z'ieitzt hâam, sou muißt aus 'n Haus, kimmst âwa' z'ea'scht*i sou
kaufist plaib'm44.
Ti trai Knecht hâm âwa' schaufi pa da' Nâcht um zwölfi aifi-
g'spânnt unt eam hâb'm s' âwa' schlâffa' lâss'n.,Wia ta' Paua'
g'iaupt,
taß schaufi pâlt këimma', hât a' eam aufg'wëickt, is' schaufi geg'n
ta'
Frua g'wëin, is' schaufi pâlt Tâch wâa'n.
Ea' siacht, ta' Hans'l, taß schaufi spät *) is', hiatz hât a'
si' tummp'lt8).
Ea' wiaft glai' t' Rouß außi pan Schwâaf *) in Houf, schnâlt eana'
's
G'schia' auffi unt hât aifig'spânnt Ta' Paua' macht schnell 's Tâa'10)
auf, taß a' außi hât kinna'. Hât t' Rouß glai' féist g'schmâast unt
is'
in Wâlt 'këimma'. Tëi këimma' eam âwa* mit 'n Hulz schaufi ent-
gëig'n.
Ea' sâgt: „Eha!tf za saini Rouß unt staigt â' unt
läßt saifi Hous'n
âwa' unt houckt si' nieda' unt schaißt an sou an graß'n HaufFn
nieda'
af 'n Weich, taß tëi stëicka' saifi plieb'm mit t' Rouß unt Wag'n,
wia
s' fiara' saifi g'fâa'n. Hâm ni't waita' ldnna'.
Ea' is' nâchtëim hiftg'fla'n in Wâlt zan Hulz uud hât
aufg'lëigt Ea'
hât t' Rouß nâcha' féist aufitneb'm, hât eana' kâafi Rui lâss'n,
nia* taß
a' wied'rum hifikimmpt za tëi trai Knecht unt taß s' eam ni't fia'-
icëimma'. Âwa' ea' hât ta' Rouß sou vüll g'haut, taß s' saifi
umg'fôlTn,
saifi krepia't g'wëin. Hiatz wâa' 's zwaiti Pâa' Rouß a' hifi.
i) zu Scheiterhok verarbeiten. 2) Prügelholz (Rundholz). 3)
ein jedes Stück-
chen. 4) arm. 5) morgen. 6) zuerst 7) spät 8) er hat sich getummelt
(beeilt). 9) Schweif. 10) Tor.
Heanzische Schwanke
Ea1 hât t' Rouß ausg'strangt unt hât si' sëlwa1
aifig'spânnt unt
in a-r-a Via't'lstunt' is* a' schaufi tua't g'wëin mit 'n Hulz pa
tëi trai
Knecht'n.
Sâgt a': „Was fâa'ts tëinn ëis ni't waita ?"
„Hans'l, mia' stëicka' tâ. Hülf uns außa'".
„A", sagt a', „a sou a Nâa' wiar-i ni't sain".
Is' häam mit saifi Hulz. Ea' aini in Houf unt hât'n Wâg'n glaf
um'kea't, taß t' Rad'l ourn« saifi g'wëin, hiatz is' schaufi
â'g'lâ't'1) a' g'wëin.
„Âwa', Hans'l, wou hast tëinn t' Rouß?" sâgt ta' Paua'.
„Â, tëi Luida'n *) saifi krepia't traußt in Wâlt".
„Âwa', Hans'l, wou saifi tëinn t' ânda'n?"
„A, Hea', mia' wâa' va' Net'n, hiatz haufi-i' t' Hous'n
âwilâssa' unt
haufi nieda' taufi af n Weich unt hiatz stëickau' s' traußt'n in
tëin Pâtz'n3)
wâs i' nieda'g'schiß'n haufi".
„Hans'l, geh' hülf eana' außa'!"
Ea' is' hifi nâchtëim in Wâlt, hât âa'fi Wâg'n g'nomma' pa da'
Taiks'l4), hât 's außa' zoag'n nâch anânda' van Wâlt
Saifi hâam këimma',
hâb'm âg'lâ't5) unt saifi zan Ëiss'n, is' schaufi Nâcht
wâa'n. Hâm si'
nieda'g'lëigt
„Tu", sâgt t'Pairin zan Paua', „tu, mia' meiß'n schaufi, taß
ma' 'n
va' da' Welt pringa', tea' rieht't uns nou' z' Grunt".
In ânda'n Tâch saifi s' zaitli' zan Stâafimetz6)
g'gânga', hâm si' an
Mullstâafi g'kaft, wou-r-in ta' Mitt' s' Lou' is1, taß
ma' mâhl'n kaufi.
Zan earn hâb'm s' nâchtëim g sâgt: „Hans'l, tu muiß gaifi
Prunn
rama' haifit".
Ea' geht hifi, raißt t' Râa' außa', nimmpt Haufi 8)
unt Krâmp'n *)
unt is' âwi'kraks'lt10), wâa' schaufi unt'n.
Wia-r-a' unt' is' g'wëin unt umg'âa'wat1-) hât in
Wâssa', sou gaifiga'
tëi ob'm hea' unt nëimma' tëin Mullstâafi unt lâss'n-an nâch ta*
Prâat'n V1)
âwi in Prumm. Sou is' earn ta' Mullstâafi grât af 's G'nack,3)
aufg'fâll'n
unt' n Koupf hât a' traifi g'hâpt in tëin Louch.
„Was is' tëifi tëis, hëipts ëis gâa' mit t' Krëifiz14)
zan wea'ffa'-r-
aufi? — Wâa't's, läßt's mi' auffil"
Is' auflî. Tëi trai Knecht hâm si* in Gâa't'n hint'
va'stëickt, unt
ta1 Paua* is' in Kâch'loufa'16) aini
'kroucha', hât si' tua't va'stëickt T'
Pairin hât ni't ausg'wißt, wouhifi, is' in da' Stub'm sitz'n plieb'm
unt
hât g'wâ't't.
I) abgeleert. 2) Ludern. 3) Patzen. 4) Deichsel. 5) abgeleert.
6) Stein«
metz. 7) Röhren. 8) Hauen. 9) Krampen, 10) hinuntergeklettert 11)
her-
umgearbeitet. 12) nach der Breite. 13) Genick. 14) Kränze. 15)
Kachelofen.
Heanzische Schwanke
ICI
Ea' geht aini unt fragt glai', wou ta* Paua* is*, ea* plaipt
nimma'-
mea*.
„I waaß ni't, woü-r-ar-istt.
Ea' geht auf unt a' unt af ta1 Sait'n wâa* ta'
Kâch'louf n, tua't is'
ta* Paua' traifig'wéin. Ti Pairin gipt eam âwa' via'hunda't Guld'n,
unt
ea' is' z'fried'n g'wëin tamit Is' ia' niks g'scheg'n.
Pevâa-r-a' za da' Tia1 kimmt, schnaitzt1)
a* si' aus unt wia'ft 'n
Rouszschnëig'l2) zan Oufn hifi, unt ta' Kâch'loufn fällt
z'sâmm unt
ta'schlâgt 'n Paua'n maustât, is' a' hifi g'wëin.
Ea' nimmpt si' z'sâmm unt râast in an-ânda's Lânt Tua't hâm 's
schaufi g'hea't, taß a' sou stâa'k is'. Unt ta' Këinich hât eam a
Müll
g'gëib'm mit viarazwâafizich Gang'. Tëi hât a' gânz allâafi trieb'm
unt
hât fia' 's Miillitea' 's Mëhl g'iief at unt hât 'n Tit'l g'fia't:
këinichiicha'
Miillna'mâasta'.
10. Ta' Hans'l unt ta' Raifid'lpinta's),
Tâ' wâa' a Pui*), tea' hât Hansel g'haaß'n* unt tea* hât trai
Spânn-
fa'P) g'hâpt Unt tâ hât a' tëi Fa'l«) â'g'richt7), taß
tânz'n hâb'm
kinna'. Tâ hât a' tëi Fa'l fia't і Pua'gt8) fia'trieb'm
*). Ti Prinzessin hât
wa'g'schaut1*). Tâs hât ia' g*fâll'n, wia tëi Fa'l 'tânzt
hâb'm. Hiatz'
hât s' 'n auffig'riaft * «).•
Sâgt s': „Gim-ma"12) sou a Fa'l, i' kaf ta' 's âu
13).
„I' va'kaf kâafi's'"), sâgt a', „unt va'schëifika' tui-r-i'a'
kâafi's.
Hea'gëib'm tui-ch-i'16) âwa' âafi'su.
„Noufi, wâs wüllst tëin tafia?" sâgt si.
„Eana' Knia17) wüll і' seg'n", hât a' g'sâgt.
Noufi, sou hât s' glai' ti Kittl18) aufg'houb'm,
hât s'an guldinga
Stean") trauf g'hâpt
Sou hât a' ia' nâchtëim âafi's g'gëib'm unt mit zwâa20)
is* a' fiia't
In tritt'n Tâch hât a' wied'rum va'pai'trieb'm. Si schaut âwa*
unt
si ruift eam auffi. ,
„Tutt, sâgt s*, „tëis Fa'l tânzt jâ ni't".
Jâ fraili'*, sâgt a', „wal 's kâafi Kummarât'n ni4 hât*.
1) schneuzen, die Nase putzen. 2) jedenfalls ab
Rotzschnecke zu verstehen.
3) Reinelbinder, auch Rastelbinder, wandernde Slovaken, die
sich mit Ausbessern (Binden
mit Draht) alten Geschirres befassen. 4) Bube, Knabe. 5)
Spannferkel. 6) Ferkel.
7) abgerichtet 8) Burg (Königsburg). 9) vorbeigetrieben. 10)
heruntergeschaut
11) hinaufgerufen. 12) Gib mir. 13) ich kaufe dir es ab. 14) keines.
15) u. 16)
tue ich. 17) Knie. 18) Kittel, Röcke. 19) einen goldenen Stern. 20)
mit
zweien.
192
Heanzische Schwanke.
„I' kaf ta' 's zwaiti a'", sâgt s'.
„Г va'kaf kâafi's unt i' va'schëink kâafi's", hât a' wied'rum
g'sâgt
„Was wüllst tëinn tafia'?" hât s' g'sâgt
„Eana'n Pauch wüll і' seg'n", hât a' g'sâgt*
Sou hât s- am Pauch ti guldani Sunn l)
g'hâpt Hât ia' âafi's g'gëib'm
nâchtëim.
Mit tëin âanzfch'n, wâs a' nou' g'hâpt hât, is' a' fua't
In tritt'n Tâch trauf traipt a' wieda' va'pai. Si schaut wied'rum
âwi unt riaft 'n auffi.
„Tu", sâgt s', „tëi zwâa tânz'n nou' ni't".
Jâ fraili'"2), sâgt a', „wal і' 'n Tânzmâasta'*) hâw'".
„Noufi, i' kaf ta' 'n a'", sâgt s'.
„Г va'kaf 'n ni't unt va'schëinka' tui-r-i' 'n a' ni't".
„Noufi, wâs wüllst tëinn tafia'?" sâgt s'.
„Ti Prust wüll i' seg'n", sâgt a'.
Si schnia't si' auf4) unt läßt 'n ti Prust
aufischaufi. Sou hât si 'n
guldinga' Maufischaifi5) g'hâpt a'f ta' Prust Noufi, ea'
hât ia' tëis tritti
Fa'l g'gëib'm unt is' za saina' Muida' z' Haus.
In via't'n Jâa' t'rauf gipt ta' Këinich aus, tea' tëis tarât't6),
wâs
saifi Prinzessin a'f taî Prust unt a'f 'n Pauch unt a'f ta' Knia7)
hât, tea'
kaufi s' hairat'n.
Âlli Prinz'n, Fia'scht'n, Grâf'n, Pia'cha' ®) unt Paua'n saifi
këimma'
unt hâb'm g'rât'n. In ea'scht'n Tâch geht a' tea' Hans'l hifi. Trai
Tâch hâb'm s' g'rât'n.
Sou siacht si tëin Hans'l unt nimmpt zëija Taus'nt Guld'n: „Tâ
hast unt schau', taß t' waita' kimmpstl" hât, s' g'sâgt Hätt' 'n
ni't
mëig'rt
Ea' gipt tâs saina' Muida' unt sâgt: „Âafi Fa'l is' 'zählt".
Т/ Muida' hât si recht g'frait, taß a' fia' âafi Fa'l sou vüll Gëlt
hât 'kriagt
In zwait'n Tâch geht ta' Hans'l wied'rum hifi za da' Puag't Si
siacht 'n wied'rum ti Prinzessin. Si nimmpt glai' fufzëija9)
Taus'nt
Guld'n z'sâmm' unt gipt eam s': „Tâ hast", sâgt s', „unt schau', taß
t' waita' kimmst 1"
Eâ' is' wied'rum za saina' Muida' z'Haus.
Sâgt a': „Tâs zwaiti Fa'l is' hiatz a' 'zählt".
і) die goldene Sonne. 2) Ja freilich. 3) Tanzmeister.
4) Sie schnürt sich
(das Mieder) auf. 5) Mondschein wird ortweise allgemein für Mond
gebraucht. 6) er-
rät. 7) Knie wird als feminium gebraucht. 8) Bürger. 9) fünfzehn.
Heafluisehe Schw&mkc
193
In tntt'n Tâch geht a' um a Stunt friacha' *), taß 'о ni't hât
te'seg'n
kinna'. Unta'tëiss'n kànmt a Raiudlpinta* tazui. Ta hâb'm tt HâelVn
*)
âlli g'râth'n g'hâpt, hât 's âwa' kaana' tarât'n.
Sâgt ta* Kamma'fcinna'" zan Raifid'lpinta': „Tui nia* tëis
sâg'n, wâs
tea' Pui sâgt, tea' waaß 's gNrifiF
Sâgt ta' Këinich: „RaMd'hwnta', wâs hât s' teian a'f «a' Kma?«
„Â*, Majestät, і' wâafi ta' recht gait, âwa' haufi-і'
wé't nëiona'",
hât a' g'sâgt»).
„Hans'l, wâs hât s' a'f ta' Knia?" fragt ta' Këinich in
Hans'l.
„An Stea'n", hât a' g'sâgt.
Sâgt ta' Raifid'lpinta': Jâ, jâ! Hâw i' jâ g'wißt: was pa ti
Nâcht
sou schaifi funkii tuit".
Ea.' wia't pefragt, ta' Raiöd'lpieta', wâs s' am Paoch hât
„Г wâafi ta' recht guit, Majestät", sâgt a', „âwa* kaufi-i'
ni't
neinna .
„Hans'l", sâgt ta' Këinich, „was hât s* am Pauch?"
„Ті Sunn' bât s'!"
Sâgt tin' RamoVlpmta': „I' wâafi ta' guit: was pän Tâch Pngg'l
auffi
prenna' tuit".
Ta' Raind'lpmta' wia't pefrâgt, wâs a'f U' Prust hât.
Jâ, i' kaufi ta' ni't nëinna', wâafi ta' recht guit, Majestat".
Sâgt ta' Keimen: „Hans'l; wâs hât s' a'f ta' Prust?*
„In Maufischaifi!" sâgt a'.
Jâ, jâ, Majestät, hâw i' guit g'wißt: wâs pa da' Nâcht esou
schaifi
laicht'n tuit".
As wia't glai' a Tâfi âpg'hâlt'n, unt ta' Raifid'lpinta' unt
ta' Hans'l
këimma' a' za da' Tâfi.
A'f t' Nâcht hât ta' Këinich g'sâgt: „Hntz ntëifit 's ëmk Ш
trai
'z'sâmm'lëig'n: ti Prfttzessin', ta' Rafed'lpinta' unt ta' Harts'L
Za tëin, wou
si s? mil 'n G'sicht binwèmcft, tëin kaui si hairat'n".
Trai Nâcht hâb'm s' lieg'n mëifi'n, ta' tritti Tâch hât
g'gult'n*).
Ta' Raifid'lpinta' wâa' hält ölta' schaufi, hât si si' âllwal tëin
zuf-
g'wëind't Ta' Hans'l wâa' hiatz ea'scht in sechzëijat'n JSa', wâa'
ia'
z' jung.
Tëi trai Tâch wâa'n tëi zwâa âwa' imma' pa da' Tâfi, unt ta'
Raifid'lpinta' wâa' âwa' guit ausg'humma't, tea' hât hält recht
g'wâa'fn6).
In tritt'n Tâch kaf tsi' hält ta' Hans'l a Stanitzl6)
vull Zelt'l7) mit
1) früher. 2) die Hohen. 3) In der Rede des Reinelbinders wird
das slovakisch-
deutsche Ideom nachgeahmt, das diese Leute sprechen. 4) gegolten. 5)
die Speisen
förmlich in den Mund geworfen. 6) Düte. 7) Zeltchen (Bonbons).
Krauss, Anthropophyteia. П. 13
Ï94
Heanzische Schwanke
ah recht guit'n G'schmâch'n Pa da' Nâcht is' a aufg'stârid'n
unt hât
si' Zeltl in 's Mai g,noummar unt hât recht
g'gramt2).
Sâgt ta' Raifid'lpintaY „Hans^ wâs tuist tartëinn tu?" *
„Kaan Nâchtg'schia' is*' ni't tâ unt mia" is' và' Net'n, ' hiatz
muiß
i' halt an Hauf n a'f 'n Poud'n nieda'lëig'n". '
Sâgt ta' Raifid'ipirita': „Â, muiß tar a'!tt
Hât rićhti' nieda' 4aufi,âwa' ta' Haris'l ni't Tea' hât 'n
nia' fiar-an
Nâa'n g'hâit'n. " '
Lëig'n si' in 's Pëitt aini âlli zwâa.
In a Stund' trauf is' ta' Hans'l aufg'stândt'n, hât wied'rum
Zeltl
g'noumma'. Hiatz heâ't a' 'n zutz'ln8), ta'
Raifid'lpinta*.
„Hans'l, wâs tuist tu?" sâgt a'.
„Hiatz muiß і' maifi Haufn tou' ëiss'n a', taß mi ta' Këinich
ni't
außihaut".
Ta' Raifid'lpinta' springt glai' âwa' van Pëitt unt sâgt: .J
muiß
tar a'Itt
Nimmpt 'n glai' z'sâmm unt schmia't' 'n glai' aini in 's Mal
Kâafi
Hânttuich*) hât a' ni't g'fundt'n in da' Nâcht, hiatz hât a' si' 's
Mal
glai' mit ta' Hânt a'g'wischt Sou is' a' nâchtëim in 's Pëitt
'këimma'.
„Â, tâ stinkt 's wüllt5)!" sâgt ti Prinzessin. Hât
si' glai' t' Nâs'n
zuig'hâlt'n unt hât si' zan Hans'l umi'tfaht6).
Ta' Hans'l hât ia'' glai' Zelt'l g'gëib'm, taß ia' in Mâg'n
is' pëissa'
wâa'n.
In ta' Fria' is' ta' Këinich 'këimma'.
„ÂU, sâgt a', „ta' Hans'l hât g'wunna'7!"
Sâgt ta' fCëinich zan Raifid'lpinta': „Wia schaust tëinn tu
aus?"
Â, Majestät, hâw' i' nieda schiß n unt Trëick hâw' i'
frâiss'n".
In Raifid'lpinta* hât ta' Kamma'tinna' meiß'n außihaufi,
ta''Hans'l
is* âwa' aufizoïig'n wâa'n âls Frinz unt nâcha' hât a' s' g'hairat,
wia-r-a*
zwâafizich Jâa' ait is' g'wëin. Hât 'n Traufi 'kriagt ùnt is'
Këinich
wâa'n.
"- »
i) Gesehmack/ 2) er hat so stark gewissen das die Zeltchen
geknirsoht haben.
3) sangen. 4) Handtuch. 5) häßlich, abscheulich. 6) hinübergedreht.
7) ge-
wonnen.
Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich
gesammelt wurden.
Mitgeteilt von Dr. Friedrich S. Krauss und Karl
Reiskel.
Die in diesem Kapitel enthaltnen deutschen Erzählungen stammen
zumeist aus mehreren handschriftlichen Sammlungen, deren Urheber
nicht
bekannt sind. Die Erzählungen, die von unbekannten Erzählern
herrühren,
dürften aus den Jahren 1830 bis 1880 sein und mehrere
sind öster-
reichischen Ursprungs, was sich aus den Erzählungen über den seiner-
zeit in Wien lebenden Schriftsteller Moritz Saphir (1795—1858)
und aus
den verschiedenen Wiener Örtlichkeiten, wie dem Prater, dem Graben
und einem alten Wiener Ballsaal und auch aus der polnisch-jüdischen
Mundart einiger Erzählungen schließen läßt Die aus dieser Sammlung
stammenden satirischen Erzählungen über die Geistlichkeit sind sehr
wahrscheinlich in den 70er Jahren des 19.
Jahrhunderts, zurzeit der
liberalen Herrschaft und des deutschen Kulturkampfes entstanden, wo
im Gegensatze zur heutigen Zeitströmung ein gewisser antiklerikaler
Zug durchs Volk ging.
Fast alle Erzählungen sind erotisch, ja mitunter derberotisch,
mit
Ausnahme einiger Erzählungen, die einen scatologischen Hintergrund
haben. Alle diese Erzählungen gehen nur von Mund zu Mund, sei's
am Biertisch oder im Kaffeehaus zu etwas vorgerückter Stunde, in
Zirkus- oder Theatergarderoben, oder auch in Kaffeekränzchen und
Boudoirs, und viele sind sehr weit verbreitet und oft jahrelang im
Umlauf, bevor sie in Vergessenheit geraten, umgearbeitet oder durch
neue verdrängt werden.
Es läßt daraus schließen, daß ein gewisses Bedürfnis nach
Erotik
im Menschen vorhanden ist, das sich auf verschiedene Weise betätigt
Große Geister, Dichter, Schriftsteller oder Künstler, wie Maler,
Zeichner
verbrachen oder verbrechen manchmal einen erotischen Scherz in
Schriften und Bildern, um sich von anderm Schaffen oder von ernster
Arbeit zu zerstreuen, und gewöhnliche Sterbliche, die fast immer
anonym bleiben, ersannen oder ersinnen erotische Anekdoten und
finden beflissene zahlreiche Verbreiter ihrer Scherze. Es war dies
wohl
13*
iq6 Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich
gesammelt wurden.
alles in vergangnen Zeiten und ist auch noch in der Gegenwart
der
Fall; es wird wohl auch in Zukunft so sein.
Jedenfalls ist es für das Folklore von Interesse zu wissen,
daß solch
erotische Anekdoten wohl fast in allen Gesellschaftschichten im Um-
laufe sind, und wenn sie auch nicht stets coram publico zum besten
gegeben, so werden sie gewöhnlich beiseite und mit gedämpfter Stimme
dem lieben Nachbarn oder der lieben Freundin erzählt, «loht ungern
angehört und oft wieder weiter erzählt1).
Einiges von geistlichen Herren.
1. Ein Brett als Scheidewand.
Ein Bischof inspizierte einst eine Pfarrei Als er vom Pfarrer
in
dessen Wohnung geführt wurde und nur ein Bett bemerkte, fragte er:
,Wo schlafen Sie denn?4 ,Hier in diesem Bett' entgegnete
der Pfarrer.
,Und wo schläft denn Ihre Köchin?" — Ebenfalls hier in diesem Bettel4
Ja, das schickt sich doch nicht Das darf nicht sein i' sagte
der Bi-
schof. ,Bitte, bischöfliche Gnaden, wir haben ein Brett zwischen
uns/
entgegnete der Pfarrer. Jmmerhin, wenn Ihnen aber Gelüste kommen,
was machen Sie denn dann?' ^Bischöfliche Gnaden, — dann nehmen
wir 's Brett weg/ entgegnete der Pfarrer.
2. ,Ein Prälat muss 's werden!4
Ein Bauer hatte keinen männlichen Sprösling und sehnte sich
sehr
nach einem solchen, um ihn Geistlicher werden zu lassen. Er klagte
i) Es muß hier nochmals auf das interessante Buch, die
Geschichte der öffentlichen
Sittlichkeit in Deutschland von Wilhelm Rudeck, u. z. auf die
Kapitel, Literatur und
Flugschriften und Polemik hingewiesen werden, wo die alten
Volksbücher samt
Proben und die verschiednen Flugschriften samt Auszügen angeführt
sind. Die genaue
Bibliographie des von Rudeck zitierten volkstümlichsten Volksbuches,
des Rollwagen-
büchleins ist in der Bibiiotheca germanorum erotica von Hugo Hayn.
2. Auf-
lage 1885. Leipzig. S. S. 345, 346 u. 446 enthalten.
Bei den satirischen, zotigen Geschichten Über die Geistlichen
muß auf die in dem
vorhin zitierten Kapitel, Flugschriften und Polemik angeführte
Schrift, Jo. Physiophili
specimen monachologicae methodo Linneana tribus aeneis illustratum
cum thesibus. Aug. Vind. 1783. 4, von Ignaz von Born (174a—1791)*
einem sehr
verdienstvollen Gelehrten vom Hofe der Kaiserin Maria Theresia
aufmerksam gemacht
werden. Die Bibliographie dieser lehrreichen Schrift ist in Pisanus
Fraxi, Centuria
librorum absconditorum p. ХХХПІ Anmerkung 41 unter Essai sur
l'histoire
naturelle de quelques Espèces de Moines, in Hayn Bibiiotheca
germanorum
erotica Seite 217 unter Naturgeschichte des Mönchtums und in Gay,
Biblio-
graphie des ouvrages relatifs à l'amour aux femmes et au mariage
etc. 2. Bd.
Spalte 168 unter demselben Titel wie bei Pisanus Fraxi enthalten.
Städtische Erzählung**, die in Niederösterreich gesammelt
wurden.
I97
daher dem Pfarrer sein Leid. Dieser aber tröstete ihn und
sagte: ,Er
wäre imstande, ihm einen Knaben zu machen und zwar habe er
obendrein an seinem Gliede mehrere Ringe, und je nachdem er es
seichter oder tiefer hineinstecke, werde das Kind ein Pfarrer, Dom-
herr oder Prälat' Der Bauer sehr erfreut über diese Auskunft, bat
den Pfarrer, zu seiner Frau zu kommen und als dieser auf ihr liegt,
tritt auf einmal der Bauer in die Stube, drückt den Pfarrer von
hinten
fest auf sein Weib und spricht: ,Ein Prälat muß 's werden.4
3. Die Busse.
Eines Tages ging die in Liebessachen schon bewanderte Köchin
mit dem schüchternen Stubenmädel einer Herrschaft zur Beichte. Das
Stubenmädel bald abgefertigt, erhielt die Busse, ihre Hand eine
Viertel-
stunde lang in das Weihwasser zu halten. Sie kam der Strafe ge-
treulich nach und wurde dabei von der Köchin angetroffen.
— Was machst du da? fragte die Köchin.
— Weil ich meinen Franzi einmal wohin griff, muß ich
nun meine
Hand davon reinigen!
— O du dumme Schachtel! rief die Köchin aus, wenn es
auf das
ankäme, müßt ich mich mit dem ganzen Arsch in den Weihbrunn
setzen!
4. Sachte, sachte, rauher Krieger!
Zur Zeit des Feldzuges im Jahre 1864 als die
österreichischen
Truppen durch Deutschland marschierten, kam ein Feldwebel zu einer
Seilerwitib ins Quartier. Dem Soldaten gefiel die noch gar nicht so
alte und auch noch schöne Witwe und er beschloß, sich nach dem
starken Marsch bei der guten Frau Wirtin zu entschädigen. Es dauerte
nun auch nicht lange, so fiel der Seilerwitwe das artige und
höfliche
Benehmen des hübschen, jungen Mannes auf, sie bemerkte auch, daß
er sein Auge auf sie warf, sie wurden bald sehr gesprächig und ganz
nach dem Wunsche des jungen Eroberers ließ eine Einladung zum
Abendimbiß von Seiten der Witib nicht lange auf sich warten.
Beim Abendtisch unterhielten sie sich recht angenehm. Die Sym-
pathien wurden gegenseitig rege, der junge Krieger sprach der Witwe
stark zu und sah auch bald seinen Wunsch nach kurzem Widerstreben
erfüllt Er mag nun der zartfühlenden Witib seine Liebe etwas zu
empfindlich bezeugt haben, denn sie rief ihm zu:
Sachte, sachte, rauher Krieger!
Iq3 Städtische Erzählungen, die in Niederösterreicb
gesammelt wurden.
Ärgerlich antwortete er ihr: Halten 's Maul! Wackeln 's lieber
mit
dem Arsch besser! Sachen (brunzen) wermer (werden wir) später!
5. Schlecht angewandter Rat.
Ein Pfarrer, der das Malheur hatte, daß seine Köchin immer in
andere Umstände kam, hatte einen Freund, der, wiewohl er von ihm
wußte, daß er viel geschlechtlichen Umgang pflege, noch keine Kinder
hatte. Er fragte ihn daher eines Tages unter dem Vorwande, daß
ein armer Bauer, der noch ein junges Weibelein besitzt, ihn um Rat
gegen allzugroßen Kindersegen gebeten habe, wie er denn selbes be-
werkstellige. Er erhielt darauf die Antwort: daß es ganz unmöglich
sei, ein Kind zu bekommen, wenn man links hinauf und rechts wieder
heruntersteige. Der Pfarrer, voll Freude über ein so leicht zu be-
folgendes Mittel, stieg nun bei seiner Köchin viel öfters als früher
links hinauf und rechts herunter. Zu seinem größten Erstaunen sah
er sich sehr bald vor einer neuen Katastrophe, und er eilte sofort
zu
seinem Ratgeber, um diesem in äußerlich ganz harmloser Weise zu
erzählen, daß der Bauer dennoch ein Kind bekomme, wiewohl er ge-
nau nach Angabe links hinauf und rechts immer herunter gestiegen
sei Ja, Herr Pfarrer/ erwiderte einfallend der Andere, ,da ist der
Kerl gewiß in der Mitte liegen geblieben/
6. Die verschwundenen Löffel.
Ein Pfarrer, von dem man vermutete, daß er des Nachts häufig
bei
seiner Köchin schlafe, hatte eines Abends eine kleine Gesellschaft
bei
sich. Als sie sich nach dem Souper entfernt hatte, bemerkte der
Pfarrer den Abgang einiger silberner Löffel, war jedoch unbesorgt,
da
er voraussetzte, seine Freunde machten einen Scherz und würden die
Löffel sehr bald retournieren. Er wartete jedoch vergebens, und
sagte daher bei der nächsten Zusammenkunft zu seinen Freunden, daß
der Spaß recht gut gewesen, nun allerdings aber lang genug gedauert
habe, sie mögen doch endlich die Löffel zurückgeben, worauf unter
Hohngelächter die Gesellschaft den Pfarrer zu seinem Bett hinführte,
wo seit jenem Abende diese ganz wohl am Kissen ruhten.
7. Es brennt.
Ein Pfarrer war gerade beschäftigt seine Liebe zu ficken, als
diese
plötzlich eine Röte am Himmel bemerkte. ,Hochwürden, es brennt/
rief sie daher heftig: »Dummheiten!' entgegnete hierauf der Pfarrer.
,Warum hats Dich denn sonst nicht gebrennt*
Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
wurden.
8. Ein zweideutiges Rätsel.
Ein Schullehrer gab den Kindern Rätsel auf und fragte unter
anderen: ,Was ist das?4 ,Oben Haar, unten Haar, in
der*Mitte wunder-
bar/ Keines von den Kindern, erriet es. Ein Knabe aber, als er
nach Hause kam, erzählte seinem Vater das Rätsel. Dieser lief sofort
zum Pfarrer und teilte es ihm mit Als der Herr Pfarrer dies hörte,
glaubte er es erraten zu haben, stieß alle möglichen Verwünschungen
gegen den Lehrer aus und sagte: ,Dem wird das teuer zu stehep
kommen I4 Nächsten Sonntag predigte der Pfarrer sogleich
von der
Unverschämtheit des freisinnigen Lehrers und gab das Rätsel zum
besten. ,Seht Ihf/ sagte er, ,so werden Eure Kinder verdorben/ etc.
etc. Da rief der Lehrer vom Chor herunter: Ja, ich meine nur das
Auge!4 ,Freilich/ sagte der Pfarrer hierauf, ,Sie werden
mich lehren,
wie eine Voz aussieht!4 —
9. Der grosse Zumpt.
Ein Krieger, der sich einst im Begattungakte vergnügte, sagte
auf die seufzende Klage seiner Schönen, daß es nicht gehe, er wäre
zu groß: Das ist jetzt schon alles eins, einen andern hab ich nicht,
der muß hinein!
10. Der unruhige Slovak.
Ein Slovak mit zerrissenen Gatjen (Leinenhosen) saß im
Barbier-
laden und ließ sich halbieren. Er war aber während des Rasierens
sehr unruhig, wetzte sich hin und her, hob und senkte sich wieder
und schnitt jämmerliche Gesichter.
Der Barbier fragte, da sein Messer sehr gut geschliffen war
und
nicht kratzen konnte, warum seine Kundschaft so unruhig sei Ant-
wortete der Slovak: Prosim Pane (Bitte, Herr), nehmens ihnere Katz,
wos sitzt unter ihremige zerrissenes Sessel endli a mol weg, weil er
spielt sich alleweil mit ihriges Krallenkratzl mit Beutel meiniges!
IL Den Schwanz abbeuteln.
Ein Herr brunzt an einer Ecke. Eine Hure kam vorüber und
fragte
ihn, ob sie [den Zumpt] abbeuteln soll Der Herr erwiederte: Nein,
ich danke, das tu ich schon selber, aber im Arsch können 's mich
lecken 1
12. Bibel.
Ein Bischof kam auf Inspektionreisen zu einem Pfarrer. Als er
dessen Bibliothek betrachtete, vermißte er eine Bibel und fragte
des-
200
Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
wurden.
halb: .Habt Ihr denn keine Bibel bei Euch? Ich sehe gar
keine.' ,0,
Bühle, das harn mer g habt,' sagte der Pfarrer, ,aber das ist vor
einem
Jahr gestorben.1 —
13. Abgetrumpft.
Ein Kavallerieoffizier erzählte, um groß zu tun, er sei mit
seinem
Pferde von Wien nach Baden in einer Viertelstunde hin und her-
geritten. Ein Zivilist meinte hierauf, daß dies rein eine
UnmögHdhkeit
sei, worauf ihm der dadurch beleidigte Offizier derb entgegnete:
Halten 's Ihr Maul, das verstehen Sie nicht!
Um dem Offizier einen Trumpf zurückgeben zu können, erzählte
der Zivilist sofort dem neben ihm sitzenden Freunde^ wohl leise,
doch
auch für andere und den Offizier hörbar, daß die jetzige größte
Neuig-
keit die gestern im Findelhause erfolgte Entbindung eines Frauen-
zimmers statt von vorne, von rückwärts wäre. Da bemerkte der
Offizier: Ach, das ist schon die höhere Aufschneiderei! — Gelassen
erwiderte der Zivilist: Halten Sie's Maul, das verstehen sie auch
nicht!
Übrigens ist von einem Loch zum anderen nicht so weit als von Wien
nach Baden 1
■
14. Das zu grosse Loch.
Ein Hußar vögelte und schimpfte, daß das Loch zu groß wäre.
Schatz, soll ichs unten etwas zuhalten? meinte begütigend das Mädel.
Darauf der Huszar: A, laß es gehn, i wers halt umadum1)
vögeln!
15. Ersatz fürs Jungferhäutchen.
Ein Braut fürchtete sich als die Hochzeit herannahte, weil sie
keine
Jungfrau mehr war. Eine Freundin giebt ihr den Rat, ins Brautbett
ein Holzbüchsel mitzunehmen, das beim Zuschnappen ein starkes Ge-
räusch macht Das soll sie in ihrer rechten Hand verbergen und wenn
der Bräutigam in sie den Schwanz hineinsteckt, soll sie mit dem
Büchseri in dem Augenblick einen Schnapper machen, so daß der
Bräutigam glauben muß, er habe das Jungfernhäutchen eingesprengt.
Die Braut war froh! machte in der Nacht die Sache aber so unge-
schickt, daß sie ihrem Mann den Beutel einzwickte.
16. Die Pudelhaube.
Am Nikoloabend legte die Bäuerin in der Stube auf dem Tisch
nach dem Schlafengehen der Kinder die für sie bestimmten Geschenke
zurecht, die sie in ihrem vorn aufgerafften Hemde in die Stube
hinein-
i) rund herum.
Städtische Enähhmgcn, die ia Niederösterreich gesammelt
wurden. ЗОЇ
gebracht Der älteste Knabe, der neugierig war, den hL Nikolo
zu
sehen, schlich schon früher unbemerkt aus dem Bette unter den Tisch,
ohne daß ihn die Mutter wahrgenommen. Eben als die Bäuerin mit
der Verteilung zu Ende und im Begriff war, sich zu Bett zu legen,
greift ihr das Söhnchen unter das aufgehobene Hemd in die behaarte
Pumpl und fragt: Ös Muatta, wem g'hört denn die Pudelhaube da?
Gefaßt erwiederte die Bäuerin: Du Mistbua, gehst not schlöfn,
dö
g'hört 'm Votta!
17. Die Verführte.
Eine böhmische Köchin beschwerte sich bei Gerichte, daß sie
von
einem jungen Manne gewaltsam geschwängert worden wäre. Als nun
der Richter fragte, warum sie sich nicht gewehrt hätte oder schnell
geflüchtet wäre, entgegnete sie: Wo konnte ich hin? Mit der einen
Hand hob ichs Hemd in die Höh, mit der anderen half ich ihm hinein.
Vergleich Anthropophytie I, Nr. 287 u. 288.
18. Wie Quargelduft wirkt.
In einem Gasthause, wo mehrere Stammgäste abends beisammen
saßen, erschien ein jüdischer Hausierer und da er nichts von seinem
Kram anbringt und schon sehr ermüdet ist, läßt er sich an einem
Nebentisch bei einem Glas Bier zur Ruhe nieder. Dabei schläft er
bald ein. Einer von den Gästen nimmt es wahr und sagt scherzweise,
er werde den Juden zum Sprechen im Schlafe bringen. Hierauf läßt
er vor ihn auf den Tisch hin einen Teller voll recht alten,
schmoddrigen
Quargeln stellen und es dauert nicht lang, als zum Ergötzen der Ge-
sellschaft der Hausierer im Schlafe ausruft: Pfui, Sarah, du
stinkst,
deck dich besser zul
19. Er pfeift ihr.
Ein alter Beamter heiratete ein junges Mädchen. Da er den Tag
über im Bureau war und sie oft gevögelt sein wollte, kam sie jeden
Augenblick zu ihrem Manne gelaufen. Endlich sagte er: Bleib doch.
So oft ich Zeit habe, werde ich dir schon pfeifen! — Sie hörte ihn
nicht pfeifen, gar; zu lange nicht,und so sagte sie zu ihm ganz
naiv:
Wenn du nicht pfeifst, so pfeift der Schreiber. Er spitzt schon den
Mund!
20Ż
Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
wurden.
20. Der künstliche Zumpt.
Eine Frau aus den höheren Ständen trieb die Selbstbefriedigung
auf eine merkwürdige Weise. Sie ließ sich nämlich von ihrem Kammer-
mädchen mit samtnen, mit Sägespähnen gefüllten Schwänzen vögeln,
indem selbe die Schwänze um sich anbinden mußte. Ein Graf, der
die Frau haben wollte, wurde vom Kammermädchen hinein praktiziert
und vögelte die Frau im Dunkeln ab. Sie rief am Ende: Nani, gib .
obacht, die Sägespähne kommen heraus.
21. Auf Umwegen.
Ein junger Mann kam zu einem Arzte und fragte ihn, wie er es
anstellen solle, um einen Schanker zu bekommen. Der Arzt, sehr er-
staunt darüber, fragte, warum er sich denn diese Krankheit wünsche,
die ja so gefährlich ist Ja wissen Sie/ sagte der der junge Mensch,
mein Vater pudert meine Geliebte nebst dem Stubenmädchen. Mein
Vater pudert aber auch meine Mutter, diese pudert wiederum der
Pfaff und auf den Kerl hab ich's abgesehen.1
22. Nur pfiffig.
Ein Bischof, der zu einem Pfarrer auf Inspektion kam, be-
merkte in dessen Umgebung zwei junge Mädchen, statt der Köchin
,Wo ist denn Eure Köchin/ fragte der Bischof. ,Bischöfliche Gnaden,*
sagte der Pfarrer, ,fch habe keine mit dem kanonischen Alter von
40 Jahren finden können und deshalb nahm ich halt zwei
Mädchen
zu 20 Jahren Iі
23. Bei der Beichte.
Zwei Mädchen, die sich hatten nageln lassen wollten Buße tun
und gingen zur Beichte. Die eine zu einem Jesuiten, die' andere zu
einem Kapuziner. Der Kapuziner erteilte nun ohne weiteres die
Absolution, während der Jesuit sie versagte. Traurig verließ das
Mäd-
chen, dem die Absolution versagt wurde, den Beichtstuhl und klagte
es ihrer Freundin. Diese aber riet ihr, zum Kapuziner beichten zu
gehen, und versicherte sie, daß der ihr gewiß die Absolution
erteilen
würde. Wie sie voraus gesagt, so geschah es. Die Sünderin hatte
alsbald ihre Absolution und als sie nach Beendigung der Beichte
ihrem
Beichtvater erzählte, daß der Jesuit sie fortgeschickt habe, sagte
dieser
darauf: ,Ah, was versteht denn der vpm Vögeln!'
1) beschlafen.
Städtische Erzählungen, die in Ntederösterreich gesammelt
wurden.
24. Der abgebrochene Penis.
Einer Pfarrerskochin passierte einst beim Abstauben im Zimmer
ihres gestrengen Herrn ein Malheur. Sie brach nämlich einer
Statuette
— einen Engel darstellend — den Penis ab. In großer Angst, der
Pfarrer möchte dies bemerken, machte sie einen Kitt zurecht und
klebte den abgebrochenen Teil wieder an seine Stelle, aber — ver-
kehrt, also stehend. Als der Pfarrer aber sein Zimmer betrat, fiel
ihm
dies gleich auf und er schalt die Köchin aus, daß sie sich nicht
ein-
mal die Mühe gebe den abgebrochenen Gegenstand wieder an seine
Stelle zu kleben. Die Köchin sah ihren Herrn erstaunt an und be-
hauptete, sie habe ihn beim Herrn Pfarrer nie anders gesehen.
Vom Mißbrauch des Afters.
25. Also doch.
In einem kleinen Städtchen waren einige Fremde in dem einzigen
Gasthause des Ortes eingekehrt und besetzten es vollständig. Des
Abends aber kam noch ein Fremder und verlangte dringend vom Wirte
eine Unterkunft. Da dieser nun kein Zimmer mehr zu vergeben hatte,
so erbot sich einer der anderen Herren, ihn in das seine
aufzunehmen.
Getrost setzte sich nun der zuletzt Angekommene zu einem Glase
Wein, stellte sich den übrigen Herren vor und bald war die Unter-
haltung im besten Gange. Da machte nun einer der Reisenden den
Scherz, dem neuen Freunde ins Ohr zu flüstern, er möge die Auf-
forderung mit dem einen Herrn das Bett zu teilen, abweisen, da er
ein Puserant sei. Verdutzt sah der Fremde den Zuflüsterer an, be-
ruhigte sich jedoch bald, da es ihm einfiel, daß er eine gute
Rehleder-
hose anhabe, die er anbehalten wolle. Spät trennte man sich und
ging zu Ruhe. Die zwei Bettgenossen begaben sich in ihr Zimmer
und schlummerten, auf ihr Lager gestreckt, bald ein. Des anderen
Morgens stand der vermeintliche Puserant, der um den Scherz wußte,
auf, während der andere noch fest schlief, und rasierte sich. Da
fiel
ihm ein, er könne den Scherz vervollständigen und nahm sein Messer,
schnitt seinem Bettgenosen die Hosen am Hintern, den er herausge-
streckt hatte, auf und schmierte den abrasierten Seifenschaum
darauf.
Natürlich war der erste Griff des bald darauf Erwachenden, der die
ganze Nacht vom Puserieren geträumt hatte, nach seinem Arsch und
als er ihn offen und naß fand, stöhnte er die Worte: ,Also doch!'
204
Städtische Erzählungen, die in Nkderösterreich gesammelt
wurden.
26. Eine unrechte Hausnummer.
Zwei Bekannte trafen sich einmal im Gasthause und beklagten
sich
über die teueren Zeiten. Da sagte der Eine: Jch weiß wenigstens,
wie ich mir ein sicheres Nachtmahl verschaffen kann. Ich schleiche
mich abends bei den Haustoren herum, bandle mit irgendeinem Stuben-
mädel an und frage, ob der Herr zu Hause ist Ist er weg, so schraube
ich mich mit dem Mädel hinauf, pudere zuerst die, dann womöglich
auch die Frau, wenn sie sauber ist und bekomme dafïir nicht nur ein
tüchtiges Abendessen, sondern noch obendrein etwas auf die Hand.1
,Ah, das ist ja eine köstliche Idee! Das muß ich nächstens
auch
probieren/ entgegnete der Andere. Nächster Tage trafen sich die*
zwei
Bekannten wieder in dem Gasthause und nun fragte Ersterer: ,Also
hast Du probiert, was ich Dir neulich gesagt habe?, Ja freilich4,
sagte
der Andere, ,und mit sehr gutem Erfolge/ In welchem Hause denn?4
Ich puderte in Nr. 20, X-Gasse, Stubenmädchen, Frau und
Tochter/
,So/ entgegnete Ersterer, ,komm jetzt noch schnell her und puseriere
mich, dann hast Du die ganze Familie gefickt!4
27. Wenn man Puserant ist.
Ein Lieferant mietete sich einst einen Dienstmann, um ihn zu
puserieren. Als er aber mitten in der Arbeit war, fing der
Dienstmann
an zu scheißen. Empört fuhr Ersterer auf und wollte den Dienst-
mann ausschelten, als dieser gelassen ihm ins Wort fiel und sagte:
,Was kann ich dafür, wenn mir die Natur früher kommt als Ihnen?!4
Von Impotenten.
28. Ausruf eines Ehemannes.
,Man soll Jeden hängen, der einen zum Heiraten verleitet Der-
jenige, der mich verleitet hat, hängt schon!4 —
29. Vielleicht hilfts.
Ein junger Mann, der ein starker Raucher war, heiratete eine
Dame, die ihm das Rauchen verbot Nun verging aber Tag um Tag,
Nacht um Nacht und der junge Ehemann puderte seine junge Frau
nicht Dies klagte sie endlich ihrer Mutter. Die Mutter nun, stellte
den jungen Ehemann hierüber zu Rede, er aber sagte: er könne nicht
pudern, wenn er sich nicht an einer Zigarre gestärkt habe. Es wurde
daher beschlossen, ihm doch das Rauchen zu gewähren und als die
Tochter in die Stadt ging, um die Zigarren zu holen, schrie ihr die
Stadtische Erzählungen, die in Niederösterreieh gesammelt
wurden.
Mama nach: ,Bring für den Papa auch 100 Stück mit, aber
recht
starke !'
Vom Arsche.
30. Vom alten Fritze.
Friedrich der Große hatte einst ein Geschwür im Halse und alle
Ärzte waren nicht im stände, es zu operieren, Sie meinten, Friedrich
möge einmal recht lachen, damit es platze. Er aber, als bekannt
ernster Mann, lachte nur sehr selten und es wurde daher der Hofharr
beauftragt, den König zum Lachen zu bringen. Dieser ließ sich nun
ein Regiment Soldaten vorfuhren, und nachdem Alles ,habt Acht1
stand,
kommandierte er: ,Hosen herunter; rechten Zeigefinger ins Maul;
linken
in Arsch — und dann: wech — wechselt!* Da lachte Friedrich derart,
daß das Geschwür platzte und er gerettet ward.
31. Gutes Mittel.
Ein Ungar, der gewohnt war, recht scharf zu fahren, kaufte
sich
einst ein paar Pferde, die, als er sie probierte, nicht nach seinem
Wunsche gingen. Ein Freund riet ihm, den Pferden Paprika unterm
Schweif zu streuen und versicherte ihn, daß das die Pferde ungeheuer
anfeuere. Unser Ungar tat es, aber kaum war er aus dem Haustor
gefahren, als die Pferde durchgingen und umwarfen. Der Ungar lag
nun am Boden und seine Pferde rannten davon. Wie sollte er sie
wieder erreichen? Schnell entschlossen, zog er die Hosen herunter,
schmierte Paprika auf seinen Hintern und lief, was er konnte.
32. Die Klystier.
Eine Schusterin litt an starken Blähungen und griff daher
einst,
als ihr das Ding zu arg wurde, zu dem bewährten Mittel der Klystier.
Da nun Niemand außer dem Lehrjungen da war, der ihr sie applizieren
konnte, so rief sie diesen, gab ihm die gefüllte Spritze in die
Hand,
legte sich auf den Bauch und entblößte den Hintern. Da erblickte
der Junge aber zwei Löcher und unschlüssig, welches wohl von den
beiden das richtige sei, fragte er die Meisterin: ,Frau Masterin, in
welches Loch soll ich denn spritzen, in's obere oder untere?' —-
.Dummer Kerl! in's obere/ sagte die Meisterin. Ja freili',
entgegnete
der Lehrjunge, ,das hätt* i mer aber auch denken können; denn in's
untere hätt' mers ja gleich können mit'n Häferl einischütten, da
hätt*
mer ja gar kan Spritzen braucht/ —.
2o6 Städtische Erzählungen, die in Niederosterreich gesammelt
wurden.
33. Am Maskenball.
Ein Herr klopft einem Mensch beim Schwender *) am Arsch und
sagt: ,Ah, das ist ein hübsches Mistbeet l' Die Hur wandte sich um
und entgegnete: ,No, den ersten Spargel, der herauswächst, den
kannst
Du haben!1
34. Richtige Bemerkung.
Eine Dame sagte in ihrer Gesellschaft: ,Ach, wenn ich nur
wüßte
wie der Ort heißt, wo meine Freundin zu Hause ist!' ,Es ist ein ganz
obskures Loch in der Nähe meines Geburtortes.' Ja,' bemerkte eine
zweite, ,das kann nur das Arschloch sein!'
35. Hinter der alten Schiessstatt.
Eine Tante ging mit ihrer Nichte spazieren als der Geliebte
der
Letzteren des Weges kam, Da die Tante sich gerade eine Auslage
ansah, so benützte dies das Mädchen, um hinter deren Hintern alle
fünf Finger auszustrecken um dadurch ihrem Liebhaber Etwas anzu-
deuten. Einige Zeit nachher kam das Liebespaar einmal zusammen.
Das Mädchen aber benahm sich so abstoßend, daß der Jüngling um
den Grund fragte. ,Ich habe Ihnen ein Rendezvous gegeben und Sie
kamen nicht,' sagte das Mädchen ärgerlich. ,Ich wußte ja gar nichts
von einem Rendezvous,' entgegnete der Jüngling verlegen. ,Nun, habe
ich Ihnen nicht neulich gedeutet, um fünf Uhr hinter der alten
Schieß-
statt?' sagte hierauf das Mädchen.
36. Muss denn das gleich sein?!
Ein Gutsverwalter wollte mit einem Bauer ein Geschäft
abschließen,
konnte aber mit ihm nicht ins Reine kommen. Die Sache wurde immer
hitziger und endlich rief der Bauer: .Lecken's mich im Arsch!' riß
die Tür auf und rannte davon. Der Verwalter, in seiner Ehre
gekränkt,
ergriff den Stock und stürzte ihm nach. Als er aber vor das Haus
kam, begegnete ihm der Gutsherr, der ihm zurief: ,Wohin denn
so eilig, Herr Verwalter?* — .Denken sie sich, Herr Baron, der Kerl
von einem Bauer hat mir gesagt, ich soll ihn im Arsch lecken!' —
,Nun, und muß denn das gleich sein?* rief ihn der Gutsherr nach.
37. Enttäuschung.
Eine schwärmerische junge Dame ging oft in den grünen Wald
lustwandeln, um sich ihren Betrachtungen zu überlassen. Da lag sie
nun einst im Schatten eines Busches und lauschte dem Gesänge der
i) In den Jahren 1850—1890 ein großer Wiener Ballsaal.
Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
wurden.
Vögel. Plötzlich kam es ihr vor, als hörte sie Menschenstimmen
und
es dauerte nicht lange, als sie richtig ein bäuerliches Liebespaar
daher-
wandeln sah, das sich in ihrer Nähe niederließ. In ihrer Einfalt kam
ihr dies so idyllisch vor, daß sie beschloß, das Gespräch beider zu
belauschen. Es gelang ihr sehr leicht und sie hörte nun folgende
Worte: ,Du, Liserl, mit was wischst Du Dir denn den Arsch aus?'
,Gar nicht' ,Hammers eh denkt, drum sind meine Eier allweil voll
Dreck!'
38. Mit dem Arsch gewunken.
In einer kleinen Stadt hatte sich ein Kaufmann mit seiner
hübschen
jungen Frau niedergelassen und hier einen Kaufladen eröffnet. Seine
Frau war wegen ihrer Reize bald allbekannt geworden und es dauerte
nicht lange, so bemerkte der Kaufmann einen jungen Menschen in das
Zimmer seiner Frau schleichen.
Um die Sache nicht auffallend zu machen, schickte er einen
Lehr-
jungen hinauf und trug ihm auf, er möchte sich wie zufällig in das
Zimmer seiner Frau begeben, um zu sehen, was da vorgehe. — Bald
kam dieser in den Kaufladen zurück und berichtete, die Frau habe
die Kleider oben und der junge Mann unten.
.Dummer Junge!' .Warum hast Du sie denn allein gelassen?1
schalt der Kaufmann, ,gehe gleich wieder hinauf, und bleibe
oben!'
Der Lehrjunge entfernte sich abermals, kehrte aber sehr bald wieder
zurück und sagte: ,Er hat mir mit dem Arsch gewunken, ich soll
weggehen.'
39. Plakate an unrechtem Platze.
Eine Apotheke sollte ausgebessert werden und der Besitzer
wollte
daher auf die vordere Tür einen Zettel kleben lassen, welcher
besagte,
daß der Eingang von hinten sei Dieser Zettel lag schon angekleistert
auf einer Bank vor der Tür, als eine Dame daherkam und sich darauf
setzte. Die Dame stand nach einiger Zeit auf und ging ihrer Wege.
Der Zettel war aber an ihr kleben gekleben und jeder Mensch las an
ihrem Hinterteile: ,Wegen Ausbesserung des vorderen Lokales, ist
der Eingang von hinten.'
Vom Farzen.
40. Der adoptierte Furz.
Kaiserin Katharina von Rußland läßt bei der Hoftafel einen
Wind
ziemlich laut fahren. Alles wird verlegen. Ein junger Lieutenant von
der Marine will diese Gelegenheit benützen, um sich bei der Regentin
2o8 Städtische Erzählungen, die in N iederösterreich gesammelt
wurden.
beliebt zu machen, wird rot, springt auf und stürzt aus dem
Saal Am
anderen Tag beruft ihn die Kaiserin und ernennt ihn zum Kapitän
mît den Worten: Ein Le u tenant, der einen ungünstigen Wind so zu
benutzen versteht, verdient Kapitän zu sein!
Anmerkung. Nach einer anderen Fassung sagt der Leu tenant:
Schad, daß sie nicht geschissen hat, ich wäre jetzt Major!
41. Die Farzerin.
General Blücher puderte einmal ein junges, schwaches Mädchen.
Das ließ während des Aktes einen Furz und entschuldigte sich.
Blücher lachte und sagte zu ihr: Mach dir nichts daraus. Kein
Wunder.
Wenn ich so einen Knüppel in den Leib bekäme, ich hätte längst cfte
Hosen voll!
42. Musikalische Genüsse.
Einem Barbier kommt beim Rasieren einer aus. „Das ist aber
eine
musikalische Stube, sagte der eben rasierte Jude, da kann man was
aus dem „Barbier1' hören." Darauf antwortete der Barbier:
„Gebens
Ihrer Frau Mutter einen Kohlrabi,1) dann könnens was aus
der
„Jüdin" hören."
43. Der Dreckhaufen.
Ein Maler kehrte bei einem Wirten auf mehrere Tage ein und
lebte gut, hatte aber kein Geld und als Bezahlung malte er auf den
Tisch seines Zimmers einen Haufen Dreck hin mit der Unterschrift:
Gemalt ist nicht geschissen!
Der Wirt verkaufte diesen Tisch für eine große Summe. Nach
langer Zeit kam der Maler wieder und der Wirt nahm ihn sehr gut
auf. Nach mehreren Tagen ging der Maler durch, hatte aber zuvor
einen ordentlichen Haufen auf den Tisch geschissen und dazu ge-
schrieben:
Geschissen ist nicht gemalt!
44. Miss verstanden.
Bei einer Gräfin war eine Gesellschaft zum Tee geladen. Em
ungarischer Major machte der Hausfrau stark den Hof und als der
Diener kam, um zum Tee zu laden, sprang der Major auf und bot
der Gräfin den Arm. Als beide zur Tür des Nebenzimmers gelangten,
wollte aber niemand von ihnen zuerst durchschreiten und so kam es,
i) Kohlrübe.
Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
wurden.
daß plötzlich beide zwischen der schmalen Tür steckten und der
Major
bei dieser Gelegenheit einen „gehen ließ." — „Ah, so etwas ist mir
aber noch nicht passiert11, rief entrüstet die Gräfin
aus. ,,„Jo, ist Ihne
dos passiert?" sagte der Ungar, „hob ich geglaubt is mir!"
45. Eine Krone scheissen.
Der König von .... kam nach Wien und wollte sich von der
berühmten Grobheit der Fratschlerinnen (Obstverkäuferinnen) über-
zeugen« Er begab sich auf den Naschmarkt und stieß aus Spaß einen
Stand um. Die Fratschlerin überschüttete ihn darauf mit einer Flut
von Schimpfworten. Endlich sagte der König:
— Wissen Sie, wer ich bin?
— Na, so a Sakramentspflastertreta san 's, Sö Äff Sö!
— Nein, ich bin der König von ....
Auf dies hin drehte sich die Fratschlerin um und sagte zu
einer
anderen:
— Nani, geh, scheiß ihm a Krön!
46. Der Lockvogel.
In Wien wurde einem Bürger, der Schildwache stand, hauptsäch-
lich befohlen, den Ort, wo er Wache hielt, nicht verunreinigen zu
lassen. Unglücklicherweise kommt es dem Manne selbst so nah, daß
er sich keinen anderen Rat weiß, als die Hose aufzumachen. Kaum
ist er fertig, kommt ein junger Mann daher, den ein ähnliches Be-
dürfnis nötigt Da er den Platz bereits verunreinigt sieht, bleibt er
stehen, um sich zu erleichtern. Wie das der Bürger merkt, packt er
ihn auch schon an, um ihn mit auf die Wache zu nehmen und ihm
die Geldstrafe abzufordern. Der junge Mann sagt aber: ,Lassen Sie
mich, ich tat es nur, weil der Platz bereits verunreinigt ist1.
— J)as
schadet nichts, das ist nur ein Lockvogel', sagt der Bürger, »Kommen
Sie nur, Sie kriegen blos eine kleine Geldstrafe*. — ,Na, da warten
's
noch ein wenig1, sagt der junge Mann, .damit ich auch
noch her-
scheißen kann, damit mehr Lockvögel da sind!1
47. Das letzte Tröpfel.
» In der Nähe eines Fiakerstandplatzes hockt sich ein altes
Weib
hin, brunzt und läßt, nachdem sie fertig ist, einen Tüchtigen
fahren.
Das hört ein in der Nähe stehender Fiaker und schreit: „Gehst denn
no net, alte Sau!" ,Jo freili", entgegnete das Weib, „ös habts viel
Krauss, AntropophyteU. П. I4
210 Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich
gesammelt wurden.
leichter, ös könnt's s letzte Tröpferl obibeuteln, ich aber
muß's halt
obiblasen." —
48. Täuschende Ähnlichkeit.
In einer Gesellschaft passierte einem Herrn das Malheur, daß
ihm
ein ziemlich lauter entwischte. Sofort fängt er an mit dem Stuhl zu
rücken, macht das aber in der Eile so auffallend, daß ihn das neben
ihm sitzende Fräulein bittet, keinen solchen Lärm zu machen, da sie
sehr nervös sei „Entschuldigen Sie, Fräulein!" sagte dieser, „ich
habe
nur etwas mit dem Stuhle gerückt." „So?" entgegnete die Dame,
„wie machen Sie denn den Gestank dazu?" —
49. Zwei Lehrer und drei Gulden.
Lehrer: Nun, Kleiner, jetzt habe ich euch gezeigt, daß es
unmög-
lich ist, ungleichwertige Begriffe in eine arithmetische Verbindung
zu
bringen. Kann ich z. B. sagen : Zwei Lehrer und drei Gulden sind
fünf?
Kind (schnell): Nein!
Lehrer: Warum nicht?
Kind: Weil es unmöglich ist, daß zwei Lehrer drei Spieß haben.
Anmerkung. Studentisch sagt man für Gulden Spieß. Spieß
bedeutet aber auch sowie Speer den Zumpt
50. Zu was das Gras ist.
Ein Mädchen mit poetischem Gemüt ging einst in den grünen
Wald, um zu lustwandeln. Flötzlicn fiel ihr ein nettes Verslein ein
und sie hatte leider weder Stift noch Papier bei der Hand, um es
aufzuzeichnen. Sieh, da blickt ihr ein kleines Häuschen im Wald
mitten entgegen. Schnell eilt sie dahin und bittet einen ihr
entgegen-
kommenden Mann um ein Stückchen Papier. Ja, Papier hammer kans.
Da müssen 's schon a Gras nehmen!' entgegnete er ihr mit aller Ruhe.
51. Ein fatales Versprechen.
Ein Jüngling wollte zu einer jungen Dame sagen: ,Mein
Fräulein,.
Sie besitzen einen ungeheueren Liebreiz !c versprach sich
aber und
rief aus: ,Mein Fräulein, Sie besitzen einen ungeheueren Leibritz!1
52. Isch net daneben, isch drlnl
Eine hübsche junge Ungarin bestieg mehrere Tirolerberge. Sie
nahm sich einen feschen, jungen Führer mit Als sie auf einem Berge
zu einem schönen Platz kamen und die Touristin Müdigkeit verspürte,
setzte sie sich nieder und da der Führer stehen blieb und sie immer
Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
wurden* 211
ansah, wies sie ihm einen Platz an und wollte sagen: ,Hier
wollen wir
ruhen.1 sagte jedoch in gebrochenem Deutsch: ,Hier wollen
wir rudern!'
Der Tiroler verstand aber »pudern1, packte sie, warf sie
nach rückwärts
und verarbeitete sie, was in seiner Macht stand Als er in bester
Arbeit war und sie hitzig wurde, rief sie voll Wonne: Istenem, o
Iste-
neml (Gott, o Gott!) aus, er verstand abermals falsch und
entgegnete:
isch net daneben, isch drin!
53. Das magyarische A.
Ein Lehrer der ungarischen Sprache eröffnete in einer höheren
Töchterschule die erste Lektion auf folgende Weise: In der ungari-
schen Sprache ist der A-Laut zweifach, wie in dem deutschen Worte
Schäß und getrübt wie im Arsch.
54. Ihre und seine Sache.
— Sieh! Marie ist schwanger! sagte ein Edelmann zu
seinem
Kutscher.
— Das ist ihre Sache! erwiederte MichL
— Aber sie ist schwanger von dir!
— Herr, das ist meine Sache!
55. Bettelzwang.
Im Jahre 1859 tat sich auf die Siegbotschaft von
Solferino eine
Herrengesellschaft beim Glase Wein gütlich. Als sie heimgingen, bat
sie an einer Gassenecke ein Bettler um ein Almosen. Sie beschenkten
ihn, doch einer von den Herren sagte zu ihm: Ja, haben Sie denn gar
keine Verwandten, Bekannten usw., daß Sie betteln gehen müssen? —
Jo freili, erwiederte der Bettler, і hätt no zwa Töchter, aber wer
der
Teufel vögelt denn bei derer Hitz!
56. Das blinde Fenster.
Ein Fremder kehrte in einem Gasthause ein und konnte Nachts
den Abort nicht finden. Er entschloß sich daher zum Fenster hinaus-
zuscheißen, bemerkte aber, als er fertig war, daß sich der Dreck an
der äußeren Wand hinuntergeschlängelt hatte und dort schöne Zeich-
nungen hinterließ. Um den Verdacht von sich abzulenken, nahm er
noch einen Patzer und warf ihn über seinem Fenster an die Wand.
Früh Morgens aber kam schon der Kellner und fuhr den Fremden ob
dieser Schweinerei derb an. Dieser aber sagte, er habe es auch schon
bemerkt, aber er sei es nicht gewesen. Übrigens könne sich der
Kellner
von der Wahrheit seiner Aussage selbst überzeugen, da ja der
Kot
14*
212 Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich
gesammelt wurden.
auch ober seinem Fenster hafte. Der Kellner aber erwiderte:
„Geben
Sie sich keine Mühe — ober Ihnen ist ja ein blindes Fenster!"
57. Blumensprache.
Eine Frau hatte Gesellschaft. Da kam plötzlich ihr
sechsjähriges
Mädchen hereingelaufen und sagte: „Du Mama, ich möchte brunzen!"
Die Mama, zwar etwas verlegen, ging mit dem Mädchen hinaus und
sagte: es möge, wenn es ein anderesmal Not habe, nicht sagen: „ich
will brunzen", sondern lieber, z. B. „ich will Blumen pflücken", sie
werde es dann auch verstehen. Als einige Tage später die Frau aber-
mals Gesellschaft hatte, bekam das Mädchen zufällig wieder Not und
schrie: „Du, Mama, ich möchte Blumen pflücken und scheißen a!" —
58. Sonderbar.
(Auf der Stiege.) A.: „In diesem Hause 'stinken die Retiraden
fürchterlich!" B.: „Nicht möglich! es wird ja alle Tage frisch
hinein-
geschissen." —
Satire und beabsichtigter Humor.
59. Avis heisst Vogel.
Eine Köchin hatte einen Korporalen zum Liebhaber. Er schrieb
ihr einst auf einem Zettel folgende Zeilen: „Sobald ich nächstens
Zeit habe, werde ich Dich avisieren." Die Köchin nun verstand alles
bis auf das Wort avisieren. Da ihr dieses lateinisch vorkam, so
wandte
sie sich an den Sohn des Hauses, der in der Prima Gymnasii
studierte,
damit er ihr es übersetze. Da er, noch nicht fest in der
lateinischen
Sprache war, so schlug er in seinem kleinen Lexikon nach, fand aber
bloß das Wort avis, Vogel, das er also der Köchin mitteilte. Als
diese
es hörte, rief sie freudig: „Avis heißt VogelI? Ah, da wass і schon
g'nug."
60. Gewählte Lektüre.
Eine Dame wurde einst von einem jungen Manne befragt, was
fur Lektüre sie betreibe. Sie antwortete: „In der Früh' lese ich
Göthe,
am Nachmittag Schiller und am Abend Victor(er) Hugo.
61. Abort auf der Börse.
Ein Jude geht mit seinem Sohn auf die Bors'. Noch waren sie
nicht lange im Saale, als das Söhnlein plötzlich Not bekommt „Tate-
leben, wo is hier der Abort?" fragte er daher seinen Alten. „Merk
Städtische Erzählungen, die m Niederösterreich gesammelt
wurden. 213
der's," entgegnete dieser; „auf der Börse gibt's kein Aborte
da be-
scheißt Einer den Anderen/'
62. Arm und reich — gleich. *
Ein Vagabund ging an einem Fenster vorüber, das eben eine
junge Dame öffnete und hörte, wie diese aus Mitleid über die im
Schnee
frierenden Spatzen ausrief: „O, die armen Vögeln!" Schnell gefaßt,
rief er hinauf: „Die Reichen aber auch!4'
63. In anderen Umständen.
Eines schönen Tages zeigte es sich, daß die Köchin in anderen
Umständen ist. Als ihr deshalb ihre Frau Vorwürfe machte, sagte
diese: „Ja, gnä' Frau san's ja auch in der Hoffnung" „Das ist ganz
etwas anderes, meine Liebe", sagte die Frau, „ich bin ja von meinem
Mann in anderen Umständen." „No! Bin ich ja auch von Ihrige Monn
in andere Umstand'," entgegnete die Köchin.
«
+
64. Im Wirtshause.
Gast: „Was gibt es heute Gutes zu essen?"
Wirtin: „Lungenbraten mit Erdäpfeln, Vögel mit Polenta" — —
Gast: „Wissens, ich möchte halt gern' Vögeln ohne Polenta."
65. Eisenbahngeschichte.
Ein Mädchen wurde auf der Reise nach Wien von einem Herrn
arg molestiert und abgegriffen, so zwar, daß sie den Kondukteur
rufen
ließ, damit er den Herrn bei der Ankunft in Wien der Polizei über-
gebe. Dieses geschah auch und als beim Verhöre der Polizei-
Kommissär das Mädchen fragte: „Wo hat er sie denn angegriffen?"
sagte diese: „zwischen Graz und Marburg."
66. Is bloss Nachtpotschamberl.
In einer Gesellschaft wurden Rätsel aufgegeben. Nachdem sich
schon alle an drolligen Sachen überboten hatten, stand ein Ungar,
der
sich auch in der Gesellschaft befand, auf und gab folgendes Rätsel
zur Lösung: „Es ist ka Wurst und ist ka Plunzen und wenn man's
in die Hand nimmt, muß man brunzen." Auf das hin färbten sich die
Wangen der Damen und die Herren sahen ihn entrüstet an. Er aber
als er dies bemerkte, sagte er ruhig: „Is jo nit Schwanz, is ja
Nacht-
potschamberl."
214 Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
wurden.
67. Vielleicht holst'n ein.
Ein Jude sagt in der Brautnacht während des Aktes zu seiner
jungen Frau: „Mir scheint, da is mer schon aner vorausgeritten!"
„Rait in Galopp, vielleicht holst'n ein!" sagte seine Frau darauf.
68. Der geschluckte Heuwagen.
Der Vater eines kleinen Mädchens war krank. Es wurde der Arzt
geholt und als dieser den Vater verließ, lief das Mädchen auf ihn zu
und fragte neugierig: „Herr Doktor! was fehlt denn dem Vater?" —
„Ja, mein liebes Kind", entgegnete dieser, „Dein Vater ist schwer
krank, er hat halt einen Heuwagen geschluckt." „Sie haben recht",
sagte die Kleine, „ich erinnere mich, schon lange steht ihm beim
Bauch
die Deichsel hinaus."
69. Ein nicht verstandenes Fremdwort.
Bei einem Marktbrunnen kamen allabendlich die verschiedenen
Dienstmägde der Stadt zusammen, um Wasser zu holen und unter-
hielten sich bei diese Gelegenheit über die Erlebnisse des Tages. So
sprachen auch eines abends zwei über ihre beiden Verehrer. Nach-
dem sie dieses Thema beendet hatten, fragte die Eine: „Hast Du Dich
schon einmal photographieren lassen?" Die Angeredete stutzte etwas,
doch sagte sie bald: „Nein, photographieren noch nicht, aber dran-
griffen hat er mir schon."
70. Agilité.
Eine Dame ritt einst in Begleitung ihres Reitknechtes
spazieren;
da kam ein Graben. — Sie übersetzte ihn, das Pferd stürzte jedoch
und sie fiel auf eine sehr unanständige Art zu Boden. Schnell aber
sprang sie auf ihr Roß. Hierauf wandte sie sich an ihren Reitknecht
und sagte: „Nun, Johann! Haben Sie meine Agilité gesehen? „Jo,
g'segen hob1 ich's, aber і hob net g*wüßt, daß man das
auch so heißt",
entgegnete der Reitknecht.
71. Wie Maria Theresia gebaut war.
Ein Hof bediensteter ging zu Maria Theresiens Zeiten am Graben
spazieren. Da erblickte er vor sich ein nettes Mäderl und zwickte es
beim Vorübergehen im Hintern. Als sich diese jedoch umdrehte, er-
kannte er die Kaiserin, fiel auf die Knie und sagte: „Majestät, wenn
Ihr Herz auch sö/ist,, wie Ihr Arsch, so bin ich verloren!"1)
i) Scheint eine Übertragung einer Anekdote aus dem
Französischen zu sein, worin
von einem französischen Gesandten die Rede ist, der Maria Theresia
auf einer Treppe
Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
wurden. 215
72. Die grosslochige Familie.
Ein Brautpaar feierte die Hochzeit Nach der Trauung versäumte
es der junge Gemahl nicht, sich eine Flasche Burgunder unter das
Ehebett zu stellen, um sich bei seiner späteren Arbeit öfters
stärken
zu können. Als man nun gegessen und getrunken hatte, wurde zu
Ruhe gegangen. Das junge Paar verfugte sich in das Schlafzimmer,
neben dem die Schwiegermutter sich niedergelassen hatte, um nachts
ihre Beobachtungen machen zu können. Kurz nachdem das Licht aus-
geblasen worden war, wollte nun unser junge Ehemann einen Zug aus
bewußter Flasche machen, aber zu seinem größten Erstaunen war sie
leer. Ärgerlich rief er aus: „Da ist mir ja schon jemand drüber ge-
kommen!" — Die Schwiegermama dies zu hören, reißt die Tür des
Nebenzimmers auf und schreit: „Das ist nicht möglich, nicht denkbar,
ich muß es Ihnen schon sagen, wir sind eine großlochige Familie."
73. Im Herbste.
„Das Laub fällt von den Bäumen und die gefiederten Sänger der
Luft haben uns verlassen!" sagte eine junge Dame, die an einem
Herbst-
tage im Prater spazierte — so vor sich hin, als bei diesen Worten
ein
Herr vorübereilte und ihr zurief: „Ja, mit Vögeln im Freien ist's
freilich schon vorbei."
74. Zu ungebildet.
Zwei alte Freunde begegnen sich auf der Ringstraße.
A.: ,Grüß' Dich der Himmel. Wie ich gehört habe, kann man
ja Deiner Tochter gratulieren?'
B.: ,0, nein, s'ist aus die Geschieht, ich gebe meine
Zustimmung
nicht zu so einer Heirat/
A.: Ja, warum denn nicht?*
B.: ,Denke Dir, lese ich neulich einen Brief von meinem
vermeint-
lichen Schwiegersohn an meine Tochter und schreibt der Kerl darin
,Fut* mit ,th'. Nun, was sagst Du dazu? — So einem ungebildeten
Menschen kann ich doch meine Tochter nicht zur Frau geben/
75. Laubfrosch und Mistkäfer auf Reisen.1)
Ein Laubfrosch und ein Mistkäfer gingen einst auf
Wanderschaft.
Am Abend eines schönen Tages suchten sie Nachtherberge in einer
von hinten attaquierte, ohne zu wissen, daß es die Kaiserin
war. Der Schluß lautet jedoch
im französischen viel wirkungvoller: Si votre coeur est aussi dur
que votre cul — je
suis fourni
*) Siehe Anthrophytieia I. Band SS. 141, 143, 144, 145
u. 146.
2l6 Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
wurden.
Scheune. Dort lag ein schlummerndes Mädchen und da der Frosch
bekanntlich Feuchtigkeit liebt, so begab er sich an ein stilles,
feuchtes
Plätzchen nach vorne, der Käfer aber als Mistliebhaber, an ein
gegen-
überliegendes, nach hinten. Des anderen Morgens, als beide ihre
Wanderung fortsetzten, erzählten sie sich die Erlebnisse der letzten
Nacht ,Stelle Dir vor4, hub der Mistkäfer an, ДсЬ hatte
heute Nacht
nicht eine Sekunde Ruhe, denn es war in meinem Verstecke eine der-
artige Zugluft, daß ich mich mit lallen Sechsen anhalten mußte, um
nicht herausgeblasen zu werden.' ,0, das ist noch gar
nichts', ent-
gegnete der Frosch, ,kaum war ich nämlich eingeschlummert, ab einer
mit einem riesigen Kopf hereinkam, und als ich mich vor Angst in
den äußersten Winkel zurückgezogen hatte, spuckte mir der Kerl
noch ins Gesicht*
76. Das Morgengebet.
Ein Lehrer erklärte den Kindern das Morgengebet und, um es
recht deutlich zu machen, wann es verrichtet werde, fragte er einen
Jungen: ,No Hans! Was macht denn Dein Vater, wenn er in der Früh
aufsteht?' Der Junge dachte zuerst lange nach, dann aber sagte er:
Ja, ich weiß schon ! Er nimmt den Nachttopf und prunzt'
77. Kleinigkeiten.
Ein Nonnenkloster und eine Kaserne stießen dicht aneinander.
Die Soldaten hatten nun die Gewohnheit im Hofe zu brunzen und
zwar regelmäßig mit der Front gegen das Kloster. Der Oberin, die
dies natürlich schon lange bemerkt hatte, wurde es endlich doch zu
viel und sie ging daher zum Obersten, um ihn um Abschaffung dieser
Unart zu bitten. ,Über solche Kleinigkeiten halten Sie sich auf?4
sagte der Oberst verwundert, Ja, schöne Kleinigkeiten das!1
— er-
widerte die Oberin.
78. Am Kopf auch?
Eine Frau erzählte einem Ungarn ganz desparat, daß ihre
Tochter
den Typhus gehabt habe und ihr nachher alle Haare ausgegangen
seien. ,Da bedaure ich', sagte der Ungar, ,Ist doch merkwürdig!
Bitte,
am Kopf auch?'
79. Immer das Nämliche.
Ein alter Kracher heiratete ein noch junges Mädchen. In der
Brautnacht befriedigte er seine junge Frau einmal und war dann vor
Aufregung ganz erschöpft ,Siehst Du, so ist es', sagte er. ,Andere
machen s öfters, aber es bleibt immer das Nämliche.'
Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
wurden. 217
80. Nudl.
Wie dies nur zu oft geschieht, wurde an einem gemütlichen
Abende ein Gesellschaftspiel gespielt, und zwar sollte der Reihe
nach
jeder ein Wort mit zwei Bedeutungen zur Lösung aufgeben. Als nun
die Tour an einen Ungarn kam, sagte er das Wort: ,NudL' Die Dame
des Hauses sah ihn verwundert an und sagte: ,Das Wort hat ja
aber meines Wissens nur eine Bedeutung.' »Gnädige Frau, is ja auch
Mehlspeis!' entgegnete der Ungar.
81. Für wie viel?
Ein Ungar hatte Filzläuse und wollte sich diese unangenehmen
Tierchen durch ein bewährtes Mittel vertreiben. Er ging daher in die
Apotheke und verlangte ,Mercurial-Salbe/ ,Für wie viel?1
fragte der
Apotheker. ,No fur a 500 000 Stück', antwortete der Käufer.
82. Eine Aulgabe mit zwei Lösungen.
Ein junger Mann, der sich in ein Mädchen eines Bürgerhauses
verliebt hatte, wurde einst da zu Tische geladen. Vor dem Essen
scherzte und schäkerte er mit der Tochter des Hauses, bis endlich
das Mädchen in die Küche lief und in einer Serviette einen rot ge-
sottenen Krebsen hereinbrachte. ,Sagen Sie mir1, rief sie
nun, ,was
habe ich in der Serviette?1 ,Wie kann ich das erraten,
Fräulein?' ent-
gegnete der Jüngling, ,da ich doch gar keinen Anhaltpunkt habe!'
,Nun, ich will Ihnen noch etwas zur Erleichterung der Aufgabe sagen.
Es wird zuweilen rot und hat Eier unter'm Schwanz.' Erstaunt sah
nun der Jüngling das Mädchen an und sagte: Ja, Fräulein, wenn ich
nicht gerade vor Ihnen stehen würde, so möchte ich glauben, daß Sie
mich in der Serviette wähnen.'
83. Bios Portemonnaie.
Die Tochter des Hauses fragte in einer Gesellschaft einen
Ungarn,
der auch anwesend war und sich mit ihr fortwährend beschäftigte:
,Was haben Sie denn heute? Sagen Sie mir, warum sind Sie denn so
schrecklich aufgeregt?' Der Ungar betrachtete sich zuerst von oben
bis unten und dann sagte er: ,Bin ich nicht aufgeregt, Fräulein, is
bloß
Portemonnaie.'
84. A was, an Aug!
In einer Dorfschule hatten sich die Kinder zum Unterrichte
ver-
sammelt und kaum begann dieser, als plötzlich die Schullehrerin, die
ein Geschoß ober dem Schulzimmer wohnte, durchbrach, da der etwas
2l8 Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
wurden:
schadhafte Plafond nachgegeben hatte. Glücklicherwelse aber
fiel sie
nicht auf den Boden des Schulzimmers, sondern erhielt sich noch oben
hängend; jedoch so, daß die Röcke in die Höhe gestreift waren und
die Füße nackt herunter baumelten. — Natürlich entstand große Auf-
regung unter der Schuljugend. Der Lehrer aber schrie: .Nicht hinauf
sehen. Kinder! Wer hinaufsieht wird blind/ Da erhob sich ein Knabe,
hielt sich ein Auge zu, sah sich die Schullehrerin genau an und
sagte:
,a was, an Aug riskir' ü'
85. Das Namenstaggeschenk.
Zwei junge Frauen berieten untereinander, was sie denn ihren
Ehe-
männern, die am nämlichen Tage das Namensfest feierten, zum Ge-
schenk machen sollten und fanden nach langem Hin- und Herraten
doch nichts Passendes. ,Weißt Du1, sagte da der kleine
Knabe der
einen Frau, ,schenke dem Vater einen Nachttopf, damit er Dir nicht
immer in den Bauch brunzen muß/
86. Was für ein Kadett?
In einer Gesellschaft unterhielt man sich über Wetter und
Kalender.
Da sagte unter Anderm ein Herr: ,In diesem Jahre wird ja ein Komet
mit riesig großem Schweife kommen/ Eine ältliche Jungfrau der Ge-
sellschaft, die aber noch immer Ansprüche machte und nur halb ge-
hört hatte, was gesprochen worden war, fragte hierauf hastig: ,Was
für ein Kadett?1
87. Verbot an unrechter Stelle.
An einer Straßenecke in Wien steht die Tafel: ,Hier ist jede
Ver-
unreinigung bei Strafe verboten/ Dennoch stellte sich aber Einer
hin,
und brunzte. Da kam ein Sicherheitwachmann und schreit ihn an:
,Können's denn nicht lesen, was da steht?' ,0, ja', sagte
Ersterer.
,aber ich brunz ja nit hinauf!'
88. Das kleinste ,Fötzchen' (Fetzchen).
In einer Gesellschaft wurden Pfänderspiele gespielt. Da bekam
nun ein Herr die Aufgabe, die schönste von den anwesenden Damen
zu nennen. Dieser in größter Verlegenheit, nahm sein Sacktuch, zer-
riß es in soviel Stücke als Damen anwesend waren, ließ sie dann
zieh'n und sagte: ,Meine Damen! Diejenige, die das kleinste
,Fetzchen*
hat — ist die Schönste!'
Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
wurden
219
89. Zu wenig Vorsicht.
Ein Mädchen ging zur Beichte.
Nachdem es schon eine Menge Sünden aufgezählt hatte, sagte es
:
,Ach, Herr Pfarrer, ich habe noch etwas am Gewissen — aber das
kann ich Ihnen nicht sagen!' ,Sag' es nur getrost', redete er ihr
zu,
mir kannst Du alles sagen!' Da sich aber das Mädchen durchaus
nicht entschließen wollte, dem Pfarrer ihr Geheimnis mitzuteilen, so
bestellte dieser es für Nachmittag in seine Wohnung. Das Mädchen er-
schien also am Nachmittag und der Pfarrer nahm es in's Verhör,
fragte
es nach allem Möglichen, aber immer verneinte es mit dem Kopfe
und er erfuhr nur so viel, daß ihr der Liebhaber Franzi etwas getan
habe. Nachdem es dem Herrn Pfarrer schon zu lange gedauert,
küßte er sie herzhaft und fragte: ,Hat Dir Franzi das getan?1
,Nein',
war die Antwort. — Er filzte sie ordentlich ab und fragte: ,Hat er
vielleicht das getan?' ,Nein!' — Er legte sie aufs Bett, gebrauchte
sie
und fragte dann: ,Hat er das getan?* ,Nein!!' — Ja, was hat er denn
getan?!' — ,Er — er hat mich angesteckt' sagte nun das Mädchen, in-
dem es schüchtern zu Boden blickte.
90. Wer hat denn Recht gesprochen?
Drei Nonnen stritten sich über das, was die Männer zwischen
den
Füßen haben. Die Eine behauptete, es sei ein Stück Fleisch, die
Zweite, es sei ein Kruspel und die Dritte, es sei ein Bein. Um den
Streit zu entscheiden, ließen sie den Klostergärtner holen. Nachdem
dieser nun seinen Penis hergezeigt hatte, griff ihn die Erste an und
sagte: ,Nun, seht Ihr, ich habe Recht; es ist ein Stück Fleisch.'
Hier-
auf überzeugte sich die Zweite und sagte: ,Nein, ich habe Recht; es
ist ein Kruspel.' Dann griff die Letzte hin und sagte: ,Ihr habt
beide
Unrecht — es ist doch ein Bein!'
91. Der melancholische Ungar.
Ein Ungar besuchte einst seinen Freund in Pest und fand ihn
sehr melancholisch. Er forderte ihn daher, als alten guten Freund
auf, ihn am Lande zu besuchen, damit er sich etwas zerstreue. Der
Pester jedoch dankte und schlug es ab. ,So überlege Dir es doch',
sagte sein Freund, ,Du kannst bei mir alles haben, was Dein Herz be-
gehrt. Du kannst fahren.' ,Mog i nif, unterbrach ihn der Pester.
,Du kannst reiten' — ,Mog i nit!' ,Du kannst spazieren gehen, Du
kannst machen was Du willst!' — >Mog і alles nif ,Na Du kannst
Dich auch mit den Damen unterhalten, meine Frau und meine Kousine
220 Statische Erzählungen, die in Niederösterreich
gesammelt wurden.
ist draußen.4 ,Ah, waisst Du, vögeln frait mich
auch nit mehr1, sagte
der Pester.
92. Vom Konstantinhügel.
Zwei Freunde gehen im Prater am Konstantinhügel vorüber und
bemerken, daß das Wasser gar spärlich bei den Kaskaden rinnt.
A.: ,Du, warum fließt denn heut* das Wasser gar so spärlich
dort
herunter?'
B.: ,Du wunderst Dich darüber? Es ist ja nur ein ,Sacher*
oben.!)
93. Wie man Spitzen schwärzt.
Ein Reisender kam an die Reichsgrenze und hatte Brüsseler
Spitzen
bei sich. Er wollte sie anfangs schwärzen und steckte sie in den
Hosenkoffer2), da er meinte, daß man ihn dort nicht
untersuchen werde.
Als er jedoch gefragt wurde ob er Steuerbares bei sich führe, ent-
schloß er sich anders und sagte: ja.1 Man führte ihn nun
auf's In-
spektionzimmer und hier begann unser Reisender seinen Hosenkoffer
aufzuknöpfen. ,Was machen Sie denn da?' fragte der Finanzbeamte.
,Ich habe hier einen Luxusartikel fur Damen bei mir*, sagte der Ge-
fragte. ,Schon gut, schon gut!' sagte darauf lachend der Beamte und
ließ ihn seiner Wege ziehen.
94. Jede Dritte ist Hur.
Ein ungarischer Edelmann wollte nach Wien fahren, um sich die
Stadt anzusehen und zog daher, bevor er Abschied von den Seinen
nahm, noch Erkundigungen über die Residenz ein. So sagte ihm unter
Andern auch ein Freund, es sei Tatsache, daß in Wien jede Dritte
Hur sei. Der Ungar fuhr nun nach Wien, wurde von einem Freunde
erwartet und machte in dessen Begleitung alles was nur möglich, in
der Residenz mit Da führte ihn denn sein Freund auch einmal in
eine hochadelige Soirée und wollte ihn eben einigen Damen
vorstellen,
als ihm einfiel er werde doch vorerst seinem Begleiter die Namen der
Damen nennen. ,Siehst Du', sagte er daher zu dem Ungarn, »dort ist
die Gräfin X, dort drüben die Baronin Y, und dort die Fürstin Z*
,Wos sogst Du?' fragte nun der Ungar, .Fürstin Z.? Is jo Hurl'
,Was
1) Der Konstantinhügel ist im Wiener Prater ein
Gartenrestaurant, das seinerzeit
einem der bekanntesten Wirte namens Sacher gehörte. — Eine
Anspielung auf das süd-
deutsche Dialektwort „sachen", das niederdeutsche sägen.
2) Hosentürchen.
Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
wurden. 221
fallt Dir denn ein', sagte der Wiener. ,No frailich',
entgegnete der
Ungar, ,hot mir Freund in Pest gesagt, daß is jede Dritte Hur
in Wien.'
95. Merkwürdiger Zufall.
Ein junger Ehemann fragte seine Frau: Aber geh, warum hast Du
mich denn nicht schon vor der Hochzeit drüber gelassen?4
Sie ant-
wortete darauf: .Nein, das hätt' ich im Leben nicht mehr getan, denn
so oft ich noch vor der Hochzeit Jemanden drüber gelassen habe, hat
sich die Partie zerschlagen.'
96. Bauernlogik.
Zwei Landleute kommen in die Stadt und sehen sich bei dieser
Gelegenheit die Jungfrau von Orleans im Theater an. Da dieses aber
überfüllt ist, müssen sie sich sehr drängen, bis sie hineinkommen.
Als
sie endlich drinnen sind, fragte der Eine den Andern: ,Du, ist die
Jungfrau von Orleans aber auch wirklich eine Jungfrau?' Der Andere
entgegnete: »Natürlich, Du hast ja doch gesehen, wie schwer wir hin-
eingekommen sind!'
97. Gewalt und Hinterlist.
Ein Lehrer wollte seinen Schülerinnen die Begriffe: ,Gewalt
und
»Hinterlist recht klar machen und sagte: ,Wenn eine von Euch bei
einem Graben steht und es kommt einer und stößt sie von vorne hin-
ein, so ist das »Gewalt, stößt er sie aber von hinten, so ist das
Hinter-
list. Kurze Zeit nachher kam der Schulinspektor die Schule zu be-
sichtigen. Der Lehrer brachte lauter besprochene Themata zur Frage
und so fragte er auch unter anderen ein Mädchen: ,Was ist fur ein
Unterschied zwischen »Hinterlist und ,Gewalt? Da antwortete das
Mädchen: »Stößt mich Einer von vorne, so ist das »Gewalt, stößt mich
aber Einer von hinten, so ist das »Hinterlist.
98. Wie man sich Nachtruhe verschallt.
Ein junges Ehepaar machte die Hochzeitreise und kam unter
anderen auch in ein Bad, wo wegen Überfüllung schon ein Saal durch
Bretterwände in Zimmer geteilt werden mußte. In solch ein Zimmer
wurde nun unser Ehepaar einlogiert und anstoßend wohnte ein ält-
licher Herr. Des nachts wollte der junge Mann über seine Frau, diese
aber sträubte sich ungemein und gab die Füße unter keiner Bedingung
auseinander. Da seine wiederholten Bitten kein Gehör fanden, und
das Abwehren auch ziemlich geräuschvoll geschah, so entstand eine
222 Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
wurden.
Ulli
derartige Unruhe, daß der Herr nebenan durchaus nicht schlafen
konnte.
Endlich wurde es diesem zu arg; er klopfte an die Wand und rief:
,Aber, ich bitte Sie, gnädige Frau, tuns doch die Fuß*
ausanand. Ich
kann ja nicht schlafen I'
99. Was die Damen anhaben?
Ein Ehemann kam aus einer Soirée. Seine Frau, die ihn er-
wartete, war natürlich sehr neugierig zu erfahren, was die Damen für
Toilette angehabt hatten und fragte ihren Mann sogleich darnach.
Wir haben die ganze Zeit gegessen', sagte dieser, — ,Obér'm Tisch,
haben die Damen nichts angehabt und unter'm Tisch hab' ich nicht
gesehen.'
100. Zu dumm.
Ein Ehepaar hatte eine sehr beschränkte Wohnung, so zwar, daß
der älteste Knabe in demselben Zimmer wie seine Eltern schlafen
mußte. So oft die Alten aber puderten, schickten sie den Knaben
hinaus. Eines abends nun wurde er wieder hinausgeschickt, und da
der Junge über die Treppe gehen mußte und es sehr finster war,
stolperte er, fiel und schlug sich tüchtig an. Da rief er erbost:
.Das
ist mir aber schon zu dumm, jetzt hätt* ich mir wegen der
verfluchten
,Hurerei* beinahe den Hals gebrochen.'
101. Geschäftstil.
In Ihrem Allerwertesten ist noch ein dunkler Punkt, den ich
nächstens mündlich berühren werde.
102, Eine gute Wache1)-
Ein Major, der sich von seiner Frau hintergangen glaubte, ohne
jedoch Beweise zu besitzen, beauftragte daher seinen Diener, immer
durchs Schlüsselloch zu sehen, wenn seine Frau während seiner Ab-
wesenheit Besuche empfange. Als er nun einmal von einem Spazier-
ritt heimkehrte, frug er den Diener natürlich sofort, ob jemand hier
gewesen. ,Melde gehorsamst, der Herr Leutnant war hier1,
antwortete
der Diener. ,Nun, und was hast Du gesehen?* ,Der Herr Leutnant
setzte sich mit der Frau Majorin auf das Kanapee.' ,Und weiter1
—
,Sie sprachen mitsammen und waren zärtlich —' Und weiter, weiter?
Er hat die Frau Majorin geküßt!' — ,Und weiter?' frug der Major
immer hastiger — ,Ich melde gehorsamst, daß er der Frau Majorin
l) Siehe Anthrophyteia I. Band Seite 476.
Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
werden.
die Röcke aufgehoben hat!' — ,Und weiter?' schrie der Major
fieber-
haft, um endlich jenes Factum zu erfahren, um das es sich ihm
handelte.
,Weiter* erwiderte der Bursche, .habe ich nichts gesehen, denn da
hielt
ich's nicht mehr aus, da bin ich zur Köchin gangen/ —
103. 'S is bjlos ä Rebus.
Ab ein jüdisches Ehepaar, ,Kohn' benamset, eines abends eben
im Begriffe war, sich zur Ruhe zu begeben, zerrte Maises plötzlich
seine Sarah am Hemde. ,Was willste?' schrie jene. ,Will jach gar
nix,
Sarahleben, łs bloß ä Rebus!' — ,Wie haßt, ä Rebus?' —
,Kohn zerrt'
(Konzert) antwortete Moises lachend und beide legten sich zu Bette.
Alsbald aber zupfte Sarah ihren Moises, indem sie ihre Büchse ent-
blößte. ,Was willste? rief erschreckt der Gatte. .Erschreck nix
Moises,
jach willl nix; 's bloß ä Rebus!' ,Wos, ä Rebus?' ,No, leck sie
Kohnl'
(Lexikon). Später machte sich Herr Kohn aber über seine Frau und
bearbeitete sie ordentlich. Während der Arbeit stöhnte und seufzte
seine Gattin. ,Was machste für Geseres, Sarahleben? Es ist ja blos
ä Rebus!' ,Wie haiißt ä Rebus?' — ,No freilich!' ,Kohn fielet.'
(Convict).
104. Der geschickte Photograph.
Eine junge Frau, welche sich photographieren ließ und sehr zu-
frieden mit den gelungenen Bildern war, richtete an den Photographen
die Frage, ob er auch Kinder mache. ,0 ja, gnädige Frau',
antwortete
dieser, ,wenn sie sich ruhig halten, aber in der Regel nicht'
105. Waren das Wanduhren?
Ein polnischer Jude erzählte seinem Kollegen, daß er neulich
Uhren gepascht habe. ,Wie ist das möglich ?' sagte der Andere, ,paßt
doch die Polizei so auf uns.' ,Nun', sagte der Erstere, ,habł
se halt
meiner Kalle1) in die Fut gesteckt' .Verzeih', sagte der
Zweite, .waren
das Wanduhren?'
106. ,Der Horcher an der Wand
Hört seine eigene Schand.'
Ein Studiosus des Gymnasiums hatte seine Prüfung im Latein mit
großer Beschwerde überstanden und trat nun seine Heimreise an. Als
er so im Bahncoupé vor sich hinstarrte und mit Freuden der bestan-
denen Prüfung gedachte, fielen ihm plötzlich die Augen zu und er
schlummerte ein. Es dauerte nicht lange, als er auf einmal im
Schlafe
i) Kalle ist aus dem Hebräischen und bedeutet Braut.
Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesnmmelt
wurden
die Stelle: ,recte bene clara — distincta voce' laut zitierte,
welche ihm
bei der Prüfung soviel Kopfzerbrechens machte. Im Nebencoupé saß
aber ein Mägdulein, zufallig des Namens ,Klara,' mit ihrer Mama,
welche genau der Worte lauschte, die der Jüngling sprach. .Nein
Mama, ist Dir das aber ein unanständiger Mensch da drüben/ sagte
diese. ,Warum denn/ fragte die Mama. ,Nun hast Du nicht gehört,
was er gesagt hat?1 ,Was denn?' ,Er sagte, der Freche:
,Reckł de
Beene Klara; dir stinkt die Fotze.'
107. Ein pikantes Gesellschaftspiel.
Ein Mädchen hatte einige gute Freundinnen und besuchte diese
so
oft, daß ihre Mama sie endlich fragte, was sie denn mit ihren Freun-
dinnen treibe, wenn sie beisammen seien. »Weißt Du Mama, wir
spielen Gesellschaftspiele.' — ,So, Gesellschaftspiele?' — Ja, es
läßt
sich nämlich eine von uns die Augen verbinden; einer der jungen
Herren fickt sie dann, und schließlich muß sie erraten, welcher von
den Herren der Ficker sei.' —
108. Grund eines ehelichen Zerwürftiisses.x)
Es ist schon lange her; denn es brauste selbst das Dampfroß
noch
nicht durch die Fluren, als ein jüdisches Eheparr einst eine Reise
unternahm. Natürlich zu Wagen. Da fuhren sie denn auch durch
einen dichten Wald. Plötzlich sprangen neun Männer aus dem Dickicht;
überfielen den Wagen, nahmen, was sie fanden, und schleppten end-
lich das Brautpaar mit sich fort Da ging es denn durch den Wald
hin zu einer versteckten Höhle. Dort wurde der Jude in eine Ecke
geworfen; die Jüdin wurde auf Stroh gelegt und ein Räuber nach dem
anderen fingen die Frau zu bearbeiten an. Als schließlich der Neunte
fertig war, schleppte sich die Jüdin zu ihrem Mann, warf sich ihm um
den Hals und weinte bitterlich. Dieser aber stieß sie zurück und
wollte nichts mehr von ihr wissen. Trostlos darüber, sagte sie ihm,
sie könne ja nichts dafür, daß sie von den Räubern gebraucht worden
sei, denn sie mußte sich ja der rohen Gewalt fugen. Er aber ant-
wortete: ,Gefickt, wie gefickt, Sarah, aber daß Du beim Neunten noch
mit dem Arsch gewackelt hast, kann ich Dir nie verzeihen.'
109. Sie will ihn nicht sehen.
Ein junges Mädchen, das eine Reise per Bahn allein unternehmen
sollte, wurde vorerst von ihrer Mutter unterrichtet, wie sie sich zu
be-
i) Siehe Anthropophytie i. Band. S. 367.
4
Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
wurden
225
nehmen habe. ,Das sage ich Dir/ sagte diese, ,iaß Dich ja
nicht mit
Mannern ein, kümmere Dich nicht um sie, höre nicht auf sie, wollen
sie Dir beispielweise etwas geben, so weise es zurück1
etc. — Das
Mädchen wurde auf die Bahn expediert, und kaum war sie einige
Stationen weit gefahren, als ein junger Mann in das Coupé einstieg.
Lange waren sie schweigend dagesessen, da sich das Mädchen durch-
aus in kein Gespräch einlassen wollte. Da endlich fragte der
Jüngling,
der zufallig eine Photographie Jean Jacques Rousseau's bei sich
hatte:
,Haben Sie, Fräulein, schon den großen Rousseau gesehen?' und griff
bei diesen Worten in die Tasche, um das Bildnis hervorzuholen. —
»Nein ich will ihn nicht sehen, und wenn Sie mir ihn zeigen, so rufe
ich den Kondukteur/ rief in höchster Aufregung das Mädchen.
110. Die Laus.
In einem Eisenbahncoupé sitzt ein Jude. Sein Nachbar, ein Sol-
dat und Judenfeind sann auf alles Erdenkliche, um ihm etwas antun zu
können; aber vergebens — es fiel ihm nichts ein. Da kam ihm
der Zufall zu Hilfe; denn er sah plötzlich auf der Achsel des Juden
eine Laus sitzen. ,Ah, ein Deserteur/ sagte er, und deutete mit den
Fingern nach der Laus. Der Jude jedoch, sofort gefaßt, schnellt
diese
auf den Sprecher und sagt: ,Geh* zum Regiment!' —
111. Ein Filzer.
Eine junge Dame und ein junger Herr reisten in ein und dem-
selben Bahncoupé. Der Herr rückte von Station zu Station immer
näher, saß endlich knapp neben ihr, wurde immer dreister, bis er sie
schließlich ordentlich filzte. — Die Dame ließ sich dieses anfangs
gefallen, als es ihr aber denn doch zu arg und der Herr womöglich
noch zudringlicher wurde, rief sie den Kondukteur und bat ihn, den
Herrn zu entfernen. Als jener herbeikam, saß natürlich der Herr mit
dem gleichgiltigsten Gesichte schon im entgegengesetzten Winkel des
Coupés und spielte den vollkommen Unschuldigen. ,Was wollen Sie,
meine Dame, fragte der Kondukteur? So viel ich sehe, ist der Herr
ganz ruhig, und benimmt sich ganz anständig.' Ja, anständig!! —
riechen Sie nur zu seinen Fingern!'
112. Ein Coupon.
In einem Eisenbahncoupé saßen zwei Herren. Der Eine sehr
redselig, wollte immer ein Gespräch anknüpfen, worauf aber der
Andere
nicht einging. Da brauste der Zug an einer Fabrik vorbei und wieder
frug der Erste: ,Was ist das fur eine Fabrik?' Gelangweilt
antwortete
Kranes, Antropophyteia« И. 15
22Ó Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich
gesammelt wurden.
i) Hosentürchen.
der Zweite: .Eine DreckfabrikIі Als der Zug schon
eine Strecke vor-
beigefahren war, ließ auf einmal der Zweite einen Langen fahren. Da
sagte wiederum der Erste: .Entschuldigen, sind Sie nicht Aktionär
von
jener Fabrik?4 .Warum denn?' ,Nun, weil Sie eben einen
Coupon ab-
geschnitten haben.'
113. Jetzt geniert er sich nicht mehr.
Ein Fräulein steckte sich, damit sie nicht von den Herren
molestiert
werde, einen Ehering an die Hand Es traf sich nun, daß in demselben
Coupé ein Herr zu sitzen kam, der schon einige Stunden ungeheuere
Brunznot hatte. Er tänzelte schrecklich herum und benahm sich
äußerst unruhig. Das Fräulein darüber in einiger Aufregung, wollte
sich damit gegen ihn schützen, daß sie recht auffällig ihren Ehering
vorwies. Plötzlich erblickte der Herr den Ring und sagte: .Ahl Der
Teufel, Sie sind verheiratet? Hätte ich das gleich gewußt, so hätte
ich mich gar nicht geniert,' knöpfte den Hosenkoffer *) auf, und
brunzte
zum Fenster hinaus.
114. Bei dem Gedräng!
Ein sehr reicher Jude gab einst ein großartiges Gartenfest,
bei
welchem sehr viele Gäste geladen waren. Es ging dabei sehr lustig
her, so zwar, daß seine Tochter nach einigen Monaten zu ihm kam
und ihm verlautete, daß sie seit jenem Gartenfeste in der Hoffnung
sei. ,Gott über die Welt, sag' mer doch von wem?' ,Kann ich's
wissen?
Bei dem Gedräng!' entgegnete die Tochter.
115. Fatale Verwechslung.
Eine Frau, deren Mann häufig spät nach Hause kam, glaubte be-
merkt zu haben, daß er öfter einen Teil der Nacht in Gesellschaft
des Stubenmädchens verbringe. Um sich Gewißheit zu verschaffen,
begab sie sich in das Bett des Stubenmädchens und erwartete hier
die Rückkehr ihres Gatten. Nach Mitternacht wurde ganz leise die
Wohnungtür geöffnet und ein Mann trat ein, der richtig, wie sie es
er-
wartete, zu ihr in das Bett stieg. Sie ließ alles ruhig geschehen ;
aber,
nachdem der Akt vorüber war, sprang sie aus dem Bett, zündete
schnell
ein Licht an, in der Meinung, ihrer Gatten vor sich zu sehen; aber,
o
Schreck 1 es war der Hausknecht
Städtische Erisählnngen, die in Niederösterreich gesammelt
worden.
116. Ganz natürlich.
(Im Gasthausgarten) A.: .Merkwürdig, sobald ich schiffen gehe,
fängt die Amsel, die dort an der Wand hängt, immer zu singen an.'
B.: .Bei mir ist mir das noch nicht aufgefallen. Übrigens erkläre
ich
mir die Sache ganz einfach. Du hast halt so einen Kleinen, daß die
Amsel, wenn Du ihn herausziehst, immer glaubt, Du zeigst ihr einen
Mehlwurm.' —
117. Das sinnreiche Brauthemd.
Zur Hochzeit einer Pastortochter verabredeten sich ihre
früheren
Anbeter ihr ein Hochzeitgeschenk zu verehren und die Mehrzahl
entschied sich fur ein sinnreich gesticktes Brauthemd, auf dem
gewisse
Bibelsprüche eingestickt werden sollten u. z.
1. Auf der Brust: Makkabäer, Kap. 41, Vers 13:
,Groß und
erhaben sind Deine Werke, o Herri Wer
sie begreift, der findet Lust und Wonne
daran.'
2. Auf dem Bauche: 5. Moses, Kap. 19, Vers
4: ,Und er stieg
auf den Berg Sinai und sah hinab in das
Tal Josaphat und fand der Wonne kein
Ende.'
3. Auf dem Schlitze: Jesus Sirach, Kap. 44, Vers 9:
.Und Jesus
sprach: Leget Eier in das Nest und sie
werden haben Junge.' —
4. Auf der Rückseite: Buch Josua, Kap. 33, Vers 11:
Und Josua
sprach: Man hört mächtige Winde brausen,
man weiß zwar, woher sie kommen; doch
nicht wohin sie gehen.'
Amenl
118. Die kleine Spalte.
,Oh', sagte ein 14jähriges Mädchen zu ihrem Lehrer, der
eben
einer Mitschülerin eine Feder ausbesserte: ,Lieber Magister, machen
Sie meine doch auch zurecht, sie hat eine gar zu kleine Spalte!' —
119. Ein Traum.
Ein verheirateter Mann träumte, er sei an der Himmelpforte an-
gelangt und klopfte an. Petrus machte ihm auf und fragte ihn, was
er wolle. ,Nun', erwiderte dieser, ,ich bin gestorben und möchte in
den
Himmel kommen4. Petrus antwortete: ,Du bist noch nicht
gestorben;
228 Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
wurden.
denn siehe her, hier ist Dein Flämmchen und so lange das
brennt,
lebst Du noch'. Der Mann besah sich sein Flämmchen und fragte,
auf das nebenstehende, fast noch volle Amper!1) deutend:
,Wem gehört
dieses Lichterl'? Petrus antwortete: ,Das ist das Deiner Frau'I ,So!
Die überlebt mich also', rief der Mann aus. In diesem Augenblicke
wurde an die Himmelpforte gepocht und Petrus ging sogleich, um
zu öffnen. Als er dem Manne den Rücken gekehrt hatte, dachte
dieser: ,Wart ich krieg Dich schon dran'. Er wollte nun das Lamperl
nehmen und einen Teil Öl in seines schütten. Beide waren jedoch
fest gemacht und er tunkte daher den Finger in das Amperl seiner
Frau und gab das Öl tropfenweise in das Seine. Nachdem er dies
acht bis zehnmal getan hatte, bekam er auf einmal eine tüchtige Ohr-
feige, sodaß er wach wurde und die Worte seiner Frau vernahm:
»Wart1 Du Saumagen, ich werd' Dir helfen, immer mit dem
Finger in
meiner Fut herumkrabbeln und nachher in mein Mund a no stecken'I —
120. Warum keine Hochzeitreise.
Ein Bräutigam wollte trotz Zuredens und Bitten seiner Braut
und
seiner Schwiegereltern durchaus auf keine Hochzeitreise gehen. Als
ihm deshalb einst sein Schwiegervater wieder eindringlich zuredete
und
ihn um einen Grund fragte, sagte er: Ja, wissend, ich hab halt schon
die Hotelfickerei satt'.
121. Was ist Kunst?
Nestroy wurde einst gefragt, was Kunst sei. Er antwortete:
,Eigentlich gibts keine Kunst; denn, wenn einer kann, so ist es
keine
Kunst, und kann einer nicht, na, da gibts eh keine Kunst'. —
122. Frühreif2)
Die Mama überzog sich in Gegenwart ihres sechsjährigen Sohnes.
Als sie das Hemd wechselte, fiel es ihr auf die Erde und sie
stand nackt da, ,Was hast Du denn da, Mama', fragte der Kleine und
zeigte auf ihre Möse. ,Nichts, gar nichts', sagte die Mama in ihrer
Verlegenheit, ,ich habe mir bloß einen blauen Fleck geschlagen'.
,Das
ist aber merkwürdig*, entgegnete hierauf der Knabe, ,gerade auf der
Fut'.
123. Gute Erziehung.
Eine Gräfin ließ ihren kleinen Sohn von einem Hofmeister erziehen
und trug diesem auf, besondere Sorgfalt auf dessen Unverdorbenheit
1) Dialektwort Diminutiv von Eimer oder vielmehr von
Amphora.
2) Siehe Anthropophyteia. I. Band. S.
157.
Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
wurden.
zu verwenden. Da kam aber eines Tages der junge Graf nach
Hause
und erzählte: ,Du Mama, jetzt habe ich zugesehen, wie der Stier die
Kuh gevögelt hat'. Entsetzt sprang die Mama auf, ließ den Hofmeister
holen und rief ihm als er kam, zu: ,So haben Sie meinen Sohn
erzogen, solche Worte muß ich aus seinem Munde hören, und das ist
ihre Erziehung'? Ja, Gräfin', fiel ihr der Hofmeister ins Wort, ,mir
hat er auch einmal so etwas gesagt, aber da hab ich ihn bei den
Ohren
genommen und habe ihn gebeutelt, daß ihm die Eier geschleppert
haben4. —
124. Auch eine Auskunft.
In einem Eisenbahncoupé in Sachsen speit auf einmal einer
seinem Gegenüber auf die Beine. ,Was ist denn das'! sagte dieser.
,Meistens Pfersich-Bowle' war die Antwort.
125. Ein Absurdum.
Bei den polnischen Juden besteht der Brauch, daß sich
sämtliche
Hochzeitgäste nach der Brautnacht den roten Fleck am Leintuch
ansehen und ihn desto mehr bewundern, je größer er ist — Da klagte
nun einst eine junge jüdische Braut am Tage vor der Hochzeit ihrer
Mutter, daß sie nicht mehr Jungfrau sei. Die Mutter war zwar über
dieses Geständnis sehr entrüstet, aber es blieb ihr nichts mehr
übrig,
als ihrer Tochter nun mit gutem Rate zur Seite zu sein und sie sagte
deshalb: ,Nimm halt vor der Brautnacht das Fläschchen roter Tinte
vom Schreibtisch und gieß es ins Bett*. In der Eile aber vergreift
sich die Tochter und es erstaunten alle Gäste nicht wenig, als sie
nächsten Tages im Bette keinen roten sondern einen — schwarzen
Fleck vorfanden. Schnell gefaßt aber sagte die Mutter: ,Herr Gott!
muss der einen Langen haben, bis in die Gall' hat er ihr ihn ge-
stossen'.
126. Fatales Versprechen.
Ein Schauspieler trat auf die Szene und sollte die Worte: ,mit
bunten Wimpeln und vollen Segeln' ausrufen, versprach sich aber in
der Aufregung und rief: ,mit wunden Pimpeln und sollen Vögeln'! —
127. Was hat er von mir gewollt?
,Neulich kommt ein junger Herr in mein Zimmer als ich im Bette
lag. Er sagt nichts und ich sag nichts. Er sieht mich an und legt
Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
wurden.
seinen Hut weg. Er sagt nichts, ich sag nichts. Er zieht sich
aus,
er sagt nichts; ich sag nichts; er legt sich zu mir ins Bett; er
sagt
nichts, ich sag nichts. Er pudert mich; er sagt nichts; ich sag
nichts.
Er zieht sich an; er sagt nichts; ich sag nichts. Er geht fort und
sagt nichts und ich sag aber auch nichts. Jetzt sagt mir aber
einmal,
was hat der eigentlich von mir gewollt?* —
128. Besetzt!
Bei einer Frau sollten Soldaten einquartiert werden, sie aber
sagte:
,Ich habe nur zwei kleine Löcher zur Verfügung, das eine ist
schmutzig
und stinkt, das zweite ist dabei noch feucht und überdies bewohnt
letzteres der Meinige'.
*
129. Die Mutterlampe.
Ein unerfahrenes Madchen vom Dorfe fragte ihre Mutter, wie
denn
eigentlich das heiße, was sie zwischen den Füßen habe. Die Mutter
wollte es anfangs nicht sagen, dann aber entgegnete sie: „Wenn Du
es nun durchaus wissen willst: Mutterlampe heist es'. ,Ah', sagte
hierauf
die Tochter, ,das habe ich mir gleich gedacht, denn so oft mir der
Hans den Docht einzieht, fließt mir's öl über1.
130. Am Graben1).
Am Graben wurde ein Haus zusammengerissen. Da sagte ein
Herr zum anderen: .Schade doch um das Haus, wie viel ist da hinein-
gesteckt worden!'
131. Zu gross und zu teuer.
Ein Jude ging zu einer Hure. Das Erste, was er sagte, war:
,Was
kost's'? — ,Fünf Gulden', war die Antwort. ,Fünf Gulden? Pah, zeigen
Se mer se'l Die Hure zeigte sie ihm nun und nachdem er sie lange
betrachtet hatte, sagte er: ,Haben Se vielleicht ä kleinere for nur
einen
Gulden?' —
132. Merkwürdigkeiten.
Zwei Herren, von denen immer Einer alles besser wissen mußte
als der Andere, saßen im Gasthause. A. ,Denke Dir, neulich brütete
uns eine Henne zwei Enten aus und diese befinden sich bei ihrer
fremdartigen Mama recht wohl'. B. ,Das ist gar nichts. Bei dem
m
і) Ein großer Platz in Wien. Seinerzeit in den бо. Jahren
wohnten in den Häusern
der alten Gasse in der Nähe des Grabens viele Prostituierte.
Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
wurden. 231
letzten Kinde hatte meine Frau eine Amme, deren Sohn Kupfer-
schmied ist*.
133. Naive Frage.
Ein Herr sagte zu einer Dame: .Fräulein, heute habe ich eine
riesige] Pollution gehabt!' ,Was ist denn das, Sie Schweinekerl?!1
fragte
die Dame.
134. Vorhergesehen.
Zwei Nachbarinnen saßen beisammen und tratschten. Da erzählte
die Eine: „Wissen Sie schon das Neueste? Die Frau X hat ein Kind
kriegt*. ,Was ist's denn1? fragte die Andere, ,ein Bub
oder ein Mädel1?
— Einen Buben1! ,N0, das hab ich mir lange
gedacht, daß bei der ein
Mädel keine neun Monate aushalf.1)
135. Willkürlichkeit.
Ein Ungar kam mit seinem Freunde in eine deutsche Stadt und
stellte ihm hier einige Bekannte vor. .Hier habe ich die Ehre, den
Herren meinen Freundbusen vorzustellen'. ,Sie wollen wohl Busen-
freund sagen, entgegnete einer der Herren. Ja, jal wollte ich sagen
Busenfreund'. — Kurze Zeit aber darauf befindet sich unser Ungar
in Gesellschaft einiger Damen an einem Meerbusen der Nordsee. Ganz
begeistert über den herrlichen Anblick, ruft er aus : Jst wirklich
schöner
Busenmeer das'! ,Sie wollen wohl Meerbusen sagen', entgegnete eine
der Damen. Jst das aber doch sonderbar1, sagte hierauf
der Ungar,
,bald haben Deutsche den Busen vorne, bald haben sie ihn wieder
hinten'.
136. Feines Unterscheidungtalent.
Ein Herr war zu einem Diner eingeladen und kam neben der
Tochter des Hauses zu sitzen. Beim Essen machte er ihr sehr stark
den Hof und gab ihr im Eifer des Gesprächs und auch etwas vom
Wein erhitzt, seinen Schweif in die Hand. Entsetzt sprang sie auf,
rannte aus dem Zimmer und klagte es der Mama. Diese ließ den
Herrn zu sich holen und stellte ein strenges Verhör mit ihm an. ,Es
war ja nur ein Salzstangl, das ich dem Fräulein Tochter in die Hand
drückte', entgegnete der Herr, nachdem der erste Sturm vorüber war.
.Glauben Sie denn, meine Tochter ist so dumm, daß sie einen
Schwanz nicht von einem Salzstangel unterscheiden kann', rief darauf
die Mama.
1) Anspielung auf ein Dienstmädchen.
232 Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
wurden.
1) Das kleine Mädchen verstand anstatt schneidest:
schneuzst
2) Prater, ein grosser kaiserlicher Naturpark in Wien.
3) Siehe Anthropophyteia 1. Bd. S. 329.
137 Richtige Antwort.
In einer Schule fragte der Lehrer ein kleines Mädchen, ob es
ihm
den Begriff , Wunde' definieren könne. Als das Mädchen schwieg,
sagte
der Lehrer: ,Nun, was ist denn das, wenn Du Dich in die Hand
schneidest'?1) ,Rotz', entgegnete das Mädchen.
138. Undeutliche Anmeldung.
Ein Leutnant lies sich bei einer Dame anmelden. Das Stuben-
mädchen ging deshalb zu ihrer Frau ins Zimmer und sagte: ,Bitte gnä'
Frau, ein Herr Leutnant ist draußen und wünscht seine Aufwartung zu
machen'. ,Wie heißt er denn1? fragte die Frau. Das
Stubenmädchen,
sehr verlegen, wollte anfangs nicht recht mit der Sprache heraus.
Auf
das Drängen der Frau aber antwortete es endlich schüchtern : ,Er
heißt
so — wie — das, was die Herren zwischen — den Füßen haben'*
,Nun, nun, so laß ihn doch eintreten', entgegnete die Frau. Kurz
darauf tritt jener in das Zimmer. ,Ich küss die Hand, gnädige Frau,
ich bin so frei' — ,Ah, ich habe die Ehre mit Herrn Leutnant Schwanz
zu sprechen', fällt ihm die Frau in's Wort ,Pardon, gnädige Frau,
versetzte der Leutnant, ,mein Name ist nicht Schwanz, sondern
Beutel'.
139. Naturwissenschaft.
Der berühmte Naturforscher Brehm ging einst in den Prater2)
—
und sah zwei vögeln, die er nicht kannte.
140. Stoss nur zu3).
Landleute arbeiteten auf dem Felde. Da stand es plötzlich
schwarz
am Firmament und es drohte der stärkste Regen. Alle gingen heim
und nur eine Bäuerin häufelte noch das letzte Heu eiligst zusammen,
als es plötzlich zu blitzen und zu donnern anfing. Da kam auch
eiligen
Schrittes der Rauchfangkehrer des Ortes und eilte nach Hause. Die
Bäuerin, die ihn in der Angst für den Teufel hielt, rief, als sie
ihn er-
blickte: ,Alle guten Geister loben Gott den Herrn, was ist dein Be-
gehren ?' und steckte dabei schnell den Kopf in den Heuhaufen. Den
Rauchfangkehrer verführte diese Stellung; er hob ihr sachte die
Kittel
in die Höhe und begann sie von hinten ordentlich zu bearbeiten. Da
rief die Bäuerin aus dem Heu heraus : ,Stoß nur zu, stoß nur zu,
meine
arme Seele kriegst Du doch nicht'!
Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
wurden.
In einer Wiener Sammelhandschrift, die wohl um das Jahr
1830
entstanden sein mag, findet sich diese Geschichte in Versen:
Ein Neger, der das Land durchirrte
Fand, ganz allein auf einem Feld
Ein Mädchen, das noch mit der Welt
Ganz unbekannt, die reinste Unschuld zierte.
Der Kerl war voller böser Tücke,
Ihm lüsterte in jenem Augenblicke
Nach ihr. Er sprach: Der Fund ist schön,
! Ich muß dafür dem Himmel danken
Und mich mit dieser schönen Blanken
Ein wenig doch belustigen!
Schnell kam er auf sie zugesprungen.
Das arme Kind hielt für den Teufel ihn,
Glaubt sich schon halb von ihm verschlungen
Und wußte nicht vor Angst wohin.
Sie steckt den Kopf tief ins Getreide,
Um ihn doch wenigstens ihm zu entziehn.
Die hintern Teile ließ sie ihm zur Beute,
Womit er auch zufrieden schien.
Das Mädchen, das sehr schamhaft, dachte,
,Der Schelm!' Und unter mancherlei
Droh'n und Verwünschungen vollbrachte
Er seine Bosheit ohne Scheu.
— Nimm meinen Leib, rief sie, der deine
Habsucht reizt und sättig dich, du Bösewicht! —
Doch fuhr sie fort, indem sie sich bekreuzte!
— Die Seele, Satan, kriegst du dennoch nicht 1
141. Vom Grafen Sylvester.
Der Graf Sylvester ritt einst mit seinem Knechte Hans
spazieren.
Da es dem Grafen langweilig war, so sagte er: ,Weißt Du. Hans, wir
werden Verse machen, ich mache den Ersten und dann kommst Du
an die Reihe. Also mein Vers ist: ,Ich bin der Graf Sylvester und
vögel Deine Schwester4, nun, jetzt mach Du einen'. Der
Reitknecht
war sogleich bereit und sagte: ,Ich bin der Reitknecht Hans und
vögel
die Frau Gräfin4. ,Das ist ja kein Vers'! entgegnete der
Graf. ,Nun
Vers ist's freilich keiner, aber wahr ist's', sagte Hans.
Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
wurden,
142. In einer höheren Töchterschule.
In einer höheren Töchterschule wurden Verse gemacht und es
sollten zu den Verszeilen: ,Zwei Mädchen schön und reich geschmückt,
die gingen in den Garten1, die anderen gefugt werden. Da
sprang ein
vorlautes Mädchen auf und meinte folgendermaßen: ,Die eine ward
sogleich gefickt, die andere mußte warten'.
143. Schwer zu unterscheiden.
Ein Ungar begab sich in eine deutsche Stadt, um Deutsch zu
lernen. Als er nach einiger Zeit in eine Gesellschaft kam, wo aus-
schließlich Deutsch gesprochen wurde, sagte eine Dame zu ihm: ,Nun
Sie sprechen ja fur die kkurze Zeit schon recht gut
Deutsch1! Jo'f
sagte der Ungar, ,aber kann ich holt noch nicht
Geschlechtsteile
unterscheiden'.
144. Der unrichtige Doktor.
Eine junge Witwe litt an einer Fummelkrankheit. Als das Übel
immer zunahm, vertraute sie es ihrem Stubenmädchen an und dieses
riet ihr, einen jungen Doktor, der in der Nähe wohne, holen zu
lassen.
Zuerst sträubte sich die Frau, aber endlich überwand sie sich und
ließ ihn kommen. Dieser ließ sie {ganz ausziehen und griff sie oben
und unten, hinten und vorne an. Machte endlich ein bedenkliches
Gesicht und sagte: Ja, gnädige Frau, das beste ist, wenn Sie einen
Doktor der Medizin holen lassen, — ich bin Doktor der Rechte'.
145. Doppelsinnig.
Ein Lehrer ließ von einem Mädchen das Wort ,Schwanz' buch-
stabieren. Dieses aber buchstabierte folgendermaßen: Sch—w—a—n—z
Schweif, und so oft er es auch wiederholen ließ, das Mädchen war
nicht imstande richtig zu buchstabieren. Bald darauf kam einmal der
Schulinspektor und dieser gab ganz zufällig demselben Mädchen das
Wort ,Schwanz' zu buchstabieren. Das Mädchen sagte nun wiederum:
Sch—w—a—n—z Schweif. Da fiel der Lehrer dem Inspektor, der
schelten wollte, ins Wort und rief: ,Herr Inspektor, ich habe mir
schon viele Mühe gegeben, aber diesem Mädchen kann ich den Schwanz
nicht beibringen'.
146. Gerechtes Verlangen.
Eine junge Bäuerin kam zur Frau Bürgermeisterin und beklagte
sich, daß ihr Mann von ihr verlange, daß sie ihn ihm immer selbst
hineinstecken müsse. ,Dummes Ding4, sagte die
Bürgermeisterin, /warum
Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
wurden. 235
1) Ein bekannter witziger Schriftsteller, der in den 1850.
Jahren in Wien lebte.
tust Du es denn nicht? Ich bin Frau Bürgermeisterin und stecke
ihn
noch jeden Tag hinein*. ,Nun gut1, sagte die Bäuerin,
.hinein werd
ich ihn stecken, aber heraus zieh ich ihn nicht und sollt er ver-
faulen*.
147. Verschiedene kleine Gespräche.
і.
Herr: .Mein Fräulein, lieben Sie Antiken' (An dicken)?
Fräulein: .Na, und ob'!
2.
Emma: .Du, der Papa muß eine Uhr verschluckt haben'.
Bertha: ,Warum denn'?
Emma: Ja, ich hab heut die Gewichter aus dem Bauch heraus-
hängen gesehen'.
3-
(Jüngling zu einem Freunde) ,Heut Nacht habe ich eine
derartige
Pollution gehabt, daß mir ordentlich der Arm weh getan hat'.
Ф
(Kapellmeister in der Probe rufend): ,Die Damen die ,fis'
höher
und die Herren, bei den ,tutti* fester angepackt.'
148. Von hinten pudern.
Zwei befreundete Ehemänner kommen in einem Gasthause zu-
sammen.
A. ,Du, hast Du schon Deine Frau von hinten gepudert?
B. .Nein, noch niemals'.
A. Ich kann es Dir nur an rekommandieren; es ist sehr
angenehm*.
Nach acht Tagen wieder im Gasthause.
A. ,Nun, hast Du schon probiert von hinten zu vögeln'?
B. Ja. aber ich tus nicht mehr; die Kinder haben so
gelacht*.
149. Von Saphir 0-
і.
Saphir ging einst in Prag spazieren. Da überraschte ihn ein
Regen; er stellte sich irgendwo unter, bemerkte aber nicht, daß er
23б
Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
wurden
hinten von einer Traufe ganz angegossen wurde. Einige Mädchen,
die
vorüber gingen und dies erblickten, lachten ihn aus. Er aber sagte
ruhig. Jch konnte ja nicht wissen, daß die Prager-Rinnen so große
Löcher haben'.
2.
Saphir ging einst auf der Gasse und wurde von zwei Damen
verfolgt, die sich über sein rotes Haar lustig machten und dabei so
laut sprachen, daß er es ganz gut hören konnte. Er wendete sich um
und sagte: ,Soll ich sie vielleicht pudern?'
З-
Bei einem Diner mußte der Reihe nach jeder einen Vers machen.
Als die Tour an Saphir kam, wurden gerade Fische serviert, während
gebratene Hühner auf dem Tische standen. Er sagte also zu seiner
Nachbarin: .Nicht nach Fischen, wohl nach Vögeln strebt mein Sinn,
darum reich ich Ihnen, schöne Dame, dieses Schwanzstück hinl' —
Ф
Saphir fuhr einst mit einer Dame in einem Eisenbahncoupé, die
ihn ganz ignorierte. In einer Station wurde er jedoch von einem Be-
kannten, der sich von draußen mit ihm unterhielt, mit Namen an-
gesprochen. Als die Dame seinen Namen hörte, wurde sie plötzlich
höflich und artig, um sich nicht seiner bösen Zunge auszusetzen.
Nach
einigen Schmeicheleien, die ihm die Dame sagte, entgegnete er aber
endlich: ,Solche Komplimente bin ich nicht gewöhnt; behandeln Sie
mich einfach als Mensch, ich werde Sie auch so behandeln'.
5.
Saphir huldigte einst sehr einer Dame, wurde aber von ihr gar
nicht regardiert Um sich an ihr zu rächen, tat er folgendes : In
einer
Gesellschaft, wo auch erwähnte Dame anwesend war, wurde musiziert.
Eben sollte eine Gesangspièce vorgetragen werden, zu der die An-
gebetete am Klaviere accompagnierte, aber nirgends konnte man die
Noten finden. Nachdem man lange gesucht hatte, stand endlich Saphir
auf, schritt auf die Dame, die schon am Klavier saß, zu, machte sie
aufmerksam, daß sie auf den Noten sitze und sagte: ,Fräulein, ich
glaube, diese Noten sind für eine Singstimme, nicht aber fur ein
Blas-
instrument geschrieben'.
Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
wurden.
237
150. Haben Sie Ahnen?
Ein Ungar, der nach Wien gereist war, wollte einmal pudern. Da
sagte ihm ein Bekannter, er möge nur in die erstbeste Gasse gehen
und wo ihn ein Mädchen am Fenster anlächelt, möge er sich getrost
hinaufverfugen, das sei schon die Richtige. Unser Ungar erblickte
nun
nach kurzem Suchen ein Mädchen an einem Fenster, das ihn anlächelte.
Er nahm es daher scharf ins Auge, ging noch einmal, ein drittesmal
auf und ab, sie lächelte immer mehr. Da war er nun seiner Sache
gewiß, schritt in das Haus, erstieg den ersten Stock und trat, ohne
sich erst anmelden zu lassen, in ein sehr schönes Gemach, in welchem
er richtig obgenanntes Mädchen vorfand. Sehr erstaunt und entsetzt
war aber die junge Dame, als der Ungar direkt sagte: »Lassen Sie
mich vögeln' (denn sie war keine Grammel.1) wie der Ungar
vermutete,
sondern die Comtesse N. N.). Wie aber die Weiber schon sind, be-
nützte sie doch den günstigen Moment, da ihr der Mann gefiel und
ihre chère mama obendrein nicht zu Hause war, um das erste Mal
dieses irdische Glück zu genießen und ließ sich herbei. In flagranti
aber überraschte sie die Mama. Diese außer sich, dachte nur gleich
an eine Heirat und fragte daher den Ungar: ,Sind Sie Edelmann'?
Ja', entgegnete dieser. ,Haben Sie ,Ahnen'? — ,No, und was fur
anen', sagte der Ungar und zog dabei seinen Schwengel aus dem
Hosenkoffer.
151. Überrascht.
Ein Bürgermädchen war in einen Husarenleutnant verliebt. Er
schrieb ihr eines Abends, sie möge ihn nächsten Morgen am Fenster
erwarten, da er vorüberkomme. Das Mädchen verschlief und lag noch
im Bette, als mit rauschender Musik eine Truppe vorüberzog. Über-
zeugt, daß ihr Leutnant auch dabei sei, sprang sie mit gleichen
Füßen
«_ _ _
aus dem Bette und eilte im Hemde zum Fenster. Da aber dieses
Gewand sehr stark dekollelliert war, und sie nichts anderes bei der
Hand
hatte, so nahm sie das Hemd von hinten in die Höhe und schlug es
über den Kopf. Sehr überrascht aber war sie, als sie eine
Infanterie-
truppe vorüberziehen sah und auch schon im nächsten Augenblicke
ihren Leutnant, der in obigen Zeilen einen Besuch angesagt hatte und
von hinten ins Zimmer trat.
i) Wiener Dialektwort. Es heißt eine Lust-Dirne.
238 Städtische Erzählungen, die in Niederösterreich gesammelt
worden.
152. Das muss ein Irrtum sein.
Ein Leutnant wettete mit einem Kameraden, daß sein Diener im-
stande sei, neunmal hintereinander zu pudern. Zur Entscheidung wurde
nun der Diener geholt, um die Wette durch seine Aussage, oder
eventuell durch die Tat zu bekräftigen. Als er erschien, entspann
sich
folgendes Gespräch:
Leutnant: .Sie können neunmal hintereinander pudern'?
Diener: ,Bitte, Herr Leutnant, nein'!
Leutnant: ,Sagen Sie es nur ganz ungeniert, ich habe eine
Wette
gemacht.
Diener: Jch kann es aber wirklich nicht4.
Leutnant: ,Mir ist es aber von jemanden versichert worden, daß
Sie es imstande sind'.
Diener: ,Bitte, Herr Leutnant, das muß ein Irrtum sein, der
wird
meine Schwester gemeint haben, die kann's wohl'.
153. Vom Magnétiseur Hansen.
Als Hansen in Wien war, gab er einst einer Dame in die eine
Hand ein Prisma und in die andere ein Glas Wasser. Merkwürdiger-
weise hat nun die Dame, als sie das Prisma einige Zeit angesehen
hatte,
das Wasser nicht mehr halten können.
154. Die Gebärmutterentzündung.
Ein Ungar wollte seine Frau pudern. Diese aber klagte über
Schmerzen an den Genitalien. Es wurde der Arzt gerufen, welcher
erklärte, die Frau habe Gebärmutterentzündung. Nach einiger Zeit,
als seine Frau schon gesund war, bekam er einen Riesen-Schanker,
und als jetzt seine Frau verlangte, daß er sie pudere, sagte er: Jo,
jetzt hab ich Gebärvaterentzündung*. —
155. Unanständige Sprache.
Ein Ungar saß bei einem Diner so, daß er den Tischfuß zwischen
den Beinen hatte. Er benahm sich sehr unruhig und als ihn die Frau
des Hauses fragte, was ihm fehle, antwortete er: Ja, gnä' Frau,
hätten's
das zwischen Füßen, was ich hab, dann möchtens noch mehr herum-
wetzen'.
56. Die schönen Spargel.
Ein Ungar'kam nach Wien und erzählte dort einer Hausfrau von
seinem Gartenbau. ,Spargel hob ich zu Haus4, sagte er,
,so dick, daß
Fraileins genieren sich anzugreifen4.
Städtische Erzählungen, die in Niedexösterreich gesammelt
wurden.
157. Originelles Kostüm.
Ein Jude kam in eine Maskenverleihanstalt und begehrte ein
Kostüm.
JEs muß aber so sein', sagte er, ,daß es ganz apart ist und
nur von
mir ganz allein getragen wird'. Ja, ich wüßte schon eins', sagte der
Verleiher, der ein Judenfeind war, ,lassen Sie sich die Ohren
stutzen,
den Schweif haben s eh' schon gestutzt und gehn's als Rattler'.*) —
158. Die braven Kinder.
Zwei Frauen saßen beim Kaffeetratsch und lobten gegenseitig
die
Artigkeit und gute Erziehung ihrer Kinder. Auf einmal aber kam der
Karl der einen und die Marie der anderen Frau herein. ,Mutter der
Karl hat mir die Finger in die Fotz gesteckt, sagte das Mädchen.
Ja, und die Marie wiederum hat mir gesagt, ich soll dran riechen',
entgegnete Karl.
4 Г
i) Ein Rehpintscher.
Scongiuri, Invocazioni e Preghiere del popolo
siciliano
(Versione: Con due (occhi?) ti vedo — con due (mani?) ti
attacco, — t' attacco e ti ammalio — e ti ammalio bene: sl che hai
da voler bene a me. — Tu non devi andare a nessuno; — con nes-
suno devi andare in giro. — lo ho da tener sotto i miei piedi. Dia-
volo ecc, io ti lego, e tu non devi andare da nessuno.)
Per la bestemmia che contiene nel penultimo verso questo scon-
giuro о legatura è dei più gravi che le maliarde pronunzino in
Sicilia.
La bestemmia consiste nella qualità di santo applicata al
diavolo.
2. Per togliere una malia.
In qualsivoglia avversità di famiglia o di persona usa
fumigare la
casa, Y ammalato, la persona cara.
Si prende un tegolo, vi si pone sopra un mazzolino di foglie
rac-
colte la Domenica délie Palme. Queste foglie sono d' arancio amaro,
di olivo, di palme ecc, indi vi si posa sopra del carbone acceso.
Appena le foglie cominciano a bruciare e si leva fumo, si recita il
credo. Il sofferente, profumato, mette le mani in croce sul tegolo
e recita:
raccolte da G. Pitre.
1. Per ammaliare un uomo.
Cu dui ti viju,
Cu dui t' attaccu,
T attaccu e ti liju,
E ti liju,
E ti liju beni,
Cà a mia ha' a vuliri beni.
Cu nudda hâY ghiri,
Cu nudda hâ' firriari
Sutta li me' pedi t' haju a tinirl
Diavulu e santu...
Ccà t' attaccu e a nudda banna hâ'
iri beni. ghiri.
(Palermo.)
Nostra Signuri di Roma vinia,
'Na palma d' oliva a li manu purtava,
Sopra Г altaru la binidicia
Scongrari, Іптосаііопі e Preghiere del popolo siciliano
24
Scippava Г occhi a cui mali facia.
Cu tri parmi e eu tri pisci
Nostra Signuri nn* abbunnisci. (Casalvecchio.)
(Versione: II Signore nostro veniva da Roma: — portando in
mano una palma d' olivo (!); — benedicevola suir altare — e cavava
gli occhi a chi faceva male. — Con tre pane e tre pesci — II signore
nostrô ci abbonda.)
3. Contro il vento.
Sant' Anna Susanna,
Prutesta Maria,
Populi Cristi
Furca e timpesta
Libira nos Domini. (Calatabiano.)
Ci vuol perô a vedere che questo scongiuro par le sue mistifi-
cazioni è poco comprensibile.
4. Contro il canto del barbagianni.
Supra di tia,
Cà supra di mia cci pensa Maria.
'Nt? 'a mè casa 'n tammureddu,
'Nt' 'a tó casa 'na botta'i cutedduM
Ogni aceddu havi 'u só cantu,
Patri, Figghiu e Spiritu santu! (Catania.)
(Versione: II cattivo augurio che tu fai col tuo canto cada
sopra di tel — perché per me ci pensa Maria! — Che venga nella
mia casa un tamburello ! — e nella tua un colpo di coltello I —
Ciascun
uccello ha il suo verso; — ma il tuo è ben triste. Padre, Figliu-
olo e Spirito Santo!)
II tamburello ha azione antistregatoria *e di buon augurio.
Lo scongiuro si recita quando si sente Г urlo del barbagianni,
strix bubo di Linneo.
5. Invocazlone del I. Maggio.
Maju viju e maju cogghiu:
A la mè casa guai nu nni vogghiu;
Ciuri di maju cogghiu a la campia
Oru ed argentu a la sacchetta mia[
(Versione: Maggio vedo e maggio raccolgo
Kra as s, Anthropophyteia. П.
(Palermo.)
— perché non
16
242
Scongiuri, Invocazioni e Preghiere del popolo siciliano
voglio guai in casa, — Io raccolgo fiori di maggio nei campi;
— e
possano essi portare oro ed argento dentro la mia casai)
Questa invocazione fanno le donne raccogliendo in campagna,
nel
primo giorno di maggio, il maju o il ciuri di maju, che è il chri-
santhemum coronarium di Linneo e riponendolo nel grembiule o,
corne se fosse moneta d' argento o d' oro, in tasca.
6. Invocazione delia Sorte.
La sera del Lunedi col quale principia un mese si recita la
seguente
formola:
Oggi è Luni e dumani è Marti, Veni prestu e nun tardari
E la mè Sorti di ddà si parti; Cu visu binignu e 'u mi
fari scan-
E si parti di longa via, tari.
Veni, o Sorti, e parra cu mia! Dimmi, ch' aspettu? com*
haju a
Veni, o Sorti, mi leva di guai, campari?
E s' 'un lu cridi, levami Г assai. (Palermo.)
(Versione: Oggi è Lunedi e domani Martedl, — e la mia Sorte
(la mia buona Ventura) si parte di là; — e si parte di lontana via;
—
vieni, o Sorte, e parla con mei — Vieni, o Sorte, toglimi dai guai;
—
e se non credi (di togliermeli tutti), toglimi almeno quelli che son
troppi; — vieni presto e non tardare, — vieni, con viso benigno per
non farmi paura. — Dimmi: Attendo? Oh corne posso io più oltre
vivere?!)
Seguita da avemmarie, paternostri e gloriapatri, questa
invocazione
dovrebbe sortir e il suo aifetto: e se ne avrà il preawiso in sogno
o
con Г apparizione delia Sorte in persona.
Se la Sorte nè si sogna nè appare, bisogna ripetere la
preghiera
in altro Lunedi col quale cominci il mese.
7. Per ottenere un terno al Lotto.
San Pantaliuni santu
Pi quantu patistivu tantu,
Pi la vostra santità
Datimi un ternu pi carità. (Cefalù.)
(Versione: S. Pantaleone, santo — in virtu del tanto che sof-
friste; — per la santità vostra, — datemi, per carità, un terno da
potere
io giocare al Lotto.)
Questa preghiera si ripete tre volte nei giorni che precedono
quella délia giocata al Lotto, che è il Sabato.
Scongiari, Invocazioni e Preghiere del popolo siciliano.
243
8. Per ottenere un buon raccolto.
Durante la tredicina in onore di S. Antonio di Padova
(1.—13,
Giugno), le contadine pregono questo Santo perché per opera sua
il
grano del prossimo raccolto sia buono e copioso.
La preghiera è questa:
Sant* Antuninu, Sant' Antuninu,
Bedda la spica e la cócciu ben chinu;
Ed ogni spica chi ghinchi un munnfu:
(Versione: S. Antonino — fate che la spiga sia bella ed il
chicco del frumento ben pieno; — e che ogni spiga riempia (per la
sua grossizza la misuradi) un mondello — per grazia di Dio Eternol)
9. Per ottenere qualche grazia da S. Giorgio.
San Giorgiu gluriusu,
Lu mè core quant* è cunfusu
Pi sta santa parma ch' aviti 'm brazza
Cunciditimi 'na grazia,
Cunciditimilla a mia,
Ca vi dieu 'a 'Vimmaria. (Ca cc am o,)
(Versione: S. Giorgio glorioso, — com1 è confuso il
mio cuorel
— Per la santa palma che voi appoggiate alle braccia vostre — con-
cedetemi una grazia, — concedetela a me, — che vi reciteró un
avemmaria.)
10. Per ottenere una buona notizia da S. Giorgio.
San Giorgiu cavaleri,
Viniti a cavaddu e nun viniti a péri;
Pi la vostra caritati
(Versione: S.Giorgio cavalière, — venite a cavallo, cioè
presto,
e non venite a piedi; — per la carità che voi sentite, — venite
presto
e non tardate.)
11- Per ottenere una buona notizia dair Angelo Raffaele.
Cu la grazia di Г Eternu diu!
(Catania.)
Viniti prestu, e nun tardati.
(Giarre.)
O angilu Raffaeli,
Cornu ti chiamu, prestu veni;
In ti chiamu ora, ora,
Portamilla 'na bona nova.
O angilu Raffaeli miraculusu,
La mè cori è confusa
Siti vistutu di rosi e ciuri
Prijàtilu vui a nostra Signuri.
(Giarre.)
16*
Scongiuri, Invocazioni e Preghiere del popolo siciliano.
(Versione: O angelo Raffaele,— appena io ti chiamo, vieni
subito;
— io ti chiamo adesso, — portamela una buona novella.
O angelo Raffaele miracoloso, — il mio cuore è confuso, — voi
che siete vestito di rose e di fiori, — pregate voi il Signore
nostro.)
Nelle ore pomeridiane, all' avemmaria précisa, al tocco delia
сат-
рапа, la madré prende il bambino sott le ascelle, e correndo pel
cortile о pel vicolo dove sta di casa, viene dicendo:
(Versione: Apriti, o cortile, — e chiuditi, mare, — perché il
mio
bambino — vuol camminare.)
Si recita tre volte il giorno, per tre giorni di seguito,
sputando tre
volte nella parte bruciata:
Tutti li cani di la canada,
Ardèru 'n focu Duminicaria.
Lu Signuri passau,
Lu focu astutau.
Diu ti salvi o Maria vergini e pura
La carni cotta hâ 'ddivintar icrura.
(Aci-Castello.)
(Versione: Tutti і сапі delia caneria — bruciarono Domenica
in fuoco. — Passô il Signore Iddio — e spense il fuoco. — Dio ti
salvi o Maria vergine e pural Possa, per tub mezzo la carne cotta
(bruciata) diventare cruda (sana).)
14. Per la palpitazione di cuore.
Fèrmati, cori,
Cà Diu ti voli;
Fèrmati, anima,
Cà Gesu Cristu ti cumanna;
Ë fir ma ta st' anima cu stu cori
Cincu angili su' partuti pi sarvari li malati.
Santa Marta, Santa Maddalena e San Damianu
Ca è medicu suvranu,
Prima cci passa la só, e po' la mè manu.
12. Per far camminare і bambini.
Apriti chiuzzu
E chiuditi mari,
Cà ma figghittu
Voli caminari.
(Aci-Catena.)
13. Per le bruciature.
(Aci-Castello.)
Sconghiri, Invocazioni e Preghiere del popolo siciliano.
245
(Versione: Fermati, cuore, — perché lo vuole Dio; — fermati,
anima, — perché lo comanda G. Cristo. — Quest' anima e questo cuore
si son fermati: — cinque angeli son partiti per venire a guarire
quest*
ammalato. — Santa Marta, S^ Maddalena e S. Damiano, — che è
medico sovrano — prima egli passera la sua e poi io la mia mano.)
Questa orazione si recita tre volte, per tre giorni
consecutivi. gi-
rando la mano attorno al cuore.
Si ricordi che S. Damiano è il fratello di Cosma, entrambi
martiri
africani, e protettori degli ammalati.
15. Contro la febbre del pelo. (Galattoforite.)
San Giusippuzza do 'n balcuni stava;
Passanu tri zitidduzzi ca jevanu all' acqua.
— Ch' aviti ca riditi e strarriditi?
Jabbu di la mè varba vi faciti?
Un pilu d' a mè schirma
Si nni va d' 'a vostru minna.
Non putiri ripusari,
Mancu 'i figghi saziari.
— Matril non ridemu e mancu strarridemu,
Jabbu di la vostru varba non facemu.
— Annunca, putiri ripusari
E 'i figghi saziari. (Castiglione.)
(Versione: S. Giuseppe stava affacciato ad un balcone; — ed
ecco tre ragazze che passano per andare all' acqua. — Oh che avete
voi, ragazze, che ridete e straridete? — forse vi ridete délia mia
barba?
— Ebbene: che un pelo di essa — vada nella vostra mammella; —
che voi non possiate prender riposo — e che і vostri figli lattanti
si possano saziare! — Madré! (= ahimè!) noi non ridiamo, né strari-
diamo; — né ci ridiamo délia vostra barba! — Se è cosl (risponde S
Giuseppe), che voi possiate riposare — ed і vostri bimbi possano
saziarsi!)
Pronunziando questa formola (che richiama ad una leggenda
sopra
a primitiva origine délia infiammazione mammaria nella prima setti-
mana del puerperio) la scongiuratrice finge di pettinare la
mammella.)
16. Contro il mal di milza
(tumefazione splenica).
Per tre mattine consecutive, in sul far dellr alba,
un uomo sano
o una donna egualmente sana che voglia guarire una persona de
246
Scongiurî, Invocazioni e Preghiere del popolo siciliano.
tumore di milza per infezione palustre, si volge verso Г
oriente, e
con un' accetta in mano viene segnando sulla parte malata tante
croci
quanti sono i seguenti versi, tenendo présente che all' ultimo debba
lasciarsi cader di mano Г accetta. I versi son questi:
Ti salutu, bon* alba e bonu Ddiu,
Tagghiatimi la mèusa supra lu corpu miu;
Lassàtiminni un pizzuddu,
Quantu mangiu e bivu. (Casaivecchio.)
(Versione: Io ti saluto, buon' alba e buon Dio! — Tagliate la
milza sul mio corpo; — ma lasciatemene un pezzettino — in modo che
o possa continuire a mangiare e bere = vivere.)
Per ciascuna délie tre mattine lo scongiuro deve ripetersi tre
volte.
17. Contro і vermini intestinal! dei bambini.
Se ad un bambino prima di battezzarlo si mette in mano un
bruco di campo legato con una benda e gli si lascia sino a che eon
le naturali contrazioni non Г abbia fatto morire, e sino a che non
sia
portato al fonte battesimale, solo che la mamma abbia cura di
ripetere
lo scongiuro:
'Sennu paànu Ora lu 'mazzu
Tinni vermu a manu; Cà sugnu cristianu.
(Versione: Mentr1 ero pagano — tenni un verme in
mano; —
ora che son cristiano, battez z a to, lo uccido).
In fuori esso non solo rarà libero dai vermi, ma anche avrà il
pot ere di liberarne gli altri segnando una ero ce sul ventre e
ripetendo
la nota orazione:
Lu Luni a ssantu cchiù, Lu Vènniri a ssantu cchiù,
Lu Marti a ssantu cchiù, Lu Sabatu a ssantu cchiù,
Lu Merci a ssantu cchiù, Lu jornu di Pasca
Lu Jovi a ssantu cchiù, Lu vermu ti casca. *)
(Versione: U Lunedi santo più; — il Martedï, il Mercoledl, il
Giovedl, il Venerdl, il Sabato santo più; la Domenica di Pasqua — il
verme cade per terra.)
18. Per la colica intestinale.
Lu Signiruzzu di Г Inni vinia,
Ha passatu di nni Г omu bonu,
Ha truvatu la donna ria;
1) Questa formola comunissima fu puhlicata in una variante nei
miei Canti pop
lari siciliani, vol. II. Palermo 1871.
Scongiuri, Invocazioni e Preghiere del popolo Sicilian o
247
Reschi di pisci cci desi a mangiari,
E vinu — feli cci desi a bivfri,
Cci cunzô un lettu di pagghia di 'mmogghiu:
E fuj. dogghia, cà non ti vogghiu,
E fuj, dogghia, cà non ti vogghiu!
(Aci-Castel lo.)
(Versione: Il Signore veniva dalle Indie — e passa innanzi la
casa dell* uomo dabbene; — trova una triste donna, — la quale gli
avea dato da mangiare lische di pesci, — e da bere, vino fiele, — e
gli avea apparecchiato un letto con paglia і da avvolgere (?). — E
fuggi via, doglia, perche non ti voglio. (ter).
Questa orazione si recita tre volte, applicando il dito sull1
ombelico
del paziente e girandolo.
Essa si crede efficace anche per la colica delie bestie, ed
allora il
dito si applica sopra qualunque parte del loro corpo.
19. Per la colica intestinale degli animali.
Si prende una padella, si riscalda e si frega sulla pancia
dell* ani-
male recitando il seguente scongiuro:
Arretu lu scanaturi
Ce1 è apostulu maggiuri;
Santu Middiu fici la dogghia,
Santu Middiu si Г arricogghial
(A c і - C a t e n a.)
(Versione: Dietro lo spianatoio, — c'è Г apostolo maggiore; —
Sant' Emidio (?) fece la doglia, — S. E. se la porti via!)
Il terzo verso allude ad una leggenda popolare, che perô non
viene raccontata.
20. Per poter conoscere se un ammatato guarirà.
(Preghiera alla Madonna del Tindaro.)
Bedda Matri di àutu mari,
A mia 'n sonnu m* aviti a 'nvisari;
Li porti d' oru, li chiavi d' argentu,
Fàtimi vèniri stu sonnu 'n sarvamentu.
(C a t a 1 a b i a n o.)
(Versione: О Maria dell* alto mare, — awisatemi in sogno, —
le porte siano d' oro, le chiavi d' argento; — fatemi venire questo
sogno in salvamento, cioè: fatemi sognare che Г ammalato sarà
salvo.)
248
Scongiuri, InYOcazioni e Preghiere del popolo sicüiano.
Se il sogno dovrà essere favorevole, chi recita і versi,
aggiungerà
la visione:
(Versione: Una vigna carica d' uva, — una mensa bandita, — una
chîesa parata a festa.)
Quando un ammalato è travagliato da lunga agonia è da sospet-
tare che quello abbia in vita bruciato qualche giogo di bue, o
ucciso
qualche gatto. Sul dubbio, bisogna aver pietà del moribondo e andare
a gridarne il nome in tre crocicchi di vie del comune nel quale esso
agonizza. Questo si dice: Abbanniari 'n ta tri cru ci di strata.
Una formola di gridata è la seguente:
Juva arsi e ghiatti accisi,
Faciti 'sciri Г armuzza di N. N. di stu paesi! (Floridia.)
(Versione: Gioghi bruciati e gatti uccisi, fate uscire Г
animuccia
di N. N. da questo paese.)
'Na vigna carricata
fNa tavula cunzata,
'Na cresia parata.
(Calatabiano.)
21« Contro le lungbe agonie.
Elsässische Erotik.
Von W, G. * *
Elsaß, das von Deutschland und Frankreich jahrhundertlang heiß-
umstrittene Land zwischen Rhein und Vogesen, hat glücklich aus allen
Fährnissen seinen Landeskindern bisher Stammesderbheit und Naivetät
zu wahren gewußt. Mancher Beamte, der nach den Ereignissen von
1870/71 aus Deutschland über den Rhein nach dem Elsaß einwanderte,
hat mit seinen heimischen Ausdrücken hier in Damengesellschaft
helles
Entsetzen und Entrüstung heraufbeschworen. Ich selber erinnere mich
einer Abendgesellschaft, bei welcher ein Norddeutscher mit dem Aus-
druck „Seichbold" die anwesenden elsassischen Damen furchtbar
chokierte. Der Herr wollte einen unausstehlichen Schwätzer
bezeichnen.
Nun kennt man aber im Elsaß das Wort „seichen" nirgendwo als
Synonym von schwätzen, vielmehr einzig in der Bedeutung von „uri-
nieren". Seichbold bedeutete also einen Mann, der, was man beim
Pferd „Kalte Pisse" nennt, an Harndrang leidet. In einem anderen
Falle rügte der altdeutsche Dirigent eines gemischten Gesangvereins
das „Bäberen" der Damen. Er wollte damit ausdrücken, daß die
Elsässerinnen statt „Wir treten her" — wir d rät en .här, statt
pflegen
— pflägen, statt beben — bäben sängen. Der arme Dirigent hatte lange
an diesem Ausdruck zu leiden, denn „b aber en" heißt in der
betreffenden
Gegend des Elsasses den Durchfall haben.
Man erkennt schon aus diesen Beispielen, die ich einer kaum zehn-
jährigen Vergessenheit hiermit entreiße, wie wichtig unter Umständen
die Kenntnis erotischer Ausdrücke sein kann. Auf dem Gebiet der
Jurisprudenz und der Heilkunde ist ohne Kenntnis der Erotik ja über-
haupt nicht auszukommen. Freilich erschweren Verschiedenheiten der
Ausdrücke die Sache ganz ungemein. Was in einzelnen Teilen des
Unterelsasses bäberen heißt, nennt man im Oberelsaß ort weise
„klutteren". Beide Ausdrücke enthalten eine leise Tonmalerei. Im
Elsaß sagt man auch „bübben" vielleicht im Zusammenhang mit
„bück dich nieder". Soll sich ein elsässisches Kind schnell nieder-
Elsässische Erotik.
setzen, so befiehlt der Vater oder die Mutter „hur Dich
nieder"
„Es hätt sich anegehurt" gab einem Richter in Mülhausen, der
weltberühmten Fabrikstadt, Anlaß zu der Frage „Wie konnten Sie als
Onkel dieses fünfzehnjährigen Mädchens diese Hurerei dulden?" Nach
langem Hin- und Herreden kam das richterliche Mißverständnis in
dieser
einen Diebstahl betreffenden Sache zur Aufklärung.
In den nachstehenden Zeilen beabsichtige ich keineswegs eine
auch
nur annähernd erschöpfende Übersicht über erotischer Redensarten
bezw. Verhältnisse zu geben. Bunt wie das Leben soll auch dieser
kleine Ausschnitt aus dem elsässischen Geschlechtsleben sein.
Ein Knäblein, das noch in Röckchen umherläuft, heißt einfach
ein
„Hemdenschisser", aus ihm entwickelt sich mit dem dritten oder
vierten Jahre ein „Hossenschisser".
Scheißen ist überhaupt im Elsaß ein gang und gäber Ausdruck.
In der Volksschule bittet der Knabe den Lehrer um Erlaubnis hinaus-
zugehen während der Stunde, „um zu schissen".
Wer schisse will ohni Miah (Müh),
Stütz die Arm uff die Kniel
sagt ein elsässischer Spruch. Schimpfen sich die Kinder gegenseitig,
so heißt das schlimmste Wort „Schissbolle" = Kothaufen.
Den Vogel Wiedehopf kennt das elsässische Volk fast durchweg
nur als Schißdreckvogel. Zuckerpfläumchen nennt man Schißdreck-
pflüme.
Die Redensart „Darauf gebe ich nichts" drückt der Elsässer aus
mit „Do schiß ich dir druff".
Auch das Wort „furzen" umschreibt der Elsässer selten. In
neun-
undneunzig auf hundert Fälle wüßte er auch gar nicht, welchen Aus-
druck er anwenden sollte. Ein Mädchen, das nicht viel Mitgift hat,
muß sich die Redensart gefallen lassen: „Du hasch (hast) nit e mol
e Furz im e Lumpe". „Ein Furzer" ist auch der Musikant, der ein
Blasinstrument nicht gut spielen kann. „Kübelfurzer" heißt scherz-
weise der Kaminfeger. Ist etwas zu kurz, so sagt man: „Bind e
Furz dran, so isch's e Scheiß länger".
Eine recht derbe Definition des Furzes besagt: „Es isch e De-
pesch üs Darmstadt, daß die warme Wurscht bald komme".
Von einem Menschen, der beim geringsten Stoß umhertaumelt,
heißt es: „Er fahrt erum wie e Furz in ere Latern".
Ein ungeselliger, fader Mensch gilt als „trocke wie e Furz".
Wer auf einem Rohrstuhl sitzt, wird bei animierter
Gesellschaft
gebeten, auf Fürze acht zu geben, „denn ein Furz wird mabull
Elsässische Erotik.
251
(= wahnsinnig), wenn er nit weiß, zu wellem (welchem) Stuhl-
löchle naus".
Ein Mädchen, das herzlich laut lacht, „lacht, as ihm d'r Arsch
loddelt".
Eine geizige Frau muß den Ausdruck hören: „Dü bisch hert
(hart) am Arsch".
Ein Mann, mit dem nicht gut umzugehen ist, der allzu sparsam
ist, wird benannt als „Der isch mit dem Arschkitzeln zeitig*4.
„Arschkratzer", ein vor reicheren Personen bezw. Obrigkeitspersonen
katzenbuckelnder Mensch.
Arschficker ist neben der Bezeichnung für Homosexuelle gleich-
zeitig der Ausdruck fur einen jungen Burschen, der sich ohne Erfolg
bei jungen Mädchen einzuschmeicheln versucht.
„Leck mich am Arsch" kommt im ganzen Elsaß als Redensart
vor. Arsch hat überhaupt nicht die schlimme Bedeutung wie im Hoch-
deutschen. Ähnlich wie die Ausdrücke „süffe" und „fresse".
Von einem ungeübten Schlittschuhläufer hört man selbst aus
feiner
Dame Mund: „erliegt alli Aueblick uff em Arsch". „Es he tt nix
unterm Arsch" = ein mittelloses, also recht armes Mädchen.
Feiner als Arsch ist aber das Wort Loch. Den Ausdruck „Hin-
teren" oder „Gesäß" hört man nur in Lehrerfamilien. Bei kalten
Winter-
tagen heißt es: „pfetz den Arsch z'samme, no bekusch warm"
(dann bekommst du warm).
Wenn einer einem andern dicht auf den Fersen ist. dann heißt
es: „Steck mir d' Nas ins Loch". Auf die Frage; Wie alt bist du?
kann man die scherzhaft gemeinte Antwort hören: „So alt als as
min Loch und min Loch het nit emol noch keini Zahn", oder
„Wohin gehst du?" „Der Nas noch, daß es Loch sich nit ver-
irrt!"
Loch bedeutet aber auch die weibliche Scham. In der Wut nennt
der gemeine Mann seine Frau eventuell nur „Altes Loch"!
Harnen heißt im Elsässischen an vielen Orten, wie oben bereits
erwähnt, seichen. Im Sundgau sagt ein Lied: „Unsri Magd will
Fischle fange unter ere (= einer) hohle Eiche, s' isch ihre eins
derzwische gange, jetzt ka (= kann) si nimmi (= nicht mehr)
seiche". Die Mädchen haben keine „Scheide", sondern ein „Brunz-
löchel", die Knaben kein „Glied" (dieser Ausdruck ist völlig unbe-
kannt), sondern einen „Brunzer". Mannbare junge Leute haben, wie
aus Gerichtsvorgängen bekannt ist, nach der Ansicht der erwachsenen
Mädchen weniger einen „Brunzer", als „das Ding" oder „den Wadel"
252
Elsässische Erotik.
„den Stinker" oder „den Styffen" (steifen) eventuell einen
„Pippes"
oder „Bimberle". Mannbar werdende Jünglinge bekommen „Hoor
an de Seckel" und „Eier in de Seckel" oder „Stein". Mannstolle
Mädchen, die „Bü wer o Her" (d. h. eine, die sich mit Buben herum-
rollt) genannt werden, werden ironisch aufgefordert, nachzuschauen,
ob bei dem oder jenem Burschen „der Hooramse-Kehl zittig
isch" (der Hooramse-Kehl zeitig ist". „Kehl" ist im Elsässischen
identisch mit Kohl, also ein Gartengewächs. Das Wortspiel besagt,
das
Mädchen werde wohl schon wissen, ob im Liebesgarten der Bursch
„Hoor am Seckel" hat
Penis und Hodensack wird das „Gemäch" genannt „Es isch
m'r allizittam Gemäch = eine liebeshungerige Ehefrau.
Der Onanist wird „Selbstabwichser" geheißen. Unter „Wichs-
bürst" versteht man den penis erectus. „Der Seppel lauft em
Finnel mit d'r Wichsbürscht noch und trefft's ans Loch"
lautet ein Vers.
Das genotzüchtigte Mädchen klagt, es sei „profitiert" oder ge-
fickt" bezw, „abgewichst", eventuell „gefinkelt, bezw. „gevögelt"
worden.
Die Ausdrücke „begatten*1, „beischlafen" werden nie
angewendet.
Die Ehefrau fordert ihren Gemahl entweder mit französischen Worten
zum Geschlechtsakt auf oder, wenn sie kein Französisch kann, sagt
sie:
„Vögel mich", „fick mich", „komm, wir wollen bocken", „komm, wir
wollen eins (id est Kind) machen", oder, wenn es sich um „feinere
Leute" handelt, will der Mann seine Frau, der Liebhaber seinen
Schatz „b rette In". „Heute habe ich mit Genuß gebrettelt" bedeutet
einen wollüstigen Beischlaf mit vorausgegangenem berauschenden
Liebesgetändel. Ein mehr wie derber Ausdruck sagt: „Es (d. h. die
Frauensperson) bekommt d' Büchküch (= Bauchküche) üßge-
wißelt (ausgeweißelt).
Sind die halbwüchsigen Bengel bei ihrer erwachenden
Geschlechts-
lust inne geworden (und dazu bietet sich auf dem Lande ja bekannt-
9
lieh Gelegenheit genug), daß ein Mädchen geschlechtsreif
wurde, dann
singen sie:
S'... (hier folgt der jeweilige Vorname, z. B. ) 's Sälmel
wurd
anfanges rüchl S' het krüsel Hoor an synem Büch!"
„In de Krüsel (= kraus) Hoor spiele" oder „in de Locke
spiele", was dasselbe ist, heißt einem Mädchen unter dem Rock an
den Vaginahaaren spielen. „Haarrupfen" tut der Bursche, wenn er
seinen Schatz vom Tanz abends heimbegleitet oder wenn er nach dem
Elsassische Erotik.
253
ersten Kirchweihtag frühmorgens bei seinem Schatz ein Morgen-
schnäpschen trinken will, aber das Mädchen noch im Bett findet.
Heimlich schleicht sich dann der Bursch an das Bett, führt die
Hand unter die Bettdecken und sucht alsdann die Schläferin durch
festes „Rupfen" der an den Geschlechtsteilen wachsenden Haare wach
zu bringen. Je nach dem Grad der Geschlechtswut läßt das betreffende
Mädchen bei solchen Gelegenheiten manchmal mehr als nur Haare.
In etlichen Vogesendörfern sind einzelne Burschen geradezu be-
rühmt unter der Dorfjugend als „Maidlerupfer". Je schlauer der
Bursch, umso sachter fängt das Rupfen an, bis das Mädchen wach
wird.
Was da alles im verschwiegenen Kämmerlein vor sich geht, ent-
zieht sich ja meist der weiteren Öffentlichkeit Nur wenn zwei oder
noch mehr Burschen zu einem Mädchen steigen, wird man hin und
wieder grelle Streiflichter auf das ländlich-sittliche Leben fallen
sehen.
Wie mir ein katholischer Dorfgeistlicher und etliche
Volksschul-
lehrer, denen ich hiermit an dieser Stelle für die liebenswürdige
Unter-
stützung bei der Erforschung erotischer Vorgänge im Volk danke,
bestätigten, sollen die geilen Burschen das Rupfen oft mit Küssen
auf die Vulva beschließen, auch Pressen, Reiben und Kitzeln der Ge-
schlechtsteile kommt vor, bis die Mädchen „matt" werden. Der bei
wollüstigen Betastungen weiblicher Geschlechtsteile sich absondernde
„helle Saft" gilt ab „weibliche Samenflüssigkeit".
Die Rupferei verläuft aber nicht immer ganz glatt, manchmal
wird der einsteigende Bursch während seiner Manipulationen von dem
Vater oder den Brüdern des Mädchens abgefaßt und windelweich
durchgeprügelt Manche Familienfeindschaft nimmt von daher ihren
Anfang, ohne daß Fernerstehende den eigentlichen Grund angeben
könnten.
Kirchweih, auch Kilbe oder Meßti genannt, und die Heuernte
sind die
beiden Gelegenheiten, wo das geschlechtliche Moment am bedeutungs-
vollsten wird. Die Weinernte kommt dann weiter als der Geschlechts-
lust Vorschub leistendes Element in Betracht
Im Winter dienen die Kunkelstuben, auch Maistuben genannt —
anderswo nur als Spinnstube bekannt — als Gelegenheit, um das Ge-
schlechtsgefühl bei den jungen Leuten rege zu erhalten. Zwar wird
von Jahr zu Jahr weniger gesponnen, aber die Kunkelstube wird als
Rätschstunde = Klatschstunde beibehalten. Während dieser zu später
Abendzeit abgehaltenen Gesellschaft werden Schnaps, Lebkuchen oder
Nüsse und Äpfel als Labsal gereicht.
254
Elsässische Erotik.
Auf der Kunkelstube geht es durchweg sehr anständig zu, Aus-
nahmen selbstverständlich abgerechnet; erst auf dem Heimweg, wenn
die Burschen die Mädels abholen, kommt das Liebesleben zu seinem
Recht Das unschuldigste Vergnügen dabei ist das „Wecken gucken".
Wecken-Brötchen, im weiteren Sinne überhaupt jedes kleine Geschenk.
Die zwei Leutchen schauen sich beim Weckengucken fest in die Augen.
Wer zuerst lacht, muß als Pfand einen Wecken gebef^
Küssen und „Arsch tätscheln" sind weitere kleinere Beweise
der Zuneigung, die der Bursche kundgibt Läßt sich das Mädchen
das gefallen, dann ist der Bursche sicher, nicht als Liebhaber abge-
wiesen zu werden. Bei der Meßti tanzt er mit der Liebsten. Wenn
der Bursch recht fidel ist, fordert er das Mädchen auf dem Tanzboden
auf, „einen zu treten", d. h. einen Tanz zu gewähren. „Einen treten"
hat aber noch eine Nebenbedeutung. Im Tanzgewühl sucht der Bursch
beim Drehen der Tänzerin mit dem gehobenen Knie zwischen die
Beine zu fahren. Jch selber sah einmal als Sommergast in einem von
Holzhauern bewohnten Dorfe auf dem mehr wie bescheidenen Tanz-
boden eine derartige Treterei, daß ich noch heute nicht begreife,
wie die Mädchen diese rohen Stöße ohne Schmerzgefühl erdulden
konnten. Daß sich die Tanzenden vor einem Fremden nicht genierten,
beweist die naive Derbheit
Kehren die Tanzenden von solch einem Tanze in der Frühe des
Morgens heim, so lassen es sich einzelne Burschen wohl beikommen,
ihrer Partnerin mit der Faust während des Gehens sachte zwischen die
Beine zu schlagen. Dieses Schlagen erfolgt ganz taktmäßig. Nicht
erwähnt braucht zu werden, daß bei solcher Gelegenheit am ehesten
der erste Beischlaf vollzogen wird.
Mädchen oder Burschen, die in wollüstiger Absicht umherziehen
„fajohle er um. Ein Mädchen bezw. eine Frau, die obszöne Redens-
arten in Gegenwart von Mannspersonen äußern, jede begehrliche An-
näherung eines Mannes aber entschieden abweisen, werden nicht un-
zutreffend „Mül-Hure" (= Maul-Hure) genannt Nebenbei sei be-
merkt, daß der Elsässer den Satz „das hat viel, sündhaft viel Geld
gekostet" etwa wiedergibt mit den Worten: „Dies het e Hueregeld
(ein Hurengeld) gekoscht". Wenn einer fur seine Ware zuviel Geld
verlangt, heißt es: „Dies isch d'Bettellitt gevögelt". Vögeln hier
im Sinne von coire.
Wird ein Mädchen erstmals menstruiert, so sagen die Burschen:
„Jetzt het es (= das Mädchen) au (= auch) d' wälsche Hosse
(= rote Franzosenhosen) angeton". Später sagt die Frau ihrem bei-
Elsässische Erotik.
255
schlafslustigen Mann oder Schatz: „Ich hab d' Franzose'1.
In diesem
Falle bedeuten „Franzosen" keineswegs venerische Krankheit, sondern
nur „ich habe meine Regel". Auch wird der Ausdruck gebraucht
„Ich hab hytt myn Sach". Sache = Menstruation. Manchmal und
besonders in der Gegend von Hagenau sagt man auch: „Es hat de
Schnyder", den Schneider.
Die vielfach vorkommende Sitte, Menstrualblut als
„Liebeszauber"
zu benutzen, ist soweit ich feststellen konnte, im Elsaß ebenso
unge-
bräuchlich als das Verwenden von weiblichem Achselschweiß.
Geschlechtsreife Mädchen haben keinen Busen oder keine Brüste,
sondern „Dütteln".
Hier kommt also der mittelalterliche Ausdruck „Tutteln" noch
ungemindert zu seinem Recht Pralle, große Brüste heißen „schöne
Düttle".
Eine Eisenbahnstation auf der Breuschtalbahn Straßburg—Mols-
heim—Saales heißt „Düttlenheim", im Dialekt „Düttle". Fast jedes-
mal, wenn die elsässischen Schaffner bei der Ankunft der Eisenbahn-
züge diese Station ausrufen, werden mitfahrende Damen durch vor-
witzige Passagiere in Verlegenheit gebracht Ein Mädchen oder eine
Frau, welche sehr große Brüste, schlaffe Brüste hat, welche durch
einen Schnürleib gehalten werden, wird bezeichnet als eine, „die
Holz
vor em Hüs het". In diesem Falle vergleicht man also den weib-
lichen Körper mit einem Bürgerhaus, vor welchem, um den Eingang
frei zu halten, rechts und links das Brennholz aufgestapelt sei.
„Die
het awer Brüscht = (die hat Brüste.) Dieser Ausdruck gilt als sehr
unfein und wird durch vorstehende besser umschrieben.
„Kumm, loß Dir an d' Düttle reiche" == komm, laß Dir an
die Brüste tatschen, bittet der Bursch seinen Schatz. Da die elsäs-
sischen Mädchen im Sommer meist über das Hemd nur einen Rock
und einen leichten Kattunkittel (letzterer „Gassenweck" genannt) an-
ziehen, verstehen in Liebesdingen erfahrene Burschen durch die
Kleider
hindurch die Brustwarze der Mädchen zu reizen und Wollustgefühle
zu erregen. Nimmt der Bursch aber die nackte Brust seines Mädchens
in den Mund und pustet so stark, daß laut tönende Luftvibrationen
entstehen, so nennt man das scherzend „Düttlefurzer". Brüste heißen
außerdem „Faß". Das Euter der Kuh wird als Faß bezeichnet Eine
Frau, die schöne Brüste hat, „het e netts Faßle". Ein Volksreim
sagt:
„'s isch a Faßle vorgebunde,
König und Kaiser han drus getrunke'\
„Es isch guet gefaßt", das Mädchen hat eine famose Brust.
256
Elsässische Erotik.
Gelegentlich hört man auch den Ausdruck: „Die hat Potenden
(Potenzen = Brüste).
Ein Mädchen mit großer Klitoris wird Kapüner (Kapaun) ge-
nannt
Nach dem Volksglauben wird ein derartiges Mädchen schwerlich
schwanger. Stets haftet einem solchen Mädchen auch eine kleine
Portion
von Hexenkraft an. Hat das Mädchen viel Haare an den Geschlechts-
teilen, dann sagt man: Es hat e warmi Pelzkapp (also eine wärmende
Pelzmütze).
Über den Geschlechtsakt erfährt man verhältnismäßig wenig.
Alle Stellungen werden dabei eingenommen, und da viele Mädchen in
Paris als Dienstboten tätig sind, dringt leider auch in unsere
elsässischen
Dörfer eine manchmal unglaublich rohe Perversität Junge Mädchen,
die unerfahren in Liebessachen sind, bitten ihren Liebhaber: „Gell
du
machsch m'r kein Kind"! Vielfach ist die Meinung verbreitet, daß die
zweite ejaculatio seminis unfruchtbar sei. Das Mädchen nimmt in
solchen
Fällen entweder mit den Händen dem Burschen „die Natur" ab, d. h.
reibt ihm das Glied, bis ejaculatio seminis, die identisch mit Natur
ist, erfolgt, oder der Bursche erreicht dasselbe, indem er seinen
Penis
zwischen den Schenkeln des Mädchens reibt
Gestattete das Mädchen die Einfuhrung des Gliedes in vaginam,
so wird der Bursche meistens im kritischen Momente dem Mädchen
zuraunen: „Geh eweg, es (id est semen) kummt mir!" worauf das
Mädchen sich rasch wendet und das Glied des Liebhabers weghält
Alle diese sonderlichen fragwürdigen Vorsichtsmaßregeln unter-
bleiben, wenn gleich noch einmal der Coitus ausgeführt wird.
Hat ein Mädchen mehrere Liebhaber, denen es den Coitus ge-
stattet, so preßt der eine Bursche dem den Geschlechtsakt ausübenden
anderen Burschen den Damm derart mit der geballten Hand zusammen,
daß keine Samenflüssigkeit zum Vorschein kommt.
Verbreitet ist die Meinung, daß mittels eines Gummibändchens
erfolgende Abbindung der Hoden (der „Steine") einen unfruchtbaren
Beischlaf bewirke.
Ebenfalls unfruchtbar sei der Beischlaf heißt es, wenn das
Mäd-
chen vorher an den Geschlechtsteilen so gekitzelt worden ist, daß es
„Wolllustflüssigkeit" von sich gegeben habe und darum „matt" sei. In
diesem Falle sagt das Mädchen „es sei versudelt worden".
Wie gering die physiologischen und anatomischen Vorgänge bei
den Mädchen sind geht aus der Ansicht hervor, daß ein gebrauchtes
Mädchen, (id est virgo welche den Coitus erduldet hat) den semen
Elsassische Erotik.
257
einfach „wegbrunzen", d. h. forturinieren müsse. Nimmt sich
ein
Mädchen ernstlich vor beim Coitus kein Kind zu wollen, so bleibt
wie angenommen wird die Schwangerschaft aus. Ein böser Trug-
schluß, der jenem gleicht, wenn das Mädchen jede Wollustgefühls-
äußerung beim Beischlaf unterdrückt.
In vielen Fabrikstädten und Industrieorten des Elsaß ist das
Schlaf-
gängerwesen mit allen Schattenseiten, welche die Wohnungsnot und das
Mietskasernenelend trotz alier bessernden Bestrebungen noch immer
in sich birgt, Anlaß zu Ausschreitungen aller Art Von elsässischer
Erotik ist da weniger wohl die Rede als von allgemeiner Erotik, wenn
der Fabrikarbeiter von der Nachtarbeit in sein Mietlogis kommt, dort
in seinem „Bette die Fabrikarbeiterin trifft, die ihm das Bett
gewärmt
hat und ihm den Morgengruß" bietet. Dieser Morgengruß, den übrigens
auch manche Bauernmagd dem jungen Knecht oder Haussohn bietet,
besteht darin, daß sich das Mädchen derart in das Bett legt und das
Gesäß dem Burschen zuwendet, daß der letztere im Stehen von hinten
her den Coitus ausüben kann.
Ist das Mädchen ganz ruhig dabei so soll „es nix geben". In
den Fabrikorten hegen in einem Bett gewöhnlich zwei Mädchen und
da in einem Zimmer oft zwei Betten stehen, kam es schon vor, daß
8 Menschen vielleicht [gleichzeitig mit; einem geradezn
erschrecken-
den tierischen Gleichgefuhl den Geschlechtsakt vollzogen. Stehen
die Mädchen auł, um sich zur Fabrikarbeit zu begeben, so legen sich
die Burschen in das warme Bett
In «.dem französischen [Vogesenorte St. Dié hat [mir Dr.
Stein-
metz Häuser bezeichnet, deren Besitzer den Schlafburschen für solche
durch Menschen gewärmte Betten ein höheres Schlafgeld im Winter
abzwackten. Menschliche Ausdünstung und Giftstoffansammlung wurde
in diesen Fällen also für Geldwert verkauft!
Selbstredend brauche ich wohl kaum zu betonen, daß der eben-
erwähnte „Morgengruß" oder „der Füdelnbuschour J(= Füdeln
(After) bon jour) nicht jeden Tag erfolgt. Die Fabrikarbeiter sind
viel zu sehr von der entgeistigenden Arbeit auch körperlich so müde
daß sie schweigsam sich entkleiden, während die in der dumpfen
Zimmerluft und in den nie gelüfteten Betten schlafenden Mädchen
mit schwerem Kopf aufstehen und sich in Gegenwart der Burschen
ankleiden. Ein herzbewegendes Bild menschlichen Elendes und Jam-
mers. Wer will unter solchen Umständen etwa noch verächtlich auf
die Brutalität eines solchen Beischlafs, wie wir denselben erwähnten
hinweisen? Erschrecken sollte man nur bezüglich dieses
gleichgültigen
Krauts, Antropophytcta. II. \J
258
Elsässische Erotik.
Gebens und Nehmens. Viele der Mädchen tragen lediglich, weil
sie
es von Kamerädle gesehen haben antikonzeptionelle „Maschinen".
Schlechter als andere Mädchen sind die Fabrikarbeiterinnen keines-
wegs, obwohl man das vielfach behaupten hört Ich habe 13 meiner
Jugendjahre in Mülhausen zugebracht, habe später die Verhältnisse
genau studiert und bin zu dem kaum anfechtbaren Ergebnis gelangt,
daß im allgemeinen die Sittlichkeit unserer elsässischen
Fabrikarbei-
terinnen sich in nichts unterscheidet von der der mittleren Kreise.
Die Mädchen verstehen sich ja gewiß auf derbe Redensarten, aber
darum sind die schwer schaffenden Arbeiterinnen doch an sich noch
nicht schlecht Nur wo das Wohnungselend und der Geldverdienst
der Mädchen schwach ist, wo Mädchen aus dem landwirtschaftlichen
Berufe zur Fabrikarbeit übergehen, kommen geschlechtliche Aus-
wüchse in stärkerem Grade hervor.
Angriffslustig ist natürlich die junge männliche
Fabrikbevölkerung,
aber auch sie unterscheidet sich wenig von den jungen männlichen
Element, das in der Landwirtschaft tätig ist.
Der Bauernbu^fch empfindet es als etwas ganz natürliches, daß
er
sich periodisch „putzen" müsse. Damit meint man der Bursche
müsse das im Körper sich ansammelnde Quantum von Eiter u. s. w.
kurzum Unrat, der sich in Geschwüren kund gebe, durch Beischlafs-
akte aus dem Körper entfernen. Bietet sich den Burschen keine Ge-
legenheit ein gefälliges Mädchen zu finden, so fahrt er am ersten
besten Sonntag in die nächste Stadt und „putzt" sich in einem
Bordell
Freilich wird bei einer solchen Putzerei manchmal der
Fleischesteufei
durch Beelzebub ausgetrieben.
Das in einzelnen elsässischen abgelegenen Gebirgsorten vorkom-
mende „Hammelficken" besagt, daß das vor einem fruchtbaren
Beischlaf sich fürchtende Mädchen, vielleicht oft auf Veranlassung
des
Burschen, ein Nastuch oder Kopftuch um die Hüften bindet und einen
Zipfel durch die Beine nach dem Rücken zieht. Unter solchen Kau-
telen geht dann die beischlafähnliche Handlung vor sich.
Sehr gefurchtet, weil fast angeblich immer zur Schwangerschaft
führend, wird der Coitus, der im Stehen von hinten erfolgt, wobei
das
vornüberneigende Mädchen die Arme auf die Schenkel stützt. Eine
absolut gewisse Schwangerschaft bewirkt nach dem Volksglauben ein
Coitus, wobei der Mann auf einem Stuhl bezw. einer Bank oder im
Bette sitzt, während das weibliche Wesen mit gespreitzten Beinen
über
den Schenkeln des Mannes sitzt In diesem Falle muß aber der
Mann die Beine des Weibes bezw. Mädchens selber „um sich
schnallen",.
Elsässische Erotik. 259
17*
d. h. an seinen entblößten Körper fest anschmiegen, um „satt
stoßen"
zu können (sattstoßen = heftige Stoßbewegungen machen).
Schnall ist übrigens auch eine hier und da vorkommende Be-
zeichnung fur eine weibliche Prostituierte, welche anderswo
„Schneppe",
nPuppe„, „Visitemamsell" (wegen der polizeilich
vorgeschriebenen
ärztlichen Kontrolle) genannt wird Im Breuschtal sagt man dazu
eine „hoorbrennere" eine „Haarbrennerin" aber nicht in der Be-
deutung als ob die Person sich selber die Haare brenne, sondern „in
deren Haare (scilicet „Vaginahaare") man „brennt". „Brennen" (man
zielt darauf, wie z. B. der Feuerwehrmann beim Brand mit dem Strahl-
rohr. „Ich geh in d'Stadt d'Locke = die Locken brenne", heißt
ich gehe in die Stadt um ein Bordell zu besuchen. Diese verblümte
Redensart kommt in der „besseren" Gesellschaft auf dem Lande vor.
Bordell sagt man im Oberelsaß daneben aber „Visitesalon",
„Bretterbudik", „Bockstall", „Brettelbudik", gang und gäbe ist
der meist angewendete Ausdruck „Puff" Z. B. „Kutscher fahre
uns in e Puff", „zeig uns de Puffnummer so und so viel". Eine
Straße in der öffentliche Häuser stehen heißt eine „Puffgasse".
„Diss
isch e verpuffts Luder", das ist ein beischlaf lustiges Weibsbild.
„M'r würd nur rieh wenn m'r for e Puff wäscht'*, man wird
nur reich wenn man fur die Mädchen eines Bordells wäscht, sagt die
elsässische Wäscherin, aber auch „wäscht m'r for e Puff, laijt mV
manchmol druff". Wäscht man fur einen Puff legt man manchmal
drauf, nämlich Geld. Der tiefere Sinn ist der. Eine Wäscherin muß
acht haben beim Waschen fur ein Bordeil, weil sie beim Abliefern
oder Abholen der Wäsche, welches meist durch jüngere Mädchen er-
folgt, gewärtigen muß, daß das junge Mädchen den „Betrieb" kennen
lernt und schliesslich geschwängert wird, was dann Geldausgaben ver-
ursacht.
Ein näheres Eingehen auf das Dirnenwesen in elsässischen
Städten
erübrigt sich, weÜ die Verhältnisse in dieser Hinsicht in nichts
sich
von ähnlichen Institutionen anderswo unterscheiden.
Von einem dicken Mädchen sagt man, ,,uff dem feddert m'r
guet".
Der Beischlaf mit einem dicken Mädchen „gibt aber nix", weil man
wegen dem vielen Fett nicht auf die „Wollustnerven" kommt.
„Wollüstig" ist übrigens auch auch ein zu allerlei losen
Streichen
aufgelegter Mensch, namentlich wenn ein gutes Essen und reichlicher
Weingenuß Ursache des Übermutes ist. „Dü bisch emol wollustig"
tadelt z. B. die Mutter ihren erwachsenen Sohn, der laut im Hause
herum singt und springt
2бО Elsässische Erotik.
Die Schwangerschaft wird vielfach umschrieben mit „in anderi
Umstand". Ein schwangeres Mädchen hat „die Kuttle voll" oder
es „hat was es braucht" oder „hat meh als ihm lieb ist" oder
„es hat de Büch (Leib) voll".
Junge Mädchen unter zwanzig Jahren, die sich irgendwie zu ge-
schlechtlichen Betastungen, Beischlafshandlungen usw. hergeben,
heißen
„Rottie". „Dies Rottel hat de Büch voll" = dies junge Mädchen
ist schwanger.
Ein Mädchen, das geschlechtliche Erzählungen im Kreise junger
Burschen anhört ohne fortzugehen, gilt als „Rottel", und „e Rottel
brücht nimmi seiche", d. h. ein mannstolles Mädchen, das sich auch
mit Mannsleuten abgibt, braucht nicht mehr zu harnen, wenn
geschlecht-
lich anstößige Dinge erzählt werden. Nach weitverbreiteter Ansicht
muß ein unbescholtenes Mädchen beim Anhören geschlechtserregender
Dinge „Wasser abschlagen". Seich, id est, wie wir jetzt wissen,
Urin, gilt als kosmetisches Mittel und als Heilmittel.
Bei gerichtlichen Erörterungen kommt häufig zutage, daß bei
Schlägereien die Burschen Kopfwunden mit Urin auswaschen.
Bei Schwäche im Arm, besonders bei Kindern, wird der Arm mit
Urin gewaschen. Um schön zu werden, urinieren die Mädchen in die
Waschschüssel und waschen sich sofort mit den Händen das Gesicht,
den Nacken und Busen.
Impotenten Mannsleuten wird von „klugen" Weibern angeraten,
ein Heubad zu nehmen und darnach sich voneiner jüngeren Frauens-
person in das Kreuz und in die Hüftgegend wässern zu lassen. Weib-
licher Urin dient nebenbei bemerkt auch manchmal in der Fastenzeit
dazu, um Stockfisch möglichst weiß zu beizen. Dieses Verfahren kam
sogar in einem größeren Hospital im Elsaß vor.
Kann ein Bursche die obszönsten Dinge hören, so neckt man ihn,
„Du bisch jo üsgebrettelt", d. h. du bist ja völlig impotent Von
einem sehr „potenten" Menschen sagt man wohl, „der kann brettle
bis erkelschteblauwürd(d. h. bis der penis). Schwangere Mädchen
suchen durch Trinken von Jungbier, was auf die Nieren treibt, die
Frucht wegzubringen. Kinderreiche Frauen suchen das gleiche Resultat
wenn sie sich schwanger fühlen, durch sehr reichen Genuß von Ab-
synth. Festes Schnüren der Unterröcke, festes Umseilen des Unter-
leibes soll das Wachstum der Frucht verhüten. Durch häufiges Be-
arbeiten des Kitzlers glauben die Mädchen das Blut so aufzuregen,
daß sich eine Frucht nicht entwickeln könne. In vielen Fällen gehen
die Mädchen zu einem Winkelmagnetiseur und lassen sich den Leib
Els&ssische Erotik.
261
elektrisieren, weil durch die Erschütterungen das
Fruchtgebilde aus-
einander fallen muß II Wieviele Mädchen durch derartige
Manipulationen
zeitlebens den Grund zu Siechtum legen, kann man nur ahnen, leider
nicht statistisch feststellen. Wie mancher Krüppel mag einer
derartig
unverständig handelnden Mutter sein armseliges Dasein verdanken. In
einem drastischer Komik nicht entbehrenden Falle hatte das Bauern-
mädchen sofort nach dem Coitus blähende Sachen, wie Knoblauch,
Zwiebeln u. dergL gegessen. „Ich han gemeint, ich ka es eso
wegfurze",
„ich habe gemeint, ich kann den Samen so wegf—11 meinte
die Schul-
dige unschuldig.
Eine kinderreiche Frau, welche einen jungen Erdenbürger das
Leben geschenkt hat, wird von boshaften Nachbarinnen bezeichnet
als „eine die numme (nur) Kinder schisse kann". Mädchen, die
in Frankreich gedient haben und sich im Elsaß verheiraten, wissen
ganz genau die Theorie vom Zweikindersystem anzuwenden, häufig
sogar in das System der Einkinder zu verwandeln, falls sie nicht
etwa dem JKein-kindersystem huldigen. Sozialwirtschaftlich werden
sich im Verlauf einer Generation die Folgen dieser Theorie auf dem
Gebiet landwirtschaftlicher Leutenot entschieden Geltendmachen.
Neben
der Leutenot darf aber auch nicht das degenerierende Moment, daß
sich in derartigen der Unzucht Vorschub leistenden Dingen kundgibt,
übersehen werden.
Hat eine Wöchnerin zu viel Milch so trinkt meist der Ehemann
den Überrest. „Er muß es (es — das Weib) üssüge" heißt es in
solchen Fällen im Dorf. Frauenmilch gilt als sicherstes Heilmittel
gegen Schwindsucht. Einem jungen katholischen Priester wurde, wie
ich selber bezeugen kann, von einer bejahrten Dame, welche Mitleid
mit dem Leidenden hatte, angeraten Tee von isländisch Moos neben
Tee von „Gundelrebe" oder Gundermann (Glechoma hederacea) zu
trinken und zweimal direkt von der Brust einer jungen Frau Milch
zu trinken. Ob gerade dieses Mittel Ursache des Stillstandes der
Krankheit war, wage ich nicht zu behaupten. Sicher ist, daß Mutter-
milch in sehr vielen Fällen von Schwindsuchtskandidaten benutzt
wird.
Ich habe darauf auch schon gelegentlich in der „Straßburger Post"
hingewiesen. Interessant wäre es ja, wenn ein Arzt sich über eine
derartig systematisch beobachtete Heilweise auslassen möchte.
Möglich
wäre es ja schon, daß der leichten Verdaulichkeit wegen Frauenmilch
fur Tuberkulöse wertvoll ist
Wir haben in obigen Betrachtungen mancherlei merkwürdige Dinge
kennen gelernt, es ist wie ich gerne bekennen will, nur eine kleine
2Ó2
Elsässische Erotik
Auslese. Manche Redensart wäre noch zu verzeichnen, wie z. B.
„Fick
e Juddenmaidel derno (dann) kummt ebbes christliches in
Juddehüs" und ähnliche, aber all diese Redensarten und Volkssitten
auf erotischem Gebiet wollen erst noch gesammelt sein. Wie schwierig
das ist werden die Leser dieser Zeilen wohl am besten wissen.
Erwähnen möchte ich, daß die Sittenreinheit bei den
israelitischen
Landmächen sehr groß ist Von vielen Seiten wird mir versichert,
daß höchstens ein junger Lehrer gelegentlich vielleicht mal in das
Schlafzimmer eines israelitischen Mädchens steigen darf, daß der be-
treffende Bevorzugte als größten Beweis der Zuneigung das Mädchen
unbekleidet schauen und küssen darf. Fleischliche Vermischung kommt
bei jüdischen Mädchen auf dem Lande selten, sogar höchst selten vor.
In den Städten wird von den aus Polen zugewanderten israelitischen
Familien bezüglich der Mädchen nicht dasselbe gesagt Da kann
man schon hin und wieder von einer jüdischen Prostituierten
sprechen,
aber auch das sind im Elsaß Ausnahmen. Jüngere israelitische Männer
geben in ihrer geschlechtlichen Angriffslust den christlichen
Altersge-
nossen nichts nach. Neben den Israelitinnen gelten auch protestan-
tische Mädchen als zurückhaltender im geschlechtlichen Dingen. Es
heißt Jüdinnen und Protestantinnen sind mehr aufgeklärt auf diesem
Gebiete. Freilich darf man nicht übersehen, daß das Elsaß zu 4/5
aus
Katholiken besteht.
Mit dem zunehmenden Eisenbahnverkehr, der Abwanderung vom
Lande, gestalten sich auch die „geschlechtlichen" Redensarten und
Gebräuche uniformer. Besser aber freilich kaum, denn von der Stadt
bringen die Soldat gewesenen Burschen, die Mädchen, welche in Groß-
städten gedient haben, wenig Gutes mit An die Stelle naiver bezw.
rohsinnlicher Derbheit tritt die Zote, das Laster in seiner
widerwärtig-
sten Gestalt.
Für den Forscher tritt gebieterisch die Forderung auf in aller
Eile noch zu retten, was eben Eigenart bedeutet Schon heute er-
leben wir es, daß wir über den Sinn elsässischer Ausdrücke, die vor
ioo Jahren üblich waren uns den Kopf zerbrechen.
Herrn Amtsrichter F. verdanke ich den Hinweis daß Frauen von
Lehrern, Gemeindeschreibern u. s. w. häufig mit dem Wort „Büx"
beleidigt werden. „Dem Lehrer syni Büx = des Lehrers Gemahlin.
Büx = Büchse identisch mit vagina.
Coire wird umschrieben mit „Strohsackwalzer tanzen4',
„Damebratt spiele
uff d'r Matraze", „Fisik mache", „Rammein".
Elsässische Erotik.
263
Die Beine eines erwachsenen Mädchens werden häufig
Telegraphen-
stangen" genannt, das Gesäß eines Weibes gilt als „Suntigg'sicht" =
Sonntaggesicht. Jemandem den Sonntagsnamen sagen heißt ihn mit
den gröbsten, gemeinsten Ausdrücken beleidigen.
Süg am Zipfele ist ein Bursche, der bei seinem JMädchen im
Liebesgetändel die Brustwarze und Brüste küssen darf. Ein Verliebter
wird kurz als „Sügamzipfele" bezeichnet.
Ein weibliches Individuum mit fleischigem, stark ausgebildetem
Gesäß und prallen großen Brüsten ist eine „gut gemuntierte Person
(= gut montiert). Ist ein Mädchen rundlich, überall fleischig, so
heißt
£s ein „elegantes Fragezeichen" oder auch „Bratzel" (Bretzelgebäck).
Im Zorn werden Frauen „Fotzen" genannt, Superlativ dazu ist
„Hürefotz".
Bei gerichtlichen Verhandlungen wird bei Unzuchtsdelikten von
den weiblichen Personen das männliche Glied umschrieben, wie teil-
weise schon erwähnt, als „Brunzer", „Sauwadel", „was ihm am Bauch
lampt" (lampen = hängen), „sein Hosseloddel", „sein Holz", „sein
Ding1',
„der Stopfer", „Wurst", „der Spatz".
Ein elsässisches Mehlgericht, etwa den Nokken entsprechend,
lautet „Büwespatze" oder „Büwespitzle" (== Bubenspatzen), der Teig
wird in Form eines Bubenpenis gerollt.
Die Vulva heißt kurz „der Schneck". Allein gehenden Pärchen
rufen necklustige Burschen zu: „Gesch nittteweck mit der Hand vom
Schneck".
Schlankkül bedeutet einen dürren Menschen, einen, der einen
„schlanken cul" hat, aber auch einen Bauchkriecher, einen, der sich
wie
ein Windhund schlängelt.
Schlankül manchmal auch fur penis gebraucht, dann gilt das
Wort
als zusammengesetzt aus Schla («= schlagen) an de cüL
Einem mageren Mädchen, das kein kräftig hervorspringendes Ge-
säß hat, rufen die Gassenjungen (im Elsaß Wackes genannt) zu: „Mam-
sell ihr han eier Füdeli (= Gesäß) verloren". Auf die Frage:
„Maidle,
wie machsch de Käs?4' erfolgt an der Schweizergrenze oft
die derbe
Antwort: „Ich mach ihn in e Kübeli un druck ihn mit dem Füdeli".
Eigentümlich ist die Bezeichnung „Schüll" für Nachttopf. Es
ist mir nicht gelungen, eine entsprechende Erklärung zu erhalten.
Eifersüchtige Mädchen aus den unteren Klassen bewerfen auf der
Straße den treulosen Galan eventuell mit „Roßäpfel" (dies der euphe-
mistische Ausdruck für Pferdekot).
Bei Windblähungen hat Dr. Fischer wiederholt im Elsaß die Ent-
schuldigung gehört, „Pardon, Monsieur, myn Füdeli schnarcht".
264
Elsässische Erotik.
Gymnasiallehrer Wernert hörte, wie man Franzosen, die sich das
Land anschauen und nach den Seen (lacs) fragen, besonders auf den
Lac і Mia Marsch (= Leck mich am A....) aufmerksam gemacht
werden.
Wie viele solcher urwüchsigen Derbheiten mag es wohl noch
geben, die von der „scharf geschliffenen" Zunge der Elsässer zeugen?
Folkloristen möchte ich bei dieser Gelegenheit aufmerksam
machen
auf die elsässische humoristische Zeitschrift „D'r Himeri", welche
sehr derbe Sachen enthält, fur den Forscher aber reiche Aus-
beute liefert, sodann auf das von Professor Dr. Martin
herausgegebene
Werk, das auch dieser Arbeit sehr zu statten kam, mit dem Titel:
Wörterbuch der Elsässischen Mundarten. Verlag K. Trübner, Straß-
burg, 1897—1900.
Südslavische Volksuberlieferungen die sich auf den
Geschlechtsverkehr beziehen.
(Fortsetzung).
Gesaramelt, verdeutscht und erläutert von Dr. Friedrich S.
Krauss.
Von Personen, die ihres Berufes wegen den Geschlechtstrieb
bekämpfen
müssen.
Od kalugjera se ne mo ге ni gjavo
da uhasni! Serbisches Sprichwort
Von einem Mönch kann nicht einmal der
Teufel einen Nutzen herausschlagen.
Vorbemerkung. Von Geistlichen erzählt auch außerhalb dieses
Abschnittes so manches Geschichtchen, hier jedoch vereinigte ich nur
jene, in denen die Geistlichen um ihres Berufes willen Hauptpersonen
sind. Überliest man alle die nachfolgenden Stücke, so erkennt man
gleich, daß die Mehrzahl davon europäisches Wandergut und uns
schon aus den Fablfeaux, aus Poggios Schnurren und Schwänken,
Boccacio und anderen romanischen Quellen geläufig ist Nur die
Zurichtung ist durch die Einflechtung von Zügen aus dem slavischen
Volksleben slavisch geworden. Die übrigen Erzählungen machen uns
mit Lebensgewohnheiten der Geistlichkeit und der bäuerlichen Be-
völkerung vertraut, aber sie zeigen uns den Geistlichen auch als
eine
gesellschaftlich ziemlich wenig bedeutende Persönlichkeit, zumal
unter
den griechisch-orientalischen Serben und Bulgaren, Zu einer
weltlichen
Macht gelangte der Priefter eigentlich nur unter den katholischen
Chrowoten und den Slovenen und in diesen Kreisen entlädt sich auch
auf ihn bitterer Haß und Groll des Volkes. Darum verfolgt ihn unter
den Chrowoten grimmiger Spott und Hohn, Man rächt sich an ihm,
indem man ihn, vielfach gewiß mit Unrecht, als das Urbild der Un-
Ш
Sittlichkeit und Verkommenheit darstellt und der
Verachtung preisgibt.
Der unwiderstehliche Humor steckt dabei darin, daß sich der allzeit
meineidbereite, durch und durch verlogene, zu jeder schändlichen
Gewalttat hinneigende, immer bramarbisierende, arbeitscheue Chrowot
zum Sittenrichter über den Priester aufwirft, der doch zumindest
weiß,
266
Südslavische Volksüherlieferungen.
was Ethik und Christentum ist, wenn es ihm auc^ zuweilen
schwer
gemacht wird, in solcher Umgebung unbemakelt zu bleiben.
372. Ein Esel wird zum Pfarrer eingeweiht.
Bis vor kurzem stand der Geistliche beim bosnischen
Bauernvolke
noch in sehr geringer Achtung. Der Pope, der Klostermönch und ihre
Schüler verdienten die Mißachtung wegen ihrer Unbildung, ihres
faust-
dicken Aberglaubens und ihrer mitunter sehr vermeßenen Ausbeutung-
sucht. Darin stimmten sie mit den Beamten aus der guten alten Zeit
überein. Sie gaben sich als Führer und Väter des Volkes und boten
ihr möglichstes auf, um als Frauenverführer den anderen Namen voll-
auf zu verdienen. Eine Reihe kräftiger Erzählungen beleuchtet die
Stellung der Geistlichen und Beamten, namentlich der Richter, sodaß
im Volke für einen solchen Herrn die Bezeichnung magarac, Esel,
im Sinne eines geriebenen Halunken gang und gäbe geworden. Man
sagt onaj magarac u crkvi jener Esel in der Kirche und onaj magarac
na sudu jener Esel im Gerichtshause. Es ergeht den Angehörigen
dieser Stände wie den Frauen. Man spricht am meisten von den ent-
arteten, den verworfenen, der guten gedenkt man seltener.
Unter der Geistlichkeit herrschte allgemein die Simonie, und
bei der
Besetzung von Beamtenstellen waren hauptsächlich verwandtschaftliche
und parteipolitische Rücksichten ausschlaggebend. Religiöse
Erziehung,
Recht und Gesetz litten darunter nach jeder Richtung, so daß sich
der
gesunde Bauernverstand sagen mußte, ein vierbeiniges Tier wäre auch
nicht ungeeignet für eine solche Stelle. Diesem launigen Einfall
geben
nicht wenige Erzählungen Ausdruck. Des Beispiels halber, um das
Verständnis für die auf Geistliche bezüglichen Erzählungen meiner
vor-
liegenden Sammlung zu erhöhen, will ich eine Geschichte dieser Art
hier mitteilen, obwohl sie auch auf den Geschlechtsakt keinen [Be-
zug hat.
Ovde joŚ i danas obićaj opstoji, da se svatko zapopiti może,
samo
ako iole mało pisati zna a samo kad dosta vladici novaca dade.
Jednom dogovore se seljaci i skupe punu kesu dukata pa sveiu
magarcu za rep і dovedu ga vladici u odaju. Kad vladika vidi, zapita
:
Śto je to?' — Onda seljaci reku: ,Oćemo da ga zapopimol'— A vla-
dika: ,Pa kako bi vi magarca zapopili?! Gonite to na poljel* — Oni
okrenu magarca і povedu ga na polje. Onda vladika zapita: ,Śta je to
na repu?' — Seljaci reku mu: ,Mi smo mislili, da ćete ga zapopiti pa
smo ponili novce, da platimo!' — Onda reće vladika: ,Vratite ga
amol'
— OdreSi kesu. Kad vidi dobrano novaca onda uzme novce: pomi-
Südslayische Volksäberlieferungen.
267
luje magarca od glave do repa i reće: ,Po glavi maga rac a po
repu
popp — Uzme knjige, neSto proćita i zapopi magarca.
Erzählt von einem serbischen Bauern im bosnischen Savelande
(am 23. März 1885).
Eine hübsche Variante aus Crkvice im Rudinaer Kreis in Serbien
gibt der Lehrer V. Gagovic im Karadzic, Ust za srpski nar. Zivot.
hrg. von^Tih. R. Gjbrgjevic, Aleksinac 1900, II. S. 17.
Hierzulande besteht noch heutigentags der Brauch, daß jeder
ein
Pope werden4 kann, wenn er nur einen blauen Dunst vom
Schreiben
besitzt und nur wenn er genügend Geld dem Vladika (Bischof) gibt
Einmal verabredeten es die Bauern miteinander und sie
sammelten
einen vollen Beutel Dukaten und sie banden ihn einem Esel an den
Schweif und sie führten den Esel vor den Vladika in die Stube hin.
Als sie der Vladika sah, fragte er: ,Was ist das?' — Darauf sagten
die
Bauern: ,Wir wollen ihn zum Popen einkleiden!' — Doch der Vladika:
Ja, wie wollt ihr einen Esel als Popen einkleiden? Treibt das
Geschöpf
hinaus!' — Sie wandten den Esel und führten ihn hinaus. Hierauf
fragte der Vladika: ,Was ist das am Schweif?' — Die Bauern sagten
ihm: ,Wir haben gedacht, daß Sie ihn zum Popen einweihen werden
und haben das Geld mitgebracht, um zu zahlen!' — Darauf sprach
der Vladika: ,Kehrt ihn hieher um!' — Er löste den Beutel los. Als
er
den ansehnlichen Betrag sah, da steckte er das Geld ein und
streichelte
liebevoll den Esel vom Haupte bis zum Schweif und sprach; ,Dem
Haupte nach ein Esel, doch dem Schweif nach ein Pope!' — Er er-
ergriff die Bücher, verlas etwas und weihte den Esel zum Popen ein.
Anmerkung. Eine bulgarische Fassung dieser Erzählung be-
richtet, die Bauern hätten, durch das Beispiel der Bauern des
Nachbar-
dorfes verfuhrt, die einen Esel zum Popen bestellt, dem Vladika
einen
Ochsen als Popen vorgeschlagen, doch sie wären abgewiesen worden.
,Esel, so viel als ihr wollt, nur keinen Ochsen!' beschied sie der
Vladika.
373. Pop haksuz.
Pop se u ovome kraju, kao gotovo svuda, smatra za baksuza.
Zato se mnogi, kad vide, da će sresti popa, h va taj u za muda i to
obićno
levo, uvereni, da im tako neće smetati popov baksuzluk u poslu,
kome su se krenuli. I popovi to znaju. U okolini Zajećara joś je źiv
jedan ostariji popa, koji je jednom od boljih ljudi, kad ga je
video, da
se drźi za mudo, rekao; ,Batali, batali, ne vredi ti niśta; ja sam
se pre
tebe uhvatio za oba'.
268
Südslavische Volksüberliefeningen.
I deca u igri hvataju se za mudo, kad hoće, da im protivnik u
igri
promaśi (na primer pri gagjanju, igranju lopte, oraha itd.) i ta je
navika
dosta raśirena u celom ovom kraju.
(Aus der Gegend von Zajećar in Serbien.)
Der Pope ein Pechvogel.
Der Pope wird in dieser Gegend, wie nahezu überall als ein
Pech-
vogel betrachtet. Darum pflegen sich viele Leute, wenn sie sehen,
daß
sie einem Popen begegnen werden, beim Hoden anzufassen, und zwar
gewöhnlich beim linken, überzeugt, daß ihnen also des Popen Unheil-
wesen in dem Geschäfte, das sie vorhaben, nicht zum Hemmnis aus-
schlagen werde. Auch die Popen wissen davon. In der Umgebung
von Zajećar lebt noch ein älterer Pope, der zu einem Manne 'aus dem
besseren Stande, als er ihn erblickte, wie er sich beim Hoden hält,
sagte: Laß gehen, laß gehen, es taugt dir nichts, ich habe mich vor
deiner bei beiden gepackt!
Auch die Blinder pflegen sich im Spiel bei den Hoden
anzufassen,
wenn sie wollen, daß ihr Spielpartner fehlschlage (z. B. beim
Treffen,
Ballspielen, Nüssespielen usw.), und diese Angewöhnung ist genugsam
in dieser ganzen Gegend verbreitet.
Anmerkung. Man behandelt den Geistlichen als einen bösen
Geist, wie etwa den Teufel. Vrgl. Anthropoph. Bd. I, S. i. — Bei den
Chrowoten wirft man dem Geistlichen irgend etwas nach, um die Wir-
kung des bösen Omens der Begegnung zunichte (zu machen. Diese
Übungen sind Überlebsel aus jener Zeit alles beherrschender Macht
der|Geistlichkeit, als sie noch mit Feuer und Schwert und ähnlichen
unbeliebten Überredungkünsten die Religion] der Liebe unter dem
Volke
verbreitete.
374. Guzar.
Prośao gjavo pored vode od vodenice rpa video guzar
(koś u
korne se hvata riba) pa će tek reći: ,Ovo su ili popovske bisage ili
kmetsko dupe, jer tamo Sto ugje viSe ne izlazi!'
Aus dem Rudniker Kreise in Serbien. Erzählt von einem Bauern.
Der Arschkorb.
Der Teufel ging einmal Jam Flußufer einer Wassermühle vorbei
und erblickte einen Arschkorb (ein Korb, mit dem man Fische fangt)
und bemerkte so nebenher: ,Das ist entweder der Zweisack eines
Südslavische Volksüberlieferungen.
269
Pfarrers oder ein Schulzenarsch; denn was dort hineingerät,
kommt
nimmermehr heraus!'
Anmerkung. Der Begriff einer toten Hand ist auch dem Serben
geläufig. Was einmal die Geistlichkeit oder die Behörde dem Bauern
abnimmt, ist für ihn, glaubt man, unrettbar verloren.
Die nachfolgende Fassung setze ich nur wegen ihrer Diktion als
besonderes Stück her.
375. Śto je nąjdubjje?
Iśo gjavo uz vodu, niz vodu. Kad dośo do vira a u viru koS
slèpâk i u njemu nekolko ripćeta, muce se da izidu, muce, ne moź
nikako. Gleda gjavo ćudnu nâpravu, gleda, ne zna 5ta je. — Ovo mora
da je, kaie, je 1 popov dżep, je 1 kmetova guzica; 5ta u nji upadnę
vise ne izlazi.
Wird in Zvezdan, einer altserbischen Ansiedlung bei Zajećar,
erzählt
Was ist unergründlich tief?
Der ^Teufel erging sich flußaufwärts, flußabwärts. Als er zum
Strudel kam, sah er im Strudel einen Reisigfangkorb und darin einige
Fischlein, die sich abzappelten, um herauszukommen, es geht nimmer-
mehr. Der Teufel beschaut das seltsame Gerät, beschaut es und weiß
nicht, was es ist — Das muß wohl, sagt er, entweder eines Popen
Tasche oder eines Schulzen Arschloch sein; [denn] was in sie hinein-
gerät, kommt nimmer wieder heraus.
Anmerkung. Im Karadzic, list za srpski nar., zivot itd. II. S.
54 f.
hrg. v. Tihomir R. Gjorgjevic erzählt der Lehrer B. M. J. aus Jezero
in Serbien: Unser Volk hegt die felsenfeste Überzeugung, daß die
Popen
nie und nimmer "mit ihrem Besitze zufrieden sind, vielmehr unausge-
setzt heiße Begierde nach Vermehrung ihrer Habe tragen. Ohne
Kenntnis
des wahren Grundes dieser Habsucht erklärt das Volk diese Erschei-
nung durch folgende Geschichte: Einmal warf Gott auf die Erde einen
Sack herab, der zur Hälfte mit Geldstücken angefüllt war. Diesen
Sack
erwischten der Teufel und der Pope und begannen sich um ihn blutig
zu schlagen. Um diesem Hin- und Herzerren ein Ende zu bereiten,
durchnitt Gott den Sack in der Mitte. Der Teufel erwischte die
untere
Hälfte mit dem Grund, dem Popen jedoch verblieb der obere Teil,
der ohne Grund war. Seither bestrebt sich der Pope unablässig seine
Hälfte voll zu kriegen, nachdem sie aber ohne Grund ist, kann er sie
nimmer anfüllen. — So rechtfertigte mir diese Schwäche des Popen
270
Südslawische Volksüberliefenrngen.
der Schulze von Jezero, Marinko Minić, als er zum drittenmal
'auf das
Drängen des Popen J. hin gezwungen war. von einem Einwohner von
Jezero einen Denar als Bezahlung dafür einzutreiben, weil der Pope
an dessen Sippenfeste über den Festfladen den Segen gesprochen.
376- Popova beseda.
Hteo pop da odući parohijane od psovanja, jer su već prevrSili
meru і njegova strpljenja. Jednog praznika okrete li besediti. Bla-
goćestiti kristijanil Kakvi kristijani, vi neste kristijani, nego se
onako
pcujete kado egjupci! Pcujete si majku, tatka pa sveci pa angjeli pa
krista pa nebo і sve Sto ima sveto na ovaj svet! Od sad ne sme da
bude viSe takoj! Jebem li vam Boga vaSega, ako ćujem koga, da
pcuje; prićest mu ne ću da davam, iz crkva će ga iskaraml
Erzählt von einem Lehrer aus der Belgrader Gegend.
Des Popen Erbauungrede.
Der Pope wollte den Pfarrkindern das Fluchen und Verwünschen
abgewöhnen, denn damit hatten sie bereits auch das Maß seiner Ge-
duld überfüllt An einem Festtage hub er nun also zu predigen an:
Wackergetreue Christianen! Was Christianen, ihr seid keine Christi-
anen, sondern lästert einander gleichwie die Egyptier! Ihr lästert
euch die Mutter, das Väterchen und die Heiligen und die Engeln und
Christos und den Himmel und alles was es auf dieser Welt Heiliges
nur gibt! Von nun ab, soll so etwas nicht mehr vorkommenl Ich
vögle euch euren Gott, wenn ich Jemand höre, der lästert; ich werde
ihm die Kommunion verweigern, aus der Kirche werde ich ihn aus-
stoßen !
Anmerkung. Den Prediger muß man sich als einen Phanarioten
vorstellen, der die serbische Sprache benutzt und darum mit seiner
Rede einen auf seine Zuhörer lächerlichen Eindruck macht. Für den
serbischen und chrowotischen Landmann sind Fehler gegen den
richtigen Sprachausdruck eine Quelle ständiger Erheiterung und
Spott-
lust, indem er es gar nicht begreift, daß man ohne genaueste Kennt-
nis seiner Sprache oder auch nur Mundart, ein voller Mensch sein
kann. — Der Priester flucht, um seiner Ermahnung Nachdruck zu ver-
leihen, nach Art des Bauern, doch begeht er damit keine Gottesläste-
rung, denn er lästert nicht seinen, sondern den Gott der Zuhörer,
die
er als Heiden betrachtet Ein deutscher Priester von Abraham a
Santa Claras grober Manier, würde sich im gleichen Falle so aus-
drücken: Ich scheiß euch auf euren Aberglauben
Südslavische Volksüberlieferuogen.
271
377. U mukł se fcovjek i rodio.
Kad je jednom kalugjer uzjaho na snaSu і uvalio joj se megju
aoge, zapita snaSe: ,Sto eu ja sada?* a ona odgovori: ,Nit ću ti
reći
za manje grehote de to, ni nemoj! Kad si tu, zna se śta ćeS!'
Kad je kalugjer uzjaho na snaśu і svrSio, reći će mu ona: ,Ba5
se
vi gospodine namućiste, jer je nama u soju pa imamo tisnu pićku!'
A on joj odgovori: ,Neka, neka, bozija bila! U muki sam se i rodio!4
Erzählt von einem serb. Bauern in Vlasenica in Bosnien.
In Qual ward der Mensch auch geboren.
Als sich einmal ein Mönch auf eine Söhnerin hinaufgeschwungen
und sich ihr zwischen die Beine hineingewälzt hatte, fragte er die
Söhnerin: ,Was werde ich nun anfangen?1 Sie aber
antwortete ihm:
,Ich werde dir um der Minderung der Sünde wegen weder sagen: geh
tu das, noch laß das! Bist du einmal da, so weiß man schon, was
du willst!1
Als sich der Mönch auf die Söhnerin hinaufgeschwungen und zu
Ende kam, sagte sie zu ihm: ,Sie haben sich, Herr, wahrhaftig abge-
quält; denn es liegt in unserem Familienschlage, daß wir eine enge
Voz haben!' Er aber antwortete ihr: ,Laß sein, laß sein, Gott wende
dir seine Huld zu! In Qualen ward ich auch geboren!'
378. Śta jedu kalugjeri?
Neki kalugjer jebo turldnju pa joj zar dobro po kalugjerski
nato-
pio pa će ona ćim se sastala sa jednom hriśćankom upitati je: ,Boga
ti, 5ta jedu vasi kalugjeri ?* — 3ogme, ponajviâe ribe, zajtina i
graha!'
— Bogme. baś i jest, seko, najprije navalise ribje glave pa zajtin
poće
kapucati a najposlije nakutlja grah, da su mi gaće i treći dan mokre
bile!'
Erzählt von einem Serben aus dem Bezirk von Mostar im Her-
zogtum.
Was essen die [serbischen] Mönche?
Irgend ein Mönch vögelte eine Moslimin und tränkte sie ihr so
nach Mönchart tüchtig voll, worauf das Frauenzimmer bei ihrer ersten
Begegnung mit einer Serbin an diese die Frage richtete: ,So Gott dir
helfe, was essen eure Mönche?* — ,So Gott mir beisteh, meistenteils
Fische, Öl und Bohnen!' — ,Helf mir Gott, wahrhaftig, so ist's auch,
Schwesterlein, zuerst drangen die Fischköpfe vor, darnach begann das
272
Südslavische Volksüberlieferuogen.
Öl zu träufeln und schließlich schössen die Bohnen so los, daß
mir
die Hosen noch am dritten Tag davon naß waren!'
Anmerkung. Die Bohnen schössen los, d. h. sie begann riesig
zu farzen oder hat sich gar betan.
379. Prica, kako je pop ispovjedo curu.
Djevojka dośla popu na ispovjed. On ju megju ostalim zapita:
Jesi li sa kirne u hrgjavom poslu bila?' A ona mu reće: Jesam sa
jednim turćinom' — ,A kako mu je ime?* — .Mahmut!' — On joj
zapoyjedi, da odmah legnę, da ju on mora od griha oćistiti. Ona
sirota legnę a pop popane za nogę, utjera joj i stane zbijati a cura
od muke prne a pop reće: ,E Mahmute, Mahmute, da ne pobiże na
dupe, joś bi te bio ganjo!'
Erzählt von einem Landmann bei Osovi in Bosnien.
Erzählung, wie ein Pope einem Mädchen die Beichte
abgenommen.
Ein Mädchen kam zu einem Popen zur Beichte. Unter anderem
befragte er sie: ,Warst du mit irgend wem in garstigem Umgang?'
und sie antwortete ihm: Ja, mit einem Moslim —' ,Und wie heißt er?'
— ,Mahmut'. — Er gebot ihr, sich sogleich niederzulegen, weil er
sie von der Sünde zu reinigen habe. Sie, die ärmste legte sich
nieder,
der Pope aber packte sie bei den Beinen an, trieb ihr ihn ein und
hub ihn einzurammen an, doch das Mädchen ließ vor Qual einen
fahren, worauf der Pope sagte: ,Ei, Mahmut, Mahmut, wärst du nicht
zum Arschloch herausgefahren, noch tat ich dich jagen!'
380. Rgjav put.
DoSla mlada lijepa djevojka sa sela, popu na ispovjed u varoS.
Popu se cura dopala pa će je ispitivati, ne bi li je kako prevario
te će:
,Kazi mi grisna duso, igjase li ti kada rgjavim putem?' — ,Bogme,
jesam, kako da nisam!' — ,A, kada to bi, grisna duso?* — ,Eto bas
onomadne, kadno sam se vracala u selo, kiSa pljusnula a glib se pro-
valio, da sam jedva kuci doślal' —,Ta za to ja tebe ne pitam, grisna
duso, no jesi li vec dala momku?' — Uz kurac, popo, to ja ni majci
ne kazujem, nekmo li tebi, luda brado!'
Erzählt von meinem Guslaren Milovan Ilija Crljić Martinovic
aus
Gornji Rgovi in Bosnien.
Südslavische Volksüberlieferungeii
273
Der sohlechte Weg.
Ein schönes junges Mädchen kam aus dem Dorfe zur Beichte in
die Stadt znm Popen. Dem Popen gefiel das Mädchen und er nahm
sich vor. sie auszuforschen, um sie auf irgendeine Art und Weise
dran-
zukriegen, und so leitete er es fein ein: ,SsagMu mir ssündige
Sseele,
wandeltest du irgendwann eines sslimmen Weges?' — ,Gott helfe mir,
freilich, wie sollte ich nicht?' — ,Und wann geshah dies, ssündige
Sseele?' — ,Ei, 'gerade jüngsthin, als ich ins Dorf heimkehrte. Ein
Regenwetter brach ein und ein Moraft wälzte sich über Weg und Steg,
so daß ich kaum heimfand!' — ,Na, darum befrage ich dich nicht,
ssündige Sseele, ssondern, ob du sson einem Burs sen gewährt hast?'
— ,Fahr' den Zumpt entlang, Pope, von solchen Sachen erzähle ich
nicht einmal der Mutter, geschweige denn dir — du törichter Bart!'
381. Jesi li kadgod pre skakała vrljike?
Ispovedao kalugjer jednu mladu devojku. Pitao jedno, pitao
drugo
pa će najposlje: .Vaistinu, pobożna hriSćanko, jesi li kadgod
preskakala
vrljike?' — ,Pa jesam', odgovori mu devojka slobodno, ,kad sam bila
dete і cuvala kozę, prekakala sam ćesto'. — .Eto ti', opet će
kalugjer,
,nisam to mislio, nego je 1 te kogod jebao?' — ,0, oće kalugjere,
ala si lud! Pa da 1 bi ti kazao, da te je ko jebao?'
Aus der Gegend von Zajecar. Dieselbe Schnurre liegt mir auch
aus der Belgrader Gegend und mehrfach aus Bosnien und Slavonien
vor. — Eine zweite aus Serbien sei dieser angeschlossen.
Bist du mal über Zaunpfähle hinübergesprungen?
Ein Mönch nahm einem jungen Mädchen die Beichte ab. Er be-
fragte sie um das eine, befragte sie um das andere und zuletzt: ,In
Wahrheit, frommes Christenkind, bist du jemals über Zaunpfahle hin-
übergesprungen?' — ,Freilich bin ich', antwortete ihm das Mädchen
freimütig; ,als ich ein Kind war und Ziegen weidete, bin ich öfters
hinübergesprungen'. — ,Da hat man's, begann der Mönch von neuem,
,das habe ich nicht gemeint, sondern ob dich wer gevögelt hat?' — O,
Vater Mönch, bist du ein närrischer Kauz! Und tatst du es denn
sagen,
daß dich einer gevögelt hat?'
Anmerkung. Das ist ein feines Spiel mit der Anschauung vom
Liebesgenuß. Das Mädchen stellt sich neckisch auf den
Standpunkt, daß
das Gevögeltwerden eine Vergewaltigung sei, deren man sich
schämen
muß und tut so, als ob sie noch nicht wüßte, daß es für ein
Frauen-
Kraus », Anthropophyteia. II. lg
274
Südslawische Volksuberlieferungen.
zimmer mit einem Genuß verbunden ist In geschlechtlichen
Dingen ist
das Weib dem Manne fiberlegen, und das Mädchen sowie die Witib in
der folgenden Fassung nimmt listig verschlagen, die ihr klaren
Fragen
wörtlich, um den Geistlichen witzig steigen zu lassen. — Die
Schlußfrage
des Mönches ist eine der höchsten Beleidigungen, die sich in dieser
Form
nicht einmal eine Hure gefallen ließe. Die Antwort gibt den Schimpf
mit
gleicher Münze zurück.
382. A bi li ti pope kazao?
Bila u jedno m selu lepa і mlada udovica, ali prilićno śarena
te dogje
jednog dana popu da ispovedi svoje grehe. Postoje ućinila obićnu već
ispovest, da li je zgreSila ili nije i da li je s kim u zavadi, pop
je
zapita:
— ,Ama ti, udovice, ćini mi se śaraS po mało!
— ,Pa Saram', odgovori ona, ,§aram ćarape, śaram i
'jaja za
uskrs*.
— Дта, ne mislim ja to', reće pop, 'nego imaä, ćujem,
obićaj, da
preskoćiŚ po neki put ogradu'.
— ,Pa preskoćim, kad mi ovce pregju u tugju livadu ili
uskoće u
ćiju njivu'.
— ,Ne pitam ja tebe to, nego mi reci, jebe li te
kogod?'
Udovica ga pogleda gjavolasto pa tek reće:
— ,A bi li ti pope kazao, da te je ko jebo?'
Aus Serbien.
Ja, tatst denn du, Pope, erzählen . . .?
Es lebte in einem Dorfe eine schöne und junge Witwe, doch war
ihr
Ruf ziemlich scheckig, und die kam eines Tages zum Popen, um ihre
Sünden zu beichten. Nachdem sie bereits die gewöhnliche Beichte ab-
gelegt, ob sie gesündigt oder nicht oder ob sie mit wem in Zank
lebe,
fragte sie der Pope:
— ,Aber du, Witwe, mir scheint, du machst kleinweis
Verzie-
rungen *) ?'
— ,Nu ja, ich verziere', antwortete sie, ich verziere
Strumpfe, ich ver-
ziere auch Eier für Ostern'.
— ,Aber daran denke ich nicht', sagte der Pope,
,sondern du hast,
i) Sarati, hin und herstreichen, Verzierungen anbringen,
Ornamente anbringen, im
übertragenen Sinne: über die Schnur hauen.
Südslavische Volksüberlieferungen
275
wie ich höre, den Brauch, zuweilen über die Verzäunung hinüberzu-
springen
— ,Nun ja, ich springe hinüber, wenn mir die Schafe in eine
fremde
Wiese hinübergehen oder auf jemands Acker springen1,
— Jch frage dich nicht darum, sondern sag' du mir, vögelt
dich wer?4
Die Witwe schaute ihn schelmisch an und sagte so leichthin:
— ,Und tatst du es, Pope, sagen, daß dich einer gevögelt hat?4
383. 1 najebao se і sacuvao svetinju.
Proćuo se kalugjer kao dobar bogomoljac, kojemu se molitva lepo
primala, kao onomu koji і ne izlazi megju svet nego sve sedi u
ćeliji,
cati i moli se. Sve mu vise dolazilo żena na molitvu і ispovest і
starih i mladih. Ama za ove je kale mnogo viae mano pa како mu
se mnogo htelo a dobro je mogao, to smisli, kako će se i lepo naje-
bati a i svetinju sacuvati te obesi o prozor mesto zavese suknju.
Kad
bi mu se koja mlada svidela, on bi po molitvi, kao i ne prekidajući
je
rekao: ,Digni suknju, snaśol'i] Koja ga posluśa, s njom bi
lako svrSio.
Nagje h se neka te sunę na nj kao na bezobraznika, [nju bi izgrdio;
,Bog s tobom, gresna duso, sto ti pada na pamet? Ne mislim ja na
tvoju suknju, aratos je bilo, nego na tu krpu na prozoru. Digni je,
ne
vidi mi se catiti!'
Erzählt von einem Landwirt zu Resnik im Belgrader Kreise in
Serbien.
Wie er sich nicht nur sattgevögelt, sondern auch seinen
Heiligenschein bewahrt hat.'
Ein Mönch gelangte zu Ruf als tüchtiger Gottbeter, dessen Gebet
schön Anklang fand als wie nur von einem, der nicht unter die Welt
geht, sondern unabläßig in der Zelle sitzt, im Brevier lieft und
betet
Immer mehr erschienen bei ihm Weiber zum Gebet und zur Beichte,
sowohl alte als junge. Den jüngeren jedoch widmete das Mönchle
eine viel größere Beachtung, und weil er vielfache Luft empfand und
auch gediegen leistungfähig war, so ersann er ein Auskunftmittel,
wie
er sich artig sattvögeln und dabei seinen Heiligenruf wahren wird
und
er hing übers Fenster statt eines Vorhanges einen Weiberkittel. Wenn
nun irgendeine junge Bäuerin nach seinem Geschmacke war, pflegte er
ins Gebet, gleichsam ohne sich zu unterbrechen, die Bemerkung einzu-
1) Wir sagen ähnlich: einen Seitensprung machen.
18*
276
Südslavische Volksüberlieferungen.
flechten: .Heb den Kittel auf, Ssünderin!* Mit einer, die ihm
gehorchte,
mit der erledigte er das Geschäft leicht. Fand sich nun eine, die
gegen
ihn als einen schamlosen Kerl losfuhr, so putzte er sie herunter:
,Gott
sstehe dir bei, du ssüpdige Sseele, was fällt dir nicht in den
Ssinn? Ich
meine nicht deinen Kittel, er sei verflucht für und für, sondern den
Fetzen am Fenster. Heb' ihn auf, es dunkelt mir zum Lessen!'
Anmerkung. Der Mönch bedient sich der griechischen Aussprache
s lavischer Worte, obwohl er aus dem Volke ist und fehlerfrei reden
könnte. Die Heiligkeit hat den alten Jargon der griechischen Apostel
im Slavenvolk als Vermächtnis bewahrt. In der nachfolgenden Fassung
verzichtet der Mönch auf dieses Hilfsmittel.
384. Digni suknju!
Bio tako neki kalugjer pa kad mu dogje mlada źena na ispove-
danje, ne vodi ju u manastir, nego pravo u svoju ćeliju. A na pro-
zom u celiji uzaman visi neka stara, pohabana suknja. Kalugjer ćita
molitvu, ćita pa tek zaklopi knjigu: ,Snaśo Stano, (ili kako joj
bude
ime) digni suknju!' — Ako snaśa poćne da se ljuti a on odmah: ,Ta
suknju s prozora, ne vidis, da ćitam?' — Ako li se pak ne srdi,
onda . . .
Aus der Gegend von Zajećar in Serbien.
Heb den Kittel in die Höh!
Es" war so einmal ein Mönch, wenn dem ein junges Weib zur
Beichte kam, führte er es nicht in die Klosterkirche, sondern
geraden-
wegs in seine Zelle. Am Zellenfenster aber hängt ohne jeden Zweck,
irgend ein alter, schmieriger Weiberkittel. Der Mönch liest das
Gebet,
liest es und klappt auf einmal das Buch zu: .Schnur1)
Stana (oder
wie sie heißen mag), heb den Kittel in die Höh! — fängt sich die
Schnur zu erzürnen an. so sagt er sogleich: .Diesen Kittel vom
Fenster,
siehst denn nicht, daß ich lese?' — Wenn sie sich jedoch nicht
erzürnt,
dann . . .
1) Snaha, die Schwiegertochter, Schnur, Söhnerin. So heißt man
in der Aus-
sprache jedes jüngere, verheiratete Frauenzimmer. Einer meiner
Kritiker im Globus ver-
spottete mich wegen der Anweodung des Wortes Söhnerin, ohne zu
ahnen, daß es dem
guten Sprachschatz des ostdeutschen Bauernvolkes angehört und die
genaueste Ent-
sprechung des slavischen Wortes darstellt.
Südslavische Volksüberlieferungen
385. Boze pomiluj!
Doäla kalugjeru na ispovjed mlada, uzgojena snaśa pa se kalug-
jeru vrlo svidila pa je begenisa te će je tiho upitati: ,A
dogje li ti
sama, gresna duso?' — ,Dogjoh'. ,A moras li se danas vratiti doma?'
— ,Pa mogu і ovde u selu noćiti u kurne1. —
,A bili, gresna duso,
sa mnom nocila?' — Mlada se zastidje al joj se dopo mlad cvrst
kalugjer pa će i ona tiho: ,Pa moźemo ako nitko ne sazna1.
— Sad
će najedanput punoglasno da ćuje sav naród kalugjer zapjevati: ,Boźe
pomiluj! Boże pomiluj!'
Erzählt von einem Bauern aus Travnik in Bosnien.
O Gott, erbarme dichl
Zu einem Mönche kam zur Beichte eine junge, gut genährte
Söhnerin, die dem Mönche sehr in die Augen stach und er faßte zu
ihr eine Neigung und fragte sie leise: ,Und kamst du alleine,
ssündige
Sseele?' — ,Ich kam allein'. — ,Und mußt du noch heute heimkehren?'
— ,Na, ich kann ja auch hier im Dorfe bei der
Gevatterin über-
nachten'. — ,Und möchtest du, ssündige Sseele, mit mir nächtigen?'
— Die junge Frau blickte verschämt zu Böden, doch
gefiel ihr der
junge,] stramme Mönch sehr wohl und so antwortete auch sie leise:
,Nun, das können wir ja, wenn es niemand erfährt!' — Da auf einmal
stimmt der Mönch vollstimmig, damit es das gesammte Volk vernehme,
den Gesang an: ,0 Gott, erbarme dich! O Gott, erbarme dich!'
386. Lek od priśta.
Nekoj seljanki iziśao priśt na prstu. Ona je iàla kod mnogih
lekara i traźila lek, ali joj nijedan ne mogade pomoćL Najzad se
reśi
te ode u manastir, da joj bolestnom prstu ćitaju molitve. Mlad ka-
lugjer kad vide zgodnu seljanku, padnę mu za oko i doseti se, kako
će bez muke da odjebe seljanku. Kad mu je ona već kazala, da je
dośla molitve prstu da ćita, on joj odgovori: Lepo, ja znam, i lek
od
toga, al to je sramota te ti ne mogu kazati. Seljanka ga okupi, da
joj każe lek i ako je sramota, naŚta joj kalugjer odgovori, da
zavuce
prst u pićku pa će joj proći. Seljanka to ućini i prst progje. Pośle
nekoliko dana kalugjer zavije svoj zdrav prst na ruci pa ode
seljanki
i reće joj: Znaś, śta je, snao! Ja tebi rekoh leka i ti se izlećt
Sad
evo mené boli prst, ded da i ja zavucem makar za cetvrt sahata. —
Seljanka se izgovarala, kako je to sramota i da ona od stida ne może
to gledatŁ Na śta joj kalugjer odgovori: Sramota nesramota. Snao,
ja tebi pomogoh, pomozi i ti meni! Digni suknju na glavu i meti
2jS Stidslarische Volksüberüeferungen.
Das Heilmittel gegen eiternde Geschwürblase.
Einer Bäuerin trat am Finger eine Geschwürblase auf. Sie ging
zu vielen Ärzten und suchte ein Heilmittel, doch keiner konnte ihr
helfen. Endlich entschloß sie sich zu einem Gang ins Kloster, damit
man über ihrem kranken Finger Segen verlese. Als der junge Mönch
die wohlgebaute Dörflerin erblickte, stach sie ihm ins Auge und er
bekam den sinnreichen Gedanken, wie er die Dörflerin ohne Plage
abvögeln könnte. Als sie ihm schon gesagt hatte, sie wäre gekommen,
damit er ihren Finger besegne, antwortete er ihr: Schön, ich weiß
auch dafür ein Heilmittel, doch das ist eine Schande und ich kann
dir es nicht sagen. — Die Bäuerin bestürmte ihn, ihr das Heilmittel
mitzuteilen, wenn es auch eine Schande sein mag, worauf ihr der
Mönch antwortete, sie möge den Finger in die Voz hineinziehen und
er werde ihr vergehen. Die Bäuerin tat dies und der Finger vergieng.
Nach einigen Tagen umwickelte der Mönch seinen gesunden
Finger an der Hand, begab sich zur Bäuerin und sagte zu ihr: ,Weißt
du was los ist, Schnur! Ich gab dir ein Heilmittel an und du
heiltest
dich aus. Jetzunder, sieh mal, tut mir der Finger weh, geh, laß auch
mich ihn hineinziehen, sei es nur für die Dauer einer Viertelstunde!
—
Die Bäuerin redete sich aus, wie das eine Schande wäre und daß sie
aus Scham das nicht' mit anschauen könnte, worauf ihr der Mönch
antwortete: Ob Schande, ob keine Schande, Schnur, ich half dir, hilf
auch du mir! Heb den Kittel auf den Kopf hinauf, leg ihn über die
Augen und du wirst nicht zuschauen!' — Die Bäuerin gehorchte ihm,
hob den Kittel in die Höhe und bedeckte ihre Augen. Anstatt nun
den Finger in die Voz einzuziehen, packte sie der Mönch an und
vögelte die Bäuerin einmal und auch ein zweitesmal ab, ohne auch
nur den Zumpt herauszuziehen. Der Bäuerin ward so süß zu Gemüte,
wie da der in Flammen geratene Mönch einstreute und sie bemerkte
so von ungefähr: Oh, Pope, sieh da, wir heilen uns, wenn aber so
einer zusähe, tat ers nicht glauben wollen, daß wir den Finger aus-
heilen, sondern würde sagen, wir vögelten uns!
preko oćiju pa ne ćeś videti. — Seljanka ga posluśa, digne
suknju і
pokrije осі. Kalugjer u mesto da zavuce prst u pićku, uhvati te
odjebe
jedanput pa i drugi put seljanku і ne vadeci kurac. Seljanki se
usla-
dilo, kako zagoreli kalugjer sipa pa će reći: Oh, popo, eto mi se
lećimo
a kad bi neki video, ne bi verovao, da mi lećimo prst, nego bi
kazao,
da se jebemo!
Erzählt von einem Städter aus Negotin in Serbien.
Südslavische Volksüberliefenmgen
279
387. Brza osveta.
Jahao pomlagji popa i u putu stigne devojée, ide boso i mući
se
po neravnoj i tvrdoj putanjl .Ćija si ti, mala?' Zapita je popa i
ustavi konja. Ona mu se każe. ,Pa to je, blago popi. moj najbolji
prijatelj; Sta mi radi on?4 Odgovori devojce, da je sve,
Bogu hvala,
dobro. Д kuda si poSla, mala?' opet će popa. ,Na livadu'. — .Pa zar
te, blago popi, ne bole noge, kad ideS po tom ćaglju?' ,Pabole, ali
Sta ću,
moram'.— ,Odi ti na konja. duSo moja, ne dam ja da se dete moga
prija-
telja mući'. Devojce se malo snebivalo, ali kad pop ne prestade
pozi-
vati je, pruii mu ruku, pope se i sede ispred njega. ,Gledaj, moli m
te,
kakvu devojcicu ima moj prijatelj a ja і ne znam', — i poće je
śtipkati,
po obrazima — ,pa gle i sisići! Ol Ol Taj će skoro steći i zeta, je
li,
blago popi?' ,Devojće se malo opiralo, stidelo i rumenelo, ali su
jahali
dalje. Idući tako, reći će joj odjednom pop: ,Reci, mala, igla!' —
,A Sto?'
— ,Pa tako; reci igla, ne će ti niSta biti'. — ,Pa
igla!' — ,Tako, blago
popi' — i opet je pomiluje — ,eto je 1 i bilo Sto?'.
ProSlo neko vreme, opet će pop. ,Dede, mala, reci sada konać!'
— ,A Sto?' — .NiSta, onako samo'. — ,Pa konać!' —
,Tako, blago popi,
ti si dobro dete', pa opet drźi za obraSćiće i sisice. Odmaknu tako
do nekoga zabrana. ,Dede, mala, reci kurac!' — Juh!' procrveni de-
vojce i navali, da se skine s konja, ali je popa dobro stegne za
miSicu;
,Śto se plaSiS, blago popi? Reci slobodnol' — Juh ne mogu!' — ,Śto
da ne możeS, ne će ti niśta bit'. — ,Sramota me'. — • ,Sto da te
sra-
mota? Eto, како si kazała igla, pa konać, pa Sto ti je bilo? Onako
samo reci kurac!' Devojce se opiralo, ali najposle zaimuri. Kaie.
,Eto Sta ti je bilo!' slobodi je pop r neprestano je rukom pipka Kad
su zaSli dublje u Sumu, opet će pop: ,Dede, duSo, reci: ,SjaSi,
popo,
pa jebi!' Opet se devojce dugo opiralo i otimalo iz popinih ruku,
ali
je on cvrsto driao, a ovamo joj govorio, kako joj niśta ne će biti,
te
najzad każe: ,SjaSi, popo, pa jebi!' — ,Hoću duSo, hoću zlato moje:
како da ne ću!' odgovori pop, zaustavi konja, obori je u travu kraj
puta, pa nategne popovskL Devojce bilo vrlo mlado, te vide malo
viSe muke і raskrvavi je. Kad ona opazi krv, vrisne Sto god może:
Jaoj mojih dvanest godinal' i stane se mlatarati i ćupati rukama.
Pop
se nagje u cudu, ali se brzo seti pa і on udari u piać. Jaoj mojih
dvadeset i ćetiril' — ,Ćekaj da te kaiem ocu, Sto si me okrvaviol'
popreti mu ona kroz piać. Pop joj pokaże krvav i zaguljen kurac, pa
će
njoj: ,A ćekaj, da ja każem tebe mojoj materi, Sto si ga i okrvavila
i
zagulila!' Zlurado devojce pred tugjom nesrećom zaboravi svoju muku
pa
Südslawische Volksüberlieferungen.
od radosti poće podigravati i udarati pesnicu o pesnicu: ,Oho
hol Oho
ho! Ne ćeś da sediS mirno! Tako ti i trebal Oho ho!...'
Erzählt von einem Polizeibeamten in Ostserbien.
Rasche Vergeltung,
Ein noch junger Pope ritt dahin und auf dem Wege holte er ein
Mägdlein ein, das ging barfuß einher und] mühte sich auf dem un-
ebenen und harten Pfade ab. ,Wem gehörst du an. Kleine?' fragte sie
der Pope und hielt das Pferd an. Sie gab ihm Auskunft. ,Das ist ja,
Heil dem Popen, mein allerbester Freund; was macht er?' Antwortete
das Mädchen, es befände sich alles, Gott sei gedankt, wohlauf — ,Und
wohin hast du dich aufgemacht, du Kleine?' fragt der Pope weiter.
,Auf die Wiese hinaus'. — Ja, tun dir denn, Heil dem Popen, die Füße
nicht weh, indem du über diesen gefrorenen Kot dahinschreitest?' —
»Freilich tun sie weh, doch was soll ich, ich muß ja'. — .Komm' du
aufs Pferd herauf, meine Seele, ich gebe es nicht zu, daß sich das
Kind
meines Freundes abplage'.
Das Mägdlein war ein wenig verdutzt, doch als der Pope nicht
aufhörte, sie einzuladen, reichte sie ihm die Hand, klomm empor und
setzte sich vor ihn hin. ,Da schau* nur, bitf ich dich, was für ein
Mägdelein mein Freund da hat, und ich weiß nichts davon 1'
Und er
begann sie in die Wangen zu kneipen — ,und schau, auch die Tuterln!
O, o, der wird gar bald auch einen Eidam erlangen, gelt ja, Heil dem
Popen?' — Das Mädchen sträubte sich ein wenig, schämte sich und
errötete, doch ritten sie weiter. So weiterziehend sagte auf einmal
zu
ihr der Pope: ,Sag mal, du Kleine, die Nadel!' — Ja, wozu das?, —
,Nun so, sag': die Nadel, es wird dir nichts geschehen!' — Nun denn:
die Nadel!' — ,So, Heil dem Popen', und wiederum liebkoste er sie,
— ,nun, ist dir was geschehen?' — Nach einiger Zeit
hebt der Pope
neuerdings an: ,Wohlan, du Kleine, sag' jetzt: der Zwirn!' — Wozu
das? — »Nichts, nur sohin'. — ,Nun denn, der Zwirn!' — ,So, Heil
dem Popen', du bist ein gut geratenes Kind', und wieder hält er sie
bei
den Wänglein und Tutelchen. So gelangten sie bis zu einem Wald-
gehege. ,Wohlan, du Kleine, sag* mal: der Zumpt!' — ,Pfui!' sagte
er-
rötend das Mägdlein und drang darauf, daß sie vom Pferde hinabge-
nommen werde, doch das Pfäfflein zog sie fest am Arm an: ,Worüber
erschrickst du, Heü dem Popen? Sprich es frei aus!' — ,Pfui, ich
kann
nicht!' — Was heißt das, du kannst nicht, es wird dir nichts
geschehen'.
— ,Ich schäme mich'. — ,Was brauchst du dich zu
schämen? Sieh
Südslavische Volksüberlieferungen.
doch, wie hast du gesagt, die Nadel, der Zwirn, und was ist
dir ge-
schehen? So sag' auch blos: der Zumpt!' — Das Mägdlein weigerte
sich, doch schließlich schloß es die Augen. Sie sagte es. ,Nun denn,
was ist dir widerfahren?' ermunterte sie der Pope und betastete sie
unausgesetzt mit der Hand.
Als sie tiefer in den Wald eingedrungen waren, hub der Pope
wieder an: ,Geh, Seele, sprich: Steig', Pope, vom Roß herab und
vögle!'
— Wieder sträubte sich das Mägdlein lange und suchte sich des Popen
Umarmung zu entwinden, doch hielt er sie fest und redete ihr dabei
zu, wie ihr nichts geschehen werde, so daß sie endlich sagte:
,Steig' ab
Pope, und vögle!1 Jch will, Seele, ich will, mein
Goldkind, wie möchte
ich denn nicht wollen?1 antwortete der Pope, hielt das
Pferd an, warf
sie ins Gras am Wegrain und zog nach Popenart vom Leder. Das
Mägdlein war sehr jung und er hatte mit ihr etwas mehr Plage und
er machte sie blutig. Als sie Blut bemerkte, schrie sie aus aller
Kraft
auf: ,Wehe meinen zwölf Jahren' und hub mit den Fäusten auf sich
ein-
zuhauen und sich die Haare auszuraufen an. Der Pope geriet darüber
in
Verlegenheit, faßte sich jedoch rasch und brach auch selber in ein
Gewein aus: ,Wehe meinen vierundzwanzig Jahren!' — ,Wart nur, ich
sag' dich meinem Vater an, weil du mich blutig gemacht hast!' drohte
sie ihm unter Tränen. Der Pope zeigte ihr seinen blutigen und ab-
geschundenen Zumpt und rief ihr zu: ,Na wart du nur, ich werde dich
meiner Mutter verraten, weil du ihn sowohl blutig gemacht, als auch
abgeschunden hast!' — Das schadenfrohe Mägdlein vergaß angesichts
des fremden Unglücks seine eigene Pein und begann vor Freuden zu
tänzeln und die Fäuste aneinanderzuschlagen: ,Ohoho! ohoho! Magst
nicht ruhig sitzen! So gehört es dir auch! Ohoho! ...'
388. Samo da ga znas.
Svratio kalugjer nekome domaćinu na konak. Pre vecere dogje
jedna lepa i mlada snaśa, da polije kalugjeru. Umiva kale ruke pa
trljajući ruku o ruku govori tako, da ga snaśa ćuje: ,Ovolika mu je
glava, ovolika su mu rebra, ovoliki je on!' — Poćne snaśa, da se
mrgodi
a kalugjer, da bije umirio: ,De, dé; ne traźim ti, da mi daś, samo
hoću,
da ga znaśl'
Aus der Gegend von Zajećar in Serbien.
Du sollst ibn blos kennen!
Ein Mönch kehrte zu einem Hausvorstand zur Nachtherberge ein.
Vor dem Nachtmahl kam eine schöne und junge Söhnerin, um dem
282
SüdsUrische VolksttberliefenmgeD.
Mönch Wasser über die Hände zu gießen. Das Mönchlein wäscht
die
Hände und Hand an Hand reibend spricht er so, daß ihn die Söhnerin
vernimmt: So groß ist ihm der Kopf, so groß sind ihm die Rippen,
so groß ist er! — Die Söhnerin begann ihre Stirn in finstere Falten
zu legen, der Mönch aber sagte, um sie zu besänftigen: Na, na, ich
verlange nicht von dir, du sollst mir gewähren, ich möchte blos, daß
du ihn kennen sollst!
Anmerkung. Beim Händewaschen sagt man einen Segen her.
Diesmal benützte der Mönch die Gelegenheit, um die Gesinnung der
jungen Bäuerin zu erkunden. Seine Schlußbemerkung sprichwörtlich.
389. Brezobraznik.
Otiśo pop ljeti u nuriju a popadija mlada ostała sama doma pa
kako je bila pripeka izvali se iza podne na minderluk, raskrebaći
noge
i zaśpi ko panj. U to banu odnekale gjakon u sobu pa kako je onako
spazi digne mu se onaj nesretnik pa ni dva ni tri, zabij ga u
popadiju.
Ona se probudi ali kako joj je onaj zabijo ona od slasti se sve
previjala
pa joj ga on u vatri і vadio nije, dok ne onemogośe oboje. Saće
popadija bajagi srdito na njega: Śta si uradio, jadniće, zar ne znaś
da
sam ja tvoga pope îena? Kazaću ja to sve popi! —
Pa kazi, nisam ja krivl
A da ko je, pasja yjero?!
Eto, kad sam te ugledo tako lijepu ukrutio mi se na te pa me
żelja na te obaliła. Tvoja je Ijepota kriva, Bog zna, nijesam ja!
Brezobrazniće! reći će popadija neśto blaiije.
Erzählt von einem Popen aus der Gegend von Banjaluka in
Bosnien.
Der Frechling.
Zur Sommerzeit begab sich der Pope in die Pfarre, die junge
Popin aber verblieb allein daheim und wie so die große Hitze
herrschte,
wälzte sich die Popin auf die Matraze hin, spreizte die Beine
ausein-
ander und schlief wie ein Baumstamm ein. Inzwischen stolperte von
irgendwoher der Diakonus in die Stube hinein und wie er sie so da-
liegend erschaute, erhob sich ihm jener Unglückgefährte und er sagt
nicht zwei, nicht drei, sondern rammt ihn in die Popin ein. Sie er-
wachte, doch wie jener in sie so hineinrammte, krümmte sie sich vor
Wonnegefühl und in seinem Feuer zog er ihn gar nicht heraus, bis
sie nicht beide schlapp geworden. Nun hub die Popin scheinbar er-
zürnt gegen ihn loszuziehen an: Was hast du getan, elender Kerl,
Südslavische Volksüberlieferungen
283
weißt du denn nicht, daß ich deines Popen Frau bin? Ich werde
das
alles dem Popen sagen! —
Nun, so sag, mich trifft kein Verschulden! —
Ja, wen denn, du Hundetreu?!
Da schau, als ich dich so schön erblickte, versteifte er sich
mir
auf dich und die Begierde warf mich nieder. Deine Schönheit trifft
die Schuld, Gott weiß es, nicht mich!
Frechling! sagte die Popin etwas milder gestimmt
390. Kalugjer i udo vi ca.
U jednome manastiru bio mlad kalugjer, koji nikako nije
dolazio
na vreme ni na vecernje ni na jutrenje. Padnę igumanu u oći pa ga
jedanput potrażi, da vidi śta je to. Kad on u njegovu ćeliju a onaj
izvadio kurćetinu pa maze li je zejtinom, maie! — Śta radiś to,
nesret-
niće! vikne na nj iguman. — Niśta, oće igumane, maźem ga, da na-
raste! — Nikąd od tebe niśta ne će da bude, greśniće greśni! vikne
iguman i ljutit ode.
Proślo mało vremena, nestalo manastiru para. Spremi iguman
dosta pśenice, natovari dvanaestero konja, da je odnesu u grad na
pazar pa koga da poślje, koga, seti se pa baś onoga kalugjera. Kad,
veli, nije dobar za crkvu, biće bar dobar za drugo śto. Kalugjer
jedva doćeka, uzjaśe i on pa hajd u grad.
Na kraju grada navalila se udovica na prozor pa gleda svet.
Progje kalugjer i potera konje mało brże: Gji, more, ili ću vas svih
dvanaest pojebati! — A zar moźeś dvanaest puta? pita ga udovica
s prozora. — Mogu te joś kako! odgovori kale. — Baś ne moźeś! —
Mogu! — Ne moźeś! — Mogul — Evo, da se okladimo: 'ako moźeś
dvanaest puta, da ti platim pŚenicu koliko vredi pa opet neka ostane
tvoja; ako ne moźeś, moji su i konji i pśenica. Pristajeś li? —
Pris-
tajem !
Sjase kalugjer, utera konje u avliju pa hajdę gore. Udovica se
već namestila. Udri, udri, odvali je kalugjer jedanaest puta, utera
kurac i dvanaesti put ali ne może niśta. — A, izgubio si! vikne udo-
vica veselo. — Jok, nisam, ti si izgubila! — Kako ja, kad ti?; —
Nisam,
każe kalugjer, izgubila si ti; hajdmo kadiji, neka presudi! —
Pristane
udovica, dignu se te pravo kadiji/ Pita on, śta je? — Ćestiti
efendija,
poćne kalugjer, imao sam ja jedno evo ovoliko śtapće (i pokaże) pa
se okladimo sa o vom udovicom, da joj omlatim dvanaest oraha. Om-
latim ja jedanaest, omlatim і dvanaesti, kad, on Supalj! Ko je sad
kriv? Ko je izgubio opkladu? — Izgubila si ti, obrne se hodźa udo-
284
Südslavische Volksüberlieferungen
vici, on je omlatio, kolko ste pogodili; nije on kriv, Sto je
onaj Supalj.
— Vidis li, każe kalugjer udovici, dobio sam, nego
odmah plaćaj op-
kladu! — Dobro, slegne udovica ramenima, razgovaracemo se, veli,
drugi put! Uzvrati te plati a kalugjer і s parama і s pSenicom u ma-
nastir,
Proślo neko vreme, opet ostao manastir bez troska. Spremi igu-
man pśenicu pa i ne trażi drugoga, da je goni u grad Potera kalugjer
konje, stigne do grada, udovica ga ćeka. — SmeS li sad, każe, da se
okladimo? — Śto da ne smem?! — Ali drukćije? — Kako hoćeŚ? —
Dobro. Da spavaS jednu noć sa mnom i sa mojom cerkom. SmeS
sve, i da nas ljubiś i da nas grliś i da nas śtipćeś i śto hoćeś,
samo
ne smeś ono najglavnije. PrevariS li se te pojebeś makar jednu od
nas,
gubiś opkladu. Pristajeś li? — Pristajem!
Opet utera kalugjer konje u avliju, rastovari ih i razuzuri
se. Udo-
vica spremi veceru, nahrani ga i napoji carski pa se svuce i sa
svojom
kćeri legnu gole u krevet. Zna kalugjer, kakve će muke da ima, svuce
se i on, ali tkanicama uveze kurac, Sto je mogao tvrgje, da ga і on
ne może, da odveze, ako bi hteo. Legne izmegju njih, otpoćnu one,
da ga zadirkuju, prigrli on jednu, prigrli drugu, ljubi ih, grli
steże, —
kurac se napeo, da prsne. Kad je već bilo dogorelo do nokata, udo-
vica dohvati skrivene nożnice pa mu preseće tkanice oko kurca a
kalugjer potegne pa najpre kćer pa majku, jedanput pa drugiput
— E, sad izgubi! vikne mu udovica. — Jok, ti si izgubila! —
Kako
ja, kad ti ? I —Ja każem, da si ti izgubila. Hajdmo, da presudi
kadija!
— Odu opet kadiji. — Śta ćete sad? pita ih on. —
Ćestiti efendija,
każe mu kalugjer, okladih se s ovom udovicom. Okladih se, da vezem
konja na sred puta, da ne może dohvatiti ni jećam z desne ni pSeni-
cu s levé strane. Vezem ja konja i udesim mu uże taman koliko treba,
ali ona dogje pa ga preseće a konj Sta će: udari na desno, popase
jećam, udari na levo, popase pśenicu ... sad ko je kriv? — Pa ona je
kriva, presudi kadija, da nije sekla uże, ostali bi i jećam i
pSenica! —
Eto vidis, każe kalugjer, izgubila si, nego plaćaj opkladu! — Dobro,
dobro, promrmlja udovica, naplatićemo se drugi put!
Pogje kalugjer i treći put s pSenicom u grad. Na ulasku ga
opet
ćeka udovica. — A da I smeś sada? — Śto da ne smem? — Al ne
ćemo vise kao pre! — Kako hoćeś! — Da ja stanem na kraj sobe i
da zadignem kośulju; ti da staneś na drugi kraj i da izvadiS kurac i
da potrćiś k meni. Ako możeś od jedan put da ga uteraS, dobio si,
ako ne, moji su i konji i pśenica. Pristajeś li? — Pristajem. —
Stanę
udovica u jedan kraj i podigne kośulju; izmakne se on u drugi i
Südslavische Volksüberlieferungen.
285
ukruti kurac. Potrći k njoj, al se ona, dok je stigao, obrne
te ga on
utera u dupe. — E, sad baś izgubil — Jok, izgubila ei til — Kako
ja? — Pa tako, izgubila, hajdmo kadiji, da presudi! — Otidu na sud i
treći put. — Dokle ćete, da se parnićite? pita kadija. Sta je sad? —
Niśta, ćestiti efendija, veli kalugjer, opet smo se kladili Kaźem ja
njoj, hoću da usednem na konja i da uletim na vrata u sobu. Ona
każe, ne mogu. Mogu — ne mogu. Usednem ja konja, obodem ga
— ona zatvori vrata. Ja śta ću, uteram ga kroz prozor. Ko je sad
kriv? — Ona, presudi kadija, äto je zatvarala vrata? — Eto ti,
vidiS,
każe opet kalugjer, plaćaj opkladu! — Izvadi udovica, plati pa ga
isprati: Idi bez traga! Od kalugjera se ne może ni gjavo da uhasni!
Erzählt von einem Landmann aus Vranje in Serbien.
Der Mönch und die Witib.
In einem Kloster lebte ein junger Mönch, der um keinen Preis
zur Zeit weder zum Abend noch zum Abendgebet zu kommen pflegte.
Dem Abt fiel sein Betragen auf und darum suchte er ihn einmal auf,
um zu sehen, was das zu bedeuten habe. Als er in seine Zelle hin-
einkam, hatte er gerade seinen Zumpterich herausgezogen und schmiert
ihn mit Ol ein und schmiert darauf losl — Was treibst du da, du
Unglückmensch? schrie ihn der Abt an. — Nichts, Vater Abt, ich
schmiere ihn, damit er heranwachse! — Aus dir wird niemals was
Gescheidtes werden, du sündiger Sünder! schrie der Abt und ging
zornig weg.
Seitdem verstrich einige Zeit und dem Kloster ging das
Kleingeld
aus. Der Abt bereitete ausreichend viel Weizen vor, damit belud er
zwölf Pferde, um den Weizen in die Stadt auf den Markt zu schaffen
und wen soll er nur mitschicken, und er verfiel im Sinn eben auf
jenen Mönch. Wenn er schon, sagt er, fur die Kirche nicht taugt,
wird er zumindest fur etwas anderes brauchbar sein. Dem Mönch
kam der Auftrag wie gewunschen, er schwang sich auch aufs Roß
auf und fort in die Stadt.
In einem Hause am Stadteingange lehnte in voller Breite eine
Witib zum Fenster heraus und betrachtete die Leute. Der Mönch
kam vorbei und trieb die Pferde zu größerer Eile an: ,Hü, Närrchen,
oder ich werde euch alle zwölf abvögeln!' — Ja, bist dus denn zwölf
mal im Stande? fragt ihn die Witwe vom Fenster aus. — Kann ich
und wie noch dazu! antwortete das Mönchlein. — Justament, kannst
es nicht! — Ich kann es! — Kannst es nicht! — ,Kann es!' — Wohl-
an, laß uns eine Wette eingehen: vermagst du es zwölfmal, habe ich
286
Stidslavische Volksüberlieferungen
dir den vollen Preis des Weizens zu bezahlen und doch soll er
dein
verbleiben; kannst du's aber nicht, gehören mir sowohl die Pferde
als
der Weizen. Bist einverstanden?' — Einverstanden!
Der Mönch schwang sich herab, trieb die Pferde in den Hof hin-
ein und begab sich hinauf. Die Witib hatte schon die richtige Lage
eingenommen. Hau drauf, hau drein, elfmal wälzt sie der Mönch
nieder, rammt den Zumpt auch zum zwölftenmal ein, kann jedoch
nichts zuwege bringen. — Ach, hast die Wette verloren! rief die
Witib
fröhlich aus. — Nein, nicht ich, du hast sie verloren! — Wieso ich,
wenn du?! — Nicht ich, sagt der Mönch, vielmehr du hast sie ver-
loren; gehen wir mal zum Kadi, er soll darüber entscheiden! — Die
Witib willigte ein, sie erhoben sich und gingen schnurstracks zum
Kadi hin. Fragt er sie: Was gibt's? — Wackerer Efendi, so hub der
Mönch an, ich hatte, schau her, so ein großes Stäbchen (und er
zeigte
ihm die Größe an) und ich und diese Witib wetteten miteinander, daß
ich ihr zwölf Nüsse herabschlagen soll. Ich schlage ihrer elf herab,
schlage auch die zwölfte herab, da zeigt es sich, daß sie hohl ist!
Wen trifft nun daran die Schuld? Wer hat die Wette verloren? — Ver-
loren hast du sie, bemerkte der Hodża zur Witib gekehrt, er hat
ihrer
soviel herabgeschlagen als Ihr gewettet; ihn trifft kein
Verschulden,
weil jene hohl befunden wurde. — Siehst es nun, sagt der Mönch zur
Witib, gewonnen hab ich, also zahl auf der Stelle die Wette! — Gut,
sagte die Witwe achselzuckend, wir werden darüber, sagt sie, ein
ander-
mal reden! — Sie kehrte in ihr Haus zurück und erlegte den Betrag,
der Mönch aber zog mit dem Geld und dem Weizen ins Kloster
wieder heim.
Einige Zeit verstrich, wieder verblieb das Kloster ohne
Zehrgeld.
Der Abt bereitete den Weizen vor und sucht auch gleich keinen
anderen [als den Mönch], damit er ihn in die Stadt hin verfrachte.
Der
Mönch trieb die Pferde an, langte vor die Stadt an, die Witib harrt
seiner. — Getraust du dich jetzt, sagt sie, daß wir miteinander
wetten
sollen? — Was, ob ich mich etwa getraue?! — Doch auf eine andere
Weise? — Wie willst du? — Gut. Du sollst eine Nacht 'mit mir und
meinem Töchterlein nächtigen. Alles darfst du wagen, sowohl uns zu
herzen als auch zu umhalsen, als auch zu zwicken und was dir nur
beliebt, nur jene Hauptsache darfst du nicht tun. Vergehst du dich
jedoch und vögelst sei es auch nur eine von uns ab, verlierst du die
Wette. Willigst du darauf ein? — Willige ein!
Wieder trieb der Mönch die Pferde in den Hof hinein, lud die
Last von ihnen ab und machte es sich selber ganz bequem. Die Witib
Südslavische Volksüberlieferungen.
287
richtete das Nachtessen herf versah ihn kaiserlich
mit Speise und Trank,
entkleidete sich und sie mit ihrer Tochter legten sich splitternackt
ins
Bett Wohl weiß der Mönch, was für Qualen seiner warten, auch er
entkleidet sich, doch den Zumpt band er so riegelfest als er es nur
konnte,
mit Gürtelbinden an, so daß er selber ihn nicht loszumachen
vermochte,
wenn er schon wollte. Er legte sich mitten zwischen sie, sie heben
ihn
zu kitzeln an, bald umhalst er die eine, bald die andere, er herzt
sie
ab, er umarmt sie, er presst sie an sich, — der Zumpt spannte sich
an, rein zum Zerspringen. Als das Licht schon bis an die Nagel-
spitzen zu brennen anfing, langte die Witib nach der versteckt
gehal-
tenen Schere, zerschnitt ihm die Gürtelbinden um den Zumpt herum,
der Mönch aber legte los und vögelte vorerst die Tochter, dann die
Mutter, einmal und ein zweitesmal.
Ei jetzt verlorst du siel rief ihm die Witib zu. — Nein,
verloren
hast nur du! — Wieso denn ich, wenn du?l — Ich sage, daß du ver-
loren hast Gehen wir, damit der Kadi den Fall entscheide!—Wieder
gingen sie zum Kadi. — Was wollt ihr jetzt? fragt er sie. —Wackerer
Efendi, spricht der Mönch zu ihm, ich wettete mit dieser Witib. Ich
wettete mein Roß in Mitten der Straße so anzubinden, daß es weder
die Gerste von der rechten, noch den Weizen von der linken Seite er-
langen kann. Ich bind* das Pferd an und rieht' ihm den Strick just
so
zurecht, als notwendig ist, doch sie kommt daher, schneidet ihn
durch,
und das Pferd, was tut das: dringt nach rechts ein — weidet die
Gerste
ab, dringt nach links ein — weidet den Weizen ab . .. nun, wer ist
der
Schuldtragende? — Na, die Schuld trifft doch sie, so fällte der Kadi
den^Urteilpruch, hätte sie den Strick nicht entzweigeschnitten,
wären
sowohl die Gerste als der Weizen unbeschädigt geblieben! — Da siehst
du also, sagt der Mönch, du hast verloren, mach keine Flausen, son-
dern zahle die Wette! — Gut, gut, murmelte die Witib vor (sich hin,
wir machen uns ein andermal dafür bezahlt 1]
Der Mönch zog auch ein drittesmal' mit dem Weisen zur Stadt
Beim Eingang erwartet ihn wiederum die Witwe. — Ei, getraust du
dich jetzund? — Was sollte ich mich nicht getrauen? — Doch wir
tun's nicht mehr wie vordem! — Ganz nach Belieben! — Laß mich
ans Ende der Stube mich aufstellen und das Hemd emporheben; du
stellst dich ans entgegengesetzte Ende, ziehst den Zumpt empor und
rennst .auf mich zu. Vermagst du ihn auf einen Zug hineinzutreiben,
hast du gewonnen, "wo nicht, so gehören mir sowohl die Pferde als
der Weizen. Willigst du darauf ein? — Willige ein.
Die Witib stellte sich an dem einen Ende auf und erhob das
Hemd
288 Südslavische Volksüberlieferungen.
er wich ans andere Ende zurück und versteifte den Zumpt. Er
rennt
auf sie los, sie jedoch, bis er anlangt, wendet sich um und er rennt
ihr ins Arschloch hinein. — Ei, jetzt hast du wahrhaftig verloren! —
Nein, verloren hast du! — Wieso denn ich? — Nun so, verloren hast
du, gehen wir zum Kadi, er richte über den Fall! — Sie verfugten
sich auch zum drittenmal vors Gericht. Wie lang beabsichtigt Ihr
noch mit einander zu prozessiren? fragt der Kadi. Was ist jetzt los?
— Nichts, Glück sei mit dir, Kadi, spricht der Mönch,
wir wetteten
wieder miteinander. Ich sage zu ihr, ich will mich aufs Pferd
aufsetzen
und zur Tür in die Stube hineinfliegen. Sagt sie, ich kann nicht.
Ich
kann — ich kann nicht. Setz ich mich aufs Roß, geb ihm die Sporen
— schließt sie die Tür ab. Ich, was tu ich, treib es
zum Fenster
hinein. Wen trifft nun die Schuld? — Sie, so gab der Kadi sein
Urteil
ab, warum schloß sie die Tür ab? — Also siehst du, sagt der Mönch
wieder, bezahl' die Wette! — Die Witib zog den Beutel hervor, be-
zahlte und geleitete ihn hinaus: Geh, deine Spur verschwinde! Von
einem Mönch kann nicht einmal der Teufel einen Nutzen ziehen!
Anmerkung. Vrgl damit auch die Fassung aus Altserbien, An-
thropophytie I Nr. 310.
Wir besitzen dieselben Abenteuer in einer sehr lustigen
Ausfuh-
rung auch deutsch unter dem Titel: Lustige Thaten und Ebenteuer
des alten Klosterbruders Hannes von Lehnin gesammelt und an's
Licht gefördert aus Pater Petri Papieren von Anno Domini 1589
durch
Dr. K. L. (zwei Bändchen in 120, I. 160,
II. VIII. 144) in 4. Auflage,
ohne Jahrzahl. Bern. — Buchdruckerei Stempfli, Lack, Schleim u. Cie.
Die beiden Bändchen sind mit hübschen altvaterischen Bildchen
geziert.
Bei den Südslaven hat es Bruder Hannes trotz seiner gelungenen
Verkleidung und national gesteigerten Leistungfähigkeit noch nicht
einmal zu einem eigenen serbischen oder chrowotischen Namen ge-
bracht. Er ist eben ein Fremdling geblieben, der es eigentlich mit
dem einheimischen, von zahllosen Guslarenliedern verherrlichten
Kämpen
Mujo Hrnjica (Mustafa Hasenscharte) auch Mujo trbuśina (M.
Schmerbauch), dem einstigen Burgherrn zu Kladuśa in der dazumal
türkischen, jetzt chrowotischen Lika noch lange nicht aufnehmen
kann.
Er und sein ihm ebenbürtiger Bruder Alil waren dahergelaufene Alba-
nesen, die sich als Grenzwächter oder, wie man solche Leute in
Griechen-
land nannte, als Harmatolen dem Sultan nützlich und den Grenz-
bewohnern fürchterlich machten. Sie lebten um die Jahre
1650—1680
und nach dem Guslarenliede vergewaltigten sie jede Chrowotin,
deren
Stidslavische Volksüberlieferungen
289
sie auf ihren Raubzügen habhaft wurden und entführten sie
meist nach
Udbina, einem Raubnest, vor ihren Gebieter hin. Der chrowotische
Universitätsprofessor und Akademiker Natko Nodilo erhob nun eben
dieses Udbina in den Arbeiten der chrowotischen Akademie zum Götter-
sitz (Religija Srba і Hrvata na glavnoj osnovi pjesama, prića і
govora narodnog, Agram 1886. S. 104 f.), und die
obgeftachten Kon-
kurrenten unseres Hannes von Lehnin zu urchrowotischen Gottheiten.
Solches jedem Verstand hohnsprechende Gefasel dient in chrowotischen
Mittelschulen zur Bildung der Jugend bezüglich chrowotischer
Vergangen-
heit. Wer in dieser ganz absonderlichen Götterlehre nicht gut
bewandert
ist, kann an einer chrowotischen Mittelschule nicht als Lehrer fur
chrowotische Sprache und Literatur Anstellung finden. Im Interesse
der Volkforschung erhob ich gegen eine derartige mißbräuchliche Aus-
legung der Volküberlieferungen Einspruch, zog mir aber damit den
grenzenlosen Haß aller chrowotischen Akademiker und echt
chrowotisch-
patriotischer Volksbeglücker zu. Sie erklärten mich für den
grimmigsten
und verächtlichsten Feind der Chrowoten und der chrowotischen Re-
ligion. Meine Schriften als die eines Ketzers finden keine Aufnahme
in öffentliche chrowotische Bibliotheken, z. B. die ihres Museums,
kein
chrowotischer Buchhändler darf sie feilhalten und sie wandern nur
ins-
geheim als verbotene Lektüre von Hand zu Hand. Nicht zwecklos,
denn sie haben dem Humbug mit dem urchrowotischen Olymp allen
entgegengesetzten Bemühungen der Machthaber und Erzeuger öffent-
licher Meinung zum Trotz einen Garaus bereitet
391. Kako je pop jebo babu.
Jednom ode jedan pop u nuriju (źupu) pa ostanę dulje vremena
pa jednoga dana dogje na konak jednoj babi udovid. Tu vecera i
napije se, jer ga je udovica kao popu dobro doćekala.
U veéer kad se je pop dobro najeo i napio legnę spavati a i
udovica će u istoj sobi, jer druge nema. Popi ustane kurac i on
uvati
udovicu i izjebe je nekoliko puta.
Komśijami seljanim bude za cudo Śto je popo dośo ka udovici
na konak pa će nji dvojica trojica gjavolana priśuljati se ka
udovicinoj
kuci i kroz pendźer vide gdje popo trese bradom udovici megju
nogami.
Sutra srete jedan popu pa će ga upitati: ,Valja li udovicina,
popo ?
— a on će reći: ,Ne valja, prostrana odvise?' — To se ćuje po selu,
kako je popo jebavo udovicu pa se tuźio, da joj pićka ne valja a
Krauts, Anthropophyteia. П. IQ,
290
Südslawische Volksüberliefeningen.
netko to pribaci u jednom drustvu udo vi ci a ona će o sram o
cena reći:
.Laze pas. moja je pićka dobra, već se on zasitiol"
Erzählt vom Sohn eines Popen zu Voznica im Bezirk Tuzla in
Bosnien.
• Wie der Pope die Vettel gevögelt hat.
Einmal begab sich ein Pope in die Pfarre und verweilte längere
Zeit und eines Tages kam er auf Herberge zu einer verwitweten
Vettel.
Daselbst aß er zu Nacht und trank eins über den Durst, denn als
einem Popen hatte ihm die Witwe einen prächtigen Empfang bereitet.
Am Abend legte sich der Pope, nachdem er sich tüchtig ange-
gessen und angetrunken, schlafen und die Witwe desgleichen in der-
selben Stube, dieweil sie keine andere mehr hat. Dem Popen erhob
sich der Zumpt und er packte die Witib zusammen und vögelte sie
einigemal aus.
Den Nachbarn, den Dörflern erschien es seltsam, daß der Pope
zur Witwe auf Herberg gekommen und es schlichen sich ihrer zwei,
drei
Teufelsjungen zu der Witib Fenster hin und erschauen zum Fenster,
wie der Pope mit seinem Barte der Witib zwischen den Beinen
fackelt
Am anderen Tag begegnet einer von ihnen dem Popen und richtet
an ihn die Frage: Taugt was der Witib ihre, Pope? — Darauf ver-
setzte der: Taugt nicht, ist viel zu geräumig! — Das verlautet im
Dorfe herum, wie der Pope die Witib abgevögelt und Klage geführt,
daß ihre Voz nichts tauge und irgend einer warf der Witib in Gesell-
schaft dies vor, worauf sie beschämt bemerkte: Er lügt, der Hund,
meine
Voz ist gut, doch er ist übersättigtI
Anmerkung. Der Pope gebrauchte die Alte nach serbischer
Art, indem er ihre Beine auf seine Schultern legte. Seine Nachrede
ist eine arge Schmähung, indem er damit angibt, die Geschlechtteile
des Weibes wären infolge allzugroßen Gebrauches ausgeweitet Die
Bäuerin quittiert den Schimpf, da sie mit ihrer Antwort einmal den
Popen als Hurenkerl und zugleich die übrigen Weiber im Dorfe als
seine Metzen bezeichnet Mit der Hingabe ihres Leibes vergab sie
ihrer Würde gar nichts, da sie ihre eigene Herrin ist, aber auf
ihrer
vagina läßt sie keinen Vorwurf lasten.
392. Skrusena ispovjed ali bez apsolucije.
Dośao mladić na ispovjed te kleknuvsi u ispovjedaonici stade
svoje grijehe citirati, śto ih je upamtio. Najednom zaśuti. Zato ga
Sfldslavische VolksUberlieferuiigen.
291
pop upita: ,N0, sinko, zaSto ne govoriS?* — Odgovori
ispovjedalac:
,Ne mogu, gospodine, odviSe je rużnol' — ,Samo ti reci, jer te inaće
ne mogu odrijeSiti?' — Ovaj opet zaśuti a pop ga poème koriti te će
ovaj najednom: ,E, kad se bas mora, onda znajte, jebo sam mladu
curu!' — Pop će: ,N0, pa sta je to? Ta skoro, da si dobro
ućinio.
Nek se cura pripravi, neka se ući. Pa je li imaś joś Stogogj?' — ,Ta
imam, ali to vam bas ne mogu kazati!' — ,Ta kakvi ne możeś? Ті
moras, jer ti niti obećano mi prase otpusta pribaviti ne će! — ,E,
kad
je tako, znajte, jebo sam jednu mladu zenu!' — ,A koju?1
— Ovaj mu
reće koju a pop će mu na to:,Pa pravo si ućinio. Neka se żena u
poslu svome yjeżba. Pa śta dalje?4 — ,E, to vam opet ne
mogu reći.
Tu ćete me rużiti!1 — ,Ta go von samo! Jesam li ti reko,
da moraś
sve!' — Ja dobro. Jebo sam mladu udovicul' — ,N0 vidis! Pravo
si
ućinio. Neka mlada ne zaboravL A imaS li joś Stogogj?' — ,Ta imam,
ali to vam baS nikako ne mogu te ne mogu kazati! — ,Ta ti si momće
ludl Kako da ne możeś kazati? Ti moraś, jer ti sva ispovjed uz
kurac!' — Дта sve badava. To vam opet ne mogu kazati, makar
vam joś i purana donio!' — ,Ti donesi, biće ti za duśu, ali govoriti
moraś!' — ,Ali vi ćete se ljutiti!' — ,Kakvo ljutiti? Govori, kad ti
każem!' — E, kad je tako, onda znajte, jebo sam vaSu gazdaricu!' —
,Ala vraie, ti si greSniji od samoga antikrsta! Pa da te dalje
ispitujem,
ti bi joś reko, da si jebo і mené! Odilazi miispred oćiju,kućko
pojebljival'
Aus Jaska (Jastrebarsko) bei Karlstadt (Karlovac) in Chrowotien.
Erzählt von einem Volksschullehrer.
Eine reuemütige Beichte doch ohne Absolution.
Ein JQngling erschien zur Beichte und nachdem er im
Beichtstuhl
niedergekniet, hub er seine Sünden anzuführen an, die er sich
gemerkt
Auf einmal verstummte er. Darum befragte ihn der Pfarrer: ,Nun,
Söhnchen, warum redest du nicht?1 — antwortete das
Beichtkind: ,Das
kann ich nicht, Herr, es ist zu abscheulich!' — ,Sag es nur heraus,
denn sonst kann ich dich nicht absolvieren!' — Der verstummte wie-
derum und der Pope begann ihm eine Strafpredigt zu halten, worauf
der auf einmal loslegte: ,Ei, wenn es denn sein muß, so wisst, ich
habe
ein junges Mädchen gevögelt!1 — Der Pfarrer: ,Nun, was
ist dabei?
Beinahe könnte man sagen, du hast wohl daran getan. Das ist für
das Mädchen eine Vorschule, sie soll bei Zeiten lernen. Und hast du
sonst noch etwas?1 — ,0b ich habe, doch das vermag
ich Ihnen wirk-
lich nicht zu sagen!' — Ja, was für ein nicht vermag ich? Du mußt
denn sonst wird dir nicht einmal das mir versprochene Ferkel
zur
19*
292
Südslavische Volksüberlieferungen.
Absolution verhelfen!1 — ,Nun, wenn dem so ist,
wisst, ich habe eine
junge Frau gevögelt!1 — ,Welche war es?' — Der sagte ihm,
welche
es gewesen und der Pfarrer bemerkte darauf: ,Nun hast du recht ge-
tan, das Weib soll sich in ihrem Geschäfte einüben. Und was weiter?'
— ,Ei, das kann ich Ihnen wieder nicht sagen. Da werden
Sie mich
schmähen!' — ,Aber sprich nur! Habe ich dir nicht gesagt, daß du
alles gestehen mußt!' — ,Nun gut Gevögelt habe ich eine junge
Witwe!'
— ,Nun siehst du! Hast recht daran getan. Die junge
Person soll
die Sache nicht vergessen. Und hast du noch irgend etwas?' — .Aber
ja, doch das kann ich Ihnen auf keine Weise sagen, nein, wahrhaftig,
ich kann nicht!' — ,Aber Bürschiein, du bist ein Narr! Wie das, daß
du es nicht sagen könntest? Du mußt, sonst fährt dir die ganze
Beichte
den Zumpt entlang!' — ,Aber, es ist alles umsonst Das kann ich
Ihnen doch nicht gestehen und müßte ich Ihnen selbst einen Indian
noch bringen!' — ,Du bring ihn nur her, er wird dir fiirs Seelenheil
frommen, doch reden mußt du!' — ,Doch sie werden sich ärgern?' —
,Was für ärgern? Red, wenn ich dir sage!' — ,Ei, wenn dem so ist, so
wisst, ich habe ihre Wirtschafterin gevögelt!' — ,0 du Satan,
du bist
ja noch sündenbeladener als der Antichrist selber! Und forschte ich
dich noch länger aus, du tatst noch sagen, daß du sogar mich ge-
vögelt hast! Weich mir aus den Augen, du läufige Zauk!'4)
393. Hodźa і milostiva hodżinica.
Dośao u hodźe izmećar pa ga hodźa nahranio, napojio radi sev-
daha. Primi ga i na konak a bilo hladno, da nigda tako. Reće hod-
żinica, da bi ga radi Alaha primili u krevet — i staviSe ga do nogu.
U noći se spustila hodżinica, jer u onoga bećara dobra batina.
Hodźa mislio, da je na vrijeme, da mu ga uhvati, ali onaj joj
belajet
sve bio izasuo u drob i hodża mu ga prihvatio mokraJ
Śto uradi, hodżinica, da od Alaha nagje?j
A tvoj musafer bjeź svitnjakom u ruci a za njim poteci hodźa s
fenjerom, da ga uhvati, al se on brie bolje skrije u avliju i hodźa
ostanę na jabani. Kad se vrati zlovoljan kuci, ovako każe hodźinici:
Jazuk te bilo, sto uradi, ern ti rz!
Jazuk tebe bilo, zaźto ga poćera, to je grijeh!
A hodźa uzdahne: Nahranih ga i napojih, kurac mu obrisah i do
kuce svijetlih pa opet je meni grijeh!
Erzählt von einem serbischen Bauern in Sarajevo, Bosnien.
I) Zauk = Hündin.
Südslavische Volksüberlieferungen.
293
Der Hodźa und die gnädige Hodzin.
Zum Hodźa kam ein Tagwerker und der Hodźa gab ihm genug
zu essen und zu trinken um des Gottes Lohnes willen1). Er
nahm
ihn auch auf Herberge auf, es herrschte aber, wie sonst nie, eine
kalte
Witterung. Sagte die Hodźin, sie möchten ihn um Allahs Willen ins
Bett aufnehmen — und sie wiesen ihm zu Füßen das Geläger an.
Nachts rutschte die Hodźin hinab, denn jener Bursche hatte
eine
tüchtige Rute. Der Hodźa dachte, es wäre an der Zeit, ihn zu er-
greifen, doch jener Unglückmensch hatte ihr schon alles in die Ein-
geweide ausgebeutelt gehabt und der Hodźa erwischte ihm nur noch
den nassen.
Was tats du, Hodźin, Allah möge es dir heimzahlen?
Dein guter Pilger aber nimmt dir mit seinem Hosenband in der
Hand Reissaus und hinterdrein rennst du nicht, hast du nicht, der
Hodźa mit der Laterne ihm nach, um ihn zu erwischen, doch der ver-
birgt sich in größter Schnelligkeit im Hofe und der Hodźa blieb im
Elend2). Als er übelgelaunt ins Haus zurückgekehrt, sagte
er zur
Hodźin: Sollst hin werden, was hast du getan, dein Antlitz sei ver-
schwärzt I
«
Du sollst hin werden, warum verjagtest ihn, das ist eine
Sünde!3)
Der Hodźa aber seufzte auf: Hab ihm satt zu essen und zu trinken
gegeben, hab ihm den Zumpt abgewischt und ihm bis nach Haus
geleuchtet und trotzdem heißt es, ich hätte gesündigt!
394. Cetveronoini żupnik.
Jednom leźao dulje żupnik u postelji pa nije zatvorio vrata.
Tom
zgodom ugje jedna źena sa malim djetetom, da ga pop krsti te stupi
u sobu popovu, jer su bila vrata otvorita. Kako je bila postelja
odma
kod vrata, vidi źena popovu glavu ali opazi dalje ispod jorgana
ćetiri
noge. Pop joj zapoyjedi, neka izigje i neka vani prićeka, dok se on
digne. Źena poślubne a pop kada se obukao, pokrsti dijete, primi dar
i otpusti zenu.
Kad se je źena povratila kuci navali ukućanom pripovjedati, da
żupnik nije ćiste duśe, jer su u njega ćetiri noge i da je to ona
sama
1) Sevdah ist Liebe, Neigung. Der Erzähler verredete sich für
sevap, ein gott-
gefälliges Werk.
2) Wörtlich: in der Fremde, d. h. allem, verlassen und
hilflos, im Elend also
nach uralter Bedeutung dieses Wortes.
3) Ein Paar bei der Begattung zu stören gilt als Sünde,
weil das Weib ein unvoll-
kommen ausgearbeitet Kind (nedogragjeno dijete) empfangen kann.
294
Südslayische VolksÜberlieferungen
na svoje осі vidjela. Ljudi joj nisu htjeli vjerovati ali su
Ірак nagnuli,
da se osyjedoće o istinitosti prićanja te żene a osobito ostale
żenske
glave po selu. Znate, gospodine, sve su żene znatiżeljne pa bi sve
rad da znadu, samo ne ono Sto im treba. Tako ih je ovgje znatiżelj-
nost nagonila te su se one izmjenice uśuljale u popov stan te kroz
kljućanicu motrili, Śto pop radi i da li imade zbilja ćetiri nogu.
Jednom se naśo pop dobre volje te rece svojoj gazdarici, neka
se
gola skinę te isto je i on ućinio i tako goli stadośe se sigrati i
jebati.
Ali ovaj puta je pop gazdarici z guza zabrtvio. Na njegovu nesreću
gledala je susjeda kroz kljućanicu i opazila baś kada je pop već
drndaćio, ćetiri nogę u njega. Zapazivsi to otrća brże bolje po
svoje
drugarice, koje su bile u blizini i ove se takogjer na oćigled o
istini
osvedociSe. Ta se zgoda rasiri u tili ćas po citavoj żupi a żupljani
misieći, da je njihov pop sa necistivim u ortakluku zatraże u
biskupa
drugoga popa, jer oni ne ćeju i ne trebaju takvoga cetveronoznoga
żupnika.
Erzählt von einem Landwirt aus Sveti Ivan Zelina bei Agram in
Chrowotien.
Von einem vierfüssigen Pfarrer.
Einmal blieb der Pfarrer etwas länger im Bette liegen und
hatte
die Türe nicht abgesperrt Bei dieser Gelegenheit trat ein Weib mit
einem kleinen Kinde ein, damit es der Pfarrer taufe und sie betrat
die Stube, weil die Tür offen war. Wie das Bett so gleich an der
Türe stand, sah die Frau des Pfarrers Kopf doch bemerkte sie weiter
unter der Federdecke vier Füße. Der Pfarrer befahl ihr, hinauszu-
gehen und draußen zu warten, bis er sich erhoben. Das Weib ge-
horchte, der Pfarrer aber taufte, nachdem er sich angekleidet, das
Kind, empfing das Geschenk und entließ das Weib.
Als das Weib heimgekehrt, erzählte sie brühwarm den
Hausleuten,
der Pfarrer wäre mit keiner reinen Seele begabt, denn er hätte vier
Beine und sie habe dies selber mit ihren eigenen Augen gesehen.
Die Leute wollten es ihr nicht glauben, doch verlegten sich trotzdem
darauf, sich von der Wahrhaftigkeit der Erzählung dieses Weibes zu
überzeugen, besonders aber die übrigen Weiberköpfe im Dorfe herum.
Wissen Sie, Herr, alle Weiber sind neugierig und möchten gern alles
wissen, nur nicht das, was ihnen not tut So hat sie hier die Neu-
begier angespornt und so schlichen sie sich abwechselnd in des
Pfarrers
Behausung ein und beobachteten durchs Schlüsselloch, was der Pfarrer
treibt und ob er im Ernste vier Beine habe.
Sudslavische Volksüberlieferungen. 295
Einmal befand sich der Pfarrer in guter Laune und er sagte zu
seiner Wirtschafterin, sie soll sich nackt ausziehen und dasselbe
tat
auch er, und so nackt begannen sie miteinander zu spielen und zu
vögeln. Doch diesmal hatte ihr ihn der Pfarrer von der Arschseite
aus eingekeilt Zu seinem Unglück schaute die Nachbarin zum
Schlüssel-
loch hinein und gewahrte just als der Pfarrer schon fiedelte, bei
ihm
vier Beine. Als sie das erguckt hatte, rannte sie über Hals und Kopf
um ihre Gefährtinnen, die in der Nähe weilten und so überzeugten
eich auch diese durch Augenschein von der Wahrheit. Die Kunde
von diesem Vorfall verbreitete sich im Handumdrehen durch die ganze
Pfarre und da die Pfarrleute glaubten, ihr Pfarrer stünde mit dem
Un-
reinen im Bunde, verlangten sie vom Bischof einen anderen Pfarrer,
denn sie wollen und sie brauchen keinen solchen vierfußigen Pfarrer.
395- Pop umirel
Prilikom crkvene svecanosti dogjoäe popu mnogi gosti, svi
prija-
telji mu popovi pa tu je bilo i mladih Jena і djevojaka a takogjer і
djece. Tu su iśli u crkvu a pośle toga rućaie і zabavljahu se po
miloj
volji sve do kasne noćl
Megju gostima bio je i naćelnik iz bliinjega sela sa svojom
lijepom
źenom і dvoje djece curicama. Kad je bilo pred noc, kad al na jednom
ne stane popa. Gosti su ćekali i ćekali a upravo dośao netko po popa
da ide na ispovjed. Sad ga stadośe svi trażiti te najedanput
dotrćaśe
curice nacelnikove te digoSe vflcu. ,Ta eno gospodin parok umire a
mama ga drźi rogama i rukama, da ne spadnę sa divanal On siroma
samo joś mało guzkom mice!' — Svi poskoćiśe, da vide Cudo, Sto se
zbiva a megj svima gledaocima najvece je obuzimalo veselje naćelnika
porad dobroga srca svoje yjerenice îene.
Erzählt von einem Floßarbeiter in AltgradiSka (Stara Gradiäka)
in Slavonien.
Der Pfarrer liegt im Sterben.
Anläßlich einer Kirchenfeier kamen zum Pfarrer viele Gäste,
alle
Freunde des Pfarrers, die Pfarrer, und da gab es auch junge Fraueą
und Mädchen und ebenso auch Kinder. Da besuchte man die Kirche
und hernach aß man zu Mittag und unterhielt sich nach Herzenslust
bis in die späte Nacht hinein.
Unter den Gästen befand sich auch der Bürgermeister aus dem
nächsten Dorfe mit seiner schönen Frau und zweien Kindern, kleinen
Mädchen. Als die Nacht hereinbrach, verschwand urplötzlich der
Pfarrer.
296
Südslayische Volksüberlieferangen.
Die Gäste warteten und warteten, und gerade war jemand um den
Pfarrer gekommen, er möge die [letzte] Beichte [abnehmen] gehen.
Nun hüben alle ihn zu suchen an, als auf einmal die kleinen Mädchen
des Bürgermeisters daherrannten und ein Geschrei erhoben: ,Ach, dort
liegt der Herr Pfarrer im Sterben und Mama hält ihn mit Händen und
Füßen, damit er nicht vom Divan hinabfalle! Er, der Ärmste, wackelt
nur noch ein wenig mit dem Arsche!' — Alle sprangen auf, um das
Wunder zu sehen, das sich zuträgt, und unter allen Zuschauern befiel
die größte Freude den Bürgermeister ob des guten Herzens seiner ihm
angetrauten Frau.
Anmerkung. Eine andere Fassung dieser Geschichte erzählte
mir ein deutscher Bauer aus dem niederösterreichischen Waldviertel
im Jahre 1899. Sie lautete: Die beiden Toten. Eine Bäuerin
war
mit dem Eissen fertig und sie schickte daher ihren kleinen Sohn in
die Scheune, um ihren Mann und die Magd zum Eissen hereinzurufen.
Der Junge aber kam im Augenblick ganz blaß und verstört zurück
und rief: .Mutter, Mutter! Nur schnell heraus! Die Magd ist schon
ganz tot und der Vater liegt auf ihr und wackelt noch mit dem Arsch
hin und her!'
396. Kako je kapelan Jani vodu otvorao.
ISla procesija u Mary u Bistricu. Megju hodoćastnici bila
takogje
Jana iz Krizevca, koju je gospodin żupnik dobro poznavao, jer je
mar-
ljivo połaziła u crkvu. Kod procesije nalazio se takogjer i gospodin
kapelan, koji je predvodio i ravnao sa hodoćastnici, pjevao pobożne
pjesme i raźne molitve.
U jednom selu citava pobożna drużina odmarala se a buduć da
je poćelo smrkavati se predlożi kapelan, da prenoće na istom mjestu
a sutra da podrane i dalje krenu. Hodoćastnici pristanu na predlog
te se stanu priregjivati svaki kako je znao i mogao na poćinak.?
Jana bijaSe lijepa djevojka a kapelan akoprem bogobojazan
ćoyjek
Ірак je volio lijepu żensku nego li najljepSega muSkarca. Stoga se
je
wjek u blizini Jane nalazio. Tako se zdesilo i ovaj put i upravo kad
je ćorda prolazila sa paSe, u ćordi nalazio se i bik, a smotrivSi ga
Jana
upravo u ćasu kad je skoćio na jednu kr a vu, upita ona kapelana,
zaSto je bik u ćordi i zaSto skaće onako teżak na słabe krave.
Kapelan
da podući Janu reće joj, da je bik isto to u ćordi Sto je kapelan u
procesiji, naime da drżi red i pomaże kravama, pa ako se kojoj
zaćepi
voda da im vodu pusta a on to dobro razumije, dapaće on i bez da
Südslawische Volksüberlieferungen.
297
kra va z nade, opazi i sam da će se voda zatvoriti, te odma
stvar uredi.
Jana upita da kako on to może opaziti. Kapelan joj odvrati,
tako
upravo kao Sto i on opaża te vidi da i kod Jane nije sve u redu. Те
tako rijeć po rijeć otstraniSe se njih dvoje te u samoći pokaże
kapelan
Jani, kako on razumije vodu otvoriti. Samo je Jana opazila, da je
kapelan će£će neg goli bik simo tamo dupetom migao.
Njekoliko mjeseci pośle hodoćasćenja opazi żupnik, da Jani
trbuh
raste, te ju upita: ,Ta ćujeś ti puco, a kaj je s tobom? Ta ti ideś
u
Sir! Kad se je to pripetilo?! — ,Gospon żupnik to se je pripetilo,
kad
sam iśla na Bistru, pa mi se voda stalą a gospon kapelan su bili
tako
dobri pa su mi vodu pus tili l' — Kaj, kapelan je taj meSter bil? A
kad
je to bilo pri tamo ili simo ići?' — ,To im ne mogu povedati. Gospon
su fort sim i tamo delali!' —
Erzählt von einem chrowotischen Lehrer aus Krizevac (Kreuz) in
Chrowotien.
Wie der Kaplan der Pilgerin Jana das Wasser erschlossen.
Es zog eine Prozession nach Maria Feistritz. Unter den Wall-
fahrern befand sich auch Jana aus Kreuz, die der Herr Pfarrer gut
kannte, denn sie war eine fleißige Kirchenbesucherin. In der Prozes-
sion war auch noch der Herr Kaplan, der diejWallfahrer anführte und
lenkte, fromme Lieder und verschiedene Gebete absang.
In einem Dorfe hielt die ganze fromme Gesellschaft Rast, und
da
es zu dämmern anfing, schlug der Kaplan vor, am selben Orte zu über-
nachten, am Morgen aber zeitlich aufzubrechen und weiter zu ziehen.
Die Wallfahrer waren mit dem Vorschlag einverstanden [und jeder
begann es sich für die Nachtruhe so gut er es nur wußte und ver-
mochte einzurichten.
Jana war ein schönes Mädchen, der [Kaplan aber, obwohl ein
gottesfurchtiger Mann, liebte alleweil ein mäßig schönes weibliches
Wesen mehr als das allerschönste Mannsbild. Deshalb war er immer
in Janas Nähe zu finden. So trug es sich auch diesmal zu und gerade
war es, als die Rinderherde von der Weide heimkehrte. In der Rinder-
herde befand sich auch der Zuchtstier, und als ihn Jana just im
Augen-
blicke beobachtete, wo er auf eine Kuh hinaufsprang, richtete sie an
den Kaplan die Frage, wozu der Stier in der Rinderherde tauge und
wozu er, der so schwer ist, auf so schwache Kühe hinaufspringe. Um
Jana zu belehren, sagte der Kaplan zu ihr, der Zuchtstier wäre in
der
Rinderherde dasselbe, was der Kaplan in der Prozession, nämlich dazu
298
Südslavische Volksüberliefeningen.
da, die Ordnung einzuhalten und den Kühen zu helfen, und wenn
sich
bei einer das Wasser verstopft, ihr das Wasser zu lassen, er aber
ver-
stände dies sehr wohl; sogar ohne daß die Kuh von ihrem Zustand
Kenntnis besäße, nimmt er auch von selbst wahr, daß eine Wasser-
verschließung eintreten werde und er bringe die Sache sogleich
wieder
in Ordnung.
Jana befragte ihn, wieso er dies wahrnehmen könne. Der Kaplan
antwortete ihr, das geschähe ganz ebenso, wie auch er selber die
Wahrnehmung macht und es erkennt, daß auch bei Jana nicht alles in
Ordnung wäre. Und also gab ein Wort das andere, die zwei Leutchen
entfernten sich von der Schar der Pilgrame, und in der Einsamkeit
zeigte der Kaplan Jana, wie er in der Kunst das Wasser zu
erschließen
wohl bewandert sei Nur machte Jana die Beobachtung, daß der
Kaplan häufiger als der Zuchtstier mit dem Arsch hin- und
herwackelte.
Einige Monate nach der Wallfahrt bemerkte der Ortpfarrer, daß
Jana der Bauch wachse und er befragte sie darum: Ja, hör mal, du
Mägdlein, was ist denn das mit dir los? Du gehst ja in die Breite!
Wann hat sich denn das ereignet?!'
,Herr Pfarrer, das hat sich ereignet, als ich nach Feistritz
pilgerte
und mir das Wasser gestockt war. Der Herr Kaplan aber waren so
gütig und haben mir das Wasser wieder erschlossen!' — ,Was, der
Kaplan war dieser Meister? Ja, wann trug sich das zu, beim Hin- oder
Hergehen?* — ,Das kann ich Ihnen nicht genau sagen. Der Herr haben
fort und fort hin- und hergewerkeltl'
Anmerkung. Der Wallfahrtort Maria Feistritz ist fur die chro-
wotischen Bauern beiläufig was für die Moslimen Mekka mit der Kaaba,
nur beteiligen sich an dem Zuge zumeist jüngere Frauen, um ein Ge-
lübde einzulösen. Die Pilgerfahrt soll angeblich besonders
unfruchtbaren
Frauen zum erwünschten Kindersegen verhelfen und der Ausbreitung
widerwärtiger geschlechtlicher Krankheit wirksamen Vorschub leisten.
Zu S. 297. Z. 10 von unten. Diese Bemerkung
zielt auf die Meinung
hin, daß Geistliche vorzugweise homosexuellen Neigungen ergeben
wären.
397. Drzali se za kurèeve.
Mlada snaśa se spangjala sa jednim iirovnim, zadriglim
kalugjerom,
i malo-malo pa ona u manastir: boli je glava pa joj tamo cita kalu-
gjer molitvu i odmah joj bude laśnje. Tako ona pravda doma svoje
odlaske u manastir. Ali svekru posta to sumnjivo. I kad jednoga
dana snaja opet htede u manastir, reće starać, da će i on s njome.
Vidi snaśa da nema kud pa pristane. Kalugjer vidi starca pa da Ірак
Südslawische Volksüberlieferungen.
299
ne bi propustio jebanje sa snaśom prounjka: fOy
o, snasol Tebi, Borne,
treba velflca molitva. Ti moras ovde prenociti pa cu ti je sutra o
jutrenju ocitati!' — Ali starać ne pusta snaje same; hoće і on da
prenoći u manastiru.
U sobi, gde je njih dvoje valjalo da prenoće reće kalcan
starcu,
da on legnę na postelju u ćoŚku a snaji na onu do vrata, u nameri,
da se on noću, kad starać zaśpi privuce snaśi i odjebe je.
Naś starać se seti kalugjerovoj nameri i reće shaji, da ona
legnę
tia njegovu postelju a on će na njezinu. Snaśa, Śta će? Pokori se i
leże na svekrôvu postelju.
Noću otvori kalcan lagano vrata, dogje do postelje, gde je
drżao
da snaśa spava, izvadi kurac i dade ga u ruke starcu! Drżao starać
neko vreme pa povadi i on svoj kurac pa ga dade kalugjeru, koji se
seti prevare. Drżali se tako neko vreme pa onda kalugjer izigje
iz sobe.
U jutru starać ne dade snaji da ostanę i za molitvu, već je
odvede
sa sobom doma.
Pośle izvesnog vremena nagju se kalugjer i starać u jednoj
mehani.
— ,Ama, starce, ja tebe poznajem! Gde smo se mi ono
videli?'
zapita kalugjer.
— Pa... drżasmo se cele noći za kurceve, kalugjeru
1
Erzählt von einem Beamtensohn aus dem serbischen Waldviertel
(Sumadija).
Sie hielten sich bei den Zumpten.
Eine junge Söhnerin verhaftelte sich mit einem
wohlausgemästeten,
kernfesten Mönche, und alleweil mußte sie ins Kloster eilen: der
Kopf
tat ihr weh und der Mönch verliest über ihr dort ein Gebet, und auf
der Stelle fühlt sie sich erleichtert. Auf diese Weise rechtfertigt
sie
daheim ihre ewigen Abstecher ins Kloster, dem Schwiegervater jedoch
stieg ein böser Verdacht auf. Und als eines Tages die Söhnerin
wieder
ins Kloster fort wollte, sagte der Alte, auch er werde mit Die Söh-
nerin merkte, daß es keinen Ausweg gäbe und willigte in seine Be-
gleitung ein.
Der Mönch sah den Alten, um aber dennoch das Vögeln mit der
Söhnerin nicht zu unterlassen, schnaufelte er ihr vor: ,0, o,
Ssönerin!
Du brauchst, Gott sstehe mir bei, den großen Ssegen! Du mußt all-
hier zu Nacht sslaffen und ich werde dir morgen zur Morgenandacht
deft Ssegen abiessen l' — Der Alte jedoch ließ die Söhnerin nicht
allein;
auch er will im Kloster übernachten.
Südslavische Volksüberlieferungen.
In der Stube, in der die beiden übernachten sollten, hieß das
Pfaffelein den Alten, sich aufs Bett im Winkel und die Söhnerin auf
das andere neben der Türe niederzulegen, damit er sich nachts, wann
der Alte eingeschlafen, zur Söhnerin hinschleiche und sie abvögle.
Unser Alte durchschaute die Absicht des Mönches und sagte zur
Söhnerin, sie möge sich auf sein Bett und er werde sich auf das ihre
hinlegen. Was kann die Söhnerin dagegen tun? Sie unterwirft sich
und legt sich auf des Schwiegervaters Bett hin.
Nachts öffnet das Mönchlein langsam die Türe, tritt an das
Bett
heran, Jwo er die Söhnerin schlafend wähnte, zog den Zumpt hervor
und steckte ihn in die Hand — dem Alten I Der Alte hielt ihn eine
Zeit lang, dann nahm er auch seinen Zumpt heraus und drückte ihn
dem Mönch in die Hand, der nun den Betrug erkannte. Sie hielten
sich so eine Weile, worauf der Mönch die Stube verließ.
In der Früh duldete es der Alte nicht einmal, daß! die
Söhnerin
zum Empfange des Segens zurückbleibe, sondern führte sie mit sich
heim.
Nach Ablauf einer gewissen Zeit begegneten der Mönch und der
Alte einander in der Schänke.
— ,Aber, Alterchen! Dich kenne ich! Wo haben wir uns nur ge-
sehen?4 fragte der Mönch.
—,Nun ... Mönch, wir haben uns doch eine ganze Nacht lang bei
den Zumpten festgehalten l'
398. Uz svirku orgujja.
Ućitelj imao lijepu zenu a pop se oko nje lizao te jednom kod
vecere kada [se ućitelj napio, legao je na divan te zaspao. Popu se
prohtjelo jebat, nu ućiteljica, da se prije osvjedoci, da li joj muï
spava,
iśćupa mu tri bruce. Kad se ućitelj na tu muku probudio nije, podała
se popu, nu ućitelj je to opazio.
Sutradan u crkvi pop sluźio misu, kojoj je i ućiteljica
prisustvovala
a ućitelj orgulje svirao te tom prilikom pop mjesto obićajne
latinske
rijeći reće sjećajuć se proSle noći. okrenuvsi se puku: ,Ali je ova
noć
bila siatka!' — Na to odgovori ućiteljica sitnim glasom: ,Ah, da
bude
svaka taka!' Ali ućitelj razumivsi obojicu otpjeva uz svirku
orgulja:
,Na mom kurcu ne bi ostała niti jedna diaka I'
Erzählt von einem chrowotischen Geistlichen an der Festtafel
an-
läßlich einer Kirchweih in einem Dorfe bei Vinkovci in Slavonien.
(Wörtlich in die Feder diktiert)
Südslavische Volksüberlieferungen.
Unter Orgelbegleitung.
Ein Lehrer besaß eine schöne Frau und der Pfarrer leckte sich
um sie herum. Einmal beim Nachtmahl trank sich der Lehrer ein
Räuschchen an. legte sich auf den Divan hin und schlief ein. Der
Pfarrer bekam Lust zu vögeln, doch die Lehrerin wollte sich zunächst
vergewissern, ob ihr Ehegatte schlafe und raufte ihm drei Schamhaare
aus. Als sich der Lehrer auf diese Qual hin nicht ermunterte, ergab
sie sich dem Pfarrer, doch hat dies der Lehrer bemerkt.
Am anderen Tag las der Pfarrer in der Kirche die Messe, der
auch die Lehrerin beiwohnte, der Lehrer aber spielte zur Orgel, und
bei dieser Gelegenheit sagte der Pfarrer statt der üblichen
lateinischen
Worte in Erinnerung an die vergangene Nacht, zum Volke gewandt:
»Wahrhaft süß verrann die Nacht!' — Darauf antwortete die Lehrerin
mit feiner Stimme: ,Ach, wäre es doch jede so sehrDer Lehrer
jedoch, der das Zwiegespräch der beiden verstand, sang dazu unter
Orgelbegleitung: ,So verbliebe mir am Zumpte kein einzig Härchen
mehr!1
399. Pop plesnuo po guzici biskupa.
Dogje biskup u popa na rednju pa pop nema da mu dade druge
postelje nego svoju i reće mu, da će on na slamu. Biskup nikako
ne pristane na to, nego će skupa da spavaju. I tako bi. U zoru će
onako iza sna pop plesnuti biskupa po guzici i ovako će: Ustani,
bona
Marija, i i s tj er aj na£u śarulju (kra vu) na pasu!
Erzählt von einem Arbeiter in Sarajevo, Bosnien.
Ein Pfarrer klatschte einem Bischof auf die Arschbacke.
Ein Bischof kam zu einem Pfarrer auf Kirchenbesuch, der
Pfarrer
aber hatte ihm kein anderes als sein eigenes Bett anzubieten und be-
merkte zu ihm, er selber werde sich aufs Stroh lagern. Der Bischof
mochte um keinen Preis darauf einwilligen, sondern beharrte darauf,
daß sie zusammenschlafen. Und so geschah es. Ums Morgengrauen
klatscht so traumhäuptig, wie er war, der Pfarrer dem Bischof auf
die
Arschbacke und fahrt ihn an: Erheb dich, sollst nicht krank sein,
Marie, und treib unsere Fleckerin (die Kuh) auf die Weide hinaus!
400. Dumna, pop і crkovqjak zajedno spavaju,'
Bila, dumna u prolnji pa dośla u popa na konak. Pop je spavao
s crkovnjakom pa će primiti u isti krevet i dumnu. Crkovnjak će da
hrĆe a da misli pop, da je zaspao kao pub. Zazové ga a on svedno
302
Südslavische Volksüberlieferungen
hrće, spava tamo on kao pećen. Pop ga zovne al se on uSutao te
se
ne ozivlje. Tad će mu skubiti z guzice tri ćetiri dlake. On sve hrće
a pop ti zapali dumni izasebice tri ćetiri fiśeka u rupu pa ti
siatko
zaspę obodvojica,
U jutro će da misi a dumna da mu udara uz orgulje. Pop će
siatko preko mise: ,0 blaga i sveta noći — da bi mi bila
vazda onakaV
— Dumna uz orgulje carskijem glasom. .Da bi bila onaka svakal' A
crkovnjak uz zvono: ,Kad bi jośter dośla jedna taka — ne bi mi na
prknu ostała ni jedna diaka l'
Aus Sarajevo, Bosnien. Erzählt von einem Dalmater.
Nonne, Pfarrer und Küster als Bettgenossen.
Eine Domina befand sich auf dem Bettelgang und kam auf Her-
berge zu einem Pfarrer. Der Pfarrer schlief mit dem Küster zusammen
und nahm in dieselbe Bettstatt auch die Domina auf Der Messner
stellte sich schnarchend, damit der Pfarrer von ihm glauben soll, er
schlafe wie eine Bilchmaus. Der ruft ihn an, der aber schnarcht un-
verdrossen weiter, er schläft dahin wie abgebraten. Der Pfarrer ruft
ihn, doch der ist verstummt und meldet sich nicht an. Dann zupft
er ihm drei, vier Härchen aus der Aftergegend heraus. Er schnarcht
ununterbrochen weiter, der Pfarrer aber brennt der Domina7
nach-
einander drei, vier Patrönchen ins Loch hinein und al leb ei de
schliefen
hernach süß ein.
In der Frühe liest der Pfarrer die Messe und die Domina spielt
die Orgel dazu. Süß hebt der Pfarrer über die Messe hin: ,0
du selige
und heilige Nacht — O wäre mir jede so hieniedenl' — Unter Orgel-
klängen antwortet die Domina mit kaiserlicher Stimme: ,0 wäre
jed-
wede so beschieden l' — Der Messner aber fallt unter Glockenklang
dazwischen ein: ,0 käme mir noch eine solche daher — Um mein
Arschloch herum blieb kein einzig Härchen mehr!'
401. Razgovaraü se iguman i igumanija.
— Cime se vi, ćasna mati igumanija, zanimate uz ovaj
post?
— Cham sveto pismo, ćasni oće igumane. A vi?
— I ja ćitam sveto pismo, ćasna mati igumanija. A dokle
ste
vi dośli?
— Ja sam dośla do: ,Prosi u mené i dam til A vi?
— A ja sam dośao do onoga: ,Vozdignu nozje tvoi, da ne
voz-
dremljeśil..
Aus der Gegend von Zajećar in Serbien.
Südslavische Volksüberliefeningen
Gespräch zwischen Abt und Äbtissin.
— Womit befassen Sie sich, ehrwürdige Mutter Äbtissin,
während
dieser Fasten?
— Ich lese in der Heiligen Schrift, ehrwürdiger Vater
Abt. Und
Sie?4 -
— Auch ich lese in der Heiligen Schrift, ehrwürdige
Mutter Äb-
tissin. ,
— Und wie weit sind Sie gekommen?
— Ich bin gekommen bis zu: ,Sprich mich an und ich
gewähre
dir*. Und Sie?
— ,Und ich kam zu jener Stelle: ,Ich erhebe deine
Beine, auf daß
du nicht vom Schlummer befallen wirst!1
Anmerkung. In vortürkischer Selbständigkeitzeit gab es drei
oder vier Frauenklöster im Serbenreich. Jetzt besteht nur noch eines
in Altserbien unter Türkenherrschaft, von dem wohl die wenigsten
Serben eine Kenntnis haben. Die Schnurre dürfte daher wahrschein-
lich in einer christkatholischen Gesellschaft entstanden sein.
402. Ekser se istopio!
Neki popa udesio gajdę s nekom źenom iz komSUuka pa je motao
kroz tarabu. Namjesti se lijepo ona na jednu stranu tarabe a on gura
na drugoj i to su radili u odregjeno vrijeme. Jednoga je dana bila
kod komSike neka zabava u dvoriStu a popa dogje u opredeljeno
vrijeme pa ga proturio kroz plot Kako je büa velika vrucina jedan
gost skinę kaput pa kad vide ono na tarabi a uz to beSe kratkovid
reće: ,A, stani, da zakaćim za ekser!' — Popa sad pomisli, da je to
komSika te stanę gurati kao i obićno. SvrSi pa ode. SvrSi se i
zabava
te onaj gost dogje po kaput. Kada tarmTima Sta і videti: Kaput pao
dole і sav uzmakan u onu bozu Vidi on, eksera nema pa se stanę
i) Im RjeSnik hrvatskoga iii srpskog jezika Bd. IL S. 564
steht: ,BOZA f. vid
baza. В. Sulek im. 27 rijeè nije sasvijem pouzdana biée nacinjena od
,bozovina', koju
vidi1. Unter bozovina steht: siehe bazovina.— Dieses Wort
bedeutet Holunder. Boza
und baza sind miteinander ebenso innig verwandt, wie im deutschen
Hosen und Hasen,
oder Gasthof und Gustav. Die Bemerkung, ein nicht ganz verbürgtes
Wort, es dürfte
aus bozovina gemacht sein, zeigt so recht die Methode das
Lexikographen. Er weiß
zwar, daß Sulek s Verzeichnis von Pflanzennamen aller Kriterien
einer wissenschaftlichen
Arbeit völlig ermangelt, er zitiert es aber doch als Quelle, statt
die erstbeste Heilkräut-
lerin auf dem Gemüsemarkt oder einen der auf dem Akademieplatz
herumlungernden
Tagediebe zu befragen, ob ihnen das Wort boza bekannt sei und was es
bedeute. Da
hätte er auf der Stelle erfahren, daß boza als Name einer Art von
Kukuruzbier, eines
304
Südslawische Volksüberlieferungen.
prosecivati, 5ta li je to mogło bitŁ Jedva se jednom seti: ,Pa
bila je
velika vrucina te se ekser istopio!1 reće potpuno uveren
svojim
pronalaskom.
Aus dem Valjevöer Kreis in Serbien, j Erzählt von einem Land-
mann.1
Der Nagel ist zerschmolzen I
Ein gewisser Pope stimmte den Dudelsack mit einem Weibe aus
der Nachbarschaft und wickelte sie durch den Bretterzaun ab. Sie
stellt sich artig auf der einen Seite der Planken auf und er
schustert
von der anderen, und das betrieben sie zu einer vorher bestimmten
Zeit Eines Tages fand bei der Nachbarin im Hofe eine Unterhaltung
statt und der Pope kam zur festgesetzten Zeit und steckte ihn durch
den Zaun durch. Da eine große Hitze herrschte, zog einer von den
Gästen seinen Rock aus, und als er jenes Ding an der Planke
erblickte
und zudem war er kurzsichtig, sagte er: ,Ach, wart, will ihn an den
Nagel hängen!' Der Pope glaubte nun, es wäre dies die Nachbarin,
und begann wie gewöhnlich loszuschieben. Er beendete seine Sache
und entfernte sich. Auch die Unterhaltung ging zu Ende und jener
Gast kam, um nach seinem Rock zu sehen. Wie er hinkommt, hat
er auch etwas zu schauen: der Rock heruntergefallen und ganz
in jenen graulichen Schleim eingeweicht Er sieht, der Nagel fehlt,
und er begann nachzusinnen, was da geschehen sein mochte. Kaum
fand er dafür eine Erklärung: ,Na, es herrschte eine große Hitze und
der Nagel ist zerschmolzen 1' sagte er, vollkommen überzeugt
von [der
Richtigkeit] seiner Entdeckung.
403. Obilazio biskup manastlre.
U jednom mestu bila su dva manastira jedan do drugog; jednim
su upravljali kalugjeri a drugim kalugjerice, u jednom je bio
stareSina
iguman a u drugom kalugjerica igumanija. Iguman je ziveo sa igu-
manijom i sastajali se u manastirskoj baSti te se jebavali. Jednog
dana dogje biskup, da obigje manastire pa pośto je pregledao muélrî
allgemein beliebten Nationalgetränkes dient und aus der
Unterhaltung entnommen, daß
verschiedene Dinge bozi, boza, bozo sein können, z. B. ein
Milchkaffee, ein Gewand,
menschlicher Same, und das hätte ihn darauf geführt zu erkennen, daß
boza die weib-
liche Form eines Adjektives sei, das eine besondere Eigenschaft der
Sache hervorhebt
Durch Nebeneinanderstellung der Sachen wäre er drauf gekommen, daß
ihnen allen die
graulichweise Farbe gemeinsam ist und verstünde er türkisch, so
wüßte er gleich, daß
im türk. boz aschfahl, grauweiß bedeutet und daß das den slawischen
Sprachen stamm-
fremde Wort als Lehnwort in die serbische Volkssprache Eingang
gefunden.
Südslavische Volksüberlieferungen.
ЗО5
manastir, dogje da obigje i żeński. Kad je svrSio pregled, on
izagje
s igumanijom u baśtu. N0 kako ova bila zgodna na kurcu a nije
bila
ni od rasldda a i dopao joj se i biskup, ujduriśu i da se jebu.
Iguman
je bio u svojoj basti, koju razdvaja taraba od baśte źenskog
manastira
i posmatrao kako se biskup zanima sa igumanijom; od milośte njemu
se nadigne kurac i on śta će a da bi obratio paźnju igumaniji na se,
on provuce udrven kurac kroz rupu od daske, da viri u baśtu, gde je
biskup sa igumanijom. Biskup odovud odonud pa gdi će da obori
igumaniju da jebe, no bas onde uz tarabu pored kurca igumanovog.
Kad je već poćeo da jebe, on gdi će da obisi śeśir, nego potrefi te
na igumanov kurac. Iguman siroma gledajući kako ovaj jebe, dogje
mu zort te se prospe pa sve u biskupov Śeśir a kad mu je kurac
omlitavio, śeśir biskupov padnę na zemlju sav balav. Kad je biskup
svrsio jebanje, due sa zemlje svoj balavi śeśir a smotrivsi kroz
rupu
mlitav igumanov kurac, reće: Da grdne mi vrucine! Kolika je jaka
toplota, i ekser se sav istopio u Seśir! — Pa se oprosti s
igumanijom
i ode.
Erzählt von einem Postbeamten aus Belgrad.
Ein Bischof auf Klosterbesuchen.
In einem Orte befanden sich zwei Klöster, eines neben dem
anderen,
das eine betreuten Mönche, das andere Nonnen, in dem einen war
der Älteste ein Abt, in dem anderen aber eine Nonne Äbtissin. Der
Abt lebte mit der Äbtissin und sie pflegten im Klostergarten zu-
sammenzukommen und zu vögeln. Eines Tages traf der Bischof ein,
um die Klöster zu besuchen und nachdem er das Männerkloster be-
sichtigt hatte, erschien er auch zur Besichtigung des
Frauenklosters.
Nachdem er die Besichtigung beendet, verfugte er sich mit der Äbtis-
sin in den Garten hinaus. Nun dieweil diese ein guter Zumptschmuck
und nichts weniger als hartherzig war, zudem ihr der Bischof auch
gefiel, vereinbarten sie auch, miteinander zu vögeln. Der Abt befand
sich in seinem Garten, den ein Plankenzaun vom Garten des Frauen-
klosters scheidet und beobachtete, wie sich der Bischof mit der
Äbtis-
sin befaßte; aus Liebeneigung erhob sich ihm der Zumpt und was tut
er nur, um die Aufmerksamkeit der Äbtissin auf sich zu lenken,
steckt
er nicht den holzsteifen Zumpt durch ein Brettloch hindurch, damit
er in den Garten hineinrage, wo sich der Bischof mit der Äbtissin
ergeht. Der Bischof scharwenzelt her, scharwenzelt hin und wo wird
er die Äbtissin zum Vögeln niederwerfen als just dort an der Planke
neben dem Zumpt des Abtes. Als er schon zu vögeln anhub, wo
Krause, Anthropophyteia. П. 20
Südslavische Volksüberlieferungen.
hängt er nur den Hut auf, wo trifft er andershin als gerade
auf des
Abtes Zumpt. Dem armen Abt, der da zuschaut, wie der drauflos-
vögelt, kommt die Natur, die sich ganz in des Bischofs Hut ergoß
und als ihm der Zumpt schlapp geworden, fiel des Bischofs Hut ganz
rotzig zur Erde .nieder. Nachdem der Bischof das Vögeln erledigt,
hob er seinen rotzigen Hut von der Erde auf und sagte, den schlappen
Zumpt des Abtes durchs Loch wahrnehmend: Fürwahr, eine greuliche
Hitze! So gewaltig ist die Wärme, sogar der ganze Nagel schmolz
mir in den Hut hinein! — Und er nahm von der Äbtissin Abschied
und zog ab,
404. Ino pop, ino cigo saqja.
Bio vlaski pop velika śkrtica ali і velika poguzija i imao je
slugu
cigana, komu ime bijaśe Makarija. Jednom kad su se vracali s puta
od jedne slave natrpaśe popu punu torbu mesa i natoćiśe punu ću-
turu vina. Jer je bio put dalek a glad pritisnio cigu reće ovaj popu
da je gladan. Pop ga utjeśi, neka se strpi, da će mu popo već u
jednoj birtiji platiti gulaśa, jer ovo sve, Sto je u torbi ne smiju
joś
jesti, dok on to ne blagoslovi. Kad su goder bili u biizini koje
birtije,
onda se pop prićinio kano da cvrsto spava, tako da ga nikąd nije
bilo moguće probuditi a to je ćinio samo zato, da mu ne treba sługi
gulaśa platiti. Tako je dośla i noć te oni stigośe kuci a pop da ne
treba dati od je la Makariji, koji je i ponovno traiio jela makar i
ne
bilo blagoslovljeno, reće mu, da to ne może nikako biti; dapaće radi
takova grijeh a ne smiju niti noćas u postelji spavati, akoprem je
popi
volja i jesti i piti a takogjer i sa popadijom śaliti se a sada neka
se
sluga primiri I onda joś dodade: ,Znaś, Makarja, sada ćemo spavati
a onaj, koji bude ljepśi san sanjao, njegovo će biti sve, śto je u
torbi
i ćuturi a takogjer će onaj moći se sa pośom śaliti!'
Makarja uzdahne i reće popu: ,Ta popo, ja ću sanjat o mesu, o
kolaćima, vinu i jebu. Ta śta może drugo cigo da sanja? Ti pako
ućena i skolovana glava svakako da ćeś Sto gogj pametnog sanjati!'
— Nu pop mu protumaći, da może i cigan, kad to arkangjel Gavrijel
ushtije, joś i Ijepśe sanjati nego li sam proto.
Cigo gladan nije mogao zaspati, već kad je vidio da pop spava
poće piti vino i jesti, śto je u torbi bilo. Kad je sve pojeo i
popio
otiśao je do popadije i nju dobrano izjebao uvjeravajuc ju, da je to
popo tako zapovjedio. Onda se legnę spavati.
U zoru se probudio pop te probudivsi slugu upita ga, śto je
san-
jao. Makarija mu odvrati, da je sanjao, daje pio vina, da je jęo
mesa
Südslavische Volksüberlieferungen.
ЗО7
i kolaća і da je jebo popadiju. Ali će mu na to pop
pobjedonosno:
,A moj sine, sada sluśaj, Sto je popa sanjaol Ja sam ti, moj dragi,
stajao tamo na breźuljku. Najednom se otvori nebo. Zlato zasjaji a
angjeli spustiSe lojtre te mené uzese ispod pazuha pa me odvedoSe u
nebo!' — Na to će Makarija: ,Istina je, popo! Ja sam vas vidio gore
te sam si mislio, vi se ne ćete vise vratiti. Pojeo sam sve iz torbę
i
popio sve iz ćuture a ućinilo mi se, konda je moj kurac vas a
Gavrijel
je vama reko, da se kurcem, u kojem ima jeba, ne smije u nebo.
Stoga sam otiSao popadiji pa sam vas kurac istresaol'
Erzählt von einem chrowotischen Wirtschaftbesitzer aus der
Gegend
von Dalj in Slavonien.
Anderes träumt dem Pfarrer, anderes dem Zigeunerlein.
Ein serbischer Pope war ein großer Geizhals, doch auch ein
großer
Schmarotzer und er hatte einen Zigeuner zum Diener namens
Maka-
rias. Einmal als sie auf der Reise von einem Sippenfeste
heimkehrten,
stopften sie dem Popen den Rucksack voll mit Fleisch und
Kuchen
an und gössen ihm eine Holzflasche voll mit Wein an. Da der
Weg
lang war und Hunger das Zigeunerlein niederdrückte, sagte
diese«
zum Popen, er wäre hungrig. Der Pope tröstete ihn, er möge
sich
gedulden, der liebe Pope werde ihm schon in einem Wirtshaus
ein
Gulasch bezahlen; denn alles das, was im Rucksack wäre,
dürften sie
noch nicht essen, ehe er nicht seinen Segen darüber
gesprochen. So
oft sie nun in die Nähe eines Wirtshauses gelangten, stellte
sich der
Pope als schliefe er fest, so daß es nie möglich war, ihn zu
erwecken,
das tat er aber nur deshalb, um nicht gezwungen zu sein, dem
Diener
ein Gulasch zu bezahlen. So brach auch die Nacht an und sie
langten
daheim an, der Pope aber,1 um nichts von den
Speisen an Makarias
abgeben zu müssen, der immer wieder zu essen verlangte,
mochten
die Speisen auch ungesegnet sein, sagte ihm, das könne unter
keiner
Bedingung geschehen; ja, wegen eines solchen sündhaften
Gedankens
dürften sie in dieser Nacht nicht einmal im Bette schlafen,
obwohl er
der Pope Lust hätte sowohl zu essen als zu trinken und auch
mit der
Popin zu scherzen, jetzt aber möge sich der Diener beruhigen.
Und
nachher fugte er noch hinzu: .Weißt du, Makarias, jetzt wollen
wir
schlafen und wer den schöneren Traum träumen wird, dem wird
alles
gehören, was im Rucksack und in der Holzflasche ist, aber der
wird
sich auch mit der Popin aufs Scherzen verlegen dürfen!'
Makarias seufzte auf und sagte zum Popen: ,Na, Pope, ich werde
von Fleisch, von Kuchen, vom Wein und vom Vögeln träumen. Ja,
20*
Зо8
Südslavische Volksüberlieferungen
wovon könnte denn sonst einem Zigeunerlein träumen? Du aber
ein
gelehrter und geschulter Kopf wirst wohl jedenfalls von etwas ge-
scheitem träumen1. Der Pope jedoch machte ihm
begreiflich, daß
selbst ein Zigeuner, wenn es so des Erzengels Gabriel Wille ist,
noch
viel schöneres als der Protopresbyter selber träumen kann.
Das hungrige Zigeunerlein vermochte nicht einzuschlafen,
sondern
als es merkte, daß der Pope schlafe, begann Wein zu trinken und zu
essen, was im Rucksack war. Nachdem er alles aufgegessen und aus-
getrunken, begab er sich zur Popin und vögelte sie gediegen aus, in-
dem er ihr versicherte, der liebe Pope habe es so befohlen. Sodann
legte er sich schlafen nieder.
Ums Morgenrot erwachte der Pope und nachdem er den Diener
aufgeweckt, befragte er ihn, was ihm geträumt habe. Makarias er-
wiederte ihm, er hätte geträumt, daß er Wein getrunken, daß er
Fleisch
und Kuchen gegessen und daß er die Popin gevögelt habe. Doch
hierauf sagte siegbewußt der Pope zu ihm: Ei, mein Sohn, jetzt hör,
was dem Popen geträumt! Ich bin dir, mein Liebster, dort auf dem
Hügel gestanden. Auf einmal tat sich der Himmel auf. Gold er-
gleißte, die Engel aber ließen eine Leiter herab, nahmen mich unter
die Arme und entführten mich in den Himmel hinauf!' — Hierauf
Makarias: ,Lautere Wahrheit ist's, Popel Ich habe Sie oben erschaut
und mir gedacht, Sie würden nimmer zurückkehren. Ich aß alles aus
dem Rucksack auf und trank alles aus der Holzflasche weg, es er-
schien mir aber als ob mein Zumpt der Ihrige wäre und Gabriel habe
zu Ihnen gesagt, mit einem Zumpt, in dem ein Vögeln steckt, dürfe
man nicht in den Himmel hinein. Darum begab ich mich zur Popin
und schüttete Ihren Zumpt aus!'
405. Prica, kako je turćin popovicu lićijo.
Bio je dan turćin vrlo jar an sa jednim popom pa mu dogje na
konak. Kad je vecera izaśla turćinu, hotila je popadija, da
posvijetli
doklen turćin jede, jer je bila joS vrlo mlada a bezditka. Turćin
joj
reće, da ona ide za posłom, da će on sam sebi svitliti. Ona ode u
kucu a turćin rascijepi onaj luć pa nabije na kurac, jer mu se kurac
bio na mladu popovicu ukoćio ko rog. Kad se je popovica povratila
i vidi cudo nevigjeno, kako turćin sam sebi svitli, stane se
smijatTa
turćin joj reće: ,Nemoj se smijati. U nuźdi se je dobro i kurcem
posluźitil'
Popadija begeniśe turcinov kurac, jer je vidua veliku razliku
izmegj
njezinog pope i turćina. Popo je bio vele suvonjav, bolezljiv i
malen
Südslavische Volksüberliefertingen.
ЗО9
a tako і njegov kurac. Popadija se brzo dogovori s turćinom,
kako
će se pojepsti i ona se razboli i stanę pomagati, da ju ' trbuh
boli.
Pop u brizi, śta će s popadijom potuźi se svome jaranu turćinu, kako
mu je popadiju naprećac trbuh zabolio pa hoće da umrę, e da li on
kakov lijek znade. Turćin mu reće, da on zna preld lijek, samo da
je sramotno a popo će mu: ,U nuźdi ne ima sramote. Daj pomozi,
ako za Boga znaś, more mi', veli, .popadija umrijeti [pa śto ću
onda?
ZnaŚ, da mi se vise żeniti nejmal' — Turćin jaran mu reće: ,Daj
nagji
devet zeći brabonjaka pa jedan po jedan utjeraj kurcem u pizdu po-
padiji pa će odmah izdravitil' — On poSalje momke i brzo mu nagju
brabonjke. On onda reće: Ja to ne umijem. Ajde ti turćine, ako si
po Bogu brate, to ućini!1 — Turćin ode k popadiji, mętne
ko bajagi
brabonjak na pizdu pa kurcem uturni i izvadi, omakni gore dole, dok
je popadiju dobro razdraźio pa joj dobro zbije i stanę micukati amo
tamo a popo se podviri pa će reći: .Turćine, moje mi duśe, tako se
jebe a ne daj Boże, da ja to tebi veliml* — Popadija je odmah izdra-
vila, samo je mało odleżała. Vele, da, su devetog mjeseca Zivi bra-
bonjci iz popovice ispadali, biva, ona rodila dijete.
Erzählt von einem Hodża bei Źepće in Bosnien.
Erzählung, wie der Hodza die Popin ausgeheilt hat.
Ein Türke (Moslim) war mit einem Popen innig befreundet und
traf bei ihm zur Nachtherberge ein. Als man das Nachtmahl vor
dem Türken aufgetragen, wollte die Popin leuchten, so lang als der
Türke ißt, denn sie war noch sehr jung und dazu kinderlos. Der
Türke sagte zu ihr, sie möge nur ihrer Arbeit nachgehen, er werde
sich schon selber leuchten. Sie begab sich in die Küche, der Türke
aber spaltete jenen Kienspan und stak ihn auf den Zumpt auf, denn
sein Zumpt hatte sich wie ein Horn auf die junge Popin versteift.
Als die Popin zurück kam und das niegeschaute Wunder sah, wie
sich der Türke selber leuchtet, hub sie zu lachen an, der Türke aber
sagte zu ihr: Lach nicht darüber. In der Not ist es gut, sich auch
des Zumptes zu bedienen!
Die Popin fand Wohlgefallen an des Türken Zumpt, denn sie sah
den großen Unterschied zwischen ihrem Popen und dem Türken. Der
Pope war sehr ausgemergelt, kränklich und klein und von eben solcher
Art auch sein Zumpt Die Popin verabredete rasch mit dem Türken,
wie sie einander abvögeln werden und sie erkrankte und erhob ein
Weheklagen, daß sie der Bauch schmerze. In Sorge, was er mit der
Popin anfangen soll, beklagte sich der Pope zu seinem Freunde dem
Südslavische Volksüberlieferungen.
Türken, wie da urplötzlich seine Popin von einem Bauchleiden
be-
fallen worden und nahe dran sei zu sterben, ob er nicht etwa irgend
ein Heilmittel dafür wüßte? — Der Türice sagte zu ihm, er kenne
wohl ein unfehlbares Mittel, nur wäre es eine Schande, worauf der
Pope zu ihm: Not kennt kein Schamgebot Geh, hilf, wenn du von
Gott weißt, es kann mir, sagt er, die Popin dahinsterben und was
fang ich dann an? Du weißt ja, daß ich keine zweite Ehe eingehen
darfl' — Sein Freund Türke sagte zu ihm: Geh, find mal neun Hasen-
dreckkügelchen und treib eines nach dem anderen mit dem Zumpt
der Popin in die Voz hinein und sie wird auf der Stelle wiederge-
nesen 1 — Er sandte die Burschen aus und schnell besorgten
sie für
ihn die Dreckkügelchen. Alsdann sprach er: Ich verstehe das nicht
Geh, erledig du das Türke, wenn du mir durch Gott ein Bruder bist!
Der Türke begab sich zur Popin, legte scheinbar ein
Dreckkügel-
chen auf die Voz hin, schiebt es mit dem Zumpt hinein und zieht ihn
heraus, streich hinauf, streich herab, bis er die Popin tüchtig
aufge-
regt und rammt ihr ihn gehörig hinein und hebt hin und her zu
geigen an, der Pope aber lugte von unten dazu und bemerkte: Türke,
so wahr mir meine Seele, so vögelt man, doch Gott bewahre, daß ich
dir das vorhielte! — Die Popin war auf der Stelle wiedergenesen,
nur lag sie noch eine Weile weiter. Man berichtet, im neunten Monate
wären lebendige Dreckkügelchen aus der Popin herausgefallen, das
heißt, sie genas eines Kindes.
406. Spasavaj, Boże, duśu, gjavoll odneśe telo!
Dogovori se kalugjer sa jednom żenom, ćija je kuca bila na
kraju
sela blizu manastirkih livada, da jednoga dana kad muź ove źene
otidne
u vodenicu ova izigje kod manastirskoga sena i da se tu pojebu.
Kad je doSao taj dan źena izvesti kalugjera da će te veceri-
moći
da se sastanu, jer joj je muź otiSao u vodenicu, gde će sigurno
noćiti,
kako ona miśljase.
Ali ne lezi vraie, kako je u vodenici bilo mało pomeljara to
covek
samelje svoje źito i s veceri vrati se svojoj kuci. Źena ne imadne
prilike da kalugjera izvesti o tome, da sada ne może doći te kale
blaieno
oćekiva§e da se pribliźi noć.
Kad se je smrklo i kalugjer se dobro potkrepio rujnim vincem
uputi se na urećeno mesto.
Kako je bila polutama to on spazi da se neSto kod piasta crni
i
radosno upita joś iz daleka: „Jesi li tu?" — Sa onoga mesta, na koje
on upravljase pitanje ćulo se je nerazgo vetno : „U". Kalugjer po
misli,
Südslayische Volksüberliefenmgen
da je sve gotovo te joś iz daleka smaće ćak&re i ćim dogje
crnoj
prilici on kleće, da svoju iegj ugasi Nu kako ta crna prilika nije
biła
niśta drugo do krmaća (svinja), koja poplaśena tom posetom jurnu pa
glavom zapięte u kalugjereve ćakśire te i njega ponese preko livade
i potoka to ti moj kale videci se na muci zavapija: ,Spasavaj, Boże.
duśu,
gjavoli odneśe telo!"
Aus Aleksinac in Serbien. Von einem Landwirt erzählt
Rette, o Gott, die Seele, die Teufel trugen den Leib davonl
Ein Mönch verabredete mit einem Weibe, dessen Haus am Dorf-
ende nahe den Klosterfeldern stand, daß sie eines Tages, wenn sich
ihr
Gatte in die Wassermühle fortbegeben haben werde, beim Klosterheu
erscheine, damit sie hier einander abvögeln.
Als dieser Tag kam, verständigte das Weib den Mönch, daß sie
einander an diesem Abend nachts treffen sollen; denn ihr Gatte wäre
in die Wassermühle weggegangen, wo er sicherlich übernachten werde
wie sie dachte.
Der Satan jedoch legt sich nicht zur Ruhe nieder, und wie da
in
der Mühle nur wenige Mahlbauern eingetroffen waren, konnte der
Mann seine Frucht ausmahlen und er kehrte gegen Abend zu seinem
Hause zurück. Das Weib fand keine Gelegenheit, davon den Mönch
zu benachrichtigen, daß sie jetzt nicht abkommen könne, und so er-
wartete das Mönchlein in Seligkeit das Herannahen der Nacht
Als es dunkel geworden, kräftigte sich der Mönch tüchtig mit
Schillerwein und begab sich an den verabredeten Ort
Im herrschenden Halbdunkel gewahrte er beim Heuschober irgend
eine schwarze Gestalt und freudig bewegt fragte er schon von weitem:
„Bist du da?" — Von jener Stelle, an die er die Frage richtete, ver-
nahm man ein unverständliches: „uul" Der Mönch vermeinte, es wäre
alles bereit und ließ noch in der Ferne die Hosen herab und sobald
er der schwarzen Erscheinung nahe kam, kniete er niecfer, um seinen
Durst zu löschen. Diese schwarze Erscheinung war jedoch nichts
anderes als eine Sau (ein Schwein), die durch diesen Besuch
aufgescheucht
vorwärts rannte, sich mit dem Kopf in des Mönches Hosen verstrickte
und so auch ihn über die Felder und den Bach hin forttrug. Als sich
mein Mönchlein solcher Qual ausgesetzt sah, stieß es aus Herzens-
grund den Weheschrei aus: „Rette, o Gott, die Seele, die Teufel
tragen
den Leib davon!"
3*2
Südslawische Volksüberlieferungen.
407. Może li ko boye?
U jednog popa bila mlada i lepa popadija a pop bio veliki
kurvar
pa sve jebavao seljanke, tako kad dogje kuci on zenu svoju baś ni
jedan
put ne może da odjebe. Ona mlada a źeljna kurca pa joj se to dosadi
te nekako udesi sa opŚtinsldm ćatom te se njih dvoje poénu jebavati.
Poéelo se već po selu zuckati, kako ćata jebe popadiju. Doćuje
to і pop ali nije nikako mogao da ih uhvati. Najzad on smisli ovako
:
da se jedno nedelju dana zadrżi od jebanja [pa da onda jebe svoju
popadiju і da je pita może li ko bolje? Tako i ućinl Kad je zapitao
popadiju. da li ko może bolje, ona se prevari i reće: „Może ćata
mało bolje!"
Od tada je pop ostavio na miru seljanke a popadiju ćeśće
jebavao
te se i ćato odbio od popadije.
Aus LeSnica a. d Drina in Serbien. Erzählt von einem Land-
wirt.
Kann es wer besser?
Ein Pope besaß eine junge und schöne Popin, doch der Pope war
ein großer Hurer und vögelte fortwährend mit den Bäuerinnen herum,
so daß er sein Weib, kam er heim, auch nicht ein einzigesmal abzu-
vögeln imstande war. Sie war jung und zumptsüchtig, weshalb sie
dieser Enthaltsamkeit überdrüssig wurde und sie fädelte es irgendwie
mit dem Gemeindeschreiber so ein, daß sie sich zu einem gemein-
samen Vögelbetrieb einigten.
Man fing bereits im Dorfe einander zuzuzischeln an, wie der
Schreiber die Popin vögle. Das kam auch dem Popen zu Ohren, doch
es konnte ihm auf keine Weise gelingen, sie dabei zu ertappen. End-
lich heckte er einen solchen Plan aus: sich eine volle Woche
hindurch
vom Vögeln zu enthalten und dann seine Popin zu vögeln und sie zu
fragen, ob es wohl einer besser verstünde. So tat er auch. Als er
die Popin fragte, ob es wohl einer besser verstünde, verschnappte
sie
sich und sagte: „Der Schreiber kann's ein bissl besser!"
Von da ab ließ der Pope die Bäuerinnen in Ruhe und vögelte
die Popin des öfteren, so daß sich auch der Schreiber von der Popin
abspänte.
408. Kojega si zakona?
Pratar jebao śokicu pa to obaznao pop riSćanski pa kad se vra-
ćao u vecer s pazara, uhvati je uz plot pa joj ga zatuće a ona oćuti
Südslavische Volksüberlieferungen.
po kurcu, da to nije pratar pa zavice: Kojega si ti zakona? —
A pop
tuce k sebi i nabija: NaSega, naSega, naśegal
Erzählt vom Landmann Golub Babic in Sarajevo, Bosnien.
Welchem Glauben gehörst du an?
Ein Franziskaner pflegte eine Katholikin zu vögeln, und davon
erfuhr ein altgläubiger Pope, und als er einmal abends vom Markte
heimging, packte er sie an einem Zaun und rannte ihr ihn ein, sie
aber
fühlte nach dem Zumpte, das wäre nicht der Frater, und rief aus:
Welchem Glauben gehörst du an? — Der Pope stößt [ihren Arsch]
zu sich und stößert zu: Dem unsrigen, dem unsrigen, dem unsrigenl
Anmerkung. Der Pope überfiel sie von rückwärts, sonst hätte
sie an seinem krempenlosen Zylinder gleich gemerkt; wer er sei. Der
Bart hätte ihn nicht verraten, weil auch die Franziskaner Barte
tragen.
— Die Frage nach der Konfession war begründet, denn der Angreifer
hätte ein Moslim sein können, und das wäre der frommen Christin als
eine Entweihung oder Schändung ihres Glaubens erschienen. Der Pope
beruhigt sie also mit seiner Antwort, so daß sie sich ohne Gewissen-
bisse dem Genuß hingeben kann.
409. Migudac!
Tri kalugjera ne dadoSe jednoj snasi mira, već ju neprestano
tentaSe. Źena bila vijerna svome muźu te mu stvar priopćila, na to
joj muź reće, neka pozove sutra kalugjere i da im każe, da će im
volju ispuniti a sutra je prilika, jer joj muz nije doma,
Kalugjeri dogjośe u oznaćeno vrijeme te se smjestiśe na tavan
te
ćeju radi opreznosti izmjenice jednog po jednog na uźetu spustiti u
Śtalu a kad bude isti gotov, neka vikne migudac! na Sto ćeju ga
povuci
gore a po tom spustiti drugoga i tako, dok se sva tri obredaju. Za
toga je muź pripravio vruce źeljezo, kojim će kalugjerom dupeta
źeći.
Megju^kalugjeri jedan bio star, ostała dvojica mladi. Kao
starjemu-
htjedoSe dati prednost, nu stari to ne htjede, već reće, da će on
zad-
nji ići, jer njemu treba viae vremena tome poslu a mladići ćeju odma
gotovi biti, dapaće ne ćeju ni do pice doćŁ
Jednoga su spustili i ćim je on da će żeni prići podigo
mantiju
oieie ga muź a on od boli viknu migudac! na Sto ga povukoSe gori
i oni mu se dvojica sprdaSe, Sto je tako brzo gotov bio. On ne tje
kazati, Sto bi, jerbo si mislio, zaSto bi on sam oźeźena tura bio pa
Sutio. I drugome se isto tako dogodi. Sada dogje red na starog, nu
314
Südslavische VolksüberlieferuDgen.
stari reće pre nego ga spustiäe: ,Mene ne vucite, dok ja ne
viknem
tri put migudacl jer moguće, da će mi se prohtjet joś jedanputl' —
Kad ga dole spustiśe, dakako da je muz pripalio a stari kalugjer
viknuo
migudac! prvi put a oni ga ne htjeSe povuä, dok ne vikne tri put
I tako stari zaviknu i treći put: .Migudac! jer izgoriSe jaja і
kurac I'
Erzählt von einem chrowotischen Soldaten, einem Bauernsohne, in
Dalj bei Essegg.
Ruck aufi
Drei Mönche gaben einer Söhnerin nimmer Ruh, sondern führten
sie unablässig in Versuchung, Das Weib war seinem Gatten treu und
teilte ihm die Sache mit, worauf ihr der Gatte sagte, sie möge fur
morgen die Mönche einladen und ihnen sagen, sie werde ihnen den
Willen erfüllen, morgen aber wäre die Gelegenheit dazu günstig, weil
ihr Gatte nicht daheim sei
Die Mönche trafen zur bezeichneten Zeit ein, machten es sich
auf
dem Boden bequem und vereinbarten, daß sie vorsichthalber der Ab-
wechslung wegen einen nach dem anderen am Strick in den Stall hin-
ablassen, und wann er fertig ist, soll er: ,Ruck auf!' ausrufen,
worauf
sie ihn heraufziehen und einen anderen hinablassen werden, und so
soll es geschehen, bis alle drei an die Reihe gekommen. Deswegen
bereitete der Gatte ein heißes Eisen vor, um damit den Mönchen die
Arschbacken zu versengen.
Von den Mönchen war der eine alt, die übrigen zwei jung. Als
dem ältesten wollten sie ihm den Vortritt einräumen, doch der alte
mochte nicht, sondern sagte, er werde als letzter gehen; denn er
brauche
längere Zeit zu diesem Geschäfte, die Jünglinge werden aber gleich
fertig sein, ja, nicht einmal bis zum Vözlein gelangen.
Den einen ließen sie hinab, und kaum hob der die Soutane
empor,
um sich dem Weib zu nähern, verbrannte ihn der Gatte und der Mönch
rief ,Ruck auf!' aus, worauf sie ihn hinaufzogen, und die zwei ver-
spotteten ihn, weil er so rasch fertig geworden. Er wollte nicht
sagen,
was sich zugetragen, denn er dachte sich, warum sollte er allein mit
verbranntem Gesäß herumsteigen, und darum schwieg er. Auch dem
anderen widerfuhr dasselbe. Als die Reihe an den Alten kam, sagte
der Alte, ehe sie ihn hinabließen: ,Mich zieht nicht hinauf, bevor
ich
nicht dreimal ,Ruck auf!' gerufen; denn es ist möglich, daß ich Lust
zu einem zweitenmal kriege!' — Als sie ihn hinabgelassen, brannte
ihm der Gatte natürlich auf, und der alte Mönch rief zum erstenmal
,Ruck auf!' aus, doch sie wollten ihn nicht hinaufziehen, bevor er
nicht
Südslavische Volksüberlieferungen.
SIS
dreimal ausgerufen. Und so rief denn der Alte auch zum
drittenmal
aus: Диск auf! denn mir verbrannten die Eier und der Zumpt oben-
drauf!1
410. Tri sveStenika.
Jedna popadija ostane udova sa cetvero nejake dece pa kako je
u Beogradu skupoća dosta velika a ona ostała sirota, da bi mogła da
othrani decu, oda se razvratnom zivotu. A kako u Beogradu ima
dosta і sveStenih lica udovaca, to ona otpocne provoditi ljubav і
sazivi
se prvo sa jedni m gjakonom a potom і sa jednim sveStenikom, no
ova joj dvojica ne budu dosta te se sazivi joS і sa trećim, sa
protom.
Jedne veceri za ranije dogje kod nje gjakon. I baS kad su se
spremali, da legnu, zakuca neko na vratima. Popadija śta će od
zorta,
no sakrije gjakona u Sifonjer. Kad otvori vrata a ono popa Ćeka
pred vrata. Popadija ga pusti unutra i mało docnije, kad se popa
beSe poćeo spremati. da legnę, zakuca opet nego na vratima! Śta će
sad popadija od zorta te strpa popa pod krevet. A kad otvori vrata,
prota ćeka. Ona pusti protu unutra i pośle kratkog vremena legnu.
Prota nadiże popadiji nogę pa raSirivSi ih reće: ,Ovako poćinje
służba!'
i poće govoriti: »Blagoslovi vladikol' Ćim je prota ovo izgovorio a
popa ispod kreveta produit: .Blagosloveno carstvo oca i sina і svja-
toga duha!' — JoS popa nije ovo ni dovrSio a prota pobego na vrata.
Taman je popa ovu rećenicu dovrSio і izvukao se ispod kreveta a
gjakon iz Sifonjera nastavlja: ,Ninje i prisno і vo yjeki vjekov!'
Popa
cuvSi, da ovde ima joS neko osim njega, strugne za protom na vrata
a popadija pusti gjakona iż Sifonjera і s njim se izjebe.
Erzählt von einem Soldaten aus Negotin. Seiner Angabe nach
hat sich diese Begebenheit jetzt vor dreißig Jahren in Belgrad zuge-
tragen, in Wahrheit war diese Geschichte schon vor Jahrhunderten im
Abendlande bekannt.
Drei Geistliche.
Eine Popin verblieb als Witib mit vier unmündigen Kindern und
weil zu Belgrad eine genug große Teuerung herrscht, sie aber zu arm
war, um die Kinder großziehen zu können, so ergab sie sich einem
liederlichen Lebenswandel. Da es nun aber in Belgrad auch genug
verwitweter geistlicher Persönlichkeiten gibt, so hub sie
Liebschaften
zu fuhren an und ließ sich zunächst mit einem Diakonus ein, hernach
Зіб Südslavische Volksüberlieferungen.
і) Der Geistliche, einfach für den Popen in Amt und Würden.
auch mit einem Geistlichen *), doch diese zwei genügten ihr
nicht
und so verbandelte sie sich noch mit einem dritten, einem Proto-
presbyter,
Eines Abends stellte sich etwas zeitiger der Diakonus bei ihr
ein.
Und just als sie sich zum Niederlegen anschickten, pochte irgend
jemand
an der Tür an. Was soll die Popin in ihrer Bedrängnis schnell an-
fangen? Sie versteckt den Diakonus im Chiffoneur. Als sie die Türe
öffnete, da war es der Pope, der vor der Tür wartete. Die Popin ließ
ihn eintreten und etwas später, als es sich der Pope bequem zu
machen
anfing, um sich niederzulegen, klopfte wieder jemand an der Tür an.
Was beginnt die Popin nun in ihrer Bestürzung, sie stopft den Popen
unter das Bett hinunter. Als sie die Türe aufschloß, harrte der
Proto-
presbyter davor. Sie ließ den Protopresbyter eintreten, und nach
kurzer Zeit legten sie sich nieder. Der Protopresbyter erhob der
Popin
die Beine und sie ausbreitend sagte er: ,So beginnt der DienstV
und
begann zu sprechen: »Erteil deinen Segen, о Vladika I'— Kaum hatte
der Protopresbyter dies ausgesprochen, setzte der Pope unter dem
Bette fort: ,Gesegnet sei das Reich des Vaters und des Sohnes und
des Heiligen Geistes I'... Noch hatte der Pope damit nicht geendigt,
entfloh schon der Protopresbyter zur Tür hinaus. Eben war der Pope
mit diesem Spruch zu Ende gekommen und unter dem Bette hervor-
gekrochen, als der Diakonus aus dem Chiffoneur die Rede fortsetzte:
Jetzund und fortweg und in alle Ewigkeiten!' Als der Pope vernahm,
daß außer ihm noch wer da sei, gab er Fersengeld hinterdrein dem
Protopresbyter nach zur Tür hinaus, die Popin aber ließ den Diakonus
aus dem Chiffoneur frei und vögelte sich mit ihm aus.
411. Iznosite sandukl
Bila u jednom sela mlada i lepa ali veoma śarena źena. Progje
jedno veće pop pa je upita, da li bi mogao, da svrati. Ona ga pusti
ali tek Sto je on povräio posla, kad naigje neki vojnik, koji je
svake
noći dolazio te ti ona strpa popa u jedan sanduk pa poće s vojnikom
ono isto, śto je već ućinila s popom. Tek Śto je s vojnikom jednom
svrsila, kad eto ti nekog trećeg zakuca na prozoru. Ona je znała ko
je te mu odgovori polako, da ga ne może pustiti, jer joj je, veli,
dośao brat.
— ,Daj bar, da te poljubim jednom', reće ovaj s polja, ,pa da
idem!*
Südslavische Volksüberlieferungen
Ona se zagrte і kako je bio mrak poturi onome strażnjicu te je
onaj poće cmakati, ali ubrzo vide, da je prevaren pa otrća kuci,
ugreje żarać i vrativ se zatrażi, da je joS jednom poljubi.
Megjutim je ona već bila isprićala vojniku, kako je onoga
preva-
rila te vojnik sada zażeli, da onaj s polja poljubi i njega u
strażnjicu.
Smakne gaće i natrgji se, ali mu onaj brat s polja gurnu usijan uża-
rać u strażnjicu te vojnik odlete s prozora і viknu: ,vatra!'
Kad pop ću, da je vatra, spopade ga samrtni strah, da ne
izgori
te poće zapomagati і vikati:
Jznosite sanduk! Iznosite sanduk!'
Aus Serbien.
Schafft die Kiste hinaus I
Es lebte mal in einem Dorfe ein junges und schönes Weib, doch
war es von höchst scheckigem Lebenswandel. Eines Abends ging
der Pope vorüber und fragte sie, ob er einkehren dürfte. Sie ließ
ihn
ein, doch kaum hatte er das Geschäft zu Ende gefuhrt, als sich ein
Soldat einstellte, der allnächtlich zu kommen pflegte und sie
stopfte
dir den Popen in aller Eile in eine Kiste hinein und begann mit dem
Soldaten dasselbe Spiel, das sie schon mit dem Popen getrieben.
Eben hatte sie es mit dem Soldaten einmal abgemacht als da auf
einmal ein Dritter an die Fensterscheibe anpochte. Sie wußte, wer
das
ist und antwortete ihm leise, sie könne ihn nicht einlassen, weil
ihr,
sagt sie, der Bruder zu Besuch eingetroffen wäre.
— ,So laß mich dir wenigstens einmal einen Kuß geben', sagte
jener von draußen, ,und dann gehe ich!'
Sie schürzte sich die Röcke auf und wie es so finster war,
steckte
sie jenem den Hinteren hinaus und der fing an, ihn abzuschmatzen,
doch raschestens merkte er, daß er betrogen worden, rannte heim,
erhitzte das Schüreisen, kehrte wieder zurück und ersuchte sie, ihm
noch einen Kuß zu erlauben.
Inzwischen hatte sie bereits dem Soldaten brühwarm erzählt,
wie
sie jenen gefoppt und den Soldaten überkam der Wunsch, daß jetzt
der draußen auch ihn in den Hintern küssen soll. Er streifte die
Hosen herab und schob den Arsch hinaus, doch jener Bruder von
außen fuhr ihm mit dem glühendheißen Feuerstierer ins Arsch-
loch hinein. Der Soldat flog vom Fenster herab und schrie auf:
.Feuer 1'
Als der Pope hörte, ein Feuer wäre ausgebrochen, befiel ihn
tot-
3'8
SfldsUyische Volksüberlieferungen.
licher Schreck uud damit er nicht verbrenne, hub er Hilferufe
und
ein Geschrei auszustoßen an:
— .Schafft die Kiste hinaus! Schafft die Kiste hinaus!'
412- Dobro je і ovako a dobro je і onako !
Bili pop i popadija. Oboje mladi i lepi a oboje su voleli, da
za-
grizu mało zabranjnog ploda. Jednog dana vigje pop jednog glupa-
vog mladog coveka, koji je imao veoma lepu zenu i pogodi ga za
momka, raćuneći, da će tako najlakśe ulućati priliku, da mu obljubi
zenu.
I zaista jednoga dana saleti pop sluginu zenu u ambaru i
izvrsi
śta je hteo. Pa kako mu se i na tom poslu veoma dopala a u isto
vreme, da bi je zaćutkao, on joj tutne dukat u Saka
Ona, tako ista glupava kao i muź joj, da muźu dukat i każe,
kako
ga je dobiła.
Momak uze dukat pa ga prevrtaSe po dianu i zagłedaSe pa tako
idući po avliji poće govoriti kao sam. za sebe ali prilićno glasno:
— ,Ovo je dobro, ali ono drugo ne valjal Ovo je dobro,
ali ono
drugo ne valjal' —
Ćuje to popadija sa doksata pa ga zovne sebi i upita ga, Sta
znaći
to Sto govori.
— ,Pa ja ko velim4, rece sługa, ,dobro je,
Sto je pop dao mojoj
żeni dukat, ali opet nije dobro, Sto je jebo!' —
Vide popadija, Sto je pop uradio pa se reSi, da mu se osveti a
to odmah.
Zovnu momka u sobu i naredi mu, sta ima da radl Momak
misleći valjda, da je i to uSlo u pogodbu te svrSi posła s popadijom
a ona njemu dukat u saku.
Sigje momak u avliju pa opet poće po njoj da Seta i da prevrce
oba dukata govoreci:
— .Dobro je i ovako a dobro je i onako 1'
Naigje od nekud pop pa ćujući, Sta sługa govori i videci da
ovaj
prevrce po rukama dva dukata, upita ga, Sta znaće njegove reći i
otkud mu dukati.
— ,Pa eto', odgovori sługa, ,ti si jebo moju zenu І dao
joj dukat
a ja jebo tvoju popadiju i ona mi dala dukat. Kako god uzmem,
vidim, da je dobro i ovako a da je dobro i onako!' —
— ,Vala pravo i veliS!' reće pop; otpusti slugu, jer
vide, da mu
je te Sko bilo na taj naćin podmirivati dva troSka.
Aus Serbien.
Südslayische Volksüberlieferungen
Gut is's auch auf diese, aber auch auf jene Weise, ist's gut!
Es lebten 'mal ein Pope und eine Popin. Beide waren jung und
schön, doch beide liebten es, ein wenig in verbotene Frucht hinein-
zubeißen. Eines Tages sah der Pope einen trottelhaften, jungen
Menschen, der eine sehr schöne Frau hatte und dang ihn zum Haus-
knecht auf, indem er darauf rechnete, auf diese Weise am aller-
leichtesten eine Gelegenheit zu erlauern, um dessen Weibes in Liebe
zu genießen.
Und wirklich, eines Tages überfiel der Pope des Dieners Weib
im Fruchtspeicher und vollführte, was ihm behagte. Und wie sie ihm
so auch bei diesem Werke ausnehmend gefiel, zugleich aber, um sie
zum Schweigen zu verhalten, drückte er ihr wortlos einen Dukaten in
die Hand,
Das Weib, ebenso ein Kretin wie ihr Ehegespons, übergab ihm
den Dukaten und sagte ihm, wie sie ihn erworben habe.
Der Hausknecht nahm den Dukaten, drehte ihn auf der Hand-
fläche hin und her und beschaute ihn aufmerksam, und während er
dabei im Hofraume auf- und abging, begann er gleichsam im Selbst-
gespräch, doch ziemlich laut zu reden:
— .Dies da ist gut, doch jenes andere taugt nicht! Dies
ist gut,
doch jenes andere taugt nicht!' —
Die Popin vernahm dies von der Altane, rief ihn zu sich und
befragte ihn, was seine Reden zu bedeuten hätten.
— ,Na, ich red' nur so', sagte der Diener, ,gut ist's,
daß der Pope
meinem Weibe einen Dukaten gegeben, doch es ist wieder nicht gut,
daß er sie gevögelt hat!' —
Die Popin sah, was der Pope getan und beschloß, sich an ihm
zu rächen und zwar sogleich. Sie rief den Knecht in die Stube hinein
und ordnete an, was er zu tun habe. Der Bursche dacftte vermutlich,
daß auch diese Leistung im Vertrag mit inbegriffen sei und erledigte
das Geschäft mit der Popin, sie aber steckte ihm einen Dukaten in
die Hand.
Der Knecht stieg in den Hof hinab und begann wieder auf- und
abzuwandeln und nun beide Dukaten hin- und herzudrehen, indem er
dazu sprach: ,Gut ist's auch auf diese, aber auch auf jene Weise
ist's gut!'
Von irgendwo kam der Pope daher, und als er den Diener so
reden hörte und ihn in den Händen zwei Dukaten wenden sah, fragte
er ihn um die Bedeutung seiner Worte und woher er die zwei Du-
katen hätte.
320
Südslavische Volksüberlieferungen
,Nun einfach daher1, antwortete der Diener, ,Du
hast doch
mein Weib gevögelt und ihr einen Dukaten gegeben und ich habe
Deine Popin gevögelt und sie hat mir einen Dukaten gegeben. Wie
immer ich die Sache auffasse, merke ich, dass es auch auf diese
Weise
gut ist, aber daß es auch auf jene Weise gut ist!' —
— ,Beim Allah, Du redest wohl richtig!' sagte der Pope und
ent-
ließ den Diener, weil er die Einsicht gewann, daß es ihm auf die
Dauer schwer fiele, auf diese Art zweierlei Auslagen zu decken.
413. VlaSki pop i rçjegova kuharica.
Bio vlaSki pop, imao popadiju і dvoje djece ali i lijepu
kuharicu
te je svakom zgodom tento cnru, da mu dade jebaL Cura jer je imala
dragog ne htjede se podati, ali da se osveti popu, obeća mu, da će
dati і to u jedan svetac. Pop stoga pred jedan svetac pozove jednog
kalugjera, da nek dogje on mjesto njega na taj dan misu slużiti, jer
on sam ne może, jer je bolestan.
Kalugjer je dośao a pop se veselio, da će imati priliku sam
ostati
s kuharicom u kuci.
Na dan sveca bilo doślo mnogo svijeta sa svih strana. Kalugjer
sluźio misu a popadija sa djecom bila kod mise a pop jer se prićinio
bolestnim ostao kod kuce. Dok su svi bili u crkvi otiśla kuharica u
svoju sobu a pop za njom, nu ona je iśla naprijed te kad je i pop
tio ući, otisne ga one natrag te mu samo priŚćune bradu u vrata i
zakljuća. Tako se pop niti ganuti nije mogao. Sad preda djevojka
kroz prozor sve svoje stvari svom dragom te i sama skoći iz sobe.
Ali, da se posve osveti otigje opet u kucu te priśćunjenog popa
skinę
do gola, namaźe ga slanim napojem te pospe posijom. Kad je to sve
ućinila, dovede tele iz stale i privede ga do posutoga popa. Tele
dakako poće 'popa lizati i tako liźuć dovati mu i kurca te misleć da
je kravja sisa poće sisati. Megjutim je kuharica sa svojim dragim
pobjegla.
U to vrijeme dovrsila se misa te popadija sa djecom poślą
preko
dvoriSta kuci. Djeca trćala naprijed i tako spaziśe prvi оса te
poćeśe
vikati: ,Majko, hodi, źuri se, evo tata se je otelio kao i naśa
bjelava
Već tele sisal' — Kad to opazi pośa, saznala je, śto je pop htjeo і
da
je to kuharice masło. Sto je dalje bilo ne znam, samo tolko jest
istina,
da si je pop dobro zapamtio taj svetac.
Erzählt von einem chrowotischen Landwirt zu Vukovar in Sir-
mien.
Südslavische Volksüberliefeningen. 321
Krause, Anthropophyteia. II.
21
Der serbische Pfarrer und seine Köchin.
Es war einmal ein serbischer Pope, der hatte eine Popin und.
zwei
Kinder, doch auch eine schöne Köchin, und bei jeder Gelegenheit
plagte er das Mädchen, sie solle ihn sie vögeln lassen. Die. Magd
wollte sich ihm nicht ergeben, weil sie einen Liebsten besaß, doch,
um sich am Popen zu rächen, versprach sie ihm Gewährung und zwar
an einem Feiertag. Darum berief der Pope vor einem Heiligenfesttag
einen Mönch, der soll an diesem Tag an seiner Statt kommen, um
die Messe zu lesen, denn er selber könne nicht, weil er krank wäre.
Der Mönch kam, der Pope aber freute sich, weil er Gelegenheit haben
wird, allein mit der Köchin im Hause zu verbleiben^
Am Heiligentag stellte sich eine Menge Volkes von allen Seiten
ein. Der Mönch zelebrierte die Messe und die Popin mit den Kindern
war beim Gottesdienst zugegen, der Pope aber, der sich krank
gestellt,
blieb daheim. Während sie alle in der Kirche waren, begab sich die
Köchin in ihr Zimmer, der Pope ihr nach, doch sie schritt voran und
als der Pope eintreten wollte, stieß sie ihn zurück und klemmte ihm
blos den Bart ein und sperrte die Tür ab. So konnte sich der Pope
nicht einmal von der Stelle rühren. Nun übergab das Mädchen zum
Fenster alle ihre Siebensachen ihrem Liebsten und sprang auch selber
aus dem Zimmer hinaus. Um sich jedoch vollends zu rächen, kehrte
sie wieder ins Haus zurück, zog den eingezwickten Popen ganz nackt
aus, schmierte ihn mit salzigem Viehtrank ein und bestreute ihn mit
Kleien. Nachdem sie dies alles getan, brachte sie das Kalb herbei
und führte es zu dem bestreuten Popen hin. Selbstverständlich be-
gann das Kalb den Popen zu lecken und indem es ihn so beleckte,
erwischte es auch seinen Zumpt und weil es glaubte, es wäre ein
Kuheuter, fing es daran zu saugen an. Inzwischen brannte die Köchin
mit ihrem Liebsten durch.
Um die Zeit war die Messe zu Ende und die Popin begab sich
mit den Kindern über den Hofraum nach Hause. Die Kinder rannten
voraus und gewahrten so die ersten den Vater und hüben ein Ge-
schrei an: »Mutter, komm, tummel dich, da hat Papa gekalbt wie
unsere
Weißerin. Das Kalb saugt schon Iі — Als dies die Popin
bemerkte,
wußte sie, was der Pope gewollt und daß ihm dies die Köchin ein-
geschmalzen. Was weiter geschehen, weiß ich nicht, nur soviel ist
wahr, daß sich der Pope diesen Heiligentag wohl gemerkt hat
322
Südslavische VolksÜberUeferungen
414. Żene naplatile popa jepca.
Jednom izjebo pop na prevaru jednu snaśu. Snaśa da mu se
osveti dogovori se sa jednom svojom drugom da prevare popa. Jedna"
otigje popu gore a druga će sa sokaka zvati popa. Popov prozor se
dizao samo na jedno okno u ramama gore. Kad je ona izvana popa
stalą zvati. pop turi glavu kroz okno a ona śto je bila u sobi
spusti
prozorćić na popov vrat i tako uhvati popa u procjep. Sad priskoći
żena, koja je bila vani, u popo vu śtalu, pograbi tele te ś njim u
po-
povu sobu, namjesti popov kurac u teleta gubicu pa bjeżl
Tele valjda mislilo da vidi sisu pa poće sisati i popa njuŚkom
u
dupe gurati, da su popu sve varnice pred oćima sjevale. Jadan pop
se uzvika: ,Zapomagaj!' — Ljudi skoćiśe iz kuca te pitaśe popa, ta
śta mu je. Pop ne znajuć da ga tele gura krići: ,Ama dragi krśćani,
eto me vrag jebe!' — Kad ljudi sa vilama i sjekirama u sobu, nagjośe
popovu guzicu svu usranu a sva mu muda i kurac izivakan.
Erzählt von einem chrowotischen Juristen in Brod a. d. Save in
Slavonien.
Frauen zahlten es einem hurerischen Pfarrer heim.
Einmal vögelte durch listigen Trug ein Pfarrer eine Söhnerin
aus.
Um sich an ihm zu rächen, verabredete die Söhnerin mit einer ihrer
Gefährtinnen, den Pfarrer zu überlisten. Die eine begab sich zum
Pfarrer hinauf, die andere übernahm es, den Pfarrer von der Gasse
aus anzurufen. Des Pfarrers Fenster war einscheibig im Rahmen auf-
zuziehen. Als die von draußen den Pfarrer zu rufen anhub, steckte
er den Kopf durch die Fensteröffnung hinaus, das Weib aber, das in
der Stube war, ließ den Schieber auf des Pfarrers Hals herabfallen
und fing also den Pfarrer im Kloben ein. Nun sprang das Weib, das
draußen war, in des Pfarrers Stall hinein, packte das Kalb zusammen,
lief damit schnell in des Pfarrers Stube hinein, brachte des
Pfarrers
Zumpt in der Schnauze des Kalbes unter und lief rasch davon.
Das Kalb hat wahrscheinlich geglaubt, es sähe den Euter und
begann zu saugen und den Pfarrer mit den Nüstern ins Arschloch
zu Stößern, so daß dem Pfarrer Feuerfunken vor den Augen auf-
blitzten. Der leidige Pfarrer schrie auf: ,Hilfe! Hilfe!' — Die
Leute
sprangen aus den Häusern heraus und fragten den Pfarrer, was ihm
fehle. Der Pfarrer, der nicht weiß, daß ihn das Kalb stößert,
kreischt:
,Aber liebste Christen, da vögelt mich eben der Teufel!' — Als die
Leute mit Heugabeln und Äxten in die Stube eindrangen, fanden sie
Südslavische Volksüberlieferungen.
З23
des Pfarrers Arsch ganz beschissen und seine ganzen Hoden und
den
Zumpt zerkäut vor.
415. Pop osta i bez pićke i bez konja.
Bio jedan seljak, koji imagjaSe lepu zenu. Popu tog sela dopade
se żena seljakova i pop pokuSavase sve moguće naćine, ne bi li zenu
za se pridobio. Najposle dosadi żeni popovo saletanje i ona poveri
svome muźu nameru popovu. Seljak kad ću ovo stade razmiśljati,
śta da radi sa popom i kako da mu se osveti. Najposle on dozva
svoju zenu і dogovori se s njom. da idućeg praznika kad pop na
konju pogje u crkvu i koja beśe u drugom selu, pogju i njih dvoje
ali tako, da seljak ide napred, seljanka mało dalje za njim i da
oćekuju
popa pa kad ovaj prigje, onda da se seljak skłoni u śumu a pop da
se pridruźi seljanki. Seljanka bi se pravila da pristaje da ju pop
jebe
i uvela bi popa u suma a pop bi konja vezao kraj puta. Tada bi
seljak izaśao iz svoga zaklona, odvezao konja i pobegao.
Tako i ućiniśe i kad se pop idućeg praznika pojavi na konju
sakri se seljak u śumu a pop dotera konja bliźe seljanki i stade ju
moliti da mu da. Ova se s poćetka branjaśe ali najposle ućini se
kao da pristaje a pop sigje s konja, veza ga ukraj puta i ugje sa
seljankom u guśćar. Seljanka leże, diźe nogę i pop izvadi kurac.
Ali u tom trenutku uzviknu seljanka: Jao pope, koliki jel erven,
erven
pa debel, u sredini uboden i tvoj konj odveden!* Kad ovo pop ću
povika: ,Vaistinul* i pojuri za konjem ali seljak beśe već davno sa
popovim konjem uvatio put. Tada se seljanka vrati kuci, seljak proda
konja a pop osta i bez pićke i bez konja.
Aus dem Dorfe Kulin im Krusevacer Kreise im Morava-Bezirk,
Serbien. — Von einem Bauern erzählt
Wie ein Pope ohne Voz und ohne Ross geblieben.
Es war einmal ein Bauer, der hatte eine schöne Frau. Dem Popen
dieses Dorfes gefiel das Weib des Bauern und er versuchte es
auf alle
mögliche Art und Weise, ob er nicht das Weib herumkriegen
könnte.
Endlich ward das Weib der Zudringlichkeiten des Popen
überdrüßig
und sie vertraute ihrem Gatten die Absicht des Popen an. Als
der
Bauer davon vernahm, begann er nachzusinnen, was er mit dem
Popen
anfangen und wie er sich an ihm rächen soll. Zuletzt rief er
sein
Weib herbei und verabredete mit ihr, am nächsten Festtag, wann
der
Pope zu Roß zur Kirche hinreitet, die im anderen Dorfe stand,
sich
auch hinzubegeben, jedoch so, daß der Bauer vorangehe, die
Bäuerin
etwas weiter hinter ihm und daß sie so den Popen abwarten und
wie
21*
324
Südslavische Volksüberlieferungen.
sich der nähern werde, wolle er, der Bauer, sich im Wald
verbergen,
der Pope aber soll sich der Bäuerin zugesellen. Sie. die Bäuerin
habe
sich einverstanden zu stellen, daß der Pope sie vögle und den Popen
tiefer in den Wald hineinzufuhren, der Pope aber würde sein Roß am
Wegrain binden. Dann würde der Bauer aus seinem Versteck her-
vorkommen, das Pferd losbinden und flüchten.
Also taten sie denn auch und als sich am nächsten Feiertage
der
Pope zu Pferde zeigte, versteckte sich der Bauer im Walde, der Pope
ritt näher zur Bäuerin und begann sie zu bitten, sie möge ihm ge-
währen. Anfangs wehrte sie sich, doch schließlich tat sie, als ob
sie
einwilligte, worauf der Pope vom Roß abstieg, es am Wegrain an
einen Baum anband und sich mit der Bäuerin im Dickicht verlor.
Die Bäuerin legte sich nieder, hob die Beine empor und der Pope zog
seinen Zumpt heraus. Doch in diesem Augenblicke rief die Bäuerin
plötzlich aus: ,0 wehe, Pope, wie groß er ist! So rot, so rot
und
dick dazu, in der Mitte hat er einen Stich und dein Roß mit einem
Fremden entwich!' — Als der Pope dies vernahm, schrie er auf: ,In
Wahrhaftigkeit l' und rannte schleunig dem Rosse nach, doch der
Bauer hatte mit des Popen Roß bereits einen Vorsprung gewonnen.
Da kehrte die Bäuerin heim, der Bauer verkaufte das Roß und der
Pope ist sowohl ohne Voz als auch ohne Roß geblieben.
416. Popovo stradanje.
Jedan siromah covek imagjase vrlo lepu zenu a pri tom mladu
pa gojaznu, da nema toga, koji se ne bi reśio, da joj da grdno
imanje
samo za jedno jebanje. Nu ona nikako ne htede biti neverna svome
mużu a nisu niśta imali osim dva mala teleta i to ih zimi drżahu u
svojoj sobi.
Jednom pop zatekne samu mladu ovu zenu pa je okupi, pośto
poto da je jebe. Ona ga odbijaśe, vrdase, odgagjaśe pa najposle
reće:
,Daj mi dvadeset dukata da mogu sebe Stogod da koristim pa da ti
ućinim!' — Pop i ako je bio tvrdica kao i svaki pop, to je Ірак
jedva
doćekao pa izvadi dvadeset żutih dukata i dade joj pa reće: ,Di
ćemo?'
A ona ga poplaśi te ovde te onde pa reće: ,Eto moj muz ide, nego
da dogjeś do veće. On će biti u kavani pa barem siatko da se izje-
bemo na tenane i to u krevet ko śto trebal'
Pop vide da ne może pa morade da pristane za dovece. Śta će?
Pare je dao pa je zapita: ,Kato, duśe ti tvoje, oće li biti bar
dovece
sigurno, da ne dolazim dżabe?' — Ona mu se zakle, da će sigurno
biti pa pripremi muza u. veće pod krevet a pop dogje żeljan pun
Südslavische Volksüberlieferungen.
З25
svoje strasti za debelom i oblom i belom Katom. Pa je stade
stezati
za ruke. Ona će tek reći: ,Pope, pope, lupnu neśto na vrataI Tek
sakri se ovde kod furune, da vidim, da 1 ne ide slućajno moj covek
pa da te sklonim, jer bi te on ubio, da te zatekne!'
Pop posluśa. Ona ga sakri iza furune, dok ona ne zakljuća sva
vrata i muz ustade pa upali sveću pa poće tući popa i uzduź i po-
preko, tako da mu je sva rebra isprebijao i śćaśe, da ga obrije i
ośiśa, ali ovaj, da to ne bi ućinio, da ga obruka, da mu priznanicu
na dvesto dukata i da ne će nikom kazati. I tako sutra dan isplati
mu pop sve i nikako se vise nije setio, da se skita.
Aus Serbien.
Eines Popen Gefährden.
Ein armer Mann besaß ein sehr schönes Weib, das war zudem
jung und üppig, so daß es keinen gäbe, der sich nicht entschlösse,
ihr nur für ein einmaliges Vögeln ein riesiges Vermögen zu schenken.
Sie jedoch mochte um keinen Preis ihrem Ehegemahl ungetreu werden,
aber sie besaßen nichts außer zwei kleine Kälber und waren genötigt,
sie zur Winterzeit in ihrer Wohnstube zu halten.
Einmal traf der Pope von ungefähr diese junge Frau allein an
und bestürmte sie, um sie, koste es, was immer, zu vögeln. Sie wies
ihn ab, brachte Ausflüchte vor, vertröstete ihn auf ein andermal und
schließlich sagte sie: ,Gib du mir zwanzig Dukaten, damit ich davon
irgendwelchen Nutzen ziehe und dann mag es hingehen!' — Und
wenn der Pope auch ein Geizkragen war, wie jeder Pope, so konnte
er es kaum erwarten, zog zwanzig gelber Dukaten heraus und gab sie
ihr mit den Worten: ,Wo tun wir es?' — Sie aber erschreckte ihn
und da und dort (werden sie es besorgen) und sagte: ,Sieh, da kommt
mein Mann, sondern komm du lieber gegen Abend, damit wir uns
doch wenigstens süß mit Muße ausvögeln und dazu im Bette, wie es
sich gehört!'
Der Pope merkte, er komme nicht ans Ziel und mußte auf den
Aufschub bis zum Abend einwilligen. Was soll er tun? Das Geld
hat er gegeben und nun fragte er noch: ,Kätchen, bei deinem Seelen-
heil, wird es zumindest am Abend sicher sein, damit ich mich nicht
umsonst herbemühe?' — Sie schwur ihm einen Eid, daß es sicher sein
werde und ließ ihren Gatten gegen Abend unters Bett auf der Lauer
sein, der Pope aber kam begierig, erfüllt von seiner sinnlichen
Leiden-
schaft für die dicke, rundliche, weißschimmernde Käte. Er fing ihr
die Hände zu pressen an. Auf einmal sagte sie: ,Pope, Pope, etwas
326 Südslavische Volksüberlieferungen.
klopfte an der Türe. Verbirg dich auf eine Minute hier beim
Ofen,
damit ich nachschaue, ob nicht zufällig mein Mann dahergestiegen
kommt, und ich dich verstecke, denn träfe er dich an, würde er dich
umbringen Iі
Der Pope gehorchte. Sie versteckte ihn hinter dem Ofen. In-
zwischen sperrte sie alle Türen ab und der Ehegatte kroch hervor,
zündete eine Kerze an und hub auf den Popen der Länge und der
Quere nach dreinzuhauen, so daß er ihm alle Rippen zerbrach, ja,
er wollte ihn sogar rasieren und scheeren, doch damit dies unter-
bleiben und er ihn nicht dem Skandal aussetzen soll, stellte ihm der
Pope einen Wechsel auf zweihundert Dukaten aus und erkaufte sich
so das Stillschweigen. Und so zahlte ihm der Pope am morgigen
Tage alles aus und niemals fiel es ihm mehr ein, umherzuschwärmen.
Anmerkung. Unter den Serben braucht ein Pope noch weniger
als bei uns ein katholischer Pfarrer eine Angst vor einem Skandal zu
haben, wenn man ihn beim Ehebruch ertappt. Eine bloße Anzeige
bei der Behörde genügt, um Erpresser, Mann und Weib, in einem
solchen Falle auf sichere zwanzig Jahre Kerkers in einer sumpfigen
Donaufestung zu bringen. Im übrigen beträgt die landübliche Taxe
keine zwanzig Dukaten, sondern einen Denar (Franc) fur ein Beilager,
Geistliche aber bezahlen nur mit Bons auf das Jenseits.
417. Der Pope im Krautbottich.
Der Bauer Joco hatte sich aus dem zehnten Dorfe eine Frau ge-
holt. Abends mußte sie als Wirtschafterin zur Quelle außerhalb des
Dorfes mit dem Kruge Trinkwasser holen gehen. Der Weg führt sie
am Pfarrhaus vorüber. Jedesmal steht schon der Pope vor dem Hause,
schaut sie lüstern an, wälzt die Augen und spricht voll Salbung:
— ,Gelobt sei ER! Guten Abend ssündige Sseele! (grisna
duso!)' —
— ,Des walte Gott, ehrwürdiger Vater!'
— ,0 du ssündige Sseele, was hast du fur dralle Beinchen!'
Errötend enteilt Jocos Frau. So geht es Tag fur Tag, bis ihr
das Gespräch lästig wird. Auch fürchtet sie den Zorn der
Popin, die
eifersüchtig ist und ein gar böses Maul hat Darum spricht sie ein-
mal mittags zu ihrem Joco:
— »Lieber Mann, ich gehe nicht mehr zur Quelle!'
— »Zerplatz! warum denn nicht?' —
— ,Weil mir der Pope jedesmal aufpaßt und sagt, was ich
für
dralle Beinchen habe!'
Südslavische Volksüberlieferungen.
З27
— .Sagt er das? Und was sagst du?' —
— ,Ich sag nichts und lauf immer davon''
— /Weil du ein Kalb bist!'
— ,So, ein Kalb bin ich? Was soll ich ihm denn
erwidern, du
Jammermensch?' —
— .Wenn er sagt .Was hast du für dralle Beinchen!' so
erwiderst
du: Диґ deine Schultern sollen sie zu liegen kommen!' und bestellst
ihn fur heut Abend her. Ich werde weggehen und wieder kommen.
Du aber versteckst ihn im Krautfaß!'
In der Küche stand ein Bottich in Mannhöhe und voll
übelriechen-
der Jauche; denn es war im Sommer und das Kraut, so noch übrig
geblieben in Fäulnis übergegangen. Das Wasser hatte Joco vor einer
Woche hineingeschüttet, um den Bottich später auszuschwemmen.
Nahm Joco nachmittags die Flinte und zog zum Dorf hinaus am
Pfarrhof vorbei. Der Pope sah ihn und kam ihm entgegen.
— .Wohin des Weges, so Gott will, о du teuerster und
liebster
Joco?'
— Jagen gehe ich Hasen!'
— /Teuerster und liebster Joco, wie lang bleibst du
aus?' —
— .Komme vor drei Tagen schwerlich heim. Mit Gott!'
— ,In Gesundheit mit Gott, о du guter Mann!'
Bald darauf kam den Krug in der Hand Jocos Frau daher.
— ,Guten Tag, ssündige Sseele! Ei, was hast du fur
ssöne, dralle
Beinchen!' —
— ,Auf deinen Schultern sollen sie liegen, ehrwürdiger
Mann!'
— ,Wann, wann denn, ssündige Sseele?'
— ,Noch heute Abend. Komm zu mir. Joco ist fort, ich
bin allein'.
Und schon lief sie weiter. Der Pope zog seine beste Festtag-
kutte an und sagte zu seiner darüber verwunderten Frau:
— ,Muß eine ssündige Sseele in Beichte nehmen. Sstarke
und
sswere Ssünden muß diesse ssündige Sseele büßen!'
— ,Mann, wann kehrst du wieder heim?'
— ,Vor Morgenaufgang gewiß nicht. Lange Wege vom Laster
zur Reue. Der versstockte Ssünder ssucht sie selber nicht auf!'
— ,Mit Gott! Geh mit Gesundheit!'
— .Bleib mir in Frieden, о du mein häusliches Labsal!
Und er kam zur Jocin und wollte mit ihr gleich das Bauchspiel
und Rückendrückdich und Beineknicken spielen, doch sagte die junge
Jocin: ,Nein, ehrwürdiger Mann! Vorerst brate ich eine Henne am
Spieße und trinke mit dir aus dem Schlauche Schwarzwein!' Der
328
Südslavische Volksüberlieferungen.
Pope verriegelte indessen die Küchentüre und griff, während
Jocin das
Essen bereitete, ihr fleissig nach dem Kitzler, bis sich auch ihre
Ge-
danken versteiften. Es fing ihr schon an um die Augen schwül zu
werden, denn der Pope war ein gut genährter unterspickter Mann
und das Weib liebt Abwechslung, als plötzlich Joco mit dem Flinten-
kolben auf die Türe losdrosch und schrie: .Aufmachen! Aufmachen!
Ich bins!'
Vor Schreck sank der Pope vom Dreibein um, raffte sich aber
gleich wieder auf und fragte außer sich vor Angst Jocin: ,Wohin
flucht
ich, ssündige Sseele? Dein Mann tötet mich! Kann ich durchs Fenster
hinaus?' — ,Ach nein, das ist für deinen Bauch zu klein und zu
schmal!'
— .Keine andere Ausgangtüre?' — ,0 weh, nein!' — ,Auch keine
Truhe, kein Kasten?' — ,Ach nein, wir sind arme Leute, doch steig
schnell ins Krautfaß hinein!'
Während die Jocin langsam den Riegel zurückschob, schwang
sich der dicke Pope mit Ach und Krach auf den Bottich hinauf und
schwups! plumpste er in die faule, sauere Jauche hinein. Sie reichte
ihm bis zum Kinn, aber er verhielt sich ruhig.
Voll Zorn trat Joco in die Küche ein. Die Frau wollte ihm das
Gewehr abnehmen und ihn in die Stube hineinfuhren. Er stieß sie
zurück. , Ahal' sagte er, ,da schau mal einer her, kaum geht der
Mann
weg, tut sich das Luder gütlich! Braten am Spieß, Wein im Schlauch
da bleiben wir sitzen. Hast wohl einen Hurer erwartet?' —
— ,Bei Gott und meiner Seele nein, ich weiß nicht, was
das ist!'
— ,Nun, nun, nur nicht gleich auffahren!'
— ,Wo warst denn Mann, daß du sobald zurück bist?'
— .Wollte jagen; kaum aber war ich in der Au, kam von
der
Frau unseres Popen ein Bote gerannt und rief mich zu ihr. Weißt,
das Weib ist seit acht Jahren meine Buhlin und als Mädchen hat sie
sich ein Kind, das von meinem Vater war, abgetrieben'.
Der Pope im Krautfaß hört alles mit an und hüpft vor Galle
und Wut
Joco erzählt weiter: ,Nun bin ich ihrer doch überdrüssig. Für
jedesmaliges Durchvögeln bezahlt sie mir blos einen Dukaten. Der
Pope könnte wohl mehr herhalten. Ich bin darüber so zornig, daß
ich meine zwei Kugeln aus der Flinte ins Faß abschießen werde!'
— ,Um Gottes Willen, Joco nicht!'
— ,S Maul halten! Just werd ich den oberen Rand
durchlöchern!'
Der Pope duckte sich rasch nieder und die Jauche schlug über
ihm zusammen. Darauf schoß Joco wieder in den unteren Teil des
Südslavische Volksüberlieferungen.
Fasses und der Pope machte einen Luftsprung, damit ihm die
Kugel
das Bein nicht durchlöchere.
Gegen Mitternacht begab sich Joco mit seiner Frau in die Stube
zur Ruhe. Der Pope half sich mit Müh und Not aus dem Faß her-
aus und rannte heim. Als ihm auf sein Pochen seine Frau öffnete
und sie bei seinem Anblick entsetzt zurücktaumelte; denn die schöne
Kutte war verdorben und im langen Bart hingen Krautfetzen, begütigte
sie der Pope: ,Sei stad, liebe Sseele! Verzeih mir mein Aussehen
und ssweig sstill! Ich vergebe dir dein achtjähriges Hurenleben mit
Joco und auch die Ssünde von wegen der Abtreibung der Leibes-
frucht ! '
Erzählt von einem muslimischen Bauern in Koraj in Bosnien. —
In abgeschwächter Fassung teilte ich die Erzählung im Urquell,
Monat-
schrift f. Volkkunde, Hamburg 1892. B. III. S. 314—316
mit.
418. Vladika і pop.
U jednog popa bila lijepa popadija. Vladici zvrkne oko na nju
pa gdje bi je god sreo samu pozdravio bi je sa: ,Dobro jutro bjelo-
nogal' — Popadiji se to dotużi pa se potużi popu. Pop je bio siromah
i neuk ali pri svemu tome veoma lukav pa namisli oguliti vladiku te
se zdogovori sa popadijom, śto imade raditi.
Kad je vladika pośle toga sreo popadiju i rekao joj: ,Dobro
jutro
bjelonogo!' popadija mu odgovori: ,Bijelile ti se oko
vrata!'—Vladici
to bude drago pa će je upitati: ,A kad bi mogło to biti, draga duso?
— ,Pośalji onog nesretnika u nuriju pa dogji do vecer pa cerno svu
noc se zabavljati!'
Vladika jedva doćeka te naredi popu, da nekakovim preśnim
posłom otide daleko u nuriju, kako se nikako taj dan ne może
vratiti. Pop pośto sve lijepo utanaći sa popadijom ode a vladika
dade popadiji podosta novaca, da pripermi lijepu veceru.
Kad je bilo u vecer dogje vladika pa oćaśe odmah vrh popadije,
ali mu popadija reće: ,Neka, Boga ti, lijepo se raskomodi, svuci
gornje
haljine pa da lijepo zajedno veceramo a imaćemo za to cijelu noc. Ne
će nama niko smetati!'— Vladika ako mu to i ne bijaśe milo pristane
te popadija postavi bogatu sofru.
Taman oni sjeli za veceru a halka na vratima zakuca a zavika
pop: ,Otvori popadija!' — Kad ću vladika popov glas uplaśi se pa će
upitati popadiju: ,Koje to?!' — ,Oni nesretnik zar zaboravio neśtol'
—
Pa kucu ja, ako Boga znaś?' — ,Ulazi u ovaj sandukF — I moj ti se
vladika lijepo uvuce u sanduk a popadija ga zatvori pa ode te otvori
Südslawische Volksüberlieferungen
popu vrata. Kad pop uljeze u sobu і vigje postavljenu bogatu
veceru
razgoropadi se na popadiju. ,Batakćijo jedna! Ovako se zar
buterisaće
kad mené ne ima! Mené oklopio jedan stari dużnik pa ne imam ni
okien para nego moram prodati śto iz kuce pa ne znam śta ću da iz-
vadim tolike pare nego ako bi prodao oni veliki sanduk 1' —
Popadija
ga stade bajage moliti. da ne prodaje sanduka ali se on ne da ni
oso-
liti, nego ćim svanu, natovari sanduk hamalu na vrat pa s njim na
telala,
da ga proda po śto po to. Ćim pop odnese sanduk i u njemu vladiku
na telala, popadija potrći te każe gjakonu vi ad i kinu, da trći pa
da ga
kupi pośto god bilo.
Kad je gjakon dośao u ćarśiju telal je prodavo sanduk i ono
śto
je u njemu samo da niko ne smije otvoriti vi cuci: ,Ko kupi kajaće
se,
ko ne kupi kajaće set' — Dok nije gjakon poćeo nametat ne bijaśe
kupaca, ali kako gjakon stade nametati javi ih se podosta te sanduk
sa sadrzinom istjeraśe na tri sto grosa i kupi ga gjakon te odnese
kuci
i oslobodi vladiku.
Vladika da bi se popu osvetio i znaj ući da ne zna dobro ni
ćitati
naredi mu da u prvu negjelju ćita evangjelija i da ga protumaći
narodu.
Pop se sad nagje na muci ali se opet dosjeti pa kad otvori
evangjelje
stade ćitati: ,Vo vremja ono — imao sam jedan kovceg star. — Nije
mi valjao ni trideset grosa — a prodao sam ga za trista. — Ako me
dalje uzgonite — kazaću, śta bjeśe u njemu!' —
Ćim to ćuje vladika bojeći se grdila zavice: ,Mirsvjem!' Kao
da je
evangelije svrSeno. I pop zaklopi knjigu.
Eto tako je pop nasadio vladiku!
Erzählt von einem Serben aus dem Bezirk von Mostar im Her-
zogtum.
Der Vladika und der Pope.
Ein Pope besaß eine schöne Popin. Der Vladika warf ein Äug-
lein auf sie und wo immer er ihr allein begegnete, pflegte er sie
mit
den Worten zu begrüßen: ,Guten Morgen, weißbeinige!' — Die Popin
wurde dessen überdrüssig und sie beklagte sich darüber beim Popen.
Der Pope war arm und ungebildet, doch bei alledem sehr schlau und
fasste den Plan, den Vladika tüchtig zu schinden und vereinbarte mit
der Popin, was sie zu tun habe.
Als der Vladika darnach der Popin begegnete und ihr sagte:
,Guten Morgen, weißbeinigel' antwortete ihm die Popin: .Mögen sie
dir um den Hals weiß erschimmern l' — Das war dem Vladika gar
lieb zu hören und drum fragte er sie rasch: ,Und wann könnte denn
Südslavische Volksüberlieferungen.
331
<ias sein, teuerste Sseele?' — .Schick jenen
Unglückmenschen in die
Pfarre fort und komm zu Abend und wir werden uns die ganze Nacht
hindurch unterhalten l'
Das war es, was der Vladika heiß ersehnte und er hieß den
Popen
in irgend einer dringenden Angelegenheit weit in den Kirchsprengel
zu gehen, so daß er am selben Tage ganz und gar nicht zurück-
kehren konnte. Nachdem der Pope alles schön mit der Popin fest-
gesetzt, zog er ab, der Vladika aber gab der Popin mehr als genug
Geld, um ein ausgiebiges Nachtmahl vorzubereiten.
Als der Abend herannahte, erschien der Vladika und wollte ohne
weiteres über die Popin, doch sagte sie ihm: ,Laß doch, Gott steh
dir
bei, mach dir es schön kommod, zieh die Oberkleider aus und lass
uns hübsch gemeinsam zu Nacht essen, wir haben ja die ganze Nacht
vor uns. Uns wird niemand behindern!' — Der Vladika willigte ein,
mochte ihm das auch nicht genehm sein, und die Popin setzte den
reichen Tisch auf.
Eben ließen sie sich zum Nachtmahl nieder, als der Türring an
der Tür erscholl und man den Popen schreien vernahm: ,Mach auf,
Popin!' — Als der Vladika des Popen Stimme hörte, erschrak er und
richtete an die Popin die bange Frage: ,Wer ist das?!4 —
Jener Un-
glückmensch hat wohl etwas vergessen!' — ,Und wohin soll ich, wenn
du von Gott zu sagen weißt?' — »Steig in diese Truhe hinein!' — Und
mein Vladika kroch artig in die Truhe hinein, die Popin aber
verschloß
sie und ging hin und öffnete dem Popen die Türe. Als der Pope in
die Stube eintrat, sah er das aufgestellte reichhaltige Nachtmahl
und
geriet in helle Wut gegen die Popin: ,Du Dreckschlampen über ein-
ander! So frönt man der Völlerei, wenn ich nicht da bin! Mich hat
ein alter Gläubiger überfallen und ich habe nicht woher ein Geld und
muß irgend etwas aus dem Hause verkaufen, nur weiß ich nicht was,
um einen solchen Betrag herauszuziehen, außer ich schlage jene große
Truhe los!' — Zum Schein hub ihn die Popin zu bitten an, er möge
die Truhe nicht veräußern, doch er läßt sie nicht mit einem Worte
aufkommen, sondern lud, sobald als es nur tagte, die Truhe einem
Lastträger auf den Hals und gab ihm einen Ausrufer bei, der sie um
jeden Preis losschlagen sollte. Kaum hatte der Pope die Truhe und
<larin den Vladika zur Vergantung fortgeschafft, rannte die Popin
fort
zum Diakonus des Vladika, erzählte ihm vom Sachverhalt, damit er
sich raschestens beeile und die Truhe um jeden Preis erwerbe.
Als der Diakonus auf den Markt kam, bot eben der Ausrufer die
Truhe zugleich mit dem Inhalt darin zum Kauf aus, nur dürfe niemand
ЗЗ2
SüdsUvische Volksüberlieferungen
die Truhe vorher öffnen. Er schrie aus: ,Wer sie kauft, wird
es be-
reuen, wer sie nicht kauft, wird es bereuen;' — Ehe nicht der
Diakonus
zu bieten anhub, fanden sich keine Käufer ein, wie der Diakonus aber
einen Anbot machte, flugs lizitierten ihrer ziemlich viele mit und
sie
trieben die Truhe mit ihrem Inhalt auf dreihundert Groschen hinauf.
Der Diakonus erstand sie, trug sie heim und befreite den Vladika
Um sich an dem Popen zu rächen, ordnete der Vladika, wohl-
wissend, daß der Pope nicht geläufig zu lesen versteht, ihm an, am
nächsten Sonntag das Evangelium zu verlesen und dem Volke zu er-
läutern. Jetzt war der Pope in der Scheißgasse, doch hatte er einen
sinnreichen Einfall und als er das Evangelium aufschlug, hub er zu
lesen an: ,In jenen Tagen — da hatte ich einen Koffer, einen alten.
—
Er taugte mir wohl keine dreißig Groschen — doch verkaufte ich ihn
um ihrer dreihundert — Wofern ihr mich weiter hetzt — werde ich
mitteilen, was sich darin befunden I'
Nicht sobald vernahm dies der Vladika, der vor einer
Öffentlichen
Verhöhnung Angst bekam, als er dreinschrie: .Friede sei allen!' als
ob
das Evangelium zu Ende wäre. Und der Pope klappte das Buch zu.
Also auf diese Weise ist der Vladika dem Popen aufgesessen!
419. Prića o Bjelonogi popinoj.
Bila u selu u popinu ko mś il u ku vrlo lijepa mlada snaśa.
Kao śto
je to na selu obićaj, da mlade snaśe izjutra rano, doklen domaćin
ustane taze vode donese, da se kucani umiju morala je ta snaśa svako
jutro ispred popine kuce na vodu prolaziti, dabome bosa a kao śto
je rosa iii blato podigla bi nogavice, da se ne ukaljaju.
Pop begeniśe snaśu i njezine bijele noge, pa bi svako jutro,
kada
bi ona naiśla, iziśo pred nju pa bi joj reko: *Bozija bila,
bjelonogo, je
si 1 uranila?' To dodije snaśi pa se potużi svome covjeku a on joj
reće: ,Nasamariću ja njega. Kada ti opet reće ,bjelonogo!' a ti mu
reci ,zabjelile ti se oko vrata!' ako reće ,kada?' a ti reci
,većeras!' і
gledaj ga domamiti kućil'
Sjutra u jutru urani snaśa na vodu a popo će preda nju pa će
joj: .Uranila bjelonoga!' a ona će mu: ,ZabjeIile ti se oće oko
vrata!!
a popo radostan prifati: ,A kada?' — Onda ona reće: ,Ako hoćeś do
veće!' — On je upita: ,A gdje će biti onaj Śokac Nikola?* (jer je
snaśa
njezin covjek katolici bili a popo pravoslavni). Ona mu reće, da će
on spavati u odaji a ona u kaci kraj vatre u kuci. Onda će popo
reći: Ja ću doći poslje vecere, nadaj me sel' a ona mu reće: Jok! Ja
ti se ne ću nadati, dok mi ne daś kese s parami!1 — I
onako pipka-
Südslavische Volksüberlieferungen
333
jući ju ugrije se popo, izvadi kesu i u njoj tridest dukata u
zlatu і
dade snaśi. Ona odnese pare i sve każe svome covjeku i däde mu
pare.
U vecer ćoyjek urene u kacu krmaću sa ćetiri male prasadi i
ostavi
od kuce vrata otvorena a zenu zatvori u odaju a on će paziti kad
popo dogje i pripravi batinu. U vecer iza vecere, kad se je sve
usaćilo (umirilo), eto ti popo, otvori polako vrata. Dogje k kaci,
mis-
leći, da u kaci snaśa leźi, odreśi gaće pa će polako zovniti:
,Bjelonogo!'
a krmaća rokne a njemu se ućini, da snaśa progovori i reće: ,odil' —
Ugje u kacu, oćepi ono jedno m la do prase, ono śkikne, krmaća
pomisli,
do joj odnese krme, skoći, podrapa popi gaće i poleti napolje, ali
po-
godi popi izmegju nogu pa ga digne na sebe i izleti pred kucu pa
poleti ovamo onamo a popo okrenio se repu i jaśi na njoj i zapomaże:
,Primi Boże duśu moju a gjavoli neka nose tijelo!' — Covjek izleti
iz
kuce, ośine nekoliko puta popu batinom, on se svali s krmaće i
nekako
ode kuci.
Sjutra dan urani Nikola i naigje sa kolima i śest volova
ispred
kuce popine a popo uzja na konja i hoće na put Nikola mu reće:
,Pomoz Bog, popo!1 a on odvrati: ,Dao Bog dobro, śokće
Nikola!' —
Nikola ga zapita, gdje ide a on reće, da ide u nuriju kupiti bir, da
ga
glava boli. Onda mu Nikola reće: »Valaj, popo, ja znadem travu tro-
listu, od koje odma glava progje. Ako hoćeś, daj mi kamilavku kapu,
da u nju naberem trave pa mętni na glavu i nemoj skidati doklen
kuci ne dogjeś pa ćeś biti sasvim zdrav!' On mu dade kamilavku
kapu. Nikola odnese u obalu, bajagi, da travu trażi. posere se u
kapu,
oblożi travom i nabije popi na glavu. Nikola mu reće, kada kuci
dogje, da sve govori: ,Zna popo, śta je bilo, i śta će biti!'
Popo zadovoljan ode u nuriju a Nikola zavice na volove i reće:
,ća sivonja, milota i garota! Sve śest vas za pićku dao!' — To ćuje
popadija pa će Nikoli: ,A bi li meni dao? Bi li meni dao?' — On
reće da bi i pogodę se. On uvati popovicu, stanę jebavati ali ne
tjedne pozadugo svrsiti. Kad je svrSio jednoć, on odleżi mało na
njoj
pa nastavi opet gurati. Guraj, guraj onako praznim kurcem pa izvuce
kurac i reće, da joj je pizda pregolema pa da nije mogo viditi
posła,
biva svrsiti jebać Onda popovica dade mu snahu govoreci: ,Sve
jedno je to; evo ti snaha, u nje je tjeśnja pizda, u njoj mores
viditi
posiał1 — On uvati popovu snahu, digne nogę pa joj
zaklepa pa
opet nastavi onako praznim kurcom gurati. Popovica radożelna znati,
hoće li moći na snahi svrSiti, dośla pa sve zaviruje. Onda će on
viknuti na popovicu: ,VidiS, da je i u nje prostrana pizdurina.
Ponesi
334
Südslawische Volksüberliefeningen.
mi brie iglu i konca, da polak pizde zaSijem!1 —
Kad je to snaśa
ćula, skoći ispod njega govoreci: Jebo ti pas trag! Ne dam se ja
bosti.
Idi k vragu ti і tvoji Sest voloval1
Kad je popadija vidila, da ne more dobiti volova, reće Nikoli:
,Evo ti moja cerka od Śestnaest godina. U nje beli nije prostrana;
mores viditi posla!' — On uvati popovu ćerku, izjebe ju jednom te
nastavi i drugi put a cura se od veiike radosti i meraka
onesvjestila,
kad joj je drugi put pustio iz kurca siatko. On zovnu popovicu pa
joj reće: ,Evo vidi, cura ti vec zamrla od velikog bola, jer je
odvise
tisna pa joj ne mogu utjerati. Daj ponesi noź, da joj pićku malo
razreźem!' — Kad je to cura ćula, ona skoći i pobjegne govoreci:
.Dźabe vam volovi, ja se ne dam rezati!1
Tako Nikola prevari popadiju, jebe nju, snahu i kćer joj a
volove
odrene kuci. U vece kad je popo kuci dośo, sjedne na krevet i reće:
,Zna popo, śto je bilo i Sto će biti!' a popovica misieći, da on
zbilja
sve zna pa će popi: ,Kog ćeś vraga znati? Nikola reko dati Sest
volova, ko će mu pićke dati. Ja mu dado a on oproba pa veli,
da je prostrana, da nije mogo viditi posła. Ja mu dadem snahu a
on oproba i nju pa veli, da je i u nje prostrana. Hotio, da zaśije,
ona skoćila i pobjegla a ja mu dadem naśu kćerku Dragicu a on okuśa
pa veli, da je pretisna, da nije mogo utjerati pa zaiska noż da
proreźe
a cura se uplaśi pa pobjegne!' — Na oto će cura iza vrata: Jest,
Bognie, nano, ugno ćak do źlićice, ćini mi se, da i sada u meni
stoji.
Koliko je u mené neśta nalio, joś se i sada niz bedre cijedi!'
Kada je to pop ćuo, ljutit reće: Jebem mu oca Sokaćkog, svu mi
je kucu usro, samo mi se nije joś u kapu posro!' Skinę kapu a govna
niz nos i bradu poteku a on će: Jest i u kapu, mater mu njegovul*
Erzählt von einem blinden Bettler namens Pavao bei TeSanj in
Bosnien.
Erzählung von des Popen weissfüssigen Buhlin.
In des Popen Nachbarschaft lebte im Dorfe eine sehr schöne,
junge Söhnerin. Wie es schon auf dem Dorfe Brauch ist, daß eine
junge Söhnerin zeitlich bei Morgenanbruch, bis der Hausvorstand auf-
steht, frisches Wasser holt, damit sich die Hausleute waschen, so
mußte
auch diese Söhnerin all morgendlich vor des Popen Haus vorbei aufs
Wasser gehen, selbstverständlich barfüßig und wie es so tauig oder
kotig zu sein pflegte, hob sie ihre Beinkleider hoch, damit sie sich
nicht beschmutzen.
Der Pope fand an der Söhnerin und ihren weißen Beinen Wohl-
Südslavische Volksüberlieferungen
335
gefallen und pflegte an jedem Morgen, wann sie daher kam, vor
sie
zu treten und ihr zu sagen: ,Gott erleuchte dich, du Weißfößige,
bist
wohl zeitlich früh aufgestanden?' — Dies fiel der Söhnerin lästig
und
sie beschwerte sich darüber zu ihrem Manne, der aber sagte ihr:
,Dem werde ich einen Sattel umschnellenl Wenn er dich wieder ,Du
Weißfößige!' anruft, so erwidere du ihm: ,Sie mögen um deinen Hals
erschimmern!' Falls er fragt: ,Wann?', so sag du ihm: ,Heut zu
Abend!
und schau ihn nach Haus zu uns zu locken!
Am anderen Tag erhob sich die Söhnerin frühzeitig zum Wasser-
gang, der Pope aber erscheint vor ihr und redet sie an: 3ist
zeitlich
aufgestanden, Weißfößige!' sie aber entgegnete ihm: ,Sie mögen dir,
o Vater, um den Hals hell erschimmern I' Der Pope wieder griff die
Rede freudig auf: ,Aber wann?* — Hierauf sagte sie zu ihm: ,Wenn
du magst, am Abend!' — Er fragte sie: ,Wo aber wird jener Über-
läufer Nikolaus weilen? (denn die Söhnerin und ihr Mann waren Katho-
liken, der Pope aber ein Altgläubiger). Sie sagte ihm, er werde in
der
Stube, während sie neben dem Feuer im Bottich in der Küche schlafen
wird. Hierauf versetzte der Pope: ,Ich werde nach dem Nachtmahl
erscheinen, erwarte mich!' sie aber sagte zu ihm: ,Nein! ich werde
dich
nicht erwarten, ehe du mir nicht den Beutel mit dem Geld gibst!' —
Und indem er sie so abgriff, erwärmte sich der Pope, zog den Beutel
heraus und darin dreißig Dukaten in Gold und gab ihn der Söhnerin.
Sie trug das Geld heim, berichtete alles ihrem Manne und übergab ihm
das Geld.
Am Abend schob der Mann in den Bottich die Zuchtsau mit vier
kleinen
Ferkeln und ließ die Küchentür offen, das Weib aber schloß er in die
Stube ein, während er die Ankunft des Popen abwarten wollte und den
Stock hielt er in Bereitschaft. Abends nach dem Nachtmahl, als sich
schon alles zur Ruhe begeben, da kommt dir der Pope, öffnet lang-
sam die Tür, tritt zum Bottich, und im Glauben, im Bottich läge die
Söhnerin drin, löste er die Hosen auf und rief leise aus: ,
Weißfößige l',
worauf das Schwein grunzte, ihm aber schien es, die Söhnerin habe
gesprochen und gesagt: ,Komm!' — Er tritt in den Bottich ein, ver-
letzt eines von den jungen Ferkeln, das quieckte auf, die Sau
vermeinte,
er raube ihr den Rangen, sprang auf, zerfetzte dem Popen die Hosen
und rannte hinaus, traf aber dem Popen zwischen die Beine, erhob ihn
sich auf den Rücken, floh vor's Haus hinaus, lief hierher und
dorthin,
der Pope jedoch kehrte sich zu ihrem Schweif zu, ritt auf ihr dahin
und stieß Hilferufe aus: ,0 Gott, empfange meine Seele, die Teufel
aber mögen den Leib holen!' — Der Mann rannte zum Haus hinaus,
4
Südslavische Volksüberlieferungen.
versetzte mit dem Stock dem Popen einige Hiebe, der purzelt
von
der Sau herab und fand unter Ach und Krach den Weg nach seinem
Hause.
Am anderen Morgen erhob sich Nikola zeitlich morgens und traf
mit dem Wagen und sechs Ochsen vor des Popen Haus an, gerade
als sich der Pope aufs Roß geschwungen, um fortzureiten. Nikola
sagte zu ihm: ,Helfe Gott, Pope!' und der entgegnete: ,Möge Gott
Gutes gewähren, Überläufer Nikola!' — Nikola befragte ihn, wohin er
gehe und der sagte ihm, er ziehe in die Pfarre aus, um seine Frucht-
anteile einzuheben, er habe aber Kopfweh. Hierauf sagte Nikola zu
ihm: .Beim Allah, Pope, ich weiß ein dreiblättrig Kraut, von dem dir
das Kopfweh sofort vergehen wird. Wenn du willst, gib mir deine
Kamelhaarkappe her, damit ich darein Kraut sammle und stülp sie dir
auf den Kopf auf und nimm sie nicht herab, ehe du nicht nach Haus
zurückkehrst, und so wirst du völlig gesund werden!' — Er gab ihm
die Kamelhaarkappe. Nikola trug sie ins Gehege fort, scheinbar um
Kräuter zu suchen, schiß aber in die Kappe hinein, legte sie mit
Gras aus und stülpte sie dem Popen auf den Kopf auf. Nikolaus
sagte zu ihm, wann er heimkomme, möge er unablässig daherreden:
,Der Pope weiß, was da gewesen und was da sein wird!'
Zufrieden begab sich der Pope in den Pfarrbezirk, Nikola aber
schrie die Ochsen an und sagte: ,Hü, Grauchen, Liebling, hü Schwarz-
haut! Alle sechs gäbe ich euch für eine Voz dahin!' — Das vernahm
die Popin und sie sagte zu Nikola: ,Und tatst du sie auch mir geben?
Gäbst du sie mir?' — Er sagte, freilich und sie wurden handeleins.
Er packte die Popin zusammen, hub sie zu vögeln an, doch wollte er
die längste Zeit nicht damit fertig werden. Als er einmal geendigt
hatte, rastete er sich ein wenig auf ihr aus und nahm die Arbeit des
Zustoßens wieder auf. Er stößt, stößt nur so zu mit dem leeren
Zumpt, zieht den Zumpt heraus und sagt, ihre Voz wäre allzuriesig
und er habe bei ihr kein Geschäft erschaut, daß heißt, den Fick zu
Ende zu fuhren vermocht. Daraufhin gab ihm die Popin ihre Söhnerin
mit den Worten: ,Das ist alles eins; da hast du meine Schnur, sie
hat
eine engere Voz, bei ihr kannst du das Geschäft erschauen!' — Er
packte die Schnur des Popen zusammen, hob ihr die Beine in die
Höhe, stopfte ihn in sie hinein und werkelte wieder so mit dem
leeren
Zumpte weiter. Neugierig zu erfahren, ob er auf der Söhnerin die
Sache erledigen wird können, kam die Popin dazu und lugte fort-
während dazu. Alsdann rief er der Popin zu: ,Du siehst, daß auch sie
einen geräumigen Vozerich bat. Bring mir rasch Nadel und Faden
Südslavische Volksüberlieferungen.
337
her, um die halbe Voz zu vernähen!' — Als dies die Schnur
vernahm,
sprang sie unter ihm hervor und sagte: ,Ein Hund soll deine Spur
vögeln! Ich lasse mich nicht stechen. Fahr du zum Teufel, du und
deine sechs Ochsen!' —
Als die Popin sah, daß sie die Ochsen nicht bekommen kann,
sprach sie zu Nikola: ,Da hast du mein Töchterlein von sechzehn
Jahren.
Bei ihr ist sie fürwahr nicht geräumig; bei ihr kannst du das
Geschäft
erschauen!' — Er packte des Popen Töchterlein zusammen, vögelte sie
einmal aus und setzte auch ein zweitesmal fort, das Mädchen aber
fiel
vor großer Freudigkeit und vor Lustgefühl in Ohnmacht, als er zum
zweitenmal in sie die Süßigkeit einfließen ließ. Er rief die Popin
her-
bei und sagte zu ihr: ,Da schau mal her, die Maid ist dir vor über-
großem Schmerz schon im Ersterben, denn sie ist allzueng und ich
kann ihn ihr nicht eintreiben. Geh, schaff mal ein Messer her, damit
ich ihr die Voz ein wenig auseinander schneide!' — Als dies das
Mädchen hörte, sprang sie auf und rannte davon, mit den Worten:
,Sie sollen euch geschenkt sein, die Ochsen, ich lasse mich nicht
schneiden!'
Also übertölpelte Nikola die Popin, vögelte sie, ihre Schnur
und
Tochter, die Ochsen aber trieb er nach Haus zurück. Als der Pope
am Abend heimkam, setzte er sich aufs Bett hin und sagte: ,Der Pope
weiß, was da gewesen und was da sein wird!' Die Popin aber ver-
meinend, er wisse wirklich von allem, bemerkt zum Popen: »Welchen
Teufel wirst du wohl wissen? Nikola versprach, dem sechs Ochsen
herzugeben, der ihm Voz gewähren würde. Ich gewährte ihm, er ver-
suchte sie und sagte, sie wäre zu geräumig, er habe kein Ende dem
Geschäfte absehen können. Ich gebe ihm die Schnur hin, er versucht
auch sie und sagte, auch bei ihr wäre sie zu geräumig. Er wollte sie
vernähen, sie sprang auf und lief davon, worauf ich ihm unser Töch-
terlein Dragica überließ, er aber versuchte sie und sagte, sie wäre
zu
eng, er habe bei ihr die Geschäftabwicklung nicht erschauen können.
Das Mädel war bereits in Ohnmacht gesunken, wie er in sie hinein-
stemmte, er vermochte jedoch nicht einzutreiben und verlangte ein
Messer, um sie durchzuschneiden, das Mädel aber erschrak darob und
rannte davon!' — Darauf fiel das Mädchen hinter der Tür ein: Ja, so
Gott mir helfe, eingetrieben hat er ihn bis zu den Löffelchen, es
scheint mir, als stäke er jetzt noch in mir drin. Wie er so von
einer
Flüssigkeit etwas in mich hineingegossen hat, seiht es sich mir noch
jetzt über die Schenkeln herab!'
Als dies der Pope vernahm, sagte er zornig: ,Ich vögle ihm
seinen
Kraust, Anthropophyteia. П. 22
338
Südslavische Volksübertiefenmgen.
überläuferischen Vater, mein ganzes Haus hat er mir
beschissen, nur
in meine Kappe hat er mir noch nicht hineingekackt!' Dabei nimmt
er die Kappe ab und der Dreck fließt ihm über Nase und Bart herab,
Da ruft er aus: »Wahrhaftig, auch in die Kappe, seine Mutter will
ich
ihm vögeln!1
Anmerkung. Mit S о кас bezeichnet man halb scherzhaft, halb
spöttisch höhnend den Serben katholischen Glaubens. Karadzic
vermutet, es stamme vom italienischen sciocco (Dummkopf) ab, an-
dere dagegen, z. B. Ivan Ivanic in seiner histor. ethnogr. Abhandig.
Bunjevci i Sokci (Belgrad 18993) leitet es von
uskok, Ausreißer,
Überläufer ab und ich schließe mich seiner Deutung an.
420. Śnaśa prevarila popa.
VlaSki pop opazio u komSinice debele noge pa mu se prohtjelo,
da joj zaglavi piśalo. Stoga kad bi ju vidio siatko bi na nju
govorio:
,Belonoga, debelnoga bi 1 ti meni dala?' — To manevriranje popovo
opazi popadija te uputi komśinicu, neka popu ureće sastanak u svojoj
Stali, nu popa će doćekati sama popadija.
Jednom reće pop opet: »Belonoga, debelnoga bi 1 ti meni dala?'
a komśinica odgovori: ,Eh, za vratom ti bile!' — I tako se oni
spora-
zumiSe za sastanak iste noći. U urećeno vrijeme dogje on u Stalu a
kod kuce rekao je, da ide u lov na patkę. Dakako, da mu je żena
znała, da laźe, jer joj je susjeda tajnu otkrila.
U Stali ga doćeka njegova żena i nagovori ga sa promjenjenim
glasom, da neka se do gola skinę, jer ona bi se rado igrała S njime.
Pop jedva doćeka de se svuce do gola. Żena upotrebivSi tminu, koja
je u stali bila, skupi popove stvari te otigje kuci ostavivsi popa
sama, gola.
Pop ne sluteć varke mislio je, da se belonoga sakrila u Stali
pa
hoće samo da ga drażi, nu kad je nakon dugog trażenja opazio da je
prevaren, dapaće, da su mu i stvari odneśene, nije mu preostalo
drugo
oce gol otići kuci.
Kad je kucao na kućnih vrati otjera ga sluga preteć mu, da će
ga ubiti. Pop prozebo a u noći mislio je, da se je prevario u kuci
te
je poćeo bjeżati selom i brojio kuce. ,To je Tanasijina, Gjokina,
Savina,
Vratolomijina, to je Sintina, to je Petkina, dakle saću biti natrag
i tako
moram pogoditi svoju!' — Do toga je poćeo već і dan svitati te pre-
poznavSi sluga popu pusti ga u kucu.
PoSa ga doćeka, może se misliti kako a to je bio dobar lijek
popu,
da se окапі Svrdljati oko tugji żena.
Südslavische Volksüberlieferungen. *
22*
Erzählt von einem „Bürger" aus Poźega, der die Geschichte an
der trockenen Grenze bei Topuska in Chrowotien gehört zu haben
vorgab.
Wie eine Söhnerin den Popen genasführt hat.
Der serbische Pope bemerkte bei der Nachbarin dicke Beine und
es überkam ihn das Gelüste, ihr den Brunzerich zu verstopfen.
Deshalb
pflegte er, so oft er ihrer ansichtig ward, süß zu sagen:
,Weißbeinige,
dickbeinige, möchtest du mir wohl gewähren?' — Dieses Herum-
manövrieren des Popen bemerkte die Popin und sie unterwies die
Nachbarin, sie soll dem Popen eine Zusammenkunft in ihrem Stalle
bestimmen, doch den Popen werde sie selber, die Popin, empfangen.
Einmal sagte der Pope wieder: ,Weißbeinige, dickbeinige, möchtest
<iu mir wohl gewähren?' Die Nachbarin aber antwortete: ,Ei, hinter
dem Halse sollen sie dir liegen 1' — Und so verständigten sie sich
zu
einer Zusammenkunft in selber Nacht. Zur abgemachten Zeit erschien
er im Stalle, daheim aber hatte er angegeben, er begäbe sich auf die
Entenjagd. Selbstverständlich wußte sein Weib, daß er lügt; denn die
Nachbarin hatte ihr das Geheimnis enthüllt.
Im Stalle empfing ihn sein Weib und überredete ihn mit
verstellter
Stimme, er soll sich ganz nackt entkleiden; denn sie möchte gern mit
ihm spielen. Der Pope passte nur darauf und zog sich splitternackt
aus. Das Weib nützte die im Stalle herrschende Finsternis aus,
raffte
des Popen Sachen zusammen und kehrte nach Haus zurück, indem
sie den Popen allein — nackt seiner Pein überließ.
Ohne Ahnung eines Truges meinte der Pope, die Weißbeinige
hätte sich im Stalle versteckt und wolle ihn blos reizen, als er
jedoch
nach längerem Suchen gewahrte, daß er betrogen, ja, daß ihm sogar
seine Sachen fortgetragen worden, blieb ihm nichts übrig, als sich
nackt
zum Heimgang zu entschließen.
Als er ans Haustor anpochte, jagte ihn der Diener mit der
Drohung fort, er werde ihn töten. Der Pope war durchgefroren und
bei Nacht meinte er, er müsse sich wohl im Hause geirrt haben und
fing durch's Dorf zu flüchten und die Häuser zu zählen an, ,Das ist
Tanasijas, Gjokos, Savas, Vratolomijas, das Sintos, das da Petkos
Haus,
also werde ich zurückmarschieren und das meinige treffen!' Bis dahin
begann auch der Tag zu lichten, und als da der Diener den Popen
erkannte, ließ er ihn ins Haus ein. Die Popin empfing ihn, man kann
sich denken wie, das aber war dem Popen ein gutes Heilmittel, so daß
er es aufgab, um fremde Weiber herumzuscherwenzeln.
340
Südslavische Volksüberlieferungen,
421. Prića, kako je onąj u popa se n aj mi o i ćeteres zeceva
cuvao, jebao mu tri kćeri, popadyu i njega.
Bio jedan momak, koji je izgledo, da je blento. Nije imo nigje
niśta. Pogje trażiti slużbe pa sretne popa, koji ga upita, kude ide
a
on mu reće, da ide slużbe trażiti. Pop mu se naruga i zapita, bi li
on kod njega slużio; to da mu cuva ćeteres zeceva u Sumi da jih
svaku vecer kuci dorene i u tor zatvori. Mladić mu reće: Ja ću tebe
godinu dana slużiti a ti ćeś mi svoju kćer dati ako te vijerno
godinu
dana slużio budeml' — Pop misleći, da on ne more ni jednoga zeca
iz śume dognati, pristane na pogodbu i odvede ga kuci pa se pohvali
popadiji, kako je naśo jednog budalaśa, koji će ga godinu dana dżabe
slużiti i każe joj za pogodbu.
Sjutra dan uzme onaj użinu u torbu i ode u śumu, da cuva
zeceve,
ali je on imao jednu sviralu, na koju koliko bi goda puta svirnuo
on-
liko bi mu zecova doślo. On u vecer skupi ćeteres zeceva i dorene
ih kuci i u tor zatvori a sjutra rano puśti i odrene u śumu. Pop
se stane ćuditi i ne bude mu drago, śto se tako ludo pogodio.
Dan po dan primaklo se vrijeme godine. Onda reće pop svojoj
najstarijoj ćeri: ,Ajde ti u śumu ćobanu pa se preodjeni, da te ne
pozna
i kupi od njega jednog zeca pośto po to, samo da ga prevarimo, jer
vidis, godina se primiće pa ću te morati onome budalaśu i beskućniku
dati I' — Ona se spremi i ode u śumu i zaiste od ćobana jednog zeca*
da joj proda a on joj reće, da on zeca nipośto prodati ne će niti
more,
već ako hoće neka mu pićke dade, da će on njoj jednog zeca dati,
veli jedno za drugo'. — Ona kad je vidua da drukće biti ne more,
jer joj je i pop zapretio, da zeca mora doniti ma kako bilo i da mu
ne ide na oći, ako jednog zeca ne donese, ona vesela, śto je zeca
dobiła ode i dade zeca popu a on ga zakolje i skuha za veceru.
Kad je bilo u vecer izleti pop preda nj i reće: ,Deder izbroj!
Tebi jedan zec fali!' — Kad pop izbroji ali svi zecevi! On se joś
vise
zaćudi.
Sjutra dan reće pop onoj srednjoj kćerld, da se ona preobuće i
da ona ide ćobanu i da jednog kupi zeca, jer da joj je starija
sestra
od nekoga drugoga zeca kupiła a nije od ćobana. Ona se spremi i
ode pa kad je dośla ćobanu zaiste zeca da kupi ali on ne da već za
pićku. Ona śta će, moradne leci a on i njoj zaprdi i dade joj zeca.
Ona odnese popu a kad je u vecer pop opet zeceve pribrojio na
svoje cudo jopet je bilo ćeteres zeceva u ćobana.
Treći dan pośalje on svqju najmlagju i najljepśu kćerku, da mu
Südslavische Volksüberlieferangen.
З4І
zeca kupi. Kada je ona u śumu dośla i od ćobana zeca iskala,
reće
joj on: ,Samo za pićku ja dajem zeceve a prodati ne ću nipośto!' —
Ona ga je molila i molila, da joj jednog zeca za pare proda, da će
dati dukat. dva. pet Koliko goda hoće, samo da ona pićke dati ne
more. AK ćoban na pare ne će ni da gleda, već hoće pićke. Ona
kad je vidua, da druge nema, pusti ga na sebe a on joj zaprdi i
osladi
mu se. Zadrżi ju kod sebe neko vrijeme govoreci, da ne more zeca
ufatiti і zaprdi joj tri puta Onda tri puta na sviralu svirne. Dogju
tri zeca: on njoj sva tri zeca dade. — Kad je kuci dośla, da vidis
radosti od popa On je sva tri zeca zaklo. U vecer izagje popo, da
broji zeceve, ali opet nagje ćeteres zeceva u ćobana!
Sjutra dan reće on popadiji, da ona ode u śumu ćobanu da kupi
zeca, jer da kćeri od nekuda drugde zeceve dobivaju. Ona se spremi
i ode, ali ćoban ne da pa ne da nego za jebac. Popadija legnę a on і
njoj zaprdi і dade joj zeca ali u vecer jopet je pop nabrojio
ćeteres
zeceva!
Popo stanę ruźiti popadiju i kćeri te se preinaći i spremi sam
u
śumu, da kupi zeca. Kadą je ćobanu dośo, zaiste zeca da kupi a ćoban
mu reće: Ja zeceva ne prodajem po nikakove pare, već daj da te
jebem pa ću ti jednog zeca poklonitil'— Popo kadajevidio, da druge
ne ima, okala gaće i naguzi se a ćoban mu zaprdi u guzicu i dade mu
zeca. Kada je u vecer bilo jopet popo nabroji ćeteres zeceva i vidi,
da je on jebo sve tri kćeri, popadiju i njega.
Kada se je namirila godina dana onda ćoban zaiste od popa da
mu dade najmlagju kćerku a popo reće: Jok! Evo ti ovaj kabo pa
kada ga puna nagovoriS, ja ću ti kćer dati!' — A on reće: fDobro,
pristajem!' — Pop mętne kabo preda nj i reće mu: ,Daj sada govori!'
A on poćme: Ja se najmi u popa, da mu cuvam zecove. Pop posła
svoju najstariju kćerku, da kupi zeca. Ja ju jeba i dado joj zeca.
Drugi dan posła pop srednju kćerku k meni, da kupi zeca Ja ju jeba
i dado joj zeca. Treći dan posła pop svoju najmlagju ćerku, ja ju
triput odjeba i dado joj tri zeca Cetvrti dan posła pop popadiju, da
kupi zeca Ja ju jeba i dado joj zeca. Onda dogje pop, da kupi zeca;
ja mu zap—' A pop vikne: ,Dosta je! Prekipi kabo! Eto ti kćeri, na
tamo te bilo!'
Erzählt von einem 60jährigen Bauern aus einem Dorfe bei
Osovi
in Bosnien. Den Alten heißen sie Dedo (Großväterchen), weil er stets
heiterer Laune ist und noch manche, ebenso gute und lange Erzäh-
lung weiß.
342
Südslavische Volksüberlieferungen.
Erzählung, wie sich jener beim Popen verdang und vierzig
Hasen weidete, seine drei Töchter, die Popin und ihn gevögelt
hat.
Es war einmal ein Bursche, der schaute, so aus als wäre er
blöd-
sinnig. Vermögen besaß er gar keines irgendwo. Er machte sich auf,
um einen Dienst zu suchen und begegnete einem Popen, der ihn fragte,
wohin er ginge und der sagte ihm, er ginge Bedienstungen suchen.
Der Pope verhöhnte ihn und fragte ihn, ob er bei ihm dienen möchte,
und zwar solle er ihm vierzig Hasen im Walde behüten und sie all-
abendlich nach Haus treiben und in die Hürde einsperren. Der Jüng-
ling sprach zu ihm: ,Ich werde dir ein Jahr und einen Tag dienen, du
aber wirst mir deine Tochter geben, wenn ich dir durch Jahr und Tag
getreu gedient haben werde l'
In der Voraussetzung, der vermöchte nicht einmal einen Hasen
aus dem Walde heim zu treiben, willigte er in die Abmachung ein
und führte ihn heim und berühmte sich der Popin gegenüber, wie
er einen närrischen Kauz gefunden, der bereit wäre, ihm Jahr und
Tag lang umsonst zu dienen, und er sagte ihr von der Abmachung.
Am andern Tage nahm jener in seine Hängetasche den Jausen-
imbiß und begab sich in den Wald, um die Hasen zu hüten, doch er
besaß ein Pfeifchen und auf einen jedesmaligen Pfiff darauf erschien
bei ihm ein Hase. Am Abend versammelte er vierzig Hasen, trieb
sie nach Hause und sperrte sie in die Hürde ein, zeitlich in der
Früh
aber ließ er sie aus und trieb sie in den Wald zurück. Der Pope
geriet
darob in Verwunderung und es war ihm nicht lieb, daß er so töricht
eine Abmachung getroffen.
Tag auf Tag verstrich, es nahte die Zeit eines Jahres. Alsdann
sprach der Pope zu seiner ältesten Tochter: ,Geh du in den Wald
zum Hirten, verkleide dich so, dass er dich nicht erkennen soll und
kauf ihm einen Hasen ab, koste er was immer, nur damit wir ihn über-
tölpeln; denn schau, das Jahrende rückt heran und ich werde be-
müßigt sein, dich an jenen närrischen Kerl und Ohneheimstatt auszu-
geben !'
Sie machte sich fertig, begab sich in den Wald und verlangte
vom
Hirten einen Hasen zu kaufen, er jedoch sagte ihr, weder könne noch
wolle er einen Hasen verkaufen, außer sie wäre willens, ihm Voz zu
gewähren; dann werde er ihr einen Hasen geben. ,Eines ums andere',
sagte er. Als sie sah, daß es anders nicht sein kann; denn auch der
Pope hatte ihr gedroht, sie müsse einen Hasen heimbringen, geschähe
Südslavische Volksüberlieferungen.
343
was da wolle, und daß sie ihm nicht unter die Augen treten dürfe,
falls sie nicht einen Hasen mitbringe, ging sie auf sein Ansinnen
ein.
Der Ilirte packte sie, hob ihr die Beine in die Höhe, farzte ihr
einen
herunter und gab ihr einen Hasen. Sie aber, heiter gestimmt, daß
sie einen Hasen gewonnen, ging heim und gab dem Popen den Hasen,
er aber schlachtete ihn und kochte ihn zum Nachtmahl ab.
Als es gegen Abend war, lief ihm der Pope entgegen und sagte:
,Geh, zähl mal ab! Dir fehlt ein Hasel' —Als der Pope abzählte,
siehe,
es waren die Hasen vollzählig! Darüber erfasste ihn noch größere
Verwunderung.
Am anderen Tage sagte der Pope zu jener mittleren Tochter, sie
solle sich verkleiden und sie soll sich zum Hirten begeben, um ihm
einen Hasen abzukaufen; denn ihre ältere Schwester habe den Hasen
von jemand anderem gekauft, nicht aber vom Hirten. Sie putzte sich
heraus und ging fort, und als sie zum Hirten kam, verlangte sie
einen
Hasen zu kaufen, doch er gibt keinen ab, außer für die Voz. Was
sollte
sie tun, sie mußte sich ausstrecken und er farzte auch ihr einen
her-
unter und gab ihr dafür den Hasen. Sie trug ihn zum Popen heim.
Als am Abend der Pope die Hasen überzählte, waren es zu seiner
Verwunderung wiederum ihrer vierzig Hasen beim Hirten.
Am dritten Tage schickte er sein allerjüngstes und allerschönstes
Töchterlein ab, damit sie ihm einen Hasen kaufe. Als sie im Walde
eintraf und vom Hirten einen Hasen heischte, sagte er zu ihr: ,Ich
halte nur um die Voz Hasen feil, sonst um keinen Preis!' — Sie bat
ihn und bat ihn, er möge ihr einen Hasen ums Geld verkaufen, sie
wolle ihm einen Dukaten geben, nein, zwei, fünf, soviel als er nur
haben wolle, doch Voz könnte sie ihm nicht gewähren. Der Hirt mag
das Geld jedoch nicht einmal eines Blickes würdigen, sondern begehrt
nur Voz. Als sie einsah, daß es keinen anderen Ausweg gebe, ließ
sie ihn auf sich hinauf, er aber farzte ihr einen herunter und fand
an
ihr süßen Reiz. Er behielt sie eine Zeitlang bei sich, indem
er sagte,
er könne keinen Hasen einfangen und farzte ihr noch dreimal
herunter.
Hierauf blies er dreimal auf sein Pfeifchen. Es kamen drei Hasen
und er übergab ihr alle drei. Als sie heimgekehrt, da solltest du
mal
die Freude des Popen sehen! Er schlachtete alle drei Hasen ab.
Abends ging der Pope hinaus, um die Hasen abzuzählen, fand jedoch
wieder beim Hirten vierzig Hasen vorl
Am anderen Tage hieß er die Popin in den Wald zu gehen, um
einen Hasen zu kaufen; denn die Töchter bezögen von anderswoher
344
Südslavische Volkstiberlieferungen.
die Hasen. Sie kleidete sich an und ging fort, doch der Hirte
gibt
nicht und gibt nicht, außer gegen ein Gevögel. Die Popin legte sieb
nieder, er aber farzte auch ihr einen herunter und gab ihr dafür
einen Hasen, doch am Abend zählte der Pope wieder ihrer vierzig
Hasen 1
Der Pope begann die Popin und die Töchter zu schmähen, dann
veränderte er sein Aussehen und machte sich selbst in den Wald auf,
um einen Hasen zu kaufen. Als er zum Hirten kam, verlangte er von
ihm einen Hasen zu kaufen, doch der Hirte sprach zu ihm: ,Ich ver-
kaufe keine Hasen um gar kein Geld, sondern laß du dich von mir
vögeln und ich werde dir einen Hasen schenken.1 — Als der
Pope
sah, daß es keinen anderen Ausweg gibt, streifte er die Hosen herab
und steckte den Arsch vor, der Hirte aber farzte ihm einen in den
Arsch hinein und gab ihm den Hasen. Als der Abend kam, zählte
der Pope wieder volle vierzig Hasen und sah, daß jener alle drei
Töchter,
die Popin und ihn gevögelt habe.
Als das Jahr abgelaufen war, da heischte der Hirte vom Popen
das jüngste Töchterlein zur Frau, doch der Pope sagte: ,NeinI Doch
da steht ein Trankkübel, und wann du den vollgeredet haben wirst,
werde ich dir meine Tochter geben!4 — Der aber sagte:
,Gut, bin ein-
verstanden !' — Der Pope stellte den Kübel vor ihn hin und sagte zu
ihm; ,Nun, red* jetzt!' und er hub an: ,Ich verdang mich beim Popen
um seine Hasen zu hüten. Der Pope schickte sein ältestes Töchterlein
ab, einen Hasen zu kaufen. Ich vögelte sie und gab ihr einen Hasen.
Am anderen Tage sandte der Pope sein mittleres Töchterchen zu mir
ab, um einen Hasen zu kaufen. Ich vögelte sie und gab ihr einen
*
Hasen. Am dritten Tage sandte der Pope sein allerjüngstes
Töchter-
lein ab, ich vögelte sie dreimal ab und gab ihr drei Hasen hin. Am
vierten Tage schickte der Pope die Popin einen Hasen zu kaufen ab.
Ich vögelte sie und gab ihr einen Hasen. Hierauf erschien der Pope,
um einen Hasen zu kaufen; ich farz —' Doch der Pope schrie drein:
,Genug ist! Der Kübel läuft über und über! Da hast du die Tochter,
ein Bannfluch über dich!'
Anmerkung. Der Hase = zec; Dual, Trial und Quatrial: zeca,
Plural regelmäßig zecevi; unser Dedo gebraucht aber mit Vorliebe
neben zecovi einer ungewöhnlichen noch die unerhörte Form zecevi,
die
gegen alle grammatische Regeln verstößt. Mag sie gleich so vielen
anderen sprachlichen Absonderlichkeiten unserer Texte stehen
bleiben.
Südslavische Volksüberlieferungen.
345
422. Pop і njegov sluga.
U nekom selu bio pop do zla Boga dżenabet; dodijao celom selu
a već sluga nije mogao kod njega da se svrti, ni nedelju dana A bila
i tri brata, siromasi, da u Boga nisu niśta imali pa kud će od sve
ne-
volje već u slużbu. Pogje najstariji popu, ne bi 1 ga primeo. — Pri-
mam te, każe mu on, ali znaś li, kakva je u mené pogodba? Ko od
nas dvojice prvi każe ,srdim se', da bude jeban i da mu se odere
jedna vâSa z grbine! — Śta će siromah hleba nema, primi se.
Nije proŚlo mnogo a sluzi već dosadi. Pop mu daje silan posao,
lośe ga hrani, za svaki mu rad prigovori, doćekuje ga i ispraća s
psovkom, naredi mu, da ućini i Sto se ne może da ućini, — prekipi
sługi i jedanput każe, da se srdi. Pop ućini sve po pogodbi pa mu
da put
Pogodi se srednji brat Proślo nekoliko dana, rasrdi se i on i
pop
ućini i njemu kao i najstarijem.
Dogje i najmlagji (njega raćunali, da je mało udaren), da se
po-
godi. Każe mu pop sve, kakva je pogodba, on pristane. Proślo mało,
zovne ga pop jedno jutro. Evo ti, veli, kola i volovi, da idea u
drva.
Kad ovo kuce pogje iz branika, tad i ti; gde ono progje, da progjeś
i ti. Evo ti i pogaća i buklija vina i ploska rakiję; puno odnosiś,
puno da doneseś. Ajde sad! — Otide sluga u branik, naseće drva,
natovari na kola pa se izvali u hladovinu, da ruća. Izreże na sred
pogaće kotur od kore, izvuce ga pa polako, polako izvadi svud
sredinu
i pojede a pogaća ostanę Śuplja. Ispije i rakiju i vino pa prilegne
te
otspava. Kad se digne a jedan vo poćne da pisa. On brzo potstavi
te napuni i plosku i bukliju. Drugi se vo posere. On napuni balegom
pogaću pa onim koturom zatvori, da se ne poznaje. A kuce se bilo
. izvalilo kraj nekoga panja pa nikako da pogje. Upregne ti on
volove
pa ôstanom odalami kuce dô-bro. Zaciliće ono pa pravo kuci, Stogod
może a on s volovima u trk za njim. Kad stigli a kuce od zorta ne
pogodi na vratnicu, tek se provuce ispod plota. On skinę s jarma
sekiru pa udri, te iseće na płotu koliko za kola, utera drva u
avliju i da popu pogaću i pune sudove. Kad pop vidi, Sta je,
namrśti se malo. — SrdiS li se, pope? — pita ga sluga. — Ne srdim
se, każe on.
Progje dan dva, digne se sluga, da kopa vinograd a s njim
pogje
i pop. Кора sluga a pop ga gleda, kako brzo radi pa ga hvali.
Niśta to, każe sluga, ja mogu da kopam z dve motike! — Ne możeś,
vala, każe pop. — Mogu! — Ne możeś! — Mogu! — E, onda idi,
34б
Südslavische Volks Überlieferungen.
każe mu pop, te od kuce donesi joś jednu motiku, da vidim i to
cudo!
— Vinograd bio na brdu blizu popove kuce; sigje sługa u
avliju, gde
sedi popadija. — Popadijo, każe sługa, rekao pop, da mi odmah daś!
— Zaćudi se ona i zaprepasti pa poćne, da ga rezilŁ
Aja, navalio
on na nju, kazao pop, da mi daś, nikako drukćije i to odmah! — Vice
ona popu: Śta ti mu kaza, da mu dam? — Stanę sługa na sred avlije
pa dovikne popu: Pope, ne da mi! — Podaj mu odmah, anatema te
ubiła! popreti pop te ti on pojebe popadiju, uzme jednu motiku iz
nekoga kuta i otide opet u vinograd. Kopa, kopa jednom motikom
pa promeni te uzme onu drugu i kopa njom. — Eto, veli, pope, kako se
kopa z dve motike! — Nije popu pravo, al śta će, otrpi. Kad dogju
u veće, ima pop Sta i da ćuje. Jedva ostanę żiv od popadije. — Srdiś
li se, pope? pita ga sługa. — Ne srdim se, każe on.
U drugu nedelju bila neka svadba u selu preko brda. Pogje pop
s popadijom pa mu na polasku każe, da dobro cuva vrata, dokle se
oni ne vrate s veselja. Ćim oni zamaknu preko brega, skinę ti on
vrata, uprti na legja pa hajdę i on za popom. Stigne u selo, otide
pravo na svadbu pa u sred svatova stovari vrata, sedne na njih pa
se dugaćkim prutom brani na sve strane, da ko ne dogje do vrata.
Dopadnę glas popu, dotrći on: Sta je to, nesrećni sine? — Evo, Sta
je, każe on, zar ne vidis, da cuvam vrata? — Presedne popu veselje,
potrći brże preko brega u selo, kad kod kuce, svinje oborile i
razrile sve,
nije ostało niśta na mestu. Kad se smrklo, dogje sługa i donese
vrata,
— SrdiS li se, pope? — Ne srdim se, każe on.
Vidi pop, ne może se vise ovako pa se dogovori s popadijom,
da ona potrpa popove knjige i drugo, śto se może, da ponese, u
vrecu pa ćim se smrkne, da beże. Popadija ućini, kako joj pop rekao,
al sługa bio Ćuo za njihov dogovor pa razveze vrecu, izvadi knjige a
sam se zavuce unutra. Kad se dobro smrklo, digne pop vrecu na *
grbinu pa s popadijom beżi! ISli tako, iSli, put ih nanese do neke
reke. Kad gazili preko nje, sługa poćeo, da se kvasi u vreci te pro-
govori: Diguj, pope, diguj, kvasi se dupe! — Popadija ćuje neki
govor,
al nije dobro razabrala te każe: E, popo, progovoriSe ti knjige,
odavna
ih nisi ćitao, nego kad pregazimo, da poćitaś mało! — Kad^ prega-
zili vodu і otvorio pop vrecu, ima śta i da vide. — Zar si ti tu,
bożji
sine? — Tu, pope, tu; gdi ti, tu і ja. Srdiś li se? — Ne srdim se,
każe pop.
Zaustave se svi na obali, da spavaju. Poślju slugu, neśto da
ih
posluśa a pop se dogovori s popadijom, da puste slugu, neka legne
na kraj do obale pa kad bude zaspao a oni da ga gurnu u vodu, da
Südslavische Volksüberlieferungen
347
se udavi Tako i ućinili, ali im sluga ćuo dogovor pa tek sto
zaspali*
a on se premesti na drugu stranu te ostanę popadija na kraju pa
probudi polako popa i śane mu: Pope, pope, hajdę da ga gurnemol
Pop pomisli, da ga popadija budi, gurne śtogod może pa se opet
namesti, da spava. Kad se svanulo — hoćeśl Sluga tu a popadije
nigdel — Zar si ti tu? pita ga zaćugjeno pop. — Tu, pope, tu, gde
ti,
tu i ja! każe mu sluga. Srdiś li se? pita ga. — Pa pravo da ti
kaźem,
rekne pop, i srdim se! — Ti znaś, kakva je pogodba, każe sluga, nego
ja nisam tako duśmanit covek kao ti. Kożu da ti derem ne ću, i
onako mi je dosta, al kad si ti moju braću jebao, hoću i ja tebe! pa
nategne popa te odjebe i otide si putem a pop ostanę.
Iśao, iśao tako, vidi coveka gde cepa drva. Drva bila
krivuljava
pa se teśko cepala a i covek bio dosta slab. — Sta radiś to? pita ga
sluga. — Eto, cepam drva. — Pa zar se tako cepaju drva? — Nego
kako? — Pazil każe mu sluga, dohvati sekiru i udari u jednu oblicu
te se ona mało raspukne; on zavuce obe sake u pukotinu pa kako bio
jak, rastegne rukama i oblica se rascepi s krają na kraj. — Dede ti!
każe sad onome. Onaj, siromah, rascepi sekirom mało pa zavuce obe
sake, sluga trgne sekiru te se onome stegnu ruke pa ne może da
mrdne.
Onda mu sluga odreŚi Ćakśire, pojebe ga pa nastavi put a njega
ostavi
s rukama u procepu.
Hajdę, hajdę, eto ti ide k njemu covek i nosi dve meśine vina.
Śta nosiś to ? pita ga ovaj. — Vina, każe on. — Hoćeś li, da prodaś
?
— Hoću. — Daj skini, da próbami — Skinę onaj, razdreŚi jednu meśinu
i prużi mu cev, da próba, Próba sluga pa ga pita, kakvo mu je vino
u onoj drugoj meśini. — To isto, veli onaj, ako ne verujes, drżi ti
tu
meśinu, dokle ja razvezem i ovu drugu pa probaj! — Razveze on i
drugu, próba sluga, ajak, ućini mu se, da nije vino jedno isto. Kunę
mu se vinar, da je jedno isto, sluga ne veruje. — Znaś śta, każe mu,
drżi ti jednom rukom jednu meśinu, drugom drugu, da ja probam ćas
jednu, ćas drugu pa ću onda da vidim, je li vino jedno isto! —
Prevari
se onaj te uhvati obe meśine, da ne może nikako da se brani (pusti
li makar jednu ruku, prosu se sva meśina) a sluga mu odreśi ćakśire,
pojebe i njega pa ga ostavi tako na putu a on ode dalje.
Iśao, iśao pa seo na jednu ćupriju, da se odmori. Pridremao
mało, kad se probudi, mętne oći na put, ima Sta i da vidi: idu pop i
onaj śto cepao drva i onaj s meśinamal Śta će sad? Seti se on te
brże bolje skoći s ćuprije u vodu, nagje blata te se i po licu i po
odelu ukalja tako, da ne może niko, da ga pozna pa izide opet na
put. U tom stignu i ona trojica. — Pomozi Bog! — Bog pomogo! —
348 Südslawische Volksüberlieferungen.
A vide li, Boga ti, pita pop, takvoga i takvoga coveka? — A
videh
ga, oca mu njegova jebem, progje malo pre, prevari me te me jeba
pa me joś i baci s ćuprije u blato te vidiS, kakav sam! — Pa kud
ode? — Ode pravo tamo u selo, każe sługa, nego ako hoćete, da mi
pomognete, hajdę, da idemo, da ga traźimo! — Pa i mi ga trażimo,
nego ti pohitimo svi, da nam ne umakne!
Pogju odatle putem, iśli, iśli, stignu pred mrak u neko selo.
A
sługa znao, da u njemu ima neka udovica pa ih povede pravo k njoj
na konak. Stignu pred njenu kucu i zamole, da ih primi, samo da
prenoće. — Ne mogu, każe ona, nije mi tu muż, otiśao u vodenicu a
nemam niśta ni za veceru, poćne ona da laże. — Ne mari, snaho, każe
sługa, nismo mi neki lośi ljudi a veceru ti i ne trażimo, samo
koliko,
da ne prenoćimo na poljani. — Ne mogu, poćne opet udovica da vrda.
nema gde da spavate, samo ta jedna soba i kuca (kujna), nema mesta.
— Pa ti nas makar pusti u kucu a ti spavaj u sobi, poćne opet sługa
da moli, mi ćemo, da se zgrćimo, kako bilo, mnogo smo umorni a ne
znamo u ovom selu nikoga. — Udovica nije htela nikako da pristane>
znała je, da će tu noc da joj dogje svaler, al putnici molili
te ih ona
najposle pusti u sobu a ona ostanę u kuci. Pop i ona dvojica zaspę
odmah, al sługa znao sve śta je pa nije hteo da spava. U jedno doba
noći, eto ti nekoga, kuc! kuc! na prozor. Sługa otvori pa polako
zapita, ko je. — Pa ja sam, odgovori onaj s polja, otvori vrata; —
Ne
może se sad, każe sługa, doŚli neki ljudi na konak, eto ih u kuci,
nego
dogji sutra u veće! A nosiŚ li neŚto? — Pa nosim, kao śto sam rekao,
pogaću, pećenu kokośku i bukliju vina. — Daj mi to, veli sługa, a ti
se vrati pa dogji sutra. — Pruźi mu svaler sve, śto je nosio, kroz
prozor pa ne może da trpi, nego će reći: Pa daj bar malo da te po-
ljubim, kad ne moźemo niśta da radimo! — Sługa se natrti i pruźi mu
kroz prozor guzicu. Ljubi on, ljubi pa će tek: More, neśto ti smrdi
duśa! — Pa może biti, reće sługa, sinoć sam jela leća. Nego i ja ne
mogu da trpim: daj bar malo, da te podrźim za kurac! — Prevari se
onaj i izvuce kurac, sługa ga uhvati jednom rukom a drugom izvadi
noż pa frc! otseće ga s vega. Jaukne ti svaler śtogod może pa dune
na vratnice i odjuri putem vićući neprestano: Frc kurac do muda!
frc kurac do muda! — A ciganin krao luka u nekoj gradini pa kad
ćuje viku, pomisli, da njega jure, skoći preko ograde pa nagne joś
brże pred Svalerom. Onaj vice: frc kurac do muda! frc kurac do muda!
a ciganin: Vala, ako me stigneś, odośe i muda! I tako se odjure, Bog
se pita kuda.. .
A sługa odlomi parce pogaće, reśćereći kokośku pa poćne da
Südslavische Volksüberlieferungen.
349
vecera і da zaliva vinom. Probudi se vinar: Sta radiś to? pita
ga.—
Eto, śta, veceram! — Pa daj і meni mało! — Sluga mu prużi otsećen
kurac, uzme ga onaj, glogje, grize, ne może da otkaći niśta. — Pa
ovo meso nije pećeno, każe. — Pa ako nije, eno źara pa ga ispeci!
— A pop u snu bio otvorio usta pa kako mu bili beli zubi, svetleli
se u pomrćini. — Mętne vinar kurac na popove zube, obrtao mało,
obrtao pa próba opet da jede, opet tvrdo. — Śta je to? każe sluzi.
Mora da ne valja żar. — Pa ako ne valja, odgovori mu sluga, izvadi
kurac pa ga popiśaj! — Onaj tako i ućini, popiśa se popu u usta,
pop skoći i u mraku napravi se citav dar mar a sluga, kako je bio
kraj prozora, skoći i uteće od njih a ostavi ih u svagji i boju.
Aus der Gegend von Zajećar. Erzählt von einem Landmann.
Der Pope und sein Diener.
In irgend einem Dorfe lebte ein Pope, die Selbstbefleckung, zu
schlecht für Gottes Widerpart; dem ganzen Dorf war er zum Abscheu
geworden und vollends ein Diener konnte es bei ihm nicht einmal
eine Woche lang aushalten. Es lebten aber auch drei Brüder, arme
Kerle, die besaßen nirgends nichts in Gottes weiter Welt und vor all
dem Leide, was sollen sie tun, sie müssen in Dienst treten. Der
älteste begab sich zum Popen, ob der ihn nicht aufnähme. — Ich
dinge dich auf, sagt der zu ihm, doch weißt du, was bei mir für Be-
dingung besteht? Wer von uns beiden zuerst sagt ,ich ärgere mich',
der soll gevögelt und ihm soll ein Stück Haut aus dem Rücken her-
ausgeschunden werden! — Was soll der Ärmste anfangen? Brod hat
er keines, geht darauf ein.
Es währte nicht lange und der Diener bekam es satt. Der Pope
überhäuft ihn mit gewaltiger Arbeitlast, nährt ihn schlecht, hat an
allem und jedem, was er leistet, auszusetzen, erwartet ihn und gibt
ihm das Geleite mit Schimpfreden, trägt ihm auf zu verrichten, was
nicht menschenmöglich zu leisten, — dem Diener überschäumt der
Geduldnapf und einmal sagt ers heraus, daß er sich ärgere. Der Pope
vollzog alles nach Vereinbarung und gab ihm den Laufpaß.
Verdingt sich der mittlere Bruder. Es verstreichen einige
Tage,
auch er erzürnt und der Pope tat auch ihm, wie dem ältesten Bruder.
Es erschien auch der jüngste (von ihm hielten sie, daß er
einen
kleinen Spahn habe), um sich zu verdingen. Der Pope teilte ihm alles
mit, was für Art die Bedingung sei, er willigt ein. Es verstrich
eine
Weile, berief ihn der Pope eines Morgens. Da hast du, sagt er, Wagen
und Ochsen, damit du ums Holz gehst. Wann dieses Köterchen aus
350
Südslavische Volksüberlieferungen
dem Waldgehege heimkehrt, dann auch du; wo immer es durchgeht,
sollst auch du durchgehen. Da hast du auch einen Brodfladen und
einen Holzkrug mit Wein und die Jagdflasche mit Schnaps; voll trägst
du sie weg, voll mußt du sie heimbringen. Jetzt troll dichl — Der
Diener zog ins Waldgehege fort, hackte genug Holz um, belud den
Wagen und streckte sich der Länge nach im Schatten aus, um seinen
Imbiss einzunehmen. Mitten im Brotfladen schnitt er einen Kreis aus
der Rinde heraus, zog ihn behutsam heraus, entnahm mit Vorsicht
überall den Schmarn und aß ihn auf, während der Brodfladen hohl
blieb. Er soff auch den Wein und Branntwein aus, legte sich auf die
Seite hin und schlief sich aus. Als er sich erhob, begann eben einer
von den Ochsen zu strahlen. Flugs hielt er unter und füllte sowohl
den Holzkrug als die Feldflasche damit an. Ein zweiter Ochs kackte.
Mit dem Unflat füllte er den Fladen aus und schloß die Öffnung mit
jener Scheibe, damit man nichts merke. Das Köterchen hatte sich
inzwischen neben einem Baumstamm ausgestreckt und mochte sich
unter keiner Bedingung von der Stelle zur Heimkehr rühren. Der
schirrt die Ochsen an und streicht dem Köterchen mit dem Ochsen-
stachel einen auf, aber gu—ut. Das bricht in ein wimmerndes Geheul
aus und rennt so schnell es nur seine Haxen tragen, heim, der aber
mit
den Ochsen im vollsten Lauf hinterdrein. Als sie eintrafen, fand das
Köterchen in seiner Bedrängnis den Weg nicht durchs Gattertor, son-
dern schliefte durch den Zaun durch. Der nahm vom Joch die Axt
herab und hau und hau und zerhau den Zaun für einige Wägen voll
Holz, trieb den Wagen mit dem Holz in den Hof hinein und übergab
dem Popen den Brotfladen und die vollen Gefäße. Als der Pope sah,
wie die Bescheerung beschaffen ist, runzelte er ein wenig die
Stirne,
Ärgerst du dich, Pope? fragt ihn der Diener. — Ich ärgere mich
nicht,
erwiedert der ihm.
Ein, zwei Tage vergehen, der Diener macht sich auf, um den
Weingarten umzugraben und mit ihm zog auch der Pope hinaus. Der
Diener gräbt und der Pope schaut ihm zu, wie er so flink arbeitet
und lobt ihn darob. — Das ist noch gar nichts, sagt der Diener, ich
kann auch mit zwei Hauen graben! — Das kannst du nicht, beim Allah!
sagt der Pope. — Kann ich wohl! — Kannst es nicht! — Kann ich!
— Ei, so geh denn, sagt zu ihm der Pope und bring vom Haus noch
eine Haue her, damit ich auch das Wunder schaue! — Der Wein-
garten lag am Berge nahe des Popen Haus; der Diener stieg in den
Hof hinab, wo die Popin sitzt — Popin, spricht der Diener, der Pope
hat dich geheißen, du sollst mir sofort geben! — Sie verwunderte
sich
Südslavische Volksüberlieferungen.
351
und erschrak zu Tode und hub ihn zu schmähen an. — Nich doch,
so bestürmte er sie, der Pope gab den Auftrag, du sollst mir geben,
so und nicht anderswie und zwar auf der Stelle! — Sie schreit auf
den Popen zu: ,Was hast du ihm gesagt, daß ich ihm geben soll?' —
Stellt sich der Diener mitten im Hof auf und ruft dem Popen zu:
,Pope, sie gibt mir nicht I' — Gib ihm auf der Stelle, der
Kirchenbann
möge dich tötenI so drohte ihr der Pope und also vögelte der Diener
die Popin ab, nahm aus einem Winkel eine Haue und begab sich
wieder in den Weinberg hinauf. Er gräbt und gräbt mit der einen
Haue und dann ergriff er zur Abwechslung die andere und grub mit
ihr weiter. — Da siehst du nun, Pope, sagt er, wie man mit zwei
Hauen gräbt. — Dem Popen ists zwar nicht recht, doch was soll er
tun, er fugt sich darein. Als sie am Abend heimkamen, hat der Pope
auch was anzuhören gekriegt Kaum daß er sein Leben vor der
Popin rettete. — Ärgerst du dich, Pope? fragt der Diener. — Ich
ärgere
mich nicht, sagte er.
In der anderen Woche fand irgend eine Hochzeit im Dorfe über
dem Berge drüben statt Der Pope mit der Popin brach dahin auf
und im Abgehen schärfte er dem Diener ein, gut die Tür zu bewachen,
bis sie nicht von der Hochzeitfeier heimkommen. Kaum bogen sie
über dem Berge ein, hob der die Tür aus, lud sie sich auf den Rücken
und frischgemut ging er dem Popen nach. Er erreichte das Dorf
begab sich schnurstracks auf die Hochzeit, lud mitten unter den
Hoch-
gezeitern die Tür ab, setzte sich darauf und wehrte mit einem langen
Stock nach allen Seiten ab, damit sich nicht etwa einer der Tür
nähere. Die Kunde davon gelangt zum Popen, der rannte herbei:
Was soll das heißen, du unglücklicher Sohn?—Da hast es doch, was,
sagt er, siehst es denn nicht, daß ich die Tür bewache? — Dem Popen
ging vor der Hochzeit die Galle über, rannte eiligst über den Berg
ins Dorf hinab, — als er heim kam, da hatten die Säue alles nieder-
gerissen und aufgewühlt, nichts war an seinem Ort Verblieben. Als
es dämmerte kehrte der Diener heim und brachte die Tür zurück. —
Ärgerst du dich, Pope? — Ich ärgere mich nicht, sagt er1).
Der Pope merkte, daß es so nicht weiter gehen können und ver-
abredete mit der Popin, daß sie des Popen Bücher und anderes, was
man mittragen könne, in einen Sack hineinstopfe, damit sie, so-
bald es dunkel wird, die Flucht ergreifen. Die Popin tat, wie ihr
der
Pope geheißen, doch der Diener hatte ihre Verabredung behorcht,
band den Sack auseinander, nahm die Bücher heraus und kroch selber
hinein. Als es schön tüchtig dunkel geworden, hob sich der Pope
352
Südslavische Volksüberlieferungen.
den Sack auf den Rücken hinauf und nahm mit der Popin Reißaus
Sie gingen so und gingen und der Weg führte sie zu einem Fluß hin.
Als sie durch den Fluß wateten, fing der Diener im Sack naß zu
werden an und da sprach er: Heb höher, Pope, heb höher, das Arsch-
loch wird naß! — Die Popin vernahm eine Rede, verstand aber die
Worte nicht genau und sagte: Hei, Pope, deine Bücher fingen zu
sprechen an, hast sie schon lang nicht gelesen, also, sobald wir
durch
den Fluß gewatet sein werden, sollst du ein wenig in den Büchern
lesen!2) — Nachdem sie durch den Fluß gewatet und der
Pope den
Sack geöffnet hatte, haben sie auch was zu schauen. — Bist denn du
da, Sohn Gottes? — Da, Pope, da, wo du, da auch ich. Ärgerst du
dich? — Ich ärgere mich nicht, sagt der Pope.
Am Flußufer machten sie alle Halt, um zu schlafen. Sie
schicken
den Diener weg mit einem Auftrage, der Pope aber verabredete mit
der Popin, sie wollten den Diener sich am Uferrande niederlegen
lassen,
um ihn wann er eingeschlafen sein wird, in den Fluß hinabzustoßen,
damit er ertrinken soll. So taten sie denn auch, doch ihr Diener er-
lauschte ihre Verabredung und kaum waren sie eingeschlafen, legte
er sich auf die drübrige Seite und die Popin blieb am Rande, dann
weckte er leise den Popen auf und wisperte ihm zu: Pope, Pope,
wohlan, laß uns, ihn hinabstoßen! — Der Pope vermeinte, die Popin
weckte ihn auf, versetzte der Popin aus Leibkräften einen Stoß und
richtete sich wieder zurecht, um weiterzuschlafen. Als es graute —
magst was! Der Diener da, von der Popin aber keine Spur! — Ja,
bist denn du da? fragt der Pope verwundert — Da, Pope, da, wo
du. da auch ich! sagt der Diener zu ihm. Ärgerst du dich? fragte er
ihn. — Nun, um es dir grad heraus zu sagen, bemerkt der Pope, ja,
ich ärgere mich! — Du weißt, wie unsere Abmachung lautet, sagt
der Diener, doch bin ich kein so feindseliger Mensch, wie du. Dir
die
Haut abzuschinden, das mag ich nicht, bin sowieso auch sonst be-
friedigt, doch weil du meine Brüder gevögelt hast, will ich auch
dich!
Und zog den Popen stramm an, vögelte ihn ab und ging seines Weges,
der Pope aber blieb zurück.
Er ging und ging so weiter und erblickte einen Mann, der
spaltete
Holz. Das Holz war von verbogener Art, ließ sich schwer spalten,
aber auch der Mann war ziemlich schwächlich. — Was tust du da?
fragte ihn der Diener. — Siehst ja, spalte Holz. — Ja, spaltet man
denn Holz so? — Wie denn sonst? — Pass auf, sagt zu ihm der
Diener, langt nach der Axt, schlägt ein walzenförmiges Stück hin-
ein, so daß es ein wenig auseinanderklaffte; er zieht beide Fäuste
in
Südslavische Volksüberlieferungen. 353
den Riß hinein und weil er kräftig war, zog er die Seiten mit
den
Händen auseinander und die Walze zerspaltete sich von einem Ende
bis zum anderen. — Greif also du zul spricht er zu jenem. Jener,
der ärmste, hackte ein wenig mit der Axt ein, steckte beide Fäuste
hinein, der Diener riß mit einem Ruck die Axt heraus und jenem
klemmte der Block die Hände so ein, daß er sich nicht zu mucksen
vermochte. Hierauf löste ihm der Diener die Hosen auf, vögelte
ihn ab und setzte seinen Weg wieder fort, jenen aber ließ er mit den
Händen im Kloben zurück.
Weiter, weiter, da naht entgegen ihm ein Mann, der trägt zwei
Schläuche mit. Was trägst du da? fragt ihn dieser. — Wein, sagt
der. — Magst ihn verkaufen? — Ob ich mag? — So nimm ihn herab,
damit ich ihn verkoste! — Jener nimmt ihn herab, löst den einen
Schlauch auf und reicht ihm das Rohr, damit er verkoste. Der Diener
verkostet und fragt ihn, wie der Wein in jenem anderen Schlauch
beschaffen sei. — Es ist derselbe, spricht jener, wenn du nicht
glaubst,
halt du diesen Schlauch, bis ich auch den anderen auflöse und ver-
such ihn! — Er bindet auch den anderen Schlauch auf, der Diener
verkostet, ach nein, es kommt ihm vor, als ob es nicht ein und der-
selbe Wein wäre. Der Weinhändler verschwört sich ihm, es wäre ein
und derselbe, der Diener glaubt ihm nicht — Weißt was, sagt er zu
ihm, halt du mit der einen Hand den einen Schlauch, mit der anderen
den anderen, damit ich bald vom einen, bald vom anderen verkoste
und dann will ich sehen, ob es derselbe Wein ist! — Jener betrog
sich und ergriff beide Schläuche, so daß er sich gar nicht wehren
konnte, (läßt er auch nur eine Hand locker, verschüttet sich gleich
der ganze Schlauch), der Diener aber löste ihm die Hosen auf,
vögelte
auch ihn ab, ließ ihn so auf dem Wege stehen und ging selber weiter.
głng und g*n& und
setzte sich auf eine Brücke nieder, um
auszurasten. Er tunkte ein wenig, da wird er plötzlich wach und läßt
seine Augen über den Weg schweifen, hat auch was zu schauen: da
kommen angerückt der Pope und jener, der Holz gefällt und jener
mit den Schläuchen! Was fängt er jetzt an? Er besann sich und
mit größter Hurtigkeit sprang er von der Brücke ins Wasser hinab,
suchte Schlamm und beschmierte sich damit das Gesicht und das
Gewand so sehr, daß ihn niemand wiederzuerkennen vermocht hätte
und kam dann wieder auf den Weg heraus. Inzwischen langten auch
jene drei an. — Helf dir Gott! — Möge Gott helfen! — Ja, sahst du
nicht, Gott steh dir bei, fragt ihn der Pope, einen Menschen, der so
und so ausschaut? — Ich habe ihn gesehen, ich vögle ihm seinen
Krauts, Anthropophyteia. U. 23
354
Südslavische Volksuberlieferuugen.
Vater, kurz zuvor ging er vorbei, übertölpelte mich und
vögelte
mich und zum Überfluß schleuderte er mich auch noch von der Brücke
in den Schlamm hinab und du siehst, wie ich ausschau! — Und wo-
hin ging er? — Er ging geradenwegs dorthin ins Dorf, sagt der
Diener,
aber, wenn ihr mir beistehen wollt, kommt, laßt uns gehen, damit wir
ihn suchenI — Nun, auch wir suchen ihn, also laßt uns alle eilen,
da-
mit er uns nicht entwische I
Sie zogen fürbaß des Weges, gingen, gingen und gelangten vor
Abendanbruch in irgend einem Dorfe an. Der Diener aber wußte,
daß daselbst eine gewisse Witib lebe und führte sie geradenwegs zu
ihr auf Nachtherberge. Sie treffen vor ihrem Hause ein und bitten
sie um Aufnahme, nur um zu übernachten. — Ich kann nicht, sagt
sie, mein Mann ist nicht anwesend, er hat sich in die Wassermühle
begeben, ich aber habe nichts nicht einmal zum Nachtmahl, hub sie
zu lügen an. — Hat nichts zu bedeuten, Söhnerin, sagt der Diener,
wir sind keine solche schlechte Gesellen, ein Nachtessen verlangen
wir von dir auch gar nicht, nur soviel, daß wir nicht bemüßigt sein
sollen, auf freiem Felde zu nächtigen. — Ich kann nicht, begann die
Witib neuerdings ausweichend, es ist kein Raum da, wo ihr schlafen
könntet, nur diese eine Stube und die Küche, es ist kein Platz da. —
Na, so lass uns doch wenigstens in die Küche hinein, hub der Diener
wieder zu bitten an, wir werden uns zusammenkrampfen, sei es wie
immer, wir sind gar sehr ermüdet und kennen keine Seele in diesem
Dorfe. — Die Witib wollte um keinen Preis einwilligen, sie wußte,
daß in dieser Nacht ihr Chevalier zu ihr kommen werde, doch die
Wanderer baten so eindringlich, so daß sie sie zu guter Letzt in die
Stube einließ, sie selber aber verblieb in der Küche. Der Pope und
jene zwei schliefen sofort ein, doch der Diener wußte alles und
wollte
nicht schlafen.
In später Nachtstunde, kommt da einer daher, pochl pochl ans
Fenster. Der Diener öffnete und fragte mit einer Bauchstimme, wer
es wäre. — Nun, ich bins, antwortete jener von draußen, öffne die
Türl — Jetzt geht das nicht an, sagt der Diener, es kamen da irgend
welche Leute zur Nachtherberge, da sind sie in der Küche, doch
komm lieber morgen abendsI Ja, bringst du was mitr — Nun, ich
bringe, wie ich ja versprochen, einen Brotfladen, eine gebratene
Gluck
und einen Holzkrug mit Wein. — Gib mir das, spricht der Diener,
du aber kehr um und komm morgen wieder. — Der Chevalier reichte
ihm alles, was er trug, zum Fenster herein, kann aber sein Verlangen
nicht bezähmen, sondern bemerkt: So erlaub mir doch wenigstens,
Südslavische Volksüberlieferungen.
355
daß ich dich ein bisschen küsse, wenn wir schon sonst nichts
tun
können! — Der Diener streckte das Gesäß vor und bot ihm zum
Fenster den Arsch. Der küßt und küßt und bemerkt so von unge-
fähr: ,Närrchen, deine Seele stinkt dir etwas! — Kann wohl sein,
sagte
der Diener, gestern zu Nacht aß ich Linsen. Aber auch ich vermag
meinem Verlangen nicht zu widerstehen: gewähr mir wenigstens, daß
ich dich ein bisschen beim Zumpt halte! —Jener betrog sich und zog
den Zumpt heraus; der Diener packte ihn mit der einen Hand, mit
der anderen aber zog er das Messer heraus und xix! schneidet er ihn
*
ihm ganz ab. Der Chevalier bricht aus Leibkräften in ein
Wehge-
schrei aus, stürzte aufs Gattertor zu und rannte den Weg dahin
unabläßig
schreiend: Pfutsch der Zumpt bis zu den Hoden! Pfutsch der Zumpt
bis zu den Hoden! — Ein Zigeuner aber stahl eben in irgend einem
Garten Zwiebel und als er das Geschrei vernahm, vermeinte er, man
eile auf ihn zu, sprang über den Zaun hinüber und begann noch
hurtiger vor dem Chevalier einherzurennen. Jener schreit: Pfutsch
der Zumpt bis an die Hoden! Der Zigeuner aber: Beim Allah, wenn
du mich einholst, gehen auch die Hoden zum Teufel! — Und so
rannten sie davon, Gott fragt sich, wohin . . .
Der Diener aber brach ein Stück vom Fladen ab, zerriß die
Gluck,
begann zu nachtmahlen und mit Wein zu begießen. Erwachte der
Weinhändler: Was treibst du da? fragt er ihn. — Siehst ja, was, ich
esse zu Nacht! — So gib auch mir ein wenig davon ab! — Der
Diener reichte ihm den abgeschnittenen Zumpt hin, jener nimmt ihn,
nagt, beißt daran, vermag nichts abzuzwacken. — Dieses Fleisch ist
ja nicht gebraten, sagte er. — Und wenn es auch nicht ist, dort hast
du Glutkohle und brat es gar! — Der Pope aber hatte im Schlafe
den Mund aufgesperrt und wie so seine Zähne weiß waren, erglänzten
sie im Halbdunkel. Der Weinhändler legte den Zumpt auf des Popen
Gebiß, drehte und wandte ihn ein wenig um und um und versuchte
ihn wieder zu essen, doch befand er ihn wieder hart — Was ist das?
sagt er zum Diener. Die Glut muß wohl nichts taugen. — Nun, wenn
sie nichts taugt, antwortete ihm der Diener, zieh den Zumpt heraus
und bebrunz sie! 3) — Jener tat auch so, bebrunzte sich dem Popen
in den Mund hinein, der Pope sprang auf und im Finstern entstand
ein ganzer Wirrwarr, der Diener aber, wie er so neben dem Fenster
war, sprang hinaus und lief ihnen davon, sie jedoch blieben in Zank
und Kampf zurück.
Anmerkung. 1) Wie aus dem Srpski rjećnik Karadzics,
Bel-
grad 18983) unter vaSa hervorgeht, dürfte auch K.
eine Faßung dieser
23*
35б
Südslavische Volksüberlieferungen
Erzählung gekannt haben. Diese Erzählung, die wohl aus
derselben
Quelle, aus der auch Trubert (Vrgl. Romanische Schelmennovellen,
hrsg. v. Jakob Ulrich, Leipzig 1905) stammen mag, ist in
vielen
Varianten im Süden verbreitet Manche fugen an dieser Stelle noch
hinzu, der Pope habe auch Kinder gehabt und als sich eines
beschissen
hatte, habe der Pope den Diener beauftragt, es zu reinigen. Der
Diener trennt das Kind auf, reißt ihm das Eingeweide heraus und
reinigt es, wie man eben nur ein Huhn reinigt Als ihn der Popt
beauftragte, ein wenig um das Haus herum zu leuchten, damit ein
verlorenes Ding aufgefunden werde, zündete der Diener die
Wirtschaft-
gebäude rings um das Haus herum an u. s. w. Der vorliegenden
Fassung gebührt der Vorzug der verhältnismäßig größten Aufzählung
von Schelmenstreichen des Dieners. — 2) Im Volk herrscht der
Glaube,
Bücher pflegten von selber zu reden, wenn man sie längere Zeit nicht
liest Vielleicht wül man damit den Gedanken ausdrücken, dass es
bei Büchern nicht nur auf deren Besitz, sondern auf die Lektüre an-
komme, oder man hält vielmehr das Buch für ein geheimnisvoll be-
lebtes Wesen, dem eine Mitteüungbedürfnis eigentümlich ist — 3) Man
pflegt beim Kohlenbrennen die Glut von Zeit zu Zeit zu benetzen.
Die Köhler brunzen der Bequemlichkeit wegen gleich hinein. So mag
die Meinung entstanden sein, daß Pißwasser überhaupt zur stärkeren
Anfachung einer Glut besonders geeignet sei.
423. Śilo za ognjilo.
U staro vreme nisu popovi bili mnogo ućeni. Sluże koju go di
nu
pa s vremena na vreme, otidu do vladike, da se za godinu dana jo§
po neśto nauce. U to staro doba ziveli u jednom selu, kuca do kuce
pop i hodża. PoSao pop vladici, da se malo dotera u poslu pa pri
polasku zovne hodżu. — Sluśaj, komśija, każe mu, ja odiazim i ne ću
za godinu da dogjem. Ne budi ti teśko, svrati ponekad i mojoj kuci,
ostaje mi żena sama Ko će, da joj se nagje, oko ne ti? Zatreba li
joj neśto, daj joj, vraticu ti sve, kad dogjem s puta! — Ne beri
brige,
komśija, odgovori mu hodża, ako komśija komśiji ne će, a ko će? Idi
ti slobodno na put, ako śtogod ne bude imała moja kuca, to ne će i
tvoja !
Otide pop a ostavi mladu i lepu popadiju, ali već trudnu.
Hodża
se i pre oblizivao oko popadije a sad mu padnę zgoda te ti drugi,
treći dan dogje k njoj. — More, znaś li, Sto je, komSinice? — Kazi
mi,
komśija, da znam! — Tvoj pop napravio jednu grdnu pogreśku; ako
se dozna, obrijaśe mu bradu! — Juh, crna kukavica, uplaśi se popa-
Südslavische Volksüberliefeningen.
357
dija, Śta je to ućinio? —Eto śta, każe hodźa, otiśao a nije ti
napravio
celo dete; napravio ga samo pola, nogę i trbu a ono drugo nije.
Dozna
li se samo, otide i na robijul — Pa śta da radim? — Ne znam ni ja,
ako może, da se nekako popravi. — Ta może li? — Pa ono, nije, da
ne może, poćne hodźa, ima ljudi, koji to umeju da pop rave; i ja sam
umeo, ali kud ću to sad da radim?... — Molim te, hodźo, molim te
kao Boga, ućini, ne ću nikada, da ti zaboravim. Iśti, śto hoćeś,
samo
ućini, ako moźeś! — E, komśike, kad si me tako zaklęła, da ti i
ućinim.
Nikom drugom ne bih ućinio ni za kakve pare, tebi ću da ućinim za
ljubav, od kad se znamo, dobri smo prijateljL Zar, ne daj Boże, da
se
meni neśto desi pa tvoj muź da mi se ne nagje na pomoći? — Obraduje
se żena, śto će da sacuva muza a hodźa se potrudi te popravljao
popov posao, popravljao, dokle god mu bila volja. I, istina, progje
nekoliko meseci, dete se rodi zdravo i citavo.
A kad iziśla godina, vrati se pop na vilajet. Kad dośao kuci,
joś
s vratnica vice veseo: A, ima li neśto novo? — Izide źena, nosi
dete,
miłuje ga pop a ona ljutito: Miłujeś ga sada, à, a kako si ga
ostavio?
— Kako? uzbuni se pop. — Tako, znaś ti dobro, napravio
si ga samo
pola; da ne beśe hodźa, dobro bi ti bilo! — Żena prosta isprića mużu
sve kako je bilo a on onda śta će, nema kuda, vidi, da żena nije
kriva,
al se zarekne, da se hodźi osveti pośto poto,
Jedan dan digne se hodźa sa svojom żenom u vinograd. Vidi to
pop, ponese neke krpetine i suknjetine pa prekim putem otrći pre
njih do vinograda, spusti se u potok, uvije ako sebe one krpe,
navuce
suknje, zavije glavu, da mu se samo осі vide pa poćne da stenje
Stigne hodźa sa hodźinicom, progju pored potoka i ćuju, da neko
jeći.
Pogledaju u potok, ima śta da vide: trudna żena, tek śto se nije
poro-
dila. — Sagji, Boga ti, każe hodża żeni, te pomogni jadnici, vidiS,
da
se mući. Ja ću idem na onaj breśćić, da ćekam. Javi mi, kakvo je
dete.
— Ode on a hodżinica sigje u potok i poćne, da otpasuje
porodilji
komad po komad. Pop stenje i jeći a hodżinica ga teśi: Ne boj se
polako, nije niśta, de joś ovo da skinemo, de joś ovo!... Smakne ona
i donju suknju a pop je obori, pritisne i nategne. — Muśko, hodźo,
muśko! razdere se hodżinica śtogod może. — E, neka joj je źivo!
usklikne veseo hodża pa izvadi piśtolj i opali pû!... Kad pop povrsi
posao, izkoći iz potoka i vikne hodźi: Valah, komśija, kad si ti
moju
żenu jebao, niko nije ni video, al kad je tvoju pojebah, ti si mi
ćak i
śenlućio !
Erzählt zu Niś von einem Landmann aus Vranje. Serbien.
35»
Südslavische Volksüberlieferungen.
Mass für Mass.
In alter Zeit waren die Popen von keiner großen Gelehrsamkeit.
Sie dienten manches Jahr und von Zeit zu Zeit begaben sie sich zum
Vladika, um sich binnen Jahr und Tag noch einiges Wissen zu er-
werben. In dieser alten Zeit lebten in einem Dorfe, Haus an Haus
ein Pope und ein Hodźa, Der Pope machte sich zum Vladika auf,
um sich in seinem Geschäftlein ein wenig mehr zu vervollkommnen,
und bei seinem Aufbruch berief er den Hodźa zu sich. — Hör mal,
Nachbar, sagt er zu ihm, ich gehe fort und kehre vor einem Jahr
nicht wieder zurück. Es soll dir nicht lästig fallen, schau ab und
zu
auch in mein Haus hinein, mein Weib verbleibt mir ja allein. Wer;
soli ihr denn sonst im Bedarffalle beispringen, wenn nicht du?
Braucht
sie mal irgend etwas, gewähr es ihr, ich werde dir alles zurück-
erstatten, bis ich nur von der Reise heimkomme! — Trag keine Sorge,
Nachbar, antwortete ihm der Hodźa, wenn der Nachbar dem Nachbar
nicht hilft, wer ansonsten? Zieh du frohgemut auf die Reise; sollte
mal mein eigen Haus an irgend etwas Mangel leiden, so wird es nicht
auch das deinige!
Der Pope verreiste und hinterließ die junge und schöne Popin,
die jedoch schon schwanger war. Der Hodźa pflegte auch vordem»
schon um die Popin umherzulecken, jetzt aber fiel im die günstige
Gelegenheit zu und so stellte er sich am zweiten, dritten Tage bei
ihr ein.
— Närrchen, weißt du, was der Mähr, liebtraute
Nachbarin?
— Sag mir's, Nachbar, damit ich's erfahre!
— Dein Pope hat einen greulichen Fehler begangen; wird
es ruch-
bar, schert man ihm den Bart ab!
— Au weh, ich schwarzer Kukukvogel, rief erschrocken
die Popin
aus, was hat er angestellt?
— Da hat man s, sagt der Hodźa, fort ist er gegangen,
hat aber
nicht das ganze Kind gemacht; fertig gemacht hat er nur die Hälfte,
die Beine und den Bauch, das andere jedoch nicht. Sobald das nur
aufkommt, muß er wohl auch eine Festungstrafe antreten!
— Und was soll ich da tun?
— Weiß auch ich nicht so recht, es wäre denn, daß es
irgendwie
ausgebessert werden könnte.
— Ja, geht denn das?
— Nun ja, es ist halt nicht unmöglich, begann der
Hodźa, es gibt
wohl Leute, die sich auf die Ausbesserung verstehen; ich selber habe
Südslavische Volksüberlieferungen
359
mich ehedem darin ausgekannt, aber es fallt mir nicht ein, so
etwas
jetzt noch zu betreiben...
— Ich bitte dich, Hodża, ich flehe dich wie Gott an, tu
es, niemals
werde ich dir den Dienst vergessen. Heisch, was du magst, nur tu es,
wenn du es tun kannst!
— Ei, liebe Nachbarin, weil du mich so beschworen, laß
mich es
dir tun. Niemandem anderen würde ich den Dienst, um kein Geld
der Welt erweisen, dir jedoch sei er aus Liebe erwiesen; seitdem wir
uns kennen, halten wir gute Freundschaft. Wie, Gott verhüte es,
wenn mich etwas heimsuchte und dein Ehegatte würde mir seine Hilfe
versagen? —
Das Weib war hocherfreut, weil sie den Gatten vor einem Unheil
bewahren wird, der Hodża aber gab sich weidlich Mühe und besserte
das Werk des Popen aus, besserte daran, so oft als ihn die Lust dazu
anwandelte. Und, die Wahrheit in Ehren, nach Ablauf einiger Monate
ward das Kind gesund und vollkommen geboren.
Als dann das Jahr abgelaufen war, kehrte der Pope aufs Land
zurück. Sowie er heimkam, rief er hoch von der Gattertür aus: He,
gibt's was neues? — Das Weib kam heraus, trug ihm das Kind ent-
gegen, der Pope liebkoste es, sie aber fuhr ihn zornig an: Liebkost
es jetzt, he, in welchem Zustand aber hast du es zurückgelassen? —
Wie? fragte der Pope verstört — So, weißt es nur zu gut, hast es
bloß zur Hälfte fertig gemacht; wäre der Hodźa nicht eingesprungen,
na, dir war's gut gegangen 1 — Das Weib erzählte in ihrer
Einfalt
haarklein dem Gatten, wie es sich zugetragen, er aber, was soll er
da
tun, es weiß sich keinen Rat, sieht ein, daß das Weib ohne Schuld
ist, aber er gelobte sich, an dem Hodźa Vergeltung zu üben,
koste es was immer.
Eines Tages erhob sich der Hodźa mit seinem Weibe, um in den
Weinberg zu ziehen. Das erspähte der Pope, nahm einiges Fetzwerk
und Weiberkittelzeug mit, rannte auf einem Querwege vor ihnen bis
nahe an den Weingarten hin, ließ sich in den Bachgraben hinab,
wickelte
jene Fetzen sich um den Leib, zog die Frauenkittel über sich, hüllte
den Kopf ein, so daß man ihm nur die Augen noch heraussah, und
fing zu ächzen an. Der Hodźa mit der Hodźin trafen dort ein, zogen
an dem Bach vorbei und vernehmen, wie jemand wimmert. Sie werfen
ihren Blick in den Graben hinab, haben ein Schauspiel vor sich: ein
schwangeres Weib, das sich in den letzten Wehen windet. — Steig'
hinab, spricht der Hodża zu seinem Weibe, und steh' der Ärmsten
Збо
Südslavische VolksÜoerlieferungen
bei, siehst doch, daß sie sich plagt Ich geh1
einstweilen auf jenen
Hügel hin, um abzuwarten. Meld' mir, was es für Kind istl —
Er zog weiter, die Hodżin aber stieg in den Bach hinab und
schickte sich an, der Gebärerin Stück fur Stück loszugürten. Der
Pope
ächzt und stöhnt, die Popin aber spricht ihm Trost zu: Sei ohne
Furcht,
sachte, es ist nichts, geh, laß uns das noch abnehmen, geh, das noch
l...
Sie streifte auch den untersten Kittel herab, der Pope aber stürzte
sie nieder, drückte sie fest und spannte ihn an. — Ein männliches
Wesen, Hodża, ein männliches I schrie wie besessen aus Leibeskräften
die Hodżin. — Ei, es soll ihr lebenI jauchzte fröhlich der Hodża
auf,
zog die Pistole heraus und gab ihr Feuer: Bum! —
Nachdem der Pope das Geschäft abgewerkelt, sprang er aus dem
Graben heraus und rief dem Hodża zu: Beim Allah, Nachbar, als du
mein
Eheweib vögeltest, hat es keiner auch nur gesehen, als ich aber die
dei-
nige abvögelte, hast du mir zu Ehren sogar Freudenschüsse abgefeuert
l'
424. Pop i i kaląjdżija.
U jednome selu bili komśije pop i kaląjdżija U kalajdźije bila
źena lijepa, na koju se je popo poaśićijo ali joj se nije smijo
nikąd
javiti. Jednoga ljeta krene kaląjdżija zanatom u svijet a żena mu
ostanę
trudna kod kuce. Vidi to popo pa ćejednoga jutra upitat komśinicu:
,Ode li ti kaląjdżija u svijet?1 — ,Ode', odgovori
smjerno kalajdżinica.
,Ama meni se ćini, da si ti trudna pa mi se ćini, da ćeś prije
roditi
nego se on povratü' — ,Hoću', odgovori opet kalajdżinica ,Sramota!
Objeśenjak jedan ostavio dijete nedogragjeno pa će se roditi sakato
bez ruku i nogu!' — Prepade se kalajdżinica pa će stidno upitati
popu:
,Za Boga, oće, bi li se ikako mogio pomoći?'... ,Bi', odgovori pop
,no dogji kad vidis da ne ima popadije kod kuce pa ću ja
dograditil,—
Kalajdżinica bojeći se sramote da ne rodi sakato dijete jedva
je
ćekala da ugrabi zgodu da ode popi, da joj dijete dogradi i sramote
je spasę. Ta joj se zgoda brzo ukaza, jer i popo trażaśe priliku te
otpremi popadiju na nekoliko u rod, kako bi komodno mogao kale
jdżinici dijete dograditi. I dogradio joj ga.
Kada se je dijete rodilo, rodilo se je dakako potpuno
razvijeno
te se je kalajdżinica u svojoj naivnosti molila Bogu popi za
zdravlje,
śto joj je dijete dogradio i sramote je spasao. Kada je doŚao kalą-
jdżija osu żena na nj vatru: ,Kakav si ti ćoyjek, da ostavis dijete
nedo-
gragjeno! Da ne bi pope komśije te mi ga dogradi oćah na veliku
sramotu naśu dijete sakato roditi!' — Kaląjdżija joj reće, da śuti i
da
će se on eć za to s popom razraćunati.
Südslavische Volksüberlieferungen.
To je bilo i proSlo. Otiśao pop rano u crkvu na vaskrsenije.
Poslije njega poślą і popadija te se njoj pridruźi kaląjdżija. Kako
je
crkva bila podaleko od sela sjedu popadija i kaląjdżija pod jedno
drvo
da malo poćinu. Tu se popadiji zadrijema pa malo zaspa Kaląjdżija
joj snimi ponajlak sa prsta dva prstena Kada se ona probudi opazi,
da ne ima prstenova pa ih stade traźiti, ali uzalud, ne ima ih pa ne
imal
Kaląjdżija će je na to upitati: ,A gdje si drżała ruke kad si
spavalai* — ,U
krilu megju nogamal'— ,Bogme će ti ih biti pićka prożdrla, jer je
ona
pohlepna na sreberne i zlatne stvaril'— .A bi li se mogli kako
izvaditi?'
— Зі i kako ne bi?' odgovori kaląjdżija pa ti joj ga
lijepo dva puta
żicnu i poturi joj svaki put po prsten.
Kad popadija vigje prstene reći će kalajdżiji: Дтаїа sam jedan
mali kotlić pa sam ga vazda megju nogama drżała kad bi kravu muzla.
Toga mi je kotlića ne stało. No vidi, da nije i njega proźdrlal' —
Kaląjdżija gurnu i treći put pa će joj: ,Evo ga, evo sve krećem u
dno,
nego se presuvratio te sakreno povraz unutra pa ga sada ne mogu da
prevrnem. No kazi popu, ne će li on kako prevrnuti!' —
Kada su se iz crkve povratili to ostadośe pop i popadija sami.
Reći će mu popadija: ,Kako se mi ogrijeśismo za onog siromaśka, Sto
rekosmo na nj, da je kotlić ukraol' — ,A, zar si ga naśla?!, upita u
cudu pop. ,Bogme jesam i da znaś gjel Prożdrla mi ga pićka pa mi,
ga jutros kaląjdżija vadio. Sve sam ćula, kako je u dno kucao, no se
okrenuo povrazom unutra pa ga ne może izvaditi, nego mi reće, popo
će to yjeśtijel' — Pa mu onda isprića sve, śta se je megju njom i
kalajdżijom desilo. Pop joj zaprijeti, da to nikom ne kazuje i ujede
se za gubicu a u sebi pomisli: ,Zla kona zajmą ne vraca!'
Erzählt von einem Serben aus dem Mostarer Bezirke im Her-
zogtum.
Der Pope und der Verzinner.
In einem Dorfe waren der Pope und der Verzinner Nachbarn. Der
Verzinner hatte eine schöne Frau, in die sich der Pope verliebte,
doch
getraute er sich niemals, ihr seine Gefühle zu gestehen. Eines
Sommers
zog der Verzinner seinem Berufe nach in die Welt aus, sein Weib
aber blieb schwanger zu Hause. Der Pope merkte dies und richtete
so nebenher eines Tages an die Nachbarin die Frage: ,Ist dein Ver-
zinner richtig in die Welt hinausgewandert?' — Jst fort', antwortete
ergeben die Verzinnerin. .Aber mir scheint es, daß du schwanger
bist,
und mir scheint es, daß du früher gebären als er zurükkehren wirdl'
— ,So ist's', antwortete wieder die Verzinnerin. ,Eine
Schande I Dieser
Südslavische Volksüberlieferungen
abgefeimte Galgenstrick hinterläßt da ein unfertig
ausgearbeitetes Kind
und es wird als Krüppel ohne Hände und Füße geboren werden Iі
—
Die Verzinnerin entsetzte sich und fragte verschämt den Popen: ,Um
Gotteswillen, Vater, ließe sich dem irgendwie abhelfen?1...
,Das wohl',
antwortete der Pope, ,doch komm, wann du merkst, daß die Popin
nicht zu Hause ist, und ich werde es fertigstellen!'
Aus Furcht vor der Schande, einen verkrüppelten Balg zu
gebären,
konnte die Verzinnerin kaum die Gelegenheit erhaschen, sich zum
Popen zu verfügen, damit er ihr das Kind ganz ausarbeite und sie vor
der Schande errette. Diese Gelegenheit bot sich ehestens dar; denn
auch der Pope suchte nach einer Aussicht und darum schickte er die
Popin auf einige Tage zu ihrer Verwandtschaft weg, um der
Verzinnerin
bequem das Kind zu Ende auszuarbeiten. Und er arbeitete es ihr
vollkommen fertig.
Als das Kind zur Welt kam, war es selbstverständlich
vollkommen
entwickelt und die Verzinnerin betete in ihrer Naivetät zu Gott fur
die Gesundheit des Popen, weil er ihr das Kind ganz ausgefertigt und
sie vor Schande bewahrt hat. Als der Verzinner heim kam, über-
schüttete sie ihn mit Feuergeschossen: ,Was bist du für ein Mann,
daß du ein Kind unausgefertigt zurückläßt! Wäre nicht der Nachbar
Pope eingesprungen und hätte er es nicht ausgearbeitet, war ich zu
größter Schande nahe daran, ein krüppelhaftes Kind zu gebären!' —
Der Verzinner hieß sie reinen Mund halten, er werde schon deswegen
mit dem Popen noch eine Abrechnung pflegen.
Das war geschehen und war vergangen. Der Pope begab sich
zeitlich morgens in die Kirche zur Auferstehung. Nach ihm machte
sich auch die Popin auf und ihr gesellte sich auch der Verzinner zu.
Dieweii die Kirche ziemlich weit vom Dorfe entfernt war, setzten
sich
die Popin und der Verzinner unter einen Baum nieder, um ein wenig
zu rasten. Da wurde die Popin schläfrig und sie schlummerte ein
wenig
ein. Sachte streifte ihr der Verzinner von den Fingern zwei Ringe
ab.
Als sie erwachte, nahm sie den Abgang ihrer Ringe wahr und hub
darnach zu suchen an, doch vergeblich, sie sind nicht da und sind
nicht da. Darauf befragte sie der Verzinner: ,Ja, wo hast denn du
die
Hände während des Schlafes gehalten?' — ,1m Schoß zwischen den
Beinen Iі —, Gott straf mich, wenn sie die Voz nicht
verschlungen hat,
denn sie ist auf silberne und goldene Sachen gar erpicht!' — Und
könnte man sie irgendwie herausziehen?' — Ja doch, wie denn nicht?4
antwortete der Verzinner und schmitzte ihr ihn zweimal hinein
und
schob ihr jedesmal einen Ring zu.
Südslavische Volksüberlieferungen.
Als die Popin die Ringe sab, sagte sie zum Verzinner: ,Ich
besaß
ein kleines Kesselchen und hielt es immer zwischen den Beinen, wann
ich die Kuh melkte. Dieses Kesselchen ist mir abhanden gekommen.
Doch schau, ob sie dies nicht auch verschlungen hat!' — Der Ver-
zinner schob ihr ihn noch ein drittesmal hinein und bemerkte zu ihr:
Da steckt es, ich drehe es schon auf dem Boden, doch hat es sich
umgewandt und den Henkelgriff nach innen verkehrt, so daß ich ihn
jetzt nicht umdrehen kann. Doch sag es dem Popen, vielleicht kann
er ihn wenden*.
Bei der Rückkehr aus der Kirche blieben der Pope und die Popin
allein. Da bemerkte die Popin: ,Wie haben wir uns doch wegen jenes
armen Schluckers versündigt, den wir beschuldigten, er habe uns das
Kesselchen gestohlen!' — ,Ach, hast es denn wiedergefunden?4
fragte
der Pope ganz verwundert — ,Gott helf mir, ja, und erst wenn du
wüßteft, wo! Meine Voz hat es verschlungen und heute früh suchte
es der Verzinner herauszuziehen. Ich hörte ganz vernehmlich, wie er,
auf den Boden pochte, doch hat es sich mit dem Henkelgriff nach
innen gedreht und er konnte es nicht herausziehen, doch sagte er mir
der Pope werde dies geschickter anstellen!1 — Und hierauf
erzählte
sie ihm alles, was sich zwischen ihr und dem Verzinner zugetragen.
Der Pope verbot ihr unter Drohungen irgendwem davon etwas zu
sagen und biß sich in die Schnauze, im Stillen aber dachte er (an
das
Sprichwort): ,Eine schlechte Nachbarin, die einen Borg nicht zurück-
gibt!'
425. Nedopraveno deteto.
Edin pop otiSel u edna kästa, da sveti voda pa u taja käSta
imalo
edna nevesta trudna a mäzo i nemalo go u doma — bil otiśel u
Carigrad na pećalba. Popo svetil voda pa na pohoźdu reki: .Nevesto,
u kniga se pokazuje, u tebe ima nedopraveno dete!' — ,Ama istina
li kazujeś, dedo pope?' popitala ga nevestata. ,Istina!ł
odgovoril on.
,Bożel Boże I' hvanala da se cudi nevestata, ,kiko će da rodim nedo-
praveno dete! Nema li koj, dedo pope, da ga dopravi za hair?' —
,Moie', reki dedo pop, ,doj do vecera pri mené i jaze će go do-
pravim?'
Minalo se nekolko vreme, mäzo na nevestata zavrnal se ot
pećalba,
zavaril, nevestata mu rodila dete i go usèuvala, ta porasnalo і
hvanalo
da hodi iz kaśti. On zemal deteto na koleno і hvanal, da go miluva:
,Tatinoto detence! Tatinoto detence!' — A nevestata kato ćula to va,
kazała mu srdito: ,Aha, tatino, tatino! sega, ama da ne beSe dedo
pop,
Südslavische Volksüberlieferungen.
da go dopravi? — Nal ti si si hvanal po pećalba і si mi
ostavii nedo-
praveno dete Iі
Erzählt von einem bulgarischen Gärtner aus Ostmazedonien.
Das nicht fertiggestellte Kind.
Ein Pope kam in ein Haus um Wasser zu weihen und in diesem
Hause war eine junge Frau schwanger, ihr Mann aber war nicht zu
Hause, er war nach Konstantinopel auf Verdienst gezogen. Der Pope
weihte das Wasser und sagte im Weggehen: Junge Frau, im Buche
steht zu lesen, daß du in deinem Leibe ein nicht fertig gearbeitetes
Kind trägst l' — »Wie, sprichst du wahr, Väterchen Pope?' fragte ihn
die junge Frau, ,wie soll ich ein unfertiges Kind gebären? Fände
sich denn niemand, Väterchen Pope, der um Gotteslohn das Kind aus-
arbeiten tat? — ,Das kann geschehen', sagte Se. Hochwürden, .komm
gegen Abend zu mir und ich will mich bemühen, es fertig zu
stellen.'
Es verstrich einige Zeit, der Mann der jungen Frau kehrte heim
vom Verdienst und fand, daß seine#junge Frau ein Kind
geboren, es auf-
gezogen, daß es schon ziemlich gewachsen und aus dem Hause zu
gehen anfing. Er nahm das Kind auf den Schoß und herzte es ab:
, Väterchens Kindlein 1 Väterchens Kindlein I' Als die junge
Frau dies hörte,
sagte sie erzürnt: ,Aha, des Väterchens! des Väterchens 1
jetzt ja, aber
wäre Se. Hochwürden der Pope nicht gewesen, um es fertig zu stellen
?
— Du triebst dich auf Verdienstgängen herum und ließeft
mir ein
nichtausgearbeitetes Kind über!'
426. O popu, koji je znao glave praviti.
Jednom isla źena na ispovjed a bila noseća. To opazi pop pa po
njezinima odgovorima se uyjeri, da imade posła sa osobito bezazlenom
osobom a ne samo naivnom, neko takogjer i neiskusnom. Pri svr-
Setku reći će joj pop: ,Ta źenska glavo, ti si noseća ali i
nesretna!'
— Na to upita źena: ,Ta kako gospodine, da bi nesretna
bila, kad
imadem dobrog i skrbnog ćoyjeka, koji me i jako voli?* — Pop joj
odgovori: ,Ta to je sve lijepo, samo ti muź nije dijete dobro
napravio?1
— Żena se zastidi pa upita: ,Kako je to?' — Ali pop je
uvjeri, daje
dijete bez glave. Sirota źena uplaŚena upita, Sta bi da radi i da li
se
może tomu joś doskoćiti i kako li. Pop, dobar ćoyjek, reće kao u
smilovanju: ,Moja draga, ja ću vidjeti, śta je za ućiniti. Stoga
dojdi
sada poslije mise k meni u sobu pa ako je za pomoći, ja ću tada
svoje
ućiniti!' — Źena otigje poslije mise popu u sobu a ovaj ju mjerio od
Südslavische Volksüberliefeningen
glave do pete pa sve klimao glavom. Na to reće żeni, neka se
na
divan legnę i samo neka misli na lijepu djetećju glavu, dok on bude
pravio. I tako bude. Najebav se je, blagoslovi je i otpremi je s
mirom kuci.
Vrativ se żena kuci uz piać isprića sve mużu te pofali popa,
śto
se je pravo izmućio, dok joj je pomogao. Muż ljutit znajuć da je pop
prevario ludu mu zenu, otigje ranom zorom u popovo dvoriSte te
pootsjeca svoj popovoj zivadi i Sto je od marve u dvoriStu naSao
glave і ostavi tako sve na mjestu.
Ćim je pop saznao za to nedjelo seljakovo dobjeźe gnjevan do
njega u njegovu kucu te ne znajuć da je seljak već razabrao, kako mu
je on na żeni mu glavu djetećju gradio, stanę rużiti seljaka i
zapreti
mu se, da ako ne plati kvara, da će ga sudu tużiti. Seljak mu srdito
odvrati: ,Kad ti popovska huljo znadeś tugjoj djeci glave praviti,
valja
da ćeŚ potrefiti і svojoj zivadi і kravam i telićem a prohtjedne li
ti se
joś jednom na mojoj żeni glavu djetetu graditi, onda ću ja tvoju
sldnuti
pa si możeś tada drugu naprąviti!'
Erzählt von einem Schreiber aus einem Dörfchen bei Belovar in
Chrowotien.
Von einem Pfarrer, der sich aufs Köpfemachen verstand.
Einmal ging ein Weib zur Beichte und sie war in gesegneten
Umständen. Das nahm der Pfarrer wahr und nach ihren Antworten
überzeugte er sich, daß er es mit einer besonders arglosen, nicht
blos
naiven, sondern auch unerfahrenen Person zu tun habe. Gegen Schluß
der Beichte sagte ihr so nebenhin der Pfarrer: Ja, du Weiberkopf, du
bist schwanger, doch auch unglücklich I' — Darauf fragte das Weib:
Ja wie so denn, Herr, soll ich unglücklich heißen, die ich doch
einen
braven und fürsorglichen Mann besitze, der mich zudem auch sehr
liebt?' — Der Pope antwortete ihr: ,Na, das ist ja alles recht schön
nur hat dir dein Ehegemahl dein Kind nicht gut fertiggestellt'. —
Das
Weib stand von Scham übergössen da und fragte: .Wieso das?' Doch
der Pfarrer versicherte ihr, das Kind wäre ohne Kopf. Das ärmste
Weib fragte erschrocken, was sie tun soll und ob und auf welche Art
man diesem Übel noch steuern könnte. Der Pfarrer, ein guter Mensch,
sagte gleichsam von Erbarmen erfüllt: ,Meine Liebste, ich werde
schauen, was da zu tun ist Komm du darum jetzt nach der Messe
zu mir in die Stube, und wenn zu helfen ist, so werde ich dann das
meinige tun'. — Nach der Messe verfugte sich das Weib in die
Wohnstube des Pfarrers, dieser aber maß sie vom Kopf bis zur Zehe
Südslavische Volksüberlieferungen
und schüttelte unablässig den Kopf. Hierauf sagte er zum
Weibe, sie
solle sich auf den Diwan hinlegen und ausschließlich an einen
schönen Kinderkopf denken, während er daran arbeiten wird. Und
so geschah es. Nachdem er sich an ihr sattgevögelt, erteilte er ihr
seinen Segen und schickte sie in Ruhe nach Hause.
Als das Weib heimgekommen, erzählte sie unter Geweine alles
ihrem Ehegatten und belobte den Pfarrer, weil er sich rechtschaffen
abgemüht, bis er ihr geholfen. Der ergrimmte Gatte, daß ihm der
Pfarrer sein törichtes Weib übertölpelt, begab sich im frühesten
Morgen-
rot in des Pfarrers Gehöfte und schnitt dem gesamten Geflügel des
Pfarrers und allem Rindvieh, das er im Gehöfte vorfand, die Köpfe ab
und ließ alles so an Ort und Stelle liegen.
Sobald der Pfarrer von dieser Untat des Bauern erfahren, kam
er voll Ingrimm zu ihm ins Haus, und da er nicht wußte, daß der
Bauer schon Kunde davon besitze, wie er, der Pfarrer, ihm auf dem
Weibe den Kindskopf gedrechselt hat, hub er den Bauer zu schmähen
an und verstieg sich zur Drohung, falls er den Schaden nicht
bezahlen
wolle, werde er ihn bei Gericht verklagen. Zornig erwiderte ihm der
Bauer:
.Verstehst du es, du pfaffischer Lotterbube, fremder Leute
Kindern
Köpfe anzumachen, so wirst du die Kunst auch bei deinem Geflügel,
bei den Kühen und Kälbern auch so treffen, solltest du aber noch
einmal Lust kriegen, auf meinem Weibe dem Kinde den Kopf zu ver-
fertigen, so werde ich dir den deinen abnehmen und du kannst dir
dann einen anderen machen!'
427. Dockan kazała.
Bio neki star duhovnik, ali je bio zdrav i drżeć covek pa mu
je
u dokolici pored dobre hrane padało i żeńsko na pamet Jednog dana
dogje mu jedna vrlo lepa i vrlo mlada devojka. Htela bi neśto da
każe, ali je sramota. Ćića je pogleda, vide, da ja ne samo lepa,
bela
i rumena, nego i jedra, da joj snaga raspinje one tanke kośulje.
— ,Pa Sta bi htela, kćeri moja?' upita je starać blago,
— ,Htela bih neśto, da vam se pożalim ali me sramota!'
—
— ,Każi slobodno curice, każe. Ja, korne bi kazała, ako
ne meni?
De reci, śta ti se je dogodilo?'
Devojka se mało oslobodi pa poće:
— ,Vi znate sina naśeg komśije' . . .
— ,A onog krśnog mladića? Znam, kako ne bih?' odgovori
starać.
,Pą śta ti je radio?' —
Südslavische Volksüberlieferungen.
— .Ućinio je vrlo rgjavo sa mnom(, reće
devojka.
— ,Pa de reci, śta ti je ućinio?1 —
— .Sramota me je1, odgovori devojka.
Starcu sinu dobra misao kroz glavu. Prigje devojci i blago se
smeśeći pogladi joj po obraśćićima i tiho je zapita:
— Je li to uradio?'
— Joś gore!' odgovori ona.
Starać se maśi rukom niże, joś ćak ispod malog trbuśćića i
osetiv
toplinu njenog mladog lepog tela, oseti gde mu se razigra krv po
żilama pa prośapta joś tiśe:
— Je li to?' —
— Joś gore!' odgovori devojka takogje śapatom.
Starać je polako prevali na svoju postelju 1 zagrte je. Kad
joj
sagleda lepe obie butine i oseti sveżi mladaćki miris njenoga tela
on
oseti, da mu se povrati snaga i jedva ćujno prośapta:
— Je li to?'
— Joś gore!' odgovori devojka.
Starać se beśe sasvim uspalio. Ovo je zgodna prilika, pomisli
u
sebi, da se i ja omrsim pa se namesti i povrsi posao.
Kad se diźe on ljubeći lepo devojce upita je smeśeći se:
— Je li to uradio onaj tvoj obeśenjak komśija?' —
Devojka pokri oći rukama i śto je god tiśe mogła prośapta: Joś
gore!'
Duhovnik se trze iznenagjen,
— ,Pa śta joś może gore biti?' upita je on.
— ,Zarazio mei' odgovori devojka briznuv u piać.
Starać huknu i poćeśa se iza uveta.
— ,Pa śto mi to pre ne reće, Bog te ubiol'
Aus Serbien. — Diese Erzählung ist in vielen Fassungen auch in
Chrowotien verbreitet.
Sie bekannte es zu spät ein.
Es war ein alter Geistlicher, doch war er ein gesunder, wohl
er-
haltener Mann und in seinen Mußestunden fiel ihm bei der guten
Kost auch die Weiblichkeit in den Sinn. Eines Tages besuchte ihn
ein sehr schönes und sehr junges Mädchen. Sie möchte ihm etwas
einbekennen, doch vor Scham kann sie nicht Der Ojikel schaute sie
an, sah, daß sie nicht blos schön, weiß und rosig, sondern auch
kernig
sei, so daß ihre prallen Formen das dünne Hemde anspannen.
368
Südslawische Volksüberlieferungen
— .Und was hättest du für einen Wunsch, meine Tochter
?' fragte
der Alte milde.
— ,Ich hätte den Wunsch, Ihnen mein Leid zu klagen,
doch die
Schande übermannt mich!' —
— ,Sags frei heraus, Mägdlein, sag es. Ei, wem würdest
du
es einbekennen, wo nicht mir? Red also, was hat sich dir zuge-
tragen?' —
Das Mädchen faßte einigermaßen Mut und hub an:
— ,Sie kennen den Sohn unseres Nachbarn . .'
— ,Ach, jenen strammen Jüngling? Kenne ihn, wie sollte
ich
nicht?' antwortete der Alte. ,Und was hat er dir zugefugt?'
— .Er hat mit mir sehr arges getrieben', sagte das
Mädchen.
— ,Nun, so sprich, was hat er dir angetan?' —
— ,Das ist eine Schande fur mich', antwortete das
Mädchen.
Dem Alten blitzte ein guter Gedanke durch den Kopf. Er trat
ans Mädchen nahe heran, streichelte ihr milde lächelnd die
Wängel-
chen und befragte sie leise:
— .Hat er das getan?'
— ,Noch schlimmeres', antwortete sie.
Der Alte langte mit der Hand tiefer, gar noch unter den Venus-
berg hinab und als er die Wärme ihres jungen und schönen Leibes
empfand, fühlte er sein Blut in den Adern heißer rollen und er
lispelte
ihr noch leiser zu: ,Hat er das?'
,Noch schlimmeres!' antwortete das Mädchen gleichfalls im
Lispeln.
Der Alte legte sie langsam über sein Bett hin und deckte sie
auC
Als er ihre schönen, rundlichen Schenkel erblickte und den frischen,
jugendlichen Duft ihres Leibes einsog, fühlte er eine Verjüngung
seiner
Manneskraft und kaum hörbar lispelte er: ,Hat er das?' —
— ,Noch schlimmeres! antwortete das Mädchen.
Der Alte war ganz in Feuer und Flammen. Das ist eine günstige
Gelegenheit, dachte er bei sich, daß auch ich mich an Fleischkost
versündige, setzte sich in richtige Stellung und erledigte das Ge-
schäft.
Als er sich erhoben, koste er noch das schöne Mägdlein ab und
fragte es lächelnd:
— ,Hat dir etwa das jener dein Galgenstrick von einem
Nachbar
angetan?* —
Das Mädchen bedeckte die Augen mit den Händen und kaum
vernehmbar wispeite sie: .Noch schlimmeres 1'
Südslavische Volksüberlieferungen,
Überrascht fuhr der geistliche Herr zurück: Ja, was könnte es
noch schlimmeres geben?' fragte er.
— ,Er hat mich angesteckt Ie antwortete das
Mädchen und brach
in heftiges Schluchzen aus.
Der Alte rief: ,Au weh!' aus und kraute sich hinter den Ohren.
— ,Ja, warum hast du mir denn das nicht früher gesagt,
Gott
soll dich töten!' —
428. Iz kojega suda jeste vino, koje pop pije i piti mora.
Źenio se mladić u selu a kako se mora prije yjenćanja da se
mladenci ispoyjedaju, momak iśao prije podne dana pred vjencanja,
da se ispovjedi a djevojka otiśla poslije podne. Kod ispovjedi pitao
ja pop sve і sva pa kad je vidio, da je posvema nevina upita ju: ,A
ćujeś, djete, jesi li ti і tvoj mladożenja sve obavili, Sto se mora
prije
vjencanja?' — Djevojka reće, da jesu. da su dapaće za cast sve pri-
pravili. Pop je na to upita: ,Ta ja ne pitam za takove trice, vec te
pitam, da li te je tvoj gjuvegija već na pipu udario, jer to moral4
— Djevojka zacugjena ne znajuć Sto to znaći, jer nije
nikada niśta o
tom sluśala, odgovori, da nije.
Pop se pricini, kano da je Ijut te reće: ,To je tako lijepo!
Ta
vas poznam, da ste lüde i niśta ne razumijete. Zato i je sa djecom
u mojoj żupi zlo! Dakle radi vase budalaśtine sve moram ja, sve
pop! E, a śta ću? Jer ako ja ne pomognem, z bogom moji
żupljani!
Dakle, kad već drugojaćije nije a jer sam sa tvojim ocem tako dobar
i kad ste me i u gostbu pozvali, dakle otigji gore pa me prićekaj a
ja ću već stvar ureditü' —
Djevojka ćekala a kad je pop dośao, odvede je u svoju sobu pa
joj na divanu zabije svoju pipu megju nogę te joj reće: ,Sad możeś
ić kuci. Sad je sve u najboljem redu a nemoj niśta o tom govo-
riti, jer bi ti se ljudi tvome gjuvegiji sprdali, Śto nije znao
svoga
posła!' —
Djevojka otigje kuci, ali nije mogła da zaboravi izgrditi
gjuvegiju,
koji ju je doćekao na vrati, milo ju pozdravio i upitao, da li je
goto-
va. Ona pako ljutito odgovori: ,Da goto va! Uz tebe budale i onako
ne bi bila!' — ,Ta zaśto tako, yjerenice moja?! Ta śto sam ti
ućinio?'
— ,Śto ućinio? Niśta, pa baś zato, jer niśta ne
razumijeś a da nije
dobroga żupnika, onda zlo po me, jer bi se udała a ne bi niti na
pipi
bila!' —
Opazi gjuvegija, śto je na stvari, jer mu je vjerenica sve
potanko
ispripovjedala. On jadan u srcu i dusi pritiśa jad pa reće: ,Dobro
Krauts, Anthropophyteia. II. 24
370
Südslavische Volksüberlieferungen.
drągal Ja sam pogrijesio, ali to ti je żupnik zaboravio red, da
moras
do sutra u nov lonac piśati i nikamo drugam!'
Sutradan poslije vjenèanja skupe se svatovi oko stola a prisutan
bio i żupnik. Stoi bio obilno opskrbljen raznim jelom. Pop sjedio u
proćelju te kao prvi i najstariji htjede da na mladence koju poucnu
reće. Diże se, ali opazi, da ne ima vina. Stoga zaćugjeno reće: ,Ta
ljudi moji, sve je lijepo, samo vam vino fali!' — Na to skoći mlado-
żenja te donese u kamenom, ovecem vrcu i predade popu velec, da
samo neka nazdravi, vino za ostale odmah će doći. Pop poće lijepu
besjedu o vjernosti żene i muza. Kad je svrsio pozdravi mladence te
nagnu vre, ali kod prvog gutaja pljune te upita: ,Ta śta je to?* —
Mladożenja mu saptne u uho: ,To je vino iz onoga suda, koje ste vi
jućer na pipu udario. Stoga, pope, da ga iskapiś! Ne bi bilo dobro,
da ti ja pomognem!' — Pop popije pa bjeż! Sto je dalje bilo, toga
niti pop pripovjedao nije.
Erzählt von einem Krämer aus Petrinja in der Lika in Chrowotien.
Aus welchem Fass der Wein herrührt, den der Pfarrer trinkt
und trinken muss.
Ein Jüngling im Dorfe stand im Begriffe, sich zu verehelichen und
da es Vorschrift ist, daß die Brautleute vor der Trauung Beichte ab-
legen, begab sich der Bursche vormittags am Vortage der Trauung
zur Beichte, das Mädchen aber ging am Nachmittage. Bei der Beichte
forschte sie der Pfarrer nach allem und jedem aus und als er merkte,
daß sie ganz unschuldig ist, befragte er sie: Ja, horch mal Kind,
hast
du und dein Bräutigam alles bereits erledigt, was vor der Trauung
zu geschehen hat?' — Das Mädchen sagte, sie hätten es getan, ja
sogar alles für das Festmahl vorbereitet. Der Pfarrer befragte sie
darauf: ,Ich frage dich doch nicht um solche Lappalien aus, sondern
befrage dich, ob dich dein Bräutigam schon auf den Faßhahn aufge-
trieben; denn das ist unerläßlich!' — Verwundert und ohne zu wissen,
was das bedeutet, denn sie hatte nie etwas davon gehört, antwortete
sie, das wäre nicht geschehen.
Der Pfarrer stellte sich als wäre er giftig darüber und sagte:
,Das
wäre so schön! Na, ich kenne euch ja, daß ihr Narren seid und nichts
versteht. Darum steht es auch mit den Kindern in meiner Pfarre
schlecht! Also eurer törichten Kopflosigkeit wegen muß alles ich
besorgen, alles der Pfarrer! Also, sintemalen es sonst nicht anders
ist
und weil ich mit deinem Vater auf so gutem Fuße stehe und die-
weilen ihr mich auch zum Male eingeladen, also begib dich hinauf
Südslavische VolksÜberlieferungen, /I
und erwarte mich und ich werde die Sache schon in Ordnung
bringen!' —
Das Mädchen wartete und der Pfarrer führte sie, als er kam, in
seine Stube und schlug ihr auf dem Divan seinen Fasshahn zwischen
die Beine ein und sprach zu ihr: Jetzt kannst du getrost nach Hause
gehen. Jetzt ist alles in vortrefflichster Ordnung, doch sollst
nichts
davon verlauten lassen, denn die Welt tat deinen Bräutigam
verspotten,
weil er sein Geschäft nicht verstanden hatIі -—
Das Mädchen begab sich nach Hause, doch konnte sie es nicht
über sich bringen, ihren Bräutigam nicht tüchtig abzukanzeln, der
sie an
der Haustüre empfing, voll Liebe begrüßte und sie befragte, ob sie
fertig geworden sei. Sie aber antwortete zornig: Ja, fertig! Neben
dir Dummkopf wäre ich es sowieso nicht geworden!' — Ja, warum
denn in diesem Tone, meine Verlobte? Aber was habe ich dir denn
angetan?' — ,Was du getan? gar nichts und eben deswegen, weil du
von nichts einen blauen Dunst hast und wäre nicht unser grundgütiger
Pfarrer da, dann wehe mir; denn ich hätte mich verehelicht und wäre
nicht einmal an der Pipen gewesen!' —
Der Bräutigam merkte, was an der Sache ist; denn die Verlobte
hat ihm alles haarklein erzählt. Gramvoll im Herzen und in der Seele
zwang er dennoch sein Weh zum Schweigen und sagte: ,Gut, Liebste!
Ich habe wohl arg gefehlt, doch hat dir der Pfarrer dies eine ver-
gessen zu sagen, daß du bis morgen in einen neuen Topf hinein-
brunzen mußt und sonst nirgends hin!'
Am anderen Tage nach der Trauung versammelten sich die Hoch-
zeitgäste um die Tafel, anwesend war aber auch der Pfarrherr. Der
Tisch war reich mit verschiedenen Speisen versorgt. Der Pfarrer saß
obenan und als der erste und rangälteste wollte er auf die
Brautleute
manches erbauliche Wort sagen. Er erhebt sich, bemerkt aber, daß
Wein fehlt Deshalb sagt er verwundert: ,Aber, meine lieben Leut-
chen, alles ist schön, nur der Wein fehlt euch!' — Darauf sprang der
Bräutigam auf und brachte in einem steinernen, etwas umfangreichen
Kruge ein Getränk herbei und übergab es dem Pfarrer mit den Worten,
er möge nur seinen Trinkspruch ausbringen, der Wein fur die übrigen
werde gleich zur Stelle sein. Der Pfarrer begann eine salbungvolle
Rede von der Treue, die Ehefrau und Ehegatte einander schulden.
Als er beendet, begrüßte er das Brautpaar und neigte den Krug,
doch beim ersten Schluck spuckte er aus und fragte: Ja, was ist denn
das für Gesöff?' — Der Bräutigam wisperte ihm ins Ohr: ,Das ist
Wein aus jenem Faß, das Sie gestern auf die Pipe geschlagen. Da-
24 * :
»
yj2 Südslavische Volksüberlieferungen.
rum, Pfaff, sollst du ihn bis auf den letzten Tropfen
austrinken! Es
wäre nicht gut sollte ich dir helfen müssen!' — Der Pfarrer trank
aus und machte sich aus dem Staube. Was weiterhin geschehen, das
hat nicht einmal der Pfarrer erzählt
429. Sam ga je naćeo.
Bio neki pop, korne gjavao nije dao mira, kad god je opazio
kakvu pozgodniju zenu ili devojku. Izmegju devojaka, koje je pre-
vario, jedna se uskoro isprosi za jednoga krasnog momka, za kojega
se pored sve njegove dobrote znało, da hoće po neki put, da se
osveti.
Kad je verenik upitao devojku, da mu iskreno każe, da Ii je
nevina
ili ne, ona mu prizna, da ju je pop prevario, ali dodade, da je sem
popa піко vise imao nije.
Lako je pojmiti, da je to mladiću bilo veoma nepravo i nije se
ćuditi, śto se reśio, da se za to popu osveti.
Na dan svadbe pozove, kao śto je to vajkadasnji obićaj, i popa
na rućak, ali mesto da mu natoci u ćaśu vina, kao i ostalim gostima,
on natera nevestu te se u nekom kutiću pomokri u ćaśu, koja je bila
namenjena popu pa je onako punu i mete preda nj.
Pop misled, da to njemu iz poćasti toće neko osobito vino,
jedva
je ćekao, da progutne koji zalogajte da ga oproba.
Kad je srknuo, on se namrśti i upita mladożenju:
— ,Kakvo ti je ovo vino?4
— ,To je vino, pope', odgovori mladożenja, ,iz onoga
bureta, sto
si ga ti naćeo!'
Sad pop vec uvide, sta je, ali je bilo dockan.
Aus Serbien.
Er selber hat es angezapft.
Es war einmal ein Pope, dem der Teufel keine Ruhe gab, so oft
er irgend ein hübsches Weib oder Mädchen erblickte. Unter den
Mädchen, die er herumgekriegt, war eine, um die in Bälde ein herr-
licher Jüngling anhielt, von dem man wußte, daß er bei aller seiner
Herzensgüte manchmal Rache zu nehmen geneigt ist.
Als der Verlobte das Mädchen aufforderte, sie möge ihm auf-
richtig sagen, ob sie eine Jungfer ist oder nicht, bekannte sie ihm
ein,
der Pope habe sie listig dran bekommen, jedoch lugte sie hinzu, daß
sie keiner ausser dem Popen mehr gehabt habe.
Es ist leicht zu begreifen, daß dies dem Jüngling ganz und gar
Südslavische Volksüberlieferungen.
373
nicht recht war und es ist nicht verwunderlich, daß er sich
entschloß,
sich dafür an dem Popen zu rächen.
Am Hochzeittage lud er, so wie dies seit Ewigkeit Brauch ist,
auch den Popen zum Mahle ein, doch anstatt ihm Wein ins Glas ein-
zuschenken, sowie den anderen Gästen, trieb er die junge Frau an,
daß sie in einem Winkelchen in das Glas hineinnässte, das dem Popen
zugedacht war, und so voll, wie es war, stellte er es auch vor ihn
hin.
In der Meinung, daß man ihm zu seiner Ehrung einen besonderen
Wein einschänke, konnte es der Pope kaum erwarten, bis er einen
Bissen hinuntergeschluckt, um dann das Getränk auf seine Güte zu
versuchen.
Als er einen Schluck hinabgeschlürft, verfinsterte sich seine
Stirne
und er richtete an den Bräutigam die Frage:
— ,Was ist dir das fur ein Wein?1
— ,Das ist ein Weinchen, Pope', antwortete der
Bräutigam, ,aus
jenem Fasse, das du angezapft hast!'
Jetzt sah der Pope wohl ein, was das fur eine Labung sei, doch
war es zu spät
430. Ana.
Bio mlad popo pa se ożenio sa lijepom і mladom djevojkom. Sa
żenom mu dośla u kucu i lijepa joj posestrima po mlijeku a zvala se
Ana. Popu ko popu vazda slagja lovina neg domovina pa ti moj popo
namislio da uradi od Ane. Kad god bi je na samu naśao, stao bi je
pipati i nagovarati je, da mu da. Ona ga odbijała, ko nije se htjela
omraziti posestrimi i djevojacko svoje pośtenje pogaziti pa kad joj
dosadilo napastovanje popovo każe posestrimi popadiji: ,Idem ja,
sestro,
od tebe.' — ,A jera, ako Boga znaś?' — ,Pa tako!' — ,Pa nije tako,
već kazi posestrimi pa ako ti je śto krivo, lako ćemo izravnati.
Ostaj
uz mené!' — Joj, sestro, ne mogu od obraza!' — ,Kako? Sto veliś,
jedna ne bila!' — Kroz piać će joj Ana: ,Sestro draga, tvoj me popo
sve napastuje pa se bojim, da me ne prevari pa ne ću da se
ogrijeśim.
Volim postena biti.' — Planu popadija ko ziva vatra al se opet utiśa
pa će posestrimi: ,E pa daj mul' — ,U zo ćas, śto govoriS sestro, od
Boga naślal' — ,Rekoh, du mu obećaś pa da ś njim ugovoris, gdje
će te se u veèer sastati u śumici a ja ću se mjesto tebe tamo naci i
naplatiću ga, ne boj se duśo!' I tako smo jednakog stasa i lika pa
ne
će u sumraku ni opaziti a ja ću i śaputati! — I tako se obje żenske
glave dogovorise.
Mało zatim srete pop Anu u kuci. ,Ano, siatko uso moja, os mi
374
Südslavische Volksüberlieferungen.
dati?' — Ana se porumeni pa śuti. ,Ano, evo ti dva dukata, ama
daj
mil4 — Ana uze zlato pa će mu tiho: ,Pa neka!' — ,A kada,
siatka
duso?' — ,Pa veceras u śumarku na onom i onom mjestu!1 —
Popo u
raju pa ode. Kad se vratio a żena ga ljubazno doćeka ko nikąd
prije a prid vecer reće, da mora u kurne u selo i da će se pokasno
vratiti. Ode. Osta popo za njom gledajući pa mu se nekako zażali,
Sto će je prevariti a rażljuti se na posestrimu joj Ana ,Pasja
nevjero!'
reće, ,tebi ću se osvetitü' Dozove Jovana slugu.
— Cujes Jovane, bi 1 ti za dukat Anu izjebo?
— Eh popo, ja bi njoj i platio, da mi осе dati al ona
mené ni
gledati ne će'.
Isprića mu popu, śto je sa Anom ugovorio pa kako żali
prevariti
popadiju, već neka on onamo ode pa da se preobuće u popovo odi-
jelo i da se ne oda pa sve mirom naplati Anu za nevjeru. Jovo se
preobuće. Ode on.
Rasrdio se popo sam na se śto platio u ludo tri dukata, da se
Jovo najebe djevojacke pićke pa u misli zagje u baśću. Kad tamo al
ugleda Anu. ,Bora ti Ano, zar ti tu a ne ode u śumicur' — ,Pa otiśla
mjesto mené posestrima. Tako se dogovorismo!' — ,Uh! śto mi ne
kaza prije!' zavika popo pa skoći preko plota pa bjeż ko mamen u
śumicu. Sav zasopljen i oznojen stiże pa stade ga vika: ,Jovane,
Jovane! Nije to Ana! Nije to Ana!' — Kad al se diże istom iza grma
Jovo pa će popi: ,E popo, bila Ana, ne bila Ana, već je dvaput odje-
bana!'
Erzählt von einem serbischen Mönche im Kloster Źitomislići im
Herzogtum.
Anna.
Es war einmal ein junger Pope, der verheiratete sich mit
einem schönen und jungen Mädchen. Mit der Frau kam ihm auch
deren schöne Milchschwester ins Haus und die hieß Anna. Dem
Popen, wie schon einem Popen, ist alleweil lieber Gejaid als häus-
liche Freud1, und so faßte dir mein Pope den Plan, mit
Anna zu
heimeln. So oft er ihr nur unter vier Augen begegnete, fing er sie
abzutätscheln und sie zu bereden an, daß sie ihm gewähren soll. Sie
wies ihn stets ab, da sie sich ihrer Wahlschwester nicht verhaßt und
ihre Mädchenehre nicht zertreten mochte, und als ihr endlich die Be-
helligungen des Popen zur Last geworden, sprach sie zu ihrer Wahl-
schwester, der Popin: ,Ich gehe, Schwester, von dir weg'. — ,Ei,
warum
denn, so du von Gott zu sagen weißt?' — ,Nun so!' ,Nicht doch
Südslavisch e Volksüberlieferungen.
375
.nun so!' sondern sag es du der Wahlschwester, und wenn dir
irgend
ein Unrecht geschieht, so werden wir das leicht ebnen. Bleib' bei
mir!' — Unter Geweine gesteht ihr Anna: .Liebste Schwester, dein
Pope
führt mich unablässig in Versuchung und ich fürchte, er könnte mich
übertölpeln und ich mag mich nicht versündigen. Lieber will ich
Jung-
frau bleiben'. — Die Popin brannte wie Glutkohle auf, beruhigte sich
jedoch wieder und sprach zur Wahlschwester: ,Ki, so gewähr ihm!' —
,Du tust den Mund zum Bösen auf, Schwester, Gott soll es dir heim-
zahlen!' — ,Ich sagte, du sollst es ihm blos versprechen und für den
Abend eine Zusammenkunft mit ihm in dem Wäldchen verabreden,
ich werde mich an deiner Statt dort einfinden und ihn ausbezahlen,
sei
X)hne Furcht, Seele! So wie so sind wir von gleichem Wuchs und
Aussehen und er wird in der Dämmerung die Verwechslung gar nicht
wahrnehmen, zudem aber werde ich auch noch wispeln!' — Und so
karteten die beiden Weiberköpfe das Spiel ab.
Eine Weile drauf begegnete der Pope Anna im Wirtschaftraume:
,Anna, meine ssüße Sseele, magst du mir gewähren?' — Anna errötet
und schweigt. .Anna, da hast du zwei Dukaten, doch gewähr mir!'
— Anna nahm die Goldstücke entgegen und bemerkte ihm leise: ,Nun,
so sei es!' — ,Aber wann, ssüße Sseele?' — »Nun, heute abends im
Wäldchen an der und der Stelle!' — Der Pope schwelgt im Paradies,
geht weg vom Hause. Als er heimkehrte, empfing ihn seine Frau
liebenswürdig wie niemals vordem und vor dem Abend sagte sie, sie
müßte zur Gevatterin ins Dorf und werde ziemlich spät heimkehren.
Sie entfernte sich. Der blieb mit den Blicken sie begleitend zurück
und es überkam ihn eine Art von Mitleid, daß er sie hintergehen soll
und es packte ihn ein Zorn gegen ihre Wahlschwester Anna. ,0
du
hündische Treulosigkeit!' sagte er, ,an dir räche ich mich!' Er rief
Jovan, den Diener, herbei.
— ,Hör' mal, Jovan, möchtest du für einen Dukaten Anna
aus-
vögeln ?'
— ,Ach, Pope, ich möchte sogar ihr zahlen, wollte sie
mir ge-
währen, doch sie mag mich nicht einmal eines Blickes würdigen!' —
Der Pope erzählte ihm genau, was er fur Verabredung mit Anna
getroffen und wie es ihm leid täte, die Popin zu hintergehen, so
möge
sich denn er, der Diener, dorthin begeben und sich in des Popen Ge-
wand verkleiden und sich nicht verraten und alles in Ruhe Anna ihren
Treubruch entgelten lassen. — Jovo kleidete sich um. — Er
ging hin.
Der Pope ergrimmte über sich selber, weil er törichterweise
drei
*
I
276 Südslavische Volksüberlieferungeo.
Dukaten bezahlt hat, damit sich Jovo an einer Jungfernvoz
sattvögle
und so in Gedanken stieg er in den Garten hinab. Wie er hinkommt,
erblickt er Anna. ,Herrgöttle über dich, Anna, bist du denn da und
begäbst dich nicht ins Wäldchen?I' — ,Nun, an meiner Statt ging die
Wahlschwester hin. So verabredeten wir es', — ,Uffl Warum sagtest
du es mir nicht früher?' schrie der Pope auf, sprang über den Zaun
und rennt wie ein Wütender ins Wäldchen hin. Ganz atemlos und
schweißtriefend langte er an und erhob ein Geschrei: Jovanl Jovanl
Das ist nicht Anna! Das ist nicht Anna!' — Da auf einmal taucht
hinter einem Strauch Jovo auf und erwidert dem Popen: ,Ei, Pope,
mag es Anna sein, mag es Anna nicht sein, schon ward sie zweimal
abgevögelt fein!'
431. Kakav grom, vidis, gje si se posrala!
Pośo pop uz ćasni post po nuriji pa zanoći sa sługom u jednog
par obijana. Veceri im domaćin iznese papre od graha, ali pop ne će
da jede, nada se, da će domaćin iznijeti śta ljepŚe. Domaćin ne
iznese
niśta drugo te tako pop ostanę gladan, ali je gledao, gdje će
domaćin
ostaviti zdjelu sa grahom pa da jede kad ostali pospu.
Kad u veće legnu reće pop sługi, da uzme grah i da nagje
kaśiku
,pa ću ja1, veli, ,zinuti a ti mi meći u usta!' Posluśao
ga sługa, nagje
grah, zahvati punu kaśiku pa mjesto u popova usta pogodi u dlakavu
pièku domacinove żene i poćne gurati kaśiku unutra, misleći, da su
to
popova usta. Tako je nekoliko guro, dok mu se ne dosadi, śto pop
ne će da zine pa zamahne zviz! domaćicu po sred pićke. Prepane se
domaćica pa u strahu povice: ,A, kuku meni, ubi me grom!' a na to
će joj pop: ,Śuti, jadna bila! kakav grom, vidis, gje si se po-
srala!'
Erzählt von einem jungen Mann aus der Gegend von Mostar.
Was für Donnerschlag, siehst doch, dass du dich beschissen !
Ein Pope bereiste zur Zeit der großen Fasten vor Ostern seinen
Pfärrbezirk und nahm mit seinem Diener bei einem Parochianen
Nachtherberge. Zur Abendmahlzeit trug ihnen der Hausvorstand
Bohnenmus auf, doch mag der Pope davon nicht essen, in der Hoff-
nung, der Hausvorstand werde noch mit irgend einem besseren Ge-
richt aufwarten. Der Hausvorstand trug aber sonst nichts anderes auf
und so blieb der Pope hungrig, doch merkte er auf, wo der Haus-
vorstand die Schüssel mit den Bohnen aufbewahren wird, um dann zu
essen, bis die übrigen eingeschlafen wären.
Südslavische Volksüberlieferungen.
377
Als sie sich abends niedergelegt, sagte der Pope zum Diener,
er
soll die Bohnen holen und einen Löffel finden, ,und ich werde', sagt
er, ,den Mund aufsperren und du schieb mir in den Mund!' Der
Diener gehorchte ihm, fand die Bohnen, schöpfte den Löffel voll an
und traf statt in des Popen Mund in die haarige Voz der Ehegattin
des Hausvorstandes und begann den Löffel hineinzuschieben, in der
Meinung, das wäre des Popen Mund. So stopfte er einigemal hinein,
bis ihm die Geschichte langweilig wurde, weil der Pope das Maul
nicht
aufsperren mochte und er holte aus und schmitzte der
,Hausvorsteherin
eins mitten aut die Voz hinauf. Die Hausvorsteherin zuckte
erschreckt
zusammen und fuhr im Schreck auf: Ach, wehe mir, ein Donnerschlag
tötete mich! — Worauf der Pope zu ihr: Schweig, sollst elend-
beladen sein! Was für Donnerschlag, siehst doch, daß du dich be-
schissen hast!
Anmerkung: Die Bäuerin liegt im Schlafen nach orientalischem
Brauch auf dem Rücken und hält die Hände unterm Kopf, ihre Beine
aber ausgespreitet, damit ihre Geschlechtteile ausdünsten können. Da
sie als Hauptarbeiterin in der Hausgemeinschaft von früh morgens bis
spät in die Nacht hinein rackert, schläft sie wie ein gefällter
Baum-
stamm fest und erwacht erst, als ihr der Diener grob auf die
empfind-
liche Stelle aufhaut, daß ihr jeder Nerv schmerzhaft zuckt.
432. Halapljiv kalugjer,
Posao kalugjer s gjakom u ,pisaniju' pa ga u jednom selu,
daleko
od manastira zateće mrak te svrnu u jednu kucu na prenoćiśte. U
kuci je bila sama domaćica, pristavila lonac pasulja uz vatru pa
neśto
sprema po kuci a domaćin s ćeljadi joś nije bio dośao s posła. Primi
ih ona lepo, skinę gjak i rastovari sve sto su uz put dobili pa
sednu
obojica kraj vatre, da poćekaju, dokle se svi skupe i vecera bude
gotova.
Kad je pasulj već bio ku van, izvadi domaćica iz lonćića mało
masła, da jelo zablaźi (omrsi) pa izide posłom napolje. Kalugjeru se
ućini, da je mało masła metnuto u lonac pa se digne te zavuce saku
u lonac, da joś izvadi, ali kako je lonac bio tesan a saka puna, ne
mogade izvuci ruku. U tom klopnu vrata, ide domaćin a kalugjer sta
će drugo, nego zavuce ruku zajedno s loncem pod mantiju pa se zagrći
uz oganj.
Skupe se svi i postavi se sovra, da se vecera. Zove domaćin і
kalugjera. Aja, ne će on, zgrćio se і previo, pa ni da se makne.
Nije mu, veli, neśto dobro. Navaljivali svi iz kuce na gosta, da
okusi
378
Südslavische Volksüberliefeningen.
bar nesto; nije pomogło, kalugjer se izgovori, da nije gladan,
vec
legne onako s loncem ispod mantije u jedan kut, da spava. Kuca
bila sirotinjska te nije ni bilo sobe, vec se svi pribiju oko
ognjiśta,
poleżu i ubrzo zaspę.
Kad je proślo malo vremena, kalugjer, gladan, probudi gjaka,
koji
je leżao do njega: ,Tipni malo po mraku', każe mu, ,ne bi li napipao
lonac s pasuljem pa mi daj malo, crkoh od gladi!' Gjak potrażi i
nagje lonac, ali pop ne może da kusa, ruka mu u masłu a mrak je te
gjak ne vidi, da mu dodaje. ,Uzmi', każe mu kalugjer, ,pa mi polako
sipaj u usta Napipaćeś u mraku, gde su brkovi i brada pa tu uśpi
koju kaśiku!' — Potrażi gjak, gde je brada pa napipa domaćici pićku
i poćne tu ta sipa kaśiku. Probudi se ona i oseti neśto mokro, po-
misli, upiśala se, ali kad pipne, vidi ima i neke parćadi te joj se
ućini,
da se usrala pa skoći brże bolje na vrata, da se napolju izbriśe. A
pop ćekao, da mu gjak uspe koju kaśiku pa kad vidi, da je uzalud a
opazi, da je neko iziśao, pomisli, da mu je gjak izneo jelo napolje
te
se i on izvuce na vrata. Kad je bio napolju a malo dalje od praga
skinula domaćica kośulju, natrtila se pa se briśe po onome mestu,
gde je gjak polio. Kalugjeru se ućini, da je ona panj te izmahne
śto-
god może loncem pa nju po guzici: ,Ti mi napravi te ostadoh gladan!1
— Domaćica uplaśena vrisne pa kad spazi kalugjera, misleći da
je
rużi, śto je ućinila ono śto ne treba, poćne, da ga moli: Jao, molim
te, oće popo, oprosti mi! Nisam se nikąd dosad usrala, ovo mi je
prvi put!1 —
Erzählt von einem Landmann aus der Gegend des Städtchens
Boljevac im Timoker Bezirke in Serbien.
Von einem leckermäuligen Mönche.
Ein Mönch zog mit dem Schüler aufs Fechten *) aus und in einem
Dorfe fern vom Kloster holte ihn die Dunkelheit ein und so kehrte
er in ein Haus zum Nächtigen ein. Im Hause weilte die Hausvor-
steherin allein, stellte einen Topf mit Fisolen ans Feuer und räumt
etwas auf im Hause, während der Hausvorstand mit dem Gesinde
von der Arbeit noch nicht heimgekehrt war. Sie empfing sie aufs
freundlichste, der Schüler legte ab und entlastete sich von allem,
was
sie auf dem Wege zusammengefochten und dann setzten sich beide
i) Pisanije. Eine Schreiberei, eine Liste. Für nichts ist
nichts, darum verspricht
der Mönch auf der Fechttournee den Gebern für die Spenden Erwähnung
ihres Namens
in den Gebeten oder Messen uud dazu verzeichnet er ihre Namen. Aufs
Schreiben aus-
gehen heißt daher bei den Serben soviel als nobel fechten gehen.
Südslavische Volksüberlieferuogen.
379
ans Feuer, um zu warten, bis sich alle versammeln und das
Abend-
essen fertig wird.
Als die Fisolen bereits gar waren, entnahm die Hausvorsteherin
einem Töpfchen ein wenig Schmalz, um die Speise zu schmalzen (fett
zu machen) und ging ihrer Arbeit nach hinaus. Dem Mönch kam es
vor, es wäre zu wenig Schmalz in den Topf hineingetan worden und
er erhob sich und schliefte die Faust in den Topf hinein, um noch
eines herauszunehmen, aber wie da der Topf schmal, die Faust aber
voll war, konnte er die Hand nicht herausziehen. Inzwischen polterte
es an der Tür, der Hausvorstand kehrt heim und der Mönch, was
soll er anders tun, zieht die Hand mitsamt dem Topf unter den Kapu-
zenmantel und krampfte sich neben dem Feuer zusammen.
Alle versammeln sich und die Tischplatte wird zum Nachtmahl
aufgestellt. Der Hausvorstand lädt auch den Mönch ein. Ach nein,
er mag nicht, er hat sich zusammengekrampft und übereinanderge-
bogen und will sich nicht von der Stelle rühren. Es ist ihm, sagt
er,
etwas nicht gut zu Mute. Alle Hausleute stürmten auf den Gast ein,
er soll doch wenigstens etwas verkosten; es half nichts, der Mönch
redete sich aus, er wäre nicht hungrig, vielmehr legte er sich so
mit
dem Topf unter dem Mantel in einen Winkel hin, um zu schlafen.
Es war ein armseliges Haus, wo es nicht einmal eine Stube gab und
so drückten sich alle um die Feuerstelle herum, streckten sich aus
und
schliefen baldigst ein.
Nachdem einige Zeit verstrichen, weckte der Mönch,
ausgehungert
wie er war, den Schüler auf, der an seiner Seite lag: ,Tapp mal ein
wenig in der Finsternis herum', sagte er zu ihm, .vielleicht
gelingts
dir den Topf mit den Fisolen aufzugrappeln und gib mir ein wenig,
ich verrecke schier vor Hunger!' — Der Schüler suchte nach und
stieß auf den Topf, doch das Pfafflein kann nicht zulangen, die Hand
steckt ihm im Schmalz drin, dabei ists stockfinster und der Schüler
sieht nichts, um ihm den Topf zuzureichen. ,Nimm', sagt der Mönch
zu ihm, ,und schütt mir sachte in den Mund hinein. Wirst im Dunkeln
ertasten, wo Schnurbart und Bart sind und da schütt mir den einen
und anderen Löffel voll hinein!' — Der Schüler suchte nach dem
Bart und ertastete die Voz der Hausvorsteherin und begann da hin-
ein Löffel auf Löffel zu schütten! — Die Frau erwachte, verspürte
etwas Nasses, vermeinte, sie hätte sich bebrunzt, wie sie jedoch
hin-
griff, merkte sie, es gebe da auch gewisse Bröckchen und es schien
ihr, als ob sie sich beschissen habe und darum fuhr sie in aller Ge-
schwindigkeit zur Tür hinaus, um sich im Freien auszuwischen. Das
38o
Südslavische Volksüberlieferungen.
Pfäfflein harrte indeß, daß ihm der Schüler einen Löffel voll
einschütte
und als er wahrnahm, daß sein Aufpassen zwecklos sei, er aber
merkte,
daß jemand hinausgegangen war, wähnte er, der Schüler habe ihm die
Speise hinausgetragen und so schlich auch er sich zur Tür hinaus.
Als er ins Freie kam, hatte gerade ein wenig entfernt von der
Schwelle
die Hausvorsteherin ihr Hemd ausgezogen, sich vorgebeugt, den Arsch
hinausgeschoben und wischte sich an jener Stelle, wo der Schüler sie
begossen. Dem Mönch kam es vor, sie wäre ein Baumstamm, holte
aus Leibeskräften mit dem Topf aus und ließ ihn auf ihren Arsch
niedersausen: ,Du hast es verursacht, daß ich hungrig blieb!' — Er-
schrocken stieß die Hausvorsteherin einen wilden Aufschrei aus und
als sie den Mönch gewahrte, meinte sie, er schmähe sie, weil sie
etwas
Ungehöriges angestellt und sie hub ihn zu bitten an: ,0 weh,
ich bitte
dich, Vater Pope, vergib mir! Ich habe mich niemals bisher
beschissen,
das ist mir zum erstenmal passiert!'
433- Zatrudnio pop-
Obolio pop pa poslo doktoru, da ga dogje lijećiti, jer ga
boljela
muda. Doktor mu porući, da će doći a on megju tim neka napiśa u-
jednu ćaśu malo, da vidi doktor, kakova je bolest. Megju tim popova
gazdarica pospremajući sobu slućajno sruśi tu ćaśu i tekućina iż nje
se izlije. Baba je znała, śta je unutra pa da se pop ne ljuti napiSa
ona unutra. Doktor dogje, stane istrazivati tekućinu i dugo vremena
nije se znao snaći Sto to znaći. Najposle reće popu: ,Dragi pope,
nema ti pomoći, ti ćeś roditi, kao śto svi znaci ove tekućine pret-
skazuju!'
Aus Bosut in Slavonien. Von einem Bauernburschen erzählt.
Die Erzählung gehört zu den unter den Südslaven verbreitetsten.
Der Pfarrer schwanger geworden.
Ein Pfarrer erkrankte und schickte um den Doktor, er möge ihn
heilen kommen, denn es schmerzten ihn die Hoden. Der Doktor ließ
ihm sagen, er werde kommen, inzwischen soll er ein wenig in ein
Glas hineinbrunzen, damit er, der Doktor, die Natur der Krankheit
erkenne. Inzwischen hat die Wirtschafterin des Pfarrers beim Stuben-
aufräumen zufällig dieses Glas umgestoßen und die Flüssigkeit ergoss
sich daraus. Die Alte wusste, was drinnen war, und damit sich der
Pfarrer nicht ärgern soll, pisste sie selber hinein. Der Doktor
kommt,
beginnt die Flüssigkeit zu untersuchen und lange kannte er sich
nicht
aus, was das zu bedeuten habe. Endlich sagte er zum Pfarrer: ,Lieb-
Südslavische Volksüberlieferungen. 81
ster Pfarrer, für dich gibt es keine Hilfe, du wirst gebären,
wie dies
alle Zeichen dieser Flüssigkeit voraussagen!'
434. Kako je pobożna djevojka gjavola savladala.
Bila divojcica u klośtru te ćula, da ne valja, da se żene
udaju jer
da je to grih, već da je lipśe і bolje, da zivimo ko pustinjak i
usled
toga zivota da dolazimo u raj nebeski. Kad se je cura iz kloStra
vratila
doma nakaniśe ju roditelji udati ali cura u strahu, da tim griśnim
ćinom
ne zapadnę pakla pobigne od kuce i uputi se u śumu. Tako lutajući
namiri se na nekakvog pustinjaka, koji je bio joś prilićno mlad.
Pustinjak je popita, da kako li je dośla tamo. Ona mu sve po redu
isprića a razumiv za sve pustinjak pomisli, da je dobra prilika da
se
okoristi pa joj savitovase, da ostanę kod njega a on da će ju u
svemu
podućiti. Nalożi joj, da se mora svuci te hodati gola ko Eva On se
takogjer svuce te joj tako gol stade raźna ćudesa tumaćiti ali
gledajući
pred sobom golu lipu curu uzdigne mu se kurac. Cura spazivsi to
zapita ga, koga vraga on to ima. ,Pa i jeste vrag!' reće on. ,Taj me
vrag ćesto mući i po danu a joś gorje u snu. Ti mi sama mores
pomoći, jer u tebe ima pakao za toga vraga!' — Ona se javi pri-
pravnom, da mu se nagje u pomoći proti necistivom. Pustinjak ju
dakle poće ućiti tome poslu te joj svoga vraga zatira u njezin pako.
To su oni vise puta ćinili, jer se vrag nije pokoravao a curi se
osobito
svigjalo lomiti vragu rebra. Iza oduljeg vremena kad je pustinjaku
već
dodijalo silno jebavanje, on nagovori curu, neka ide sada svojim
putem
kuci, jer je već vraga mu sasma savladala a raj nebeski zaslużila.
Cura
dosavsi doma stade pripovidati, kako je pobożne Ćine radila і kako
joj raj izmaći ne će. Ćuvśi żene śto je prićala, smijale su joj se,
.jer
su i one poznavale toga vraga ali ga se bojale nisu.
Erzählt von einem chrowotischen Landstreicher aus Ćepin in
Sirmien.
Wie ein frommes Mädchen den Teufel gebändigt hat.
Es war ein Backfisch im Kloster und hörte sagen, es wäre nicht
gut, daß sich die Weiber verehelichten, denn das wäre eine Sünde,
viel schöner und besser wäre es, wir lebten wie ein Einsiedler, und
infolge eines solchen Lebenswandels gelangten wir ins himmlische
Paradies. Als das Mädchen aus dem Kloster heimgekehrt war, beab-
sichtigten sie ihre Eltern auszuheiraten, doch das Mädchen ergriff
aus
Furcht, durch diese sündige Tat der Hölle anheimzufallen, die Flucht
vom Hause und begab sich in den Wald. So umherirrend stieß sie
332
Südslavische Volksüberlieferungen.
auf irgend einen Einsiedler, der noch ziemlich jung war. Der
Einsiedler
forschte sie aus, wieso sie hingekommen wäre. Sie erzählte ihm alles
der Reihe nach und nachdem der Einsiedler alles begriffen, dachte
er,
es wäre eine günstige Gelegenheit, einen Vorteil daraus zu ziehen
und
er beriet sie, bei ihm zu verbleiben, er aber werde sie in allem
unter-
weisen. Er trug ihr auf, sich zu entkleiden und nackt wie Eva herum-
zusteigen. Er zog sich gleichfalls ganz aus und so nackt begann er
ihr verschiedene Wunder zu erklären, doch während er vor sich das
nackte, schöne Mädchen schaute, erhob sich ihm der Zumpt Als dies
das Mädchen gewahrte, fragte sie ihn, was für Teufel er da habe. ,Es
ist fürwahr ein Teufeil' sprach er. ,Dieser Teufel martert mich
häufig
auch bei Tag, noch schlimmer jedoch im Traume. Du allein kannst
mir helfen, denn du hast die Hölle für diesen Teufel!' — Sie
erklärte
sich bereit, ihm hilfreich beizustehen gegen den Unreinen. Der Ein-
siedler begann also sie in dieses Geschäft einzuweihen und rammte
ihr seinen Teufel in ihre Hölle ein. Das haben sie oftmals getan,
denn der Teufel erwies sich ungeberdig, dem Mädchen aber bereitete
es ein besonderes Vergnügen, dem Teufel die Rippen zu zerbrechen.
Nach längerer Zeit, als der Eremit des gewaltigen Gevögels schon
überdrüssig ward, überredete er das Mädchen, jetzt wieder ihres
Weges
heimzukehren, denn sie habe ihm den Teufel bereits vollkommen
nieder-
gerungen und das himmlische Paradies wohl verdient Als das Mädchen
heimkam, hub es zu erzählen an, was es für fromme Werke vollbracht
und wie ihr das Paradies nicht entgehen werde. Als die Weiber ihre
Erzählung vernahmen, lachten sie ihr ins Gesicht; denn auch ihnen
war dieser Teufel wohl bekannt, doch flößte er ihnen keine Furcht
mehr ein.
435. Papa u Rim u.
Bio jedan svecenik baś u svojoj sobi kada dogje jedna djevica
k
njemu. On żelio nju pa simo tamo poće on nju śtipati. Najednoć
V
izvadi svog kurca. Zapita njega cura: ,Sto je to?' — Każe on
njojzi:
,To je papal' — Malo kasnije on njojzi otkrije suknju pa će ona da
zapita: ,Sto je to?' pokazav na picu. — ,To je Rim*. — ,Pa zast ne
ide papa u Rim?' — ,Ej, cekaj, ,odmah će ići!' pa on njoj zatjera.
Kad on na polag posła zapita ona: ,E, pa je li joś nije sasvijem u
Rimu? Ta vec pliva unutra!' — ,Pa ćekaj!' I tako on nju dobio.
Von einem chrowotischen Pfarrverweser aus der Essegger Gegend
vermerkt
Südsbvische Volksüberlieferungen.
38З
Der päpstliche Einzug in Rom.
Ein Geistlicher verweilte just in seiner Stube, als ihn eine
Jung-
frau besuchte. Er begehrte ihrer und hin und her begann er sie zu
zwicken. Auf einmal zog er seinen Zumpt heraus. Fragt ihn das
Mädchen: ,Was ist das?' — Sagt er zu ihr: .Das ist der Papst I' —
Etwas später hebt er ihr auch den Rock auf und sie fragte ihn
wieder,
indem sie auf ihr Vözlein zeigte: ,Was ist das?' — ,Das ist Rom'. —
Ja, warum zieht denn der Papst nicht in Rom ein?' — ,Ei, wart mal,
gleich wird er seinen Einzug halten!' und trieb ihr ihn ein. Als er
mitten in der Arbeit stak, fragte sie: ,Ei, ist er denn noch nicht
ganz
in Rom? Er schwimmt ja schon drin!' — ,So warte!' Und so hat er
sie dranbekommen.
436. Poslaśe papu u Rim.
Jednom prodikavao pop u crkvi, da svakom onomu koj njemu śto
gogj na dar donese da će Bog deseterostruko vratiti. To ćula jedna
siromaśna żena te dosavsi kuci reće si mużu: , Vidis, kako bi lijepo
bilo, da mi naśem popu na dar dademo nas u kravu! Tada bi nam
dragi Bog deset vratio!1 —Muż pristane te otjera kravu
jedinu u popovu
śtalu i pokłoni ju popu. Krava se bas tjerala bila a u popa bio bik
te tako prvoga dana kad je ćorda popova posła sa pa.śe kuci, sel-
jakova bivsa krava mjesto u kucu popovu krene seljaku, nu bik tako-
gjer za njom a za bikom i ostała marva, krave i junice, svih skupa
deset i ugjose u dvoriste seljakovo. Dakako da je poslije dośao
cordas, da vrati marvu, nu seljak misleć, da mu je to dragi Bog
poslao
ne htjede pod nikakvi naćin marve dati, niti onda kad je i pop sam
dośao. Pop da stvar laglje uredi, reće seljaku: ,E pa dobro, ali
znaj,
onoga će istom biti marva koj prvi kome sutra u jutro nazove dobro
jutro!' — Seljak pristane.
Pred popovom kucom bio velik dud a da seljak ne zaśpi popne se
na dud, te će tu ćekati zoru. Tom zgodom mogao je vidjeti na popov
tavan. Pop takogjer da ne zaśpi reće svojoj gazdarici, da će na
tavanu
spavati, da se prije probudi. I kad mu je gazdarica sve priredila on
se legnę, ali buduć mu je kurac stajao, zovne kuharicu k sebi, koja
je
tekar par dana bila kod njega pa joj pokaże kurćinu i reće: ,VidiS,
djete, to ti je papa a ti imaś megj nogami Rim. Ajde, da pośaljemo
papu kamo spada. Neka ide u Rim!' — I tako bje. — Oni poslaśe
papu u Rim a seljak sve vidio i ćuo.
U ranu zoru postavi se seljak bliźje tavanskome prozoru i ćim je
Südslavische Volksüberlieferungen
pop осі otvorio, dovikne mu seljak: .Dobro jutro, popo I' — A
pop
ljutit, śto je prevaren upita: ,A kada te vrag amo donio?!' — Na to
mu seljak odgovori: ,Ta ja sam već bio ovgje, dok ste joś siali papu
u Rim!' Na śto mu pop. da ne bude sramote reće, neka samo suti
i nikome ne pripovjeda, Sto je vidio i ćuo a marva je njegova.
Erzählt von einem chrowotischen Landwirt aus einem Weiler bei
Essegg.
Der Anfang einer dem Inhalt nach gleichen Fassung dieser Er-
zählung, die ich von einem Bauern aus dem Dörfchen Mladesevica in
Bosnien habe, lautet:
Ono je dośo seljak k pratru, da ga ispovjedi a pratar ga
zapita,
kad je zadnji put bio na ispovjedi a seljak mu każe: ,Kad je babina
krava vodila, onda', Pratar mu rekne, da je budala, da on mora neśto
u crkvu dati, da mu Bog pamet dade a seljak mu odgovori, da on
niśta nema nego jednu kravu, ali da on krave od Ćetiri djece ne more
dati. Na sto mu pratar reće, da on tu kravu u crkvu da, da će mu
Bog i sveta mati crkva cetverostruko dati. usw. usw. — Pratar ufati
kuharicu za pićku i upita: .Statijeto?' a ona odgovori: ,Pako!' Onda
kuharica ufati pratra za kurac i zapita: ,Śta ti je to?' A on joj
reće:
,Gjavo!' — Onda mu kuharica reće: ,Steraj gjavola u pako!'
Wie sie den Papst nach Rom geschickt haben.
Einmal predigte der Pfarrer in der Kirche, daß einem jeden,
der
ihm irgend etwas als Geschenk darbringe, Gott es zehnfach vergelten
werde. Das hörte ein armes Weib mit an und heimgekommen sagte
sie zu ihrem Ehegatten: ,Siehst du, wie schön es wäre, wenn wir
unserm
Pfarrer unsere Kuh zum Geschenke machten! Dann würde uns der
liebe Gott ihrer zehn zurückgeben!' — Der Mann war einverstanden,
trieb seine einzige Kuh in des Pfarrers Stall hinein und schenkte
sie
dem Pfarrer. Die Kuh jagte eben zu der Zeit, der Pfarrer aber besaß
einen Zuchtstier, und so kam es, daß am ersten Tage, als die Herde
des Pfarrers heimzog, des Bauern gewesene Kuh statt in den Pfarrhof
in den Bauernhof zurückkehrte, doch der Stier folgte ihr und dem
Stier nach auch das übrige Vieh, die Kühe und Ochslein, alles zu-
sammen zehn Stück, und sie zogen ins Gehöfte des Bauern ein. Selbst-
verständlich erschien später der Rinderhirte, um das Vieh zurück zu
treiben, doch der Bauer, im Glauben, der liebe Gott habe es ihm be-
schert, wollte unter keiner Bedingung das Vieh herausgeben, ja, auch
dann nicht einmal, als sich der Pfarrer selber einfand. Um die An-
gelegenheit leichter zu schlichten, sagte der Pfarrer zum Bauern:
,Ei,
Südslavische Volksüberlieferungen.
385
gut, doch wisse, dem wird erst das Vieh zu eigen zufallen, der
dem
anderen in der Früh zuerst einen guten Morgen zuruft'. — Der Bauer
gab sich einverstanden.
Vor dem Pfarrhause stand ein großer Maulbeerbaum, und, um
nicht einzuschlafen, kletterte der Bauer auf den Maulbeerbaum
hinauf,
entschlossen, auf seinem Sitze das Morgenrot abzuwarten. Bei dieser
Gelegenheit hatte er einen Einblick in des Pfarrers Hausboden. Der
Pfarrer sagte, ebenfalls, um nicht einzuschlafen, zu seiner
Haushälterin,
er werde auf dem Boden schlafen, um frühestens zu erwachen. — Und
als ihm die Wirtschafterin alles vorbereitet, legte er sich nieder,
doch
weil ihm der Zumpt stand, rief er die Köchin zu sich, die erst
einige
Tage bei ihm im Dienste war, zeigte ihr den Zumpterich und sagte:
.Siehst du, Kind, das ist dir der Papst, dir zwischen den Beinen
aber
ist Rom gelegen. Komm, laß uns den Papst dorthin entsenden, wohin
er gehört. Er möge nach Rom fahren I' — Und so geschah es. Sie
entsandten den Papst nach Rom, der Bauer aber sah und hörte alles
mit an.
Im frühen Morgenrot stellte sich der Bauer näher ans
Bodenfenster
auf, und kaum öffnete der Pfarrer die Augen, rief ihm der Bauer:
.Guten Morgen, Pfarrer,' zu. — Der Pfarrer, erzürnt, daß er
übertölpelt
worden, fragt ihn: Ja, wann hat dich denn der Teufel hieher
gebracht?Г
— Hierauf antwortete ihm der Bauer: ,Ich war ja bereits hier, als
Ihr
den Papst nach Rom abschicktet!' worauf ihm der Pfarrer zur Ver-
hütung einer Schande sagte, er möge nur reinen Mund halten und
niemandem erzählen, was er gesehen und gehört, das Vieh aber ge-
höre ihm.
Aus der bosnischen Fassung:
Es kam einmal ein Bauer zu einem Franziskaner, damit er ihm
die Beichte abnehme, und der Franziskaner befragte ihn, wann er das
letztemal bei der Beichte gewesen. Der Bauer sagte ihm: ,Als der
Großmutter Kuh jagte, damals'. Der Franziskaner sagte ihm, er wäre
ein Tepp, er müsse etwas in die Kirche spenden, damit ihm Gott
Verstand verleihe, der Bauer aber antwortete ihm, er besäße nichts
als eine einzige Kuh, daß er jedoch bei vier Kindern die Kuh nicht
hergeben könnte. Darauf ermahnte ihn der Frater, diese Kuh der
Kirche zu weihen, Gott und die heilige Mutter Kirche werde es ihm
vierfach vergelten usw. usw. — Der Frater packte die Köchin bei der
Voz an und fragte sie: ,Was hast du da?' Antwortete sie: ,Die
Hölle!'
Hierauf ergriff die Köchin den Frater beim Zumpt und fragt ihn
Krauts, Anthropophyteia. II. 2Ç
386
Südslavische Volksüberlieferungen.
,Was hast du denn da?1 Und er sagte ihr: ,Den
Teufeil' — Sodann
sagte die Köchin zu ihm: Jag1 den Teufel in die Hölle
hinabI'
437. Kad ide papa u Rim.
Jedan katolicki pop і popadija imagjahu vrlo lepu jabuku pred
kucom. Nu lopovi se behu navadili pa svaku noc kradu. Lepo dogju
pa sve otresu a pop ne oseti. On da bi uhvatio lopove predlożi po-
padiji, da povezu mnoga zvonca mala na grane pa kad lopovi poćnu
da tresu oni da ih osete. Tako i urade, povezu zvonca na grane а
lopovi dogju da tresu. Kad osetiśe zveku zvonaca oni pobegośe а
jabuke dole ostave nepokupljene.
Pop і popadija dogju і onako gologuzasti poćnu kupiti jabuke
po
zemlji a popadija kako je napunila krila od kośulje a sagla se,
ispala
joj ona muka na guzovima pa popu dogje zgodno te je pipne rukom
i zapita je: ,Śta ti je to, Śto ti je ispalo?' — Popadija odgovori:
,Pa to
mi je, pope, Rim!' — A on ga beśe udrvio a ona ga zapita: ,A śta
je tebi to, pope, śto ti se udrvilo?' — ,To mi je papa!' — A ona
odgovori: ,Pa, pope, dede neka papa ode u Rim, kada je tako
straśanl'
— A pop odgovori: ,Pa ajd, neka ide u Rim!' pa potera popadiji po
zadi. Ali jedan od lopova bio je ostao na jabuki pa kad vide, gde
se pop і popadija jebu, on poće da trese jabuke govoreci: ,Ajd, kad
ide papa u Rim, neka mu sva zvona zvone!' — On otpoće da trese
a pop і popadija poplaśe se pa pobegnu. Ovaj se skine te pobere
jabuke.
Aus Serbien.
Zieht der Papst in Rom ein, läuten alle Glocken.
Ein katholischer Pfarrer und eine Pfarrerin hatten einen sehr
schönen Apfelbaum vor dem Hause stehen. Lumpenpack nahm je-
doch die Gewohnheit an, allnächtlich Äpfel zu stehlen. Sie finden
sîch schön ein, beuteln alles ab und der Pfarrer merkt nichts. Um
die Spitzbuben einzufangen, schlug er der Pfarrerin vor, recht viele
Glockenschellen an die Zweige anzubinden und wenn die Diebskerle
zu schütteln anfangen, wird man Nachricht bekommen. So taten sie
denn auch, banden die Glöcklein an das Geäste an und die Schelme
kamen und beutelten den Baum. Als sie das Schellen der Glöckchen
hörten, rissen sie aus, die Äpfel aber ließen sie unten unaufgelesen
liegen.
Der Pfarrer und die Pfarrerin kamen und begannen so nackt-
ärschig Äpfel von dem Erdboden aufzusammeln, der Popin aber, wie
Südslavische Volksüberlieferungen.
387
sie so den Hemdschooß angefüllt und sich vorgebeugt, fiel jene
Qual
zwischen den Arschbacken heraus, was dem Pfarrer gelegen erschien
und er tastete ihr mit der Hand hin und fragte sie: ,Was ist dir
heraus-
gefallen?' — Die Pfarrerin antwortete: ,Das ist mir, Pfarrer, Rom!'
—
Er aber hatte den seinen holzsteif gemacht und sie fragte ihn: Ja,
was hast denn du da, Pfarrer? Was ist dir da holzsteif geworden?' —
,Das ist mir der Papst!' — Und sie antwortete: .Aber, Pfarrer, geh,
der Papst soll nach Rom fahren, da er so furchtbar ist!' — Der
Pfarrer
antwortete: .Nun wohlan, er fahre nach Rom!' und rannte ihn der
Pfarrerin von hinten ein. Einer von den Strottern war jedoch auf
dem Apfelbaum geblieben und als er sah, daß Pfarrer und
Pfarrerin
vögeln, hub er die Äpfel hinabzubeuteln an und sagte: ,Wohlan, zieht
der Papst in Rom ein, so mögen zu seinen Ehren alle Glocken läuten!'
— Er begann zu schütteln, der Pfarrer und die Pfarrerin aber
er-
schraken und rannten davon. Der stieg hinab und las die Äpfel zu-
sammen.
Anmerkung. Wenn ein Mann mit einem Weibe gemeinsamen
Haushalt fuhrt und ihr beischläft, so hält sie der Serbe fur ein
Ehe-
paar. Darum glaubt auch unser Erzähler, daß der katholische Pfarrer
ein verheirateter Mann wäre.
438. Der Vladika besucht ein bulgarisches Dorf seines
Sprengeis.
In einem Dorfe pflegten die Bauern, während der Pope die Li-
turgie (Messe) las, in der Kirche ohne Achtung auf den Gottesdienst,
allerlei Unfug zu treiben. Der Pope begab sich zum Vladika und
führte darüber Beschwerde. Der Vladika kam ins Dorf, um die Bauern
zu belehren. Der Morgengottesdienst nahm seinen Anfang und die
Bauern begannen nach ihrem Brauch zu schwätzen. Der Pope rief
ihnen vom Hochaltar zu: ,Schweigt, ihr Bauern! Kleiden wir jetzt
den Vladika an oder legen wir auf einen Esel den Sattel an?' —
Hierauf trat der Vladika in seinen Stuhl ein und steckte sich in die
Nase eine Prise Schnupftabak. Das sah ein Bäuerlein, stopfte sich
ein Pfeifchen mit Tabak an, ging zum Vladika hin und ersuchte ihn
um Feuer. Der Vladika schrie ihn an: ,Was seid ihr fur Christen,
daß ihr in der Kirche Tabak trinkt (= raucht)?' — Darauf versetzte
der alte Bauer! Jst der (Rauchtabak) da und der (Schnupftabak) da
nicht ein und derselbe Dreck?' — Hernach stellte sich der Vladika
hin predigen. Ein alter Bauer ihm gegenüber hub da an zu weinen
und Tränen zu vergießen. Der Vladika sah ihn in Tränen aufgelöst
as*
388
Südslavische Volksüberliefenmgen.
und sagte zu sich selber: »Gelobt seist du, HERR, so ist doch
wenig-
stens ein Christ zugegenI'
Nach Schluß der Liturgie eilten alle Bauern heim. Der Vladika
blieb vor der Kirche allein. Er fragte einen der letzten: ,Wo steht
das Haus jenes Alten, der so geweint hat?' (Um die Zeit gerade
zogen die Rinder heim von der Weide). Antwortete man ihm: .Nach
den Rindern, nach den Rindern geh, die einäugige Kuh gehört ihm
und sie führt dich hin!' — Der Vladika ging hin. Er sprach zum
Alten:
,Es war mir sehr angenehm, als ich dich in der Kirche bei meinen
Worten in Tränen ausbrechen sah*. — Der Alte antwortete ihm: ,Wie
hätte ich nicht weinen sollen, heiliger Vladika! Ich besaß einen
Geis-
bock, der mir# an der Krätze krepiert ist Sein Bart sah
just so aus,
wie der deinige. Als du predigtest, gemahntest du mich an ihn und
der Schmerz übermannte mich. Darum mußte ich weinen!' — Voll
schweren Unmuts fragte ihn der Vladika: ,Ist da wo ein Ort in der
Nähe wo man sich ergehen könnte?' — Sie gingen oberhalb des
Hauses in ein schattiges Gehölz. Der Vladika bekam Durst und ver-
langte vom Alten Wasser zu trinken. Um ihn zu ehren brachten sie
ihm in einem Topf Birnenmet. Der Vladika vermeinte, es wäre Wasser
und tat einen kräftigen Zug, aber das Metgetränk widerte ihn so an,
daß er das Gefäß wegschleuderte und es am Boden zerschellte. Da
erhob der Alte ein Geschrei: ,Herr! Herr! Wir brachten dir das Ge-
schirr nicht dazu, daß du es zerbrechen, sondern, daß du daraus
trinken sollst. Meine Alte prunzt seit drei Jahren hinein und in was
soll sie jetzt hineinseihen? Vielleicht in die Mütze?'
Aus der Sammlung Panajot Dinovskis aus dem Dorfe Galićnik
in Dibra in Altserbien. Der Text bulgarisch. Mitgeteilt i d. Zivaja
Starina, hrsg. v. V. J. Lamanskij, St Ptbg. 1899. IX. 2;
S. 250. —
In einer mir vorliegenden gleichlautenden Variante aus Serbien
sagt
der Befragte zum Vladika: ,Geh nur ruhig der Kuh nach, die das
Flitzen hat' usw.
439, Sveto mi ulje joś niz ćarape teĆe,
Mati kazała kćeri, da će je krizmati pa da biskup ima na glavi
mitru poput kalpaka, u ru ci palicu i da je obućen u śarenom plaśtu
a bezbrk. Imao je krizmati u bliźnjem selu pa je valjalo, da
djevojcica,
kojoj je bilo sedamnaest godina, prevali preko Sume. Tu ugleda putem
nekakva mlada konjanika, misli da je biskup i klekne te sklopi ruke.
Zapita je dragonac: Śto ćeś, bona?
Idem se krizmati!
Südslavische Volksüberlieferungen.
З89
Dobro, ja ću te krizmati! — I povali je pa joj ga zatuće kako
treba.
Mala se povrati brźe pa kad dogje doma, mati je zapita: Kako
si se, bona, tako brzo vratila?
Eto me je krizmao tu tamo u Sumi pa ako hoćeŚ vigjeti, sveto
mi se ulje joś niz ćarape карі!
Erzählt von einem Arbeiter in Sarajevo in Bosnien.
Das heilige Öl fliesst mir noch über die Socken herab.
Eine Mutter sagte zur Tochter, sie werde gefirmt werden und
der
Bischof trage auf dem Kopfe eine Mitra gleich einem Kaipak, in der
Hand einen Stock und bekleidet wäre er mit einem bunten Mantel
und bartlos sei er auch. Er hatte im nächsten Dorfe zu firmen und
das Mägdlein, das im siebenzehnten Jahre stand, mußte durch einen
Wald ziehen. Hier erblickt sie auf dem Wege irgend einen jungen
Reiter, hält ihn für den Bischof, kniet nieder und faltet die Hände.
Der Dragoner befragt sie: Was willst du, Ärmste?
Ich gehe zur Firmung!
Gut, so werde ich dich firmen! — Und er wälzte sie um und
rannte ihr ihn ein, wie es sich gehört.
Die Junge kehrte alsbald heim und als sie zu Hause eintraf,
richtete die Mutter an sie die Frage: Wie bist du denn Ärmste, so
schnell zurückgekehrt?
Sieh, er hat mich eben da, dort im Walde gefirmt und wenn du
es sehen willst, das heilige Öl tröpfelt mir noch über die Socken
herab!
Anmerkung. Dieselbe Geschichte erzählt man sonst einem
Bettelmönch nach, der sich fur den Bischof ausgab. In dieser Fassung
verlangt das betrogene Mädchen dreimalige Erneuerung der Firmung,
bis der erschöpfte Mönch ausreißt.
XXI.
Nekrophilie.
440. Von dem zum Leben wiedererstandenen toten Mädchen.
(Mrtva cura ozivila).
Es war ein Bursche, ein armer Junge, der war aber sehr schön
und sein Nachbar hatte ein Mädchen, das war so stattlich und schön,
daß man sich ihrer mit beiden Augen nicht satt anschauen konnte.
Der arme Bursche traf des öfteren mit diesem Mädchen zusammen,
verliebte sich in sie und schwur, er werde sie genießen (da će o te
gjevojke uraditi), und wenn nicht als Lebende, so doch als Tote. Der
Teufel ruht und rastet nicht. Eines Tages aß das Mädchen Eier und
erstickte an einem Eidotter und verstarb. Nach Brauch kamen abends
die Nachbarleute, um über Nacht beim Leichnam Totenwacht zu
halten und so stellte sich auch der arme Bursche ein. Als es um
Mitternacht war, versanken alle in Schlaf, unser Armutsohn aber be-
gann, um seinen Schwur zu halten, das Mädchen zu bearbeiten (da
radi) und hob nach hiesigem Brauche ihre Beine auf seine Schultern
und schwang ihren Arsch so hoch in die Höhe, daß ein Hase ohne
die Ohren zu senken unter ihr durchlaufen konnte, lehnte sich ihr
dann auf die Brust an und rollte sie so heftig zusammen, daß das
Eigelb aus ihrem Schlünde herausgedrückt wurde und sie wieder
zum Leben erwachte. Der Notsohn erfüllte seinen Schwur. Als sie
sich aber aufrichtete, überfiel ihn Angst vor ihrem Vater und er er-
griff die Flucht. Als der Vater erwachte, sah er, daß seine Tochter
schon auf den Beinen sei und für ihn einen süßen Morgenkaffee be-
reitet habe. Er befragte sie, wie so das Wunder geschehen und sie
erzählte ihm, wie der und der dies und das mit ihr getrieben habe.
Des Mädchens Vater berief den armen Jungen zu sich und gab ihm
das Mädchen zur Frau und die Hälfte seines Vermögens obendrein,
aber man sagt, er habe so handeln müssen, denn das Mädchen war
schwanger geworden (jer je bila cura zakuljavila). Ob sich die Ge-
schichte so zugetragen, weiß ich, bei Gott nicht, denn ich war nicht
Südslavische Volksüberlieferungen.
dabei. Ich fragte bei meinem Großvater an und der äußerte sich
auch
in diesem Sinne. Wenn er lügt, nun so bin ich darin sein Beistand.
(Vom Bauer Vaso Pavlovic zu Pilice. Bosnien. — Eine
lateinische
Übersetzung davon gab Krauss, Am Ur-Quell, 1892, III. S.
47).
Auf Nekrophilie geht auch der Vampirglaube zum Teil zurück.
Einigen Berichten zufolge fand man des öfteren die Leichen jung
verschiedener Frauen und Mädchen ausgescharrt vor. Der Leichen-
schänder hatte seine Lust an ihnen befriedigt, zum Überfluss aber
ihnen die Brüste verstümmelt und die Eingeweide herausgerissen.
XXII.
Vom Missbrauoh des Afters von Männern und Frauen.
Jebiguzi [il nabiguzi psima druzit
Serbisches Sprichwort
Arschrammler [und] Arschlader,
Hunden Genossen!
441. Broj sedam.
Vrlo je nezgodno pred dobrim poznanicim spomenuti broj sedam,
jer će obićno u Sali dodati ko: ,na kurac (t j. sedam) ili kako je
to već
svuda poznata sala: ,dobro, dobro!' ili: ,na zdravlje!' ili: ,ako!
ako!' —
Zato, ko hoće da izbegne tu nepriliku, kazuje mesto sedam — sedaś,
da time on natovari koga brzopleta, koji bi hteo, da dodaje; ili po
varosim kaźu nemaćko ime zibene.
Jedno je vreme megju velikoskolcima tolko to uślo u modu, da
niko nije ni govorio srpsko ime broju, nego svi nemaćko. Kad je tako
pretsednik jednog drustva velikoskolskoga bio na audijenciji kod
kralja
Milana, zapita ga ovaj, koliko godina postoji već druStvo njihovo a
on
mu odgovori: ,Zibene, Vase Velicanstvo!'
Erzählt von einem Mittelschullehrer aus Belgrad.
Warum die Zahlbezeichnung sedam für sieben verpönt ist.
Es ist recht ungeschickt, vor guten Bekannten die Zahl sedam
(= sieben, aber auch: ich setze mich) zu erwähnen, denn gewöhn-
lich wird einer im Scherz hinzufügen : ,auf den Zumpt' d. h. setze
mich
hinauf, oder auch, wie dies eine schon überall bekannte Scherzwen-
durig ist: ,gut, gut!' oder: ,zur Gesundheit!', oder ,wenn's dir
behagt,
von mir aus . ..! —'
Wenn einer dieser Unannehmlichkeit ausweichen will, so sagt er
darum anstatt sedam —sedaś (du setzst dich), um so einen schlag-
fertigen Zuhörer zu belasten, der die Lust hätte, etwas
hinzuzufügen,
oder man sagt in den Städten das deutsche Wort si ebene.
Eine Zeit lang war dies unter den Hochschülern so sehr in die
Mode gekommen, daß niemand mehr die serbische Zahlbezeichnung,
Südslavische Volksüberlieferungen.
393
sondern alle die deutsche Sprache gebrauchten. Als so der
Vorsitzende
einer Hochschülergesellschaft auf der Audienz bei König Milan war,
fragte ihn dieser, wieviele Jahre ihre Gesellschaft schon bestände,
und
der antwortete ihm: ,Siebene, Eure Majestät!'
Anmerkung. Bei den Serben im Königreich gilt es als eine
große Schmach, sich arschvögeln zu lassen, in einem Orte in Sirmien
scheint man dagegen einem Pathikos bedeutende Wertschätzung zu
widmen. Aus Dankbarkeit duldet man ihn auch als einen der Rufer
im Streit über Literatur und Wissenschaft, obwohl er gar kein
Literat
ist Bar eines jeden Scham- und Ehrgefühls lästert und verläumdet
er jeden, dem vor einem Verkehr mit ihm schaudert. Er und seine
Verehrer in leitenden Stellungen sind fur die südungarischen Serben
zum
bösen Verhängnis geworden.
442- Pitanye.
— Kad bi te neko uhvatio, vezao ti ruke pa poćeo da te
jebe u
guzicu, śta bi ti uradio?'
—Ja bih ga molio, da me pusti!
— Znam, al on ne pusta....
— Onda bih ga zamolio, da opljune, da ide lakse.
Aus Agram, Chrowotien.
Eine Frage,
— Wenn dich einer zusammenpackte, dir die Hände bände
und
dich ins Archloch zu vögeln anfinge, was würdest du tun?
— Ich würde ihn bitten, daß er mich freilassen soll.
— Weiß es, doch er läßt dich nicht...
— Dann würde ich ihn artig bitten, er möchte ihn
bespucken,
damit es leichter gehe.
Anmerkung. Diese Unterhaltung ist wörtlich aus dem Leben
gegriffen. Bei den Chrowoten ist der Jebiguz (Archvögler) eine ge-
wöhnliche Erscheinung und jeder muß sich mit dem Gedanken vertraut
machen, daß er früher oder später einmal von einem solchen Patrioten
vergewaltigt wird. — Von mehreren vollkommen vertrauenswürdigen
Personen erfuhr ich, warum Stambulov eigentlich ermordet wurde
und seine Mörder straflos ausgingen. Er ließ seinen politischen
Gegner, den Minister Karavelov, einkerkern und kam „zufällig" da-
zu, wie K. von einem der Gefängniswärter vergewaltigt wurde. ,Ei, ei
schaut, schaut!' rief er aus, ,weiß sich Freund Karavelov auch hier
394
Sudslavische Volksüberlieferungen.
zu vergnügen!4 — Karavelovs Laufbahn war damit zu
Ende und
Stambulov hatte sich so selber den Mord bestellt — Königin Draga
unseligen Angedenkens, die beinahe meine Protektrice geworden, soll
eine der angesehensten Frauen Belgrads, die ihr die schuldige Ehren-
bezeugung versagt hatte, auf gleiche Weise im Kerker schänden haben
lassen, doch das glaube ich nun und nimmer. Draga war, erzählt
man. als Mädchen und Witib mit ihrer Gunst freigebig, um ihre Sipp-
schaft erhalten zu können, sie lieferte fur einen Schandlohn
serbischen
Zeitungen Übersetzungen aus dem Deutschen und Französischen, aber
sie war im Grund ihrer Seele gutmütig und als Königin eine
hilfreiche
Förderin serbischer Literatur, wie sich die Serben niemals vorher
einer
solchen zu erfreuen gehabt
443. " Zasto se ne jebe dupe no pizda?
Postoji prićanje, da je najpre dupe bilo namenjeno za jebanje.
Otuda i poslovica: dupe je kurcu kalup. Pa je pośle pizda, vele,
umolila Gospoda, da taj posao njoj dodeli. Tako je i bilo i dupe se
ćesto ljuti na tu odluku. Odatle prdeż pri jebanju. A da bi ga
Gospod koliko toliko zadovoljio, rekao je, da i ono oseti ponekad
sta
je kurac, kad se omakne te ne pogodi u pićku.
Erzählt von einem Bauern in Vrazogrnac bei Zajecar in Serbien.
Warum wird nicht das Arschloch, sondern die Voz gevöglt.
Es besteht eine Überlieferung, wonach am Anfang der Dinge das
Arschloch fur das Vögeln bestimmt war. Daher rührt auch das Sprich-
wort her: Das Arschloch ist des Zumptes Modell. — Und
späterhin hat es, sagt man, die Voz beim HERRN durch ihre Bitten
erwirkt, daß dies Geschäft ihr zugeteilt worden. So geschah es auch
und das Arschloch giftet sich häufig auf diesen Beschluß. Daher der
Furz beim Vögeln. Um es aber doch einigermaßen zu befriedigen,
sagte der HERR, es möge auch gelegentlich zu fühlen bekommen,
was der Zumpt sei, wann er nämlich ausrutscht und in die Voz nicht
hineintrifft.
Anmerkung. Das angeführte Arschvögler-Sprichwort soll nur
die Handlungweise rechtfertigen, die Opfer der Paraphiletiker sind
freüich nicht derselben Meinung, wie dieses so manche von unseren
Erzählungen klar beweist. Richtig ist's, daß der Bauer, sowie der
Kulturmensch, ab und zu, namentlich wenn sein Weib infolge des
Alters hinwelkt, auch die sich in ihrer Rundung länger behauptende
Breitseite zu gebrauchen pflegt Leute, die angesteckt sind, geben
Südslavische Volksüberlieferungen.
395
dem After den Vorzug, weil sie den Glauben hegen, durch die Zu-
sammenziehung des Afters würden sie ihre Krankheit eher los und
ledig. Daher kommt es nicht selten, daß die armen Weiber am After
mit bösartigen Geschwüren behaftet sind.
444. Neżenje jebu u guzicu.
Ima і takovih, koji samo u guzicu jebu nu ti su retki i to su
neźenje. Ovde je jebavanje u usta sas vim nepoznato. Jedan mi je
pripovjedao, da je njemu jedna magjarica kurac sisala.
Auskunft eines Polizeibeamten aus einem Städtchen im Mittellauf-
gebiet der Bosna.
Junggesellen vögeln in den Arsch hinein.
Es gibt auch solche, die blos ins Arschloch vögeln, doch die sind
selten, und zwar sind es Junggesellen. Hier ist das Vögeln in den
Mund ganz unbekannt Einer erzählte mir, daß ihm eine Magyarin
den Zumpt gelutscht hat.
Anmerkung. Die anderweitigen Überlieferungen widersprechen
dem Berichterstatter. Auch Verheiratete sind dem Tun ergeben, wenn
sie ihm nur fröhnen können. Chrowotische Lustdirnen lieben den
Mund-Koitus, angeblich weil sie dabei den größten Genuß empfinden,
und daß ihn auch die anständigen Mädchen nicht verschmähen, be-
zeugen manche Reigenlieder; es scheint aber, als ob ihn die Männer
nicht mögen. Aus verschiedenen Andeutungen zu schließen, hegt man
die Meinung, daß sich nur impotente Gesellen dieser Prozedur unter-
ziehen. Einmal erzählte man mir von einem höheren chrowotischen
Justizbeamten und dessen Schreiber, daß sie einander den Zumpt
saugen. Das dürfte eine der üblichen chrowotischen Verläumdungen
gewesen sein. Der Justitiar war ein gebildeter Mann von großer
Seelen-
güte, der seinen Untergebenen mit Milde begegnete und auch seinem
Schreiber, einem Likaer, der Familienvater war, aufhalf. Übrigens
war der Justitiar durch und durch syphilitisch, er verstarb auch
daran
und konnte sich schwerlich in seinem traurigen Zustand auch noch mit
solchen paraphiletischen Gelüsten abgeben.
445. Kraljevic Marko bez leka.
Oboleo grdno Kraljevic Marko. Uzalud ide od hećima do hećima,
nigde leka. Ne pomaze ni rumenika krćmarice Janje. Ovako bolnom
prebolnom pade mu na pamet posestrima vila. Osedla sarca pa u
pianinu.
39<5
SüdsUvische VolksftberlieferuDgen.
Dozva vilu i kaza joj kako boluje і kako mu bolji nigde leka
nema.
,Pa to je lako, pobratime', reće mu vila, ,treba samo da se
napijeś
vode iz ruku nejebena turćina i bolest će otići od tebe kao rukom
od neta!'
Zahvali se Marko posestrimi na savetu pa ode trażiti po
turskoj
carevini nejebena turćina. Pitaj jednog, pitaj drugog, svaki obara
oći
i odgovara, da mu toga leka dati ne może. Uzalud je Marko na svoj-
emu śarcu obigrao celu carevinu, nijedan se turćin ne nagje, koji bi
mogao reći, da nije bio jeben.
Najzad se Marko u nevolji priseti, da ide samom padiśi,
nadajući
se, da će tu za izvesno biti za nj leka. Dogje i do sultana i kaza
mu
svoje jade pa ga z am o li da mu dopusti da se napije vode iz
njegovih
ruku. ,Możeś, Marko', odgovori padiśa, ,ali sumnjam, da će biti
kakve
vajde, jer ko zna Sta ti je i sa mnom u m 1 ad osti bilo
1* — ,Ej!'
uzdahnu Marko lupnuv se oćajno u grudi, ,teśko Marku u jebenu
carstvu!'
Aus Serbien.
Warum Prinz Marko keine Heilung finden konnte.
Greulich erkrankte Prinz Marko. Vergeblich geht er von Arzt
zu Arzt, nirgend eine Heilung. Nicht einmal das Schillertröpflein
der
Schänkin Janja schafft Abhilfe, wie er so krank, unsäglich krank da-
lag, kam ihm in Erinnerung seine Wahlschwester Vila. Er sattelt
seinen
Schecken auf und fort ins Hochgebirge.
Er rief die Vila herbei und erzählte ihr, wie er erkrankt sei
und wie für sein Leiden nirgend ein Heilmittel aufzutreiben wäre.
,Nun, das ist doch leicht, o Wahlbruder', sprach zu ihm die Vila.
,du
brauchst dich blos aus den Händen eines ungevögelten Türken mit
Wasser
satt zu trinken und die Krankheit wird von dir wie mit der Hand weg-
gewischt weichen'.
Marko bedankte sich dem Wahlgeschwister fur den Rat und zog
im Türkenreich auf die Suche nach einem ungevögelten Türken aus.
Befrug den einen, befrug den anderen, jeder senkt die Augen nieder
und antwortet, daß er ihm dieses Heilmittel nicht zu gewähren ver-
möge. Vergeblich hatte sich Marko auf seinem Schecken durchs
gesamte Kaiserreich umhergetummelt, es fand sich kein einziger
Türke vor, der von sich hätte behaupten können, er wäre ungevögelt
geblieben.
Schließlich geriet Marko in seinem Elend auf den Einfall, zum
Südslavische Volksüberlieferungen.
397
Padischah selber zu gehen, in der Hoffnung, da werde sich für
ihn
zuverlässig Heilung finden. Er kam auch vor den Sultan und gestand
ihm seine bittere Notlage und erbat sich von ihm die Gnade, sich aus
seinen Händen mit Wasser anzutrinken. ,Das kannst du, Marko1,
ant-
wortete ihm der Padischah, ,doch bezweifle ich, daß es dir von
irgend
einem Nutzen sein wird, denn wer kann wissen, was sich selbst mit
mir in der Jugend zugetragen hat!—,Ach!' seufzte Marko auf, indem
er sich verzweifelt auf die Brust schlug, ,wehe über Marko im gevö-
gelten Kaiserreiche!*
Anmerkung. Über die Vilen, die Waldfrauen der Südslaven als
Wahlgeschwister von Helden und als heilkundige Frauen vergleiche
Krauss: Volksglaube und religiöser Brauch der Südslaven, Münster
1890. — Allgemein ist der Glaube an die Wirksamkeit eines
Heil-
mittels, wenn es dem Leidenden von der Hand eines keuschen Wesens
dargereicht wird. Wie einst die französischen und englischen Könige
haben auch die Sultane als Nachkömmlinge des Propheten die Macht,
durch bloßes Handauflegen von gewissen Krankheiten, z. B. von der
fallenden Sucht und dem Aussatz zu heilen, nur sich selber können
sie nicht helfen.
Wie den Türken sagen die Serben auch den Chrowoten nach, sie
wären samt und sonders gevögelt. Jeben ist das ständige Epitheton
ornans zu dem Namen Hrvat. Ehe einer nicht gevögelt worden, ist
er unter den Chrowoten nicht reif zum Wortführer. Bezeichnend ist,
daß mandas vernichtende, existenzenmordendeRezensententum nabi-
guzacstvo (Rammarschtum) und die Rezensenten n ab i guz i (Ramm-
ärschler) nennt So ein Chrowot ohne Schande und Scheu, ohne
Ehre und Gewissen, ohne Treu und ohne Glauben, jederzeit zu falschen
Aussagen und zu Meineiden bereit, macht gewöhnlich Karriere, wenn
es ihm glückt, in unsere abendländische Gesellschaft einzudringen.
Er überrumpelt sie förmlich mit seinen Listen und Kniffen, mit
seinen Schlichen und Pfiffen. Er erweist sich als ein Stellen- und
Würdenjäger und als ein Ausbeuter ersten Ranges, denn ihn halten
keine Rücksichten und keine Erziehung in Schranken. Zum Überfluß
hasst er tötlich die Gesellschaft, auf deren Kosten er sich, seine
Söhne
und seine Eidame mästet Daß er unter allen Umständen auch den
Politiker spielt und bei jeder Gelegenheit seinem Serbenhaß Luft
macht,
ist selbstverständlich.
398
Südslavische Volksüberlieferungen.
446. Turski obićaj.
Dogje jedan stranac evropejac u turskoj u kupleraj pa ne zna-
ući turski obićaj zapita kuplera, śta staje jedan mrdac *), da ide
kod
bule. Turćin mu odgovori: ,Ne znam, kako hoćeŚ, brate. Ako hoćeś
sa jednim gustom, kośta dve lire a ako hoćeś sa dva gusta, kośta
jedna lira pa biraj, śto ti je drago!' — Stranac videci, da je
jevtinije
sa dva gusta pa pristane na to i ode u sobu kod bule. Nu tamo on
otpoće, da bulu jebe a njega turćin za kukove pa u dupe. Stranac
stade da dreći. Nu ovaj mu reće, da je tako platio sa dva gusta,
,Ej more, ej oćeś i sa preda i sa ostrag gust. Kad ciniś ti nekome
gust, ćiniś i sebi pa Ćinim i tebi po zadi!'
Aus Serbien.
Ein türkischer Brauch.
Es kam einmal ein Fremder, ein Europäer in der Türkei in eine
Kupplerei und unkundig des türkischen Brauches, befragte er den
Kuppler, was ein Trenn koste, wenn er ein Frauenzimmer besuche.
Der Türke antwortete ihm: ,Ich weiß nicht, wie du es magst, Bruder.
Wenn du es mit einem Gusto willst, kostets zwei Liren, wenn du es
aber mit zwei Güsten haben magst, kostets eine Lire und so wähl
denn, was dir behagt!' — Der Fremde sah, daß es mit zwei Güsten
billiger ist, willigte darauf ein und begab sich in die Stube zum
Frauen-
zimmer. Doch kaum hub er dort das Gewerkel an, um das Frauen-
zimmer zu vögeln, packte ihn der Türke bei den Haxen an und ins
Arschloch hinein. Der Fremde begann Gewalt zu schreien, doch der
sagte ihm, er habe so für zwei Güsten bezahlt. ,Ei, du Tropf, ei, du
möchtest sowohl von vorn als von hinten einen Gusto haben. Wenn
du einem einen Gusto schaffst, schaffst du ihn auch dir und so
schaffe
ich ihn auch dir von hinten!'
Anmerkung. Illustrationen zu französischen pornographischen
Romanen aus der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrh. zeigen diese
scheuß-
liche Situation in großer Mannigfaltigkeit, öfters mit vielen
Gestalten
in kaum möglichen Stellungen. Einmal erzählten Chrowoten unter
wieherndem Gelächter — in meiner Gegenwart —, einer von ihnen
habe ein Mensch im Gartenhause beredet, auf ihn zu steigen und
während sie in sinnliche Wut geriet, habe sein Kumpan plötzlich an-
gefangen, sie zu puserieren. Sie hätte ein mörderliches Geschrei er-
hoben und wäre ,Feuer! Feuer! kreischend auf die Gasse hinaus ge-
i) Vom türk. murdar, schmutzig, säuisch.
Südslavische Volksüberlieferungen
399
rannt Die Panduren (die Scharwächter) hätten sie aber wegen
falschen
Feuerlärms an den Haaren gezerrt, geschlagen und ins Gefängnis
gesteckt.
Was mit der armen Person, einem deutschen Mädchen aus Süd-
ungarn, weiter noch geschah, weiß ich nicht, weil ich noch am selben
Tage den Ort verließ, um unter angenehmeren Menschen Folklore zu
sammeln.
447. Kako je aga stradao.
Dopao se agi njegov komśija era. Nije druge baś namisli aga
eru da izjebe, kako već u turaka obićaj, ali samo ne bijaśe zgodę.
Ne lezi vraze, jedanput se deseć aga u bostanu opazio, kako se era
na plot naperio da sere. Aga pomisli: ,eto prilike!' pa se doSulja
do ere, izvadi kurćinu, privati eru, privuce ga k sebi bliźje te mu
htjede da zamandali makar І u posranu guzicu.
Era se stade otimati i drećati ko jarać To cula jedna agina
buła. Dotrća u bostan pa kad ugleda, śto joj lipi aga boće skoci
tamo do njega pa łupi po rukama i po kurcu. Aga ne mogavsi ućiniti
śto je nakanio, pusti eru pa u svojoj vatri napetom kurćinom skoći
na bulu te joj zavarvari sve do muda.
Videc era zgodu pa da se osveti agi, koga je bula objerućke
drżała, priskoći do njega, raspori mu tur pa mu zaćera kuru u
guzicu.
Aga je bio već gotov, nu era ga prikvacio ko żabac żabu pa ne
puśća dok ne bude i on gotov. A kada je svrSio i agu pustió, upi-
taće ga smeten aga: ,Ama bolan, sad mi reci, da tko je bio od nas
troje jeben?' — Odvrati mu era: ,Bula bijaśe preana a onaj, koji je
imao kurac u guzici, da je jeben!' — Aga na to: ,Pravo reće, jer
kako si mi zaturio nisam guzicom niti micati mogaol'
Erzählt von einem chrowotischen Beamten, der die Geschichte
als
Soldat in Jajce in Bosnien um das Jahr 1881 gehört zu haben
angab.
Wie ein Aga übel angekommen ist.
Einem Aga gefiel sein Nachbar der Herzler. Es fugte sich nicht
anders, als just so, daß der Aga die Absicht faßte, den Herzler aus-
zuvögeln, wie das schon bei den Türken Brauch ist, nur fand sich
keine günstige Gelegenheit dazu. Satan, du leg dich nicht nieder,
als
sich einmals der Aga im Hausgarten aufhielt, bemerkte er, wie der
Herzler den Arsch gegen den Zaun gerichtet hielt und drauf
losschiss.
Dachte der Aga: ,Halt, das wäre eine Gelegenheit', schlich sich an
den Herzler leise heran, zog den Zumpterich hervor, erwischte den
400
Südslavische Volksüberlieferungen.
Herzler, zog ihn näher an sich heran und wollte ihm den Riegel
und
sei es selbst ins beschissene Arschloch hinein rammeln.
Der Herzler hub sich loszureißen und wie ein Ziegenbock zu
meckern an. Das vernahm eine von den Frauen des Aga. Sie kam
in den Garten gerannt und als sie erschaute, was ihr schöner Aga
vor hat, sprang sie auf ihn zu und schlug ihn mit den Händen auch
über den Zumpt. Da nun der Aga seine Absicht nicht durchfuhren
konnte, ließ er den Herzler los und sprang in seinem Feuer mit ge-
spanntem Zumperich auf die Frau hinauf und pempste ihr ihn bis zum
Hodensack hinein.
Als der Herzler die prächtige Gelegenheit wahrnahm und, um
sich an dem Aga zu rächen, den die Frau mit beiden Armen um-
schlungen hielt, sprang er auf ihn zu, trennte ihm die Pluderhosen
auf
und trieb ihn dem Zumpter ins Arschloch ein. Der Aga war bereits
fertig geworden, doch der Herzler hielt ihn festgeschnallt wie ein
Froschmännchen ein Froschweibchen und läßt ihn nicht eher aus als
bis auch er fertig geworden. Und als er die Sache erledigt und den
Aga losgelassen hatte, fragte ihn der Aga in seiner Verwirrung: ,Ei,
sollst nicht krank sein, sag du mir mal jetzt, wer von uns dreien
ist eigentlich gevögelt worden?' — Antwortete ihm der Herzler: ,Die
Frau ist gefickt, jener aber, der den Zumpt im Arschloch stecken
hatte, der ist gevögelt worden!' — Darauf der Aga: ,Das hast du
richtig gesagt, denn sowie du mir ihn hineingesteckt, konnte ich
mich
mit dem Arch nicht einmal bewegen!'
Anmerkung. Von dieser Erzählung habe ich noch zwei belang-
lose Fassungen eine aus Serbien, die andere aus Slavonien. Es ist
dabei zu erinnern, daß dies auch ein beliebter Stoff türkischer
Schatten-
spiele ist. Originell slavisch erscheint in der Erzählung nur die
Be-
merkung: ,wie dies schon bei den Türken Brauch ist', denn wie der
Herzler (= Herzogländer) dazu kommt, erweist er sich mit dem Brauch
auch als Slave vollkommen vertraut Ich meine, das Arschrammen
war den Hellenen schon gut bekannt, den nördlichen Nachbarn nicht
minder und die zugewanderten Slaven, denen die Übung in ihrer
alten Heimat nicht ganz fremd geblieben sein mochte, fanden sie in
ihren neuen Sitzen bei den Völkern, mit denen sie verschmolzen,
wieder
vor, so daß sie nicht erst auf Unterweisungen der Türken warten
mußten. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Türken erst in ihrer
europäischen neuen Heimat von den Völkern mit dem Eunuchen
auch den Arschvögler übernommen haben. Man halte sich vor, daß
der Besitz mehrerer Weiber den Mann zu großen Leistungen ver-
Südslavische Volksüberlieferungen.
4OI
pflichtet, die es ihm äußerst erschweren, auch noch der sehr
anstren-
genden, überdies äußerst widerwärtigen Neigung zum Männerafter zu
fröhnen. Diese Art von Betätigung der Mannheit entspringt vorerst
niedrigster Rachsucht und dann einem gewissen Übermachtgefuhl,
schwer-
lich, wie manche annehmen, einem Naturtriebe I
448, Jebiguz śaśojji oko kurca.
Nekakav trgovac dogje u seosku kafanu pa narući kafedźiji, da
mu za u vece nabavi kakvoga muSkarca, koga bi mogao jebati.
Kafedźija u mesto muśkarca nagje nekakvu babu. Videci trgovac
babu zapita srdito: ,Zar nisi razumeo, ja samtraüo muSko?'— ,Razumeo
sam, ali nema', reće kafedźija, ,no mislim, da je to svejedno!' —
,Nije
to svejedno, ja hoću muśko pa dokle ga jebem, da ga śaśoljim rukom
za kurac i oko kurca!' — ,Niśta lakśe', reće kafedźija, ,jebi ti
babu a
evo ti pa śaśolji menel'
Aus dem Rudniker Kreise in Serbien. Von einem Landmann
erzählt.
Der Arschvögler tätschelt um den Zumpt herum.
Irgend ein Kaufmann traf im Dorfkaffeehaus (der Schänke) ein
und bestellte beim Kaffeesieder (dem Schankwirt), er möge für ihn
am Abend irgend ein Mannsbild besorgen, das er vögeln könnte. Der
Kaffeesieder zwickte statt eines Mannes irgend eine Vettel auf. Als
der Kaufmann das alte Weib sah, fragte er zornig: ,Hast du denn
nicht verstanden, ich habe ein Mannsbild verlangt?' — ,Verstanden
habe ich wohl, doch war keines aufzutreiben', sagte der
Kaffeesieder,
.doch denke ich, das wäre alleseinsl' — ,Das ist nicht alleseins,
ich
will ein Mannsbild, um es, während ich es vögle, mit der Hand beim
Zumpt und um den Zumpt herum zu tätscheln!' — .Nichts leichter als
dies', sagte der Kaffeesieder, ,vögle du das Mütterlein und hier
hast du,
tätschle mich!'
Anmerkung. Der Erzähler fügte erläuternd zu; Das Wirthaus
war Staatseigentum, der Wirt nur Pächter. Das Dorf besteht aus
zerstreut umherliegenden, von einander weit entfernten Gehöften. Es
war zur Sommerzeit, als die Leute auf den Feldern arbeiteten und
darum konnte der Wirt nur die Vettel daheim antreffen.
Krauss, Anthropophyteia. П. 26
402
Südslavische Volksüberlieferungen.
9. Ot naokoło !
Uhvatio neki goga muśko jedno dete i neśto poklonima, neśto
pretnjom prinudi ga, da mu podlegnę. Kad je poćeo posao, detetu
bi teśko pa zamoli ovoga, da vadi, jer oće da odreże.
— ,Ot naokoło! Ne go vadim!' reće goga i produzi posao.
Aus Serbien.
Machs rund herum!
Irgend ein (bulgarischer) Zinzare erwischte einen Knaben und
brachte ihn teils durch Geschenke, teils durch Drohungen dahin, daß
er sich ihm unterwarf Als er das Gewerkel anhub, fiel es dem Kinde
schwer und es bat ihn, er möge herausziehen, weil es einen fahren
lassen möchte.
— ,Mach's rund herum! Ich ziehe ihn nicht heraus!'
sagte der
Zinzar und setzte seine Arbeit fort
Anmerkung. Der Scherz, der in meiner hochdeutschen Uber-
setzung verloren geht, liegt fur den Serben in der mundartlichen
bul-
garischen Antwort des Zinzaren. Bulgarische Zinzaren bereisen als
Maurer (goge) Serbien und da sie über den Sommer ihre Weiber daheim
lassen, so fuhren sie ein Junggesellenleben, das nie ohne üble
Nachreden
zu bleiben pflegt
450. Da m u se nagje na nevolji!
Iśao neki besan turćin drumom pa naigje jednog mladića, koji
je
imao piśtolj za pojasom te zaźeli, da ga zloupotrebl Privikne na
nj i mladić plasljiv nemade kud, već slandari gaće i podlezę. Kad je
turćin povrSio posła upita ga:
— ,A vere ti, Sto će ti taj piśtolj za pojasom?1
— ,Pa da mi se nagje na nevolji l'
— ,Pa kuce ti veće nevolje', reće turćin, ,nego kad te
ko uhvati
pojebe Г
Aus Serbien.
Bewehrt für den Notfall.
Irgend ein wütiger Türke ging des Weges und stieß auf einen
Jüngling, der eine Pistole hinter dem Gürtel trug und der Türke em-
pfand die Begehr, ihn zu mißbrauchen. Er rief ihm zu und der furcht-
same Jüngling wußte keinen Ausweg, sondern streifte die Hosen ab
und unterlag. Als der Türke das Geschäft erledigt hatte, befragte
er ihn:
Südslavische Volksüberlieferungen
40З
— Ja, bei deinem Glauben, was soll dir diese Pistole
hinterm
Gürtel?'
— ,Nun, damit ich für den Notfall bewehrt bin I'
— ,Nun, Avas brauchst du fur einen größeren Notfall',
sagte der
Türke, ,als wenn dich einer zusammenpackt und abvögelt!'
Anmerkung. Von der sinnlosen Vermessenheit eines Puseranten
noch ein wohl beglaubigter Fall In einem chrowotischen Städtchen
beredete an einem Sonntagnachmittag in einem stark besuchten
Gasthausgarten ein Bretzenträger von etwa 16—17 Jahren einen
neun-
jährigen Volksschüler, ihm in einen Winkel zwischen zwei Schoppen
zu folgen. Er gab ihm zwei Bretzen und wollte ihn vergewaltigen.
In seiner Angst packte der Knabe mit beiden Händen das Gemachte
des Bretzenträgers an und bohrte ihm seine langen schmutzigen Nägel
ins Fleisch hinein. Der Bursche hub vor Schmerz kläglich zu heulen
an, der Knabe aber riß ihn nur um so heftiger. Auf das Geschrei
kamen die Leute dazugelaufen und kugelten sich vor Lachen über
den komischen Anblick. Der Wirt und sein Knecht, sichtlich froh,
einmal öffentlich die Kraft ihrer Arme zu erweisen, schlugen auf den
Burschen wie nicht gescheit los und der Wirt untersagte ihm, je
wieder
seine Wirtschaft zu betreten.
451. Jebiguzaćko nasilje.
Iśao neki covek kroz pianinu pa usred najguŚće śume nagje co-
veka gola, naga, privezana uz drvo.
— ,Śta, ti tu radiś?' upita ga
— ,Eh, śta radi m! — Ne dao Bog nikome ovo. NapadoSe me
neki ljudi, svukose me gola, privezase uz drvo pa se izregjaśe sva
cetvorica na meni!'
— ,Pa śto se nisi branio?'
— ,A Cime da se branim?'
— ,Pa rukamal'
— ,Kako ću, kad su mi ruke privezane uz drvo pa ne mogu
da
maknem njima!1
— ,Śto se nisi branio nogamai*
— ,1 noge su mi vezane, ne mogu ni njima!1
— ,Pa zar nisi mogao nikako da se braniś?'
— ,Ama razumi Covece, ne mogu ni da se mrdnem a kamo li
da se branim!'
26*
404
Südslavische Volksüberlieferungeo
,E, reće onaj Sto je doSao, ,kad ne moźeś da se braniś, hajd
da
te і ja jebeml'
Ist eine der verbreitetsten Erzählungen. Diese Fassung aus
Serbien.
Rammärschlerische Gewalttätigkeiten.
Ein Mann ging durchs Hochgebirge und mitten im allerdichtesten
Walde traf er einen splitternackten, an einen Baum angebundenen
Menschen an.
— Was treibst du da? fragte er ihn.
— Ach, was ich treibe 1 — Möge Gott niemandem
dies bescheeren.
Irgendwelche Leute überfielen mich, zogen mich nackt aus, banden
mich an den Baum an und alle vier der Reihe nach befriedigten sich
an mirl
— Und warum hast du dich nicht gewehrt?
— Ja, womit sollte ich mich denn wehren?
— Nun, doch mit den Händen!
— Wie sollte ich, wenn mir die Hände an den Baum
angebunden
sind und ich mich mit ihnen nicht rühren kannl
— Warum hast du dich denn nicht mit den Füßen gewehrt?
— Auch die Füße sind mir angebunden, ich kann auch mit
ihnen nicht!
— Ja, konntest du dich denn auf gar keine Weise
verteidigen?
— Aber begreif doch, Mensch, ich vermag mich nicht
einmal zu
mucksen, geschweige denn, daß ich mich verteidigen könnte!
— Ei, sagte jener, der da hinzugekommen, wenn du dich
nicht
wehren kannst, wohlan, so will auch ich dich vögeln!
Anmerkung. Diese Schnurre erzählt man, um zu veranschau-
lichen, daß einen verelendeten Menschen jedermann noch elender zu
machen sucht. Der Sinn ist, wie der unseres Sprichwortes: Auf eine
madige Geis setzen sich alle Schmeissfliegen.
452. Trojica pregazili reku.
Htela trojica da pregaze ruku pa bojeći se da se ne udave po-
jedince prelazeći, goli se svuku, uprte svoje stvari na legja pa se
uhvate jedan drugoga pozada pa u vodi zabije drugi prvome a treći
drugome. Gledao ih Covek sa obalę pa će ih upitati: ,Kako vam je
bre?' — Onaj Sto je bio napred vikne: Jaoj, do Bogal' — Drugi će
reći: ,Nit Sto gubim, nit Sto dobijam!' a treći: Ja bih ovako mogaa
do Carigrada!1
Erzählt von einem Serben aus dem Moravagebiet
Südslavische Volksilberlieferungen.
405
Wie ihrer drei über eine Flussfürt hinüberwateten.
Ihrer drei wollten durch einen Fluss hinüberwaten und aus
Fureht,
sie könnten ertrinken, wenn sie einzeln hinüberschritten, zogen sie
sich nackt aus, luden sich ihre Siebensachen auf den Rücken, packten
einer den andern von rückwärts an und im Wasser rannte ihn der
zweite dem ersten und der dritte dem zweiten ein. Ein Mann vom
Ufer schaute ihnen zu und fragte sie so von ungefähr: ,Wie ists euch
zu Mute, ihr Kämpen?* — Jener, der zu oberst war, rief aus: ,0
weh,
es dringt bis zu Gott!' — Der andere bemerkte: »Weder verliere ich,
noch gewinne ich etwas!' — und der dritte: ,Ich könnte so bis nach
Konstantinopel wandern!'
Anmerkung. Man erzählt die Schnurre als ein Beispiel schänd-
licher Ausbeutung des Hilflosen, der sich die ärgste Erniedrigung
ge-
fallen lassen muß. — Die stereotype Wendung lautet: Jaoj meni, do
Boga se ćuje! Wehe mir, mein Leid vernimmt man bis vor Gottes
Thron !
453. Ne vidi ni erne zemjje pred sobom.
Iśao neki turćin putem pa ugleda pred sobom jednog pozgodnog
mladića Pa kako turci u tim stvarima ne vode mnogo raćuna, da li
je pod njima muśko iii źensko, okupi on mladića, du ga zloupotrebi.
Mladić bojeći se sile i besti turcinove, nemade kad, već pristade i
smaće gaće pa se namesti. Taman mu turćin prisloni, kad mladić
uzviknu: ,E, baś ti hvala, aga!'
Turćin se zaćudi, śto mu mladić blagodari, jer to mu se u po-
dobnim prilikama joś nikąd nije desilo te ga zapita za uzrok.
— ,Kako da ti ne blagodarim4, poće mladić,
,ćim si ga prislonio,
meni se otvori drugi neki svet pred oćimal Ugledah veliki dienet,
najlepśe hurije, tako krasne kako nije ni jedna devojka, śto sam je
vidio. Pa videh i tvoga pokojnog brata Avdiju, sav u kadifi i
zlatul'
— .Arna, istinu govoris?' upita zaćugjeni turćin.
— ,Celu celcatu istinu; nego dede da progovorim koju s
tvojim
Avdijom. Valjan je covek bio і veoma sam ga postovao!'
— ,Nemoj, momće, nego evo ja ću da se namestim pa ti
mené.
Davno je kako mi je Avdija umro pa sam ga se uzźelio i hteo bi, da
ga vidim. A bas pravo da ti kaźem, voleo bih videti і hurije, jer to
je, vele, najlepśe śto ima na onome svetu. Samo poźuri, da ne iz-
makne Avdija!'
I doista turćin smaće dimije a mladić mu prigje od ostrag pa
mu
ga odupre. Turćin poće da stenje; nije Sala, mladić u najboljoj
snazi!
Ąq6 Südslavische Volksüberlieferuiigen.
— ,A dina ti, momće, vide li odmah Avdiju?' upita
turćin, korne
осі već htedośe da iskoće, koje zbog onoga iza njega, koje zbog na-
prezanja, da ugleda dżenet
— ,Odmah, aga, ćim si mi ga prislonio;' odgovori
mladić.
— Vala, momće, ne vidim ti ni dżeneta ni hurija ni
brata Avdije,
nego puśtaj, ako jedinoga Boga znadeś, jer ako tako i dalje^poćeraś,
ne ću videti ni crne zemlje pred sobom!1
Aus Serbien.
Er sieht nicht einmal die schwarze Erde vor sich.
Es ging ein Türke des Weges und erblickte vor sich einen ziem-
lich anmutigen Jüngling. Und wie schon Türken in diesen Sachen
nicht viel Rechnung darüber fuhren, ob unter ihnen ein männliches
oder weibliches Wesen liegt, bedrängte er den Jüngling, um ihn zu
mißbrauchen. Aus Furcht vor der Gewalt und wilden Wut des Türken
wußte der Jüngling keinen andern Ausweg als den, einzuwilligen,
streifte die Hosen herab und setzte sich in Stellung. Eben erst
lehnte
ihm der Türke ihn an, als der Jüngling ausrief: ,Ei, wahrhaftig, ich
danke dir Aga!'
Der Türke verwunderte sich, wofür ihm der Jüngling danke, denn
in ähnlichen Gelegenheiten war ihm dies noch niemals passiert und
darum befragte er ihn um den Grund.
— Wie sollte ich dir denn nicht danken! hub der
Jüngling an,
sobald als du ihn angelehnt hattest, eröffnete sich mir so eine
andere
Welt vor den Augen! Ich erschaute das große Paradies, die aller-
schönsten Huris, so herrlich schön, wie kein einziges Mädchen er-
funden ward, das ich je gesehen. Und ich sah auch deinen seligen
Bruder Avdija, ganz war er in Sammt und Gold gekleidet!
— Aber, sprichst du auch die Wahrheit? fragte der Türke
ver-
wundert.
— Die volle, die ganz vollste Wahrheit, doch geh, sei
so gut,
laß mich einige Worte mit deinem Avdija sprechen. Ein wackerer
Mann war das und ich habe ihn besonders hoch verehrt!
— Lass gut sein, Bürschlein, vielmehr will ich mich in
die Lage
versetzen und du bearbeit mich. Lang ist's schon daher, daß mir
Avdija verstorben ist und ich trage große Sehnsucht nach ihm und
möchte ihn gern sehen. Und um es dir gerade herauszusagen, ich
möchte auch die Huris gerne sehen, denn das ist, sagt man, das
allerschönste, was es auf jener Welt gibt. Tummel dich nur, damit
mir Avdija nicht entwischt!
Südslavische Volksüberlieferungen.
407
Und wirklich schob der Türke die Pluderhosen herab, der Jüng-
ling aber trat von rückwärts auf ihn zu und stemmte in ihn [den
ZumptJ hinein. Der Türke fing zu ächzen an; es ist kein Spaß, der
Jüngling ist in bester Kraft.
— Ach, bei deinem Glauben, Bürschlein, erblicktest du
sofort
Avdija? fragte der Türke, dem bereits die Augen herauszuspringen
drohten, teils des Hintermannes halber, teils ob der Anstrengung,
das
Paradies zu erschauen.
— Gleich, Aga, sobald als du ihn angelehnt! antwortete
der
Jüngling.
— Beim Allah, Bürschlein, ich sehe dir weder das
Paradies, noch
die Huris, noch den Bruder Avdija, sondern laß mich aus, wenn du
so auch weiter hineintreibst, werde ich nicht einmal die schwarze
Erde
vor mir mehr sehen!
454. Pop i odźa.
Bio neki pop u staro vreme, korne njegov poziv nije ni malo
smetao, da bude Zivi okaćenik. Jednog dana ide on putem pa izdalje
ugleda gde mu neki odźa ide u susret. Kad dogjośe bliże jedan
drugome primeti pop da je odźa corav na jedno oko. Popu dogje
volja, da se malo naśali sa odźom pa brzo zaźmuri na jedno oko te
se ućini, da je i sam corav. Kad se sretośe pozdravise se lepo a pop
će tek reći:
— ,Ama odźa, meni se ćini, da si i ti corav kao i ja!'
— Ja jesam4, odgovori odźa, ,a ti ne znam je
li si'.
— ,Pa znaś śta, bolan'ne bio? Ajde, kad je sreća dala
te smo
se naśli, da se lećimo od ćorila!'
— ,Kako ćemo se lećiti', reće odźa, ,kad tome leka
nema?!' —
— ,Ima, Borne', odgovori pop, ,kako da nema Ja sad idem
iz
jednog sela, gde sam naśao jednoga coveka stara preko sto godina.
Dugo smo razgovarali i ja videci da on sve zna i da mu niśta nije
nepoznato, upitam ga. da li zna kako bi se ćorilo mogło izlećiti.
,Moźe,
sinko. Svakoj boli ima leka na ovome svetu, samo ga je teśko naci.
Kad bi te sreća tvoja namerila na kakva duhovnika druge vere, ja li
odżu ja 1 rabina, koji je tako isto corav na jedno oko pa da jedan
drugog izjebete, oba bi se izlećila i namah progledalil']
— ,To ne może biti!' reće odźa.
— ,Vala ćujeś, odźa, i ja ne bih verovao, ali sve śto
mi je taj
starać kazao, uverio sam se, da je istina pa mislim pozdravo, da ni
to
ne će biti laź. Nego daj da pokuśamo, niśta nas ne kośta. A ako
4o8
Südslavische Volksüberlieferungen
se bojiS kakve prevare, evo ja ću podleci prvi pa ako meni
pomogne
te progledam, onda ću i ja tebe. Ako ne pomogne ne ću te ni
dirati!'
Kod tako povoljne pogodbe odŹa nemade kud nego pristade.
PoSto pop zagrte mantiju i namesti se i odźa ga izvadi i prigje mu
odostrag. Tek Sto mu ga je bio prislonio pop uzviknu:
— ,Dosta odźa! — Dobro je! — Ja progledah i na drugo
oko!1
Odia pogleda i vide popa gde lepo gleda na oba oka. Sad nije
viSe sumnjao u sigurnost leka te bez ikaka ustezanja smandari
dimije
i namesti se a pop mu prigje sa strąga, namesti mu ga i poće da
gura. Ali uzalud, odża nikako da progleda. Śto pop jaće gura to
odża viSe stenje, Kad mu već dogrde te ne mogade viSe da trpi, on
viknu: ,Puśtaj pope, iskoći i ovo drugo!' —
Aus Serbien.
Der Pope und der Hodża.
Es lebte in alter Zeit ein Pope, dem sein Beruf nicht im
gering-
sten ein Hindernis bildete, die Rolle eines gerissenen Erzschelms zu
spielen. Eines Tages zieht er so des Weges dahin und erblickt aus
der Ferne, wie ihm ein gewisser Hodźa entgegen kommt. Als einer
dem anderen nähergekommen, bemerkte der Pope, daß der Hodźa an
einem Auge blind sei. Den Popen befiel die Lust, einen kleinen Jux
mit dem Hodża aufzuführen, schloß rasch das eine Auge und stellte
sich so, als ob auch er selber einäugig wäre. Als sie einander be-
gegneten, begrüßten sie einander artig und der Pope bemerkte,
gleich-
sam von ungefähr:
— ,Aber, Hodża, mir scheint, daß auch du einäugig bist
so
wie ich!
— Ich bin's, antwortete der Hodża, ob es auch du bist,
weiß
ich nicht
— Und weißt du was, sollst nicht krank sein? Geh, hat
es das
Glück gegeben, daß wir uns fanden, laß uns, uns von der Einäugig-
keit heilen!
— Wie sollen wir uns denn heilen, sagte der Hodźa, da
es doch
dafür kein Heilmittel gibt?!
— Es gibt, so Gott mir helfe, antwortete der Pope, wie
sollte es
denn keines geben!
Ich komme jetzt aus einem Dorfe, wo ich einen über hundert
Jahre alten Mann antraf. Wir sprachen lange mit einander und da
ich merkte, daß er alles weiß und daß ihm nichts unbekannt
geblieben,
Südslavische Volksüberlieferungen
409
richtete ich an ihn die Frage, ob er wohl wüßte, wie man
Einäugigkeit
heilen könnte. — ,Kann geschehen, Sönchen! fur jedes Leiden gibt
es ein Heilmittel auf dieser Welt, nur hält es schwer, es zu finden.
Wenn dich dein Glück irgend einem Geistlichen anderen Glaubens
begegnen ließe, sei es einem Hodźa, sei es einem Rabbiner, der
ebenso
blind an einem Auge wäre und ihr tätet einer den anderen ausvögeln,
beide würdet ihr euch ausheilen und auf der Stelle sehend werden!1
— Das kann nicht sein! sagte der Hodźa.
— Beim Allah, hör mal, Hodża, auch ich würde es nicht
glauben,
doch alles, was mir dieser Alte sagte, ich überzeugte mich davon,
beruht auf Wahrheit und ich denke ganz im Ernste, daß auch dies
keine Lüge sein wird. Doch lass uns den Versuch machen, es kostet
uns ja nichts. Und wenn du dich vor irgend einem Betrug furchtest,
so bin ich bereit, mich als erster zu unterwerfen und wenn es mir
hilft, so daß ich wieder sehend werde, so will ich dann auch dich.
Hilft es nichts, so werde ich dich nicht einmal berühren!
Bei so günstiger Bedingung konnte der Hodźa nicht umhin als
einzuwilligen. Nachdem der Pope seine Kutte aufgeschürzt und sich
in Positur gestellt hatte, zog der Hodża seinen heraus und trat von
hinten auf ihn zu. Kaum daß er ihn angelehnt, rief der Pope aus:
— Genug, Hodża! — Gut ist's gegangen! — Ich gewann die
Seh-
kraft auch am anderen Auge!
Der Hodźa schaute dazu und sah den Popen, wie er schön auf
beiden Augen dreinschaut. Jetzt zweifelte er nicht mehr an die
Unfehl-
barkeit des Heilmittels und ohne irgend welches Sträuben zog er die
Pluderhosen herab und nahm die Stellung ein, der Pope aber trat
von rückwärts auf ihn heran, setzte ihm ihn an und begann zuzu-
stößern. Doch vergebens, der Hodża kann auf keine Weise sehend
werden. Je kräftiger der Pope zustößt, umsomehr ächzt der Hodża.
Als es ihm schon zu arg geworden und er es nicht länger zu ertragen
vermochte, rief er aus: ,Laß aus, Pope, mir springt auch noch dies
andere heraus!'
Anmerkung. Vor dreißig Jahren kam die hoch wohlmögende
allergnädigste Frau Obergespannin des Pożegaer Komitates nach Wien
zum Anatomen Prof. Hyrtl, um seinen Rat wegen eines Brustge-
schwürs einzuholen. Gewohnt immer das größte Wort zu fuhren,
überschüttete sie den auch wegen seiner derben Ausdruckweise be-
rühmten Gelehrten mit einem gewaltigen Wortschwall und bemerkte,
sie habe sich schon ein Jahr lang Baunscheidtieren lassen. Darauf
sagte er ihr: Lassen sie sich buserieren, das hilft gerad soviel!
Südslavische Volksüberiieferungen
455. Kalugjer nadmudrio drvisa.
U Stambolu bio neld dervis, ućen da mu para ruje bilo pa je
cikao svakog, da se s njim nadmudruje. Jedan dan porući turski car
srpskom vladici, da poślje popa iii kalugjera, da se s dervisem nad-
mudruje. ne poślje li za tri dana, neka se dobru ne nada Nagje se
vladika u cudu, dervis bio na daleko znan, ko će smeti da se s
takvim
joś covekom nadmeće? A ne poślje li, zna śta ga ćeka od turaka.
Najposlem objavi po svojem kraju, ko hoće da se javi, sam da ide,
neka to ućini za tri dana. Progje jedan dan, niśta; progje drugi,
niśta,
Treći dan već misli vladika, ne će піко da se javi a eto ti nekoga
kalugjera, s kim su svi terali potsmeh, hoće da ide on. Ne bude milo
vladici, ali nema kud, blagoslovi ga і on otide.
Kad stigne u Stambol, javi se caru, dogje і dervis i otpoćne
mudrovanje. Dervis ćuteći opiśe prstom krug a kalugjer ga sakom
opet ćuteći preseće na pola Onda dervis digne ruku i promrda malo
prstima a kalugjer na to ukruti svoj kaźiprst ozdo na vise i — svrSi
se
nadmudrivanje.
Naredi car te izide kalugjer pa pita dervisa: Boga ti, zna li
neśto
gjaurin? — Ućen Covek, odgovori 'mu dervis, mnogo ućen. Ja mu
kaźem, zemlja je okrugla a on meni: jest, ali je pola zemlja a pola
voda. Onda ja njemu każem: o z go kiśa pada, a on meni ali ozdo
trava raste. Ućen covek, badaval
Onda car otpusti dervisa a zovne kalugjera. Kako ti se ćini
ovaj
moj dervis? pita ga. Svet mnogo prića za njega, zna li neśto? —
Akmak,
budala, cestiti care! odgovori kalugjer. — Car se zaprepasti: Kako
to?!
— Eto kako: każe on meni, ima jednu gibanicu a ja mu kaźem: da
podelimol Onda on meni: da se posere na moj deo a ja njemu: da
mi se posere na kurac! Akmak, budala!
Erzählt von einem Greis zu Niś in Serbien.
Wie der Mönch den Derwisch überschlaumeiert hat.
Zu Stambuł lebte ein Derwisch, der war so gelehrt, daß seinesr
gleichen nicht mehr zu finden war und er forderte jeden heraus, sich
mit ihm an Weisheit im Wettstreit zu messen. Eines Tages ließ der
türkische Kaiser dem serbischen Vladika (Bischof) kund und zu wissen
tun, er solle einen Popen oder Mönch entsenden, damit er sich in
einen Weisheitwettkampf mit dem Derwisch einlasse, entsende er aber
keinen innerhalb dreier Tage, so möge er sich nichts gutes erhoffen.
Der Vladika war starr vor Verblüffung, denn der Derwisch war weit
Südslavische Volksüberliefercmgen.
und breit berühmt, wer wird sich wohl getrauen, noch mit einem
solchen Mann die Klinge zu kreuzen? Schickt er aber keinen ab, so
weiß er, was seiner von den Türken aus harrt Endlich ließ er in
seinem ganzen Bezirke kund tun, wer sich da melden wolle, er wäre
bereit, selber hinzugehen, möge dies binnen dreier Tage tun. Es
verstreicht ein Tag, nichts; es vergeht der zweite Tag, wieder
nichts.
Am dritten Tag, schon vermeint der Vladika, es werde sich gar nie-
mand melden, kommt dir auf einmal so ein Mönch dahergestiegen,
mit dem alle ihren Jux zu treiben pflegten, er will hingehen! Lieb
war es dem Vladika gerade nicht, doch hatte er keinen Ausweg, so
segnete er ihn denn und der zog ab.
Als er in Stambuł eintraf, meldete er sich dem Kaiser, es
stellte,
sich auch der Derwisch ein und eröffnete den Weisheitmarkt. Schwei-
gend beschrieb der Derwisch mit dem Finger einen Kreis, der Mönch
aber, gleichfalls schweigend, hieb den Kreis mit der Faust zu
Hälften.
Hierauf erhob der Derwisch die Hand und zwirbelte ein wenig mit
den Fingern, der Mönch aber versteifte dazu seinen Zeigefinger von
unten nach oben zu — und damit schloß der Weisheitstreit ab.
Auf Geheiß des Sultans ging der Mönch hinaus und der Kaiser
fragte den Derwisch: ,Gott helfe dir, versteht der Ungläubige etwas?
— ,Ein gelehrter Mann', antwortete der Derwisch, ,ein vielgelehrter.
Ich sage zu ihm, die Erde wäre rund, er aber zu mir richtig, doch
die Halbscheit besteht aus Land, die Halbscheit aus Wasser. Dann
sage ich zu ihm: Von oben fällt der Regen herab, er aber zu mir
jedoch von unten wächft das Gras. Ein gelahrter Mann, 's ist alles
umsonst!'
Hierauf entließ der Kaiser den Derwisch und berief den Mönch
herein. Wie kommt dir dieser mein Derwisch vor? fragt er ihn. Die
Welt rühmt ihm vieles nach, versteht er wohl was? —Ein Trottel, ein
Narr, o Kaiser, sei beglückt! antwortete der Mönch. — Der Kaiser
entsetzte sich: wie denn das?!—Sieh, wieso: er sagt zu mir, er habe
einen Honigfladen, ich aber sage zu ihm: lass uns ihn teilen!
Hierauf
er zu mir: er bescheiße sich auf meinen Anteil, ich aber zu ihm: er
soll mir auf den Zumpt scheißen! Der Tepp, der Narr!
Anmerkung. Auf den Zumpt scheißt derjenige, den einer miß-
braucht. Der Mönch meinte, dich, Tölpel, werde ich arschrammen,
mit dir werde ich bald fertig! — Im Abendlande ist diese Schnurre
in der witzigen Fassung Hebels ein Schmuckstück vieler Lese-
bücher.
412
Südslavische Volksüberlieferungen.
456. Nastradin odia platio dug.
Isti onaj Nastradin odźa, o ćijim se śalama i obeśenjaklucima
tako mnogo prića, dugovao jednome bogatom turćinu prilićno novaca
pa nikako da ih vrati. Ma da se turćinu već dosadilo ćekati pretrpio
bi se i joś za neko vreme. da Nastradin odźa nije imao lepu ćerku,
divnu Zulejku, na koju je bogati turćin bio već bacio oko i u veliko
razmiśljao kako bi je se doćepao. Najzad mu dógje na pamet dobra
misao. Reśi se, da ponudi odźu, da mu odźa da ćerku, da bude
drugarica njegovim ćerima i da pomaże u kuci za neko vreme te tako
da odradi oćev dug. A mislio je kad već Zulejka bude u njegovoj
kuci i danju i noću, da će se ukazati prilika kad će moći biti s
njome
na samo i ućiniti Sto je tako źudno źelio.
Ućinilo mu se, da je najpametnije, da lepim rećima pridobije
naj-
prije za svoj predlog zenu Nastradin odżinu pa će źenska strana lako
privoleti i ' odźu, da tako ućini. Ode on kod Nastradin odźinice i
każe
joj kako mu odźa duguje poveliku svotu novaca, kako ne će nikako
da plati i kako će on morati otići zbog toga kadiji na davu. Već bi
kud i kamo bolje bilo, produźi on, da vi date meni vaśu Zulejku, da
bude s mojim ćerima i da pomalo pomaże u kuci pa kad progje godina
nek se vrati a on duga viSe ne će traźiti od odźe. Dalje uveravase
turćin odżinicu, da će njenoj Zulejci biti dobro u njegovoj kuci, da
je
on ni po rani ni po odelu ne će odvojati od svojih kćeri i da će kod
njega mnogo bolje ziviti neko i kod svoje kuce.
Nastradin odżinica znajući da je turćin żenjen i da ima i sam
trii odrasle kćeri nije ni slutila kud on smera svojim predlogom,
već
sirotica znajući da je dug hrgjav drug i da ga Nastradin ndża nikad
ne će platiti, ako se ostavi na njegovu volju, pristane, da govori
mużu
o tome і da ga privoli na to, kako im ne bi kadija visio kao sablja
za vratom.
Ćim je Nastradin doSao kuci żena mu poće kazivati, śta je
turćin
govorio i saletati ga, da na svaki naćin dopusti, da njihova Zulejka
ode u turcinovu kucu і da svojom służbom odradi njegov dug.
Nastradin je samo ćutao, dok je njegova żena govorila i
sluśajući
razmiśljao.
Odmah se je dosetio Sta smera turćin i u brzo sklopi plan,
kako da
se osveti turćinu i za samu tu nameru.
Każe on rżeni, da ona porući turćinu, da je on
primio njegovu
ponudu i da će mu poslati joś veceras Zulejku.
Turćin se neizmerno obradovao kad je dobio tako povoljnu
Südslavische Volksüberlieferungen.
41З
poruku i żudno je ocekivao ćas, kad će ugledati divnu Zulejku
u svo-
joj kuci.
Megjutim Nastradin odża ode kod berberina te mu ocrije i
brkove
i bradu, vrati se kuci, nabeli se, nabakami se, mete surmu na obrve
a na glavu laźnu *kosu, obuće se u odelo svoje kćeri, zavesi se i na
svoje veliko zadovoljstvo vide, da je postigao, śto Żeleo a to je,
da
tako doteran i nagizdan lici na svoju ćer. A to je u toliko
prirodnije
lakśe bilo, śto je on kao njen otak imao iste take осі i isti izraz
lica kao i ona i ako je i bilo kakovih razlika njih su sakrivale
feredże
i veo.
Kad je tako nalickan dośao u sumrak u turcinovu kucu bio je
veoma dobro doćekan i niko nije mogao ni posumnjati, da to nije
glavom sama Zulejka, lepa cerka Nastradin odżina.
Kad je bilo da se leże, ćeri turCinove sve tri dozrele a sve
tri
lepe i zgodne skupe оса i mater svoju, da im dopusti da Nastradin
hożina Zulejka spava sa njima, raćuneći, da će ona znati dosta prića
iz zivota Nastradinova i da će uz njeno prićanje prijatno provesti
vece
i siatko pospati. Mati njihova nije imała niśta protivu toga a i
otac
je hteo da śto bolje prikrije svoju żelju da bude sa Zulejkom na
samo
te i on dragę volje odobri.
Kad su devojke polegale sa „Zulejkom" poće ona da im prića
o svome ocu. Ona je prićala tako lepo i tako zanimljivo, da su
devojke
smatrale za sreću śto je Zulejka dośla u njihovu kucu. Najzad im
,Zulejka* poće prićati i take stvari koje su uspaljivale devojacku
bujnu
maśtu i budile dotlę uspavanu njihovu pohotu. Razume se, da je to
devojkama joś vise godilo nego priće o Nastradin odźi, ma kako da
su ove bile zanimljive.
Kad je ,Zulejka' već primetila, da se devojke poćeśe protezati
i
megjusobno pipati po mestima, koja joś nije bila dotakla ćovećja
ruka, ona im u poverenju saopśti, kako je jedne noći prisluSldvala,
gde je njen otac prićao njenoj majci, da ima jedno srectvo, kojim
svaka
devojka może da ima polna uzivanja a da ne zebe, da će je dragan o-
dati ili da će ostati u drugo m stanju.
To je bilo baś ono śto su devojke odavno i źelele a naroĆito u
ovome trenutku kada su ih nestaśne Zulejkine priće dovele u krajnje
razdrażenje. OkupiSe Zulejku da im każe, kakvo je to srectvo. Ona
se najzad skłoni da każe i da ga sa s vakom od njih oproba. Prigje
prvo najstarijoj pa jednom ćetkicom, koju je imała pri sebi poće da
joj ćeśka tajni ud. Devojka je osećala neizmjernu milinu iz koje
pade
u zanos. Tu priliku upotrebi Zulejka to jest Nastradin te joj
namesti
14
Südslavische Volksüberliefeningen
pravi muśki alat і svrsi onako kao śto se to obićno radi i
devojka
srećna i presrećna klonu malaksala, da ustupi mesto drugoj sestri,
koja dozivi istu sudbu. Tako je naposletku prośla i treća i
najmlagja
kći turcinova, dok najzrad zamorene i zadovoljene ne pospaśe sve
redom.
Kad su sutra poustajale primeti mati devojacka a źena
turcinova
cudnu iznurenost na njihovim Heima i grdne modre koturove ispod
oćiju. Odmah s as u m nj a, da nisu cista posła te preduze strogo
ispit-
vati sve tri cert. One najzad u placu priznadośe, da im je Zulejka
kazała za jedno nevino srectvo kojim se uziva kao i u obljubi i da
su
sve tri pokuśale to srectvo.
Kao pametna źena turldnja je odmah prozrela celu stvar.
Uvidela
je da je njen muz hteo da dovede Zulejku samo za to u kucu. da bi
imao prilike, da je obljubi. Uvidela je sem toga, da je і Nastradin
odźa, za koga se znało, da je bio neobieno bistar і dosetljiv covek
odmah prozreo nameru njenoga muza i reŚio se, da mu se osveti pa
se obukao u żeńsko odelo, doterao se i nabelio, da bi ob manu o tur-
ćina і da je uspeo, da joś te prve noći osramotî njihove tri kćeri.
Ono śto je bilo nije se dało viSe izlećiti. Njoj naposletku
nije
toliko bio kriv Nastradin odźa. On je hteo, da kazni gadnu nameru
turcinovu, śto mu se kao roditelju nije mogło zameriti і uspeo je.
Ali
je njoj najteźe bilo, śto njen muź da traźi drugu pored nje, kad je
ona joś lepa і zdrava Trebalo je sad ona da mu se osveti A to
je sad bilo najlakśe ućiniti. Treba samo da izjavi da żeli, da
sledeće
noći Zulejka s njom spava pa će se Nastradin odźa pobrinuti, da i
ona
provede prijatno noc, isto kao i njene ćeri.
U veće reće ona muźu, da je Zulejka prićala vazdan lepih prića
njihovim ćerima o svome ocu pa je rada, da i njoj prića. Turćin
misleći u sebi, da će skorim i na njega doći red, pristane.
Ne treba uveravati, da se i turcinova źena provela divno pored
Zulejke, koja joj je prićala tako zanimljive price, da cele noći
nije oka
s kl opiła.
Najzad trećega dana pomisli turćin, da je već vreme, da i on
ostanę mało na samo sa Zulejkom, i stoga odmah ćim su poustajali,
naredi da se mesi pita i da se spreme jestiva pa da idu na teferić
van
varosi, gde će ceo dan provesti.
Da ne bi kuca ostała pusta on naredi Zulejki, da ostanę kod
kuce
a on sa źenom i ćerima ode na teferić. Ali tek śto su se oni tamo
bili razazurili, kad se on — po ranije smiśljenom planu — seti, da
je
duvankesu zaboravio kod kuce. Za turćina nema provogjenja bez
Südslavische Volksüberlieferungen.
duvana і stoga se ni żena ni ćeri mu ni najmanje ne zaćudiśe,
kad on
zape da se vrati ćak u varoś po du van.
Kad je stigao svojoj kuci zalupa alkom na vratima i uskoro se
na
jedno prozorće na zidu — kao śto se obićno grade na turskim kućama
— zaću glas Zulejkin.
— ,Ko je to?' upita ona.
— Ja sam', odgovori on, ,tvoj gazda!'
— ,Moj je gazda otiśao na teferić! Ti ne moźeś biti moj
gazda.
Nego kazi ko si?'
— ,Ama nemoj biti luda, ja sam tvoj gazda. Zaboravio
sam duvan
pa sam dośao, da ga uzmem. Nego me pusti unutra, da ne ćekam
toliko !•
— ,Ne mogu te puśtati, dok ne vidim ko si. Proturi
glavu kroz
ovo prozorće pa ako si moj gazda ja eu ti otvoritil'
Turćin nije imao kud vec proturi glavu kroz prozorće, ali u
istom
trenutku Nastradin odża nataće mu na vrat ranije spremljenu rogu,
tako da se turćin nije mogao mrdnuti niti mogao izvuci glave iz pro-
zorćeta.
Uzalud je on molio i preklinjao Nastradin odżu, jer sad mu je
već
bilo jasno, da je to on, sve su molbe bile bez uspeha. Ćak je odri-
cao, da ne će vratiti od odże taj nesreti dug, ali odża osta
neumoljiv.
On je hteo da do kraju izvede svoju osvetu.
Odża otvori vrata, izigje na polje i kad se uveri, da je sokak
pust
і da ga niko ne će videti, on smaće turćinu dimije i kako je turćin
već bio pognut napred, on mu ga namesti i ućini mu istu uslugu, koju
je ućinio i njegovim ćerima i njegovoj żeni.
Kad je povrSio posła, on ugje opet u kucu, zakljuća vrata,
nagje
gazdin duvan, dade mu ga i skide mu s vrata rogu.
Turćin jeben i zlovoljan skoro razglavljen odgeguca na
teferić.
Prośla ga beśe sva volja za provogjenjem. Kako beśe vec vreme
rućku posedaśe da jedu. Svi su jeli ćuterći. Videli su, da je
domaćin
neśto karli pa nisu hteli, da ga ljute. Dogje red i na pitu.
Domaćica
podeli pitu na pet komada, svima po jedan komad. Tek će najmlagja
ti reći:
— Ja sam sita. Moje parce pite nek jede Zulejka!'
— ,1 moje parce!' — ,1 moje!' uzvikase obe joj starije
sestre
skoro u jedan mah.
— ,Pa vala, ni ja nisam baś gladna. Neka Zulejci i moje
parce,
nek se sirotica najede. Ko zna, da li je u svojoj kuci bila kadgod
sita!' —
Südslawische Volksuberlieferungen.
Turćin mrgodno pogleda u sve tri svoje ćeri pa u svoju źena pa
srdito oturi od sebe tepsiju s pitom i reće gnjevno.
— ,Evo mu i moje parce! Jebo je і mené, nije samo vas!'
Aus dem serbischen Waldviertel. Dieser Erzählungvorwurf gehört
zu den beliebtesten unter Bulgaren, Serben und Chrowoten, nur
ersetzt
den Türken gewöhnlich ein Pope und den Hodźa ein schlauer Diener.
Die nachfolgenden Beispiele als Beleg für die slavische Umerzählung
der aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Türkischen übernommenen
Fabel, die übrigens schwerlich ursprünglich türkisch und mit dem
Namen Nasreddins verknüpft war.
Wie Nasreddin der Hodźa eine Schuld beglichen.
Jener selbe Nasreddin der Hodźa, von dessen Spaßen und Galgen-
mannstreichen man soviel erzählt, schuldete einem reichen Türken
einen namhaften Geldbetrag und machte gar keine Miene, ihn rück-
zuerstatten. Obgleich dem Türken das Zuwarten schon lästig fiel,
hätte er sich noch eine Zeit lang geduldet, hätte Nasreddin der
Hodźa
nicht ein schönes Töchterlein besessen, die göttliche Zuleika, auf
die
der reiche Türke bereits ein Auge geworfen, und er sann gar viel
darüber nach, auf welche Art und Weise er ihrer habhaft werden
könnte. Zuletzt kam ihm ein guter Gedanke in Sinn. Er beschloß,
dem Hodźa den Antrag zu stellen, er, der Hodża, soll ihm sein
Töchter-
lein übergeben, damit sie zur Gesellschafterin seinen Töchtern
werde,
eine Zeit hindurch im Hause aushelfe und so des Vaters Schuld ab-
arbeite. Er meinte aber, ist einmal schon Zuleika Tag und Nacht in
seinem Hause, so werde sich wohl eine Gelegenheit darbieten, wann
er mit ihr allein sein und machen können werde, was er so
sehnsüchtig
begehrte.
Es kam ihm vor, es wäre das allergescheid teste, für seinen
Vor-
schlag zu allererst mit schönen Worten Nasreddin des Hodżas Ehe-
weib herumzukriegen und der Weiberverstand werde leicht auch den
Hodźa zur Einwilligung bestimmen. Er begab sich also zu Nasreddin
des Hodżas Weib und teilte ihm mit, wie ihm der Hodża einen ge-
waltig großen Geldbetrag schulde, wie der auf keine Art und Weise
zahlen wolle und wie er sich deswegen genötigt sehen werde, ihm beim
Kadi einen Prozeß anzuhängen. Da wäre es denn doch bei weitem
vernünftiger, setzte er fort, wenn Ihr mir Eure Zuleika übergebt,
damit
sie meinen Töchtern Gesellschaft leiste und kleinweis im Hauswesen
aushelfe, und wenn das Jahr vorüber ist, mag sie wieder heimkehren
und ich werde vom Hodźa keine Schuld mehr einfordern. Des ferneren
Südslavische VolksÜberlieferuogen.
versicherte der Türke der Hodźin, ihrer Zuleika werde es in
seinem
seinem Hause gar wohl ergehen, daß er sie weder in Hinsicht auf die
Nahrung noch auf Gewandung anders als seine eigenen Töchter
halten und daß sie bei ihm weitaus besser als im eigenen Heim leben
werde.
Wohl wissend, daß der Türke beweibt sei und auch selber drei
erwachsene Töchter besitze, ahnte die Nasreddin Hodźin nicht im
entferntesten, auf was er mit seinem Vorschlag abziele, anderseits
er-
wägend, daß Schulden schlechte Lebensgefährten sind und daß sie
Nasreddin der Hodża rnie und nimmer tilgen werde, wenn
sie seinem
Ermessen anheimgestellt sind, willigte sie ein, mit ihrem Ehegemahl
davon
zu reden und sein Einverständnis zu dem Plane zu erzielen, damit ihm
der Kadi nicht wie ein Säbel hinterm Nacken hänge.
Kaum war Nasreddin heimgekehrt, begann ihm sein Weib vorzu-
erzählen, was der Türke gesprochen und bestürmte ihn, er möge unter
jeder Bedingung erlauben, daß sich ihre Zuleika in des Türken Haus
begebe und mit ihrem Dienst seine Schuld abarbeite.
Nasreddin verhielt sich blos stumm, solang als sein Weib
daher-
redete, und während er ihr zuhörte, sann er nach. Sofort kam ihm
der Gedanke, was fur Absichten der Türke habe, und rasch faßte er
einen Plan, wie er sich an dem Türken schon für diese seine Absicht
allein rächen werde.
Er sagte zu seiner Frau, sie soll dem Türken vermelden lassen,
er, der Hodźa, habe dessen Vorschlag angenommen und werde ihm
noch am selben Abend Zuleika zuschicken.
Der Türke freute sich unbändig, als er eine so günstige
Meldung
empfing und begierig erwartete er den Augenblick, wann er die gött-
liche Zuleika in seinem Hause erschauen werde.
Inzwischen verfugte sich Nasreddin der Hodża zum Barbier und
der barbierte ihm den Schnurrbart und Backenbart ab, kehrte wieder
heim, puderte sich weiß an, legte sich rote Farbe auf die Wangen
auf, bestrich mit Augensalbe die Brauen, setzte sich auf den Kopf
eine Perücke auf, steckte sich ins Gewand seiner Tochter,
verschleierte
sich und sah zu seiner größten Befriedigung, daß er erreicht, was 6r
gewünscht, das heißt, daß er dergestalt herausgeputzt und heraus-
geschmückt seiner Tochter ähnlich geworden. Und das fiel um so
natürlicher und leichter aus, weil er als ihr Vater eben solche
Augen
und eben denselben Gesichtausdruck wie sie besaß, und wenn schon
einige Verschiedenheiten vorhanden waren, so blieben sie unterm
Über-
wurf und dem Schleier verborgen.
Krauts, Anthropophyteia. II. 27
4i8
Südslawische Volksüberliefenmgen
Als er derart verwandelt um die Abendschummerung in des
Türken Haus kam. empfing man ihn sehr gut und niemand konnte
auch nur eine Ahnung schöpfen, das wäre nicht eigenhäuptig selber
Zuleika. das schöne Töchterlein Nasreddins des Hodżas.
Als es Zeit war, sich niederzulegen, bestürmten die Töchter
des
Türken, alle drei herangereift und alle drei schön und
begehrenswert,
den Vater und die Mutter, sie möchten ihnen doch erlauben, daß
Nasreddin des Hodżas Zuleika mit ihnen schlafe, indem sie darauf
rechneten, sie werde genug Streiche aus Nasreddins Leben zu erzählen
wissen und daß sie bei ihrem Geplauder angenehm den Abend ver-
bringen und süß einschlafen werden. Ihre Mutter hatte dagegen nichts
einzuwenden und auch der Vater wollte, damit er nur um so besser
seinen Wunsch mit Zuleika einmal allein zu bleiben erfüllen könnte,
und so hieß er es von ganzem Herzen gut.
Nachdem sich die Mädchen mit Zuleika niedergelegt, hub sie
ihnen
von ihrem Vater zu erzählen an. Sie erzählte so schön und so an-
ziehend, daß es die Mädchen für ein Glück erachteten, daß Zuleika
in ihr Haus eingetreten. Zuletzt begann ihnen Zuleika auch solche
Sachen zu erzählen, die die üppige Fantasie der Mädchen entzündeten
und deren bis dahin eingeschläferte sinnliche Begierde weckten. Es
versteht sich, daß dies den Mädchen noch weit mehr als die Schnaken
von Nasreddin dem Hodża behagte, so anziehend die auch sein
mochten.
Als Zuleika bereits wahrnahm, daß sich die Mädchen zu strecken
und gegenseitig an Stellen zu betasten anfingen, die noch von keines
Mannes Hand berührt waren, teilte sie ihnen im Vertrauen mit, es
gäbe ein Mittel, mit dessen Hilfe jedes Mädchen einen fleischlichen
Genuß erlangen könne, ohne Beben, ihr Liebster werde sie verraten
oder sie werde in andere Umstände kommen.
Das war es eben, was die Mädchen schon längst auch wünschten
und namentlich in diesem Augenblicke, wo sie durch die schlüpfrigen
Geschichtchen Zuleikas in äußerste Aufregung geraten waren. Sie
drangen in Zuleika, sie möchte ihnen doch sagen, was das für ein
Mittel wäre. Sie ließ sich schließlich bewegen, es zu verraten und
es
mit jeder von ihnen zu versuchen. Zuerst machte sie sich an die
älteste an und begann mit einem Bürstchen, das sie bei sich hatte
deren geheimes Glied zu bürstein. Das Mädchen empfand eine uner-
meßliche Wollust, aus der sie in Verzückung geriet Diese Gelegen-
heit benutzte Zuleika, das heißt Nasreddin. um ihr das echte männ-
liche Werkzeug anzupassen und er erledigte die Aufgabe so, wie man
Südslavischc Volksüberlieferungen.
ЛІС
sie schon gewöhnlich abtut, worauf das Mädchen glücklich und
über-
glücklich erschöpft in die Kissen zurücksank, um den Platz der
zweiten
einzuräumen, die dasselbe Schicksal erlebte. So fuhr zu guter Letzt
auch die dritte und jüngste Tochter des Türken, .bis nicht zum
Schluß ermattet und befriedigt alle der Reihe nach einschliefen«
Als sie am Morgen aufgestanden, nahm die Mutter der Mädchen,
des Türken Ehefrau, die merkwürdige Abspannung auf ihren Gesich-
tern und die greulichen blauen Ringe unter den Augen wahr. Sofort
stieg ihr die Vermutung auf, das wären keine reinen Händel und
nahm alle drei Töchter vor, um sie streng auszuforschen. Endlich
gestanden sie im Geweine, Zuleika habe ihnen von einem unschul-
digen Mittel gesagt, mit dessen Hilfe man, wie in männlicher
Umarmung genieße, und daß sie alle drei dieses Mittel versucht
hätten.
Als verständige Frau durchschaute die Türkin sogleich den
ganzen
Sachverhalt. Sie sah ein, daß ihr Mann nur darum Zuleika ins Haus
einführen wollte, um Gelegenheit zu finden, ihrer froh zu werden.
Sie
sah überdies ein, daß auch Nasreddin der Hodźa, von dem man wußte,
daß er ein ungewöhnlich heller und witziger Kopf ist, sofort die Ab-
sicht des Ehegemahls durchblickt und beschlossen hatte, sich an ihm
zu rächen und sich deshalb in Frauengewand verkleidet, sich heraus-
staffiert und geschminkt, um den Türken hinters Licht zu fuhren, daß
ihm dies gelungen, und er noch in der ersten Nacht ihre drei Töchter
zu entehren vermocht habe.
Was geschehen, ließ sich nicht mehr ausheilen. Ihr erschien
end-
lich Nasreddin der Hodża nicht einmal soviel schuldtragend. Er
wollte
blos eine widerwärtige Absicht des Türken bestrafen, was man ihm
als dem Erzeuger nicht verargen konnte, und er war darin
erfolgreich.
Aber ihr fiel es am schwersten zu verkiefeln, daß ihr Gemahl neben
ihr noch eine andere sucht, während sie noch schön und gesund ist
Jetzt war es notwendig, daß auch sie sich an ihm räche. Es war aber
jetzt am allerleichtesten zu bewerkstelligen, sie brauchte blos zu
er-
klären, sie wünsche, daß in der folgenden Nacht Zuleika mit ihr
schlafe und Nasreddin der Hodźa wird schon darauf bedacht sein,
daß auch sie, gleichwie auch ihre Töchter, eine Nacht angenehm ver-
bringe.
Am Abend sagte sie zu ihrem Gatten, Zuleika habe den ganzen
Tag über ihren Töchtern schöne Geschichten von ihrem Vater zum
besten gegeben und nun möchte es sie, die Frau, gern haben,
daß
27*
420
Südslavische Volksüberliefenrngeo.
auch ihr das Mädchen erzähle. Der Türke meinte für sich, es
werde
audi an ihn die Reihe kommen und er willigte ein.
Es bedarf keiner Versicherung, daß auch des Türken Frau neben
Zuleika gar köstlich bestand und daß ihr das Mädchen so inter-
essante Geschichten erzählte, daß sie die ganze Nacht hindurch kein
Auge schloß.
Endlich am dritten Tage dachte der Türke, es wäre schon an der
Zeit, daß auch er ein wenig mit Zuleika selbzweit verweile und darum
ordnete er gleich, nachdem sie aufgestanden waren, an, einen Honig-
fladen anzukneten, Speisen vorzubereiten und eine schöne Aussicht
außerhalb der Stadt aufzusuchen, wo sie den ganzen Tag verbringen
sollten.
Damit das Haus nicht verödet bleibe, bestimmte er, Zuleika
möge
daheim verbleiben, er aber samt Frau und Töchtern begab sich auf die
Aussicht hinaus. Aber kaum hatten sie es sich dort bequem gemacht,
als er sich — nach einem früher ausgeklügelten Plane — besann, daß
er
den Tabakbeutel daheim vergessen habe. Für einen Türken gibt es
keine Gemütlichkeit ohne Tabak und darum verwunderten sich weder
Frau noch Töchter, als er darauf bestand, in die Stadt gar um den
Tabak zurückzukehren.
Als er zu seinem Hause angelangt war, schlug er mit dem
Schell-
ring am Tore an und bald vernahm man an einem Wandfensterchen
— wie man solche gewöhnlich an Türkenhäusern baut — die Stimme
Zuleikas:
— Wer ist das? fragte sie.
— Ich bin's, antwortete er, dein Hausherr.
— Mein Hausherr hat einen Ausflug gemacht. Du kannst
nicht
mein Hausherr sein, sondern gesteh, wer bist du?
— Aber, sei doch keine Närrin, ich bin dein Hausherr.
Vergessen
habe ich den Tabak und bin gekommen, um ihn zu holen. Laß mich
also hinein, damit ich nicht soviel warte!
— Kann dich nicht hereinlassen, ehe ich nicht sehe, wer
du bist
Steck deinen Kopf durch dieses Fensterchen durch und bist du mein
Hausherr, so werde ich dir öffnen!
Der Türke konnte nicht umhin, sondern steckte den Kopf durchs
Fensterchen durch, doch im selben Augenblick pflanzte ihm Nasreddin
der Hodźa ein schon vorher bereit gehaltenes Kumt über den Hals,
so daß sich der Türke weder mehr mucksen, noch den Kopf aus dem
Fensterchen zurückziehen konnte. Vergeblich bat und beschwor er
Nasreddin den Hodźa, denn jetzt war es ihm schon klar, wie das
Südslayische Volksüberlieferungen.
421
Mädchen geartet sei, doch alle Bitten blieben erfolglos. Ja,
er ver-
zichtete sogar auf seine Schuldforderung mit dem Versprechen, diese
unglückselige Schuld vom Hodźa nicht mehr bezahlt zu begehren,
doch der Hodża blieb unerbittlich. Er wollte seine Rache bis ans
Ende
ausfuhren.
Der Hodża schloß die Türe auf, ging hinaus und als er sich
über-
zeugte, die Gasse wäre öde und niemand werde ihn sehen, streifte er
dem Türken die Pluderhosen herab und wie schon der Türke in einer
vorgebeugten Haltung dastand, richtete er ihm ihn zurecht und erwies
ihm denselben Liebesdienst, mit dem er bereits dessen Töchter und
Ehefrau erfreut hatte.
Gevögelt und übelgelaunt, beinahe vom Haupt abgetrennt
hatschte
der Türke nach dem Ausflugort zurück. Alle Lust war ihm vergangen,
an der Erholungreise. Da schon Zeit zum Mittagmahl war, ließen sie
sich zum Essen nieder. Alle essen sie schweigend. Sie merken, daß
der Hausvorstand in etwas gedrückter Stimmung sei und mochten ihn
nicht ärgern. Es kam die Reihe auch an den Honigfladen. Die Haus-
frau zerteilte den Honigfladen in fünf Stücke, für jeden je ein
Stück.
Da sagte wie unversehens die jüngste;
— Ich bin satt. Mein Stückchen Honigfladen soll Zuleika
essen l
— Auch mein Stückchen! — Und meines auch! riefen ihre
beiden
älteren Schwestern beinahe in einem Atem aus.
— Nun, beim Allah, auch ich bin gerade nicht hungrig.
Zuleika
soll auch mein Stückchen kriegen, das arme Hascherl mag sich mal
anessen. Wer weiß, ob sie bei sich daheim jemals satt geworden!
Mit finsterer Miene richtete der Türke den Blick auf alle
seine
drei Töchter und auch auf sein Weib, schob zornig von sich das
Becken mit dem Honigfladen weg und platzte ganz wutentbrannt
heraus :
— Da hat er auch mein Stückchen! Gevögelt hat er auch
mich,
nicht blos euch.
457. Poklisatl se.
Oni te se poldisaju su: Pavle i Śime. Na posijelu u jednom
selu blizu Źepća.
Pavle (Śimi): Ono je se jedna źena otronjila, biva tri sina
poro-
dila pa ce ju covek zapitati: Kako ćemo im nadjenuti ime? A źena
reće: Sjutra iznesi djecu na raskrSće pa kada naigju kiridźije i
kako
kojemu konju reće i onako nadjevaj imena djeci! — Sutra rano iznese
422
Südslarische Volksüberlieferungen.
on djecu na raskrśće a ki rid uje naigju. Onda će onaj prvi
ldridiija
reći: Veleaule, a drugi: Velekubetile, a treće Kuractiudupe!
Djeca odrastu pa kada su narasla najmę se sva tri brata u
jednog
ćoyjeka u najam. Veleaule vodio volove, Velukubetile drźo plug a
Kuractiudupe upiro! (Krćalio). — Onda se najmę u drugoga i odu u
Sumu japiju za' kucu sjećŁ Veleaule sjeće, Velekubetile teSe a Ku-
ractiudupe vrti. Kada su kucu naćinili za one pare, Sto su dobili
uzmu odijelo. Veleaule uzme żuti krmez (Sal), Velekubetile uzme mrki
krmez a Kuracticrveniudupe! — Onda kupili rakiję. Veleaule pije,
Velekubetile pi va a Kuractiudupe riga!
Śime: Nemoj u nju dirati. Ona je posrala svoj obraz pa će
tvojl (biva u guzicu).
Pa vie: Progje ispred mog nosa, jebla te dva bosa!
Śime: Gdje ćeś ti putovati!
Pavle: Na No vi Pazar, jebo te Lazar, da donesem tovar zukve
(śaSe), guzica ti od kurca puknę, i tovar slame, guzice ti na kurac
stane!
Śime: Drag si ti meni i ja bi tebi ispod sebe dao!
Pavle: Da ja jedem govna i tebi bi dao!
Śime: Nalik na braću ja tvoju!
Pavle: Jebo te pas, zaśo ti vas!
Śime: Olovo ti na kurcu bolovo!
Pavle: Ti zdrav bio, na kurcu vijo!
Śime: Koliko ima hoda od pizde do guzice?
Pavle: Kad pogjeS izjutra od pizde moreS taman prispiti guzici
na rućak!
Śime: Knjigu piśe, moj u tvojoj diśe, knjigu Stije, moj u
tvojoj ti
je, knjigu Salje, moj u tvoju staje!
Pavle: Pośto bi ti meni kroz kurac muda napuho?
Śime: Za dva limuna żuta.
Pavle: Zatjeram ti і kurac i muda!
Śime: Ja bi tebi jeftinije, za dvi ribice.
Pavle: Raz bije m ti na guzici vilice!
Śime: Lijepi u tebe brkova, da su ti na guzici, mekśe bi ti
bilo
sjediti!
Pavle: Da* ti pripovjedim priću: Ono je bio stari covjek Vaso-
grija (biva sav mu kurac u guzici ugrija), imao tri sina: Milotija,
Jebo-
tija i mali Zakejati (zakejati = utjerati, jebati) i hamidża
Zatukoti.
Otac stari Vasogrija reće, da se podjeie i reće, koji najviSe iznese
stvari, onoga je zgrada, — Milotija i Jebotija po jednoć a mali
Zake-
jatija dva puta.
Südslawische Volksüberlieferungen.
Śime: Kazi ti meni, gdje ono mjesec stoji?
Pavle: Na nebu.
Śime: Izi vruću balegu!
Pavle: Na oblaku!
Śime: Izijo vnicu kaku! (govno)
Pavle: Drii se ti u pameti pa ljucko beri!
Śime: Izgubio jedan ćovik ćak u te!
Pavle: Onaj drugi naśo ćak u te pak onaj isko: da moje ćak
u te!
Śime: Ali bi ti volio na kurcu ljeto ljetovati iii u guzici
zimu
zimovati ?
Pavle: Kad pogjeś govna jesti, porući po mené!
Śime: Ja sam tvoj prvi komśija
Po vie: Jesi li ti vidio na moj oj ćuli (kurcu) bronza?
Śime: I na mojoj mako ti!
Pavle: Jesi li ćuo, izgorila na mom jaśi crvene ćakśire?
Śime: A jesi li ti ćuo, izgorila na mog sidi dolama?
Pavle: Il bi volio pticu na ulici iii zlatan stoćić (govno je oboje)
iii bi volio ići ługom iii stranom?
Śime: Ługom grabi govna rukom, stranom grabi govna granom!
Pavle: Śto bi ti dao daidźinu zetu rućku?
Śime: Govno (svi u smih, jer je to otac).
Pavle (curi): Da si puna kuraca ko kutija Sibica, opet si mi
draga!
(Cura se zarumeni i pogleda prida se, jer je o njoj hrgjav glas
bio)'
Wie sie einander aufziehen1).
Die Personen, die einander aufziehen sind: Paul und Simon. —
Auf einer Spinnstubenversammlung in einem Dorfe nahe bei Żepće.
Paul (zu Simeon): Da ist ein Weib mit Drillingen niederge-
kommen, sie gebar nämlich drei Söhne und da befragte sie der Gatte:
1) Anmerkung. Ich sehe mich genötigt einzubekennen, daß die
nachfolgende
Verdeutschung keinen Anspruch auf vollkommene Zuverläßigkeit zu
erheben vermag;
•denn, wenn mir auch fast alle Worte im einzelnen verstandlich sind,
so ist mir doch
der wahre Sinn vieler Anspielungen dunkel, da es sich um Wendungen
handelt, die der
konventionellen Ausdruckweise der Arschvögler eigentümlich sind.
Zwei serbische
Afterliteraten, der eine, der Paiderastes in Neusatz, der andere
sein Buhlknabe, der in *
Karlowitz haust, die als Praktiker Auskunft geben könnten, sind seit
jeher meine ver-
bissensten Widersacher gewesen. Es bleibt jedem anheimgestellt, sich
direkt an sie zu
wenden. Dire Namen haben in der neuen serbischen Literatur einen
guten Afterklang
und sie sind auch Gymnasiasten, Kellnerjungen und den Gerichten
wohlbekannt, so daß man
sie leicht erfragen kann. Bekannt sind auch ihre hinter
geschlossenen Türen abgehaltenen
Verbrüderungfeste mit Agramer Chrowoten, wobei ein Teil der .Herren*
Frauenkleider
424
Südslawische Volksüberlieferungen.
f
Was fur einen tarnen werden wir ihnen geben? Das Weib aber
sprach: Trag morgen früh die Kinder auf den Kreuzweg hinaus und
wann die Frachter daherkommen (merk auf) und wie da einer einem
Pferde zuruft, darnach benenn die Kinder mit Namen! — Am anderen
Morgen früh trug er die Kinder auf den [Kreuzweg hinaus und die
Frachter kamen des Weges. Hierauf sagte jener erste Frachter:
Veleaule! der zweite aber: Valekubetile, der dritte jedoch: Der-
zumptdirinsarschloch!
Die Kinder wuchsen heran und als sie herangewachsen waren,
verdangen sich alle drei Brüder bei einem Manne für Lohn. Veleaule
führte die Ochsen, Velekubetile hielt den Pflug und Derzumptdirins-
arschloch stieß an (zog die Furchen). — Sodann verdangen sie sich
bei einem zweiten und begaben sich in den Wald, um Balken zum
Hausbau zu hacken. Veleaule hackt, Velekubetile behaut das Holz
und Derzumptdirinsarschloch bohrt Nachdem sie fur jenes Geld, das
sie bekommen, das Haus erbaut, nahmen sie Gewand. Veleaule nahm
einen gelben Shawl, Velekubetele einen dunklen Shawl, aber einen
roten Zumptdirinsarschloch! — Sodann kauften sie Branntwein. Vele-
aule trinkt, Velekubetile singt, jedoch Derzumtdirinsarschloch
kotzt!
Simon: Rühr es nicht an. Es hat sein eigenes Gesicht
beschissen
und wird auch deines! (nämlich ins Arschloch).
Paul: Vor meiner Nase ging es vorbei, zwei Barfußige sollen
dich
vögeln !
Simon: Wohin wirst du reisen?
Paul: Nach No vi Pazar, vögeln soll dich Lazar; laß mich, eine
Pferdeladung Riedgras bringen, das Arschloch möge dir vom Zumpt
zerspringen, und eine Pferdelast Stroh, dein Arschloch zieht sich
über
den Zumpt!
Simon: Du bist mir lieb und wert, auch ich möchte dir von
unter mir gewähren!
Paul: Fräße ich Dreck, auch dir gewährte ich!
Simon: Ich bin deinen Gebrüdern ähnlich!
Paul: Ein Hund möge dich vögeln, er dringe ganz in dich
hinein!
Simon: Ein Blei dir, sollst am Zumpt krank sein!
Paul: Du sollst gesund sein, auf den Zumpt (eines anderen sitzend)
sollst du heulen!
anlegt und mit Frauennamen angerufen wird. Ich machte nie ein
Hehl aus meinem
grenzenlosen Abscheu тог diesen Vergesellschaftungen und ertrage mit
Stolz alle die
ungeheuerlichen Verleumdungen, die mir dafür zu Teil geworden. Unter
allen Ver-
brechern ist mir der widerwärtigste der Knabenschänder, der als
Lehrer seine Stellung-
mißbraucht, um die Kinder zur Erduldung widernatürlicher Unzucht zu
zwingen.
Südslayische Volksüberlieferungen.
425
Simon: Wie weit ist's zu Fuß von der Voz bis zum Arschloch?
Paul: Wenn du morgens von der Voz aufbrichst, kannst du gerade
zur Mahlzeit beim Arschloch eintreffen!
Simon: Einen Brief schreibt, der meine in deinem (Arschloch)
atmet, den Brief liest er, der meine in deinem (A.) drinsteckt, den
Brief sendet er ab, der meine in deinem (A.) hat Rauml
Paul: Für wieviel tatst du mir wohl durch den Zumpt die Hoden
aufblasen?
Simon: Für zwei gelbe Lemonen.
Paul: Ich ramme in dich sowohl den Zumpt als die Hoden ein!
Simon: Ich täts dir billiger, fur zwei Fischlein!
Paul: Ich zerbreche dir am Arschloch die Gabelein!
Simon: Ei, hast du einen schönen Schnurbart, wäre er dir am
Arschloch, es wäre dir weicher zu sitzen!
Paul: Laß mich dir eine Geschichte erzählen: Es lebte einmal
ein alter Mann namens Ganzerwärmtersich (nämlich, ihm erwärmte
sich der ganze Zumpt im Arschloch), der hatte drei Söhne: Schön-
tuichdir, Vögleichdir und den kleinen Rammichindich und den Oheim
Schlagindichein. Der Vater, der alte Ganzerwärmtersich sagte, sie
sollen ihre Wirtschaft untereinander aufteilen und er sagte, der am
meisten Sachen heraustrüge, dem gehöre das Gebäude. — Schöntuich-
dir und Vögleichdir je einmal und der kleine Rammichindich je
zweimal!
Simon: Sag du mir mal, wo hat der Mond seinen Standort?
Paul: Am Himmel!
Simon: Friss einen warmen Viehdreck auf!
Paul: Auf der Wolke!
Simon: Sollst einen warmen Kack aufessen!
Paul: Halt deine Sinnen beisammen und wähle menschlichen!
Simon: Verloren hat ein Mann gar in dich hinein!
Paul: Jener andere fand gar in dich hin und jener verlangte:
gib
das meinige gar in dich hinein!
Simon: Wäre es dir wohl lieber auf dem Zumpte den Sommer
zu übersommern oder im Arschloch den Winter zu überwintern?
Paul: Wann du dich anschickst, Dreck zu fressen, schick an
mich
eine Botschaft!
Simon: Ich bin dein erster Nachbar.
Paul: Sahst du nicht auf meiner Keule (dem Zumpt) eine
bronzene
Schelle?
Simon: Auch auf meiner soll ich dich vögeln!
426
Südslawische Volksüberliefeningen«.
Paul: Hast du schon gehört, es verbrannten auf meinem viel
rote
Hosen ?
Simon: Und hast du vernommen, es verbrannte auf meinen setz
dich Dolman I
Paul: War dir lieber ein Vogel auf der Gasse oder ein goldenes
Schemmelchen (beides ist ein Dreck) oder gingst du lieber durch den
Hain oder durchs Gebäude?
Simon: Durch den Hain raff den Dreck mit den Händen ein,
durchs Gelände raff den Dreck mit dem Zweige ein!
Paul: Was täts du dem Schwager des Oheims zur Mahlzeit vor-
setzen?
Simon: Einen Dreck (alle schlagen ein Gelächter auf, denn die
Lösung ist: der Vater).
Paul (zum Hausmädchen, der zu Ehren die Abendunterhaltung
stattfindet): Wärst du voll Zumpte, wie eine Schachtel von (Zünd-)
Hölzchen, wärst du mir dennoch teuer! (Das Mädchen errötet und
schaut vor sich hin, denn sie stand in schlimmem Leumund).
Anmerkung. Damit die Kinder am Leben bleiben, trägt man
sie auf den Kreuzweg hinaus und verbrüdert sie mit den Waldgeistern,
in deren Auftrag unbewußt der erstbeste Wanderer, der zufällig des
Weges naht, den Kindern den (neuen) Namen gibt. Vergl. über diesen
Brauch: Krauss, Haarschurgodschaft bei den Südslaven, Leiden
1894.
S. 31 ff. — Die zwei ersten Knabennamen kann ich nicht deuten,
so-
wie vieles andere auch nicht Der im Wettgespräche im übrigen
nach unserem Empfinden recht schwache Witz gipfelt vorzüglich in
der reimtüchtigen Schlagfertigkeit der Antworten, die immer wieder
darauf hinausgehen, daß der andere der in den Arschgevögelte
bleibt. Übertölpelt ist Simon, der unbedacht genug die Frage nicEt
richtig erfasst und dem eigenen Vater einen Dreck vorsetzen möchte.
Paul als der Sieger spielt noch einen letzten witzigen Trumpf aus,
indem er das Hausfräulein an ihre zahlreichen Niederlagen im Dienste
der Liebe erinnert Über die Zwiegespräche Pauls und Simons lachte
sie gleich den übrigen anwesenden Mädchen, Frauen, Männern und
Kindern, die Unterhaltung war doch gar zu köstlich, doch als von
ihrer eigenen Schwäche für Männerleistungen die Rede ist, errötet
sie
züchtig, denn sie ist ein ehrbares Mädchen.
458. Każem ja igumanu, biće bruke . . .
Jedan pomlagji kalugjer u jednom manastiru oseti se jednog
dana
neSto nelagodan i poboji se, da će ga savladati kakva boljka. Seti
se
Südslavische Volksüberlieferungen.
427
da mu je jedan njegov prijatelj, lekar iz obliźnje varosi,
kazao jednom
prilikom, da mu odmah pośalje mokraću svoju na pregled, ćim oseti,
da mu nije dobro. Reśі se, da tako i ućini i każe kuvarici manas-
tirskoj, koja je u isto vreme spremala i ćelije manastirske, da ne
iz-
rućuje mokraću iz njegovog noćnog suda.
Ko zna, Sta je kuvarica radila one noći te je bila veoma
neras-
polożena i tako zaboravila nalog kalugjerov već prosula mokraću. U
zlo doba se seti, da je trebala da je sacuva i da će biti grgjena,
Sto
to nije ućinila pa se doseti te se sama pomokri u kalugjerov nocni
sud, da bi izbegla grdnju.
Kad je kalugjer svrsio svoj posao u manastiru, uzme jedno
stak-
lence, napuni ga iz svog noćnog suda i u punom uverenju, da je
mokraća njegova, poślje po manastirskoj sluzi staklence s mokraćom
doktora u varoâ, da je ovaj pregleda i da każe, kakva je bolest
Pośle jedno dva sahata vrati se sluga i donese jednu cedulju
od
doktora pa je preda kalugjeru.
Kalugjer pogleda cedulju i jeza ga obuze. Na cedulji je bilo
napisano doktorovom rukom:
,TrudnoćaI'
— ,Ej, teśko meni sinjem kukavcu!' huknu kalugjer, ,eto śta
sam
doćekaol Arna lepo kaźem igumanu, mani se corava posła, biće brukel*
a on veli ,ne će!1 — Eto kako ne će!'
Aus Serbien.
Vergeblich sage ich zum Hegumenos, es gibt noch einen
Skandal . . .
Ein jüngerer Mönch in einem Kloster fühlte sich eines Tages
etwas unwohl und befürchtete, es werde ihn irgend ein Leiden über-
wältigen. Er erinnerte sich, daß ihm einer seiner Freunde aus der
nächsten Stadt bei einer Gelegenheit gesagt habe, er soll ihm sofort
sein Brunzerich zur Beschau einschicken, sobald er fühle, daß es ihm
nicht gut gehe. Er entschloß sich, so auch zu tun und beauftragte
die Klosterköchin, die zugleich auch die Klosterzellen aufzuräumen
hatte, sie soll das Brunzerich aus seinem Nachtgeschirr nicht aus-
schütten.
Wer weiß, was die Köchin in jener Nacht getrieben, denn sie
war sehr schlechter Laune, hatte so den Auftrag des Mönches ver-
gessen und das Brunzerich ausgegossen. Zu schlimmer Frist, erinnerte
sie sich, daß sie es hätte aufbewahren sollen und daß sie Schimpfe
wegen ihrer Unterlassung kriegen wird, aber sie hatte einen guten
428
Südslavische VolksÜberlieferungeo
Einfall und seihte selber in des Mönches Nachtgeschirr hinein,
um
den Schmähungen zu entgehen.
Nachdem der Mönch sein Geschäft im Kloster erledigt hatte,
nahm
er eine Glasflasche, füllte sie aus dem Nachtgeschirr an und in
vollster
Überzeugung, es wäre sein Brunzerich, schickte er mit dem Kloster-
diener die Glasflasche mit dem Brunzerich zum Doktor in die Stadt,
damit er es beschaue und sage, was es für Krankheit wäre.
Nach etwa zwei Stunden kehrt der Diener zurück, bringt vom
Doktor einen Zettel heim und übergibt ihn dem Mönche.
Der Mönch schaut auf den Zettel und es überläuft ihn eine
Gänse-
haut. Auf dem Zettel stand von des Doktors Hand geschrieben:
»Schwangerschaft !'
— Ach, wehe mir blauen Kuckuckvogel! stöhnte der Mönch
auf,
da hat mans, was ich erlebt habe. Aber ich sag ganz schön zum
Hegumenos, laß ab von diesem einäugigen Geschäft, es gibt noch einen
Skandal! er aber sagt, wird nicht sein, wird nicht sein! — Da sieht
mans, wie keiner sein wird!
Anmerkung. Das ist eine der beliebtesten Erzählungen, in
deren verschiedenen Faßungen nur die Konfession des geistlichen
Herrn wechselt. Im Abendland ist dafür aus Boccaccios dreiund-
achtzigster Erzählung die ähnliche Schnurre aus dem Leben Calan-
drinos wohlbekannt. Es wäre zu untersuchen, ob nicht etwa die
südslavische Fassung dem — mir noch unbekannten — Urbilde näher
stehe als die verfeinerte italienische.
459. Sluźi za staro.
Mlad jedan seljak zrav kao dren a odrpan, da ga psi nemaju
zaśta prihvatiti, pogodi se u jednoga coveka, da ga sluźi, ali
ajluka
da mu ne daje, već da sluźi za staro, na primer, za staro odelo gaz-
dino, kapu, obuću itd.
Covek taj imao vrlo mladu i lepu zenu. Jedno veće dogje
strahota
pijan kuci i poćne je sal etati. Źena videci ga onako pijana okrete
mu legja viknuv: ,Odmakni, bekrijo, od menel'
— ,Okreni se iii ću sad probati no vu rupu!' reće
pijanac.
Kad to ću momak iz druge sobe uzviknu:
— ,A meni staru! Znaś gazda, da smo se pogodili da
sluźim za
staro !'
Aus Serbien.
Südslawische Volksüberlieferaogen.
429
Er dient für abgelegte Sachen.
Ein junger Bauer, gesund wie ein Kornelkirschenbaum, doch zer-
lumpt, daß Hunde nicht woran ihn anzufassen hätten, verdang sich
bei einem Manne in Dienst, doch solle er keinen Lohn in Geld em-
pfangen, sondern für abgelegte Sachen dienen, zum Beispiel für altes
Gewand vom Herrn, dessen Kappe, Beschuhung usw.
Dieser Mann besaß ein sehr junges und schönes Weib. Eines
Abends kam er furchtbar betrunken nach Haus und hub sie zu be-
stürmen an. Da ihn das Weib so hagelvoll sah, kehrte sie ihm den
Rücken zu mit dem Ausruf: Rück weg, du Trunkenbold, von mir!
— Dreh dich um oder ich probiere gleich ein neues Loch!
sagte
der Säufer, Als der Knecht dies hörte, rief er aus der anderen Stube
aus:
— Und mir das alte! Weißt, Hausherr, daß wir abgemacht
haben,
ich soll für abgelegte Sachen dienen!
Anmerkung. Derartige Verträge, daß einer gegen keinen an-
deren Lohn als fur die fadenscheinigen Kleider und verhatschten
Schuhe
seines Gebieters Ehre und Freiheit hingab, sind jetzt auch unter den
Südslaven seltener geworden, seitdem Wiener Konfekionäre fertige
Kleider en masse nach dem Süden ausfuhren und einander unter-
bietend für Schleuderpreise, auch gegen Ratenabzahlungen unter die
Leute bringen. Arme, doch gesunde Männer verknechten sich auch
darum nicht so leicht, weil sie für geringes Geld nach überseeischen
Provinzen auswandern können. Ein Sprichwort sagt: Kraj gazde
pijandure sluga gazdarici nogę diźe = neben einem versoffenen Haus-
herrn hebt der Diener der Hausfrau die Beine in die Höhe. — Der
Gatte droht seiner Frau zur Strafe mit dem Buserieren. Manche
Burchen nehmen bei Mädchen eine solche Übung rein aus Mutwillen
vor. Darum singen die Mädchen im Reigen: Pazi rupe, ne u dupe!
= Gib auf die Löcher acht, [fahr] nicht ins Arschloch hinein! —
Mein Lehrer, der Ethnolog und Sprachvergleicher Prof. Friedrich
Müller erzählte mir einmal, er wisse es von seinem ehemaligen Mit-
schüler und immerwährenden Freunde, dem Staatsanwalt Grafen La-
mezan her, daß ein chrowotischer Beamte seine junge Frau nie
anders als zum After gebraucht und noch so vermessen gewesen,
sei, seine ihm deswegen entlaufene Frau gerichtlich zu belangen.
Müller berichtete ihm als Gegenstück eine ganz gleiche Prozessge-
schichte von einem französischen Marquis.
430
Südslavische VolksÜberlieferuiigen
460. Daj mi guzicel
U nekog maj stora bio śegrt velik objeśenjak. MajstoruŚa bila
mlada a majstor star. Śegrt je opazio, da bi mogao lahko s majsto-
ruŚom posao svrsiti pa će joj jednom:
— Boga ti, majstoruśa, daj mi mało guzicel
— Kakve guzice, objeŚenjaće jedan kod lijepe pizde
1
— Bogme, mené stid zaiskati pizde I — pa uhvati za
noge.
— Śta ćeś to, nesretniće? Znaś li ti, da sam ti ja
materi na
mjestu?
— Drźi ti, majstoruśa, noge uprav. Znam ja, ko je mené
rodio
— pa joj smarlisa po bećarski. Od to doba je majstoruśa drugijem
okom gledala ne śegrta.
Erzählt von einem Serben aus dem Bezirk von Mostar im Her-
zogtum.
Gewähr mir Arschloch I
Bei einem Meister diente ein Lehrjunge, der ein großer Galgen-
strick war. Die Meisterin war jung, der Meister jedoch alt Der
Lehrjunge machte die Wahrnehmung, daß er leicht mit der Meisterin
das Geschäft vollfuhren könnte und hub an:
— So Gott dir helfe, Meisterin, gewähr mir ein wenig
Arschloch !
— Was fur ein Arschloch, du Galgenstrick, bei einer so
schönen
Voz!
— Gott helfe mir, ich schäme mich Voz zu heischen I und
packte
sie bei den Beinen an.
— Was beginnst du da, du Unglückseligerl Weißt du denn
nicht,
daß ich an Stelle deiner Mutter bin?
— Halt du, Meisterin, nur die Beine gerade. Ich weiß
wohl, wer
mich geboren hat! und pfropfte ihr ihn nach Junggesellenart ein.
Von der Zeit an betrachtete die Meisterin den Lehrling mit anderen
Augen.
461. Fratrovi se zakonacili u seljaka.
Prosijaćeći fratri dvojica na broju dogjośe do jedne seljaćke
kuce te
zamoliŚe za noćiśte. Seljakinja bila dobra srca i poznała je i svoga
muia, da je i on milosrdan. Stoga im napravi postelju u prednjoj
sobi te se joś isprića, neka oproste, śto moraju skupa u jednom
krevetu spavati U to dośao i muź kuci te i on poće isto tako se
ispricavati. Fratrovi pako ne htjedośe pod nikakvi naćin, da u pos-
Südslawische Volksuberlieferuogen
431
telji spavaju, već rekośe, da su oni zadovoljni i na sijeniku.
Nu seljak
to pod nipośto dopustiti nije htjeo, već prisili fratrove u
postelju,
dakako poSto im je dao veceru i vina koliko su htjeli. Kada su se
svi polegli spavati, ćuju fratrovi kako muź żeni reće: .Zeno, danas
mi
se baS hoće jebati a zgoda je, jer skupa spavaju, dakle obadvije ću
da izjebeml' — Fratrovi su zlo ćuli, jer je seljak rekao: ,Zgoda je,
jer
skupa spa vam o; do kle obadvije ću, prednju i strażnjul'
Tako se u bludnji poplaśiśe fratrovi te jedan drugoga poće
uvje-
ravati da je taj seljak sam necistivi te da je on nje samo zaoto
prisilio
skupa u postelji spavati te ih htjeo It a ko gj er i opojiti. E da
bi ga
prevarili sakrije se jedan u zapećak a drugi pod stoi i tako misuse
predusresti necistivome, da izvede njegovu mrku nakanu.
Kada je seljak jedanput gotov bio reće: Jedan posao je gotov,
poslije ću da drugi svrSim!' — Sad je upropaŚćen fratar, koji je pod
stolom, mislio da je onaj u zapećku već izjeben pa da sada red
dolazi na
njega A to isto mislio i onaj u zapećku o ovome pod stolom. Nu
kad na jednom seljak reće, da je i sa drugim gotov i da mu je baä
prijalo, stade se svaki od fratrova pipat za guzicu te se ćuditi,
kako
da nije ni^ta osjetio. Ali kako je bilo toplo ljetno doba a i strah
і
hvatao, to su se obojica megj guzovi oznojili a u svom strahu drlali
su tu mokrinu za posljedicu jebanja.
Uplaśeni ne Ćekaśe dana već i bez da se preporuće pobjegoäe iz
te necistive kuce. Tako iduć pitaâe jedan drugoga: Je li tebei* Ali
svaki odgovori, da nije niśta osjetio. ,Ama necistivi może svaSta da
ućini l' a tim vise provjeruju, jer u svakoga bijaśe dupe vlaîno.
Stoga predloii jedan drugome, da si trbuhe mjere [i tako se
os-
yjedoće, koji je zanosio. Obojica bijahu debeli ali Ірак jedan
deblji i
tolko bijahu uvjereni, da je dotićni zanosio, da svakoj nesreći
predus-
retnu leci će se deblji na jedan izvaljeni dub a drugi će ga 'kolcem
udariti po trbuhu da prevrgne. Kako ugovoriSe tako i ućiniśe. Kad
se ovaj legao a onaj kolcem opalio, zajauknu prvi i skoći
previjajuci
se od bolLJ U dubu pako bio je zec te na tu viku uplaSen skoći
i u trk. SpazivSi ga fratri zavapiäe: ,Ta gle mladog necistivogl Kad
sam od muke prdno iskoćio je. A, kolild je u to kratko vrijemel Nu
dobro je, da sam ga za vremena prevrgol' — I tako opet sretni ot-
putiśe se ravno u kloStar.
Aus Karlo vac (Karlstadt) in Chrowotien. Erzählt von einem
Justizbeamten.
432
SüdslftTische Volksüberlieferungen
Franziskaner auf der Nachtherberge beim Bauern.
Bettelnde Franziskaner, ihrer zwei an der Zahl, kamen zu einem
Bauernhause und baten um eine Nachtherberge. Die Bäuerin war
von gutem Herzen, sie kannte aber auch ihren Ehemann, daß er
barmherzig ist Darum bereitete sie ihnen die Betten in der vorderen
Stube und entschuldigte sich noch, sie möchten verzeihen, daß sie
zusammen in einem Bette schlafen müßten. Inzwischen kam auch
der Mann nach Hause und auch er begann sich ebenso zu entschul-
digen. Die Franziskaner wollten jedoch unter keiner Bedingung im
Bette schlafen, sondern sagten, sie gäben sich auch mit einem
Geläger
auf dem Heuboden zufrieden. Doch der Bauer wollte dies um keinen
Preis zugeben, sondern nötigte die Fratres ins Bett hinein,
selbstver-
ständlich, nachdem er ihnen ein Nachtmahl vorgesetzt und Wein,
soviel sie nur mochten, zu trinken gegeben. Als sich alle schlafen
gelegt, hören die Franziskaner, wie der Mann zur Frau sagt: ,Weib
heute gerade gelüstet es mich zu vögeln und die Gelegenheit ist da,
weil sie zusammen schlafen, also werde ich die eine wie die andere
ausvögeln! — Die Fratres hatten schlecht gehört, denn der Bauer
hatte gesagt, die Gelegenheit ist günstig, weil wir zusammen
schlafen,
also werde ich alle beide, die vordere wie die hintere [Öffnung]!
Also im Irrtum befangen erschraken die Fratres und einer be-
mühte sich mehr als der andere einander zu versichern, daß dieser
Bauer der Unreine in Person sei, und daß er sie nur deswegen ge-
nötigt habe zusammen im Bette zu schlafen, und er hätte sie sogar
berauscht machen wollen. Um ihn aber dennoch zu prellen, ver-
steckte sich der eine im Ofenwinkel, der andere unter den Tisch und
so glaubten sie, dem Unreinen zuvorzukommen, damit er nicht seine
düstere Absicht durchfuhren könne.
Als der Bauer einmal fertig geworden, sagte er: Ein Geschäft
ist
besorgt, später werde ich das zweite beendigen! — Jetzt war der
Frater unter dem Tisch ganz vernichtet, überzeugt, daß jener im
Ofenwinkel bereits ausgevögelt sei und nun an ihn die Reihe komme.
Dasselbe aber dachte auch jener im Ofenwinkel von dem unterm
Tische. Doch als auf einmal der Bauer sagte, er wäre auch mit dem
zweiten fertig und daß es ihm so recht behagt habe, begann sich
jeder von den Fratren ans Arschloch zu greifen und sich zu ver-
wundern, wie er so gar nichts verspürt habe. Doch, wie es zur
heißen Sommerzeit war und auch die Furcht sie beherrschte, so waren
beide zwischen den Arschbacken schweißig geworden und in ihrem
Südslawische Volksüberlieferungen.
433
Angstgefühl hielten sie diese Feuchtigkeit für eine Folge des
Vö-
gelns.
Erschrocken wie sie waren, warteten sie nicht erst den Tag ab
und ohne sich zu empfehlen, entflohen sie aus diesem unreinen Ha us
e
So dahergehend fragte einer den anderen: ,Hat er wohl dich?' Doch
jeder antwortete, er habe nichts empfunden. ,Aber der Unreine ver-
mag alles mögliche auszurichten!' — Und sie glaubten um so mehr
daran, als jedem von ihnen das Arschloch feucht war.
Darum machten sie einander den Vorschlag ihre Bäuche zu
messen, um sich zu überzeugen, wer von ihnen schwanger geworden,
Alle beide waren dick, aber dennoch der eine der dickere und so
sehr waren sie überzeugt, daß der betreffende in andere Umstände
geraten sei, daß sich der dickere, um jedem Unglück vorzubeugen
auf einen umgestürzten Baumstamm hinlegen und der andere ihm mit
einem Pfahl einen Streich über den Bauch geben sollte, damit er die
Frucht abtreibe. Wie sie es verabredeten, führten sie es auch aus.
Als sich der eine niedergelegt und ihm der andere mit dem Pfahl
einen aufgebrannt hatte, stieß der erstere ein Wehgeschrei aus und
sprang vor Schmerz sich windend auf. Im Stamm aber stak ein
Hase und der sprang auf dies Gelärm heraus und wandte sich zum
Lauf. Als ihn die Fratres bemerkten, riefen sie wehvoll aus: ,Da
schau mal den jungen Unreinen! Wie ich vor Qual farzte, sprang er
heraus. Uff, wie groß ist er in so kurzer Zeit geworden! Doch sehr
gut ists, daß ich ihn bei Zeiten abortiert habe!' — Und also waren
sie wiederum glücklich und begaben sich geradenwegs ins Kloster.
Anmerkung. Schändlich wie der Inhalt ist auch die Verhunzung
der serbischen Sprache in dieser Erzählung. Mit einigem guten Willen
hätte ich die Geschichte sprachlich genießbar einrenken können, doch
das gehört nicht zu den Aufgaben eines Folkloristen. — Beachtens-
wert ist der Umstand, daß der Erzähler es fur selbstverständlich
hält,
wenn der Bauer auch den After seines Weibes gebraucht und das
Weib sich dagegen nicht empört.
462. Prića, kako je onaj viko: »Jebacu jednog!'
Jedan se pżenio pa nije znao, śta je to jebati i
Sta je pićkaA
Jednom ode on u polje sa svojom Zeno m, da beru kruśke u kraj
puta.
Żena se ispenje na kruśku pa se kastile raskoraći, da joj ćoyjek
pizdu
vidi. On kad je pizdu ugledao reće ieni: ,Śta ti je to megju
nogama?'
A ona reće: ,Pićka'. — ,A Sta će ti to?' — Ta to se jebe! Za oto
Kraust, Anthropophyteia. II. 28
434
Südslawische Volksüberliefernngen.
si і ti mené uzeo, da mores ovo jebavatil' On reće: ,Do vece
ćemo!'
A źena reće: ,Ti ćeS zaboraviti!' A on reće: ,Ne ću!'
Źena odnese kruSaka kuci a on ostanę sam pa tresući kruSke sve
vice: Jebaću jednog I' — Tuda naigju dva popa i nazovu mu Boga a
on reće: ,Dao Bog dobro! Jebaću jednog!' — Popovi pogledaju jedan
u drugog i odu. Malo poślje naigje kadija i jedan beg pa ga upitaju.
,TreseS li kruSke?' A on će: ,Tresem, ja, jebaću ja jednog!' A
kadija
zapita bega: Śta ono reće vlah?* a beg mu odgovori: ,Valah, ja ne
ću dobro!' — Poślje naigju dva putnika i zapitaju ga, Sta radi a on
odgovori: Tresem kruSke, jebaću jednog!' — ,Ćija je ono onde kuca?1
— ,Moja, jebaću jednog!' — ,Moremo li prenoćiti?* — ,Morete,
ja,
jebaću jednog!'
Oni pogju sa njime kuci, jer je noć blizo bila a na drugom se
mjestu nije mogło prenoćiti. Putnici se megju sobom dogovore, da
će se oni vece cuvati, da ih ne jebe. Kad su sa njime kuci dośli
upita ga otac: ,Tko ti je toi* A on će: .Ovo su dva putnika, jebaću
jednog!' — Żena upita, hoće li veceru a on reće: ,Hoću, ja, jebaću
jednogl' I sve tako za svakom rijeći: Jebaću jednog*.
PoSto su vecerali i poSli leci, napravili (prostrli) su
putnicim kod
vatre da leże a oni svi otiśli u sobe spavati. Onda ona dva putnika
dogovore se, da se sakriju, da ih onaj ne bi napastovo і jedan ode
u jednu kacu a jedan pobjegne na tavan i legne.
Oko pol noći skoći maćka na policu i obori sugje. Ondar onaj,
Sta je u касі, pomisli, da onaj onoga na tavanu jebe a onaj na
tavanu
pomisli, da onoga u kaci jebe. Sjutra rano sigju obadva k vatri pa
poSto su popili kahvu spreme se i odu. Uz put reće jedan, onaj Sto
je leźo u kaci, onome Sto je leźo na tavanu, da mu ćestita na jepcu
a on reće: ,Ćestitam ja tebi! Ja sam ćuho, kad je onaj noćas tebe
jebavo i klapo u kaci!' — Tako rijeć po rijeć, onaj veli: Jebo je
tebe!'
a onaj opet veli: ,Nije mené, već tebe!' svade se i pobiju.
Erzählt vom Bauern Peter Perkovic aus einem Dorfe bei Żepće
in Bosnien.
Erzählung, wie jener geschrien: .Einen werd ich vögeln!1
Einer verheiratete sich und der wußte nicht, was das Vögeln
ist
und Was die Voz wäre. Einmal begab er sich mit seinem Weibe
aufs Feld, um am Wegraine Birnen zu fechsen. Das Weib erklomm
den Birnbaum und spreizte mit Absicht die Beine weit auseinander
so daß ihr der Ehegatte die Voz erblickte. Als er die Voz erschaute
sagte er zum Weibe: Was hast du da zwischen den Beinen? — sie
Südslavische Volksüberlieferungen
435
aber antwortete: Die Vozl — Ja, wozu taugt dir das? — Aber,
das
wird doch gevögelt ! Darum eben hast du mich doch auch genommen,
damit du dies vögeln kannst! — Er sprach: Zu Abend werden wir's
tun! — Das Weib aber sagte: Du wirst es vergessenI — er aber be-
merkte: ,Ich werde es nicht, nein!1
Das Weib trug Birnen heim, er aber blieb allein Birnen
abschüt-
telnd zurück und schrie unablässig: Vögeln werd ich einen! — Zu-
fällig kamen des Wegs daher zwei Popen, und riefen ihm Gott zum
Gruß zu, er aber sagte: Gäbe Gott Gutes! Vögeln werd ich einenI
— Die Popen schauten einer den anderen an und gingen fort Ein
wenig später kamen ein Kadi und ein Beg des Weges gezogen und
fragten ihn: Du beutelst Birnen ab? — Darauf erwiderte er; Ja wohl
ich beutle ab, vögeln werd ich einen! — Der Kadi aber fragte den
Beg: Was hat da der Wlache gesagt? — und der Beg antwortete
ihm: Beim Allah, ich habs nicht gut gehört! — Später kamen zwei
Reisende daher und fragten ihn, was er mache und er antwortete:
Ich schüttle Birnen ab, vögeln werd ich einen! — Wessen Haus ist
dort? — Mir gehört es, vögeln werd ich einen! — Können wir Nacht-
herberg kriegen? — Das könnt ihr, ja wohl, vögeln werd ich einen!
Sie gingen mit ihm nach Haus, denn die Nacht nahte heran, an
einem anderen Orte aber war es nicht möglich zu übernachten. Unter
einander verabredeten die Reisenden, daß sie schon wohl auf ihrer
Hut sein werden, damit er sie nicht vögle. Ais sie mit ihm nach
Haus gekommen waren, fragte ihn der Vater1): Wer ist dir
das? —
er aber gab zur Antwort: Das sind zwei Reisende, vögeln werd ich
einen! — Sein Weib fragte ihn, ob er das Nachtmahl haben wolle
und er sagte: Ja wohl, vögeln werd ich einenI — Und so fugte er
jedem Satze an: Vögeln werd ich einen!
Nachdem sie zu Nacht gegessen und sich zur Ruhe begeben, be-
reiteten sie (deckten sie) den Wanderern neben dem Feuer [Herde]
ein Geläger, die Hausleute aber gingen in die Stube hinein schlafen.
Hierauf verabredeten jene zwei Wanderer, sich zu verstecken, damit
sie jener nicht heimsuchen soll können und der eine begab sich in
i) Den noch unerfahrenen Jungen hat der Vater ab Hausvorsteher
mit einem
reiferen Frauenzimmer verheiratet. Man vergleiche darüber den
Abschnitt fiber die
Schwiegertochterschaft. — Die Annahme liegt nahe, daß eine Fassung
dieser Erzählung
zur Folie der vorangehenden 461 gedient hat Der entslavisierte
Chrowot verstand eben
den alten slavischea Brauch nicht mehr und modelte an der Schnurre
so lang herum,
bis er durch Einführung zweier Franziskaner neue komische Wirkungen
— seinen Zu-
hörern gegenüber — erzielte.
28*
436
Südslavische Volksüberlieferungeo.
einen Bottich, der andere aber flüchtete auf den Boden hinauf
und
legte sich nieder.
Um Mitternacht herum sprang die Katze auf das Geschirrgestell
an der Wand hinauf und warf das Geschirr hinab. Alsdann meinte
jener, der im Bottich drin war, daß jener jenen auf dem Boden ab-
vögelte, jener aber auf dem Boden dachte, daß der jenen im Bottich
vögle. Am Morgen zeitlich stiegen alle beide zum Feuerherd herab
und nachdem sie Kaffee getrunken, machten sie sich reisefertig und
zogen ab. Auf dem Wege sagte der eine, jener, der im Bottich ge-
legen, zu jenem der auf dem Boden geschlafen, daß er ihm zum
Vogler Glück wünsche, der aber entgegnete: Ich wünsche dir Glück
1
Ich habe zugehört, wie dich jener heute Nachts ab vögelte und im
Bottich herumrumorte! — Ein Wort ergab das andere, jener sagt: Dich
hat er gevögelt! — jener wieder: Nicht mich, sondern dichl — sie
gerieten in Streit und hauen einander weidlich durch.
463. Ukraden tiganj.
— ZnaS li, da mi je onomad lopov ukrao tiganj pa ga
sakrio pod
kapu i tako prośao ulicom і піко nije primetio tiganj pod kapom?
— To nije moguće, Śta je radio zdrSkom? Ona se morala
videti!
— Drśku je zavukao tebi u dupe!
Aus dem Moravagebiet in Serbien.
Der gestohlene Tiegel.
— Weißt du, daß mir jüngsthin ein Gauner einen Tiegel
gestohlen,
ihn unter der Kappe versteckt hat und so durch die Straße gegangen
ist und daß niemand den Tiegel unter der Kappe bemerkt hat?
Das ist unmöglich. Was hat er denn mit dem Henkelgriff getan?
Der mußte doch sichtbar sein!
Den Henkelgriff hat er dir ins Arschloch hineingezogen!
464. Krava.
Bilo muk i żeni vruce u sobi spavati pa se legu uz plot muź
s
ove a żena s one strane, U noći dogje netko te vidi zenu i legnę
se
na nju a ona poće stenjati. Pita muż. śto joj je, a ona, da ju krava
jezikom liże. Drugu noć legnę muż na żenino mjesto. Dogje onaj
isti ćoyjek i kako je mrak bio, mislio je, da to opet źena leźi i
stanę
mużu kurac u dupe turati. Muż zavikne a żena upita: ,Śto je?4
a on
odgovori: ,Tebe je jezikom lizała a mené hoće, da rogom bode!'
Aus Sisek in Chrowotien, Von einem Kaplan erzählt.
Südslavische Volksüberlieferungen.
437
Die Kuh.
Es war einem Ehemann und seiner Ehefrau zu heiß im Zimmer
zu schlafen und sie legten sich an den Zaun nieder, der Mann von
dieser und das Weib von jener Seite. Bei Nacht kam jemand und
sah das Weib und legte sich auf sie hinauf, sie aber hub zu ächzen
an. Fragt sie der Mann, was ihr fehle, sie aber [sagt], die Kuh
lecke
sie mit der Zunge. In der anderen Nacht legte sich der Mann auf
des Weibes Stelle hin. Es kam jener selbe Mann und wie da so
Dunkelheit herrschte, vermeinte er, es läge wiederum das Weib da
und hub dem Ehegatten den Zumpt ins Arschloch hineinzustoßen an.
Der Gatte schrie auf und das Weib fragte ihn: Was gibts? — er aber
antwortete: Dich hat sie mit der Zunge beleckt, mich aber will sie
mit dem Horn stechen I
Anmerkung. Diese Schnurre ist weit im Süden bekannt Nach
anderen Faßungen bestellt die junge an einen alten impotenten Mann
verheiratete Frau ihren Buhlen, damit er ihrer nachts, wenn der Alte
einschliefe, froh werden soll. Im ,Neuen Boccaccio', der deutsch
ohne Druckort- und Jahrangabe erschien, erscheint dieser Vorwurf zu
einer hübschen Dorfidylle verarbeitet, in den der alte eifersüchtige
Bauer immer wieder von seiner schlauen Ehehälfte listig hintergan-
gen wird.
465. Oporuka.
Bila dva prijatelja, koja su celoga veka lepo zivela i kao
dobri
prijatelji dopuśtali jedan drugome najmasnijih sala. Jednome od njih
dogje samrtni ćas pa će ga posetiti prijatelj i zapitati ga, da li
ima
śto da narući, ,jer ljudi smo, duśu nosimo, ko zna śto może biti a
eto bolestan si itd. Tada će smrtno bolesni prijatelj reći: ,E pa
kad
hoćeś baś da mi izvrśiś poslednju źelju, jer mi se evo pribliiio
samrtni
ćas, molim te da toćno izvrśiś, śto ću ti u amanet ostavitü' —
,Hoću,
prijatelju, ako tebi ne ću pa korne ću?1 — ,Znaś,
prijatelju, kad sam
bio mlad pogodim se s jednim drugom da on mené jebe dva put і
ja njega dva put Pa ja njega odjebah dva put a on mené samo
jedan put pa sam mu ostao duźan jedno jebanje. Molim te da ga
nagjeś pa neka te odjebe jedan put u mesto mené, da taj dug ne
nosim na onaj svet. Bojim se, biće grehl' —
Smejaśe se prijatelj slatkoj sali od prijatelja, koji i na
samrtnu
ćasu ostade dosledan svojim śalama.
Aus dem serbischen Waldgebiet (Sumadija). Von einem Land-
wirt erzählt.
43«
Südslawische VolksUberliefeningeii.
Das Vermächtnis.
Es waren mal zwei Freunde, die Zeit ihres ganzen Lebens in
Eintracht verbrachten und als bewährte Freunde einander die aller-
fettesten Spaße nachsahen. Einem von ihnen nahte die Todesstunde
und da besuchte ihn sein Freund und forschte ihn aus, ob er nicht
etwas (letztwillig) zu bestellen habe, ,denn Menschen sind wir ja,
wir
tragen eine Seele (im Leibe), wer weiß, was geschehen mag und schau,
krank bist auch' usw. — Darauf bemerkte der zu Tod kranke Freund:
,Wenn du gerade so gut sein möchtest, meinen letzten Wunsch zu
vollziehen, dieweil mir, siehe, die Todesstunde genaht ist, so bitte
ich
dich, genau erst auszuführen, was ich dir zum Vermächtnis hinter-
lassen werde!' — ,Ich werde es tun, Freund, sollte ich es dir nicht
tun, wem sonst?' — .Weißt du, Freund, als ich noch jung [war, traf
ich mit einem Kameraden eine Abmachung, daß er mich zweimal
und ich ihn zweimal vögle. Nun, so vögelte ich ihn zweimal ab, er
mich jedoch blos einmal, und so bin ich ihm denn einmaliges Vögeln
schuldig geblieben. Ich bitte dich daher, du möchtest ihn aufsuchen
und er soll dich an meiner Statt einmal abvogeln, damit ich diese
Schuld nicht auf jene Welt mitschleppe. Ich furchte, es wird als
eine Sünde gelten!' —
Der Freund lachte herzlich zu zu dem süßen Spaß seines Freun-
des, der selbst in der Sterbestunde seinem Hang zu Spaßen getreu
blieb.
Anmerkung. Die Geschichte bestätigt eine Wahrnehmung, die
so mancher schon gemacht hat. Leute, die wie die Südslaven, gar
nicht
oder sehrj wenig an die Spukgeschichten von Hölle und Teufeln
glauben, bewahren ihren Humor bis zum letzten Lebensaugenblick
und sterben sehr leicht. — Der Witz beruht in dieser Schnurre darin,
daß der Sterbende mit dem Auftrag tatsächlich für immer von seinem
Freunde Abschied nimmt und dabei launig eine grobkörnige Redens-
art variiert. Will man nämlich einen lästigen Gesellen endgiltig von
sich abschütteln, so ruft man ihm zu: jebi se u dupe! Laß dich ins
Arschloch vögeln! — Der Witz des sterbenden Serben ist eines Aristo-
phanes würdig.
466. Navodadzija.
Jedan covek pozove nekoga drugoga, koji je volio uvek da bude
provodadiija pa mu rekne: ,Molim te, hoćeś li da mi budeS navo-
dadzija za tu і tu devojku?' — ,Hoćul' odgovori navodadzija'. —
,Dobro, ali pod uslovom!' — ,Może i pod uslovom, da ćujem?' —
Südslavische Volksüberliefeningen.
439
Ti će5 otići devojci pa će§ je pitati, hoće li poci za mené;
ako rekne
da hoće, ti je uhvati pa je odjebi jedan put za moj raćun pa dogji
da mi kaieS, kako se jebe, jer mi to valja znatil' — ,Hoćul' reće
radosno provodadzija gotov da pogje. — ,Stani, nije to sve. Kad
meni isprićaS kako se ona jebe, onda ću ja jebati tebe pa da odeS,
da isprićaś njoj, kako ja jebem, jer i ona treba da zna, kakav sam
ja
jebać I'
Aus dem Rudniker Kreis in Serbien. Erzählt von einem Bauern.
Der Heiratvermittler.
Ein Mann berief einen anderen zu sich, der sich mit Vorliebe
als
Heiratvermittler betätigte und sagte zu ihm: Jch bitte dich,
möchtest
du wohl mein Heiratvermittler für dies und dies Mädchen sein?' —
Ja wohl!' antwortete der Heiratvermittler. — ,Gut, aber unter einer
Bedingung!' — ,Kann auch bedingungweise geschehen, laß mich hören!*
— ,Du wirst dich zu dem Mädchen hinbegeben und wirst sie fragen,
ob sie geneigt wäre, mir ihre Hand zum Bund fürs Leben zu reichen;
wenn sie sagt, sie wäre es, so pack sie zusammen und vögle sie ein-
mal für meine Rechnung ab und komm her, um mir zu berichten,
wie sie sich vögelt, denn das brauche ich zu wissen!' — ,Aber gern!'
sagte erfreut der Heiratvermittler, gleich zum Abgehen fertig. —
,Halt mal, das ist nicht alles. Wann du mir auserzählst, wie sie
sich
vögelt, dann werde ich dich vögeln und dann sollst du wieder hin-
gehen und ihr vermelden, wie ich vögle, denn auch ihr tut es not zu
wissen, was ich für ein Vogler bin!' —
Anmerkung. Die Heiratvermittler genießen bei den Serben
keinen viel besseren Ruf als etwa Koberer oder Kuppler. Um ein
Profitchen herauszuschlagen, stiften sie um jeden Preis Ehen und
Unheil. Sie sind jederzeit zu jeder Schlechtigkeit bereit und der
launige Serbe setzt mit viel Überlegenheit seinen Heiratvermittler
dem allgemeinen Gelächter und verdienter Verachtung aus. Auch
dieser Witz wäre eines Aristophanes nicht unwürdig.
Geschlechtliche Verbildungen.
Eine Umfrage von Krauss und Reiskel.
Geschlechtliche Verbildungen gaben häufig den Anstoß zu
verschiedenartigen
Deutungen im Glauben, Brauch und Recht der Völker. Wo man Ursachen
und
Wirkungen nicht erkennt oder sie verkennt, greift man zu mancherlei
seltsamen
Auslegungen, um das Unbegreifliche, das von der Alltäglichkeit
Abweichende zu
erklären. Dabei wird das ursprüngliche Bild einer Erscheinung
gewöhnlich über-
trieben verzerrt und das Urteil verwirrt. Um der Entstehung
mannigfacher Volks-
anschauungen auf die Spur zu kommen, wollen wir zunächst eine Reihe
von Ver-
bildungen bekannt geben und erbitten uns von unseren Lesern weitere
derartige
Bilder sowie Mitteilungen über die im Volke über solche Gestalten
vorherrschenden
Vorstellungen. I. Zu Bild і—3. Das Mädchen mit den zwei
Geschlechtsteilen ist
eine Wienerin, 25 Jahre alt und ihrer Konfession nach eine Jüdin.
Ihr Oberleib
und ihr Gesicht ist völlig normal. Wenn sie sich angekleidet auf der
Straße zeigt,
merkt man nur an ihrem watschelnden Gange und ihren sehr breiten
Hüften, daß
bei ihr etwas in Unordnung sein mag. Die Abnormität wirkt jedoch so
wenig ab-
stoßend, daß sie sogar einen hübschen jungen Mann, einen Christen,
fand, der sich
ihr in freier Liebe verband. Nach ihrer eigenen Aussage empfindet
nur er, nicht
sie einen Genuß, wenn er sich mit ihrer Unterleibsschwester abgibt.
Nach der
Mitteilung einer Hebamme im VII. Wiener Bezirke genas das Mädchen
eines ge-
sunden, normalgebildeten Kindes.
Eine Doppelgängerin der Wienerin bildet Witkowski ab,1)
nur ist deren
rechtes Bein nach rückwärts gedreht, der Mittelfuß geht von links
nach rechts und
die Brüste sind weniger entwickelt, zudem zeigt das Gesicht einen
unschönen Aus-
druck. Witkowski gibt zu seinem Bilde folgende Erklärung: Blanche
Dumas,
née en i860, à Segry, dans l'Indre, avait une jambe gauche et deux
droites, dont
Tune présentait un pied légèrement déformé. A côté de la jambe
surnuméraire,
existait le rudiment d'une quatrième jambe avec une mamelle en
avant.
Über den Glauben, die Symbolik und die Allegorie der
Vielbrüstigen bietet
das Sammelwerk Witko w ski s reiche Mitteilungen dar, deren
Wiederholung hier
vom Überfluß wäre. Bemerkt sei nur, daß Vielbrüstigkeit eine sowohl
bei Frauen
als bei Männern ziemlich häufige Erscheinung ist. Über die mit
verdrehten Füßen
veröffentlichte G ai do z in der Melusine vom J. 1892 einen
grundlegenden Aufsatz :
Les pieds ou les genoux à rebours (S. 172—176) und daran die
Nachträge, Mélu-
i) TETONIANA, Curiosités médicales, littéraires et artistiques
sur les seins et
l'allaitement recueillies par Le Docteur G. J. Witkowski, Paris
1898, p. 23.
Naturaufnahme der Wienerin mit dem Zwillingunterleib.
Vorderansicht.
Naturaufnahme der Wienerin mit dem Zwillingunterleib.
Rückenansicht beim Stehen.
III.
Naturaufnahme eines Bartweibes a. d. Jahre 1885
(Sitzende Stellung).
Geschlechtliche Verbildungen
44I
sine 1894, S. 39—41 und 63; 1896, S. 77—79; 1899, S. 193—196
(von Paul F.
Perdrizet) und S. 217—218 (von E. Ernault). In letzteren Fällen
handelt es
sich aber um Personen, denen der Kopf ins Genick gedreht ist.
Über Frauen mit zwei Scheiden fand ich in der
Folkloreliteratur keinerlei An-
gaben. Die bezüglichen Erzählungen im I. B. der Anthropophytie
berichten blos
von dem törichten Manne, den die Frau schlau täuscht.
Ober abnorme Behaarung bei einem Weibe.
Die drei Naturaufnahmen aus dem Jahre 1885 stellen ein Weib
dar, das zu
Anfang der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in Wien lebte
und dort als
Kellnerin in einem grösseren Kaffeehause angestellt war. Dr.
Friedrich S. Krauss
kannte sie persönlich. Sie ist seither verschollen und trotzdem,
dass seit Monaten
bei Schaubudenbesitzern des Wiener Praters, bei Schausteilem in
Deutschland und
auch bei Barnum & Bailey, der grössten reisenden amerikanischen
Schausteller-
gesellschaft angefragt wurde, die sich alle mit der Ausstellung von
Abnormitäten
oder Freaks beschäftigen, wie die termini technici in den
Schaustellerkreisen heissen,
konnte ich bisher nichts näheres über die Herkunft und den
Lebenslauf dieses
bärtigen Weibes erfahren.
Durch die Liebenswürdigkeit des Herrn Münstedt in Wien und des
Herrn
St üb er in Hamburg, des Redakteurs der Internationalen
Schaustellerzeitung, des
Ankers, der in Hamburg erscheint, wurde das Bild des Bartweibes in
der Nummer
vom 2. September d. J. mit der Bitte veröffentlicht, nähere
Mitteilungen über ihren
Aufenthalt und sonstiges Wissenswertes dem Redakteur des Ankers
mitzuteilen.
Für das liebenswürdige Entgegenkommen, das die Schausteller und die
Herren
Münstedt und Stüber den Herausgebern der Anthropophytie
entgegenbrachten,
sei hiermit bestens gedankt.
Der vorliegende Fall abnormer Behaarung bei einem Weibe gehört
nach der
von Dr. Max Bartels in den Jahrgängen von 1876 und 1879 der
Zeitschrift für
Ethnologie aufgestellten Terminologie in die Kategorie der abnormen
Behaarung
bei anscheinend unveränderter Haut und wäre ein als Heterogenic der
Be-
haarung, als Behaarung beim falschen Geschlecht, als abnormes
Auftreten von
Haaren beim Weibe an den für das männliche Geschlecht typischen
Stellen anzu-
sprechen, indem das abgebildete Frauenzimmer einen starken Vollbart
hat und
auch am übrigen Körper stark behaart ist. Ob auch noch Heterotopie
der
Behaarung vorhanden ist, Behaarung am falschen Orte, Auftreten von
Haaren
an solchen Stellen, die in normaler Weise zu keiner Zeit und bei
keinem Ge-
schlechte mit Haaren bewachsen sind, läßt sich nicht mit Sicherheit
aus den Bil-
dern entnehmen.
Auffallend sind auch der männliche Habitus des Oberkörpers und
der männliche
Gesichtsausdruck, der vielleicht auf den üppigen Vollbart
zurückzuführen sein dürfte.
Wenn später noch genaue Daten über dieses Bartweib einlangen
sollten, so
werden sie in dem nächsten Buch der Anthropophytie nachgetragen
werden.*)
_ Karl Reiskel.
1) Es wird hier auf das in dem Jahrbuche für sexuelle
Zwischenstuf en V. Jahr-
gang 2. Bd. S. ii57) erschienene eines bärtigen Weibes, der Msr.
Annie Jones-
Elliot (geb. 1873 f 1902) hingewiesen, die längere Zeit bei Barnum
und Bailey als
Abnormität engagiert war.
Der grumus merdae der Einbrecher.
Eine Umfrage von Dr. jur. Albert Hellwig.*)
I. Einbrecher verrichten oft am Tatort ihre Notdurft. Dies
kann aus ver-
schiedenen Gründen geschehen. Manchmal werden sie nur dem
Bestohlenen einen
Schabernack spielen wollen, etwa weil die Diebsbeute ihren
Erwartungen nicht ent-
sprochen hat. Auch kann dies selbstverständlich auf rein
physiologische Ursachen
zurückgehen, ohne daß weitere Momente mit im Spiele sind. In der
Regel aber
werden wir diese Gewohnheit auf den Glauben zurückführen müssen, der
Dieb
könne solange ungehindert seine verbrecherische Tätigkeit entfalten,
wie jener
Haufen warm sei. Über diese Art des grumus merdae wollen wir im
folgenden
kurz handeln.
Daß jener Brauch jedenfalls noch vor einem halben Jahrhundert
in Deutsch-
land weit verbreitet war, ist bekannt.1) Auch aus neuerer
Zeit sind mir verschie-
dene Belege bekannt, insbesondere für Berlin und Schleswig-Hclstein,2)
Ostpreußen,
Thüringen, Oldenburg3) und Braunschweig.4)
Auch glaube ich mich zu erinnern,
hiervon in früheren Jahren ab und zu in Zeitungen gelesen zu haben.
Doch ist
mir in den letzten zwei Jahren kein derartiger Fall mehr zu Gesicht
gekommen.
Wir haben es hier nicht mit einem deutschen, sondern mit einem
internatio-
nalen Brauch zu tun. So kennen auch die Juden denselben Brauch mit
dem
gleichen Sinn.5) Dieselbe Sitte ist in Holland
weitverbreitet0) und ebenso in der
*) Wir drucken diese für die Anthropophytie von Herm Dr.
Hellwig ver-
vollständigte und durchgesehene Umfrage aus der Monatsschrift für
Kriminal-
psychologie und Strafrechtsreform, Halle a. S,, hrg. von Prof.
Aschaffen-
burg 1905, S 2567, ab und erbitten uns von unseren Lesern weitere
Mitteilungen
zum Abdruck in der Anthropophytie. Die Redaktion.
1) F. Liebrecht, „Zur Volkskunde". Heilbronn 1879 S.
353.
2) Volksmann, „Diebglauben" in „Am. Urquell", hrg. v.
F. S. Krauss, 1892
III S. 136-353-
3) Wuttke, „Der deutsche Volksaberglaube der
Gegenwart", dritte Bearbeitung
von E. H. Meyer, Berlin 1900, § 400. Für Oldenburg auch Strackerjan
„Aberglauben aus Oldenburg" 1867 IS. 100.
4) Nach einer brieflichen Mitteilung des Gutpächters C.
Bö wig auf Hagenhof
bei Königslutter.
5) Arved Straten, „Blutmord, Blutzauber, Aberglaube",
Siegen i. W. 1901, S. 47.
6) Nach einer brieflichen Mitteilung des Bürgermeisters
L. Thomson von
Appeltern.
Der grumus merdae der Einbrecher.
443
Schweiz gang und gäbe;1) ebenso findet er sich in
Italien, wenigstens in
Sizilien2) und in Ungarn.3)
Daß diese weitverbreitete Sitte in der Tat auf den oben
angeführten Glauben
zurückgeht, dafür spricht, daß die menschlichen Exkremente im
Volksmunde oft
„Nachtwächter" genannt werden, so in Sachsen,4) Schwaben,5)
Quedlinburg,«)
Schleswig-Holstein7) und Berlin.!8) Analog
nennt man den grumus merdae in
Holland „schildwachten"0) und in Sizilien „uomini di
notte".10) Mit diesem
Ausdruck soll vermutlich gesagt werden, daß der grumus merdae,
solange er warm
ist, d. h. so lange er gewissermaßen lebt, als Wächter während des
nächtlichen
Einbruchs dafür sorgt, daß die Diebe ungestört bleiben, oder daß er,
wie es be-
zeichnenderweise in Holland heißt, Schildwache steht.11)
12)
Weiter spricht für die Richtigkeit unserer Erklärung, daß
anscheinend gerade
die Gewohnheitdiebe, also die berufsmäßigen Verbrecher, bei denen
allein oder
doch hauptsächlich ein eigentlicher Verbrecheraberglaube vorkommen
kann, dieser
Gewohnheit huldigen. So wird aus der Schweiz berichtet, daß man
geradezu an
dem Vorhandensein oder Fehlen des grumus merdae mit Sicherheit zu
erkennen
vermöge, ob ein konkreter Einbruchdiebstahl von Gewohnheitdieben
verübt sei oder
von Gelegenheitdieben.13) Ebenso wird aus Holland
mitgeteilt, daß allein Gewohn-
heitdiebe den Tatort durch ihre Exkremente zu verunreinigen
pflegten.11) Aus
Deutschland sind mir derartige Beobachtungen nicht bekannt, doch
spricht sehr
vieles dafür, daß es hier ebenso ist. Sollte sich diese Vermutung
bewahrheiten,
so wäre dadurch natürlich für die Polizei ein schätzenswerter Anhalt
gegeben,
wenn am Tatort ein grumus merdae zurückgelassen ist.
Weitere Mitteüungen über diesen bemerkenswerten und, wie man
sieht, unter
1) Nach einer brieflichen Mitteilung von Prof. S toll
in Zürich.
2) Nach einer brieflichen Mitteilung von Dr. Mazzarella
in Catania.
3) „Einbrecheraberglauben" in „Ethnologischen
Mitteilungen aus Ungarn" 1895
IV S. 232.
4) F. Liebrecht a. a. O, S. 353.
5) Birlinger, „Aus Schwaben" I S. 409 (zit bei
Liebrecht loc. cit.).
6) R. Sprenger, „Zum Diebglauben" in „Am Urquell" 1893
IV S. 56.
7) Mir persönlich bekannt.
8) Nach Mitteilungen mehrerer Bekannten.
9) Nach Thomson.
10) Nach Mazzarella.
11) Für die Schweiz vermochte mir S toll, der sich auch
bei seinen Bekannten
danach erkundet hatte, keine analoge Bezeichnung anzuführen; doch
ist dies natür-
lich kein Beweis dafür, daß es dort einen derartigen Ausdruck nicht
gibt.
12) Mittlerweile sind mir aus Deutschland noch die
Ausdrücke „Wächter",
„Wachtmeister", „Posten", „Schildwache" bekannt geworden, aus der
Schweiz die
Bezeichnung „Wächter", bei den Zigeunern „Hirt". Auch habe ich sonst
noch
zahlreiche neue Materialien erhalten, zum grossen Teil durch
briefliche Mitteilungen ;
diese neuen Materialien werde ich demnächst in einem bedeutend
grösseren Er-
gänzungsaufsatz in der „Monatsschrift für Kriminalpsychologie"
verwerten. Über
„Die praktische Bedeutung des grumus merdae" handele ich in kurzem
im Archiv
für Kriminalanthropologie und Kriminalistik", hrg. von Gross.
13) So Stoll.
14) So Thomson.
444
Der grumus merdae der Einbrecher.
Umständen auch praktisch bedeutsamen Brauch wären sehr
erwünscht, um den
heutigen Verbreitungbezirk — namentlich auch in Deutschland — und
den Grund
möglichst klar feststellen zu können. Zu diesem Zwecke wäre
Beantwortimg fol-
gender Fragen erwünscht:
1. Ist der Brauch des grumus merdae der Einbrecher
bekannt? Eventuell,
aus welcher Gegend und aus welcher Zeit?
2. Sind konkrete Fälle bekannt, die diesen Brauch
beweisen?
3. Wie geschieht die Beschmutzung, auf dem Tisch,
Fensterbrett, wird der
Schmutz mit einer Hose bedeckt, usw.?
4. Welches ist nach Ansicht des Volkes, Angabe der
Verbrecher — wenn von
der hier erörterten abweichend — und nach Meinung des Einsenders,
der Grund
dieser Sitte?
5. Lassen nur Gewohnheitdiebe ihre Exkremente am Tatort
oder auch Ge-
legenheitdiebe ?4)
6. Tun dies Gewohnheitdiebe immer oder doch in der
Regel, oder nur noch
vereinzelt ?
7. Ist der Ausdruck „Wächter", „Nachtwächter",
„Wachtmeister**, „Schild-
wache", „Posten", „Hirt" oder ein ähnlicher für menschliche
Exkremente üblich?
Eventuell in welcher Gegend?
8. Welches ist nach Ansicht des Volkes und des
Einsenders der vermutliche
Sinn dieser Bezeichnung?
Hoffentlich beteiligen sich recht viele Leser der
Anthropophytie durch Einsen-
dung recht ausführlicher Antworten an der Lösung dieses Problems.
Selbstver-
ständlich sind auch negative Antworten willkommen. Nur müssen
überall alle An-
gaben mit möglichster Genauigkeit gemacht sein.
1) Der Herausgeber der Monatschrift für Kriminalpsychologie
und Straf recht-
retorm, Prof. Aschaffenburg, konnte bei einem Einbruch, den junge,
unreife
Burschen begangen haben, die sicher nicht als Gewohnheitverbrecher
zu bezeichnen
waren, als einziges Motiv der Verunreinigung den Wunsch feststellen,
die Bestohlenen
zu ärgern. Jedenfalls kam kein Aberglaube in Betracht.
Der Geruchssinn in der Vita sexualis.
Eine Umfrage von Dr. Iwan Bloch (Berlin).
Ein interessantes, aber namentlich in anthropologischer und
ethnologischer
Beziehung noch vielfach dunkles Kapitel bildet die Lehre von der
Bedeutung des
Geruchssinnes für die menschliche Geschlechtstätigkeit. Für die
Untersuchimg der
elementaren Natur des Geschlechtstriebes liefert die „sexuelle
Osphresiologie" wichtige
Beiträge. Der von mir aufgestellte allgemeine Satz, der
Fundamentalsatz der
folkloristischen und ethnologischen Methode der Erforschung des
Sexuallebens, daß
der Geschlechtstrieb als rein physische Funktion weder ein
Vergleichungsobjekt noch
ein Unterscheidungsmerkmal zwischen primitiven und zivilisierten
Menschen bilde,
wird z. B. auch durch die überall in gleicher Weise nachweisbaren
merkwürdigen
Beziehungen des Geruchssinnes zur Vita sexualis erhärtet.
Vielleicht war unter den Sinnesreizen, die allmählich in der
tierischen Ent
Wickelung Einfluss auf den Geschlechtstrieb gewannen, der
Geruchsreiz der ur-
sprünglichste und stärkste, während mit eintretender höherer
Entwicklung die Ge
sichts- und Gehörreize immer mehr hervortraten. Haeckel erklärt den
Geruch
für die Quintessenz, für das ursprünglichste Wesen der Liebe. Eine
geruchsähn-
liche Empfindung treibe die Samenzelle zur Eizelle. Ähnlich faßt
EugenKröner
den Geruch als das Wesentliche im Geschlechtstriebe der Tiere auf.
In der Tat sprechen viele Tatsachen für eine solche
ursprüngliche grosse Be-
deutung des Geruchssinnes für die Vita sexualis.
1. Die Existenz sogenannter „Parfümdrüsen" bei manchen Tieren
(Biber,
Moschustier u. a.) in der Nähe der Genitalien, denen nach Gustav
Kleins For-
schungen die „Glandulae vestibuläres majores" der weiblichen
Genitalien beim
Menschen entsprechen, deren Sekret in früherer Zeit ein
Anlockungsmittel für das
männliche Geschlecht war.
2. Die genitalen Riechstoffe (Sperma, Vaginalsekret,
Smegma) und die übrigen
erotisch wirkenden Gerüche, wie z. B. die Ausdünstung durch Schweiß,
gehören
alle zu ein und derselben chemischen Gruppe, der Capryl-Gruppe
(Zwaarde-
maker), ihre nahe Verwandtschaft beweist, dass sie in der Tat eine
natürliche,
biologische Beziehung zur Vita sexualis haben, während andere
Riechstoffe und
viele Parfüme nur eine künstliche Beziehung zur Sexualität haben,
die man sich
in ähnlicher Weise entstanden denken muss, wie die mannigfaltigen
Formen der
Kleidung im Laufe der Zeit eine sexuelle Wirkung erlangt haben.
3. Die von F Hess nachgewiesenen sogenannten
„Genitalstellen" der Nase (an
der unteren Muschel) beweisen ebenfalls den innigen Zusammenhang
zwischen dem
Geruchsorgan und geschlechtlichen Vorgängen. Sie unterliegen bei
sexuellen Er-
446
Der Geruchssinn in der Vitt, sexualis.
regungen, wie Beischlaf, Menstruation usw. gewissen
Veränderungen (Schwellung).
Auch im Folklore werden ja diese Beziehungen zwischen Nase und
Sexualität oft
zum Ausdrucke gebracht, z. B. in dem vielfach geäußerten Glauben von
der über-
mäßigen Geschlechtskraft großnasiger Individuen.
4. Die uralte Verwendung natürlicher und künstlicher
Riechstoffe als Aphrodi-
siaca und Mittel zur Hebung der Potenz und
5. Die Existenz eines isolierten sexuellen
Geruchsfetischismus können ab nicht
weniger wichtige Beweise für jene Beziehungen angesehen werden.
Endlich spielen 6. sogar auch abnorme Gerüche eine Rolle in
der Vita sexu-
alis, wie aus gewissen koprolagnistischen Prozeduren hervorgeht. Das
im Folklore
so reichlich vertretene Kapitel der „scatologischen" Neigungen
gehört hierher.
Im Hinblick auf diese Tatsachen ließen sich für
folkloristische Erhebungen
die folgenden Fragen formulieren:
Welche Anschauung herrscht über die sexuelle Bedeutung der
natürlichen Aus-
dünstungen ganz im allgemeinen?
Einzelner Körperteile im besonderen?
Und zwar і. der Genitalien?
a. der weiblichen?1)
b. der männlichen?
2. der Achselhöhlen?
3. des Kopfhaars?
4. anderer Körperteile?
Giebt es Ansichten über den Zusammenhang zwischen Haarfarbe
und erotischen
Gerüchen?2)
Existiert der Begriff eines „Odor di femina"?
Welche Rolle als erotisches Incitament spielt der Schweiß im
Folklore ? Werden
verschiedene Stämme oder Volksgruppen hinsichtlich des Geruches
voneinander
unterschieden, und hat das einen Einfluss in erotischer Beziehung?
Welche An-
schauungen herrschen über die sexuelle Bedeutung von Rassengerüchen?
Aphro-
disische oder auch anaphrodisische Wirkung solcher?*)
Gebrauch von Parfümen zu erotischen Zwecken? Und zwar
1. von Blumen?
2. von anderen natürlichen Riechstoffen?
3. von künstlichen Riechstoffen?
Werden bestimmte Körperteile parfümiert?
Werden Bestandteile der Kleidung parfümiert?
In welchen Kreisen werden Parfüme besonders gebraucht?4)
Gibt es eine medizinische Verwendung natürlicher oder künstlicher
Riechstoffe
zur Hebung der Potenz?
Spielen die sexuellen Gerüche eine Rolle im Liebeszauber?
1) Man erinnere sich z. B. hierbei an die kuriose
Einteilung der indischen
Weiber vorzugsweise nach dem verschiedenen Gerüche ihrer
Geschlechtsteile.
2) Z. B. schreibt man in gewissen Gegenden Frankreichs
den rothaarigen
Madchen eine besonders stark sexuell erregende Ausdünstung zu.
3) Wie des Negergeruches für Weiße.
4) Die Demimonde ist von jeher sehr parfümliebend
gewesen.
Der Geruchsinn in der Vita sexualis.
447
Wirkung derselben durch Vermittelung von Leibwäsche?
Gibt es Typen von Geruchsfetischist en ?l)
Kommt die sexuelle Osphresiologie in der Sprache und im
Aberglauben zum
Ausdruck?
Gibt es hierhergehörige scatologische Riten?
i) Ein klassisches Beispiel eines solchen aus südslavischen
Volksüberlieferungen
findet sich in der Erzählung No. 180 auf Seite 224 des ersten Bandes
unserer An-
thropophyteia. Hier wird der Mann nur durch den natürlichen Geruch
des
weiblichen Genitale sexuell befriedigt, der künstlich durch Parfüme
veränderte stößt
ihn ab. Übrigens ist er absoluter Geruchsfetischist, da der Geruch
ihm vollständig
den normalen Geschlechtsverkehr ersetzt.
Liebeszauber der Völker.
Eine Umfrage von William Godelück.
Eine besondere Fragestellung ist nur von Fall zu Fall im
Anschluss an eigene
Beispiele empfehlenswert, weil das Wort Liebeszauber einen weiten
Komplex von
Fragen in sich schliesst. Wir haben hier selbstverständlich nur jene
Fälle im Auge,
wo erotische und skatologische Umstände den Kern des Zaubers bilden.
Es sind
uns nicht blos Belege aus dem Volksleben, sondern auch aus der
Literatur er-
wünscht, die freilich gerade in der Hinsicht, nach der wir die
Umfrage anstellen,
aus bekannten Gründen sehr dürftige Angaben darbietet.
Italischer Liebeszauber. Ein im Elsass sich aufhaltender
Italiener aus
Calabrien bekam von seinem Schatz einen Brief, den ich dem des
Lesens unkun-
digen Empfänger, welcher mich vom Sehen kannte, vorlesen musste. Ich
glaube
mich keiner Verletzung des Briefgeheimnisses schuldig zu machen,
wenn ich aus
dem Inhalt erwähne, dass Schreiberin des Briefes den Empfänger ihrer
fortgesetzt
ungeminderten Zuneigung bis in den Tod versicherte. Als Beweis der
liebe war
der Briefbogen innerhalb des Umschlages mit Menschenblut versiegelt
und viermal
gefaltet. Schematisch dargestellt ergab sich etwa folgendes Bild:
А В C D war der Briefbogen,
J_l_b А А1 В В1 war die eine Faltfläche,
і l C C1 D D' war die untere Faltfläche,
В. A1«, /9В1 war die dritte Faltfläche,
a C1 D, ß war die vierte Faltfläche,
nun wurde А В a ß gefaltet, so dass А1 B1
Faltlinie war und D
X
C
3
J-L
...........]pt ebenso C D a ß, dass C!
D, Faltlinie war. A lag also bei а, В
bei ß, ebenso C bei a D bei ß. Alle mit |
| Ц || о о X X be-
) zeichneten Stellen waren Blutstellen. Nun war das
Schreiben
nochmals gefaltet, dass А1 C1 und B1
D1 sich berührten, also a ß
Faltstrich war. Auch hier waren nochmals Blutverschlüsse
angebracht.
Interessant wäre es, zu erfahren, ob ähnliche Liebeszauber
bekannt sind.
Vom Buchertische.
Jahrbuch ffii sexuelle ZwieeheNtufen, unter besonderer
Berücksichtigung
der Homosexualität. Herausgegeben unter Mitwirkung hervorragender
Autoren im Namen des wissenschaftlich-humanitären Komitees von Dr.
med. Magnus Hirschfeld. I.—VII. Jahrgang (9 Bände).
In bisher wenig gekannter oder doch geflissentlich verborgene Tiefen
des menschlichen Sexuallebens leuchtet diese nun schon im 7.
Jahrgang
vorliegende, von wissenschaftlicher Gründlichkeit, strenger Methode
und sozi-
aler Unerschrockenheit getragene Publikation hinein.
Wenn schon das sexuelle Problem im allgemeinen von falscher
Prüderie
und Tartufferic lange Zeit (und vielfach auch heute noch) so sehr
verpönt
war, daß es selbst strengster Wissenschaftlichkeit untersagt schien,
ihm näher
zu treten; wenn selbst die einfachen allmenschlichen Beziehungen
zwischen
Mann und Weib von hämischem Zelotentum und falschverstandener
Moralität
so sehr in die Finsternis verbannt, verschleiert, übertüncht, aller
Wahrheit
und Möglichkeit zum Trotz sogar weggeleugnet, wegerklärt, so zu
sagen aus
der sichtbaren moralischen Welt ausgestoßen und wegphilosophiert
wurden,
daß vor den asexuellen, kalten Auge dieser erkünstelten
Kastratenmenschheit
eigentlich nur mehr der einmalige Geschlechtsakt und zwar in der
Ehe,
und zwar zum „guten Zwecke" der Kindererzeugung, und zwar auch noch
er-
blinden mit einer bedauernden Gehärde über diese durch die
schmutzige Natur-
notwendigkeil gebotene „Erniedrigung der Seele durch das leidige
Fleisch,'*
gestattet war, so war noch in viel höherem Maße verpönt und als
schwärzeste
Frivolität gebrandmarkt jedes Aufdecken irgend welcher sexueller
Anomalien
für die man trotz ihrer Fülle und allgemeinen Verbreitung in
rührender Ver-
einfachung der Terminologie nur mehr zwei Worte übrig gelassen
hatte,
die gleichzeitig Bezeichnung, wissenschaftliche Erklärung und
sittliche Brand-
markung enthalten sollten, also nach gewohnter
moralisch-theologischer Me-
thode drei Fliegen auf einen Schlag schlugen : „Laster" und
„Schweinerei". —
Aber vor der ersten menschlichen Leiche an, die wieder vor einem ge-
spannten une1 über solche, nach damaligen
„Moralbegriffen" verpönte Hand-
lung, verblüfften Auditorium auf dem Seziertische des Amphitheaters
erschien,
ist der Forscher Schritt für Schritt in seine angestammten Rechte
getreten,
trotz Tartuffe und Bonze.
Der erste Schnitt des Btstourie in das Geheimnis der
menschlichen Leiche
ist zugleich der erste Spatenstich in das Neuland der
naturwissenschaftlichen
Kultur, das heute trotz aller noch aufsteigenden feindlichen
Unwetter die
Krause, Anthropophyteia. II. 29
450
Vom Büchertische.
erstell duftenden Blüten und nährenden Früchte trägt. Nunmehr
gibt es auch
keinen Aufenthalt mehr für den Forscher; er dringt vorwärts,
unbeirrt um
das Gezeter Jener, die über seiner Erfahrung jahrhundertealte
Irrtümer und
morsche Vorurteile (die sie übertünchend zu erhalten suchten)
staubaufwirbelnd
zusammenbrechen sehen. Lächelnd schiebt er zur Seite die
Warnungstafel
„Verbotener Weg!4 und trägt auch in jene dunklen Gründe
die leuchtende
Fackel des Wissens, wo noch genug „Mühselige und Beladene seines
Trostes
harren; eines Trostes und eines heilenden Verständnisses, das ihnen
die
Moralischen verweigerten, indem sie sie, wie einst die Aussätzigen,
hinaus-
stießen iii die Finsternis, wo „Heulen und Zähneknirschen ist/' Er
konnte
von diesem Geiste getragen das falsche, blecherne Feigenblatt mit
keusch-
männlichem, energischem Griffe von den Geschlechtsteilen reißen, das
Wort „Syphilis1* an Stelle von „Geheime Krankheit",
„Gottesstrafe", „Kains-
mal" setzen und den krankheitserregenden Bazillus im menschlichen
Körper
suchen, am Affen studieren (Roux Metschnikoff), den Menschen zu
heilen
versuchen statt zu verdammen und zu verbannen.
So konnte denn der Forschergeist auch vor der sexuellen
Anomalie
nicht Halt machen; so hat er in diesen Jahrbüchern zu dem
jahrhundertelang
verschlossenen Tore der Homosexualität sein „Sesam tu dich auf 1"
gesprochen,
um in die verborgensten Geheimnisse dieser seltsamen Richtimg des
Geschlechtstriebes hineinzuleuchten, mit wissenschaftlicher
Erkenntnis und
naturhistorisch-entwicklungsgeschichtlicher Erklärung.
Ausgehend von dem entwicklungsgeschichtlichen Grundgedanken,
daß
in der Natur nichts sprungweise vor sich geht, sondern in
unmerklichen über-
gangsstufen fortschreitet; fußend auf der Tatsache der bisexuellen
Uranläge
der Keimzelle legt Dr. Magnus Hirschfeld die Grundzüge seiner
wissenschaftlich wohl durchaus befriedigenden Theorie der sexuellen
Zwischen-
stufen dar und hiermit der Homosexualität als einer natürlichen
Entwicklungs-
varia ntc des normalen Geschlechtstriebes.
Rund um diesen festen Grundstock gruppieren sich eine Fülle
von Ar-
tikeln meist ebenfalls aus der Feder hervorragender Fachleute, die
teils dem
genaueren Ausbau der Haupttheorie dienen, teils vom Standpunkt des
Sozi-
ologen, des Psychologen, des Ethnographen, des Literaturhistorikers
das
Problem erweiternd und vertiefend betrachten, teils de lege ferenda
jene
der mittelalterlichen Unwissenheit und Unduldsamkeit entstammende
Gesetzes-
paragraphen bekämpfen (im D. R. Str. G. 175, im österr. Str. G. B.
129),
welche die durchaus unschädliche Betätigung eines angeborenen
Liebestriebes
mit infamierenden Strafen belegen, wie einst die immaginären
Verbrechen
der Hexerei, Ketzerei, Gotteslästerung mit dem Scheiterhaufen
bedroht waren,
der Hexerei, Ketzerei, Gotteslästerung mit dem Scheiterhaufen
bedrohten.
Für den Folkloristen erscheint die genaue Kenntnis dieses durch K r
a f f t
Ebing zuerst besprochenen, durch Hirschfeld und seine Zwischen-
stufentheorie aber erst in volles Licht gerückten Gebietes von hoher
Bedeu-
tung. Die Nennung einer Tatsache allein wird dies beweisen. Alle
sexuellen Ur-
teile und Vorurteile sind immer nur das Produkt einer bestimmten
Gesellschafts-
schichte, die Folge gewisser abstrakter Moral- oder Religionsideen,
die
von irgend einem Priester- oder Bonzenturn, irgend einem
Alterswunsche zur
Askese einzelner Gehirne entspringen. Das Volk fühlt sie immer nur
als ein
Vom Büchertische.
Joch, wenn es sie auch manchmal in blinder, unverständiger
Unterwürfigkeit
nachspricht, nachbetet und, ab und zu, auch äußerlich befolgt. Aber
in der
Praxis hat noch keine Moralphilosophie, und ob sie Jahrtausende
geherrscht
hätte, sexuelle Grundinstinkte ausgerottet, oder auch nur wesentlich
modi-
fiziert. Sie sind das eigentlich Bestehende, Ewige, Ureigene,
Unausrottbare.
Man mag sie mit den Schrecken der Teufelszange austreiben —: tarnen
usque recurrent. So findet man denn auch bei dem gemeinen Manne,
wenn
man ihn, was allerdings nicht leicht ist, dazu gebracht hat, sans
contrainte,
von der Leber weg, nach seiner eigensten aufrichtigsten Art zu
sprechen, gar
keine sexualmoraüschen Vorurteile. Sie sind, das müßte einmal
ehrlich er-
kannt werden, ein zweifelhaftes Privilegium der „höheren Stände,"
der „Ge-
bildeten"; jener, die die Freiesten der Freien sein sollten. Aber
freilich
der gemeine Mann ist dem „Herrn" gegenüber ängstlich und scheu. Die
Vorurteile die der „Pan" zu dem Gespräche mitbringt, die wird er in
den
Antworten des Muziks heraushören; denn der Muzik kennt den „Pan"; er
riecht sozusagen die Ehr -und Moralbegriffe des „Herrn" und spricht
sie
selbst, verschärft ihm gegenüber aus, schon aus Höflichkeit und um
nicht
als minderwertig und allzugemein von ihm verachtet zu werden. Er für
seine
Person ist eher geneigt, die Natur fromm so hinzunehmen wie sie ist,
ohne
sie korrigieren zu wollen. Er ist daher auejh oft unterrichteter
über sie als
der Herr, der so Vieles nicht wissen will, nicht wissen darf, weil
er es als
„schlecht", das heißt als mit seiner Moralschablone nicht
übereinstimmend aus
der Welt treiben, oder doch wegleugnen, ignorieren wül . Dem
gemeinen
Manne ist so oft durch seine' ungetrübte Naivität in Sexualibus mehr
Wissen-
schaft gegeben als dem Höhergebildeten, der zwischen iooo Schleiern
erzogen,
von iooo Beschränkungen verdorben ist, dessen sexuelles Begreifen
durch
die ihm von Kindesbeinen an aufgezwängten Scheuklappen der
schicklichen
Sittlichkeit beträchtlich getrübt und herabgemindert, oft auf das
allerkleinste
Maß des Unumgänglichen zusammengeschmolzen ist.
Dieses, ich möchte fast sagen pansexuelle naive Begreifen des
Volkes,
aller Völker, äußert sich aber gerade am kräftigsten im Folklore.
Wenn
irgend ein Forscher, so muß der Folklorist, wenn er wirklich auf das
Ganze geht, alles ausgraben, was vorhanden ist, alles hören, was das
Volk zu singen, zu sagen weiß oder wußte; wenn er vor allem das
Gesagte
richtig und unentstellt hören und verstehen will, ohne anderes
hineinzulegen
als was darin liegt; wenn er den richtigen Ursprung, dieerste,
wahrhafte Bedeu-
tung des Wortes, des Liedes, der ernstere und scherzhaften Erzählung
erfassen
will: dann muß er, trotz alles prinzipiellen etwa noch vorhandenen
Abscheus,
doch auch selbst sich auf diesen Standpunkt des allgeschlechtlichen
Begreif ens
stellen können und, was ihm an naiver Güte des Verständnisses oft
notge-
drungen fehlt, durch wissenschaftlich gründliches Wissen ersetzen.
Die ungeschminkte Wahrhaftigkeit der Aufzeichnung ist ja
gerade
eines der Grundprinzipien des Folkloristen ; um diese aber sowohl
bei der Auf-
zeichnung als auch besonders schon bei der Ausgrabung und
Nachforschung
selbst wahren zu können, dazu gehört tiefes Verständnis und
strengste Vor-
urteilslosigkeit.
Um auf das eigentliche Thema dieser Besprechung, die
Hirschfeld-
schen Jahrbücher für sexuelle Zwischenstufen, zurückzukommen, so ist
für den
29*
452
Vom Büchertische.
Folkloristen ganz besonders der darin geführte Nachweis von
Bedeutung,
daß die Homosexualität, die gleichgeschlechtliche Liebe, eben auch
die Be-
deutung und allgemein menschliche Verbreitung eines Grundtriebes
hat,
daß sie zu allen Zeiten, bei allen Völkern bekannt und verbreitet
war
und ist. Diese Erscheinung mußte sich nun auch im Folklore äußern;
und für einige Völker ist euch der Nachweis gelungen. Es wäre
wichtig und sicher möglich, ihn auch in viel größerem Maßstabe zu
führen.
Wenn dies bisher nicht geschehen ist, so kommt dies sicher daher,
daß der
Forscher wohl immer in dem bei dem bisherigen Stande der
Sexualwissenschaft
recht begreiflichen Vorurteil befangen ist, er könne, besonders beim
Volke,
und schon gar bei Naturvölkern, nur Heterosexualität finden; er
findet daher
auch nur diese. Wenn ihm aber im' Laufe der Arbeit Homosexuelles
auftaucht,
so hinderte ihn oft wohl mangelnde Kenntnis der Sache selbst, dieses
zu sehen,
oder auch ein durch jahrtausendelange Verurteilung in den höheren
Schichten
gezüchteter Abscheu, das Gefundene so zu buchen, wie er es fand. Nun
ist
die Frage der Homosexualität eine recht komplizierte, bei der so
manche
Varianten zu beachten sind, deren charakteristische Merkmale genau
gekannt
sein wollen Ein gegenseitig befruchtendes Zusammenwir-
ken des Folkloristen und des S e x u a 1 f o r s c h e r s
könnten
hier gewiß noch ungeahnte Schätze zu Tage fördern!
Es ist seltsam, wie bisher, teils durch Unkenntnis, teils
durch bewußte
vorgefaßte Meinung, glatteste Tatsachen gefälscht und weggeleugnet
wurden,
wie auf fast allen Gebieten der Forschung alles auf die
Homosexualität be-
zügliche geändert, purgiert, redigiert ist, wie die Forscher jeder
Nation es
lange als eine Ehrenpflicht betrachteten, ihre Nation wenigstens von
dem
„schmählichen Vorwurfe*' zu befreien, ab hätte sie in der Urzeit
gleichgeschlecht-
liche Liebe gekannt. Man denke zum Beispiel an die
Weginterpretierung der
allgemein anerkannten Berechtigung der gleichgeschlechtlichen Liebe
bei
den Griechen, ein taschenspielerisches Eskamotierungskunststück, das
Ge-
nerationen von Philologen einander wie ein, Arkanum vererbten : —
die Argurn
blicken abei einander an und lächeln ! — Ein .anderes interessantes
Beispiel sol-
cher Übertünchung und Entstellung ist der Fall iooi Nacht. Die neue
fran
Übertünchung und Entstellung ist der Fall iooi Nacht. Die neue fran-
zösische Übersetzung von M a d r u s ist in dieser Beziehung eine
wahre
Offenbarung: sie ist von homosexuellen Motiven förmlich
durchsättigt, wäh-
rend alle früheren in wohlwollender Anpassung an unsere
„Europäischen
Moral- und Kulturbegriffe" das peinliche Motiv sorgsam ausmärzten1),
wobei
allerdings so gut wie nichts von dem wirklichen Werke übrig blieb.
Aber
was kümmert dies den Moralisten envers et contre tout?!
Diese Ausgabe der „Mille nuits et vune nuit" zeigt
übrigens ganz
deutlich, daß auch die jetzt ältesten Manuskripte des großen
Sammelwerkes
eine Beschneidung im antiuranischen „europäschen" Sinne erfahren
haben,
wie einige ganz auffallend und verhältnismäßig auf wenige Zeilen
gekürzte
Erzählungen spezifisch und rein homosexuellen Inhaltes verraten.
i) Der ältere englische Übersetzer hat es auch nur in der
ersten, aus dem Buch-
handel zurückgezogenen, [mir übrigens nicht zugänglichen Ausgabe in
beschränktem
Maße gewagt, wortgetreu zu übersetzen; die weiteren Auflagen sind
auch wieder ad
usum delphini kastriert.
Vom Bücheitischc. 453
Um aber noch einen Fall aus unserer eigenen Vergangenheit
zu er-
wähnen^ so sei auf den Artikel „Spuren von Konträrsexualität bei den
Skan
dinaviern" im Jahrbuch IV. aufmerksam gemacht, in dem von einem nor-
wegischen Gelehrten gerade auf folkloristischer Grundlage die alte
Fabel,
als ob den germanischen Urahnen die Homosexulität unbekannt gewesen
v, äre,
widerlegt und sogar in das gerade Gegenteil verkehrt wird.
Diese wenigen Bemerkungen werden hoffe ich genügen, um den
Folklo-
risten von der Wichtigkeit des vorliegenden Werkes zu überzeugen. Um
aus der
Fülle des Bemerkenswerten einiges herauszuheben, seien neben den
Aufsätzen des
Herausgebers Dr. M. Hirschfeld, die, wie schon bemerkt, in
geschlossener
Form die medizinisch-physiologische Erklärung der
gleichgeschlechtlichen Liebe
suchen, die Aufsätze von Prof. Karsch über „Paederastie bei Tieren"
und
über „Homosexualität der Naturvölker" erwähnt; ferner verschiedene
wichtige
und umfangreiche Arbeiten Dr. Fr. v. Neugebauers über Zwitterbil-
dungen; Neue Studien auf dem Gebiete der Homosexualität von Krafft-
Ebing; Dr. L. S. A. M. von Römers wichtige Ausführungen über die
„Uranische Familie", über die Androgynische Idee des Lebens", worin
an
der Hand eines ungeheueren Materials der mannweibliche Charakter
aller
ältesten Gottheiten dargelegt wird, der indischen, griechischen,
semitischen,
germanischen, ägyptischen u. a.; von Suyewo Iwaya-Tokio über
„Nan Shok" (Päderastie in Japan), welche die seltsamsten
Enthüllungen über
die besonders im Süden Japans so ungneheuer verbreitete, als
historische Na-
tionaltradition aber vor dem Europäer sorgsam geheim gehaltene und
daher so
wenig gekannte Homosexualität der Eroberer von Korea; nicht zuletzt
aber
die alljährlich fortgesetzte Bibliographie der Homosexualität v o nN
u m a
Prätorius, welche in ihrer Gesamtheit ein umfassendes Kulturdokument
interessantester Art bildet.
Alles in allem sind diese Jahrbücher eine der wichtigsten
Erscheinungen
auf dem allmenschlichen Gebiete sexueller Erkenntnis, ein Werk, das
auf
dem Büchertische keines Gelehrten fehlen sollte, besonders aber für
alle
jene eine Quelle notwendigster Belehrung sein wird, die sich mit
allgemein
sozialen, künstlerischen und ethnologischen Forschungsarbeiten
befassen.
Karl Frhr. v. Levetzow — Charlottenburg.
Rudeck, Dr. Wilhelm: Geschichte der öffentlichen Sittlichkeit in
Deutsch»
land. Zweite, vermehrte und verbesserte Auflage mit 58
Illustrationen.
Berlin W. 30. H. Barsdorf. 1905. VII, 514 S. gr. 8°.
Das in schöner Sprache geschriebene Werk R u d e c k s
behandelt mit
Offenheit und ohne jede Ziererei das heikle Thema der öffentlichen
Sittlich-
keit in Deutschland, d. i. die Summe aller Sitten einer Zeit, in
denen Bezie-
hungen zum sexuellen Leben enthalten sind. Der Autor bespricht
zuerst
die öffentliche Sittlichkeit im gewöhnlichen Verkehr und zwar: Das
Bade-
wesen, die Prostitution, die Vergnügen und die Spiele, die
Stammbücher,
die Erziehung der Jugend, die Sprichwörter und die Volkslieder,
hierauf die
öffentliche Sittlichkeit bei Festen, den großen Festen des Jahres
und bei
der Hochzeit, dann die öffentliche Sittlichkeit im Rechte, und zwar:
den
Text der Rechtsbücher und die gesetzlichen Bestimmungen, und die
öffent-
liche Sittlichkeit in der Kirche, wobei die kirchlichen Skulpturen
und Bilder,
die Kirchenlieder, die Predigten, die Erbauungsschriften und die
religiöse
454
Vom Büchertische,
Volksliteratur ausführlich behandelt sind. Zum Schlüsse
schildert der Autor
die öffentliche Sittlichkeit in der Kirnst und Literatur, dabei
insbesondere
das Theater, die Flugschriften und die Polemik. Das Resume, zu dem
Dr. R u d e c k in seiner umfangreichen und gediegenen Arbeit kommt,
ist,
daß sich in der Geschichte der öffentlichen Sittlichkeit fast nur
politische,
ökonomische, dogmatische und ästhetische Momente ab wirksam erwiesen
haben, und daß sich auf dem Wege von außen nach innen, aus kleinen
An-
fängen heraus, immer stärker, analog dem persönlichen Schamgefühl,
ein
öffentliches Schamgefühl entwickelt hat. Der Autor sagt zum Schlüsse
noch,
daß mau heute durch die immer weiter reichende Bedeckung der
Sexualität
in der Öffentlichkeit der Betrachtung der Sexualität entwöhnt sei,
und daß die
Entwöhnung als Frucht das Gefühl für öffentlichen Anstand bescheert
habe.
Jedem Hauptteile ist eine Zeittabelle beigegeben, worin der
Werdegang
der öffentlichen Sittlichkeit in chronologischer Folge ersichtlich
gemacht
ist. Das Buch ist mit 58 seltenen Illustrationen ausgestattet und
mit zahl-
reichen Beilagen aus der einschlägigen Literatur versehen.
Der deutschen Lesewelt, die sich für kulturgeschichtliche
Studien in-
teressiert, besonders aber dem Ethnologen und dem Folkloristen sei
das
Buch aufs wärmste empfohlen, weil es eine grundlegende Arbeit für
die
Geschichte der öffentlichen Sittlichkeit und auch eine Fundgrube
vieler
wissenswerter Dinge ist. Der Preis des Buches beträgt 10 Mark.
Karl Reiskel.
Ploss, Dr. H.: Das Weib in der Natur- und Völkerkunde.
Anthropologische
Studien Achte umgearbeitete und vermehrte Auflage. Nach dem Tode
des Verfassers bearbeitet und herausgegeben von Dr. Max Bartels.
Mit u lithographischen Tafeln, dem Porträt des Herausgebers und
696 AbbUdungen im Text. I. B. XXXII, 939, II. B. VIII, 880, S. Lex.-
Form. Leipzig 1905. Th. Grieben's Verlag (L. Fern au).
Mit Rührung und Wehmut las ich das Vorwort, das Dr. Paul
Bartels zum Gedächtnis seines am 22. Oktober 1904 dahingeschiedenen
Vaters dem I. Band dieses Werkes vorausschickt. Als ich noch ein An-
fänger in der Volksforschung war und man sich um meine Sammlungen
und
Untersuchungen in den offiziellen und wissenschaftlichen Kreisen
noch so
gut wie gar nicht bekümmerte, suchte Ploss meine Freundschaft und
beschenkte mich mit seinen Büchern. Bartels, der sein Hauptwerk
weiter
ausbaute, pflegte auch die Beziehung zu mir und blieb bis zu seiner
Er-
krankung einer der aufmerksamsten und dankbarsten Leser meiner
folklo-
ristischen Schriften. Mit seinen Besprechungen in der Zeitschrift
für Ethno-
logie gab er mir oftmals einen Trost und Halt, wenn ich angesichts
der schmäh-
lichen vi rdächtigungen, die man von gewissen slavistischen
Seiten gegen
mich wegen meiner Beschäftigung mit bäuerlichen Überlieferungen
ausstreute,
fast verzager wollte. Um ihn dafür und für die mannigfachen
wissenschaft-
lichen Anregungen, die ich von ihm empfangen, zu ehren, widmete ich
ihm
und Dr. Max Höfler meine reifste kritische Arbeit — Die Volkskunde
in
den Jahren 1897—1902. Im Juni 1904 lud ich ihn ein, mit in die
Redaktion der
Anthropophyteia einzutreten. Zu meiner schmerzlichen Überraschung
eröff-
Vom Bûchertische.
nete er mir aber, er könne nicht mehr mittun, weil ihn seine
Kräfte verließen.
— Als Arzt sah er sein nahendes Ende voraus.
Bartels lebt aber in seinen Werken fort, denn sein Name und
seine
Leistungen wirken mit unverminderter Kraft befruchtend weiter.
An erster Stelle unter den Empfehlungen für die neue Auflage
des vor-
liegenden Werkes zitierte Bartels aus meiner Volkskunde die
Bemerkungen :
„Das berühmte Werk von Ploss über D a s W e і b liegt nun in der
siebenten
Auflage vor, die zugleich eine sechste Neubearbeitung von Bartels
ist.
Daß es ein fast neues Werk geworden, ist auf den Aufschwung der
Volks-
kunde zurückzuführen, von der Bartels den gründlichsten Gebruch zu
machen versteht. In den zwei Bänden ist der Stoff für rund 500 Mono-
graphien in nuce mit bewunderungswürdiger Kürze vereinigt, und
Anregungen
kann man daraus zu weiteren iooo Schriften gewinnen. B. ist ein
Forscher,
der mit unsäglichem Fleiße und mit scharfen Blicken des Arztes und
Ethno-
logen alles herausfindet, was die Einsicht in das vom Manne
verschiedene
Leben der Frau von der Geburt bis über das Grab (im Volksglauben)
vertieft.
In seinen Ausführungen zu den einzelnen Kapitelchen beschränkt er
sich mit
weiser Bedächtigkeit auf vorbereitende Erklärungen der folgenden
Angaben,
die er im Wortlaute beibringt und die' er überdies so anordnet und
verbindet,
daß sie häufig im Zusammenhange einander zur Erklärung dienen. Die
vor-
trefflichen Illustrationen sind mit reifstem ethnologischen
Verständnis aus-
gesucht. Kein Folklorist kann auf dieses Werk verzichten."
Die stärkere Empfehlung übersah er anzuführen, nämlich die,
daß meine
zwei Bücher „Streifzüge im Reiche der Frauenschönheit" und „Die
Anmut
des Frauenleibes" nichts anderes sind als eine Ausgestaltung seines
Ka-
pitelchens über Frauenschönheit. Die VIII. Auflage zählt bei 300
Seiten
mehr als die VII., doch kam B. nicht mehr dazu, von der nicht
unwesent-
lichen Bereicherung des Tatsachenstoffes meiner Bücher für die
Neuauf-
lage des seinigen einen Vorteil zu ziehen. Er fand auch nicht mehr
die
Muse, die gewaltigen Speicher der Folkloristen, deren Zeitschriften,
etwa
Folklore (London) das Journal of American Folklore, American
Antiquarian,
alle die 26 Riesenbände des Bureau of Ethnology, Pitres Archivio, G
а і -
doz's Melusine, die Revue des traditions populaires, die Wika.
die Zivaja
Starina, des Etnagraficeskoe Obozrenije und so manche andere
Zeitschrift
zu benützen, indem er sich auf die Bücherliteratur beschränkte. B.
ist ein
Denker und ein Meister in wissenschaftlichen Fragestellungen, aber
so manche
Frage, die er aufwirft, ist in den folkloristischen Zeitschriften
bereits ein-
gehend beantwortet worden, einige wenige Kapitelchen, wie z. B. das
über
absonderüchc Ehen wären in vorliegender Fassung gar nicht
erschienen.
Auch wäre das Versehen vermieden worden, das II. 144 steht, wo
Galizien
der südslavischen geographischen Provinz beigezählt wird. Das sind
Kleinig-
keiten, deren ich nur gedachte, um zu zeigen, daß ich auch die VI IL
Airflage
genau durchgeschaut habe. Es wäre zu wünschen, daß Dr. Paul Bartels
oder wer immer die IX. Auflage dieses Werkes vorbereitet, noch mehr
die
Folkloreliteratur heranziehe als dies bis nun geschehen. Es
verschlägt ja
nichts, wenn noch ein dritter Band hinzukommt, denn er wird jedem
hoch-
zukommen sein. „Das Weib" gehört zu jenen seltenen Werken der Welt-
literatur, derentwegen man die Sprache, in der es verfaßt worden,
lernen
456
Vom Büchertische.
muß, falls man fremdsprachig ist. Wir Deutschen aber dürfen
stolz darauf
sein, dal' wir uns mit seinem Inhalt ohne schwieriges Sprachstudium
ver-
traut machen können.
Krauss.
Die Perversen. Von Dr. Iwan Bloch. Pan-Verlag, Berlin 1905.
(Nummer 6
der modernen Zeitfragen; hrsg. von Dr. Landsberg) S. 42. gr. 8.
Die vorliegende Schrift umfaßt vier Abschnitte und enthält
Anmerkungen
über die Belege aus der einschlägigen Literatur. Der erste Abschnitt
handelt
von den Perversen, ihrer Definition und ihrer ubiquitüren und
omnitemporären
Erscheinung unter Hinweisung auf das römische Altertum und auf die
Inder
und die gesamte Folklore in Märchen und Liedern. Es wird darauf hin-
gewiesen, daß die Klagen über eine Zunahme der Unsittlichkeit gegen
früher
nicht begründet seien. Ferner wird die Liebe als ein Zentralproblem
des
menschlichen Daseins erklärt und das sexuelle Variationsbedürfnis
des
Menschen dargelegt. Auch ein zweites Ur- und Grundphänomen des
mensch-
lichen Geschlechtslebens, die sogenannten synästhetischen Reize und
das
Gesetz der sexuellen Äquivalente werden besprochen. Der Abschnitt
schließt
mit einem kurzen Exkurs über die erotische Literatur und Kunst,
deren Ver-
nichtung unmöglich sei und mit einem Hinweis auf die theologische
Sexual-
kasuistik.
Im zweiten Abschnitt wird von der Perversität und den
Perversionen
gesprochen, die ja in einzelnen Ansätzen bei fast allen Menschen in
ihrer
Vita sexualis vorkomme und es wird auch eine Erklärung der
geschlechtlichen
Anomalien gegeben. Daran schließt sich die Schilderung der Beziehung
der
Geschlechter, worin der Masochismus und Sadismus in allen ihren
Erschei-
nungen besprochen werden. Hierauf folgt die Besprechung der Frage
der
Homosexualität, wo auf die merkwürdige Tatsache der sogenannten
Bisexuali-
tät hingewiesen wird.
Der dritte Abschnitt legt die hedonistische Richtung der
Kultur und
Zivilisation dar, wobei auf das vergebliche Bemühen der Phantasie
und des
Intellekts, die allgemein menschliche Grundform des
Geschlechtstriebes
zu verändern und zu überwinden hingewiesen wird, auch die
Beziehungen
zwischen Religion und Vita sexualis werden erwähnt und der sexuelle
Fetischis-
mus und die Ursachen dieser Erscheinungen und Verirrungen werden be-
sprochen.
Der vierte Abschnitt handelt kurz von den Folgen der sexuellen
Per-
versitäten und wird darin die Homosexualität als ein Atavismus
verurteilt.
Zum Schlüsse wird als Problem der Zukunft die bewußte Gestaltung des
Liebeslebens nach der Gesellschaf,slehre, der Medizin, Hygiene,
praktischen
Philosophie besprochen und als Losungswort die „Einliebe"
hingestellt und
die Hoffnung ausgesprochen, daß die Bemühungen zur Veredelung des
Liebes-
lebens und für die physische Reinheit des Liebenslebens von Erfolg
gekrönt
sein werden.
In diesen vier Abschnitten sind viele neue Gedanken enthalten,
wie der
Satz, daß der Geschlechtstrieb als rein physische Funktion weder ein
Ver-
gleichungsobjekt noch ein Unterscheidungsmerkmal zwischen primitiven
und
zivilisierten Menschen bilde, und daß sich seine elementare Natur im
Verlauf
der Menschheitsgeschichte kaum verändert habe. Ferner, daß die
geschlccht»
Vom Büchertische.
457
lichen Verirrungen allein im großen und ganzen nur einen
geringen Ein-
fluß auf die Dekadence eines Volkes haben. Ebenso wird erklärt, daß
die
Tatsache der omnitemporären Natur des geschlechtlichen
Sinnengenusses
über allen Zweifeln erhaben sei.
Besondere Beachtung verdienen auch das Gesetz der sexuellen
Äquiva-
lente, der Anspruch auf das Recht der Erotik und der Hinweis auf die
Bisexualität, die psychische Hermaphrodisie und auf die
Gefährlichkeit
der Prostitution und insbesondere der Bordelle als Haupterzeuger der
sexuellen
Perversitäten und ferner die Verurteilung der Homosexualität, des
Uranismus
als etwas Rüchständiges, als einen Atavismus, der auf frühere und
primitive
Zustände in der Sexualität hinweist.
Die Homosexualität werde in den meisten Fällen erst nach der
Geburt,
in der Pubertät und auch erst viel später erworben, wobei auf die
europäischen
Diplomaten verwiesen wird, die in der Heimat als Weiberjäger
verrufen
waren und nach ihrer Übersiedlung echte Homosexuelle wurden.
Hervorzuheben wäre auch noch in der Broschüre des Dr. Bloch,
daß
die sexuellen Perversitäten durch häufige Wiederholung und
Angewöhnung
genau in derselben Weise zur Perversion werden, wie man durch
Gewöhnung
von Nikotin und Alkohol zum Nikotinisten und Alkoholisten werde und
die
große Mehrzahl der geschlechtlichen Verirrungen keine pathologische
Ur-
sachen habe und kein Symptom der Entartung und Überkultur sei.
Wichtig
sind auch die Aussprüche des Dr. Bloch, daß zur Entschleierung aller
Phäno-
mene des Geschlechtstriebes dem Arzte der Anthropologe, der
Ethnologe, der
Folklorist, der Kulturhistoriker und der Philosoph zu Hilfe kommen
müssen,
und daß die Sexualhygiene im physischen und geistigen Sinne ein
unabweis-
bares Bedürfnis der Zeit sei; denn hier helfe keine Predigt, hier
weise nur
Erkenntnis, Aufklärung, Geistesfreiheit den richtigen Weg. Der
Wahrheits-
mut, der Drang der wissenschaftlichen Erkenntnis auf dem Gebiet der
sexuellen
Fragen und Probleme gereiche unsrer Zeit zur größten Ehre und werde
von
den wohltätigsten segensreichsten Folgen für die Entwicklung unsrer
Kultur,
unsres Volkslebens begleitet sein. Zu erwähnen ist auch die schöne
Erklärung
der Zivilisation als Bestreben, die Lebenshaltung in hedonistischer
Richtung
auszugestalten.
Ob nun das am Schlüsse der Schrift verkündete hehre Ideal der
„Ein-
liebe' in» Sinne der höchsten Individualisierung der Liebe zwischen
einem
Manne und einer Frau sich später mal verwirklichen werde, das wird
die Zukunft lehren. Es wäre dabei zu erwähnen, daß die Psyche des
Weibes
noch nicht genügend erforscht ist, um mit Gewißheit voraussagen zu
können,
daß sich auch das echte Weib zu solch idealer Auffassung des
Liebesleben?
aufzuschwingen vermag. Die Lebenskünstler, die Herzensbrecher oder
„hom-
mes à femmes'4, die das weibliche Herz oft sehr genau
kennen lernen, sind
in ihren Aussprüchen über die weibliche Psyche pessimistisch. Auch
verdienen
die scharfsinnigen Untersuchungen und Beobachtungen über die
weibliche
Psyche in dem Buche des Dr. Weininger „Geschlecht und Charakter"
eine gewisse Berücksichtigung. Auffallend ist es auch, daß auch die
großen
Geister, als Dichter, Philosophen, Kirchenlehrer usw. in ihren
Urteilen und
Aussprüchen über das Weib pessimistisch sind. Die Belege hierzu
anzu-
458
Vom Büchertische.
führen würde zu weit führen und den Rahmen dieser Besprechung
über-
schreiten.
Dass der Mann sich zur idealen Liebe, wie sie Dr. Bloch
erträumt,
emporschwingen kann, beweisen die Troubadours und Minnesänger des
Mittel-
alters in der Blütezeit, und auch der Marienkultus der katholischen
Kirche,
der ein Produkt männlicher Schwärmerei ist.
Zum Schlüsse noch eine kleine Bemerkung: Die in der Schrift
des
Dr. Bloch angeführten Belege aus der erotischen Literatur sind ohne
nähere
bibliographischen Daten, so daß man sie schwer erfragen kann; denn
die
meisten sind ja Privatdrucke und auch nicht immer in den
einschlägigen Biblio-
graphien zu finden. Z. B. Laroques Voluptueuses sind in der 4.
Auflage \on
Gays Bibliographie nicht vollständig enthalten. Bei Dr. Bloch ist
man in seinen
Schriften bisher gewöhnt gewesen, genauere Daten über die
angeführten
Werke zu finden. t
Die Broschüre wird jedem, der sich mit Anthropophytie befaßt,
An-
regung und Belehrung gewähren.
Wien. K. L.
Bund für Matterschatz von Dr. phil. Helene Stöcker. Mit
Beiträgen
von Ellen Key, Lily Braun u. a. Panverlag. Berlin SW. 61.
Unter den Tageserscheinungen des Jahres 1905 verdient diese
Broschüre
besondre Aufmerksamkeit, denn sie zeichnet sich durch
Gedankenreichtum
und guten Stil aus. Das Ziel, dass sich die Autorin in ihrer Arbeit
gesteckt hat,
ist die Erneuerung der alten konventionellen Anschauungen auf dem
sexuellen
Gebiet, die Schaffung einer neuen sexuellen Ethik, wozu der neue
Bund
Mutterschutz und das von der Verfasserin gegründete Organ Mutter-
schutz, Zeitschrift zur Reform der sexuellen Ethik, dienen sollen.
Die
Aufgaben, die Helene Stöcker in ihrer Schrift diesem Bunde und der
Zeit-
schrift stellt, sind :
і. Die Erreichung wirtschaftlicher Selbständigkeit der
ehelichen und
unehlichen Mütter. 2. Schaffung von ländlichen und städtischen
Mutterheimen
für den Zusammenhang der Mütter mit ihren Kindern. 3. Die Umwertung
der
öffentlichen Meinung und die Umänderung der Rechtsbestimmungen, die
die Frau benachteiligen. 4. Die allgemeine Mutterschafts
Versicherung und
5. Die Aufhebung der sexuellen Sklaverei, die die sexuelle
Prostitution erlaubt
und die Mutterschaft gesunden Frauen unter Umständen verbietet.
Aus dem reichen Inhalte dieser geist- und gemütvollen Schrift
sind
noch einige Stellen hervorzuheben, die hiermit kurz angeführt
werden.
Die Ablehnung der alten Moral, die das Leben auf dieser Erde
nur
als einen peinvollen Prüfungszustand, die Menschen als ungehorsame
Sünder
und den Geschlechtstrieb als das Böse an sich auffaßt. Doch wäre man
der
alten Moral dafür dankbar, daß sie die Verinnerlichung des Menschen,
was
heute Seele genannt wird, hervorgebracht habe.
Nietzsche sei der Lehrer und Führer bei der Umwertung der
alten
konventionellen Anschauungen auf sexuellem Gebiete, wo alle
Wissenschaften
beim Suchen einer neuen Ethik zu helfen hätten. Die neue Ethik müßte
die
Menschheit aus den beiden Extremen, Reinheit, d. i. ohne Liebe leben
und Liebe, ein Laster zügelloser Ausschweifung, wo bei beiden die
Liebe,
die Sünde, das Böse ist, hinausführen. Die neue Ethik darf keine
düstre
Vom Büchertische
459
Lebensentsagung und keine rohe, genußsüchtige Willkür sein.
Die Liebe
wird nicht als Böses gebrandmarkt, und die Reform der sexuellen
Ethik möge
gleich beim Kinde beginnen, so daß der sich dunkel regende Trieb als
etwas
den Menschen eingeborenes, ab Naturnotwendigkeit, von ihm zu
beherrschen-
des und nicht als teuflische Macht, der das junge Menschenkind
hilflos gegen-
übersteht, erkannt wird. Ab Konsequenz dieser Anschauung wäre die
ge-
meinsame Erziehung der Knaben und Mädchen in der Schule und in der
Familie, so daß zwischen den heranwachsenden Geschlechtern ein
reichrer,
intimerer, idealer Verkehr, wie Kameradschaft, Freundschaft und
Liebe ent-
stehe, und daß Mann und Frau beide zu einem Berufe erzogen werden,
der sie pekuniär unabhängig von einander macht.
Die Autorin konstatiert, daß heute noch die traurigen
Kehrseiten eines
glücklichen Sexuallebens : Prostitution, Geschlechtskrankheiten,
Geldheirat und
Askese der Frauen herrschen, und daß es- nicht so die Zustände, die
Dinge an
sich sind, die Menschen glücklich oder unglücklich, stark oder elend
machen,
sondern eben unsre Wertung dieser Dinge.
Helene Stöcker zeigt dies bei der Besprechimg der
Prostitution, der
freien Liebe, der Stellung der Frau und der Entwicklung der Ehe, sie
ver-
weist auch auf das Studium der Urgeschichte und auf die Epochen des
Mutterrechts und des Vaterrechts und hebt die große Zahl der
unehlichen
Kinder in Europa hervor.
Die Autorin stellt auch dar, daß das Weib heute vier
Lebensmöglich-
keiten habe: i. Völlige Askese, 2. prinzipielle Abhängigkeit und
Unmündigkeit
in der Ehe nach dem Vaterrecht, 3. Schande der unehlichen
Mutterschaft und
4. Prostitution. Sie legt auch klar, daß die vom Staate anerkannten
Formen
des sexuellen Lebens, die Ehe und die reglementierte Prostitution
ihren
Zweck nicht erfüllen, woraus jedoch nicht die Auflösung der Ehe, der
Lebens-
gemeinschaft, der Familie, gefolgert werde, sondern daß die
Berufstätigkeit
der Frau, die pekuniäre Bewertung der hauswirtschaftlichen
Verwaltung in
der Ehe, die Anbahnung der staatlichen Mutterschaftsversicherung
notwendig
geworden sei, um die sittliche Grundlage zu schaffen, die unsrer
heutigen
ethischen Empfindung genügt. K. Reiskel.
Echtermeyer, Romulo: Der Theaterrüpel. Roman von — II.
Auflage.
Wien. 1895. Moderner Verlag. 336 S. 8°.
In Deutschland ist dieser Roman ab unsittlich verboten worden,
in
Osterreich kümmert sich um ihn weder der Staatsanwalt noch das
Publikum,
was den Verleger sehr schmerzt, und darum ersuchte er mich um eine
Be-
sprechung. Ob die ihm etwas nützen wird, möchte ich nicht behaupten.
Der Verfasser erzählt von einem berühmten und unglaublich viel
gelesenen
modernen Berliner realistischen Romancier, der durch seine Romane
kolossal
reich geworden ist und seine Studien als Hurengründer macht. Er
verführt
nämlich Mädchen und führt sie der höheren Prostitution zu. Seine
Frau
vertreibt sich inzwischen die ihr vom Ehegemahl eingerämte Muße mit
einem
Prinzen des Kaiserhauses. Der Romancier entdeckt in einem
Landstädtchen
ein noch nicht vierzehnjähriges Mädchen, das an völliger moral
insanity
leidet und er macht aus ihr erstens eine perfekte Schanddirne und
zweitens
eine phänomenale Künstlerin. Weil er sie zum Schluß aufgibt, endet
sie
•aus Verzweiflung durch Selbstmord. — Ein Schriftsteller von der
Art, wie
Vom Büchertische
ihn E. zeichnet, gehört nach meinen Erfahrungen zu den
Unmöglichkeiten in
der Literatur und in der modernen Gesellschaft. Der Theaterrüpel ist
da-
gegen in allen Schichten eine gewöhnliche, krankhafte Erscheinung.
Daß aber
eine solche Person, die offenbar schwachsinnig sein muß, eine
bedeutende
Schauspielerin werden könnte, wäre erst zu beweisen. Eine wahre
Künstlerin
hat mit ihrem Schönheitskapital ängstlich zu knausern und dabei
soviel zu
studieren, daß ihr beim besten Willen die Zeit abgeht, einen solchen
lieder-
lichen Lebenswandel, wie E.łs Theaterrüpel zu führen. —
Ansprechend sind
in dem Buche blos die Vorgänge in Berliner Nachtlokalen, wo sich die
mit
Geld versehenen Inwendiggeflickten nach ihrer Weise unterhalten. Das
ist
der berüchtigte Pfuhl der Sünde, der einem, der darauf ausgeht, in
jeder
Großstadt begegnen kann. Die Kenntnisse E.'s vom Geschlechtsleben
des
Weibes und des Mannes sind viel zu oberflächlicher Natur und darum
kommt
seinem Roman für unsere Studien ein sekundärer Wert zu.
Kra us s.
Die sexuelle Frage. Eine naturwissenschaftliche,
psychologische, hygienische
Studie für Gebildete von Professor Dr. August Forel. München 1905.
Ernst Reinhardt. VIII u. 587 S. mit 5 Tafeln, gr. 8°.
Auf dem Büchertische der Anthropophytie liegt ein großes neues Werk
über die sexuelle Frage, die von dem Professor Dr. med., phil. et
jur. August
Forel in wissenschaftlicher und doch gemeinverständlicher Form
behandelt wird.
In der Einleitung sind die verschiednen Arten, wie die
sexuelle Frage
behandelt wird, aufgezählt, und ist als Fundamentalsatz aufgestellt,
daß
beim Menschen sowie bei jedem Lebewesen die Fortpflanzung der Art
der
immanente Zweck einer jeden sexuellen Funktion, somit auch der
sexuellen
Liebe sei. Infolgedessen müsse die Menschheit für ihr Glück
wünschen, daß
ihre Fortpflanzung in einer Art geschehe, die ihre sämtlichen
physischen
und psychischen Eigenschaften, sowohl die Kraft und die körperliche
Gesund-
heit als auch das Gemüt, den Verstand, den Willen, die schöpferische
Phantasie,
die optimistische Liebe zur Arbeit, die Lebenslust und das soziale
Solidaritäts-
gefühl fortschreitend erhöhe. Somit müsse sich jeder Lösungsversuch
der
sexuellen Frage auf die Zukunft und auf das Glück unsrer Nachkommen
richten.
Das Thema ist in neunzehn Kapitel eingeteilt. In den ersten
fünf
Kapiteln werden die Fortpflanzung der Lebewesen, die Evolution oder
Des-
zendenzen (Stammgeschichte) der Lebewesen, die naturhistorischen
Beding-
ungen und der Mechanismus der menschlichen Begattung, die
Schwangerschaft
und die korrelativen Geschlechtsmerkmale, der Geschlechtstrieb des
Mannes
und des Weibes, der Flirt, die sexuelle Liebe und die übrigen
Ausstrahlungen
des Geschlechtstriebes in dem Seelenleben des Menschen behandelt. Im
6. Ka-
pitel wird die Ethnologie, die Urgeschichte und die Geschichte des
mensch-
lichen Sexuallebens und der Ehe nach Westermarck ausführlich
besprochen.
Im 7. Kapitel wird die sexuelle Evolution, die Philogenie und
die
Ontogenic des Sexuallebens mit Hinweisung auf das neueste Werk von
Richard Semon über die Mneme, das erhaltende Prinzip im Wechsel
des organischen Geschehens (Leipzig. W. Engelmann 1904) behandelt.
Das
8. Kapitel bespricht die sexuelle Pathologie, worin die Pathologie
der Ge-
schlechtsorgane im allgemeinen und die venerischen Krankheiten und
die
Vom Büchertische.
sexuelle Psychopathologie nach Krafft-Ebing gründlich und
streng
wissenschaftlich geschildert wird, so daß der gebildete Laie über
all' diese
Dinge vollkommen aufgeklärt wird. Das 9. Kapitel behandelt die
sexuelle
Frage in ihrem Verhältnisse zum Gelde oder zum Besitze, worin die
Geldehe,
die Prostitution, die Kuppelei, die Kokotten- und
Maitressenwirtschaft be-
sprochen werden. Die Kapitel 10, 11, 12. 13, 14, 15, 16, 17 und 18
handeln
von dem Einfluß der äußeren Lebensbedingungen auf das Sexualleben,
von der Medizin und dem Sexualleben, von der sexuellen Ethik oder
sexuellen
Moral, von der sexuellen Frage in der Politik, in der
Nationalökonomie und
in der Pädagogik, von dem Sexualleben und der Kunst und von der
Rolle
der Suggestion im Sexualleben und von dem Liebesrausche. Das 19.
Kapitel
enthält einen Rückblick und Zukunftsperspektiven und am Schlüsse ist
noch
eine Besprechung über Schriften von 13 Autoren über die sexuelle
Frage
mit einem Résumée darüber. Dem interessanten, schön geschriebenen
Buche,
das jedem Gebildeten zur Lektüre und zum Studium bestens empfohlen
wird
sind auch fünf Tafeln über die Fortpflanzung der Lebewesen und des
Menschen
beigegeben.
Der Schluß, zu dem der berühmte Gelehrte in seinem
umfangreichen
Werke kommt, läßt sich nach ihm in zwei Gruppen zusammenfassen,
innega-
tive und in positive Aufgaben.
Die negativen Aufgaben bestehen aus der Beseitigung der
direkten
oder indirekten Quellen sexueller Mißstände und entsprechender
sozialer Un-
sitten, als Bekämpfung des Mammonismus, Bekämpfung der narkotischen
Gifte als Genußmittel, die die Blastophtorie, die Keimverderbnis
verursachen,
die Aufhebung der sexuellen Sklaverei des Weibes, Bekämpfung des
mysti-
schen Aberglaubens, der religiösen Dogmen, des blinden
Autoritätsglaubens,
Schutz der Jugend gegen Erotismus und Pornographie, Kampf gegen die
pathologischen Ausartungen des Sexualtriebes, Erkenntnis und Abwehr
gegen
die Gefahren für die Kulturmenschheit durch die inferioren Rassen.
Die positiven Aufgaben sind die menschliche Zuchtwahl, so daß
sich
eine gute Qualität der menschlichen Keime bilde, und die
pädagogische
Reform auf sexuellem Gebiet, so daß schon in der Jugend der
Intellekt, die
Gefühle, der Wille und der Charakter, der Altruismus und die
Ästhetik
nach Möglichkeit geweckt werde.
Am Schlüsse seiner interessanten, geistvollen Abhandlungen
kommt
Professor Dr. F o r e l noch zu den Postulaten über die ideale Zu-
kunftsehe.
і Die Namensgebung nach der mütterlichen Linie.
2. Die Oberhoheit und die Vormundschaft der Ehefrau
über die Kinder,
solange sie es nötig haben. Mit Ausnahme der Fälle, wo die Ehefrau
ihr Mutterrecht verwirkt.
3. Die Ehefrau soll die Besitzerin und Oberleiterin des
Heimes sein.
4. So lange eine Ehe besteht, hat der Ehemann für
alles, was er für
die Familie leistet, den Anspruch auf Wohnung, Verpflegung und
häusliche Bedienung.
5. Trennung der Güter der Eheleute, so daß Erwerb des Mannes
und sein Privatvermögen ihm allein, so gut wie der Erwerb und das
фг
Vom Büchertische
Vermögen der Frau allein zukommt, ausgenommen die zu
leistenden
Beiträge für den Haushalt, die Verpflegung und Erziehung der
Kinder.
Die Bestimmungen 2 bis 5 sollen als gesetzliche Normen nur für
den
Fall gelten, als sich zwei Ehegatten nicht gütlich verständigen
können. Für
solche, die sich in Liebe und Eintracht verstehen, besteht kein
Hindernis,
das Zusammenleben nach freiwilliger Übereinkunft und eignem
Gutdünken
zu regeln.
Zum Schlüsse dieser Besprechung wird bemerkt, daß es bei der
Aus-
arbeitung einer neuen Auflage des großen Werkes von Prof. Forel not-
wendig sei, die Ergebnisse der folkoristischen Forschung zu
berücksichtigen,
so daß die sexuelle Frage durch die berufnen Männer der
medizinischen
und soziologischen Wissenschaften vollkommen erschöpfend behandelt
werde,
um eine für die Menschheit gedeihliche Lösung dieser Frage
herbeizuführen.
Karl Reiskeb
Schmidt, Richard, Liebe und Ehe im alten und modernen Indien
(Vorder-,
Hinter und Niederländisch-Indien). Berlin 1904, H. Barsdorf. 571 S.
gr. 8°. M. 10, geb. 11,50. Ich war daran, über dieses Werk für die
Anthropophytie eine besondere Anzeige zu schreiben, kam jedoch davon
ab, als sich an meine Besprechung in der Zeitschrift der Deutschen
Morgenländischen Gesellschaft (B. LIX. Leipzig 1905. S. 434—438)
unverhofft eine Diskussion anknüpfte, die freilich nicht in der
Öffent-
lichkeit zum Austrag gelangte. So muß ich sie denn zur Wahrung der
Freiheit in der Wissenschaft hier zur Sprache bringen und wiederhole
deshalb das angegriffene Referat mit einigen Kürzungen. —
Wenn wir es nicht schon wüßten, so erführen wir es mittelbar gleich
aus dem Vorworte, daß Schmidt Philologe ist und im Bannkreis der
Philologen steht. Er sagt nämlich, das Buch bedürfe dringend eines
erklären-
den, ja, beinahe entschuldigenden Vorwortes. Vor wem und wozu?! Vor
Leuten von naturwissenschaftlicher Bildung gewiß nicht, und was die
an-
deren meinen und sagen, daß muß unter allen Umständen dem Forscher,
der nur die Wahrheit und sichere Erkenntnisse sucht, völlig
gleichgiltig sein.
Zum Schluß des Vorwortes stellt Schm. seinen Kritikern die
Entscheidung
anheim, ob seine Auswahl aus der unendlichen Fülle der gefundenen
Tat-
sachen eine glückliche sei oder nicht, da ja die Kritiker klüger
sein müssen
als der Verfasser. Die Richtigkeit der Voraussetzung ist nicht
einwandfrei,
gewiß aber ist es, daß diesem Buche alle Eigenschaften eigentümlich
sind,
um den Leser klüger zu machen und seinen Verstand für die Erfassung
der
Erscheinungen des Geschlechtslebens zu schärfen. Ich nehme keinen
Anstand,
gleich zu bemerken, daß ich diesem Werke außerordentlich reiche und
er-
wünschte Belehrung verdanke, und daß man es voraussichtlich zu den
wich-
tigsten Handbüchern des Ethnologen rechnen wird, sobald man nur
einmal
die leider auch noch in wissenschaftlichen Kreisen hie und da immer
wieder auf-
tauchenden moralischen Bedenken gegen die Beschäftigung und
Erforschung
geschlechtlicher Verhältnisse als Äußerungen des Unverstandes und
der Un-
wissenheit überwunden haben wird.
Für den Anthropologen, Ethnologen, Folkloristen und
Kulturforscher
ist Schm/s Arbeit wegen der gewaltigen Menge darin aufgespeicherter,
sonst
Vom Büchertische
4б5
ist Schm.'s Arbeit wegen der gewaltigen Menge darin
aufgespeicheter, sonst
kaum zugängUcher, kritisch zuverlässiger Mitteilungen eine Fundgrube
be-
deutsamster Materialien. Es verschlägt hiebei wenig oder nichts, daß
Schm.
nur Philolog ist und den anderen Disziplinen nur als Lernender
gegenüber-
tritt. Darum fällt er mitunter Urteile, denen er unabsichtlich
selber den
Boden entzieht, indem seine darauffolgenden Angaben gerade zu
entgegen-
gesetzten Schlußfolgerungen hinleiten. Er behauptet z. B. auf S. 13:
„Wir
müssen immer wieder fest die Tatsache im Auge behalten, daß die
Inder die
Begriff des Obscoenen nicht gekannt haben". Gleich darauf bringt er
eine
Reihe sehr instruktiver Belege für schamlose Entblößungen zur
Verscheuchung
böser Geister bei, was doch unzweideutig beweist, daß den Leuten der
Be-
griff der Schamlosigkeit ganz klar ist.
Auf S. 9 meint Schm.: „Indien hat für viele, viele
Jahrhunderte keine
Geschichte!" Warum? „Weil es *&eln Ringen mit feindlichen Nachbarn
gab." Diese schulmäßige Auffassung von Geschichte hat in der
Ethnologie
keinen Halt. Für den Steuereinnehmer hat die blühende Flur keine Ge-
schichte, dem Pflanzengeographen jedoch enthüllt sie unendlich viel
wissens-
wertes. So auch Schm.'s Buch dem Ethnologen, der daraus zur Entwick-
lungsgeschichte der Menschen, nicht einiger Menschen (Rajas, Ge-
neräle, Mordbrenner, Henker usw.) vieles von Belang erfährt. Wäre
die
Geschichte greulicher Missetaten und blutrünstiger Schändlichkeiten
nicht
vollständig wertlos für die Ausbildung des Geistes, müßten wir an
allen
unseren Schulen die Geschichten der Chrowoten, wirkliche und von
krank-
haft aufgeregter Phantasie ersonnene, nach den Erzählungen der
chrowo-
tischen Akademiker Klaic und Smi&klas fleißig studieren. Damit aber
lockt
man keinen Hund vom Ofen, dagegen sind jedoch die Sitten und
Gebräuche
der unter der Beamtenherrschaft verendenden chrowotischen
bäuerlichen
Bevölkerung des Interesses aller Ethnologen der Welt ebenso sicher
wie
die der Inder,
Wie die der Inder, sage ich mit Nachdruck, und vielleicht um
etwas
mehr noch, denn die Chrowoten sind in manchen Stücken noch
primitiver
oder ursprünglicher in ihren Sitten und Gebräuchen als die Inder,
die uns
Schm. vorwiegend doch nur nach ihrer Kunstliteratur vorführt. Die
ist
freilich wesentlich verschieden von der unsrigen; denn sie wurzelt
im hei-
mischen Volkstum und in ihr gibt es allem Anschein nach, soviel ich
von
ihr verstehe, keine gähnende Kluft zwischen Kunstliteratur und
Folklore
wie bei uns. Unsere Literatur ist dem Gräzismus und Latinismus
verfallen
und bei uns mußten erst die Folkloristen die ungeschriebene
Literatur des
Volkes entdecken und zum Leben erwecken. Die Frage, ob die indische
Literatur anstößig, ob das Kamasutra ein unzüchtiges Buch sei oder
nicht,
rollt auch Schm. auf, sie ist aber vom Standpunkt des Folkloristen
aus kaum
eine wissenschaftliche Frage zu nennen. Schm. heisst Ramacandras
Rasika-
ranjana eines der wenigen unzüchtigen Bücher (der indisch. Lit.),
die er
kennt, und hält es für ein ziemlich junges Produkt der
Sanskritliteratur.
In der vorhandenen Fassung, die er i. J. 1896 verdeutscht herausgab,
mag
es jung sein, der Inhalt aber ist uralt und volkstümlich, wie
überall auch
unter den europäischen Völkern. Rätsel und Rätselfragen mit
doppelter
Lösung, einer sehr harmlosen und einer höchst anstößigen, sind z. B.
bei
4&4
Vom BtLchertische.
den Südslaven ungemein beliebt und ich habe in meiner Sammlung
genug
Beispiele davon aus dem Volksmunde.
Es ist auch unbillig, über die gesamte indische Literatur von
unserer
konventiooellen Moral der feinen Gesellschaft aus abzuurteilen und
zwar
schon darum nicht statthaft, weil wir die Nase einspannen müssen,
statt uns
zu Sittenrichtern der Inder aufzuwerfen. Alles, was uns Schm.
notgedrungen
und sehr verblümt von den Unzüchtigkeiten der Inder mitteilt, ist
viel-
leicht lange nicht so arg als was gewisse Moraltheologien frank und
frei
enthalten Erotischer Handbücher hat auch unsere deutsche Literatur
nicht
wenige. Auch „sie sind so streng wissenschaftlich, so staubtrocken,
daß
es schon kein Vergnügen mehr ist, sondern eine harte Arbeit, sich da
hin-
durchzuarbeiten". Von einem so entsetzlich unzüchtigen, nebenbei
bemerkt
literarisch keineswegs unbedeutenden Buche, wie es die „Sechs Wochen
Frauendienst" (1900, Milwaukee [sprich: Dresden]) ist, das eine
Schmach
der deutschen Sprache darstellt, weiß uns Schm. aus dem Bereiche der
indi-
schen Literatur nicht zu berichten. Auch hinsichtlich der Erzeugung
obszöner
Bilder übertrifft der Deutsche alle Völker, nicht bloß die Inder.
Unsere
deutschen Fabrikate wandern nach Frankreich und Rußland und gelangen
dann wieder mit ausländischer Marke versehen um teuerstes Geld zu
uns
zurück. Nui die Magyaren in Budapest konkurrieren erfolgreich mit
den
Deutschen. Die Dresdner Bilderbögen haben der Stadt Dresden im
weiten
Oriente und in Südamerika zu einer bösen Popularität verholfen.
So abstoßend diese Dinge auch sind ,so mußte ich mich als
Folklorist
doch damit eingehendst befassen, und auf Grund meiner seit mehr als
zwanzig Jahren eifrig gepflogenen Erhebungen unter den Slaven und
Deut-
schen kam ich zur Erkenntnis, daß den Völkern nur ein geringer
Bruchteil
der in der unzüchtigen Literatur dargestellten Obszönitäten
eigentümlich ist
oder gar als* Sitte und Brauch, die von Recht und Glauben abhängig
sind,
eigentümlich sein können. Die schroffe Beurteilung des
Sinnengenusses (S. 35
unten) nebei. tollster Sinnlichkeitswut ist ebensowenig speziell
indisch als
etwa slavisch, sondern rein menschlich, sie beweist für ein
Sondervolk gar
nichts. Man kann auf Grund der Schm.'sehen Arbeit behaupten, daß
auch
die Inder literarische Persönlichkeiten von der Art eines Marquis de
Sade,
Sacher-Masoch etc., aber in ihrer Weise, besessen, doch daß bei
ihnen eine
durch und durch unwahrhaftige Tugendheuchelei niemals so um sich ge-
griffen wie bei uns, sondern daß sie allezeit auch den Machwerken
der lüstern-
sten und verlottertsten Skribenten gegenüber ihre heitere Gemütsruhe
zu
bewahren verstanden haben.
Mir sind in Wien vier Privatbibliotheken zugänglich, deren
Besitzer
alle Novitäten der erotischen, zeitgenössischen Literatur sammeln.
Käme eine
dieser Bibliotheken einem indischen Germanisten in die Hände, er
schriebe
daraufhin über unsere sittliche Verkommenheit ein Buch, wonach man
uns
ab den Auswurf aller Abscheulichkeiten betrachten müßte. Für die
Volks-
forschung wäre die Mühe des Inders unnütz; denn alle die Erfindungen
er-
lauben keinen Rückschluß auf unser Volksleben. Was uns dagegen Schm.
in seinem Buche beibringt, ist zum größten Teil eine Bereicherung
durch
Erweiterung und Vertiefung unserer Kenntnisse, und daß alles echt
ist,
braucht uns kein Philolog zu beglaubigen, denn wir haben als
Folkloristen
Vom Büchertische.
465
verläßlichere Kriterien zur Prüfung der Echtheit, indem wir
seine Mit-
teilungen mit unseren eigenen Ermittlungen vergleichen. Was er von
den
Indem sagt, ist gar nicht so schlimm, als ein Laie vermeinen könnte.
Zwischen
seinen Angaben und meinen in der Anthropophyteia zum Teil schon ver-
öffentlichten Erhebungen herrscht vollste Übereinstimmung des
Völker-
gedankens, die soweit geht, daß sich manche Äußerungen fast wörtlich
decken,
obwohl eine Entlehnung naturgemäß ausgeschlossen ist. In manchen
Dingen
sind die Inder, in manchen wieder die Südslaven ursprünglicher oder
voll-
vollständiger.
Schm. gliedert seinen Stoff in 6 Abschnitte: Psychologie des
Sexuellen
in Indien; Die Liebe in Indien; Physiologie des Sexuallebens in
Indien; Ehe
und Hochzeit im alten und modernen Indien; Embryologie,
Schwangerschaft
und Geburt, Die Prostitution. Ein gutes Sachregister schließt das
Buch ab.
Schm.'s Werk zählt zu jenen Schriften, die eine neue Disziplin
einleiten,
weil sie durch den Stoff, dessen Wert bleibender Natur ist, den
Gesichtskreis
der Forschei erweitern. Es ist nicht bloß ein herrliches Zeugnis
unermüd-
lichen deutschen Gelehrtenfleißes, sondern auch männlichen Mutes,
der kühn
um der Wissenschaft willen die Wahrheit zu suchen und zu finden
weiß.
Friedrich S. Krauß.
Darauf erschien aus der Feder eines Ungenannten in der
Kölnischen
Volkszeitung vom Samstag, den 15. Juli 1905 nachfolgende Glosse, die
mir
die Redaktion selber zusandte, offenbar in Erwartung einer Antwort
von mir:
Zu den Sittlichkeitsbestrebungen. In der Zeitschrift der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, 59. Band S. 434 ff., ist
ein kultur-
geschichtliches Werk besprochen von Richard Schmidt: Liebe und Ehe
im
alten und modernen Indien. Es ist eine wissenschaftliche Arbeit, die
als
solche auch verdientermaßen anerkannt wird. Der Rezensent Frie*
drich S Krauß meint nun freilich, daß die indische Literatur in
diesem
Stück auch nicht schlechter abschneidet als das europäische
Schrifttum, und
hält die schroffe Beurteilung des Sinnengenusses neben tollster
Sinnlichkeits-
wut für „ebensowenig speziell indisch, als etwa slavisch, sondern
rein mensch-
lich" und meint, sie beweise für ein Sondervolk gar nichts. Die
Inder werden
belobt, daß bei ihnen eine „durch und durch unwahrhaftige
Tugendheuchelei
niemals so um sich gegriffen, wie bei uns." So viel, um den
Standpunkt des
Rezensenten zu charakterisieren, mit dem wir nicht in allem
einverstanden
sein können. Seine Besprechung enthält aber zwei Stellen, die, als
nackte
Tatsachen, die Bestrebungen des Kölner Sittlichkeitskongresses
glänzend recht-
fertigen. Die eine S. 437 : „Mir sind in Wien vier
Privatbibliotheken zugäng-
lich, deren Besitzer alle Novitäten der erotischen zeitgenössischen
Literatur
sammeln. Käme eine dieser Bibliotheken einem indischen Germanisten
in
die Hände, er schriebe daraufhin über unsere sittliche Verkommenheit
ein •
Buch, wonach man uns als den Auswurf aller Abscheulichkeiten
betrachten
müßte." Freilich meint der Rezensent, daß daraus dennoch kein
Rückschluß
auf unser Volk erlaubt sei. Wir meinen das Gegenteil. Die andere
Stelle
hat noch den intimen Reiz, daß manchen Herren, die sich im Eifer,
uns armen
Remlingen das Evangelium zu bringen, gar nicht genug tun könnne, ein
lohnen-
des Arbeitsgebiet in nächster Nähe zugewiesen wird. Sie lautet S,
236:
„Von einem so entsetzlich unzüchtigen, nebenbei bemerkt literarisch
keineswegs
Krauss* Anthropophyteia. II. 30
4<56
Vom Büchertische.
unbedeutenden Buche, wie es die sechs Wochen Frauendienst
(1900, Mil-
waukee [sprich. Dresden]) ist, das eine Schmach der deutschen
Sprache
darstellt, weiß uns Schm. aus dem Bereiche der indischen Literatur
nicht zu
berichten. Auch hinsichtlich der Erzeugung obszöner Bilder
übertrifft der
Deutsche alle Völker, nicht bloß die Inder. Unsere deutschen
Fabrikate
wandern nach Frankreich und Rußland und gelangen dann wieder mit
aus-
ländischer Marke versehen um teuerstes Geld zu uns zurück. Nur die
Magy-
aren in Pest konkurrieren erfolgreich mit den Deutschen. Die
Dresdner
Bilderbogen haben der Stadt Dresden im weiten Oriente und in
Südamerika
zu einer bösen Popularität verholfen." Wenn auch, wie bereits
gesagt, der
gelehrte Folklorist, der diese Zeilen schrieb, keine weitgehenden
Folgerungen
für das Volksleben aus diesen Tatsachen zieht, so ist das eben eine
Ansicht.
Auch wir haben eine von der Sache und finden sie bedenklich. Wir
müssen
angesichts dieser Fakta wieder und wieder sagen: Wer den
Sittlichkeits-
bestrebungen Steine in den Weg wälzt, sündigt am sittlichen Mark des
Volkes-
und der Ehre des deutschen Namens vor dem Auslande.
Meine Erwiderung lautete :
An die verehrliche Redaktion der Kölnischen Volkszeitung
in Köln.
Sehr geehrte Redaktion!
Für die freundliche Zusendung eines Exemplars Ihrer
Abendausgabe-
nummer vom 15. d. M., Nr. 579, in der Sie unter dem Schlagworte:
,Zu den Sittlichkeitsbestrebungen* meines Referates über das Werk
R. Schmidts über „Liebe und Ehe in Indien" gedenken, sage ich Ihnen
besten Dank. Erlauben Sie mir zu dem Bericht einige Bemerkungen mit
der
Bitte um Abdruck dieser Zeilen.
Mit jenen Bestrebungen des Sittlichkeitskongresses, die auf
Eindäm-
mung der Hochflut sittenverderblicher Schundwerke abzielen, weiß
sich aucb
der Volksforscher einig, aber der Kongreß hätte die Religion dabei
voll-
kommen außer Spiel lassen sollen. Einige der Wortführer machen es
wesent-
lich nicht anders als wie der chrowotische Volksschullehrer in P.,
der einen
krätzigen Jungen niederwerfen und ihm auf das entblößte Gesäß zwölf
scharfe
Rutenstreiche aufzählen ließ bis der Junge bewußtlos und
blutüberströmt
dalag. Damit war der Knabe freüich der Krätze nicht ledig geworden.
Die
Bekämpfung der Schundliteratur ist nicht Sache irgend welcher
Geistlich-
keit, sondern Aufgabe der Gesundheitsämter. Mit Strafen ins Blaue
hinein
kann man die obszöne Literatur ebensowenig als den Alkoholismus
wirksam
bekämpfen. Nur gediegene Volksbildung und rücksichtslose Aufklärung
über
die Schäden der vorhandenen Übel kann eine Abhüfe schaffen. Um aber
die gegenwärtigen Zustände in Brauch, Sitte und jeder Art von
ÜberUeferung
gründlichst zu erkennen, unternahm ich im Verein mit noch sieben
anderen
Gelehrten, von denen einige einen Weltruf genießen, die Herausgabe
der A n -
thropophyteia, von Jahrbüchern für folkloristische Er-
hebungen und Forschungen zur Entwicklungsgeschichte
der geschlechtlichen Moral. Ohne genaueste Kenntnis des Tat-
sachenmateriales vermag man sich kein richtiges Urteil über Ursachen
und
Wirkungen von Erscheinungen des Volks- und Völkerlebens zu bilden.
Wenn.
Vom Büchertische.
467
irgend ein Unternehmen, so steht dieses völlig im Dienste
wahrhaft sittlicher
Bestrebungen. Es ist nur für Forscher bestimmt und wird unter den
strengsten
Vorsichtsmaßregeln ausgegeben. Die fachwissenschaftliche Kritik des
In-
und Auslandes sprach sich darüber äußerst rühmend aus, dagegen fand
es
ein Kölner Herr, der sich in Anonymität hüllt, mit seiner Ehre
vereinbar,
sich auf hinterlistige Weise in den Besitz eines Exemplars der
Anthropophytie
zu setzen, und gleich einem Gesinnungsgenossen in Jena, eine Anzeige
gegen
die Herausgeber zu erstatten. Der Schimpf bleibt auf den
Denunzianten haften,
die Forschern ein Bein stellen wollten. Daß wir nach dieser
Erfahrung vom
Kölner Kongreß nicht sehr erbaut sind, bedarf keiner weiteren
Erläuterung.
Wir sind nämlich der begründeten Meinung, die Herren sollten
zunächst an
der Hand der Anthropophyteia die gesellschaftlichen Probleme des
Geschlechts-
lebens erkennen lernen, ehe sie sich zu Richtern über Volks- und
Menschentum
aufwerfen. Ohne richtige Diagnose gibt es keine wissenschaftliche
Heilkunst.
Die Herren vom Kölner Kongreß sollen es nicht so treiben, wie jener
chrowo-
tische Knabenschinder und auch nicht so wie die H eilkräutierinnen,
die sich
über die studierten Ärzte das Maul zerreißen. Ich wiederhole die
Schlußworte
Ihres Berichterstatters in der erwähnten Nummer: „Wir müssen
angesichts
dieser Fakta wieder und wieder sagen: Wer den
Sittlichkeitsbestrebungen
Steine in den Weg wälzt, sündigt am sittlichen Mark des Volkes und
der Ehre
des deutschen Namens vor dem Auslände."
Wien VII/2, Neustiftgasse 12, am 17. Juli
1905.
Dr. Friedrichs. Krauß.
Am 21. Juli erhielt ich diese Entgegnung zurück und
dazu nachstehenden
Brief:
Köln, 19. Juli 1905.
Geehrter Herr
Unter bestem Dank für die gefl. Übersendung der anliegenden
Arbeit
betr. Sittlichkeitsbestrebungen
teilen wir Ihnen ergebenst mit, daß die Redaktion von der
Veröffentlichung
in der Kölnischen Volkszeitung absehen möchte, da sie bei der
Aufnahme
gegen die Ausführungen Stellung nehmen müßte und deshalb glaubt, daß
Sie unter diesen Umständen auf den Druck verzichten.
Hochachtend
Verlag der Kölnischen Volkszeitung.
LV. Hölscher, Red.-Sekr,
Einlaufe.
Karsch-Hadek, F.: Beruht gleichgeschlechtliche Liebe auf
Soziabilität? Eine
begründete Zurückweisung. München 1905. Seit z und Schauer.
57 S. gr. 8 0.
Ran, Hans: Beiträge zu einer Geschichte der menschlichen
Verirrungen. В. I.
Die Religion. Die Verirrungen in der Religion. Leipzig
1905. Leipziger
Verlag. XVIII, 456 gr. 8 0.
Dflhren, Dr. Engen: Der Marquis de Sade und seine Zeit. Ein
Beitrag zur
Kultur und Sittengeschichte des 18. Jahrh. Mit
besonderer Beziehung
auf die Lehre von der Psychopathia sexualis. 3. Aufl.
Berlin 1901.
H. Barsdorf. X. 537 S.8°.
30*
468
Vom Büchertische.
Hagen, Dr Albert: Die sexuelle Osphresiologie. Die Beziehungen
des Ge-
ruchssinnes und der Gerüche zur menschlichen Geschlechtstätigkeit.
Char-
lottenburg 190. H. Barsdorf, IV, 290. S. 8°.
Dtthren, Dr. Engen: Das Geschlechtsleben in England. Mit
besonderer Be-
ziehung auf London. I. Die beiden Erscheinungsformen des
Sexuallebens.
Die Ehe und die Prostitution. Charlottenburg 1901. H. Barsdorf.
VIII, 415. 8 0.
Stern, Bernhard: Medizin, Aberglaube und Geschlechtsleben in
der Türkei.
Mit besonderer Berücksichtigung der muslimischen Nachbarländer und
der ehemaligen Vasallenstaaten. Eigene Ermittlungen und gesammelte
Berichte В. I. 437, В. IL 417. gr. 8°. Berlin 1903. H. Barsdorf.
Rosenbaum, Dr. Julius: Geschichte der Lustseuche im Altertume
nebst aus-
führlichen Untersuchungen über den Venus- und Phalluskultus, Bor-
delle, Nousostheleia der Skythen, Paederastie usw. usw. 7 revid. u.
mit
e. Anhang vermehrte Auflage. Berlin 1904. S. 435 gr. 8°. H. Bars-
dorf.
Im Archiv für Kriminalanthropologie und Kriminalistik von
Prof. Dr.
Hans Gross bespricht Herr Dr. Albert Hellwig das Werk:
„Anthropophyteia". Jahrbücher für folkloristische Erhebungen
und Forschungen zur Entwicklungsgeschichte der ge-
schlechtlichen Moral, herausgegeben von Dr. Friedrich S. Krauss.
I. Bd. Südslavische Volksüberlieferungen, die sich auf den Ge-
schlechtsverkehr beziehen. I. Erzählungen. Gesammelt, verdeutscht
und erläutert von Dr. Friedrich S. Krauss. Leipzig, Deutsche
Verlags-Aktien-Gesellschaft 1904. — (Privatdruck. Nur für
Gelehrte,
nicht für den Buchhandel bestimmt.) — XXI u. 530 S. gr.
8. M. 30.—
Wie schon der Name des Herausgebers für jeden Kundigen
verbürgt, handelt es
sich hier um ein wissenschaftliches Werk ersten Ranges, um einen
grundlegenden
Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der sexuellen Moral, die auch uns
Kriminalisten in ganz besonderem Maße interessiert. Jedem Mißbrauch
dieses Werkes zu
andern als rein wissenschaftlichen Zwecken ist von vornherein
dadurch vorgebeugt, daß
das Buch im Buchhandel nicht erhältlich, sondern nur für Gelehrte
bestimmt ist.
Dies Buch an dieser Stelle in seinem ganzen Umfange zu
würdigen, ist unmöglich:
Denn ebenso bedeutsam wie für den Kriminalisten ist es für den
Philologen, den Medi-
ziner, den Folkloristen und den ethnologischen Juristen. Es kann
sich nur darum handeln,
hier die Bedeutung des Buches für die Kriminalistik kurz anzudeuten.
Auch in der Kriminalistik wird die historische und die
ethnologische Methode eine
bei weitem größere Anwendung finden müssen, als es heutzutage
geschieht. So wird
man nur durch Heranziehen der primitiven Sittlichkeitsbegriffe ein
volles
Verständnis unserer heutigen brennenden Fragen des Sexuallebens
erlangen
können. Sehr schön äußert sich hieiüber der bekannte amerikanische
Ethnologe, Professor
Boas, dem vorliegender Band gewidmet ist, in einem Brief an Krauss
folgendermaßen:
„Sitten, Bräuche, Denkformen, ethisches Bewußtsein einer jeden Zeit
fußen auf Über-
lieferten Kulturformen. Keinem unter uns ist es gegeben sich frei zu
machen von dem
Bann, in den uns das Leben eingeschlossen. Wir denken, fühlen und
handeln getreu der
Oberlieferung, in der wir leben. Das einzige Mittel uns zu befreien,
ist die Versenkung
in ein neues Leben und Verständnis für ein Denken, ein Fühlen, ein
Handeln, das nicht
auf dem Boden unserer Civilisation erwachsen ist, sondern das seine
Quellen in andern
Kulturschichten hat So dürfen wir hoffen, bei umfassender Rundschau
einen Einblick
in die geistigen Quellen unseres Seelenlebens zu gewinnen.u
Dieser Gedankenkreis ist dem ethnologisch Gebildeten so
vertraut, die Herausgabe
eines Buches über die Sexualsphäre der Südslaven erscheint nur von
diesem Standpunkt
aus so verdienstlich, daß man es für überflüssig halten sollte, die
Herausgabe eines
solchen Buches zu rechtfertigen. Und doch muß Krauss, der uns schon
durch sein
umfangreiches Werk über „Die Zeugung in Sitte, Brauch und Glauben
der Südslaven"
als ernster und glücklicher Erforscher des Sexuallebens bekannt ist,
dies in seinem Vor-
wort tun: „Wer sich in unserm Sonderfalle über das Widerwärtige und
Ekelerregende
der geschlechtlichen Vorgänge entrüstet und sich der Beschäftigung
mit ihnen schämt,
der gleicht dem Mediziner, der ans Abscheu am Seziertisch nicht
arbeiten mag, der ist
nicht reif für die Volksforschung. Volksforscher sind keine
Salonhelden, keine Ästhe-
tiker und keine Sittenrichter, sondern Sittenergründer. Wer uns
darum verdächtigt, be-
weist nur, daß Ziele und Zwecke der Wissenschaft ein
undurchdringliches Geheimnis für
47°
Rezensionen.
seinen Geist und Verstand geblieben sind." Das mögen sieb die
gesagt sein lassen,
welche sich nicht entblödet haben, einen Mann wie Krauss, dessen
edle und wahrhaft
vornehme Denkungsart ein jeder zu schätzen weiß, der das Glück hat,
mit ihm personlich
bekannt zu sein, wegen eines solchen Buches anzufeinden und der
Staatsanwaltschaft zu
denunzieren. Wir hoffen von dem gesunden Sinn unserer Justiz, daß
sie den Einflüste-
rungen dieser würdigen Vertreter der lex H ein z e kein Gehör
schenken wird. Denn es
wäre wahrlich eine Schande, wenn ein derartiges wissenschaftliches
Werk im Lande der
Denker konfisziert werden sollte, während gemeine obseöne Literatur
und Bilder unter
den Augen der Polizei offen feilgeboten werden.
Doch nun zur näheren Würdigung des Buches 1 Methodologisch von
großer Be-
deutung ist, daß Krauss nicht etwa nach derlei obseönen Geschichten
gefragt habe, daß
alle diese Erzählungen und Schnurren vielmehr in seiner Gegenwart
und vielfach auch
ganz ungeniert in Gegenwart von Frauen und Mädchen erzählt sind, daß
sie Krauss ent-
weder hierbei unauffällig aufzeichnen, oder sich die Erzählung
wiederholen und in die
Feder diktieren ließ.
Der vorliegende Band enthält u. a. „Einige Bräuche und
Anschauungen
über den Beischlaf" (p. i—10); „Die Ausübung des Beischlafes (im
Sprach-
gebrauch)'1 (p. 10—37); „Von der Ausübung des
Geschlechtsaktes11 (p. 175
—224); „Von der Befriedigung des Geschlechtstriebes durch die Macht
der
Einbildung" (p. 224—232); „Von der Zeitehe des Schwiegervaters mit
der
Schwiegertochter und von der Vielmännerschaft" (p. 255—282); „Von
der
gastlichen Prostitution" (p. 282—314); »Von der Blutschande" (p.
314—326);
„Der Mann der Verführer" (p. 326—367); „Von vergewaltigten Mädchen
und Frauen" (p. 367—379); „Von den Frauen gewaltigem
Geschlechtstrieb"
(P« 379—447); »Von Ehebrecherinnen" (p. 447—507). Dazu kommen noch
zwei
dankenswerte Umfragen über „Erotische Tätowierungen" (p. 507—514)
und
„Weiberleiberhandel in unseren Tagen" (p. 514—518). Den Schluß
bilden noch
Rezensionen einiger neuerer Schriften über die Sexualsphäre.
Ein näheres Eingehen auf Details verbietet die Natur des
Stoffes. Nur ein Beispiel
möchten wir herausgreifen, welches klar die von uns schon des
öfteren hervorgehobene
Bedeutung der Volkskunde auch für die praktische Rechtswissenschaft
zeigt. Dieser aktenmäßige Fall findet sich auf S. 376f. Anm.
folgendermaßen geschildert:
„Kennt ein Richter die höhere Macht des Geschlechtstriebes nicht,
oder vollends nicht
das Gewohnheitsrecht, so trifft er mit seinem Urteil nicht immer die
richtige Entscheidung.
Vor zwölf Jahren vermittelte ich einmal als Gerichtsdolmetsch beim
k. k. städt deleg.
Bezirksgerichte Ottakring in Wien in der Klage einer jungen
Krainerin, einer Slovenin,
gegen ihren Landsmann, der sie im Hotel vergewaltigt hatte. Der
Richter fällte einen
Freispruch mit der Begründung, daß ein Mädchen, das einem jungen
Manne in ein Hotel-
zimmer folge, nicht vergewaltigt werde, da sie doch wüßte, was ihr
bevorstehe. Diesmal
verhielt sich der Fall ganz anders. Das Mädchen kam nach Wien,
um-einen Dienst zu
suchen. Da sie des Deutschen nicht mächtig war, wandte sie sich an
den Krainer,
machte ihn durch ein Geschenk — das war in den Augen des Richters
ein erschwerender
Umstand gegen die Klägerin — zu ihrem Wahlbruder, damit er ihr einen
Dienst ver-
mittle. Die Wahlschwester gilt dem Wahlbruder nach der
Volksanschauung ab unantast-
bare Blutverwandte. Sie folgte ihm dann arglos. Er berauschte sie
vorher und dann tat
er ihr Gewalt an, wobei sie ihm bös das Gesicht zerschund. Er beging
also nach dem
Gewohnheitsrechte der Südslaven nicht bloß das Verbrechen der
Notzucht, sondern auch
das der Blutschande und wäre dafür von einem in der Folklore
bewanderten Bezirks-
richter unzweifelhaft dem Landesgericht in Strafsachen überstellt
worden."
Von dem übrigen reichen Inhalt des Buches wollen wir nur noch
erwähnen, daß
sich S. if. interessante Angabe über die Sitte des „Umpflügens" bei
der Pest (vgL
Löwenstimm, „Aberglaube und Strafrecht" S. 19—26) bei den Südslaven
und über
ihren Sinn rinden und S. 376 einige bemerkenswerte Notizen Uber die
Physiologie und
Psychologie der Verführung, die vielleicht zu weiteren Forschungen
Anlaß geben.
Auf das Erscheinen der weiteren Bände dieser wichtigen
Jahrbücher dürfen wir um-
somehr gespannt sein, als in ihnen Themata wie Nekrophilie,
Päderastie, Sodomie,
Impotenz, Mittel zur Verhütung der Empfängnis, Heilmittel gegen ge*
schlechtliche Krankheiten, Mittel zur Abtreibung der Leibesfrucht u.
a.
behandelt werden sollen.
Dem mutigen Herausgeber sowohl wie dem Verlag gebührt für ihre
selbstlose Tat
der warme Dank aller Juristen, Mediziner, Philologen, Folkloristen,
Ethnologen und An-
thropologen,
Rezensionen.
471
Dr. med. Isak Robinsohn urteilt in der Wiener klinischen
Rundschau vom
22. Oktober 1905:
Anthropophyteia, Jahrbücher für folkloristische Erhebungen und
Forsch-
ungen zur Entwicklungsgeschichte der geschlechtlichen Moral.
Herausgegeben v. Dr. Friedr. S. Krauss in Wien. i. Bd.: Südsla-
vische Volksüberlieferungen, die sich auf den Geschlechtsverkehr
beziehen. I. Erzählungen. Gesammelt, verdeutscht und erläutert
v. Dr. Friedr. S. Krauss. Leipzig, Deutsche Verlags-Aktien-Gesell-
schaft 1904.
Vor 20 Jahren tauchte der Name Folklore zum erstenmale in
einem deutschen
Buche auf und seitdem ist der englische Fremdling in unserem
Sprachschatze so ein-
heimisch geworden, daß ihn zum mindesten jeder Gebildete kennt. Es
gibt sogar allein
deutscher Vereine 24 mit 6000 und mehr Mitgliedern, die sich
ausschließlich mit der
Folklore, der Sammlung und Erforschung von Sitten, Gebräuchen,
religiösen und recht-
lichen Anschauungen, Sagen, Märchen, Liedern, Sprichwörtern und
Rätseln der untersten
<uud weitesten Volksschichten befassen. Es wäre töricht, über eine
Bewegung und Über
Bestrebungen gleichgültig hinwegzugehen, die in kürzester Zeit einen
deutlichen Einfluß
auf alle Gebiete der Geisteswissenschaften gewonnen haben. Mit Stolz
d'irfen wir hervor-
heben, daß zum Ausbau dieser neuen Disziplin auch Vertreter der
medizinischen Wissen-
schaft das ihrige beigetragen haben, so der im Vorjahre verstorbene
Dr. Max Bartels,
der Herausgeber eines grundlegenden Werkes über die Medizin der
Naturvölker und Be-
arbeiter des Plossscheii Werkes über „Das Weib in Natur- und
Völkerkunde", Dr. Max
Höfier, der Verfasser des in seiner Art einzigen „Lexikon deutscher
Krankheitsnamen"
und nicht zu vergessen unseres Dr. Viktor Fossler, der mit seiner
gediegenen Schrift
über Volksmedizin in Steiermark einen hochgeachteten Namen in der
wissenschaftlichen
Welt gewann. Es ist wohl auch kein Zufall, daß ab Direktoren der
bedeutendsten
Museen für Völkerkunde Mediziner fungieren, so in Leipzig Prof. Dr.
H. B. Obst, in
Berlin Prof. Dr. Karl v. Steinen, in New-York Prof. Dr. Franz Boas.
Es ist daher auch kein Zufall, daß wir einen Obst und Boas an
der Spitze eines
neuen, groß angelegten folkloristischen Unternehmens als
Mitredakteure finden. Wir '
meinen die Anthropophyteia, die von einem der Begründer der
Folkloristik, Dr. Friedr.
S. Krauss in Wien, unter Mitwirkung von acht Mitarbeitern
herausgegeben wird. Von
diesen sind ihrer fünf von Haus aus und ihrem Berufe nach Ärzte, die
übrigen Folklo-
risten, Ethnologen und Kulturhistoriker. Dadurch soll es ermöglicht
werden, ein Werk
zu schaffen, das ein verläßlicher Führer sein wird auf dem bisher
wenig betretenen Pfade
der Erforschung des Geschlechtslebens der Völker. Die Herausgeber
haben sich kein
geringeres Ziel gesetzt, als ein Volk nach dem andern zu Wort kommen
zu lassen, da-
mit jedes aus seinen eigenen Überlieferungen heraus in seinen
verstecktesten geschlecht-
lichen Sitten und Gebräuchen verstanden werden soll. Die
Mitteilungen sind durchweg
authentisch und wirken mit unmittelbarer Frische und Lebendigkeit.
Es ist nicht zu
leugnen, daß sie zu den betrübendsten Dokumenten gehören, die von
den Verirrungen des
menschlichen Geistes Zeugnis ablegen. Die Stoffe sind im Sinne der
konventionellen
Moral widerwärtig, aber man muß sie wissen, um den Menschen oder das
Menschentier
ganz zu erkennen. Den Tatsachen des Geschlechtslebens gegenüber,
denen man auf den
Grund gehen will, darf man sich nicht prüde verhalten, die
Verhältnisse sind da und
man muß sie erfassen, um die Entstehung unserer gesitteten
Gesellschaft vom Ursprung
an verfolgen zu können.
Dr. Krauss ist als berufener Forscher auf dem vorliegenden
Gebiete bekannt und
-das hebt auch Boas in seinem Geleitworte hervor, das dem Buche
vorangedruckt ist.
Daran schließt sich (S. I—21) das Vorwort von Dr. Friedr. S.
Krauss an, aus dem
folgende Sätze hervorgehoben werden mögen: „Wir werden in unseren
Jahrbüchern Mit-
teilungen bringen, die nicht nur das Interesse der Philologen schon
wegen der Menge
in Wörterbüchern wenig oder gar nicht berücksichtigter Ausdrücke und
Wendungen sicher
sind, sondern auch ebenso und noch mehr ihres sachlichen Inhaltes
wegen die größte
Würdigung bei Anthropologen, Ethnologen, Folkloristen,
Kulturhistorikern, Soziologen,
Ärzten und Juristen finden werden." Er hält schon beim vorliegenden
Baude sein Wort.
Wie wir erfahren, hat er auf seinen Forschungsreisen bei den
Südslaven 700 Erzählungen,
•eine Menge Sprichwörter, Rätsel, Gespräche und medizinische
Überlieferungen gesammelt,
<iie er zunächst zu veröffentlichen gedenkt, um eine sichere
Unterlage für weitere Forsch-
472
Rezensionen.
ungen zu schaffen. Im vorliegenden Bande gibt er vorläufig 19
Abschnitte, enthaltend
371 Erzählungen im Text mit anschließenden Verdeutschungen und
Erläuterungen nebst
einigen 40 Varianten.
Unbeschränkte Anerkennung gebührt dem Verfasser, daß er es
Über sich gebracht
hat, diese Erzählungen zu sammeln und nicht minder bewundern wir
seinen Mut, sie zu
publizieren. Freilich hehandelt er diese Stoffe mit aller Ruhe und
Sachlichkeit des Ge-
lehrten, der seinen Gegenstand gründlich erforscht, ohne sich mit
ihm zu identifizieren.
Gerade diese Überlegenheit gibt auch dem Leser die erforderliche
Sicherheit. Man lernt
aus den Überlieferungen mit immer mehr wachsendem Erstaunen, daß
noch in unserer unmittel-
baren Nachbarschaft eine große Menschengruppe besteht, in der sich
ursprüngliche Rechte
und Gebräuche, die man nur bei den entlegensten und aller
Zivilisation baren Völker-
schaft eu antreffen zu können glaubte, noch in kräftiger Übung
finden. Die forensische
Medizin kann unmöglich achtlos daran vorübergehen, so erweitert
dieses Material unseren
Gesichtskreis. Einen Vorzug haben diese Mitteilungen auch dadurch,
daß sich der Her-
ausgeber nicht scheut, die obszönsten Worte unverblümt durch
gemeinverständliche deutsche
Ausdrücke wiederzugeben. Die meisten Erzählungen sind von einer
unwiderstehlichen
Komik oder so schamlos-derb, daß es uns Kulturmenschen sehr schwer
fallt, deren Witz
und Geist herauszufinden. Erhalten können sich derlei
Überlieferungen wohl nur wegen
ihres Humors, doch огТеьЬаг ist der Humor auf verschiedenen
Kulturstufen verschiedener
Art und so manche Erzählung mag auch in ihrem Verbreitungsbezirk nur
einfach den
Brauch wiederspiegeln, ohne daß dabei an einen Witz gedacht wird.
Der zweite Beitrag
handelt von erotischen Tätowierungen. Referent sucht durch
Mitteilung der ausfuhrlichen,,
man kann ruhig sagen, Krankengeschichte eines Falles von
universeller Tätowierung den
Beweis dafür zu erbringen, „daß auch in unserem Kulturkreis die
Tätowierung als künst-
licher sekundärer Geschlechts charakter noch immer zur Anwendung
kommt . . . Der
von Natur aus schüchterne Jüngling greift zur Erhöhung der ihm
vermeintlich mangeln-
den Anziehungskraft zur Tätowierung."
Der dritte Artikel bespricht den „Weiberleiberhandel in
unseren Tagen". Es ist
dies eine Umfrage, mit der Absicht angelegt, um „den Machthabern
Entsetzen und
höllisches Grauen erweckende Mitteilungen zu machen, um ihr Gewissen
wachzurufen, um
sie ohne Unterlaß daran zu erinnern, daß unendlich wichtiger und
fruchtbarer für das
Wohl und Wehe der Völker die Befreiung entrechteter und dem
Verderben preisgegebener
Frauen ist, denn alle anderen Fragen der Nationalität, hohen
Politik, Konfession und des
Klassen- und Ständewahns".
Den Schluß bilden, wie dies bei Zeitschriften üblich, Referate
über Neuerscheinungen
einschlägiger Literatur. Auch hier bewährt sich Krauss als Kritiker
und jede seiner Be-
sprechungen gibt uns neue Gesichtspunkte, von denen aus man
folkloristisch einen tiefen
Einblick in den Zusammenhang anthropo-physischer Erscheinungen
gewinnt
Ein gutes Register schließt den Band ab, der so viel des
wertvollen, neuen und über-
raschenden enthält Wir sind auf die weiteren Bände sehr gespannt,
denn wir hoffen, aus
ihnen auch über unser mitteleuropäisches Volkstum Aufschluß zu
erhalten, wie wir ihn
anderweitig in Büchern vergeblich suchen würden.
Unsere Kollegen, die sich mit der Psychopathia sexualis, oder
wie Krauss sagt:
„Paraphilie" beschäftigen, werden gewiß diese Jahrbücher freudig
begrüßen und die Ge-
legenheit wahrnehmen, um hier ihre eigenen Erfahrungen und
Beobachtungeu nieder-
zulegen.
Prof. Dr. J. Ulrich in Zürich urteilt im Schweizer Archiv für
Volks-
kunde, Bd. IX (1905), S. 156:
Anthropophyteia. Jahrbücher für folkloristische Erhebungen und
Forsch-
ungen zur Entwicklungsgeschichte der geschlechtlichen Moral,
herausgegeben v. Dr. Friedr. S. Krauss. I. Hd.: Südslavische Volks-
überlieferungen ... I. Erzählungen. Gesammelt, verdeutscht und-
erläutert v. Dr. Friedr. S. Krauss. Leipzig, Deutsche Verlag-Aktien-
Gesellschaft 1904. XXI u. 530 S. gr. 8°. Preis
geb. Mk. 30.—.
Man kann ohne Prüderie der Ansicht sein, daß Erzählungen, die
sich auf dem Ge-
biete eines der mächtigsten Triebe der Menschheit bewegen und
deshalb für den Anthro-
pologen, den Psychologen und den Freund der Volkskunde in gleicher
Weise wichtig:
Rezensionen.
475
sind, am besten in Publikationen erscheinen, die nicht Krethi
und Plethi zugänglich sind.
Von solchen Erwägungen gingen die Herausgeber der Kryptadia aus, von
denen acht
Bände, die ersten vier zuerst bei Henninger in Heilbronn, dann bei
Welter in Paris er-
schienen.
Mit einer gewissen Änderung des Plans führt nun Krauss mit
wesentlich günsti-
geren Bedingungen für den Käufer das Unternehmen weiter, zu dem er
um Mitarbeiter
wirbt Ich habe mir bei der Lektüre zahlreiche Stoffe angemerkt, die
vom Standpunkte
der vergleichenden Literaturgeschichte aus interessant sind oder
sich auch in der Schweiz
finden, und will, mich auf den zweiten Teil beschränkend, einige
anführen: S. 281 Er-
zählung vom wahren Sohn, S. 300 von einem Jüngling, der sich
findiger als der Kaiser
bewährte, S. 302 eine Freundin der Reinlichkeit, S. 321 Erzählung,
wie ein Vater seine
Tochter zum Weib nehmen wollte, S. 336 ein Teufelskerl als
Dienstmädchen bei einem
Popen, S. 347 wie ein Soldat eine Mädchenehre gefunden, S. 349 wie
ein Bursche und
ein Mädchen Zinnlöffel gegossen, S. 359 Lieschens erste
Tanzunterhaltung, S. 363 des
Gesellen Bruder und die Schustertochter, S. 365 der taubstumme
Diener bei den Ursu-
linerinnen, S. 391 wenn ein Mädchen ganz ins Feuer gerät, S. 394 die
Kaiserin und die
drei Brüder, S. 404 „weh mir, o Pfarrer, o du meine Armseligkeit",
S. 410 wie ein Vlahe
einen Hasen verkaufte, S. 412 jetzt sind wir quitt, S. 433
Frauenrache usw. Die schönste
Erzählung der Sammlung sind wohl „die Liebesproben".
Krauss hat meistens auf Angaben von Parallelen verzichtet; er
gibt aber sehr oft
sachliche Erklärungen, die für den, der slavische Sitte nicht kennt,
höchst interessant
sind. Die Folkloristen werden dem verdienten Sammler Dank wissen und
die Fort-
setzung freudig begrüßen. Ich habe z. B. wertvolle Parallelen zu
altfranz. Fablcls in dem
Bande gefunden.
Medizinalrat Dr. P. Näcke in Hubertusburg urteilt in der
Berliner
Klinischen Wochenschrift vom 28. August 1905:
Krauss, Anthropophyteia. Jahrbücher für folkloristische
Erhebungen und
Forschungen zur Entwicklungsgeschichte der geschlechtlichen Moral.
I. Bd.: Südslavische Volksüberlieferungen, die sich auf den Ge-
schlechtsverkehr beziehen. I. Erzählungen. Gesammelt, verdeutscht
und erläutert von Dr. F. Krauss. Leipzig, Deutsche Verlag-Aktien-
Gesellschaft 1904. Jeder Band 30 M. Hochquart, 530
S. Privat-
druck. Nur für Gelehrte, nicht für den Buchhandel bestimmt
Auf dieses bedeutende kulturgeschichtliche Werk war ich vor
einiger Zeit bereits
durch Prof. Dr. Petermann in Dresden aufmerksam gemacht worden,
hatte aber keine
Zeit, es zu lesen. Als ich nun hörte, daß sogar auch von
medizinischer Seite aus das
Werk ab höchst unsittlich hingestellt ward und selbst der
Staatsanwalt in Aktion trat
(hörtII), da galt es, die Wissenschaft gegen Dunkelmänner zn
verteidigen, und sofort ließ
ich den Verf. wissen, daß ich sein Buch besprechen wolle. Er
veranlaß te die Buchhand-
lung, mir ein Rezensionsexemplar zu senden, und ich bereue die
Lektüre nicht Freilich
ist der Gegenstand an sich unsittlich und nicht für Mädchenpensionen
geschrieben, daher
ist das Buch auch nicht im Buchhandel erhältlich und jedes Exemplar
ist numeriert, —
aber für den Folkloristen, für den Erforscher der Volkspsyche ist es
ein unentbehrliches
Werk, ein neues Lorbeerblatt im Kranze der Verdienste des berühmten
Südslavisten und
Folkloristeu, und wir wollen hoffen, daß er auch sein Übriges
Material veröffentlichen
wird. In der schönen Einleitung betont Verf. mit Recht, daß es
interessant sei, zu er-
mitteln, wie mit der Kultur die Zähmung des wildesten Triebes, des
Geschlechtstriebes,
vor sich ging. In ihm ist „der Urquell aller großen Tragödien des
Menschenlebens zu
bemerken und ebenso der Komödien . . ." Je unberührter ein Volk von
der Kultur ist,
desto mehr muß sich der gewaltige Einfluß des Geschlechtsiebens auch
in seinen Ge-
bräuchen, Legenden usw. zeigen, und gerade hier sind die Südslaven
ein wertvolles Ob-
jekt. Dann erst werden wir auch sehen, daß „die geschlechtlichen
Verirrungen schlimmster
Art bei urwüchsigen Völkern als Laster, Volkssitte, Aberglaube,
Raffinement auftreten
und fast immer der pathologischen Natur entbehren." So berichtete z.
B. ein Bauer, auf
acht verschiedene Arten den Coitus auszuüben, so kehren Cunniliogus,
Pädikation, Onanie
474
Rezensionen
der Frau mit allen möglichen und unmöglichen Dingen bei den
Sttdslaven wieder usw.
Verf. hat mehrere Hundert von Sagen, Märchen, Erzählungen,
Schnurren, Sprichwörtern usw.
selbst gesammelt, und zwar ohne sie provoziert zu haben. Daneben
steht stets der sla-
vische Text, der für Slavisten der Volksdialekte wegen schon wichtig
ist Erläuterungen
sind hier und da beigegeben. Geordnet sind die Kapitel nach den
verschiedenen Ma-
terien. Es ist geradezu horrend, was hier für Kruditäten dargeboten
werden, die meist
in Gegenwart von Kindern und Frauen erzählt wurden! Und die
Sprichwörter, Flüche,
Redensarten triefen von Schweinereien, und doch ist das Volk ein
urkerniges und in
seinem Sinne auch sittliches. Freilich gilt bei ihnen auch das
naturialia non sunt turpia,
und der Wert der Jungfernschaft wird nicht hoch eingeschätzt Die
Erzählungen zeigen
uns zum Teil aber auch sehr primitive Zustände, wie hier und da eine
Art Promiskuität,
das jus primae noctis, die Schwiegertochterehe, Vielmännerschaft,
Blutschande usw. Dem
nachzugehen ist sehr reizvoll I Viele Schnurren, Liebeszauber,
Erzählungen haben auch
wir in gleicher Weise, Es wäre interessant gewesen, wenn Verf. auch
die reiche Syno-
nymik der Geschlechtsteile usw. angeführt hätte. Das einzige, was
Ref. rügen möchte,
ist, daß Verf. für die gemeinen sexuellen Volksbezeichnungen ebenso
deutsche anwandte,
was auf die Dauer lästig wird. Harmlosere Bezeichnungen hätten
genügt Außerdem
sind viele Austriazismen im Buche vorhanden, deren Bedeutung der
Reichsdeutsche teil-
weise aus dem Zusammenhange erst erraten muß.
Professor Dr. A. Eulenburg urteilt in der Deutschen
Literaturzeitung vom
5. August 1905:
"ANSPQnOФГТEIA Jahrbücher für folkloristische Er-
hebungen und Forschungen zur Entwicklungsgeschichte der
geschlechtlichen Moral herausgegeben von Friedrich S. Krauss (Dr.
phil. in Wien), I. Bd.: Südslavische Volksüberlieferungen,
die sich auf den Geschlechtsverkehr beziehen. I. Erzähl-
ungen. Gesammelt, verdeutscht und erläutert von Friedrichs.Krauss.
Leipzig, Deutsche Verlagsaktiengesellschaft, 1904. XXIII u.
530 S.
8°. Geb. 30.
In den vorgedruckten Worten, mit denen Franz Boas, Professor
der Columbia-
Universität in New-York, die Widmung dieses großangelegten
volkskundlichen Werkes
annimmt, heißt es sehr bezeichnend: „Wenigen ist die Fähigkeit
gegeben, in das Ver-
ständnis der Volksseele einzudringen, und noch geringer ist die Zahl
derer, die sich gleich-
zeitig einen klaren Blick wahren für die Fragen, denen
volkskundliche Arbeit dient". In
der Tat kann es sich dabei nicht, wie so viele meinen, um bloße
Aufbewahrung ab-
sterbender, vor der modernen Kultur dahinsinkender Gebräuche und
Äußerungen handeln ;
vielmehr ist das Ziel weit höher oder eigentlich, in diesem Falle,
weit tiefer zu stecken
— nämlich, indem wir über den Kreis der überlieferten Kulturformen,
auf denen unser
eigenes Denken und Wollen beruht, uns in ein tieferes Erdreich, in
ältere und vom Stand-
punkte unserer Zivilisation entfernte Bodenschichten volkstümlichen
Denkens, Fühlens und
Handelns versenken, damit einen Einblick in die ursprünglichen
Quellen unseres Seelen-
lebens zu gewinnen. „Wie die Geschichte der Philosophie die
psychologischen Beding-
ungen der Weltauffassung verschiedener Zeiten und Länder aufspüren
soll, so will die
Volkskunde die unbewußten Quellen unserer Urteile, die Formen, in
denen unser Gefühls-
leben sich äußert, und die Formen unserer Willensäußerungen
erforschen".
Die von dem bewährten und erfolgreichen Folkloristen Friedrich
S. Krauss
unter redaktioneller Mitwirkung von Ach el is, Iwan Bloch, Anton
Hermann, Obst,
Pitre, Robinsohn und anderen Gelehrten herausgegebenen Jahrbücher,
deren erfter statt-
licher Quartband vorliegt, erscheinen „nur für Gelehrte unter
Ausschluß des Buchhandels".
Sie entziehen sich damit der Beachtung des größeren Publikums und
(was vielleicht ge-
rade für den Inhalt dieses Bandes nicht ganz unwichtig ist) auch des
Staatsanwaltes!
Gegen den immer so leicht und verständnislos, und leider selbst
streng wissenschaftlichen
Werken gegenüber zuweilen nicht völlig erfolglos erhobenen Vorwurf
der „Unmoralität"
hat sich übrigens Krauss selbst in dem längeren Vorwort in einer
Weise gewahrt, die
Rezensionen.
475
so klassisch ist, daß sie wörtlich abgedruckt zu werden
verdiente — freilich nicht (lir
die Leser dieses Blattes, die dieser Aufklärungen wohl kaum
bedürfen. Möge dies neue,
aber ab eine Fortsetzung oder Wiederaufnahme der Kryptadien
(KPYIITAAIA) zu be-
trachtende Unternehmern, seinem vielverheißenden Anfange
entsprechend, einen glück-
lichen Fortgang finden.
Im Globus
bespricht Herr Professor Dr. Thomas Achelis das Werk:
Friedr. 8« Krauß. Anthropophyteia. Jahrbücher für
folkloristische Erheb-
ungen und Forschungen zur Êntwickelungsgeschichte der
geschlechtlichen
Moral. I. Bd.: Südslavische Volksüberlieferungen. Leipzig, Deutsche
Verlags-
actiengesell8chaft. 19:4. (Nicht im Buchhandel.) Bezugspreis M. 30 —
wie folgt:
Was uns not tut, ist eine umfassende, auf gründlichen
Forschungen beruhende
Kulturpsychologie, zu der erst die — wenn auch vielversprechenden —
Anfinge
vorliegen. Jeder, der nicht innerhalb seiner kleinen
Fachwissenschaft den Blick
auf das allgemeine Problem verliert, ist sich heute darüber klar,
daß es gilt, die
Geschichte des Menschen, und was dasselbe ist, die Entwicklung des
menschlichen
Bewußtseins zu begreifen ; diesem letzten entscheidenden Ziele
dienen alle Spezial-
foschungen, und ihnen gegenüber fallen alle üblichen Schranken
zwischen den
einzelnen Disziplinen in sich zusammen. Von diesem umfassenden
Gesichtspunkte
aus erklärt sich auch die ungemeine, immer noch nicht ausreichend
gewfi irdigte
Bedeutung der folkloristischen Untersuchungen und insbesondere
derjenigen, die
sich mit dem Geschlechtsleben der Völker befassen. Der namentlich um
diesen
Zweig hochverdiente Verfasser des vorliegenden großen Werkes bemerkt
in der
Vorrede mit Recht: Es ist unstreitig für die Forschung von
weitreichendem Be-
lang, endlich genau zu ermitteln, wie die Zähmung des
ursprünglichsten und
allerkräftigsten Triebes, der von der Menschwerdung der Primaten an
bis auf die
Gegenwart hinein auf die Geschicke der einzelnen und der Völker
entscheidend
gewirkt, vor sich geht. Der Kampf ums Dasein ist auf gewissen
Entwicklungs-
stufen eigentlich ein Bingen um das Becht auf die Befriedigung des
Geschlechts-
triebes rar sich und die Nachkommenschaft. Alle anderen Rechte sind
schon
mehr oder weniger bedingt Die bedeutsamsten Mythen der Völker,
Religionen
und Kulte stehen mit ihren Ursprüngen in innigster Beziehung zur
Zeugung. In
ihr ist der Urquell aller großen Tragödien des Menschenlebens zu
bemerken und
ebenso der Komödien, denn sie ist auch der un versieg] iche Born
zwerchfell-
erschütternden Humors auf allen Stufen der Zivilisation (Vorwort, S.
VIII). Für
jeden einigermaßen objektiven Forscher und Beurteiler der Dinge kann
sodann
der immer noch gelegentlich auftauchende Einwurf, daß hier unser
Schamgefühl
fröhlich verletzt werde, nur ein bedauerndes Lachein
hervorrufen: es sollte
einer weiteren Begründung bedürfen, daß es sich nicht um sexuelle
Lüsternheit
handelt, sondern lediglich um genaue Konstatierung des einschlägigen
Materials,
um dasselbe dann psychologisch zu erklären. Zimperlich freilich darf
der Forscher
nicht sein, sonst würde er überhaupt besser tun, jede Berührung mit
dem „Volk"
zu vermeiden, aber andererseits ist uns nur so ein tieferer Einblick
in das eigent-
liche Wesen (Ursprung und Fortbildung) primitiver Moral möglich. Daß
diese
sich nicht mit unseren jeweiligen Anschauungen deckt, ist für jede
entwickelungs-
theoretische Auflassung ohne weiteres selbstverständlich; aber wir
würden eben
unsere eigene Sittlichkeit nicht verstehen, falls wir nicht jene
Keime sorgsam mit
berücksichtigen. Der Verfasser ist nun wie wenige befähigt durch den
Gang
seiner Studien zu derartigen authentischen Ermittelungen, zumal er
jahrelang
unter den Südslaven an Ort und Stelle derartige Forschungsreisen
veranstaltete.
Für mich erwuchs (so erzählt er) daraus der unschätzbare Nutzen, daß
ich für
die Verlockungen des Romantizismus in der Volkskunde unempfänglich
geworden
und einen offenen Verstand für die Wirklichkeiten und Möglichkeiten
des Volks-
lebens gewann. Dennoch habe ich, ehrlich gestanden, niemals die
Leute nach
solchen Geschichten befragt (eine sehr weise Zurückhaltung übrigens,
weil nur
476 Rezensionen.
Im Archiv für Anthropologie
bespricht Herr Hofrat Dr. M. Höfler das Werk:
Av&Qwoipvzeia. Jahrbücher för folkloristische
Erhebungen und For*
schungen zur Entwicklungsgeschichte der geschlechtlichen Moral.
Heraus-
gegeben von Dr. Friedrich S. Krauß. I. Band. Südslavische Volksüber-
lieferungen, die sich auf den Geschlechtsverkehr beziehen. 1.
Erzählungen-'
Gesammelt, verdeutscht und erläutert von Dr. F. S. Krauß. Leipzig,
Deutsche
Verlag8actiengesell8chaft. 1904. Bezugspreis für jeden Band M. 30-
wie folgt:
Dieser I. Band des als Volksforscher wohlbekannten Dr. Krauß
ist Herrn
Professor Dr. F. Boas in New York zugeeignet; er erscheint nur als
Privatdruck
für Gelehrte, nicht für den Buchhandel; damit allein ist jeder
Vorwurf, der etwa
erhoben werden könnte über den Inhalt, von vornherein abgetan. — Der
Wert
eines solchen Werkes liegt vor allem in dem kulturgeschichtlichen
Rückblicke, der
den gebildeten Leser in weit entlegene Epochen der gesitteteren
Menschheit zurück-
fährt, Epochen, die aber bei den jetzigen Südslaven noch gegeben
sind. Der Volks-
kundeforscher, der nach dem Grundsatze: „nil humanum a me aliennm
puto" ur-
teilen muß, darf aus Verschämtheit ein solches Buch nicht beiseite
legen, nein,
er muß kennen lernen, in welchen rohen und natürlichen Formen das
menschliche
Gefühlsleben bei verschiedenen gegenwärtig beobachtbaren Völkern
sich äußert
und wie diese Äußerungen in einen gewissen sittlichen Zwang und
Ordnung ge-
stellt wurden, die dann zur traditionellen Sittlichkeit sich
umartete.
Der Volkskundeforscher darf an diesen gesellschaftlichen
Schranken in der
Auffassung dessen, was heute als Sittlichkeit gilt, nicht stehen
bleiben; er muß
den Mut haben, auch in solche abscheuliche Tiefen der Menschheit
sich zu begeben.
Vieles streift dabei das Gebiet der Volksmedizin; und aus diesem
Grande über-
nahm der Unterzeichnete den vom Verfasser und Verleger gewünschten
Auftrag
der Besprechung des Krauß sehen Werkes... Man darf ja nicht glauben,
daß unsere
Volkskreise, oben und unten, von solchen Äußerungen des
Gefühlslebens frei seien;
wer als Arzt mit solchen menschlichen Intimitäten sich befassen muß,
wird viele
Analogien hier und dort finden,* schon die Bezeichnungen der
Geschlechtswerkzeuge,
ihre volksüblichen Vergleichsverhältnisse zu den übrigen Organen,
die Behandlung
derselben, die volksüblichen Stellungen des Körpers beim Pissen und
beim Koitus,
die Erhöhung des Geschlechtsgenusses durch verschiedene volksübliche
Mittel, die
Wertschätzung der Jungfernschaft, die Tätowierung der männlichen
Haut zu ero-
tischen Zwecken, die Parthenogenesis, d. h. die Befruchtung
(angeblich) ohne Bei-
schlaf durch den bloßen Einnuß dämonischer Alpgestalten
(Mittageteufel, Vam-
pire usw.) auf das jungfräuliche Weib oder auf raännerlose Witwen
usw. usw.
alles dieses wird an der Hand von 371 südslavischen
Volksüberlieferungen und
Erzählungen vorgeführt mit einer jeder Lüsternheit baren
Objektivität, die da»
„naturalia non sunt turpia" genügend begründet und den
wissenschaftlichen Cha-
rakter des Buches bewanrt.
zu leicht sonst Verfälschung des Materials eintritt, wie das
Altmeister Bastian
z. B. eehr nachdrücklich betont hat), sondern man erzählte sie bloß
in meiner
Gegenwart anderen, und hernach ließ ich mir regelmäßig die
Erzählungen in die
Feder wiederholen oder die Aufzeichnung unauffällig von jemandem für
mich be-
sorgen. Mit anderen Worten, ich habe keine Geheimnisse
auszuplaudern, sondern
nur zu berichten, was man sich in aller Öffentlichkeit und meist
auch in Gegen-
wart von Kindern, Mädchen und Frauen arglos zu erzählen pflegte. Bei
den Süd-
slavengelten noch naturalia non turpia.
Wir können nur dringend wünschen, daß diese Berichte in
möglichst weite
Kreise dringen, jedenfalls aber von allen echten Kulturhistorikern
nach Gebühr
geschätzt werden.
Rezensionen.
Nur ein in südslavischer Volkskunde so gut bewanderter
Gelehrter, wie Krau ß
ist imstande, den Leser durch den Morast des chrowotischen Stoffes
hindurch auf
die verschiedenen folklorittischen Inseln und Findlinge aufmerksam
zu machen;
zum Beispiel der Ausdruck: „Jochbeingabelwette" (8. 481), der
an das weitver-
breitete Orakel aus dem Gänsebrustbein erinnert, das in des
Referenten Erank-
heitsnamenbuch s. v. Gänsereuter, Gänsebein, Brustbein, Schlitten,
Sprenkel,
Schulter usw. besprochen Ist. Über den „Katzensporn", eine
volksetymologische
Entstellung aus Katzenspur, enthalten Wolfs Beiträge z. d. M. I.
220, sowie das
erwähnte Krankheitenamenbuch s. v. Katzenveit, Katzenbeulen,
Veitswurm Auf-
schlüsse; auch im Dänischen (Feilberg, Danske, Bondelio II, 66) ist
katte-ritt
eine parasitäre Hautkrankheit, welche nach dem dortigen Volksglauben
das Kind
erhält, wenn die Mutter während der Schwangerschaft von einer Katze
krätzig
gerieben wurde. Oberhaupt finden sich auch sonst manche Varianten im
deutschen
Volke. Solche Beispiele sollen nur dartun, wie vielfach die
folkloristischen Find-
linge sich in dem Krauß sehen Werke gestalten, zu dessen Herausgabe
und Ver-
fassung ein wahrhafter Mut gehörte. Den Ethnologen und Folkloristen
sei das-
selbe hiermit genügend empfohlen.
Im American Anthropologist
bespricht Herr James Mooney das Werk:
Anthropophyteia: Jahrbücher für Folkloristische Erhebungen und
For-
schungen zur Entwicklungsgeschichte der geschlechtlichen Moral.
Herausgegeben von Dr. Friedrich S. Krauss. Band I. Südslavische
Volks-
überliefeningen, die sich auf den Geschlechtsverkehr beziehen. 1.
Erzählungen
gesammelt, verdeutscht und erläutert von Dr. Friedrich S. Krauss.
Leipzig:
Deutsche Verlagsac tien gesell sch aft. 1905. 8°, xxii, 530
pages.
wie folgt:
This remarkable production of the distinguished South Slavic
ethnologist is
the first volume of an investigation of the sexual folklore of the
Balkan provinces,
of which a preliminary publication appeared in Kryptadia
(Paris) some years ago.
The volume is dedicated to Dr. Franz Boas of New York, who, in a
brief intro-
ductory letter, points out the importance, to the student of
European anthropology,
of a knowledge of present conditions, as well as of vanished and
vanishing customs.
The work, which is printed in numbered copies for the use of
students only,
embodies the result of a patient investigation of an important but
peculiarly
difficult and ungrateful subject along the border-line between
primitive anthro-
pology and modern civilization. From the nature of the subject it is
impossible
to go into detail, but it may be said briefly that every phase
receives careful
attention, from remains of ancient phallicism to the popular
proverb. Special
topics treated in this connection are supernatural conception,
personal and place
names, sexual teaching, betrothal and marriage customs, sexual
hospitality, the
jus primae noctis, erotic tattooing, perversions, and
modern prostitution. Most of
the material is given in the form of short narrative descriptions in
the various
Slavic provincial dialects, with German translation and notes.
There is one curious Bosnian myth of a woman who becomes
pregnant and
a mother from having eaten the unconsumed heart of a sinner whose
Dody had
been given to the flames. As the monifold sine have been burned away
with the
body, leaving the heart in its original purity, the child grows up
to be a saint.
The primitive idea of the sun or moon as the fertilizer survives in
the belief that
a voung woman may become pregnant by sleeping naked under the light
of the
full moon or by walking naked at noon of a sunny day through a field
of growing
grain. The children of such conception can see spirits. The right of
the first
wight is still but a thing of yesterday, particularly in the
provinces most recently
emancipated form Turkish misrule, and was even made a claim by the
landed
478 Rezensionen.
proprietor upon hie impoverished debtor, while the essentially
primitive custom
of sexual hospitality seems hardly yet to be obsolete in the Balkan
provinces.
The deep pervading bestiality of thought and act made manifest
in these
relations is certainly without parallel in any^ other civilized
country. It must
be remembered that the book does not deal with the aberrant impulse
of a deca-
dent aristocracy, a degenerate city slum community, or of a
miscellaneous gathe-
ring of the refuse of the earth at some shipping port or remote
frontier outpost
It deals with the everyday things of a whole population made up
almost entirely
of farmers and herdsmen remote from large cities and their
temptations. Moreover,
the author expressly states that he is not laying bare secret
filthinees, such as
exists to some extent in every large community, but is putting on
record „only
what the people are accustomed to relate in full publicity and
usually also without
concern in the presence of children, young girls, and women."
We cannot regard all that is here simply as a part of an
arrested primitive
development, and we have too much faith in our own stock to believe
that all of
it is properly European. Much of it appears to be due to actual
racial degenera-
tion, the result of the steady brutalization of centuries of
subjection to an Asiatic
barbarism which makes the harem, the eunuch, and the mute the
cornerstones of
its social system. Indeed, some of the customs noted are directly
stated to be an
inheritance from such Moslem warfare as the Kurds are still
inflicting on the
Christian provinces of Asia, while others were enforced at the
demanaof local
Turkish officials. The question is of practical interest in view of
the fact that of
more than 800,000 immigrants now arriving annually in the United
States a large
and increasing percentage is from southwestern Europe, and the
supply area, which
in 1882 centered at Paris, in 1902 had its center at Constantinople.
The work has a distinct philologie value as a repository of
tne dialectic forms
of Servia, Croatia, Slavonia, Bosnia, and Herzegowina, and
neighbouring provinces.
Among the wellknowo collaborators whose names appear on the
tiue-page are
Dr. Thomas Achelis, Bremen; Dr. Iwan Bloch, Berlin; Dr. Franz Boas,
New York;
Dr. Anton Hermann, Budapest; Dr. Bernhard Hermann Obst, Leipzig; Dr.
Giu-
seppe Pitre, Palermo; Dr. Isak Robinsohn, Vienna.
Von unseren Preziösen.
Die übertriebene Sucht, andere zu bevormunden und über die
angebliche Sitt-
lichkeit zu wachen, scheint sich bei uns zu einer Leidenschaft zu
entwickeln. Es
ist eine geistige Epidemie, wie so viele andere. Wir wollen ihr eine
besondere
Rubrik widmen, um von Zeit zu Zeit ihre Ausbrüche zu verzeichnen.
Ein seltsamer
Zufall will es, daß gerade der Herausgeber der Anthropophytie die
Ängstlichkeit
der aufgeregten Gemüter steigert und zwar mit Büchern, die nichts
weniger als
aufreizend wirken. Ein drolliges Beispiel dafür erfahren wir aus
einer Notiz der
Münchener Neuesten Nachrichten No. 442 vom 22. September 1905, wie
folgt
Der Inhaber eines hiesigen Kommissionsverlages schreibt uns:
„Sehr verehrliche Redaktion! Unter höflicher Bezugnahme auf
die in Nr. 435
der „M. N. N." unter der Spitzmarke ,Die Nuditäten-Schnüffelei'
enthaltene Notiz
wird Sie vielleicht folgender Vorgang inieressieren. Ich hatte in
meiner Auslage
ein Prachtwerk ,Streifzüge im Reiche der Frauenschönheit' von dem
bekannten
Schriftsteller Dr. Fried. S. Krauß zur Ausstellung gebracht und zwei
Seiten auf-
geschlagen, die zwei vollendete weibliche Akte zeigten. Um ja nicht
nach irgend
einer Seite anzustossen, legte ich über die sowieso nicht sichtbaren
gewissen Körper-
teile breite Papierstreifen und glaubte damit alles verdeckt zu
haben, was billiger-
weise die Augen unserer Sittlichkeitsapostel nicht zu sehen wagen.
Wie erstaunte
ich nun, als ein Beamter der Kriminalpolizei in mein Geschäft trat
und mich unter
Hinweis auf eine Notiz im „Bayer. Kurier*' ersuchte, das Buch aus
der Auslage zu
entfernen. Ich verweigerte dem Beamten jedoch, das Ansinnen
auszuführen, Hess
mich aber dazu herbei, das Buch zuzuklappen, womit er sich
einstweilen zufrieden
gab. Um nun meiner verehrten Mitwelt Kenntnis von den löblichen
Sittlichkeit»»
kreuzzügen des Hofstatt-Organs und seiner ,nicht mit Prüderie
behafteten, gebil-
deten' Helfershelfer zu geben, klebte ich diese Notiz mit den
beigemerkten Liebens-
würdigkeiten dicht neben dem Kraussischen Werke an das Schaufenster
an — und
der Erfolg war, dass das zu »rettende* unschuldige Publikum in
Scharen vor der
Auslage stand und manch artiges Lächeln als Reverenz für den
„Kurier" abfiel.
So geschehen Samstag Nachmittag 1/2 5 Uhr. —
Montag Früh — kaum waren die
Läden meiner Fenster umgeschlagen — verkaufte ich das Buch, an wen —
ver-
bietet mir das Geschäftsgeheimnis zu sagen—, aber so viel darf ich
plaudern, dass
das Buch in polizeiliche Hände überging. Nun — ich dankte dem
schwarzen
Seelenretter im Stillen für die kostenlose Reklame — da brachte mir
vielleicht
14 Tage darauf ein Amtsbote eine Zitierung vor den kgl.
Ermittelungsrichter
,wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften' und ich hatte daselbst ein
kurzes Ver-
hör zu bestehen. Die Anzeige war von einer Lehrkraft des in der Nähe
befind-
lichen Gymnasiums ausgegangen, schade nur, dass ich nicht das
Vergnügen habe,.
4&>
Von unseren Preziösen.
den Herrn beim Namen zu nennen. Ich würde ihm sehr gerne für
sein reges In-
teresse an meinem Betrieb und den dadurch erfolgten Absatz einen
entsprechenden
Prozentsatz gewähren. Das Verhör und das von mir abgegebene
Protokoll in Ver-
bindung mit dem Tatbericht des mich konsultierenden Kriminalbeamten
werden
wohl nicht im Geschmack des Denunzianten gewesen sein — das
Verfahren
gegen mich wurde vom kgl. Ersten Staatsanwalt eingestellt. Und so
wie
mir wird es vielen ergehen bezw. ergangen sein, schade nur, daß man
die Namen
der ehrenwerten Angeber nicht zu hören bekommt. Man könnte dieselben
im
Fettdruck den Herren Roeren, Lerno — aber auch den Bonner
Nuditäten-Detek-
tiven als geeignete Spezialorgane empfehlen."
II Im Verlag von H. B»r.d.rf in Berlin W. 30, Habsburger,, ,o
j] erschien:
Schriften von Dr. med Jwatl Bloch
unter dem Pseudonym Engen Dflhren, Albert Hagen. 6erh. v.
Welsenburg:
Der Marquis de Sade und seine Zeil Ein Beitrag zur
Kultur- und Sittengeschichte des 18. Jahrhdts. Mit besond.
Beziehung
auf die Lehre von der Peyehepathla sexualis. 3. Auflage. 537 Seiten.
Eleg. br. 10 M. Gebunden u M.
Dasselbe: Luxusausgabe In Quart Fast vergriffen 20 M.
Le Marquis de Sade et son temps. .. . avec une préface:
l'Idée de Sadisme el l'érotologle solentlflque par Octave
Uzanne.
501 pages. 8 M. Gebd. 9 M.
Le même: Edition de Luxe grand In Quarto. 20. M.
Ehe und Prostitution in England mit besond. Beziehung auf
London. 445 Seiten. Br. 10 M. Geb. 11 M.
Dasselbe: Luxusausgabe In Quart. Fast vergriffen 20 M.
Die sexuelle Osphresiologie. Die Beziehungen des Geruohslnnes
und der Gerüche zur menschlichen Gesohleohtstltlgkelt Eleg.
br. 7 M.
Gebunden 8 M.
Das Versehen der Frauen in Vergangenheit u. Gegenwart.
Mit 10 Illustr. Eleg. br. 4 M. Geb. 5 M.
Apillejue, der goldene Esel, übers, v. Rode. Wortgetreu nach
dem Original v. 1783. 4. Aufl. Eingel. v. M. Ô. Conrad. Eleg. geb.
4-5° M-
Stern, B, Medizin, Aberglaube und Geschlechtsleben iB
der Türkei u. den Nachbarstaaten. 2 Bde. Lex. 8°. ca. iooo
Seiten.
Eleg brosch à 10 M. Geb. à 12 M. Zus. in 1 Halbfrzb. 24 M.
Dasselbe: Luxusausgabe In Quart Brosoh. 30 M. Gebunden 40 M.
Schmidt, Dr. Rieh., Liebe u. Ehe im alten u. modernen Indien.
571 Seiten. Eleg. br. 10 M. Geb. 11.50 M. Luxusausgabe br. 20
M. Geb. 25 M.
Rudeck, Dr. W., Geschichte der öffentlichen Sittlichkeit
in Deutschland. 2. gänzL neubearb. Aufl. $14 Seiten mit 58
interess.
Illustrationen. Eleg. br. 10 M. Leinwdbd. 11.50 M. Halbfrzb. 12 M.
Wester marck, E.9 Geschichte der menschlichen Ehe.
2. Aufl. 589 Seiten. Eleg. br. 10 M. Geb. 11.50 M.
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Sommaire :
— Tome I. In-12, toile............... . . Net 50 fr.
Contient: Contes secrets traduits du russe. — Norwegische
Märchen und
Schwanke. — Trois contes picards. — Devinettes et formulettes
bretonnes.
— Tome II. In-12, toile..................Net 50 fr.
Folklore de la Haute-Bretagne. — Contes picards. — Schwedische
Schwanke
und Aberglauben aus Norland. — Literatura popular erotica de
Andalucia. —
Some erotic folk-lore from Scotland. — Dictons et formulaires de la
Basse-
Bretagne. — An erotic English dictionary. — Trois contes alsaciens.
— Le
poskocnika des Serbes.—Glossaire cryptologique du
breton.—WeshiEdœology.
— Tome III. In-12, toile..................Net 50 fr.
Contient: Le gai chansonnier français. — Welsh Folk-Rhymes. —
Spigo-
lature Siciliane. — Volksüberlieferungen aus Oesterreich. — Contes
poitevins.
— Contes de la Haute-Bretagne. — Blason érotiaue de la#
France. — Vasco-
nicae linguae erotici glossarii tentamen. — Amulettes antiques. —
Bibliogr.
des dictionnaires erotiques. — Piosenski polski. — Contes divers et
Varia.
— Tome IV. In-12, toile..................Net 50 fr.
Folklore polski. — Contes polonais. — Vierzeilen aus den
österr. Alpen. —
Novelii popolari umbre. — Novelli popolari toscane. — La tentation
du
Confesseur. — The Welshman's lament. — L'étron parlant — Contes
flamands
de la Belgique. — Les testicules dans le langage familier flamand. —
Contes
du département d'Ille et Vilaine. — A schoolboy rhyme. — Varia.
— Tome V. In-12 toile..................Net 30 fr.
Contient: Folklore de l'Ukraine (usages, contes et légendes,
chansons lyriques
et nuptiales, blason popul., proverbes, devinettes, jurons).
Folklore de la
Grande Russie. (Contes, chansons, proverbes et dicons). — Folklore
polski.
Folklore polonais. — Folklore slave de la vallée de Resia. —
Folklore de la
France (Hautes et Basses-Pyrénées, Haute-Garonne, Ariège, Gers,
Tarnet-
Garonne, Charente, Corrèze, Vienne, Deux-Sèvres, Vendée, Lyon,
Côte-d'Or,
Jura, Doubs, Vosges, Pas-de-Calais, Seine-Inférieure, Loiret,
Seine-et-Oise,
Ille-et-Vilaine). — Paroles facétieuses mises sur des airs de
chasse.
Tome VI. In-12, toile..................Net 30 fr.
— Glossaire cryptologique du breton. — Detti a mezza
bocca raccolti nella
provincia dfAlessandria. — Note allègre. — Mélanges de
Bulgarie. — Die
Zeugung in Sitte, Brauch und Glauben der Südslaven. I. — Varia.
— Tome VII. In-12# toile. .................
Net 30 fr.
Contes flamands de Belgique. — Mélanges polonais et russes. —
Varia:
i. Un usage de guerre; 2. Hellenics: 3. Italicum e latrina. — Die
Zeugung in
Sitte, Brauch und Glauben der Südslaven. II. Lieder: erste
Fortsetzung. —
Contes de la Croatie et du Montenegro. — Chistes y desverguenzas del
Rio
de la Plata.
— Tome VIII. In-12, toile .................Net 30 fr.
Chez les Wallons de Belgique. — Die Zeugung in Sitte, Brauch
u. Glauben
der Südslaven. III. Lieder (Schluss). — Glossaire cryptologique du
breton,
3° supplément — Folklore de l'Ukraine. Usages, contes. — Epigraphie
latrinale.
— Tome IX. In-12, toile.................Net 30 fr.
Anthologie Satyrique du XVe siècle, publié par M. Schwöb.
— Sodom,
by the Earl of Rochester. Zum ersten Male herausgegeben nach einer
Hand-
schrift in der Stadtbibliothek zu Hamburg, von Dr. L. S. A. M. von
Römer.
Versendung ab JParis oder ab Leipziger Filiale.
In gleichem Verlage erschienen als Separatausgaben aus dieser
Sammlung:
CHEZ LES WALLONS DE BELGIQUE. 15 fr.
CONTES FLAMANDS DE BELGIQUE. 6 fr.
CONTES DE LA CROATIE ET DU MONTENEGRO. 3 fr.
FOLKLORE DE LA FRANCE, (spécimens, 30 pages). 2 fr.
FOLKLORE DE LA HAUTE-BRETAGNE. 10 fr.
FOLKLORE POLONAIS. 5 fr.
Verlag von H. Welter In Paris, Rne Bernard-Palissy Ł
GLOSSAIRE CRYPTOLOGIQUE DU BRETON, 3e série. S
fr-
KBAU88. DIE ZEUGUNG in Sitte, Brauch und Glauben der Südslaven
I. 25 fr. IL 25 fr. III. 10 fr.
MÉLANGES POLONAIS ET BUSSES. 3 fr.
FOLKLORE DB L'UKRAINE. II. 10 fr.
SPÉCIMENS DE FOLKLORE DE DIVERS PAYS (environ бо pages
extraits de différents volumes). 3 fr.
SCHWÖB (Marcel) Le Parnasse satyrique du XVe siècle. In-12,
tiré à
petit nombre, 1905. 25 fr.
SODOM, a Play by the E(arl) of R(ochester). Herausgegeben nach
dem
Hamburger Manuscript mit einer Einleitung von L. S. A. M. von Rœmer
med doctr. Arzt zu Amsterdam. In-12. Privatdruck, in ganz kleiner
Auflage abgezogen wie Kryptadia und Schwöb. 10 fr.
NOUVEAUTÉS 1904-6 :
VALLÉE (Léon). La Sarabande. Choix d'anecdotes, bons mots,
chan-
sons, gauloiseries, épigrammes, épitaphes, réflexions et pièces en
vers
depuis le XVe siècle jusqu'à nos jours. 2 vol in*8. 1904. 12
fr.
Deutsche Verlagsactiengesellschaft, Leipzig.
Sittengeschichte Europas топ Augustus bis auf Karl ion Grossen
von William
Edward Hartpole Lecky. HL rechtm. Ausg. Brosch. Mk. 10.—, geb. M.
12.50.
Geschlohte lor Huslk In Italien, Deutschland nni Frankroloh топ
ion ersten
christlichen Zelten bis anf die Gegenwart. 25 Vorlesungen von
Franz
Brendel Durchgesehen u. ergänzt von Robert H Ö v k e r. El eg. geb.
Mk. 10.—.
Ludwig тап BoothoTons Leben nnd Sehaffen von Adolf Bernh.
Marx. In zwei
Teilen mit autogr. Beilagen und Bemerkungen Uber den Vortrag
Beethoven-
scher Werke. 2 Bde. Brosch. Mk. 10.—, eleg. geb. Mk. 12.50.
Anleitung zum Vortrage BeethoYenscher Klavier werke von Adolf
Bernh. Marx.
Neue Aufl. Herausgegeben von Robert Hövker. Brosch. Mk. 2.—, geb. M.
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Klassische Kunst Hanssohati borflhmter Holster alter nni neuer
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25 Reproduktionen berühmter Gemälde aus dem Wiener k. k.
Hofmuseum
und dem Museum der Stadt Leipzig. 12 Hefte à Mk. 1.— oder komplett
in eleganter Mappe Mk 15.—.
Kulturgeschichtliche Romano nni Hovellen herausgegeben von Dr.
Friedrich
S. Krauss.
Band I. Prluleln Kapellmeister von Leo Norberg.
„ II. HlUlononwahnslnn von Leo Norberg. Preis pro Band
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Kulko nni Krauss: Um holder Frauen Gunst 1 Ein Künstlerroman
aus dem
Rinascimento. Brosch. Mk. 4.—, eleg. geb. Mk. 5.—.
Eduard Knikos егжШепіе Schriften herausgegeben von Dr.
Friedrich
S. Krauss.
Band I. Der Olassoherbontau. Die Uchtanxflnderln.
Novellen von
Eduard Kulke. (Im Druck.)
Bulwar: Zanoni. Deutsch von Leo Norberg. Broschiert Mk. 4.—,
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gebunden Mk. 5.—.
Schülers slmülche Werke. 12 Bände in 4 stattlichen Einbänden
reich illustriert
mit biographischer Einleitung von Dr. Friedrich Dusel. Mk. 10.—.
Die Brant muss billig sein! Ein bosnisch Singspiel. Musik von
Vladimir R.
Gjorgjevic. Preis der Partitur 14 Mk., des Textbuches von Friedrich
S. Krauss 2 Mk. — (Das ist ein Meisterwerk des melodienreichsten
serbischen Komponisten.)
Deutsche Verlagsactiengesellschaft, Leipzig.
Bibliothek auigewlhltor serbischer Helstenreike. Mit
literar-historischen
Einleitungen herausgegeben von Dr. Friedrich S. Krauss.
Bisher sind erschienen:
Band Ł Auf uferloser See. Drama in 4 Aufzügen von
Branislav Gj. Nuiić.
Broschiert Mk. 1.50.
„ II. Bin Geiüeitreicll. Volksstück in 5 Aufzügen oder
9 Bildern von
M. Gj. Gliiić. Mit echt serbischen Sang- und zigeunerischen
Spielweisen von V. R. Gjorgjevic. Broschiert Mk. 1.60.
„ III. Um hohen Prell! Ein bürgerliches Trauerspiel von
B. Gj. Nuiić.
Broschiert Mk. 1.50.
„ IV. Der fransftslseh-preusslsohe Krieg, loh gratuliere I
toosse Wahl
sehafft grosse QuaL Ein Liebesbrief. Vier Lustspiele von Kosta
Trifkovic. Brosch. Mk. 1.50.
„ V. Die Blume топ Gannosa. Mater doloren. 2
Erzählungen von
Vuletic Vukasovic. Brosch. Mk. 1.—.
, VI. Liebe und, Leben im Herzoolanl. Zwölf Erzählungen
von
Svetozar Corovic. Brosch. Mk. 1.—.
BomAnische Meinterers&hler. Unter Mitwirkung der
hervorragendsten
Romanisten herausgegeben von Dr. Friedrich S. Krauss.
Band I. Die hundert alten Ers&hlungen. (Le Cento Novelle
Antiche.)
Übersetzt mit Einleitung und Anmerkungen versehen von Jakob
Ulrich. Preis geheftet Mk. 3.—, elegant gebunden Mk. 4.—.
Band II. Romanische Sohelmennorellen. Deutsch von Jakob
Ulrich.
Preis broschiert Mk. 6.—, elegant gebunden Mk. 7;—.
Band IIL Crébillon der Jüngere: Das Spiel des Zufalls am
Xaminfeuer.
Deutsch von K. Brand. Preis broschiert Mk. 2.—, elegant geb.
Mk. 3.—.
Band IV. Dia Sohw&nke und Schnurren des Florentiners
Gian-Fraa-
oeseo Poggio Braociolini Übersetzung, Einleitung und Anmerkungen
von Alfred Semerau. Preis broschiert Mk. 6.—, elegant geb. Mk. .
Band V. Unsere biederen Stadtleut. Von Antoine Furetière. —
Deutsch von Erich Meyer. Preis geheftet Mk. 2.50, eleg. geb. Mk.
3.60.
Die unter No. II, III und IV angeführten Werke erschienen
als Privatdruck nur für Gelehrte. Jeder Band ist mit einer
fortlaufenden Zahl versehen.
Kflnstlerblüt! Ein Schauspiel in 4 Aufzügen von Dr. Friedrich
S. Krauss
und Leo Norberg. Preis brosch. Mk. 1.50.
Im Verlage von F. Junge Je Sohn in Erlangen erschien:
Die Volkskunde In den Jahren 189Y—1902. Berichte Ober
Neuerscheinungen. Von Dr. Friedrich S. Krauss. (S. A. aus den
romanischen Forschungen» hrg. von Professor Dr. Karl Vollmöller.)
S. 180. Gr. 8°. Preis Mk. 6.60.
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