Below is the raw OCR of Anthropophyteia Volume 3.
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АШРЙПОФУТЕІА
Jahrbücher
fur
Folkloristische Erhebungen und
Forschungen
zur
Entwicklunggeschichte der
geschlechtlichen Moral
unter redaktioneller Mitwirkung und
Mitarbeitelschaft von
Prof. Dr. Thomas Aohells,
Qytnnasialdirektor in Bremen, Dr. Iwan Bloch, Arzt
für Haut- und Sexualleiden in Berlin, Prof. Dr. Franz Boas, an der
Columbia-
Universität in New-York V. S. N., Dr. med. und phil. вмгд Bnoehan,
Heraus-
geber des Zentralblattes für Anthropologie in Stettin, Oeh.
Medizinalrat Prof. Dr.
Albert Enlenbnrg in Berlin, Prof. Dr. Anton Herrmann, Herausgeber
der Ethnologi-
schen Mitteilungen aus Ungarn, in Budapest, Prof. Dr. Jnljan
JaworoklJ in Kiew,
weiland Prof. Dr. med. Bernhard Hermann Obst, Direktor des Museums
für Völ-
kerkunde in Leipzig, Dr. віпверре Pltrè, Herausgeber des Archivio
per lo studio delle
tradizioni popolari in Palermo, Dr. med. Itak Roblnsobn in Wien,
Prof. Dr. Karl von
den Steinen, in Berlin u. anderen
Gelehrten
herausgegeben
von
Dr. Friedrich S* Krauss
in Wien VII/2,
Nettstiftgasse u
III. Band
Leipzig
Deutsche Verlagsactiengesellschaft
Bezugspreis für jeden Band 30 Mk.
1906
Privatdruck:
Nur für Gelehrte, nicht für den
Buchhandel bestimmt
Zahl
•
Л 3 - з t
Prof. Dn Hermann Bernhard Obst,
Gründer und Direktor des Museums fur
Völkerkunde zu Leipzig ver-
schied am 16.
Mai 1906
um jj24
Uhr abends zu Leipzig, wo er am
16.
Jänner 1837
das Licht der Welt erblickte.
Elf Jahre lang standen wir zunächst
nur in freundschaftlichem,
brieflichen Verkehr und erst seit den jüngsten sechs Jahren kannten
wir uns Aug in Aug. Obst war einer meiner allerbesten Freunde.
Mit seiner Güte und Wohlgeneigtheit verschönte er mein Dasein. Seine
Freundschaft war von väterlich liebevoller Art Nur einmal bereitete
er mir schmerzlichstes Wehe, da als er sich zum Sterben hinlegte.
Als Mitbegründer unserer Jahrbücher erwies sich mir Obst als ein
nimmermüder Berater, der aus reichen Schächten seines endlosen
Wissens vom Leben und Schaffen der Völkerseelen schürfte. Damit
trug er wesentlich bei, um die Anthropophyteia zu einem Quellen-
werke für das Studium der menschlichen Gesittunganfänge auszuge-
stalten. Die Früchte seiner redaktionellen Tätigkeit reifen langsam
zwar, doch sicher in den weiteren Bänden unserer Jahrbücher heran.
Sein großer, die Menschheit umspannende Geist erkannte auf >dèn
ersten Blick die Tragweite des Unternehmens und freudig bewegt rief
er nach Durchsicht meines Programms und meiner Handschriften aus:
,Nun werden wir endlich erfahren, was tausende Gegenstände ш unseren
Museen bedeuten. Die Anthropophyteia wird es uns lehren
I'
So sprach er aus Begeisterung, wohl
nur um mich zur Weiter-
arbeit zu ermutigen. Ich wandte ein, daß ein Eingriff der Staats-
anwaltschaft alle seine Erwartungen vernichten könne. Erregt fuhr
er vom Sitz auf: ,Da müßte man doch auch mein Museum, ja, alle
Museen gleich sperren!' — Seiner gewichtigen Vermittlung verdanke
ich es, daß sich die Deutsche Verlagsactiengesellschaft bewegen
ließ,
die Anthropophyteia zu verlegen; denn er erklärte sich bereit für
ihren
wissenschaftlichen Wert vor jedem Forum zu sprechen.
,Stets war er Herr über sich und
blieb Sieger in den Kämpfen
des Lebens, Schwierigkeiten und Hindernisse überwindend, wahrend
IV
andere unterlagen. Ein Feind jeden
Dogmas war er bei reichem
Wissen ein scharfer logischer Denker, aber ebenso ein feinfühliges
Gemüt, Künstler in seiner ganzen Lebensführung und Lebenshaltung,
niemals auch nur die Form verletzend, aber in dieser niemals
blendend,
nach dem Scheine jagend und in ihr aufgehend, sondern immer ge-
diegen und von hohem Werte, war er ein in jeder Beziehung edler
Mensch, dessen Handeln stets mit seiner Überzeugung im Einklänge
stand, eine gottbegnadete, harmonische Natur.'
Mit diesen Worten charakterisierte
Obst in seiner Gedächtnisrede
am 26.
Juni 1905
seinen Freund AlphonsStübel und
charakterisierte
sich selber damit Merkwürdig, die zwei Freunde sahen einander auch
vom Antlitz wie Brüder ähnlich und beide wetteiferten ihr Lebelang
miteinander in der Liebe zu ihrer Vaterstadt Leipzig und zu dem
Museum fur Völkerkunde. Das ist ein Denkmal ihres Erdenwallens
I
Vom 25.—бо.
Lebensjahre war Obst auf den Ertrag seiner Feder
angewiesen. Aus seinen Aufzeichnungen erfährt man, daß er während
dieser Zeit in Zeitschriften volle zwölftausend gemeinverständliche
Aufsätze ethnologischen, kultur- und kunstgeschichtlichen Inhaltes
veröffentlichte. Was immer er schrieb, war abgerundet fein,
sachlich,
stets belehrend und geistvoll. Seine Besprechungen empfand der Be-
sprochene als eine Förderung, ja, als eine Wohltat.
Des Himmels Gnade beschied Obst auf
seine alten Tage die
höchste Gunst: einen hellen, durchdringenden Verstand, einen jugend-
frischen Lebensmut, ein unverwüstliches Gedächtnis und ein grund-
gütiges Herz rein zu bewahren. Über den Haß, den ihm Neider und
Mißgünstige nachtrugen, lächelte er mild versöhnlich wie ein Weiser
des Altertums, denn bei ihm war Wissen mit Erkenntnis und Weisheit
vereinigt. Er war stark, er war mächtig in der Liebe zur armen, zur
elenden Menschheit und zur Menschheitforschung. Für seine Gründung,
das Museum, wußte er eine ganze Welt in Bewegung zu setzen und
in Atem zu erhalten und zum Überfluß verstand er es, das Museum
in den Dienst der Männer der Wissenschaft zu stellen.
Nur der hinfallige, von Krankheit
abgequälte Leib eines Obst
schied von uns, doch seine Leistungen und Schöpfungen werden auch
zukünftigen Geschlechtern Zeugenschaft von der Unsterblichkeit
wahren
Geistes ablegen. In der Wissenschaft vom Menschen wird der Name
Obst neben dem eines Bastian, Bartels, Post stets in Ehren ge-
nannt werden, auch wenn wir einst längst verschollen sind, die wir
des Glücks seiner persönlichen Freundschaft teilhaftig waren.
Friedrich S. Krauss.
Inhalt.
Seite
Prof. Dr. Hermann Bernhard Obst
Die Anthropophyteia im
Sprachgebrauch der Völker.
Magyarisches erotisches Idiotikon von Dr.
AladarRétfalu...... і
BeiSChlafauSÜbung als
Kulthandlung. Eine Umfrage von
Dr. Fried-
rich S. Krauss......................20
Die Schwangere und das Neugeborne
in Glauben und Brauch
der Völker.
Die Geburt in Glauben und Brauch der
Deutschen in Oberösterreich, Salzburg
und den Grenzgebieten. Erhebungen von A.
M. Fachinger .... 34
Reime beim Fensterin
(Gasseireime) aus Steiermark. Von
E. K.
Bliimml......................41
Magyarische Erotik.
Reime und Lieder aus dem Eisenburger
Komitate. Gesammelt von Bartol
Keszthely......................51
Volksreime aus dem Großwardeiner, Gömörer
und Nogräder Komitate. Auf-
gesammelt von Julius Fohn................54
Die JlingfräullchkeitprObe.
Eine Umfrage von Willi am GodelUck ,
61
Erzählungen von Magyaren aus der
Grosswardeiner Gegend.
Aufgezeichnet von
JuliusFohn................63
Deutsche Bauernerzählungen.
Gesammelt im Ober- und Unterelsaß von
F. Wernert..............•........67
Beiträge zur
Sprichwörterforschung.
Sprichwörter und sprichwörtliche
Redensarten aus dem Elsaß. Von William
GodelUck, F. Wernert, Dr. Konop und Dr.
Isak Robinsohn . . 13a
Magyarische Sprichwörter. —
Példabeszédek. Von Julius Fohn..... 145
Französische Sprichwörter und
Redensarten............. 147
Volkswitz in Rätseln.
Ritsel und Rätselfragen aus dem Elsaß.
Gesammelt von F. Wernert. . . 160
Magyarische Rätsel. Gesammelt von Julius
Fohn.........161
Französische Rätselfragen. Von
Krauss............ . 163
Liebezauber der Völker.
Eine Umfrage von William GodelUck . .
165
Erotische Volkslieder aus
Österreich. П. Von E. K. Biumml .
169
Erotische und
skatologische Kinder* und Jugendreime,
im
Elsaß gesammelt von W.
GodelUck...............218
VI
Inhalt.
Seite
Skatologische Inschriften.
Eine Umfrage von K. Reiskel.....244
Die Mittel
ZUT
Verhinderung des Beischlafes.
Eine Umfrage von
Friedr. S. Krauss.....................247
Die Homosexuellen nach
hellenischen Quellenschriften.
Mit-
teilungen von Dr. Otto Knapp................254
Volksglaube
Und
Sexualdelikte. Eine Umfrage
von Dr. Albert
Hellwig . . . . ,...................261
Südslavische
Volksuberlieferungen, die sich auf den Ge-
schlechtverkehr beziehen.
Gesammelt, verdeutscht und erläutert von
Dr. Friedrich S. Krauss. (П.
Fortsetzung.)........... 262
XXIII. Von
sodomitischen Verirningen.............. 265
XXIV. Von
jenen, die zur Ausübung des Beischlafes unfähig geworden . . 323
Vorbemerkungen zu den Abschnitten XXV—XXVIII......... 343
XXV. Vom
Arsch.....................350
XXVI. Vom
Farzen........f........t ... 372
Ein erotischer Alptraum als
Holzschnitzwerk aus Neu-Irland.
Von Friedrich S.
Krauss..................408
Phallische Anmiete aus
Oberösterreich. Von
a. m.
Pachinger . 411
Die heiligen Gorgone.
Von Friedrich S. Krauss........418
Altperuanische Grabgefässe mit
erotischen Gestalten. Von
Dr. Friedrich S.
Krauss..................420
Gegenständliche Mittel zur
Befriedigung des Geschlecht-
triebes. Eine Umfrage von
Friedrich S. Krauss........425
Vom
Buchertische.....................429
Rezensionen.
Л
Die Anthropophyteia im
Sprachgebrauch der Völker
II
V. Magyarisches erotisches
Idiotikon
Von Dr. Aladar Rétfalu.
îch nenne dies Wörterbuch nur einen
Versuch, da ich mich
dessen wohl bewußt bin, daß es nicht vollkommen ist. Die mir knapp
zugemessene Zeit, das Fehlen jeglicher Vorarbeiten auf diesem Ge-
biete und der Mangel an Gelegenheit, viel ins Volk zu gehen, um
speziell fur diesen Zweck Forschungen anzustellen, sind schuld
daran,
daß mir diese Arbeit als etwas Unvollkommenes erscheint.
Um sie trotzdem brauchbar für
weitere Forschungen zu gestalten,
gab ich mir Mühe, die magyarischen erotischen Ausdrücke in Klam-
mern, wo es sich nur tun ließ, mit wörtlichen Übersetzungen zu ver-
sehen, denn nur auf diese Weise ist es möglich, bei Ausdrücken einer
fremden Sprache in deren Geist und in die Denk- und Geflihlart
eines Volkes einzudringen. Auch war ich bemüht, Redensarten, Flüche,
Sprichwörter, Liederverse und sonstige Reime zu.den einzelnen Aus-
drücken heranzuziehen, um darzutun, wie das magyarische Volk seine
erotischen Wörter benutzt.
A.
agglegény (alter Bursche), alter
Junggeselle.
ägy as (die in das Bett Gehörende),
Beischläferin.
âgyastârs (Bettgenossin), Bei-
schläferin.
ägyaskodni, in wilder Ehe leben.
ägyassag, Kebsehe, Konkubinat
alâ adni magät (sich unter geben
[von einem Mädchen oder einer
Frau gesagt]), sich zum Bei-
Krauss, Anthropophyteia. ІП.
schlaf hergeben. Ne add alâ
magadat! Gib dich nicht her,
verwirf dich nicht!
aldi, Podex.
alfel, Podex; ebhâjjal kenték az
alfelét (man hat ihm den Hintern
mit Hundsfett geschmiert), er
hat den Schalk hinter den Ohren.
anya, Mutter, nézd meg az anyât,
vedd el a leânyât, sieh dir die
Mutter gut an, dann heirate die
Tochter; eb anyjänak kutyó a
і
2
Magyarisches erotisches Idiotikon
leânya, ist die Mutter eine Hün-
din, so ist ihre Tochter ein
Hund; acél anyânak tûzkô a
leânya, eine Mutter aus Stahl
hat den Feuerstein zur Tochter,
d. h. wie die Mutter, so die
Tochter; még a rossz anya is
jâmbor magzatot szeret, selbst
eine schlechte Mutter liebt ein
frommes Kind; anyja hasâban
sem volt jobb dolga, er hatte
es auch im Bauche der Mutter
nicht besser.
anyajegy, Muttermal.
an у аса, Spottname fur eine zu
Fall gekommene Nonne.
any a tej, Muttermilch; a legjobb
ètelt — az anyatejt—soha asztalra
nem teszik, die beste Speise —
die Muttermilch — kommt nie
auf den Tisch.
ârnyékszék (Schattenstuhl), Ab-
ort
asszony, Frau, Weib; häzban az
asszony helye, das Haus ist der
Ort fur die Frau; az asszony-
nak hosszü a haja, rövid az el-
méje, Weiber haben langes Haar
und einen kurzen Verstand ; nem
jól foly a dolog, hol asszony
viseli a gatyât, dort ist's nicht
gut, wo die Frau die Unterhosen
anhat; a szép asszony es a
rongyos köntös mindenütt meg-
akad, eine schöne Frau und
ein zerrissener Rock bleiben
überall hängen; pénz olvasva,
asszony verve jó, das Geld ist
gezählt gut, die Frau erst, wenn
sie Schläge bekommen hat; ha
a hörcsökös1) asszonyt meg
akarod szelidfteni, jard meg a
tâncot vele a mogyorósban,
wenn du eine geifernde Frau
zähmen willst, mache ein Tänz-
chen mit ihr im Haselstrauch,
d. h. laß sie den Haselstock
fühlen; jaj annak a hâznak, hol
tehén bikânak jârmot vethet a
nyakâba, wehe dem Hause, wo
die Kuh dem Stier das Joch auf-
halsen kann, d. h. wo die Frau
regiert; könnyebb az asszonyt
tâncba vinni mint râncba szedni,
es ist leichter eine Frau zum
Tanz zu fuhren als in Falten zu
legen, d. h. zu bewältigen; asz-
szonyt és posztót nem jó gyer-
tyânâl vâlasztani, Frau und Tuch
soll man nicht bei Kerzenlicht
wählen; harmattal nem kell
nézni a fïivet, das Gras soll man
nicht im Morgentau besichtigen,
d. h. ein Mädchen soll man nicht
bei Kerzenlicht besehen; részeg-
re, asszonyra, gyermekre, titkot
ne bizz, einem Betrunkenen,
einem Weibe, einem Kinde ver-
traue dein Geheimnis nicht; tân-
cos leanyból ritkän vâlik jâmbor
asszony, aus einem Mädchen,
das gerne tanzt, wird selten eine
fromme Frau.
asszonyallat(Frautier; veralteter
Ausdruck), Frau, Weib.
asszonymell, Frauenbrust
I) hörcsök, der Hamster, hörcsökös,
bissig wie ein Hamster.
Magyarisches erotisches Idiotikon.
3
asszonysâg (Weiblichkeit), Frau,
Weib.
atya, Vater; a mint az atyâk
fujjâk, a fiak ugy ropjâk, wie
die Väter blasen, so hüpfen
(tanzen) die Söhne.
B.
baba, Puppe/
babâzâs, Niederkunft.
bab äz ni, niederkommen.
babâm (meine Puppe), zärtlicher
Ausdruck für Geliebte, mein
Liebchen.
baba, bâba-asszony, Hebamme;
sok baba közt elvész a gyermek,
bei vielen Hebammen geht das
Kind zugrunde.
babug, Brustwarze.
balkörmü, eine mit üblen Nägeln
oder Krallen versehene, d. i. ein
ausschweifendes Weib, eine Hure;
hol jarnbor nines, balkörmü a
täncos, wo man keine Züchtigen
(Jungfrauen) hat, muß man mit
Huren tanzen.
banya, vën (alte) banya, altes
Weib, entsprechend dem deut-
schen „alte Hexe",
bârcâs hölgy (eine mit einer
Lizenz versehene Dame), Frei-
mädchen* Prostituierte.
baszni, megbaszni, coire, der-
ber, doch sehr häufig gebrauch-
ter Ausdruck, selbst auch in
Sprichwörtern und Redensarten
angewendet, z. B. a ki harag-
szik, nem baszik, wer sich är-
gert, fickt nicht
,V-betüben repülnek a darvak,
,Kazal alatt basznak vagy szarnak.
In der Form des Buchstaben
V fliegen die Kraniche, — hinter
dem (Stroh-)Schober fickt oder
scheißt man.
Ganz alltäglich und auch in
besserer Gesellschaft wird der
Ausdruck gebraucht in Verwün-
schungen und Flüchen: baszd
meg anyâdat, ficke deine Mutter;
baszd meg öreg apädat, ficke
deinen Großvater; baszom a
Szüz Mariâjât, ich ficke seine
Jungfrau Maria; baszom aKrisz-
tusat, ich ficke seinen Christus;
baszom az Ur Istenedet, ich
ficke deinen Herrgott; baszom
a teremtôdet, ich ficke deinen
Schöpfer; bassza meg az Isten
lova, es ficke ihn (sie) das Pferd
Gottes ; bassza meg Jésus lova,
es ficke ihn (sie) das Pferd Jesu;
hogy az Isten bassza râd az
eget, daß Gott den Himmel auf
dich herunter ficken möge; hogy
a jó Isten bassza meg azt a
keserves kurva anyädat, daß der
liebe Gott deine jammervolle
Hurenmutter ficken möge; a jó
Isten bassza tell az édes anyâ-
dat, der liebe Gott ficke deine
süße Mutter voll; bassza szamär
a seggedet, es ficke ein Esel
deinen Arsch; bassza szamär a
valagât, ein Esel ficke ihre
Fotze.
baszos, hurerisch.
bead ni (hineingeben), coire.
bece, beci, das Liebchen.
і*
4
Magyarisches erotisches Idiotikon.
becérni, liebkosen.
begyer, der steife Penis.
bikapénz (Stiergeld), Geldbuße,
die dem Mädchenschänder auf-
erlegt wird.
bille, Penis eines kleinen Knaben.
bitang, sittenlose Person.
bögyöro, Penis.
bordély, Bordell, Hurenhaus.
borék, Hodensack.
bôr, Haut, jô bor,
eine gute
Haut.
boszorkany, Hexe, vén boszor-
kâny, alte Hexe, bübäjos vén
boszorkâny, zauberische alte
Hexe.
b r ü g e 1 n і (wahrscheinlich vom
deutschen „Brügel"), coire.
brügeles, Coitus.
,Brügelni nem nehéz,
,Nem is kell ahhoz ész,
,Csak egy par jó lökes,
,S aztän kész a brügeles.
Ficken ist nicht schwer, —
man braucht dazu keinen Ver-
stand, — nur ein paar tüchtige
Stöße, — dann ist das Ficken
fertig.
bü dos, stinkend, der
Stinkende,
die Stinkende; büdos kurva,
stinkende Hure; büdös zsidó,
stinkender Jude.
buja, geil, der (die) Geile, Liebe-
diener, unkeusch.
bujakór, bujasenyv, Lust-
seuche.
bujasâg, Geilheit; bor es kenyér
nelkül fäzik a bujasäg, ohne
Wein und Brot friert die Geil-
heit (Unkeuschheit).
bujatüz (geiles Feuer), wollüstige
Brunst
bukkéros (jedenfalls vom deut-
schen ma. „bücken" (ficken), der
„Bucker", Penis.
,A pinanak négy széle hat
araszt,
,Abba veri a bukkérost a pa-
raszt;
,Mig а ріпа a bukkérost nyeldeli,
,Lankadt tôke seggepartjât ver-
desi.
Die vier Ränder der Fotze sind
sechs Spannen lang, — darin
steckt der Bauer seinen Schwanz;
— solange die Fotze seinen
Schwanz schluckt, — solange
schlagen seine matten Hoden
ihren Arsch,
bunkó (Keule), die Eichel des
Penis.
burok (Hülle), Nachgeburt; bu-
rokban született gyermek (ein
in der Hülle geborenes Kind),
Glückkind, Sonntagkind.
C.
cafra, Schlampe, Hure.
cafrinka, Hure.
candi, Dirnchen, Lustdirne.
can dra, zerlumpter Kerl, zer-
lumpte Hure.
canga (ein Schaf, dem das Lamm
verloren ging), Hure.
ci ci bimbója (die Knospe der
[weiblichen] Brust), Brustwarze.
cimbalomszeg (Cymbelnagel)
eine Geschlechtkrankheit
cinkó, junges Mädchen.
cinkos, Buhler.
Magyarisches erotisches Idiotikon.
5
cinkoskodni, buhlen.
cirogatni, streicheln, liebkosen.
es ab it äs, Verfuhrung.
csabitó, Verfuhrer.
csecs, csöcs, Frauenbrust; cse-
cset adni a gyermeknek, dem
Kinde die Brust geben; a csecstôl
elvâlasztani, von der Brust tren-
nen, entwöhnen; a gyermek a
csecstôl elvâlt, das Kind hat die
Brust verloren.
csecsbimbó (Brustknospe), Brust-
warze.
csecsecske, Brüstchen.
csecselni, säugen.
csecserélni, ein Mädchen oder
ein Weib bei der Brust be-
greifen.
csecsemô, Säugling.
csecs es, vollbrüstig.
csecs tej (Brustmilch), Mutter-
milch.
csecstelen (ohne Brust), klein-
brüstig.
csecsesni, sich zieren.
csecshomäly (das Brustdunkle),
der Warzenring.
cselefendi, Hurenjäger.
c s і c s e, Brustwarze (Kinder-
sprache).
/csikló (der oder das Kitzelnde),
Klitoris.
csinälni (machen), coire; ld csi-
nâlt, hogy be nem szegett, wer
hat dich gemacht, ohne dich
einzusäumen, ganz zu vollenden
(wird von einem Ungeschickten
gesagt).
csunyft, scheißen; ägyba csu-
nyftott, er hat ins Bett ge-
schissen.
cuca, die Geliebte, gem.1)
curhó, die Hure.
D.
da da, Kinderfrau, Kinderwärterin,
Bonne,
dajka, Amme.
dajkatej, Ammenmilch; az anya-
tej édesebb a dajkatejnél, die
Muttermilch ist süßer als die
Ammenmilch, d. h. die Amme
kann die Mutter nicht ersetzen.
dis z no, Schwein, Saukerl; vén
disznó (altes Schwein), alte Hure ;
makkos disznó makkal âlmodik,
ein mit Eicheln gemästetes
Schwein träumt von Eicheln,
d. h. womit einer des Tages
umgeht, davon träumt er in
der Nacht
disznokodni, schweinigeln, die
Sauglocke läuten.
dob (Trommel), Venus- oder Lust-
beule.
dobos (einer Trommel ähnlich),
schwanger, gem.
domborodik a häz eleje, es
rundet sich der Vorderteil des
Hauses, wird von einer Frau ge-
sagt, wenn sie guter Hoffnung ist.
doromb, die Maultrommel, das
Brummeisen; a hâzi doromb,
der Hausteufel, geiferndes Weib.
dög (Aas), Luder.
dörgöl (reiben), coire.
i) gem. «=* gemein, gemeiner Ausdruck
6
Magyarisches erotisches Idiotikon
E,
ebadta (der vom Hunde Gege-
bene oder Geborene), Hundling,
häufig gebrauchtes gem. Schmäh-
wort.
e b h e n d і, Hundsfott,
Taugenichts.
é b r é n у (das Erwachende),
Embrio.
ebütö (der Hundsbrügel), das
männliche Glied, gem.
édelgetni (süßtun), liebkosen.
édesedni (süß werden), sich ver-
lieben.
egerézni järni (Mäuse fangen
gehen), auf den Strich gehen.
egybekelés (inEins treten), Ver-
mählung.
elhajtani a magzatot, die Leib-
frucht abtreiben.
elhalas, Beischlaf.
elrezelni, bescheißen; elrezelte
magät, er hat sich beschissen.
elütni magät (sich abschlagen),
furzen, gem.
elütni a pap tyiikât (das Huhn
des Pfarrers abschlagen), furzen,
gem.
elvetélés (Verwerfung), Fehlge-
burt.
elvetélni, abortieren.
elvetemedni, sich wegwerfen.
elvirult léany, ein verblühtes
Mädchen, alte Jungfrau.
emes, brüstig.
emlô, Frauenbrust
e m 1 ö b і m b ó
(Brustknospe), Brust-
warze.
e ml ôbér, Ammenlohn.
emlök, großbrüstig.
e p e d б, der schmachtend Liebende.
F.
fan, Schamhaare.
fanadzó, Schamhaare bekom-
mend, geschlechtreif.
fancsont, Schambein.
fanos, reich an Schamhaaren sein.
fan taj, Schamgegend.
fan te tu, Filzlaus.
far, Podex; nem lehet egy farral
két nyerget ülni, man kann
nicht mit einem Arsch auf zwei
Sätteln sitzen.
farba rugni, den Fuß in den
Arsch geben.
farat megraktäk, man hat ihm
den Arsch verhauen.
fardagaly (Arschgeschwulst), cul
de Paris.
faros, großarschig.
farpofa, Arschbacke.
fark (Schwanz), Penis, häufig ge-
brauchte Bezeichnung.
fasz, Penis, landläufige Bezeich-
nung; tornyos fasz (turmähn-
licher Penis), wird gesagt von
einem starken männlichenGliede;
mi az apâm fasza! was den
Schwanz meines Vaters betrifft I
(Ausdruck der Verwunderung,
zu vergleichen dem Deutschen:
Was der Teufel I) Verd a fa-
szad aseggembe! Stecke deinen
Schwanz in meinen Arschl
(Schmähwort). Szarok a fa-
szära. Ich scheiße auf seinen
Schwanz (Ausdruck der Ver-
achtung). Ne tegye kezét a
faszâra, hanem inkâbb a seggére.
Geben Sie Ihre Hände nicht
Magyarisches erotisches Idiotikon.
7
auf den Schwanz, sondern lieber
auf den Arsch (wird häufig zu
Rekruten gesagt, wenn sie nicht
gerade stehen).
fattyäzni, ein uneheliches Kind
gebären, gem.
fattyu, uneheliches Kind, Huren-
kind; futtyut vetni, ein unehe-
liches Kind werfen, gem.
fehér kor (weiße Krankheit),
Bleichsucht.
fehér
пер (weißes Volk), Weibs-
bild.
felcsinälni (auf + machen),
schwängern.
feleség (Halbheit, Hälfte), Ehe-
frau, Gemahlin; malm on, ifjü
feleségen minduntalan kell iga-
zitani, an einer Mühle und an
einer jungen Frau gibt es immer
etwas zu flicken (zu verbessern) ;
jâmbor feleséget csak az Isten
adhat, eine sanfte Frau kann
nur Gott geben.
felgalyabftni (armselig bauen),
schwängern, gem.
felhuz (auf -J- ziehen), coire.
fene, der kalte Brand, Teufel;
egye meg a fenel Der kalte
Brand fresse dich! НоГ dich
der Teufel! (Verwünschung).
fertözködes (Beschmutzung),
Onanie.
fertozködni (sich beschmutzen),
onanieren,
fertôztetés (Beschmutzung),
Schändung,
férfiu, férfi, der Mann; férfi, ha
szebb ar ördögnel, mâr elég
szép, wenn ein Mann nur schöner
als der Teufel ist, ist er schon
schön genug; nem illik férfihoz
magät csinosgatni, es geziemt
sich dem Manne nicht, sich
schöner zu machen als er ist.
f é r fi d ü h, Männerwut, Männertoll-
heit.
férj, Ehemann, férjem, mein Mann.
férhezado leäny (ein dem Manne
zu gebendes Mädchen), mann-
bares, heiratfähiges Mädchen.
férhezmenni (zum Manne gehen),
heiraten.
fesel, sich entfalten, sich öffnen.
feslett, liederlich.
feslett életet élni, ein lieder-
liches Leben fuhren.
feslettség, Liederlichkeit
fia dzik (Junge werfen), gebären,
in verächtlichem Sinne.
figyermek, Knabe; figyermeket
szülni, einen Knaben gebären.
fikni, das deutsche: ficken.
fing, Crepitus.
fin gani, furzen; elfingani magät,
wider Willen furzen,
fity ma, Vorhaut
fiufertôzô, Knabenschänder,
flandra, Hure.
f o g a n t a n і, empfangen,
schwanger
werden,
fogantatäs, Empfängnis,
folyó kankó, ein fließender
Tripper.
f o s, dünnflüssiger menschlicher
Kot; bucsu utän fosäs, auf den
Kirchtag folgt die Diarrhöe.
fosni, scheißen; fosd össze maga-
dat, bescheiße dich (Schimpf-
wort).
8
Magyarisches erotisches Idiotikon.
franc, francia betegség (die fran-
zösische Krankheit), Lustseuche,
Syphilis.
fügesüly, Feigwarzen.
furo (Bohrer), Penis.
G.
gal ad, nichtswürdig, der Nichts-
würdige.
garnyatag, alte Jungfer.
gât, Damm, Mittelfleisch.
gatya, Unterhose; jó helyre tette
a gatyâjât, er hat seine Unter-
hose an einen guten Ort ge-
geben, d. h. er hat sich gut
gebettet [durch eine reiche
Heirat].
gaz, Unrat, Schurke.
gazda, der Hauswirt; szabad a
gazda maga hâzânâl, ha àgy alâ
fekszik, der Mann ist Herr in
seinem Hause, wenn er sich
unter das Bett verkriecht; ha
szomorü a gazda, gazdasszony
az okä, wenn der Mann traurig
ist, ist die Frau schuld daran.
gazember, Schurke; terem a
gazember, a hol nem is vetik,
Schurken gedeihen auch dort,
wo man sie nicht säet
gazfi, Schurke, Halunke.
gazkölyök, Wechselbalg.
gecce, gecci, der männliche
Samen.
g e c i z n і, Samen verspritzen,
ona-
nieren.
guga,Pestbeule;nöjönfaszän guga,
es möge auf seinem Schwänze
eine Pestbeule wachsen (Ver-
wünschung).
gyaszgyermek (Trauerkind),
Afterkind.
gyerek, gyermek, Kind; egyet-
len egy gyermek akasztani
valo, ein einziges Kind soll man
erhängen; benött mar a feje
lâgya, es ist ihm das Weiche
des Kopfes schon zugewachsen
(er ist kein Kind mehr); gyereket
csinâlni (ein Kind machen), coire;
gyermek csinaló sapka (die Kin-
der machende Kappe), vulva;
gyereket szoptatni, ein Kind
säugen; gyereket vesztett, sie
hat ein Kind verloren.
gyermek-âgy (Kindbett),
Wochenbett.
gyermekâgyat feküdni, im
Wochenbette liegen.
gyermekâgyba esni (ins Kind-
bett fallen), niederkommen.
gyermekâgyas (Kindbetterin),
Wöchnerin.
gyermekezni (Kinder gebären),
niederkommen.
gyermekszüles (Kindgeburt),
Niederkunft.
gyermeküzes (Kindvertreibung),
das Abtreiben der Leibfrucht
gyermekvesztés (Kindverlust),
das Abtreiben der Leibfrucht
gyertyâzni (mit der Kerze sich
reizen, von Mädchen gesagt),
onanieren.
gyönnyördomb (Wolllusthügel),
Venushügel.
H.
hâlni, schlafen, beischlafen; vele
hâlni (mit ihm [ihr] schlafen), coire.
Magyarisches erotisches Idiotikon.
9
hâlotârs (Schlafgenosse). Bei-
schläfer.
halótarsne, Beischläferin. Kebs-
weib.
has, Bauch; lâgy has (weicher
Bauch), Diarrhöe; német has
(deutscher Bauch), Diarrhöe;
legtöbb gondot âd az embernek
a has, der Bauch macht dem
Menschen am meisten zu schaf-
fen; nines fule az éhes hasnak,
der hungrige Magen hat keine
Ohren [er läßt sich nicht mit
Worten abspeisen] ; a kovér has
lomha, ein fetter Bauch ist träge;
könnyü teli hassal a böjtrdl
papolni, es ist leicht mit vollem
Bauch vom Fasten zu predigen.
has as (bauchig), schwanger, gem.
hasasodni (bauchig werden), hoch
schwanger werden, gem.
hasfolyâs (Bauchfluß), Diarrhöe.
hasmenés (Bauchgang), Diarrhöe.
havadzani, menstruieren; havad-
zäs, Menstruation.
ha z as (behaust, mit einem Haus
versehen, ein Haus [Heim] be-
sitzend), verheiratet, vom Manne
gesagt
hâzasâgy, Ehebett.
hazâsélet, Ehestand.
häzasember, Ehemann.
hâzasod (sich ein Haus gründen),
heiraten, vom Manne gesagt.
hazasok (die Behausten), ein Ehe-
paar.
hâzassâg, Heirat; tönvenytelen
hâzassâg, gesetzwidrige d. i. wilde
Ehe; hosszü alku a hâzassâg, die
Ehe ist ein langer Vertrag; ésszel,
ne szemmel fogj a hâzassâghoz,
heirate nicht mit dem Auge,
sondern mit dem Verstände.
hâzassâgronto (Eheverderber),
Ehebrecher.
hâzassâgtorés, Ehebruch.
hazasulható (zu verheiratend),
mannbar.
here, Hode, Hochzeit; herész,
Nachhochzeit
hersenteni, beischlafen.
he ver ni, müßig liegen, faulenzen.
heverü, Freimädchen, Hure.
hfmfertitô (Knabenschänder),
Päderast.
hfmnem, das männliche Ge-
schlecht.
h і m n б (Mannweib),
Hermaphrodit
himveszô, männliche Rute, Penis.
hitestârs, hitvestârs (der be-
eidete Genosse), Gatte, Gattin.
hitvany, nichtsnutzig, der Nichts-
nutz.
hodesür, Menstruation (dial.),
hölgyrab (Frauensklave), Weiber-
knecht
hónapszam, hós zâm (das Monat-
liche) Menstruation.
honvenült leâny (ein zu Hause
alt gewordenes Mädchen), alte
Jungfer.
hozos (bringend), schwanger.
hölgyrab, Jungfernknecht
hud, Urin.
hudcsô, Harnröhre.
hüdholyag, Harnblase.
hugy, Urin.
hugyozni, urinieren; az eb se hu-
gyozza meg, nicht einmal ein
Hund brunzt ihn an.
10
Magyarisches erotisches Idiotikon.
huncut (Hundsfott), durchtrieben,
durchtriebener Schlingel; mégis
huncut a német, der Deutsche
ist doch ein Hundsfott, will sagen:
ein geriebener Bursche.
h ü s, Fleisch ; vén hus
(altes Fleisch),
alte Vettel
I.
idétlen szült (sie hat zur Unzeit
geboren), die Leibfrucht ist ihr
abgegangen.
im ado (der Anbetende), Verehrer,
Geliebter.
izéje, ihr oder sein Ding, ver-
deckte Bezeichnung für die Ge-
schlechtsteile beider Geschlech-
ter.
J.
jegy (Zeichen, Mal, Merkmal),
Brautgeschenk, Morgengabe.
jegy es (der oder die Gezeichnete,
Gekennzeichnete [durch den Ver-
lobungring]), der oder die Ver-
lobte.
K.
kacsingatni, liebäugeln,
kaka, menschlicher Kot, Kinder-
sprache.
kakalni, scheißen, Kindersprache,
kamatyolni, coire.
k amp o 1 ni, zum Spotte die Zunge
zeigen.
kancarugâs (Stuten -f- Stoß, das
Ausschlagen der Stute gegen
den Hengst), Schlag, mit dem
eine Frau den schäkernd zu-
dringlichen Mann entfernen oder
abwehren will; kancarugâs nem
fâjos, der Stutenstoß ist nicht
schmerzhaft, d. h. eine Ohrfeige
von schöner Hand schmerzt
nicht.
kanta (Kanne), große Vulva,
kârlâto (den Schaden besehen),
der erste Besuch der Eltern bei
der verheirateten Tochter,
kas, Korb; teli van a kas (der Korb
ist voll), die Frau ist schwanger,
katapila, katuska (kata = Kät-
chen), Weibmann, verweichlichter
Mann.
kat o nâs le an y
(Soldaten-Mäd-
chen), ein Mädchen, das den
Soldaten nachläuft
kebel, die Brust, der Busen; hideg
kéz, meleg kebel, kalte Hand,
warme Brust, oder derber:
hideg a keze, meleg a szoknyâja,
kalt ist ihre Hand, warm der
Unterrock.
kebles (vollbrüstig), schwanger.
kedves, lieb, angenehm.
kedvesem, mein Liebchen; syno-
nyme Ausdrücke hierfür sind:
babâm, meinPüppchen; édesem,
meine Süße; galambom, mein
Täubchen; ldcsikem, meine
Kleine; rózsam, meine Rose;
szivem, mein Herz; lelkem,
meine Seele.
kéj, Wollust.
kéjhâz, Freudenhaus, Bordell,
kejhölgy (Lustdame), Freuden-
mädchen, Hure,
kéj le any, Freudenmädchen,
kéj no, Freudendirne,
kejtüz, Lustfeuer, Brunst,
kéjvadâsz, Wollüstling.
Magyarisches erotisches Idiotikon.
II
keritô, Kuppler,
ke rit б nö, Kupplerin.
kérÔ (der Bittende), Freier,
kifurni (ausbohren, anbohren),
coire.
k ö 1 d ö k, Nabel ; kuty ahâjjal
kenték
meg a köldöket, man hat seinen
Nabel mit Hundeschmalz ge-
schmiert, d. h. er ist von Kind-
beinen an ein Schelm gewesen.
kölyök (das Junge eines Tieres),
Fratz.
kölykezik, Junge werfen, in ver-
ächtlichem Sinne auch auf leicht-
fertige Dirnen angewendet.
konty, Häubchen; konty alâ ke-
rülni, sie kommt unter die Haube,
d. h. sie heiratet; föltettek a
kontyot, man hat sie unter die
Haube gebracht, d. h. sie ist zu
Fall gekommen; félre âll a kon-
tya, es steht ihr die Haube
schief, d. h. sie ist berauscht.
ko res, Bastard, Zwitter.
korhely, liederlich, der Lieder-
liche; nem akarja holmi korhely
embernek leânyât odaadni, er
will seine Tochter nicht dem
ersten besten Lumpen (hingeben)
verheiraten.
korhelység, Liederlichkeit
korpâs, Podex.
,E161 basszon, ne hatulról mint
a ló,
,Hisz a korpâs ugy se meg-
baszni valo.
Von vorne ficken Sie mich, nicht
von hinten wie ein Pferd, —
denn der Arsch ist nicht zum
Ficken geschaffen.
koszâlni, durch Betasten und Be-
greifen geil machen.
közösüles (in Gemeinschaft tre-
ten), Beischlaf.
közösülni, beischlafen.
kupleraj (aus dem Deutschen:
Kupplerei), Bordell.
kupleros (aus dem Deutschen:
Kuppler), Bordellbesitzer,Huren-
vater.
kuplerosné, Bordellbesitzerin,
Hurenmutter.
kurafi, Hurer.
kurgó, Hurenkind.
kur va, Hure; büdös kurva, stin-
kende Hure, häufig gebrauchtes
Schmähwort
kurvadij, Hurenlohn.
kurvakeritô, Hurenhändler,
Kuppler.
kurvalak, Hurenhaus.
kurvâlkodni, huren.
kurvâlkodo, Hurer.
kutba esett (er ist in den Brunnen
gefallen), er ist verliebt
L
lant, Leier, Laute; agg lant (alte
Leier), Vettel,
lapostetü (flache Laus), Filzlaus,
lat or (Lotter), Schandbube.
latorkodni,ein verlottertes Leben
führen.
leâny, Mädchen; vén leâny, altes
Mädchen, alte Jungfer; szüz
leâny, Jungfrau; leânyt kérni
(um ein Mädichen bitten), freien;
megérdemli mint a szüz leâny,
er verdient es, wie die Jungfrau
[den Kranz]; nem mind leâny,
12
Magyarisches erotisches Idiotikon.
ki pârtâban jâr, es sind nicht
alle Jungfrauen, die Kränze tra-
gen; vén leâny mindenre késôn
érkezik, alte Jungfrauen kommen
überall zu spät; könnyebb a le-
ânyt felnevelni mint férjhez
adni, es ist leichter ein Mäd-
chen zu erziehen als zu ver-
heiraten.
1 e a n y h a 1 ó (das
Mädchenschlafen),
die Nacht vor der Hochzeit, in
der die Freundinnen der Braut
bei ihr übernachten, um sie zu
trösten.
leânykérés (das Mädchen bitten),
Brautwerbung.
leânyzo, Mädchen, Dirne, Mam-
sell.
lebetegedés (Erkrankung), Nie-
derkunft, Entbindung.
lebetegedett, sie hat entbunden.
lepcseskedni, die Sauglocke
läuten.
lepcsesség, Obszönität
lindik, Clitoris.
lotyó, Hure.
lodör, Penis.
lodörög, Pferdezumpt, wird
auch
auf einen großen Mannespenis
angewendet,
lyuk (Loch), Vulva; fustös lyuk
(das rauchige d. h. rauchfarbige
Loch), Vulva.
M.
mâca, Hure,
rnadra, Gebärmutter,
mag, der männliche Same,
magömles, Samenergießung, Po-
lution.
magömlesztes (es zum Samen-
erguß bringen), Onanie.
magtalan (samenlos), unfrucht-
bar, impotent, kinderlos.
magtalansag, Unfruchtbarkeit,
Kinderlosigkeit.
magzat (Frucht), Leibfrucht;
kiviselt magzat, ausgetragene
d. i. reife Leibfrucht.
magzathajtó, fruchtabtreibend.
magzatletétel (Fruchtablegung),
Früh- oder Fehlgeburt.
magzatmâsa, Nachgeburt
magzatos (befruchtet), schwan-
ger.
makk, Eichel am Penis.
makktyü (makk = Eichel), Vor-
haut.
manyó, Vettel.
meddô, unfruchtbar.
meddôség, Unfruchtbarkeit.
megcsodâlâs (Verwunderung),
das Verschauen [einer schwan-
geren Frau].
megesett leâny, gefallenes Mäd-
chen.
meggyermekezni, ein Kind be-
kommen, niederkommen.
meghâlni, beischlafen.
meghuzni (ziehen), coire.
megkâbulni (betäuben), betören
z. B. ein Mädchen durch Ge-
schenke.
megejteni, schwängern.
megszeplôsf teni (szeplô=Som-
mersprossen), beflecken, schän-
den.
megszeplôsftés, Schändung,
megtapogatni, ein Weib be-
greifen.
Magyarisches erotisches Idiotikon.
megterhesfteni (schwer ma-
chen), schwängern.
megy a papa rómaba (der Papst
geht nach Rom), coire.
méh, méh-anya, Gebärmutter;
egy méhbeli gyermekek (Kinder
aus einer Gebärmutter), Kinder
einer Mutter.
méhbefogadâs (Gebärmutter-
einschließung), Empfängnis.
méhébé fogadni (in die Gebär-
mutter einschließen), schwanger
werden.
méh gyümölcse (Frucht der Ge-
bärmutter), Leibfrucht.
m ebben hagyott (der in der
Gebärmutter gebliebene), Post-
humus.
mehhüvely, Mutterscheide.
méhmagzat, ungebornes Kind,
Embryo.
méhszâj, Muttermund.
menyasszony (menô + asszony
= die [zum Manne] gehende
Frau), Braut; elütötte kezérôl a
menyasszonyät (er hat ihm die
Braut von der Hand wegge-
schlagen), er hat ihm die Braut
weggefischt.
méhtestvérek (Gebärmutterge-
schwister) , Geschwister, von
einer Mutter abstammend.
m eil es, vollbrüstig.
mellesedni, vollbrüstig werden.
menyecske, jung verheiratetes
Weib; menyecskés, jungen
Frauen nachjagend; vilägos fel-
hônek, mosolygó menyecskének
nem kell hinni, einer lichten
Wolke und einem lächelnden
jungen Weibe ist nicht zu
trauen.
,A turóra vizet öntenek,
,Domikânak mondjâk,
,A vén leänyt férhez adjäk,
,Menyecskének hivjâk.
Gieße Wasser auf süßen Käse,
— und fertig ist die Käsesuppe,
— bring eine alte Jungfer an
den Mann, — so heißt man sie
dann junge Frau.
menyegzô, Hochzeit,
menyegzô éj, Brautnacht,
menyegzôi âg, Brautbett,
mézéshât (Honigwoche), Flitter-
woche,
meztelen, nackt,
meztelenség, Nacktheit
mony, Penis.
mony Ott, einen großen Penis
habend.
möcörögni, lieben, buhlen.
mos to ha, Stiefmutter; csak egy
mostoha volt jó, abba is belé
szeretett az ördög és hamar
elvitte, nur eine Stiefmutter war
gut, auch in die wurde der
Teufel verliebt und hat sie gleich
geholt.
N.
nadär, Fruchtwasser.
nadarazni, des Fruchtwassers
verlustig werden.
nadra, Gebärmutter; nadradüh,
Gebärmutterwut.
nagyfarü, großarschig, der oder
die Großarschige.
nagyhasü, großbäuchig, schwan-
ger.
14
Magyarisches erotisches Idiotikon
nagymellü, großbrüstig, die
Großbrüstige.
nanäs, Kuppler.
nehézkes (schwer, beschwert),
schwanger.
nehezkesiteni, schwängern.
nehézkesség, Schwangerschaft.
némber (no + ember, Weib +
Mensch), Weibsbild.
nem a bün (stumme Sünde), Ona-
nie.
nô, Weib.
no i nem, weibliches Geschlecht
nök bolondja, Weibernarr.
nôszés (Begattung von Tieren),
das Heiraten; könnyü a nôszés,
de nehéz a kétszerfôzés, das
Heiraten ist leicht, aber das
Kochen fur Zwei, d. i. das Haus-
halten, ist schwer.
nöszinger, Begattungtrieb.
nummerät csinälni (eine Num-
mer machen), einen Coitus aus-
üben; több nummerät csinälni,
den Coitus kurz nacheinander
öfter wiederholen.
nyäl, Schleim, Speichel.
nyalakodni, lecken, sich schlek-
ken; mindig csak nyalakodnak,
sie schlecken (küssen) sich in
einem fort
nyoszolya, Bettstatt; nyoâzolya-
asszony, Brautfîihrerin ; nyoszo-
lya-leäny, Brautjungfer.
0.
ocsmäny, garstig, unzüchtig,
ocsmänykodni, unzüchtigesZeug
sprechen, unzüchtig handeln,
oda ad ni (a picsâjât), sie gibt hin
(ihre Fotze), d. h. sie läßt sich
zum Beischlaf gebrauchen.
ó leäny, altes Mädchen; ó leäny
es ó bor nem egy äron kel, ein
altes Mädchen und alter Wein
gehen nicht um denselbenPreis ab.
ondó, der männliche Samen.
önfertozet (Selbstbeschmutzung)
Onanie.
önfertozo, Onanist
önszeplotites (Selbstbefleckung)
Onanie.
önszeplösitö, Onanist
orcätlan (angesichtlos), scham-
los, unverschämt
öreg, alt; öreg kurva, alte Hure,
Schimpfwort
öröm-anya (Freudenmutter),
Hochzeitmutter.
öröm-atya(Freudenvater), Hoch-
zeitvater.
öröm-leäny (Freudenmädchen),
Hure.
összepärosodni (sich zusam-
menpaaren), sich begatten.
P.
pap tyükja (Henne des Pfarrers),
Furz.
par a z na, geil, unzüchtig, hure-
risch, Hure, Hurer.
paräznälkodäs, Hurerei; erôsza-
kos paräznälkodäs (gewalttätige
Hurerei), Notzucht
paräznälkodni, Huren, Unzucht
treiben.
pärnälkodäs, unerlaubter Bei-
schlaf.
par ta, Kopfzierde
ungarischer
Mädchenjungfernkranz; elejteni
Magyarisches erotisches Idiotikon
15
a pârtât (den Kranz wegwerfen
oder verlieren), zu Falle kom-
men; fejébe stilt a pârta (der
Jungfernkranz ist ihr an den
Kopf gebraten), sie ist eine alte
Jungfer geblieben,
pecs, Penis.
p e c s e 1 n і (mit dem Penis
arbeiten),
coire.
percenteni, furzen.
peselni, harnen.
picsa, Vulva; picsân fordul а
vilâg, um die Fotze dreht sich
die ganze Welt, Sprichwort;
viszked a picsâja, es kitzelt sie
die Fotze; nöjjön a picsâdon
guga! es wachse auf deiner Fotze
eine Pestbeule, Verwünschung;
szarok a picsâd közepebe, ich
scheiße in die Mitte deiner Fotze,
arger Schimpf; ugy seggberug-
lak, hogy az anyäd picsâjâba
essęl, ich stoße dich so in deinen
Arsch, daß du in die Fotze
deiner Mutter fällst, Drohwort;
ménj az anyâd picsâjâba, gehe
in die Fotze deiner Mutter, Zu-
rückweisung.
picsalyuk, das Loch der Vulva.
pina, Vulva; man legt ihr fol-
gende Adjektiva bei: a bolygas,
die krause; aszôrôs, die haarige;
a nedves, die nasse ; a puha, die
weiche; az édes, die süße; a
göndörhajü, die kraushaarige;
papnak pina panaszos, dem
Pfaffen ist die Fotze mißgönnt,
Sprichwort.
pina bajusza (Schnurrbart der
Fotze); pina szakala (Backenbart
der Fotze), Schamhaare des Wei-
bes, scherzhafte Bezeichnungen.
pi паї es6, Fotzenjäger, Hurer.
pinalyuk, das Loch der Vulva.
pinâzâs, Coitus.
pinazni, coire.
pisâlni, harnen.
pityközni, coire.
pöc, der männliche Samen.
pöcs, Penis eines Kindes,
poronty, Kinderbrut.
posz, Crepitus.
poszantani, furzen.
posz ogni, wiederholt furzen.
pöc, der männliche Samen.
pös, Harn.
puca (Spitzmaus), Penis in der
Kindersprache.
■
R.
râcsodâlni (auf + verwundern,
erstaunen), sich versehen (eine
schwangere Frau).
rengôre hâgni (auf eine Schau-
kel steigen), ehebrechen.
riha, Buhldirne, Hure.
rima, Hure.
rimälkodni, buhlen, Buhlerei trei-
ben.
ringyó, Schandbalg.
ringyrongy, Lumpenkerl.
rittyó, männlicher Same.
rittyâzni, polutionieren.
rittyoztatni, beflecken.
Rornaba keszül a felesége
(seine Frau macht sich bereit,
nach Rom zu reisen), seine Frau
ist der Entbindung nahe.
ronda, unordentlich, schlampig;
ronda asszonynak ronda a
I6
Magyarisches erotisches Idiotikon.
hâza, eine schlampige Frau hat
ein schmutziges Haus,
rügy, Knospe; rossz rügy (eine
schlechte Knospe), verworfenes
Frauenzimmer, Hure.
S.
s afar ni, Kebsweib, Buhlerin.
safarinâlkodni, Buhlereitreiben.
safarinsäg, Buhlerei, Hurerei,
Kebsehe.
sandra, Hure.
sandrasag, Hurerei.
s an kir (aus dem Deutschen),
Schanker.
sapadsäg (Bleichheit), Bleich-
sucht
sat rafa, Vettel.
segg, Podex; segg odal der Arsch
hin [zur Nase]I wird gesagt,
wenn jemand nießt; ugy segg-
beruglak, hogy hatot hencse-
regsz, ich stoße dich so in dei-
nen Arsch, daß du dich sechs
mal überschlägst, Drohung;
nyald ki seggemet, lecke mei-
nen Arsch aus; seggére esett (er
ist auf den Arsch gefallen), es
ist ihm etwas mißlungen; szurja
zab a seggit (der Hafer sticht
ihm den Arsch), es sticht ihn der
Hafer, d. h. er ist übermütig.
segglyuk, Arschloch.
seggnyaló, Arschlecker,
Schmeichler, Kriecher.
Simon bi rój a (Richter Simons),
gebieterische Frau, scherzhafter
Ausdruck.
sirató este (der Abend des Be-
weinens), Polterabend.
stringa, Hure.
suhanc, lustiger, liederlicher
Bursche,
s u skâs, geil, weibisch,
sus o gó (der flüsternde), Kuppler,
sülledni, sülleszteni, furzen.
Sz.
s z ab ad no (Freimädchen), Hure.
szajha, Schandbalg, Hure; a
tolvaj a kerékre, a szajha a
pelengére, den Dieb auf das
Rad, die Hure an den Pranger.
szajhalkodni, sich preisgeben,
huren.
szaj, Mund; eszem a szâdatl ich
esse deinen Mund! (Kosewort)
szar, Kot, Dreck; minden szarban
kotrâszni, in jedem Drecke rüh-
ren, d. h. sich um alles kümmern;
szarva, hugyva dolgozik, er
arbeitet scheißend und pischend,
d. h. nachlässig; szar alatt nô
a gomba, unter dem Kot wach-
sen die Pilze, wird von Empor-
kömmlingen gesagt; kutya is a
dombra szarik, auch der Hund
scheißt auf den Haufen, d. h. wo
Tauben sind, fliegen Tauben hin.
szarhâzi (Dreckhauser), Dreck-
kerl.
s z ami, szarakodni, scheißen.
,Esik a hó, szarik a ló.
,Esik az esô, szarik a jegyzô.
,Esik a jég, seggembe nézz!
Es fällt Schnee, es scheißt das
Pferd. — Es fallt Regen, es
scheißt der Notar. — Es fällt
Eis (es hagelt), schau in meinen
Arsch. (Kinderreim.)
Magyarisches erotisches Idiotikon.
17
szaro s, dreckig, der Dreckige.
szarzsak, Drecksack
szâraz dajka (trockene Amme),
Kindermädchen,
szarazkanko (trockener Tripper),
ein Tripper, der nicht mehr
fließt
szaty or, alte Schachtel, Vettel.
szatyos, Metze, Hure.
szemérem, Scham.
szeméremajak, Schamlefzen.
szemtelen (augenlos), schamlos,
unverschämt
szerelem, die geschlechtliche
Liebe; szerelmet és hurutot
nehéz eltitkolni, Liebe und
Schnupfen lassen sich schwer
verheimlichen; szerelem es ura-
säg nem szenvednek tärsat,
Liebe und Herrschaft vertragen
keine Gesellschaft; a bölcset is
megvakftja a szerelem, die Liebe
blendet auch den Weisen.
szerelemdüh, Liebewut
szerelem gyermeke, Kind der
Liebe, uneheliches Kind.
szerelmeskedni, sich der Liebe
ergeben, in Liebe tändeln.
szeretô (der Liebende), Geliebte.
szerszäm (Werkzeug), Penis.
szipa, Vettel.
szipirtyó (dial.), Hure.
sziv, Herz; hideg kéz, meleg
szfv, kalte Hand, warmes Herz.
szotyka, Schlampe, liederliche
Person.
szotyó, Vettel.
születni, megszületni, geboren
werden,
szüles, die Geburt
Krauts, Anthropophyteia. IfJ.
szülni, gebären.
szülö, die Gebärende.
szülök (die Gebärenden), Eltern.
szüz, Jungfrau; szüzet megszeplô-
sfteni vagy megfertôztetni (eine
Jungfrau beflecken oder be-
schmutzen), ein Mädchen ent-
jungfern oder schänden.
szüziesseg, szüziseg, Jungfräu-
lichkeit.
s z ü z k o r (Jungfrauenkrankheit),
Bleichsucht
szüzôr (Jungfernwächter), Jung-
fernhäutchen.
T.
tehérbe ejteni (in die Belastung
versetzen), schwängern.
teherbe esni (in die Belastung
verfallen), schwanger werden,
ettöl meg ettöl teherbe esett
(sie ist durch den oder jenen in
die Belastung gefallen), sie wurde
von dem oder jenem geschwän-
gert
tehetetlen (unfähig zu tun), im-
potent.
tehetetlenség, Impotenz.
teherben järni (in Belastung
gehen), schwanger sein.
tek er ni (drehen), coire.
terhbe-ejtés (Versetzung in die
Belastung), Schwängerung.
ter he s (belastet), schwanger.
terhesiteni (belasten), schwän-
gern.
terhesités (belasten), Schwän-
gerung.
terhesség (Belastung), Schwan-
gerschaft.
2
i8
Magyarisches erotisches Idiotikon.
testvér (Leib + Blut), Ge-
schwister.
tilosba jâr, er geht auf
geheimen
Wegen, besonders in geschlecht-
licher Beziehung gemeint.
tögy, das Euter; leadta a tôgyit,
sie hat das Euter abgegeben,
d. h. sie hat angebissen [wird
von einem Frauenzimmer ge-
sagt, das der Verfuhrung nach-
zugeben beginnt].
tök, Hode; egész nap a tökit
vakarja, den ganzen Tag kratzt
er sich die Hoden, d. i. er tändelt
den ganzen Tag, ist ein Faulpelz;
nem egy eb rugja a tökit, nicht
nur ein Hund stößt ihn an den
Hoden, d. h. man greift ihm von
allen Seiten unter die Arme.
töketlen (ohne Hoden), der Ka-
strat.
tökficko (der Schellenober in
den Spielkarten), Dummkopf.
tokos, der mit großen Hoden
Ver-
sehene, Schimpfwort.
tökösseg, tökserv, Hoden-
bruch.
tökzacsko, Hodensack.
törvenytelen gyermek (unge-
setzliches Kind), uneheliches
Kind.
toszni,megtoszni (stoßen),coire.
totya, Vettel.
trägar, zotenhaft, unflätig,
schlüpf-
rig-
trägarkodni, Zoten reißen,
schlüpfrig reden,
tragyärsag, Zotenreißerei.
tripper (aus dem Deutschen),
Tripper.
tyük-ülteto (einer, der Hühner
zum Brüten ansetzt), Hahnrei,
Pantoffelheld.
U.
utcai kurva, Straßenhure,
utógyermek (Nachldnd), Post-
humus,
ülep, Gesäß, Podex.
V.
V aj ud as, Mutterwehen,
vajudni, kreißen, in Kindnöten
sein.
vajudo, Kreißerin.
vakarcsmagzat (Tr ogscherling
+ Kind), Nesthökchen, das zu-
letzt geborene Kind.
V a 1 a g, derber Ausdruck fur
Vulva,
bedeutet aber auch Podex; 16-
fasz a valagâba [ich wünsche
ihr] einen Pferdezumpt in ihre
Fotze; lófasz a valagadba, einen
Pferdezumpt in deine Fotze,
derbe Verwünschungen; auf
Männer angewendet: lófasz a
seggedbe! einen Pferdezumpt in
deinen Arsch 1 Bassza szamär a
valagât! Es ficke ein Esel ihre
Fotze! Ausdruck der Verach-
tung.
val o gaz ni, den Hintern verhauen.
vâltott gyermek (gewechseltes,
unterschobenes Kind), Wechsel-
balg.
vasott, liederlich, durchtrieben,
vasottsag, Liederlichkeit
vaszki (dial.), leiblich, von einer
Mutter.
vaszontâblâra kitétetni (auf
Magyarisches erotisches Idiotikon.
19
die Leinwandtafel aussetzen),
geboren werden,
vemhes (bauchig), schwanger,
trächtig.
vén, alt in verächtlichem Sinne,
z. B. vén banya, altes häßliches
Weib, alte Hexe.
vérfertôzés (Blutbefleckung), Un-
zucht zwischenVerwandten, Blut-
schande.
vérfertôzô, Blutschänder.
vernäz (Bluthochzeit), Hochzeit
zwischen Verwandten.
vértorés (Blutbrechen), Blut-
schändung.
vetelék (das Verworfene), Fehl-
geburt
vizelet, Urin.
vizelni, urinieren; csalänra vize-
lett (er hat auf die Nessel ge-
brunzt), er war übler Laune.
vörönty, Bastard, Bankert
Z.
zabolatlan, liederlich,
zabgyermek, Schandbalg,
zajha, Vettel.
z sa na, Vettel, mürrisches Weib»
Beischlafausübung als
Kulthandlung.
Eine Umfrage von Dr. Friedrich S. Krauss.
Die Ausübung des Beischlafs bereitet
den Menschen große Wonne
und Seligkeit Die Hingabe ihres Leibes an den Mann bedeutet für
das Weib völlige Unterwürfigkeit und damit fordert sie seine
Erkennt-
lichkeit und Dankbarkeit heraus. Frau und Mann wollen aber auch
die unsichtbaren Geister, die meist von unberechenbarer Laune sind,
zu Dank verpflichten und darum muß sich ihnen die Frau hingeben.
Weil jedoch die Geister erfahrunggemäß nicht selber erscheinen,
übernimmt ein sterblicher Mann ihre Vertretung und empfängt für
sie das Minneopfer zu bestimmten Zeiten. Daraus entwickelt sich
unter gegebenen Verhältnissen ein Geisterkult, den folklorefremde
Kulturforscher als sittlichen Verfall, als schimpfliche Prosti-
tution, einsichtigere Gelehrte aber artig milde als eine heilige
Prostitution brandmarkten.
Die Bezeichnung Prostitution ist in
diesem Falle ganz unange-
messen, denn es handelt sich dabei keineswegs um eine berufmäßige
Ausübung des Geschlechtaktes wider Sitte und Brauch der Gesell-
schaft, vielmehr um einen frommen, vom Glauben gebotenen, von der
Gesellschaft gebilligten, gelegentlichen Opferdienst Die
verschiedenen
Formen, unter denen er auftritt, soll unsere Umfrage klarstellen und
zugleich alle die Beweggründe seiner Erscheinung an der Hand der
Tatsachen enthüllen. Nur weil es mir meine eigenen Erhebungen er-
möglichen, mit einigen genauer beobachteten Bräuchen die Einsicht
in die ursprünglichen Vorstellungen zu vertiefen, rege ich diesen
Vor-
wurf in unserer Umfrage an, die ich zunächst mit älteren, gut ver-
bürgten Nachrichten einleiten muß, die wieder durch die neueren an
Verständnis gewinnen.
I. Herodot berichtet I.
199: ,Die
Babylonier haben ein sehr
schändliches Gesetz: Jede Frau, die in ihrem Lande geboren ist,
muß sich einmal in ihrem Leben in den Tempel der Venus begeben
ßeischlafausübung als Kulthandlung
21
und sich daselbst einem Fremden
überlassen. Ein Teil von ihnen
hält es aber aus Stolz, den ihnen ihr Reichtum einflößt, unter ihrer
Würde, sich mit den anderen auf gleiche Stufe gestellt zu sehen und
diese lassen sich in geschlossenen Wagen vor den Tempel fahren.
Dort bleiben sie sitzen, hinter sich eine große Menge von Dienern,
die sie begleitet haben. Die große Mehrzahl aber setzt sich, das
Haupt
von Schnurenkränzen umwunden, im Tempelgarten nieder. Es ist
ein beständiges Kommen und Gehen. Man sieht nach allen Himmel-
richtungen durch ausgespannte Seile getrennte Gänge fuhren, in
denen sich die Fremden ergehen und die Weiber erwählen, die
ihnen am besten gefallen. Wenn eine Frau einmal an diesem Orte
Platz genommen hat, darf sie nicht eher nach Hause zurückkehren,
als bis ihr ein Fremder Geld in den Schoß geworfen und mit ihr
außerhalb des geweihten Raumes Umgang gepflogen hat Der Fremde
muß, wenn er ihr das Geld zuwirft, dazu sagen: ,Ich rufe die Göttin
Melitta an!' Die Assyrier nennen nämlich die Venus Melitta. Wie ge-
ring auch die Summe sein mag, niemals darf sie zurükgewiesen
werden, das Gesetz verbietet es, denn dieses Geld wird geopfert Sie
muß dem ersten, der ihr ein Geldstück zuwirft, folgen und darf keine
Person zurückweisen. Wenn sie endlich durch die Preisgabe ihres
Körpers an einen Fremden ihren Verpflichtungen gegen die Göttin
nachgekommen ist, kehrt sie nach Hause zurück; und niemals wird
sie sich darnach, soviel man ihr auch bieten möchte, verführen
lassen.
Diejenigen Weiber, die eine schöne Gestalt oder ein schönes Ange-
sicht haben, verweilen nicht lange im Tempel, die häßlichen dagegen
bleiben länger, weil sie dem Gesetze nicht bald genügen können, ja,
einige bleiben sogar drei oder vier Jahre dort.1
Wenn H ero dot von einem
schändlichen oder garstigen Gesetz
spricht, so gibt er damit nur seiner Meinung Ausdruck, nicht der der
Assyrer in Babylon. Wir besitzen eine um zwei Jahrhunderte ältere
Aufzeichnung dieses Brauches vom Propheten Bar uch (Kap.
19): ,Die
Frauen sitzen, von Stricken umgürtet, am Wegrande und verbrennen
wohlriechende Opfergaben. Wird nun eine von einem Fremden zum
Beischlaf aufgefordert, so schmäht sie ihre Nachbarin, daß jene
nicht
wie sie selber fur würdig erachtet worden, von diesem Manne besessen
zu werden und die Umgürtung ihrer Schnüre gelöst zu sehen. Jeder,
der sich mit einer dieser geweihten Frauen vermischen will, muß die
Enden dieser Schnüre ergreifen und so seine Eroberung unter die
Bäume fortziehen, die ihren Schatten über die Vollendung der
Mysterien
breiten.1
22
BeischlafaasÜbung als Kulthandlung,
Aus Baruchs Bemerkung geht hervor,
daß sich die Vorgänge
unter freiem Himmel auf den Feldern abspielten, ähnlich wie bei den
Serben, wovon in der Anthropophyteia I. S.
7, Nr.
8
und 9
zu lesen
steht Hier droht der Pope den Leuten, er werde ihnen neun Vögel-
stätten errichten, falls sie nicht endlich von den Begattungen auf
den
Feldern (zur Erhöhung von deren Fruchtbarkeit) ablassen. Gesetzt,
er hätte seine Drohung verwirklicht und den Leuten unter den Bäumen
vor der Kirche die Beilagergelegenheiten eingerichtet, ihnen dazu
seinen
Segen erteilt und vielleicht auch noch Spenden für die Kirche dafür
eingehoben, so würde er nichts anderes getan haben, als seine Beruf-
genossen, die Priester des Melittaheiligtums zu Babylon. Hero dot
sah nur mehr den kasernierten oder richtiger templisierten Brauch
vor
sich, ein Überlebsei des älteren Feldopferkultes, von dem die ein-
heimischen Männer, die Städter, nichts mehr wissen mochten, den
jedoch die Frauen als die getreuen Bewahrerinnen des Glaubens ehren-
halber, wenn auch nicht mehr alljährlich, so doch noch einmal im
Leben einhielten, so etwa wie die reichen Großstadtjüdinnen einmal
in ihrem Erdenwallen das rituelle Bad, die Mikwah, besuchen, um vor
der Trauung mit dem Geliebten, noch dem Rabbiner oder dem Gemeinde-
sekretär die Quittung (in Wien über 14
Kronen) über die Leibwaschung
im Gemeindebad vorweisen zu können. Der Nachweis über tägliche
Hausbäder oder den alljährlichen Besuch eines teueren Modebades
genügt den Frommen unter keiner Bedingung.
Auch Paul Lacroix (Pierre Dufour)
fuhrt in seiner im J. 1851
erschienenen Histoire de la
prostitution diese Stellen aus H er od o t
und Baruch an und erläutert sie derart unverständig, daß es sich
nicht verlohnen würde, darauf hinzuweisen, wäre nicht sein Werk vor
vier Jahren durch Adolf Stilles Übersetzung in deutschen Landen
zu außerordentlicher Verbreitung und großem Ansehen gelangt Er
sagt: ,Diese heilige Prostitution, die sich mit dem Kultus der
Melitta
oder Venus Urania auch auf der Insel Cypern und in Phönizien aus-
breitete, ist eine historisch beglaubigte Tatsache, so
ungeheuerlich, so
wunderbar und unwahrscheinlich sie auch erscheinen mag/ — Für den
Folkloristen haften ihr weder Ungeheuerlichkeit, noch Wunderbarkeit,
noch Unwahrscheinlichkeit an. — ,Das Beispiel Babylons fand Nach-
; ahmung, und der Melittakult verbreitete sich mit der ihn
begleitenden
Prostitution in Asien und Afrika bis tief nach Ägypten sowohl wie
nach Persien. In jedem dieser Länder führte die Göttin einen anderen
Namen und mochte auch ihr Kult neue Formen zeigen, so erschien
doch die heilige Prostitution immer darunter.1 — Lacroix
hätte vor-
Beischlafausübung als Kulthandlung.
23
erst den Nachweis erbringen müssen,
daß in den anderen Ländern
der Brauch vorher unbekannt gewesen. Schon der Umstand, daß er
unter verschiedenen Formen und die ,Göttinc unter
verschiedenen
Namen auftrat, hätte ihn darauf fuhren müssen, daß er, der Brauch,
international ursprünglich gewesen sei. Ein Tacitus fand die
römischen
Götter bei den Germanen wieder, ein Lacroix-Dufour würde sagen,
natürlich, denn Roms Beispiel fand Nachahmung und der römische
Götterkult verbreitete sich unter den Germanen.
Völlig haltlos sind Lacroix's
Behauptungen: ,Man wird einsehen,
daß der beständige Anblick der geheiligten Prostitution die Sitten
Babylons untergraben mußte. Und in der Tat war diese gewaltige,
mit mehreren Millionen Einwohnern bevölkerte Stadt, die einen
Umkreis
von fast 70
km hatte, bald eine Brutstätte der
entsetzlichsten Wollust
geworden.' — Das kann man eben nicht einsehen, denn
1. war der
Anblick der .Prostitution* nicht beständig, sondern nur eine einmal
im
Jahr bemerkbare Erscheinung, 2.
müßte erst bewiesen werden, daß die
Sitten Babylons durch die .Prostitution' untergraben worden, d. h.
ur-
sprünglich antierotischer Art gewesen sind,
3. konnte
die babylonische
großstädtische, noch immer in Ermanglung einer Industriewirtschaft
auf den Bodenertrag angewiesene Bevölkerung innerhalb eines Flächen-
raumes von 70
qkm schwerlich je mehr als eine halbe
Million Seelen
zählen und 4.
nicht um vieles mehr als die
Landbevölkerung der ent-
setzlichsten Wollust pflegen. Lacroix variiert die biblische
Meinung,
Gottes Strafe habe die sündigen Babylonier heimgesucht Das ist die
irrige Auffassung, die sich gleich wie ein unausrottbares Erbübel
durch
die von keiner Staatsanwaltschaft beargwöhnte salonwissenschaftliche
Literatur fortpflanzt Babylon Stadt und Reich gingen in Wahrheit
an der Bodenerschöpfung und an den kriegerischen Einfallen aus-
ländischer Eroberer zugrunde, keineswegs jedoch an der Prostitution,
mag man sie wie immer heißen.
Hart an der richtigen Erkenntnis des
wahren Sachverhaltes bewegt
sich Wilhelm Mannhardts Auseinandersetzung, Antike Wald- und
Feldkulte aus nordeuropäischer Überlieferung, Berlin
1877, S.
284f.,
doch auch er kann sich noch nicht vom Bann unserer modernen ge-
sellschaftlichen, verfeinerten oder veredelten Anschauung losmachen
und die verworrene Phraseologie der Mythologen aufgebea
,Die von Herodot beschriebene
babylonische Sitte, daß jede Frau
einmal im Leben im Heiligtum der Aphrodite-Mylitta sich dem ersten
Fremden zu eigen geben mußte, der ihr ein Stück Geld in den Schoß
warf, mag ursprünglich ebenfalls dem Duzifeste [Duzi, Dumuzi, Sohn
24
Beischlafaasübung als Kulthandlung.
des Lebens, der Geliebte der Istar]
oder einem entsprechenden an-
gehört haben, von demselben aber nachher abgelöst sein. [Wie hat
man sich den Vorgang vorzustellen? Was sollte eine derartige Ab-
lösung veranlaßt haben?] Oder, was wahrscheinlicher ist, fand sie
wirklich an einem solchen Feste statt, und war der von Herodot miß-
deutete Sachverhalt dieser, daß die Weiber, ohne nach Hause
entlassen
zu werden, das ganze Fest hindurch ausharren mußten, bis sie einen
Liebhaber fanden, und daß die Unschönen oft drei bis vier Jahre
hinter-
einander dies wiederholten, bis sich endlich ihrer jemand annahm?
[Daß Herodot den Sachverhalt mißdeutet habe, ist Mannhardts un-
bewiesene Annahme zur Stützung seiner verschiedenen willkürlichen
Vermutungen. Klarheit und Bestimmtheit der Beobachtung zeichnet
Herodots Bericht aus.] Mit diesen Festgebräuchen, so widerstrebend
dieselben dem geläuterten moralischen Gefühl erscheinen [des
deutschen
Gelehrten, der von unseren modernen konventionellen Anschauungen
befangen ist], vertrug und verband viele ohne Zweifel völlig strenge
Keuschheit außerhalb des Festes und in der Ehe. (Vgl. Aelian Var.
Hist. IV. і. Engel, KyprosIL 143fr.
146). Hervorgegangen aus einer
Lebensanschauung, welche in bezug auf geschlechtliche Verhältnisse
anders war als unsere, waren sie nicht unsittlich im Sinne gemeiner
Lust Sie waren symbolischer und mystischer Ausdruck eines religiösen
Gedankens und als göttlichen und geheiligten Ursprungs wenigstens
ursprünglich von dem viehischen Sinnenrausch und wilden Taumel fern,
zu dem sie und verwandte Begehungen später in dem hier nicht zu
berührenden Dienste der Aphrodite Pandemos ausarteten. [Der Dienst
der Aphrodite Pandemos hängt nachweislich mit dem Feldopferkult
gar nicht zusammen und kann darum nicht als seine Ausartung gelten].
Die ihre Keuschheit opfernden Frauen [Herodot erzählt nicht von
Jungfrauen, sondern von Frauen überhaupt, auch nicht von einem
Opfer der Keuschheit, sondern einfach von einer Hingabe des Leibes]
ahmten das Beispiel der Aphrodite selber nach, welche mit dem
wieder-
kehrenden Adonis sich aufs neue vermählt. Sie handelten als
Abbilder,
Stellvertreterinnen, Vervielfältigungen der Göttin. [Wo steckt dann
das Opfer?!] Der cyprische Kult drückte dies derart aus, daß die-
jenigen, welche sich in den Kult der Aphrodite in dem von Kinyras
erbauten Tempel einweihen ließen, einen kleinen Phallus empfingen
und ein Stück Geld ,mercedis nomine1 der Göttin selbst in
die Hand
gaben (Arnob. adv. gent v. 19.
Firmie, de error, prof. rei. p.
425). [Das
ist eine Bestätigung für das dargebrachte Opfer]. Stellte aber jedes
Weib die Göttin dar, so der Fremde, der erschien und ihre Liebe
Beischlafausübung als Kulthandlung
25
genoß, folgerichtig den unkenntlich
aus der Fremde, dem Totenlande
ankommenden Adonis. Ich muß auf die Möglichkeit, vielleicht Wahr-
scheinlichkeit hinweisen, daß der Fremde hier ebenso aufzufassen
ist,
wie in dem phrygischen Lytiersesgebrauche, in welchem einst — wie
ich jetzt durch zahlreiche, nicht zu mißdeutende nordeuropäische
Analogien mit unumstößlicher Sicherheit beweisen kann — der
am Erntefelde vorbeigehende Fremdling für den Korngeist ge-
nommen, in eine Garbe eingebunden und wirklich oder scheinbar ge-
köpft wurde/
Die Schlußsätze können als ein
Schulbeispiel fur die Verdunklung
eines klaren Tatbestandes durch Heranziehung entfernt liegender,
ver-
meintlicher Analogien dienen. Das Volk denkt nie gelehrt, d. h. ver-
zwickt, sondern stets einfach, weil sein Sinn nur auf das nächste,
das
sinnlich leicht Erfaßbare gerichtet ist. Einige wirklich zutreffende
Parallelen zu dem babylonischen Brauche gibt Mannhardt selber an
anderen Stellen seiner zwei grundlegenden Werke an, ohne ihre
Gleich-
bedeutung mit den babylonischen zu merken. Sie sollen hier unter
Zahl II—VII folgen.
IL Bei den Ägyptern hatten
diejenigen Frauen, die sich beim
Trauerfeste um das Hinscheiden eines Apis die Haare nicht
abschneiden
lassen mochten, die Pflicht, sich einen Tag lang den auf dem Markte
zusammenströmenden Fremden zur Schau zu stellen, einem von ihnen
ihre Schönheit preiszugeben, den Erlös aber der Gottheit zu weihen.
Lukianos, De dea Syria 6.
III. Bei den Esten auf der
abgelegenen Insel Moon begehen die
Johannispaare das Beilager. Am 23.
Juni oder am
1. Juli
(Vorabend
des Heu-Marientages) zündet man dort große Feuer an. An diesem
heiligen Abend ,muß der Mooner eine Beischläferin haben*. Während
nun die Weiber und Mädchen den Rundtanz um das Johannisfeuer
(Heumarienfeuer oder Ledotulli) ausfuhren, gehen die jungen Kerle
um den Kreis herum, beobachten die Mädchen, entfernen sich dann
in den Wald und geben einem Trupp kleinerer Jungen den Auftrag,
ihnen die Auserkorene zu holen. Einer ruft das bezeichnete Mädchen
unter irgendeinem Vorwand aus dem Ring der Tänzerinnen heraus.
Die übrigen Jungen, etwa zehn an der Zahl, umringen die Jungfrau
und schleppen sie mit Gewalt, der eine vorne am Gurt ziehend, die
anderen hinten stoßend über Stock und Stein, über Zäune und Gräben,
bis der Zug nach mehrmaligem Fallen und wiederholtem Ringen bei
dem Harrenden angelangt ist Dieser wirft sie nieder, legt sich neben
sie und schlägt ein Bein über das Mädchen (diese Zeremonie muß er
2б
Beischlafausübung als Kulthandlung.
durchaus beobachten, wenn ihn das
Mädchen nicht für einen Stümper
halten soll). Ohne sie weiter zu berühren, liegt er bis zum Morgen
neben ihr. Die Mädchen aber, denen solches widerfährt, freuen sich
dessen nicht wenig, selbst wenn man ihnen auf dem Transporte das
Hemde zerrissen hat (die Moonschen Weiber und Mädchen gehen
nämlich im bloßen Hemde, nur wenn sie zur Taufe und Hochzeit
gehen, ziehen sie einen Rock an). Die nicht gewählten Mädchen
können ihren Neid und Mißmut kaum bezwingen und die Mütter der
Bevorzugten erzählen mit Wonne den Ruhm und die Vorzüge ihrer
Töchter. —Verhandlungen der estnischen Gesellschaft ХП. Dorpat
1872.
2. S.
64—65.
IV. Zu Inverchetin nötigte in der
Osterwoche ein Priester die
kleinen Mädchen (puellulas) der Gemeine, einen Reigen aufzuführen,
dem man auf einer Stange ein Priapusbild (membra humana virtuti
seminariae servientia super asserem artificiata) vorauftrug. Der
Bericht-
erstatter bringt aus Laodonia ein Zeugnis vom Jahre
1268 bei,
wonach
beim Notfeuer ein simulacrum Priapi aufgestellt und mit den in Weih-
wasser getauchten Testikeln eines Hundes das an der Lungenseuche
erkrankte Vieh besprengt wurde. — Kemble, Sachsen in England,
übers, von Brandes I, 295.
V. „Mann und Weib verbunden wälzen
sich auf dem Acker. In
England fand der Brauch am Maitag statt In einem Gedichte May-
Day sagt R. Fletcher i. J. 1656:
The game at best, the girls May rould
must bee
Where Croyden and Mopsa, he and shee,
Each happy pair make one hermaphrodite,
And tumbling, bounce together, black and white.
(Translations and Poems, 1856, p. 210 bei
Brand, pop. antiqu. ed. Ellis I. 181.)
Zu Ostern und zu Pfingsten pflegten
sich junge Paare vom Green-
wichhügel herabzurollen (the rolling of young couples down Green-
wichhill, at Easter and Whitsuntide). In der Ukraine zieht am
St Georgtage (23.
April alt St.) nach beendigtem
Gottesdienst der
Geistliche in vollem Ornat mit seinen Kirchendienern und der ganzen
Gemeinde auf die ausgesäten und bereits grünenden Felder des Dorfes,
um sie nach griechischem Ritus einzusegnen, Den ganzen folgenden
Nachmittag bis in die sinkende Nacht bringt darauf der Bauer auf
den Feldern zu. Man geht von einem Feld zum andern, begrüßt die
Nachbarn und ißt besonders für diesen Tag zubereitete kalte Speisen
unter dem gehörigen Zusatz von Branntwein. Die alten Leute mit
den Kindern bleiben in der Nähe der Feldwege; die erwachsene Jugend
Beischlafausübung als Kulthandlung.
27
aber entfernt sich über die Felder,
bis sie den Alten in einer Ver-
tiefung aus dem Gesichte verschwinden. Hier stecken sie eine Stange
mit einem angebundenen Tuche oder einer Flagge auf, angeblich um
den Platz zu bezeichnen, auf dem sie sich vergnügen und zum Zeichen,
daß hier die Alten nichts zu suchen haben. Alle legen sich auf
die Felder, und wer eine Frau hat, wälzt sich einigemal mit
ihr auf dem Saatacker um. Wie man denken kann, folgen diesem
Beispiel auch die jungen Leute auf ihrem abseits gelegenen Turn-
platze. Man sagt, darnach werde Getreidesegen zum Vorschein
kommen. — Den angeführten Frühlinggebräuchen stehen ganz ähn-
liche Erntegebräuche gegenüber. In Kelbra (Gold. Aue, Kr. Sanger-
hausen) werden die Schnitter und Schnitterinnen, welche das erste
Jahr
mit auf Arbeit gehen, Gesicht gegen Gesicht zusammengebun-
den und unter fröhlichem Gelächter der andern einen Hügel hin-
abgerollt. In Scharrel (Saterland) sammelten sich früher während
des Roggenmähens allabendlich Schnitter und Schnitterinnen nach ge-
taner Arbeit auf dem Grünenwege und dem Langhortesch zu Trunk
und Feier. Dann umfaßten die Mädchen die Beine der Schnitter
und die Schnitter die Beine der Mädchen und so aneinander
geklammert rollte und wälzte man sich herum und nannte
das wal en (Strackerjan, Abergl. a. Oldenburg II.
78, 361.)
In Hessen
(Gegend von Rinteln) werden Arbeitleute, welche zum erstenmal ein
Erntefeld besuchen, besonders die Männer, die zum erstenmal auf
einem
Gute beim Roggenmähen beschäftigt sind, auf Frauenpersonen gelegt
und ihnen nach dem Takte des Liedes ,Als Jakob nach der Mühle
will fahren' das Hinterteil so lange mit einem Sensenstreicher be-
arbeitet (,gebritztf), ,bis sie angeloben, etwas zum besten zu
geben, was
sie je nach Beschaffenheit ihrer Unterlage kürzere oder längere Zeit
anstehen lassen.1 W. Mannhardt, Der Baumkultus der
Germanen
und ihrer Nachbarstämme, Berlin 1875,
S.
480f.
VI. Nach Michael Agricolas Vorrede
zum Davidin Psaltari 1551
hat man in Kardien, „wenn die
Frühlingsaat gesät wurde, Ukkos-
schalen getrunken und Ukkos Korb gesucht, so die Magd und die Frau
berauscht und viele Schandtaten begangen, die man sowohl hören als
sehen konnte/1 Castrén, finn. Mythol.
317.
VII. Zur Zeit des estnischen
Frühlingfestes zu Ehren des Donner-
gottes Ukkos Paudel mußten sich unfruchtbare Weiber beim Ukkowak
einsperren lassen und sich daselbst einer geheimen Zeremonie unter-
werfen. Nachdem der Hausherr frühmorgens nüchtern die Grenzen
seines Ackers umwandelt, begann ein Bacchanal, bei dem namentlich
28
Beischlafausübung als Kulthandlung
die Weiber viel trinken mußten.
Verhandlungen d. estn. Ges. zu Dorpat
IL 3. 1850,
S. 46ffi
VIII. In Peru. Von den alten
Peruanern erzählt von Tschudi:
Jm Monat Dezember, nämlich zur Zeit der herannahenden Reife der
Frucht pal'tay oder pal'ta, bereiten sich die Teilnehmer an dem
Feste durch fünftägiges Fasten, d. h. Enthaltung von Salz, Utsu
(Beiß-
pfeffer, Capsici spec.) und vom Beischlaf darauf vor. An dem zum
Anfang des Festes bezeichneten Tag versammelten sich Männer und
Weiber auf einem bestimmten Platze zwischen den Obstgärten, alle
splitternackt. Auf ein gegebenes Zeichen begannen sie einen Wett-
lauf nach einem ziemlich entfernten Hügel. Ein jeder Mann, der wäh-
rend des Wettlaufes ein Weib erreichte, übte auf der Stelle den Bei-
schlaf mit ihr aus. Dieses Fest dauerte sechs Tage und sechs Nächte/
Dieses nur vom Erzbischof von Luna Don Pedro de Villagomez in
seiner außerordentlich seltenen Carta pastoral de exortacion é
instruc-
tion Fol. 47,
erwähnte Fest hieß Akhataymita. — Zit.
von Ploß-
Bartels, D. Weib i. d. Natur- u. Völkerkunde. Lpzg.
1905. L S.
608,
wo noch mehrere Belege aus
anderen geogr. Provinzen zu lesen sind.
IX. Unter der Überschrift
Absonderliche Beweggründe für die
Ausübung des Beischlafs' bemerkt Bartels а. а. O. I. S.
544: „Es
muß hier noch einiger absonderlichen Beweggründe gedacht werden,
aus welchen bei manchen Völkerschaften der Beischlaf ausgeführt
wird.
Am leichtesten verständlich ist die Anschauung, daß er überhaupt
eine
übersinnliche befruchtende Kraft besitze. Dieser Glaube an die sym-
pathische Wirkung des Zeugunggeschäftes auf den Pflanzenwuchs
findet sich bei manchen Naturvölkern: So pflegt der Javane nachts
mit seiner Frau in den Reisfeldern der Venus zu opfern, um seine
Reispflanzungen durch sein Beispiel zu vermehrter Fruchtbarkeit an-
zuregen (van der Burg). Dasselbe tun die Einwohner der Molukken
in ihren Baumpflanzungen in gleicher Absicht (van Hoëvell)1).
1) Richard Schmidt, Liebe und Ehe in
Indien, Berlin 1904, S. 19, bestätigt
diese Bräuche: ,Die Javanen glauben den Ertrag ihrer Reiskulturen
dadurch erhöhen zu
können, daß sie zur Nachtzeit mit ihren Frauen nackt die Felder
entlang laufen und dort
ein Linga samt einer Yoni opfern.1
,Etwas Ähnliches trifft man bei den
Bewohnern des zur Gruppe der Molukken
gehörenden Eilandes Nussalaut bezüglich der Gewürznelkenkulturen.
Wenn nämlich der
Stand der Pflanzungen auf eine kargliche Ernte deutet, dann begibt
sich der Mann nachts
nach seinen Gärten, tut dort seine Kleider ab und versucht die Bäume
fruchtbarer zu
machen, indem er, dort stehend, ,de bewegiog van den coitus4
macht (Wilken in Gids II,
Ii92).
— S. 12: ,Man denke sich das überaus feierliche, mehrere Tage
währende Sorna-
Opfer und suche sich dann mit dem Kontraste abzufinden, der darin
besteht, daß während-
Beischlafausübung als Kulthandlung.
29
X. Als ich im Jänner
1885 in der
Nähe von Gornja Tuzla in Bos-
nien Folklore sammelte, lud mich ein etwa
40jähriger
Edelmann zu
Gast auf sein Gehöfte ein. Er bewirtete mich ausgiebig mit
gebratenem
Lammfleisch, frischen Brotfladen und Branntwein. Dort traf ich eine
etwa 23jährige,
hübsche, blonde, blauäugige Ćechin an,
die sich sehr
geschäftig machte und sich angelegentlich mit mir unterhielt Nach
dem Mahl, als ich mit dem Beg allein blieb, erzählte er mir, er
könne
das verfluchte Weibsbild nimmer los werden und ihretwegen hätte er
ständigen Verdruß mit seinen rechtmäßigen Frauen. Im abgelaufenen
Sommer wäre sie mit einer ćechischen Musikerwandergesellschaft in
Gornja Tuzla aufgetaucht, er habe auf sie ein Äuglein geworfen und
um zum Ziel zu gelangen, die Gesellschaft zum Erntefest eingeladen.
. ,Nach Brauch wälzen sich die
Schnitter mit den Schnitterinnen über
eine schiefe Ebene hinab und ich lud sie ein, mit mir dem Beispiel
der anderen zu folgen. Arglos und etwas angeheitert vom Branntwein,
wie sie war, ließ sie sich auf das Spiel ein und bei der Gelegenheit
übertölpelte ich sie und brachte sie zu Falle. Sie aber weicht seit
der Zeit nicht mehr von mir und behauptet, sie wäre von mir ge-
schwängert Gewalt darf ich gegen sie nicht gebrauchen, sonst setzen
mir die Gerichte zu. Befrei mich von ihr und ich schenke dir einen
Dukaten/ — ,Wie könnte ich das?1 — ,Übernachte bei mir,
ruf sie
nachts zu dir, ich überrasche euch und schmeiß euch beide dann hin-
aus I'
— Eine Stunde später saß ich bei einem
Bauern und schrieb an
einem Lied. Ob und wie der Beg die Ćechin los geworden, weiß ich
nicht, nur den Schnitterbrauch fand ich auch anderwärts bestätigt
XI. Kad je iito u proleće zeleno і
do kolena visoko ali kad je u
cvetu, to jest kad cveta, onda mui ide na njivu sa źenom i to po
noći i moraju peśke ići ali celim putem ćute, ne govore niŚta niti
se
smeju okrenuti na putu. Kad stignu na njivu onda muź zenu jebe u
to źito radi boljeg ploda, to jest da bolje rodi. — Erzählt von
einem
serbischen Bauernmädchen zu Borća in Südungarn.
dem ein Paar den Coitus ausüben muß —
allerdings in einem umhegten Räume, aber
doch auf dem Opferplatze, neben und während einer so heiligen
Handlung, wie das Opfer,
der Gottesdienst eine ist Ie —
Dieser Kontrast besteht eben nur für uns,
nicht für den Inder, der den Beischlaf
in diesem Falle als ein der Gottheit dargebrachtes Opfer betrachtet
Fraglich erscheint
mir die von Schmidt aufgestellte Parallele (S. 542) zwischen den
Devadäsis, den Tempel-
dienerinnen, die sich im Tempelhofe den Fremden preisgeben müssen
und den Baby-
lonierinnen. ,Gerade so wie es ihre Schwestern in Babylon gemacht
haben.1 Das wahre
Verhältnis soll unsere Umfrage aufhellen helfen.
Beischlafausübung als Kulthandlung.
Wann das Getreide im Frühjahr grün
und bis zu den Knieen hoch
ist, doch wann es in Blüte steht, d. h. wann es blüht, alsdann
begibt
sich der Mann mit dem Weibe aufs Fruchtfeld und zwar bei Nacht
und sie müssen zu Fuß gehen, doch sie schweigen auf dem ganzen
Wege, sie sprechen gar nichts, auch dürfen sie sich auf dem Wege
nicht umdrehen. Sowie sie auf dem Fruchtfeld anlangen, alsdann
vögelt der Mann das Weib in dieser Frucht wegen besserer Frucht-
barkeit, d. h. damit sie besser geraten soll. (Hinzuzufügen ist, daß
sich das Paar nach verrichtetem Opfer schweigend und ohne sich um-
zuschauen, wieder geradenwegs heimbegibt)
XII. Pred Gjurgjev dan kad covek
seje kukuruz na njivu pa gde
konj prvi put nogom kopa on to mesto zagradi kukuruzom, to jest,
pobaca zrna od kukuruza okolo senke od konja i onda ukłoni konja^
sa tog mesta i na to mesto zenu jebe. To ćini zato, da kukuruz bolje
rodi. Kad je zenu jebao on na to mesto naloźi veliku vatru i u vatru
mete sedam zrna kukuruza da izgoru, koje namene za sedam svetaca
i kad to sve izgore i u pepeo se pretvori onda on skupi taj pepeo
i pobaca po celoj njivi. Tako neki ljudi rade na svakoj njivi. — Er-
zählt von einem serbischen Bauernmädchen in Dolovi in Südungarn.
Am Georgtage, wann der [Land-] Mann
Kukuruz (Mais) auf dem
Acker aussät, da umfriedet er die Stelle, an der das Pferd zum
ersten
Male mit dem Fuße scharrt, d. h. er wirft Kukuruzkörner um den
Pferde-
schatten hin und dann beseitigt er das Pferd von dieser Stelle und
auf dieser Stelle vögelt er sein Weib. Das tut er darum, damit der
Kukuruz besser gerate. Nachdem er das Weib gevögelt, legt er auf
dieser Stelle ein großer Feuer an und in dieses Feuer legt er sieben
Kukuruzkörner zum Verbrennen, die er sieben Heiligen zugedacht und
nachdem dies alles verbrannt ist und sich zu Asche verwandelt hat,
alsdann klaubt er diese Asche auf und zerstreut sie über den ganzen
Acker. So machen es manche Leute auf jedem Ackerfeld. — (Es
ist wahrscheinlich, daß die sieben Heiligen in diesem Fall Ersatz
für
ebensoviel Ackergeister sind, deren Namen das Volk vergessen hat
Es ist jedoch auch nicht unmöglich, daß der Landmann die ihm durch
die christliche Lehre geläufig gewordenen Heiligen absichtlich
einsetzt,
um seinen alten Väterglauben mit der offiziellen Glaubenlehre aus-
zusöhnen. Bis auf einige ihrer Bedeutung nach sehr dunkle Vilen-
namen sind dem Gedächtnis des Serbenvolkes alle alten Geisternamen
entschwunden. Es ist aber auch eine offene Frage, ob es jemals eine
größere Anzahl allgemein dem Volke geläufiger Geister- [oder
Götter-]
Namen gegeben hat Eine ausgebildete Nomenklatur setzt eine aus-
Beischlafausübung ab Kulthandlung.
gebildete Mythologie voraus, fur
eine solche aber fehlen aus alter Zeit
bei den Serben alle Beweise. Was chrowotische Akademiker nach
dieser Richtung hin ersonnen haben, ist so hirnrissig, daß es
Mitleid
erweckt Tief beklagenswert ist es, daß man ex officio mit derlei
Zeug
die Jugend straflos verblöden darf, angeblich, weil solche
Phantastereien
sowohl zur Stärkung des Patriotismus und Nationalismus als zur Ab-
wehr abendländischer Irrlehren dienen. Wer den Sachverhalt aufdeckt,
zieht sich den Vorwurf zu, ein Chrowotenfeind zu sein, der das Volk
seiner heiligsten Güter berauben will.)
XIII. U proleće u mesecu martu na
dan ćetrdeset mućenika u
zoru pre no Sto se sunce rodi ode domaćin i domaćica u svoj vrt
(baśtu, vocnjak), jebu se pa onda skupe sav korov i sve śto je za
gorivo po baśti, i nasred baśte naćinu veliku vatru. No pre no
hto
vatra bukne zadimi se ta gomila і ceo vrt dimom okadi a kad dim
prestane і vatra poćne da gori uvati se u kolo i staro і mlado і
muśko
і żeńsko, samo iz te kuce
i pevaju igrajući oko vatre:
Ćetrdeset muëenika,
ćetrdeset pravednika,
pogledajte ovo kolo,
pogledajte naokoło,
podarite vocki cveće,
pośle cveca plodove,
punite nam domovel
mi ćemo vas hvaliti
i gladne nahraniti!
Tako pevaju dok vatre traje a kad
prestane vatra i opet se za-
dimi onda se svi zajedno taj dan vesele,
caste,
piju. — Erzählt von
einem Mädchen aus Crepaje bei Pancevo in Südungarn.
Im Frühjahr im Monat März am Tage
der vierzig Märtyrer (eigent-
lich der 42
M., am 6.
III. nach altem, am
19. III.
nach neuem Stil)
begeben sich im Morgengrauen, ehe die Sonne aufgeht, der Hausvor-
stand und die Hausvorsteherin in ihren Garten (Obstgarten), vögeln
miteinander und hernach häufen sie alles Unkraut und allen
brennbaren
Stoff im Garten auf und fachen mitten im Garten ein großes Feuer
an. Bevor jedoch das Feuer auflodert, qualmt dieser Haufe auf und
beräuchert den ganzen Garten mit^Rauch, wie aber der Rauch auf-
hört und das Feuer zu brennen anhebt, fängt sich ein Reigen ein, an
dem sich so alt als jung, so Männer als Frauen beteiligen, doch bloß
Mitglieder dieses Hauses und sie singen um das Feuer herumtanzend:
Ihr vierzig Märtyrer, — ihr vierzig
Gerechte, — blickt auf diesen
Reigen — blickt in der Runde, — beschenkt den Obstbaum mit Blüten,
32
Beischlafausübung als Kulthandlung,
— nach den Blüten mit Früchten, —
füllt uns die Heimstätten an ! —
Wir werden euch rühmen — und die Hungrigen sättigen 1
So singen sie, solang als das Feuer
andauert und wann das Feuer
aufhört und es wieder zu qualmen beginnt, hernach ergeben sich alle
insgesamt an diesem Tage der Freude, der Bewirtung, dem Trank.
XIV. U oći ćetrdeset mućenika, to
jest tu noć pre toga dana
ako mlada iii źena radi bezobrazno, jebedu se tu noć, kaźu, rodiće
muśko dete za celo, i u to mnogi veruju, no źena tu noć ne sme
imati maramu na glavi, već mora biti gologlava i sa raspletenom ko-
som. — Erzählt von einem Mädchen aus Crepaje.
Wenn am Vorabend der vierzig
Märtyrer, d. h. in der Nacht vor
diesem Tage, eine junge Frau oder ein Weib schamlos tut, sich diese
Nacht vögeln läßt, wird sie zuverlässig ein männliches Kind zur Welt
bringen, und daran glauben viele, jedoch darf das Weib in dieser
Nacht kein Tüchel auf dem Kopf haben, sondern muß barhaupt und
mit aufgelöstem Haar sein.
XV. Na Todorovu subotu, koja uvek
pada prve nedelje bożićnjeg
posta svaka udata źena taj dan radi bezobrazno sa svojim muźem і
to triput toga dana. To mora da radi, jer vele, ako se źena toga
dana ne jebe, pojeśćedu je veStice a ako
covek ne
će, gaziće ga iduće
noći besni Todorovi konji. U to se mnogo veruje u Srba i Rumunja
i rade bezobrazno taj dan triputa. Udovice, koje nemaju muza, na
taj dan kad se ne jebu, ne smeju niŚta jesti ni piti dok ne vide
zvezde
na nebu, to jest, do u vecer
trpe glad i źegju. — Erzählt von einem
Mädchen in Crepaje bei Pancevo
in Südungarn.
Am Theodorsamstag, der immer in die
erste Woche der Weih-
nachtfasten fällt, an diesem Tage tut jedes verheiratete Weib mit
ihrem Ehegatten schamlos und zwar dreimal an diesem Tage. Das
muß sie tun, denn sie sagen, wenn sich ein Weib an diesem Tage
nicht vögeln läßt, werden sie Hexen auffressen, wofern sich aber der
Mann weigert, so werden auf ihm in der folgenden Nacht Theodors
wütige Rosse herumstampfen. Daran glaubt man stark bei den Serben
und Rumänen und sie tun an diesem Tage dreimal schamlos. Witwen,
die keinen Ehegatten haben, dürfen, wenn sie an diesem Tage nicht
vögeln, nichts essen und nichts trinken, ehe sie nicht die Sterne am
Himmel erblicken, d. h. sie leiden bis zum Abendanbruch Hunger und
Durst — (Theodor macht mit seinem berittenen Gefolge einen Luft-
umzug wie bei uns das wütende Heer und hält Abrechnung mit allen
jenen, die seine Gebote nicht befolgen. Dieser seltsame Heilige hat
gar nichts Christlich-heiliges an sich. Was er fordert, steht nicht
in
Beischlafausübung als Kulthandlung.
33
den christlichen Büchern zu lesen.
Über sein Wesen, Tun und Treiben
muß ich bei einer anderen Gelegenheit berichten, weil es nicht in
den
Rahmen unserer vorliegenden Stoffsammlung hineingehört. — Die Mit-
teilungen von X-—XIV. verdanke ich, wie angemerkt, nur Bauern-
mädchen, aus deren Munde ich auch viele sehr hübsche Schnader-
hüpfel (poskoĆnice) fur unsere Anthropophyteia aufzeichnete. Ich be-
tone nachdrücklich, daß keine einzige von ihnen sittenlos oder auch
nur frech war. Sie freuten sich bloß aufrichtig an der
ungeheuchelten
Teilnahme, die ich fur die Volksbräuche bekundete.)
XVI. U Vlasenickom kotaru kad se
napravi nova kuca ne će se
u nju preseliti doklen se ne jebe u njoj. Domaćin iii po njegovoj
odredbi koji od sinova uzme svoju zenu, odvede u novu
kucu,
povali
i izjebe govoreci: ,Sva nesreća neka se u ovom jebu
svrsil Kako
je
goda meni drago bilo jebući, tako nam svima ukućanima ova kuca
draga bila! Boże dajl Amin!' — To najviäe starjeśina doma raditi
mora. Zatim on i njegova źena naloźe vatru od oni drva i mulja,
Sto je voda gdje nanila, koje su oni već prije pripravili bili a to
za
oto, da im u novoj kuci
sve ide u napred, ko -da voda donaSa. U
kucu
se najprije unese mliva, soli pa vode.
Neki uvate źivu pticu
pa puste u kucu
pa vele: ,Kako goda ova ptica letila,
onako nam u
novu
kucu sreća,
berićet i napredak doletiol1 — Erzählt von einem
moslimischen Landmann in einem Dörfchen bei Vlasenica in Bosnien.
Hat man im Bezirk von Vlasenica ein
neues Haus erbaut, so
ziehen die Leute nicht eher ein, bevor darin nicht gevögelt worden
war. Der Hausvorstand oder nach seinem Geheiß einer der Söhne,
packt sein Weib zusammen, fuhrt es ins neue Haus hinein, wälzt es
auf den Boden hin, vögelt es durch und spricht: Jedes Unglück möge
in diesem Fick beendet sein! So wie es mir lieblich war beim Vögeln,
so soll uns Hausleuten insgesamt dieses Haus teuer sein! Gäbe es
Gott!
Amen.1 — Zumeist muß dies der Hausälteste besorgen.
Hierauf fachen
er und sein Weib ein Feuer mit jenem Holz und angeschwemmtem
Reisig an, das vom Fluß [gemeint ist die Drinaća] angeschwemmt
worden und das sie bereits früher vorbereitet und zwar zu dem Zweck,
damit ihnen im Hause alles vorwärts gehe, so wie das Wasser an-
schwemmt Ins Haus trägt man zuerst Mehl, Salz und Wasser hinein.
Manche fangen einen lebenden Vogel, lassen ihn ins Haus hinein und
sprechen: ,So wie dieser Vogel fliegt, so möge uns ins Haus Glück,
Gedeihen und Fortschritt hereingeflogen kommen!1
Krauis, Anthropophyteia. ІП.
3
Die Schwangere und das Neugeborne
in Glauben
und Brauch der Völker.
I. Die Geburt in Glauben und
Brauen der Deutschen
ід Oberösterreich, Salzburg und den Grenzgebieten.
Erhebungen von A. M. Pachinger in Linz
a/D.
Gerade das wichtigste Moment im
menschlichen Leben, die Ge-
burt, umspinnt ein dichter Kranz von gläubischen, uralten Mythen und
Gebräuchen. Ich zähle im nachfolgenden eine Reihe auf, wie sie heute
noch in Oberösterreich, Salzburg und den umliegenden Gegenden all-
gemein verbreitet sind.
I.
Wenn eine Frau schwanger ist, darf sie
in kein unreines Wasser
langen, sonst bekommt das Kind häßliche Hände. Mit der Schürze,
die sie trägt, darf sie nichts abwischen, sonst bekömmt das Kind
einen
Ausschlag am Kopfe; tragt sie einen Blumenstrauß am Busen, so be-
kommt das Kind einen übelriechenden Atem. — Hat eine Schwangere
besondere Gelüste nach einem Fische, so stirbt das Kind bald oder
die Entbindung erfolgt vor der Zeit, auch soll es den vorzeitigen
Tod
des Kindes bedeuten, wenn die Frau von einem toten Fische träumt
oder den Ruf der Nachteule (Schafweigel genannt) hört.
"2.
Entwendet die Mutter während ihrer Schwangerschaft etwas,
so kann das Kind dem Hange zum Stehlen sein ganzes Leben lang
nicht widerstehen. Wenn eine Schwangere über ein Feld oder Garten-
beet geht, so wächst etliche Jahre nichts darauf oder das Gewachsene
verdirbt Trägt die Frau schwarze Schürzen, so wird das Kind furcht-
sam. — Wenn ihr beim Kirchengange zu Beginn des
9. Monats
zuerst
ein Mann begegnet, soll sie einen Sohn, wenn ein Weib, eine Tochter
bekommen. Begegnet ihr niemand, so wird kein Kind mehr nach-
folgen. Wenn zwei säugende Weiber miteinander zugleich trinken,
so trinkt die eine der anderen die Milch weg. Diese Meinung stimmt
mit derjenigen überein, daß man glaubt, wenn zwei Personen
miteinander
Die Geburl in Glauben und Brauch der
Deutschen in Oberösterreich usw.
anfingen und aufhörten zu trinken,
einer dem anderen ,die Farbe ab-
trinke1.
3. Wenn
ein Kind beim Eintritte in die Welt das Gesicht nach
oben hat, zeigt es Anlage zu Verbrechen. Bei der Niederkunft soll
die Frau etwas von den Kleidungstücken des Mannes anhaben, um
die Geburt zu erleichtern.
4. Wenn
Weiber während des Geburtaktes in die Stube trafen,
so müssen sie rasch die Schürzen ablösen und der Gebärenden ein
Kreuz auf den Unterleib machen und dann rasch die Schürzen wieder
umbinden, wenn sie die Geburt beschleunigen und sich selbst frucht-
bar machen wollen; auch sollen sie einige Ruten von dem Besen an-
zünden, mit dem die Wochenstube ausgekehrt wurde.
5. Beim
Abnabeln muß die Hebamme folgendes sprechen: ,Mein
Kind, jetzt schneid ich Witz und Sinn im Namen Gottes des Vaters,
des Sohnes und des hl. Geistes/ Die Wöchnerin sagt: .Amen
l' und
muß dreimal in eine rohe Zwiebel beißen und dreimal im Bette auf-
gehoben werden, wobei sie die Daumen einzieht und einmal in jede
Faust bläst Dies fördert die Nachgeburt und hemmt die Wehen. —
Die Nachgeburt muß unter einem grünen Baum eingegraben werden,
damit die Frau fruchtbar bleibt Um allen Anfechtungen des Bösen
vorzubeugen, muß die Hose des Mannes im Bett versteckt sein. Aus
dem gleichen Anlasse darf die Wöchnerin nicht allein oder bei ein-
tretender Dämmerung ohne Licht gelassen werden.
6. Während
der ,Sechswocben( darf die Kindbetterin nicht spinnen,
weil unsere liebe Frau nicht gesponnen. Tut sie es dennoch, so wird
aus dem Garn ein Strick, an dem das Kind sein Unglück nachschleift
Wird das Kind, wie es vom Mutterleibe kommt, in einen Pelz ge-
wickelt, so bekommt es gekrauste Haare. Wird das Neugeborene mit
der Nachgeburt abgewischt, so verliert es die Muttermäler im Gesicht
und am Körper. Legt man in das erste Bad
3 Pfennige,
so bleibt
das Kind später nie ohne Geld, eine Schreibfeder, so lernt es
leicht,
ein Ei, so bekommt es eine schöne Stimme. Die
3 Pfennige
und das
Ei müssen dem ersten Bettler gegeben werden. — Je kleiner der Krug
ist, mit dem das Wasser zum Abwaschen bei einem Mädchen in die
Wanne geschöpft wird, desto kleinere Brüste bekommt es.
7. Sobald
das Kind aus dem ersten Bade gehoben ist, muß die
Hebamme dreimal hineinspucken, dann kann der ,böse Blick1
dem
Kinde nicht schaden. Dieses Wasser ist dann, ebenso wie die Nach-
geburt, unter einen grünen Baum zu gießen. Am dritten Tage nach
der Geburt muß der Pate oder die Patin dem Kinde das Weinen da-
3*
Pie Gebart in Glauben und Brauch der
Deutschen in Oberösterreich usw
durch abgewöhnen, daß sie ihm ein
Geldstück in die Wiege stecken.
Hört das Kind trotzdem nicht auf, so darf man nur
3 Schlüssel
in die
Wiege einbetten. Als letztes Mittel stellt man einen Leuchter vor
das
Fenster, über den man ein Unterlagtuch (Windel) hängt und dabei
dreimal ruft: ,Mein Kind hat das Nachtgeschrei.'
8. Während
der ersten 6
Wochen darf die Kindwäsche über Nacht
nie auf einer Stange hängen, sonst bekommt das Kind Gliederreißen.
Ein Kind darf nicht von der Brust entwöhnt werden, wenn der Acker
im Sommer voll Getreide steht oder im Winter mit Schnee bedeckt
ist Wenn das Kind in der Wiege liegt, darf man nichts darüber hin-
wegholen, sonst bekommt das Kind den ,Herzspann'. Wenn man das
Neugeborene zum ersten Male zu dir bringt, so schenk ihm
3, б oder
9
Eier, halte sie ihm dreimal zum Munde und sage: ,Wenn das Huhn
anfängt zu gatzen, so fange du an zum Schwatzen1.
Schneide dem
Kinde vor dem siebenten Jahre die Haare nicht ab, du schneidest
sonst den Verstand weg.
9. Ein
neugeborenes Kind soll man zuerst nicht auf die linke
Seite legen; es wird sonst linksseitig. Wenn Venus Morgenstern ist
bei der Geburt eines Knaben, so bekommt er ein sehr junges Weib
umgekehrt ein altes. — Der siebente Sohn ist glücklich, etwas zu
heilen oder zu pflanzen.
10. Kinder,
die am Sonntag geboren, sind glücklich und können
Gespenster sehen. Will das Neugeborene keine Nahrung zu sich
nehmen, so futtert man in der Wochenstube einen schwarzen Hund.
Wenn das Kind im Sommer während eines Gewitters schläft, so schlägt
der Blitz bei ihm nicht ein. Der erste Gang mit dem Kinde muß in
die Kirche sein, um es am Altar ,vorsegnen' zu lassen, damit ihm der
Böse ferne bleibt Von der Kirche weg geht man zum Paten, der
dem Kinde eine Semmel, ein Ei und ein Glas Wein schenkt. Mit
diesem Ei bestreicht man dem Kinde das Zahnfleisch, damit es seine
Zähne leicht bekommt. Bevor die Kindbetterin nicht eingesegnet
ist, darf sie kein Kreuz machen, weil sie noch im Stande der Un-
gnade ist
11. Besuchende
Frauen machen dreimal das Kreuz über sie und
das Kind; das schützt vor der Macht des Bösen. Zu dem Einsegnen
soll man weder Mittwoch noch Freitag wählen. Die Kindbetterin soll
alle Kleider, die sie zur feierlichen Einsegnung anzieht, vorerst an
einem Orte zusammentragen, dann hält das Kind sein Lebenlang
gute Ordnung.
Die Geburt ід Glauben und Brauch der
Deutschen in Oberösterreich usw.
12. Steigt
die Einzusegnende, bevor sie ausgeht, über einen Besen,
so bekommt sie keinen Vorfall. Ist die Person, die ihr Licht an der
zur Einsegnung gebrauchten Kerze zuerst anzündet, ein Mann, so wird
das nächstfolgende Kind ein Knabe. Beim Gegenteil ein Mädchen.
Legt die Eingesegnete ihre Kleider auf das Kind, so wird es diesem
nie an schönen Kleidern fehlen. Eine jSechswöchnerin1
gehe nicht in
ein Brauhaus, weil sonst das Bier umschlägt; nicht an den Brunnen,
weil sie das Wasser trübt; nicht in den Weinkeller, weil der Wein
verdirbt; nicht in das Backhaus, weil das Brot schlecht wird. Auch
schneide sie sich in dieser Zeit die Haare nicht und lasse sich
nicht
frisieren, weil im ersten Falle die Haare nicht wieder wachsen, im
letzteren aber ausgehen. Soll ein Nußbaum sehr fruchtbar werden,
so soll eine schwangere Frau die ersten Nüsse daran heruntertun. —
Wenn eine Kindbetterin stirbt, so muß man ihr Schere, Nadelbüchse,
Zwirn und Fingerhut ins Grab mitgeben, sonst kommt sie wieder und
holt es. Wenn eine schwangere Frau Wäsche wäscht und stürzt gleich
darnach die gebrauchten Gefäße um, so bekommt sie eine leichte
Niederkunft.
13. Solange
eine Frau im Wochenbette liegt, darf gar nichts
aus dem Hause verliehen werden, denn in dieser Zeit haben die Hexen
Gewalt darüber. Wenn jemand nach dem Befinden der Kindbetterin
oder des Kindes fragt, so muß,die antwortende Person allemal dazu
setzen: ,Gott wolle sie behüten' — oder .unberufen1 —,
denn es könnte
die fragende Person eine Hexe sein, die nur auf diese Art zu ent-
waffnen ist
14. Wenn
in dem Zimmer, in dem die Wöchnerin liegt, über der
Stubentür ein Messer gesteckt wird, in dessen Klinge
9 Kreuze
ein-
gegraben sind, so kann die Frau nicht behext werden. Glaubt eine
Kindbetterin von Hexen beunruhigt zu sein, so stecke man über das
Bett oder die Wiege einen Degen oder ein Messer mit der Spitze nach
aufwärts, damit die Unholdin, wenn sie über die Frau oder das Kind
herfällt, sich anspießen möge. Wenn eine schwangere Frau einem
Pferde unter dem Halse durchkriecht, muß sie das Kind ein Jahr
lang tragen. Diesen Bann kann sie brechen, wenn sie ein Pferd aus
ihrer Schürze fressen läßt
15. Hat
eine Schwangere besondere Gelüste, so muß sie ihre
Fingernägel oder das Firmament ansehen oder sich an einen ,gewissen
Ort1
greifen, damit das Kind kein Muttermal bekäme. Wenn eine
Schwangere
einem Leichenzuge folgt oder ganz schwarz gekleidet geht, so gebärt
sie ein furchtsames Kind. In der Oberlausitz geht folgende Sage:
Die Geburt ia Glauben und Brauch der
Deutschen in Oberösterreich usw.
.Wenn eine ^echswöchnerin1
begraben wird, gibt man ihr in die eine
Hand einige Geldstücke, die das jOpfer* heißen und soviel ausmachen,
als sie dem Pfarrer, Kantor und in die Armenbüchse gegeben haben
würde. Sonst kann die Verstorbene nicht ruhen. In die andere Hand
bekommt sie ein Buch von Holz oder weißem Papier. In einigen
Dörfern soll man dort sogar durch 6
Wochen fur die Tote ein
Schüssel-
chen und einen Löffel aufs Bett legen, damit sie, wie man sagt, ihr
Recht haben und ruhen könne. Man meint eben, daß sie unsichtbar
dasein und essen könne. Ebendort war der Glaube, daß keine
schwangere Frau unter einer Wagendeichsel durchkriechen sollte, weil
sonst ihr zu erwartendes Kind in die Hände des Scharfrichters falle.
16. Wenn
eine Frau unfruchtbar ist und keine Kinder bekommt,
soll man sie mit bloßem Leibe in ein Tischtuch wickeln, das bei
einer
Taufmahlzeit gedient hat
17. Man
soll ein Kind vor dem ersten Jahre nicht anregnen lassen,
weil es sonst Hautflecken, sogen. Sommersprossen, bekommt.
18. Wenn
die Gevattern ein Kind zur Taufe tragen, sollen sie
beim Verlassen der Stube sagen: .Einen Heiden bringen wir hin, und
einen Christen bringen wir wieder/ Am Tauftage müssen die Paten
frische Hemden umgewendet anziehen, dann kann keine Hexe dem
Kinde beikommen. Bei der Taufmahlzeit müssen die Paten von allen
Speisen essen, sonst bekommt das Kind einen Abscheu vor den aus-
gelassenen Gerichten. — Ein Kind, das nach der Taufe nicht nochmals
eingesegnet wird, stirbt bald. — Stirbt ein neugetauftes Kind, so
be-
sucht es nach dem Tode denjenigen, den es im Leben am liebsten
hatte.
19. In
Italien werden fein geschliffene Glasfläschchen verkauft, in
denen sich, in Goldfiligranarbeit gefaßt, ein Splitter vom Sarge*
des
Franziskus Xaverius befindet Diese Fläschchen gibt man einer Ge-
bärenden in die Hand, auf daß das Kind leicht zur Welt komme.
Hält sie das Fläschchen in der Rechten, so wird es ein Mädchen, in
der Linken ein Knabe. Dieser Brauch ließ sich auch im Salzburgi-
schen des öfteren beobachten und auch in Wiener Patrizierfamilien
sah ich unter dem Famiiienschmucke wiederholt derartige Fläschchen,
die in feiner Arbeit eines gewissen Kunstwertes nicht entbehren.
20. Die
Nachgeburt soll 24
Stunden unter dem Bette der Wöchnerin
stehen bleiben, das hindert den Eintritt eines starken Blutflusses.
Im
Pinzgau im Salzburgischen wirft man die Nachgeburt sofort, ohne dem
Falle nachzusehen, von einer Brücke aus in fließendes Wasser.
Die Geburt in Glauben und Brauch der
Deutschen in Oberösterreich usw. 39
21. Eine
Kröte in einem verschlossenen Gefäße in den ersten
Tagen unter das Bett der Wöchnerin gestellt, hindert das Großbleiben
des Unterleibes.
22. Das
neugeborene Kind erhält sofort, nachdem es abgenabelt
und in einen Hader gewickelt ist, drei leichte Schläge und wird
unter
den Tisch gelegt Damit soll das Kind leicht die Lebensunbilden er-
tragen lernen.
23. Ein
Taschenmesser, in dessen Klinge sich eine ungerade Zahl
von Kreuzen eingraviert findet, soll, unter das Bett gelegt, das
Kind
dem Einflüsse der bösen Geister entziehen.
24. Nach
jeder Wehe macht die Hebamme das Kreuzzeichen über
den Nabel der Gebärenden, damit die Trude die Wehen nicht unter-
binden4 könne.
25. Während
der Wehen bindet sich das Weib ein Stückchen
Malachitstein unter den Nabel, das erleichtert nnd befördert die
Geburt
26. Eine
schwangere Frau soll sich hüten, zu Gericht zu gehen
oder zu schwören, sonst hat das zu erwartende Kind viel gerichtliche
Händel im Leben.
27. Wenn
eine Frau schwanger ist, soll sie in den ersten drei
Monaten täglich früh Mandeln essen, die in Honig eingemacht sind.
28. Wenn
das Kind im Mutterleib schwach ist, soll die Frau ein-
gemachte .Quittenschnitz' essen. Darauf fängt das Kind sich stärker
zu
bewegen an.
29. Wenn
die Frau keine Kindbewegung mehr fühlt, so soll sie
eine Schnitte Roggenbrot nehmen, diese wohl bähen und Muskatmus
drauf schaben. Dieses so heiß wie möglich auf den Nabel binden.
Wenn das Kind wirklich schon tot ist, so kommt es am dritten Tag
darauf aus der Mutter.
*
30. Wenn
eine Frau in schweren Geburtnöten liegt, soll sie von
einem Hirschschwamm ein erbsengroßes Stück nehmen, von diesem
die Hälfte kauen und mit der anderen Hälfte den herausgetriebenen
Nabel einstreichen. Dann gebärt sie das Kind ohne große Arbeit
31. Daß
eine Frau leicht niederkommt, gib ihr von einer anderen
Frau süße Milch zu trinken, ohne daß sie es weiß. — Wenn eine Frau
nicht gebären kann, so binde ihr einen Adlerstein unter das linke
Knie, oder gib ihr in einen Löffel voll Wein etwas Abgeschabtes von
dem Steine zu trinken. (Adlerstein ist ein Rundstein aus Eisenoxyd,
der innen hohl ist und beim Schütteln klappert.) In gleichem Falle
liilft von einer tönernen geweihten Altöttinger Muttergottes abge-
schabter Ton in Wein genossen.
Die Gebart in Glauben und Brauch der
Deutschen in Oberösterreich usw.
32. Den
Adlerstein kann man auch auf den rechten Schenkel
binden. Sobald aber das Kind kommt, tue den Stein wieder weg.
33. Wenn
einer Frau die Geburtswehen vergehen, lege ein Stück
Agatstein auf die Scham, Das zieht die Wehen.
34. Bei
harter Geburt feile den dritten Teil eines ungarischen
(Muttergottes-)Dukaten und ein ganzes Hirschen-Kreuzlein ganz fein
zusammen und gib es der Frau im Wein gelöst langsam zu trinken.
35. Wenn
eine Frau in allerhöchsten Kindesnöten liegt, so soll
man die Frau rasch überpurzeln. Da überwirft sich das Kind im
Mutterleibe auch und kommt in die rechte Lage.
36. Wenn
ein Kind eine schlechte Lage zur Geburt hat, binde
der Frau die Klau^ eines Ellentieres auf den Leib.
37. Wenn
eine Frau nach der Geburt so starken Blutfluß hat,
daß sie zu vergehen scheint, binde ihr die Arme am dicksten Teil und
beide Goldfinger mit einer roten Seidenschnur. Diese ist bald nach-
zulassen, bald anzuziehen.
Desgleichen hilft, wenn man der Frau
drei Tropfen ihres Blutes
in warmer Hühnerbrühe zu trinken gibt.
38. Desgleichen
hilft, wenn man der Frau eine gebratene halbe
Muskatnuß auf den Nabel bindet.
39. Desgleichen
hilft, wenn die Frau an den Ringfinger der linken
Hand einen aus rotem Carneol geschnittenen Ring (sog. Blutring)
trägt
40. Wenn
eine Frau den Kindbettfluß zu stark hat, soll man einen
Dukaten glühend machen und ein paarmal im Wasser ablöschen. In
dieses Wasser schabt man etwas Gold ab und gibt dieses der Frau
zu trinken.
41. Daß
einer Kindbetterin die Brust schön bleibt, legt man
frische Nußblätter darauf oder im Winter getrocknete Nußblätter in
rotem Wein erweicht.
42. Im
Salzburgischen trugen schwangere Frauen bis vor kurzem
Ketten um den bloßen Leib, die aus Gliedern von Zink- und Kupfer-
draht bestanden. Der dadurch erzeugte galvanische Strom sollte
fordernd auf die Geburt einwirken. Gleiche Ketten hing man den
Kindern um den Hals um das Zahnen zu erleichtern. Im Volksmunde
wurden diese galvanischen Ketten Gicht- oder Krampfketten genannt
Reime beim Fensterin
(Gasseireime) aus Steiermark.
Der Gasseireim. Gasseispruch, auch
Fensterlreim genannt, hat eine
dreifache Bedeutung, er ist entweder ein Liebes-, ein Lob- oder ein
Spottreim(Schmeller-Frommann, Bayr. Wörterbuch, I.
[1872] 945
; J. Pom-
mer, Zeitschrift des deutsch, u. östern Alpenvereins, XXVIL
[1896] 110),
je
nachdem der Bursche Liebe sucht oder sich für eine Abweisung
rächen will Er wird Vor dem Fenster des Mädchens gewöhnlich
mit ver-
stellter Stimme herabgemurmelt, aber auch gesungen (Schmeller-From-
mann L 945;
A. Werle, Almrausch
[1884] S.
483)
und je länger er ist,
fur desto schöner gilt er (L. Hübner, Beschreibung des Erzstiftes
und
Reichsfiirstentums Salzburg in Hinsicht auf Topographie und
Statistik.
Salzburg 1796,
S. 392).
Die Hauptsache ist der Witz (H.
Fraungruber,
Das deutsche Volkslied. I. [1899] 35;
F. von Andrian, Die Altausseer
[1905J,
S. 102),
bleibt er aus und wird der
Bursche langweilig, so kann
er auch eilends vom Fenster abziehen. Der Bursche verknüpft daher
die merkwürdigsten Dinge miteinander und altbekannte Motive der
älteren Lügendichtung, wie wir sie aus verschiedenen Volksliedern
kennen (vgl. G Müller-Fraureuth, Die deutschen Lügendichtungen bis
auf Münchhausen [1881]
S. Ii ff.,
88 ff.; L.
Uhland, Schriften zur Ge-
schichte der Dichtung und Sage III.
[1866J 223 ff.), treten uns ent-
gegen und verfehlen auch hier ihre Wirkung nicht Zum Witz ge-
sellen sich dann scharfe und beißende Satire (Hübner
688),
Ironie (H.
F. Wagner, Die Volksdichtung in Salzburg
[1882] S.
13)
und derbe
Anzüglichkeiten allerart (H. Fraungruber, а. а. O. I.
3 5). Die
Sprache,
so meint wenigstens Hübner (392, 688),
ist mysteriös und hyperbolisch,
doch läßt sie andererseits an Klarheit und Deutlichkeit nichts zu
wün-
schen übrig, besonders bei den Gasseireimen, die geschlechtliche
Dinge
behandeln, obwohl gesagt werden muß, daß auch hier gewisse Dinge,
so besonders die Geschlechtsorgane, meistens nicht direkt genannt,
sondern umschrieben werden. Auf einen logfischen Zusammenhang
innerhalb des Spruches kommt es, wie schon Fraungruber (a. a. O.
I. 35)
andeutete, nicht an, was darin seinen
Grund haben mag, daß
42
Reime beim Fensterin (Gasseireime) aus
Steiermark.
der Bursche seinen Reim aus
Bestandteilen anderer Reime, die als für
sich bestehend Sinn und Vernunft haben, zusammenstoppelt, um ja
nicht stecken zu bleiben, andererseits kann aber auch die beabsich-
tigte Wirkung des Gegensatzes Ursache dieses NichtZusammenhangs
sein.
Die Gasseireime sind weit
verbreitet. Die ältesten uns erhaltenen
stammen aus Salzburg und Tirol (L. Hübner, a. a. O. S.
392, 687fr., 731
f.).
Seither sind eine größere Anzahl solcher Reime veröffentlicht worden
und zwar aus Kärnten (M. Lexer, Die deutschen Mundarten V.
[1858]
99 f. und Kärntisches Wörterbuch
[1862]
S. 109
f.; Pogatschnigg-Herr-
mann, Deutsche Volkslieder aus Kärnten I.
[1869] 215
f., Nr. 955 £
= I.2
[1879] 243t
Nr. 1165
f.; Tschernigg, Das deutsche
Volkslied I.
[1899] 16)
Steiermark (Werle a. a. O. S.
335 f.; J.
Pommer a. a. O. XXVII.
[1896] 110;
J. G. Seidl, Almer. I.
[1850] 62
ff; IL [1850] 64;
III. [1850]
72 f. = Gesammelte Schriften IV.
[1879] 104
f., 120,
135 f.; Andrian
a. a. O.S. 171
ff; Th. Unger und F. Khull, Steirischer
Wortschatz [1903]
S.
269; H. Fraungruber, Das
deutsche Volkslied I. [1899] 35;
Tobias
Holl, ebd. VII. [1905] 151),
Salzburg (M. V. Süß, Salzburgische
Volks-
lieder [1865]
S. 161
ff), Oberöstereich (Robert
Klein, Das deutsche Volks-
lied I. [1899] 72;
II. [1900]
9, 36; Josef Deutl, ebd. IV.
[1902] 74;
Anna
Holl, ebd. VI. [1904] 168;
K. Kronfuß, ebd. VÏL
[1905] 40)
und dem
Böhmerwald (A. Schacherl, Geheimnisse der Böhmerwäldler
[1900}
S.
120 f.).
Auch die deutsche Schweiz kennt die
Sitte, beim Fenster des
Mädchens Sprüche herzusagen und Lieder (Kiltlieder) zu singen (L.
Tobler, Schweizerische Volkslieder I.
[1882] S. CXXVII). E. L. Roch-
holz hat uns einen solchen Kiltspruch aus dem Aargau überliefert
(Alemannia IV, [1877] 5 £)•
Ganz in gleicher Weise stoppeln die
muslimischen Serben ihre
Makamen beim Fensterin zusammen (F. S. Krauss, Anthropophyt. I.
[1904] 54
ff). Über die Verbreitung des
Kiltganges vergl. man F.
Liebrecht, Zur Volkskunde [1879]
S. 378
f.
Im nachstehenden bringe ich
23,
hauptsächlich erotische Gassei-
reime aus Steiermark, von denen 21
bisher unbekannt waren. Die
Reime Nr. і—22
sind der Handschrift Nr.
871 des
Steiermärkischea
Landesarchivs in Graz entnommen, stammen aus ca.
1850 und
wurden von Fr. Küschall in Pols (Gb. Judenburg, Nordsteiermark) ge-
sammelt. Der Reim Nr. 23
ist aus der Handschrift Nr.
1419 des
Steier-
märki sehen Landesarchivs in Graz und wurde
1861 von
AegydLuidold
in Donnersbachwald (Bh. Gröbming, Gb. Irdning in Nordsteiermark)
aufgezeichnet.
Reime beim Fensterln (Gasseireime) aus
Steiermark.
43
і.
[13 b] Grüß enk Gott, Menscha,
Is wohl dä enka Fensta?
I wünsch enk an guten Abend und an schean
Gruaß.
Hau, Menscha, sägt's ma aussa ba enkern Fensta, wia і äfifenstern
muaß.
5 Äfifenstern tat і gern hübsch und schöfi,
Wänn's ma hält aufmäch'n a tats gehô.
Beinahe gleichlautend Werle 336: 3.
2.
I bin her von unten und von oben, von
Berg und von Tal,
Hört's, Menscha, heunt kim i za enk a einmal;
He, Menscha, draht's enkern Ârsch gegen
der Sunn, das Gsicht gegen den Schatten!
Hört's, Menscha, heunt war'n wohl Buam dä, dö's enk taten.
Zu
I,
2 vgl. Andrian 175; Hübner 688.
З-
Gottssakra Maus!
Ba enkern Fenster schaut's äba aus,
Is das a GäU,*)
Voll Spinnawitt'n2) überall;
5 Gebt's ma aussa an Besen,
Das і wegkehr'n kann das Graf6*) und Wesen«),
War ma load um mein Huat,
Is no af alle Sunn- und Feiaschta guat;
Hört's, Menscha, war ma load um meifi Gsicht,
10 Wann і enk öppa a haken mißt
Beinahe gleich mit Werte 336: 4. — Zu 2—б
vgl. Süß 164: 3.
4-
[14 a] I bin af an Luxen daher glitten,
af an jungen und af an Alten,
Hau, Derndl, möchst mi net a oafimäl
ghältn, mi und mein Alten5)?
I häfi oan voll Filzen6) und Schirpen7);
Wir derfat'n*) net läng probier'n, wurd's dir glei bliaten*),
5 Wurd'n voll Bleamla**) und 's Lallach") a näß.
Haft, Derndl, was war öppa das?
Was wurd meifi Muatta säg'n, wann і ihr
gab die Pfoad12) zan wäsch'n,
Sie wurd mir glei 's Kapitl lesen18),
Sie wurd säg'n, hau Bua, wo bist du denn
nachten14) ba für a Sau gwesen.
10 Wann a Mensch so guat war,
Der ma's aussaschnitt1б) а
Und fein zsämmrieb,
Af n Sunnta unter die Knödl schnitt,
He, Menscha, dä wurden wir gehfi kreisten16),
15 Beim Futknödl speisen.
1) Ist das zum Ärgern. 2) Spinnweben. 3)
Plunder. 4) Zeug. 5) Penis.
6) ganz verfilzt 7) Schuppen. 8) dürften. 9) bluten. 10) Blumen. 11)
Leintuch.
12) Hemd. 13) den Kopf waschen, mich ausschelten. 14) gestern Nacht.
15) heraus-
schneiden würde. 16) ächzen, stöhnen vor Anstrengung.
44
Reime beim Fensterin (Gasseireime) aus
Steiermark.
5-
I bin gwesen aPn Kirta z' Obswanz,
Най
ma kaft an Korb voll Schwanz,
I häfi an hifiklaubt, häfi an herklaubt;
Hört's, Menscha, häbt's a an gseh'n, der enk taugt?
5 Unt'n af der Brucken
Liegt a Madl afn Rucken,
Sie hat
mi gfrägt, ob i's Ш,
Âft häb і ihr's täfi,
Âft is 's mir gär mit fn
Schwänz davofi.
6.
Gelobt sei's kriagts nix,
In Ewikeit häbt's nix,
Büchs *), Buscha *), Hemmabänk *),
Hört's, Menscha, hoaßt's dä ba enk!
[14 b] I geh aussi af Frohnleit'n4),
Huckt a-n-älter Kapuziner af der Seit'n,
Hat a lustige Mess' gles'n,
Bin eahm a a Weil in seifi Kutt'n gsess'n,
5 Âft häfi і eahm sein Schwänz äbgmess'n,
Ghäbt hat er drei Zoll und a Drüml»),
Hört's, Menscha, schaut's aussa auf den Lüml.
vgl. Süß 165.
8.
Unt'n in Simbürgn6) is an
ält's Weibl in krepier'n7),
Koafi Dokta und koafi Bäda käfi's net kurier'n;
Bifi hält a dabei gwesen,
Häfi ihr mein Artikel vorglesen,
5 Âft gib і ihr sieben pär Wiederhorn8),
Ein alten Weiberzorn *),
Dann is das alte Weibl wieder kuriert
word'n.
9-
Luckstutten10) af der
Rennbrucken,
Kocht's enk af an gut'n Morgensupp'n,
Zwei HennfuÜäpp'n und zwei Arschbäcken
Und der Schinter von Bretstein11)
5 Wird enka Aufträger sein.
Und 9 Monat und 21
Minut'n
1) vulv*. 2) Schamhaare. 3) Hemdstock. 4)
Bh. Graz, Gb. Frohnleiten.
5) ein kleines Stück. 6) Siebenbürgen. 7) im Sterben. 8)
Widderbörner. 9) Epi-
lobium spicatum. 10) Lochstute = Frauenzimmer. 11) Bretstein,
Ortschaft (Bh.
Judenburg, Gb. Oberzeiring).
Reime beim Fensterin (Gasseireime) ans
Steiermark.
45
Bin і ghäng unter meiner Muater ihr'n
Tutt'n1),
Äft häm sie mi äba ägspent*),
Âft häm sie mi afs Menschabuck'n') gwent,
—
io Âft bin і kernen топ Wachsen
Und bin blieb'n a späfilänger Päzen4),
Âft sign's Gugu,
Was bist du fur a Kreatu*),
Viel zu gschmeidi
15 Und zu weni zeiti6),
An Baud) als wia-r-a zwefi7),
Dast*) weit leichter kugeln als gehfi
Und so häm's mir's gmächt,
Wia ma d' Läppen*) bächt
20 I geh auffi af d' Wand,
Kugel äba zan Land,
Âft is's mir endli glungen,
Is mein großer Bitterling10)
aufgsprungen.
Hiaz Weiberleut,
25 Hiaz kimmt dv zählende Zeit,
Um an Schuchneßl ")
Lässen's hiaz an jeden Destel. ")
[15 a] Âls a spännlänger
Bin і für den rauhen Ofen19)
gänga;
30 Um a Glasl Bräntweifi is enka Jungfrauschäft feilt
Hiaz Weiberleut, denkt's enkern14)
Teil.
IO.
I bin her von Zerfen
Ober Stock und Sterfen1*)
Mit 2 Ochsen, mit an Jungen und mit an
Alten.
Hörst, Derndl, mögst mi net a a Nachtl
ghälten,
5 Mich und mein Gspäfi1*),
Den і in da Hosen drin häfi?
Kimm і her af Palier,
Leg і mi af a zinners Taler17),
Hat
si glei bog'n,
10 Hört's, Menscha, mit enk trauet і mi а по z'wäg'n.18)
Kimm і her af Bälthausen,
Dort tut's Wässa sakrisch rausch'n,
Kimm і her afn Tälnbruck,
Leitlö) a Mensch afn Ruck
15 Und da Bua afn Bauch,
Hafit's Menscha, is's ba enk a a so der
Brauch?
Kimm і her af d' Wuzelleiten,
1) Brüsten. 2) abgewöhnt 3) coire. 4)
dicker Kerl. 5) Kreatur. 6) zu
wenig ausgereift. 7) zwei. 8) tätest 9) Narren, Tölpeln. 10) Körper.
Ii) Schuh-
riemen. 12) Tölpel. 13) Vulva. 14) euern. 15) Strunk. 16) Genosse,
hier
Penis. 17) Teller. 18) würde ich es mir auch noch zu tun getrauen.
19) liegt.
4б
Reime beim Fensterin (Gasseireime) aus
Steiermark.
Най
meifi Kraxel af der Seiten,
Kraxel reißt mi hifi, reißt mi her,
20 Reißt mi gär zan sakerlots Derndl her.
Ban sakerlots Derndl is's ganz verwest1).
Als
wenn heuer 's ganze Jähr koafi Gasselbua war
gwest.
Wann і an Besen und an Bräntweifi tat
kriag'n,
Wollt і enk d' Spinnawitt'n von Fenster
wegkiehr'n,
25 Âft tat's die Gasselbuam a leichter kriag'n;
Wann i meifi Kraxe tat aufmächen,
Dä wurd'n die Leut schaufi und lachen,
I häfi âllerhând dreifi, a bisserl an
Kloafibreifi *),
A bisserl a Bamöl, a weni Bräntweifi
30 Und Kränawitöl und afi bisserl an Deriaks*)
Und von dem Graflei wird enks beißen
schofi vergehfi zwischen der Hax.
Zu 3, 4 vgl. Werk 335: 2; Andrian 171. —
21—24 vgl. Seidl I. 62: 1. = IV. 104: 1.
II.
[15 b] Unter der Hütt'n, ober der Hütt'n
Tat der Bua um die Nächtherbig bitt'n,
Nicht nur um die Nächtherbig allein,
Wohl um dieselbe auch zwischen die Bein.
12.
Kimm і her von Renten,
Häfi a Mensch kaft mit 5 Zenten,
Wägt
I
Tuttn 5 Pfund,
Hört's, Menscha, das war âba rund.4)
13.
Kimm і her von Ostreich und von Pirn,
Grad her in Grab'n die Menscha probier'n,
Kimm her af den Untertauern,
Dort sent große Bauern,
5 Die Bauern sent große Ochsen, die Ochsen große Herrn,
Hört's, Menscha, mögt's wohl a a Händwerk lern5);
A Schuster, a Schneider, a Schmied,
Die tängeln die Fat,
Die rauhen und die bloßen,
10 Hört's, Menscha, mögt's enk wohl a amäl tängeln6)
lassen.
Zu 3—6 vgl. R, Klein, Das deutsche
Volkslied. L 72.
14.
Âft kim і her af n Hohentauern,
Begegnen mir 2 nackende Bauern
Und eine ausgehäarte Bäuerin.
1) unordentlich. 2) Hirsebrei. 3)
Theriak. 4)
lustig, 5)
lernen.
6) coitieren.
Reime beim Fensterin (Gasseireime) ans
Steiermark.
47
Hört's, Menscha, möget's wohl a amäl
arbeit'n ffir's feiern!1)
5 Kimm і aussa af Johann2),
Laut'n's just za da Vesper z'säm,
Bin grennt und gsprung,
Is mir a Päzen in d' Hosen entrunn3),
Най i a Weil putzt und grämt4),
io Daweil häfi і die Vesper a vasamt5)
15-
Unt'n ban Land sent ani6)
Kirchnan mit Kupfer deckt,
Hört's, Menscha,
habt's
es not gär auffa gschmeckt7),
Hat a rupfener8) Pfarrer a
reistene*) Meß glesen,
Hört's, Menscha, seid's nia dabei gwesen?
5 I bin dabei gwesen, häfi 5 Vaterunser bet für mein Väter, mein
Mutter,
Bruder und Schwester und för das, mein
Hansl, das bei Tag in da Wieg'n leit10)
Und ba Nacht auf d' Menscha steigt.
Kimm і her af Rotturn n),
Hań a Roß kaft von an Jud'n,
[16 a] 10 Kimm і auffa af Tälhäm12),
War's ma bald neama nächgäng,
Kimm і auffa af Enzersdorf19),
Geaht's wieder mentisch14)
stärk,
Kimm і auffa zan Sändwirtbrunn,
15 Dort fällt's ma wieder um,
Geh і her af Winden
Dort fang i
ań zu
schinden16),
I kimm her af d' Maut,
Най і nix mehr als die Haut,
20 Kimm і her af die Brucken,
Dort
hat's mi
gworfn afn Rucken.
Geh i eina ne(b)man Brand,
Dort hat a kohlschwärze Kuah dänazänt17),
Kimm і her af d' Möderbrucken,
25 Dort liegt a alt's
Weibl afn Rucken,
Sie
hat mi
gebitten und betten,
I sollt ihr helfen 2 hoamlati18)
Schnecken eińwetten lö)
Und dawal ma den ersten häm eiftgwetten,
Hat mi der ändri zan Zaun zuchi treten;
30 Âft bin і wieder herfilra krochen,
Hat mi der ändri Schwänz zan Zaun
zuchigstochen,
Hiaz
hat mi
das Ding so vadross'n,
Най і mir a kält's Wässa afn Ârsch
auffigoss'n
1) um dann rasten zu können. 2) am
Tauern, Gb. Oberzeiring, Bh. Judenburg.
3) entronnen, gegangen. 4) geräumt. 5) versäumt 6) einige. 7) herauf
ge-
rochen. 8) flächserner. «9) leinwandene. 10) gemeint ist der Penis.
Ii)
Roten-
türm im Gb. Judenburg. 12) Thalheim, Gb. Judenburg. 13) Enzersdorf,
Gb. Juden-
burg. 14) überaus. 15) Gb. Oberzeiring. 16) das Pferd zu martern.
17) hervor-
gesehen. 18) heimliche. 19) zwei Schnecken (Kosewort für Mädchen)
ins Joch
spannen, d. h. coitieren.
48
Reime beim Fensterin (Gasseireime) aus
Steiermark.
Und das Wässer af n Ârsch hat äfigfängen
zu sied'n,
35 Hat's
Weibl mit die Schnecken wieder äfigfängen zu krieg'n. *)
Âft geh i eina neben der Möschen,
Schaut einer umma mit der längen Goschen2),
Geh і eina nach 'n
Tai,
Schind't a Bauer a Roß mit'n Nähl»),
40 Sind drei Jungfrauen dabei gsessen,
Häm frei Lungenmuß g'essen.
Haût's Menscha, seid's a dabei gwesen?
Zu 1—4 vgl. Seidl, III. 72 Nr. 2. = IV.
136 Nr. 2.
I6.
Âft kimm і her zan Schüttner af s Land,
Hat a gscheit's Mandl von Adlach aussazänt,
Hat sich hifigneigt, hat sich hergneigt,
Der hat mir den rechten Steig zan Menschafensta äfizeigt.
5 Wann das der rechte Steig zan Menschafensta net is,
So woaß i's, daß das a kloaßvalognes*) Mandl is.
17.
[16 b] I kimm her von Auner af die Zistl,
Dort häm's mit anderthalb Ochsen baut,
Häfi i a wieda a Weil zugschaut,
Âft hat mi das Zuschaufi vadrossen,
5 Bin i aschlings5) durch den Zaufi umigschloffen,
Häfi mi hifigschmuckt6), häfi mi hergschmuckt,
Häfi a maustot's Mäusl dadruckt
Und das tote Mäusl war guat zan benützen,
Wann an alte Goas net kinnt kitzen7)
10 Und wann a reine Jungfrau net möcht niederkemm,
Von halben a Süppl kochen,
Von hälb'n a Sträubl») bächen,
Dä wurd's glei ba da Luken aussàkem.
18.
Ich geh her über den
Anger,
Begegnet mir a kurzer und a
länger,
Einer tut trummein, einer tut pfeifen,
Einer gräd bei die Menscha ummigreifen;
5 Greift eini unter d' Hüll»),
Fragt sie wohl gschwind, was і will;
Was і will, häfi і ihr glei gsägt, wenn's
ihr net tat vadrießen,
A bissei auf ihr Scheiben10) derfat schießen.
Âft häfi і wohl gschossen
IO
Und gschwind schwärz getroffen,
Hebt's äfi z' lachen und zu schmutzen11),
He Bua, sägt sie, hast wohl an sakrisch
guten Stutzen.12)
1) kämpfen. 2) Mund. 3) Ahle. 4)
lügenhaftes, lügnerisches. 5) rückwärts. 6) hin-
gebogen. 7) ausschütten. 8) Kuchen. 9) Hülle, Bettdecke. 10) Vulva.
11) lächeln. 12) Penis.
Reime beim Fensterin (Gasseireime) aus
Steiermark.
49
19.
Geh her über d' Leiten,
Begegnen mir
з
Bauern nach
der Seiten,
Der eine
hat
mit der Mistgäbl gstrickt,
Der ïndre
hat
Fensterscheiben gflickt,
5 Der dritte, der hat
mich zu enkern Fenster hergschickt.
Sö lassen enk grüßen und
fragen!
Ob і gär neCbei enk kunnt a Nächtherbi
haben.
Âft geh і über den
Anger,
Begegnet mir a kurzer, a länger,
io Einer a rothaariger und oana mit bleierne Horn,
Hört's, Menscha, hältet's enkere Buam a
auf der Woad'n1).
Kimm і her zu da untern Tür,
Steht der Bauer mit dem Stecken ffir,
Kimm і nächa zu da ober'n Tür,
15 Steht die Bäurin mit dem Türriegl
für,
[17 a] Hiaz häfi і net gwißt,
sollt і sie grüßen oder b'schließen *)
Oder sollt і den Teufl mit'n Türriegl
daschießen.
20.
Dixbuschen, Daxboschen,8)
3 Kreuzer ist a a Groschen,
Häbt's mi net hörn daher tuschen4)
Mit mein sakrischen Federbuschen?
5 Menscha, tut's enk richten,
I möcht mir no a 2 oder 3 Gaßlsprüch
zsämmdichten,
I sollt Yofi
enkere Buam a gute Nacht ausrichten,
I sollt fräg'n, wie es war und
wie
es ist,
Hört's, Menscha, is's wohl richti so gwiß?
Zu
I—4
vgl. Pommer 110: 8—10; Andrian 171; Werle 335: 2.
21.
Menscha, steht's gschwind auf, kimmt der
Schneider von Oberland,
Er mächt enk a neugs Suntagwänd,
Er mächt's enk net z' kurz und net z' läng,
Just daß's enk über's Britscherl
5) ähi
glängt*).
5 Higam! Hogaml
Wann i na heut amäl äfikam7)
Und wenn і net äfikimm, is's mir auch oafi Ding,8)
Aber
oafi Kamerad •} war hält saggrisch gern
drin.
22.
I bin von Ischel und Laufen,
Hört's, Menscha, gib mir a amäl deifi
Katzerl") z' kaufen,
I gib dir і Gulden zwei Groschen dräfi,
1) Weide. 2) zuschließen, einschließen.
3) Nadelholzzweig. 4) dahertappen.
5) Vulva, 6) hinabreicht. 7) ankäme, dazu käme. 8) alles eins. 9)
Penis. 10) Vulva.
Krauts, Anthropophyteia.
Ш. 4
50
Reime beim Fensterin (Gasseireime) ans
Steiermark.
Besser bringst es ninnerscht mehr äfi,
5 Weil a so nix nuz*) mausen käfi, wird's dir eh schoß
alt und
eisengrab3)
Und vahungern müaßt's dir a, weil's koan Zahnt in der Goschen
hat,
Sie mag nix beißen als den Schwanz
allein,
Weil er ist lauter Fleisch und gär kein Bein«
23-
[8] Menscha, häbt's ghört,
Hoia*) wia fert,4)
Fert so wia hoia,
Gebt's mir außa a Tabakfoia.
5 Hafit's Menscha, liegt enk da Bua afn Mägn
[9] Oda mögt's vor Hochmut nix säg'n,
Menscha, seid's denn gär so stolz,
Enka Bett is jä a glei von Holz,
Âwa das meinige is von Sämmet und Seid'n,
10 Mag dennoh koafi Nachtl dahoam bleib'n.
Znakst bin і ausgingen, is da Regen
kumma,
Dä kam і zua-r-a Häslnußstauden, dort
warn 2 dabei,
Dä frag і das Mandl um d' Häslnuß.
Das Mandl sägt dä drobn,
15 Dä frag і das Weibl, das Weibl sägt dä drunten,
Dä drunten häfi і koane Häslnuß nit
gründen.
[10] Dann geh i wieda weiter,
Dä kam і zu 3 Häuser,
Bei'n ersten häb'n's Bächscheiter
ghachelt,
20 Bei'n zweiten häb'n's Küahmilch gspunna,
Bei'n dritten war niemand dreifi,
Âft geh ma auffi auf Vikar,
Läß'n uns zsämmgebn auPn Schär,5)
Sprechet bald jä,
25 Äft is's glei wieda gä*,
Âft gehfi ma hoam
Und leg'n uns recht schöfi zsämm.
I steh auf und geh aus ins Wirtshaus,
Du bleibst dahoam waschen und bächen
30 Und den Knechten schöfi foast6) kochen.
[11] Und kema ma dä von Haus,
So is's erst no nit aus,
Nicha gehfi ma ins Oberland betteln aus.
Du bettelst Schmälz und i bettel Mehl,
35 Du nimmst den Binkl und і nimm d' Wiagn,
Dann werd'n wir das Sälzburgalandl schöfi
durchaliagn 7).
Zu 7—10 vgl. Andrian 172; Schacherl 121:
7; Lexer Wb. 110; R. Kleb, Das
deutsche Volkslied. II, 9; Anna Holl, D. d. Volkslied. VI, 168.
1) nicht gut. 2) ganz grau. 3) heuer. 4)
voriges Jahr. 5) Pflug. 6) fett,
schmalzig. 7) uns durchlügen.
Wien, im April
1906
E. K. BlümmL
Magyarische Erotik.
П. Reime und Lieder aus dem
Eisenburger Komitate.
Gesammelt von Bartol Keszthely.
1. Dörög
az eg,
Baszik a pćk.
Es erdröhnt der Himmel (es donnert),
— es fickt der Bäcker«
2. Huncut
a paraszt,
Fasza hat araszt
Ein Hundsfott ist der Bauer, — sein
Zumpt ist sechs Spannen lang.
3. Was
ist das? Kanaszfasz;
Engem kerget, téged basz.
Was ist das? Der Zumpt eines Schweine-
hirten; — mich treibt er, dich fickt er.
4« Nem baj, ha egy kicsit ragyâs,
Te vagy a szeretöm, nem mas.
Es tut nichts, daß du ein wenig blatter-
narbig bist, du bist meine Geliebte und
keine andere.
5. Sej,
huj, leveles a näd ;
F6, hogy szörös a pinäd.
Hujuhu, das Schilf ist belaubt; — die
Hauptsache bleibt, daß deine Fotze be-
haart ist.
6. Csak
azért szeretlek, kedves,
Mert a libad között nedves.
Nur darum liebe ich dich, Liebchen, —
weil du zwischen den Beinen naß bist
7. Näräd,
Megittad a pinid ârât
Näräd (Ortsname), — du hast den Preis
deiner Fotze vertrunken.
8. Kelćd,
Ott âruljâk a pina pelyhét
Kelćd (Ortsnamen), — dort verkauft man
den Flaum der Fotze.
9« Sârga repa, petrezselyem, zeller,
Ezt a kis lanyt lenyomta a keilner.
Gelbe Rübe, Petersilie, Zeller, — dieses
kleine Mädchen hat der Kellner nieder-
gedrückt (gefickt).
10 Ez a kis läny csöcsösül,
Hasa vége gyöpösül.
Dieses kleine Mädchen bekommt Brüste,
— am
Ende des Bauches wächst Rasen (das
Schamhaar).
11. Härom
a pille feje,
Szörös a leâny eleje.
Dreierlei (?) ist die Eichel des Zumptes,
— haarig
das Vordere des Mädchens.
12. Mikor
а ріпа göndörödik,
Olyan mint a vaj;
Aki azt jól megtossza,
Soha meg nem hal.
Wenn die Fotze sich zu kräuseln beginnt,
— ist
sie wie Butter; wer sie gut fickt, —
stirbt nie.
13. Kert
alatt lakik a Sari,
Beh szép hozzà botorkilni,
Az âgâban heverészni,
Lâba között egerészni.
Unterhalb der Gärten wohnt Sara, — ach,
wie schön ist es, zu ihr zu schlendern, —
4*
52
Reime and Lieder aus dem Eisenburger
Komitate.
in ihrem Bette zu faulenzen. — zwischen
ihren Füßen Mäuse zu fangen.
14. Megismerni,
ki a szajha,
Magas a cipöje sarka,
Reng a csöcse, reng a fara,
A huszärnak odadja.
Man kann (leicht) erkennen, wer eine
Hure ist, — die Absätze ihrer Schuhe sind
hoch, — es schlottern ihre Brüste, es
wackelt ihr Arsch, — dem Husaren gibt sie
(ihre Fotze) hin.
15. Gyere
alä Baranydba,
J6 természet van a länybb,
Maga mondja a legénynek,
Szoritsa a tuskét a kertnek.
Komme hinunter in das Baranyaer Komitat,
— dort
haben die Mädchen eine gute Natur
in sich —, sie selbst sagen den Burschen,
— daß
sie den Dorn an den Garten drängen
sollen.
16. Tegnap
elött, csötörtökön,
Lättam egy kis länyt a gyöpön,
Lättam leülni pisälni,
Kezdett a pillém fölällani.
Vorgestern, am Donnerstag, — sah ich ein
kleines Mädchen auf dem Rasen, — ich sah
es sich setzen, um zu pischen, — da begann
sich mein Zumpt aufzurichten.
17. Bor,
bor, borl
A länyoke mind bongyor,
Asszonyoké mind sima,
Mert le vagyon gurgatva.
Wein, Wein, Wein! — die (Fotze) der
Mädchen sind alle kraus, — die der Frauen
alle glatt, — weil sie abgefickt sind.
18. Katona
bâcsi, nagy tökü,
Elmaradt a többitü'.
Ha megütik a tökit,
Majd elćri a többit
Aki nem lép egyszerre,
Nem kap pinät estére.
Bruder Soldat, der mit den großen Hoden,
— ist
hinter den anderen zurückgeblieben.
— Wenn
er auf die Hoden geschlagen
wird, — wird er die anderen schon ein-
holen. — Wer nicht im Schritt schreitet, —
bekommt abends keine Fotze.
19. Csicsöne
csinos asszony,
Ne kivänd, hogy ingyen tosszon.
Csicsôné asszonysdg,
Läba között az ujsdg.
Csicsôné lâba között
Fekete disznó röfögött
Csicsô bäcsi oda lökött
Akkor többet nem röfögött
Frau Csicsó ist eine nette Frau, — ver-
lange nicht, daß sie umsonst fickt. — Frau
Csicsó ist eine Dame, — zwischen ihren
Füßen hat sie die Neuigkeit. — Zwischen
den Füßen der Frau Csicsó grunzt ein
schwarzes Schwein. — Onkel Csicsó hat
hingestoßen, — da hat das Schwein nicht
mehr gegrunzt
20. Jó
estét, barna menyecske,
Hovâ ilyen késfi este?1
„Jegyzö drhoz jöttem, kérem,
örülök, hogy itthon erem."
,Menjünk hat
az irodäba,
Kész mär az instanciäja.
Nincsen annak mäs hibäja,
A pecsćtet üssük raja.*
„Jaj, de sotét a szobäja,
Talin nines is tejgyertyâja?"
,Dehogy nincsen, szivem Maris,
Kezemben a kalamiris,'
„De vastag a ceruzâja,
Tin mix soknak irt aläja?"
,Szhrem Maris, ne csodälja,
Kilenc kozség ezt hasznâlja.'
,Guten Abend, braunes junges Weibchen,
— wohin
so spät am Abend?1 — „Zu Ihnen,
bitte, Herr Notar, bin ich gekommen, —
ich freue mich, daß ich Sie zu Hause treffe."
— ,Gehen
wir also in die Kanzlei, — Ihre
Bittschrift ist schon fertig, — es fehlt nichts
mehr daran, — nur das Petschaft müssen wir
noch darauf drücken.' — „Ach, aber Ihr
Zimmer ist dunkel, — besitzen Sie nicht
vielleicht eine Mffly-Kerze?" — ,Wie sollte
ich keine haben, Mariechen, mein Herz, —
in meiner Hand halte ich (auch schon) das
Tintenzeug.' — „Ach, wie dick
fat
Ihr Blei-
stift, — Sie haben (damit) wohl schon vielen
unterschrieben?" — ,Mariechen, mein Herz«
verwundern Sie sich nicht, — neun Ge-
meinden gebrauchen ihn.4
Reime und Lieder ans dem Eisenburger
Komitate.
53
21. A tizenkét hónap.
Die zwölf Monate.
Januar. Januar az elsö holnap,
Hideg van nagyon.
|: Probäld pajtérs, mily jö
Baszni a hideg fagyon. :|
Jänner. Der Jänner ist der erste Monat,
— es
ist sehr kalt — Probiere, Kamerad,
wie gut es ist — zu ficken auf dem hart-
gefrorenen Schnee.
Febmir. Februarban menj a bâlba,
Tàncold ki magad,
Verd a lànyokba a faszad,
Hogy ha megdagad.
Februar. Im Februar geh' auf den Ball,
— tanze
dich aus, — schlage deinen Zumpt
in die Mädchen, — wenn er dir anschwillt
Märcius. Marciusban mar meleg van,
Elolvad a hó.
A ki ilyenkor nem baszik,
Jaj, de nagy bohó.
März. Im März ist es schon warm, — es
schmilzt der Schnee. — Wer um diese Zeit
nicht fickt, — oh, das ist ein großer Narr.
Aprilis. Aprilis a tavaszholnap,
Itt a kikelet
Tökmagot flltess a lànyba
Ott majd megered.
April. Der April ist der Frühlingsmonat,
— der
Lenz ist da. — Setze Hodensamen in
die Mädchen, — er wird dort Wurzel fassen.
Majus. Majus a szerelem holnapja,
Kizöldül а fli.
Kiviràgzok a töködön
A lapos tetü.
Mai. Der Mai ist der Monat der Liebe, —
das Gras grünt — Auf deinen Hoden ist
aufgeblüht — die Filzlaus.
Junius. Junius a nyâf kezdete,
Itt vannak a fecskék.
Szapodnak a gyümölcs fàk
Meg a menyecskćk.
Juni. Der Juni ist der Anfang des Sommers,
— die
Schwalben sind (schon) da. — Es saf-
tein die Obstbäume—und die jungen Frauen.
Julius. Juliusban az aratäs,
Pönög a kasza.
Ilyenkor van a pinânak
Legnagyobb haszna.
Juli. Im JuU ist die Ernte, — die Sichel
erklingt — Um diese Zeit ist die Fotze —
von größtem Nutzen.
Augusztus. Augusztusban takarulas.
Lanyak, legényekl
Egerésznek a küpüben
A pina meg a tök.
August Im August ist die Grumeternte. —
Mädchen, BurschenI — Es fangen Mäuse
im Butterfasse — die Fotze und der Hoden.
Szeptember. Szeptemberben jönnek meg
Az asszonyok a fiirdöröl.
Ilyenkor kell âm a fasznak
A j6 kötÖfek.
September. Im September kommen — die
Frauen von den Bädern. — Um diese Zeit
braucht der Zumpt — eine gute Halfter.
Oktober. Oktoberban itt a szüret,
Hulik a falevél.
A szölöbe toszik, baszik
A vincelér legćny.
Oktober. Im Oktober ist die Weinlese
da, — die Blätter fallen von den Bäumen.
Im Weingarten fickt und fegelt — der
Winzerbursche.
November. Novemberben rövid a пар,
Hosszü az éjszaka.
A pinânak meg a fasznak
Most van jó dolga.
November. Im November ist der Tag
kurz, — lang ist die Nacht — Die Fotze
und der Zumpt — haben jetzt ihre beste Zeit
December. Decemberben
tel
az idö
Sivft a zord szél
Most mindig fütik a ftistos lyukat,
Mig megint taväsz er.
Dezember. Im Dezember ist Winterzeit,
— es pfeift der rauhe Wind. — Jetzt heizt
man fortwährend das rauchige Loch (die
Fotze), — bis es wieder Frühling wird.
Ш. Voltsreime aus dem
Großwardeiner, Gömörer
und ITograder Komitate.
Aufgesammelt von Julius Föhn,
Die nachfolgenden Volksreime bilden
die letzte Auslese aus dem
handschriftlichen Nachlasse, den die Angehörigen Julius Föhns nach
seinem Tode dem Herausgeber dieser Jahrbücher übermittelten. Sie
bilden daher eine Ergänzung zu den ,Magyarischen Reigenliedern aus
der Großwardeiner Gegend', die in Bd. II der ,Anthropophyteia1
er-
schienen. Man mag daselbst die /Vorbemerkung* nachlesen. Wie aus
dem Manuskripte hervorgeht, stammen auch die folgenden Volksreime
zum großen Teil aus der Gegend von Großwardein, viele jedoch aus
dem Gömörer und dem Nógrader Komitate. (Die Red.)
Gunyversek.
1. Börpicsa,
bableves,
Az apäd fasza hat Öles.
Ledervoze, Bohnensuppe, — der Zumpt
deines Vaters ist sechs Klafter lang.
2. Felszaladt
a nyul a fara,
Szaro k az apâd faszàra;
Mennél jobban szalad raja,
Annal jobban szarok raja.
Der Hase lief auf den Baum, — ich scheiße
auf den Zumpt deines Vaters ; je mehr er
hinaufläuft, — desto mehr scheiße ich auf
ihn.
3. A
hidason egy csikó,
Anyâdon egy vén zsidó.
Im Stalle ist ein Fullen, — auf deiner
Mutter ist ein alter Jude.
4. Egyiptomban
megy az aratâs,
Két vén zsidó az elsö kaszàs,
Két vén asszony a keveszedö,
Fia toll-, bßr-, rongyszedô.
Spottreime.
In Ägypten findet die Ernte statt, — zwei
alte Juden sind die ersten Mäher, — zwei
alte Frauen die Garbentragerinnen, — ihr
Sohn ist ein Federn-, Häute- und Lumpen-
sammler.
5. Hej!
szivem Zsuska,
Pinalyuka puska,
Pinalyuka tüzet ad,
Segge lyuka fujja.
Hei, Suschen, mein Herz, — dein Voz-
loch ist eine Flinte, — dein Vozloch gibt
Feuer, — dein Arschloch bläst es aus.
6. Egyszer
volt egy ember,
Szakala volt kender.
Szöribe, szakâlâba
Üsd az orrod a valagäba.
Es war einmal ein Mann, — dessen Bart
war aus Hanf. — In seine Haare, in seinen
Bart, — stoße deine Nase in seinen Arsch
hinein.
Volksreime aus dem Großwardeiner, Gömörer
und Nógrader Komitate.
55
7. Baszott
apâd, mikor csinâlt,
Akkor kapott egy kis pinât
Dein Vater fickte, als er dich machte, —
Da bekam er ein kleines Vözchen.
8. Anyâd
ette meg retket,
Apâd basza meg segget,
Apâd basza meg cipót,
Apâd basza meg csikót
Deine Mutter aß Rettich, — Dein Vater
ficke einen Arsch, — dein Vater ficke ein
Brötchen, — dein Vater ficke ein Füllen.
9. A
kutâgas végig vasas
A te faszad végig varas.
Dalok.
12. Ucczu,
pina vagy te,
Szoros helyen laksz te,
Simogatlak, kefélgetlek,
Megis boglyas vagy te.
Heißa, eine Voze bist du, — an einem
engen Orte wohnst du, — ich streichle dich,
ich bürste dich, — doch bleibst du immer
struppig.
13. A
kert alatt jârtam,
Felâllott a farkam.
Ucczu édes komâm asszony,
Könyörfiljön rajtam.
Unter den Gärten ging ich, — Mein
Zumpt begann zu stehen, — Heißa, liebe
Gevatterin, — erbarmen Sie sich meiner.
14. Ha
meghalok, meghagyom,
Äruljak el a flaszom ;
Kössenek ra pântlikât,
Minden szâlra szâz pinât.
Wenn ich sterbe, so verordne ich, — daß
mein Zumpt verkauft werden möge;
man binde Bänder daran, — an ein jedes
hundert Vozen.
15. Hej,mâréntobbetnembizoklegénynek,
Két szive van, mint a nyârfa levélnek,
A szökenek piczi szâja,
A barnänak nincsen pârja,
De minek is fâj ügy a szivem utàna?
Ach, ich glaube dem Burschen nicht mehr,
— Er hat zwei Herzen wie das Blatt der
Espe. — Der Blonde hat einen kleinen Mund,
Der Brunnenbalken ist bis zum Ende mit
Eisen beschlagen, — dein Zumpt ist bis
zum Ende mit Geschwüren bedeckt
10. Télen
csuszik a faszân,
Ritka madâr a szüz lâny.
Im Winter gleitet der Holzschlitten, —
ein seltener Vogel ist ein jungfräuliches
Mädchen.
11. Nyul
szalad a réten,
Szart ezen a héten.
Ein Hase läuft auf der Wiese, — Dreck
(erhältst) du in dieser Woche.
Lieder.
— Der
Braune hat keinen seinesgleichen,
Doch warum schmerzt mich mein Herz so
nach ihm?
16. De
baszd meg azt a särga czipös anyâdat,
Engem szeress, nem azt a vén anyâdat,
Engem szeress, nem anyâdat,
Én bajtom fei a szoknyâdat,
Én baszom meg a picsâdat,
Én baszom ażt a ringycs«rongyos anyâdat
So ficke doch deine gelbbeschuhte Mutter,
— Mich
liebe und nicht deine alte Mutter,
— Mich
liebe, nicht deine Mutter, — Ich
hebe dir deinen Unterrock auf, — Ich ficke
deine Voze —, Ich ficke deine lumpige,
zerfetzte Mutter.
17. Vesd
meg, babâm,
Nyoszolyâdat
Egész a falig!
Veled hâlok
Kivilâgos
Viradtig.
Bette, mein Püppchen, — Dein Bettchen
— Ganz
bis an die Mauerl — Mit dir
schlafe ich — bis zum leuchtenden —
Morgenrot.
18. Särga
csikó a patakot üssza.
A pinânak göndör a bajusza.
Azt is tudom, hogy mért olyan göndör,
Egy ejtszaka ötször — hatszor dörgöL
Ein gelbes Füllen durchschwimmt den
Bach. — Die Votze hat einen gekrausten
Schnurrbart. — Ich weiß auch, warum er
56
Volksreime ans dem Großwardeiner, Gömörer
und Nogräder Komitate
so kraus ist, — weil sie in einer Nacht
sechs- bis siebenmal fickt
19. Ez
a kis lany farit
Falnak dulesztette,
Purker-baka a faszit
Bele illesztette.
Hej, pina tarisznya,
Uti alamizsnal
Azért ad tam egy garas t,
Galandot végy rajta,
Galandozd ki a picsit,
Jobban kapnak rajta.
Azért adtam tizest,
Hogy libad jól szét vesd,
Kurvadal. ■
20. Van
nekem egy kis bundam,
A lyukam kereste.
Köszönöm lyukamnak,
Lyukam jàrasànak,
Göndörhajü pinicskim
Göndör bajuszänak.
Kulönbözok. -
21. Nem
messze van ide Rakos,
Ott a picsa türos-mikos.
Nem messze van ide Koros,
Ott a picsa igen szörös.
Nicht weit von hier ist Ràkos (eine
Stadt),
Dort ist die Voze mit Käse und Mohn be-
streut. — Nicht weit von hier ist Koros
(eine Stadt), — Dort ist die Voze sehr haarig.
22. Csehi,
Buz, Peràga,
Ott a picsa nem draga,
Csehi, Buz, Prag (Städte), — Dort ist
die Voze nicht teuer.
23. Szörös
szita, vak ablak,
Szaladj picsa, megbaszlak.
Haarsieb, blindes Fenster, — Laufe, Voze,
sonst ficke ich dich.
24. Szörhuzo,
vonogo. —
Szörös picsa volna jó.
Haarzieher, Heuzieher. — Eine haarige
Voze wäre gut.
25. Kerekes
pina, tornyos fasz,
Engem kerget, téget basz.
Azért adtam huszast,
Hogy lâbad szét huzzad.
Dieses kleine Mädchen lehnte — Seinen
Arschbacken an die Wand, — Der Infante-
rist (vom Regimente) Purker steckte seinen
Zumpt — in sie hinein. — Hei, Voze,
Schnapssack, — Almosen am Wegel —
Ich gab dir einen Groschen, — daß du dir
dafür Bänder kaufest, — Schmücke damit
deine Voze, — Man begehrt sie dann mehr.
— Ich
gab dir einen Zehner, — damit du
die Füße besser auseinander streckest, —
Ich gab dir einen Zwanziger, — Damit du
deine Füße auseinander ziehest
Hurenlied.
Ich habe einen kleinen Pelz, — mein
Loch hat mir ihn verdient — Ich ver-
danke ihn meinem Loche, — dem Treiben
meines Loches, dem krausen Schnurrbarte
— meines
kraushaarigen Vözchens.
Verschiedenes.
Rundliche Voze, turmartiger Zumpt, —
Mich treibt man, dich fickt man.
26. Leveies
az erdö lapüja.
Baszd meg a pinämat, jó puha.
Belaubt ist die Distel des Waldes. —
Ficke meine Voze, sie ist gut weich.
27. Nem
azért van a faszom,
Hogy a boijuba rothadjon.
Nicht dazu habe ich einen Zumpt, — daß
er in einem Kalbe verfaule»
28. A
mint mendegéltem,
Gödörre talàltam;
Liny volt a gödörbe,
Sari volt a neve.
A gödörbe mentem,
Sirit megtekertem.
Ugy-e, lelkem, Sara,
Elćg lesz ez mira?
Ha nem elég mira,
Lesz még a gatyiba.
Wie ich so dahin schlenderte, — Stieß
ich auf eine Grube. — In der Grube war
ein Mädchen, — Sara war ihr Name. —
Volksreime aus dem Großwardeiner,
Gömörer und Nógrader Komitate.
57
Ich ging in die Grube, — Fickte
Sara. —
Nicht wahr, Sara, meine Seele, — Für heute
wird dies genug sein? — Sollte es fllr heute
nicht genug sein, — So wird noch etwas
in der Unterhose sein.
Hirdetés. —
30.
Vasârnap és minden éjjel
A vallagvâr ostroma,
A fanuraknak gyorsfutâsa,
A pinavâr h6s
ostromlâsa,
ЕКИгвІ egy forint,
Hâtulrol nyoczlvan krajczâr,
Földön fekve husz krajczâr,
FelâUva tiz krajczàr,
Katonâk és deâkgyerekek
Felét fizetik.
29.
Lyuk, lyuk, lyuk,
Be-dug-juk*
Loch, Loch, Loch, — wir stopfen
es zu.
Kundmachung.
Sonntag und jede Nacht —
Belagerung
der Vozburg, — Wettrennen der Hurer, —
Heldenmütige Erstürmung der Futburg, —
Von vorne einen Gulden, — Von hinten
achtzig Kreuzer, — Auf dem Boden liegend
zwanzig Kreuzer, — Stehend zehn Kreuzer,
— Soldaten und Studenten — zahlen die
Hälfte.
31. tHol
voltäl, te Kato
länyom?4
„Fonhäzba, anyäm asszony."
,Mit adtak Ott, Kato
länyom?4
„Kolbäszt, hurkât, anyäm asszony.4'
,Hovä tetted, Kato länyom?4
„Läbam
köze,
anyäm asszony.44
,Mit csindlt ott, Kato
länyom?4
„Toszolt, baszott, änyam asszony.44
,Wo warst du, Kätchen, meine
Tochter?4
„Im Spinnhaus, meine Frau Mutter.41
,Was gab man dir dort, Kätchen, meine
Tochter?4
„Eine Blutwurst, eine Leberwurst,
meine
Frau Mutter.44
,Wohin tatest du sie, Kätchen,
meine Toch-
ter?4
„Zwischen meine Füße, meine Frau
Mutter?4'
,Was hat sie dort getan, Kätchen,
meine
Tochter?4
„Gestoßen, gefickt, meine Frau
Mutter.44
32. ,Hol
voltäl, te édes länyom?4
Bimbelebumbum i).
„A kert alatt, édes anyäm.44
,Mit lättäl, édes länyom?4
„Baka faszât, édes anyäm.44
Zwiegespräche.
jMilyen volt az, édes länyom?4
„Kivül szorös, belül nedves,
A länyoknak igen kedves.44
«Mit csinältäl, édes länyom?4
„Lefeküdtem, б rim
feküdt, belém dugta,
Ugy szuszogtam mint a kuty a.44
,Wo warst du, mein liebes (süßes)
Mäd-
chen?4 — Bimbelebumbum *). — „Unterhalb
der Gärten, liebe Mutter.44 — ,Was sähest
du, mein liebes Mädchen?4 — „Den Zumpt
eines Infanteristen, liebe Mutter.44 — ,Wie
war dieser, liebes Mädchen?4 — „Außen
haarig, innen feucht, — Den Mädchen sehr
angenehm.44 — ,Was tatest du, liebes Mäd-
chen?' — „Ich legte mich nieder, er legte
sich auf mich und steckte ihn in mich, —
Ich schnaufte wie ein Hund.
33.
,Ohl édes anyäm,
Nincsen panasz räm,
Felhänyhatja minden baka
A fodro* szoknyâm.4
,Te büdös kurva,
Те büdos kurva,
Lakatot veretek
Füstos lyukadra.4
1)
Wird nach jeder Zeile wiederholt —
Diese Nummer wird auch gesungen
ç8 Volksreime aus dem
Großwardeiner
Gömörer und Nogräder Komitate.
,Oh! süße Mutter, — Du kannst
über
mich nicht klagen, — Jeder Infanterist hebt
— meinen faltigen
Unterrock auf.1
Rimes elbeszélések. —
34. Szuró
honap hatodikàn
Elindult a fekete sereg
Szôrvàr eilen.
És itt a szôrvârat
Ostrom aid yette.
De azt Tököli obeszter
Nem engedte.
Bunkos generalis
Agyba lövest kapott,
Ugy hogy a veleje
Rögtön kifutott
A Geczi täbornok
Fogsàgba esett,
Ugy hogy kilenc hónap mulva
A leghfresebb palotâbtil
Kieresztetett.
Am sechsten des stechenden
Monates —
Zog die schwarze Schar — Vor die Haar-
burg. — Und hier nahm sie die Haarburg
— Unter Belagerung. — Aber
Oberst Tököli
(tök, die Hode) — Gab nicht nach. —
General Kolbig — Bekam einen Kopfschuß,
— So daß ihm das Mark —
Ausrann. —
General Geci (gece, der männliche Same)
— Geriet in
Gefangenschaft, — So daß er
erst nach neun Monaten — Aus dem be-
rühmtesten Palast — Freigelassen wurde.
35. Édes
anyàm, minapâba
Hogy megjârtam.
Egy legénynyel véletlenul
Vele hàltam.
Isten tudja, hogy mije volt,
Jaj, de jó volt I
Beiern tette, belém nyomta,
De vas tag voltl
Hasam is fajt, seggem viszkett,
Pedig nem ittam rossz vizet
Majd el jön még holnap este
Az a legény,
Majd meg kérem még egyszer,
Tegye belém.
Liebe Mutter, dieser Tage — Bin
ich
schön angekommen. — Ganz zufällig schlief
,Du stinkende Hure, — Du
stinkende
Hure, — Ich lasse ein Schloß schlagen —
auf deine rauchige Voze.
Gereimte Erzählungen.
ich — mit einem Burschen. — Gott
weiß
es, was er hatte, — Doch, ach, es war gut!
— Er steckte es in mich,
drückte es in
mich, — Aber es war so dickl — Mein
Bauch tat mir weh, mein Arsch kitzelte mich
— Ohne daß ich etwa
schlechtes Wasser
trank. — Morgen abends kommt er wieder
— der Bursche, — Dann
werde ich ihn
noch einmal bitten, — Er möge ihn wieder
in mich hineinstecken.
36. Jànos és a kisasszony.
Sirva sétâl az udvaron Janos,
Kerdi tôle a kisasszony:
,Mi baj, szivem, Janos?'
„A kisasszony megengedné,
A szobâba bemehetnék?"
,Lehet, szivem Jànos/
Sirva sétàl a szobâba Jànos,
Kérdi tôle a kisasszony:
,Mi baj, szivem, Janos?1
„A kisasszony megengedné,
Hogy az àgyra lefekhetnék?"
,Lehet, szivem, Jànos/
Sirva fekszik fent az àgyon
Jànos,
Kérdi tôle a kisasszony:
,Mi baj, szivem, Jànos?'
„A kisasszony megengedné,
Hogy a gatyât lelokhetném ?"
,Lehet, szivem, Jànos.1
Sirva fekszik még az àgyon Jànos,
Kerdi tôle a kisasszony:
,Mi baj, szivem, Jànos?'
„A kisasszony megengedné,
Hogy a pendelyt felemelném?"
,Lehet, szivem, Jànos.1
Sirva tartja màr a pendelyt
Jànos,
Kérdi tôle a kisasszony:
,Mi baj, szivem Jànos?*
„A kisasszony megengedné,
Hogy egy kicsit belé tenném?"
,Lehet, szivem, Jànos/
Volksreime aus dem Großwardeiner,
Gömörer und Nógrader Komitate,
59
Sirva tartja benne Janos,
Kérdi t61e a kisasszony:
,Mi baj, szivem, Janos?4
„A kisasszony megengedné,
Hogy egy kicsit billegetném ?44
,Lehet, szivem, Janos.4
Sirva bfllegeti még benne Jànos,
Kérdi tôle a kisasszony:
,Mi baj, szivem, Janos?1
„A kisasszony megengedné,
Hogy egy kicsit kivehetném?"
,Nem engedem Jànos.4
Johann und das Fräulein.
Weinend spaziert Johann im Hofe,
— da
fragt ihn das Fräulein: — ,Was fehlt dir,
Johann, mein Herz ?* — „Würde das Fräu-
lein nicht erlauben, — daß ich in das
Zimmer gehe ?44 — ,Es ist erlaubt, Johann,
mein Herz.4
Weinend spaziert Johann ins
Zimmer, —
da fragt ihn das Fräulein: — ,Was fehlt
dir, Johann, mein Herz?4 — „Würde das
Fräulein nicht erlauben, daß ich mich auf
das Bett lege?" — ,Es ist erlaubt, Johann,
mein Herz.4
Weinend liegt Johann oben auf dem
Bette, — da fragt ihn das Fräulein: —
,Was fehlt dir, Johann, mein
Herz?4 —
„Würde das Fräulein nicht erlauben, —
daß ich die Unterhose wegwerfe?44 — ,Es
ist erlaubt, Johann, mein Herz.4
Weinend noch immer liegt Johann
auf
dem Bette, — da fragt ihn das Fräulein:
— ,Was fehlt dir, Johann, mein Herz?4 —
„Würde das Fräulein erlauben, — daß ich
ihr Hemd aufhebe?44 — ,Es ist erlaubt,
Johann, mein Herz.4
Weinend hält Johann schon das
Hemd,
da fragt ihn das Fräulein: — ,Was fehlt
dir, Johann, mein Herz?4 — „Würde das
Fräulein erlauben, — daß ich ihn ein wenig
hinein tue?41 — ,Es ist erlaubt, Johann,
mein Herz.4
Weinend hält ihn Johann drinnen,
— da
fragt ihn das Fräulein: — ,Was fehlt dir,
Johann, mein Herz?4 — „Würde das Fräu-
lein erlauben, — daß ich ihn ein wenig
hin und her bewege?44 — ,Es ist erlaubt,
Johann, mein Herz.4
Weinend bewegt ihn drinnen Johann
hin
und her, — da fragt ihn das Fräulein: —
,Was fehlt dir, Johann, mein Herz?4 —
„Würde das Fräulein erlauben, — daß ich
ihn ein bischen heraus nehme?44 — ,Dies
ist nicht erlaubt, Johann.4
37.
Elérkezett neved napja,
Ugy halottam, kis leäny.
Hogy a faszom verje szét a picsàt,
De az ilyen nöket bajos felköszönteni.
Bassza szamär a segged a neved napjän.
Vendégeid järjanak az éjen rendeltsorba.
Lapostetü, szäraz-folyo kankó essen pi-
csädba.
Ez még nem fäj, s nem igen nagy
csuda,
Nöjjön a picsädon jó nagy guga.
Iija fei az ördög a neved egy tökre,
Ereszenbe Lökre,
Ebadta nagy ökre.
Hallod-e, te Iris läny, neked
szól az iras,
Mire visszatérek, légy nehéz nyavalyàs.
Hurcoljon téged a pesti talyigâs,
Mikor pedig Kassafelé visznek kötözve,
Fosd össze a vàrmegye kapuj dt féltedbe.
. — Toaste.
Dein Namenstag ist angekommen, —
So
hörte ich, mein kleines Mädchen. — Daß
mein Zumpt deine Voze auseinander schlagen
möge, — Doch solchen Damen ist es schwer
zu toastieren. — Der Esel ficke deinen Arsch
an deinen Namenstage.—Deine Gäste mögen
in der Nacht in geordneter Reihe zu dir
kommen. — Filzläuse und fließender und
trockener Tripper mögen in deine Voze
fallen. — Das schmerzt noch nicht und ist
auch kein großes Wunder, — es wachse
auf deiner Voze eine sehr große Pestbeule.
— Es schreibe deinen Namen der Teufel
auf eine Hode, — er lasse dich hinein nach
Lök (Ortsnamen) —, Du von einem Hunde
geborener großer Ochse. — Hörst du, kleines
Mädchen, zu dir spricht diese Schrift, —
Bis ich zurückkehre mögest du epileptisch
бо
Volksreime aus dem Großwardeiner.
Gömörer und Nogräder Komitate*
werden. — Es zerre dich ein
Pester Schub-
karrenschieber, — Und wenn man dich ge-
bunden gegen Kaschau bringt, — So be-
scheiße aus Angst das Tor des Komitat-
hauses.
38.
Fröstököt legyen édes tej,
A kit a
yen
asszony a yen
emberböl kifej.
Ebéded legyea csomorika,
A kitöl a sziyed a kigyó
mardossa.
Vacsoräd legyen hörcsög,
A kitöl razgassanak a görcsök.
Keserû lapuból bokrétas kalap a
fejedbe,
Holmi dirib-darab lófasz a
seggedbe.
Dein Frühstück sei süße Milch, —
Die
eine alte Frau aus einem alten Manne ge-
molken. — Dein Mittagmahl sei Wasser-
schierling, — Durch den eine Schlange dein
Herz benage. — Dein Nachtmahl sei ein
Hamster, — Durch den dich Krämpfe
schütteln sollen. — Ein Hut,
geziert mit
einem Strauße aus Spitzampfer, sei auf
deinem Haupte, — Verschiedene größere
und kleinere Pferdezumpte in deinem
Arsche.
39.
Azt izente Putuski,
Hogy a szemed fusson ki,
Szarka, vaiju assa ki,
Fü-fa àgra fossa ki.
Ha valami hibàt talâlsz a köszön-
tésemben,
Verd a faszad a seggemben.
Putuski (ein Familienname) ließ
sagen, —
Daß deine Augen ausrinnen sollen, — Elster
und Rabe sollen sie ausgraben, — (Und)
auf den Ast von Gras (und) Baum aus-
scheißen. — Wenn du einen Fehler in
meinem Wunsche findest, — So schlage
(stecke) deinen Zumpt in meinen Arsch.
Die Jungfräulichkeitprobe.
Eine Umfrage von William
Godelück.
*
Nach einer alten Überlieferung,
welche sich in einzelnen Vogesen-
dörfern des französischen Sprachgebietes erhalten hat, mußten einst-
mals Mädchen, deren Leumund in sittlicher Beziehung zu wünschen
übrig ließ, vor einem Kruzifix ihre unversehrte Geschlechtehre
feier-
lich bezeugen.
Wie in so vielen Fällen ist auch
hier der Begriff ,einstmals' vor-
läufig gar nicht mehr festzustellen. Vielleicht mag es aber auf dem
Wege einer allgemeinen Umfrage doch gelingen
a) die Zeitepoche genauer zu
erkunden,
b) diese Leumundprobe fur weitere
Gebiete, Völkerschaften festzu-
stellen.
L. F. Sauvé gibt in seinem mit
einiger Vorsicht zu gebrauchen-
den Werke: fLe folk-lore des Hautes Vosges1,
Paris 1889,
folgenden
weiterer Erörterungen würdigen Tatbestand:
Autrefois, à
Dommartin-les-Remiremont, il n'était pas sans exemple
qu'une jeune fille fût appelée à faire la preuve de sa virginité,
soit
comme condition d'un mariage projeté, soit par ce qu'elle avait à se
défendre d'une accusation portée contre son honneur. Il lui était
alors enjoint de passer, en présence de ses parents et de témoins
choisis parmi des personnes de son sexe sous le grand christ de
l'église et de rester agenouillée, pendant dix minutes environ —
[wie
wurde dieser Zeitverlauf gemessen, sind Minuten im modernen Sinn da-
runter zu verstehen?] — dans l'ombre que la croix projetait sur les
dalles. Si au moment où elle se révélait, le flux menstruel n'appa-
raissait pas, alors même qu'elle en eût souffert la semaine
précédente,
elle était réputée impure et sa honte éclatait à tous les yeux1,
Pag.
100/101.
62
Die Jungfräoliclikeitprobe
Welche juristische Folgen hatte ein
derartiges Ordale?
Sind etwa kirchliche oder staatliche
Maßregeln bekannt, welche
verändernd diese Jungfrauschaftprobe beeinflußten?
Dr. PI о ss und Dr. Bartels erwähnen
in ihrem Standardwork:
,Das Weib' als Keuschheitprobe in Bayern [nach Lammert]. ,Wenn
ein Mädchen einen Topf kochenden Wassers vom Feuer hebt und er hört
auf zu kochen, so hat es die Jungfrauschaft verloren. — Gibt man
einem
Mädchen das Pulver von verbrannten Efeuwurzeln ein, so vermag
es, wenn es nicht mehr Jungfrau ist, seinen Urin nicht zu halten/
Erzählungen von Magyaren
aus der Großwardeiner Gegend.
Aufgezeichnet von Julius Fohn.
1. Der Zumpt, die Voze und die
Hode.1)
Es war Winten Der Zumpt, die Voze
und die Hode gingen in
den Wald, um Holz zu sammeln. Der Zumpt und die Hode hatten
schon genug beisammen, nur die Voze nicht, sie war zu schwach.
Da rief sie: ,0, Zumpt und Hode,
sammelt auch für mich, ich
werde Euch dafür erwärmen.1
Der gutmütige Zumpt kam dieser Bitte
nach und sammelte Holz
fur sie, die faule Hode aber tat dies nicht
Als sie nach Hause kamen, da ließ
die Voze den Zumpt in sich
hineinkriechen, auf daß er sich erwärme, die Hode aber mußte draußen
bleiben.
Da rief die Hode: ,0, Voze, lasse
auch mich hinein, es ist mir so
kalt!'
Die Voze aber antwortete: ,Weil du
mir nicht Holz sammeltest,
darfst du nicht hinein, um dich zu erwärmen/
Dabei blieb es, und seither kann die
Hode nicht in die Voze
hinein.
2. Der Frosch und die Maus.
Der Frosch und die Maus unternahmen
einmal zusammen eine
Reise. Da überfiel sie die Nacht und sie suchten eine Herberge. Der
Frosch fand ein feuchtes Loch und sagte: ,Ich werde in diesem feuch-
ten Loche übernachten/
Die Maus mußte auch nicht lange
suchen. Sie fand in der Nahe
ein zweites Loch und blieb daselbst die Nacht hindurch.
і) Diese und die vier
nachfolgenden Nummern waren im handschriftlichen Nach-
lasse Julius Föhns in deutscher Sprache niedergeschrieben, es finden
sich im Manuskripte
jedoch Spuren, daß sie aus dem Magyarischen übertragen sind.
б4
Erzählungen von Magyaren aus der
Großwardeiner Gegend.
Als sie morgens erwachten, fragte
die Maus den Frosch: ,Nun,
Kamerad, wie hast du geschlafen?
,Ich/ sagte der Frosch, ,ich schlief
recht gut, nur um Mitternacht
kam ein Türke mit einer roten Kappe und einem schwarzen Pelz zu
mir, der stieß und stach mich eine Zeitlang ganz unverschämt, dann
begann er sich so stark zu erbrechen, daß ich davon bald erstickte.
— Und wie hast du geschlafen, liebe Maus?1
,Ich, Kamerad, konnte auch von
Mitternacht an nicht schlafen.
Die ganze Zeit hindurch klopfte man so gewaltig an der Pforte meiner
Höhle, daß ich keine Ruhe finden konnte.1
Erst als es ganz hell geworden war,
bemerkten die beiden, daß
der Frosch in der Voze und die Maus im Arsche übernachtet hatte.
3. Der Rotz und der Dreck.
■
Der Rotz lebte auf dem Lande, doch
wurde ihm dort das Leben
mit der Zeit recht unangenehm. Der Dreck hingegen lebte in der
Stadt, doch auch ihm wurde der Aufenthalt daselbst verleidet
Beide beabsichtigten daher ihren
Wohnort zu verändern und
wanderten aus. Vor der Stadt kamen sie zusammen, da fragte der
Rotz den Dreck: ,Warum bleibst du nicht in der Stadt?1
,Ei/ antwortete der Dreck, ,da führe
ich ein gar gefährliches Leben.
Man wirft mich ganz einfach vom vierten Stock herab, und wenn ich
dann zur Erde falle, so zerplatze ich in tausend Teile. Deshalb gehe
ich jetzt auf das Land. — Doch sage, was fuhrt dich in die Stadt?*
»Mir1, sagte der Rotz,
»erging es auf dem Lande nicht besser als
dir in der Stadt. Man ergriff mich dort mit zwei Fingern, drückte
mich
erst recht fest zusammen und dann schleuderte man mich zu Boden,
daß ich auch in tausend Teile zerfiel. Darum gehe ich in die Stadt4
Beide trafen es mit dem
Wohnungswechsel ganz gut Der Dreck
wurde auf dem Lande sorgsam gesammelt, dann auf einen Wagen ge-
laden und hinausgefahren auf die Wiese. Dort streute man ihn be-
hutsam auf das Gras und so hatte er nichts zu leiden. Den Rotz
aber tat man in der Stadt in ein feines Sacktuch und verbarg ihn so
in der Tasche.
4. Das kalte Fieber und der Floh.
Einmal begegneten sich das kalte
Fieber und der Floh. Beide
waren mit ihrer Lage unzufrieden und klagten einander ihr Leid.
Das kalte Fieber sagte: ,Ich wohne
bei einem Bauern. Ich begab
mich zu ihm, weil ich glaubte, bei ihm ausruhen zu können. Dçch
Erzählungen von Magyaren aus der
Großwardeiner Gegend,
65
der Bauer ist sehr stark. Ich
schüttelte ihn zwar tüchtig, doch es
half nichts. Er legte sich nicht ins Bett, sondern geht seiner
Arbeit
nach, pflügt und mäht, so daß ich keine Ruhe finde/
Der Floh klagte: ,Mir geht es auch
nicht besser. Ich wohne bei
einem reichen Herrn und in einem sehr schönen Bette. Wenn ich
aber um Mitternacht beginne, ihn zu stechen, so macht er Licht,
sucht
mich zu erhaschen, und meine Ruhe ist dahin/
,Weißt du was?1 sprach
das kalte Fieber, ,wir wollen tauschen, du
gehst zu meinem Bauern und ich zu deinem reichen Herrn, so werden
wir beide Ruhe finden/
Wie gesagt: so getan. Und wirklich,
der Bauer kümmerte sich
wenig um den Floh. Besonders in der Nacht, wenn der Bauer vor
Müdigkeit recht tief schlief, konnte der Floh nach Herzenslust von
seinem Blute saugen und hatte ein gutes Leben. Und als das kalte
Fieber zum reichen Herrn kam und ihn nur wenig zu schütteln be-
gann, so ließ er seine Arbeit stehen und legte sich ins Bett So
hatte
auch das kalte Fieber die Ruhe gefunden, die es suchte.
5. Rätselhafte Grabschrift.
Hier liegt begraben:
der Bruder mit seiner Schwester,
das Weib mit seinem Manne,
der Vater mit seinem Kinde.
Es hat den Anschein, daß diese
Inschrift auf die Ruhestätte von
Personen hinweist Dem ist jedoch nicht so. Die Geschichte dieser
Grabschrift ist die folgende:
Der Sohn einer Familie entbrannte in
heftiger Liebe zum Stuben-
mädchen und wollte sie ficken. Das Mädchen war dem jungen Manne
nicht abgeneigt und so verabredeten sie denn eine Zusammenkunft
für die nächste Nacht Das Stubenmädchen soll sich in einem fest-
gesetzten Zimmer zu Bette begeben und er werde dann kommen. Je
näher jedoch die Nacht kam, desto banger wurde dem Mädchen, denn
es war noch keusch. In ihrer Angst erzählte sie ihrer Frau, was
deren
Sohn mit ihr vorhabe.
Diese sagte zum Stubenmädchen, es
möge ruhig in das Bett gehen,
wo es immer schlafe, es werde alles gut gehen.
Die Nacht rückte heran, und die Frau
ging in das verabredete
Zimmer und legte sich dort in jenes Bett, in das sich das Stuben-
mädchen hätte legen sollen. Der Sohn kam, als es dunkel geworden
war, legte sich zu seiner Mutter ins Bett und fickte sie.
Kraust, Anthropophyteia* III. 5
66
Erzählungen von Magyaren aus der
Großwardeiner Gegend.
Als der Sohn nach einiger Zeit
erfuhr, daß er seine eigene Mutter
gefickt hatte, lief er aus Angst über die ruchlose Tat in die weite
Welt Der unnatürliche Beischlaf blieb jedoch nicht ohne Folgen, die
Mutter gebar ein Mädchen, das mit den Jahren zur Schönheit erblühte.
Nach langer Zeit kehrte der Sohn
endlich nach Hause zurück. Die
Mutter war schon längst dahin geschieden, und ein schönes Mädchen,
welches das ganze Vermögen geerbt hatte, war die Gebieterin des
Hauses.
Der Heimgekehrte verliebte sich bald
in das schöne Mädchen
und vermählte sich mit ihm. Sie lebten durch Jahre glücklich mit-
einander, bis endlich der Mann erfuhr, daß er seine eigene Tochter
geheiratet habe. Er verschwieg jedoch diesen Umstand seiner Frau,
so daß sie hievon selbst bis zu ihrem Tode nichts erfuhr. Als er
selbst seinen Tod nahen fühlte, bestimmte er, daß die oben
angeführte
Grabschrift auf den Grabstein des gemeinsamen Grabes kommen solle.
Nur die, welche mit den Verhältnissen bekannt waren, konnten sich
die Inschrift deuten und wußten, daß nur zwei Personen unter dem
Grabsteine ruhten.
Deutsche Bauernerzâhlungen.
Gesammelt im Ober- und Unterelsaß
von F. Wernert.
Im nachstehenden gebe ich eine
Auslese von kleinen Geschichten,
welche sich die Leute Männer und Frauen aller landwirtschaft-
lichen Schichten unterschiedlos bei den mannigfachsten Gelegen-
heiten am Abend, während der Heuernte, im Herbst, wenn die Wein-
lese gehalten wird, oder bei der Kirchweih, hier Kilbe und Meßti
genannt, erzählen. Sie sind fast durchweg sehr derb erotisch, denn
Schnurren, welche der Erotik entbehren, erscheinen dem Bauer ein-
fach nicht als lustig, höchstens müßte es sich um Sauf- und Freß-
geschichten handeln. Süffe, Fresse fuhrt aber in nächster Nähe zum
geschlechtlichen Moment Die Furzgeschichten stehen in der Mitte
zwischen anständig und nicht Wenn wir diese Derbheit der elsässi-
schen Bauern feststellen, so dürfen wir nicht vergessen, daß Elsaß
ein
von Natur reich gesegnetes Weinland ist Beim Wein lösen sich aber
die Zungen und noch schneller beim Edelschnaps, der von Kirschen,
Weintrauben, Quetschen, Himbeeren, Heidelbeeren, Mirabellen im
Elsaß in reichen Quantitäten gebrannt wird.
Was Trinkfestigkeit anlangt, stellt
der Elsässer seinen Mann, der
die Güte des Tröpfchens wohl zu beurteilen vermag.
Norddeutschen Kartoffelschnaps nennt
er Giges oder noch be-
zeichnender Katzeseckelgeischt Das bedeutet Geist aus Katzenblasen
oder, was dasselbe ist, Katzenurin. Der Spruch sine Baccho et Cerere
friget Venus, trifft also für das Elsaß nicht zu, denn an Wein ist
Überfluß.
Wenn wir Elsässer eine sehr derbe
Erotik haben, so wolle man
nicht denken, wir seien etwa sittlich tiefstehender als andere
Bewohner.
Nichts wäre irriger! Der Elsässer war stets ein guter Soldat, er
stellt
sehr viele Glaubensboten für überseeische Länder. Die ideale Saite
klingt in seinem Charakter stark.
Ursache unserer Erotik mag neben der
Güte des Bodens folgen-
der Umstand sein. Einmal wird unser Land vom Rhein und von den
Vogesen umgrenzt Zwei Faktoren, welche den an und für sich seß-
5*
68
Deutsche Bauernerzählungen
і
haften Bauer in seiner vollen
Eigenart zu erhalten geeignet sind, da
sie abschließend wirken. Zum anderen darf man nie vergessen und
das muß immer wieder nachdrücklich unterstrichen werden, bei uns
im Elsaß hat sich infolge der politischen Ereignisse mehr denn
anderswo die mittelalterliche naive urwüchsige Derbheit zu konser-
vieren vermocht Kein Wunder, daß wir dem formgewandten Fran-
zosen in den Zeiten, da wir noch französische Bürger waren, ab bar-
barische Querköpfe, ungehobelte Menschen erschienen und jetzt dem
gebildeten Deutschen gegenüber als ungemein derb geschildert werden.
Gewiß, wir können ein kräftig
Wörtlein sprechen und mit dem-
jenigen, der uns erzürnt hat, vermögen wir grobkörnig zu reden, aber
in diesem Falle ,redde mir emol dytsch mitenander/ Dytschrede
heißt »dreckig1 sprechen. Unsere Bauern sind aber
bildungfähig wie
unser ganzer Stammschlag und wir nehmen es getrost auf, darin in
Wettbewerb zu treten mit anderen deutschen Stämmen, ja wir hegen
die feste Zuversicht als Kleinbauern par excellence in nicht ferner
Zeit bahnbrechend in wirtschaftlicher Hinsicht ähnlichen Arbeit- und
Wirtschaftbetrieben vorzuarbeiten.
Wenn wir sonach große
Adaptionfähigkeit haben, möchte man
doch wünschen, daß uns im Laufe der kommenden Zeiten unsere
Derbheit nicht abhanden komme, denn mit ihr vereint sich eine
Naivetät,
die man nicht missen möchte. Lieber derb und ungehobelt, als gemein
sittlich verkommen. Wir reden manchmal ,dytsch herüs, awer derno
sin mir gueti Burjer wü uff e ordentli Familielawe s'meischt fidüz
haft.'
Unter Würdigung all dieser
Gesichtpunkte müssen die nun fol-
genden Geschichtchen betrachtet werden und wir haben das hohe
Zutrauen, daß wir in den Augen der Folkloristen, die ja bedeutend
schärfer und geübter sind als jene des Politikers, nicht verkannt
werden, wollen wir doch nur des wissenschaftlich und darum
ernsthaften
Zweckes halber einen ungefärbten Blick in das wirkliche konkrete
Geistesleben ermöglichen.
1. Furzfluch.l)
Wenn man eine Person unendlich
verächtlich machen will, so
wirft man ihr eine dunkle Herkunft vor mit den Worten: ,Dich het e
Esel an d' Wand gefurzt' Es muß schon sehr schlimm stehen, wenn
dieser massive Ausspruch angewendet wird.
i) Schimpfworte, in welchen der
Ausdruck furzen vorkommt, dürften auch andere
Dialekte und Sprachen aufweisen. Von folkloristischem Interesse wäre
eine bezügliche um-
fassende Zusammenstellung gewiß und darum erwünscht
Deutsche Bauernerzähhingen.
69
2. Eine schwere Bedingung.
Ein Bursche ging mit seinem Schatz
abends aus dem Dorf spa-
zieren. Die laue Nacht und die Umstände ergaben es, daß der Bursche
sein Mädchen bat, es profitieren (bedeutet: beschlafen) zu dürfen.
Das
Mädchen tat gar nicht unwillig und sagte: Ja wenn wir daheim sind,
aber du mußt zu mindestens dreimal vorher einen ziehen lassen/
(Crepitus). Der Bursche war damit einverstanden. Siehe da, er mußte
sich auf dem ganzen Wege furchtbar anstrengen und brachte es trotz-
dem nicht ein einziges Mal fertig. So hatte das sich halb
totlachende
Mädchen sich aus der Situation gewunden.
3. Er droht anzufangen.
In einer Gemeinderatsitzung ging es
stürmisch zu. Nachdem
sich die Erregung etwas gelegt hatte, begann auf einmal einer der im
Gemeinderat sitzenden Bauern einen ziehen zu lassen. ,Ah dü machsch
Opposition', sprach sein Nebenmann. ,Das sin mini Sache.' ,Uf dini
Sache isch g'schisse', erklärte ein anderer und ließ dabei
gleichfalls
einen ziehen. .Millione! Millione, Ihr Krîzënundëdiës*), fuhr da ein
fernerer Gemeinderatmann auf, ,wenn ihr mit dem Gefurz nit ufhöre
ze fang і an und furz euch alli züam Tampel nüs.1
4. Das ganze Spiel.
Vier Herren vom Rat saßen an einem
Abend zusammen. Eine
Seuche des üblen Wohlgeruchs steckte sie an. Kaum hatte der eine
begonnen, so übertrumpfte ihn der andere. So ging es der Reihe
nach und wurde zuletzt lebhafter bis auf einmal der alte Haim
schrie:
,Ihr Herre halte, ich hab's ganze Spiel in de Hose/
5. Er traut nicht.
Im Unterricht, c'est à dire
Katechismusstunde, läßt der kleine
Natzel X einen ziehen. Herr Pfarrer fragt: ,Wer war's?1
Alle sprachen:
,der Natzel1. ,Was ist das?1 versetzte der
Pfarrer unwillig. ,D'r Schüah
het gekrackst1, entschuldigte sich der Betroffene. .Zeig,
loß 'ne noch
emol krackse1, drohte der Pfarrer. ,1 trau nit, і
furcht, s' geht in d' Hose.1
6. Sich grösser hören lassen als
man ist.
s' Marie hets Kind gehütet Bym
Spazieregehen trifft es Bekannt-
schaft s' Marie bliet lang stehe in ere Unterredung. Uf emol wicht
1)
Beliebter Ausruf im Elsaß, der nicht
eigentlich einen Fluch bedeutet und zu-
sammengesetzt ist aus Kreuz und Nom du Dieu.
70
Deutsche Bauernerzählungen
so e unerwarteter von ihm. Doch s'
Marie weiß sich ze helfe und es
meint züam Kind: ,Awer# Jeanne, dü lasch di größer höre
wie de
bischt*
7. Chorrumpier.l)
Beim Herrn Pfarrer kommt Frau
Fischer, klagt sich über ihre
Sünden. Bei dem Gottesdienst entwich ihr ein Pforz geschwind Und
bittet, durch ein gutes Werk zu vergüten dieses Übel Herr Pfarrer,
der gerne weiße Käse ißt, der spricht, ,so schlimm ist dies nicht;
geben Sie für diesen Scheiß zwei Käse weiß. Mir ist im Chor schon
oft passiert, daß mir einer hat gebrummt1 Es vergingen
einige Tage
und Frau Fischer hat ihr Versprechen auch vergessen. Beim Heim-
gehen aus der Kirche ruft Herr Pfarrer zuwinkend: .Fischere*. Die
gute Frau verstand ,Schissere' und ganz entrüstet ruft sie zurück:
,Chorrumpler, Chorrumpier/ —
8. Höfliche Leute.1)
Der Peterle darf im Herrn Pfarrer
ein Geschenk bringen, soll sich
höflich benehmen. ,Guten Morge, weiser Herr Pfarrer! Da beschickt
'ne die Muetter einen schwarzen Kas ; wenn die Scheißhausbirnen
zeitig
sind, bekommen Sie auch Scheißhausbirnen. Wenn die Mutter s' hin-
tere Loch aufmacht, bekommen Sie auch Rüben/2)
Herr Pfarrer dankt für den schönen
Spruch und bittet die Mutter
selbst zu sprechen. Die Mutter erfahrt die ungehobelte Rede von
den Scheißhausbirnen und geht dann zum Herrn Pfarrer in einer
Wut, ,Herr Pfarrer, Sie müssen halt verzeihe. Der Büa isch noch
jung, ich hab ne aber g'haue, daß er Bolle het g'schisse wie zall
Ding
uff Euerem Deller/ Der Herr Pfarrer aß nämlich gerade Servila
(Zervelatwürstchen) [zall = jenes].
9. Ein Dukaten wert.
Ein geiziger Bauer war krank.
Während der Untersuchung durch
den Arzt ließ er einen kräftigen ziehen. Der Doktor meinte: ,Der ist
ein Dukaten wert1 ,Eh bien, Herr Doktor', meinte der
Bauer,
,neme Sie ne drum, Herr Doktor.4
1) Wir
bringen diese Fassung unverändert, um Philologen eine Probe zu
geben, wie
im ehemaligen französischen Sprachgebiet die hochdeutsche Sprache
Aufnahme findet.
2) Gemeint
war das hintere und letzte Loch auf dem Acker, wo die Rüben über-
wintert werden.
Deutsche Baaernert&hlungen.
71
10. Grad het er.
Der Steinhauer David isch krank
gewen und bekümmt Bsüach
vum Herr Pfarrer. Do wurd allerlei geredt un üweremol frogt der
Herr Pfarrer: ,Hat Er auch schon Stuhlgang gehabt?1 —
.Nein, mir
sin armi Lytt, awer grad Herr Pfarrer het er g'schesse4,
versetzte die
Frau.
11. Er geht noch.
Ein in der Weberei Jacquelle
arbeitendes Mädchen fühlt sich
krank und unwohl. Der Arzt wird gerufen und er fragt: ,Na habet
Ihr guten Stuhlgang?4 Verwundert schaut die Kranke den
Arzt an
und sagt dann: ,Der eine geht noch so einigermaßen, auf dem anderen
hab ich halt einen schlechten Zettel (Das Mädchen arbeitete mit
zwei Webstühlen und konnte das Fremdwort Stuhlgang1)
nicht be-
greifen.)
12. s' geht alles.
Ein Jude brachte einen Bauer um sein
Vermögen. Eines Tages
rief der Bauer den Juden mit seinem Schmuser zu sich und sprach
er wolle einen Handel abschließen. Sobald beide in der Wohnung
waren, verschloß der Bauer die Türe, holte die bereit gehaltene Axt,
nahm eine drohende Haltung an und schrie: ,Wénn ihr zwei Hallunken
nicht meinen Anordnungen nachkommet, geht keiner lebendig mehr
hinaus/ Dann zu dem einen sich wendend versetzte er: ,So, Schmuser,
setze dich auf den Tisch und — scheiß Iі ,Nü ich kann nit1,
jammerte
der Betroffene. .Dein Tod ist sicher4, brüllte der
wütende Bauer*
Endlich vor Schrecken ließ der Schmuser etwas von sich. ,So du
bist erlöst4, meinte ruhiger der Bauersmann, Jetzt aber
Jud kommst
du daran und so schnell, wie du kannst, schleckst du das auf dem
Boden auf.' ,0 ich kann doch das nitf, wehklagte der Bedrohte.
,Willst du wohl oder nein?4 ,Nein, ich kann gewiß nicht!
Alles awer
das gewiß nicht; Pardon, Pardon!4 ,Das gibt's nicht4
erklärte grob der
geprellte Bauer. Da stellte sich der Schmuser dicht an den Juden
heran und sagte ermunternd: ,Nu zwing dich! Isch hab misch auch
gezwunge!4
13. Sie zürnt dem Teufel.
Der Ortpfarrer machte von der Kanzel
herunter einer Familie
seiner Gemeinde Vorwürfe wegen des unsittlichen Lebenswandels der
1)
Es ist festzustellen, daß der
Einsender den Ausdruck „Stuhlgang" selber ab
Fremdwort bezeichnet
72
Deutsche Bauernerzlhlungen.
Töchter, die im Kaninchenstall
herumkröchen und sich von Burschen
■
die Kutten1) aufheben
ließen. In der Woche traf der Geistliche die
Frau, über deren Familie er alle Schande gesagt hatte- ,Na, Ameiel,
gelt, Ihr sin jetzert bös üwer mich', meinte der Pfarrer vorsichtig.
,Nei, ganz un gar nit üwer Euch1, antwortete die Frau,
welche weiter
hinzufugte, ,awer üwer de Deifel bin ich wütig, daß er Euch nit hole
will.1 Sprach's und ließ den über alle Maßen verdutzten
Seelsorger
stehen.
14. Kleine Bedingung, grosser Lohn.
Am Johannistage in Niederhaslach2)
war ein Knecht und eine Magd
aus Düttlenheim — zwischen Molsheim und Straßburg gelegen — im
Festorte erschienen. Die Sälmeie, so hieß nämlich das Mädchen, war
recht bescheidener Natur und suchte alle Geldausgaben möglichst zu
vermeiden. Nachmittags wurde aber die Magd gelüstig nach einer
Knackwurst Hans, ihr Schatz, hatte sich manches Schöpplein gegönnt
und wollte für den Heimweg noch etliche Groschen aufsparen. So
zeigte sich der Bursche den Bitten Sälmeies gegenüber taub, bis end-
lich das Mädchen sprach: ,Höns käuif mar a Wurscht Dü derfsch
mar a d' Seich reiche, wo do bits of Densa.' [Ins Hochdeutsche über-
setzt lautet dieser Satz: ,Hans, kauf mir eine Wurst, du darfst mir
an
die (Vulvam) greifen von hier bis nach Dinsheim.' Dieses Dorf liegt
etwa fünfviertel bis anderthalb Stunde von Haslach.]
15. Lebhafter Traum.
Zwei Handwerkburschen kamen müde in
eine Herberge und
baten um Nachtquartier. Ja', sagte der Wirt, ,wenn ihr euch nit
fürchtet, könnt ihr eine Schlafkammer bekommen, aber da ist es nicht
geheuer drinn. Wollt ihr bleiben, bon (gut), dann soll die Herberg,
was das Schlafen anlangt, nichts kosten!' Gegenseitig fragten sich
die
Burschen: ,fürchtest du dich?' — .Nein.' Gut, so packten sie denn
noch
einen Liter Wein und gingen alsdann in die angewiesene Kammer.
Kaum lagen sie einige Zeit, da
öffnete sich die Türe und eine
weiße Gestalt schwebte durch das Gemach. Der eine sagte zum
1) Weiberrock.
2) Niederhaslach
ist ein Wallfahrtort zu Ehren des heiligen Florentius im Breusch-
tal. Das Hauptfest ist St Florentiustag im November. An diesem Tag
werden die
Reliquien, über deren Echtheit seit der Reformation gestritten wird,
in feierlicher Pro-
zession durch den Ort getragen. An diesem Tage wie am Johannisfest
entwickelt sich
ein kleines Jahrmarkttreiben. Bemerkenswert ist, daß am Johannisfest
viele Liebespärchen
nach Niederhaslach kommen. Der Bursche kauft seinem Schatz allerlei
Leckereien, be-
sonders verzuckerte Mandeln.
Deutsche Bauernerzählungen.
73
anderen: ,Hast du nichts gesehen?1
— Ja/ — fNa warum hast du nichts
gesagt?* .Warte nur, s' kommt' schon wieder durch das Gemach.1
Richtig, abermals schwebte die Gestalt einher. Rasch sprang
der eine
Bursche auf, doch noch rascher schwebte das Gespenst zur Türspalte
hinaus. Der Bursche nicht faul, reißt die Tür auf und sah die
Gestalt,
eine schöne Frau, schon auf der halben Treppe gehen. ,Was macht
Ihr da1, rief der Bursche. Die Gestalt blieb stehen,
wendete sich um
und sprach: ,So jetzt bin ich erlöst Schon lang mußt ich wandern.
Als Lohn nimm den Schatz, der an der Stelle liegt, wo du eben
stehst1 Der Bursche war ebensowohl erschrocken ab erfreut
und um
die Stelle zu bezeichnen, hob er sein Hemd auf und pflanzte einen
ordentlichen Haufen, indem er dachte, dieses Zeichen würde keiner
verwischen. Doch wie er am glücklichsten ist, fühlt er sich
plötzlich
gepackt ,Dü Söikaib' (Du Schweinehund) tönt es an seine Ohren,
,schiß mer in min Hem4 (machst mir in mein Hemd). Bei
diesen
groben Worten erwachte der glückliche Träumer aus seinem Märchen-
glück und flog unsanft aus dem Bette.
[Diese Erzählung ist psychologisch
wie physiologisch von hoher
Bedeutung, da sie für das Traumleben wichtig ist Siehe dazu Bd. IV,
Roman. Meistererzähler Nr. 130,
Seite 103I]
16. Seltsame Meinung.
In Mühlbach — zwischen Molsheim und
Schirmeck im Breuschtal
liegend — lebte ein Ehepaar wobei die Frau das Regiment führte.
Beide Eheleute versprachen eine Wallfahrt nach Mariental bei
Hagenau.
Sie machten sich bald nach diesem Versprechen auf den Weg, da der
Verkehr mit der Eisenbahn damals noch nicht war. Als sie Dorlis-
heim — bei Molsheim — passierten, fing es an zu regnen und da die
Frau keinen Schirm ihr eigen nannte, schlug sie nach alter vielver-
breiteter Gewohnheit die Röcke von hinten nach vorn über den Kop£
Die Frau ging vor dem Mann und betete. Alle Leute, welche den
Aufzug sahen, schlugen entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen.
Allgemach bemerkte die Frau, daß die Leute auf der Straße etwas
Außerordentliches an ihr wahrnahmen. Sie drehte sich also nach ihrem
armen Ehemann um und fragte, was die Leute zu ,wundern4
hätten.
,Ei4, sprach der Pantoffelheld, ,die Menschen wundern
sich, daß du auch
das Hemd mit in die Höhe gezogen hast4 — .Tauber Kerl4,
entgegnete
die Frau, .warum hast du mir's nicht schon früher gesagt?4
— Ja і ha
g'meint du hasch s a so versprochen *)
1)
Die Schnurre ist schon sehr alt,
vergleiche Jakob Frey: Gartengesellschaft.
74
Deutsche Bauernerzlhlungen.
17. A Mirakel I
Der alte Kapp, Maurer von
Heiligenberg im Breuschtal, war dem
Juden Motschel in Mutzig Geld schuldig und verdiente durch Fach-
arbeiten die Summe ab. So war er dabei, das Wohnzimmer zu re-
parieren. Die Jüdin machte einen Geschäftgang und damit nichts in
der Zeit entwendet würde vom alten Kapp schloß sie aus Vorsicht
überall ab. Nach einiger Zeit kam den Kapp die Not an, er wußte
sich, da alles zugeschlossen war gar nicht zu helfen. Nach einigem
Sinnen aber kam ihm ein erlösender Gedanke. Er hob den in der
Wiege liegenden Säugling und pflanzte einen kräftigen Haufen hinein.
Ruhig schaffte er dann weiter, auch als die Hausfrau wiederkam. Die
Jüdin war ganz verblüfft über die Luft im Zimmer und ging gleich
an die Wiege. Wie sie nun den kleinen Stammhalter aufhob und die
Bescherung sah, rief sie: ,GereschterI Allmäschtischer! Es eß a
Miragel!
Hot dos Kind gemacht Erbsin und trinkt die pure Muttermilch/*)
[Siehe dazu die folgende Variante,
aus der sich ebenfalls ergibt,
daß man sich Israeliten gegenüber manche überderben und rohen
Streiche erlaubte.]
18. Das Wunder.
Eine junge jüdische Ehefrau hatte
ihr 14
Tage altes Söhnchen
einem christlichen Jungen am Schabbes zu hüten gegeben. Der Junge,
welcher Linsen zum Mittagessen bekam, verspürte einige Stunden her-
nach ein Bedürfnis. Niemand war im Hause, das Kind schrie und
der Bursche begann wütend zu werden, daß er nicht mal abgelöst
werde. Da blitzte dem kleinen Filou ein toller Gedanke durchs Ge-
hirn. Denken und Tun war eins. Der Bursche nahm das Kind aus
der Wiege, legte es für etliche Augenblicke auf den Boden und dann
macht er sich als Drucker seßhaft Dann wurde das Kind wieder in
sein Bettchen gelegt und darauf entfernte sich der Bursche. Nicht
lange hernach erschien die junge Mutter und war bestürzt, ihr Kind
so schreien zu hören. Rasch zog sie sich um, damit sie dem Kind
zu trinken geben konnte. Als sie endlich den Stammhalter aus dem
Bettchen hob, drang ihr ein penetranter Geruch in die Nase. Flugs
legte die ahnungreiche Ahnunglose ihr Kind auf den Tisch, um das
Getüch zu wechseln. Wie sie nun aber näher in die Wiege sah, war
1)
Gehört zu den verbreitetsten
Erzählungen. Auffallig erscheint, daß sie meist eine
jüdische Familie als Voraussetzung des Schauplatzes hat
Deutsche Bauetnerzählungen.
75
sie vor Verblüffung fast sprachlos.
Endlich schrie sie, die Hände zu-
sammenschlagend :
,Großes Wunder,
.Was e Plunder,
,Was e Geschiß und Gekack,
,For e Kind von
14 Dag1).1
19. Ein Rätsel.
Ein Schlawack2) war wegen
seiner guten Witze im Dorfe bekannt
und jedesmal, wenn er sich zeigte, mußte er neue machen. Einmal
kam er in das Wirtshaus, wo Burschen und Mädel wild tanzten und
johlten. Unser Schlawack übersah die Situation und ließ sich herbei,
einen Witz zu machen, weil alle Anwesenden solches wollten. Vor-
sichtigerweise bat er aber vorher um das Trinkgeld, weil sonst
nichts
abfalle. Die vom Wein und Bier erhitzte leichtsinnige Jugend ließ
manchen Sou3) in die Kappe des Schlawacken fallen. Nach
dem
finanziellen Rundgang hieß der Rätselaufgeber die Burschen in die
eine Ecke des kleinen Wirtzimmers treten und die Mädchen in die
andere. Nun mußten vier Burschen mitten in das Zimmer gehen.
,So, meine Herren', sagte der Schlawack, ,sie sehen, dös sein vüer
[vier]
Herren. Jetzt müssen sich kommen auf andere Seiten dazu vüer [vier]
Damen.' Wie gewünscht traten vier Mädchen dazu. ,Gut is, ganze
gut*, erklärte eifrig der Schlawack und meinte dann: jetzt muß Türe
aufigemacht werden/ Damit trat er in die Haustüre und begann dann
laut zu lachen. /Verdammter Kaib, was gibt's zu lachen', fragten die
Burschen. ,Weü is Scheißhaus an Wiener Bahnhof, lachte der Schla-
wack, zeigte auf die 8 Stillstehenden: ,vüer Herren, vüer Damen (für
Herren, für Damen) und Tür steht auf, weil stinkt/ Damit verschwand
der Schlawack im Dunkel der Nacht, während die acht Gefoppten für
den Spott nicht zu sorgen brauchten.
20. Hat er gepfiffen?
Der Kostel hat die Sarah geheiratet
Im Schlafzimmer standen
die Betten weit auseinander und da die Sarah Angst hatte, der Kostel
1) Diese
Schnurre ist vom Niederrhein in das Elsaß hineingelangt und zwar,
soweit
sich feststellen ließ, über Mainz, Oppenheim, Worms, Weißenburg,
Straßburg. Alle diese
Stldte weisen sehr alte jüdische Ansiedelungen auf.
2) Slovake
= Mausefallenhändler, Bärentreiber, die man im Elsaß von den
Zigeunern
wohl zu unterscheiden weiß.
3) Sou
= $ Centimes = 4
Pfennig französisches Geld, das
ehemals im Elsaß zirkulierte.
76
Deutsche Bauernerzählungen.
könne sich erkälten, sprach sie:
.Nu, Kostel, du brauchst nicht aufzu-
stehen, wenn du hast besoin for mich, du pfeifst!1 Am
selben Abend,
da Kostel schlief, wurde er geweckt. Die Sarah steht vor ihm
und fragte: ,Nuu, host du mich gepfiffen?1 ,Ich hab nich
gepfiflT
Nu und du hast doch gepfiffe, denn isch wäre nicht gekommen sonst
zu dir. [Ähnlich der von Dr. Krauß: Anthropophyteia Bd. I, Seite
389
gebrachten Erzählung: ,Ob du gepfiffen oder nicht4 .
. .]
21. Böse Neuigkeiten.
,Nu, Ette, isch weiß ebbes, awer
isch derf s nit sage4, mit diesen
Worten begrüßte ein Sohn seinen Vater. ,Männel,4 sprach
der Vater,
,sag mer's nur/
,Un isch dörf s nit sage/ ,Nu du
bekommst ein Sträm Äpfelisch.4
,Ette, isch kann nit4 — ,Un du bekommst zwei Sträm
Äpfelisch.4
Endlich als dem Jungen drei Sträm Äpfelisch zugesagt waren,
rückte der Wissende mit seinem Wissen heraus. ,Kennsch dü denne
große Jud von Zwatzene1)?4 — ,Isch kenne4,
erklärte der Vater,
worauf der Sohn weiter erzählte. ,Wie du bist gewesen fort, is er
kommen, hot die Memme geschuabt aufs Bänkel. Hot er dann a
grause raute Wurm us de Hosen gemacht, hot's ere ins Brunzlöchel
gesteckt, daß sie gefarzelt hot.
22. Mein oder unser?
Ein Kutscher, der längere Zeit bei
einer elsässischen Fabrikanten-
dame in Diensten stand, gewöhnte sich an, alle Sachen, die er zum
Fahrdienste gebrauchte, mit mein zu benennen. So sagte er meine
Kutsch, meine Rösser usf. Besuche, die da kamen, machten die Haus-
dame auf diese Unart aufmerksam und so meinte sie: ,Na Hans, Ihr
müsse nit allewil züa allem mein sage. Sage unser, dies isch art-
licher, also denke dran/ — Hans schrieb sich das hinter die Ohren
und versprach artlicher zu werden. Wenige Tage nach diesem Vor-
fall fuhr die Fabrikantin aus. Plötzlich hielt der Kutscher. .Fehlt
ebbes4, fragte die Dame besorgt zum Wagenfenster hinaus.
,Nai4,
erklärte Hans, ,awer jetzt welle mer a mol brunze mit unserem
Brunzer.4 Trotz der peinlichen Situation mußte die Dame
lachen.
23. Das Nachtgeschirr.
Eine" geizige Fabrikantin aus
Mülhausen im Elsaß fuhr mit ihrer
Kutsche abends in ein Konzert. Der Kutscher hatte mit Rücksicht
1}
Quatzenheim, Dorf westlich von
Straßburg mit Judengemeinde.
Deutsche Bauernerzählungen.
77
auf die festliche Gelegenheit dem
Pferd das bessere Geschirr angelegt.
Kaum war man zum Hoftor hinausgefahren, da begann es zu regnen.
Die Dame fürchtete für das schöne Pferdegeschirr, riß also das
Wagen-
fenster auf und schrie: Jean, fahre zurück, nehme s' Nachtg'schirr,
Nachtg'schirrl' .Kutscher, d' Madame brücht s' Nachtgeschirr/ utzten
die Passanten und noch lange mußte sich die Fabrikantin die Neckerei
gefallen lassen»
24. Vorgesetzte kommen zuerst.
r
In einem Gebirgdorf erregte der
schön bepflanzte Garten des
Schulmeisters den Neid des Ortpfarrers. Heimlich fragte einmal der
Pfarrer etliche Volksschüler, ob sie etwa nach dem Unterricht für
den
Lehrer Gartenarbeiten verrichten müßten. ,Nein', erklärten die
Schul-
jungen. ,Tiens, tiens', meinte der Pfarrer, ,s' isch doch
absunderli, daß
der Schülmeischter s' größt Krüt, de grünschste Salat, d' schönste
Gagummere (Gurken) hat1 — Ja, Herr l'abbé1,
versetzten daraufhin
etliche Burschen, ,zell isch ken Wunder. Um zehn Ühr derfe mir nit
ufs Schißhus, mir hocke uns in de Garte/ — ,Ah so raucht's4,
be-
merkte der Pfarrer belehrt, ja wann's eso üssieht, isch's schü ken
Wunder/ — Wenige Tage darauf bekam der Schulmeister vom Pfarrer,
der Mitglied des Ortschulvorstandes ist, ein Schreiben mit dem Be-
merken: Jn Zukunft haben sich die Schulkinder bereits nach der
ersten Schulstunde im Garten des Herrn Pfarrers einzufinden. Nach
der zweiten Schulstunde kann der Garten des Herrn Lehrers wie bis-
her weiter gepflegt werden/
25. Was sie sucht.
Der Amtrichter ging über Land von
einer auswärtigen Sitzung
heim und sah — es war Frühling —, wie sich eine Frau emsig auf
den Wiesen zu schaffen machte. ,He da', rief er, ,liebe Frau, was
sucht
denn ihr für Blumen?' — ,Bettbrunzersalat', tönte es zurück.
,Waa—as?'
versetzte betroffen der Fragesteller. ,Pisseaulitsalat' Nun war es
dem
Richter zu bunt und er ging in der Meinung, die Frau wolle ihn
foppen,
auf das Weib los, ließ sich den Salat zeigen, nahm eine Probe mit
und dachte bei sich, ,der werde ich's stecken/ Beim Bürgermeister
des Ortes trat er rasch ein, zeigte ihm den Salat und fragte: ,Was
ist
das für 'ne Sorte?' — ,Pardon, das ist Bettseichersalaf, erklärte
das
Dorfoberhaupt Nun gab sich der Richter für überführt, doch köpf-
78
Deutsche Bauernerzählungen.
schüttelnd schied er, da ihm eine
solche Bezeichnung noch nie vor-
gekommen war.1)
26. Gestörte Liebe.
Das Weilertal im Elsaß ist wegen
seines Kirschenreichtums be-
kannt. Als es wieder mal ein kirschenreiches Jahr gab, machte sich
in einer warmen Julinacht ein Fabrikarbeiter daran, tüchtig die
Bäume
zu plündern. So kam er an einen Baum, der in der Nähe eines
Bächleins stand. Die feinen krachigen Kirschen mundeten dem Bur-
schen, als er plötzlich unter sich die Stimmen eines Liebespärchens
vernahm, das auf einem zusammengerechten Heuhaufen süßer Liebe
pflegen wollte. Da es sehr heiß war, schlug der Liebhaber vor, man
solle sich ganz ausziehen, da man nachher gleich im Bächlein baden
könne. Das Mädchen war damit einverstanden, da niemand an eine
Störung dachte. Der Kirschendieb hatte sich ganz mäuschenstill
verhalten,
aber die Kirschen, welche er mit den Kernen verschluckt, hatte, be-
gann zu wirken. Wohl oder übel zog der Kirschendieb die Hosen
vom Gesäß und pfladderadautsch ging eine Ladung auf den Körper
der nackt daliegenden Maid. Mit dem Ruf: ,dü verschißst mich1,
sprang sie auf. Der Liebhaber beteuerte seine Unschuld, aber darüber
bekam auch er eine Ladung auf sein Haupt. Unter Verwünschungen
gingen beide an das Bächlein, um sich zu reinigen, indessen der Dieb
so schnell als möglich den Baum hinabeilte und fortlief. So bewahrte
ein Scheißdreck dem Mädchen die Jungferschaft.
27. Das soll nichts sein?
In der Dorfschule entstand während
der letzten Unterrichtstunde
am Nachmittag in den hinteren Bänken plötzlich eine große Unruhe,
so daß der Lehrer fragte: ,Was ist denn los?1 ,Der
Charles hat in
d' Hosse gemacht4, schrie es von den letzten Bänken her.
,Ah das ist
nichts4, bemerkte der Lehrer, um die Schüler die wenigen
Minuten,
die es vor Schluß der Stunde waren, wieder aufmerksam zu machen.
Kaum aber hatte er ,Ah das ist nichts gesagt4, da bückte
sich einer
der Schüler nach vorn über, fuhr mit der Hand seinem Vordermann
den Rücken hinunter und präsentierte unter tollem Hallo dem Lehrer
i) Die ersten Triebe der
Löwenzahnpflanze werden im Elsaß als Salat, der blut-
reinigend wirkt, überall gegessen. Der Salat ist im Volk nur als
Bettbrunzersalat bezw.
Pisseaulitsalat bekannt Kein Mensch nimmt an dieser Bezeichnung
Anstoß, das beweist
ein Gang über die Märkte in Straßburg, Mülhausen oder Colmar. Nur
der Fremde und
Neuling findet den Namen unschicklich.
Deutsche Bauernerzählungen.
79
zwei Gegenstände von zweifelloser
Herkunft ,Nu das soll nix sein4,
meinte dabei der Knabe.1)
28. Es ist dasselbe.
Als es noch keine Eisenbahnen gab,
fuhr ein Bauer in der Diligence
nach Besançon, um seinen daselbst Soldatendienst verrichtenden Sohn
zu besuchen. In der Diligence befand sich dem Bauer gegenüber
eine dicke und anspruchvoll auftretende weibliche Person. Der Bauer
aß seinen Landkäse und trank seinen Landwein, die Frauenperson
hob sich dabei die Nase zu und steckte ein Stück Kampfer in den
Mund zur Verhütung von Krankheitansteckung. Bald schlief der Bauer,
bald die rundliche Dame. Mit einem Male entfuhr dem Bauer ein
starker Wind. ,Fi donc1, rief entrüstet die Frauenperson,
,und mit
solchem Plebs muß man voyagieren.' — ,Excusez, Madame', sprach
der Bauer ganz ruhig, ,die ganze Zeit schnarcht Ihr mit dem Gesicht
und stinkt aus dem Mund und jetzt darf mein Arsch auch mal
schnarchen.' Bei diesen Worten wollte die Gegnerin fast ohnmächtig
werden, doch hört, in ihrer Aufregung entfuhr ihr selber einer. ,So
isch's erechf, frohlockte der Bauer, ,hätte Ihr's nur früher gesagt,
so
hätte Ihr Euerem Ärschel brüche ken Zwang anzutuen.'
20. Sie verstehend nit.
Als die Panduren (Chrowoten) anno
1744
in das Elsaß fielen, deren
Andenken voll Entsetzen bei den Elsässern fortlebt [die Panduren
schändeten Weiber, schlitzten ihnen den Bauch auf und setzten
lebende
Katzen hinein, auch zertraten die Unmenschen mit ihren Stiefeln den
Neugeborenen die Schädel], kam eine Abteilung nach der Umgegend
von Weißenburg. In einem Wirtshaus übernachteten etliche Offiziere
und sie verlangten, daß man ihnen die Stiefel ausziehe. Die Magd
des Wirtshauses tat es auf Geheiß. Da die Offiziere aber ihren Mut-
willen mit der Magd trieben, gelang es dieser fast kaum, die Stiefel
wegzunehmen. Auf einmal bei ihrer Arbeit entfuhr ihr ein starker
Wind. ,Schämst dü dich nif, meinte der Wirt, ,vor diesen Herrn zu
furzen.' — ,Worum', fragte die Magd erstaunt, ,die verstehn unseri
Sproch [=e
Sprache] doch nit'2) [Sehr
berüchtigt waren aus jener
Zeit auch die Dragoner von Nadastij, dann eine Bande Ungarn unter
x) Diese Geschichte wird in fast
gleicher Fassung auch in Württemberg erzählt
unter dem Titel „Heierle schmeck au".
2)
Fast überall und zu allen Zeiten
findet sich diese Erzählung.
go Deutsche Bauernerzählungen.
i) Psychologisch ist die
Gedankenreihe bei dieser Erzählung eigenartig. Ober den
Koitus wird ganz flüchtig weggegangen, nur um zu dem Gegenstand der
Wette zu ge-
langen. Vielleicht zeigt dieses Beispiel deutlich den Unterschied
zwischen derb erotischer
Sinnlichkeit von Naturmenschen und der Obszönität im eigentlichen
Sinne.
Mentzel, alle übertrafen aber die
Panduren unter ihrem Befehlhaber
Franz von Trenck, der fur diese Truppen dreihundert ehemalige Zucht-
häusler angeworben hatte.]
30. Wahrgesprochen.
Ein Bauer, der viele Birnen gegessen
hatte, mußte beim Pfarrer
eine Sache erledigen. Während des Gespräches fingen die Birnen an
zu wirken — man weiß wie Birnen blähen. — Der Pfarrer tat zuerst
als ob er nichts merke, dann aber, als die Sache zu arg wurde,
meinte
er: Awer, awer wie kann mer nurl' — ,Herr l'abbé', entgegnete der
Bauer, ,was welle—n— Ihr. S' isch der Wind, wü d' Bire schüttelt/
[Wü d' Bire = welcher die Birnen.]
31. Sodbrennen.
Bei einem Pfarrer arbeitete ein
Gärtnerbursche. Da es Fasttag
war, gab's Brotsuppe, Käs und weiße Bohnen. Mittags verspürte der
Ackergärtner ein Gefühl, als solle er zum Luftballen (Luftballon)
werden
und jeden Augenblick mußte der Bursche einen ziehen lassen. End-
lich wandte sich der Pfarrer, welcher in der Nähe des Gärtners
stand,
zu dem Sünder um und fragte, was denn mit ihm los sei. ,Herr
Pfarrer, noch dem Käs und denne truckete (trockene) Bohne, stoßt's
mim Arsch süer uf.'
32. Auf Geheiss.
Eine einfältige junge Magd mußte vom
Knecht hören, er könne
sie furzen machen. Die Magd widersetzte sich dieser Behauptung,
worauf der Knecht seine Worte aufrecht hielt ,Eh bien1,
meinte die
Magd, ,nit emol wenn dü mir in de Arsch blose tätsch, so tat і
furze.Ä
,Was gilt d' Wett', fragte der Knecht ,E Liter alter Wyn oder
e
großer Labküache am Meßti', versetzte die Magd. Da warf der Knecht
im Augenblick das Mädchen im Kuhstall auf den Boden und indem
er die Magd versohlte (kohabitierte) mußte sie kräftig farzeln.
,Furz d' jetzt oder nit', fragte der Knecht. ,Dü bisch a wohrer
Deifel,
daß dü mi doch hesch furze mache', erklärte die wütende Magd.1)
Deutsche Bauemereählungen.
81
33. Abhilfe.
Der Pfarrer eines Dorfes hatte eine
dicke, nicht üble Haushälterin,
welche treulich dem Hause vorstand und guten Bescheid in Küche,
Garten und Keller wußte. Der Pfarrer hatte gar nichts an ihr aus-
zusetzen, als einzig, die Haushälterin war über alle Maßen schnell
und
oft mit Winden geplagt. Zwar gab sie sich alle Mühe, um dieser
lästigen Sache abzuhelfen, aber vergeblich. Im Winter, wenn der
Pfarrer studierte, furzte ihm die Haushälterin alle Augenblicke ins
Studieren, denn sie schlief im selben Bett wie der Herr Pfarrer,
ohne
daß die beiden aber sich sonst fleischlich vergangen hätten. Die
Magd
hatte nur das Bett mit ihrem Leibgewicht zu wärmen. Im ersten
Schlaf war das Gefarzel am ärgsten. Vergeblich kroch der Pfarrer in
das Bett und deckte mit seinen eiskalten Füßen die Windfangstelle
zu. Die Magd wachte zwar stets dabei auf, zuckte zusammen, aber
farzte einschlafend um so ärger. Endlich fand der Pfarrer das Heil-
mittel Er kaufte eine kleine Signalpfeife mit schrillem Ton und am
selben Abend, als die Magd zu Bett war und einschlief, steckte er
ihr
die Pfeife in den Hintern. Bald pfiff es schrill, die Magd schreckte
auf, schlief ein, weckte sich selber wieder und so ging es fort und
fort Am nächsten Tag ging die Magd zum Doktor und ward bald
von ihrem Übel befreit
34. Hilfe gegen Wespenstiche.
An einem heißen Sommertage machte
eine Stadtmamsell mit
ihrem Liebsten eine Partie auf das Land. Die Sonne brannte und
man mußte sich mit Bier und Wein stärken. Unterwegs kam die
Mamsell ein menschliches Bedürfnis an und sie schlug sich seitwärts
in
die Büsche. Der Stadtfitzer wartete. Auf einmal hörte er seine
Liebste
schreien und schon kam sie auch weinend gelaufen. »Was ist?' —
Jch bin gebissen oder gestochen worden, ich weiß nicht wovon.' —
,Um Himmelswillen wo.' — ,Ich kann's nicht sagen', klagte die
Mamsell,
die sich die Röcke vom Hintern hielt, so daß der Bursche Bescheid
wußte. Überdem schreit die Mamsell abermals. ,Man muß nach-
schauen, es könnte gefährlich sein', sagte der Bursche. Ja', meinte
die
Mamsell, ,aber du darfst nur dahin schauen und keine bösen Gedanken
haben.' Mühsam ging man bis an einen großen Nußbaum. Da hob
das Mädchen die Röcke und der Bursche sah drei dicke rote Beulen
zwischen den Arschbacken seiner Liebsten. Was machen ? Die Beulen
werden stets größer und röter. Ist es Gift? Man weiß es nicht, der
Krause, Anthropophyteia. ІП. б
82 Deutsche
Bauenierzählungen.
Bursche bläst Kühlung. Die Mamsell
heult, weil sie sterben
müsse. ,Was mache ihr denn da', fragte plötzlich ein junger Bauer,
der ungesehen an die beiden trat Die Jungfer erschrak so, daß sie
die Röcke über ihren Liebsten fallen ließ. Als der Bauer über die
dreckigen Stadtleute schimpfte, da nahm sich das Mädchen ein Herz
und klärte die Sache auf. Als der Bauer alles hörte, lachte er und
sprach: Jungfer zeige emol dis Weh, am End kann mer helfe.' In
Herzensangst für ihr Leben hob die Jungfer die Kleider. Mit Wohl-
gefallen sah der Bauer den rundlichen Hintern. ,Das sin
Wesplestich',
erklärte er, ,da müaß mer drüwer brunze.' Und sofort stellte er sich
in Positur und wässerte die Mamsell. Darnach mußte der Liebhaber
die Wasserkur fortsetzen. ,So, Mamsell, jetzt scheißt ihr eins und
dann setzt ihr euch eine halbe Stunde mit der wunden Stelle in den
Haufen, dann wird's besser', sprach der Bauer und zog fur sich
lachend
weiter.
35. Er macht Wind.
Ein Armenpfleger im Elsaß hielt
Visitation. Vater und Mutter
waren weg, nur ein Mädchen von 12
Jahren war daheim. ,Wo ist
denn dein Bett', fragte der Pfleger. ,Ei do' und damit zeigte es auf
ein schmales Bett, welches den einzigen Raum, der Küche, Wohn-
und Schlafstube* war, einnahm. ,Bei der Hitze könnt ihr aber doch
nicht in einem Bette schlafen?' — ,Warum denn nitt? Der Vater liegt
üwer der Mütter und zieht s' Lintuch üwer sich.
N0 lottelt
er uff
und ab, daß es Wind gibt und kühl wird.1
36. Sonntagvergnügen.
Die Schulkinder sollten beschreiben,
wie sie die Nachmittage am
Sonntag verbrächten. Nachdem der Lehrer allerlei Antwort erhalten
hatte, erfuhr er von einem unschuldigen Jungen: ,Wenn wir am Sonn-
tag zu Mittag gehabt haben (== gegessen haben), legt sich der Vater
auf die Ofenbank auf den Bauch und haut sich auf den Arsch, daß
das Essen besser rutscht Wir Kinder stehen drum herum und freuen
uns.' *)
37. Kein Tröpfchen darf verloren
gehen.
Sälmel2) war ein rüstig
Bauernweib, das zwar erst dreißig Jahre,
aber bereits sieben Kinder hatte und dabei stets gerne unter dem
1) Diese
Geschichte wird von verschiedenen Orten als durchaus glaubhaft
erzählt
2) Sälmel
= Salomeą.
Deutsche BauernerzShlungen. g^
1) Schlappe
= unordentliche Person.
2) Es
gibt wenig Milch bei dieser trockenen Witterung.
3)
Kautabak.
6*
Manne schlief. Jedesmal wenn
stierige Lust beide zusammengebracht
hatte, strich Sälmel das letzte Tröpfchen vom Kindermacher ihres
Mannes, um sich auch dieses Restchen zu sichern. ,Do derf ken
Dröpfele verlöre gehe, es war' e Sund und e Schand', lautete
Sälmeies
Entschuldigung.
38. Die gute Milch.
Ein Jude, Handelsmann von Beruf, kam
matt und müde des Weges
daher, denn die Augustsonne drückte. Unterwegs trat er in ein allein
stehendes Wirtshaus. Nur die Wirtin war daheim geblieben wegen
ihres Säuglings, alle übrigen Leute schafften draußen auf dem Acker.
,Gebt mir ein Glas Milch1, bat der Jude. ,Hab selber
keins1, meinte
die Wirtin, eine faule Schlappe.1) ,Nu isch besahls eich
doch', bat jetzt
abermals der Jude. ,D* Milch isch awer knapp by dere Truckete/2)
,Nu un isch besahl finf Sü (fünf Sous =
20 Pfennige) for e Glas/ —
Da machte sich die Wirtin auf, ging in die Küche, legte den Säugling
nieder und da sie viel zu faul war, in den Stall zu gehen, gab sie
ein
Glas voll Milch aus ihrer eigenen Brust Das brachte sie dem Juden,
welcher die Milch trank mit den Worten: ,A so a güti Milch haw isch
meiner Lebdestag nisch gedrunge/ So war beiden gut und schnell
geholfen.
39. Nahe beieinander.
Zwei Bürgermeister im Breuschtal
waren arge Schelme, die sich
gegenseitig durch gute Streiche überboten. Der eine stellte einmal
seinem Freunde, nachdem man gut gezecht hatte, in einer schönen
Flasche Brunz vor. Der andere tat als merke er nichts, nur sagte er
nach dem ersten Schluck: ,Himmel, da fallt mir ein, daß mein Knecht
noch was zu besorgen hat* Auf das hin nahm er Abschied und putzte
sich beim nächsten besten Brunnen unvermerkt das Maul. Wart, alter
Fuchs, dich bekomm ich auch, war sein Gedanke. Wenige Tage nach
jenem Vorfall trafen sich beide wieder auf dem Felde. Da es sehr
heiß war, beklagte man, nichts Trinkbares mehr bei sich zu haben.
,Ah du', meinte nun der erstmals Gefoppte, wenn du dich mit einem
Schick *) zufrieden geben willst, kann ich dir aushelfen.1
— ,Aber ganz
natürlich nehme ich dein Anerbieten an.' Der andere hielt ein Dös-
chen mit recht appetitlich aussehenden Stückchen Kautabak hin und
fand einen willigen Abnehmer, da sofort zwei Stückchen auf einmal
З4 Deutsche
Bauernerzählungen.
і) Kürzlich.
2)
Weißt du. 3)
Tabak.
4)
Diese Erzählung ist historisch erst
denkbar, nachdem das Elsaß französisch ge-
worden war und die Sprachgrenze sich verschoben hatte. Im
allgemeinen steht die
elsässische katholische Geistlichkeit auf einer anerkennenswerten
Stufe von Geistesbildung
und in den allerletzten Jahren — seit Bestehen der katholischen
Fakultät an der Universität
Straßburg macht sich das Bestreben bemerkbar, die Höhe, auf welcher
die wissenschaft-
liche Bildung evangelischer Theologen steht, ebenfalls allgemein zu
erklimmen. — An
verschiedenen Lesarten bezw. Darstellungarten ist gerade bei dieser
Geschichte kein
Mangel. Bald begnügt man sich mit dem ,Habsvergeß', so daß der
Pfarrer den Habs-
vergeßmittwock* verkündet und das Aschenzeichen das
,Habsvergeßzeichen* bezeichnet.
Bald sagt die Köchin ,e Seichloch4, dann ,Hoor am Büch*.
Kurzum je nach dem Kreis
der Anwesenden wechselt der Grad von Derbheit.
Für die Naivetät der
Volksanschauung spricht, daß man auch nicht im geringsten
Anstoß nimmt an derartigen Geschichtchen. Man will nur die
Sprachunkenntnis des
Gebildeten verspotten. Mit dem Maßstab der Logik darf man freilich
solche Volks-
erzählungen nicht messen wollen.
genommen wurden. Flugs steckte jener
den feinen Bissen in das Maul
Kaum aber drückte er ihn an den Backen, da zerging der Schick:
,0 dü verdammter Hüreseckell Din Schick isch jo veritawler Scheiß-
dreck1, prustete und kotzte der diesmal Gefoppte mühsam
hervor. In
der Tat war der Schick sorgfältig mit Kot gefüllt Doch was sagte
der Spender? ,Hör emol1, ließ er sich vernehmen, ,z*
letzscht1) hesch
dü mir e absunderlicher Win ze süffe gen! Weisch2) du
was? Min
Düwack3) isch ganz in der Nähe von dim Rebstück gewachsen
[Diese Geschichte klingt an Poggio
Bracciolini an. Vergleiche
Romanische Meistererzähler Bd. IV, Seite
70.]
40. Aschermittwoch.4)
Der gute alte Ortpfarrer war
gestorben. Da die Fastenzeit vor
der Türe stand, hielt es schwer, bis zur Neubesetzung der armen
Gebirgpfarrei einen Stellvertreter zu bekommen. Endlich fand sich
ein welscher junger Vikar, welcher bis zum Aschermittwoch zu
bleiben hatte. Die deutsche Sprache machte ihm große Beschwerden,
doch gedachte er den Fastenbrief vorlesen zu lassen. Wie aber den
Aschermittwoch ankündigen? Die ganze Kirche würde sich ja vor
Lachen wälzen, wenn er dieses schwer zu behaltende Wort unrichtig
sprach; dazu hatte er gehört, daß man diesen Mittwoch in der Volks-
sprache noch anders nannte. Alle Redeübungen bei ihm wohlwollenden
Leuten halfen nichts. ,Wie ick bihalt so swere Wort?' jammerte er.
.Monsieur l'abbé', raeinte ein kecker junger Mensch, ,wenn Sie die
Köchin fragen, was sie hinten am Bauch hat, geht es wohl?* Der
Geistliche wies das mit Entrüstung zurück, obwohl der junge Bursche
Deutsche Bauernerzählungen
85
in bester Absicht dem
Hilfbedürftigen ein Arschermittwoch für die
Zunge leichter zu machen hoffte. Der böse Tag nahte, endlich in
seiner Not fragte der Vikar doch die Köchin: ,Sag Sie mir, was habb
Sie an Bauk?' — ,Awer, Herr l'abbé1, versetzte die
Gefragte verblüfft
und verschämt ,Non, sag Sie mir, was Sie habb an Bauk?' — ,Ah
das kann ich jo gar nit sage! S'isch jo schimpfli.' — Jck muß wissen
absolument', drängte der Sprachunkundige. ,Hab's vergesse1,
wehrte
die Köchin. — ,Nix habb vergeß', drängte ungestüm der Vikar. End-
lich sprach die Köchin: Д Fotz, wenn Sie's wisse wolleI Kann mer
awer so froge wie a Säuipelz?' — ,Bon! A-Fotz! Merci Iі
In der Kirche
machte der Vikar nur wenig Worte und sprach: ,Ame Mittwock is
Afotzemittwockl Alle soll komm Afotz zu holen 1 Surtout Männer soll
komm das zu hol/ Man kann sich kaum vorstellen, wie diese Worte
aufgenommen wurden. Die Weiber taten entrüstet, ebenso die Männer,
viele mußten aber später doch lachen.
41. Diebgelüste.1)
Kirchendiebe, sogenannte
Opferstockräuber, die mit Leimruten
aus den Opferstöcken das von mildtätigen Gläubigen gestiftete Geld
herausziehen, statteten auch der Synagoge einen Besuch ab. Bei der
Dunkelheit mußte man vorsichtig vorgehen. Nach nicht langem Suchen
fand man zwei große Gefäße mit Wein. Beide Räuber taten sich an
dem Fund gütlich und mehr als ihnen zuträglich war. Dann suchten
sie in allen Räumen und Kästen nach Habseligkeiten. Auf einmal
kam man an ein Schränkchen, das wohl verschlossen war. Aha, da
mußten Wertstücke drin sein. Kräftig hämmerten die Kerle an dem
Schloß herum und so laut, daß dem einen bangte, man werde auf
der Straße schließlich doch aufmerksam werden. Licht durfte beileibe
keins gebrannt werden, da die Lage zu gefährlich war. Jch will mal
scheißen gehen, denn das halt ich nicht aus', sprach der eine und
setzte sich in einen Winkel, um einen Haufen zu pflanzen. Der andere
wühlte in den im Schrank befindlichen Schubladen und stieß plötz-
lich auf eine Schublade mit sonderlichem Inhalt ,Verklemmi! ich
i) Wir bringen auch diese nach
verschiedenen Richtungen bemerkenswerte Erzählung,
die im Elsaß in christlichen Kreisen umläuft. Erzählt wurde sie in
dieser Fassung in
Colmar im Oberelsaß. Üb die Geschichte auch anderswo bekannt,
entzieht sich näherer
Kenntnis. Der Folklorist kann es nur mit Freuden begrüßen, Material
zu bekommen, um
daran untersuchen zu können, welcher Art die Erzählungen bezw.
Anschauungweise von
christlichen und nichtchristlichen Konfessionen sind. Es wird nicht
das uninteressanteste
Kapitel in der Folklore sein, welches davon handelt, was eine
Religiongemeinschaft der
anderen andichtet und zuschreibt, namentlich was Erotik betrifft.
86
Deutsche Bauernerzählungen.
gläuib, do gibt's ebbes z' frasse!
S' sen (= sind), schint's käuischere
Griawle vu gschächte Gans/ Damit langte er in die Schublade und
stopfte sich eine Portion in den Mund. ,Na wie schmacke se', fragte
der
aus dem Winkel kommende Kumpan. ,E bitzi alt, awer net schlacht',
lautete die Antwort Beide aßen, als ob sie sieben Tage gedroschen
hätten und soffen Wein dazu, bis die Räuber mit schwerem Kopfe
niederfielen und einschlummerten. Am anderen Morgen erschien früh*
zeitig wie gewöhnlich der Synagogendiener. Voller Verwunderung
und mit Traurigkeit sah er, wie Einbrecher sich in dem Tempel zu
schaffen gemacht hatten. Kaum kam er indessen in den Nebenraum,
da drang ihm ein pestilenzialischer Geruch in die Nase. Vorsichtig
leuchtete der Diener, sah den Haufen und nicht weit davon die beiden
Kerle, welche schwer schnarchten. Rasch schloß der Diener ab, lief
zu dem Rebbe und zu den Schulältesten, dann auf die Gemeinde-
wache. Vereint zog man in den Tempel und begann eine Unter-
suchung. Wie man aber an die beiden Verbrecher kam, wurden die
stierig Dareinblickenden gefesselt ,Do de Schublade sein leer1,
jam-
merte plötzlich einer der Schulältesten. ,Nü, wo habt ihr Kerle denn
den Inhalt hingebracht?1 ,Gasse ho marV [gegessen haben
wir es].
,AUmäschtischer graußer Gott, haben se gefresse die Vorhaut vun de
ganze Gemand', schrie entsetzt der Frager und alle Schulältesten wie
der Diener stimmten in die Klagen ein.
42. Die Schellen.
In Winterzeit fuhr ein junger
Bauernsohn im Schlitten ins Gebirg.
Gegen Abend kam man in ein Dorf, dessen Wächter dem Pferd in
die Zügel fiel. ,He da, wo habt ihr eure Schellen? Wisset ihr nicht,
daß man im Winter ohne Schellen nicht fahren darf? Ich muß euch
melden.' ,Was, ich hab keine Schellen?' meinte der Bauernsohn.
,Schaut da zum Teufel, ob das keine Schellen sind', damit nestelte
er
seine Hosen vorne auf und zeigte sein Geschirr. Darüber war der
Wächter noch zorniger und meinte : ,Ihr vexieret mich nicht umsonst,
jetzt geht ihr sofort mit zum Bürgermeister/ Wohl oder übel mußte
der Bauernbursche samt dem Schlitten zum Ortvorsteher. Dieser
war aber nicht daheim und so zwang der Wächter den Bauernsohn
auf die Gemeindewache, nachdem das Fuhrwerk untergebracht war.
Nun hatte der Wächter ein schönes,
sauberes, wohlausstaffiertes
Töchterlein von zwanzig Jahren. Die hat Mitleid mit dem in kalten
Gemach frierenden Bauern. Die Dirne ging, nachdem der Wächter
spöttisch gemeint hatte: .Schaut nur zu, daß eure Schellen vor Kälte
Deutsche Bauernerzahlungen.
87
nicht läuten1, heimlich
zum Bauern, brachte ihm eine warme Suppe
und Brot, ja als der Wächter, ihr Vater, fort war, schloß sie die
Tür
auf und holte den Bauernburschen in das warme Zimmer. Nicht lange
dauerte es und unser wieder heiter gewordener Bauer griff dem Mäd-
chen am Hintern, am Bauch, an den Schenkeln herum, so daß die
gute Dirne einen ganz wirren Kopf bekam, sich auf die Bank legte
und mit den Beinen um Liebe betete. Der Bauernbursch ließ sich
nicht zweimal heißen, sondern schmiedete sein Eisen. Überdem kommt
der Wächter, sucht den Bauern vergebens im Loch und fand ihn doch
in einem Löchle. Das gab ein tüchtig Schelten und Fluchen, aber es
war zu spät Die Schellen hatten geläutet, wie sich der Wächter kaum
ein Jahr später überzeugen konnte.
43. Er zieht an der Schelle.
In einem Zigeunerkarrich war ein
Weib niedergekommen und weil
das Kind schwach war, wollte man's schnell taufen lassen, um sich
gut mit dem Ortpfarrer zu stellen. Man schickte einen dummen
Kerl in das Dorf. Dieser fragte nach der Pfarrerwohnung. Die Bauern
wiesen ihm mit dem Finger den Weg. Als er nun bis an das Haus
gekommen war, wußte er nicht, wie hinein kommen. .Zieh doch an
der Schelle, dann kommt der Pfarrer gleich', riefen ihm etliche Bur-
schen zu. Unser Tollpatsch nicht faul, macht seine Hosen auf und
zieht kräftig an seinem Krispines.1) Über dem geht die
Türe auf, denn
der Pfarrer hatte den Lärm gehört und so böse der Pfarrer anfangs
war, mußte er doch kräftig laut lachen, als er den Zusammenhang
erfuhr.
44. Sie brauchen keine Tinte zu
kaufen.
Die Heidelbeerzeit gibt einzelnen
Gebirgdörflern Gelegenheit zu
hübschem Geldverdienst.2) In einem dieser Orte bat der
Ortvor-
steher (Maire) die Leute, welche die gefüllten Körbe zur Bahn
brachten,
einen Krug Tinte mitzubringen. Kaum hatten die Männer das Geld,
sö gingen sie in ein Wirtshaus und taten sich mit dem Geld einen
kühlen Schluck. Dann erbaten sich die Trinker einen leeren Krug
und zogen spät abends heim. Dort mußte die Tochter des einen sich
über die im Laufe des Tages gepflückten Heidelbeeren hermachen
bis sie nicht mehr konnte. ,So jetzt han mer unseri Tinte', meinte
der
Vater, ,mir brüche ken Tinte ze kaufe, mir schisse sie selber.'
1) Krispines
häufige Bezeichnung im Elsaß fiir Membrum virile.
2) Die
meisten Heidelbeeren aus dem Elsaß gehen nach England.
88
Deutsche Bauerncrzählungen.
45. Mamsell vergesse 's
nit.
Ein Bauer war bei vornehmen Leuten
in der Stadt eingeladen
worden. Als er sein Bedürfnis verrichten mußte, fand er am Er-
leichterungort Wasserspülung. Nach der Sitzung schoß das Wasser
in die Kachel und der Bauer meinte schmunzelnd: ,Lüag do, jetzt kann
mer sich do auch noch wasche', und wirklich er wusch sich Gesicht
und Hände, welche er an dem im Kämmerlein hängenden Handtuch
abtrocknete. Im Herbst lud der Bauer diese Familie zum Schlacht-
fest zu sich. Nichts steckte ihm aber mehr in der Nase, als sich den
Leuten als aufgeklärter fortschrittlicher Bauer zu zeigen. Die
Abort-
verhältnisse auf dem Hofe waren nun sehr primitiv und in nichts
besser als jene des Gemeindehirten. Ein Querbrett und fast zwei
Meter tief darunter die Senkgrube. Licht und Luft von allen Seiten.
Um es den Stadtleuten wenigstens gleich zu tun, hieß der Bauer
seinen Knecht mit einer gefüllten Waschschüssel so unter dem Sitz
Platz zu nehmen, daß er die den Ort besuchenden Personen leicht
bedienen konnte. Kurzum der Knecht bekam seine Instruktionen. Der
Tag nahte und die Familie erschien nebst zwei jungen Damen. Der
Bauer fuhr Speck und Wein auf, daß es eine Art hatte. Es traf sich,
daß eine der Damen zuerst in die Stille mußte. Der Knecht verfolgte
von seinem Standort die Sachen und als die Dame wieder fort wollte,
hob er schnell das Wasserbecken in die Höhe und rief durch das
Sitzloch: ,Mamsell, wasche Euchl Mamsell vergesse 's nit11)
,E Schißhüs ische Schißhüs un wann's
noch so vornehm isch.1
Dieses Wort erinnert an Fischarts Geschichtklitterung,
Gargantua:
,Ein Scheißhaus ist ein Scheißhaus,
wann man es schon wie ein Altar
bauet'
46. Meinetwegen stoss zu.
Gretel, das
17jährige
Mädchen, stach mit seinen roten Haaren und
der weißen Hautfarbe jedem Burschen in die Augen, besonders da
man sich erinnerte, welche Waden das Ding schon gehabt hatte als
es noch kurze Röcke trug. Gretel wurde aber sehr streng gehalten
daheim und ließ sich Sonntags nicht auf dem Tanze sehen. Im Herbst
war allgemeine Leutenot und Gretel durfte bei der Weinernte mit
helfen. ,Laß dir aber nicht an den Bauch greifen1, warnte
die Mutter
und sagte, ,besonders laß dir nicht in den Bauch stoßen.1
Das Mädchen
1)
Diese Erzählung kommt mit allerlei
Varianten im Elsaß wiederholt vor. Wie
sie sich modernisiert, zeigt obige Fassung.
Deutsche Banerperzählungen
89
versprach dem Gebote nachzukommen,
denn es hatte von der scham-
haften Mutter gehört, daß aus dem Nabel die Kinder kämen, wenn
Bursch und Mädchen sich in den Bauch stoßen. Der Herbst war
gut, darum die Freude bald groß, denn der Weingutbesitzer ließ es
am Getränk nicht fehlen. Gretel war gegen Abend ziemlich ange-
dudelt (angeheitert), denn ein hübscher Bursche hatte sich der rot-
haarigen Maid tagsüber angenommen. Siehe da, der Bursche wurde
immer zudringlicher und pfetzte das Mädchen allerorten, deinet-
wegen mach alles', sagte Gretel, das sich zuerst vergeblich gegen
den
Burschen verteidigte, ,nur stoß mir nicht in den Nabel und Bauch/
— ,Ah, woher denn', damit packte der Bursche die Willige, legte sie
hinter der Weintrotte zu Boden und löschte Gretels Jungfernschaft.
Gretel war fröhlicher Dinge, denn der Bursche begnügte sich, nur
zwischen den Beinen hinauf zu stoßen und ließ den Nabel uneinge-
stoßen. Wer ist da schuldiger, die törichte Mutter oder das
unwissende
Teufelchen? V)
47. Ehefreuden.
Fritzel von Gebweiler im Oberelsaß
hatte geheiratet Überaus
freute er sich auf die Hochzeitnacht, denn Luise oder Lüwis, wie die
Frau hieß, hatte nichts vom Zusammenschlafen vor dem Hochzeittag
wissen wollen. Wie ein hungriger Löwe wartete also Fritzel auf Be-
friedigung seines tiefsten Sehnens. Wie Fritzel nun auf seine Lüwis
hopfen will, gut Nacht, da ist Lüwis so kitzelig, daß die
Hochzeiterin
förmlich im Bett aufblitzte. ,Oho', meinte Fritzel, ,deine Fotz wird
rabiat Ja, die wird gleich ausgejäscht haben *), und Fritzel
versucht es
wieder. Schau da, Lüwis blitzte wieder empor und sagte dann: ,Awer
Fritzele, du mußt bigott nit gar so wild mache.' Fritzele versuchte
es jetzt mit Milde, doch damit war es gar nichts. Kaum hatte er
Lüwis erreicht, da zuckte diese mit dem Bauch und den Beinen derart
empor, daß Fritzele einen Augenblick in der Luft schwebte und dann
mit furchtbarem Gepolter aus dem Bett zu Boden geschleudert wurde.
.Fritzele, Fritzele 1 Herrjemine, Fritzele', jammerte die Frau
entsetzt,
als sie sah, wie ihr Mann am Boden besinnunglos liegen blieb. Rasch
schleifte sie den armen Fritzele im Hemd vors Haus in die frische
1) Vergleiche
hierzu eine ähnliche Erzählung ,Von einem Mädchen, das seine Ehre
behütet1, Seite 361,
Anthropophyteia Bd. I.
2) Sonderbarerweise
kann man sogar häufig hören, daß der Nabel den Mädchen
angegeben wird als Ort, daraus die Kinder kommen. Diese Irreführung
rächt sich natür-
lich manchmal böse.
3) Ausgetobt
haben.
90
Deutsche Bauernerzählungen.
Luft Verdutzt sahen die Leute die
nackte Frau neben ihrem nur
mit Hemd angetanen Mann. Gut. daß es schon spat am Abend war.
sonst hätte es wohl Spektakel gegeben. Wer war glücklicher als
Lüwis, wie endlich Fritzele wieder zu sich kam. Für diese Nacht
hatte aber unser Hochzeiter gerade Ehefreuden genug. Unwillig
schlief er ein und erwachte mit einem verbeulten Kopf. Wann Fritzele
wieder zum Bett nausstürzte, hat niemand erfahren können.1)
48. Die unersättliche Virginie.
Die vierundzwanzig Jahre alte
Virginie ist ein ausgetriebenes Mäd-
chen, das sich viel mit Burschen abgegeben hat. Jüngst hat sie ihre
Gunst dem Theophil geschenkt Als dieser das schwarze Mädchen
nachts bearbeitete, meinte Virginie: ,Dü tauwer Kaib.2)
Allewyl
kummsch mit dym Wadel numme uff d' link Sit! Stoß doch auch
bissei uff d' ander Sit, daß і doch au ebbs rundrum dervun hab/
Theophil konnte in jener Nacht das gelüstevolle Madchen nicht be-
friedigen, wie er anderen Tages seinen Kameraden müd und matt vor-
jammerte. Die Kameraden lachten ihn dazu obendrein aus und
sprachen: ,Alli mir Bursch z'samme date diss Lüder vun Virginie in
einem Zug3) nit z'friede stelle/
49. Er begnügt sich mit der
Fleischsuppe.
Zola lernte eine rotblonde Jungfer
kennen und wollte diese ficken.
,Es kostet 500
Francs, wenn ich mich bis auf das Hemd
ausziehet1 —
,Ich bezahTs', sagte Zola. ,Mein Herr, es kostet nochmals
500 Francs,
wenn Sie mich nackt sehen wollen.1 — ,Ich bezahTs.' Die
Jungfer zog
sich aus und Zola hatte noch nie so feste Brüste, so weißes Fleisch
und so wenig Haare an der Fick gesehen. Als er nun die Person
vögeln wollte, sagte diese: ,Hélasl das kostet jeder Stoß
100 Francs
extra oder 2000
Francs ungezählt' — Der Preis schien
Zola doch zu
unverschämt und er sagte, indem er auf den Brunzhafen zeigte:
,Bitte,
brunzen Sie in den HafenI Es kostet nichts!' Verwundert tat
das
endlich die nackte Jungfer und kaum hatte sie ausgebrunzt, so zog
er aus der Hose seinen Jungfernmörder und tauchte ihn in die warme
Brunz mit den Worten: .Tiens, wenn das Fleisch doch zu teuer für
1) Diese
Erzählung kommt mit vielen Varianten ziemlich häufig vor.
2) Tauwer
Kaib = dummer Kerl.
3) Alle
zusammen auf einmal würden das Mädchen nicht befriedigen können.
Deutsche Baueraerzählungen.
91
mich ist, so sollst du doch dich
wenigstens an der Brüh von diesem
Fleisch regalieren. Sauf Fleischbrüh.4
Anmerkung. Der überaus interessante,
aus dem Breuschtal
stammende Beitrag zeigt, wie sich Erzählungen lokalisieren und an
bedeutende Männer anknüpfen. Es braucht kaum hervorgehoben zu
werden, daß der Name des bedeutenden Romanciers nur als Vorwand
dient, um eine unsaubere Erzählung an den Mann zu bringen. Selt-
sam ist es, wie die Volksphantasie gerade die schmutzigsten Dinge
mit dem Namen des großen Realisten verbindet.
Auch vom .alten Fritz1
erzählt man sich im Volke derb erotische
Sachen. Die Namen der großen Geister entgehen der Volkserotik
nach keiner Seite und es wäre eine kulturhistorisch dankbare
Aufgabe,
gelegentlich einmal zu erforschen, welche Männer mit der Erotik in
Verbindung gebracht werden und was der Volksmund ältester, alter,
mittelalterlicher und neuerer Zeit davon zu berichten weiß,
50. Es gibt eine Missgeburt.
Fränzel von Rosheim, eine junge
Person, feierte Hochzeit Es war
nun allgemach Zeit für in das Bett geworden. Fränzel sprang also
in die Schlafstube und zog sich blößig aus. Nicht lange hernach kam
der Mann, welcher übermäßig am Weine sich erfreut hatte. Nachdem
Fränzel sich eine Zeitlang hatte pfetzen und kitzeln lassen, sprang
sie
in das Bett Der Mann taumelnd ihr nach und auf einmal fangt der
Hochzeiter an zu kotzen. Fränzel, in Ehesachen unerfahren, hob die
Beine und steckte den Kopf ihres Mannes an — nun, man weiß schon
wohin. — Wie der Mann aber auf einmal keine Luft mehr hatte,
kotzte er ganz erbärmlich. ,Na, na/ jammerte Fränzel, ,wenn das all
in meinen Bauch nein soll, gibt das ein Riesenmensch.4
Nach einer
Weile kam der Berauschte wieder etwas zu sich, er erhob sich und
legte seine Kleider ab. Dann versuchte er torkelnd zu seiner Frau
zu liegen. Es dauerte nicht lang mit dem Zusammenstoß und der
Mann war kraftlos und schläfrig. ,He, he', sprach da Fränzel
bestürzt,
,du hast kaum angefangen, mir die Bäbb (Brei) in den Bauch zu
stoßen 1 Da liegt noch so viel, da kann's kein Kind geben/ Der
Mann aber schnarchelte schon und mit dem Ruf: ,Es gibt eine Miß-
geburt', schloß auch Fränzel in dieser Nacht ihre Augen.
51. Festgehaltene Hoden.
Bärbel war eine dicke runde Magd von
18
Jahren und jeder
Bursch schielte sehnsüchtig nach ihren Dütteln und den breiten
Hinter-
*
92
Deutsche Bauernerzählungen.
backen. Endlich fand einer Gnade bei
ihr. Alle Abend gingen die
beiden in der milden Juninacht die Bergmatten hinan und erzählten
sich von glücklicher Liebe und ewiger Treue. So war es denn bald
so weit, daß der Bursche dem Mädchen an den Bauch und die Bärbel
dem Burschen an den unruhigen Wurm fassen durfte. Den Burschen
leckerte es nun, sich in Bärbels Bauch zu kühlen. Das unaufgeklärte
Mädchen war damit auch einverstanden, nur fürchtete es, irgendwie
Kinder zu bekommen. ,Ach das ist dummes Ding/ sprach der Bursche,
,solange meine Steine1) nicht in deinen Bauch rumpeln,
gibt es keine
Kinder/ Das hörte Bärbel mit Freuden und legte sich auf das duf-
tende Heu, welches den Wiesenboden bedeckte. Während der Bursche
am Stoßen und Scharren war, hielt das Mädchen mit seinen Fingern
die Steine fest, damit sie nicht hinausrumpelten. Aber scheint's
vergaß
Bärbel aufmerksam zu sein, denn es gab doch einen prächtigen Knaben.
52. Wie man sich bezahlt macht.2)
Der ,Schrienerfranz4 hat
sich infolge einer Erkältung eine Lungen-
entzündung zugezogen. Da der Kranke stark fieberte und zudem über
Hartleibigkeit klagte, ordnete der Arzt Klistiere an. Ein Hebamme
wohnt aber nicht in unserem kleinen Ort Da erinnerte sich die
jSchrienerfranzern-, daß die im Hinterhof wohnende
,Besegret4 ein
solches Instrument besitze. Sie ging denn zu ihr und bat darum.
Da sagte die Gret: ,1 geb des Ding nit gern arüs. Wisse, s'esch
a Erbstück von minere Mueder seli; awer for Euich a G'falle zu
mache, gew is і doch. Awer, was ich i saa, gen m'r acht dazu
und b'halte m'r se net zu lang.1 Mit diesen Worten
wickelte sie das
,Ding* aus den Lumpen und gab es der Nachbarin. Zwei Stunden
vergingen und das ,Erbstüeck vun d'r Mueder seli4 war
noch nicht
zurückgebracht Da ging die Grete selber zu den Nachbarleuten
hinüber. Da lag das Instrument, das eben seine Pflicht erfüllt, auf
dem Tische. ,Sen ihr ferti?4 fragte die Gret Ja, ja4,
antwortete die
,Schrienerfranzern4, ,i hätt se grad erewergebrocht;
warte nuer, Noch-
bere, і will se noch a bissei putze, un nu kenne ehr se glich widder
mitnehme/ .S'esch nit notwendi/ entgegnete die Gret, Д b'sori des
selwer; ihr han ohnedies viel Arweit4 Mit diesen Worten
nahm die
Gret das ,Erbstüeck vun d'r Mueder seli4 an sich und ging
fort Um
Weg abzuschneiden, ging sie durch die Küche. Auf dem Herdfeuer
1) Steine
= Hoden.
2) Diese
Geschichte ist der katholischen Tageszeitung ,Der Elsässer1
entnommen,
siehe Nr. 5,
Samstag,
6.
Januar 1905.
Deutsche Bauernerzählungen.
93
sang die Bouillon im Topfe. Ein
blitzschneller Gedanke 1 Die Spitze
von der Spritze stak im Topfe; der Stöpsel bewegte sich zurück und
die bauschige Spitze füllte sich mit dem edlen Naß. Schnell huschte
die Grete davon. In ihrer Stube angekommen, spritzte sie die gute
Brühe in eine Tasse, und während sie sie behaglich schlürfend
leerte, meinte sie: JDïs isch nichts Unrechts, wie і do hab
gemacht
M'r derf sich doch bezahlt mache.' Bon appétit, Gret!
53. Es beisst.
An einem Aprilmorgen ging ein
Mädchen in der Gegend von
Still — im Breuschtal — Futter für die Kühe am Weg entlang holen.
Das Mädchen schnitt kräftig Gras auf fremdem Eigentum ab und
wurde von dem Bannwart dabei überrascht Um nun einem Straf-
befehl vorzubeugen, meinte das Mädchen zum Bannwart: .Buschour'
(= bon jour), dene Morje bißt's1) (es war nämlich ein
wenig Frost
eingetreten). Der Bannwart, ein älterer Mann, meinte: ,1 kann
der
leider net hälfet I bin salwer krank.'
54. Wörtlich aufgefasst.
In Mühlbach *) ging der Johann X.
zur Beichte, um e Grumbeere-
sack3) voll Sünde abzuladen. Unter anderem kam er an das
sechste
Gebot, bei dem er gewöhnlich lang Station halten mußte. Unter an-
derem sagte er auch: ,Ich bin bei der Nachbarin gewesen.' — ,So so!
Wisset Ihr nicht, wie es heißt in den zehn Geboten: Du sollst nicht
begehren Deines nächsten Weib?' — ,Ho wenn's halt e so isch, gehn
mir von jetzt an ein Haus weiter', brummte Johann vor sich hin, als
er seine Buße, die keine Buße war, gebetet hatte.
55. Die Schlafkameraden.
Zwei Reisende trafen spät in einem
Hotel ein. Der Hotelier
bedauert sehr, daß alles besetzt ist, nur noch ein Zimmer mit
einem Bette wäre frei, wenn sich die Herren zusammen bequemen
wollten. Nach kurzer Unterredung einigten sich die beiden und
begaben sich auf ihre Stube. Nachdem sich der Jüngere aus-
gezogen, holte der sein sehr langes Nachthemd aus seinem Reise-
walise hervor, zog das über, nahm eine Sicherheitnadel und gab sie
1) Bißt
= beißen. Wenn Mädchen geschlechterregt sind, gebrauchen sie den
Aus-
druck: s' bißt mi. Übrigens beruht diese Geschichte auf einer
Tatsache.
2) Ein
Dorf mit Fabrikindustrie im Breuschtal zwischen Mobheim und
Schirmeck.
3) Gnunbeeren
= Grundbeeren =» Kartoffelsack.
94
Detitsche Bauernerzählungen
seinem Begleiter, nachdem er vorher
das lange Hemd mit einem
Zipfel von vorn nach hinten durchgezogen. .Bitte, wollen Sie mir
vielleicht das Hemd hier feststecken?' Das geschah und der gute
Herr fragte, warum auch das geschähe. — ,Verzeihen Sie mir, ich
muß ihnen gestehen, ich kann nachts die Not nicht halten und damit
ich sie nicht schmutzig mache, muß ich die Vorrichtung treffen/ —
Der gute Herr dankte für den Schlaf im Bette und bequemte sich auf
einen Stuhl, während der junge Mann geräumig Platz im Bette hatte.
56. Die Pisswasserprobe.
Zwei Junggesellen wohnten und lebten
längere Zeit zusammen.1)
Einer erkrankte einmal. Nach längerem Hin- und Herreden kamen
sie auf den Gedanken, den Urin durch einen Wasserschauer unter-
suchen zu lassen. Der Gesunde machte sich auf den Weg mit dem
Wasser in einem Fläschchen und der dachte, das wäre doch nur
Mumpitz, ging an einer Weide vorbei und bekam zufällig den
Urin von einer Kuh. Nun war er gespannt, was da für ein Rezept
herauskäme. Der Künstler sah die Flasche nach allen Seiten durch
und gab dann gute Antwort: .Betreffende ist in Hoffnung und muß
kräftig genährt werden/ — Mit der Antwort zu Haus angekommen,
erklärte ihm der Kranke: ,Na, hab ich's nicht schon lange gesagt,
mit
der Arschfickerei kann's nicht mehr weiter gehen l'
Vgl. Anthropophyteia II, S.
427 f. und
Roman. Meistererzähler IV,
S. 93, Nr. in.
57. Mach hügogol
Das vierjährige verwöhnte
Töchterchen eines jüdischen Handel-
mannes schlief bei Vater und Mutter im Bett Eines Nachts mußte
das Kind aufgehoben werden, wollte aber lange nicht das ,Räusche-
lein' machen. ,Liebele mach e Rüschele', sagte die ungeduldig
werdende
Mutter. Das Kind starrte vor sich hin und das Räuschlein wollte
nicht ertönen. ,Ah was, Rachel, komm inzwische e bissei zu mir*, bat
der Ehemann seine Frau, die sich das nicht zweimal sagen ließ, denn
der Mann war ziemlich enthaltsam in diesem Punkte. ,Babbe, was
machsch denn du', fragte zum Verblüffen der überraschten Eheleute
1)
In Schwindratzheim im Unterelsaß
besteht wie in mehreren anderen elsässischen
Ortschaften der Brauch in der letzten Mainacht vor dem Hause zweier
zusammenlebender
Männer Spreu zu streuen. Ebenso wird zwischen den Behausungen zweier
Männer, die
sich in besonders auffälliger Weise oft treffen, Spreu gestreut. Man
deutet damit auf
mannmännliche Liebe. Spreu wird auch zwischen den Häusern eines
Liebespärchens ge-
streut Am I. Juni 1906
waren
8
Wege mit Häckerling gestreut. Siehe dazu: .Straß-
burger Post* Nr. 636, 7.
Juni
1906.
Deutsche Bauernerzählungen
95
das Kind. ,Nu hügogo', erklärte die
Mutter, während der Vater, um
kein böses Beispiel zu geben, rasch von der Frau ging. Jo, Babbe,
mach noch emol hügogo.' ,Nein, das geht nit grad so', erklärte der
Vater. Da hub das Kind an zu schreien, denn der Vater sollte noch
mal hügogo machen. Endlich sprach die Frau: ,Nu, Mann, mach dem
Kind die Pläsier un mach noch emol hügogo.' So verdankte die Frau
dem Kinde eine abermalige Erfreuung.
58, D' verschissene
Arschschmeckere.
In der Gegend von Weißenburg lebte
eine reiche, doch sehr
geizige Bäuerin, die sich über nichts mehr ärgern konnte, als über
die
Naschlust der Mägde. Namentlich Rahm, Butter und Bibbeleskäs *)
war vor den knapp gehaltenen Mägden nicht sicher. ,Wenn ich nur
wüßte, wie die Diebin fassen?' — ,Ach', sagte der Dorfschäfer, gebt
den Mädeln nur süß und sauer abends zu trinken; welche den Käs
oder die Butter gefressen hat, die muß am meisten furzen.' Die Frau
befolgte den Rat, der leicht auszufuhren war, weil die Mägde im
Wohnhaus, die Knechte über den Ställen schliefen. Nachts ging die
Frau heimlich in die Magdstube, steckte die Nase unter die
Bettdecken
und roch jeder Magd eine Zeitlang am Arschloch. Das tat sie etliche
Abende, bis es die Mägde natürlich merkten. Eine lustige tüchtige
Magd sagte nun zu den zwei übrigen: ,Na wenn die Alte heute abend
kommt, soll sie was erleben I Ihr aber deckt euch nicht fest
zu, s' ist
ja auch wahrlich heiß genug.' Gesagt, getan. Pünktlich erschien die
Frau und da sie die Mägde alle unbedeckt fand, hob sie ihnen das
Hemd und steckte die Nase in die Arschkerbe. Die lustige Magd
machte nun mit dem Munde, als ob sie furze und rasch war die ihrer
Sache nicht gewisse Frau auch an dem Arsche der beargwöhnten
Magd Kaum aber roch die Frau ins Loch hinein, da ließ die Magd,
welche ein gelindes Laxiermittel genommen hatte, die lang verhaltene
Ladung dem Geizhalz in das Gesicht Mit einem Aufschrei nahm die
Bäuerin Reißaus, während die Mägde sich vor Lachen nicht mehr halten
konnten. Seit jener Zeit hieß die Bäuerin d'verschissene
Arschschmeckere.
59. Ihr habt kalte Hände heute.
In einem Gebirgdörflein, das den
Heckenwelschen zulag, mußte
die Magd des Pfarrers im Herbst stets Heidelbeeren und Himbeeren
1) Bibbeleskäs
= Quarkkäse.
2) Heckewelsche.
Spitzname für die Bewohner armer Gebirgdörfer an der deutsch-
französischen Grenze.
96
Deutsche Bauernerzählungen.
sammeln, weil der Geistliche daraus
gute geistige Getränke zu brennen
verstand. Alle Mittage machte die Magd sich auf und bekam dann
von ihrem Herrn und Gebieter das z' Owenesse1), bestehend
in Brot,
Käse und Wein, in den Wald gebracht War die Magd weit im Wald,
so pfiff der Pfarrer bis die Magd Antwort gab. Allez gut denn.2)
Die Sache war bald bekannt im Dorf und Emil, ein lustiger Bursche,
dem die dicke, gar nicht häßliche Magd gut gefiel, machte sich das
zunutzen 1 Eines Tages, als die Magd beim Heidelbeersuchen war,
machte sich Emil an die am Boden kniende Magd heran. Das war
leicht, weil der Waldboden sehr weich war. Rasch hob Emil der
Pfarrerköchin die Röcke über den Hintern auf und klopfte ihr den
Blanken.3) ,0 Herr l'abbé, Ihr hätte(t) mich fascht
verschreckt!'
meinte, leise zusammenfahrend, die Magd und fugte ohne aufzublicken
hinzu: ,Ihr han awer hitt güet kalti Hand/ Da konnte sich Emil nicht
mehr halten und platzte vor Lachen laut aus. Rasch flog nun die
Magd auf und schrie wütend: ,dü verdammter Söikaibl4)
60. Schlag die Eier auf!
Der Batzedorfer ß)
Fritzel war allen Jungfern sehr gefährlich. Beim
schwarzen Lüwisel sollte er aber doch etwas erleben, s' Lüwisel war
auch vom Fritzel drangebracht worden6), aber Lüwisel
wollte Bescheid
haben über all die merkwürdigen Dinge, welche Fritzel wie andere
Männer am Bauch hängen hatte. Fritzel erklärte: ,Ein Röhrel, ein
Pelzsäckel und zwei Eier darin/ Lüwisel gab sich damit zufrieden
und Fritzel machte sich wie ein Wilder über die schwarze Jungfer
her. Bald war's geschehen. ,Bisch dü denn schun fertig?* fragte ver-
wundert das Mädel und setzte hinzu: ,ja eso haw ich's nit gemeint 1
Dü hesch nur s' Röhrel leer gemacht' Rasch griff sie nach Fritzeis
Hoden und versetzte: .Schlag nur au d' Eier uff/ Was wollte Fritzel
machen? Er versuchte nochmal, nochmal. Lüwisel wurde unzufriedener
und unzufriedener und fuhr ihn endlich an mit den Worten: ,Gelt, du
meinsch, dü derfsch dini Eier fur besseri Maidle als wie ich
uffhebe?
Nei, dies gibt's doch nit' Dabei wollte das wütende, eifersüchtig
werdende Mädchen dem Fritzel die ,Eier' zerdrücken. Der schrie er-
bärmlich und mußte gar noch zum Doktor laufen.
1) z'
Owenesse = zu Abend essen, damit bezeichnet man im Elsaß das
Vesperbrot,
das einige Stunden vor dem Nachtessen eingenommen wird.
2) Allez
gut denn; beliebte Floskel bei lebhaften Erzählungen.
3) Podex. 4)
Söikaib = Saukerl. 5)
Batzedorf liegt im
Unterelsaß.
6)
drangebracht, d. h. zum
Geschlechtverkehr.
Deutsche Bauernerzählungeo.
97
61. Netter Trost.
Derselbe Batzedorfer Fritzel,
welcher schließlich den Spitznamen
Kindelemacher bekam, hatte es einst mit einem Mädchen zu tun, das
gerne .innere Wohltaten1 hatte, doch fürchtete, ein Kind
zu bekommen.
,Na, weil du es bist, will ich dir keines machen und weil du
ernstlich
keines willst, bekommst du auch keines/ tröstete Fritzele das
Mädchen.
,Awer for sicher1, bat die schon Liegende. .Damit du es
glaubst, fühl
hierher; wenn du fühlst, daß die zwei harten Dinger in meinem Säckel
weich werden oder sich verkleinern, dann gibt es ein Kind, sonst
nicht1
Da gab das Mädel recht sorgfältig acht und freute sich schon
fast
klüger zu sein als andere Leute, doch bald zeigte sich's, daß es
nichts
war mit dem Trost
62. Holla I Ich bin dein Vater.
Im unterelsässischen Weinorte Wangen
sahen die Bauern mit Er-
staunen eines Tages eine nie gesehene Erscheinung. Am Boden auf
einem unbeachteten Misthaufen fand man eine gelbe Kugel. Man riet
hin und her, was das doch sein könne. Ein kluger Mann aus dem
Nachbarorte meinte, es könne ein Kürbis sein, doch war er seiner
Sache nicht völlig gewiß. Gelehrte hätte man schon gerne gefragt,
aber man fürchtete die hohen Gelder fur das Gutachten, sowie die
Möglichkeit, daß die Gelehrten den seltenen Gegenstand nicht leicht
herausgeben würden, wenn man das Wunderding mal weggegeben
habe. Glücklich traf sich's da, daß ein Kräuterdoktor durchs Dorf
kam. Dem zeigte man das Wunder und fragte, was es sei. ,Ho, wisset
ihr das nicht? Es ist ein Eseleil' — ,Ein Eselei?' Allgemeines Er-
staunen des Gemeinderates und geheimes Bewundern des großen
Wissens dieses Kräuterdoktors. — ,Also, meine Herre vum Gemeine-
rot/ sagte der Bürgermeister in der nächsten Sitzung des Gemeinde-
rates, ,das Eselei ist auf Grund und Boden, welcher der Gemeinde
gehört Wir bekommen denn also, wenn das Ei ausgebrütet ist, einen
Gemeindeesel. Wer soll es aber ausbrüten?1 Lange wurde
darüber
hin und her disputiert, bis man endlich zu einer geheimen Abstimmung
kam. Weil es das erste Mal war, daß ein Eselei ausgebrütet werden
konnte und durfte, mußte man diese Ehre natürlich dem Herrn Bürger-
meister lassen. — Nach allgemeinem Beschluß wurde das Eselei in
den Wald gebracht und sofort mußte der Bürgermeister sich leicht
darauf setzen. Bald gingen alle Gemeinderatmänner hinweg, denn alle
sechs Stunden wollte man wiederkommen, Essen bringen und Proto-
Rrmuss. Anthropophyteia. III. 7
98
Deutsche Bauernerzählungen
kolie aufnehmen. — Dem Bürgermeister
wurde das Hocken bald höllen-
mäßig schwerfallig. aber er hielt aus. bis ihn die Not drängte, ein
Be-
dürfnis zu verrichten. Wie er aber aufsteht, kommt das Eselei ins
Rollen und fliegt den Abhang hinunter. Entsetzt und beschämt schaut
der Bürgermeister dem Ei zu und hofft, er werde es unversehrt wieder
aufraffen können. Da flog aber das Ei plötzlich an einen Baumstrunk
und zerschellte. Ein Häslein, welches am Baumstrunk geruht hatte,
sprang vor dem Ungeheuer angstvoll hinweg. Unser Bürgermeister
im Glauben, das sei die schon von ihm ausgebrütete Substanz, pfeift
und ruft mit einem Male: ,Hollal Do her! Kennsch dü mich nit?
Ich bin jo dinere Vater!1 Der junge Esel oder auch, wenn
man's wahr
sagt, das Häslein, lief schnell, unbekümmert um den angstvoll
rufenden
Ausbrüter, hinweg. Der Maire zog bekümmert heim und wurde vom
Gemeinderat gründlich durchgehauen, wegen unachtsamer Behandlung
von Gemeindesachen. *)
Anmerkung: Die Bebrütung von
Kürbissen als Eseleiern, zuweilen Pferdeeiern ist
einer der weitverbreitetsten Stichelschwänke. Siehe: L. Adam, Les
patois lorrains 1881,
p.
445.
Aurbacher: Ein Volksbüchlein
2, 187 (1880):
,Weilheimer Stücklein4.
Bartsch,
Sagen aus Mecklenburg 2, 474
Nr.
671.
Baumgarten, Aus der volksmäß.
Überlieferung
der Heimat 2, 96
(= Linzer Musealbericht f.
1864, 172).
Bechstein, Sagenschatz des
Frankenlandes 1, 92
(Dittis) und Sagenschatz des
Thüringerlandes 4, 122 (1838
und
1862)*
Birlinger, Volkstümliches
aus Schwaben 1, 436. 443. 445.
Blade, Contes pop. -de la
Gascogne 3, 130 (і88б).
Busch, Deutscher Volkshumor
S. 69.
Chapelot, Contes balzatois
1871
p.
43 L'oeuf de jument
Decourdemanche, Sottisier de Nasr-eddin
1878
Nr.
84.
Hai trieb, Zur Volkskunde
der Siebenbürger Sachsen 1885
s;
115. 138.
Hàufien, Die
deutsche Sprachinsel Gottschee
1895 S.
118.
Hovorka, Zs. f. österr. Volkskunde
1/342
(Maultiersamen,
dalmatisch). Fraureuth, Die deutschen Lügendichtungen
1881,
S.93tT.
Knoop, Sagen aus der
Provinz Posen 1893,
S.
208. Krauss, Sagen der
Südslaven 2,
Nr.
114,
Kuhn, Westfälische Sagen
I, 226 (1859).
Kuhn-Schwartz, Norddeutsche Sagen
1848,
S.
330
Nr. 6.
Brugman-Leskien, Litauische Märchen
S. 359.
Melusine,
2, 423.
— Mou-
liéras, Si Djeh'a 1892
Nr.
39.
Rivière, Contes popul. de la Kabylie
1882,
p.
173. Rolland,
Faune populaire de la France 4,
202. Schöppner, Sagenbuch
der bayrischen Lande 2,
62$. 921,
і
[1852]. Schneller,
Märchen aus Wälschtirol 1867
Nr.
60, 1.
Sébillot, Contes
pop. de la Haute Bretagne 2t
25s Nr.
48
La citrouille. Meier, Sagen aus Schwaben
1852;
Nr.
104,
Die Rottweiler Esel. Vartan: Choix
de fables, trad, par St Martin
1825 Nr.
41.
(Diese Literaturnachweise
nach Boites Frey-Ausgabe zusammengestellt)
63. Endlich gefangen.
Linel war trotz seiner
17 Jahre
ein ganz bubentolles Mädel Es
hatte, als ihm die Ringelhaare am Schneck zu wachsen anfingen, große
Angst, am ganzen Bauch so zu werden. Darum schnitt sich das
Mädchen sorgfältig die Härlein ab, doch stets dichter und schwärzer
1)
Wangen gilt in mancher Beziehung als
elsässisches Schiida oder Schöppenstedt
Deutsche
Bauernerzählungen.
99
wuchs das Niederwäldle, in dem sich
bald die Burschen tummeln durften.
Kein Bursche im ganzen Dorf konnte so hoch und so weit brunzen
wie diese schwarze Krabb. Mancher hatte і Franken gewettet und
doch brunzte Linel weiter als alle, indem es sich mit einem Finger
die Schnecke ein wenig zuhielt und dann losdrückte. Emil aus dem
Steinbruch von Greßweiler war sein Hauptliebster geworden und das
sahen die anderen Burschen ungerne, seitdem sie Linel nicht mehr an
den Arsch und Bauch nach Belieben greifen durften. Was machen?
Lange sann man auf Gelegenheit, sich zu rächen. Endlich fand diese
sich. Im September wurden die Kirschen gebrannt und Linel saß in
Emils Brennhütte. Beide hatten mehr wie genug schon Schnaps
probiert und, da die Liebe auch ermattet, waren beide in der Brenn-
hütte aufeinander eingeschlafen. Das bemerkte ein Bursche. Schnell
holte er seine Kameraden. Die knöpften dem Emil die Hosen auÇ
hoben dem Linel die Röcke in die Höhe und verknüpften Linels lang
geringelte Schamhaare mit jenen Emils. Zum Überfluß machte man
Linels Zopf auch auf und band das Haar an Emils männlich Glied
Kaum war dies geschehen, so riegelte man die Brennhütte auf und
alle wischten hinaus, um nach wenigen Minuten laut johlend wieder-
zukehren. ,Ha, der Emil brennt Schnapst Do welle mir au e Schluckt
Emill Emil!4 Mit diesen Worten drang man in die Hütte und
sah
zwei aneinander gekettete Menschlein, die sich blödsinnig dumm an-
sahen und kaum voneinander loskonnten. fE Gott
verzieh'mer 1 Was
mache denn ihr zwei?' schrieen die Kumpane. Linel riß und zerrte
und mußte in jener Nacht noch manches Haar lassen.
64. Seltsame Art zu freien.
Jeanne war zwar ein robustes
dickärschiges Bauernmädchen aus
der Gegend von Thann im Oberelsaß, aber nachts hatte es Angst
hinaus zu gehen, um in dem im Gärtchen stehenden Abort ihre Sachen
zu verrichten. Alle Morgen um zwei Uhr stand das vierundzwanzig
Jahre alte Weibsbild aus dem Bett auf, öffnete das kleine niedere
Fensterchen, stieg auf das Fensterbrett und schiffte hinaus, dann
drehte
sich Jeanne herum, hob 's Hemd auf und schiß. Das geschah mit
größter Regelmäßigkeit Im August war's so heiß, daß Jeanne nackt
im Bett lag und so auch nackt am Fenster saß. Das hatte dem
Nachbar sein Sohn Nicolas schon lange gefallen. Heimlich stieg er
in den Garten und wartete. Richtig, um 2 Uhr ging das Fensterchen
auf, und es rauschte hinaus kristallklar, dann eine Wendung und es
donnerten die Fladen. Kaum aber war die Sitzung aus, da sprang
7*
100
Deutsche Bauernerzählungen.
der an die Wand sich drückende
Nicolas in die Höhe, fuhr mit dem
Kopf Jeanne zwischen den Beinen am Bauch in die Höhe. Jeanne war
so erschrocken, daß sie einen Moment die Arme losgelassen hatte
und so saß die Dickärschige auf den Schultern Nicolas. Mit einem
Ruck stellte dieser die Nackte vor sich. ,So, Jeanne, wann ich zu
dar
lege darf, esch's gut, sunscht kummsch mer nemmi in dini Kammer.1
Jeanne war noch ganz entsetzt, sagte aber bald zu, wenn
Nicolas sie
heiraten wolle. ,E grad wage dam bin і ja ku. Sunscht dat і doch
net tröije za froge', sagte ehrlich Nicolas. Beide leben lustig und
froh.
So wurde ein scheißendes Mädchen Hochzeiterin.
65. Der geschwollene
Schang.
Im Haseltale lebten drei ledige
bejahrte Geschwister beieinander
in großer Eintracht und Ehrbarkeit. Einmal am Patrontage war Unkel
Schang (Onkel Jean), wie er genannt wurde, so stark betrunken, daß
er über dem Wasserabschlagen am heimischen Misthaufen einschlief
Lange dauerte es, bis die Schwestern unruhig wurden über das Aus-
bleiben Schangs. Endlich ging die ältere einäugige Schwester hinaus
und fand ihren Bruder am Misthaufen schlafend angelehnt Jessas,
Theres/ schrie sie und lief in das Haus hinein, /Theres kumm schnell
'erüs, der Schang hat d' Scham hüsshänge/ Sofort kam die andere
Schwester auch gesprungen. Rasch nahm jede Schwester ein kleines
Stöckchen von einem Besenreis und nun versuchten sie unter frommen
Gebeten die Scham ihres Bruders in die Kleider zu bringen. Je
weniger
sie sich mit den Fingern daran getrauten, um sich nicht zu
verunehrbaren,
desto schlimmer wurde die Sache, die Scham wurde widerspenstig
und begann sich drohend zu recken. /Theres, Theres, der Schang
wurd krank! Syni Scham g'schwillt' Flugs nahm eine der Schwestern
ein wenig Grund, feuchtete diesen mit Mistlache an und umgab das
Glied ihres Bruders damit und band endlich ihr kleines Halstüchlein
darum, damit die Hitze vertrieben würde. So nahmen sie dann schließ-
lich zum hellen Ergötzen einzelner Beobachter den geschwollenen
Schang in das Haus. (Soll wirklich vorgekommen sein.)
і
66. Vorm Hitzschlag
bewahrt.
Alfons war ein zwanzigjähriger
Holzhauer aus Oberhaslach, der
die Woche über am Breitberg zu arbeiten hatte und Samstags heim
kam. Sein Schatz, die i8 Jahre alte Marie, war eine schwarze Hexe,
die Pilze und Waldbeeren sammeln half, welche ihre Mutter nach der
Deutsche Bauernerzählungen, юі
i) Sind wahre Vorgänge, die
allgemein bekannt und im Breuschtal erzählt werden.
Stadt verkaufte. Einmal in einer
furchtbar heißen Augustwoche be-
suchte Marie ihren Schatz und brachte Bier mit Man scherzte, wie
das so zu gehen pflegt Alfons trank mit Marie das Bier, und endlich
ging das Mädchen noch Pilze holen oder auch Beeren. Das Bier
hatte Alfons ganz schlapp gemacht, denn bei dem weiten Weg war
es warm geworden; auch war Alfons nicht gewöhnt, bei der Arbeit
Bier zu trinken. Die Hitze und das Bier machten unseren Holzhacker
ganz kaput und er fürchtete fast, einen Hitzschlag zu bekommen, denn
die Zunge klebte ihm mehr am Gaumen als je zuvor. Marie erschrak
sehr, als sie wiederkam vom Beerensuchen. ,Wann і nur e Tröpfele
Wasser hätty klagte Alfons. Ringsum war kein Tropfen und bis an
das nächste Rinnsal mochten es gut fast zwei Stunden sein. ,Brunz
tat і süffe', jammerte er; da kam dem Mädchen ein Gedanke und in
großer Nächstenliebe fragte es: ,Wottsch dü mini Brunzi* — ,E
natürli',
versetzte Alfons. Da nahm Marie die Flasche und suchte sie zu
füllen.
,Sł lauft jo mehr darnewe als nin un üsschwenke müasch
sie au noch',
ließ sich Alfons hören. Als der Verlust stets größer zu werden
drohte,
bat er: ,Loß mi direkt süffe'. Marie nicht geizig, gestattete es und
nie
mag ein Mensch gieriger Wasser getrunken haben als Alfons von
seinem über ihm knienden Schatz. Das Wasser in der Bierflasche
schüttete Alfons sich über den Kopf und vertrieb die Hitze.
67. Nicht verdammt.1)
Moritz und Schmeies zwei Knechte
gruben an der Kirche Löcher
für Bäume. Über der Arbeit kommt die junge kräftige Pfarrerköchin
Wasser holen. Wie sie sich bückte, hingen ihre Dütteln stark vor.
Da spricht der Schmeies: .Moritz, s' Maykätel müss eini han, s' tat
sie
ken Metzgerhund uf em Is furtschleife.4 Diese Worte hörte
der
Pfarrer vom Zaune her und droht: ,0 Schmeies, verdammt, verdammt
in alle Ewigkeit l' ,Ich nit, Herr Pfarrer,' schrie der Schmeies,
,der
Moritz het's g'sait'
68. Zuerst ich.1)
Auf dem Forsthause Entenpfuhl klagte
der Förster über starke
Holzdiebstähle. tNa, ich werd den Kerlen schon
aufpassen,' sagte er
seiner Frau. Eines Nachts lagen Förster und Försterin zu Bette. Mit
einem Male spürt die Försterin kalt Sie wacht auf und sieht gerade,
wie ihr Mann, um nach keiner Seite hin den Dieben Mißtrauen
102
Deutsche Bauernerzählungen.
einzuflößen, sachte durch das
Fenster stieg. ,Wü anne (— wohin) willsch
dü/ fragte besorgt die Frau. .Auf die Holzdiebel Denk dir, s' isch
e Maidle drunter, dem wur ich's stecke/ — ,Was stecke? Do gehsch
dü her und machsch 's Fenschter züa/ befahl zornig die Försterin.
,Do stecksch dü mir 'ne 'піп/ Damit zeigte sie auf ihre Pimpernuß
und wohl oder übel mußte der Förster zuerst seine mißtrauische Frau
abfertigen.
69. Er soll wieder Geschmack
bekommen.1)
Der Förster vom Forsthaus
Schweinspferch hatte einen alten
Jagdhund, welcher nicht mehr recht auf den Schweiß war. Eines
Tages hatte der Förster einen Hasen geschossen und nun nahm er
den Hund zwischen seine Beine und rieb tun dessen Schnauze den
blutigen Hasen. ,Was machst denn du?' fragte die hinzukommende
Ehefrau. ,Ach der Kerl soll wiederum Geschmack bekommen/ er-
klärte der Mann.
Nicht lange darauf, es mochten zwei
oder drei Monate verflossen
sein, da lag der Förster im Schlaf, aber ihm träumte schwer. Immer
schwerer drückte etwas auf ihn, und schier glaubte er ersticken zu
müssen. Plötzlich schreckte er auf, schlaftrunken wie er war, wollte
er sich orientieren, doch ging es kaum. Warm lag etwas Haariges
ihm im Angesicht Beherzt greift der Jäger um sich und hat zwei
Arschbacken in den Händen. ,Zum Himmeldonnerl Gottverdeckel,
was ist denn los/ fluchte er, indem er seine Nase in etwas
Feuchtwarmes
geraten fand. Endlich flog die Person beiseite. ,Ach, Männele/
jammerte das hübsche Jägerweiblein, .verzeih mir doch! Schon zwei
Monat hast du nichts mehr von meim Fötzle wissen wollen. So hab
ich dir deine Nas drein gesteckt und dran gerieben, wie du damals
den Hund am Häsle, damit du wieder Geschmack bekommst?'
70. Verbrannte Schuh.
In Oberhaslach wuschen die Weiber am
Brunnen und ratschten
(plauderten) natürlich endlos und ewig wie lebende Entenärsch.
Plötz-
lich kreischt eine junge rothaarige Frau: Jessas, ich hab d' Schüah
vun
mim Mann am Offe stehen züam Trockne. Wann der am Samstig
heimkummt und am Sunntig d' Stiefel will, schläht er mich tot4
,Ah
dü tauwes Lüder/ meinte eine alte Person, die nur die Furzkachel ge-
nannt wurde, ,do isch noch gut Zittl D' ganze Wuche sin d' Manns-
i) Wahrer Vorgang, der im
Breuschtal allgemein bekannt und erzählt wird.
Deutsche Baueraerzâhlungen.
ЮЗ
litt ja drüsse wit hin te im Wald!
Folg dem, was ich dir noch sage wur/
So ließ sich die rothaarige Frau zwar trösten, aber
nichtsdestoweniger
sah sie dem Sonntag mit einigem Schrecken entgegen. Am Samstag
kam der Mann abgemüdet von der Wochenarbeit heim und legte sich
bald in das Bett Frühzeitig stand am Sonntag die Frau aus dem
Himmelbett auf, machte Feuer und stellte die Schuhe draußen in der
Küche an den Ofen. Mit Wohlgefallen hörte der aufwachende Mann,
wie schafflustig seine Frau war. Ziemlich lärmvoll trat die Frau
her-
nach wieder in die Stube und sprach nicht allzu leise vor sich hin:
,So, jetzt haw ich mich au schun ganz gewäsche. Jetzt will і e
frisch
Hemd anlege, der Charles schloft jo noch.1 Damit ließ sie
alle Hüllen
fallen und stieg auf den am Fußende des Bettes liegenden Bettrand.
Von da aus griff sie nach der über dem Himmelbett befindlichen
Schachtel usw. Der Mann, welcher gut ausgeruht hatte, war erfreut,
daß seine Ehefrau ihn schlafend wähnte. Mit wachsender Lust sah er
den weißen, sauber gewaschenen Körper seines Weibes. Die roten
Haare am Bauchende begannen ihm vor den Augen zu flimmern und
rasch entschlossen erhob sich Charles im Bett und griff nach den
Schenkeln seines Weibchens, welches mit dem Ruf: Jessas, Charles,
ich schäm mich jo vor dir,1 auf das Bett fiel. ,AUez,
Fränzel, dü
brüchsch dich nit ze schamme! Ich bin jo dinere Mann.1
Leise wollte
sich die Nackte noch sträuben, doch der Charles zog sie auf sich,
schlang seine Beine um die Fränzel, daß sie nicht los konnte. End-
lich litt es die Frau, daß sie oben und der Mann von unten stieß.
Mitten in der süßen Arbeit sprang die Frau auf. ,Was isch denn/
meinte der erst halb verzückte Mann. Jessas, dini Stiefel stehn am
Offe und könnte verbrenne.1 ,Loß sie zum Deifel züe
verbrenne1,
tröstete der Mann, welcher sein weißes Weibchen wieder an sich zog,
um seinem vor Erregung rotköpfigen Gesellen Unterschlupf zu ge-
währen. Als er sich ausgetobt hatte, sprang die Frau rasch, nackt
wie sie war, aus dem Bett, fuhr in die Küche und brachte die vor
vier Tagen verbrannten Stiefel herein. ,Do! haw ich's nit g'saiti*
So
zeigte sie die Stiefel und war überglücklich, dem Rate der alten
Furz-
kachel gefolgt zu sein.
71. Was Ist es.
Drei Nonnen stritten sich darum, was denn eigentlich die Männer
am Bäuche hätten. ,S' ist ein Stückchen schwammig, Fleisch/ sagt
die Erste. — ,Nein', sprach die Zweite, ,es ist knorpelig/ — ,Ach
was/
versetzte die Dritte, ,sf ist ein Knochen! So oft ich
solche Knochen
in die Hand bekam, sah ich das Mark herausspritzen*4
104
Deutsche Bauernerzählungen.
72. S' ist doch ein Genuss.
Der Xavier hatte die Florentine,
eines ziemlich reichen Bauern
Tochter, zum ehelichen Weibe bekommen. Alles war schön verlaufen
und die Brautleute lagen im Bett, um das Kätzchen zu fangen. Das
gelang auch; reichen Leuten gelingt ja alles. Da meinte Xavier,
nach-
dem er sich vom ersten Angriff ein wenig verschnaufte: .Florentine,
s' isch doch e Genuß, s'allererstmol züam e frische süfere Maidel ze
schlupfe.' /Tiens, dies het unser Knecht d'zelèmols *) au g'sait/
wischte
es Florentine heraus und so gern sie sich auf den Mund gehauen
hätte, es war geschehen. Nun Xavier war bezahlt, denn woher wußte
er den Genuß abzuschätzen?
73. Schöpfungbericht.
Als Eva erschaffen wurde, glich sie
vollkommen dem Körper nach
ihrem Mann, dem Adam. Wie nun der Teufel das Weib verfuhrt, was
machte er? Er warf ihr zwei Äpfel an die Brust, denn Eva mußte
sich erst überzeugen, daß der Wurf nicht wehe täte, also daß es auch
nichts Verbotenes sei. Siehe da, die Äpfel blieben an Evas Brust
hängen. Adam, der den dritten Apfel halb mitgegessen hatte, bekam
Lust nach den zwei anderen und seit jener Zeit steckt es in der Erb-
sünde, daß die Männer nach den Weiberäpfeln langen. Adam hatte
gerade noch zwei Apfelstücklein übrig, als Gott rief: ,Adam, wo bist
du.1 Adam erschrak und wäre an den Bissen fast erstickt,
aber rasch
nahm er sie aus dem Mund und steckte sie zwischen die Beine. Seit
jener Zeit haben die Mannsbilder Hoden.2)
74. Warum die Zunge begehrlich
ist.
Es saßen mal Holzhacker beieinander
und da ging es bald ans
dreckig erzählen. ,Weißt du, warum die Weiber so geschwätzig sind/
fragte der eine. Man riet hin und her, aber ohne Erfolg. ,Ach',
sagte
der Sprecher, ,sie haben die Hoden in den Brüsten und das schlägt
auf die Zunge/ — ,Ah so', meinte der zweite Holzhacker, jetzt weiß
ich doch auch, warum mein Wadel alleweil aufbegehrt. Dem schlagen
die Hoden darauf! Der Wadel hat's aber schlimmer wie die Zunge.'
— .Warum das?' fragte der erste Holzhacker. ,Eh dummer Kaib!
1) d'zelemols
*■= damals.
2) Diese
und die folgende Schnurre ,Warum die Zunge begehrlich ist1
scheint fast
stadtischen Charakters zu sein. Immerhin ist möglich, daß sich
Anschauungen von Stadt
und Land darin vermischen, wie denn manche elsässische
Bauernerzählung von ehemaligen
französischen Soldaten erst in das Land gebracht worden sein mag.
Deutsche Bauernerzählungen.
105
Weil die Zunge schon im Maul ist,
der Wadel aber die Zunge ist für
das Bauchmaul der Weiber*. — ,Ah, ja du hast recht1,
versetzte der
andere, ,das gleicht sich alles, und das Weib wäre keine Schwatz,
wann
es das En vom Schwanz hätte/1)
75. Wasserfragen.
Zwei Bauernweiber bekamen wegen der
Bodenabwässer Streit
Die eine Partei, durch deren Eigentum seit alten Zeiten die Abwässer
der Beklagten liefen, wollte dies mit einem Mâle nicht mehr leiden.
Schließlich ging man an das Gericht. Der Richter versuchte mit guten
Worten, den Streit zu schlichten, aber trotz all der dringlichen Er-
mahnungen predigte er tauben Ohren. Schließlich fragte er die Wider-
spenstige, ob sie sich denn nicht dazu verstehen könne, das Wasser
in ihren Garten zu richten? ,Niemols, Herr Richter/ versetzte das
Weib, ,myn Wasser läuft jetzt schun funfefuffzig Johr vorne nüß, un
for die kurze Zytt, wü ich noch ze lewe hab, loß ich myn Wasser
nimme hinte nüßlaufe. Dis isch mir ganz unmögli!'2)
76. Der kranke Finger.
Eine kaum zwanzig Jahre alte hübsche
Jungfer, die prächtiges
Holz vorm Haus hatte3), litt an einem Umlauf des
Zeigefingers. Der
Schmerz raubte ihr viele Nächte allen Schlaf. Glücklicherweise be-
gegnete ihr eines Nachmittages der Herr Pfarrer, ein lustiger,
behäbiger,
doch frommer Herr. ,Lenel, wo fehlt's denn, daß mV dich gar nit in
der Wuch in der Kirch g'sieht?' fragte er. Lenel klagte ihr Leid.
.Also Wühwüh han merl Ja, wo denn, wann mer froge derf?' Das
Mädchen schilderte das Weh. — Nachdem der Pfarrer längere Zeit
aufgehorcht hatte, sagte er: ,Lenel, ich wüßte doch noch e Mittel!
Helft es nix, so schad't es doch au nix. S'isch nur e bissei
difficil for
es ze sage/ — ,Sage es numme, Herr Pfarrer, ich hab e so Weh, daß
ich uf dies Difficile weniger geb, als daß myn Weh vergeht1
,Na in
alle Ehre ze sage, dü müsch dene böse Finger unte an de Büch hebe.1
Дп de Büch1, erkundigte sich leise rotwerdend
Lenel. .Versteh mich
recht, unte in d' Scheid 1 Wenn der Finger beständigi Fychtigkeit
und
1) An
der elsässisch-pf&lzischen Grenze gehört.
2) Weitverbreitete
Schnurre. Nach der ,Straßbnrger Bürgerzeitung4 Freitag,
23,
März
1906
Nr.
70, erstes Blatt, hat
diese Schnurre bei einem Prozeß in Bischweiler sogar eine
tatsächliche Wiederbelebung erfahren.
3) Holz
vorm Hüs = dicke Brüste.
іоб
Deutsche Bauernerzählungen
Wärme het. loßt der Schmerz bol
noch/ Das Mädchen schied dankend
und befolgte das Mittel. Noch waren keine vierzehn Tage vergangen,
da war Lenel wieder völlig gesund. Dankerfüllt zog sie mit einem
Korb, gefüllt mit Eiern, Butter und Speck, nach dem ziemlich hoch
gelegenen Pfarrhause. Der Pfarrer hatte gerade sein Mittagschläfchen
gehalten und blickte zum Fenster hinaus, als er unten das Lenel
herauf-
kommen sah. Nun hatte der Pfarrer stets das Bild mit dem prächtigen
Holz vorm Haus vor Augen, so daß es kein Wunder blieb, daß der
Pfarrer gelüstig und wollüstig wurde, als er der strammen Dirne an-
sichtig wurde. Da schoß ihm ein Gedanke durch den Kopf, wie er
es fertig bringen könne, dem Mädel mal unten an den Bauch zu
reichen. Schnell verband er einen Finger so gut er konnte, da die
Pfarrköchin in die Stadt gegangen war. Kaum war er damit fertig
geworden, so schellte auch schon Lenel. Der Pfarrer öffnete und war
erfreut über den Dank. Ja, Lenel, dü bisch geheilt, awer jetzt hab
ich ze lyde.' ,Awer, Herr Pfarrer, Ihr düere mich I Mer
g'sicht's Euch
an, daß er Fiewer han', sprach Lenel, welche die vom
Mittagschläfchen
verursachte Röte des Hauptes als von Fieber herrührend ansah. ,Herr
Pfarrer, ich wott garn helfe, wenn ich Euch gut genü war.' —
herz-
lich gern', ließ sich der Pfarrer ächzend vernehmen. Lenel hob un-
schuldig Röcke und'Hemd empor, so daß dem Pfarrer die Schenkel
gewaltig in die Augen stachen. ,Lenel, dreh dich erum, und stand
ans Fenschter, daß і kein böser Gedanke bekumm', mahnte der Pfarrer,
und Lenel stellte sich an das Fenster und schaute zum Garten hinaus.
Im Nu hob der Pfarrer der kaum zwanzigjährigen Jungfer die Röcke
über den Arsch auf und geriet beim Anblick der gewölbten Arsch-
backen in solche Erregung, daß er jetzt nicht mehr Lenel an den
Bauch greifen wollte, sondern seinen elften Finger kühlen mußte.
Geschwind raffte er seine Soutane auf und fuhr mit seiner Stehwurzel
im
Galopp Lenel zwischen den Arschbacken hinein. ,Nitt do, Herr
Pfarrer,
Ihr sin letz', rief Lenel, aber gleich darnach ,so jetzt sin Ihr
drin. Noch
e bissei witterl Noch e bissei mehl O, Herr Pfarrer, Pfarrer —
Pfaärerl
Wie isch Euer Finger gschwolle, viel meh als mynerl Ah, Herr
Pfarrer, Pfarrer, wittersch nin! D' Materi *) kummt Jessas was
Materi,
teri, teri.'2)
1) Materi
= Eiter.
2) Die
elsässische Fassung dieses allgemeinen Schwankes ist Шг den
Folkloristen
wegen mancher Einzelheit топ Interesse, darum ward die Geschichte
aufgenommen.
Deutsche Bauernerzählungen. iqj
i ) Wisćhel «- Büschel «» viele
Kinder.
2) batabing ein aus dem
Französischen herübergenommener Ausdruck.
3) Furchtbutz.
In dem Ausdruck Butz liegt Bezeichnung einer Schreckgestalt
4) Massik
= ein Mädchen, das nicht gern sich an den Beinen, Brüsten
herumgreifen
läßt; auch ein Pferd, das leicht ausschlägt, heißt man ,massik(.
77. Zu klein.
DV Alber1 isch e»n
armer Mann, awer er het e Wiechel1) King.
Der Albert ist ein aber a
ein Büschel Kinder
Üs lütter Aengschte no mih ze
bekumme, will d'r Alber1 syni Fröi
Aus lauter Angst noch mehr seine
Frau
nimmi veijle. Jetzert isch awer s'
Ernestine e hitzig Wibsmansch
nicht mehr vögeln Jetzt ist aber
gewan un het schtats welle geveijelt
were. ,Na ich sää nit nei', meint
gewesen stets sage
andli dV AlbèrS ,awer і geh an's
hingere Loch.' Güeat s' Ernestine
hintere
isch äui mit ingverschtande. . Wia
awer d*r Alber1 mit synem dicke
einverstanden.
Wurscht in d*r Orsch will, brialt s'
Ernestine: ,Uh Alber1, ich glöib
brüllt Oh glaube
ming Loch isch ze kleen für die
Dicke/ Jo, alleweg', meint d'r Albèi4,
mein klein
,weisch s* vorder Loch isch äui z'
erseht ze kleen gewan/ Nimm doch an,
gewesen.
dü schiß'st brüni Wurscht, wü
zweimol dicker syn as ming wißi Fleisch-
ais meine
wurscht Wann zelli nüs könne, müaß
mini ning/ Un batabing 2) isch sie äui
Wenn jene heraus muß meine
hinein. Und plötzlich
ning gedruckt gewan. (Erzählt in dçr
Gegend von Tränheim Unterelsaß.)
hinein gewesen.
78. Ein Häpperlein.
's Marickel isch wohl erseht vierzeh
un dreiviertel Johr gewan,
Das Mariechen ist wohl zwar nur
erst 14
und */4 Jahr alt gewesen,
awer die roti Hax isch e kaiwe
Lüder. Do z'letscht isch es im Rab-
aber die rothaarige Hexe ist ein
tolles Mädchen. Da zuletzt (neulich) ist es im Reb-
stück gewan for Gras ze schniede.
Slsch schu gege halwer sewe
stück gewesen, um Gras zu
schneiden. Es ist schon gegen halb sieben Uhr
gange un kei Mensch isch meh drüsse
in de Rabstücker gwan.
gegangen und kein ist mehr
draußen in den Rebstücken gewesen.
's Marickel isch zwar kei Ferchtbutz3),
awer wia es so alleinig isch,
Das Mariechen ist zwar kein
Furchtbutz, aber wie es so allein ist,
fangt's an ze singe. Üwer emol kummt
dV Schangi zwische de
fängt es an zu singen. Über
einmal kommt der Johann zwischen den
Steck vere. ,Lüag do 's Marickel/ s'
düert nit lang, un s' Marickel
Rebstöcken hervor. ,Schau da das
Mariechen/ Es dauert nicht lang und da ließ sich M.
loßt si antatsche, denn es isch nit
massik4) ,Dü\ macht uf emol dV
läßt sich anrühren, denn es ist
nicht massik. ,Du(, sprach plötzlich
I08 Deutsche
Bauernerzählungen.
Schangi, ,i hab Bumbum im
Hogsesäckel, lang d'rs nus.' Un fur wohr,
Johann, ,ich habe Bonbons im
Hosensack, hole dir's hinaus. Und wirklich,
der Kaib het Bumbum anglais im linke
Hossesäckel gTiet ,So
der Kerl hatte sauersüßes
Zuckerzeug (eigentl. engl. Bonbons) in der linken Hosentasche. ,So
jetzert reich au in de rechte
Hossesäckel/ Küm het awer 's Marickel
nun lange auch in die rechte
Hosentasche.1 Kaum hat aber das Mariechen
ningereicht, so zuckt's zeruck und
sait: ,0 clü verdammter Söikaibl
hineingelangt, so zuckte es die
Hand zurück und sagt: ,0 du Schweinekerl 1
dü Hüresäckel! Het der Kaib s*
Hossefuetter eweg/ DV Schangi
du Hurensack! Hat der Kerl das
IJosentaschenfutter. Der .Johann
kittert, aß er fascht verknellt Do
meint 's Marickel liesli: ,Ich glöib,
lacht, daß er fast zerspripgt. Da
sprach das Mariechen leise: ,lch glaube,
dü hesch e ganz hooriger Wadel.4
,Wott'sch 'ne lüeje4, sait d'r Schangi,
du hast einen ganz haarigen
Penis. ., Wolltest du ihn sehen*, sagte Johann,
un ohne ze warte, langt er denne
Wadel. — ,Uh, was e МиттеГ,
und zu langt er den
Penis hervor. ,Oh, was für ein Riesenkerl1,
sait 's Marickel, wü sich ganz
verlüejt ,Eh awer der isch jo ganz glatt
sagt das Mariechen, welches
gänzlich verguckt. ,Na aber der ist ja ganz glatt
und blott und i ha doch so viel hoor
g'spürt4 ,Kumm an d' Hecke
und kahl und ich habe doch so
viele Haare gespürt1 .Komm an die Hecken
dert4, sait der Schangi.
Die Zwo sin hingange, for ganz unbelüschtert
dort1, sagt Johann.
Die Zwei sind hingegangen, um unbelauscht
ze sin. Jetzert loßt min Schangi d'
Hosse na und hurt sich an der
zu sein. Jetzt ließ mein Johann
die Hosen hinab und setzte sich an den
Bode, 's Marickel kneijt em zwische
d' Bei und isch ganz verruckt,
Boden. Das Mariechen kniete ihm
zwischen die Beine und ist ganz verrückt,
fir so Ding's ze sehn. ,M'r meint,
s'isch e Häpperle; s'isch doch e bitzi
solche Geschlechtsachen zu sehen.
,Man meint, es ist eine Häpperle; s'ist ein wenig
andersch as bi de kleine Biawle4,
sait's Marickle, und do druff sait dV
anders als bei den kleinen
Bübchen
Schangi: Jo 's isch e Häpperle 1
Bios emol nin, de wursch ebbs
Blase einmal hinein, du wirst
etwas
g'sehn/ Uff dies hin nimmt 's
Marickel de Wurscht ins Müül und will
sehen.
blose. О verklemmil Küm het's
ang'fange ze wurd der Wurscht
Oh! Zum Kuckuck!
lawendig und g'schwillt an. ,UhI Was
isch denn dies? 's Säckle wurd
immer kleiner und die Wurscht immer dicker und styffer.4
Ja, Marickel,
du müasch feschter blose/ Eh bien 's Marickel blost und müaß es
Müül stats höcher und größer mache un uff emol fahrt em ebbes
Nasses in de Rache. 9s Marickel schluckt und
schluckt, awer fangt
demo glich an ze spitze. ,Äh, was isch denn dies?1 — ,Ah,
dies hasch
spucken. Pfui, was ist denn das?
,Ah das hast
dü nin geblose, s'isch
Trumpetwasser.4 — ,Na dies isch awer e ab-
du hinein geblasen, s'ist
Trompetenwasser.1 ,Na das ist aber eine ab-
sunderli Häpperle', sait 's
Marickel. Ja4, macht d'r Schangi, ,gewöhnli
sonderliche Happe1,
sagte das Mariechen. Ja1, lachte der Johann, »gewöhnlich
Deutsche Bauernerzählungen.
IO9
wurd 's Säckel uffgeblose, awer do
bi uns geht der Wind ins Röhrel,
wird das Säckchen autgeblasen,
aber da bei uns geht der Wind in das Röhrchen
und worum? Die zwei Eier im Säckel
sin ze schwar.'
und warum? sind zu schwer.1
Anmerkung. Dieses letztere Stück
spielt in einem Rebstück zwischen dessen erster
und zweiter Bearbeitung. Man holt das in dem Rebgelände sproßende
Gras als Kuhfutter
bei der Stallfütterung. Gewöhnlich wird das mit der Handsichel
abgemähte ,Rebstück*
Grünfutter in ein Tuch eingepackt und ab Kopflast von den Mädchen
und Frauen heim-
getragen.
Schangi ist ein gut beobachteter
Schürzenjäger, der die Mädchen mit Süßigkeiten
an sich zu fesseln weiß.
Häpperle = Huppe, in vorliegendem
Falle wird das Membrum virile + dem Hoden-
sack verglichen mit jenen mißtönenden Lärmblasen, die man auf den
Jahrmärkten kauft
Bläst man in das Holzröhrchen, so bläht sich am anderen Ende die
rote, grüne oder
weiße Luftblase, aus der beim Absetzen des Röhrchens vom Munde ein
schriller, kreischender
Ton entweicht.
Marie steht gerade im Alter, da
die sinnliche Erregung beim weiblichen Geschlecht
am leichtesten für Perversitäten von schamlosen Burschen ausgebeutet
werden kann. —
Die ganze Erzählung, so unsauber sie auch klingt, ist gleichzeitig
ein Stück Aufklärung
für die Bauernmädel, wie sie es nicht machen sollen.
Der Dialekt ist ein Mischmasch
von Unter- und Oberelsässisch, wie sich denn in
der verkehrbewegten modernen Zeit die bisher ziemlich scharf
abgegrenzten Dialekt-
gebiete zu mischen beginnen. Die Knechte dienen bald im Ober-, bald
im Unterelsaß.
Bauerntöchter heiraten über das nächste Dorf hinaus, beim Militär
gleichen sich Dialekt-
verschiedenheiten der einzelnen Landsmannschaften weiter aus.
79. Umsonst.
Schleime war ein armer, doch
grundehrlicher Hausierer, der jung
geheiratet und jung viele Junge (Kinder) bekommen hatte. Wie diese
all mit dem bissei Verdienst ernähren, wo dazu die Frau noch so
hitzig war? ,'s geht nit andersch, і muß den Apothiker froge',
dachte
eines Tages Schleime, als er ins Städtchen auf den Markt gezogen
war. Bon. Er geht hinein und klagte sein Leid. ,Bon', sagt der
Apotheker, ,do laßt sich helfe' und verkaufte ihm ein Gummiüberzügel
fur den ,Weibertrost'. Glückselig kommt Schleime heim und meint:
,Nü, Mamme (Koseform fur Frau), jetzt sollst de habe dei Freid im
Bett an mir un kein Kinderleid mehr.' Wie das die Frau hört, war
sie neugierig wie alle Weiber, und Schleime mußte das Gummimäntele
an und austun, so daß das Zügel über dem Hin- und Herziehen einen
Riß bekam. ,Sixt's (siehst du es), jetzt sitzt's', meinte die Frau
über-
stolz auf ihren Kunstverstand. Am Abend war die Sache im Gang
und die Probe mit dem zerrissenen Gummizeug gefiel der Mamme fast
noch besser als die frühere Übung, weil es jetzt allerlei Reibung
ab-
setzte. Das ging so einige Monate lang bis auf einmal; ,auh weih!'
no
Deutsche Bauernerzlhlungen.
die Mamme wurde uff emol dickspeckig
über 's Bäuchel und kurz und
gut, schwanger. .Deine Natur geht durch die dickste Wand/ jammerte
die Frau. ,Au wei, do helft mir nit emol an Überzügel aus Blech1,
klagte auch Schleime.
80. Schaut nit in meine Karten.
Zu einem bettelarmen Juden kam im
Winter einmal ein aus Ruß-
land geflohener Jude. Der bat über Schabbes bleiben zu dürfen, was
ihm auch verwilligt wurde. Es war kalt und der Jude hatte kein
zweites Bett. ,Nu er kann zu uns ins Bett liegen', sprach die Frau.
Gut! Man ging, um Holz zu sparen, oder weü man kein Feuer machen
wollte, früh zu Bett, und da spielten die drei, damit man keine
andern
dummen Sachen machte, Karten. Auf einmal mußte die Memme auf-
stehen, um zu wässern. Wie sie nun über die Mannsleut kletterte,
blieb das Hemd irgendwie hängen, und plötzlich sah man allerlei
Raritäten. In demselben Augenblick rief aber die Memme, welche
ihre Karten weggelegt hatte: ,Schaut mir nit in meine Karten1.
81. Eine Spinnhudel«
Bärbel war das dickste Weibsmensch
im ganzen Dorf und dabei
erst dreiundzwanzig Jahre. Dieses blonde, kugelrunde, stets lustige
Jüngferlein wäre manchem Burschen mehr wie für eine Nacht lieb im
Bett gewesen. Am meisten hatte der schwarze Leo, ein dreißigjähriger
alter Bursch, Augen auf dieses Weibsmensch geworfen. Eines Mittags
waren die Eltern vom Bärbel l) ins angrenzende Dorf
gegangen, um
bei einer Bodenversteigerung einige Stücke zu steigern. Das hatte
Leo erfahren, und kaum waren die Eltern zeitig fort, da eilte Leo,
als
ob er von nichts wisse, zum Hof, der Bärbels Eltern gehörte. Es war
sehr heiß, als Leo ungesehen zum Hoftor hineintrat Sonderbarerweise
war die Haustür zu und Leo konnte das Mädel nicht überraschen.
Wie er nun so verstohlen ums Haus strich, sah er plötzlich in einem
Zimmer Bärbel, das bis an die Hüften nackt dastand und sich wusch.
Leise drückte da der Bursche im Nebenzimmer das Fenster auf, stieg
in die Stube und stand ungesehen bald hinter dem Mädchen, das sich
feste wusch. Wie nun Bärbel sich vornüberneigt, hob Leo ihr rasch
die Kleider auf. Bärbel kreischte auf und schlug um sich, doch Leo
m
Anmerkung. Ob beide Erzählungen
(Nr. 79, 80)
nicht etwa städtischen Ursprungs
sind, konnte ich nicht ermitteln.
1)
Vom Bärbel, elsässische
Konstruktion.
Deutsche Bauerner Zählungen.
III
nicht minder flink, riß ihr die
Kleider ganz vom Leib und trug das
Mädchen aufs Bett ,Mach mir nix, Leo1, bat Bärbel, als es
den
Burschen wahrnahm. >Ah
woher denn', wehrte Leo und rieb
mit
beiden Händen die schwabbeligen Brüste aneinander Bald waren
beide durch das Fingerin so wollüstig, daß auch Bärbel gelüstig
wurde.
,Mach mer numme ken Kind', bat die kugelrunde Dirn. ,Ah wüher
denni Lüag і nimm a Spinnhudel und die legsch dü salwer uff mine
Wadel, derno bisch de ganz sicher, daß dir nix arriviert1
sprach Leo
und ging eine Spinnhudel (Spinngewebe) holen.1) Bärbel
legte das
Spinngewebe behutsam um Leos Glied und war überzeugt, daß Spinn-
hudeln nicht nur Blutungen, sondern auch die ,Natur' stillen. So
konnte
Leo Bärbel damals profitieren 2) und darnach so häufig,
daß es wunder-
nehmen muß, wie Bärbel nicht eigentlich schwanger wurde. Bärbel
war aber zu dick, und so kam Leo nur auf den Speck, nicht auf die
Wollustnerven.8)
82. Der Lichtstumpen.
An einem nebelreichen Tage war
Treibjagd. Einer der Treiber
mußte nun abseits sitzen, um im Gebüsch seine .große Not' zu ver-
richten. Wie er so dasaß, meinte ein weitstehender Jäger, im Gebüsch
stehe Wild und er drückte los. Mit einem Schrei blitzte der
Scheißende
auf und hielt sich seinen Schwanz. Ein Streifschuß hatte ihm die
Schwanzspitze weggeschlagen. Man eilte zum nächsten Doktor und
ließ ihn verbinden. Über Nacht regnete es und am anderen Morgen
fand ein des Weges kommendes Mädchen die Schwanzspitze vom
Regen ausgewaschen. /Tiens, da hat jemand ein Stück Kerzenlicht
verloren,' sprach es, nahm das Stück mit nach Hause auf seine
Kammer,
zog einen Wollfaden durch und wollte das Licht abends anzünden.
Nun konnte man das Licht absolut nicht zum Brennen bringen, und
ärgerlich warf das Mädchen schließlich den schlechten Talgstumpen
auf die Straße. Dort fand ihn die Schulschwester. Auch diese hob
die Schwanzspitze auf und als Person von großer Sparsamkeit brachte
sie diesen Lichtstumpen in die Kirche, wo der Küster schließlich das
Licht auf einen Altarleuchter steckte. Weil diese Kerze aber gar
nicht brannte, klagte der Pfarrer gegen den sonstigen
Lichtverkäufer.
So erregte die Schwanzspitze auch als Lichtstumpen noch genug
Unruhe.
1) ging
holen, elsässische Konstruktion.
2) profitieren —
cohabitare.
3) Eine
ziemlich verbreitete Ansicht, daß man bei dicken Mädchen keine
Schwanger-
schaft zu befürchten habe, weil die Wollustnerven nicht getroffen
werden.
112
Deutsche Bauernerzahlungen.
83. Im Finale si Stickle.
Dem Josefinchen sein Stückchen.
E natt Büremaidle isch's g'si s'
Finele. Aigle wie Kohle, Backle
Ein nettes Bauernmädel ist
gewesen das Josefinchen. Äuglein wie Kohlen, Bäcklein
wie Äpfel un e Milele wie Kirsche.
Also natt; awer dumm, unschuldig
wie Äpfel und ein Mäulchen wie
Kirschen. Abo nett; aber
wie 'ne Kalwele wu frisch uf d'
Walt' kunnt Wenn m'r em g'sait hatf,
ein Kälbchen, welches eben auf
die Welt kommt Wenn man ihm gesagt hätte,
d' kleine Kinder kumme üs dem
Pfarrhüs, s' hätt's gläuibt Am e
die kleinen Kinder kommen aus dem
Pfarrhaus, es hätte es geglaubt An einem
schene Tag sait si Müetter, as mießt
uf Milhüse in e Platz. S' Finele
schönen Tag sagt seine Mutter, es
müsse nach Mülhausen in eine Dienststelle. Das Josefinchen
isch furtgereist in da Platz als
Kindsmaidle un s' hat em, schint's,
ist fortgereist in den Platz ab
Kindermädchen und es hat ihm, scheint es,
rächt güet g'falle. Jetz awer e paar
Monet druf kunnt mi Finele
recht gut gefallen. Jetzt aber
ein paar Monate darnach kommt mein
wieder heim. Awer wie! In dane paar
Monet müeßt's famos viel
Aber wie? In den paar Monaten muß
es überaus
Spack g'asse ha, denn e Bichle hat's
g'macht, wie 'ne kleiner Rentier,
Speck gegessen haben, denn ein
Bäuchlein hat es gemacht, wie ein kleiner
so ass em d'r Rock vorne e halwer
Meter z' kurz g'si isch. ,0 Jessas
so daß ihm der Rock ein
halber zu gewesen ist ,0 Jesus
Maria', hat d' Müetter g'schräuie,
,was isch mit dir arrewiert? Wie
Maria1, hat die Mutter
geschrien, was ist mit dir geschehen? Wie
kunnsch dü mir heim?' S' Finele
anstatt e Antwort z' gah, hat an-
kommst du s' zu geben, hat an-
fange grine wie 'ne Schloßhund. ,Wer isch daWackes, da
Verfiehrer?1 —
gefangen zu greinen ,Wer
ist der Kerl, der Verführer?* —
,Ich weiß es nit', sagt's Finele. ,E
Herrgottninevierzig1, hat d' Müetter
,Ei Herr Gott! NeunundvierzigS
hat die Mutter
g'spetakelt, wer sett's drno wisse.'
— s' Finele hat noch ärger gliile.
spektakelt, wer sollte es darnach
wissen. — geheult
»Zeig1, macht d' Müetter,
,verzehl m'r die G'schichte/ — ,Eh ich —
,Zeig an', sagt die Mutter,
.erzähle mir die ganze Sache/ — ,Ei ich —
weiß nit' — ,Bisch allewil allei
g'schlofe?' Ja allewil! — Nur e einzig
weiß nichts.' — ,Bist du stets
allein geschlafen?1 Ja stets! ein
Mol nit. Ich bin schu im Bett glage,
un ha g'schlofe, do kunnt uf
Mal Ich lag schon im Bett, und
habe geschlafen, da kommt auf
eimol ebber nawe mich ku schlupfe.
Ich bin z erseht ganz verschrocke,
einmal jemand neben mich zu
schlüpfeq, zuerst erschrocken,
denn s' isch so finschter g'si. Awer
die Person hat g'sait, ich brüchtigt
denn es ist so finster gewesen.
Aber gesagt, brauchte
kä Angscht ha, se wott m'r nit weh
mache. Un s' isch wohr, se hat
keine Angst zu haben, sie wolle
mir Und s' ist wahr, sie hat
Diese Schnurre brachte auch ,D'r
Himéri' Nr. 98,
Samstag,
19.
XI. 1904.
Das
humoristische derbe Wochenblättchen ist im Frühjahr
1906
wegen der geringen Zahl von
Lesern, denen der Dialekt oberebässischer (Sundgauer) Mundart
geläufig war, eingegangen.
Als Fundgrube für die Folkloristik ist der Himer! топ höchster
Bedeutung.
Deutsche Bauernerzählungen.
m'r o nit weh g'macht/ Ja isch's o e
Wibsbild g'si oder gar e Manns-
шіг auch nicht weh gemacht1
Ja ist es auch ein gewesen ein Manns-
karle?* ,Eh ich ha 's jo nit kenne
wisse, ar hat jo kä Bart ha. Awer
kerl?1 ,Ei ich habe es
ja nicht können wissen, er hat ja keinen Bart gehabt Aber
z' morge, wu m'r ufg'stande sin, han
і wohl g'sah, ass es e Mann isch/ —
zum Morgen, wo wir aufgestanden
sind, habe ich wohl gesehen, daß es ein ist —
Ja, an was hasch s g sah?' ,Eh
Müetter, sin ihr denn so dumm! I
an was hast du es gesehen?' ,Ei
Mutter, seid ihr Ich
hätt jo miesse blind si, ar hat jo
sine Hose aglegt Un d' Wiwer
hätte ja müssen blind sein, er
hat ja seine Hosen angelegt (angezogen). Und die Weiber
trage doch kä Mannerhose.
tragen doch keine Männerhosen.
84. Michel mit dem Schmalz.
D'r Michel isch Kütschner by 'me Doktor. Myn Michel het jetzt
Der Michel ist Kutscher bei einem
Doktor. Mein hat jetzt
schun e Zitt lang moläschtes mit sym
Wadel, denn alle byzitte steht
schon eine Zeitlang Beschwerden
seinem Penis, denn alle Augenblicke
im der Kaib. Andli geht 'r züam
Patron un kläuijt im die Sach.
ihm Kerl. Endlich geht er
zum Herrn und klagt ihm Sache.
,S' macht nix, schmier d'r's mit
Schmalz4, saijt d'r Patron. GüetI D'r
,Es macht nichts, schmiere dir es sagt
der Herr. Gut Der
Michel geht jed'smol, wann im d'r
Wadel steht, in d' Küche un heischt
Michel jedesmal, wann ihm
der Penis die Küche und fordert
vu der Caroline e bitzi Schmalz.
Diss isch so e paar Dür gange,
von ein bischen Dies
ist so einige paar Touren (=== etlichemal)
awer andli fercht s' Caroline, d'r
Schmalzhafe kennt rein vum Michel
aber endlich fürchtet das
Caroline, der könnte allein vom
üssgebrücht were un so geht s' es
d'r Madame kläuije. .Köche1, sait
ausgebraucht und so geht
sie es der klagen. ,Köchin*, sage
d' zelli, ,ja was macht d'r Michel
denn mit dem Schmalz?' — ,Ich bin
die, Ja ,Ich bin
'm nochg'schliche, er geht uf sin
Kammer, läijt sich ufs Bett un juckt,
ihm nachgeschlichen, er auf
seine legt auf das
awer sunscht kann і nix dur s1
Schlisseloch erlüschtere.' — ,Na, wann
aber sonst nichts durch
das Schlüsselloch erlüstern (erblicken).
'r widder Schmalz verlangt, gen 'm,
awer riafe mi glych', saijt d' Madame.
er wiederum gebet ihm,
aber rufet mich gleich1, sagt die Madam.
S' währt nit lang un schun kummt d'r
Michel widder. »Caroline, lang
Es dauert nicht lange und schon
kommt * der wieder. ,Caroline, gib
m'r e bitzi Schmalz, і brüch's
notwandi', jomert d'r arm Trüeli un
mir ein wenig ich brauche
es notwendig1, jammert der arme Tropf und
wajer gitt 'm s' Caroline glych e
Portion. Küm isch d'r Kütschner
wirklich gibt ihm das gleich
eine Portion. Kaum ist der Kutscher
züa d'r Küche nüs, so läujft s'
Caroline züa d'r Madame. Die isch 'em
zu der Küche hinaus, läuft zu
der Die ist dem
Michel uf em Füaß noch un find dene
Burscht, wie er sich im Bett
auf dem Fuß nach findet den
Burschen
Krauss, Anthropophyteia. Ш. 8
НА Deutsche
Bauernerzählungen.
d'r Wadel schmiert ,Michel, was isch
mit eich1, fröijt d' Madame ganz
den ist euch1,
fragt die sehr
anmutig. Do het 'ere d'r Michel sin
Leid gekläuijt ,Nit hyle, Michel',
angelegentlich. Da hat ihr der sein geklagt
.Nicht heulen,
tröschtet d' Madame dene arme Kaib
un sait: ,s' kann noch alles guet
tröstet die Madam diesen armen
Kerl und sagt: ,es gut
were. Lohn mich e mol die Sach
ansähn.' Üwer dem reicht d' Madame
werden. Laßt einmal Sache
ansehen/ Darüber greift die
em Michel an de Wadel un stricht
ganz liesli, derno blost sie au derzüe
dem an den Penis strich
leise sanft, darnach bläst sie auch darüber
un meint: ,Wie macht's, Michel?* —
,0 diss isch lind! So bekumm і
und meint: ,Wie macht das, ,0
dies ist lind! bekomme ich
e bitzi Rüej/ Un do druf hin macht
d'r Michel d' Aue e bissei züa.
ein wenig Ruhe/ Und darauf der die
Augen ein bischen zu.
Do hebt d' Madame d' Röck uf, blitzt
ufs Bett un stoßt denne fuehricht
Da hebt die ihre Kleider
auf, springt auf das und stößt den furchtbar
starke Wadel in ihr Löchel, wu schun
lang so Dings g'süacht het, um
das schon lange solch gesucht
hat, um
die innerli Hitz ze vertriewe, denn
d'r Mann, d'r Herr Doktor, isch
innerliche zu vertreiben, der der ist
kalt vun Geblüat g'sin. Enfin d'
Madame het denne stiffe Wadel mit
kalt von Natur gewesen. Endlich
u. kurz u. gut die Madame hat diesen steifen
ihrer eijeni Fotz geriewe, un so
isch 's em Michel doch bal besser
eigenen gerieben, und so
ist es dem bald
worre. Er het si vielmols bedankt,
daß d' Madame eijefotzig ihne in
geworden. hat sich die eigen- ihn
in
d' Kur g'numme het ,Brüche m'r gar
nit ze danke', sait d' Madame,
die Kur genommen hat. «Braucht
mir nicht zu danken1, sagte die
,s'isch eifach 'ne Werk
chrischtlicher Nachschteliab g'sin, un du reste,
,es ist einfach ein Nächstenliebe
gewesen und [du reste (französisch)],
wann er widder ebbes so brüche, will
i garn hälfe.' — Ja, Madame',
wenn ihr wieder etwas derartiges
braucht, will ich gerne helfen/
meint do d'r Michel, ,ihr han mine
herte Wadel wieder weich gebrocht,
da der ,ihr habt meinen
harten gebracht,
wotte —n— Ihr nit so gut sin un au e
bitzi warte?' Uf diß hin geht
wolltet — Ihr nicht so gut sein
und auch ein bischen warten?1 Auf dies hin geht
d'r Michel un langt üß sym Kaschte e
Paar alti herti Stieffei.
der Michel und holt aus seinem
Kleiderkasten ein alte lederharte Stiefel.
,Wotte —n— Ihr mir die nit au mit
Eierem Dings weich riewe?4
,Wplltet Ihr mir diese
nicht auch mit Eurem Dings weich reiben?1
85. Ich habe schon lange nichts
gesehen.
Zwei Mädchen gingen in die Stadt, um
zu dienen. Jedes bekam
den gleichen Lohn und beide gaben ihn redlich an ihre Eltern ab. Das
eine Mädchen hatte jedesmal, wenn es mit der Freundin zusammen-
traf, ein neues Kleid, einen neuen Hut oder sonst ein neues Stück
an.
,Saa emol,' bat da die mißmutig werdende andere Maid, ,wia kummsch
,Sag einmal1, ,wie
kommst
Deutsche Bauernerzählungen.
"5
dü züa sonige Kleider?' — ,Ei dü
müasch mit de Büawe hinters Dor
du zu solchen Kleidern?1
— ,Ei du mußt mit den Burschen hinter das Tor
gehen.4 So ging also die
Belehrte mit den Burschen wiederholt hinter
das Tor, aber sie verdiente dabei kein Kleid. Bei Rücksprache mit
der Freundin meinte sie: Jch bin schun e paarmol hinterm Dor g'sin,
hab* awer nix bikumme/ — ,Ei dü müasch die Büawe au e bissei an
din Brunzloch reiche Ion/ — Güat, se het sie dran gelon und wurd
lassen.
heidebitsch (im Umsehen) schwanger.
So kläuijt sie 's em ander,
So klagt sie es der anderen,
doch d' zell sait: ,Dummer Daifel',
haw і dir nit g'sait, ,wie er d' Aüije
doch jene sagt: .Dummer Teufel1,
habe ich dir nicht gesagt, sowie er die Augen
verdräijt, müasch ne eweg stoße?* —
Ja, wie er d' Aüije verdraijt het,
verdreht, mußt du ihn hinweg
stoßen?1 — Ja, wie er die Augen verdreht hat,
haw і schun lang nix meh g'sahn/1)
habe ich schon lange nichts mehr
gesehen.1
86. Brüchsch dich au noch ze
verstecke,
E propper Maidele isch am Meßti uf de Tanzplatz gange un
Ein sauberes Mädel ist am
Kirchweihfest auf den gegangen und
het sich mit de Büwe bitzt z' Morjes
am viere rumgetriewe. Wil У
hat sich den Buben bis zum
Morgen um vier Uhr umhergetrieben. Weil es
awer het am halwer fiinfe müan in de
Stall gehn melke, het 's eifach
aber hat um halber fünf Uhr
müssen in den um zu melken, hat es einfach
d' Kleider üston. Jetzt het's
g'schpiart, aß es Hem ganz naß vorne
die Kleider ausgetan. Jetzt hat
es gespürt, das Hemd
gsi isch. So het's denn au s' Hern
schanschiert Blott het's sich's im
gewesen ist. So hat es denn auch
das Hemd gewechselt Nackt hat es sich
kleine Spiajel betracht, un derno
b^ckt es sich un will au sin Schlüderle
Spiegel betrachtet, und dann
bückt und auch seine Vagina
zwische de Bein e bitzi betrachte.
Do awer iwer em bücke isch diß
bischen betrachten. Da aber über
dem Bücken ist dies
Schlüderle natirli geje hinte
zwische de Bein verschwunde. ,Brüchsch
Schleuderchen (Vagina) natürlich
gegen hinten .Brauchst
dich äu noch ze verschtecke', meint
do diß Maidele züam Schlüderle.
auch zu verstecken1, da
das Mädel zu dem Schleuderchen.
>Dir wurd der Meßti gedenke bitzt am
Morjes am Vier/2)
«Dir wird das Kirchweihfest
gedenken bis am Morgen um vier Uhr.1
87. Probates Mittel.
Der alte Mathieu von Urmatt im
Breuschtal lag schwer krank dar-
nieder, und der Arzt hatte ihn bereits aufgegeben. In der Angst
suchte man noch allerlei kundige Leute und eine alte Frau sagte,
1) Vorderes
Breuschtal Die Schnurre wird auch von Mädchen erzählt
2) Aus
dem Breuschtalort Greßweiler (Unterelsaß).
8*
пб
Deutsche Bauernerzählungen.
Mathieu müsse Urin von sich trinken,
um die Hitze innerlich durch
den Urin wegzutreiben.1) ,Hör emol1, meinte
Mathieus Frau, ,diß kann
doch absolut nit güet mache! Krank bisch de und din Wasser isch
au verhitzt, dunkel und dick! Dü bekummsch de Verrecker (Tod) ganz
an de Hals! Weisch dü was? Trink dü vu mim Wasser! I bin, Gott
Weißt du was?
Low e Dank, ewe g'sund. Min Wasser
isch klor und prowiere kannsch
es immer/ — Jo denn', sait d'r Mathieu, wü2) liawer
g'sund isch als
krank. So nimmt denn d' Frau У Potschamberle un brüst enin.
Nachttopf braust hinein.
Wia 's awer d' Wiebslitt han, loßt
sie iwwer —m— Brüse e g'sun-
Wie es aber die Weibsleut haben,
läßt über dem Brausen einen tüchtigen
dar ziehen. ,Aeh fi Daifel4,
jommert jetzert d'r Mathieu, ,ich soll dyni
Crepitus. ,Ach pfui
Teufel',
Brunz trinke, un jetzert schißsch dü
mir gläuw і au no drin!4 ,A
scheißest ,Ach
bah! Wüher? I blos jo numme d'r
Schüm3) eweg/
was! Woher? Ich blase ja nur den
Schaum hinweg.1
88- Gewonnene Wette.
(Dialekt aus der Gegend von
Straßburg.)
E luschtige Farceur het emol kaan
Silwergröschel meh im
Ein lustiger Witzemacher hat
einmal kein Silbergroschen (= 10
Pf. in Nickel) mehr im
Hossesack g'het. Wie —n— er so uf
der Stroß furtwalzt, gsicht er
Hosen gehabt. Wie er so
auf sieht er
e Büa, wü grad schisse will.
,Männel', riaft 'm d'r Farceur züa, /wart
einen Buben, welcher eben will.
»Männchen*, ruft ihm der züa, ,wart
e bissei un schiß dü mir in myni
Hosse/ Afä 's Biawel isch ver-
und du in meine Enfin
das Bübchen ist
wundert g'sin, awer het dem Typ
synere Wunsch erfillt D'r Farceur
gewesen, aber hat seinen erfüllt
Der
zieht d' Hosse 'na' un loßt sich
drin schisse. ,So, Männel, jetzert kumm
hinab und läßt darein jetzt
komm
dü nure mit, wann de in ere halwe
Stund e Fünflivres-Stickel verdiane
du nur wenn du einer
halben ein Fünffranken-Stück verdienen
witt1 Bref, beidi walzen
ab un kehre im e fine Gaschthof in. Do han
willst.1 Kurz, beide und
kehren in einem feinen
e Paar Herre g'sesse, wü güeti
Mümpfele gepickt han. Nit fuel hocke
welche gute Speisen aufgepickt =
gegessen haben. Nicht faul setzen
1) Die
Verwendung von Menschenurin zu Heilzwecken ist nach den im Volk
geltenden
Ansichten durchaus statthaft und auch wertvoll. Frischer Menschenkot
wird als Schutz-
mittel den Säuglingen manchmal auf die Brustdrüse gebunden, damit
kein Schreckgespenst
daran sauge.
2) D'r
Mathieu wü liawer — der Mathieu wo [(in der Bedeutung) welcher]
lieber.
3) Die
Anwendung des Nominativs statt des Akkusativs im Dialekt bitten wir
als
eine Dialekteigentümlichkeit zu beachten.
Deutsche Bauernerzählungen. 117
sich die Zwei derzüa, un d'r Farceur
b'stellt e guets Winokele. Küm
dazu ein gutes Weinchen.
isch diß Fläschel gepackelt g'sin,
so will d'r Farceur noch aans pfetze.
ausgetrunken gewesen, eines
leeren.
Iwwer dem verbreit sich awer in d'r
Stubb e hirnwüeti G'schmäckel.
hirnwütig (= entsetzliches)
Geschmäcklein.
,Allons', maant aaner vun denne
Herre, ,do mifzt 's nit üweL Nom
meint einer von den Herren, ,da
stinkt es wirklich stark.
de Noml Cré bougre, diß halt kaan
Deihenker üß/ D'r Wirt kunnt
Sacré bougre, kein Teufel
aus.1
an de Tisch un fahrt au mit der Hand
an d' Nas: ,0 matin, excusez,
auch ,0 matin (etwa = alle
Wetter)
diß heißt mer schu nimm schön', un
er macht sich an de Farceur;
man schon nicht mehr schön1,
und eilt
,Dites citoyen, mache, daß er
furtkumme/ ,Ich?' maant verwundert
,Sagt Gefahrte, macht, daß ihr
fortkommt.4 meint
d'r Farceur, ,worum/ — ,Worum? Isch
denn diß au — n— Art mit ver-
,warum(. Ist
denn das auch eine mit
schisseni Hosse doher ze kumme?1
— ,Excusez, ich hab nit in d' Hosse
daher »Entschuldiget, ich
g'schisse/ — Allez I Halte 's
Müel züam Deihenker, s' kummt jo durch
Haltet das Maul zum Teufel, es
kommt ja
d' Hosse/ ,Ich hab nit in d' Hosse
g'schisse', b'haupt der Farceur.
Mantenire doch so Dings nitf, riaft d'r Wirt un alli Gäscht briale
iwwer
(Maintenue) = aufrecht erhalten brüllen
über
so e verlöjene Typ, ,1 wett
um 50
Livres, ich hab nit in d' Hosse
solch einen verlogenen Kerl.
g'schisse und säüije 's jetzt nit
noch emol', b'haupt d'r Farceur. Afä
saget es jetzt nicht noch Enfin
alli han die Wett ang'numme. D'r
Wirt will e bissei dem Farceur
haben Wette angenommen.
syni Hosse nabzeije, do awer steht
d'r Farceur uff, wend sich züam
seine hinabziehen, da auf,
wendet
Biawel un saat: ,Männel, wer het mir
in d' Hosse g'schisse?' — ,Ich
bin's g'sin', saat d'r Büa. Do hets verstund Gsiechter gen, awer wie
bin es gewesen, sagt der Da
hat es erstaunte Gesichter gegeben, aber wie
d'r Farceur die Sach verzählt, han
alli g'lacht un die verlöre Wett
der die haben
bezahlt
89. Einig.
(Unterelsässisch.)
E Witwiwele hätt gern d'r Knecht
geb'halte, wil er süfer un e
Eine Witfrau hätte gern den behalten,
weil er sauber und ein
famos strammer Burscht g'si isch.
Jetz d'r Bursch het waije — n— m
tüchtiger Bursche gewesen
ist Jetzt der hat wegen dem
Lohn nit welle bliewe. D'r Knecht
het welle im Lohn gebessert sin
nicht wollen bleiben. Der Knecht
hat wollen im Lohn besser gestellt werden
Ii8
Deutsche Banernerz&hlungen.
un zudem drei Paar Hosse un vier
Hembder im Johr. Lang sin se
und außerdem Hosen und Hemden Jahr.
Lange sind sie
nit eini wore. D'r Knecht sait: ,Afa
і geh üs em Platz.1 So han se
nicht einig geworden. Der Knecht
sagt: ,Enfin ich verlasse den Dienstplatz. So haben sie
allezween noch e Wil gedischpetiert
un andli meint d' Madame: ,Ich
allezwei noch eine Weile
disputiert und endlich die Madame: »Ich
gibb i jetz sechs Hemder züam Lohn,
wam 'r mit de Hosse 'nabgehn.
gebe euch jetzt Hemden zu dem
Lohn, wann ihr mit der Hosenforderung hinuntergeht
,Eh mit Fraide', sait d'r Knecht un
streift d' Hosse, wün 'r angha het
,Eh nun mit Freuden1,
sagt der und streift die Hosen, welche er angehabt hat
nunter. ,So4, meint d'r
Knecht, jetzt gehn mit d'm Hembd awer au
hinunter. ,Soł, der Jetzt
geht mit dem Hemd aber auch
in d' Höh, aß es e Sach isch.1
Uf d' zell hin, isch d' Madame numme
in die Höhe, daß es angemessen
ist Auf dieses hin, ist die Madame nur
mit einem Hembd in d' Höh gange,
awer bi kurzer Zitt sin die zwei
mit die Höhe gegangen,
aber bei Zeit sind die zwei
eini wore. So isch mit eim Hembd, wü
in d' Höh gange isch un eim
einig geworden. So ist einem
Hemd, welches in die Höhe gegangen ist und einem
Paar Hosse, wü m'r abgelon het,
Friedde worre, un nit lang het d' Madame
Paar Hosen, welche man abließ,
Friede geworden, und nicht lang hat die Madame
an dem Knecht e güeter Kütschner
g'het
an diesem einen guten
Kutscher gehabt
90. Küehßade.
E Buer isch in der Stadt inglade
gewen, do het's bim Asse Binetsch
Ein Bauer ist eingeladen
gewesen, da hat's beim Essen Spinat
mit Eier druf gen. D'r Buer het
fascht kotze müan, wü er diß Dings
darauf gegeben. Der Bauer hat
fast brechen müssen, ab er dieses Zeug
gasse het, denn er isch's nit
gewohnt g'sin. ,Eich krizverhagelt Chores
gegessen hatte, er ist es nicht
gewohnt gewesen. ,Euch kreuzverhageltes Chor
verwitsch і au1, sait d'r
Buer un ladt die G'sellschaft zu sich ufs Land.
erwische ich auch', sagte der
Bauer und ladet aufe
Do het's under anderem au Binetsch
gen. Awer alli han dummi
Da hat's unter auch Spinat
gegeben. Aber alle haben
G'sichter g'macht un kotze müan. Do
het d'r Buer g'lacht: ,Hawi il
Gesichter gemacht und sich
brechen müssen. Da hat der Bauer gelacht: ,Habe ich euchl
Z'letzt (= neulich) han ihr mich
dran gebrocht, jetzt kenne er d' Küeh-
Zuletzt habet mich daran die
Küh-
flade absitt las/ JCüehflade1,
briale do alle, un fange grieserlich noch
flade abseits lassen/ ,Kuhdreck(,
brüllen da alle, und fangen grauenhaft noch-
e mol ze gerwe an. (Der Bauer hatte
den Spinat als Kuhdreck an-
mals zu gerben (— erbrechen) an.
gesehen und setzte also seinen
Gästen ebenfalls Kuhexkremente vor.)
91. Stets parat.
(Oberelsassisch.)
Zwei Geischtlige, wu spaziere go,
g'sahn e Fräui am Wag stehn
Zwei Geistliche, welche gehen,
sehen eine Frau Wege stehen
Deutsche Bauernerzählungen. цд
un battait ,Güete Fraui, treschte
eich, lüega, Kindersage isch Gottes-
und welche bettelt ,Gute Frau,
tröstet euch, luget (= schauet), Kindersegen ist Gottes-
sage', meint der eint, un der ander
frogt: ,Was macht eier Mann?'
segen, meinte der eine, und der
andere fragt: ,Was macht euer Mann?*
— ,Ich bi nit g'hirote
(verheiratet), Do dewert der Pfarrer: ,Was nit
— ,Ich bin nicht
geheiratet Da tobt »Was nicht
g'hirote? So fne
Lüederlawe fiehre ihr? Awer sahn er, Gott isch
verheiratet? So ein Luderleben
führet ihr? Aber seht ihr, Gott ist
g'racht Die viele Kinder, das isch e
Strof Gottes.1
gerecht Die vielen Kinder, das
ist eine Strafe Gottes/
92. Güet getuscht.
Gut getauscht
(Oberelsässisch.)
Em e Pfarrer isch e Küeh un d' Magd
kurz noch enand g'storwe.
[In] einem Pfarrer ist eine Kuh
und die Magd nacheinander gestorben.
Jetz hätt er jo boll e andere Küeh
g'ha, denn ar hat in sine liewe
Jetzt hat er ja bald eine andere
Kuh gehabt, denn er hat seinen lieben
Pfarrkinder vo jehar allewil warm an
s' Harz g'legt, aß se ihre Wohl-
Pfarrkindern von jeher alleweil warm an das Herz gelegt, daß sie
ihren
stand nur im liewe Gott z' verdanke
han un aß es wage dam nur
nur dem lieben zu
verdanken haben und daß es wegen dem
rächt un billig isch, wann se im
Herr Pfarrer in dam wu ene bim
recht und billig ist, wenn sie
dem Herrn jenem, welcher ihnen beim
liewe Gott e güet Wort ilegt, ebbis
vo ihrem Iwerfluß lehn züe-
lieben ein gutes einlegt,
etwas von ihrem Oberfluß lassen zu-
kumme. Also kurz g'sait, Gald isch
do g'si Awer das Gald hat 'ne
kommen. Also gesagt, Geld
ist da gewesen. Aber das Geld ihn
'dürt Ganz grauisam 'dürt
gedauert grausam gedauert
Am e schene Tag kunnt s' Ammereile,
e Wittwiwele vo ebbene
An einem schönen kommt das
Annemariechen, ein Wittfrauchen von etwa
drißig Johr ku bichte. Wu se fertig
g'si isch mit ihre Sinde — un se
Jahr, zu beichten. Wo sie gewesen
ist ihren Sünden — und sie
hat nit wenig g*ha, b'sunders im
sechste Gebot, d'r Pfarrer hat ganz
nicht wenig gehabt, besonders der
g'schwitzt vor Ufregung, hat se ne
g'frogt, eb se nit kennt bi ihm
geschwitzt Aufregung, hat
sie ihn gefragt, ob sie nicht könnte bei ihm
Magd ware.
werden.
Ja Ammereile*, sait d'r Pfarrer,
,das isch jo scho rächt, un і hat
Ja sagt der ist ja
schon recht, und ich hätte
o nit izwande gege di, awer
sieh'sch, dü bisch halt do e rächte
auch nichts einzuwenden gegen
dich, aber siehst, du bist halt doch eine rechte
Sündere, un in mim Hüs derftigt ich
eigentlig so 'ne Person nit uf-
Sünderin, und in meinem Haus
dürfte ich eigentlich so eine nicht auf-
namme, das kasch d'r wohl danke.
Awer d'r liab Gott hat m'r e Ge-
nehmen, kannst du dir denken. Aber der liebe mir
einen Ge-
120
Deutsche Bauernerzählungen
danke igah. De waisch, aß mV mi Küeh
g'storwe isch. E bäh, wenn
danken eingegeben. Du weißt, daß
mir meine Kuh gestorben ist Eh bienl wenn
de mV e Küeh mitbringsch als Büeß,
so kasch bi mV itrate/ — ,Iver-
du mir eine Kuh mitbringst Buße,
so kannst du bei mir eintreten.* — ,Ein-
stande! I will's e so mache!' sait
's Ammereile.
verstanden. Ich will es so machen
I* sagt das
E paar Tag druf kunnt 's Ammereile
mit ere Küeh, das isch eine
Ein paar Tage darauf kommt das mit
einer Kuh, das ist eine
g'si, wu wohrschinlig scho bim Noe
sinere Gand kä Liebhawer meh
gewesen, welche wahrscheinlich
schon beim Noë seiner Versteigerung keinen Liebhaber mehr
g'funde hat D' Rippe sin ere vom Lib
g'stande, aß m'r g'meit hat,
gefunden hat Die Rippen sind ihr Leib
gestanden, daß man* gemeint hat,
se heig Faßreif g'frasse, un e
Uetter hat se g'ha wie ne laarer Tüwak-
sie habe Faßreif gefressen und
ein Euter sie gehabt wie einen leeren Tabak»
sack. Trotzdam hat d'r Pfarrer die
zwei neie Hüsgenosse agnumme.
beutel. Trotzdem der
Pfarrer zwei neuen Hausgenossen angenommen.
DV erschte Owe no em z' Nachtasse,
do hat mi Ammereile miesse
Den ersten Abend nach dem zu
Nachtessen, da mein müssen
zum Herr Pfarrer hocke, un wahrend
aß er si Kaffee trunke hat1),
sitzen, und während daß er seinen getrunken
fangt er a, im Ammereile so um
Taille un am Corset ume z'griffe.
fängt an, dem so um die und
am Mieder herumzugreifen.
Natirlig hat sich 's Ammereile halt
miesse verwundern. Danke doch
Natürlich das müssen
verwundern. Denket
so 'ne heiliger Mann.
solch einen heiligen
Ja Ammereile1, hat der
Pfarrer g'sait, ,ich ha vorhar e — n— alte
gesagt, »ich habe vorher eine
Magd, awer d'rfir e junge Küeh g'ha,
an dare isch e bitzi mehr z'
aber dafür eine junge Kuh gehebt,
an dieser ist ein wenig zu
griffe g'si aß an dinere. Jetz hasch
mir e-n alte Küeh brocht, wu m'r
greifen gewesen, als an deiner. hast
du mir eine Kuh gebracht, wo man
sich d' Finger blessiert, we mV will
lüege eb se feist isch, d'rfir bisch
die Finger wenn man
schauen ob sie fett ist, dafür bist
awer dü um so besser g'muntiert!'2)
's Ammereile hat nit meh g'sait
aber du gemontiert!4
Das nichts mehr gesagt
Glich druf sin se in's Bett Awer d'r
andere Morge bringt se — n— em
Gleich darauf sind sie in das Aber
den anderen sie ihm den
d'r Kaffee, un lacht halt wie ne
Schelm. ,Wurum lachsch, Ammereile?1
den und lacht wie
ein Schelm. ,Warum lachst du
's Ammereile sait nit, awer fiehrt
d'r Pfarrer in d'r Stall. Dert steht,
sagt nichts, aber führt den den
Stall. Dort
o Wunder, e prachtige süfere
Milchküeh abunde, wu e Handler erseht
eine prächtige saubere angebunden,
welche ein Händler erst
1) Kaffee
mit Milch und Brot darein gebrockt ist ein beliebtes Abendessen der
an-
spruchslosen Bevölkerung.
2) G'montiert
sein wird von vollbusigen, starkhüftigen, korpulenten
Frauenspersonen
gesagt.
I
Deutsche Bauernerzlhlungen. j2i
93. Wunder.
Zwei ältere Eheleute wurden wegen
der ehelichen Pflichten nicht
recht einig. Die Frau sagte stets: ,Ich hab der Schwanz nit in mir'.
Der Mann dagegen behauptete: ,Un ich hab 'ne drinne so wit as
es geht1 Die Streitigkeiten kamen fast alle Wochen vor.
Endlich
rief man'mal die Magd herbei ,Zaij, Augüstinel, kummt sie doherl
Bring
,Zeige, komme sie daher 1
Bringe
sie 's Liecht her un jügier
(gesprochen: schüschier) sie1. Das Mäd-
das Licht und urteile sie.1
chen brachte das Licht, leuchtete
und betrachtete, nicht ohne warm
zu werden, wie ihr Herr auf der nackten Madame lag. ,Haw і e
,Habe ich ein
Stickel Fleisch vu myne Mann in
mir?' — ,0 doch, Madame, ihr han
Stückchen von meinem in
mir?4 ihr habet
jo zwei drinne! Eins
guckt enin
un 's ander guckt
erüs.' (Erzählt in
ja darin. Eines schaut
hinein und das andere schaut heraus/
Urmatt)
94. Auskunft.
In Barr klagte einer seinem Freunde:
Jetzert haw i schu 5 Mai-
dele ! S' isch mer vergunntl), e Junger fertig ze bringe.1
— ,0 diß isch
doch nit schwer', versetzte der Freund. — ,1 hab's schun uf alli
Arte
versucht Es *) isch uff mir geläije, ich hab's 'm vu hinte gemacht,
ich
gelegen, ich habe es ihm («= der
Frau) von
bin rühwig gebliewe un es het
gejuckelt3) Afin 's will mer nit ge-
ruhig geblieben
linge.' — ,Na ich will d'r e Mittel
- angebn. Jetzert gehsch mit dinere
Fräu uf e scheen Suntivergniaje. Dü derfsch d'r Fräu nix abschla.
auf ein schönes
Sonntagsvergnügen. abschlagen.
Zowes hilf'sch schun bym Üstün.
Reich ere and Düttle, kitzel se,
Zu Abend hilfst du schon beim
Auskleiden. Reiche ihr an die Brüste,
1) Vergunnt
— vergönnt in der Bedeutung mißgönnt
2) Es
— die Frau.
3) Gejuckelt
= hin und her jucken, stoßen.
frisch brocht g'ha hat ,Do Herr
Pfarrer4, sait 's Ammereile, ,jetz
eben gebracht gehabt ,Da sagt
das Jetzt
chennet er wieder zu d'r Küeh geh
schlofe, fir aß d'r nit üs d'r Xj
wohnet
könnt ihr der Kuh schlafen
gehn, damit daß dir nicht aus der Gewohnheit
chemme, denn wisset er, ich ha o
lieber e jung Roß, aß e alte
kommt, ihr, habe auch ein als
eine
Schindmahre/
Schindmähre/
Dieses Stückchen brachte auch
,D'r Himer!' in der Nummer 100.
122 Deutsche
Bauernerzählungen.
gib 're Schmitz *) uf d' Düttle, uf
de Büch, uf d' Fotz, zwische d' Bei,
die Beine.
uf den Arsch, afin, daß sie wirkli
veritawel ufs höchscht gereizt wurd.'
kurz, daß
Ja un derno?' — ,Derno? Ja derno
riafsch mi schnell, і will derno
und darnach?1 rufst
du mich
dynere Frau de Wunsch schu erfiUe.1
Bon, der dumm Kaib *), macht's
deiner den Gut, Kerl,
au e so. Syn Ami
hupst uf
dies nackede famos hitzige Wiwele; der
Sein Freund hüpft auf dieses
nackende
Mann lüejt derzüe; un wia die Zitt
rum isch g'sin, het 's — e Maidel
schaut dazu; wie Zeit
herum ist gewesen, hat es ein
gen.' (Wird vielfach erzählt, um die
Männer von Barr zu necken.)
gegeben.
95. Gehn — eweg, ihr han Numéro
null.
Packt euch, ihr habt Nummer O.
E Büersmann, wü schun ziemli viel
Kinder ghet het, isch in d'
Ein Bauersmann, welcher schon
ziemlich gehabt hat, ist die
Stadt g'fahre. Syn Wiwele isch namli
hitzi g'sin wia d'r Deifel, un
gefahren. Sein Eheweibchen ist
nämlich hitzig gewesen wie der Teufel,
myn gumbère (eigentlich compère) het
si g'fercht, 's könnt noch e
mein hat sich gefürchtet,
es könnte ein
Wischel Kinder gen. Afin, in d'r
Stadt isch r, wia 's der Barrickes
Wisch (= Haufe geben. Kurzum, in
der Stadt ist er, wie es der Haarschneider (Barbier)
d'heim g'sait het, in e Gummilade
nin gange. Do isch numme
daheim gesagt hat, in einen mit
Gummiartikeln handelnden Laden hineingegangen. Da ist nur
d' Madame do g'sin. D'r Buer sait,
was 'r will Ja welli Numéro han
die da gewesen. Der Bauer
sagt, was er welche Nummer habet
ihr?' fröijt d' Madame. ,Zall könnt'
і і jetzert nit grad säuije', meint d'r
ihr?1 fragt die
Madame. Das könnte ich euch jetzt nicht eben sagen', der
Buer, un isch bigolle rot worre wia
—ne Jimpferle. D' Madame isch
Bauer und ist bei Gott (bi Gott)
geworden wie ein Jümpferchen. Die ist
ziemli g'fräßi uf so Dings, wyl sie
—ne alte Kracher het; un der Buer
ziemlich eßlustig nach derartigen
Sachen, weil sie einen alten Ehekracher hatte;
isch süfer g'sin. .Allons hajo',
meint d' Madame un macht d' Dhier for
sauber
d' Newetsstubb uf. ,Do wenn m'r e
mol schnell lüeje, welli Nummer
Nebenstube ,Da wollen wir
einmal schauen, welche
ass 'r brüeche/ Se läijt si ufs
Fodell, langt 'm Buer an de Lade.
das (= ab) ihr brauchet Sie legt
sich auf den Fauteuil, reicht dem Bauer Hosen.
Afin d'r Buer müeß d' Madame
brettle. Jetzt wie —n—r grad dene
Kurzum der Bauer muß die Madame
geschlechtlich gebrauchen. Jetzt wie er gerade den
Stepp mache will, rißt 'm d' Madame
ś Ding weg un meint züam
Koitus beenden will, reißt ihm
die Madame das Ding weg (id est e vagina) und meint zu dem
ganz vertschockelte Büerelälli:
,S'isch gut! Weg! Ihr han Numéro Null,
ganz von der Leidenschaft
durchwühlten Bauernkerl: ,S4st gut! Weg! Ihr habt Nummer o,
i) Schmitz = Schmutze = Küsse. 2)
Kerl.
Deutsche Bauernerzlhlungen
123
der kleinscht Numéro/1)
(Erzählt in Mobheim, Dorlisheim, Oberehn-
die kleinste Nummer/
heim, Barr und Stotzheim, jedenfalls
auch sonst noch weitverbreitet)
Anmerkung des Herausgebers der
Anthropophyteia, Zur Weihnacht
1905 waren
es gerade 28
Jahre daher, als ein aus Paris nach
Wien heimgekehrter reicher Spediteur
in einer feinen Gesellschaft, an der ich als Student teilnahm, den
neuesten Pariser Witz
erzählte. Ein Herr betritt ein Geschäft, um Préservatifs zu kaufen.
Der Kaufmann sagt
ihm höflichst: ,Bemühen Sie sich gefälligst in den ersten Stock
hinauf, im Gang letzte
Türe rechts l' Der Herr rennt hinauf, klopft an und auf das Entrez!
tritt er in ein wunder-
volles Boudoir ein, wo auf schwellender Ottomane splitternackt eine
herrliche junge Dame
ruht, die ihn schmachtend anblickt und ihm mit der Hand auf ihre
Voze weist Er ganz
außer sich, stürzt auf sie hin und rammt ihr seinen Zumpt in den
Leib hinein. Plötzlich
kriegt er von ihr einen Stoß, daß er zu Boden kollert Sie ruft aus:
,Nr. 7!'
— ,Was
soll das heißen?' ruft er bestürzt aus. — ,Das heißt, daß Sie
Préservatifs von Nr. 7
brauchen. Ich bin hier
die Probiermamsell zur Bequemlichkeit unserer Kunden l' —
Die Schnurre machte damals die
Runde durch ganz Wien und, wie die Wer ner tische
Fassung lehrt, auch im Elsaß, allwo sie eine bäuerliche Prägung
erfuhr. Sie beweist uns
nur das eine, daß nun auch der harmlose, unverdorbene I^andmann
soweit ist, sich die
Segnungen moderner städtischer Kultur ganz anzueignen und daß sich
der Unterschied
zwischen Stadt und Land immer mehr verliert
96. Guter Tausch.
In früheren Zeiten gingen aus den
Klöstern die Kapuziner in das
Land von Ort zu Ort und bettelten für ihre Mitbrüder. So kamen
die Abgesandten monatelang nicht zum Kloster zurück. Weil sie
jedes Jahr fast dieselbe Tour machten, waren die Mönche ziemlich
bekannt. Ein junger Kapuziner war auch 'mal auf der Bettelei; es
war Samstag und er ging an einem Grasgarten vorbei, wo Wäsche
zum Trocknen aufgehängt war. Halt, dachte er, hier kann ich bei
dem schönen Wetter mein Hemd am besten ungestört wechseln.
Gedacht, getan. Er zog seinen Kapuzrock aus und ebenso das Hemd.
Wie er eben das Hemd über den Kopf zieht, meinte er, die Garten-
türe gehe auf. Blind tappte (-griff) er zu, tappte ein Hemd, das mit
feinen Spitzen versehen war, und zog in der Eile rasch seinen Kapu-
ziner darüber. Dann legte er ein Geldstück für Wäschelohn auf sein
Hemd und ging weiter.
Am Abend erzählte er gewohnheitgemäß
seine Erlebnisse in der
Herberge und teilte allerhand Heiligenbilder aus. Die Quartierleute
1)
Diese Selbstpersiflage bäuerlicher
Einfalt gehört zu den köstlichsten Eigenschaften
ländlicher Erzählungkunst Gleichzeitig versetzt der Bauer damit dem
Städter einen kräftigen
Seitenhieb, indem man alle weiblichen Wesen in der Stadt als
geschlechtlichen Wünschen
der Männerwelt willfahrend hinstellt Ob da nicht zuweilen die
ländliche Vorstellung-
weise auf die städtischen Kreise vom Bauer übertragen wird?
124
Deutsche Bauernerz&hlungen.
schüttelten die Köpfe über das, was
der Kapuziner sagte; doch da es
schlichte gemeine (= biedere) Leute waren, mußte der Kapuziner beim
Hans schlafen. Das 18jährige Gretel wollte zwar sein Bett dem
frommen Manne überlassen und auf dem Dielenboden schlafen; doch
das nahm der Kapuziner nicht an.
Die Bauersfrau hatte die Gewohnheit,
bevor sie zu Bette ging,
machte sie einen Rundgang durch Scheune, Stall ; afin (= enfin =
kurzum)
durch jedes Zimmer. So kam sie auch durch das Zimmer vom Hans.
Sie leuchtete auf das Bett, betrachtete den Kapuziner, welcher
anfangs
der zwanziger Jahre sein mochte, langes blondes Lockenhaar und ein
gesundrotes Aussehen, dabei keinen Bart hatte. Mit dem Spitzenhemd
sah der Schlafende wie ein Maidel aus. Die Frau schüttelte den Kopf
und wie sie zur Tür gehen will, fährt ein Gedanke in sie. Was
gilt's,
das ist eine verkleidete Hur, die mir meinen sauberen Hansel
verfuhren
will. Sie kehrt schnell um, packt den Kapuziner an dem lange nicht
mehr geschnittenen Haar, riß ihn aus dem Bett, gab ihm einen Tritt
hinten hinein und rief: „Heraus aus dem Bett! Du Puttel, du Hur!
Du willst mir meinen Hans verfuhren. Pack dich schnell aus dem
Zimmer hinüber zum Gretel. Hur das du bist! Nicht mal Haar hast
du an den Beinen! Wenn's nicht Nacht wäre, wajer (= wahrhaftig) du
müßtest mir naus."
Ganz erschreckt aus dem süßen
Schlaf, schlüpfte der arme Kapu-
ziner ins dunkle Zimmer zum wachenden Gretel. Als alles ruhig war,
und Gretel schon meinte, der Kapuziner schlaf, schob sich das Maidel
ein bissei vor, um eigentlich den Kapuziner beim Mondlicht, das hell
leuchtete, zu betrachten. Dabei rutschte die Decke hinab. Gretel
wollte sie rasch holen und begann über den Kapuziner zu steigen.
Der wachte auf und sah über sich zwei weiße, runde Schenkel.
,Gott beschütze mich', rief entsetzt der Kapuziner im halben Schlaf,
,was ist das?* — Vor Schreck fiel Grete da in die Kniee und natür-
lich direkt dem Kapuziner auf den Bauch. Das kurze feine Damen-
spitzenhemd, welches der Klostermann unbewußt trug, das Nachthemd
von Gretel, beide waren dünn, und der Kapuziner war ein gut
genährter
Mann, dabei Gretel 18 Jahre. So war's kein Wunder, daß beide
warm
wurden, und der Kapuziner, wenn auch etwas erschrocken, Unter-
suchungen anfing. Er tastete Gretel unter das Hemd und kam an
die Brüste. ,Was ist denn das', fragte er ganz erstaunt ,0 das sind
zwei Türmchen', erklärte Gretel, die Sache umschreibend. Er tastete
weiter über den Nabel, den glatten Bauch bis an eine haarige Gegend.
,Was ist das', erkundigte er sich schüchtern. ,Das ist eine Kapelle,
f
Deutsche Bauernerzählungen. 125
1)
RassYg? = rassig. Rassig heißt mer e
Wibsmensch, wü von unte her bits unter
man ein Weibsmensch, welches von
unten bis unter
d' Düttle hoorig isch. Derartige
Weiber gelten selbst bei wenig potenten Männern ab
die Brüste haarig ist.
gewaltig aufregend. Selbst ältere
Männer werden nach ziemlich verbreiteter Meinung bei
derart ausgestatteten weiblichen Personen leistungfähig, wenn die
Männer mit den Lippen
vom Unterleib des weiblichen Individuums nach oben sich durch die
Haare muffeln.
Gleichzeitig gelten ,rassige(
ab fähig, auch männliche Kraft zu erschöpfen, propter
nimiam libidinem coeundi. Das zeigt z. B. obiges Geschichtchen.
Solche Weiber ,süge
eim 's Mark durch de Wadel1 oder ,ritte de Mann kaput(.
die am Wald steh?. Er tastete noch
weiter hinab zwischen die Beine:
,Was ist das?' — ,Das ist die Türe zur Kapelle'. Der Mönch begann
zu schwitzen und meinte: ,Na ich hab ein Heiliger fur hinein. Wollen
wir ihn in deine Kapelle machen?* .Wenn er sich stellen läßt*,
meinten
Gretel ,Na probier's, ob der sich etwa nicht stellen läßt' Sie
machten
ihn so gut wie's ging hinein und wie er so am schönsten auf dem
Wege war, rief auf einmal 's Gretel: ,Gib 'm noch a Stoß, daß er
bits
evor ins Chor fahrt.'
Diese Geschichte erzählte eine gut
aufgelegte Bauersfrau aus Still
im Breuschtal, eine nicht bigotte, aber gut katholische Person.
97. Geringer Wert.
Ein Witwer verheiratete sich mit
einer jungen Frau. Sie war eine
rassige1), und bald konnte der Mann im Bett nachts nichts
mehr
schaffen. Er ging zum Doktor und fragte den um Rat. Der sagte:
,Ja liawer Mann, nemme — n—e Schnür un binde euere Wadel gege
,]a lieber nehmet eine
Schnur und bindet euren Penis gegen
hinte zü hoch'. — ,Awer Herr Dokter,
derno schiß і ja uff migne eijene
hinten zu ,Aber dann
beschmutze ich ja meinen eigenen
Wadel'. — ,Zall isch wohr, awer er
isch au nimmi mehr wert'.
Penis1. ,Das
ist wahr, aber er ist auch nichts mehr wert4.
(Erzählt im protestantischen Dorf
Goxweiler.)
98. Noch zwei Meter.
Im Mittelalter het mV d' Hosse noch nit g'kennt D' Männer han
hat man die Hosen noch nicht
gekannt Die haben
numme Üwwerröck g'het, bitz daß
nochhere d' Hosse ufkumme sin.
nur Überröcke gehabt, bis daß
nachher die Hosen aufgekommen sind.
In zellere alte Zytt het e g'fitzter
junger Burscht eme nette Maidel
jener alten Zeit hat ein feiner
junger Bursche einem netten
üs 'm Nochbersdorf s' Hirote
propeniert. D'r Burscht het awer welle
aus dem Nachbarsdorf das Heiraten
proponiert (vorgeschlagen). Der Bursche hat aber wollen
І2б
Deutsche Bauernerzahlungen.
scheen angedon sin un loßt sich do
derfor Hosse mache. Er het
schön angetan sein und läßt sich
da dafür Hosen machen. hat
e Stick Tuech g'kauft un vu dem sin
noch eppene zwei mètre üwrig
ein Stück Tuch gekauft und von
dem sind etwa Meter übrig
gebliewe. Grad die zwei mètre Rescht
het 'r im Kleiderkaschte ver-
geblieben. Eben die Rest hat er Kleiderschrank
wahrt. Küm sin d' Hosse g'macht
gwen, ze isch 'r am Sundaa druff mit
Kaum sind die Hosen gemacht
gewesen, so ist er am Sonntag darauf mit
'm Üwwerrock üwer d' Hosse uf d'
Liebschterei. Üs Fraid, einer vun
dem Oberrock über den Hosen auf
die Liebschaft. Aus Freude, einer von
den — erschte, e Paar Hosse ze han,
het d'r Burscht 'n ordentliche
ersten, ein Hosen zu
haben, hat der Bursche einen tüchtigen
Schoppe getrunke un isch derno mit
allerderhand fröhliche Gedanke
Schoppen getrunken und ist
darnach allerhand fröhlichen Gedanken
'm Maidel züa. Uf emol kummt ne d'
groß Not an. Der neij Mode
dem Mädel zu. Auf einmal kommt
ihn die große Die neue
isch 'm unbekannt gewe'n, un so het
'r sich abghöselt un het die Hosse
ist ihm gewesen, und so hat er
die Hosen völlig ausgezogen und hat die Hosen
an e Baum ufg'hängt Derno het V s'
Rockel gelüpft, un e satte Hüffe
einen aufgehängt Darnach hat er
das Röckchen gehoben und einen kräftigen Haufen
gemacht Mit 'me bissei Gras het V
sich gereint, het derno d'r Rock
einem bischen Gras hat er sich
gereinigt, hat darnach den Rock
feile Ion, un isch ohne Hosse
wittersch gange. By sym Schätzele het 'r
fallen lassen, und ist ohne Hosen
weiter gegangen. Bei seinem hat er
sich so g'stellt, fur aß es het
solle glych d' Hosse sehn; s' Schätzel
sich so gestellt, für daß es hat
sollen gleich die Hosen sehen; das
het awer nit könne Gedanke lese.
Andli sait 'r: .Lissel, siehsch nit?4
hat aber nicht können Gedanken
lesen. Endlich sagt er: »Elisabeth, siehst du nichts?'
— ,Eh, was soll і sehn?' — Do het 'r
der Rock bitz an d' Kniee gelüpft:
,Ei, ich sehen?' Da hat er
den bis die gehoben:
,Siehsch noch nix, was d'r uffellt?'
— Ja was soll і denn sehn?4 —
,Siehst du nichts, dir
auffällt?' ich sehen?1
Jetzt het 'r s' Kleid bitz under d'
Arm ghowe. ,Siehsch noch nix4.
hat er das Kleid bis unter die
Arme gehoben. ,Siehest du nichts*.
.Doch', sait s' Lissel, un bekummt e
rot Köpfel, jetzt g'sieh i eppes!4
,Doch', sagt das und
bekommt ein rotes Köpfchen, sehe ich etwas l'
— ,Na vu dam haw і noch zwei mètre
im Kleiderkaschte hänge*. —
von dem habe ich noch Meter
im Kleiderschrank hängen'.
Jesseß neil Do will i di halt doch
nit4. Un mit d'r Hochzytt isch's
Jesus neinl Da ich dich halt doch
nicht*. Und der Hochzeit ist es
üs gewe'n. Stotzheim (Unterelsaß).
Vergl. die niederösterreichische
aus gewesen.
und die chrowotische Fassung von
Krauss, Anthropoph. I. Nr. 98,
S. 121
f.
Deutsche Bauernerzählungen
I27
99. MOmmle.1)
In Marie2) hat e Buer Knacht un Mäuid 'nüs g'schickt, d'
Rawe
Marlenheim hat ein Bauer Knecht
und Magd hinaus geschickt, die Reben
ze riahre. *) Diß Dings hat meh as e
Wuch gedüert, un d'r Buer het
zu rühren. Dieses Ding hat mehr
als eine Woche gedauert, und der Bauer hat
gar nit g'wüeßt, wia 's mögli könnt
sin, aß 's Rawe riahre in dam Johr
gar nicht gewußt, wie es möglich
könnte sein, daß das Reben rühren in dem (= diesem) Jahr
solang währt ,Ich müeß emol salwer
schäuie', meint d'r Buer. ,Hitt
solange währe. ,Ich muß einmal
selber schauen', der Bauer. ,Heute
Midda gehn V andli d' Rawe ferrig
mache, ich geh ins Faid1, sait d'r
Mittag gehet ihr endlich die
Rebarbeiten fertig machen, ich gehe zur Feldarbeit1, sagt
der
Buer. Ar isch awer ins Rabstick
gange, isch e Kirschbäuim, wü im
Bauer. Er ist aber in das
Rebstück gegangen, eben Kirschbaum, welcher im
Stick steht, nuff gegrottelt un het
gewort Noch ere Wyl kumme andli
Stück steht, hinauf gekrabbelt
und hat gewartet. Nach einer Weile kommen endlich
Knacht un Mäuid, D' Mäuid schtellt's
Körwel mit 'm Z'oweasse an
Knecht und Magd. Die Magd stellt
das Körbchen mit dem Vesperbrot an
de Kirschbäuim. ,Zai Schosseff, m'r
welln —n bitzi mummle, d' Arweit
den Kirschbaum. ,Zeige Josef, wir
wollen ein bißchen Stier spielen, die Arbeit
geht derno viel besser'. — ,Ich bin
nit d'rwidder*, macht d'r Knacht,
geht hernach ,Ich bin
nicht dawider1, macht der Knecht,
,m'r sin jo allei, un jetzert kunnt
ke Mensch*. — ,Ich ha ficelle, do
,wir sind ja allein, und jetzt
kommt kein Mensch4. — ,Ich hab Schnur, da
bing mich a', sait d' Mäuid. Also im
e Rung het d'r Knacht d' Mäuid
binde mich an1, sagte
die Magd. Abo in einem Nu hat der Knecht die Magd
um de Hals erum an de Kirschbäuim
gebunge.4) Derno het d' Mäuid
um den Hab herum an den
Kirschbaum gebunden. Darnach hat die Magd
d' Röck in d' Höche g'numme un fangt
an ze trätte wie —ne Küeh,
die Röcke in die Höhe genommen
und fängt an zu treten wie eine Kuh,
wann d'r Stier kummt DV Schosseff
isch parat wie —ne Stier, nimmt
wann der Stier kommt Der Josef
ist bereit wie ein Stier,
en Anläuif un will wie verruckt uff
d' Mäuid. S' Küaihle het si awer
einen Anlauf und will wie toll
auf die Magd. Das Kühlein hat sich aber
g wehrt, un baddabing het d'r
Schosseff e massiver Tritt bikumme.
gewehrt, und pardautz hat der
Josef einen kräftigen Tritt bekommen.
,Krizenun dédié', brialt d'r
Schosseff, ,Sophie, du hesch m'r bigolle a
,Kreuz nom du Dien4,
brüllt der Josef, ,Sophie, du hast mir bei Gott einen
1) Mummele
tun, spielen wie ein Stier; aufgeregt losstürzen.
2) Marie
= Marlenheim, unterelsässischer Weinort, bekannt wegen seines edlen
rot-
braunen Weines »Vorlauf* und ,Clevener*.
Erwähnt sei hierbei, daß viele
Elsasser Weine nach der Mosel wandern, um mit den
billigen Moselsorten verschnitten als feinste Tisch-und Luxusweine
in den Handel zu kommen.
Elsaß-Lothringen nimmt im
Deutschen Reich als Weinland nach der Gesamtproduktion
in Hektolitern den ersten Platz ein. Durchschnittlich jährliche
Gesamtproduktion 724000
hl.
Elsaß baut dabei fast ausschließlich Weißwein, Lothringen dagegen
Rotwein.
3) Reben
rühren — das zweite Rebhacken, welches nach der Rebenblüte vorge-
nommen wird.
4) Um
den Hals, damit sie desto gefügiger wäre.
128
Deutsche Bauernerzählungen.
harzwüetige (d. h. schrecklichen)
Tritt gen, hör, ich ha g'nüa vu dem
herzwütigen Tritt gegeben,
höre, ich habe genug von dem
mümmle.' — ,0 liawer Śchosseff,
zeij, ich will ganz still bliewe. Nimm
Stier spielen/ ,0 du lieber
Josef, zeige, ich will ganz regungslos bleiben. Nimm
noch e Renn, weisch, s' macht uns
beidi besser*. Do het sich s' Sophie
noch einen Anlauf, weißt du, es
macht uns beiden besser.1 Da hat sich das Sophie
ganz rühwig anegestellt, het d' Bei
üs enanderg'stellt un uff die Stoß
ruhig hingestellt, hat die Beine gespreizt
und auf die Stöße
vum Stier gebaßt. D'r Schosseff
kummt wieder ze springe, plotscht
von dem Stier gepaßt (=
gewartet). Der Josef kommt wieder zu springen, platscht (derb
uf 's Sophie. Ar schnüffelt mit 'm
Kopf in d' Luft, uff emol sieht 'r
hinfallen) auf das Sophie. Er
schnüffelt mit dem Kopf nach oben, auf einmal sieht er
uf 'm Kirschbäuim de* Buer hocke.
,Stoß doch, StierI Mümmell' riaft
auf dem Kirschbaum den Bauer
sitzen. ,Stoß doch zu, Stier 1 Mummele!* ruft
's Sophie, awer mynere Knacht isch
haidebritsch, was gisch was hesch
das Sophie, aber mein Knecht ist flugs,
was gibst du was hast du
los, nix wie los. s' Sophie het ganz
verstümt 'm Knacht noglüaijt. ,Ah,
los, nichts wie los. Das Sophie
hat ganz erstaunt dem Knecht nachgeschaut. .Ach
eso schaffe —n— ihr in de Rawe',
tont uff emol vum Bäuim e Stimm.
so schaffet ihr in den
Reben1, ertönt auf einmal vom Baum eine Stimme.
Jesses Maria! D'r Meischter1,
brialt's Sophie un loßt jetzert ererscht
Jesus Mariai Der Meister4,
brüllte Sophie und läßt jetzt erst
d' Röck iwer de Nawel 'na. ,Na, ich
will d'r mümmle1, sait d'r Meischter
die Röcke über den Nabel hinab.
,Na, ich will dir mümmlen', sagt der Meister
un grottelt vum Bäuim, nimmt e
Rabstacke, hebt 'm Sophie d' Kutt
und krabbelt vom Baum, nimmt
einen Rebstecken, hebt dem Sophie das Kleid
iwer de Arsch nuff un het's versohlt
bis d'r dick Arsch vum Sophie
über das Gesäß empor und hat es
verhauen bis der dicke Podex von dem Sophie
hoch uff gange isch.1)
hoch hinauf gegangen ist
(anschwoll von dem Prügeln).
Vergl. die serb. Fassung aus dem
Herzogtum, bei Krauss, An-
tropoph. I. Nr. 147.
S. 179
f.
100. Windfall.
E Pärel isch im Wald spaziere gange.
D'r Georges isch e ve-
Ein Pärchen ist im Wald spazieren
gegangen. Der Georg ist ein er-
schrockener un ferchtsamer Burscht. S' Sophie dergeje isch e
hitzi
schrockener sich
fürchtender Bursche. Das Sophie dagegen ist ein hitziges
Düttele gewe'n. .Georges', sait uf
emol 's Sophie, ,dü hesch e grossi
Düttele gewesen. ,Georg4,
sagt auf einmal das ,du hast eine große
Gewalt üwer mi! Wann de numme an
mich blossch, ze fall і um'.
Gewalt Über mich! Wann du nur an
mich blasest, so falle ich um*.
1)
Diß Schnirkel isch, wia so mang
anders, wo verzehlt worre isch, schon dirr Laub.
Dieses lustige Geschiehtcheu ist, wie so manch anderes, wo
erzählt worden ist, schon dürres Laub.
Damit wird gesagt, daß die
Mehrzahl der Erzählungen sehr bekannt und so alt ist, wie
dürres Laub. Der Vergleich ist so
hübsch, daß wir diesen Satz nicht unterdrücken wollten.
Schnirkel auch Schnerchel
bedeutet dasselbe wie Schnurre.
Deutsche Bauernerzlhlungen.
I29
D'r Georges versüacht diß, un
véritawel s' Sophie isch zeruck uf de
Der Georg versucht das und
wirklich das ist zurück auf den
Bode g'fahre un het d' Bai in d'
Lifte g'schtreckt. Do isch's em Georges
Boden gefahren und hat die Beine
in die Lüfte gestreckt. Da ist's dem
awer andersch worre, un 'r het welle
ufs Sophie, awer do isch d'r
aber anders geworden, und er hat
wollen auf das Sophie, aber da ist der
Ferschter, e junger Mann, kumme, wü
dam G'dings züa g'schäuit het
Förster ein junger gekommen,
welcher dem Vorgang zu geschaut hat
g'het, un do het dr Ferschter züam
Georges g'sait: ,Windfäll in dam
gehabt und da hat der Förster zum gesagt:
,Windfälle in diesem
Revier sin in erschter Linie for
mich*. (Epfig.)
sind in erster Linie für mich/
101. Ein Missgriff.
Eine Frau von Ottrott wollte in
Straßburg auch die Münsteruhr
sehen und wartete bis um 12
Uhr die Uhr im Gange war. Da rief
wie gewöhnlich einige Minuten vor 12
Uhr der Kirchenschweizer:
,Achtung zu eueren Portemonnaies*. Die Frau faßte in ihre Tasche
zurück, um nach ihrem Portemonnaie zu fühlen. Bei diesem Griff kam
sie wegen des Menschengedränges in den Hosenschlitz eines jungen
Mannes, der hinter ihr stand. ,Uh lüa do I Do hett m'r epper a
Wurscht
,Oh schau dal Da hat mir jemand
eine Wurst
in mina Sack g'steckf.
in meine Tasche gesteckt'.
Anmerkung. Ottrott ist ein am
Fuße des Odilienberges (siehe darüber auch
Goethe: Wahrheit und Dichtung) liegender Weinort mit vorzüglichen
Sorten von Rot-
wein. Wie in allen elsässischen Weinorten, neckt man auch hier die
Frauen ab Wein-
säuferinnen. In gewisser Hinsicht trifft das auch zu, da die
Weinbauern den Tagelöhnern
und Löhnerinnen ziemlich erhebliche Quantitäten Wein verabfolgen
müssen, um Arbeit*
kräfte zu erhalten. Morgens beim ,Zehnuhrbrot( wird Wein
verabreicht etwa 2—3
Glas,
mittags 4—5.
Nachmittags zum Vesperbrot und
abends beim Abendessen ebenfalls, sodaß
auf den Kopf für den Tag 17з—2
und mehr Liter Wein
gerechnet werden müssen. ,Sie
blost* = die und die weibliche Person trinkt (Wein bezw.
Alkoholika), hört man im Elsaß
ziemlich häufig und besonders von Witfrauen oder unglücklichen sog.
unverstandenen
Ehefrauen.
Im innigen Zusammenhange mit
dieser Weinfrage steht nach Ansicht vieler Leute
die Dienstbotenfrage. Die meisten Mädchen dienen im Lande oder in
Frankreich, während
Über den Rhein nach Deutschland nur ausnahmweise mal ein Mädchen
dienen geht Man
sagt: der Lohn in Frankreich ist höher, ferner die Behandlung sei
besser, endlich das
Mädchen bekomme in Frankreich mittags und abends wenigstens sein
Glas Wein, während
in Deutschland das nur Ausnahmen seien. — Wir halten es für
angebracht, diese nun
einmal bestehenden Anschauungen in diesem Zusammenhange bekannt zu
geben.
102. A Recapt = ein Rezept.
For Biawele ze mache, müaß m'r d' Fräui so lang reize, bis sie
Um Knaben zu zeugen, muß man die
Frau
im hochschte Geil isch. Derno hücht
m'r in d' Fotz (Vagina), schlaad
im höchsten Grad geschlechtlicher
Erregung ist. Damach haucht man in die schlagt
Krauss , Anthropophyteia. Ш. 9
Deutsche Bauernerzählungen.
mit d'r flach Hand druf, aß d'r Hüch
'ninfahrt Derno geht s' brettle
der flachen darauf, daß
der Atem hineinfährt Darnach geht der Coitus
im e hajo wittersch. D'r Hüch vum
Otme bild't d'r Sack. So isch's
in raschem Tempo weiter. Der
Hauch von dem Atem bildet den Hodensack. So ist es
am lichschste, 'ne Junge ze mache.
(Mutzig.)
am leichtesten, einen Knaben zu
zeugen.
103. Nicht ausgefüllt.
E Wittfrau hirot sich mit 'm zweite Mann. Bym z'sammeschlofe
Eine Witfrau heiratet einem Beim
Zusammenschlafen
merkt d'r Mann, aß 's tont. ,Was
isch denn diß? Wühar kummt's?' —
der daß es ein Geräusch
gab. ,Was ist denn dies? Woher kommt's?*
,Weisch', sait do d' Wittfrau,
,myner erseht Mann het e Wärzel am
,Weißt du4, sagt da
die ,mein erster Mann hat ein Wärzchen am
Schwanz g'het un durch die vielig
Fickerei het's by mir nadirli an
Penis gehabt und durch die
häufigen Geschlechtsakte hat es bei mir natürlich an
dam Plätzel, wü d' Warz in d'r
Scheid isch g'schtande, en Erbreiterung
dem Plätzchen, wo die Warze in
der Vagina stand, eine Erweiterung
gen. Jetzt wann dü e Stepp mit mir
machsch, kannsch dü nadirli
gegeben. Wenn du jetzt einen
Coitus mit mir machst, kannst du natürlich
die Stell nit usfille/
die Stelle nicht ausfällen.1
104. Schnapplustig.
Unter 'm aide Napoleon isch e jedweder Soldat, wü in ere Schlacht
Unter dem alten (= i. Napoleon)
ist ein jeder Soldat, welcher in einer
verunglückt isch, wann irjed
menschemögli so g'heilt oder operiert
ist, wenn irgend menschenmöglich
so geheilt
worre, aß 'r si het könne noch als
Mensch zeije. Im e Soldat isch
worden, daß er sich hat können zeigen.
Einem Soldaten ist
emol züam Exampel s' Owerlippel eweg
g'schosse worre; im Lazaret
einmal zum Beispiel das
Oberlippchen weggeschossen worden; im Lazarett
het m'r 'm d' Wahl g'stellt, ob 'r
Bibbelefleisch oder Menschefleisch
hat man ihm die Wahl gestellt, ob
er Hühnerfleisch oder Menschenfleisch
will nemme Ion. ,Liawer
Menschefleisch', sait d'r Soldat E güatherzi
will nehmen lassen. »Lieber sagt
der Ein gutherziges
Wibsmensch het si präsantiert un het
'm Soldat d' Wahl gelon, wühar
Frauenzimmer hat sich dargeboten
und hat dem die Wahl gelassen, von wo
er s' nöti Stickel Fleisch nemme
wott ,Isch sie mir nit bös1, meint
er das benötigte Stückchen nehmen
wolle. ,Sein' Sie mir nicht böse*, meint
d'r Soldat, ,wann's Ihre nix
üsmacht, möchtigt ich e Stickel vu de
der Soldat, ,wann es Ihr nichts
ausmacht, möchte ich ein Stückchen топ den
Schamleffze han; do d'rmit dät ich
glych äu myn Schnurres han.'
Schamlippen haben; da damit täte
ich gleich auch meinen Schnurrbart haben.
Allons bref, s isch bewilligt
worre. D' Operation isch gelunge, un
Wohlan denn, das ist bewilligt
worden. Die Operation ist gelungen und
wie —n—r wieder g'heilt isch g'sin,
het 'r sich's g'schmecke Ion bym e
wie er wieder geheilt ist
gewesen, hat er sich's schmecken lassen beim
Deutsche Bauernerzählungen
Schöppele. Awer tiens, was isch denn
diß for daub Ding g'sin?
Schöppchen. Aber sieh da! was ist
denn das für dummes Zeug gewesen?
Bym Wasserablscha uf 'm Pissoir sin
anderi Mannslitt do g'sin, un vum
Beim Urinieren auf dem Abort sind
noch andere Mannsleute da gewesen und von dem
G'schmack1) un vum
Anlüija vu danne villige fremde Wädel het 'm
Geruch und vom Anschauen von den
vielen fremden Penis hat dem
Soldat syn angepaßt Lippel
allerderhand Zuck un Ruck gemacht,
Soldat sein angepaßtes Lippchen
allerhand Zuckungen
grad as wott s' Lippel noch 'me
Wadel schnappe. (HohgöfL)
gerade als wollte das nach
einem Penis schnappen.
Sehr alte und weitverbreitete
Erzählung, welche angeblich Soldaten Napoleons L
mitgebracht haben.
l) Geschmack sagt der Elsässer
auch für Geruch; z. B. es riecht gut —■ s'
schmeckt güet.
9*
Beiträge zur
Sprichwörterforschung.
IL Sprichwörter und
sprichwörtliche Bedensarten ans dem Elsaß.
Nachstehend kommt eine Sammlung von
elsässischen Redensarten
und Sprichwörtern zur Kenntnis eines weiteren Gelehrtenkreises.
Einen
Teil derartiger Sprüche enthält bereits das für die Forschung hoch-
bedeutsame Wörterbuch der elsässischen Mundarten, das Prof. Dr.
E. Martin und Lienhart herausgegeben haben. Soweit unveröffent-
lichte Reden in Betracht kommen, habe ich Herren Pfarrer Müller,
Buchhändler Ch. Meyer in Straßburg, Kunstexperten Karl Meurer,
Lehrer Hoffmann usw. fur die freundliche Mitwirkung besten Dank
zu sagen. Wer sich für Dialektproben und eine Bibliographie der
Dialektliteratur interessiert, der sei auf das .Elsässer
Schatzkästel' Straß-
burg 1877,
verwiesen. Bemerkt sei, daß die
elsässische mundart-
liche Literatur sich erst im 19.
Jahrhundert voll entwickelt hat Das
von G. D. Arnold 1816
verfaßte Lustspiel ,Der Pfingstmontag4
kann,
wie Goethe treffend sagte, ,ein lebendiges Idiotikon* genannt
werden,
soweit es Straßburger Mundart betrifft.
Immer klarer tritt dem Forscher vors
Auge, daß der elsässische
Wortschatz ungemein reichhaltig ist, da sich im Elsaß sehr viele
alte
deutsche Wendungen frisch und lebendig erhalten haben; außerdem
sind etliche französische Ausdrücke aufgenommen worden.
Manche Redensart wirkt, ich möchte
fast sagen, wie ein alter Holz-
schnitt, der bei aller Grobheit und derben Auffassung doch sehr zart
empfundene Stellen aufweist.
1. Üs dneme
verschrockene Arsch kummt ken herzhafter Scheiß.
2. E
verhebter (angehaltener) Furz kann der Tod were (kann zu
schwerer Krankheit fuhren).
3. Den Israeliten sagt man
den Spruch nach: Ein gutes Frühstück
hält den ganzen Tag, eine gute Ernte hält das ganze Jahr, eine
gute Heirat hält und isch fürs ganze Leben.
Beitrage zur
Sprichwörterforschung. 133
4. Klage:
Ich un meini Alti han's gar üwel, ich scheili ins Butterfaß
un sie in der Küwel.
Einige Bauern- und Holzhacker
sprüche:
5. Bums.
Bums, Bums
Heb* d' Nase zua
Der Furz der loßt mir a mol kein
Ruah.
6. Besser in d' große Welt als im
enge Büech (Bauch), sagte ein
Mann, als es auch schon stank wie im Schweinestall.
7. ,1
müaß gehn scheiße4, meint zum Bua der Meischter, do
sin sie
gange zuam Schmied mit em Eise (sonst Ise).
8. Besser a Schiß gelon, aß
(als) uf der Doktor verlon.
[Besser einen Schiß gelassen, als auf den Doktor verlassen,]
9. Besser
a güater Schiß aß a schlachter Biß.
[Besser ein guter Schiß, als ein
schlechter böser Biß.]
10. Zwei
Gretle un zwei Anne
Könne der Deifel üs der Hölle banne.
11. Schisse
isch ken Künscht, awer b'schisse.
[Scheißen ist keine Kunst, aber
bescheißen, d h. bemogeln, betrügen.]
12. Dem
Hürevöjel g'hört s' Hirn erüsgebohrt un drin g'schisse, oder
13. Mach
nit oder ich schiß dir zwische Lung und Lawer (Leber),
daß dir's Herz im Drack schwimmt — Diese im ganzen Vogesen-
gebiet bekannte Redensart erfahrt noch eine Verschärfung in der
Gegend von Rappoltsweiler. Dort heißt es:
14. Ich
scheiß dir zwische Lung un Lawer, daß s Milz im Drack ver-
stickt [Ein Milzkranker soll nach dem Volksglauben sich gerne
das Leben nehmen.]
14a. Ich
scheiß dir in den Kragen. (Sehr gebräuchlich.)
15. Der
horcht grad wie e Mohr (Schwein), wü in de Bach brünzt. (Von
einem scharf aufpassenden Menschen gesagt)
16. G'schisse isch nit
gemolt, sunscht könnt e jeder Hund mole. (Wenn
einer Winde läßt)
17. Do
bätte d' Pfarrer allewyl uff d'r Kanzel für d' Witwe un Waise,
awer nit for d' Tochtermänner. (Schwiegersöhne sind übel daran.)
18. Do
kummt e Fuhrmann ohne Schelle. (Wird gebraucht, wenn
eine weibliche Person den Fuhrmann spielt Schelle — Hode.)
19. S'
juckt mich am Loch. (Häufig gebraucht als Zeichen, daß das
Wetter sich ändern wird.)
20. S'
tut mir so wohl, wie wenn mir ein Bibbele (Küchlein, eben aus-
134
Beiträge zur
Sprichwörterforschung.
geschlüpftes Huhn) am Loch pickt
(Wenn einer seine große Not
verrichtet hat.)
21. Der
kann nit schisse, d' Hühner müan 's ihm nUspicke.
Der kann nicht die Hühner
müssen es ihm herausholen.
22. Ich
bin so wütend gewesen, daß ich eine Gribbelnuß mit dem
Arsch hätte aufkrachen können. (Wenn jemand überaus wütend ist)
23. Was
will davor sein, wenn's Hemd weg ist? (Nichts.)
24. Um
ein Loch zurück ist man im Arsch.
25. JEuh
la la Mahra', hat der Schulz (Bürgermeister) von Dahlenheim
gesagt, wie er von der Magd herab fiel (Mahra = Mähre).
26. Ah
s'isch a 'zelll (So, das ist es also.)
Ja wenn's d' Schall isch, so het der
Bock au en Ütter/
,Ja wenn es die Hode ist, so hat
der Bock auch ein Euter/
27. Was
isch anf beschte ze mache, wenn e Maidel schwanger isch?
Antwort: Mer macht grad noch eins vorne dran.
28. Worum
kumme d' Kinder nackt uf d' Walt?
Antwort: Wil nun Monet ken Schnyder
im Hüs isch gsi.
Weil neun Monate kein Schneider
im Haus gewesen ist
(Schnyder = Schneider im Elsaß,
Umschreibung für Menstruatio.)
29. Fröij:
Was vor e Unterscheid isch zwische —n—ere Fawel un
Frage: Was für ein Unterschied
ist zwischen einer Fabel und
e—me Prinz der Realität.
einem Prinzen der Wirklichkeit
Antwort: In de Fawel wurre d' Prinze
verwandelt un in der
Antwort: In den Fabeln werden die
Prinzen verwandelt und in der
Realität d' Wand verbrinzelt
Wirklichkeit die Wand verprinzelt
(= verpißt).
30. S'
macht in kern Maidel ke Kind.
[Das macht keinem Mädel ein Kind =
eine ganz harmlose, un-
schädliche Sache.]
31. Sitz
uff s' Loch, aß dir d' Miesken Stroh drin trage. Setze dich
auf den Hintern, daß dir die Mäuse kein Stroh darein tragen. (Auf-
forderung an unruhige kleine Kinder.)
32. Die
het eBämacher. Diese weibliche Person hat einen großen Podex.
33. Ziemlich
häufig wird der Ausdruck ,übervoll' umschrieben mit
.G'schisse voll wie Wächters Brünzkachel.
34. Gerade
zu klassisch derb, wenn man diesen Ausdruck gebrauchen
dürfte, ist die Behauptung: ,Wenn ich soviel Eisen (Geschwüre)
am Arsch hätte, wie Reue im Herzen, könnte
ich nicht
mehr sitzen'.
35. Wer
an Durchfall leidet, hat .Arschfieber* oder verblümter aus-
gedrückte
ochfieber*. Pendant dazu ist bei
Männnern das ,Stange-
Beitrage zur
Sprichwörterforschung,
ISS
fieber oder Geisbockgedanken, was
man technisch aber noch
nicht mit eigentlichem Priapismus erklären darf.
36. Eine
Abweisung kleiden die Bewohner von Hindisheim in die
Redensart: ,Geh heim un leg dich in die Asche, daß die
Mücken dich nicht verscheißen.
37. Jemanden
übers Ohr hauen, ihn am Narrenseil führen, wird ziem-
lich oft wiedergeben mit: ,Epper verseiche'.
38. Wer
Sommersprossen hat, von dem heißt es im Oberelsaß: ,Er
hat mit dem Teufel Schißdreck gedroschen'.
39. Sehr
derb bezeichnen die Bewohner von Heidweiler den Krebs-
gang in Vermögenverhältnissen mit: ,Der und der geht d'
Scheißgasse'.
40. Jemand,
der trotzig ist und gern mit dem Fuß aufstampft: ,Het
nix im Kopf, awer im Arsch'.
41. Hat
ein Kaufmann Bankrott gemacht, so sagt das Volk: ,Er hebt
den Arsch zum Fenster 'raus'.
42. Ist
etwas entzwei, kaput dann ist es ,am Arsch'. Z. B. Eine
Liebschaft ist zu Ende = ,die Liebschterei isch am Arsch',
oder meine Stiefel sind kaput = Myni Stieffei sin am Arsch.
Der Teller is am Arsch.
43. Ein
großes Quantum wird häufig umschrieben mit ,e ganzer
Arsch voll'.
44. Wer
in höchster Angst ist, dem .geht d'r Arsch mit Grundys
[Grundeis].
45. ,Ich
lang nit emol an der Arsch', bedeutet, die Sache kümmert
mich absolut nicht.
46. Ein
sehr verliebter Bursche ist .verliebt ins Gretel wie d'r
Arsch in e alt Paar Hosse'.
47. Einem
langsamen Arbeiter ruft man in der Gegend von Ensisheim
im Oberelsaß zu .Lahm-Arsch*.
48. Es
isch so g'fräßig, daß es im Daifel syne Milewtnkes
brücht'. In Geschlechtdingen sehr anspruchvolle weibliche Person.
49. ,E
süfer Maidel isch's beseht Kristier for e Mann', ein
sauberes Mädchen ist das beste Klistier für den Mann, heißt es
in der Gegend von Straßburg und besagt: Ein blitzsauberes
Mädchen macht lebensfroh.
50. Dis
isch e—n alter Mönch « ein bejahrter Frauenjäger.
.München' heißt die Kastration von Pferden und Stieren.
51. ,Komm,
Kindele, hytgitt's Lochsüppel', sagt die Mutter, wenn
sie dem Kind ein Klistier geben will.
1^6 Beiträge
zur Sprichwörterforschung.
52. ,Ich
hab d'heim Kuttelsupp', spricht der Ehemann und meint
damit .meine Frau liegt daheim im Wochenbett1.
53. Ochsefleisch und
Kalbfleisch gerote nit = Alter Mann und
junges Weib passen nicht zusammen.
54. Kalbfleisch
han = mit einer weiblichen Person Geschlecht-
verkehr haben. Kalbfleisch bedeutet die weibliche Scham.
55. Der het Bibbelefleisch
g'het = der hat an einem Kind unter
14
Jahren Notzucht verübt.
56. Sł Brot uff
'em Rücke verdiene = eine Weibperson läßt
sich den Geschlechtverkehr bezahlen, um davon zu leben.
57. Bi dere siecht m'r der
ganze Kürbs [Kürbis]. Eine Frau,
welche ihre Kleider zu straff über das Gesäß zieht
58. Die hat Äpfel wie e
Kindskopf = große Brüste, in gleicher
Bedeutung ,Die hat d' Flasche voll1.
59. ,Erbse kotzen', ein
Mädchen, welches von mehreren in einer
Nacht ausgeübten Beischlafakten derart erregt ist, daß es sich
erbrechen muß.
60. Es
schisst 'me nackige Mann in de Hossesack = lügenhaftes
Weib.
61. Wenn
sich jemand erbrechen muß, namentlich nach einer Zecherei,
sagt man ,er schißt durch d' Zahn'.
Ist der sich Übergebende
noch humoristisch genug aufgelegt, so ruft er vielleicht: ,Ich ver-
kauf au min Füdle [oder Arsch oder Hintern], denn min Mül
schißt ,Dein Scheiß schluck ich noch lang nif. Deinen
Kot schluck' ich noch lange nicht = von dir nehme ich dies und
das noch lange nicht an.
62. Der
het gut schisse, wenn ihm d' Alte s' Nest gemacht
han = wenn die Eltern für ihn gesorgt haben, hat er es gut.
63. Von einem, der lang auf
dem Abort bleibt, sagen die Leute: ,Er
schisst Näz', Näz bedeutet Bindfaden. Er het kenn Näz meh,
besagt eigentlich, er hat keinen Bindfaden mehr, bedeutet aber auch,
er hat keine Zeugungkraft mehr, wegen ausschweifenden Lebens.
64. Menschenkot
umschreibt man zuweilen mit Mispes.
65. Stellt sich jemand bei
der Arbeit ungeschickt an, so sagt man in
Katzental wohl: ,Der geht an d' Arweit, mer meint, es isch
ihm in d' Händ g'schisse'.
66. Von einem, der seinen
Vorteil zu wahren weiß, sagt man: ,Der
weiß, wie man den Hund schisse führt. — ,Gehn in einem s'
Genick brechen' bedeutet, auf den Abort gehen. Bodenwüchsig,
urderb ist der Ausdruck ,den Affe melken', d. i. urinieren.
Beiträge zur
Sprichwörterforschung.
67. Viele
Bauern behalten im Elsaß immer wenigstens einen Pfennig
in der Tasche, damit, wie sie angeben, der Hund sie nicht anpisse.
D' Hund seiche ne an = die Hunde pissen ihn an, heißt es von
einer Person, die kein Geld hat
68. Einem
geschlechtlich ausschweifenden Burschen gibt man den
Spitznamen ,Hengst'. Schindmähre ist in Iiikirch die Bezeichnung
für ein heiratsfähiges Mädchen.
69. ,S'
muß einer e schlechter Hengst sin, wenn er ken Mähre-
streich vertrage kann', sagen sehr bezeichnenderweise die
Mädchen, wenn sie im Mutwillen bei losen Streichen einen Burschen
schlagen.
70. Läßt
sich ein Mädchen nicht an den Busen oder an die Beine
bezw. Schenkel greifen, so sagen die Burschen ,Dies Maidel isch
massik'.
71. Er
hat eine Menscherei angefangen, bedeutet, eine Liebschaft
beginnen. Menscheren heißt verliebten Umgang pflegen, wobei
meistens die Grenzen des sittlich Erlaubten überschritten werden.
72. Junge
Burschen ,nudeln' die Mädchen, wenn sie sie hin- und her-
kneifen und drücken.
73. ,Sie
sin dreimol ums Stroßburjer Münster gange', heißt es
von einem in wilder Ehe lebenden Pärchen.
74. ,E
gattigs Maidel' ist ein strammes für jeden Burschen begehren-
wertes Bauernmädchen, das auch tüchtig im Haushalt und Feld
schaffen kann.
75. Känstermurke
ist ein altes trockenes Brotstück, das im Wand-
schrank liegen geblieben ist Übertragen sagt man von einer alten
sitzen gebliebenen Jungfer, sie ist ein ,Känstermurken'. In ähn-
licher Bedeutung ,die bü et egerde' = die bleibt brach, bringt
keine Früchte — ein sitzengebliebenes Mädchen.
76. ,Dreh
den Finger lang im Arsch herum' besagt, sich lange
besinnen, ehe man etwas ausführt.
77. Nicht
minder derb klingt die Redensart: ,Das kannsch dir am
Arsch ohneKlavier abfingere'= das versteht sich doch von
selbst
78. Daran
liegt mir nichts, wird umschrieben mit ,kannsch mer in
de Hals schisse'.
79. ,Lon
de Hammel brunze' bedeutet: wartet ab bis sich eine
Gelegenheit bietet.
80. ,Still
und red, wenn d'Hühner brunze' bedeutet: halte deinen
Mund überhaupt
1^8 Beiträge
zur Sprichwörterforschimg.
81. ,Es
lauft in der Kammer rum wie e Lüs im Pelz' bedeutet:
das Mädchen läuft unbekleidet im Zimmer umher [häufige Reden-
art, wenn die Burschen abends ein Mädchen belauschen, das sich
Flöhe fängt]. In zahlreichen elsässischen Ortschaften erregt eine
erleuchtete Stube im Sommer bei den spät auseinandergehenden
Burschen Argwohn, falls man nicht weiß, daß in jener Stube eine
kranke Person liegt. Gewöhnlich heißt es : ,die und die sucht sich
Flöh' und dann schleicht man behutsam an das betreffende Haus,
um den Tatbestand festzustellen.
82. Wer
in der Verlegenheit ist, sagt: Jetzt lecks1 Bärwel [Bar-
bara] im Loch, bis s' ander Esse gekocht ist.1
83. Er
schloft uf d'r Feldmatratz = er verkehrt mit herum-
streifenden Dirnen.
84. Er
geht uf d' Mützring = er geht auf Buhlschaft bezw, zum
Liebchen. Mützring scheint mit Möitz = Vulva zusammenzu-
hängen. Möitz ist die neuzeitliche Form des spätmittelalterlichen
Ausdruckes Mauze.
85. Arschbackenverklemmer
= Geizhals.
86. Um e
halwe Sou (= 2
Pfennige) rißt der sich de Nawel
er u s (= Geizhals).
87. Schmalznawel
= Dickwanst (Scheltwort).
88. Rindsnawel
= Dummkopf (Scheltwort).
89. Siewegetüpfelter
Gründintenawel (Kräftiges Schimpfwort, in
dessen Länge der Scheltende seinen ganzen Zorn ausdrücken
kann.)
90. Er
geht newe d' Schul (= er schwänzt die Schule; im über-
tragenen Sinne bedeutet diese Redensart ,obwohl er verheiratet
ist, gibt er sich geschlechtlich mit anderen weiblichen Personen ab1.
91. Neweskind
= Hurenkind.
92. Newle
wie d' riche Judde = rauchen und zwar guten Tabak
rasch qualmen wie das angeblich reiche Juden zu tun pflegen.
93. S'isch
e Kloschternonn, das ist eine Scheinfromme, welche
es mit- der Sittlichkeit und der persönlichen Keuschheit nicht
genau nimmt. Dieser Ausdruck gilt auch von Mädchen, die sich
mit Onanie abgeben.
94. Wenn
d' Wiewer nit im Geld erumnüele könne (herum-
wühlen können) wie d' Hühner im Dreck, so sin sie nie ze-
friedde (zufrieden).
95. Er
hat d' Rotznas, er leidet an Syphilis.
96. 'S
scheißt mir keiner ins Nescht. Diese in Mutzig im Breusch-
Beiträge zur
Sprichwörterforschung.
139
tal übliche Redensart besagt: Es
schaut mir niemand in die Rech-
nung, wenn ich meine Tochter verheirate oder verheiraten wilL
97. D'
Maidle welle hirote ebb sie trucke sin under der Nas.
Die Mädchen wollen heiraten bevor trocken
sind unter der Nase.
98. D'
Büwe welle hirote ebb sie trucke sin hinter de Ohre.
Warum dieser Unterschied gemacht wird, vermochte niemand
glaubwürdig anzugeben.
99. Stillsitzernestle
(= menschlicher Kothaufe). In Oberbergheim
sagen die Burschen zu einem Unwissenden oder Dummen, den sie
zum besten halten wollen:
100. ,Ich
weiß e Nestle voll Stillsitzerle, kumm, ich will dir's
zeige1. Fällt der Aufgeforderte herein, so zeigt man ihm
einen
Haufen menschlicher Exkremente.
101. S'
isch ander Wetter bi—n —ihre = Frau, die unwohl oder
Es ist ander Wetter bei ihr
schwanger ist
102. Hesch
schun e Jumpferenawel g'sehn? = Hast du schon
einen Nabel einer Jungfrau gesehen? Diese Redensart bedeutet
aber: hast du schon blühenden Steinbrech, Saxifraga umbrosa,
gesehen.
103. Scherzfragen:
Willst du e Nuß? Steck d'r Finger ins Loch
und loß der Dume (Daumen) duß (daraus).
104. Es
brunzt Knöchle *= gebärt unehelich (französisch = pisser
des os!)
105. Ze
Düppje zaije d' Maidle de Büwe Düttle züam Fenschter
Zu Düppigheim zeigen die Mädchen
den Burschen Düttle zum Fenster
nüs. Düttle hat zweierlei Sinn:
1.
die Brüste, 2.
bedeutet Düttle
hinaus.
das Dorf Düttlenheim, zwischen
Straßburg und Molsheim gelegen.
106. D'
Hose umkehre (höflicher Ausdruck fïir auf den Abort
gehen).
107. Vo
rhu se (= vorhausen Synonym, flir die Zukunft arbeiten,
besonders: eheliche Freuden vor der Trauung genießen. Dieser
Ausdruck ist weit verbreitet im Oberelsaß, der schweizer Grenze
zu bis nach Banzenheim.
108. Es
isch e Gold äff; sie ist ein putzsüchtiges Weibsbild.
109. Dü
müsch noch 's Linlache trockene: Du mußt noch das
Leinwandlachen trockenen — bedeutet einen Bettnässer.
110. Uf
der Kratz gehen = auf Buhlschaft gehen, im schlimmen
Sinn.
in. Sie leben wie d' Vögel im
Schißdreck [statt Hanfsamen].
140
Beitrage zur
Sprichwörterforschung.
112. D'
Wurmlöcher stopfe, d. h. gehörig essen, so daß alle Körper-
öffnungen und Lücken zugestopft sind.
113. Sie
han Verlochung; scherzhaft für Verlobung.
114. Er
fangt Nachtkütze (Nachteulen) = Lustdirnen, in Gebweiler
gebräuchlicher Ausdruck.
115. Er
geht uf d' Filzmucke = er geht auf die Jagd nach Dirnen.
116. S'ischejuddeväterli,
wü's mit deBlechmaidle het (Heidols-
heim). Er ist ein Mann, der viele Schulden Jiat, welcher ^ich
obendrein mit Huren (= Blechmaidle) abgibt
117. Er
isch uff d1 Herzkirsche, bedeutet allgemein, er liebt
Herz-
kirschen; in Obersteinbach hat der Ausdruck die Nebenbedeutung:
er geht schönen Mädchen nach; in Mutzig (Breuschtal) besagt
die Redensart = er ist vernarrt, sein ganzes Sinnen und Trachten
steht nach weiblichen Brüsten.
118. Witt
d' Kirsche = willst du Kirschen; häufig gebrauchter Aus-
druck, wenn die erregten Burschen in Hochfelden (Unterelsaß)
ihren Mädchen die Eichel des männlichen Gliedes zeigen.
119. 's
Maidel isch nit käuscher = Mädchefl, das menstruiert
120. Wann
d'r Kopf eweg isch, het s' Loch Firowe (wenn der
Kopf verloren ist, dann tritt der Verdauungsapparat nicht mehr
in Tätigkeit, dann bleibt der Anus in Ruhe) (Geberschweier).
121. D'r
Mann kummt, wo der Kopf under'm Arm het un 's
Füdele (Podex) im Schnappsack; ist eine Drohung für Kinder,
deren tiefere Bedeutung ich noch nicht völlig erfaßt habe.
122. Er
nimmt Müßdreck for Mackkümmi. Er sieht Mäusedreck
als Wiesenkümmel — Carum carvi — an bedeutet, er ist dumm.
123. Sie
han e Kind under's Kisse begrawe; das kleine Kind,
das ihnen gestorben ist, wird rasch durch ein anderes bereits
empfangenes ersetzt sein.
124. E
kusperig Düttele = ein flinkes Mädchen. Düttele = weib-
liche Brust. Also Pars pro toto.
125. Manschette
am Hals un Bolle am Loch. Dieser in Hindis-
heim übliche Ausdruck bedeutet: Das Mädchen (Frauensperson)
hält viel darauf, Manschette [= einen großen weißen Frauenkragen,
der bis zu den Schultern reicht], zu tragen, die übrige Kleidung
wird vernachlässigt und ist schmutzig wie der Anus. Dasselbe
bedeutet der hochdeutsche Ausdruck: ,Oben hui und unten pfui'.
126. Dü
kannsch gehn schisse, wo's gemäjt isch (wo gemäht ist),
derbe Abweisung.
Beiträge zur Sprich
Wörterforschung. 141
127. Er
steht bi de Schlitzhusare, obszöne Redensart besagt:
Beim Anblick großer starker Frauenpersonen ist der Penis eri-
giert : Statt Schlitzhusar sagt man auch in Steinburg und Mütters-
holz: ein gespaltener Husar, zu jedem strammen Mädchen.
128. Hus
— weibliche Scham.
129. roti
Kam bus = Dirne mit roten Haaren, der man einen be-
sonders aufregenden Geschlechtverkehr zuschreibt.
130. Kanalie
(Kanai) = liederliches Weib, wildes Mädchen.
131. Kanastje
= ränkevolles Weib.
132. Spatzekind
= leichtsinniges Mädchen.
133. Köche
(Köchin) heißt vielfach eine dicke stramme Person, die
gerne Wein trinkt, sich küssen und betasten läßt — Im Taufbuch
zu Hohatzenheim vom 19.
IX. 1676
ist Köchin eine liederliche
Person, die schon vor der Heirat gravida war. Noch heute be-
zeichnet man mit dem Satzes ,S' isch ze Paris un lehrt koche=
Sie ist in Paris und lernt kochen', ein Mädchen, das aus
dem Elternhaus wegen unehelicher Niederkunft nach Paris ge-
fahren ist
134. Kilwehammel
bedeutet eine Frauensperson, die den Kirchweih-
festen nachzieht
135. Do
wurd nit gehattelt = hier wird nicht umhergezerrt und
unanständiges Zeug getrieben.
136. Die
het jo schun gekälwert = Mädchen, das schon geborenhat
137. 's
kummt ihm wie dem Bock d' Milch
=s
es kommt ihm wie
dem Ziegenbock die Milch = einer wartet lange vergeblich.
138. D'
Schißkrall tuet m'r weh = der letzte Steißwirbel schmerzt
mich.
139. Es
isch eHüen, wü gaxt, awer nit läjt, übertragen bedeutet
Sie ist ein Huhn, welches
gackert, aber nicht Eier legt,
das eine Weibsperson, die schwanger
zu sein glaubt, aber in
Wirklichkeit es nicht ist
140. gäxen
= gackern (nach einer Fehlgeburt). Sie het gegäxt,
aber nit geläjt
141. Do
gegäxt do gelajt = hier gegackert und auch gelegt! (Auf-
forderung, daß der Käufer einer Sache gleich bezahlen soll.)
142. gixen
= ein Mädchen, das gleich aufschreit, wenn man es an-
rührt, aber auch in der Bedeutung: ein Mädchen beschlafen.
143. ,E
kalter Buer fitze (oder auch) klopfe ■= onanieren. Der Aus-
druck ist in Ingweiler und Dürrenzen üblich.
142
Beiträge zur
Sprichwörterforschung.
144. Von
einem Trägen sagt man inBanzenheim: ,Mer meint, ihr han
.Man habet
ken Gleich as im Füdele'.
kein Gelenk als Hintern*.
145. Kumm
m'r welle harze (Oberelsaß).
Komm wir wollen den Beischlaf
ausüben.
146. 's
geht alles in de Herbscht, alles ist im Herbst erlaubt,
d. h. man nimmt es bei der Weinlese, besonders wenn sie gut
ausfallt, mit Grobheiten, erotischen Scherzen nicht so genau.
147. ,As
loßt sich fußle', es läßt sich an Brüste und Geschlecht-
teile tasten.
148. As
isch gefluppt worre = genotzüchtigt worden (in Ensisheim1)
Es ist worden
üblicher Ausdruck).
149. Dis
isch e Jenzer = das ist ein Wollüstling (Ingweiler, Unter-
elsaß j.
15a Dis
isch e Jenzerle = das ist ein Schürzenjäger.
151. Jenze
bedeutet im Oberelsaß in Kolmar und Ensisheim begatten
und zwar besonders im Freien entweder bei der Heuernte oder
in der Kornernte oder im Wald. Diese Spezialbedeutung verdient
alle Beachtung der Sprachforscher.
152. fummeln
zeigt meist einen hastig, gewöhnlich im Stehen aus-
geübten Coitus an.
153. Müeß
ich dir an d' Münz gehen? Drohung. Muß ich dir an
die Münz = Hodensack gehen? d. h. einen Tritt in diese Gegend
geben.
154. Was
het dis Maidel for e Butterärschel (Butterärschel =*
fein glänzender, fleischiger, glatter, leicht rötlich schimmernder
Podex).
155. Lochlecker
= Schmeichler.
156. Leck
mich, wo ich hübsch bin | , , A,
T 1 • 1 -tt. гт , ,
і
derbe Abweisungen.
157. Leck
mich, wo ich keine Nase habe J
158. Dü
kannsch mich hinte umme lüpfe = du kannst mich hinten
herum haben; eine in Oberbergheim übliche, stark erotische Ab-
weisung.
159. Auf
die Abweichung: ,Leck mich am Arsch', wird vielfach
geantwortet ,ich leck keine Sau [oder Hund] am А/
160. Die
het Lampe, sagt man im Dorf Dürrenenzen, östlich von
Colmar, von einer weiblichen Person mit Hängebrüsten.
161. Es
het e Lins'l uf em Brettel; sie hat eine kleine Linse auf
1)
Ensisheim ist die ehemalige
Hauptstadt der Habsburgischen Besitzungen im Elsaß.
Beiträge zur
Sprichwörterforschung. 143
dem Brettchen, besagt, ein Mädchen
hat gar keine entwickelten
Brüste, so daß die Brust sich nur wie eine Linse über ein Brett-
chen erhebt.
162. Lippe
wie —n— Abtrittdeckel; wer große Lippen hat
163. ,Müesch
luntle1 mußt du cacare?
164. Lu
si [im Oberelsaß], eine feile Dirne ordinärster Art.
165. Es isch e Luntsch; sie
ist eine feile Dirne, kommt wohl von
dem Verbum luntschen = nachlässig, träge auf einem weichen
Lager sitzen, ruhen, liegen.
166. Dis
Maidel het in de Lumpe, dieses Mädchen hat in den
Lumpen, bedeutet, sie ist schwanger; ähnliches besagt der Aus-
druck ,sie ist hops' oder ,Dis Maidel het ze viel Büewe-
wädel gelullt1 = dieses Mädchen hat zu viel Bubenpenis
ge-
zullt, ohne daß hier gedacht würde an Berührung des Membrum
virile durch weiblichen Mund.
167. Die Frau isch am
verliere; die Frau steht in den Wechsel-
jahren, Klimakterium.
168. Er
(oder es) het e Wäjschießer; er bezw. ein Mädchen
(kurzum eine Person) hat einen Wegscheißer. Unter dieser dra-
stischen Ausdrucksweise versteht man ein Gerstenkorn, welches
sich an das Augenlid setzt. Viele Leute bezeichnen jedes kleine
Knötchen oder Eiterbläschen als .Hürefotzegedings4. Z. B.
,Was
haw і wieder for Hürefotzegedings ins Gesicht bekumme', hier
wird gar nicht an einen etwaigen Zusammenhang mit dem ur-
derben Ausdruck gedacht.
169. Müeter,
gib mirLämpläm і bit mi Del net; heißt eigentlich
Mueter, gib mir Lämpläm, і biß mi Seel* nit; bedeutet, Mutter,
gib mir deine Brust, ich beiße dich meiner Seel' nicht (Lämp-
läm — Mutterbrust). Man gebraucht diese Redensart bei einem
noch nicht entwöhnten großen, im Sprechen noch stark zurück-
gebliebenen Knaben.
Anm. All diese kecken, derben, oft
äußerst rohsinnliche Redens-
arten atmen einen förmlich mittelalterlichen Geist von ausgelassener
Lebensauffassung So roh und höchst gemein einzelne dieser Rede-
wendungen lauten, dürfen wir darnach die Elsässer doch nicht als un-
gehobeltes, vulgäres Pack* behandeln, wie das oft Politiker des
Tages
wünschen. Gerade diesen Politikern sollte das Ergebnis der folklo-
ristischen Forschung die Augen öffnen, daß der Elsässer im Grund
des Herzens völlig deutsch geblieben ist
William Godelück.
144
Beiträge zur
Sprichwörterforschung.
170. Sprichwörtlich
gebraucht man folgende Zeilen, die wohl einem
Liede entstammen und jedenfalls nicht elsässisch sind: An des
Nilesstrande sitzt ein Krokodil, wedelt mit dem Schwänze, weiß
nicht, was es will ; doch ne jede Frau weiß ja ganz genau, was
das Krokodil mit dem Schwänze will.
171. Zungenübungen:
Hier ist ein Scheit, ein Schleißscheit, ein wohl-
geschlissenes Schleißscheit. Das schickt aus Schleiz die Frau
Weiß und läßt dabei sagen, daß sie die wohlgeschickteste Scheit-
schleißerin sei. Ihr Mann, der Herr Weiß, sitzt hinterm Haus
und schleißt und wenn er alles fertig geschleißt und geschlissen,
dann hat er auch alles zerfetzt und zerrissen.
172. Hirsch
heißt mein Vater.
Beide Schnellsprechübungen werden in
Süddeutschland in den
besten Gesellschaften, bei Tanzkränzchen, Ausflügen der Tanz-
stundenschüler usw. erprobt In Baden-Baden erlustigten damit
verschiedene Offiziere der Garnison Straßburg i. Elsaß die Teil-
nehmer von an und für sich exklusiven Familienabenden.
Mitgeteilt von F. Wernert
ÏÏL
173. Große
Hörner und nicht stoßen können, das ist traurig.
Hörner s=
Zumpt — Bad Salzbronn.
174. Wer
das Kleine nicht ehrt, ist das Große nicht wert,
sagte die Köchin, da legte sie sich einen Bleisoldaten ins Bett —
Bad Salzbronn.
Dr. Ko nop.
iv.
175. Var
y/ûs konn men de Purge nischt dagrintiwin? Wal mi
schikt nör dim Klanen arän. (Weshalb kann man die Voz nicht
ergründen? — Weil man blos den Kleinen hereinschickt). — Der
Kleine, vulgär für Zumpt, trivial Poz. Für Purge (Voz) sagt
man vulgär ,die Gischeft' = das Geschäft, das Ding. Das Wort
Pürge dürfte vom polnischen pirog herstammen. Pirogen sind
eine Art großer Taschkerln, eine zweiklappige Teighülle mit
Kartoffelpüree und Grammeln (Grieben) gefüllt oder mit Kasz u
(Heidegrütze) und Grammeln.
Das Sprichwort aus Ostgalizien. Dr.
Isak Robinsohn.
V. Magyarische Sprichwörter. —
PéldabeszédeL
1. Papnak
pina panaszos. Dem Pfaffen ist die Voze mißgönnt
2. A ki
haragszik, nem baszik. Wer zornig ist, fickt nicht
3. Hideg
a keze, meleg a szoknyâja. Kalt ist ihre Hand, warm der
Unterrock.
4. Egész пар a
tökevel
jâtszik. Er spielt den ganzen Tag mit seinen
Hoden. (Wird von einem Faulenzer gesagt)
Szojaräsok.
— Redensarten.
5. A pinänak drombja volt,
Elöl verték, hitul szólt
Die Voze hat eine Trompete gehabt, —
Vorne schlug man sie, hinten hat sie
gesprochen (geblasen).
6. Mar
nines egyéb hätra,
Tegyen a piesâm a szâdra.
Es bleibt nichts anderes übrig, —
Tun Sie die Voze auf Ihren Mund.
7. Nem messze van ide Nânàs,
Jól esik ott a pinâzâs.
Nicht weit von hier liegt Nânâs
(Ortname), —
Dort tut das Ficken wohl.
8. Ma seggel keltél fei.
Heute bist du mit dem Arsche aufgestanden.
(So pflegt man zu einem Mißlaunigen zu sagen.)
9. Imperfectum, futurum,
Lefektetem, kifurom. Imperfectum, futurum,
— Ich lege sie nieder, ich durchbohre sie. (Wortspiel, von Studenten
gerne gebraucht)
10. Pipadobäny,
kostököt, Reggelre jó fröstökötl Pfeifentabak, Widder-
hoden, — Zum Morgen ein gutes Frühstück (wünsche ich).
11. Ugy
megbasznam, hogy vert
peselne. Ich möchte sie so ficken,
daß sie Blut pische.
Krauss, Anthropophyteia. HL IO
146
Magyarische Sprichwörter.
12. Messze
innét Budapest, mégis ide lâtszik. Weit ist von hier Buda-
pest, dennoch kann man es sehen. (Wird gesagt, wenn ein Kind
zufällig die Schamspalte sehen läßt.
13. Segg
odal Den Arsch hin (zur Nase)! (So ruft scherzweise einer
dem andern beim Niesen zu.)
*Ф Ugy seggbe ruglak, hogy az anyâd
picsâjâba eseL Ich stoße dich
so in den Arsch, daß du in die Voze deiner Mutter fällst (Drohung).
15. Menj
az anyâd picsâjâba 1 Gehe in die Voze deiner Mutter! (Im
Ärger gebrauchte Abweisung)
16. Mi
az apâm faszât! Was den Zumpt meines Vaters! (Ein Aus-
druck der Verwunderung, wie: Was der Teufel!)
Zungenübungen.1)
17. Kertem
alatt öt zabasztag. Unter meinem Garten sind fünf Hafer-
schöber.
Schnell gesprochen: Kertem alatt
összebasztak. Unter meinem
Garten haben sie zusammen gefickt
18. Hordo
kozepén a lynk. In der Mitte des
Fasses ist das Loch.
Schnell gesprochen: Hordo
köze pina lynk. Zwischen dem Fasse
ein Vozloch.
1)
Im Magyarischen gibt es hierfür
keinen Terminus technicus.
Großwardein.
Julius Fohn.
VI Eranzösisclie Sprichwörter und
Redensarten
Nachfolgende Sammlung entlehnen wir
der Bibliotheca Scatolo-
gica. (Bei Ignaz Bernstein, Catalogue des livres parémiologiques,
Warschau 1900,
L S- 77,
Nr.
249 vermerkt), deren vollen
Titel wir
weiter unten in der Vorbemerkung zu den Abschnitten XXV—XXVIII
der südslav. Volküberlieferungen anfuhren. Der ungekürzte Neudruck
wird allen Paroemiologen höchst willkommen sein, da das Original
fast verschollen ist Wir erbitten uns von unseren Mitarbeitern
weitere
Beiträge, um womöglich den hierher gehörenden französischen Sprich-
wörterschatz in der Anthropophytie vollständig zu sammeln. Die Ver-
fasser der B. S. beschränkten sich hauptsächlich auf skatologische
Sprichwörter, die eigentlich erotischen sind daher noch in Menge
nachzutragen. Auch die Erläuterungen sind mitunter allzu knapp
geraten, doch findet man sich bald zurecht, wenn man ihre Sprich-
wörter mit unseren im IL Bd. und hier angeführten deutschen ver-
gleicht Von einer Verdeutschung der franz. Sprw. sehen wir ab, weil
wir aus unserer Abonnentenliste wissen, daß alle Fachgenossen, die
die Anthr. beziehen, auch der franz. Sprache genug mächtig sind.
Memento scatoparémiologique,
catalogue de sentences, pro-
verbes, Dictons, locutions, expressions etc
1. Peut-être
devrions-nous commencer cette
enumeration proverbiale
par une sentence pleine de sagesse et de bon goût: Les paroles
ne puent pas.
2. Stercus
cuique suum bene olet
3. Plus on remue la merde,
plus elle pue.
4. On ne
peut pas chier au goût de tout le monde.
5. Aux cochons la merde ne
pue pas.
6. On en prend plus avec le
nez qu'avec une pelle.
7.....de
merde. — Au figuré, pour exprimer le mépris: Voilà
de beaux rumeurs de merdel
(Scarron).
10*
Französische Sprichwörter und
Redensarten
8. Merde
à votre gorge, marchand de Paris, Voyez, sur cette
singulière imprécation du duc de Savoie, les Illustres proverbes.
[Vrgl. Bernstein, a. o. O. IL Nr.
2743—2745, S. ioof.]
9. Rêver
de merde, cela porte bonheur. [Nach dem Völker-
glauben im allgemeinen wohl, doch im besonderen auch Unglück
Vrgl. Artemidoros aus Daldis, Symbolik d. Träume, übersetzt
v. F. S. Krauss, Wien 1881,
S. 136.]
10. Bon!
voilà ma boule qui roule dans la merde, dit un joueur
de cochonnet, cela me portera bonheur.
11. Il y
a de la merde au bâton, ou au bout du bâton, se dit
d'une affaire dans laquelle il y a quelque chose de honteux.
12. Robe
d'argent brodée de merde. Cest un excellent livre
accompagné d'un mauvais commentaire. [Oben hui! unten pfui!
oben der Glanz, unten der Tanzl — De gnä Frau is a Drecksau!]
13. Il
est bon à vendre une vache foireuse, se dit d'un homme
qui dit sérieusement des choses plaisantes.
14. Il
fait des yeux comme un chat qui foire dans la braise.
Les Espagnols appellent un mignard petit foireux cagaduello.
15. Un
homme dit d'un autre qui l'a trompé:
Il a chié dans ma
malle. Quelques uns ajoutent: Jusqu'au cadenas. [Bei uns sagt
man: einem in den Suppentopf scheißen, bei den Serben: posro
mu se u kapu. er hat ihm in die Kappe geschissen.]
16. Serrer
les fesses quand on a chié au lit, c'est prendre trop
tard ses précautions.
17. Aimer
quelq'un comme une bonne envie de chier.
18. Il
m'aime comme un clou à son cul.
19. Il
est gravé dans mon coeur comme mon cul dans ma
culotte.
20. Faire
une révérence à cul ouvert
21. On
dit d'un homme auquel on espère survivre: Je chierai sur
sa fosse. [VrgL späterhin die südslav. Übung der Grabentweihung
eines Feindes.]
22. Napoléon
disait de certains hommes de sa cour, à la fois élégants
et méprisables: C'est da la merde das un bas de soie. [Ein
Scheißdreck auf goldener Schüssel].
23. Chier
sur la besogne, c'est ne rien faire qui vaille.
24. Quand
on est riche, on dîne deux foix, l'une de viande
et l'autre de merde.
25. D'un
homme sans importance, on dit qu'il parle comme un
cul. [Die Serben sagen von einem, der eitles Gewäsche als seine
Französische Sprichwörter und
Redensarten.
149
autoritäre Meinung anderen
aufnötigen möchte, poprduje = er
farzelt] C'est dans ce sens que Montaigne cite un passage de
Sénèque, rapportant que Demetrius, philosophe cynique du temps
de Néron, disait plaisamment de la voix du peuple qu'il ne faisait
non plus de cas de celle qui lui sortait par en haut que de celle
qui lui sortait par en bas: .Eleganter Demetrius noster solet dicere
eodem loco sibi esse voces imperitorum quo ventre redditos cre-
pitus: Quid enim, inquit, mea refert sursum isti an deorsum sonent
(Senec. Epist. 9.
sub fine.) Le même Sénèque dit encore
en par-
lant de la fragilité de l'homme: Non ad ictum tantum exagitamur,
sed ad crepitum. (Epist. 74.)
26. D'un
homme qui possède des champs, on dit que c'est un cul
serreux. (Avère il culo terroso.)
27. Glorieux
ou hardi comme un pet
28. Il
lupo non caca agnelli. Pour dire que d'une mauvaise affaire
il n'en sort pas une bonne.
29. On
dit d'un homme qui n'a pas long-temps à vivre: Il a chié
plus de la moitié de sa merde. [Der hat ausgeschissen!]
30. D'un
homme qui a échappé à une grave maladie, on dit qu'il a
fait un pet à la mort Les Italiens disent: Fare il peto al
lupo.
31. Faire
un pet à la lune, c'est faire mauvaises affaires.
32. Toute
femme qui pette, n'a pas la mort au cul.
33. Faire
des soupirs gros comme des pets de vache.
34. D'un
homme mort on dit: Il ne pètera plus. [Der hat ausge-
farzt]
35. Péter,
c'est ouvrier sa tabatière, ou encore; lâcher une
tubéreuse.
Pour vivre sain et longuement,
Il faut donner à son cul vent1)
36. D'un
homme dur à la desserre, on dit qu'on tirerait plutôt un
pet d'un âne mort.
37. On
dit du même: Il me laissera son cul pour faire un
sifflet, ou
38. Il
me laissera la peau de son cul pour me faire un
masque.
39. D'une
chose qu'on méprise, on dit qu'elle ne vaut pas le pet
d'un âne mort, ou le pet d'une p . . . .
t) Einige moderne Ärzte
behaupten, die Blinddarmentzündung rühre von der Ge-
wohnheit her, die Winde zurückzuhalten.
IS©
Französische Sprichwörter und
Redensarten.
40. Pet
à vingt ongles, c'est l'enfant dont une fille accouche.
41. C'est
un pet de maçon, le mortier est au bout
42. C'est
un pet de boulanger, la pâte le suit
43. S'il
pleut de ce vent, gare la merde!
44. Péter
comme un roussin, ou, comme une vieille bour-
rique.
45. On
dit généralement et proverbialement: Pète qui a peur. Nous
croyons que ce dicton vient d'une observation d'histoire naturelle.
Il existe un genre d'insecte du nom de brachyn, dont deux espèces,
le brachyn pétard (crepitans) et le brachyn pistolet (s cl o pet a)
ont un singulier moyen de défense: lorsqu'ils se croient en danger,
ils laissent échapper de leur corps un gaz qui fait explosion et
s'accompagne d'une vapeur blanche et acide. Souvent même les
insectes de même genre, qui sont voisins, répondent à ce bruit,
et on entend de tous côtés les décharges de ces petits volcans.
[Die Erklärung ist zu weit hergeholt, denn bekanntlich bescheißt
sich auch der Mensch vor Angst, wie man bei uns sagt oder
prdi od uź asa, er farzt vor Entsetzen, wie die Serben behaupten.
Prdljivac, Farzer, nennen sie einen Feigling.]
46. Vesser
comme un daim.
47. On
dit à un homme qui pète: Il y a un cochon dans votre
culotte, je l'entends grogner.
48. D'un
homme qui fait beaucoup de vents, on dit qu'il a mangé
oeufs de fourmis.
49. Chantez à l'âne, il vous
fera des pets.
50. Péter
plus haut que le cul, prendre des airs au dessus de sa
condition.
51. Dies
dem Quitten in den Bart, disent les Allemands quand
ils pètent; ce qui veut dire: Voilà pour la barbe de celui qui
ne doit rien. [Die Chrowoten sagen: svjedoku govno, dem
Zeugen ein Dreck.]
52. Wer
an Drohungen stirbt, muß mit Fürzen begraben
werden (celui qui meurt de menaces doit être enterré avec des
pets).
53- Qui
le premier le sent, du cul lui descend.
54. Péter
à.la sourdine, être dissimulé.
55. Dans
le même cas, on dit: Qui parle en arrière, parle à mon cul.
56. Les
Grecs disaient bêksanti pordës, tussis pro crepitus, par
allusion à la toux bruyante et volontaire de ceux qui veulent
dissimuler un pet
Französische Sprichwörter und
Redensarten.
57. Mieux
vaut péter en compagnie que crever tout seul.
58. Se
sauver comme un péteux.
59. On Га chassé comme un
péteur d'église. [Der südungar.
Deutsche droht einem die Strafe fur eine Ungehörigkeit so an:
Ich wer dich lernen, in der Kirch'n forz'nl]
60. D'un
homme logé haut, on dit: Il entend les anges péter.
61. Mingere
cumbombis res est gratissima lumbis. [Steht im
Handbuch der Ärzteschule zu Pavia aus dem XV. Jahrh.]
62. Pisser
sans péter, c'est aller à Dieppe sans voir la mer.
63. Faire péter la goule,
bavarder, discourir.
64. Il
faut que la goule du juge en pète, se dit à propos d'une
affaire qui ne peut s'arranger.
65. D'un douillet on dit
qu'il crie pour la moindre vesse.
66. Le
trou de bise, le cul Rabelais a dit: ,Parcequ'il est continu-
ellement éventé des vents du trou de bise/ (L.
1.)
67. On
dit d'un sot qui par hasard a dit un bon mot: C'est un
vesseur qui a pété. (Proverbe russe.)
68. On
emploie le mot oeil pour le trou du cul: ,Un jeune homme
qui venait la lance en arrêt pour lui crever l'oeil' D'Ablancourt,
Dial, de Lucien, 2.
p.
Une vieille un jour confessoit
Ses offenses à frère Jean,
Et cette vieille ne cessoit
De vessir de crainte e d'ahan.
Le pauvre frère disoit: ,BranI
Vertu sans bienl voici merveille!
Dépêchez-vous.' — Lors dit la
vieille:
«Conseillez moi, mon père en
Dieu!1 —
,Parbieu! dit-il, je te conseille
D'aller vessir en autre lieu!4
Menagiana, Paris
1715,
t I. p.
9.
69. Aller au grenier sans
chandelle et prendre de la vesse
pour du foin, c'est vesser.
70. Problème:
Les pigeons mangent des vesces
Et ne font pas d'z haricots.
Quand moi j' mange d'z haricots,
Pourquoi donc qu' j' fais des vesses?
71. Merde
se dit quelquefois: Son de farine, boue de blé.
72. On
l'a aussi appellee de la plus fine:
Et dit-on que de la plus fine
Son brun visage fut lavé. (Cab.
Sat)
152
Französische Sprichwörter und
Redensarten
73. Sentir
son cas merdeux, c'est être dans son tort
74. Surtout,
vive l'amour, et bran pour les sergents!
75. Bran
de vous! Terme de mépris.
Adieu vous dy, maistre Clément
Bran de vous et de vos clystères.
76. Toujours
truie songe bran.
77. Truie
aime mieux bran que roses.
78. Le
porc a tout bon, fors la merde.
79. On
ne chie pas sans bran.
80. On
dit encore de nos jours, comme on disait au XVIe siècle:
Chiez des yeux, pour pleurer. .Pleurez donc, et chiez bien des
yeux, vous en pisserez moins1, est-il dit dans le moyen
de par-
venir.
81.'On
dit d'un homme actif: Il y va du cul et de la tête.
82. D'un
homme qui agit mollement: Il n'y va que d'une fesse.
83. D'un
homme qui a la foire, ou dit qu'il a perdu la clé.
84. De
celui qui est sujet, on dit, qu'il*a le bazar (foire perpétuelle),
ou encore qu'il foire comme un geai.
85. Pour:
aller aux latrines, aux privés, aux lieux, aux aisances, aux
commodités, etc, eta, on dit: Aller où le roi va à pied
86. Aller
où on ne peut envoyer personne à sa place.
87. Faire
son grand tour.
88. Lâcher
l'aiguillette. L'Espagnol dit: Andar del cuerpo.
89. Faire
son cas, ses besoins, ses nécessités, aller à ces
nécessités, etc.
90. Se
vider de ce qui ne peut sortir par la transpiration.
91. Chier
de peur.
92. Chier
du musc, sentir mauvais.
93. On
dit d'un homme qui vient de chier: Il a gagné cinque sous
(c'est ce qu'on donne pour vider un cochon).
94. Faire
une omelette sans beurre dans sa culotte, c'est y
chier.
95. Chargé
à cul, se dit d'une voiture dont la charge est en arrière,
ou d'un homme qui a besoin d'aller. [Er hat den Arsch voll Ge-
schäfte.]
96. Quand
les sergent du guet menaient un homme prisonnier, on
disait: Ils le tiennent au cul et aux chausses.
97. D'une
femme vaniteuse on dit: C'est une vesse. (Duez).
98. D'un
homme simple on dit, qu'il a l'esprit où les poules ont
l'oeuf.
Französische Sprichwörter und
Redensarten.
99. On
dît d'un homme méprisable: C'est la chiasse du genre
humain.
100. Des
mauvaises raisons on dit, que ce sont des merderies.
101. De
même on dit: Merdaille, pour exprimer le mépris.
102. On
nomme un usurier un fesse — Mathieu (Molière). Voyez,
sur l'origine curieuse de cette locution, les illustres proverbes.
103. On
dit dans le même sens: Un fesse-maille.
104. D'un
avare on dit: Pour un peu il mangerait sa merde.
[Ein Dreckfresser.]
105. D'un
homme, qui a fait quelque sottise, on dit: Il s'en est donné
tant dans les fesses.
106. A
un homme ennuyeux on dit: Parle à mon cul, ma tête est
malade.
107. On
dit aussi: Tu me fais chier en remontant
A
108. Etre
entre deux selles le cul par terre. (Avère il culo
su due scanni.)
109. Le
cul tout nu et les manches de même, se dft d'un homme
peu vêtu.
110. Il
est à cul, pour dire, sans ressources,
in. Il n'y a pas à tortiller du cul.
112. On
dit à un maladroit: mon âne est plus adroit que toi, car
il a le trou du cul rond, et il chie des crottes carrées.
On le dit, aussi des mulets d'Auvergne.
113. Cul-de-jatte,
se dit d'un homme estropié.
114. Cul-de-plomb,
se dit d'un homme lourd, ou d'un homme assidu
au travail.
115. On
dit d'un homme lent: C'est un dort-en-chiant
116. Dans
le même cas, on dit qu'il couve son caca.
117. On
dit encore qu'un homme a mangé de la filasse, et qu'il
chie de la corde.
118. D'un
homme constipé on dit, qu'il a mangé des carottes.
119. D'un
homme triste on dit, qu'il a un visage de constipé, ou
une mine foireuse.
120 D'un
homme qui va vite, on dit, qu'il a le feu au derrière.
[Er hat eine rote Paprika im Arschloch.]
121. La
tête a emporté le cul, quand on tombe d'une fenêtre.
122. A
un homme sujet aux migraines, on dit: Recommande ta
tête à ton cul (tiens-toi le ventre libre).
123. A
un homme qui se plaint du mal de tête, on dit: C'est bien
loin du cul quand la bête est longue.
154
Französische Sprichwörter und
Redensarten.
124. On
disait d'un homme condamné à être pendu ce que Villon a
dit de lui-même dans son épitaphe:
Or d'une corde d'une toise
Saura mon col que mon cul poise.
125. On
dit d'un poltron: Il a montré le cul.
126. Couper
la robe au cul, expression outrageante. C'était le
traitement qu'on faisait subir aux femmes de mauvaise vie.
127. D'un
homme qui marche mal, on dit qu'il a le cul rompu.
128. D'un
étourdi, on dit: Il prendra un derrière pour une tasse.
129. On
dit de même: Prendre son cul pour ses chausses.
130. On
dit d'un miteux: Ses yeux font la cire, et son derrière
l'encens.
131. Ou:
Il a la larme à l'oeil et la crotte au cul.
132. D'un
homme qui a l'haleine mauvaise, on dit qu'il a une chaise
percée dans l'estomac, ou qu'il est contrefait, qu'il a
le cul dans la bouche.
133. On
dit d'un grondeur: Il s'est levé le cul devant.
134. D'un
homme hargneux: C'est un bâton merdeux, on ne sait
par où le prendre.
135. D'un
joueur: Il perdrait son cul s'il ne tenait
136. On
dit d'une ouvrière qui tire l'aiguille pour vivre: Elle pousse
le cul pour avoir la pointe.
137. D'une
mauvaise raison, on dit qu'elle n'a ni cul ni tête.
A
138. Etre
poussé à bout se dit: En avoir dans le cul, ou plein
le cul.
139. Se
tirer d'une mauvaise affaire, c'est tirer son cul de la presse.
140. Baiser
le cul de la vieille, perdre une partie sans faire un point
[41.
Mourir au cul de la princesse, c'est
échouer au port
142.
Mettre de cul (Rabelais), pour surpasser.
[43.
Mettre à cul, dans l'impossibilité de reculer.
[44.
Crotté jusqu' au cul.
[45.
Donner du pied au cul.
[46.
Avoir quelqu'un dans le cul, en être las.
[47.
Couper cul, quitter le jem
[48.
Brûler le cul, se retirer sans mot dire. [Sich den Arsch ver-
brennen = schlecht bei einer Sache abschneiden.]
[49. A
cul levé, quand celui qui perd quitte la partie.
[50.
Faire une chose à écorche-cul, faire une chose à regret
[51. Le
nez est un passe-partout à cul. (Vadé, Soirées de la
halle).
Französische Sprichwörter und
Redensarten
155
152. Arrêter
quelqu'un sur le cul, l'arrêter court.
153. Faire
le cul de poule, faire la moue.
154. Mangeur
de culs de poules. Sobriquet usité entre les soldats.
155. Cul
rouge, nom injurieux donné parles jeunes soldats aux vieux
invalides qui se mêlent à leurs jeux.
156. Baiser
le cul a quelqu'un, faire des bassesses. [Einem in
den Arsch hineinkriechen.]
Si l'empereur faisait un pet
Geoffrey dirait qu'il sent la rose,
Et le Senat aspirerait
A l'honneur de prouver la chose.
157. On
dit d'un homme dupé: On lui a fait baiser les deux
soeurs (fesses).
158. On
dit d'une femme qui a les hanches larges qu'elle est ren-
forcée sur la culasse.
159. Aller
au devant par derrière, c'est employer des détours.
160. S'en
torcher le derrière, expression de mépris. [Er ist ihm
zu gering = er wischt sich an ihm das Arschloch nicht aus.]
161. S'en
battre les fesses, estimer peu.
162. On
dit d'un homme qui renonce a sa profession qu'il a chié
sur son métier.
163. Chier
dans son bonnet et se le mettre sur la tête, équi-
vaut à: Crachez en Гаіг, et cela vous retombe sur le nez.
164. On
dit d'un homme à cheval qu'il a le cul sur la selle. Se
dit aussi d'un homme à son aise.
165. D'un
homme malingre on dit qu'il a toujours au derrière
quelque paille qui l'étrangle.
166. On
dit d'un homme qui a réparé une faute avec de l'argent:
Il s'est sauvé par le cul de sa bourse.
167. On
dit d'un postérieur volumineux que c'est un cul de
ménage.
168. On
dit d'une face large: Visage gros comme le cul d'un
pauvre homme.
169. Noir
comme le cul à Pilate, ou comme le cul de la poêle.
170. La
dame blanche a le cul noir. Terme de jeu d'échecs.
171. Laid
comme un cul. [Gemeint ist wohl ein Schlapparsch].
172. On
dit d'un laquais enrichi: C'est un ci-devant derrière.
173. Assis
sur son cul comme un singe.
174. D'un
homme mal vêtu, on dit qu'on lui voit le cul.
175. Mal
est caché à qui le cul appert
X 56 Französische
Sprichwörter und Redensarten.
176. D'une
coterie on dit: Ils se tiennent tous par le cul comme
des hannetons.
177. De
deux hommes qui vont toujours ensemble, on dit: Ce n'est
qu'un cul et une chemise.
178. D'un
imbécile on dit' Il est bête comme la chemise qui
baise son cul
179. Se
servir de la chemise d'autrui pour lui torcher Le cul,
c'est être libéral au dépens de celui qu'on oblige.
180. Hausser
le cul, se dit d'un bon buveur qui vide souvent son
verre.
181. D'un
petit homme on dit: C'est un bas du cul, ou un bout
de cul. On dit encore: Il a six pouces de jambes et le cul
tout de suite, ou bien: Il est né à l'île de Cuba (Cul-bas).
[Der ist aus dem Arschloch herausgefallen, sagt man bei uns von
einem, der sich auf seine hohe Geburt oder seinen angeborenen
Adel zu viel einbildet]
182. D'un
homme pauvre: Il n'a que le cul.
183. On
appelle cul plat un personnage de peut d'importance.
184. Tirer
le cul en arrière, faire quelque chose de mauvaise grâce.
185. Tortiller
du cul, pour une femme qui a des prétensions; sou-
vent aussi on le dit pour hésiter.
186. Tortiller
le derrière, cela fait chier rondement
187. Cul
sur pointe (Montaigne), sens dessus dessous. — On trouve
dans le Dictionnaire de Cotgrave cul sur pointe, cul sur tête,
deux expressions synonymes rendues par l'expression anglaise
topsy turvy, la quelle répond exactement à notre sens dessus
dessous.
188. Les
enfants ont un jeu d'épingles qu'ils appellent cul contre
pointe.
189. Buter
du cul, c'est la même chose que culbuter.
190. Les
Flammands nomment cul tourniant le jeu que nos enfants
appellent culbute.
191. Lever
le cul, se sauver, s'enfuir.
192. Gratter
son cul au soleil, soufrir avec patience.
193. Qui ne châtie culot ne
châtie culasse, pour: Il faut corriger
les enfants tant qu'ils sont jeunes.
194. D'un
homme qui a éprouvé une déconfiture, on dit qu'il a été
à la foire aux nez.
195. L'Italien
dit: Non trovi culo da tuo naso, d'un homme qui
n'effraie personne avec ses bravades.
Französische Sprichwörter und
Redensarten.
157
196. Dans
le même cas on dit à un homme qui menace: Que feras-
tu? Tu me feras porter le cul derrière, ou encore: Tu me
mettras le nez au cul pour m'étrangler.
197. D'un
homme qui a peur les Italiens disent que les fesses lui
font taf taf (il culo gli fa lape lape). Nous disons, qu'il a
chaud aux fesses.
198. A
mal pasteur le loup chie laine (mange les moutons).
199. Tandis
que le loup chie la brebis s'enfuit, ou encore:
Tandis que le chien pisse le loup fuit, pour dire que l'occa-
sion favorable s'échappe facilement
200. Péter
ou foirer dans la main, se dit d'un homme sur lequel
on comptait et qui manque à sa parole.
201. On
dit familièrement d'un bon compagnon que c'est une fesse
tondue.
202. Il
culo alla ortical Je te connais, méchante herbe, je ne suis
pas dupe.
203. Surprendre,
attraper un homme qui se cache, c'est le prendre
aux fesses.
204. Dal
del culo nella pietra, faire cession, parce que l'on donnait
du cul sur une pierre.
205. Un
homme amoureux des servantes est un fesse-chambrière.
206. On
dit d'un écrivailleur que c'est une fesse-cahier.
207. Un
grand mangeur s'appelle fesse-pain ou fesse-miche.
208. Un
grand buveur est un fesse-pinte.
209—211.
D'un homme bien portant qui se plaint
qu'il ne peut manger,
on dit: Il mange peu, mais il chie prou, ou bien: Il mange
comme un oiseau et chie comme un limousin; ou encore:
Il mange comme un poussin et chie comme un roussin.
212. On
dit dans le patois du Midi que les meilleures choses que
l'on mange ne sont que de l'arribe aou quion (arrive-au-cul).
213. On
dit en patois: Lous estrouns cans soun pas de les miques
(petits pains).
214. Hai
mangiato merda di civetta, se dit d'un homme qui ne
sait rien taire.
215. D'un
mauvais buveur on dit: Unevessede rigneron le grise.
216. D'un
prêtre qui lit précipitamment son bréviaire: il fesse son
bréviaire.
217. S'enivrer
se dit: Fesser ses poules.
218. Frapper
sur le cul, c'est battre le boulanget. Dans le même
cas on dit: Frapper à la huche, au buffet
15 8 Französische
Sprichwörter und Redensarten.
219. Fesser
le gigot, c'est en manger souvent à son ordinaire.
220. Quante
merde! dit l'Italien pour: que de façons! que d'em-
barras!
Bredi, breda, bredi, breda,
Le cul deçà, le nez delà.
(Poisson.)
221. D'un
homme qui donne une grande importance à de petites
choses, on dit qu'il fait d'un étron un pain de sucre.
222. Qu'on
me fesse si . . . manière d'affirmer.
223. On
dit que ceux qui ont du coeur mangent de la merde,
pour exprimer qu'on abuse de ceux qui ont de la loyauté.
224. Montrer
son cul pour un sou et brûler pour six liards
de chandelle, se dit des gens qui font de fausses spéculations.
225. Un
proverbe italien dit dans le même cas: Ha tolto da con-
fettar stronzi.
226. On
dit: Briller comme un étron dans une lanterne. [Er
schießt herum, wie ein Furz in der Laterne.]
227. Quand
il fait froid, on dit: Il fait chaud ce matin, les
étrons fument.
228. On
dit à propos d'étrons: Tout ce qui fume ne brûle pas.
229. Etron
volant, stronzo in un foglio di carta gittato dalla
finestra, dit Duez. Nous recommandons le procédé aux délicats
qui craindraient de se refroidir.
230. On
demande la difference qui existe entre un champ de bataille
et un omnibus? C'est que sur le champs de bataille il y a vain-
queurs et vaincus (20
coeurs et
20 culs), et que dans l'omnibus
il n'y en a que seize de chaque.
231. On
dit que le houx est le bois le plus noble, parce qu'on ne s'est
jamais torché avec ses feuilles.
232. Au
plus élevé trône du monde si ne sommes assis que
sur notre cul (Montaigne).
233. L'uniformité
du sublime dégoûte. On ne doit pas couvrir
son cul de diamants comme sa tête. (Voltaire). [Frauen,
die auf Männerfang ausgehen, tun es trotzdem immer. Hesiod
warnt vergebens vor der gyne pygostolos]. Dans les manuscrits
de la Bibliothèque nationale, ancien fonds n°
7218, on
trouve,
sous le titre de l'Apostoile, une liste de locutions, proverbes
et dictons populaires aux XIIIe et XIVe
siècles, reproduits par
Crapelet en 1831.
[Der volle Titel bei Bernstein a. o. I.
S. 186.
Nr.
701.] Nous y avons rencontré
quelques expressions qui nous
appartiennent
Französische Sprichwörter und
Redensarten
159
234. Aux
dictons de Normandie on cite les culs tors de Brionne
(probablement à cause du travail des manufactures).
235. Les
foireux de Conches (p. 49).
236. Page
122,
on cite les culs d'Angleterre, variante
du Diet des
pays joyeux, pièce imprimée en caractères gothiques au com-
mencement du XVIe siècle [vrgl. Duplessis, Bibliographie
paré-
miologique, Paris 1847,
p. 241,
einen Nachdruck mit verändertem
Titel, Bernstein, a. o. O. S. 197,
Nr.
829] qui dit: Les gros
culs sont en Portugal.
237. A
la fin de TApostoile on trouve une espèce de mercuriale qui
ne manque ni de concision ni de justesse. En voici deux sen-
tences.
Li quaresme cunchie (gâte) l'an
Et la menoison (la foire) les braies.
238. Le
cul, en patois du Midi, se disait eu ou, témoin ce proverbe:
A cuou pounchut las brayos di toumboun (à un cul pointu
les culottes lui tombent).
#
Volkswitz in Rätseln.
EL Rätsel und Mtselfragen aus dem
Elsaß.
1. Wie lang gibt's schon
Fürze? Seitdem Eva den Apfel aß mit
Adam; denn seitdem waren beide aufgebläht und glaubten zu sein
und zu werden sicut Deus.
2. Ein Holzgefäß ist's und
trägt einen Deckel von Fleisch?
Lösung. Eine Person auf dem Abort — Dieses Rätsel heißt in den
zu Frankreich gehörenden Teilen der Vogesen: „Marmite de bois,
couvercle de viande, bon fricot dedans.u
3. Welches ist das letzte
Loch an einem Pflug im Feld, Es ist
das Loch der Person, welche den Pflug fuhrt.
4. Wer trägt eine Sichel im
Arsch? Der Hahn, denn er hat
Sichelfedern.
5. Wie fangt man Hasen? Man
häkele (krümme) den Finger und
stecke ihn in das Loch.
6. Was tut der Geizige, wenn
er farzt? Er ärgert sich über die
unvernünftige Verschwendungsucht seines Arschs.
7. Was macht ein Farzer? Er
bläst aus dem letzten Loch.
8. Wann mausern sich die
Frauen? Wenn der Mann stirbt,
dann verlieren sie den Schwanz.
Gesammelt von F. Wernert
EU Magyarische Rätsel
Talânyok. — Rätsel.
1. Két part között mi jâr ki?
Neked adom, talâld kil (Fing).
Was geht zwischen zwei Ufern durch?
Ich gebe es dir, errate es! (Der Furz.)
2. Miért
ér a picsa 300
forintot? —
1. Nagyokat nyel és még sem
fulad meg;
2. nedves
helyen van és nem rothad el;
3. erdôben
lakik és nem fél.
Warum ist die Voze
300 Gulden
wert? —
1. Sie schluckt große Stücke
und erstickt nicht;
2. sie
befindet sich an einem nassen Ort und verfault nicht;
3. sie
wohnt im Walde und furchtet sich nicht
3. Hâny
ize van a picsâ nak? —
Härom:
1. ha baszod, édes,
2. ha
szagolod, büdos,
3. ha
nyalod, sós.
Wie vielerlei ist der Geschmack der
Voze? —
Dreierlei:
1. wenn du sie fickst, ist
sie süß,
2. wenn
du sie riechst, ist sie stinkend,
3. wenn
du sie leckst, ist sie salzig.
4. Hâny krajcärt ér a ріпа? —
і krajcàr a béresnek, hogy
kibaràzdâlta;
i kraj
car a szabónak, hogy kiszabata;
i kraj car a szûcsnek, hogy
megprémelte;
і krajcàr a piktornak, hogy
kipnigalta;
і krajcàr a lakatosnak, hogy
pecket csinàlt bele;
і krajcàr a kerékgyârtonak,
hogy kifurta;
Kraust, Anthropophyteia. Ш. II
іб2
Magyarische Rätsel
I krajcàr az öndögnek, hogy
egy kanâl mézet tett bele;
azaz hét krajcàr.
Wie viel Kreuzer ist die Voze wert?
—
і Kreuzer erhielt der Ochsenknecht,
daß er sie ausfurchte;
і Kreuzer erhielt der Schneider, daß
er sie zuschnitt;
і Kreuzer erhielt der Kürschner, daß
er sie verbrannte;
і Kreuzer erhielt der Maler, daß er
sie bemalte;
і Kreuzer erhielt der Schlosser, daß
er sie schmiedete;
і Kreuzer erhielt der Wagner, daß er
sie ausbohrte;
і Kreuzer erhielt der Teufel, daß er
einen Löffel Honig hinein gab;
Das sind sieben Kreuzer.
5. Aug vàrom, este
lenne,
A két szôrôs össze menne.
Kaum erwarte ich, daß es Abend
"wird, — damit die zwei Haarigen
zusammen kommen können.
*
6, Két szôrôs hösött egy
mesztelen hentereg. Mi az?
Zwischen zwei Haarigen walzt sich ein Nackter. Was ist das?
Gesammelt in der Umgebung von
Großwardein von Julius Fohn.
IV. Französische Eätselfragen.
Im II. Bd. der Anthropophyteia S.
26—53
brachten wir
363 Rätsel-
fragen niederösterreichischer Stadtleute. Das Wort Stadtleute ist zu
betonen, denn dem deutschen Bauernvolke sind die Rätselfragen,
die mit der Wendung ,Welcher Unterschied ist . . / anheben, so gut
wie fremd von altersher. Auch die Slaven kennen sie erst aus neuerer
Zeit und zwar so gut wie ausschließlich nur in Städten, wohin sie
durch die deutschen Einwanderer und die in deutschen oder franzö-
sischen Universitätstädten ausgebildeten Beamten verpflanzt worden
sind. Einen Fingerzeig, der auf die Quelle, oder doch auf eine der
Quellen der deutschen Rätselfragen hinweist, gibt uns die
Bibliotheca
scatologica mit der Mitteilung auf S.
86, unter Nr.
233, die
wir hier-
her setzen wollen, indem wir unsere Mitarbeiter ersuchen, dem ver-
schollenen Werkchen sowohl als anderen gleichartigen Schriften nach-
zuspüren.
Plusieurs demandes ioyevses, en
forme de quolibet, S. L.
ni D. (vers 1530),
in — 16.
goth. de
8ff.
(Réimprimées à Rouen, par
Nie. Lescuyer, vers 1580).
C'est là-dedans qu'il y en a! sans
préjudice de drôleries pleines
de gaillardises, mais beaucoup, trop épicées pour ne pas les laisser
au logis. Sans être absolument musquées, celles que nous citons ici
n'ont pourtant rien de choquant au point de vue scatologique.
1. Quelle différence a entre
pet et peletier? — La response est que
le peletier souffle le poil dedans et le pet dehors.
2. Qu'est-ce
à qui le poil vient premier que la peau? — C'est un
estron floury.
3. Quelle
chose est-ce qui est la plus joyeuse quant elle naist? —
C'est un pet: car dès qu'il naist il se prent à chanter et ne cesse
jusque à la mort
4. Qui fit le premier pet à
Rome? — Ce fust le cul.
5. Qui est le pire
arbalestrier qui soit? — Cest le cul: car il prent
sa visée aux talons et va frapper au nez.
u*
Französische Rätselfragen.
6. Quelz gens sont-ce qui n'ont
mestier de procureur ne d'advocat?
— Ce sont gens foireux: car leur matière est toute cière.
7. Qu'est-ce que tant plus ou
le boute et tant moins entre? — C'est
un estron quant on le chie.
8. Quelle feuille de bois est
la plus nette entre toutes les autres? —
C'est la feuille du houx: car nul ne s'en oze torcher le cul (vgl.
oben das 231.
Sprw.).
11 y a vraiment de quoi rire dans ce
livret plein de ... joyeusetés.
Mais où se le procurer? Nous en connaissons deux exemplaires, l'un
en caractères gothiques, l'autre, plus moderne, en lettres rondes.
Le
troisième, s'il existe, est encore à retrouver.
Krauss.
F
Liebezauber der Völker.
Eine Umfrage топ William
Godelück.
IL Im nachfolgenden gebe ich aus
meiner Sammlung vorläufig
einige noch ungedruckte Belege aus dem serbischen Sprachgebiete,
die den Gebrauch von Blut und Dreck als Zaubermittel zur Erweckung
von Liebe oder Gegenliebe erhellen. Wie sonst bei den Erzählungen
lasse ich auch hier der Übersetzung den slavischen Wortlaut voran-
gehen.
1. Kad
żeńsko dobije pranje a żeli da je ko od muSkih voli, valja
da umoći parée Sećera u krvavu pizdu pre no Śto krv obriśe kad iz
pizdę pogje pa taj Śećer u jelu iii ma како da da onome mus ko m
-4
koga żeli, da pojede pa će pn
ludovati za njom. — Mitgeteilt von einem
Landmann aus der Śumadija (Waldland) in Serbien.
Wann ein Frauenzimmer die Reinigung
bekommt und es wünscht,
daß irgendeines von den Mannsbildern zu ihr Liebe faßt, so muß sie
ein Stück Zucker in die blutige Voze eintunken, ehe sie noch das
Blut wegwischt, wann es aus der Voz zu fließen anfängt und diesen
Zucker in einer Speise oder wie immer sonst jenem Mannsbild bei-
bringen, den sie zu haben wünscht, damit er ihn (den Zucker) aufesse
und dann wird er nach ihr (vor Liebe) tollen.
2. Kad
devojka oće muśkog da zaludi, ona uzme od njene perijodę
t. j. od njene krvi i sipa nekoliko карі u crnoj kavi i on to sam
mora
popiti. Kada momak to popije on onda trći za tom devojkom kao lud
i onda obièno kaźu: ,Zaludila ga devojka te je pamet izgubio!1
—
U to devojke veruju i mnoge to eine. — Mitgeteilt von der Tochter
eines Grobschmieds in Pancevo, Südungarn.
Will ein Mädchen ein Mannsbild in
sich liebetoll machen, so nimmt
sie von ihrer Periode, d. h. von ihrem Blute, und schüttet davon
einige
Tropfen in schwarzen Kaffee und er muß dies allein austrinken. Hat
Ібб
Liebezauber der Völker.
dies ein Bursche ausgetrunken, dann
rennt er wie ein Verrückter diesem
Mädchen nach und dann sagt man gewöhnlich: J)as Madchen hat ihn
vertollt und so hat er den Verstand verloren!' Daran glauben die
Mädchen und viele tun das.
3. Kad devojka oće momka da
zaludi ona zakolje slepog misa
sa naprstkom і iscedi tu krv i zatim kupi od rode (Śtrka) masti і to
dobro izmeśa, naime krv i mast i tim namaźe momku aljinu iii panta-
lone i onda taj za njom luduje. — Mitgeteilt von einem Mädchen aus
Crepaje in Südungarn.
Will ein Mädchen einen Burschen toll
verliebt machen, so schlachtet
sie mit dem Fingerhut eine Fledermaus ab und seiht dies Blut aus
und kauft hernach Storchenfett und mengt dies tüchtig durcheinander,
nämlich das Blut und das Fett, und beschmiert damit dem Burschen
das Gewand oder die Pantalonen und der tollt dann nach ihr.
Anmerkung. In sehr vielen serbischen
und chrowotischen Apo-
theken bekommt man Schlangen-, Vogel-, Hunde- und sogar Drachen-
fett zu kaufen. Apotheker sagten mir im Vertrauen, sie gäben unter
den verschiedenen Namen stets Schweinefett ab.
4. Na drugi naćin: Kad
devojka oće momka da zaludi ona kupi
slepog misa і zakolje ga i tom krvlju namaźe bombone і kad se iste
osuśe da momku da pojede i taj onda ide za njom kap ćorav. —
Von demselben Mädchen aus Crepaje.
Auf eine andere Weise: Will ein
Mädchen einen Burschen toll
verliebt machen, so kauft sie eine Fledermaus und schlachtet sie ab
und bestreicht mit diesem Blute Bonbons und wann sie trocken
worden, gibt sie sie dem Burschen zu essen und der steigt ihr dann
wie blind nach.
Anmerkung. Ślepi miś = blinde Maus =
Fledermaus. Vgl. Nr. 6.
5. Iii: Kad devojka slepog
miSa zakolje, onaj drob iz njega izvadi
i to umoći u razbijeno jaje i uvalja u zemićkene mrve iii braśno i
to
ispeće u vrelu mast i momak to pećenje mora sam pojesti. I onda
trći kao lud za njom. — Von derselben ebenda.
Oder: Wenn ein Mädchen eine
Fledermaus abschlachtet, so nimmt
sie aus ihm jene Eingeweide heraus und taucht sie in ein
zerbrochenes
Ei ein und wälzt sie in Semmelbrösel oder Mehl und dies bäckt sie
in heißem Fett aus und der Bursche muß dies ausgebackene Zeug
allein aufessen. Und alsdann rennt er ihr wie verrückt nach.
Liebezauber der Völker.
6. Velika devojka, koja
obićno muśkog żeli da zaludi, da za njom
ide kao slep, to nosi uvek ispod pazuha sieve strane slepoga misa. —
Mitgeteilt von einem Bauernmädchen aus Dolovi in Südungarn.
Ein großes (erwachsenes) Mädchen,
das (wie) gewöhnlich den
Wunsch hegt, ein Mannsbild liebetoll zu machen, damit er ihr wie
blind nachsteige, das trägt immer unter der Achsel linker Seite eine
Fledermaus.
7. Kad źena ne Zivi dobro sa
mużem, ako ih ko omrazio pa da
se spasę od toga, onda radi ovako: kad ćuje daje gde umrlo kopilće
(nebraćno dete kakve devojke) odnese jednu jabuku i mete tom umrlom
detetu u ruku, da tu jabuku prenoći i onda da tu jabuku svome muźu
da pojede i pośle je muz voli i pośtuje i onda źive u slozi i
ljubavi.
— Erzählt von einer Bäuerin aus einem Dörfchen bei Neusatz —
Ujvidék-Novi Sad.
Wenn ein Weib mit ihrem Manne nicht
gut lebt, wenn einer das
Ehepaar verzwistet hat. hernach tut sie also, um sich vor dem Übel
zu erretten: Wenn sie hört, daß irgendwo ein Bastardlein (das unehe-
liche Kind irgendeines Mädchens) verstorben, so trägt sie einen
Apfel
hin und legt ihn diesem verstorbenen Kinde in die Hand, damit
er da über Nacht verbleibe und hernach gibt sie diesen Apfel ihrem
Ehegemahl, damit er ihn aufesse und später liebt und ehrt sie der
Gatte und dann leben sie in Eintracht und Liebe.
8. Kad covek i źena ne zive dobro,
ako ih neko omrazio, onda iena
da se spase, skuva u jelo malo pogani od rode, naimre govno od
Strka і dä muźu da pojede a kad ovaj to pojede, onda je voli i
ljubi,
onda postane drugi covek i izmegju njih vlada sloga і ljubav. —
Erzählt von derselben ebenda.
Wenn Mann und Weib nicht gut
miteinander leben, wenn einer
zwischen ihnen Zwist gestiftet hat, alsdann kocht das Weib, um [den
Ehefrieden] zu retten, in die Speise ein wenig Storchenunflat ein
(nämlich Dreck eines Storches) und gibt ihn dem Gatten zu essen,
und wenn der das aufgegessen, alsdann ist er ihr wohlgeneigt und
liebt sie, alsdann wird er ein anderer Mensch und zwischen ihnen
herrscht Eintracht und Liebe.
9. Kad źena осе, da je
muź zdravo voli, da je lud za njom, ona
uzme jedno jaje, koje je snela crna kokośka prvi put, t j. prvo jaje
1 to jaje je spolja krvavo. Ona to jaje nosi sedam dana ispod
levé
pazuhe, i u no ći nikako ga ne sme dirati. Osmi dan źena uzme to
jaje
і sa drugim dobrim jajima isprźi u vrelu mast i da muźu da pojede.
168
Liebezauber der Völker,
Onda je voll i ide za njom kao lud.
— Erzählt von einer Bäuerin aus
Borća bei Pancevo, Südungarn.
Will ein Weib [erzielen], daß ihr
Ehegatte ihr herzlichst zugetan
sei, daß er [wie] toll nach ihr sei, so nimmt sie ein Ei, das eine
schwarze
Henne zum erstenmal gelegt hat, deren erstes Ei, und dieses Ei ist
von außen blutig. Sie trägt dieses Ei sieben Tage lang unter der
linken Achsel, und bei Nacht darf sie ihn [den Gatten] unter keiner
Bedingung [wollüstig] berühren. Am achten Tag nimmt das Weib
dieses Ei und bäckt es mit anderen guten Eiern in heißem Fett aus
und gibt es dem Ehegatten zum Aufessen. Alsdann ist er ihr wohl-
geneigt und folgt [ihren Spuren] wie ein Verrückter.
Wien. F. S. Krauss.
Erotische Volkslieder aus
Österreich. IL
Wilhelm Rudeck (Geschichte der
öffentlichen Sittlichkeit in
Deutschland. Jena 1897.
S. 96 fr.)
hat auch das Volkslied in den
Kreis
seiner Betrachtungen gezogen, ist jedoch bei dem ungenügenden Mate-
rial, das ihm vorlag, zu keinerlei irgendwie beachtenswerten
Resultaten
gelangt, denn die Lieder, die er heranzog, besingen das Geschlecht-
liche keineswegs in der Weise, wie es notwendig ist, um sie zu rein
erotischen Liedern zu stempeln.
Welcher Schatz solcher Lieder noch
im Volke lebt und zu heben
ist, hat mich die kurze Zeit gelehrt, die seit dem Erscheinen des
ersten
Teiles meiner erotischen Lieder aus Österreich und der Zusammen-
stellung nachfolgenden Beitrages verstrichen ist Durch Rücksicht-
nahme auf das erotische Element bei einigen meiner Volksliedausflüge
(nach Natschbach, Steinakirchen am Forst und Getzersdorf, sämtlich
in Niederösterreich), durch gütige Mithilfe einer Anzahl Freunde,
durch Ausholen von Bekannten und durch Heranziehung von bisher
ungedruckten Handschriften in öffentlichen Bibliotheken ist es mir
gelungen in verhältnismäßig kurzer Zeit (6 Monaten) ein
äußerst
reichhaltiges Material zusammen zu bringen, das trotz seiner Ur-
wüchsigkeit größtenteils nicht gemein wirkt, sondern alles humori-
stisch auffaßt.
Ich habe an dieser Stelle den
Verwaltungen der kgl. Hof- und
Staatsbibliothek in München und des Steiermärldschen Landesarchivs
in Graz für gütige Überlassung von Handschriften zu danken, ebenso
den lieben Freunden Dr. Friedrich S. Krauss, Prof. Hans Wagner,
Lehrer Raimund Zoder, Lehrer Karl Sotolar, Lehrer Ignaz Ćerny,
Lehrer Sepp Karner, Lehrer Frz. Wasmer, Ingenieur HansMekiska,
Lehrer Alois Kleckmayr, cand. ing. Rudolf Braun, Josef Tittrich,
Theodor Puchta, Hans Scholz, Hermann Krämer, weiter den Herren
Dr. K. Nemeth, Dr. A. M. Pachinger, Ing. Wenzel Hruschka und
meinen lieben Vereinsbrüdern Hermann St Öhr, Eduard Krimmer und
Erotische Volkslieder aus
Österreich.
Johann Pilz, sei es für Überlassung
eigener Aufzeichnungen oder für
gütige Mitteilung solcher Lieder
An dieser Stelle will ich zum I.
Teile meines Aufsatzes (Anthrop.
II. 70
ff.) noch einige Literaturnachweise
geben:
і. Vierzeiler:
Nr.
9.
E. Meier, Schwäbische Volkslieder.
[1855] 24
Nr.
123.
Nr.
10.
H. Dunger, Rundfts und Reimsprüche aus dem Vogtlande.
[1876] 218
Nr.
1169.
Nr. її. Vgl.
Pogatschnigg-Herrmann, Deutsche Volkslieder aus Kirnten. I.
[1869] 242
Nr.
1077 = 12 [1879] 268
Nr.
1273.
Nr.
14.
J. N. Vogl, Schnadahüpfln.
[1850] S.
1
Nr. 3;
E. Meier,
6
Nr. 22?
V. M. SttB,
Salzbuigische Volkslieder. [1865]
182 Nr.
75;
L. Tobler, Schweizerische Volks-
lieder L [1882] 213
Nr.
22;
Pogatschnigg-Herrmann. L 31
Nr.
147
= I* 34
Nr.
170.
Nr.
21.
Vgl. Vogl 95
Nr.
64;
Pogatschnigg-Herrmann I. 245
Nr.
1089.
Nr.
23.
Vgl. Pogatschnigg-Herrmann I*
293 Nr.
1396;
J. G. Seidl, Gesaram. Werke.
IV
[1879] 42
Nr.
87; L. Hörmann,
Schnaderhüpfeln aus den Alpen.
'[1894] 135
Nr.
379;
Frz. Frdr. Kohl, Echte
Tirolerlieder. Erste Nachlese.
[1900] 28 Nr.
20:3.
Nr.
24.
F. P. Piger, Zeitschr. f. Osten-. Volkskunde. IV.
[1898] 24;
E. Langer. Deutsche
Volkskunde aus dem östl. Böhmen. III.
[1903] 62
Nr.
23:1.
Nr.
36.
Vgl. F. Andrian, Die Altausseer.
[1905] S.
182b.
Nr.
41.
Pogatschnigg-Herrmann I. 132
Nr. бої.
Nr.
42.
Hruschka-Toischer, Deutsche Volkslieder aus Böhmen.
[1891] 319
Nr.
435;
Vernaleken-Branky, Spiele und
Reime der Kinder in Österreich.
[1876] 121 Nr.
39.
Nr.
49.
Hruschka-Toischer 289
Nr.
151
; — vgl. Piger 23;
Langer III.
[1903] 70
Nr.
30;
Will Müller, Beitrage zur
Volkskunde der Deutschen in Mähren.
[1893] S.
409.
Nr.
50.
Vgl. Pogatschnigg-Herrmann IL
93 Nr.
412.
Nr.
58.
Vgl. Hruschka-Toischer 373
Nr.
927;
M. Urban, Frohe Klange aus der
Rockea-
stube.
[1889]
S.
44 b
13.
Nr.
64.
Vgl. A. Birlinger, Schwäbische Volkslieder.
[1864] 130
Nr.
351.
Nr.
65.
Andrian 178b.
Nr.
70.
Vgl. Seidl IV. 47
Nr.
3; Hörmann
44
Nr. 123;
Süß
201 Nr.
306;
Pogatschnigg-
Herrmann I2. 157
Nr.
770.
Nr.
71.
Vgl. SüS 189
Nr.
155.
Nr.
81.
Vgl. Pogatschnigg-Herrmann IL
65 Nr.
270;
I2
295
Nr. 1404:2.
Nr.
83.
Andrian 178b.
Nr.
84.
Greinz-Kapferer, Tiroler Schnadahüpfeln. IL
[1890] 129.
Nr.
85.
Vgl. Birlinger 130
Nr.
355.
Nr.
87.
Hruschka-Toischer 327
Nr.
520;
F. Gundlach, Tausend Schnadahüpfln,
[1892]
90 Nr.
380.
Nr.
89.
Andrian 182a;
F. F. Kohl, Echte Tirolerlieder.
[1899] 150
Nr.
100:1.
Nr.
99.
Vgl. Pogatschnigg-Herrmann I.
251 Nr.
1120.
Nr.
102.
Pogatschnigg-Herrmann I.
20
Nr. 101.
Nr.
103.
Pogatschnigg-Herrmann I.
261
Nr. 1165
= I2
292
Nr. 1389.
Nr.
106.
A. Werte, Almrausch.
[1884]
S.
17:4; H. Neckheim,
222
echte Kärntnerlieder.
I2
[1899] 39
Nr.
31:2 ;
Pogatschnigg-Herrmann L 245
Nr.
1094
= I2
276
Nr. 1314;
R. H. Greinz, Schliersee'r
Schnadahüpfeln. L (1894] 15.
Nr.
107t
Pogatschnigg-Herrmann II.
222
Nr.
719; I2
275
Nr.
1309f.
Nr. in. Pogatschnigg-Herrmann I.
25 Nr.
122
= I2 29
Nr.
138.
Nr.
120.
Seidl IV.
58
Nr. 53a;
Werle
139:5.
Erotische Volkslieder ans
Österreich.
Nr.
125.
VgL Hruschka-Toischer
332
Nr. 566;
A. Huschak, Almbleameln.
[1870]
S.
14114.
Nr.
131.
Vgl. Süß
245
Nr. 853;
Neckheim IL
179
Nr. 128:2; 180
Nr.
129:2; 182
Nr.
130:2;
Werle
193:5;
Pogatschnigg-Hernnann I.
49
Nr. 224;
« I*
53
Nr.
262
; IL 209
Nr.
645.
2.
Lieder:
Nr. XXXI. M. Urban, As da llâîmat
[1894] 75
Nr.
80.
Nr. XXXIV.
Hruschka-Toischer 257
Nr.
281.
Nr. XXXVII. Str.
2.
Süß
207 Nr.
379.
Nr. XLIII. Vgl. J. Pommer,
444
Jodler und Jnchezer.
[1902] 260ff.
Nr. 270.
1. Lieder.
LH. (Melodie 47.)
1. Pfui,
ach lassen Sie mich gehen,
Lassen Sie, man kann uns sehen,
Jeder schaut beim Fenster ein,
Ach, so lassen Sie's doch sein.
2. Geh'n
Sie mit den tollen Streichen,
Geh'n Sie mit Ihresgleichen;
Machen Sie das Fenster zu
Oder las>en's mich mit Ruh7.
3. Nein,
das kann ich nicht verzeihen,
Weg die Hand, sonst muß ich schreien.
Wie? Aufs Bett? Das wäre schlecht,
Ja, da kommen Sie mir recht.
4. Ach,
wie schmerzlich Sie mich drücken,
Geh'n Sie weg, ich muß ersticken,
Weg die Hände, weg von mir!
Schließen Sie doch zu die Tür'.
5. Wie,
Sie wollen, wie ich glaube?
Schonen Sie doch meine Haube,
Bleiben Sie mir auch vom Schoß,
Ach, Sie sind ja gar zu los.
6. Nun, wozu soll das
Vexieren?
Seh'n Sie, wie Sie's Bett
verschmieren,
Geh'n Sie weg, es wird nichts draus;
Zieh'n Sie doch die Schuhe aus.
7. Ach,
es geht jemand in dem Gang,
Machen Sie doch nicht so lang,
Zieh'n Sie doch den Vorhang bei,
Hören Sie doch, die Frau, ich schrei'!
8. Wahrlich
sollten Sie sich schämen,
Mir mein Röckchen aufzunehmen;
Pfui, ach pfui, was ist denn das?
Glauben Sie denn sonst so was?
9. Nein,
wenn Sie mir gar nichts schenken,
Dürfen Sie nicht daran denken.
Wie nicht mehr als eine Krön*?
Nun, jedoch jetzt will ich schon.
10. Abo
nur geschwind und munter,
Schieben Sie ein Kissen unter,
Seh'n Sie, ich lieg' gar zu tief,
Schieben Sie doch nicht so schief.
11. Langsam,
sein Sie doch von Sinnen,
Ach, er ist ja noch nicht drinnen,
Langsam, nur nicht so geschwind,
Machen Sie mir nur kein Kind.
12. Nur
kein Kind, ich bitt', ich schwöre.
Schonen Sie doch meine Ehre,
Das war' mir ein' große Schmach,
Langsam, doch ich werd' schon schwach.
13. Langsam,
doch etwas geschwinde,
Hurtig, nur etwas gelinde,
Ach, es kommt, es spritzt schon
'raus,
Lieber, ach, ich halt's nicht aus.
14. Besser
zu, ich bin recht böse,
Nur geschwind noch ein paar
Stöße,
So, jetzt kommt mir's auch, ha, ha, ha,
Noch einmal, ich sterbe ja.
(Anfang des
19. Jhdts.;
aus Maria-Trost in Steiermark. — Hds.
Nr. 983
des Steiermärkischen Landesarchivs in
Graz, S. 5—12
Nr. 2.)
172
Erotische Volkslieder aus
Österreich.
LIII. (Melodie 48.)
1. Вuста,
wer dreschen kann,
Jetzt geht das Dreschen an,
Geh та1) ins Nachbarnhaus,
Dreschen den Ilabern aus;
Gelt, du drescht a?
Halt ja, і man2) a,
Ei, dasti») halt a.
2. Die
Bäurin hat zwe4) Dirn,
Tamas») ід Stadl fflhr'n,
Die Brüst' seind hoch erhoben,
D' Buema tan's selbst loben;
Gelt, du etc.
3. G'sichter seind
kugelrund
Und in6) Leib frisch
und g'sund,
Kurze Füß\ dicke Wadl,
Die taugen just recht in d' Stadl;
Gelt, du etc.
4. D'
oan, die rührt sich recht
Unter uns Bauernknecht,
Sie arbeit um in [da] Streu,
Farzt7) wie a Sau dabei;
Gelt, du schmeckst ['s] a? etc.
5. D'
oan, die ist recht nett,
Sacht 8)
alle Tag ins Bett,
Oft0) kommt ihr hint was aus,
Buema, das war a Schmaus;
Gelt, du möchst a? etc.
6. Buem,
drescht nur brav drauf,
Hebt's nur die Drischln auf,
Schlagt es recht tief hinein,
Das Stroh muß sauber sein;
Gelt, du drescht a? etc.
7. Buema,
jetzt tummelt's eng10),
Oft*) tama11) no a weng,
Oft 9)
wann ma eilfi laut',
Da ist zum Fressen Zeit;
Gelt, du frißt a? etc.
8. Buema,
jetzt läuten's schon,
Habt's acht, daß ma's hören kann,
Jetzt sama12) alle froh,
Werft's d' Dreschl hin aufs
Stroh;
Gelt du wirfst a? etc.
9. Hiesel13)
hat a so g'schwitzt,
I hab' mich recht erhitzt,
'S Hemmet14) beim
Arsch ist naß,
Geh, sei so gut und blas';
Gelt, du blast a? etc.
10.
Jäkel15), geh' gschwind,
wo bist?
Da scheiß7 і auf'n Mist.
D' Suppen steht auf'n Tisch!
Wart', bis ich's Loch auswisch';
Gelt, du wischt a? etc.
u. Buema freßt's, was eng
schmeckt,
Der Hund ist erst verreckt16),
D' Bäurin hat'n heiß abg'sotten,
Freßt darzu Semmelknoten17);
Gelt, du frißt a? etc.
12. Aft
kriegt's an Millireis,
San Kern wie Bettlersläus*,
An Saufleisch a dazue,
Aft9) homa16,
g'fressen gnue19);
Gelt, du frißt a? etc.
13. An
sauern Ochsenfuß,
Ritscher2') im Überfluß,
Der schaut so grauslich her,
Als ob er g'spieben war';
Gelt, du speist a? etc.
14. Aft
kriegt's an hassen Brein,
Da scheißt die Bäurin drein,
A groß Trum Butterührn21),
Da könnt's in Arsch einschmiern;
Gelt, du schmierst a? etc.
15. Leber
und Kudlfleck22),
So gschmach23) wie
Kälberdreck,
1)
Gehen wir.
2)
meine. 3)
freilich.
4)
zwei. 5)
tun wir sie.
6)
den.
7)
farzen = pedere.
8)
Sachen = mingere. 9)
hernach.
10)
euch. 11)
tun wir.
12)
sind wir.
13)
Matthias. 14)
Hemd.
15)
Jakob. 16}
hin geworden.
17)
Semmel-
knödel. 18)
haben wir,
19)
genug. 20)
Bohnensuppe mit Rollgerste, Speck-
und
Selchfleisch, Erbsen und Linsen.
21) großes Stück Butter.
22)
zerschnittener Rinds-
magen. 23)
wohlschmeckend.
Erotische Volkslieder aas
Österreich.
17З
Arbes1), warm's
gschissen wer'n,
Gelt Bruder, dö frißt gern;
Gelt, du frißt a? etc.
16. Blunzen
und Tudlsäck2),
Ang'fiÜlt mit Bauerndreck,
Geh, beiß das Würstel an,
Hat's ja der Hund erst tan;
Gelt, du beißt a? etc.
17. Buema,
jetzt kriegt's nix mehr,
D' Schüsseln san alle leer,
Wer nicht gnua g'fressen hat,
Friß sich in Kühdreck satt;
Gelt, du frißt a? etc.
18. Buema,
sauft's Kletzenmost3);
Hiesel, hast schon an kost?
Saure Milch vor den Zwang4),
Da scheißt ma ellenlang;
Gelt, du scheißt a? etc.
19. Buema
geht's, leert's eng g'schwind
Von vorn und hint,
Tragt's [ös] harn5) in
engern e) Hut,
Auf d' Nacht is's wieder gut;
Gelt, du tust's a? etc.
20. Buema, i bitt' eng
schön,
Laßt's nur koan Bissen stehn,
Wann і in Arsch was hätt*,
I eng's vergunna7)
tat;
Gelt, du bapst*) a? etc.
(Anfang des
19. Jhdts.;
aus Maria-Trost in Steiermark. — Hds.
Nr. 983
des Steiermärkischen Landesarchivs in
Graz, S. 13—26
Nr. 3.)
LIV. (Melodie
49.)
1. Sagt
Hanschen zu Hannchen:
Du hast schöne Augen!
Die Augen sind deine,
Das Schauen drauf ist meine,
So schauen wir die ganze Nacht,
Bis alles ist vollbracht.
2. Sagt Hanschen zu
Hannchen:
Du hast ein' schönen Mund!
Der Mund, der ist deine,
Das Küssen drauf ist meine,
So küssen wir etc.
3. Sagt
Hanschen zu Hannchen:
Du hast eine schöne Brust!
Die Brust, die ist deine,
Das Greifen drauf ist meine,
So greifen wir etc.
4. Sagt
Hanschen zu Hannchen:
Du hast ein' schönen Bauch!
Der Bauch, der ist deine,
Das Liegen drauf ist meine,
So liegen wir etc.
5. Sagt
Hanschen zu Hannchen:
Du hast ein' schönen Waldl
Der Wald, der ist deine,
Das Jagen drein ist meine,
So jagen wir etc.
6. Sagt
Hanschen zu Hannchen:
Du hast ein' schönen Teich!
Der Teich, der ist deine,
Das Fischen drauf ist meine,
So fischen wir etc.
7. Sagt
Hanschen zu Hannchen:
Du hast ein schönes Vogelhaus!
Das Vogelhaus ist deine,
Das Vögerl drein ist meine,
So vögerln*) wir etc.
(Anfang des
19. Jhdts.;
aus Maria-Trost in Steiermark. — Hds.
Nr. 983
des Steiermärkischen Landesarchivs in
Graz S. 27—30
Nr. 4.)
r) Erbsen. 2) Weiberhemden.
3)
Birnmost.
4)
Stuhlzwang. 5)
nach Hause.
6)
euern.
7)
vergönnen. 8)
ißt.
9)
coire.
174
Erotische Volkslieder aus
Österreich.
LV. (Melodie
50.)
1. Znagst1)
bin і in der Stadt drin g'west,
Das ist dir a sagrisches Nest,
Hab mir a Blunzen kaft2),
Die hat mi narrisch z'raft1),
Bin kaum drei Häuser weit
g'fahrn,
So ist mir schon 's Scheißen not
wor(d)n.
2. Da
geh і halt aufi auf die Bruck
Und setz' mi dort nieder und druck,
Wie і d'weil g'schissen han4),
Leg і mein Hosen an, »
Denk9 і dann, jetzt war's schon guet,
Da kommt der Soldat, nimmt mir 'n
Huet
3. I
wollt' nach den Huet nichts frag'n,
Wenn і nur mein Schmerkappel5) könnt'
hab'n;
Muß і da auf der Wacht
Bleiben die ganze Nacht,
D' Wacht hau' mir auch schon noch
g'fall'n,
Aber hab' fürs scheißen an Gulden
müss'n zahl'n.
4«
Da sag' i, welch sagrisch G'sicht
Hat so an Kaufschilling eing'richt,
'S Bier kost drei und an halb'n,
Für d' Wurst mußt і an Batz'n zahl'n,
Das war eng billig und g'wiß*),
Aber a Gulden ist z'viel für an Schiß.
5.
Drum geh' і eng nimmer in d' Stadt,
Weil mir's znagst so bös gangen hat,
D' Blunzen war schuld daran,
Daß і dort g'schissen han,
Bei uns in Dorf ist kein Ziel7),
Ein jeder scheißt hin, wo er will.
(Anfang des
19. Jhdts.;
aus Maria-Trost in Steiermark. — Hds.
Nr. 983
des Steiermärkischen Landesarchivs in
Graz S. 31—33
Nr- 5- —
Vgl. Nr. XCVIII.)
(Melodie
51.)
LVI.
1. Unter
dem grünen Baum
Laßt sich ein Jungfrau schau'n.
2. Sie
ißt ja Mandelkern,
Laßt sich auch schieben gern.
3. Einmal
ist's gar nicht viel,
Zweimal ist's Kinderspiel.
4. Dreimal
ist's eben recht,
Viermal kann's unser Knecht
5. Fünfmal
geht's auch noch an,
Wohl der's noch sechsmal kann.
6. Siebenmal
mit allem Fleiß,
Achtmal ist's Jungfraupreis.
7. Neunmal
geht's recht in d' Höh9,
Zehnmal das Hemd in d' Höh'»
8. Zwölfmal
ein Meisterstück,
Drauf wird erst's BSucherl dick.
9.
Dreizehnmal geht's gar zu hoch»),
Kann's nicht aushalten noch.
(Anfang des
19. Jhdts.;
aus Maria-Trost in Steiermark. — Hds.
Nr. 983
des Steiermärkischen Landesarchivs in
Graz S. 34-38
Nr. 6.)
LVII.
I. Bin a frisch Bauembue,
I steh' auf in der Frueh
Und geh das dangein9) an,
Weil ich's guet kann.
(Melodie
52.)
2.
Mi10) aber kennt ma11)
schon,
Daß і guet dangein kann,
Dirnal bring'* her zu mir,
I dangel's dir.
1)
Neulich.
2)
gekauft. 3)
hergerichtet.
4)
wie ich fertig bin. 5)
Kippchen
unter dem Hut 6)
sicher.
7)
Vorschrift 8)
wird es mir zu viel.
9)
dengeln,
hier coire. 10)
mich.
11)
man.
Erotische Volkslieder aus
Österreich.
175
3. Hans,
so ist mein Nam1,
Bin von an gueten Stamm.
Z'dangeln trau1 і mir viel,
Wann і nur will.
4. Wann
і in der Frueh aufsteh
Und grad zum dangein geh,
D1 Menscher bringen's
alle her,
D' Bäurin voneh1).
5. Der
B&urin g'fallt's recht wohl,
I dangl ihr's, wie's sein soll,
Sie sagt, mein lieber Bue,
Dangel nur zue.
6. Dangein,
das is mein Freud',
Dangein tan alle Leut',
Der nit guet dangein kann,
Ist übel dran.
7. Mein
Mann, der dangelt wohl,
Aber nit wie's sein soll,
I han zu ihm kuan2)
Freud',
Er hat kuan Schneid.
8. Wann er a dangelt drin,
Weiß ich's in voraus schon,
Es ist umsonst sein Mtieh,
Er kann halt nie.
9. Unser
Dirn schreit in Stall,
Dangel mi a oanmal3).
Aber ganz in der Still'4)
Und nit gar z'viel.
to. Gib aber nur fein acht,
Daß 's mir kan Schaden macht,
Denn і bin noch ganz jung,
Doch lust's5) mi drum.
11. Gelt
Bue, du waßt es schon,
Wie ma znagst6) hab'n getan,
Mach mir nomal7) die Freud'
Und sei fein g'scheidt.
12. Wann
erst der Hausknecht kimmt8)
Und er sein a mitbringt,
Er geht die Bäurin an,
Sie kennt ihn schon.
13. In
der St Veiter Pfarr
Han і danglt a aß Paar,
Droben in Gönstingertal
Fast überall.
14. Bin
weiter nit mehr jung,
Danglt han і um und um,
Mein Hammer9) is schon z' alt
Und weni z' kalt10)
15. 'S
dangein war einst mein Freud',
Danglt han і weit und breit,
Aber izt wird's mir z'viel,
Dangel wer will.
(Anfang des
19. Jhdts.;
aus Maria-Trost in Steiermark. — Hds.
Nr. 983
des Steiermärkischen Landesarchivs in
Graz S. 45—52
Nr. 8.)
LVin.
(Melodie 53.)
1. Hausknecht,
week's Mensch aufl
О Herr, і lieg selber drauf,
Von hint und voran,
Daß і recht zuchi11)
kann.
2. Pfui
Teufel, Bue, schäm di,
Daa ist dir a Schand,
Das tu mir fein nimmer,
Sonst mußt aus'n Land.
3. Und
wann і mich schäm,
So schäm і mich in d' Augen,
О Herr, es ist gut g'west,
Du kannst es nit glauben.
4. I
han mi verschlafa
Beim Dirnal im Bett,
Oft ist der Bauer kema1*)
Und hat mi aufgeweckt
5. Oft13)
sag i's zum Dirnal,
Soll's Kitterl anleg'n "),
Soll's Törl19) aufinacha,
Daß і aussi han mög'n.
l) vorher, früher.
2)
keine. 3)
mich auch einmal.
4)
im geheimen. 5)
habe
ich Lust darnach. 6)
neulich.
7)
noch einmal. 8)
kommt
9)
Penis. 10)
hat
keine Hitze mehr. 11)
hinzu.
12)
gekommen. 13)
hernach.
14)
anziehen. 15)
Türe.
176
Erotische Volkslieder aus
Österreich.
6. Oft
bin i's halt glücklich
Noch aussi кета,
Han mein' Schüehler1)
anglegt
Und fang an zu renna.
7. Wie
is ham bin кета,
Steht der Bauer im Stall,
Oft sagt er, du Schiangel,
Bist da mehr amal.
8. Ei
ja, hab' i's g'sagt,
Aber weiter nigs mehr,
Han mein Schüehler abzogen
Und steh nebens Bett her.
9. I
wollt' mich a bissai
Ins Bett einileg'n,
Oft schreit der Bauer,
Auf, zu der Arbeit anheb'n.
10. Du
narrischer Bauer,
Mußt selber erkenna,
I bin so viel müd
Von dem hamarenna2).
11. Du
narrischer Bue,
Wer hat dir's denn g'schafft,
Daß d' gar a so geisterst1)
Und springst bei der Nacht.
12. Du
narrischer Bauer,
Mögst selber wohl moan4),
Wenn du kan Weib hast,
Bliebst a nit daham.
13. Izt
geh і zum Seiler
Und kauf mir an Strick,
Bind's Dirnal aufs Kraxal,
Trag's überall mit.
14. Oft
is mir der Schirg5)
A glei unterkema,
Han g'mant, will mir's Kraxal
Und's Dirnal nehma.
15. Oft
hat er mi g'fragt,
Was і trag' für a War,
Oft hab' i's glei g'sagt,
Han an türkischen Haar6).
16. Oft
sagt er, і sollt' ihm
Halt a aß Pfund geb'n,
O na, hab' i's g'sagt,
Tun nit vonant wäg'n.
17. Du
tausendschön's Dirnal,
Was hast dir denn tan,
Daß dir dein Kittal
So kurz wird voran.
18. Du
Teufelsbue, і geh'
Grad auf und davon,
Von hint schneid i'n ab
Und voran stuck7) i'n &n.
19. Du
tausendschön's Dirnal,
Was tut dir denn weh?
Du SchlifTel, du Schlangel,
Du waßt es ja eh8).
(Anfang des
19. Jhdts.;
aus Maria-Trost in Steiermark — Hds.
Nr. 983
des Steiermärkischen Landesarchivs in
Graz S. 53—62
Nr. 9.
— 13—16 vgl. J. G. Seidl, Werke
IV [1879] 24f.;
Allgemeines Lieder-
buch für fröhliche Gesellschaften.
[1828] Anhang S.
8 f. —
17, 18
vgl.
Pogatschnigg-Herrmann I2
[1879] 296 Nr.
1407.)
1. Die
Graz'rischen Menscher
Hab'n alli an Sinn
Und d' Haxen vonander
Und flux9) is er drinn.
2. A
rupfernes10) Kitterl,
A Zwarerbandl,
LDC (Melodie
54).
Is in Grazerischen Menschern
Ihr Hochzeitg'wandl.
3.
A Spann unters Nabl
Da is der Bauch aus
Und da sitzt a schwarz Katzerl11)
Und paßt auf a Maus.
1)
Schuhe.
2)
nach Hause rennen. 3)
herum rennst
4)
glauben. 5)
Scherge.
6)
Flachs.
7)
stückle. 8)
so.
9) gleich.
10)
aus grober Leinwand. 11)
Vulva,
Erotische Volkslieder ans
Österreich.
177
4. I
hab's halt wohl g'sagt
Und і sag' es wohl noch,
Je kleiner das Madl,
Je größer das Loch.
5. I
hab's halt wohl g'sagt
Und die Leut' sagen's a,
Die Köchin is schwanger
Und's Kuchelmensch a.
6. Mein Schatzerl is
schwanger,
Mein Schatz is net g'sund,
Der Bauch hat zwa Zentner,
Die Tutein zwölf Pfund.
7. Leg'
di schön zuher1),
Die Hand um an Hals
Und das Fueßerl schön anchi2),
Es gruselt *) schon als.
8. Mein
Schatz laßt sich vögeln,
Das Ding tut ihr wohl
Und es kost ihr kan Kreuzer,
Der Bauch wird schon voll.
9.
Unter mein Unterstock4)
Is a Kapell'n»),
Der mir zwa Kreuzer gibt,
Laß І rebell'n.6)
10. Mein
Schatzerl is schwanger,
Wer hat ilir's denn tan?
Zwa ung'salz'ne Nockerln,
A Nudl voran.
11. Greif
ma net auf die Tutl,
Greif ma lieber auf n Bauch,
Du sakrischer Schneider,
Du waßt ja kan Brauch.
12. Was hat denn die
Täubin,
Daß gar a so billt*),
Der Tauber hat's pledert8),
Jetzt is sie fuchswild.
13. Obern
Steg bin i's ganga,
Übers Bachl, Bachl,
Is ma's Hemad ausg'hängt
Und der Klachl, Klachl.»)
(Anfang des
19. Jhdts.;
aus Maria-Trost in Steiermark. — Hds.
Nr. 983
des Steiermärkischen Landesarchivs in
Graz S. 63—69,
Nr. 10. —
3. Meyer
110 Nr.
150. — 10.
vgl. Meyer
81 Nr.
4 — 12.
Meyer 88
Nr, 40.
LX.
1. Wir
gingen einst spazieren, hm, hm,
Mit meiner Allerliebsten, ha, hal
2. Sie
sagt', sie sei vom Adel, hm, hm,
Ihr Vater führt die Nadel, ha, hat
3. Und
ab wir so gegangen, hm, hm,
Da hatt' ich ein Verlangen, ha, hat
4. Sie
sagt', ich sollt' sie küssen, hm, hm,
Doch niemand soll es wissen, ha, hat
5. Drauf
setzten wir uns nieder, lim, hm,
Ich löste ihr das Mieder, ha, ha!
6. Und
was wir weiter taten, hm, hm,
Das wird die Zeit verraten, ha, hal
(Steiermark ca.
1840. — Aus
einer Handschrift im Besitze A. M. Pa-
chingers in Linz. — Vgl. Erk-Böhme, Deutscher Liederhort II
[1893]
360 Nr.
533.)
LXI.10)
I. Jüngst ging ich zu Lisette,
Sie führte mich zu ihrem b
Besten Wein im Keller;
Wer war wohl da auch schneller,
Ab ich in ihrem Keller.
і
be—,
2.
Sie saß auf einer Kotze
Und wies mir ihre vo—, vo—,
Vollen Sack' mit Schätzen,
Ich sollt' mich dran ergötzen
An ihren vollen Schätzen.
1)
herzu.
2)
hinzu. 3)
juckt.
4)
Hemdstock.
8)
coire.
9)
Penis. 10)
Ein Vexierlied, vgL Blüi
Kraute, Anthropophyteia. HI.
5)
Vulva.
6)
coire. 7)
schreit,
al, Anthropophyt П. 112
Nr.
51,
12
i78
Erotische Volkslieder aus
Österreich.
3. Es
fing mich an zu lüsten,
Ich griff nach ihren bri—, bri—,
Brillantenschnallen,
Die zierten sie vor allen,
Die Brillantenschnallen.
4. Sie
fing mich an zu greifen
Und sagt', du hast ein' sta—,
sta—,
Starken Stock zum wehren,
Wann uns wollt' jemand stören,
Ein' starken Stock zum wehren.
5. Sie
führt' mich in die Kammer
Und griff nach meinem ha—, ha—,
Hammer in der Taschen,
Den glaubt sie zu erhaschen,
Den Hammer in der Taschen.
6. Ich
führte sie zum Tanze,
Sie griff nach meinem schwa—,
schwa—,
Schwarzen Bart und Haaren,
Die schön gekräuselt waren,
Dem schwarzen Bart und Haaren.
7. Dazu
da kam ihr Bruder
Und sagt' zu ihr, du lu—, lu—,
Lustiges Vergnügen,
Warum willst du mich betrügen,
Du lustiges Vergnügen.
8. Drum
merket euch die Regeln,
Wenn ihr wollt sicher ve—, ve—,
Fest und sicher gehen,
So laßt es niemand sehen,
Wenn ihr wollt sicher gehen.
(Steiermark ca.
1840.
chingers in Linz.)
Aus einer Handschrift im Besitze A.
M. Pa-
LXII. (Melodie
81.)
1. |: I häb dir's oft
schon g'sägt,
Kimm zu mir auf d' Nacht :|
Um halber, halber neuni;
Wann der Haushund hängt
Und der Väter schläft,
Läss i di eini1).
2. |:
I war schon zwamäl durt,
Mueß ällweil wieder furt :|
Um halber, halber neuni;
Kimm і hin zu der Tür,
So is der Riegel Ліг,
I kann net eini.
3. |:
Das war a b'sundrer*) Fäll,
Geh, kimm zum drittenmal :
Um halber, halber neuni;
Jä, mein Kämmerlein,
Das wird schon offen sein,
Du kannst schon eini.
Und fang' zun renna an
Und das recht schleuni5).
5.
Du bist a Hasenfuß
Und willst für mi nix wägen,
Kannst nur keglscheib'n,
A bißl Zithern schlagen
Um halber, halber neuni,
Doch in das Kämmerlein
Eines Mägdelein
Traust di net eini.
6.
: Is net der Väter z' Haus
Und bist alloan*) in Haus :
Um halber, halber neuni,
So ist der Haushund dä,
Der fängt mi Solo ä*),
I kann net eini.
4.
Mit der Zither kimm і
Neuli*) vor das Haus,
Klopf ans Fenster än,
Dä schaut der Väter 'raus
Um halber, halber neuni,
I pack' mein Klampfl4) zsäm
(Steiermark ca.
1840. —
chingers in Linz.)
7.
Naxtene) kimm і auf d' Nacht,
Hat der Schnee so kracht,
'S friert mi wia an Hund,
Läßt mi stehn a Stund
Bis halber, halber zehni,
Endli mächst mir auf,
A Stund drauf schiebst mi 'naus,
Das war mir z'wenie).
Aus einer Handschrift im Besitze А.
M. Pa-
1)
herein.
2)
besonderer. 3)
neulich.
4)
Klampfe = Zither. 5)
schleunig.
6)
allein.
7)
ab. 8)
unlängst, neulich.
9)
zu wenig.
Erotische Volkslieder aus
Österreich.
LXni.
's Nudlbrettl.
і. I woaß1) nit, was і
wer'n soll,
Es f&llt ma nit gschwind eifi,
|: Hiaz geh9 і in die Stadt hineifi,
A Köchin möcht' i seifi. :|
|: Er suachat«) hält meifi
Nudlbrett,
I leich6) ihm's nimmamehr. :|
4.
Und leicht ma" 's7) amäl
her,
Âft pätzen's an drauf um,
|: Warum sollt ihm gräd і mein's geb'n,
I wissat8) nit warum. :
а. I woaS schoß, was і mäch12),
I woaß schoß, was і tua3),
I:
Hiaz rieht' і mir in alla Fruah*)
a
xi
jit і 5*
Meifi Muatta is schoß bei
Jähr'n,
A Nudlbrettl zua. : J
^ m _ % m . . t
J
1 Sie hat schoß
viel erfähr'n,
3.
Da Hausknecht in da Fruah, |:
Sie sägt, ihr hätten's a recht oft
Der schleicht si hiß und her, Ihr
Nudlbrett *) vadorb'n. :|
(Donnersbachwald in Nordsteiermark;
2.
Hälfte des 19.
Jhdts. —
Handschrift Nr. 1414
des Steiermärkischen Landesarchivs in
Graz S. 40.
LXIV.
D' Linzer Köchin.
1. Weil
mi meifi Muatta z' haus nimma will lei(d)n,
Hiaz geh' і davofi und âft10) wird sie's bereu'n,
Weil і hält gär so gern furtroas'n1J) möcht',
Âft is d' Muatta alloafi dahoam,
gschiacht13) ihr schoß recht.
2. Häm
") soviel Madl auf Wean äwiträcht "),
Hiaz mäch' i's hält a so, wia's
andre häm g'mächt,
Hiaz schnür1 і meifi Binkerl, nimm Abschied und geh'
Und das Kochen, das woaß і schoß, das i's vasteh'.
3. Morg*n
steh' і als Köchin eifi, і häb' schoß an Herrn,
Wann і recht willi bin, hat a mi gern,
Dä muaß і hält höfli seifi,
fleißi und g'schwind,
Weil i's Jähr fufz'g Gulden
Zwanz'ger häfi ") und a kloans Kind.
4. Wia
mi meifi Muatta siacht**), sägt 's glei zu mir,
Was hast denn du äflg'stellt, was is's mit dir,
Du führst di sauwa17)
auf, sägt's, das is währ
Und sie hoaßt1*) mi a
Luada und gibt ma—r—a Paar.
5. Schaut's
na19) meifi Muatta äfi, wia's mi hiaz schlägt,
I woaß ma nit z' helfen mehr, biß schoß vazägt,
Soll і ihr d' Wahrheit säg'n und bring's nit z'sämm
Und na"30), na", і trau' mi nit, weil i mi schäm'.
1)
weiß.
2)
mache. 3)
tue.
4)
zeitig. 5)
sucht
6)
leihe. 7)
man
es. 8)
wüßte.
9)
Vulva. 10)
hernach.
11)
wegreisen, 12)
geschieht
13)
haben.
14)
nach Wien getrachtet
15)
habe. 16)
sieht
17)
sauber. 18)
heißt
19)
nur.
20)
nein.
12*
i8o
Erotische Volkslieder aus
Österreich,
6. Horn's nur von puffen
auf, häm's nur Geduld,
Da Herr, wo і Köchin biß, der is dräfi *) schuld,
Ob'n in zweiten Stock, draußt auf'n Gang,
Dort is a—r—a weng*) bei mir
g'west, äwa nit ling.
7. Hiaz
frag' i'n Dokta, was weita wird g'scheg'n*),
Er sägt, häb' Geduld, meiß, wirst es glei seg'n4),
Richti, і gspür schoß was von dera G'schicht5)
Und hiaz bind і ma's Schürzerl
fest, das maß's nit sieht
8. Hiaz kriagt6)
mi meiß Herr sobald nimma dräß,
Na*, na*, es g'schiacht nit,
wänn's nit leicht seiß käfi,
Erst gestern Abends spät7)
is a ma begegn't
Und і häb' glaubt, er schenkt ma
was, Schneck'n hat's g'regn't*).
(Aus Donnersbachwald in
Nordsteiermark; 2.
Hälfte des
19. Jhdts.
— Handschrift Nr. 1414
des Steierm. Landesarchivs in Graz S.
66£)
LXV.
1. Ei,
was mächt die Erste?
Die Erste läßt sich bürsten
Für Grafen und für Fürsten.
Schieb hinein, schieb hinein,
Schiebe nicht daneben,
Bin ein armes Bauernmädchen,
Muß vom Schieben leben.
2. Ei,
was mächt die Zweite?
Die Andre muß wändern,
Läßt einen wie den ändern.
Schieb hinein etc.
3. Ei,
was mächt die Dritte?
Die Dritte hät's in der Mitten,
Hat jeden Stoß erlitten.
Schieb hinein etc.
4. Ei,
was mächt die Vierte?
Die Vierte hat 's gezieret,
Wie's einer Fut gebühret
Schieb' hinein etc.
5. Ei,
was mächt die Fünfte?
Die Fünfte hät's vernünftig,
Hat jeden Burschen zünftig.
Schieb hinein etc.
6. Ei,
was mächt die Sechste?
Die Sechste hat die beste Art,
Hat
Haare drauf wia—r—a Bärt
Schieb hinein etc.
7. Ei,
was mächt die Siebente?
Der Johann spännt die Ochsen
eifi,
Sägt, die Fut muß g'fähr'n seiß.
Schieb hinein etc.
8. Ei,
was mächt die Achte?
Die Achte hät's vermächt
Mit einer ZuckerschächÜ.
Schieb hinein etc.
9. Ei,
was mächt die Neunte?
Die Neunte läßt sich dehnen
Von Läxenburg bis Bremen.
Schieb hinein etc.
10.
Ei, was mächt die Zehnte?
Die Zehnte hät's von
Strudltach*),
Wer's feg'lt, den steht der Schwaf**)
Schieb hinein etc.
n. Ei, was mächt die Elfte?
Die Elfte hat das Elfenbein
Und aß Drümmerl*o) drein.
Schieb hinein etc.
12.
Ei, was mächt die Zwölfte?
Die Zwölfte mächt das Dutzad ")
voll,
Wer's fegein will, der wird tolL
Schieb hinein etc.
(Steinakirchen am Forst, Bg.
Scheibbs, N.-ö.)
1)
daran.
2)
ein wenig, kurze Zeit 3)
geschehen.
4)
sehen. 5)
Geschichte.
6)
kriegt
7)
spät 8)
Umschreibung für: nichts.
9)
Strudelteig.
10)
Penis. 11)
Dutzend.
Erotische Volkslieder aus
Österreich.
181
LXVI. (Melodie
55.)
I« Im Jähre fünfundneunzig
Dä is ma was passiert,
Dä ham's i) mi ohne Umstand1
Ins Findelhaus neifig'führt
2. Auf
Zimma 7$
bin i kumma,
О je, dä häw і g'schaut,
Dä steht da Spekuliertisch,
Dä ham's mi schöfi äfig'schaut
3. Dö Wärterin mit da
Spritz'n,
Da Dokta mit da Scher1,
Dos Maderl hat dö G'spitzt'n*)
Und d' brat'n*) nofi4) viel mehr.
4. Arn Tisch bin і
aufigstieg'n,
Ui je, dä häw і zahnt»),
Da Dokta zwickt dö G'spitzt'n,
Dö Wärt'rin mächt in e) Verband.
5. Üwa
d' Stiag'n7) bin і äwagänga,
Vergelt's Gott häw і g'sagt.
Jetzt hit meifi klane Lottie)
An Feldzug mitgemacht
(Wiener Hetärenlied. — Unvollständig
bei Ostwald П [1904] 73-)
LXVII. (Melodie
56.)
Fiakerlied.
1. Dreitausendundvieri
Is's Numra von Wäg'n,
Geh, Schakerl, fähr vüri,
I muaß da was säg'n.
2. Geh,
führ mi in Präta
Oda irgend wohifi,
Denn's Geld von da Muatta
Is eh schofi bald bifi.
3. Kan'n») Fiaka, den
möcht' і net,
Der tuat an*0) glei schläg'n,
Der sägt glei: Kanailli,
Wasch ma mein Wäg'n.
(Hetärenlied aus Wien
1905.)
4. Da Wäg'n, der is
g'wäsch'n,
Dö Radl san g'schmiert,
Jetzt hat mi der Pülcha
Ins Findelhaus g'führt
5. In
Findelhaus drinnat,
Dä war'« і) і bald
gstur(b)m M),
Dä sägt da Herr Dokta:
Sö kriag'n an klan Buam.
6. An klan Buam, den mag
і schofi,
Den häb' і so gern,
Der muafi, wann a groß is,
A Fiaka wer(d)n.
t • Der Bauer, der hat an anzig'n
") Suhn u),
Der war net g'scheit, aber a net dumm.
2. Der
Hans, der geht zur Gretl hin:
,Âber Gretl, steh auf, du bist j8 drinnl'
3. Die
Gretl hebt in Ârsch zum Fenster
'naus,
Der Hansl druckt schnell a
Busserl
drauf.
LXVIII. (Melodie
57.)
4*
,Âber Gretl, du hast a plätschert's15)
G'sicht,
I find' jä heut deifi Näs'n nit
5. Die
Gretl, die läßt an leis'n Wind "),
Der Hansl fragt: ,Wäs seufzst, meifi
Kind?1
6. ,Âber Gretl, du stinkst
so sehr vom Maul
Oder is dir eppa'si?) Zahnfleisch faul?'
1)
haben sie.
2)
Geschwüre vom Fluß. 3)
Syphilis.
4)
noch. 5)
geweint
6) den. 7)
Stiege.
8)
Vulva. 9)
keinen.
10)
einen. 11)
wäre.
12)
gestorben.
13)
einzigen.
14)
Sohn. 15)
breites, dickes.
16)
Ventus tacitus. 17)
etwa.
182
Erotische Volkslieder aus
Österreich.
7. ,Äber
Gretl, zu dir geh1 і nimmer her,
9.
Die GreÜ, die sacht2) bein Fenster
Denn deine Seufzer, die stink'n so sehr.' heraus,
8. Die Gretl läßt ani),
daß alles kracht, Der Hand mant8)'
schofi
Der Hansl versteht, 's war ,guate Nacht*.
(Grundlsee in Nordsteiermark. — Von
Herrn Professor Hans
Wagner erhalten.)
Das Lied findet sich auch in
Niederösterreich, wo ich es zu
St Johann am Steinfelde (Gb. Neunkirchen)
1905
aufzeichnete:
1. Da
Baua hat an oafizig'n Suhfi, 5.
,0 Mirzl, du stinkst so
sehr von Maul7)
Er is so Sit und no'4) so dumm. Oda is denn gär
deifi Zähfifleisch faul?1
2. Er
geht zu's Nächbem Mirzl hiß 6 mt
МІГ2І mt an leis»n
Windt
Und klopft schoß
stad*)beinFensterläfi. Da HftDsl
s3igt: was seufzt, meiß
3. Die
Mirzl, die reckt 'n Ärsch heraus, Kind?*
Da Hansl gibt a Bußl drauf. ^.
. ,Ä_ _ rt , _ ^ ,
6 7.
Die Mirzl läßt an, daß 's
dunnert und
4. ,0
Mirzl, du hast a g'spoaßig's «) G'sicht, kracht,
Dä g'spürt ma gär koafi Näs'n
nicht.1 Da Hansl versteht ,a guate Nacht/
Die älteste Fassung dieses Liedes
findet sich ca. 1820
in Bayern
und ist im Anhang unter Nr. XCV mitgeteilt
LXIX.
Zur Abwechslung oafimäl8)
von hint,
Daß da Kälte üwer'n Arsch äwarinnt').
Dann zwischen dö Tutl1^ hineiß,
Dä fegelt ma nofimäl*1) so feifi;
Und wird dann das Madl recht
geil,
So steckst ihr die Nudl1*) ins Maul,
Sie suzlt") das Mark aus'n Baß"),
Das is in Weana seiß Schaß.
(Gaming, Gb. Gaming, N.-Ö. — Wird
nach der Melodie des seiner-
zeit äußerst beliebten Gassenhauers: ,Dâs is in Weana seifi Schaff1
gesungen.)
LXX. (Melodie
58.)
Der Pater in Österreich.
I. Es war ein Pater in
Österreich,
Hei, juchhei!
|: Der wollte hinüber nach
Frankenreich,
Valien, valleral :|
|: Mit seinem klings, klangs
gloria,
Bumms vaUera, :|
Ora pro nobis!
2. Da
kam er vor 'ne Klostertür',
Da schaut 'ne kranke Nonn'
herfttr,
Mit ihrem klings, klangs gloria etc.
3. ,Ei,
Pater, was ist das Ліг 'n Ding,
Das zwischen euren Beinen hing4.
Mit einem klings, klangs etc.
1)
einen.
2)
Sachen = mingere. 3)
meint.
4)
noch. 5)
leise, sachte.
6)
spaßiges, sonderbares.
7)
Mund. 8)
einmal.
9)
herabrinnt. 10)
Brüste.
11)
noch einmal.
12)
Penis. 13)
saugt
14)
Bein, hier =■ Penis.
Erotische Volkslieder aus
Österreich.
183
4.
,Das ist ein Patientenstab,
Mit dem ich kranke Nonnen lab',
Mit ihrem klings, klangs etc.
5.
Drauf gingen sie auf den
Klosterboden
Und trommelten *), daß die Balken stoben.
Mit ihrem klings, klangs etc.
6.
,Ei, Pater, es hat wohlgetan,
Nun fangen wir wieder топ vorne
an,
Mit unserm klings, klangs etc.
(Plan in Westböhmen. — Von Herrn
Professor Hans Wagner er-
halten.)
LXXL (Melodie
59.)
Der sanfte Heinrich.
Heinrich.
1. Bring
ma-r-a Wassa, säg9 i,
Geh, du dumme Lisi,
Geh, du g'foppte Lisi,
Bring ma oafis5).
Lisi.
2. Jä
in was soll і da-r-a Wässa bringa,
Du liawa Heinerich,
Du sänfta Heinerich,
Geh, säg in was.
Heinrich.
3. No~
in ran*) Kruag, säg' i,
Geh, du dumme Lisi,
Geh, du g'foppte Lisi,
Bring ma oafis.
Lisi.
4. Âwa
wann da Kruag a Loch hat?
Du liawa Heinerich,
Du sänfta Heinerich,
Geh, säg in was.
Heinrich,
5. N0"
so muaßt hält du das Lo«)
zua-
stopfa,
Geh, du dumme Lisi,
Geh, du g'foppte Lisi,
So stopf s na5) zua.
Lisi.
6. Âwa wann hält das Stroh
z' läng is,
Du liawa Heinerich,
(St Martin am Ybbsfeld im Bezirk
Ybbs, N.-Ö. — Vgl. H. F.
W. Raabe, Allgemeines plattdeutsches Volksbuch
[1854], S.
174t;
Du sänfta Heinerich,
Geh, säg mit was.
Heinrich.
7. N0'
dä muaßt hält du das
Stroh ä-
häcka*),
Geh, du dumme Lisi,
Geh, du g'foppte Lisi,
Hack's na ä.
LisL
8. Jä mit was soll і denn
das Stroh ä-
häcka,
Du liawa Heinerich,
Du sänfta Heinerich,
Geh, säg mit was.
Heinrich.
9. Mit
an Hackl?), säg' i,
Geh, du dumme Lisi,
Geh, du g'foppte Lisi,
Bring ma oafis.
Lisi.
10. Jä,
wann hält das Hackl koan Stiel nit
hat,
Du liawa Heinerich,
Du sänfta Heinrich,
So säg mit was.
Beide.
11. No~
dä muaßt hält du zu 'n Wägna gehfi,
Läßt da-r-an Stiel eifimächa,
Der recht fest tuat stehfi.
1)
trommeln — coire.
2)
eines. 3)
in einem.
4)
Loch. 5)
nur.
6)
ab-
hacken. 7)
Hacke.
184
Erotische Volkslieder aas
Österreich
G. Züricher, Kinderlied und
Kinderspiel im Kanton Bern [1902] 61
Nr.
454 und
162 Nr.
454;
Lahrer Kommersbuch Nr.
662; R.
Köhler,
Kleinere Schriften Ш [1900], 352
f.)
LXXÜ. (Melodie
60.)
Der Maler.
Ein durchreisender Maler kündigt an,
daß er nach Angabe der
Eigenschaften die betreffende Person malen könne. Ein Herr gibt
ihm eben die Beschreibung seiner Geliebten. Der steirische, etwas
schwerhörige Jâgl horcht zu und nimmt sich vor, auch seine Mirzl
malen zu lassen. Das Lied läßt beide sprechen.
Herr.
1. O
Maler, o male mein Liebchen,
O male ihr holdes Gesicht,
O mal, wenn sie lächelt, die
Grübchen,
O Maler, nnr das vergiß nicht!
2. O
Mala, o mal' ma meifi Mirzl,
Mal
ihr z'rissen's i) G'sicht,
Mal
ihr dö Wängan?) voll Krätz'n,
O Mala, nur das vagiß nit!
Herr.
3. O
Maler, o mal ihr rosige Wangen,
Mal ihren herzigen Mund,
Male, o welch ein Verlangen,
O mal ihr den Busen schön rund.
4. O
Mala, o mal ihr Wängan voll Fleck'n,
Mal
ihr a Gosch'n') dazua,
Mal
ihr an Kopf zun daschreck'n
Und a paar Tutein4) wia-r-a steirische
Kuah.
Herr.
5. O
Maler, o mal ihr Stellung und Leben,
Mal ihr den Fuß, der so fein,
Mal sie von Göttern umgeben,
O male sie nur nicht zu klein!
6. Mal
ihr ihr G'stell 5) so recht
wämpert %
Mal
ihr dö Hax'n?) ganz krumpf,
* Mäch ihr dö Kloada9) recht schlam-
pert,
O mal 's recht bucklat und plump!
Herr.
7«
Male den Amor daneben,
Mal ihr Cupido auch hin,
Male, wie sie beide umschweben,
O male sie ernsthaft und kühn!
jagi.
8. Mal
ihr an Esel daneb'n,
Mal
ihr a Kaibl ") a her,
Mal,
wie siełs beide
umschweb'n
Und mal ihr a Brätz'n ") wia Bär!
Herr.
9. O
Maler, dann mal mich voll Schmerzen,
Mal mich als Gatte dazu,
Mal, wie sich unsere Herzen
Lieb'n; dann Maler hast Ruh'!
10.
Mala, tua di nur nit valetz'n,
Mal mi als Ox'n ") dazua,
Mal, wia's 'n Pudl tuat hetx'n,
Mala, hiaz häfi і schon gnua.
(Groß-Klein, Bh. Leibnitz,
Steiermark ca. 1850.)
1)
zerrissenes, verwittertes.
2)
Wangen.
3)
Mund. 4)
Brüste.
5)
Unter-
körper mit den Beinen. 6)
dick.
7)
Füße. 8)
krumm.
9)
Kleider. 10)
Kalb~
11)
Hand.
12)
Ochsen.
Erotische Volkslieder ans
Österreich.
185
LXXin. (Melodie
61.)
Und auf da Linzabruck'n
Liegt a Madl äm Ruck'n,
Läßt ihr eini schaon bis auf s
Bafi,
D& muaßt a Liacht äfizund'n,
Magst net einifind'n,
Denn das Loch is тієї zu klafi.
(Lied beim Pilotenschlagen, gehört
in Wien L Teinfaltstraße von
R. Zoder 1904.
— Vgl. K. Reiskel, Anthropophyteia II
[1905]
б s. v.
ainidruck'n.)
LXXIV. (Melodie
62.)
I. Meifi Vâda hSt m'r g'sagt,
I soll meifi Lisi nimma liab'n,
Er will m'r alle Tag
A paar Sexerl1) beischiab'n2).
Hollari und hollarä,
Hollari und hollarä,
Er will m'r alle Tag
A paar Sexerl beischiab'n.
2. I
scheiß' auf die paar Sexerl,
I nimm sie net äfi,
I liab hält meifi Lisi,
Solang і nur käfi.
Hollari etc.
3. Und
wenn a meifi Väda will,
Daß i's Lisi net brauch',
I steig' auf meifi Lisi
Und branż'*) ihr in Bauch.
Hollari etc.
(Franzenstal bei Semlin in
Slavonien. — Vgl. K. Weinhold, Mit-
teilungen des historischen Vereins für Steiermark IX
[1859] 8ob;
A.Werle,
Almrausch [1884]
S. 248
Nr.
2; A. Müller, Volkslieder aus
dem Erz-
gebirge2 [1891] 130
Nr. 13;
Will. Müller, Beiträge zur
Volkskunde der
Deutschen in Mähren [1893] 209
Nr. 4.)
LXXV. (Melodie
63.)
1. О
schwarzbraune Muatta,
Das braune Bier war'4) guat,
Der Weifi, der war' тієї bessa,
I schlaf bei meina Schwesta,
Jaho, so, so,
Schöfi's Madl, was willst dä?
2. I
geh' ins Wirtshaus 'neifi
Und trink' a Halbe Weifi,
D' Frau Wirtin gab' *) ma's imma
recht,
Wann і meifi Zech' bezähl'n möcht'.
Jaho etc.
3. I
geh' aus'n Wirtshaus 'raus
Und häb' an mordstrum6)
Rausch,
Wem triff і auf da Gäss'n äfi ?
A Maderl, hat koafi Hemad *) äfi.
Jaho etc.
4. Das
Madl schämt sich sehr,
Sie hält dö Händ dä her;
Als ich mit meinem Bruada8)
kam,
Hat sie dö Händ glei weggetän.
Jaho etc.
l) Zehnkreuzerstücke.
2)
geben. 3)
bronzen — mingere.
4)
wäre. 5)
gäbe.
6)
sehr großen.
7)
Hemd. 8)
Penis.
Erotische Volkslieder aus
Österreich
5.
Meifi kloana Bruada der,
Der wäg'lti) hin und her,
Er fürcht't si vor dem rauhen Nest2),
Weil er no nia dä drinn is gwest
Jaho etc.
6.
Meifi kloana Bruada der,
Der wäg'lt hifi und her,
Der traut si nit in d' Festung 'neifi,
(Natschbach, Gb. Neunkirchen,
Niederösterreich.
Anthropophyteia II [1905]
ioi£ Nr.
39.)
Er glaubt, es san') Franzos'n4)
drein.
Jaho etc.
7.
Âwa і häw' a Ding, das muaß,
Das steht und hat koan Fuaß,
Es ißt koafi Fleisch und trinkt koan
Weifi,
Was muaß das für a Landsman sein.
Jaho etc.
- Vgl Blümml,
LXXVI. (Melodie
64.)
1. Meifi Lenerl hat a
KätzS),
Dräfi*) hängt meifi Leb'n,
Âwa da schlimme Fratz,
Will ma's nit geb'n, bei da
Nacht,
Ja, jâi ja, ja,
Will ma's nit geb'n.
2. I
wirf s ins Bett hineifi,
D' Haxerl spreitzt's7) aus,
'S Maufizerl«) küßt's
Schnauzerl*),
'S Göscherl») reißt's auf, bei da Nacht,
Ja\ jä, jà\ jä,
'S Göscherl reißt's auf.
3. Wia's
a so griß'n hat,
Wäglt meifi Ratz M),
Maufizerl küßt's Schnauzerl
Und schnaps, hat 's da Rätz, bei
da Nacht,
Ja, ja, ja, ja,
Und schnaps, hat's da
Rätz.
4. Und
wia's a so wurln11) tuat,
Wird ihr nit guat,
I ziag's mein Rätz glei aus,
Glei is's wieda guat, bei da
Nacht,
Ja\ jS. Jat ja\
Glei is's wieda guat.
(Natschbach, Gb. Neunkirchen,
Niederösterreich.)
1. Und
da Nächba, jä, der hat an Suhfi "),
Der zählt erst achtzehn Jähr,
Der hat jä schofi a Maderl gliabt,
Was 's Nächbern Töchterl war.
Dö jungen Leut', dö wär'n
valiabt,
Dö ält'n, dö häm's kennt,
Den alle Tä(g) is's Mensch ») auf d'
Nacht
Mit 'n Buam in Gärt'n g'rennt
2. ,Hörst,
Nächba1, fängt der oani äfi,
,Dir muaß і heut was säg'n,
I siach14), das Ding,
das tuat koafi guat,
I muaß dein Buam vakläg'n;
Meifi Mensch, das is a Teuflsviah,
LXXVII. (Melodie
65.)
Âwa Nächba deifi Bua a,
I säg' da hält, soviel і siach,
Sie toan15) uns alle zwa.1
3.
.Geh, geh1, sägt der
andre, ,und hör
ma-r-auf
Und plausch16) mi nur
nit äfi,
Sunst geh-n-i hoam und nimm mein
Buam,
Den schlä-n-i 17), was і
käfi.(
,Geh, geh*, sägt der oani ,und
hör
ma-r-auf,
Daschläg'n, das tuat koafi guat,
Ma muaß eahna was von Teufl säg'n,
Damit ma's schrecka tuat.*
і) wackelt.
2)
Vulva. 3)
sind. 4)
Syphilis.
7)
spreitet sie.
8)
Katze, hier das Mädchen. 9)
Schnurrbart
12)
Sohn.
13)
Mädchen. 14)
ich sehe.
15)
tuen =
17)
schlage ich.
5)
Vulva.
6)
daran.
10)
Penis, u) kitzeln,
coire. 16)
plaudere.
Erotische Volkslieder aus
Österreich
187
4. Der
oani, der war da1) so g'schwind:
,Âwa Katerl hiazt nur her,
In unsern Ort is oana, der 'n
Teufl hat,
Was glaubst hält wer?
'S Nächbern Hänsiagl*) das is
der,
Mir hä[b]ma schofi datäppt'),
Das is da weltvaläss'ne Bua,
Der 'n Teufl bei eahm4)
trägt1
5. Der
andre, der sägt a a so:
,Hänsiagl, du bleibst dahöam bei mir
Und häbst9) ma mit da Katerl nix,
Sie hat dö Holl' bei-n-ihr.'
Dö ält'n Leut', dö häm sö
g'freut,
Daß hiazt mehr gär nix gibt,
Hiazt kann jä mehr gär nix g'scheg'n*),
Das is jä ganz gewiß.
6. Auf
oafi mal geht da Hänsiagl eifi
In Gärt'n zu dö Birn,
Dä siacht adranßtbei'nZweschpnbam7),
Dö Katerl hint'n knian8).
,Hörst, Katerl, geh her, і säg'
da was,
Schenier di net тог mir,
Meiß Väda hat ma neuling*)
g'sägt,
Du hast 10) dö HölT bei dir.4
7. ,Geh,
geh', sägt sie, ,und hör ma-r-auf,
Sunst muaß і dir was säg'n,
Meifi Väda hat ma-r-a was g'sägt,
Daß du den Teufl hast/
Dö Katerl hat si niedag'legt
Und tuat 'n Rock vonänd11):
, Wannst richti du 'n Teufl hast,
So wird a hiazt vadämmt'
8. Dö
Nächbern wär'n i'n Stadl «) draußt
Und wia's das Ding häm g'seg'n1*),
Dä hat hält glei an iad'n ") graust,
Sö säg'n, hiazt is's schofi g'scheg'n ").
Hiazt schreit da Väda : ,Vafluachta Bua,
Gehst ma-r-eina auf da Stell' **) Iі
Sägt da Hänsiagl : ,Väda, schaut's her
amäl 17),
Hiazt muaß a gräd in d' Holl'/
(Natschbach, Gb. Neunkirchen,
Niederösterreich.)
LXXVIII. (Melodie
67.)
1. Als Uhrmacher zog ich
Von Hause zu Haus
Und putze den Madeln
Die Uhren fein aus.
Ich putze sie sauber,
Ich putze sie läng
Und auf einmal geht's tingltangl
Und die Uhr war in Gang.
2. Dä
kommt eine Nonne
Mit Schwärzwäldler Uhr,
Ich sollt* ihr sie richten
Von sechs auf acht Uhr.
Ich häng' meifi Perpendikl
18) eifi,
Da wär's sogleich g'scheg'n
Und auf einmal ging's tingltangl
Und die Uhr war in Gang.
4. Dä kommt eine Alte
Mit grisgrauem Haar,
Ich sollt* ihr sie richten
Von ans19) auf halb zwa;
I häng' meifi Perpendikl eifi,
Doch sah ich, ach, gar bald,
Sie könnt' nicht mehr tingltangl,
Denn die Uhr war zu alt
(Wien. — Ein anderes Uhrmacherlied,
Blümml, Anthropophyteia
IL 108
f. Nr. 46).
1)
dir.
2)
Hansgeorg. 3)
erwischt
4)
ihm. 5)
hast
6)
geschehen.
7)
Zwetschkenbaum.
8)
knien. 9)
unlängst, neulich. 10)
hättest
11)
aus-
einander. 12)
in der Scheuer.
13)
gesehen. 14)
jeden. 15)
geschehen.
16)
so-
gleich, sofort 17)
einmal.
18)
Penis. 19)
eins.
188
Erotische Volkslieder aus
Österreich.
LXXIX. (Melodie 68.)
1. Ein
Weib, ein Weib, das wollt1 zum Tänze gehfi,
Das könnt' ihr älter Schafskopf
schofi wieda nit vastehö.
2. O
Weib, o Weib, wann du zum Tänz willst gehfi,
Mußt du deifi Rutschiputschilel) z' Haus' lassen stehfi.
3*
Das Weib, das Weib, das geht in
Gärten 'naus
Und holt sich a kloafis Vögerle2)
'runter von an Strauß9).
4. O Mäfi, o Mäfi, o du
meifi liawa Mäfi,
Häfi і meifi Rutschiputschile ins
Schachterl einitäfi4).
5. Da
Mäfi, da Mäfi, der mächt das Schachterl auf,
Dä fliagt das Rutschiputschile
bei'n offan5) Fensta 'naus.
6. О
weh, о weh, о tausendmal о weh,
Häfi і meifi Rutschiputschile zun
letzt'nmäl geseh'*).
7. Das
Weib, das Weib, das kummt vom Tänz nach Haus',
Hiazt hält da alte Schafskopf seiß Näs'n glei darauf.
8. О Mäfi, о Mäfi, о du
meifi liawa Mäfi,
Is mir meifi Rutschiputschile
schofi wieda g'wäx'n7) äfi.
9. So, so, jä, jä, hiazt
bin і wieda froh,
Das і meifi Rutschiputschile auf
oafimäl wieda hä(b).
(Grundlsee in Nordsteiermark. — Zum
Motiv vgl. F. S. Krauss,
Anthropophyteia I [1904] 243
f. Nr.
197.)
LXXX. (Melodie
69.)
Vexierlied.
1. Und
unsa älta Fri-, Fra-, Franz,
Der hat an groß'n schwi-, schwa-,
Schwärzen Frack, der ihm guat steht,
Wann er in dö G'sellschäft geht
2. Und
unsa älta Vi-, Va-, Veitl,
Der hat an groß'n Bi-, Ba-,
Peitsch'nsteck'n muaß ma hä(b)m,
Wann ma will mit Oxen fäh(r)n.
3. Und
unsa alte Fri-, Fra-, Frau,
Das is a große Si-, Sa-,
Sauwa putzt und schofi g'mäl'n,
Daß an iad'n Herrn tuat g'fäll'n.
4. Und unsa alte Li-, La-,
Lena-,
Dö läßt an iad'n ri-, ra-,
Reinschberg is a schöne Stadt,
Die 36
Häusa hat
(Randegg, Gb. Gaming,
Niederösterreich.)
LXXXI. (Melodie
70.)
I. |: Was ist am Menschen 's
Best'? :| 2.
Was ist das Grauslichste?
Daß er den Arsch nit hat im Kopf, Ein
altes Weib beim Nudelbrett,
Sonst b'schilss'sich selbst der
armeTropf, Der d' Nase trieft, wenn's Nudeln dreht,
I:
Das ist das Allerbest'. :| Das
ist das Grauslichste.
1)
Vulva.
2)
Vöglein. 3)
Gesträuch. 4) hineingetan.
5)
offenen.
6)
ge
sehen. 7)
gewachsen.
Erotische Volkslieder aus
Österreich.
189
3. Was
ist das Allergröbst'?
Ein' Mucke, wenn's auf d' Nase
sitzt,
Zugleich ein schwarzes Dreckel schwitzt,
Das ist das AUergröbst'.
4. Was
ist das Rareste?
Ein Weiberhemmat ohne Flöh1,
Ein kalter Winter ohne Schnee,
Das ist das Rareste.
5. Was
ist das Höflichste?
Ein Fürzel, wenn es reisen muß.
So legt es ab ein' feinen Gruß,
Das ist das Höflichste.
6. Was ist das Heikleste?
Der, so das Fürzel hat gehört,
Gleich d' Nase mit Toback versperrt,
Der ist der Heikleste
7. Was
ist's Natürlichste?
Der ungeschickt aufs Häusel geht
(Salzburg
1777. — In
der F. ]
k. k Hofbibliothek in Wien, Hds.
Und sucht wie's in den Hosen
steht,
Der findt 's Natürlichste.
8. Was ist recht
brüderlich?
Der lachet, wenn er zörnen soll
Und sitz'n bleibt, wenn d' Hosen voll,
Das ist recht brüderlich.
9. Was
ist das Säuberlichst'?
Der seinen Arsch am Finger putzt
Und selben schleckt, bis nichts mehr
Das ist das Säuberlichst', [schmutzt,
10. Was
ist's Geduldigste?
Ein Fräulein, wenn's bei 'r Tafel
sitzt
. Und stechen's d' Flöh9, daß immer
Das ist's Geduldigste. [schwitzt,
11. Was
ist das Allerbest'?
Ein gut's Gewissen, sündenfrei,
G'schwind spornstreichs in Himmel nei,
Das ist das Allerbest'.
. Gölleschen Liederhandschrift der
9029,
S. 85ab.)
LXXXII. (Melodie I.)
1. Ich
lieg1 im Bett und schwitze,
Mein Mann, der ist eiskalt,
Er hat keine Hitze,
Ist zum Pudern1) viel
z' alt
2. Ich
koch' ihm täglich Eier,
Auch Zeller2) und Salat,
Vergebens ist die Mühe,
Er steht ihm niemals grad.
3. Ich
tu mich öfters spielen
Mit seinem Schneckenhaus'),
Vergebens ist die Mühe,
Der Schneck kommt nicht heraus.
4. Drum
Mädchen, ich rat' allen,
Nehmt euch keinen alten Mann,
Viel lieber einen jungen,
Der recht gut pudern kann.
(Getzersdorf, Gb. Herzogenburg,
N.-Ö.
Liederbuch.)
LXXXIII. (Melodie I.)
Aus einem geschr.
I. Ei, Mutter, verschaff ' mir
einen Mann,
Sonst fange ich zum huren an,
Geh' auf der Gasse auf und nieder
Und leg' mich gleich vor jedem nieder.
2.
Mutter, es muß gevögelt sein,
Sonst kommen mir die Schaben
drein,
Die fressen mir die Haare weg,
Was mach' ich mit dem nassen Fleck?
(Getzersdorf, Gb. Herzogenburg,
Liederbuch.)
N.-Ö. — Aus einem geschr.
1)
coire.
2)
Sellerie. 3)
Penis.
ідо
Erotische Volkslieder aus
Österreich«
LXXXIV.
1. Ist
denn Pudern ein Verbrechen,
Darf man keine Hure sein,
Nicht von schönen Schwänzen
sprechen
Und sich des Pudern freu'n?
2. O,
dann reut es mich von Herzen,
Dann beschwör1 ich die Natur,
Hab' ich denn meine Fut zum
Anschau'n
Oder gar zum Brunzen nur.
3. Mädchen,
b'halte deine weisen Lehren,
Reichliche Erfahrung spricht,
Scheißt auf die Jugend,
Denn sie taugen beide nicht
4. Jubelt,
fegelt, laßt euch pudern,
Bis die Fut auf F ranzen geht,
Denn nur mit einem ausgeführten
Pudern
Hab' ich ein Glück auf der Welt
(Getzersdorf, Gb. Herzogenburg,
N.-ö. — Aus einem geschriebenen
Liederbuch. — Str. 1
und 2
nach Hölt/s ,Ist denn Liebe ein
Verbrechen'-)
LXXXV. (Melodie
71.)
1. Fünf
Guld'n zähi'n dö reichen Lent*,
Drei Guld'n d' Advokaten,
An Guld'n zählt da Offizier,
Fünf Kreuza dö Soldaten.
Schieb hinein, schieb hinein,
Schiebe nicht daneben,
Bin ein armes Bauemmadl,
Muß vom Schieben leben;
Druck nur zua, druck nur zua,
Wird's a Maderl oder a Bua,
Druck nur zua, druck nur zua,
A Maderl oder a Bua.
2. Doch
wir Pülcha, wir sind frei,
Zahlen, was wir wollen,
Wann die Fut auf Fränz'n geht,
Soll's da Teufl holen.
Schieb hinein etc.
3. Wünscht
der Herr es an der Wand
Oder in dem Bette,
Bin zu allem gern bereit,
Bin die fesche Grete.
Schieb hinein etc.
4. Napoleon
Bonaparte sprach
Einst zu seinem Sohne:
Solang' der Schwänz das Szepter
is,
Bleibt die Fut die Krone.
Schieb hinein etc.
(Gaming, Gb. Gaming,
Niederösterreich.)
LXXXVI.
1. Âwa
a Kohlbau'nbua bin i's,
Bin auf Wean einig'fähr'n, jaho,
Und wia-n-i' eini bin kemma,
Häw i's d' Aug'n aufg'riss'n, jaho.
2. Und
dä häm's gräd aus an Wirtshaus
Zwoa aussag'schmiss'n, jaho,
Âwa dä häw i's lâcha miass'n1,
Âwa dä häw i's lâcha miass'n, jaho.
3. Âwa
hiazt bin i's schöfi langsam
Von Wean wieda 'raus, jaho,
Dä begegn't ma meifi Schätzerl,
Dö lacht mi jä aus, jaho.
lodie
72.)
4. Und
dö hat ma jä g'sagt
Und was mächst du in Wean? jaho,
Zwoa schwärzaugate Dirnderln,
Dö häm ma hält g'fäll'n, jaho.
5. Âwa
і häb's jä glei g'sagt,
Setz di auffa3) auf
mein Wäg'n, jaho,
Hiazt fähr' i's von da Weanastädt
Jä glei wieda ä, jaho.
6. Hiazt san ma vofi Wean
heraußt,
Dä liegt uns nix dräfi, jaho,
Und dä setz' i's meifi Stänga äfi
Und fähr'n hiazt glei äfi, jaho.
*
1)
müssen.
2)
herauf.
Erotische Volkslieder aus
Österreich.
ICI
Und sunst geh-r-a di äfi Âwa
nur nit vofi hint,
Und das woaß і heunt schofi,
jaho. Âwa vofi vurn' kannst jä schofi, jaho.
(Natschbach, Gb. Neunkirchen,
Niederösterreich.)
2. Vierzeiler.
LXXXVII.
136. 'S
Dirndl hat ma als äfig'foalt
Jä, sogar 's Bett
Und і kauf ihr nix äb,
Bin koafi Händlsmänn net.
137. 'S
Dirndl hat sich zuwag'mächt
Und hat ma schöfi däfi*),
Sie hat ma a Arbeit g'schäfft,
Die i nit käfi.
♦
138. 'S
Dirndl in da Albhütt'n
Schickt ma an Gruaß,
I soll kern mit an Pfiästa
Auf ihr(n) wehdant'n*) Fuaß.
♦
139. 'S
Dirndl ist kloafiboanig*)
Und da Bua groß
Und er mag ihr nix toafi, moafi
i;
Was war den das?
♦
140. Die
Finga voll Ring,
Den Huat volla Schling6),
Den Ârsch volla Kretz'n,
Ist a sagarisch Ding.
*
141. Der
Draxler*) hat's draxelt
Und der Tischler hât's g'mäl'n
Und der Kfirschner hat's
eifibramt7),
Das Ding hat mir g'fSll'n.
*
142. Gigerti,
gägerti,
'S Mensch hat a näkati*)
Pudelhaub'n auf
Und a Hähfifeder drauf.
(Melodie
73.)
143. 'S
Dirndl hebt in Fuaß auf d' Höh'
Und die oafi Hax,
Daß 's da Kräma9)
untersuach'n käfi
Mit seina Krax.
♦
144. Die
Gamsln tuan pfeifn,
Die Hirschin tuan röhr'n,
Die Buema tuan greifn,
Die Dirndl hä(b)m's gern.
(vgl. Blümml, Anthro. IL
105
Nr. XLIII
Str.
2).
♦
145. Aufi
und äbi
Und wieder davofi,
Das hat mir meifi Bual")
Viel dutzendmäl täfi.
(Vgl. Nr.
75).
146. Heut
is der Herr nit z' Haus,
Heut gehfi ma ins Gras hinaus,
Heut saû ma ganz alloafi,
Heut läßt si") was toafi.
(Vgl. Nr.
131.)
♦
147. 'S
Dirndl hat a Guldhaub'n") auf
Und a weiß Kload
Und hiaz wächst
ihrdaSchnittlastock13)
Unter der PfoadU).
♦
148. 'S
Dirndl hat 'n Lumpen1*)
Und der Bua hat an Krumpen16)
Und і woaß schofi, wia's geht,
Wann der Krump amäl steht.
1)
angeboten.
2)
getan. 3)
wehen.
4)
zart. 5)
Geschlinge.
6)
Drechsler.
7)
eingebrämt
8)
nackte, kahle. 9)
Krämer.
10)
Liebhaber. 11)
sich.
12)
Gold-
haube. 13)
Schnittlauch; für Vulvahaare.
14)
Hemd.
15)
Vulva. 16)
krummen.
7.
Ja, ja, setz nur äfi 8.
Âwa du kannst mi schofi
äfigehfi,
Und mir liegt JE nix drâfi, jaho, Da
liegt ma nix drâfi, jaho,
IÇ2
Erotische Volkslieder aus
Österreich.
149. Daß
da meh gä(r) nit kimmst
Und so selten,
Geh, Bua, greif her a weng,
1 möcht' schofi schelten1).
150. Dirndl,
wo häst's denn,
Daß і dir's nit find1,
Hist es z'weit vorn
Oder hast es z'weit hint'.
151
Wenn die Dirndl so kitzli war'n,
wia die Garns,
Was taten die Buama âft 2)
Mit eani .... Holladri.
152. Dort
unt' bei der Hollastaud'n,
Dort hät's ma schier graust,
Doscht sitzt a ält's Weib
Und kampelt9) sich's
aus.
*
153. Г
und meifi Mäfi
Häb'n gestern erst täfi*)
Und wenn er heut wieder möcht',
War's mir a wieder recht
154. Du
alte Rumpumpel,
Du g'schmierte Lätern',
Wo muaß і denn greifen,
Wo hast es denn gern.
(Donnersbachwald in Nordsteiermark,
2. Hälfte des 19.
Jhdts. —
Aus der Hds. Nr. 1414
des Steiermärkischen Landesarchivs in
Graz.)
LXXXVIII.
155. Wenn's
liab'n a Sund' war',
Wia die GeisÜanan5) säg'n,
Äft derfat«) da PfErra
Seifi Köchin nit häb'n.
(Pogatschnigg-Hernnann I.
84
Nr.
368; I2
92
Nr.
442; П.
55
Nr. 216.)
156. A
so hat er g'sägt,
Der St-Pauler Pater,
Beim Dirndl darfst lieg'n,
Âba weggedrahter7).
(Pogatschnigg-Herrmann I.
85
Nr.
373 = 15.
93
Nr.
446.)
157. Der
Pfarrer auf der Kanzel
Hät's dreimal verkündt,
Ba-n-an schean8) Dirndl lieg'n
Is sei' lebta») ka" Sünd'.
(Pogatschnigg-Herrmann I.
85
Nr.
374—I2
93
Nr.
447.)
158. Da
Pfarrer liabt die Köchin,
Der Käpläfi liabt die Dira
Und die Ministranten, die
Spitzbuam,
Wollens a schofi probier'n.
lelodie
74.)
159. Der
Pfarrer hat g'sägt,
'S brentelniö) war' Sund'
Und die Köchin moant's anders,
Weil's hat a kloafis Kind.
(Weil der PfSrrer zu ihr kimmt)
(Pogatschnigg-Hernnann IL
56
Nr.
219.)
♦
160. Der
Pfarrer tuat predin*1),
'S liab'n war' SUnd'
Und der Köchin tuat's wundern,
Daß er so oft zu ihr kimmt
(Pogatschnigg-Herrmann II.
56
Nr.
220.)
♦
161. 'S
Dirndl hät's g'freut,
Weil i's nieder häfi keit«),
Wia i's auflassen häfi,
Hät's an Juchezer täfi.
*
162. Dirndl,
wennst mi willst liab'n,
Muaßt's Kitterl aufischiab'n,
D' Haar müassen g'schneggerlt
seifi,
Âften g'hörst meifi.
(Vgl. Nr.
16; 227.)
♦
163. Fix
an der Geig'n
Und's Mensch ohne Feig'n**)
1)
schimpfen.
2)
hernach. 3)
kämmt
4)
coitiert. 5)
Geistlichen.
6)
dürfte.
7)
weggedreht 8)
schönen.
9)
ist nie. 10)
gehen zum Dirndl.
11)
predigen.
12)
weil ich sie niedergeworfen habe.
13)
Vulva.
Erotische Volkslieder aas
Österreich.
Und der Bua ohne Schwanz1),
Is a trauriger Tanz.
- *
164. Wenn
der Bua amâl GustP) hoaßt,
Âft is's schoß g'fahlt*),
Weil er auf d' Weiberleut
So gern aufikralt4).
♦
165. Bin
kirchfährt'n5) gangen
Weit aufi ins Tirol,
Bin in ka~ Kirchen nit kema,
Âba in a Mentscherbett wohl,
166. Dirndl,
hoho,
Unterm Bauch sitzt a Floh
Und і treib' dir 'n schofi weg,
Aber picken därft6) net
♦
167. Dirndl,
he ha,
Hiez gehfi ma in d' Strah7),
zoag і dir 'n Ramlzeug8)
Und an Tânz a.
*
168. 'S
Dirndl hat an Brunn,
Wächst a Mias°) ummadum,
Reiß і 'n aus, tuat's ihr weh,
Laß і 'n stehfi, wächs'n d' Flöh'.
(Meyer
101,
Nr.
107.)
*
169. 'S
oafimäl zupfen mi d' Wanzen,
'S oafimäl beiß'n mi d' Flöh',
'S oafimäl steigt mir
Der ver.....in d' Höh1.
(Vgl. Meyer
106,
Nr.
133.)
*
170. Oafimält0)
is koafimäl"),
Is neufimal nit viel
Und wennst zehfimäl nit magst,
Hab ") і oafimäl nit still.
(Donnersbachwald in Nordsteiermark;
2.
Hälfte des 19.
Jhdts. —
Aus der Handschrift Nr. 1414
des St eiermärkischen Landesarchivs in
Graz.)
LXXXIX. (Melodie I.)
D' Frau Wirtin is schwänga,
171. Dort
dromat äm Berg
Steht a hiberne 13) Kuah
Und wann da Wind a weng geht,
Waht er 's Lo14) auf und zua.
(Vgl. Nr.
274.)
*
172. Unta
da Hollastaud'n
Sitzt a Krowät,
Der traut si net fiira,
Weil er d' Hos'n voll hat
(Vgl. K. Reiskel, Anthrop. IL
119,
Nr.
16.)
♦
173. Und
oafis woaß і no"15),
Das muaß no" füra,
I bin hält mein Dirndl
Ihr Raukßngkihra !«).
174. Trinkt's
amâl umi17),
Dann kimmt's auf mi a18),
'S Kellnamensch to) a.
(Vgl. Meyer
114,
Nr.
175).
175. Da
Ehni*>) hat g'äckert
Und d' Ahnl 21)
hat g'eggt,
Da Ehnl hat an Schoaß täfi
Und d' Ahnl hät'n g'schmeckt").
176. Meifi
Väda, der Essimäfi,
Hät's meina Muadern täfi,
Unta dö Of nbänk
Hat er's z'sämmg'rennt23).
177. Dä
dromat äm Berg
Is a Birastutz'n ™)
UndinWäldhausern eahnere35)Menscha
Toan Bix'n**) putz'n.
i) Penis.
2)
Gustav. 3)
gefehlt.
4)
hinaufklettert. $) wallfahrten.
6) hängen
bleiben darfst du nicht. 7)
Streu.
8)
Geschlechtsorgane. 9)
Moos.
10)
einmal.
11)
keinmal
12)
halte. 13)
hölzerne.
14)
After. 15)
noch.
16)
Rauchfang-
kehrer. 17)
herum.
18)
auch. 19)
Kellnerin.
20)
Großvater. 21)
Großmutter.
22)
gerochen.
23)
coitiert. 24)
Birkenstutz, abgehauener Birkenbaum.
2$)
ihre.
26)
Vulvre.
Kraust, Anthropophyteia. Ш. ІЗ
194
Erotische Volkslieder aus
Österreich
178. Z'
Lfnz auf da Bruck is a Jàga vazuckt,
Er schoißt auf koafi Haserl, er schoißt
auf koafi Reh,
Er schoißt nur auf d' Màderl,
Dos ttiat jS net wéh.
179. Dort
drunt'n in Giäb'n
Is a Rebhenn dafrorn*)
Und in Wäldhausern eahne Menscha
Häm d' Hodna2) hoamträg'n.
♦
180. 'S
Dirnderl hat Nuß in Sack,
Häb's schofi griffa,
Hat
an kloan Buam in Bau(ch),
Hat
schofi pfiffa.
*
181. 'S
Dirndl in der Au
Hat
an schneeweiß'n Bau(ch)
Und in da Mitt' hät's an Stern,
Das ma närrisch kunnt wer(d)n.
♦
182. Unsa
Dim und's Nâchbera Dirn
Wär'n mitanänd in da Reia3),
Unsa Dira, dö hat si's Ding
vabrennt,
'S Nächbern Dim schreit Feua.
183. Auf
der Älm is's guat pumpern4),
Dä greint5) an neamd aus,
Da Küahbua, der sägt nix
Und sunst is neamd z'Haus.
(Vgl. Nr.
285.)
184. 'S
Liadl is aus, 's Tanzl is aus,
'S Mensch is ban Raukfäng aus
Und da Bua schreit ihr nä(ch):
D' Pudlhaub'ne) laß dä.
(Vgl. Nr.
72.)
185. 'S
Liadl is g'sunga
Und 's Tanzl is aus,
'S Hoserl is z'riss'n
Und 's Schwanzl7)
hängt aus.
186. 'S
Dirnderl hat g'sägt,
I sollt' öfters kemma
Und і sollt' ihr a größ're
Lucka в) stemma.
*
187. Mandl,
Mandl,
Wer hat da 's denn täfi?
Da Jaga mit'n Pecka7),
Dort steht a hiedäfiB).
♦
188. Schofi
hoch is da Läschbeig,
Schofi greafi is da Wald,
'S Dirndl liegt beim Jaga,
Weil's ihr gär a so g'fäUt
189. 'S
Dirndl is winzikloafi,
Sitzt aufn Tenglstoafi,
Tengln*) tat's gern,
Wänn's nur größa kunnt wer(d)n.
(Vgl. Meyer 102,
Nr.
113.)
*
190. E-c-h
g'schiss'n,
Daß's Loch
z'sämmag'friert,
Wia wird's denn dä stink'n,
Wänn's auflahnat9) wird.
*
191. Und
da Wirtin in der Au
Wäxt a Mia ") aufn Bau(ch)
Und da Wirt hät's nit kennt,
Hät'n Petasii") g'nennt
*
192. Mit
da Hand tuat ma'n eini,
Mit'n Ârsch druckt ma-r-äfi,
Dann läßt ma'n drinn woak'n"),
Daß a ausbliat'n") käfi.
193. Da
Bischof von Pässau
Sägt zum Erzbischof von Nässau,
Is denn 's Fegein a Sund'?
Pfiat di Gott, wann i kinnt").
♦
194. Üwasee,
Awasee,
Üwa St Iringhöh' «),
Liegt a Dira denkahänd1*)
Drob'n auf da Höh',
*
195. Znäxt
") häm ma tanzt,
I und d' Fétz'nkadl und da
Tüt'nfränz
1)
erfroren.
2)
Hoden. 3)
Gasse zwischen zwei Häusern.
4)
coire.
5)
schimpft.
6)
Vulva, 7)
Penis. 8)
seitwärts.
9)
aufgeht, auftaut 10)
Moos.
11)
Petersilie.
12)
aufweichen. 13)
ausbluten.
14)
könnte. 15)
Georgshöhe.
16)
links.
17)
unlängst.
Erotische Volkslieder aus
Österreich.
195
Und d' Fotz'ngredl und da
Hanswurst,
Ait häm ma a weng pûglt1), âft san
ma fuascht3).
196. 'S
Mensch sitzt äm Glanda *),
Scheißt äwi in Bach,
In Buam packt dö Sehnsucht,
Er schwimmt in Dreck nach.
(Vgl. Nr.
94; 134;
K. Reiskel, Anthrop. IL
119,
Nr.
15.)
♦
197. Da
Pfarra z' Mäxglaufi
Hat
an Untakidl äfi
Und untern Untakidl
An Prfigl*) und an Pack *) drâfi.
♦
198. Simazwoanz'g,
ächtazwoanz'g,
Neunazwoanz'g, dreiß'g
Und was denn's Mensch g'fress'n
hat,
Daß's gär a so scheißt
♦
199. 'S
pudern6) is guat,
Wann ma-r-aus und eifituat,
Wann da NägH) aufsteht,
Das da Batz7) außageht
(Vgl. Nr.
3.)
200. Zwisch'n
zwoa Häwasäck
Hät's oani fttrag'reckt 6),
I häw ihr'n einig'steckt,
Das hat ihr g'schmeckt
*
201. Dä
drob'n aufn Bergerl
Sitzt a Mensch in dö Wand',
Habt«)
d' Hax'n vonänd
Und putzt si dö — Zähnd.
*
202. Meifi
Frau hat an Tschanka,
In Trippa häw і
Und so häm ma alle zwoa
Wehweh äm Wiwi.
203. Da
Pfarra von Grinzing,
Der hat an kloanwinzing,
Dö Köchin jedoch
Hat
a drummächtigs Loch.
(Meyer 131,
Nr.
260.)
♦
204. Sakrament,
mein Oad10),
Hat
da Ledrabua g'soat"),
Hät's Mensch decht vanoaht"),
Daß ihr's Arschloch auschnoart *').
205. Ös
Buama, geht's zun Bachl
Und wäscht's enk enkre Klachl4)
Und ös Mentscha, ös geht's mit
Und wäscht's enk enkre Ftit.
♦
206. Du
bratärschats Dirndl,
I häb' di so gern
Und i kunnt weg'n deina
A Scheißhäusl wer(d)n.
(Meyer 113,
Nr.
169.)
♦
207. Gestern
häw і g'schiss'n,
Heut' scheiß' і а,
Morg'n scheiß' і wieda
Und üwamorg'n u) a.
(K. Reiskel, Anthropophyt. П.
119.
Nr.
20.)
*
208. Neulich
auf d' Nacht,
Dä häw і g'lächt,
Häb' d' Duchati*) auig'hob'n,
Is a Schaß aussag'flog'n.
209. Gut'n
Morgen, Herr Pfarra,
Was mächt der Kapläfi?
Er sitzt bei der Köchin
Und greift ihr dräfi ").
210. Aufn
Städlfirst*7) ob'n
Häw i's meifi Alte g'schob'n u)f
Is ma da Baidl»)
Âm Tenu âwag'flog'n.
♦
211. SpritzbùVnhax'n,
Zaufiraufikats ™) Viah,
Hast Haar auf da Büx'n")
Und kämpfst 22)
da 's nia.
1)
coitiert
2)
fort 3)
Geländer.
4)
Penis, 5)
Testikeln.
6)
coire.
7)
Sperma.
8)
hervorgereckt. 9)
hat
10) Beteuerungsformel.
Ii) gesagt.
12)
vernäht.
13)
aufspringt. 14)
übermorgen.
15)
Tuchent. l6)
daran.
17)
Scheunenfirst.
18)
coitiert 19)
Penis.
20)
sehr mager. 21)
Vulva,
22)
kämmst
ІЗ*
Erotische Volkslieder aus
Österreich.
212.
Gestern häfi i g'schiss'n,
Drei Nudelwälga1) dick,
'S Loch hät's ma nit z'riss'n,
Das war meifi Glück.
2x3.
Da Pfärra von Didlau
Hat a Nudl wia-r-a Sau
Und seifi Köchin, dö Trud,
Hat a eseisdrum2) Fut
214. D'
Zwetschk'n san saua
Und d' Kerschen san siaß,
Scheißt ma-r-in Stiefl,
So stinkan dö Fiaß.
215. Moanst3)
lei і hätt' di gern,
Stinkate Ställatern*),
Rinnaugats Adlfäß*),
I scheiß' da was.
(Meyer
86,
Nr. 28.
— Vgl. oben
Nr.
257.)
216. Ân
Sänd und än Stein
Leid't da Pfärra z' Seewies,
So daß 's G'wisch6)
von seina Köchin
Ganz auspflastert is.
*
217. Jazt
hat oana g'sunga
Mit ana wundaschön' Stimm',
'S hat gräd a so klunga
Wia-r-in Scheißhäusl drinn.
218. Du
Spritzbfix'nhax'n,
Du z'sämmg'stämpfta Ârsch
Und du g'schaftiga Stelz'n,
Du leckst mi in Ârsch.
(Vgl Nr.
231.)
219. Da
Bräut'ga und d' Braut
Toant hält ällweil lächa,
In dreiviertl Jähr
Toan's eahfi Zutzl mächa.
*
220. Du
dälkata Bua,
Hast di a a weng brennt,
Häst's Mensch bein Ârsch
g'häls'n,
Häst's nit amäl kennt
(VgU Meyer
132,
Nr.
266).
4c
221. Meifi
Mensch, dös hoaßt Zilla7).
Dö gab ma's glei willa8),
Dö gab ma's ganz a,
Wänn's zun äschraufa war.
4c
222. Meifi
Mensch, dös hoaßt Lis
Und dö gab ma's ganz g'wiß,
Dö gab ma's ganz a,
Wänn's zun äschraufa war.
4c
223. Da
Pfärra z' Sänkt GäUen
Is ins Scheißhäusl g'ffil'n,
Wia-r-a aussa is g'stieg'n,
Hat a si Dreckmandl g'schrieb'n.
(Vgl. Meyer
99,
Nr. 95.)
4c
224. Da
Pfärra z' Sänkt Michel,
Der hat a rupfana Seel'
Und was da Pfärra nit käfi,
Das tuat da Käpläfi.
(VgLPogatschnigg-HerrmannlL
55 №.217.)
4c
225. Da
Pfärra z' Gengen
Hat einen längen
Und zum Angedenken
Läßt er'n äwihängen.
4c
226. Meifi
Schätz is a Bäcka,
Den braucht ma net z' wecka9),
Hat ma's Dampf! eifig'rührt,
Häfi's dreiviertl Jähr g'spttrt
(Vgl Süß
184
Nr. 98;
Pogatschnigg-Herr-
mann I. 29
Nr.
140; I2
32
Nr.
160.)
4c
227. Dirndl,
wännst mi willst liab'n,
Muaßt d' Tuttl") auffischiab'n,
Deifi Haar muaß g'schnecklad seifi,
Sunst g'hörst net meifi.
(Vgl. Nr.
16; 162.)
1)
Nudelwalker.
2)
sehr große. 3)
meinst.
4)
stinkige Stallaterne. 5)
Jauchen-
faß. 6)
Vulva.
7)
Cacilia. 8)
willig.
9)
aufwecken. 10)
Brüste.
Erotische Volkslieder aus
Österreich
I97
228.
'S Mensch, dös ißt Kerschs, 229.
Ebide, Kua(d)lkraut2),
Dö Kersch'n san siaß i), 'S
Mensch hat mi auf d' Nudl*) g'haut,
Wisch da dein Bäckabärt I
häb' ihr d' Fut vadrahH),
Zwischen dö Fiaß. Heut9
is ma lad 5).
(Vgl. Meyer
107,
Nr.
136.)
171—188 Waldhausen, Gb.
Zwettl, N.-Ö. — 189, 190 Winterberg
im Böhmerwald, Böhmen. — 191—194 Mondsee in Oberösterreich. —
195—203, 229 Gaming, Gb. Gaming, N.-Ö. — 204 Schwaz,
Hall in Tirol.
— 205—208 Wien. — 209 Botenwald im Kuhländchen,
Mahren. —
210, 211 Grafenberg, Gb. Eggenburg, N.-Ö. — 212 Bruck
a. d. Leitha,
N.-Ö. — 213 Ried im Innkreis, O.-ö. — 214, 215
Mauerkirchen im Inn-
viertel, O.-Ö. — 216 Naßwald, Gb. Gloggnitz, N.-Ö. —
217—220 Steina-
kirchen am Forst, Gb. Scheibbs, N.-Ö. — 221—228 Randegg, Gb.
Gaming, N.-Ö.
XC. (Melodie 75.)
230. DSs
i nit sauwa bin,
Das dank' і mein Gott,
D& brauch9 і nix beicht'n
Von sechsten Gebot.
231. Du
zwigschpitzte6) Zweschp'n,
Du Bächstelzenärsch,
Du zaufidürre7)
Klesch'n,
Jetzt leckst mi in Ârsch.
(Vgl. Nr.
218.)
232. Unsa
Käpläfi
Hat an Kidl äfi,
In 'n Kidl hat a-r-an Prügl»)
Und den spreizt er äfi.
233. Wann
і amäl heirat',
So heirat' і zwo*),
Koafi Weanerin mag i nit,
Dö hat a schwärz Lo*).
234. Arn
Himmel steht a Wetta,
Âwa dunnern tuat's net,
Steig eina bein Fensterl,
Âwa eifischläg'n darf s net.
(Vgl. Meyer
100,
Nr.
99.)
235. I
bin deifi, du bist meifi,
I bin deifi Kind,
I greif di äfi wodawöllio)
Bist budalind").
236. Wudl
wudl wudl12)
Auffi wo's Fiaßerl is
Und wudl wudl wudl eini,
Wo's aufg'sprunga is.
237. 'S
Nudl und dö Fut
Is a schöne Sacha,
Wann d' Nudl exaziert,
Muaß d' Fut recht lächa,
238. D'
Fut steht vorm Spiegl
Und kampelt si d' Haar.
Da Schwänz sitzt äm Fensta
Und lacht wia-r-a Näar.
(Vgl.
22; 116.)
239. Meifi
Mensch is a Hur',
Is a jeda ihr Bua,
Is a jeda ihr Mäfi,
Der's fidel ") pudern käfi.
♦
240. Unser
Knecht und Nächbers Dira,
Dö san a.rar's14) paar Leitl,
1)
süß.
2)
Thymus vulgaris L. 3)
Penis.
4)
verdreht,
spitzige. 7)
sehr mager.
8)
zwei. 9)
Vulva.
10)
wo h
weich. 12)
schlüpfe rasch.
13)
lustig, gut 14)
köstliches.
5) leid. 6) zwei-
mer. Ii) butter-
Erotische Volkslieder aus
Österreich
Sie hat a recht a zodats1)
Ding
Und er an rauch'n2) Beutl.
341. DÄ dromat im Bergl,
Dâ fegelt a Jud.
DS klappert da Beutl
Und zittert dö Fut
242. Dä
dromat äm Bergl,
Dä steht a Bam kahl,
Dâ führ'n 's ane scheiß'n
Mit an Sunnparasol*).
*
243. Von
Wald geh-r-i außa
Durchs enge Gaßl,
Meifi Mensch hat an Bau(ch)
Wia-r-a Emafaßl*).
244. Âwa
herassa Protikol.
Den Menschern tuat's pudern wohl,
Wänn's eahfi nit so wohl tat,
Hältat'n 's nit stad 9).
245. 'S
Dirnderl hat a Laus am Bau(ch),
Weil's äUweil*) scherrt dö Sau,
Fährt ällweil auf und ä
Auf ihr'n Popo7).
246. Unsa
Dim und 's Nächbern Dim,
Dö toan anända trutz'n,
Unsa Dim hat Haar äm Bau(ch),
D' oaß hat Stutz'n*).
247. Zwidiwitschkerl,
Zwidiwitschkerl,
Âwa heirat'n tat i gem,
Mi beißt meifi Zwidiwitschkerl
9),
Daß і närrisch kunnt wer(d)n.
*
248. Und
da Fux und dö Füxin
Is a nit all's oafis,
Da Fux hat a Schwaferl,
D' Füxin hat koafis.
249. Mein
Vädern seifi Fux io)
Is in da Vorreit11)
nix nutz,
Bei da Muadern ihr'n Bett
Reißt a d' Strang12) alle weg.
*
250. Jetzt
häw i's mein Dirndl
Schofi ächtzehnmäl täfi,
Wia's ihr's neunzehntmäl kimmt,
Tua i's zwoanzigstmäl schofi.
251. Wann
d' Häslnuß zeiti") san,
Wer(d)n d' Staudna") z'ritt1*),
Wann d' Menscha trauri san,
Wer(d)n's dick um d' Mitt'.
♦
252. Meifi
Väta, da Lux,
Hat ma's Zweckerl1«)
ägstutzt,
Hiazt bin і zun Pudern
Hält a nix mehr nutz.
253. 'S
Dirndl hat g'sagt,
I soll's krächa lassa,
Wänn's Bettstatl bricht,
Muaß sie's mâcha lässa.
'S Bettstatl hat dreimal kracht,
Bis i'n häb' einbrächt17),
Wia-r-i'n häb' drinnat g'häbt,
Dä hät's hält g'lächt.
*
254. Wia
kann і denn rauka1*),
Wänn's Pfeiferl net geht,
Wia kann і denn fegein,
Wänn's Nudl net steht.
255. 'S
Dirndl is kloafiwunzi kloafi1*),
Läßt ihr bein Stehfi nix toafi,
Âwa bein Lah'n20) und Lieg'n
Is's ihr a Ding21).
(Vgl. Nr.
270;
— vgl. Meyer
122
Nr. an.)
256. Hiazt
bin і so guat g'west
Und häw ihr's hält täfi,
1)
haariges.
2)
rauhen. 3)
Sonnenschirm.
4)
Eimerfaß. 5)
still.
6)
immer.
7) Podex. 8)
abgeschnittene, gestutzte Haare.
9)
Geschlechtsorgan.
10)
Penis.
Ii) als Vorspann. 12)
Stränge.
13)
reif. 14)
Stauden.
15)
licht vom Blätter-
fall. 16)
Penis.
17)
hineingebracht 18)
rauchen.
19)
sehr klein. 20)
lehnen.
21)
ist es ihr gleich.
Erotische Volkslieder aus
Österreich.
199
Hiazt fängt ma dös Luada
Zun dick wer(d)n äfi.
257. Äwa
Dirndl mi hast1) gern,
Z'sämmg'scherte Mistlätern,
Rinnaugats Wässaschäf,
Dir scheiß' і was.
(Vgl. Nr. 215;
Meyer
86,
Nr. 28.)
258. Âwa
's Dirndl hat ihr a Sexerl g'stohl'n,
Kaft si an Rahm,
Schmiert ihr dö Bix'n2)
eifi,
Daß's bessa gang*).
259. Âwa
hiazt is's aus, hiazt is's aus,
I häb's schofi g'seg'n4),
Da Pfärra is ba da Köchin
g'leg'n,
Is ihr was g'scheg'n*).
230—263
Getzersdorf, Gb. Herzogenburg, N.-Ö.
260.
Wann i's mein Dirnderl tua,
Druckt's ihre Äugerl zua,
Tuat, wia wänn's schläfa tat,
Hält si schofi stat.
^61.
Und wann eahfi koafi Bua nia kimmt,
Wird's eahfi brummat,
Dä steht's eahfi vonänd«),
Wia-r-a Eselskummat.
262. Häb'aMenschg'häbt,häb'sgerng'häbt,
Häb's dreimal bein Bärn?) g'häbt,
Häb's hoamtrieb'n, hät's gVehrt*),
Hät's glei wieda bärt»).
♦
263. Dreimal
ums Kellereck,
Dreimal ums Haus,
Wann da Bua heunt Nacht nit
kimmt,
Reiß a ma's aus.
268.
XCI. (Melodie
264. Steig
aufn Bam ") auffi, häck an Xst
äwa
Mit da Heugäbl, daß's klfngt,
Steig aufs Mensch auffi, stich's in Bauch
eini,
Daß's Fu'rtabandl ") aufspringt.
265. Unsa
alte Meckerte,
Dö tuat ma alles guat,
Dö greift ma-r-an meifi Zweckerle "),
Daß і lâcha muaß.
266. Auf
Linz bin і g'fähr'n
Mit an gläsern Schubkärr'n,
Häb' ma'n Arschbäcka g'frert1*),
Dos häbt's a no" nia g'hört
267. Und
Zwfflnandl nimm di wohl in acht,
Das da Knóflhansl nix hintan Fürta ")
mächt,
269.
270.
76.)
9
Da Schwämmahiasl hat schofi viel
vafÜhrt,
Hat
d' Baudexkatl äfig'schmiert.
An brinnrot'n Âpfl,
A bäzwoache Fut
Und hiazt kann і meifi Nudl
Nit kriag'n von da Fut
41
Und Holzhäckalisl,
Bämschablgredl,
Nfmm an bei da Nudl, bäidln1*) äm
Schedl,
Nägl ihm a Bredl1*)
auffi aufs Nudl,
Hält's oda hält's nft
4i
'S Dirndl is winrikloafi,
Läßt ihr bein stehfi nix toafi,
Âwa bein loahfi17) und lieg'n,
Hat
sie'n gern drinn.
(Vgl. Nr.
255.)
1)
hättest du.
2)
Vulva. 3)
ginge.
4)
gesehen. 5)
geschehen.
6)
da
steht sie ihnen auseinander.
7) beim
Mann. 8)
geschrien.
9)
wollte sie gleich
wieder den Bären.
10)
Baum. 11)
Schürxenband.
12)
Penis. 13)
erfroren.
14)
Schürze.
15)
beutle ihn. 16)
Brett
17)
lehnen.
20O
Erotische Volkslieder aus
Österreich.
271. 'S
Dirndl mit da rupfan Pfoad1)
Hât si in d' Täsch'n g'soacht*)
Und da Bua möcht1 ihr's toafi,
Geht nit alloafi*).
272. Meifi
Dirndl hoaßt Kadi,
Hat schneeweiße Wadl,
Hat
schneeweiße Knia,
Âwa seg'n4) läßt sie's nia.
(Vgl. Nr. 87.)
♦
273.
Mir tuat meifi Bau(ch) so weh
Und meine Glieda
Und wänn's ma koafi Schaffl
bringt's,
So scheiß* i nieda.
264—273
Steinakirchen am Forst, Gb. Scheibbs, N.-ö.
XCII. (Melodie
77.)
274. Dâ
dromat äm Bergl Hast ins Bett eini g'wischlt?),
Steht a hülzerne*) Kuah Du Sauweible, du.
Und bäl da Wind a weng geht, ^
Reißt sie's Loe) auf
und zua.
(Vgl. Nr.
171.) 276.
BeidaGfgaritsch'njbeidaGagaritsch'n,
♦ Bei da Wfrtin z' Räb'nstoafi
275. Âwa
Dirndl, du, du, Und dö läßt ihr bei da Gfgaritsch'n«),
Steig nur eina lulu; Bei da Gfgaritsch'n *) nix toafi.
274—276
Steinakirchen am Forst, Gb. Scheibbs, N.-O.
XCIII. (Melodie
78.)
277. Und
dö heutige Braut,
Dö tuat gär betriabt schaufi,
Bis in a dreiviertel Jähr
Hängen d' Windl äm Zaufi.
278. Und
unsa Knecht, da Veitl,
Der liegt in Bett und schwitzt
Und kratzt sich seinen Beutl,
Daß's Bluat davofispritzt.
279. Unser
Knecht und 's Nächbers Dim,
Die Schüben mitsammen Kegl,
Er stack ihr den Schwänz hineifi,
Sie hieß ihn groba Flegl.
280. Und
і hâb's amâl g'âckert
In a Menschakämma
Und dâ is ma meifi Grindl9)
Z' tiaf einigänga.
Wann і wieda amäl äcka
In da Menschakämma,
Dä wir і mein Grindl
Viel seichta eifispänna.
281. Und
da Pfarra X. X.
Hat
seifi Köchin recht g'wixt ">)
Und da Herr Kaplan
Hat
ihr's gär nächat") täfi.
♦
282. Und
dö Fut is ins Häusl g'faH'n
Und bricht si das G'nack")
Und da Schwänz geht äm
Tandelmärkt
Und kaft si an Frack.
*
283. Da
Pfarra von Grinzing,
Der sitzt im Kongreß
Und der fegelt seifi Köchin
Hint' äm Kaleß.
(K. Reiskel, Anthropophyt II.
118:3.)
1)
grobleinenen Hemd.
2)
soachen = mingere.
6)
After.
7)
wischein = mingere. 8)
Vulva,
schlagen. 11)
hernach.
12)
Genick.
3)
allein.
4)
sehen. 5)
hölzerne.
9)
Pflugbaum = Penis.
10)
ge-
Erotische Volkslieder aus
Österreich.
201
284.
In Berwerta Gräb'n
Wird nix graft und nix g'schläg'n
Und nix g'scholt'n und nix bet't,
Âwa g'fegelt wird recht.
285.
Auf da Aim is guat pudern,
Dä greint an neamd aus,
Da Küahbua is a Locherl
Und sunst is neamd z' Haus.
(Vgl. Nr.
183.)
277—285
Randegg und Perwarth, Gb. Gaming, N.-O.
XCIV. (Melodie V.)
286. Da
Pfarra von St Veit,
Der feg'lt allafi
Und wann a net käfi,
Tuat da KaplSö.
*
287. Geh,
gib mir a Busserl,
Tu net so gespreizt,
I häb1 mir mein Näs'n
Erst unlängst geschneuzt.
288. A
Ammeis1) kriecht unta
Wänn's wißt'n, wie's schön war',
So kam' a ganz Schock.
*
289. Dä
drauß'n ejm?) Walde,
Dä sitzt ej Uhu,
Er wackelt mit'n Hintern,
Mächt's gräd so wie du.
290. Da
droben am Bergla,
Da steht a Krowät (Soldât),
Wackelt mit'm Arsch
Und schneid't Gurkensalat
Mein Mäidl sein Rock,
286
Wien. — 287, 288
Egerland. —
289
Kunnersdorf bei Schluckenau
in Nordböhmen. — 290
Troppau in Österr.-Schlesien.
Anhang.
Lieder und Vierzeiler aus Bayern.
XCV.
1. Es
hat a Bauer an oanzinga Knecht,
Der auf der Gredl ihr
Kammerfenster geht.
2. D'
Gredl reckt 'n Arsch zun Fenster 'raus,
Das sah mein Hiesel, es war a Graus.
3. Haft
Gredl, du hast a brätschets*) G'sicht,
Daß man bei dir koan Nasen net sieht.
4. Gredl,
du hast an stinkenden Mund,
Bist du vielleicht aufn Herzen
net g'sund?
5. Gredl,
du hast a haarig's Maul,
Wie unser alter Sattelgaul.
6. Die Gredl, die tat an
stillen Wind«);
Was seufzest du, mein liebes Kind?
7. Die
Gredl fangt zun bronzen5) an;
Du woanst, was hab' і dir denn tan?
1)
Ameise.
2)
im. 3)
dickes, breites.
4)
Ventus tacitus. 5)
mingere.
202
Erotische Volkslieder aus
Österreich
8. Die
Gredl tit an Schoaß daß's kracht,
Da vastand mein Hansel, gute Nacht
9. Und
wer mit an solchen Lieb wird b'schissen,
Dem sollt' man d' Zahn' mit Dreck auswischen.
(Aus Bayern ca.
1820. — Im
Nachlasse J. A. Schmellers, Schmelle-
riana 72
BI. 74
der legi. Hof- und
Staatsbibliothek in München. — Vgl.
oben Nr. LXVIII.)
XCVI. (Melodie
79.)
Hansel und Gredl.
1. Dirndl,
wie hab'ma's denn iez mitanand?
Willst, so versprich [ma's] nofi glei bei da Hand,
Willst net, so laß i di dechten2) glei weg
Und nimm an andre und du hast an
Dreck.
2. Was
nutzt mi dein Branx'n*), was nutzt mi dein Toan,
A so bleib' і lieber mein Lebtag alloan,
Niks als versprechen, haltst
denna koan Wort,
Heunt mueß 's no g'schehan, sunst drahl4) i mi fort
3. Was
hast denn, mein Hansl, iez für a Getös,
Warum denn auf oanmal so zorni und bös'?
I hab' ja decht*) allmal dein'n
Willen no g'macht,
Moanst, du mußt's wissen, so kirnst halt auf d' Nacht
4. Aber,
mein Hansl, schau dech ten2) umher,
Daß di da Bauer net find't auf da Ster 5).
Wenn er di findet, so schltteg er brav drein
Und du wurst, mein Hansl, wohl z'
neiden6) net sein.
5. Ah
so? du mein Gredl, da Bauer schlüeg grad mi,
I mirk7) schon, der g'rumpelte8) Hiesel war i,
Nän?), brauch' niks z' wissen, da Bauer kan da's toan,
Schlagt er, so schlagt er sein Gredl alloan.
6. Da
Bauer is freili an erzloser10) Man,
Aber, mein Hansl, du kehrst di net dran,
Laß 'n nur keman, so sag' і ihm glei,
Hast d& niks z' toan, geh du zu dein Wei.
7. Nän,
brauch' niks z' wissen! Wer's Fleisch g'fressen hat,
Frefi nur а d' Boana, dem sin's nimma schad11),
Darfst du dös sag'n, so kennt da Bauer di,
I will niks mehr hör'n, an andre
nimm i.
(Aus Bayern ca.
1820. — Im
Nachlasse J. A. Schmellers, Schmelle-
riana 72
BI. 76
der kgl. Hof- und
Staatsbibliothek in München.)
1)
Ventus tacitus.
2)
dennoch. 3)
zieren, zaudern.
4)
trolle. 5)
im Haus,
bei mir. 6)
zu beneiden.
7)
merke. 8)
betrogene.
9)
nein. 10)
überaus
lose. 11)
dem schaden sie nicht mehr.
Erotische Volkslieder aus
Österreich
203
XCVII. (Melodie
80.)
Profana.
1. So
dick, so dick
Is's Pfeiferl1)
g'wes'n,
Aber iez is's so dünn,
Hängt wie a Reg'nwürmel drinn,
So dick, so dick
Is's Pfeiferl g'wes'n.
2. So
voll, so voll
Is's Beuterl5)
g'wes'n,
Aber daß 's Gott dabarm,
Iez is's wie a g'schlaister*)
Darm,
So voll, so voll
Is's Beuterl g'wes'n.
3. So
schön, so schön
Is's Dirnel g'wes'n,
Aber iez is's a Graus,
Schaut wie a kalter Bauer4)
aus,
So schön, so schön
Is's Dirnel g'wes'n.
4. So
fest, so fest
Sind d' Brüstein g'wes'n,
Aber iez san's so schlapp,
Hängen wie mei~ TabaksbeuÜ 'rab,
So fest, so fest
Sind d' Brüstein g'wes'n.
5. So
eng, so eng
Is's Britscherl5)
g'wes'n,
Aber iez is's a Loch
Wie a ganz Bruckenjoch,
So eng, so eng
Is's Britscherl g'wes'n.
6. So
gut, so gut
Is's Mopsein6)
g'wes'n,
Hab' ma's übers Bett 'neing'legt,
Ihr 'n brav tiaf einig'steckt,
So gut, so gut
Is's Mopsein g'wes'n.
(Aus Bayern ca.
1820. — Im
Nachlasse J. A. Schindlers, Schmelle-
riana 72
Bl. 75
der kgl. Hof- und
Staatsbibliothek in München. — Die
Vierzeiler sind in Cyrill-Lettern geschrieben.)
XCVIII.
Die strenge Polizei vulgo Plunzen.
I. Letzt bin і in der Stadt drina
g'west,
Bue, das war mir a sakrisch Nest,
Ha[b]ma a Plunzen kafft?),
Die hat mi sakrisch z'rafft*),
I bi~ kam drei Häuser weit g'fahr'n,
So is ma zan scheißen not worn.
2.
Da war і halt kreuzübel*) dräfi
Und і wüßt net, wo aus und wo ä&,
Drah mein Rock um, um, um,
Kunnt halt koan Platzel zun
Scheißen unmügli net hab'n
Und wenn і glei 's Teufels war worn.
3.
Iez ging і halt außi auf d' Bruck
Und hock mi da nieder und druck;
Wie і g'nue g'schissen häfi,
Zieg і mein Hosen äfi
Und hä" glabt iO), iez war's
all's guet,
Da kimmt a Saldat, nimmt ma'n
Huet.
4. Hätt'
і nur mein Schmerkappel g'habt,
I hätt' weiter nach'n Huet niks mehr
g'fragt;
Mueßt mit ihm auf die Wacht
Und bleib'n die ganze Nacht,
Mueßt і fürs Scheißen an Gulden zahl'n.
5. Iez
fahr' і nimmer eini in d' Stadt,
Weil's ma z'nachstи) so bös' gang hat;
D' Plunzen is schuld dräfi,
Daß і dort g'schissen hä*,
Bei uns im Dorf hat's koan Ziel,
A jeder scheißt hin, wo er will.
I) Penis.
2)
Sera tum. 3)
ausgestreifter.
4)
Sperma ejaculatum.
6)
coire.
7)
gekauft 8)
hergerichtet
9)
sehr schlecht 10)
geglaubt,
lieh, unlängst.
5)
Vulva.
Ii) neu-
I
204
Erotische Volkslieder aus
Österreich.
(Bayern ca.
1820. — Aus
J. A. Schmellers Nachlaß; Schmelleriana
72
der kgl. Hof- und
Staatsbibliothek in München, BI. 104.
— Vgl. oben
Nr. LV.)
I. So sollt1 і haißen
kli-, Ida-, Klara,
Da ließ ich einen fi-, Ca»,
Fahren auf der Schneckenpost
Is fürwahr a schlechte Kost
2.
I möcht1 wohl ains wi,
wa-, wissen,
Wer mi möcht' hinten ki-, ka-,
Kieselstein und grüne Ruh1
Sind dem Boten seine Schuh*.
XCIX.
Brunnenwasser Sommerszeit
Trinken gern die Arbeitsleut'.
8. I hab' an schön zi-, za-t
Zobel,
Blas du mir in mein hi-, ha-,
Hopsasa bin nicht mehr krank,
Sag dem Dokter schönen Dank.
3. I
möcht' dir ains wi-, wa-, weisen
Und dir aufs Maul eins schi-, scha-,
Scheib'n schießen is mein' Freud1,
Wann es g'schicht auf grüner Haid'.
4. I
will wohl ains Ii*, la-, losen,
Ob's net kracht in der hi-, ha-,
Hollipen1) esset ich recht gern,
Wenn sie schön neubachen wär'n.
5. Iez
hab' і brav gi-, ga-, guraschi,
Leck mi mein Wei in i-, a-,
Arti haißt mein Durathe,
Sie sitzt im Bett und fangt die
Flöh'.
6. I ha mi net recht
befli-, fla-, flissen,
Hatt' bald in d' Hosen g'schi-, g'scha-,
G'scheidaweis' davon g'redt,
Hätt' bald eppes wuests?) vazett3).
7. I
kauf mir a Pli-, pla-, Pluntzen,
Davon mues man bri-, bra-,
9.
Dort unten bei der i-, a-, Aichen
Tun d' Mäd'ln recht viel si-, sa-,
Saitenspiel und Vogelg'sang
Lautet schön und wird4) net lang.
10. Laß
dii an Zahn ausri-, ra-, reißen
Und dir in d' Luka eini schi-, scha-,
Scheiter klieb'n. in Ofen schieb'n,
Daß ma-r-a warmes Stübel krieg'n.
11. I
gib dir an gri-, gra-, Groschen,
I schmeiß'5) di auf die gi-, ga-,
Gori haißt mein G'vatterman,
Der für zwanzig saufen kan.
12. I
gib dir an bi-, ba-, Batzen,
Tue mir den Arsch recht kri-,
kra-,
Kramwitvögel sind mein Speis',
Wollt1 sie essen dutzendweis'.
13. Unser
Nachher vi-, va-, Veitl
Hat an großen bi-, ba-,
Peitschenstiel, a Gaisel drän,
Daß er glei recht schnalzen kan.
(Bayern ca.
1820. — Aus
J. A. Schmellers Nachlaß; Schmelleriana
72
der kgl. Hof- und
Staatsbibliothek in München, BI. 107.)
C.
I. Da Pfarra hat d' Köchin gern,
Hupperl heu he!
Kummt z' nachts oft ohne Latern',
Dum didl dei del
D' Köchin hat nimma g'lacht,
Dum didl dei del
3.
Köchin hat a Baucherl kriegt,
Hupperl heu he!
Da Pfarra hat 's Kinderl g'wiegt,
Dum didl dei de!
2.
Da Pfarra hat a Hupperl«) g'macht,
Hupperl heu he!
(Bayern ca.
1820. — Aus
J. A. Schmellers Nachlaß; Schmelleriana
72
der kgl. Hof- und
Staatsbibliothek in München.)
1)
Backwerk.
2)
garstiges, häßliches. 3)
verstreut
4)
währt 5)
werfe.
6)
Hüpfer
Erotische Volkslieder aus
Österreich.
205
47-
k'r
p p p гЖг Г J7
g_g_1
Pfui, ach las - sen Sie mich ge -
hen, Las - sen Sie, man kann uns
se - hen.
Je - der schaut beim Fen - ster
ein,
^—s g C g
•45h
Ach, so las • sen Sie's doch
sein.
48.
fz
F-r-f-'+g
Bue - ma, wer dre - sehen kann,\
^ v - XT , , _. ,
Jettt geht du dre ■ scheo ą } O*
*ma ,ns
NKh.be.-bm,
dre-sehen den Ha - bern aus;
Gelt, du drescht a? Halt ja, і man
^5
S
a, ei
da sti halt a.
49.
Sagt Hans-chen zu Hannchen: du
hast schö-ne Au - gen! Die
|
|
|
|
-, * - |
F 1 |
—^1—Ї- |
FSV— |
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• ne, das 2 |
1-И-
Schau - en drauf |
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mei - ne; so |
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~ ^^^^ |
—■—■— |
|
|
=±= |
і
і f ^ '—1 |
schau - en wir die gan - ze
Nacht, bis al - les ist voll-bracht
20б
Erotische Volkslieder aus
Österreich
50.
Znagst bin і in der Stadt drin
g'west, das ist dir а
t
sa - gri -sches Nest, das ist dir
a sa - gri-sches Nest;
Hab' mir a Blun - zen kaft, die
hat mi nar - risch
■0-
X
t
. J* ! =
1»
0
z'raft, bin kaum drei Ній - ser
weit g'fahrn, so ist mir schon
r=g=?
m
's Schei - Ben not word'n, so ist
mir schon 's Schei-ßen not word'n.
51.
: j ^ p і
J' > > j' J' > i'
ß
Un - ter dem grü - nen Baum, fa -
la te - ri, fa - la te - re,
m
laßt sich ein Jung - frau
schau'n, fa - la te - ri te.
52.
h X
J /
ß
J
Bin a frisch Bau - era - bue, і
steh' auf in der Frueh
und geh9 das Dan-geln
an, weil ich's guet кап.
Erotische Volkslieder aus
Österreich.
207
53-
Hausknecht week's Mensch auf! O
Herr, і lieg' sei - ber drauf, von
hint und vor - an, daß і recht zu
- chi kann.
54-
i=3
■--r
1 JJ
Die Graz - ri - sehen Men-scher
hab'n al - Ii an Sinn und
1 J* , J II |
-f—0i—r~ |
m
1 |
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-4-1-U— |
—1-*-w— |
-ó—3- |
1- |
d'Ha-xen von * an - der und flux
is er drin.
55-
і
g p ł fi.
Im Jäh - re fünf - und - neun -
zig, dä
is
ma was pas-
siert, dä häm's mi oh - ne
Um-stand' ins Fin - del - haus neifi-
I—g—і
g'fflhrt, bei da Nacht, dâ ham's
mi oh - ne Um-stand' ins
ft
If
Fin - del - haus neifi -
g'fiihrt.
2o8
Erotische Volkslieder aus
Österreich.
56.
t
1=Й
Drei - tau - send - und - vie -
ri is's Num - ra von Wäg'n, geh',
Scha * kerl, fähr' vü • ri, і
muaß da was säg'n.
57-
45*
Ш
Der Bau - er, der hat an an - ri
- g'n Suhn, hau, han, han
ha, ha, ha. — Der war net
g'scheit, ä - ber
net
*=4
ч5*
3
dumm, ha, ha, ha, ha, ha, ha. —
Der Bau - er, der
hat
an an - zi - g'n Suhn, der war
net g'scheit, ä - ber
»Ii
і 1 w
-w
t
г
a net dumm, ha, ha, ha, ha, ha,
ha. —
58.
Î
f=±=S=\
Es war ein Pa - ter in ö - ster -
reich, hei, juch - hei ! Der
і
t
Ш
t
I
woll - te hin - ü - ber nach Fran
- ken • reich, val - le - ri,
Erotische Volkslieder ans
Österreich.
209
I
S'
з & c
I
g і g. g S CІ
Д"
Гі
val - le - ra, der woli - te hin
- ft - ber nach Fran • ken - reich,
J.' J' g M
J
J J
J'
I
f r
I f
val - le - ri - a - ra, mit ei -
nem klings klangs glo - ri - a,
J J;
g і
g
~Гї
/і
r r
1
r/^^
bums val - le - ra, mit ei - nem
klings, klangs, glo - ri - a,
Langsam.
bams, таї • le - гаї
О - га " pro no
bis!
59-
Ji in was soil i da a Was - sa
brin - ga, du lia-wa
jrpT
Л
J/ J'
j
jrr^
Hei - ne - rich, du sânf - ta Hei
- ne-rich, jä in was soil i da a
m
Was - sa brin - ga, dn lia - wa
Hei - ne - rich, geh', sag' in was.
60.
5
n Inf^ft
J J J J1
ft=i%=
O Ma - 1er, o ma - le mein
Lieb-chen, o ma - le ihr
try
J
Л
J-t
pip*
J'
li=3c=l!^fljHî-r\
hol - des Ge • sieht, o mal1,
wenn sie lä - chelt, ihr Grüb-chen, o
Ma - 1er, nur das ver - giß
nicht!
Krauts, Anthropophyteia. ПІ.
14
2IO
Erotische Volkslieder aus
Österreich.
61.
Und auf da Lin - za - bruck'n
liegt a Madl âm Ruck'n, läßt ihr
ei - ni-schau'n bis aufs Baß, dä
muaßt a Liacht äfi - zünd'n, magst net
t
ei - ni - fin - d'n, denn das
Loch ist viel zu klafi.
62.
I
+
JÏ3 J J
Meifi Vä - da hat m'r g'sägt, і
soll meifi Lisi nim - ma liab'n, er
will m'r äl - le Tag a paar Se -
xerl bei-schiab'n. Hol - la -
et*
J і J J
і-1
ri und hol - la - rä, hol - la -
ri und hol - la - rä,
er
I
3
1—T
9 »■
will m'r äl - le Tag a paar Se -
xerl bei-schiab'n.
63-
f=tE
Щ
6 (! J'lr
О schwärzbrau - ne Muat - ta, das
brau - ne Bier war1 guat, der
E
5t
Weifi, der war' viel bes - sa, і
schlaf bei mei - na Schwee-ta, ja-
Erotische Volkslieder ans
Österreich.
ho, so,
FE c
i'l |
so, schöfi's |
i Ma - dl, was wülst dg,
bei da Nacht, ja-
—T'-h—f*—hi—p—*—1- |
|
-X—ДІ |
—d-d-J-J--p—3-J- |
ho, so, so, schöiVs Ma - dl, was
willst da?
«4.
g g
Пі
t
m
Meifi Le - nerl hat a Kâtz, dräfi
hängt meifi Le - b'n, ä - wa da
m
t
11 h r g
schlim - me Fr&tz will ma's nit
geb'n, bei da Nacht, jä, jä, jä, jä,
2
t
will ma's nit geb'n.
65.
ГГТ71 r c J' J'
Und da Nach - ba, jä, der hat an
Suhfi, der zählt erst ächt-zehn
Der hat jä schofi a Ma - derlg'liabt, wäs's Näch-bern Töch-terl
|
f—іг |
|
—k-Ï-ï-f- |
-r—p—î— |
|
|
1 J c g «H |
—h—ç—Ç—U—
1—^—^—^-1 |
4
! fl |
war*'} dö
ïnn "gen Ьец^'
dö ш va "liabt' dö
И " tn dö Ьвт>в
jj J.
Л1; ff p
kennt, denn äl - Ii Tä is's
Mensch auf d'Nächt mit'n Bnam in Gär - t'n
І
І то.
II do.
* J til
J T II
g*rennt, denn g'rennt
14
212
Erotische Volkslieder aus
Österreich.
66.
Eine andere Melodie zu Nr. XXVIII
(Anthropophyteia П 94) aus
. *
Korneuburg. N.-O.:
r Г
J J
I J
і
j j
In Ham - burg ist ein Kaf - fe -
haus filr fünf-zehn Pfen-ni-
3=^
ge, juch - he, da schaut ein
schwarzbraune Ma - dl raus für
g J J J
t
fünf- zehn Pfen - ni - ge,
hur - rah,
hur - rah,
jetzt
Ii
»• J
3=3=1 |
—-j-N-1- |
- 1
m |
|
*—r-*-*-—L |
_Mi-J-•-1— |
-1
* f
-1-' |
1 ?1
r
1 |
fahr'n ma auf da Ei - s'n - bahn
hur - rah, hur - rah, jetzt
4-
4=*
E
P3É
ffiir'n ma auf da Bahn.
67.
5
J I J J
Als Uhr - ma - cher zog ich von
Hau - se zu Haus und
pu • tze dea Ma - dein die Uh -
ren fein aus, ich pu - tze sie
t
sau - |ber, ich pu - tze sie läng
und auf 'ein - mal geht's
Tingl
tangl und dö Uhr war in Gang und
auf ein - mal geht's
і
? j' ; j' j /£
Tingl
tangl und die Uhr war in Gang.
Erotische Volkslieder aus
Österreich,
213
68.
Ein Weib, ein Weib, das wollt'
zum Tin - ze gehfi,
|
1—*—і—-P—r»- |
—1--1— |
—і—і—г»—ь~ |
—rf— |
1— |
ти |
Ь—f—P— |
-J-і-ë— |
m- * • Ш |
|
1— |
könnt' ihr äl - ter Scb&fs-kopf
schofi wie - da nit та - stehfi.
69.
і- J і і-
j__J.
^ -zt)z:=
Und un - sa âl - ta Fri-, Fra-,
Franz, der hit an gro - ß'n schwi-, schwa-
t
j, ; j j'] j
schwär-z'n Frack, der ihm guat
steht, wann a in dö Gesellschaft geht.
70.
S3
Was ist am Men - sehen 's best'?
Was ist am Men-sehen
11 p F J'l
J' J' -
's best'? Das er den Arsch nit
hat im Kopf,sonstbschüss' sich selbst der
L6
" g|fir
pTC^g Si Ml
ar - me Tropf, das ist das al -
1er - best', das ist das al - 1er - best'.
7*
Fünf Guld'n zîhl'n dö rei - ch'n
Lent', drei Guld'n d'Ad - vo-
ka - ten, an Guld'n zählt da Of -
fi - zier, ftinf Kreu - zer dö Sol-
214
Erotische Volkslieder aus
Österreich.
m
da - ten /Schieb hin - ein,
Schieb hin - ein, schie - be nicht da-
(druck nur zu - a, druck nur zua,
wird's a Ma - derl
ne - ben,
o - der a Bua,
bin ein
druck nur
ar - mes
zu - a,
Bau - ern - mä - dl,
druck nur zua, a
muß vom Schie - ben le • ben;
Maderl o - der a Bu - a.
72.
ff—fr
r J g
m
Âwa a Kohl'n-bau'n-bua bin i's,
bin auf Wean ei - ni -
g'fähr'n, ja - ho und wia - n-i'
ei - ni bin kem - ma, häw i's
ni
s
) Г f
d'Aug'n auf - gri - ss'n, ja -
ho.
73.
's Dirndl hat ma EU's
âfi - g'foalt, jâ, so - gär 's Bett und і
t$M-8
g
І Я l~âlVf S?
I f
kauf ihr nix ä, bin koafi Hândls
- mann net.
Erotische Volkslieder aus
Österreich
215
mm
74-
Г
t
r Г І
Г f
I
дар
Wenn's lia - b'n a Sund' war, wia
d'Geist-la - nan säg'n, âft
* f f І f f
m
der - fat da Pf&r - ra seifi Kö -
chin nit häb'n.
75-
Eine Variante von Melodie I:
I
Î
* r
ГШ=Ш
гіг r
Das i nit — san - wa bin, das
dank' і
mein
|
---—•— |
__»t- - |
—m-•-r— |
—•-m-m— |
—-è— |
1- |
|
1
g r |
Г
і 1 |
—і-ß-ß—
—!--»- |
r 1 - |
|
u^i-1-1-1
Gott, dä b |
1-p-1—1
rauch' і nix |
і_1
beich - t'n von |
1-4--1—і
sech -sten Ge - |
1—1-1
bot |
11 |
7б.
Auf Linz bin і g'fïhr'n mit an
glä - sern SchubkSrr'n, häb* ma'n
г
TBL
±
Ârsch- bä - cita g'frert, dös
hâbt's a no" nia g'hört.
oder
76a.
I
V V
Steig* auf 'n Bam auf - fi, häck'
an Äst ä - wa mit da
X
^3
і
g S—
Heu - gâ - bl, daß's klingt,
steig* aufs Mensch auf - fi, stich's in
Bauch ei - ni, daß 's Für - ta -
bandl auf - springt.
2іб Erotische Volkslieder
aus Österreich.
77-
DS dro - mat Sm Bergl steht a hol
- zer - ne Kuah und bal da
t
Wind a weng geht, reißt sie's Lo
auf und zua.
78.
Und da Pfâr - ra X X bit seifi
Kö- chin recht g'wixt und da
|
-f—r—f- |
і r . . І |
|
1- |
|
—1— |
F g Г 1 |
|
1- |
Herr KS - plSfi hat ihr's gar nS
- chat tSfi.
79-
Dirn - dl, wia häb - ma's denn
iaz mit - а - nänd,
willst, so ver - sprich ma's nofi
glei bei da Hand,
t
willst net, so laß i di dech -
ten glei weg
und nimm an
ш
and - ге und du hast an Dreck.
80.
|
ll > r .? 1 |
- Iß- і
—f-і-- |
1 J R 8-і |
■—fc—Я—і—n— |
a> |
M ' Ci 1
So dick, |
1
Łf
so dick |
_É—-ib-
is's Pfei - ferl |
ІД ii g J—3
g'we - s'n, a - ber |
Erotische Volkslieder ans
Österreich.
217
і»
iez is's so dünn, hängt wia Re -
g'n - wttr-mel drinn, so dick,
so dick, is's Pfei-ferl g'we -
s'n, so dick, so dick is's Pfei - ferl g'wes'n.
81.
I häb' dir's oft schofi g'sägt,
geh, komm zu mir af d'Nächt, і häb' dir's
у
j j j j
oft schofi g'sägt,geh, komm zu
mir af d'Nächt um häl - ba, häl - ba, häl - ba
C' ) J
in
neu - nil Winn da Haus-hand hangt
und da Vi - ta schlaft, laß i di
J
Л
J J її
Ф j
j s
ei - ni, laß i di ei - ni.
(Aflenz in Nordsteiermark. Aus A.
Werles Nachlaß im Steierm.
Landesarchiv zu Graz, Fasz. V, Heft 16.)
Wien, im Mai
1906.
E. K. BlümmL
Erotische und skatologische
Kinder-
und Jugendreime.
Im Elsaß gesammelt von W.
Godelück.
Kinder- und Jugendreime in der
Anthropophyteia? Gibt es denn
wirklich auf diesem Gebiet eine Erotik oder ist der erotische
Kinder-
reim nicht an und für sich schon eine Contradictio ? *)
Wer die nachstehenden im Elsaß
gesammelten Verse und Reime
durchliest, wird bestätigen, daß in dieser Ausartung von
Jugendpoesie
mehr denn einmal Konzessionen an die geschlechtlich niedersinnliche
Sphäre gemacht werden.
Woher stammen diese Liedlein?
Niemand vermag es zu sagen.
Urgroßeltern haben dieselben Reime in ihrer Jugend gesungen wie die
Enkel und UrenkeL Keiner hat die Liedle aufgezeichnet und doch
sind die Weisen lebendig. Freilich mancher Text mag im Laufe der
Zeiten umgeformt, derber, oder auch feiner geworden sein, so daß man
mit dem vorhandenen Material noch schwer wissenschaftlich arbeiten
kann. Hoffentlich werden aber diese Zeilen unsere Sprachforscher
Folkloristen und die Weltreisenden veranlassen, ihre Aufmerksamkeit
einem bisher so gut wie völlig vernachlässigten Gebiete zuzuwenden.
Hunderte von Reisewerken kann man durchfliegen, bis man wirklich
einem
einzigen Kinderlied geschweige einem erotischen Jugendreim begegnet
Den vielen Forschungreisenden ist
alles wissenswert gewesen, nur
der Psychologie der Kinderwelt von Naturvölkern hat man fast aus-
nahmlos den Rücken gewendet Möge ein guter Stern geben, daß
i) Die Frage ist die eines
deutschen Folkloristen, der ständig im Kreise einer
hochgesteigerten Kultur lebt und strebt, dem daher von Haus aus die
volkstümlichen
Äußerungen der Erotik fremd waren. Seine Sammlung ist unzweifelhaft
eine wertvolle
Bereicherung der deutschen Folkloreliteratur, inhaltlich ist sie
jedoch ebenso gewiß sehr
zahm. In den nächsten Bänden der Anthropophyteia werden wir kurios
andere, saftigere
Kinderreime und Kinderspiele aus anderen geographischen Provinzen
mitteilen, die das
alte Sprichwort bekräftigen: Wie die Alten brummen, so die Jungen
summen.
Krauss.
Erotische und skatologische
Kinder- und Jugendreime. 219
die Forschungen der nächsten Jahre
rasch die Versäumnis wieder gut
machen.1)
Es ist ja leicht gerade Kinderlieder
aufzuzeichnen. Laßt das Kind
sich nur austollen und ihr werdet stille Zeugen dessen sein, was dem
Kindermunde für das kindliche Gemüte meist unbewußt bleibende
Derbheiten entströmen. Die überwiegende Mehrzahl der nachstehen-
den Proben verdanke ich einer genauen Beobachtung der auf den
Straßen sich tummelnden Kinder. Keine dieser jugendlichen Personen
wurde etwa nach erotischen Liedern ausgefragt oder auch nur auf-
gefordert etwas zu singen. Ein solches Verfahren würde sich sicher-
lich nach keiner Seite hin irgendwie rechtfertigen lassen.
Gerichtliche Verhandlungen unserer
Tage geben ja leider nur zu
häufig unwiderlegbare Beweise, in welcher Weise man dem kind-
lichen Denkvermögen Geschlechtvorgänge delikatester Art sug-
geriert
Für Lüstlinge und pervers veranlagte
Naturen scheinen die dem
Munde einer jugendlichen Person entfließenden schamlosen Redens-
arten eine Eigenheit zu besitzen, welche sich zum Stimulans fur die
Geschlechtlust auswächst, wenn es derartigen Individuen gelingt, ein
möglichst großes Maß von Sinnlichkeit und Obszönität dem kindlichen
Gehirne aufzupfropfen.
Es ist das unzweifelhaft eine
Gradatio derjenigen Stufe, bei
welcher der mit ungezügelter niederer Sinnlichkeit affizierte Mann
Befriedigung findet, wenn ihm ein weibliches Individuum mit
möglichst
obszönen Reden einen Ohrenschmaus traurigster Art bereitet.
Dieses psychopathologische Gebiet
müssen wir einer medizinischen
Feder überlassen, mir kommt nur zu, das folkloristische Moment auf
diesem Felde hervorzuheben.
Einige Bemerkungen allgemeiner Art
aber sollen gerade bei diesem
Gegenstand nicht unterlassen werden.
Wer unsere Großstadtjugend still
beobachtet, wird mehr denn
einmal geradezu erschrecken über die Lieder und Weisen, welche das
junge Volk singt
Infolge der Wohnungnot, des
Schlafgängerwesens, der Prostitution-
frage, wie der Beteiligung am frühzeitigen Erwerb lernt das Kind
Vor-
gänge auf geschlechtlichem Gebiet kennen, die zur sinnlichen
Grübelei
und vorzeitigen Reife fuhren.
1)
Die Quellen zur Erforschung des
Kinderliedes usw. vermerkt Krauss, Allg.
Methodik d. Volkskunde, Erlangen
1899, S.
68
und, Die Volkskunde in den Jahren
1897—1902,
S.
152 ff.
220 Erotische und
skatologische Kinder- und Jugendreime.
Nach der Schulentlassung kommt das
zwölf- bis dreizehnjährige
Mädchen, ein eben vor der oder in der Hauptentwicklung begriffenes
Kind, in das Nähatelier. Putzsucht und Genußsucht wird hier dem
Mädchen förmlich systematisch anerzogen und die steigende Zahl,
welche die Putzmacherinnen, Kleidernäherinnen in der Rubrik Prosti-
tution ausmacht, zeigt, welche Sphäre in vielen jener Ateliers
herrscht
Unstreitig unterliegen diese Mädchen
im Wirtschaftkampfe eher
als die Fabrikarbeiterinnen.
Frühzeitig wie die Fabrikarbeiterin
verlernt auch das Nähatelier-
mädchen die wenigen Volkslieder, welche auf der Schule — freilich
nicht immer mit glücklicher Auswahl — gesungen wurden. Gassen-
hauer, Tingeltangellieder finden dafür mehr Anklang. Aus den
Fabriken,
aus den Ateliers kommen diese Lieder in die Familien. Das ist einer
der Wege, — selbstverständlich nicht der einzige — auf welchem der
Jugend die geistlosesten Tingeltangellieder und unzüchtigsten
Gassen-
hauer zugänglich gemacht werden. Wir müssen grade diesem Wege
einige Beachtung schenken, weil es das Weib, die zukünftige Mutter,
ist, welche sich zur Verbreitung dieser Unarten hergibt und den
edlen
Schatz schöner Volkslieder unbeachtet läßt
Man hat den Vorschlag in der
Tagpresse gemacht, durch die
Kinder den Unverstand der Eltern zu bekämpfen, welche sich ja
manches Mal geradezu freuen, wenn der Bub oder das Mädel viel
Alkohol vertragen oder mit lachendem Gesicht Obszönitäten plappern.
Wie diese Bekämpfung stattfinden
soll, das wird freilich nicht
genau angegeben und doch hängt
gerade davon alles ab. Jeder halbwegs
gesund empfindende Mensch muß wünschen, daß dem Kinde die gol-
dene Zeit wahrer Kindlichkeit möglichst lange erhalten werde und
möglichst viele der hemmenden Einflüsse beseitigt zu sehen. Ohne
Belehrung der Eltern geht das nicht, und die Schule allein kann den
Kampf gegen unzüchtige Gesänge nur mit Unterstützung des Eltern-
hauses wirksam aufnehmen.
In mehreren, nicht nur elsässischen
Städten hatten sich die Päda-
gogen zu beklagen, daß Kinder, halbwüchsige Knaben mit dem Vater
oder dem Onkel usw. laut gemeinsam sangen:
Fischerin, du kleine,
Zeig mir deine Beine,
Zeig mir was dazwischen ist
Weil du eine Jungfer bist
beziehungweise die nicht minder
anstößige Variante: ,Zeig mir deine
Beine und was noch dazwischen ist, ob du eine Jungfer bist'.
Erotische and skatologische
Kinder- und Jugendreime. 221
Ähnlich gaben vielfach Anlaß zu
Klagen die Umänderung des
faden Textes des wirklich nicht geistreichen Liedes vom kleinen
Kohn.
Das Membrum virile war in diesen Ferkelliedern, von denen wir aller-
dings eine Probe nicht ausfindig machen konnten, zum kleinen Kohn
geworden- Die textliche und gesangliche Frivolität derartiger Weisen
ist geradezu befremdend Solch geartete Lieder konnten in allen
derartigen Fällen der Jugend nur durch alte Individuen beigebracht
worden sein.
Hier heißt es alle Aufmerksamkeit
anstrengen, damit der Folklorist
den Übelstand feststellt und sich mit dem gesammelten Beweismaterial
an die der Jugenderziehung sich widmenden Kreise wenden kann.
Es ist fur den genauen Beobachter
eigentlich kaum mehr ver-
wunderlich, wenn bei solch systematisch betriebener Gedankenrichtung
ein großer Teil der städtischen Jugend nur an Dingen Freude findet,
welche den allzu früh geweckten Geschlechthunger befriedigen.
Die Folgen dieser
Gleichgewichtstörung brauchen an dieser Stelle
nicht näher dargelegt zu werden. Angesicht des gelehrten
Leserkreises
würde man sich nur in Gemeinplätzen ergehen. Man sagt fur dieses
Gebiet dem Kundigen gerade genug, wenn man auf die Kriminal-
statistik und die Krankenhausberichte hinweist
Sind die nachfolgenden Kinder- und
Jugendreime, welche im
Elsaß gesammelt wurden und die, wie nochmals betont sei, zum Wun-
sche fuhren, für möglichst weite Gebiete gleicher Sprache ähnliche
Sammlungen fur die Folkloristen zu besitzen, auch nicht mit den
Obszönitäten der eben erwähnten Art zu vergleichen, so bleibt doch
noch gerade genügend derbe Erotik bestehen.
Unter den Jugend- und Kinderreimen
möchte ich solche begreifen,
welche von den Mädchen bis zum 17., 18.
Lebenjahre gesungen werden
und von den Knaben bis in das militärpflichtige Alter. Eine genau
fixierte Grenze kann es dabei nicht geben.
Zu unterscheiden bleiben dann die
von der städtischen Jugend
allein gesungenen Lieder und die dem Land und der Stadt gemein-
samen Lieder.
So sind zum Beispiel rein städtisch
und lokal begrenzt die Reime
,Herr Gerschel, Herr Gerschel,
Sie han e G. vorm Ärschel
Un sie Herr Bloch
ЕЬ B. vorm Loch,
Lahm am Arsch
Isch der Herr Lamarche.'
222 Erotische und
skatologische Kinder- und Jugendreime.
Ein zweites Beispiel aus der Gegend
von Mülhausen zeigt eben-
falls städtische Herkunft
,Mer kemme üs d'r Klass'
,Mer laufe uff d' Gass*
,Un brunze alli naß
,D' Büwe ha am Büch
,E Stumpe vom e Schlüch
,D* Maidle ha; verglemmi noch
Nure e Loch, e Loch, e Loch.'
Schließlich weist folgender Text
nach meiner Ansicht einen leisen
Ubergang von der Stadt nach dem Land auf:
,Eins un eins gän (geben) immer
zwei
S' Lenel het famosi Bei (Beine),
Wißi (weiße) satti (feste) Wade
Un am Buech (Bauch) e Lade (Lade
■=» Schachtel, hier gleich Vagina),
Drinne möcht* ich hocke (sitzen)
Spiele —n— an de Locke
Un myn kleiner Socke (membrum
virile)
Möchtigt gern dort bocke.4
Diese Probe zeigt an und fur sich
wieder die geschlechtlich aus-
schweifende Phantasie älterer Jugend. Wenn man diese Unterscheidung
auch annimmt, so bleibt es doch immer ein schwieriges Stück zu
sagen, das und das Lied ist allein städtisch oder gemeinsam. So-
lange die Forschung dieses Gebiet nicht eingehender bearbeitet hat,
kann man wirklich nicht vorsichtig genug sein, sonst geht die
schnell
bereite Phantasie allzu eifrig an das Werk.
Eine für das Elsaß charakteristische
Eigenart bilden die aus der
Zeit vor 1870
üblich gewesenen Reime französischer
Provenienz.
So sind in der Gegend von Mülhausen
Verse heimisch wie
Léon, Léon doux, doux, doux
Tu fais caca dans un trou.
Wie sich selbst die Politik und der
Chauvinismus in die Jugend-
lieder zu stehlen wissen, zeigen folgende Proben, welche ich nie von
Erwachsenen, sondern stets von jugendlichen Personen hörte.
Vive la France
Merde la Prüsse
D' Schwowe müan (müssen)
Züam Ländel nüss. (Ländel =
Elsaß.)
Wenn die Soldaten der Garnison
Mülhausen an den Ulfluß gingen,
um zu baden, sang man ihnen die höhnenden Reime nach.
Erotische und skatologische
Kinder- und Jugendreime
223
,D' Schwowe gehn ge bade (gehen
zu baden. Dialektkonstruktion.)
Met de verschissene Wade.
Met de Lis (Läuse) un
Schwoweflöh*
Git's (gibt's) im Land ke
Jungfere meh.*
Manche Reime bergen einen
Sprachmischmasch köstlichster Art,
wofür wir folgendes aus dem Oberelsaß stammende Beispiel ver-
zeichnen können.
Do re mi fa sol
Schiß der Hafe voll.
Mi fa sol la si
Tu fais viel bibi.
Fa sol la si do
Hesch e gros Fopo.
Si do re mi fa
Dhat'sch 'ne garn oi g'sah?
Re mi fa sol la
Amel! O ja, ja!
Do re mi fa sol
Mach den Hafen voll.
Du machst viel Harn.
Hast einen dicken Hintern.
Der Nominativ anstatt Akku-
sativs ist eine eigentümliche
Dialektkonstruktion.
Tätest du ihn gerne auch sehen?
oi = auch.
Aber natürlich! O ja, ja. Amel
ähnlich wie Ah mais oui.
Das musikalische Grundmotiv macht
diese Verse natürlich über-
aus drastisch. Die Reime haben sich übrigens auch in Beifort bei
den elsässisch französischen Familien eingebürgert und werden häufig
bekannt
In der Gegend von Schlettstadt
machen die Kinder beim Erblicken
des Hausschildes eines Malermeisters folgende Spottverse:
Maler — Peintre en bâtiments
Schiß ins Kachele au même temps.
Wenn die Kinder kurz nach den
Kriegjahren 1870/71
,Soldätles,
spielten, soll nach Aussage vieler Leute ein unbeholfener
Spielgefährte
angefahren worden sein mit dem Reimspruch:
Un deux trois! En avant marche. Eins,
zwei, drei! Vorwärts marsch!
Schlof nit mit dym ftile —n—
Arsch! Schlaf nicht mit deinem faulen A.!
Verse, die gegen die Franzosen
gerichtet waren, fehlten keineswegs
und verdanken wohl ihr Dasein dem Umstand, daß viele Badener und
Württemberger lange vor 1870
nach dem Elsaß gezogen waren und
als Arbeiter in einer der zahlreichen Textilfabriken ihr Auskommen
fanden. Als solch einen nach dem Elsaß gebrachten Vers darf man
wohl ansehen: ,D' Maidle trage Unterrock un d' Welsche stinke wie
die Böck1.
Nicht spezifisch elsässisch scheinen
mir die auch im Großherzog-
tum Baden gehörten Verse zu sein:
224
Erotische und skatologische
Kinder- und Jugendreime
S' isch emol g'sin e Maidele,
Angeton mit eme Kleidele,
S' Kleidel isch g'sin ze kurz
Derno het's gelon e Furz.
Der Furz isch g'sin arrig kalt
So isch es gange in der Wald,
Im Wald isch's g'sin ze naß,
Drum lauft's jetz uff d' Gass'.
Dert isch's ihm wore heiß
S' het feile Ion viel Scheiß.
Fragt in Mülhausen im Oberelsaß, das
sich als Fabrikstadt, wie
stets betont werden muß, durch seine derben Redensarten besonders
bekannt macht, ein Kind einen größeren Knaben nach der Zeit, so
wird dem Fragenden häufig selbst von Mädchen der Bescheid:
S' esch dreivertel uf g'schesseni
Linse, S' ist dreiviertel auf gesch. . . Linsen
Wann de Hunger hasch, so nimme se, Wenn du Hunger hast, so nimm sie.
In den Vogesentalorten, soweit
deutsches Sprachgebiet in Frage
kommt, geben sich bei den Jugendstreitigkeiten die Kinder
gegenseitig
Spitznamen. Aus der Ferne rufen die Mädchen den Knaben höhnend
zu: З^^еісЬег1 = Bettnässer. Die Knaben bleiben die
Antwort nicht
schuldig und entgegnen Maidleweicher = Mädchendurchhauer oder
sonst einen derben Ausdruck. Weitverbreitet ist in der Gegend von
Neubreisach der Kinderspruch:
Habermark
Macht d' BUewe stark, Habermark
ist der gemeine Wiesen-
Gänsdreck bocksbart =
Tragopon pratensis.
Macht d' Maidle nett
Sehen die Kinder den
Gemeindezuchtstier, so rufen sie lärmend:
,Muni, Muni! Büsch, büsch,
Käsfresser, Windelewäscher.1
mit erotischem Einschlag bieten
etliche Karneval-
Lustig isch die Fasenacht
Wenn die Mamme Küchle bacht,
Wenn sie awer keini macht,
Scheiß' ich auf die Fasenacht.
Auf die Bauernfastnacht reimt man
nachstehendes Kinderlied:
S' isch Fasenacht t S' isch
Fasenacht
Do fresse d' Büere («= Bauern) Wurscht
Un wenn sie g'nüa gefresse han
No fange sie ze scheissa an.
Kinderreime
lieder:
Erotische und skatologische
Kinder- und Jugendreime.
225
Letzteren Reim kennt man auch in der
Variante: ,N0
Ion sie lange
Fürz1 bezw. ,N0
scheisse sie langi Wurscht!1
Erblicken die Kinder zu Fastnacht
Masken, dann rufen sie den
Vermummten nach:
,Fasenachtsnarr het e Bull
(Flasch) im Sack
Het ken Geld for Schnüpftttwak.'
Im Oberelsaß wissen in diesen Fällen
die Kinder folgenden mit
Beziehung auf Karneval etwas seltsam anmutenden Reim:
,Hüßje (Gerichtvollzieher)
Notari,
Honigloch, Siroploch.'
Es wollte mir nicht gelingen, eine
befriedigende Erklärung dieser
merkwürdigen Verse zu erhalten. —
Eigenartig klingen die allgemein im
Elsaß verbreiteten Reime wie:
'S hängt e Maidel an der Wand,
'S het rod Apfel in der Hand
'S möcht' se gern geh brote,
D' Sunn will ihm nit gerote,
'S kumrat e Bfie und lüegt
(schaut) ihm züe,
'S kummt e Müs (Maus)
Und bißt (beißt) ihm drüß,
'S kummt e Geis (Ziege)
Und loßt d'r größte Burescheiß.
Eigentümlich klingt aus dem Munde
der Kinder ein Vierzeiler aus
der Gegend von Dunzenheim im Untereisaß.
Der Hansel und s' Gretel
Sin e wackers Beleit
Er het e feste Sawel
Un es e gueti Scheid.
Wie das von Prof. Dr. Martin
herausgegebene Wörterbuch der
elsässischen Mundarten vermerkt, würde das Liedchen beim Schaukeln
in Scheunen, wenn eine neuangelegte Tenne festgetreten werden soll,
gesungen. Das ist eine haltlose Verallgemeinerung eines
Einzelfalles.
Man ersieht auch aus dieser Angabe, wie vorsichtig man bei
derartigen
Untersuchungen vorgehen muß.
In obigen Verschen rühmt man den
Hans und Grete als wackere
Leute. Nebenbei bemerkt gebraucht man den Ausdruck Hans auch,
wenn man ein gut gebautes, dralles, strammes Weib bezeichnen will.
Ein großes, breithüftiges Hökerweib wird zuweilen Bär genannt, in
Straßburg ist dafür auch der Ausdruck ,Roß Gottes' üblich.
Krauss, Anthropophyteia. III. 15
226
Erotische und skatologische
Kinder- und Jugendreime.
Ein rundliches, fettreiches, kleines
Weib, erhält in der Gegend
Dinsheim-Still den Spitznamen Dachs. Derartige Übernamen verwenden
die Kinder auch bei ihren Reimen z. B.:
DU bisch e Bär
Bisch groß un schwer
Brummelsch alti Mähr.
oder, um ein anderes Beispiel aus
der Menge herauszugreifen:
S' Müllers Frau isch e Hans
Het e Kutt un hett ken Schwanz
(Kutt = Rock),
Liebenswürdiger klingen dagegen
freilich die Reime:
Kikeriki
Bändele dran,
Schmieds Carolinele
Het Hösele an!
Wir haben in diesem Zusammenhang
eine Anzahl von Kinder-
und Jugendlieder zu erwähnen, in welchen einzelne Vornamen vor-
kommen.
Jerri, Jerri, Krotteloch
Het e—n— alti Frau im Loch!
Im Kreis Hagenau ist die Heimat des
mehr wie derben Zwei-
zeilers wohl zu suchen:
'S Marickele isch unser (unser)
Vom Kopf bis an de Brtinzer
(Vagina).
Derartige Zweizeiler gibt es eine
Menge wie z. B.:
Unser liabs Fränzel Unsere
liebe Franziska
Het am Büech e Schlenzel. Hat
am Bauch einen Riß (Vagina.)
Wer auf den im Elsaß häufig
vorkommenden Namen Michel ge-
tauft ist, muß mehr wie oft lieb ist hören:
jMichele, Mächele
Brunz ins Kachele
'S Kachele rinnt,
Der Bode trinkt
'S Michèle stinkt*
Auf Bäckerlehrlinge weiß das junge
Volk den Hohnreim:
,Antoni Bäckebue
Schiß in d' Hosse,
Brunz in d' Schue.4
Einem Trompetensignal unterlegte die
Jugend seit französischer
Zeit die Reime:
Erotische und skatologische
Kinder- und Jugendreime«
227
Seppele mit der Gige, Seppel
mit der Geige.
Seppele mit — m Baß, Seppel
mit der Baßgeige.
Seppele hat in d' Hosse
g'schisse,
Seppele, was isçh das?
Dazu gibt es in Straßburg die
Variante: ,Seppele steht am Giese —
Sepp steht uff der Gass' — Seppele het in d' Hosse g'schisse — Sepp
saa (sag), was isch das!' Gießen heißen die Abzweigungen des Rheins
nach der Stadt, die heute zwar verschwunden sind, aber in einzelnen
Straßennamen wie Goldgießen (der Rheingold mit sich fuhrende
Wasserarm) sich erhalten haben.
Angenehm klingen Reime wie die
nachstehenden:
Kathrinele, Kathrinele, Kathrinchen,
Kathrinchen,
Geh mit mir in das Holz. Geh
mit mir in das Waldgehölz.
I mag nit, і mag nit, Ich
mag nicht, ich mag nicht,
Dü bisch mir viel ze stolz. Du
bist mir viel zu stolz.
Weiter gefuhrt lautet dieses
Liedchen: ,Die Maidle lieje ins Feder-
bett — Die Büewe krobble in d' Dornenhecke d. h. die Mädchen legen
sich in Federbetten, die Buben dagegen krabbeln gerne in Dornen-
hecken.
Ein anderes Liedel von Katharina
besagt:
Kathrinel, Kathrinel, Kathrinel,
Kathrinel,
Wo hesch dü dinere Mann? Wo
hast du deinen Mann?
Im Tannewald, im Tannewald, Im
Tannenwald,
Er flickt en alti Kann. Er
flickt eine alte Kanne aus.
Häufig, aber nicht ausschließlich
für Kathrinele, sondern auch
anderen weiblichen Vornamen gelten die von Burschen gesungenen
Reime:
Kathrinele mach d' Lade zue
'S kummt e Ziginerbue.
Mach, daß er nit inestiegt
(einsteigt.)
Mach, daß er nit zu dir liegt.
Der Name Elisabeth bietet Stoff zu
den Reimen:
Lissele, Lissele, hopsasa I Lissel,
Lissel, hopsasa
Fall nit üwers s' Bettle
ЬегаЬ, Fall nicht übers Bettchen herab,
S' Bettle isch gar schmal un kurz Das
Bettchen ist gar schmal und kurz.
Heissa, Lissele, loß kein«»
Pfurz. Heissa, Lissel, laß keinen F—.
Das Liedchen wird von der Jugend in
Hagenbach, einem ober-
elsässischen Dorfe, nordöstlich von Dammerkirch gelegen, gesungen.
Im Unterelsaß sind die zwei folgenden Kinderreime bekannt:
I han emol e Schfitzele g'ha, Ich
hab, einmal ein Schätzchen gehabt,
'S het Lissele g'heiße, Es
hat Lieschen geheißen, [muß
Wenn ich wieder ains mtieß haben, Wenn
ich wieder ein Schätzchen haben
Se triew ich's mit den Gaiße*. So
treib' ich's mit den Gaißen.
15*
228
Erotische und skatologische
Kinder- und Jugendreime.
In Ingweiler singt man die Verslein:
Schwowelissele Schwabenliesel
Lüepf die Füeß Heb die
Füße
Un tanz e bisselel Und
tanz e bissei.
Hierauf erfolgt die Antwort:
'S tanzen isch vergange, Das
Tanzen ist mir vergangen,
D' Windele henke an der Stange. Die
Windeln hingen an der Stange.
Als Übung im Schnellsprechen ist der
Spruch üblich:
Lissel jät Linsen.
Nicht eigentlich hierher gehört ein
unter den elsässischen Kindern
herrschender merkwürdiger Brauch. Die katholischen Kinder machen
unter den Worten: ,Erbsen, Bohnen, Linsen, Gerste' das Zeichen des
Kreuzes auf Stirne usw. und nennen diese Manipulation ,'s
Juddekrüz',
also das Judenkreuz. Dieser Brauch sei nur erwähnt, weil die Kinder
häufig den Spruch laut auf der Straße plärren. Gleichfalls kann man
auch den Ruf hören: ,Kräzkram Stinkerfotz.'
Nicht auf das Elsaß allein
beschränkt sind die auch sonst in
Deutschland, z.B. in Nassau, vorkommenden Verslein mit vielen
Varianten:
Liessei, Lieschen, oder
Trüdel [= Gertrud]
Streeks Fiassel Streeks
Füßchen Streeks Füdel [= Gesäß]
Züam Tüweloch nüß, Zum
Taubenloch naus, Züam Bettumhang nüs
S' kumme drei Biawle S'
kommen drei Buben S' passe drei Bursche
Un lache di üß. Und lachen
dich aus. Sie lache dich üs.
Wenn ein junges Mädchen, das noch
kurze Röcke trägt, derart
unordentlich ist, daß es die Strümpfe aus den Strumpfbändern ver-
liert, so daß man entweder nicht straff ans Bein angezogene Strümpfe
oder gar nackende Beine sieht, dann neckt man das betreffende Mäd-
chen mit dem Zweizeiler:
S' Gretel von Griese S'
Gretel von Griese fallt in de Dreck
Hett d' Strumpf an de Fieße. Tiaf
'nab mit de Fieße.
Das besagt, am Fuß, in des Wortes
eigentlicher Bedeutung, hat
die Geneckte die Strümpfe, aber nicht an den Beinen.
Trägerinnen des Namens Philomena
müssen manchmal den wenig
poetischen Spruch anhören:
Philomène
Schiß durch d' Zähn'l
Letztere sinnvolle Aufforderung
bezw. Erläuterung sagt mit anderen
Worten: ,Die und die möge sich erbrechen bezw. hat sich übergeben
müssen'. Fast auf jeden Namen gibt es einen mehr oder weniger glück-
lich getroffenen Reim von derb neckendem Inhalt Z. B. ,Hans Dännel
Erotische und skatologische
Kinder- und Jngendreime. 22Ç
Brunz ins Kännel1. Hans
Dännel = Hans Daniel. Dieser Name kommt
heute wenig mehr vor, wie denn überhaupt die Liste der Vornamen,
sowohl der Knaben als der Mägdlein, stets kleiner und uniformer
wird.
Charles, Joseph, Emil, Louis, Eugen, Jacques, August sind die
meisten
vorkommenden Namen des männlichen Geschlechtes, während bei den
Frauen Marie, Josefine, Bertha, Emilie, Eugenie, Louise, Catherine
vor-
kommen. Sälmel (Salomeą), Bärbel (Barbara), Urschel (Ursula), all
diese Namen gehen stark zurück und Eva, Rachel, Esther oder ähn-
liche alttestamentliche Namen werden bei christlichen Mädchen bald
Seltenheiten.
Wenn die Kinder auf den Knieen einer
erwachsenen Person reiten
dürfen, wird dazu bald von dem Kinde oder der mit dem Kinde sich
abgebenden Person gesungen:
Hopp, hopp Edelmann
Katz het Stiefel an,
Springt fiwer de Burne (=
Brunnen),
Het s' Kindel g'funde,
Wer sell's hewe?
Der Schnieder un der Wewer,
Wie soll's heiße?
Milch vo de Gaise (oder Zucker uf
de Gaise),
Wer seil d' Windle wische?
Unsri alte Suppedäsche.
Wie man leicht begreift, gibt es bei
diesem Liede fast in jedem
Orte eine oder die andere Variante. Mancherorts beginnt das Lied
mit: ,Hopp, hopp lores, s' Tempel Fuchs isch g'schores, s' Küwele
het
ken Deckele meh, s' Gaisele het kenn Futterle meh, Küwele het ken
Bode meh', und ähnliche Verse. Stets endigt der ganze Gesang mit
den erwähnten Schlußreimen.
Ziemlich allgemein mit
unwesentlichen Abweichungen ist folgendes
Liedel im Elsaß verbreitet:
,Mariannele, Mariannele, Maria,
Annchen,
Nimm dtt der Zimmermann, Nimm
du den Zimmermann,
Er muß dir e Hisele boien Er
muß dir ein Häuschen bauen
Un e Schorle binden dran, Und
eine Scheune daran,
Er soll dir e Wiegele mache Er
soll dir eine Wiege machen
Un e Kindele drin. Und ein
Kindchen darein.
Gelt, gelt, dü hirotscht ihn Nicht
wahr, du heiratest ihn
Un dü bisch no sin? Und
bist nachher sein?
Nei, nei, ich will 'ne nit, Nein,
nein, ich will ihn nicht
Es isch e böser Mann, Er
ist ein böser Mann,
Jetzt isch's üs un nit mehr dran! Jetzt
ist's aus und nichts mehr daran.
Maidele, nimm ken Zimmermann Mädchen,
nimm keinen Zimmermann,
Ringer nimm e Bettelbüe Lieber
nimm 'nen Bettelbub,
Er treit dir 's Brot im Säckle
züe. Er trägt dir's Brot in einem Säckchen zu.
230
Erotische und skatologische
Kinder- und Jugendreime.
Ein anderes Liedchen auf den Namen
Marie, welches im Oberelsaß
gesungen wird, hat folgenden Wortlaut:
Gelt, Mareile,
DU bisch min,
Awer nit fiir eige ^__
Hab dir emol e Wischel Bire
geben,
Sie han nit welle teige.
Schiß ins Kapple
Zig am Zipfel,
S' wurd dir schun verleide.
Einzelne Magdlieder zeigen, daß auch
die Dienstboten manchen
stark gepfefferten Spottreim über sich ergehen lassen müssen. Aus
dem Oberelsaß stammen die Reime:
Ich han dir's doch scho mangmol
g'sagt,
Gang mir nit zu's Maiers Magd,
S' Maiers Magd isch kugelrund
Un se stinkt as wie 'ne Hund.
Hierzu kommt häufig die Variante:
,Se stinkt als wie e Pudel-
hund'. ,Ich* wird hier mit gutturalem ,ch, ausgesprochen. Der vielen
Kehllaute wegen, welche dem oberelsässischen Dialekt eine gewisse
Rauheit verleihen, gilt der Oberelsässer im Unterelsaß als ein
grober,
ungeschliffener Patron. In einzelnen Beziehungen stimmt das auch,
weil die meisten Fabriken im Oberelsaß anzutreffen sind und die
dortige
Fabrikarbeiterschaft und gleichfalls die Jugend ziemlich derb
veranlagt
ist Die Mülhauser kennzeichnet man z. B. nur als die ,Gottverdammi',
weil bei der geringsten Beteuerung ein ,Gott verdamm mich1
dem Munde
entschlüpft.
Ein anderes Magdlied, diesmal aus
dem Unterelsaß, Kreis Mols-
heim, lautet:
Unsen Magd hat eini
Un derzüa ken kleini,
Sie het e Ding wie Offerohr
Un drum rum geringelt! Hoor,
Hoor um Hoor um, Hoor um de Salat
Dieses in Haslach gehörte Lied wird
auch in der Gregend von
Zabern und Hagenau von erwachseneren Kindern gesungen. Aus Hagenau
und dessen Umgegend stammt der Gassenhauer:
Unseri Magd un s' Maire Magd
Fahren in de Kutschen,
Eini het e Pfiffe im Loch
Un d' andere fangt an z' juchze.
Dieser Schluß wird sehr verschieden
abgeändert, bald in
Ich habe es dir doch schon
manchmal gesagt,
Gehe nur nicht zu Maiers ihrer Magd.
Erotische und skatologische
Kinder- und Jugendreime
23I
Un d' ander laßt sich rutsche
dann wieder
Un d' ander tu ich lutsche oder
Un d' ander will mich lutsche u.
dergleichen mehr.
Aus Reichenweier stammt das
Liedchen:
Froi Mare, Froi Mare, Frau
Bürgermebter,
Wie schlagt der Mann die Froi? Wie
schlägt der Mann die Frau?
Mit dem alte Lurtze, Mit
dem alten zerrissenen Schuh,
Daß sie nimma kann pfurze. Daß
sie nicht mehr farzen kann.
Sehr alt ist das im mittleren
Breuschtal von jung und alt ehemals
viel gesungene Liedlein:
S' Gretel Trumpetel
Hat 's Esse verbrennt,
Isch mit de Soldate
Uf Mobe gerennt
Molse = Molsheim. Auch dieses Lied
hat zahlreiche Varianten,
denn statt des Essens hat das Gretelein sich beim Geschlechtverkehr
die Schamteile verbrannt und läuft vom ganzen Dorf verachtet darum
den Soldaten nach. Ob das Liedchen wirklich bis hinauf in die Zeit
der Schwedenkriege reicht, wie einzelne Lehrer mir angaben, möchte
ich vorläufig noch dahin gestellt sein lassen.
Hübsch klingt das Liedchen, welches
den Wert der einzelnen
Mädchen angibt:
Miller, Miller, Maler,
S' Bärwel um e Dahler,
S' Lissel um e Schissellumpe
S' Gretel um dreihundert Guide.
Diese Weise wird in einzelnen
Gregenden gesungen, wenn die Kin-
der im Sommer einen Schmetterling, namentlich den Kohlweißling,
erblicken. In Katzenthal singen die Kinder in diesem Falle:
Müllermaler oder auch
Müller, Maler
Katzentalera Roggenstehler
Äpfelbisser Mümpfelebisser
Birneschbser Hosseschisser
Lediglich von Burschen und Mädchen
über 14
Jahre werden
der gesungen wie:
Hopsa Mariannele,
Dreh dich erum, rum, rum,
Hopsa Mariannele,
Daß ich besser züe dir kumm.
(Haslach.)
Nicht minder derb und unsauber
klingt weiter das Lied:
Zum Dingelingeling Schalotte
Mer vögle noch de Notte
232
Erotische und skatologische
Kinder- und Jugendreime.
: Margret, Margret, Margret,
Lüpf s' Hemd in d' Höh1,
er steht; [bis]
Zum Dingelingeling schun wieder?
E großer langer Dickerl
Zum Dingeling juchhei
Die ganze Vöglerei.
(Kreis Straßburg, Zabern,
Hagenau, Kreis Mobheim besonders Mollkirch,
Haslach, Still, Mutzig.)
Sehr alt soll, wie bejahrte Leute
angeben, nachstehendes Lied sein:
Burschen, die eben kaum noch die
Volksschule besucht haben, machen
sich häufig ein besonderes Vergnügen daraus, solche Verse des
Sonntags
oder im freien Walde zu singen. Seltsam macht es sich, wenn un-
mittelbar nach solch einem Liede plötzlich z. B. ,Großer Gott, wir
loben dich', oder ,Beim frühen Morgenlicht erwacht mein Herz und
spricht, gelobt sei Jesus Christus in Ewigkeit', und ähnliche mehr
an-
gestimmt werden. Ein Beweis vielleicht für die Unbefangenheit der
Landbewohner.
Mädchen necken manchmal kleinere
Knaben mit der Scherzfrage:
Auf dem Schulweg sind die Mädchen
häufig Unziemlichkeiten
älterer Knaben ausgesetzt Verschiedentlich wird von Lehrerinnen
erzählt, daß die Kinder sich beklagten, weil ein Gassenjunge gefragt
habe: ,Maidle, heb's Kleidle! hesch dü nit au schon Hoor dran?'
sowie,
daß gesungen worden sei ,Üwers Johr bekummt s' Maidel Hoor*. Bei-
desmal wird auf die am Möns veneris stehenden Haare angespielt
Ein mehr wie ordinäres Kinderspiel,
wenn von Spiel dabei überhaupt
noch die Rede sein kann, hat folgenden Vorgang. Größere Kinder
stellen einen an Lebenjahren jüngeren Knaben bezw. ein Mädchen. Die
älteren Kinder sagen: ,Kumm do hesch ebbs (komm da hast du etwas),
pass uff awer und heb's (paß aber auf und hebe es)'. Jetzt nimmt man
eine Hand des Kindes und fährt damit am Hinteren eines anderen
entlang. Bei dieser Prozedur wird das Crepitus-Geräusch nachgeahmt,
Hoor am Büsele1)
S' Geld isch rar
Scheer dyn Hytele*),
Verkauf das Haar!
S' Hoor verkaufe
S' Geld versaufe,
Müeß das Hytele
Nackend laufe. (Ober- und
Niederhaslach.)
Bürschtele
Machsch Wurschtele?
Bürschlein
Machst du Kot?
Erotische und skatologische
Kinder- und Jugendreime.
233
und sofort zwingt man das geprellte
Kind mit der Handfläche sich selber
ins Gesicht zu schlagen. Dabei wird unter dem wiehernden Gelächter
der zuschauenden anderen Kinder gesagt: , Allez schmeck — sunscht
lauft's eweckl' Schmecken identisch mit riechen. Das Wort »riechen1
ist nicht vorhanden im gewöhnlichen Wortvorrat des Elsässers.
Alles
was gut riecht, bezeichnet der Elsässer mit ,dies schmeckt güet1,
was
nicht gut riecht ,schmeckt absunderlich1, oder »schmeckt
wüst1, oder
,müffzt'. Riecht ein Ding ganz besonders angenehm, so sagt der
Elsässer etwa: ,Dies schmeckt gar übel gut*.
Allgemeiner im Elsaß verbreitet sind
folgende Reime, die als
wirkliche Volksreime erscheinen:
Z' nachts, wenn der Mond schint, Nachts,
wenn der Mond scheint,
Treppelt's uff de Brücke, Trappt's
auf den Brücken,
Führt der Hans s' Gretel heim Da
führt der Hans sein Gretel heim
Mit dem krumme Rucke. Mit
dem krummen Rücken.
Pfifft der Bär Pfeift der
Bär
So tanzt der Bock, So
tanzt der Bock,
Alli Esel trumme, Alle
Esel trommeln,
Alli Müs, wo Wädel han, Alle
Mäuse, die Schwänze haben,
Dorfe züe de Hochzytt kummel Dürfen
zur Hochzeit kommen.
Den tieferen Sinn derartiger Reime
zu deuten, hält ziemlich schwer.
Jedenfalls wird das erotische Grundmotiv nicht abzuleugnen sein.
In Neubreisach rufen sich die Kinder
neckend zu: ,Küchenmutzer
— Füdleputzer*. Hier bedeutet Küchenmutzer = Topfgucker, Füdle-
putzer = Putzer des Podex.
Von den halbwüchsigen Burschen wird
zuweilen im Kreis Hagenau
gesungen:
G'schnitteni Nudli iß ich gern,
Awer nur die feine
Schöne Maidle sieh —n— ich gern
Awer nur die Kleine,
Nudle frißt mein Schätzte auch
Awer nur mit seinem Bauch.
Die beiden letzten Reime werden
nicht allzu häufig auf der Straße
gesungen.
Gegen die viel verlästerte
Schwiegermutter, um deren Rat und
tätige Mitarbeit mancher junge Bauer dem Himmel auf den Knieen
dankt, richten sich viele Spott- und Neckreime. Wir vermerken daraus
nur folgenden:
Mini Schwejermüeter Meine
Schwiegermutter
Un das alti Lüeder, Und
das alte Luder,
Chocht m>r d' Dampfnüdle nimmtbr Kocht
mir die Dampfnudeln nicht mehr
güet, gut.
234
Erotische und skatologische
Kinder- und Jugendreime
Wann sie sterwen tat Wenn
sie sterben würde
Und ich erwen tbät Und ich
sie beerben würde,
Wären dte Dampfhüdlen wieder
güet. Wären die Dampfnudeln wiederum gut
Eigenartig aus Kindermund hört sich
nachstehender Abzählvers
an, welchen die Kinder beim Fangspiel anwenden:
Dert hunte, dert howen Dort
unten, dort oben
Bi d«r Linsekapell, bei
der Linsekapell
Dert isch e Waldbrüeder Dort
ist ein Waldbruder
im e Maidle nochg'rennt, [in]
einem Mädchen nachgerannt,
Het's Nister ufTg'hängt Hat
das Nister aufgehängt.
Nister gleichbedeutend Nüster,
Nüester kommt von Pater nos ter
und bedeutet einen Rosenkranz.
Einfach, doch die Lothringer
verhöhnend, ist der Zweizeiler:
Wälscher Hannickel —
Gugummeresalat,
Freß dü der Dreck un ich de Speck.
Hannickel soll Jean Nicolas
bedeuten, ein in Lothringen sehr häufig
vorkommender Vorname, der übrigens auch bis zum Jahre
1870 in den
Vogesentälern üblich war. Gugummeresalat bedeutet Gurkensalat,
eine sehr beliebte Speise im Sommer.
Nicht übersehen dürfen wir die
Besenmacherlieder, wovon nach-
stehend eine Probe mitgeteilt sei:
Käuifen er äui a Basa? Kauft
ihr auch einen Besen?
Ja, kumma arinl Ja, kommet
herein.
Han er äu schu z' Morje gassa? Habt
ihr auch schon zu Morgen gegessen?
(— gefrühstückt)
Ja, schu e Will Ja, schon
eine Weile,
Sur Mellich u. Bibbalaskas, Sauer
Milch u. Bibbeleskäse (Quark)
Un kleine Maidia han Und
die kleinen Mädchen haben
Verschesseni Ärsch. Verschi
. . After.
(Aus dem vorderen Breuschtal.)
Aus der Gegend von Mutzig im Kreis
Molsheim, Unterelsaß, stammt
der Zweizeiler:
Hopp la Gais
Lüpf de Wadel und loß e Scheiß.
Dem elsässischen Dialekt
einverleibt, und zwar aus dem Hoch-
deutschen wurden die Reime:
Schint d' liab Sunn au noch so
heiß,
Sitzt der Seppel am Burne un —
schei . . t.
Es ist eine unerfreuliche, aber
Folkloristen, Volkswirtschaftlern,
Pädagogen und Seelsorgern allgemein bekannte Tatsache, daß die
Kinder, welche im Sommer während der schulfreien Zeit auf der Weide
das Vieh hüten müssen, unbeaufsichtigt allerlei dumme Streiche
machen.
Erotische und skatologische
Kinder- und Jugendreime.
235
Dazu gehören die zwischen Knaben und
Mädchen vor sich gehen-
den Unkeuschheiten. Vielfach sollen, wie Landschullehrer angeben,
unmittelbar die Mädchen die Knaben zur Erotik antreiben. Die
Knaben, wurde mir von lebenserfahrener Seite berichtet, hätten bald
genug an der mechanischen Viehaufsicht und wollten lieber im Wald
oder Feld herumstreifen. Damit nun die Knaben bei der Weide bleiben,
würde das Mädchen häufig als Mittel zum Zweck dem Knaben ver-
sprechen, das Gesäß entblößt zu zeigen. Das mag seine Richtigkeit
haben, aber ich glaube, man wird sich doch sehr hüten müssen, Vor-
gänge dieser Art zu verallgemeinern. Die Möglichkeit liegt doch
nicht
im Bereich des Unwahrscheinlichen, daß Knaben sich häufig die Scham-
teile des Mädchens zeigen lassen als Bedingung ferneren Bleibens.
Was von einem an und für sich ängstlichen Mädchen erzwungen, er-
trotzt wird, kann wohl kaum als Beweis gegen die Mädchen gelten.
Vermerkenswert ist, daß sich selbst
in das Kinderlied diese Weide-
Unarten eingeschlichen haben:
S' Gretel uff der Küahweid
Het im Jockele s' Loch gezeit
(gezeigt)
S' Gretel uff der Küahweid
Zeit im Jockele s' Loch.
Eine für die Psychologie bedeutsame
Sache wäre es, wenn man
der Frage näher treten möchte, ob es viele solcher und ähnlicher
Weidelieder gibt.
Bei der unausgesetzt
fortschreitenden Industrialisierung einzelner
Agrargegenden erscheint eine möglichst beschleunigte Uątersuchung
der Frage sprachlich wie volkskundlich durchaus geboten.
Wie Kinderlieder allgemach in
Vergessenheit geraten können, zeigt
unter vielen folgender elsässischer Reim, der nur noch vereinzelt
vor-
kommen dürfte:
Heidekorn, Heidekorn
Leck mich am A. bis übermorn =
übermorgen.
Diesen sonderbaren Spruch pflegt man
zu sagen, wenn man an
einem mit Heidekorn bepflanzten Acker vorbeigeht Heidekorn =
Polygonum esculentum.
Seltsam, wegen des altklugen
Inhalts, mutet folgendes Kinderlied an :
Anne Mareiele heiß i,
Schön bin і das weiß i,
Roti Schüehle trag i,
Hundert Taler vermaw l) i'
1)
vermaw і besitze ich.
2^6 Erotische und
skatologische Kinder- und Jugendreime.
1) treit
= getragen.
2) Wann,
großer flacher Korb, um das Getreide zu schütten.
3) Sester = Maß flir Getreide,
Hülsenfrüchte, Kartoffeln und Zwiebeln.
Hundert Taler isch nit genüe
Noch e sehöner Knab' derzüe.
Hätt* і nur der Knab' nit g'numme,
War' i nit ins Unglick kummel
Guldige Ring taffeti Band
Hätt' i treit*) im ledige Stand!
Ironischen Inhalts sind die
Kinderreime:
Auge wie Kralle (Korallen)
Awer nit so schön,
E Köpfele wie Äpfele
Un e Näsele wie e Kann.
Un e Ärschel wie e Wann2).
Köstlich in seiner frischen Naivetät
sind die Reime:
Lüjele, min Sohn ~ Ludwig,
mein Sohn
Het e Näwele wie e Bohn, Hat
einen Nabel wie 'ne Bohn,
Lüjele! Mini Schwester Ludwig
1 Meine Schwester
Het e Näwele wie e Sester. Hat
'nen Nabel wie ein Sester3}.
Die Frage, welches wohl die
frömmsten Tiere sein mögen, be-
antwortet die elsässische Kinderwelt dahin: ,Der Güller (= Hahn),
d' Gais (= Ziege) un der Has', denn:
Der Güller schreit:
,Chrischtus der Herr.1
D' Gais brialt:
,Bäthlehäm.(
Un der Has?
. . . Der scheißt dir grad uf d'
Nas'!
In Illzach im Oberelsaß kennt man
das merkwürdige Kinderli^ed:
Annemarinele heiß ich, Annemariechen
heiß ich,
Von keinem Vater nix weiß ich, Von
keinem Vater nichts weiß ich,
D' Müeter het mich in e Körwele Die
Mutter hat mich in ein Körbchen
g'leit gelegt
Un het mich do anne getreit. Und
hat mich da her getragen.
Also haben wir es hier mit einem
Findelkindliedchen zu tun.
Erblicken die Kinder ein
Eselgespann, so wird von der jugend-
lichen Schar oft im Chor unisono gesungen:
Esele і а
Wer hat dich denn geschla?
Ei, ei der Miller
Mit sym Peitschetriller.
Erotische und skatologische
Kinder- und Jugendreime.
237
oder es wird als Variante zu diesem
Vierzeiler gesungen:
Esele і а
Streeks Näsele (auch Wädele) wit
na (— hinab)
Was han mer z' Mitta?
Grumberesalat (Kartoffelsalat).
Was noch?
E Tritt vors Loch.
Interessant wäre es, möglichst genau
zu unterscheiden zwischen
Liedern, welche die Knabenwelt singt und jenen, welche die Mädchen
zum Besten geben. Nachstehend bringe ich ein häufig zu hörendes
,Mädchenlied':
O Jere
Frau Märe (Maire =
Bürgermeisterin),
Was koche mir ze Nacht?
G'schwellti Herdäpfel un Sürmilch,
Daß es rappelt und kracht
G'schwellti Herdäpfel sind
Pellkartoffeln, also mit der Schale in
Salzwasser abgekochte Kartoffeln. Sürmilch ist Dickmilch. Kartoffeln
und Dickmilch bilden im Sommer bei den Landleuten eine sehr be-
liebte Abendkost, welche sättigt und angenehm kühlt — Die letzten
Verse: ,daß es rappelt und kracht1, erfahren sehr
verschiedene Aus-
legung. Einzelne wollen das Rappeln auf das durch den Genuß von
Sürmilch zurückzuführende Bedürfnis zu harnen beziehen und das
Krachen dann auf die durch den Genuß von Kartoffeln hervorgerufenen
Blähungen. Ich glaube und ich nehme an, die meisten Elsässer sind
derselben Meinung, daß es sich bei dem Rappeln und Krachen nur
um die Menge von Kartoffeln und Sürmilch handelt Sehr harmlos
ist folgender Kinderreim, den ich wegen seiner Hausbackenheit ver-
merke:
Erbse, Bohne, Linse
Esse nit alle Prinze.
Etliche Abzählverslein mögen nicht
unerwähnt bleiben:
Eins, zwei, drei, vier,
Mir han e Murmeltier
S' kann schön tanze
Frißt Pumeranze,
Aprikose, schißt in d' Hose
Gang eweckl Gang eweck
Du bist Dreck.
Ferner: ,1m Ei ist e Dutter — Im
Dutter ist e Pflutter — Im
Pflutter ist e Has — Der scheißt dir grad auf d' Nas'. Ein anderes
Abzählverslein besagt in derber Form:
238
Erotische und skatologische
Kinder- und Jugendreime
I.
2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.
= nun
Büa hol Win
Knecht schenk in,
Herr sauf aus.
Wer will eraus,
Ich oder du?
Was s' Kälwel schißt
Das frißt dul
Dem Kaminfeger gelten Verse wie:
,Kaminfeger putz mir's Loch,
übermorgen sind d' Rüben gekocht*. Ein anderer Reim lautet:
Kaminfäjer — Steckleträjer,
Apfelbisser — Hoseschisser.
Kübelbinder — Lochstinker,
Lochputzer — Kübelfarzer,
Ziwelschlutzer — [Ziwelschlutzer
bedeutet Zwiebelesser].
In Oberbergheim kennen die Kinder
das nachstehende Fangspiel:
S' het e Gans ins Küwele
g'schisse. Eine Gans hat in den Kübel gemacht
Wie viel Löcher het's gerisse? Wie
viel Löcher hat sie dareingerissen?
Üter oder Speck? Euter
oder Speck?
D'r Hans geht eweg. Der
Hans geht eweg.
Ziemlich verbreitet im ganzen Elsaß
ist folgendes Spiel, bei wel-
chem die Kinder in die Hände klatschen:
Bitsche Batsche Hawermues Bitsche
batsche Hafermus
D' Gans' gehn barfues, Die
Gänse gehen barfuß,
Barfues gehn sie, Barfuß
gehen sie,
Hinder —m Ofie stehn sie, Hinterm
Ofen stehen sie,
Hän roti StrÜmpfli an, Haben
rote Strümpfchen an,
Hinde un vorne Bändele dran. Hinten
und vorne Bändchen dran.
Diese Reime haben eine derbere
Variante, die folgendermaßen lautet:
Griblis grablis Eiermues, Griblis,
grablis Eiermus,
D' Gans' laufe barfues, Die
Gänse laufen barfuß,
Hingerm Ofie stehn sie, Hinterm
Ofen stehen sie,
Vor em Offe gehn sie, Vor
dem Ofen gehen sie.
S' Kälwele zeijt die Rieme, Das
Kälbchen zieht den Riemen,
Im Oberland isch nieme, Im
Oberland ist niemand,
Im Niederland isch Vogelsang. Im
Unterland ist Vogelgesang.
Du alter Schelm, worum lebsch
solang? DualterSchelml Warum lebst du solang?
Brüchsch nit solang ze lebe. Brauchst
nicht solang zu leben.
Din Vater der isch Weber, Dein
Vater ist ein Weber,
Din Mutter isch e Tubedreck, Deine
Mutter ist ein Taubendreck,
Hopplet alli Da eweg, Humpelt
alle Tag hinweg,
Sie hopplet übers Hölzle Humpelt
übersWäldchen(oderHölzchen)
Un scheißt dem Kind e Bölzle, Un
kackt dem Kind ein Bölzchen,
Sie hopplet übers Hürstle Humpelt
über das Gestrüpp
Un scheißt dem Kind e Bürstle, Un
kackt dem Kind ein Bürstchen,
Sie hopplet übers Loch Sie
humpelt übers Loch
Un seit: I ghei aufs Loch, Un
sagt: Jetzt lieg ich auf dem Hintern.
Erotische und skatologische
Kinder- und Jugendreime
239
Ein von Erwachsenen wie von Kindern
im Oberelsaß, in der
Gegend von Mülhausen gesungener Spottvers hat zum Inhalt:
Didenheim, Sennheim sind größere
Dörfer westlich von der Fabrik-
stadt Mülhausen.
An Scherzfragen ist die elsässische
Jugend reich:
In Hirsingen im Oberelsaß singt die
Jugend:
Bicke, Bicke, Hämmerle,
S' Geißle hockt im Kammerle,
S' het e stutzig Hütle uf,
S' hocke fänfezwanzig druf,
Kann sie nit ertrage,
Spannt s' Ross' an de Wage,
Bis der Müller pfift,
Bis der Beck in d' Hose schißt.
Wie man dem Teufel ein Schnippchen
schlagen kann, darüber
erhalten wir Aufschluß in den beistehenden Reimen, die freilich
nicht
besonders poetisch und appetitlich sind:
Jetzt leg' i mi nieder
Wie —n—e Küeh
Und deck' mich mit
Küehdreck züe.
Kunnt der Teufel un will mi
nehme?
Müeß er erseht in de Küehdreck länge.
Viele Reime enden, wie mehrere
Beispiele beweisen werden, mit
einem Ausfall gegen die Juden. Es zeugt von der Zähigkeit, mit
welcher das Volk an alten Spottversen hält, denn wir dürfen gerade
in unserem Falle nicht aus dem Auge verlieren, daß bereits unter
Napoleon I. die Ausnahmestellung israelitischer Landesbewohner in
Elsaß-Lothringen aufgehört hatte.
Harmloser Natur sind verhältmäßig
noch die in Sommerzeiten
bei Regenwetter gesungenen Verse:
Räje, Räje, Tropfe
D' Büwe müeß mer klopfe
D' böse Maidle hinke (der Sinn
ist nicht ganz klar),
Alli Judde stinke.
Wenn i nitt von Didene bin,
Se bin і doch von Senne!
Wenn i schu kei Dätte ba,
So haw і doch e Nänne.
Wenn ich nicht von Didenheim bin,
So bin ich doch von Sennheim!
Wenn ich auch keinen Vater habe,
So habe ich doch eine Mutter.
Wü gehsch ane?
Ins Hühnerhisel Dreck picke,
Kannst dyni Nas' für here
schicke.
Wo gehst du hin?
Ids Hühnerhaus Dreck fressen,
Kannst deine Nase herschicken.
240
Erotische und skatologische
Kinder- und Jugendreime.
Auch die folgenden Verse, wie viele
andere enden mit dem glei-
chen Vers:
Gige, gige, Ratze
Morje komme d' Spatze
Üwermorje d' Finke
Alle Judde stinke.
Traurig, wegen der konfessionellen
Verhetzung muten Reime an,
die da lauten:
Juddl Judd gang ab der Stroß
Sunscht kummt der Teufel uff dich los.
Ein anderer Dreizeiler nicht
minderer Art besagt:
Juddl Judd Hecke!
Kannsch am A— mich lecke,
Morn müeß verrecke = morgen mußt
du ver—.
Wenig Nächstenliebe künden auch
Verse wie z. B.:
Judd! Judd, Sürenfleisch,
Der Teufel isch din heilig
Geischt.
Knaben und Männer, welche Liebhaber
von Süßigkeiten sind,
nennt man ,Süß wie Judde'. Süßigkeiten werden oft als Madame Ge-
dings bezeichnet, und es gilt bei den Landleuten als weibisch, sich
um Schleckdings, Madame-Gedings zu kümmern. Ja, in einzelnen
Gegenden gilt derjenige, welcher gerne Süßigkeiten schnabuliert, als
ein ganz gefährlicher Frauenfreund.
Im Oberelsaß gilt vielfach bei den
Knaben derjenige, welcher
Zuckerdings liebt, als Joli und e Maidlerolli' (einer, der sich mit
Mäd-
chen umher rollt), auch als Schlecker, Schlutzer, Maidlebutzer. Erst
in neuester Zeit läßt diese Unterscheidung etwas nach.
Ältere Kinder singen bisweilen
folgenden köstlich humorvoll wir-
kenden Vexiervers:
Hans stand uf, Hans steh
auf,
Leg d' Stag, an, Lege die
Stiege an,
Spring s' Hemd 'n ab. Spring
das Hemd hinab,
Zünd d' Kueh an, Zünde die
Kuh an,
D' Latern' will kalwere. Die
Laterne will kälbern.
Natürlich muß es heißen, Hans steh
auf, lege das Hemd an (an-
legen gleichbedeutend mit anziehen), springe die Stiege hinunter,
zünde
die Laterne an, denn die Kuh will kälbern.
Da wir gerade bei Vexierversen sind,
sei verstattet, auch noch
eine zweite Probe harmloser Art zu geben:
Wenn dü min Schatz willst sin.
Trinksch dü kein Branntewin,
Trinksch dü Kamilletee
Oder Kaffee.
Erotische und skatologische
Kinder- und Jugendreime.
24I
Statt des letzten Reimes werden auch
derbere verwendet, wie:
,Fangsch dü mir alli Flöh1, oder ,Strecksch dü die Bein'
in d' Höh1,
und ähnliche. Vexierreime besonderer Art stellen die nachstehen-
den dar:
O dü herziger, dreckiger Kaib O
du herziger, dreckiger Kerl
Wenn і dich sieh, verreck і vor
Fraid. Wenn ich dich sehe, sterbe ich vor Freud'.
Von bodenständiger Derbheit ist der
bei alt und jung gebrauchte
Vers:
E Kumpliment durich e Well
Rebstecke
Un wann dü nit wiUsch, kannsch ne
(= ihn) am Orsch lecke.
Einen schönen Gruß durch einen Bund (Well) Rebenstecken usw.
Mit den allerverschiedensten Namen —
doch meist männliche
Vornamen — wie z. B. Güschtele = Augustchen, werden die Verse
eingeleitet:
Güschtele, Güschtele, rembeml
Het e verreckti Krot im Hem(d)
Het sie welle brote
Isch ihm nit gerote.
Het sie welle esse
Het sie ganz vergesse.
Nicht vergessen dürfen wir bei all
diesen Kinderreimen auch jene,
welche in Anwendung kommen, sobald sich ein jüngeres Kind irgend-
wie beschädigt hat Über die schmerzende Stelle wird von einer
größeren Person entweder kühlend geblasen oder sanft mit der Hand
gestrichen. Dabei wird, bezw. wenn es sich um eine blutende oder
Brandwunde handelt, während des Verbindens gesprochen:
Heile, heile Morn
Heilt's nit hit, heilt's morn!
Heile, heile Kälwelsdreck
Bis morje is schun alles eweck.
Morn gleichbedeutend mit Morgen, und
Kälwelsdreck = Kälber-
dreck. Fast in jedem Dorf — vielleicht in jedem Viertel eines jeden
Dorfes — kennt man einen oder mehrere solcher Heilsegen, die es
wirk-
lich nötig machen, darüber speziellere eingehende Aufzeichnungen zu
machen, um alle die berufenen Heilmittel kennen zu lernen.
Zur Höhe wahrer volktümlicher Weisen
erheben sich endlich noch
folgende, von der erwachsenen Jugend gesungenen Lieder:
Roter Äpfel, geli Bir, Roter
Apfel, gelbe Birn',
Schätzet, ward і nur bi dir, Schätzet,
wäre ich nur bei dir,
Nur e klein! Vierelstund, Nur
eine kleine Viertelstunde,
Ass і mit d'r redde kunt Daß
ich mit dir reden könnte.
Krauss, Anthropophyteia. Ш. 16
242
Erotische und skatologische
Kinder- und Jugendreime.
Die Reime stammen, ebenso wie die
nachstehenden aus dem Kreis
Weißenburg:
Schätzel, Schätzel, wann de witt, Schätzel,
Schätzel, wenn du willst,
Schätzet, Schätzel, wann de
magsch, Schätzel, Schätzel, wenn du magst,
Schätzele, wann de witt, Schätzele,
wenn du willst,
So kommsch bei d'r Nacht. So
kommst du bei der Nacht
Ein wirklich prächtiges Lied, das
leider auf dem Aussterbeetat
zu stehen scheint, konnte in Hunaweier im Kreise Rappoltsweiler
aufgezeichnet werden.
L
Jumpfer Lissel hoch drobe im
Bettle allein
I will mi aufmachen, will zu —n— ihr hinein.
I stehe ihr vors Bettle un küsse sie fein sacht,
Bitz daß das Jumpfer Lissel vom Schlafe verwacht
II.
Wer schmutzt (küßt) mi, wer
druckt mi oder wer ist bei mir,
Oder haw і vergesse zu schließen
meine Tür?
Bist du es, mein Engel, so meld'
di nur bald,
Sonst ruf і in meiner Mutter, ,'s
g'schieht mir Gewalt* —
HL
,Schweigt sie still, Jumpfer
Lissel, 's schläft alles im Haus,
Der Vatter, ihre Mutter sind gewesen beim Schmaus,
Sie sein so betrunken vom rote, kühle Wein.' —
,Was steh'st d' lang vor d'
Bettlad? Lei zu mir herein l' (Lei ™ leg dich)
IV.
,Das ist mein Verlangen, Jumpfer
Lissel rückt zu,
I will ihr verehren ein neues Paar Schuh',
Sie sein scho bestoche, hätt' ich es bedacht,
Hätt' ich sie gestern abend no fertig gemacht'
V.
,Da, hast du mein Füßle, nimm
schön dran das Meß (Meß = Maß),
Auf daß mir mein Schühlein ganz würde gerecht
Mach hinte e bissei enge und vorne fein spitzt (spitzt — spitz)
Daß mir im Sommer mein Füßel nit schwitzt
♦
Anmerkung: Hunaweier, ein Weinort,
wird nach der reichen
Edelfrau Huna, der Verwandten des Herzogs Eticho genannt Am
Ausgang des Dorfes nach Zellenberg steht der »Hunabrunnen1.
In
einem weinarmen Jahre, heißt es nach einer Sage, als man abends
Pferde und Kühe tränken wollte, da floß aus allen vier Röhren des
Brunnens Wein. Man eilte mit Zubern, Logein, Fässern, Schrapfen usw.
herbei, und jeder versorgte sich mit Wein fürs ganze Jahr, und
dieser
Erotische und skatologische
Kinder- und Jugendreime,
243
Hunabrunncn-Wein war besser als der
beste, welcher je in der Gegend
gewachsen war. Vgl dazu Stöber: Die Sagen des Elsasses.
Ebenfalb aus Hunaweier stammen die
scharf pointierten Strophen:
I. iv.
,Sch£tzel, 's isch Zeit zum
Schlafegehn, ,Hab' і ne Rausch, es tat's d'r Wein,
Macht's dir e Freid, kannsch mit
m'r gehn.* Schatzele' steh auf, laß mich hinein.4
II.
,SchItzel,bischd'falsch oder
kennsch mich nit?
Oder sein das deine Fenschter nit?4 —
HL
,Ich bin nit falsch, і kenn' dich
schon,
Du hast e Rausch, zell hör' ich schon.4
V.
,1 steh' nit aufl Loß dich nit
nein,
Dü könnscht heut Nacht mein
Unglück sein.4
VL
,Bin ich dein Unglück oder nicht,
Ich bin imstand, i heirat' dich.4 —
vn.
»Herziger Schätzt Verlaß mich
nicht,
Sonst hat das Kind keinen Vatter nicht 1
Wie drängen sich in diesem kurzen
Zwiegesang die Ereignisse!
In Strophe V will das Mädchen noch nichts wissen von dem verlieb-
ten Burschen, aber rasch schwinden alle Bedenken und innig tönt des
von der Liebe überwundenen Mägdleins Bitte in der letzten Strophe:
,Herziger Schatz! Verlaß mich nicht'
Den Schluß dieser Lieder mögen die
in Scharrachbergheim —
ebenfalls ein Weinort im Kreis Molsheim — aufgezeichneten Reime
bilden, welche auch der um die Erforschung der Vogesen hochver-
diente Curt Mündel in seinen, das derbe Element allerdings aus-
schließenden ,Elsässischen Volksliedern1, Straßburg
1884,
bringt
Aus ist das Liedchen, traridi
ralalal
Aus ist das Liedchen, traridiral
War ich bei meinem Liebchen,
traridiral
Und wenn ich schon nicht bei ihm
bin, traridiralda 1
So liegt es mir denn doch im
Sinnl Traridira.
16*
Skatologische Inschriften.
Eine Umfrage von K. Reiskel.
L Bevor hier mehrere Proben der Musa
latrinae verzeichnet werden,
wie sie häufig in öffentlichen oder allgemein zugänglichen Abtritten
zu
finden sind, dürften wohl einige geschichtliche Bemerkungen über die
Latrinen angebracht sein.
Die Errichtung solcher Anstalten
läßt sich nicht immer auf hygiei-
nische Rücksichten zurückfuhren, weil manche Kulturvölker eine ge-
raume Zeit ohne sie ihr Auskommen gefunden hatten, und hingegen
bei primitiven Völkern schon sehr oft Latrinen angetroffen wurden,
was wohl nur auf die Furcht vor Zauberern zurückzufuhren sein
dürfte,
damit nach den abergläubischen Ansichten der /Wilden' die Exkremente
vor dem Einflüsse oder Mißbrauche durch Zauberer geschützt werden.
(Siehe Scatalogic Rites of all Nations. By Captain John G. Bourke.
Washington. 1891,
Seite 134
fr.) Im alten Rom gab's nur
öffentliche
Latrinen, ausgenommen den Kaiserpalast, wo aus Marmor konstruierte
Klosette zum Privatgebrauche bestanden. Als Kuriosum sei erwähnt,
daß erst im Jahre 1533
in Paris eine Verordnung erschien, die
für
jedes Haus einen Abtritt vorschrieb und in Madrid erst im Jahre
1760.
Früher und auch später noch
bestand die Gewohnheit, bei eintretender
Dunkelheit die gewissen Gefäße aus den Fenstern auf die Gasse zu
gießen. (Siehe Larousse, Grand dictionnaire universel,
8. Band.
Seite 634.)
Seit jeher sind aber an den Wänden
der Latrinen zwischen kräftigen
Kotstrichen poetische Ergüsse der Besucher zu lesen. Die Luft der
Latrinen muß fur viele Besucher etwas Inspiratorisches haben; denn
sie bringt manchen, dem die Regeln der Dichtkunst wohl unbekannt
sind, dazu, Verse zu schmieden, und sie dann an die Wand zu
schreiben.
Es gibt aber auch viele, die irgendeinen schon bekannten, dem Orte
angepaßten Ausspruch an die Wand schreiben. Schon Martial sagt
in seinen Epigrammen (XII. LXI. 7—11.).
Skatologische Inschriften.
245
Nigri fornicis ebrium poetam
Qui carbone rudi putrique creta
Scribit carmina, quae legunt cacantes.
Es sei nun eine kleine Auslese von
solch skatologischen Poesien
älteren Datums gegeben.1)
Quando cacare voles, chartam
portare memento,
Ne maneat digitis pendula merda
tuis.
Au nom de tous les culs,
n'emmerdez, pas le cercle
Au nom de tous les nez, remettez
le couvercle.
Suce tes doigts, canaille
Et ne les torche pas après cette
muraille.
Passant, quel que soit ta vertu,
U faut ici montrer ton cul.
Tenez la lunette
Aussi propre que votre assiette.
In der Menagiana ou Bons Mots de
Ménage (Paris 1693, S. 181) *)
ist eine Inschrift über einer Latrine im Lateran angeführt, die
vom
Papst Pius V. herrühren soll:
Papa Pius quintus, ventres
miseratus onustos
Hocce Cacatorium nobile fecit opus.
Es folgt nun eine Reihe von
skatologischen Graphites français des
latrines, wie sie seinerzeit im 6.
Bande der Kryptadien erschienen
sind,
die der Vollständigkeit halber und wegen der schwer zu beschaffenden
Sammlung der Kryptadien hier aufgenommen worden sind Auch im
7.
Bande dieser Sammlung sind noch einige polnische und französische
skatologische Mauerinschriften verzeichnet
Quoique ce lieu soit détestable,
Tenez vous y comme à la table;
Faites en sorte que la lunette
Soit aussi propre que votre assiette.
C'est ici l'exercice du canon
sans affût
On charge par la gueule, on décharge
par le cuL
C'est ici que tombent en ruine
Tous les chefs d'oeuvre de la cuisine.
Quand le besoin presse
On préfère le trou de chiottes
A celui de sa maîtresse.
De l'amour lorsqu'on sonde
l'antre
Plus on pousse et plus ça entre;
Ici par un contraire effort
Plus on pousse et plus ça soft
1) Siehe
Bibliotheca Scatologica. Paris
1850.
2) Siehe die Bibliographie
von Jules Gay. 4.
Aufl. 3. Band, Spalte
196.
On trouve plutôt un pré sans
herbe
Qu'une chemise de femme sans merde.
Toi qui viens ici soulager tes
entrailles
Lèche-toi les doigts plutôt que d' salir
la muraille.
Malgré la pudeur et la vertu
Ici on est forcé de montrer son
cul.
Chiez dur, chiez mou
Mais nom de Dieu, chiez dans 1'
trou.
L'amour est un feu qui dévore
L'envie de chier c'est encore plus fort
Dans ce lieu solitaire
Où l'on vient pour chier
La bouche doit se taire
Et le cul doit parler.
246
Skatologische Inschriften.
Fins d'une fillette Celui
qui de ses nudns
En cette occasion Bâtit
ces lieux d'aisance
Montre à la lunette Fit
plus pour les humains
Ce qu'elle cache aux garçons. Que
tous les rob de France.
II. Hier folgen noch die einer
Handschrift des Steiermärkischen
Landesarchivs in Graz, Nr. 660
entnommenen deutschen Abortsprüche,
die von Fr. Küschell um das Jahr 1850
zusammengeschrieben und
mir von Dr. E. K. Blüm ml mitgeteilt wurden:
Hier ist das hohe Hochgericht,
Advokaten braucht man nicht,
Wer scheißen wul, soll selber kommen,
Advokaten werden nicht angenommen.
Du bist ein Dichter unter
Dichtern,
Wie mein Arsch ein Gesicht unter
Gesichtern.
Hätt' і net mögn das Häusl
aufreiß'n,
Hätt' і müss'n in die Hosen scheißn.
Hier hat ein alter G'sell
gebrunzt
Der schon viele Brocken verhunzt
Scheißen ist eine harte Müh',
Da legt man die Hände auf die
Knie;
Wer nicht scheißen kann,
Ruft den M.....L . . . ., an,
M.....L . . . ., steh mir bei,
Daß ich wir1) vom
Scheißen frei.
1)
werde.
Die Mittel zur Verhinderung des
Beischlafes.
Eine Umfrage von Friedr. S.
Krauss.
I. In der VIIL Aufl. von
Ploss ,Das Weib in der Natur- und
Völkerkunde1 (Lpzg. 1905.
L S.
518—520)
bespricht Bartels auch die
Weiberkeuschheit und die von eifersüchtigen Männern da und dort
in Europa den Weibern angelegten Keuschheitgürtel. Er gedenkt
zweier Gürtel dieser Art, die er im Schloß Erbach im Odenwald selber
gesehen und vermerkt einen dritten solchen im Besitze des märkischen
Provinzialmuseums in Berlin. Die Beschreibung, die er von den ersten
zweien gibt, paßt vollkommen, bis auf die fehlenden Ausschmückungen
auf das hier (Tafel I) abgebildete Exemplar, das unser Mitarbeiter,
Dr. A. M.Pachinger in Linz, durch einen glücklichen Zufall erlangte
und nun in seinem Museum in einem Glasschrank aufbewahrt
Dr. Pachinger begleitet seinen
ersten Bericht in der Antiquitäten-
Rundschau, Berlin 1904.
II. S. 40
ff., mit Erläuterungen, die hier
im
Auszuge folgen.
,Mir sind in meiner fast
25 jährigen
Sammeltätigkeit ganz sonder-
bare Resultate des Sammlerfleißes untergekommen, Zusammenstellungen,
die oft mehr den Psychologen, wie den Kulturhistoriker
interessierten/
,Eine Gattung von Sammlungen habe
ich bisher weder in privatem
noch in öffentlichem Besitz gefunden, nämlich: eine Sammlung von
Keuschheitgürteln. Diese merkwürdigen Instrumente sind allerdings
sehr selten und selbst große Museen haben davon oft nicht ein Stück
aufzuweisen. — Die Nachfrage dafür ist groß, der Vorrat davon gleich
nulL1
,Wie natürlich, ist dadurch der
Fälschung ein weites Feld geboten.
Ich selbst besitze außer meinem schönen Originale, dessen Abbildung
und Fundgeschichte ich im nachfolgenden bringe, eine schön ge-
arbeitete Imitation, in Eisen geschmiedet und reich geätzt, die ein
be-
kannter Sammler in Oberitalien zu einem hohen Preise erwarb und
nachdem er sich überzeugt, daß er aufgesessen', beiseite warf, bis
2ą$ Die
Mittel zur Verhinderung des Beischlafes.
es des Vergleiches wegen ein
verstecktes Plätzchen in meiner Samm-
lung fand.
,In den vielen Jahren meiner
Sammlertätigkeit kam mir auch noch
nicht ein echtes Exemplar im Handel vor. Von öffentlichen Museen
besitzt das Münchener Nationalmuseum zwei ziemlich gute Exemplare,
die charakteristischerweise unter den Marterbußinstrumenten
Aufstellung
fanden; von Privatsammlern kenne ich bloß in der Sammlung Jos.
Salzer-Wien ein echtes Exemplar, wahrscheinlich französische Arbeit
(um 1600),
ein sog. ,Venusband'. Bei diesen
Gegenständen ist es bei
einiger Übung nicht schwer, die Fälschung von dem Originale zu
unter-
scheiden. Bei mehreren Gürteln, die mir in die Hände kamen, war
schon aus dem Baue zu ersehen, daß sie niemals praktisch verwendet
werden konnten; ganz abgesehen von gewissen Kleinigkeiten, die dem
Kenner als untrügliche Fingerzeige dienen.
,Ich möchte nicht entscheiden, ob
der Keuschheitgürtel wirklich
jemals ein Gebrauchgegenstand war oder immer nur als Strafinstrument
betrachtet wurde. Wahrscheinlich waren diese Gürtel
(auch,Treuschutz'
genannt) eine Errungenschaft der Kreuzzüge. Im Orient sind ja bis
heute noch solch ähnliche eheherrliche Vorsichtmaßregeln im Ge-
brauche.
,Von Monographien sind mir drei
Werkchen bekannt:
i. Le Plaidoyer de Mr. Freydier,
avocat à Nismes, contre l'intro-
duction des cadenas et des ceintures de chasteté. (Collection Gay,
um 1750.)
La cintura de castità ovvero Mezzi
meccanici par assicurare la
fidelità delia Donna* Ricerche storiche di E. M. (con quattro
tavole).
Roma, Casimire Capaccini editore 1881.
[Ich sah dies Büchlein (in
12°)
bei Dr. Pachinger ein. Neues enthält es
wenig und dies Wenige
ohne Beglaubigungen, dafür mehr Auslassungen über die Barbarei
verflossener Zeiten. Es kommt eigentlich nur als literarische
Kuriosität
in Betracht]
3.
Padlocks and girdles of chastity and historical and descriptive
notice. To which is added Freydiers speech against their use in
France. With illustrations. Paris, Liseux
1892. Welch
letzteres Werk
sich wieder auf Nr, 1
bezieht
.....Unter alten Sprichwörtern
finden sich zwei, die auf den
Keuschheitgürtel Bezug haben. Leider
konnte mir mein Gewährmann
nicht das Werk angeben, dem er die beiden Gedankensplitter* ent-
nommen hat:
Die Mittel zur Verhinderung des
Beischlafes
249
a) Dem Weib, das sich
nicht schützen kann,
Zieht man umsonst den Gürtel an.
b) Der Jungferngürtel mit
dem Schloß
Vermehrt im Weib die Untreu bloß.
,Die nachstehende Abbildung zeigt
den in meiner Sammlung seit
nahezu fünfzehn Jahren befindlichen Keuschheitgürtel. Er ist in
Eisen
zierlich geschmiedet, wiegt 32
Deka, die Bauchplatte ist
30, die Ge-
säßplatte 31
cm lang. Der Leibgürtel hat
85 cm
Hüftumfang und
jeder seiner vier in Scharnieren beweglichen Teile hat
15 cm Länge
bei einer Breite an der stärksten Stelle von
1,2 cm. —
Die Bauchplatte
zeigt zum Schutz der Vulva eine 7
cm lange und
1,5 cm in
der Mitte
breite Spalte, die auf jeder Seite 21
Eisenzähne besitzt —
3,5 cm
oberhalb dem Beginn der Spalte befindet sich ein herzförmiger Aus-
schnitt, während in dem oberen 8,5
cm breiten Basisteile eine fein
durchbrochene Rosette sichtbar ist. Diese Platte hat auch noch die
alte mit schmutziggelbem Seidenzeug überzogene Polsterung.
,Die vom Rost stark mitgenommene
Gesäßplatte besitzt in der
Aftergegend eine dreipaßförmige Öffnung
(3x3,5 cm Durchmesser),
ferner Herz und Rosette an der entsprechenden Stelle, wie die
Vorder-
platte. Die hinteren Eisenschienen des Hüftgürtels sind an der Ge-
säßplatte mit festgenieteten Scharnieren auf jeder Seite beweglich
und
die vorderen Eisenschienen laufen dem Ende zu in zwei längliche
Öffnungen aus, die in zwei am vorderen Basisrande befindliche Bügel
einpassen. Durch zwei entsprechende Vorhängeschlößchen konnte an
dieser Stelle der Gürtel am Leibe der Frau festgemacht werden.
Дт folgenden die Fundgeschichte des
Gürtels, die da zeigt, durch
wie sonderbare Zufälle sich die Glückgöttin dem Sammler oft dienst-
bar macht
,Es war im Sommer des Jahres
1889, als
ich mich einige Tage zu
Besuch von Verwandten in einem kleinen Provinzstädtchen Oberöster-
reichs aufhielt Aus meiner Studienzeit her kannte ich noch den Ort,
der mit seiner zum Teil noch erhaltenen Stadtmauer und den krene-
lierten Türmen von jeher ein anziehendes Bild bot Mein erster
Morgen-
spaziergang führte mich zu dem altehrwürdigen Kirchlein, das,
10 Minuten
außerhalb des Städtchens gelegen, um die Mitte des XV. Jahrhunderts
erbaut wurde. In des einsamen Gottesackers Mitte steht eine schön
aus Stein gehauene, gotische Dux Perpetua-Säule, deren Steinstufe
die
Jahrzahl 1443
trägt Im Jahre
1889 ging
man neuerlich an eine Restau-
rierung des schadhaft gewordenen Kirchleins und der hohe Stadtrat
hatte beschlossen, bei dieser Gelegenheit, die schöne Lichtsäule, um
2 $0
Die Mittel zur Verhinderung des
Beischlafes.
sie vor weiteren Einflüssen der
rauhen Wintermonate zu schützen, vom
Friedhof weg in das Innere der Kirche zu versetzen. Mit Verdruß
bemerkte ich diesen Vorgang; denn meine liebe Säule lag, in einige
Teile zerlegt, bereits im taufeuchten Grase. Der Meßner K. war mir
von früher her gut bekannt, ebenso wie sein Gehilfe, von dem ich nur
mehr weiß, daß er Leopold hieß und mit vielem Geschick alte Grab-
steine abzeichnete. Diese beiden Männer bemerkte ich mit einem
Maurer im eifrigen Gespräche, und wie ich näher trat, begrüßten sie
mich als alten Bekannten mit einer gewissen Vertraulichkeit
.Nach einigem Hin- und Herreden
sagte mir der alte Meßner,
daß man bei der Fundierungarbeit zur Aufstellung der Steinsäule in
der Kirche in einer fest ausgemauerten, backtrogähnlichen Vertiefung
soeben einen sehr alten Bleisarg gefunden habe, den man in einer
Friedhofecke soeben zu öffnen im Begriffe war. Mich interessierte
eben damals schon alles Altertümliche und so bat ich die drei
Männer,
der Öffnung des Sarges beiwohnen zu dürfen. Der Bleisarg, ungefähr
1,80
cm lang, war schwarzgrau oxydiert und ohne jedes Schriftzeichen
oder Wappen. Die Verlötung und Erhaltung war im übrigen tadellos.
.Bald hatte der kundige Leopold mit
einem scharfen Meißel den
Deckel ringsum abgeschnitten; er ließ sich in seiner prismatischen
Form glatt vom Unterteil abheben. Innerhalb des Deckels sah man
gelbmodrige Holzbretter und nach deren Wegräumung die Leiche. —
Diese erweckte gleich anfangs mein ungeteiltes Interesse.
,Auf dem gut erhaltenen Schädel
thronte noch eine reiche, kronen-
artig geflochtene Frisur von dichtem, rotgoldenen Haar. Der Körper
war mit einem schwarzbraunen, damastartigen Seidengewande bekleidet,
die Hände auf der Brust gekreuzt, staken in einer Art von Reithand-
schuhen aus gelbbraunem, angemoderten Leder.
,Das prachtvolle Gebiß des Schädels
ließ eine junge Person, die
künstliche Haartracht und das schwere Seidengewand eine vornehme
Dame vermuten. Sorgfältig wurde auf den morschen Brettern die
Leiche aus dem Sarge gehoben. Dabei bemerkte ich, daß das Gewand
nur auf der Oberseite gut erhalten war, während der untere Teil, auf
dem die Leiche lag, ganz vermodert und zerfallen aussah. Nach Ent-
fernung der oberen Gewanddecke sah man zwischen gelb angemodertem
Leinenzeuge überall die Körperknochen herausragen. Während jetzt
der Meßner wegging, um den Bleisarg, wie er sagte, aufzubewahren,
untersuchten wir das Gerippe noch etwas näher und waren erstaunt,
zwischen den Resten der Unterkleider um die Beckenknochen einen
mehrfach durch Scharniere gegliederten eisernen Reif zu finden, der
Die Mittel zur Verhinderung des
Beischlafes
251
eine schuhsohlenartige Eisenplatte
mit zwei vom Roste ganz zer-
fressenen Schlößchen befestigt war. An dem gürtelförmigen Reife
waren Reste von alter Belederung sichtbar, die bei der Berührung
abfielen. Am Rückenteile des Gerippes, beiläufig in der Gesäßgegend,
fand sich eine ähnlich geformte Eisenblechplatte, die sich aber, da
die
Leiche darauf vermodert war, vom Roste arg beschädigt zeigte, wäh-
rend die Vorderplatte mit dieser durch eine verrostete Scharniere
ehe-
mals verbunden, nicht nur gut erhalten war, sondern an der
Innenseite
sogar noch die ziemlich unbeschädigte Polsterung besaß.
,Wie der Meßner endlich wieder zu
uns kam und diesen Fund
sah, meinte er, das dürfte wohl ein eigentümlich gestaltetes
Bruchband
gewesen sein und auch ich hielt es für eine, allerdings sehr solid
kon-
struiert gewesene, chirurgische Bandage.
•Die drei Männer wollten die
Eisenteile schon über die Mauer
werfen, als sich in mir der Sammler regte und ich mir das rostige
Zeug zum Andenken an unsere Schatzgräberei ausbat Ich erwarb
damit, um zum Schluß zu kommen, einen deutschen, sehr interessanten
Keuschheitgürtel. Wer die unter so eigentümlichen Umständen be-
stattete Dame war, konnte ich nie erfahren. Meine späteren archiva-
lischen Nachforschungen nach Namen und Stand der Dame, die um
das Jahr 1600 bestattet worden sein dürfte, blieben
erfolglos.1
*
Das Hauptwerk über den
Keuschheitgürtel schrieb Dr.Caufeynon,
das auch Bartels a.a.O. in der VIII. Aufl. anfuhrt, wie es aber
scheint,
kannte er es bloß nach Zitaten Mantegazzas, sonst würde er es
wohl reichlicher ausgeschöpft haben. Es führt den Titel: La ceinture
de chasteté, son histoire, son emploi, autrefois et aujourd'hui.
Avec
de nombreuses gravures hors texte, dessins et photographies d'après
nature. Société Parisienne d'Édition. 5.
Rue de Savoie Paris (Vie)
1904, 125
p. pt 8°.
Das ist eine recht gelehrte
Arbeit, leider ohne
Fundstellennachweise für die Belege, die eine Übersetzung verdiente.
Wir, die wir bloß eine Umfrage einleiten, um neuen Stoff zu sammeln,
müssen uns hier mit einer Wiederholung der Kapitelüberschriften be-
gnügen und verweisen im übrigen auf die wichtige Arbeit selbst
Dr. Caufeynon ist der Ansicht, daß
der Keuschheitgürtel und
alle ähnlichen bis auf unsere Tage erhaltenen Marterwerkzeuge nicht
viel weiter über die Renaissance hinaufreichen. Die angeblich aus
der
Zeit der Kreuzzüge stammenden müsse man ausnahmlos als Fälschungen
bezeichnen. Unrichtig sei die Meinung von der Seltenheit solcher
2$2
Die Mittel zur Verhinderung des
Beischlafes
Werkzeuge, im Gegenteil gäbe es
ihrer, zumal in Frankreich, eine
schwere Menge, freilich darunter zahlreiche Nachahmungen fur
gläubige
Käufer von Raritäten. In Paris wäre nur ein echtes Stück vorhanden
und das wäre nicht jenes im Cluny-Museum [das Bartels vermerkt,
dessen Vorarbeit Dr. C. offenbar nicht kennt]. Ein Pariser Sammler
besitzt 17
Stücke aus Frankreich, dem übrigen
Europa und dem Orient
Die beschreibt Dr. C. und gibt sie im Bilde mit Frauen, die sie zu
diesem Zwecke anlegen mochten. Keuschheitgürtel wären noch in
der Gegenwart im Gebrauch und zu Paris hätten Fabrikanten Vorräte
fertiger Stücke auf Lager. [Auch in Wien soll ein Bandagenfabrikant
welche führen.] Im besonderen behandeln die Kapitel:
L Cadenas et ceintures de chasteté, notice historique.
II. Explication morale, édifiante et curieuse sur les vertus de la
cein-
ture de chasteté.
III. Playdoyer dè Freydier contre
l'introduction des cadenas et des
ceintures.
IV. L'infibulation gardienne de la
virginité et de la fidélité.
V. La ceinture de chasteté aux temps
modernes.
VI. Les divers types d'appareils*
VIL La ceinture de chasteté dans le
roman.
П. Vor etwa 18 Jahren mußte
in einem slovenischen Marktflecken
ein Schneider übers Land zu einer Kundschaft. Um sich der ehelichen
Treue seines jungen, hübschen Weibes zu versichern, bewog er sie
vor seiner Abreise noch zu einem Beilager und schob ihr bei dieser
Gelegenheit einen bereitgehaltenen Tannenzapfen in die Scheide
hinein.
Sie erhob ein mörderliches Geschrei darüber, die Nachbarn liefen
herbei, konnten ihr aber nicht helfen und erst Ärzte befreiten sie
durch operative Eingriffe von dem Fremdkörper. Das Gericht ver-
urteilte den eifersüchtigen Ehegatten zu einer Gefängnisstrafe und
die
Frau ließ sich von ihm scheiden. Man erzählte mir, daß die Ein*
Schiebung eines Tannenzapfens öfters vorkäme.
ІП. Man erzählte mir, bei den
Chrowoten wäre es Brauch, daß der
eifersüchtige Ehegatte, wenn er auf einige Zeit verreisen muß, dem
Weibe
die Schamgegend mit einem ätzenden Stoffe beschmiere, worauf sich
ihr in dieser Gegend ein böser Schorf bilde, der ihr die Ausübung
des Beischlafes unmöglich mache. Was das für ein Ätzmittel sei,
habe ich nicht erfahren. Bekannt ist die Drohung unter Bauern den
Weibern gegenüber, um sie vor dem geschlechtlichen Umgang mit
Die Mittel zur Verhinderung des
Beischlafes.
anderen Männern abzuhalten: Zaśiću
ti rupu! Ich werde dir das Loch
vernähenI — Davon, daß einer diese Drohung je verwirklicht hätte,
habe ich nie sagen gehört!
IV. Kad koja devojka iii źena осе da
nekom uradi, da se nikada
ożeniti ne może, onda ona uzme jednu crvenu svilenu pantljiku i tom
pantljikom izmeri jednog mrtvaca. I kad mrtvaca izmeri, torn pant-
ljikom izmeri momka ili coveka i taj se nikad ne może ożeniti. Kad
je mrtvac żeńsko, onda se muŚkom vraéa a kad je mrtvac muSko,
to rade kojoj devojci і ta se nikad udati ne może. — Mitgeteilt von
einer Schmiedtochter in Sirmien. Allgemein gebräuchlich.
Will es irgendein Mädchen oder eine
Frau einem antun, damit
er sich niemals verheiraten können soll, alsdann nimmt sie ein rot-
seidenes Bändchen und mit diesem Bändchen mißt sie einen Toten
aus. Und nachdem sie den Toten ausgemessen, so mißt sie mit diesem
Bändchen den Burschen oder Mann aus und dieser kann sich niemals
beweiben. Ist der Tote weiblichen Geschlechtes, so zaubert man einem
männlichen Wesen, ist aber der Tote ein Mann, so tut man es irgend-
einem Mädchen an und die kann sich nie verheiraten. [Es handelt
sich bei diesem Zauber um die Lähmung des Geschlechttriebes oder
der Zeugungfähigkeit]
Die Homosexuellen
nach hellenischen Quellenschriften.
Mitteilungen von Dr. Otto Knapp.
I. Die von Dr. Krauss, Anthr. II. S.
392—439
mitgeteilten, auf
Homosexualität bezüglichen Erzählungen der Südslaven geben uns
zum erstenmal in voller Anschaulichkeit ein Bild der seelischen
Motive,
die zur Betätigung gleichgeschlechtlicher Neigung unter Männern
fuhren.
Hier handelt es sich aber, wie es scheint, ausschließlich um die
unter-
sten Volkschichten, die den gröbsten geschlechtlichen Neigungen
fröhnen, dagegen hat die hellenische Päderastie (Knaben- oder Jüng-
lingsliebe) ein doppeltes Antlitz: sie ist einerseits edelste
Seelenliebe
und geistiges Zusammenleben, wovon uns Pia ton in seiner
Idealgestalt
des Sokrates ein schönes Bild gibt; sie ist aber auch, und
jedenfalls
bei der großen Menge fast ausschließlich, heftigste sinnliche
Leiden-
schaft, wofür die folgenden Epigramme des Straton und anderer den
Beweis liefern werden. Die Stücke sind bisher noch nie verdeutscht
worden, sind auch nicht geeignet, von anderen als wissenschaftlich
gesinnten Männern gelesen zu werden. Die Verdeutschung ist streng
wörtlich und wird ähnliche Stellen alter und neuerer Werke zur Ver-
gleichung herbeiziehen. Bemerkt sei noch, daß Straton aus Sardes
etwa zur Zeit des Kaisers Hadrian lebte, also in einem Zeitalter
höchster Kultur!
Anthologia Graeca XII,
3. (Edition
Hübner, Paris 1872.)
Die
Geschlechtsteile der Knaben, o Diodoros, zerfallen in
3 Arten;
und
von diesen höre die Namen: ,Die noch unberührte Blüte nenne . . .;
die, welche eben beginnt anzuschwellen, Hode; die aber, welche schon
unter der Bewegung der Hand sich regt, nenne Eidechse; wie du aber
die noch vollkommenere nennen sollst, weißt du*.
Anmerkung. Es handelt sich um ein
scherzhaftes derbes Gedicht, welches für
4 verschiedene Altersstufen 4 Namen der Geschlechtsteile bei Knaben
nennt; da das
Gedicht mehrfach verderbt ist, können wir die Pointen nicht mehr
feststellen. Die 4 ver-
schiedenen Reifestufen sind noch am klarsten:
1)
die ganz unberührten Knaben,
2) die,
Die Homosexuellen nach
hellenischen Quellenschriften.
255
welche bereits Erektionen haben,
3)
die, welche schon onanieren(?),
4)
die ,noch voll-
kommeneren* heißt wohl: die, welche bereits mit den Liebhahern
sexuell verkehren.
ХП, 4. Дп der Blüte eines
12
jährigen erfreue ich mich; viel be-
gehrenswerter aber als dieser ist der 13
jährige ; wer
2 mal
7
Jahre
hinter sich hat, ist eine süßere Blüte der Eroten; ergötzlicher aber
ist,
wer die 15
beginnt; 16
aber ist der Götter Alter; einen
17
jährigen zu
begehren, ist nicht meine Sache, sondern des Zeus; wenn aber jemand
noch Ältere begehrt, spielt er nicht mehr, sondern sucht schon das:
,Diesem aber erwiderte1.
Anmerkung. Alles klar bis zum
letzten Satz, dessen Sinn ist: wer Knaben über
17
begehrt, strebt nach gegenseitigem
Genuß. Ganz ähnlich sagt Lukianos in
ëçarceç
§ 26:
,Wenn aber jemand mit
einem Knaben von 20
Jahren einen Versuch macht, scheint
er
mir selber Kitzel zum Beischlaf zu haben, indem er der gegenseitigen
Liebe nachstrebt/
Knaben von 12—17
Jahren scheint man also nur zum
Genuß benutzt zu haben, ohne
sich ihnen selber zum Genuß dargeboten zu haben. Man versteht so
viel besser die
Stelle Piatons, wo er ein gesetzliches Verbot der Liebe zu
unerwachsenen Knaben
fordert 1
ХП, 7.
Die Schließmuskel am After
besitzt das Weib nicht, auch
nicht den einfachen Kuß, noch den lieblichen natürlichen Duft der
Haut; auch nicht jenes süße Zotengespräch, noch den unverfälschten
Blick; ist sie aber unterrichtet, dann ist sie noch schlimmer. So
sind
aber alle kalt von hinten; noch bedeutender aber ist der Umstand:
es ist nichts da, wohin du die irrende Hand legen könntest'
Anmerkung. Der Verfasser als
echter amoralischer Hellene fragt sich nur: wo
finde ich den größeren Sinnengenuß, beim Knaben oder [Weib; er
findet ihn beim
Knaben, denn
1) schließt
sich die Afteröffnung enger um das Glied,
2) weiß
der Knabe besser zu küssen,
3) duftet
seine Haut angenehmer (die moderne sexuelle Osphresiologie bestätigt
die große Bedeutung des Geruchs beim sex. Verkehr),
4) weiß
er ungenierter zum sexuellen Genuß durch geeignete Worte einzuladen,
5) gibt er sich schon im
Blick natürlicher als das Weib, das um so abschreckender
wirkt, will sie etwa natürlich scheinen, ohne es zu sein.
6) sind die Weiber kalt
von hinten,
7) besitzen
sie kein Glied, an welches der Päderast während des Aktes seine Hand
anlegen kann, um den Geliebten gleichzeitig zu onanieren. (Vgl.
hierzu auch
Nr. 448
Bd. П der Anthropophyteia S.
401).
Ähnliche Stellen Über die Vorzüge
der Knabenliebe vor der zu den Weibern
finden sich u. a. bei Achilles Tatios, ,Leukippe und Klitophon' II,
35—38,
und in
Lukianos ïçarteq,
einer Schrift, die
nur darüber handelt und wohl das interessanteste
Material aus dem ganzen Altertum für unsere Frage bringt; p.
457
heißt es daselbst,
nachdem die dem Akte vorangehenden Liebkosungen eingehend
geschildert sind: ,Denn
die offenen Liebkosungen in den Kleidern bereiten das Vergnügen vor,
und sehnsüchtig
256
Die Homosexuellen nach
hellenischen Quellenschriften.
greift die Rechte verstohlen in
den Busen hinein und drückt die Brustwarzen, welche in
der Erregung alsbald übermäßig anschwellen und, während der Leib vor
Begierde strotzt,
greift er herum mit den Fingern und geht langsam vor bis zu der
Blüte mit den ersten
Milchhaaren. Und — doch was soll ich Unnennbares aussprechen? — Hat
man erst
diese Erlaubnis bekommen, dann macht sich die Liebe an ein noch
heißeres Beginnen:
nach einem Vorspiel bei den Schenkeln stößt sie, wie der Komiker
sagt, mitten hinein.'
Also ganz dieselbe Art wie im obigen Gedicht. Die Römer des
Kaisertums scheinen
dieser Art ebenfalls sehr gewogen gewesen zu sein; man vgl. z. B.
Petronius oder die
Epigramme des Martial oder die Priapeia (erst neulich trefflich
übersetzt von
A. von Bern us).
XII, її. Gestern hatte ich bei Nacht
den Philostratos bei mir
und konnte nicht, obwohl jener — wie soll ich sagen — alles darbot
Behandelt mich nicht mehr als Freund, meine Freunde, sondern werft
mich von einem Turm herab, da ich zu sehr ein Astyanax gewor-
den bin.
Anmerkung. Dieselbe Klage findet
sich Priapeia LXXXIII (Tibull).
Astyanax; Wortspiel mit dem griechischen Wort stüein = steif sein;
also ist ein
A-Styanax einer, dem das Glied nicht mehr steht
XII, 13.
Ich fand einmal Ärzte, bartlose,
welche Eros quälte,
Und die ein natürliches Heilmittel anrieben.
Aber sie, ertappt, baten: Sei still!
Und ich sagte: Ich schweige, wenn
ihr mich bedienen werdet
Anmerkung. Wortspiel mit dem
Worte anreiben (vclßeiv), welches auch bedeutet:
Onanie treiben. Der Dichter ertappte also Knaben, die onanierten,
und will still sein,
wenn sie auch seinen Lüsten dienen.
Auch unser Wort ,ficken' hat ja
den Doppelsinn .reiben* und ,coitieren'.
XII,
206. A.: Wenn du etwas von den
Dingen verstehst, so greife
in der Mitte an, und niederknieend
verbinde und
vorwärtsstoßend greife an und nimm in Besitz!
B.: Du verstehst nichts, Diophantes;
kaum kann ich das
ausfuhren; der Knabenwettkampf ist anders.
C: Bewege dich und bleibe, Kyros,
und halte den
Hineinstoßenden aus; zuerst mußt du lernen, mit
einem andern zu üben, anstatt allein zu üben.
Anmerkung. Ausdrücke des
Ringkampfes sind hier zweideutig auf den Geschlecht-
akt des Lehrers mit dem Knaben angewendet, ganz ebenso wie in der
berüchtigten Stelle
bei Lukianos : Lucius aut asinus, cap. 9 u.
10,
wo es sich um den Akt mit einem Weibe
handelt.
A. ist der Lehrer, B. der Knabe,
dem die Sache noch unbekannt ist Anfangs
etwas unklar und verderbt, vielleicht so: ,Nimm mein Glied in die
Hand, kniee nieder
und versuche, es in deinen After zu stoßen.' Dem würde der Schluß
entsprechen: Bewege
dich und bleibe, d. h. mache die Vor- und Rückwärtsbewegungen wie
beim Coitus und
halte die Stöße meines Gliedes aus.
Die Homosexuellen nach
hellenischen Quellenschriften
257
Jedenfalls ist auch dieses
Gedicht wieder ein Beweis ffir die Häufigkeit des .Coitus
in anum' bei den Hellenen.
XII,
207. ,Als gestern Diokles
badete, streckte er die .Eidechse,
(das Glied) aus der Badewanne heraus als eine ,Emportauchende'.
Hätte
man diese dem Alexander nicht auf dem Idagebirge gezeigt, er hätte
jene drei Göttinnen dieser zuliebe verschmäht*
Anmerkung. Anspielung auf die
bekannte Sage, daß Aphrodite dem Meere ent-
taucht sei; das andere klar.
XII,
209. Nicht allzu traurig liege
neben mir, noch niedergeschlagen,
mein Diphilos, hoch sei ein Knabe aus der Herde; lüstern seien die
ersten Berührungen, und was an Scherzen dem Liebeswerk vorangeht,
Blicke, Necken, Kuß und Rede.
Anmerkung. Beschreibung, wie der
Dichter seinen Liebling wünscht. Die Knaben
aus der Herde, d. h. die käuflichen Prostituierten mag er nicht Wie
weit die männ-
liche Prostitution in Hellas verbreitet war, davon gibt u. a. ein
klares Bild Äschines
Rede gegen Timarchos.
XII,
210. Du siehst
3 in dem
Bette; zwei davon sind aktiv, zwei
passiv; ich scheine dir ein Wunder zu berichten.
Und doch ist es so; denn der
mittlere bedient die beiden andern,
hinten erfreuend, vorne sich erfreuend.
Anmerkung. Dieses Gedicht hat
Ausonius wörtlich übersetzt in Epigramm
119.
Fast wörtlich stimmt
damit ein anderes Epigramm Stratons überein, Anthologia Graeca
XI, 225.
Der Inhalt ist klar. Piętro Aretino
beschreibt in seinen raggionamenti ähnliche
Situationen.
XII,
213. An die Mauer hast du deine
reizenden Hinterbacken
gelehnt, Kyros; was versuchst du den Stein? Er ,kann' nicht
XII,
216. Jetzt bist du aufgerichtet,
Verfluchter, und steif, jetzt,
wo nichts da ist; gestern aber, als etwas da war, rührtest du dich
nicht im geringsten.
Anmerkung. Vgl. Epigramm XII,
11
oben und Ovidius Amores Buch
3
VII,
67
ff.,
eine Obersetzung unseres Epigramms, ferner Petronius c.
132
und endlich selbst — Goethe,
das Tagebuch. (Verlag von A. Weigel, Leipzig.)
XII,
222. Bequem lehrte einmal der
Turnlehrer einen Jungen, indem
er sich aufs Knie niederließ, und übte den in die Mitte Genommenen,
indem er mit der Hand die Hoden betastete. Aber zufällig kam, um
den Knaben zu holen, der Herr; jener aber umklammerte ihn schnell
mit den Füßen und neigte ihn zurück, indem er ih/f mit der Hand
die Kehle umfaßte. Aber der Herr, nicht unbekannt mit dem Ring-
kampf, sagte: ,Hör auf, du erstickst das Bürschchen jaIі
Anmerkung. Der Turnlehrer hatte
den Knaben von hinten auf die Knie gedrückt
und war im Begriff, mit ihm von hinten zu coitieren, indem er, wie
üblich (vgl. oben
Krauts, Anthropophyteia. Ш. 17
2£8 Die
Homosexuellen nach hellenischen Quellenschriften«
Epigramm XII, 7) dabei den Knaben
onanierte. Darin durch den herbeikommenden Vater
des Jimgen gestört, nimmt er rasch eine beim Ringkampf übliche
Stellung ein (vgl.
Lukianus, In Gymn. §1)
und tut, als ob er nichts
anderes vorgehabt hätte. Der Vater
hat, scheint's, die Sache durchschaut und gebietet ein Ende zu
machen, da er den Knaben
sonst noch ,ersticke* (griechisch = nviylÇeiv, mit doppeltem
Sinn, auch koitieren).
XII,
242. Neulich zeigtest du ein
Glied ähnlich dem rosigen Finger,
o Alkimos; jetzt hast du eines, das dem rosigen Arm ähnlich ist
Anmerkung. Das Glied entspricht
in seinem gewöhnlichen Zustand dem ,Rosen-
finger*, in seinem erregten den , Rosen arm4.
ХП, 245.
Jedes unvernünftige Lebewesen ,
vögelt1 bloß; wir, die
vernünftigen haben vor den andern das voraus, daß wir das ,Arsch-
ficken1 erfanden; alle aber, die den Weibern dienen,
haben vor den
unvernünftigen Tieren nichts mehr voraus.
Anmerkung. Es schien mir zur
Gegenüberstellung der beiden griechischen Aus-
drücke ßivetv und Ttvyl^eiv nicht unangebracht, diese
derben deutschen Ausdrücke zu
benützen; im Urtext haben sie den verrufenen, unästhetischen Klang
nicht ganz wie bei
uns. Zur Sache vgl. Long o s ,Daphnis und Chloe* Buch 4 und Luki an,
Amores § 22
und § 36.
XII,
251. Früher hatten wir
gegenseitige Küsse und was sonst dem
Liebeswerk vorangeht; denn du warst noch ein junges Bürchchen,
Diphilos, Jetzt aber bitte ich um das Hinterteil, welches später
nicht
dasein wird. Alles nämlich nach seiner Zeit.
Anmerkung. Es scheint hiernach
doch, daß man eigentliche ,Knaben* nicht zum
Coitus in anum benutzte, sondern erst Jünglinge. Vgl. auch unten ХП,
22.
Es folgen nun noch einige Gedichte
anderer Dichter, welche be-
weisen, daß die geschilderten Zustände nicht etwa nur dem Gehirn
des Straten entspringen I
XII, 30
(Alkaios). Dein Schenkel,
Nikandros, beginnt von Haaren
zu starren; doch hüte dich, daß nicht auch dein Hinterteil dasselbe
Geschick erleidet, ohne daß du es merkst; dann wirst du erkennen,
wie groß der Mangel an Freunden ist; doch jetzt noch kümmere dich
um deine unwiederbringliche Jugend!
Anmerkung. Die wachsenden Haare
sind, wie uns in unzähligen Gedichten
berichtet wird, der Tod der sinnlichen liebe zu den Knaben, ein
Beweis, daß man nicht
eigentlich von einer ,Männerliebe* bei den Hellenen reden kann. Der
Hellene liebte das
Weibliche im Jüngling, das Zarte, Weiche, Glatte, nicht wie die
Mehrzahl der heutigen
Homosexuellen den Mann.
_ __ _ *
m
XII, 38
(Rh і an o s). Die Hören und
Grazien haben dir süßes Ol
eingegossen, o Hinterteil, du läßt nicht einmal Greise schlafen.
Sage
mir, wessen du glücklicher bist und wen der Knaben du zierst? Der
Hinterteil sagte: ,Des Menekrates4.
Die Homosexuellen nach
hellenischen Quellenschriften.
259
XII. 40
(unbekannter Dichter). Ziehe mir
das Gewand nicht
aus. sondern schau mich so an wie eine Statue aus Marmor und Holz;
wenn du die nackte Liebe des Antiphilos begehrst, wirst du wie an
einem Dornstrauch eine Rosenknospe finden*
Anmerkung. Wahrscheinlich war
dies Gedicht die Aufschrift an einer bekleideten
Knabenstatue.
XII, 41
(Meleagros). Nicht mehr besinge
ich den Theron als
schön; noch den Apollodotos, einst ein glänzendes Feuer, jetzt nur
noch eine Fackel; ich ziehe die Liebe zum Weibe vor; das Zusammen-
drücken der Päderasten mit behaartem Hintern mag den ziegenbe-
springenden Hirten am Herzen liegen.
Anmerkung. Dies Gedicht hebt sich
merkwürdig von den vielen anderen des
Dichters an Knaben ab ; allerdings haben wir auch eine Reihe
Gedichte an Mädchen von
Meleagros, der also anscheinend die Wollust genoß, wo und wie er sie
fand, immer
bedacht auf möglichsten Genuß. Die moderne Wissenschaft würde ihn
fbisexuell1 nennen,
ohne damit etwas zu erklären. Übrigens ist M. ein graziöser
feinsinniger Poet, von dessen
Schönheit obiges Gedicht keinen Begriff geben kann.
ХП, 22
(Skythinos). Gekommen ist mein
großes Leiden, der
schwere Kampf, mein mächtiges Feuer, Elissos, der die zur Liebe ge-
eigneten Jahre zählt, der die rüstigen
16 hat und mit dieser alle
kleinen
und großen Schönheiten, zum Lesen eine Stimme wie Honig, zum
Küssen Lippen wie Honig und zum Insichaufnehmen etwas Tadelloses.
Und wie geht's mir? Er sagt, ich solle ihn nur anschauen; sicher
werde ich oft schlaflos liegen, mit der nichtigen Kypris mit der
Hand kämpfend
Anmerkung. Sehr wichtiges
Gedicht, indem es 16
als das »geeignete* Alter
bezeichnet, von welchem an die leiblich sinnliche Liebe üblich war.
Doch der Knabe,
vielleicht ein Schüler des Sprechenden — darauf deutet das , Lesen*
— will nicht; der
Dichter fürchtet daher, in schlaflosen Nächten der Onanie zu
huldigen.
ХП, 232
(Skythinos). Aufgerichtet stehst
du jetzt, Namenloser,
und verschwindest nicht; sondern du bist gespannt, als ob du nie
auf-
hören würdest Aber als mir Nemesenus sich mit dem ganzen Leib
zuneigte, alles bietend, was ich will, da hingst du tot herab. Sei
ge-
spannt, zerreiße, weine; alles umsonst, du wirst kein Mitleid von
meiner
Hand finden.
Vgl. oben XII, u und
216.
Anmerkung: Wie man auch damals
schon sich bemühte, menschliche Leiden-
schaften dadurch zu rechtfertigen, daß man sie den Göttern
andichtete, beweist die uns
hier sehr interessierende Version der Phalluskultsage, wie sie
Arnobius berichtet, Buch
Vc. 28
Mitte: ,Man erzählt: als der
nysaische und semelische Liber annoch unter den
Menschen lebte, habe er nach der Kunde der Unterwelt und nach
Erforschung dessen,
was unterhalb des Tartarus sich begebe, Verlangen getragen: Diese
seine Begierde sei
17*
2Ó0
Die Homosexuellen nach
hellenischen Quellenschriften.
aber durch mancherlei
Schwierigkeiten verhindert worden, indem er aus Unkunde des
Weges nicht wußte, wohin sich wenden« Da erschien ein gewisser
Prosumnus, der
schimpfliche Buhle des Gottes, zu verruchten Lüsten Aber die Maßen
geneigt, und verhieß
die Pforte des Dis und den Zugang zum Acheron ihm zu zeigen, wofern
der Gott seinen
Willen tun und weibliche Lust erdulden wolle. Der Gott schwur
leichtfertig, er werde
sich seiner Macht und seinem Willen unterwerfen, allein erst nach
der Rückkehr aus der
Unterwelt, wenn Wunsch und Unternehmung erfüllt seien. Prosumnus
entdeckte dienst-
fertig den Weg und brachte ihn auf die Schwelle der Unterwelt
selbst« Unterdessen
Liber nun den Styx, den Cerberos, die Furien und alle sonstigen
Dinge mit neugieriger
Untersuchung beschaute, schied jener Wegweiser aus der Lebenden Zahl
und ward nach
menschlicher Sitte begraben. Evius, der Unterwelt entstiegen,
erinnerte sich des ver-
storbenen Führers; ging den Vertrag zu erfüllen und seinen Schwur zu
lösen zum Grabe
hin; schnitt von einem Feigenbaume den dicksten Ast ab; haute,
hobelte, glättete und
gestaltete ihn zu einem männlichen Glied; befestigte es auf dem
Grabhügel; nahte ihm,
seinen Hintern entblößt; schob sich unter und saß fest; dann die
Geilheit eines Brünstigen
annehmend, drehte er die Hinterbacken hin und her, der Meinung, vom
Holze zu er-
leiden, was er vorlängst in Wahrheit zu leisten versprochen hatte.1
Volksglaube und Sexualdelikte.
Eine Umfrage von Dr. Albert
Hellwig (Hermsdorf-Berlin).
Es handelt sich um das Gebiet der
Sexaaldelikte. Versteht man darunter nur die
Verbrechen aus sinnlichen Motiven, so sind diejenigen Fälle, wo z.
B. Päderastie aus
Volksglauben getrieben wird, wo das Motiv nicht Befriedigung der
Sinnlichkeit ist, sondern
der Wunsch, eine Geschlechtkrankheit zu heilen, nicht dahin gehörig.
Dann wäre es
auch ein Nonsens, von Sexualdelikten aus Volksglauben zu sprechen.
Anders, wenn man unter
Sittlichkeitverbrechen diejenigen strafbaren Handlungen
versteht, die sich gegen das vom Staate geschützte Rechtsgut der
Sittlichkeit richten.
In diesem Sinne wollen wir den Begriff fassen; es gehört dann
hierher auch die
Kuppelei, die zwar regelmäßig aus gewinnsüchtigen und nicht
sexuellen Motiven
geschieht, aber vom Staate deshalb mit Strafe bedroht wird, weil sie
aus Förderung der
Unzucht Vorteil erlangen will.
Als derartige Sittlichkeitdelikte
kommen für uns in Betracht die Päderastie, Sodomie,
Blutschande, Unzucht mit Kindern, Vergewaltigung und Kuppelei. Bei
allen diesen ver-
schiedenen Delikten kann der Volksglaube in dieser oder jener
Hinsicht wirksam sein
und ist es auch in der Tat noch heutigen Tages.
Bei der Kuppelei kommt es sofern
in Betracht, als gar oft genug gewissenlose
Wahrsager und Kartenlegerinnen jungen Mädchen zur Unzucht raten oder
ihnen
unter geschickter Benutzung volksgläubischer Vorstellungen ihrer
Opfer Lebemänner
zuführen.
Bei allen anderen
Sittlichkeitdelikten, soweit sie mit dem Volksglauben in Beziehung
stehen, ist der Täter selber im Volksglauben befangen. Es ist eine
noch heute weitverbreitete
Vorstellung, man könne Geschlechtkrankheiten durch Coitus mit einer
Jungfrau, einem Mann,
einer Schwangeren, einem Tier heilen. Dieser unheilvolle Glaube
führt öfters zu den
oben genannten Sittlichkeitdelikten, als man ahnt. Sicherlich ist
gar mancher sogenannte
Lustmord, sowie gar mancher Fall von Notzucht usw. auf eine
derartige Vorstellung-
weise und nicht auf rohe Befriedigung des Sexualtriebes
zurückzuführen.
Aus dem zahlreichen mir aus der
Literatur sowie brieflichen Mitteilungen einer
Reihe von Gelehrten bekannt gewordenen Material über dieses Thema
habe ich einiges
angeführt in meiner kleinen Abhandlung über ,Die Beziehungen
zwischen Aberglauben und
Strafrecht4 (Schweizerisches Archiv für Volkskunde1
Bd. X, 1906,
S.
36 fr.). Wie aber
gerade aus der nicht geringen Zahl bejahender Antworten hervorgeht,
die ich auf brief-
liche Anfragen erhielt, ist ein reicher Schatz von Erfahrungen auf
diesem interes-
santen Gebiet noch nicht veröffentlicht Um eine möglichst genaue
Vorstellung von den
Modifikationen der einzelnen Anschauungen und von ihrem
Verbreitungbezirk zu erhalten,
ist es aber im höchsten Grade wünschenswert, daß alle Forscher das
ihnen hierbei
bekannte,Material der Öffentlichkeit übergeben. Hierdurch werden sie
auch der Straf-
rechtpflege einen nicht unwichtigen Dienst leisten, da dann
sicherlich mancher Fall von
Sexualdelikt anders beurteilt werden wird als heutzutage. Möge meine
Bitte auf frucht-
baren Boden gefallen sein.
Sûdslavische
Volksûberlieferungen,
die sich auf den Geschlechtverkehr beziehen.
(IL Fortsetzung.)
Gesamroelt, verdeutscht und
erläutert von Dr. Friedrich S. Krauss.
467. Kako su hajduci jebll snahu
і svekra.
Iśo svekar sa snahom u rod. U śumi
sretu ih hajduci pa im se
lepa mlada snaŚa dopane, jer su pićke żeljni beli. Jedni uvate
svekra
a harambaśa snaśu i jebe. Ona se zamoli harambaŚi, da jebe i svekra,
jer će joj se on rugati i svijetu kazali Harambaśa naredi jednom
hajduku, da jebe svekra a drugi da drze. Oni pograbe svekra, skalaju
gaće, naguze ga preko jedne klade te mu onaj zaklepa.
Svekar i snaha odu dalje putom,
svekar nujan i źalostan a snaha
vesela ide putom, bere cyjeće i kiti se pa zapjeva:
Idem rodu, idem s rodom,
Cyjeće berem pa se kitim,
Vesela sam jal
Na oto otpjeva svekar:
Idem vragu, idem s vragom,
Travu berem, guzu tarem,
Żalostan sam jal
Vele, da je onaj pustaija gołemu
kurćinu imo pa kad je starcu
utjero u guzicu, da mu je tako probio, da nije mogo govana
ustavljati,
već sve putom iśo i srao a guzicu trao. — Erzählt von einem Bauern
in Viniste in Bosnien.
Wie Hajduken eine
Schwiegertochter und den Schwiegervater
vögelten.
Ein Schwiegervater ging mit seiner
Schnur zur Verwandtschaft
[auf Besuch]. Im Walde begegneten ihnen Hajduken und denen gefiel
die schöne junge Bäuerin, denn sie lechzten nach einer Voz. Die
einen bemächtigten sich des Schwiegervaters, der Rottenhäuptling
Südslayische
Volksüberlieferungen.
aber der Schnur und vögelte drauf
los. Sie bat den Rottenhäuptling,
er möge auch den Schwiegervater vögeln, denn er werde sie [sonst]
verhöhnen und den Leuten davon erzählen. Der Rottenhäuptling be-
fahl einem der Hajduken, den Schwiegervater zu vögeln, die anderen
aber sollen ihn dabei festhalten. Die überfallen den Schwiegervater,
reißen ihm die Leinenhosen herab, ziehen ihm den Arsch über einen
Baumstamm und jener rammt ihn in ihn hinein.
Der Schwiegervater und die Söhnerin
zogen weiter des Weges
fürbaß, der Schwiegervater betrübten Gemütes und traurig, die
Schwiegertochter geht aber fröhlich des Weges, pflückt Blumen und
schmückt sich damit und stimmt den Gesang an:
Ich geh' in die Verwandtschaft, ich
geh1 mit einem Verwandten,
Ich pflücke Blumen und schmücke mich,
Fröhlich bin ich fürwahr!
Worauf der Schwiegervater
entgegensang:
Ich geh' zum Teufel, ich geh' mit
einem Teufel,
Gras lese ich auf, das Arschlöchlein wisch' ich,
Traurig bin ich fürwahr!
Man sagt, jener Buschklepper habe
einen gewaltigen Zumpterich
gehabt und als er ihn dem Alten ins Arschloch eingetrieben, habe er
es ihm derartig durchgeschlagen, daß der nicht mehr den Dreck
zurückzuhalten vermochte, sondern unablässig auf dem Weg dahin
schiß und das Arschloch auswischte.
Anmerkung. Wie um eine einwandfreie
Gefälligkeit, deren Er-
füllung keinerlei sittliche Bedenken erweckt, ersucht die Frau ihren
Vergewaltiger, er möge auch ihren Schwiegervater geschlechtlich ge-
brauchen. Der Angesprochene erteilt nun den Auftrag einem seiner
Rottgesellen und der besorgt das Geschäft, ohne sich gegen die nach
unserem Empfinden empörende Zumutung zu sträuben. Die Leute
sind eben gewohnt, ihren Geschlechttrieb sowohl bei Männern als auch
bei Frauen zu befriedigen. Darum fallen dem Volke Menschen, die
wegen ihrer leiblichen Beschaffenheit homosexuellen Neigungen er-
geben sind, gar nicht auf; denn diese heben sich nicht auffällig von
den anderen ab, die die Männerliebe pflegen, um ihre Macht ganz
auszukosten. Mir sind die wirklichen Verhältnisse erst durch Dr.
Magnus Hirschfelds Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen klar ge-
worden. Ich bedauere es lebhaft, daß solche Werke nicht schon zur
Zeit existierten, ehe ich auf Forschungreisen auszog, denn sie
hätten
mich für die Beobachtung sexueller Erscheinungen sehr gut vorbe-
2Ó4
Südslavische
Volksûberlieferungen.
reitet. Mancherlei drängte sich mir
zwar von selbst auf, doch ging
ich den Dingen nicht weiter nach, teils aus Befangenheit, teils und
hauptsächlich aber, weil mir als einem Fremden zuviel Neugierde übel
bekommen wäre. Ausgiebige Ergänzungen zu den bisher veröffent-
lichten Erzählungen werden noch die Reigenlieder und Sprichwörter
der Südslaven in den weiteren Bänden unserer Anthropophyteia dar-
bieten.
In den zahlreichen Guslarenliedern,
die von den Heldentaten der
wirklichen Hajduken berichten, kommt auch nicht ein einziger Fall
von Frauen- oder Männervergewaltigung vor. Die Scharen bildeten
sich ja zu dem Zweck, um derartige Übeltaten zu bestrafen oder durch
den Schrecken, den der Häuptling im Lande verbreitete, die Frevler
einzuschüchtern.1) Vuk
Vrcevic bezeugt sogar
ausdrücklich (im
Zbornik sadaśnjih pravnih obićaja u jużnih Slovena, uredio V.
BogiSić.
Agram (1874,
S. 615):
.Niemals rühren sie (die
Hajduken in Bosnien,
dem Herzogland und Dalmatien) Frauen an, mögen es selbst Mosli-
minnen sein; nicht nur, daß ihr Leben sicher ist, man tritt ihnen
auch
sonst wie nicht nahe. Das wissen die Frauenzimmer sehr wohl und
es finden sich auch solche, die auf den Hajduken losschlagen und der
darf ihnen nichts antun, denn es wäre fur ihn eine Beschämung. Es
ist ihm bloß erlaubt, sie von sich wegzustoßen, damit sie ihn nicht
belästige'. Wer dagegen frevelte, machte sich friedlos. Die modernen
Hajdukenscharen, die in der europäischen Türkei von Zeit zu Zeit
auf-
tauchen, sind gewöhnlich politische Abenteurer, die jederart Greuel
ver-
üben und vor keiner geschlechtlichen Ausschreitung zurückscheuen,
,um
zu rächen und zu strafen1. Freilich lassen sie zumeist
ihre Wut an
der wehrlosen Landbevölkerung aus, die ihnen nicht das geringste in
den Weg legt
1)
Die Art und Weise eines echten
Hajdukenhäuptlings und seines Gefolges ver-
suchte ich in meinem von Vladimir R. Gjorgjevic in Musik gesetzten
Singspiele ,Die
Braut muß billig sein Ie (Leipzig
1903)
der Guslarendichtung gemäß
darzustellen. Sitte
und Brauch der Hajduken behandelte ich in Vidirlijic Ahmos
Brautfahrt, Festschrift für
Adolf Bastian, Berlin 1896,
S.
291—335.
ххш.
Von sodomitischen Verirruogeo.
Vorbemerkungen. Von der Sodomie, der
fleischlichen Vereinigung
zwischen Menschen und Tieren anderer Art, wenig oder nichts zu
wissen, gilt noch gegenwärtig fur keine große Schande, selbst unter
den
gelehrtesten Erforschern der Paraphilie nicht Es ist nicht
jedermanns
Sache, sich mit einem Vorwurf zu befassen, für den einem das Ver-
ständnis erst aufdämmert, wenn man alle seine angelernten sittlichen
Anschauungen zurückstellt, um sich in den Gedankengang und das
Gefuhlleben der primitivsten und kulturärmsten Menschen
hineinzufinden,
die nur einen äußerlichen, nicht jedoch einen innerlichen
wesentlichen
Unterschied zwischen sich und den anderen Tieren erkennen. Kommen
solche Individuen in unserer Kultur vor, so sind wir gar zu schnell
bereit,
sie Narren oder Verbrecher zu schelten und sie fur unsere
Unfähigkeit,
sie zu begreifen, grausamen Strafen zu unterwerfen. Es ist gewiß,
daß uns verfeinerten Kultur- und Genußmenschen sodomitische Hand-
lungen ein Greuel sind, daß sie unsere höchste Entrüstung hervor-
rufen, aber, es fragt sich, ob wir damit mehr im Recht sind als jene
serbischen Moslimen in Doljni Vakuf, die vom Ekel ergriffen vor mir
ausspuckten, als sie mich abgesottene Krebse essen sahen? Die Krebse
waren frisch aus dem Vrbasfluß gefangen und schmeckten mir vor-
züglich, den Moslimen aber war die Vorstellung, daß einer am Genuß
von Krebsen Gefallen finden könne, ganz unerträglich und ich mußte
als ein von allen Verachteter noch am selben Tage den Ort verlassen.
Dieselben Leute, die über mich die Acht verhängten, nahmen da-
gegen keinen Anstoß, wenn sich einer aus ihrer Mitte mit Ziegen oder
Stuten geschlechtlich vergnügte. Da war wieder ich in der Lage,
ihnen die Verachtung zehnfach verstärkt heimzuzahlen, indem ich mir
ihre schlechte Meinung über mich nicht im geringsten zu Herzen
nahm, nur aß ich sonst in Gegenwart von Moslimen keine Krebse mehr.
2бб
Von sodomittschen Verirrungen.
Urmenschengruppen hat man noch
nirgends auf der Oikumene ent-
deckt, wohl aber gibt es noch geographische Provinzen, wo man die
Sodomie so beurteilt und pflegt, wie dies höchstwahrscheinlich in
einer
Urzeit allgemein gang und gäbe war. Über eine Reihe von Be-
obachtungen und Erhebungen berichtete ich bereits in der Zeugung
in Sitte und Brauch der Südslaven (Paris
1889—1901)
und hier ergänze
ich bloß jene Mitteilungen durch Volkserzählungen. Sie bilden für
den
Forscher zugleich die wichtigste und wohl auch willkommenste Er-
gänzung zu dem Grundbuch der Sodomie, das kürzlich aus dem
Nachlaß des für unsere Wissenschaft nur zu früh aus dem Leben ge-
schiedenen G. Dubois-Desaulie herausgegeben wurde: Étude sur
la Bestialité au point de vue historique, médical et juridique.
Paris,
Charles Carrington. 1905,
XII, 443,
Lex.-Format
Der Verfasser war ein »Dilettant',
wie wir alle, die wir auf wenig
betretenen Pfaden der Wissenschaft wandeln ; ihm, der von Beruf
Maler
war, fehlte dazu noch die strenge Schulung wissenschaftlicher
Technik,
doch besaß er den Spürsinn des glücklichen Entdeckers, einen
schaifen
Geist und Verstand und zudem ein für die arme Menschheit in Liebe
erglühtes Herz und Gemüt. Er bietet uns in klarer Übersicht zunächst
die Früchte seiner ausgebreiteten Belesenheit dar und knüpft daran
seine
Erwägungen und Betrachtungen an. Als Grundlage und Ausgang fur
weitere Untersuchungen behält sein Werk einen dauernden Wert Er
gliederte es in folgende Abschnitte:
Geschichtliche Einleitung. — Sodomie
und Mythologie. — Sodomie
und Ketzertum. — Die Sodomie vor der Gerichtbarkeit des Ancien
Régime; Berichte über vierzig Sodomieprozesse, deren Verhandlungen,
Urteile und Strafvollstreckungen. — Sodomiefälle aus dem XVIII.
Jahrh.
— Strafen für die wegen der Teilnahme an der Sodomie verurteilten
Tiere. — Liebe der Tiere für menschliche Geschöpfe. — Die Sodomie
im Lichte der modernen Wissenschaft. — Die Sodomie in der lite-
rarischen Darstellung (S. 313—419).
Das ist der Kern der Erwägungen von
Dubois-Desaulle
(S. 266—267):
L'anthropologie ne peut-être considérée
que comme
fraction de la zoologie et cependant, la plupart des individus
n'admettent
pas que la limite créée entre l'homme et l'animal ne soit toute
fictive
et nécessaire seulement à la clarté des méthodes. Pour ces
individus,
la raison, la pensée, le fonctionnement supérieur de l'être sont des
qualités inhérentes à l'organisme humain, leur esprit étréci par les
dogmes ne conçoit pas qu'il y ait des animaux plus réfléchis, plus
Von sodomirjschen Verimmgen.
267
logiques que certains êtres humains
et parmi ceux-ci des individus
plus impulsifs, moins équilibrés, que certains animaux.
En constatant ce fait on ne fait que
répéter ce que Gall a dé-
montré lorsqu'il écrivait: ,Le plus grand obstacle qu'on ait jamais
pu
opposer à la connaissance de la nature humaine, c'est de l'avoir
isolée
des autres êtres et d'avoir voulu la soustraire aux lois qui les
gou-
vernent4. Ou encore: ,Ceux qui font dériver les actes
normaux et in-
tellectuels de l'homme, de l'entendement et de la volonté,
indépendants
du corps, et ceux qui, étant tout à fait étrangers aux sciences
naturelles,
croient encore au mécanisme ou à l'automatisme des brutes, peuvent
trouver révoltante et absolument stérile la comparaison de l'homme
ave ce les animaux.'
Quelles sont les deux grandes
dirigeantes de la vie animale?
L'instinct de conservation de l'individu: Nutrition, Gîte, Défense.
L'instinct de conservation de l'espèce: Génération.
Sur le milliard d'êtres humains, qui
existent actuellement, quelle
quantité d'individus introduit une troisième dirigeante proposant
comme
fin: la réalisation de la vie intellectuelle à son maximum
d'intensité.
Une bien infime minorité. Ceux mêmes
qui se qualifient l'élite
soumettent l'effort intellectuel aux deux dirigeantes animales.
On peut supposer qu'à un moment
donné du dévelopement biolo-
gique il existera un être très différent de l'animal mais il serait
absurde
et contre toute évidence de croire que l'homme actuel réalise com-
plètement ce type hypothétique.
Von diesem Standpunkt muß die
Psychopathologie und die in dem
Fall mit ihr verbrüderte Volksforschung ausgehen, sonst gerät sie
mit
ihren Auslegungen auf falsche Fährten und erschafft Dickichte, wo
keine sind. Wenn wir von vornherein die Merkwürdigkeit, oder wie
die Theologen sagten, das Teufelbündnis nicht anerkennen, entfallen
damit alle die Schlußfolgerungen, die man aus derartigen Voraus-
setzungen zu ziehen pflegte. Es befremdet,daß sich Dubois-Desaulle
selber noch nicht ganz frei von den Vorurteilen machen konnte, wie
dies seine Erklärungen beweisen. Sein Fehler liegt darin, daß er mit
der einschlägigen Folklore noch viel zu wenig bekannt war, die es
ihm ermöglicht hätte, den angeführten Gedanken rein anszudenken.
S. 95.
L'inclination qui porte certains
individus vers les animaux
semble être quelquefois plutôt le résultat d'une suggestion causée
par
l'habitat constant avec des animaux ou leur continuelle
fréquentation,
que celui d'une aptitude particulière du sens génital.
268
Von sodomitischen Verirrungen.
On peut constater en effet que les
actes de bestialité sont beau-
coup plus rares dans les villes que dans les campagnes, que ceux qui
les commettent sont, dans la majorité des cas, des individus chargés
de soigner ou de conduire des animaux.
S. 175.
Il semble que l'acte de
bestialité ne peut-être que l'acte
d'un fou, d'un idiot, d'une nature brute tellement grossière qu'il
n'y
ait pas une grande différence entre l'homme et l'animal.
L'acte de bestialité n'est pas le
fait seul d'hommes vivant en con-
tact perpétuel avec des bêtes, ou vivant loin de tout humain, dans
une solitude complète comme par exemple les bergers des montagnes
qui restent des mois entiers sans voir un vivant. Sous la poussée de
désirs qu'il ne peut réprimer, le berger se sert de sa chèvre
incidemment,
l'act bestial perd alors de son horreur.
Mit der Gewöhnung der Landleute an
die Tiere steht es nicht
viel anders, als mit der des Städters an die Bordelle. Gelegenheit
macht Diebe, Gelegenheit verfuhrt zur Unzucht. Der Städter, der ein
Freudenhaus besucht, obgleich er weiß, welche Gefahren er läuft, ist
vielleicht mehr Narr und mehr Trottel als der Bauer, der sich an ein
Vieh heranmacht.
S. 244:
Chez l'être humain, l'amour
sexuel pour la bête est dans
presque tous les cas un symptôme de maladies mentales; c'est une
anomalie qui relève de la pathologie sociale, de la tératologie, de
la
psychologie morbide.
Die Sodomie soll also ein Anzeichen
geistiger Krankheiten sein!
Ja, warum denn?! Hier ist nur ein ästhetischer Koeffizient maß-
gebend, weiter nichts.1)
1)
Die Macht des Geschlechttriebes
zwingt, was nicht zu bezweifeln ist, manche
Menschen in Ermanglung andersgeschlechtlicher Partner auch zu
sodomitischem Verkehr.
Das sind jedoch zuverlässig die Ausnahmen, denn bei der ständigen
Begattungbereitschaft
potenter Männer — Frauen sind immer potent — bildet der Mangel eines
andersgeschlecht-
lichen Partners eine außergewöhnliche Ausnahme. Ein Tor ist immer
willig, wenn eine
Törin will und die will immer. Die Schwaben in Slavonien haben das
Sprichwort: Ein
Weib, eine Sau und ein Chrowot sind nie zu befriedigen. Ein Weib
nämlich geschlecht-
lich, eine Sau, weil sie stets gefräßig und der Chrowot, weil seine
Habsucht und Raub-
gier unersättlich ist Wenn sich ein Weibsbild mit einem Vierfüßler
vergißt, so geschieht
es nur, weil es an ästhetischer Unempfindlichkeit leidet. Deutlich
drückt sich dies z, B.
in einer Schnurre aus Chios aus (Contes licencieux de Constantinople
et de l'Asie mineure
par J.Nicolaïdès, Nr. XXXVI, p.
135—136). Der Ehegatte
beschläft seine junge Frau
in der Brautnacht sechsmal, sie ist aber tief unglücklich und klagt
ihrer Mutter, mit dem
Zümptlein könne er sie nicht befriedigen. Die Sache kommt vor den
Popen, der die Ehe
trennen soll. Auf den Vorhalt des Popen zieht der junge Ehegatte de
sa culotte un
superbe bâton que la bonne chère avait mis en belle humeur.
Von sodomitischen Verirrungen.
269
Ich behaupte, nur eine
Geschmackverschiedenheit, nicht etwa eine
Geschmackverirrung. Mir z. B., der ich von Begeisterung für
vollendete
Frauenschönheit hingerissen, zwei Bücher über den Reiz und die An-
mut des Frauenleibes geschrieben, ist die Vorstellung einer
geschlecht-
lichen Intimität mit einem weiblichen Tiere unbeschreiblich
widerwärtig,
nicht aber jenem, dem alle Frauenholdseligkeit schnuppe ist und der
seine ästhetische Befriedigung vollauf bei einer Stute oder Eselin
er-
zielt Ich darf nur sagen, daß ich einen edleren, einen feineren Ge-
schmack als er besitze, mich jedoch noch lange nicht auf den
besseren
Menschen hinausspielen. Ich gelte bloß in unserer Gesellschaft,
nament-
lich vor dem Richterstuhl der Frauen, als der gescheitere und als
der vorsichtigere in der Wahl des Gegenstandes meiner Neigung.
S. 296.
La bestialité est due
quelquefois à une mauvaise con-
formation de Гаррагеіі génital D. D. führt als Beleg einen Gericht-
fall an, wo sich der Sodomite auf seinen zu klein geratenen Zumpt
ausredete. Das scheint mir denn doch nur eine hinfällige Ausflucht
zu sein, nicht mehr wert, als die ich unter den Chrowoten öfters
hörte,
daß nämlich den analen Coitus nur solche Männer pflegen, denen das
Glied sehr dünn, sehr lang und sehr gekrümmt geraten sei In Wirk-
lichkeit sind die Pygerasten durchgehende ebenso gut oder schlecht
wie die anderen beschlagen.
D. D. widerlegt sich aber auch
selber so kräftig überzeugend,
daß ich seine Ausführung ungekürzt wiederholen will. Er sagt nämlich
auf S. 280 £:
La bestialité ne tire pas toujours
son origine de conditions psycho-
pathologiques. Une absence complète de moralité [ich sage, geläuter-
ter ästhetischer Empfindungen], une impulsion sexuelle irrésestible
qui ne peut se satisfaire naturellement [mit dem Weibe] sont
quelque-
fois les principales raisons de cette satisfaction contre nature
[des
ästhetisch gebildeten Mitteleuropäers] que Гоп rencontre chez les
hommes et plus rarement chez les femmes [weil die sich seltener
— Que nous chantiez-vous ?
s'exclament le curé, les parents et les témoins. Jamais
nous n'avons vu plus bel outil 1
— Vous appelez cela un bel
outil 1 s'écrie la mariée. Vous n'avez donc jamais
vu celui de notre âne! П est trois fois plus fort! Pensez-vous me
faire accroire qu'un
homme ne vaut pas un âne I
Schöne junge Großstädterinnen in
Mitteleuropa drängten sich vor einigen Jahren
abscheulich häßlichen Aschantis zum Liebegenuß auf und so manche
entfloh den Eltern
oder als Mutter verließ sie Gatten und Kinder, um den langzümptigen
Stinkgesellen in
ferne Lande zu folgen. Vierbeinige Esel sind vielleicht doch noch
weniger abstoßende
Geschöpfe ab jene Übelriechende Neger.
Von sodomitischen Verirrungen.
dabei ertappen lassen. Es spricht
sogar manches dafür, daß die
Weiber als die rückständigeren weitaus häufiger als die Männer ihren
Leib Tieren preisgeben].
Cette déviation de l'appétit
génésique tire souvent son origine de
préjugés répandus dans le peuple et dont la science aura raison.
Dans quelques pays, en Perse par
exemple [auch bei den Chro-
woten], elle tire son origine de l'idée fixe qu'on peut par cet acte
se
débarrasser de la gonorrhée, de même qu'en Europe cette croyance
est encore très répandue, qu'on peut se guérir du mal vénérien, en
faisant le coït avec une petite fille.1)
De nos jours, dans certaines
contrées de l'Orient, en Syrie, en
Egypte, en Afrique, la bestialité est encore très répandue et n'est
pas
considérée avec l'horreur et le dégoût qu'elle inspire en Europe
[unter
uns Kulturmenschen].
Tout n'est qu'une affaire de moeurs,
de tempérément, de coutumes.
[Den Beweis hiefür erbringen erst unsere folkloristischen
Erhebungen;
denn D. D. drückt vorläufig bloß seine subjektive Überzeugung aus].
Le milieu particulier où vit un
individu lui crée une nature spéciale
et comme les besoins de l'homme sont partout les mêmes, il les
satis-
fait comme il peut
Les moeurs d'un Parisien ou d'un
lord anglais ne peuvent être
celles d'un pêcheur breton ou d'un vacher suisse et les leurs ne
peu-
vent être celles du chamelier arabe ou du groënlandais.
Trop de facteurs différents
concourent à produire les races pour
qu'on puisse unifier la morale humaine. L'hérédité, le climat,
l'édu-
cation, le milieu social, la richesse ou la misère, apportent chacun
un
germe différent.
L'être humain n'est pas toujours le
maître de ses actes; son exi-
stence dépend de facteurs ennemis ou alliés contre lesquels il lui
est
quelquefois impossible de réagir.
i) Dr. Albert Hell wig erklärt
vollkommen zutreffend diesen Brauch. (Die Be-
ziehungen zwischen Aberglauben und Strafrecht. Ein Kapitel aus der
volkskundlichen
Kriminalistik. Schweizer. Archiv f. Volkskunde, X,
1906,
S.
36 f.) ,Es ist dies
eine dem
Einpflöcken analoge Erscheinung. Wie man dort glaubt, den
Krankheitstoflf auf einen
Baum übertragen zu können, so meint man hier, die Krankheit einem
besonders reinen
menschlichen Individuum oder einem Tiere einimpfen zu können, und
zwar ist der Ge-
danke hier wie beim Einpflöcken der, daß diejenige Person, welche
als Heilmittel dient,
nicht etwa nun ihrerseits krank werde, sondern vermöge ihrer
größeren inneren Kraft
siegreich den Kampf mit dem empfangenen Krankheitstoff aufnehme/ Die
Belege ent-
nahm Dr. Hellwig dem bekannten Werke Bernhard Sterns, Aberglaube und
Ge-
schlechtsleben in der TUrkei, Berlin
1903.
Ihre Zahl ließe sich bedeutend
vermehren,
zumal, wenn man aus den Archiven der Kriminalgerichte schöpfen
könnte.
Von sodomitischen Verirrungen.
27£
Aussi devant les pires turpitudes de
l'homme, devant ce qu'on
nomme crime, vice, délit, le savant ne s'indigne pas; il cherche les
causes, constate les effets.
Il sait que l'homme se débat entre
ses propres instincts qui les
portent à la satisfaction pleine et entière des besoins propres à sa
nature et les frontières dressées par les lois que les hommes ont
faites pour endiguer, contenir la manifestation de ses besoins.
Die Gelehrten, welche sich darüber
nicht entrüsten, sind bei uns
zurzeit noch selten. An der Hand unserer Subskribentenliste kann
man sie abzählen.
D. D. bespricht
40 (genau
gerechnet 47)
Sodomieprozesse oder
Fälle ungeheuerlicher menschlicher Verlogenheit, Heuchelei und
unter-
tierischer Grausamkeiten. Daran knüpft er die Bemerkung an (S.
122
f.):
On voit que le bon vieux temps n'était pas aussi exempt de vice
qu'il
est d'un usage courant de le croire ou de le dire; que la douce
inno-
cence de la vie des champs, que les moeurs patriarcales des siècles
disparus, que tout cela n'est qu'un cliché sans grands fonds de
vérité. —
Qui n'a chanté complaisamment l'un de ces thèmes: Dans l'ancien
temps, les hommes étaient innocents, austères, pacifiques. Dans les
campagnes, le vice est inconnu; les villes sont les foyers de
corruption,
l'époque actuelle est une époque de décadence et de débauche, etc
etc,
autant de mensonges. Dans tous les temps, dans tous les lieux,
l'homme est à peu près le même.
Menschen sind, was Menschen immer
waren, sagt unser Seume
und die Volksforschung erhärtet diesen Wahrspruch. Noch einmal
kommt D. D. auf die Wichtigkeit unserer Studien mit Hinblick auf
die Kriminalität der Verirrungen und deren Beurteilung vor Gericht
und vor der Wissenschaft zurück und führt eine Stelle aus Chevaliers
Aufsatz im Arch. Anthropologie criminelle tome V an: ,C'est bien à
tort qu'on n'a abordé les questions relatives à l'instinct sexuel
qu'avec
timidité, réticences et pudibonderie. La fonction de reproduction
[Anthropophyteia] doit être étudiée au même titre que la digestion
ou la respiration, sans fausses hontes ni idées préconçues, comme un
phénomène naturel, scientifiquement; ses altérations quantitatives
ou
qualitatives sont dignes de l'attention de l'observateur, du
clinicien.
A quoi bon se répandre en cris divers de la conscience indignée, en
exclamations de ce genre:
,Quelles turpitudes I Quelles
monstruosités 1 Quelles profanationsI
L'esprit recule devant un pareil attentat; mais jetons un voile sur
un
sujet aussi triste pour l'honneur de l'humanité etc., etc.'
272
Von sodomitischen Verirrungen.
Il est temps de se dégager enfin de
ce vieux préjugé qui veut
qu'on se salisse les mains en touchant les faits de cette nature, il
est
urgent de remplacer ce bagage sentimental et timoré par l'étude
calme
et hautaine des aberrations sexuelles envisagées surtout dans leurs
causes et origines.
Das geschieht nun in vorliegenden
Jahrbüchern, in denen Forscher
von Ansehen ebenso unbefangen über Äußerungen der Anthropophyteia
handeln als andere über den Ackerbau oder die Waffentechnik der
Primitiven. Die Wissenschaft ist für uns ein Selbstzweck, doch bin
ich auch überzeugt, daß jeder von unseren Mitarbeitern gleich mir im
Stillen die Hoffnung hegt, dieDubois-Desaulle im Anschluß an das
Zitat ausspricht:
En effet, quand on connaîtra mieux
les causes qui déforment
l'instinct sexuel et sophistiquent l'acte sexuel, il ne se trouvera
plus
d'hommes, qui accepteront, au nom d'une loi ignorante, de condamner
ce qui relève seulement de la thérapeutique [oder in der Mehrzahl
der
Fälle, einer höheren ästhetischen Erziehung des Einzelnen, sowie der
Gesamtheit].
468. Prića, kako se je ona
raspićila.
Iśo covjek i źena pa nagju jednog,
gdje jebe kobilu. Onaj ćoyjek
ga zapita: ,Śta to radiŚ, śta bolan?' a on mu odgovori: ,Ne pitaj;
raspićila mi se kobila pa spicavam*. — Oni stanu pa gledaju a on
kad je izvuko, begeniśe mu źena pusat i odu dalje. Nisu daleko
iśli
a ona pane i zapomaże, da ne
more dalje. Ćoyjek ju zapita, śto joj
je a ona mu reće, da se je i ona ko i ona kobila raspićila pa da
trći
po onoga ćoyjeka, da i nju spici.
On śta će, poteće i nagje onoga
ćoyjeka pa ga okupi moliti, da
ide i njegovu zenu spićiti, jer se je, veli, raspićila i pala pa ne
more
dalje. On dogje k njoj, povali zenu i pritisne jebavati a ona
otatali
prditi. On povice: ,Stisni, stisni, da spićiml' i tako svräi. Dok je
on
jebavo, onaj je sve oko njega oblazio pa će mu reći: ,Na moju duśu,
śto je nevjest bi ręko, da jebeś a ja ti ne velju, ne daj Boże!1
Erzählt von einem Landmann im Dorfe
ViniSte in Bosnien.
Erzählung, wie sich jene zervozte.
Gingen Mann und Frau des Weges und
trafen einen, der da eben
eine Stute vögelte. Jener Mann fragte ihn: ,Was treibst du da, was,
du sollst nicht krank sein?1 und der antwortete ihm:
.Frag lieber nicht;
die Stute hat sich mir zervozt und nun voze ich sie zusammen/ —
Von sodomiüschen Verirrungen.
Jene bleiben stehen und schauen zu,
als der ihn aber herauszog, fand
an dessen Gewaffen das Weib Wohlgefallen und sie zogen weiter
fürbaß. Sie gingen nicht weit, da sank sie zu Boden und stieß Wehe-
rufe aus, sie könne nicht weiter. Der Mann befragte sie, was ihr
denn
fehle, sie aber sagte zu ihm, auch sie habe sich sowie jene Stute
zer-
vozt und er soll um jenen Mann rennen, damit er auch sie zusammen-
voze.
Der, was soll er tun, nimmt einen
Anlauf und findet jenen Mann
und bestürmt ihn mit Bitten, er möge sich aufmachen, um auch sein
Weib zusammenzuvozen, denn sie hat sich, sagt er, zervozt und ist
hingefallen und kann nicht weiter. Der kommt zu ihr, wälzt das Weib
um und drückt sie im Vögeln nieder, sie aber legte mit dem Gefarze
los. Er schrie auf: ,Preß zu, preß zu, damit ich zusammen voze!' und
also erledigte er die Sache. Während er vögelte, ging jener
unablässig
um ihn herum und bemerkte so nebenhin: ,Es komme auf meine Seele,
einer der unkundig, der tat wohl sagen, daß du vögelst, ich aber sag
dir das nicht, da sei Gott davor!1 —
Anmerkung- Vergleiche den Schluß,
Anthr. I, Nr. 350
und II,
Nr. 405.
— Sodomie (oder Bestialität, wie die
Franzosen sagen) be-
trachten die Südslaven als eine mitunter lächerliche
Geschmackrichtung,
keineswegs als eine den Menschen herabwürdigende, entehrende oder
gar strafbare Handlung. Das Weib in dieser Erzählung nimmt eben
darum auch keinen Anstand, auch sich dem Sodomiten hinzugeben.
Männer und Frauen geben sich geschlechtlich mit Tieren hier und da
in Ermanglung andersgeschlechtlicher menschlicher Partner ab, manche
wieder, um der Ansteckung zu entgehen, manche aber, um es mal
auch so zu versuchen. Man erzählte mir, daß Frauen, die sich mehr-
mals mit Hunden eingelassen, am Beischlaf mit Männern kein rechtes
Gefallen mehr finden.
Es wäre eine durchaus unrichtige
Meinung, wenn einer behaupten
wollte, geschlechtliche Vermengung mit Tieren wäre für den Menschen
eine gefahrlose Vergnügung. Ein Hund, den ein
18 jähriges
Mädchen
über sich ließ, gehabte sich wie toll, so daß die Leute aus der
Nach-
barschaft herbeieilten und das Frauenzimmer vom Hunde befreien
mußten. Einmal im Herbste d. J. 1875
schlich sich eines Nachmittags
ein Handwerkmeister zu P. in Slavonien zu den Bauernpferden in den
Stall und versuchte es, seine Lust an einer jungen Stute zu
befriedigen.
Die Stute richtete ihn gar jämmerlich zu, so daß er zerschlagen,
zer-
schunden und heulend aus dem Stall herauslief! Auf sein Geschrei
.stürzten sein Weib, seine zwei erwachsenen Töchter, sein
zehnjähriger
Krauss, Anthropophyteia. ПІ. l8
274
Von sodomitischcn Verirrungen
• Sohn und die Bauern aus dem
anstoßenden Wirtshaus herbei. Das
Weib zeterte, die Töchter kicherten vergnügt, der Sohn lachte un-
bändig und der Bauer, dem die Stute gehörte, schimpfte weidlich über
den .majstor4 (Handwerkmeister), weil er ihm die Stute
verfuhren wollte.
Man glaubt nämlich, eine von Menschen geschlechtlich mißbrauchte
Stute tauge nicht recht mehr als Zugtier. Der .Meister* ließ eine
Weile
allen Hohn und Spott ruhig über sich ergehen, dann aber verdrehte
er auf einmal die Augen nach oben und rief wehvoll aus: Ja trpim za
covecanstvol Ja-a sam mućenik! (Ich dulde für die Menschheit! I-ich
bin ein Märtyrer!). Mir kam seine Jammermiene und sein Ausruf so
komisch vor, daß ich darüber stundenlang lachen mußte. Es scheint,
als ob sich der Kerl von irgend welchen Wahnglaubenvorstellungen
ergriffen an die Stute herangemacht Er war auch sonst ein
frömmelnder
Augenverdreher und eifriger Beichtbruder. Im Ansehen der übrigen
chro wo tischen Bevölkerung des Städtchens erlitt er infolge des un-
angenehmen Zwischenfalles keine Einbuße.
Zur geistigen Verfassung des
besagten Chrowoten gibt uns viel-
leicht den Schlüssel eine Anmerkung Richard Burtons zur
357. Er-
zählung von 1001
Nacht (ich zitiere nach Dubois-Desaulle
S. 330):
C. S. Sonnini donne dans ses
Voyages un curieux exemple de la
lubricité des Fellahs: ,La femelle du crocodile, dit-il, est pendant
le
congrès retournée sur le dos(?) et ne peut se lever sans difficulté!
Croira-t-on qu'il se trouve des hommes qui profitent de cette
situation
gênante de la femelle, chassent le mâle et le remplacent dans cette
effroyable conversation? Horribles étreintes dont la connaissance
manquait pour compléter l'histoire dégoûtante de la perversité
humaine I' — Le voyageur français oublie d'ajouter que la
superstition
rend compte de cet acte hideux qui procure à ceux qui s'y livrent le
charme le plus puissant qui existe pour atteindre aux honneurs et à
la richesse. L'Ajaib al-Hind parle (chap. XXXIX) d'un certain
Mohammed
bin Rullishad qui eut des rapports avec une guenon. Celle-ci conçut
des petits sans poils et à visage quasi humain. Le récit dit que le
père, par suite de ses pratiques bestiales perdit la vue/ — Auch
Plutarch, De solertia animalium cap. 49
erzählt fast dasselbe Bei-
spiel, das sich zu Antaeopolis ereignet haben soll. Manche Anekdote
ist in zwei Jahrtausenden nicht umzubringen.
469. Nije greh, da jebu kobile.
Kad je sveti Sava iśao po zemlji
muzao je razne zivotinje: kravu,
ovcu, kozu і sve su se dale pomusti. Kad je hteo, da pomuze kobilu
Von sodomitischen Verirrungen.
275
i ona se ritne nogom, prevrne mu
vedricu, u koju je muzao mleko i
sve mu mleko prospe. On se naljuti, prevrne vedricu, popne se na
nju i stanę na njezino dno pa uhvati i odjebe kobilu i rekne: Ja sad
a
od sad neka je jebe s vakil
Od tada neki mladi ljudi ne smatraju
za greh, da jebu kobile.
Erzählt von einem Landmann aus
Krusevac.
Es ist keine Sünde, Stuten zu
vögeln.
Als der heilige Sabbas auf Erden
wandelte, pflegte er verschiedene
Tiere zu melken: die Kuh, das Schaf, die Geiß, und alle ließen sich
melken. Als er daran war, die Stute zu melken, da schlug sie mit
dem Fuß aus, schlug ihm den Melkkübel um, in den er die Milch
hineinmolk und verschüttete ihm die ganze Milch. Er geriet in Zorn,
stellte den Melkkübel verkehrt auf, stieg auf ihn hinauf und stellte
sich auf dessen Boden, dann ergriff er die Stute, vögelte sie ab und
sprach: ,Ich tu es jetzt, und von nun an soll sie jedermann vögeln!'
Von dem Zeitpunkte an erachten es
gewisse junge Leute für
keine Sünde, Stuten zu vögeln.
Anmerkung. Als Begründung
sodomitischer Neigungen Be-
friedigung der Rachsucht, wie sonst häufig furs Vögeln, das man als
eine Vergewaltigung der anderen Person auffaßt In einem Liedchen
heißt es: ,Prinz Marko vögelt ein Füllen; er vögelt es nicht etwa
darum, weil er Begehr nach Voz trüge, sondern vögelt es, um sich
an ihm zu rächen (da mu se osveti), weil es dem Schecken das Heu
weggefressen hat1
Der serbische Erzbischof Sabbas war
der Sohn des Großzupans
Stefan Nemanja. Die Serben ehren ihn als ihren Nationalheiligen.
Sein Biograph Theodosius, ein Mönch vom Kloster Hilendar (vom
Ende des XIIL Jahrh.) sagt von ihm: ,er floh vor nichtigen Reden und
maßlosem Lachen und verabscheute vollends die schändlich klingenden
und schädlichen Lieder der Jünglingbegierden, so da die Seele
schwächen.'
(Vgl. Tihomir R. Gjorgjevic: Zur Einfuhrung in die serb. Folklore.
Wien 1902.)
— So wenig als den Prinzen Marko seine
Heldentapfer-
keit, ebensowenig hat den hl. Sabbas seine Gott zugewandte Frömmig-
keit vor der bösesten Nachrede bewahrt Kennzeichnend für alle, die
sich geschlechtlichen Ausschreitungen hingeben, ist die Sucht, das
Er-
habene in den Kot zu zerren. So rekrutieren sich unter den Chro-
woten und Serben die verläumderischesten Rezensenten und Volk-
verhetzer aus der Reihe der n ab i g uzi und jebiguzi (Pathici und
Pygerasten).
18*
276
Von sodomitischen Verirrungen
470. Bolji ciganin.
Video ciganin jednom kako jedan mlad
ribar jebe jednu slabu źćnu
te se sav oznojio pri tom pa će povikati ćudeći se: Sram te bilo,
momće, znojiś se, dok odjebeś jednu slabu zenu a ja jebem ćetiri
kobile na jedanput pa se ne oznoji!
Erzählt von einem Bauernmädchen aus
Dolovi im Banat, Süd-
ungarn. Das Mädchen gab die Geschichte harmlos und unbefangen
zum besten, um die Leistungkraft des Zigeuners hervorzuheben, wie
man eben von einer Merkwürdigkeit berichtet.
Der Zigeuner ist
leistungfälliger.
Ein Zigeuner sah einmal, wie ein
junger Fischer ein schwaches
Weib vögelte und dabei ganz in Schweiß geraten war. Darob er-
staunt rief er ihm zu: .Sollst dich schämen, Bürschlein, schwitzst
so,
bis du ein schwaches Weibsbild abvögelst, ich aber vögle vier Stuten
auf einmal und geriet nicht in Schweiß!
Anmerkung. Das muß man ihm nicht
aufs Wort glauben, denn
Zigeuner sind Aufschneider und Prahlhänse.
471. Turćin i magarica.
Bio Turćin u Ljubinju i hranio
magaricu pa joj rekao: Moja ken-
jice, moja sestrice, da mi umijeś oprati ćamaśir i sukati pitu, ne
bih
se nikada z boljom o żeni o!
Erzählt von Petar Gjuraskovic aus
Popovo Polje im Herzogtum*
Der Türke und die Eselin.
Es lebte mal ein Türke (Moslim) in
Ljubinje, der futterte eine
Eselin und sagte zu ihr: mein Langohrchen, mein Schwesterchen,
wärst du mir nur kundig, die Weißwäsche zu waschen und einen
Honigfladen auszuziehen, nimmermehr würde ich mir ein besseres
Eheweib heimfuhren!
Anmerkung. Ljubinje, ein Städtchen
im Herzogtum. — Der
gute Freund sucht bei einem Weibe nichts anderes als Befriedigung
seines Geschlechttriebes und Knechtleistungen. Einen geistigen Ver-
kehr mit einem Weibe hat er nicht schätzen gelernt Er ist Sodomit
aus Bequemlichkeit und vielleicht auch aus Sparsamkeit, denn jeden-
falls ist der Aufwand für die Erhaltung einer Eselin geringer als
für
die einer in ihren Bedürfnissen, wenn auch noch so anspruchlosen
Ehe-
gattin. Dieser Meinung war im Jahre 1624
auch der Fleischhauer
Von sodomitischen Verirrungen
277
Charles Basse zu Corbie, dessen
Prozeß Dubois-Desaulle (S. 171 —174)
erzählt Vors Gericht gezogen,
weil er sich mit seiner Eselin ver-
gnügt hatte: ne nia aucun des faits qui lui étaient reprochés; il
sem-
blait même étonné que ses deux garçons et que sa servante qu'il
payait bien et qu'il ne maltraitait pas eussent cherché à connaître
sa
vie privée qui ne devait pas les regarder.
S'il avait eu affaire avec une
ânesse c'était depuis qu'il était sans
femme dans son lit Cela ne nuisait à personne puisqu'il avait acheté
l'ànesse. Cela devait peut importer l'usage qu'il en faisait, il
n'avait
jamais eu de relations charnelles avec l'ànesse autre part que dans
sa
propre maison ou dans son étable, à l'abri des regards curieux. —
Genützt hat es ihm natürlich gar nichts. Man hing und erwürgte ihn
und seinen Leib verbrannte man mit dem der Eselin zusammen. Sein
Vermögen kam unter den Hammer und aus dem Erlös fielen
500 Livres
als Bußgeld dem königlichen Schatz zu. Vom Vermögen der hin-
gemordeten Sodomiten bekamen die französischen Könige fast immer
einen guten Anteil. Also diente man in der guten alten Zeit in einem
Aufwaschen sowohl der Gottheit als der Majestät des Königs.
472. Pravi turćin.
Neki će Todor Biskup iz Draceva:
Kogod nije jebao kenju, nije
ni pravi turćin!
Erzählt von Petar Gjuraskovic aus
Popovo Polje im Herzogtum.
Der echte Türke.
Ein gewisser Theodor Biskup aus
Dracevo pflegte zu sagen: Wer
keine Eselin gevögelt hat, ist auch gar kein echter Türke!
Anmerkung. Hier hat man den
kontrollierbaren Fall für die
Entstehung eines Sprichwortes. Todor aus Dracevo war seinerzeit
eine sogenannte Dorfgröße, ein Mann, der sich mit seinen scharf
pointierten Aussprüchen vor den übrigen in den Tag gedankenlos
hineinlebenden Dörflern auszeichnete. Sein angeführter Gedanken-
blitz, der dem Haßbedürfnis gegen die Mo slim en entsprach, fand
Beifall und Verbreitung. Weil es aber doch nicht angeht, eine der-
artig arge Verspottung ohne weiteres vorzubringen, verband man sie
noch immer mit dem Namen desjenigen, der sie in Umlauf setzte, als
man schon längst nicht mehr wußte, wer und was er im Leben ge-
wesen. Einmal wird man auch seinen Namen vergessen haben und
dann wird das Wort als Beispiel von der Weisheit des Volkes gelten.
278
Von sodomitischen Verirrungen
Es ist natürlich nur eine
Afterweisheit; denn die Sodomiten rekrutieren
sich keineswegs nur aus einer einzigen konfessionellen Gruppe. Im
Abschnitt: La bestialité chez les chrétiens et en particulier chez
les
Russes erzählt auf S. 277t
Paul De Régla (Théologie musulmane.
El Ktab des Lois secrètes de l'amour d'après El Khôdja Orner Haleby,
Abou Othmân, Paris, Nilsson, o. J.):
Voici une aventure typique, qui m'a
été racontée par un ingénieur
au service de la Russie pendant la dernière guerre turco-russe.
Ce compatriote suivait en voiture la
grande route qui conduit
d'Ibraïla au Danube, lorsque son cocher fut forcé de se ranger pour
laisser passer un régiment russe se dirigeant, chanteurs et
musiciens
en tête, sur le pont qui devait les conduire en terrain ennemi
A Farrière-garde de ce régiment,
portant de légers fardeaux,
cheminaient une vingtaine d'ânesses. Le bon état de ces bêtes, les
soins dont elles paraissaient entourées et l'extrême netteté de leur
robe
poilue, attirèrent l'attention de notre ingénieur qui, causant en
russe
avec son cocher, ne put s'empêcher de lui faire remarquer la
propreté
et la beauté de ces quadrupèdes.
— Parbleu, répondit le cocher en
riant, ce sont les amantes du
régiment.
Et, comme notre compatriote
paraissait ne pas très bien com-
prendre, l'autre lui expliqua le service particulier que les ânesses
ren-
daient à la plupart des soldats.
Plus tard, notre ingénieur, aujourd'
hui habitant de Courbevoie,
put constater de visu la véracité des assertions de son cocher.
473. Kako je sejjanka sa magarca
stradala.
Jebavala se neka bogata seljanka sa
magarcem і to uvek pred veée
ćim donese momak mleko na njemu sa pojate. Primetio je momak
da mu gazdarica neSto tumara po Stali a njemu da te veèera u kuci
i baS ga pripeklo da vidi Sta radi tamo gazdarica. Jednoga dana
dośao je s magarcem kao i obićno. Gazdarica mu dade u kuä veceru
a ona se polako izvuce i ode u Stalu. Momak mało poćeka pa polako
ode da viri na prozoru od Stale. Imao je Sta i videti. Gazdarica
privukla periSte ispod magarca, legia i obuhvatila ga svojima nogama
za njegove sapl Zeza magarac i sav se zaduvao a ona se tek mało
spusti pa opet podigne i sladi li sladi a okupala se sva u znoju od
drażi i umora.
Momak to gleda, gleda pa mu se jako
podiże u ćakSirama i namah
mu sinu kroz glavu: ,budala jedna, Sto magarac da je jebe, kad mogu
Von sodomitischen Verirrungen.
279
ja, nego hajd da je zovnem!' U istom
trenutku preskoći brzo kroz
prozor і viknu silno a! Magarac se uplaśi і poèe da juri po Stall
Kurac mu u jebanju poraste na vrhu kao budia pa ne mogade da ga
iz gazdarice izvadi, već ona osta vised izmegju nogu te magarac sa
njom juraśe po Stali dok se sva ne iscepa i utroba joj sa matericom
ispade napolje. Za nekolko casova izgubi du§u ta nepromiśljena
bogata
seljanka a muz i familija ostaśe ucviljeni.
Erzählt von einem Landmann aus der
Gegend von Semendrija,
Serbien.
Wie eine Bäuerin von wegen eines
Esels zu bösem Schaden kam.
Eine gewisse reiche Bäuerin pflegte
mit einem Esel zu vögeln
und das immer vor Abendanbruch sobald als der Hausbursche auf
ihm von der Sennwirtschaft die Milch heimgebracht. Der Bursche
bemerkte, daß seine Herrin etwas seltsam im Stall herumhantiere, ihm
aber gebe sie das Nachtessen im Küchenraum und es brannte ihn
die Neugierde, um zu sehen, was wohl die Herrin dort treibe. Eines
Tages kam er mit dem Esel sowie gewöhnlich heim. Die Herrin gab
ihm im Küchenraum das Nachtmahl, sie aber schlich sich langsam
hinaus und begab sich in den Stall. Der Bursche wartete ein wenig
zu und ging ihr langsam nach, um am Stallfenster zu lugen. Hatte
auch was zu schauen I Die Herrin hatte den Federsack unter den
Esel hingezogen, sich darauf gelegt und ihn mit ihren Beinen um sein
Kreuz umschlungen. Der Esel stößt mählig zu und war ganz ins
Gekeuche geraten, sie aber senkt sich bald, bald hebt sie sich höher
und versüßt sich, ei, versüßt sich die Lust und dabei badete sie
sich
völlig im Schweiß vor Wohlgefuhl und Ermattung.
Der Bursche schaut, schaut und in
den Hosen erhob er sich ihm
sehr stark und gleich zuckte ihm durch den Kopf der Gedanke: ,Ich
Narr, was? der Esel soll sie vögeln, wenn ich es doch kann, doch
wohlan, ich will sie anrufen !' Im selben Augenblick sprang er
schnell
durchs Fenster hinein und rief gewaltig a! aus. Der Esel erschrak
und fing im Stall umherzurennen an. Im Vögeln schwoll ihm der
Zumpt an der Spitze wie eine Keule an und er konnte ihn aus der
Herrin nicht herausziehen, vielmehr blieb sie ihm zwischen den
Beinen
hängend und der Esel stürmte mit ihr in dem Stall umher, bis sie
nicht ganz zerfetzt ward und die Eingeweide ihr samt der Gebär-
mutter herausfielen. In einigen Augenblicken verlor diese
unbedachte,
reiche Bäuerin ihre Seele, ihr Ehemann und ihre Familie aber ver-
blieben in Tränen aufgelöst.
I
280 Von
sodomitischen Verirrungen.
Anmerkung. Der Hausbursche hat auf
einem Federnsack im
Stall sein Lager. Diesen Sack benützte die Sodomitin als elastische
Unterlage. Der Esel riß ihr wohl mit einem Ruck seiner Rute den
Bauch bis zum Nabel auf Die römischen Frauen scheinen sich be-
sonders, meint Rosenbaum, zur Befriedigung ihrer Nymphomanie,
des Esels, der seiner Salacität wegen im Altertum berüchtigt war,
bedient zu haben. Juvenal, Satir. VI,
332, 33:
Hic si
Quaeritur, et desunt homines: mora
nulla per ipsam,
Quominus imposito clunem summittat asello.
,Daß auf solche Weise die Genitalien
der Frauen, wie die der
Männer mancherlei Beschädigungen ausgesetzt waren, läßt sich leicht
denken, indessen suchten wir bis jetzt vergeblich nach direkten An-
gaben darüber/ sagt Rosenbaum, Gesch. d. Lustseuche im Altertum,
VII. Aufl. Berlin 1904,
S. 207.
Diese und die folgende Erzählung
bieten
die vermißten Belege hinsichtlich der Frauen, bezüglich der Männer
gibt es jedoch keinen, außer den in meiner Anmerkung zur
468.
Erzählung
erwähnten. Nur für ein Weib ist Sodomie ein höchst gefährlicher
Zeitvertreib, der anästhetische Mann ist ihr gegenüber immerhin in
großem Vorteil.
474. Nenasita nerotkinja.
Jedna bogataSica nerotkinja, koja je
uvek bila oskudna kod svog
muza nemade gde, da se zadovolji sa svojom straśću za muśki pol.
Pośto beSe i suvise snaźna, zdrava, jedra a pri tom i besna, od
nerada
ugojena i śiroka kao baćva odlazaSe svako jutro kod svog ajgira u
Stali pa se beśe i tome dosetila te pola kurca ajgirova veze sa
krpom
a do pola joj ugje, pośto se beśe tako podmetiiula pod njeg, da je
sama vrSila prirodu a konj da nije imao osećaja. Nu jednog jutra
njen
se mul beśe dosetio, da ova ide nekuda pa se iskrade te je prati, da
ga ona nije vidila pa pośto sve uvidi, Sta njegova nerotkinja sa
ajgirom
radi, vrati se natrag ne odav joj se. I drugo jutro po nju se
iskrade
i zapali lulu punu duvana pa tako puśeći gledaSe kako se njegova
nenasita nerotkinja sladi pod ajgirom te ovaj prigje kradom i pruii
lulu
konju onako vrucu pod rep a konj potegne pa ga sjuri do muda.
Aus Serbien.
Von einer unersättlichen
Unfruchtbaren.
Eine reiche unfruchtbare Frau, die
an der Seite ihres Mannes
stets darbte, fand fur ihre Leidenschaft für das männliche
Geschlecht
Von sodomitischen Verirrungen
28l
(ihre Männersucht) keine Sättigung,
Nachdem sie auch gar zu viel
kräftig, gesund und zudem auch wütig war, vom Nichtstun wohl ge-
mästet und breit wie eine Tonne, pflegte sie sich allmorgentlich zu
ihrem Hengst in den Stall zu begeben und war auch auf den sinn-
reichen Einfall geraten, die Hälfte des Hengstzumptes mit einem
Lappen zu umwickeln, so daß nur die andere Hälfte in sie fahren
konnte, nachdem sie sich derart unter ihm angebracht, daß sie selber
ihre Natur befriedigte, das Roß aber kein Gefühl dabei empfand.
Eines Morgens aber war ihr Mann auf den Gedanken gekommen, daß
sie irgendwo hingehe und er stahl sich hinaus und begleitete sie, so
daß sie ihn nicht sah und nachdem er alles erfahren, was seine Un-
fruchtbare mit dem Hengst treibt, kehrte er zurück, ohne sich ihr zu
verraten. Auch am andern Morgen stahl er sich nach ihr hinaus und
zündete eine Pfeife voll Tabak an, und so rauchend schaute er zu,
wie sich seine unersättliche Unfruchtbare unter dem Hengste das
Leben versüßt, trat verstohlen hinzu und steckte die Pfeife, so heiß
wie sie war, dem Roß unter den Schweif, das Roß zog aber an und
rannte ihr den Zumpt bis zu den Hoden in den Leib hinein.
Anmerkung. Wenn ich den vielfachen
Mitteilungen Glauben
schenken darf und sie dürften nicht insgesamt auf leere Verleumdung
zurückgehen, geben sich unter Südslaven verhältnismäßig häufig
Frauen
Pferden und Eseln hin. Wie sie dabei zu Werke gehen, weiß ich
nicht aus eigener Anschauung. Mir war es nur vergönnt, eine bild-
hübsche Chrowotin -zu belauschen, die sich nachts vollkommen ent-
kleidet vor einer brennenden Lampe stehend mit einem Kater abgab.
Sie geriet dabei in einen so furchtbaren Orgasmus, daß sie mich gar
nicht bemerkte, obwohl ich kaum zwei Schritte von dem Fenster ent-
fernt die Szene beobachtete. Sie machte auf mich einen ungemein
komischen Eindruck.
Das Museum für Völkerkunde in
Leipzig bewahrt zwei künstlerisch
sehr fein ausgeführte, farbige, indische Genrebildchen aus Jaypur,
die
die Hingabe von Frauen an Pferde und Esel darstellen. In Indien
sollen derartige Bilder allgemein käuflich sein. Wir bringen sie in
einfacher Reproduktion zur Erhellung vorstehender Mitteilungen. Eis
unterliegt keinem Zweifel, daß der Zeichner die Bilder nach eigener
Anschauung wirklicher Szenen aufgenommen. Unter vielen tausenden
erotischer Bilder europäischen Ursprungs fand ich nur einige wenige,
die den Coitus zwischen Hund oder Bock und Frau darstellen, kein
einziges gleich unseren indischen. Das läßt darauf schließen, daß in
Europa zumindest in der gemäßigten Zone, Frauen außerordentlich
282
Von sodomitischen Verirrungen.
selten sodomitisch mit einem Pferde
oder Esel verkehren und daher
den Zeichnern die Anregung zu solchen Bildern fehlt Eine Er-
läuterung zu unseren Bildern hat man bei Dubois-Desaulle (S.
417)
die zu beachten ist: Dans
l'Inde, en de certaines contrées montag-
neuses, les femmes indigènes que leurs travaux tiennent dans les
pâturages ont des raports avec les petites races de poneys que' Гоп
trouve là partout
Les habitants considèrent ce fait
comme insignifiant
Je me souvient — et ceci montrera le
degré de cette curieuse
indifférence — d'un domestique indigène qui vint me demander de
faire subir un châtiment corporel à sa jeune et belle épouse parce
qu'elle passait trop de temps avec les poneys, un temps qu'elle eût
employé de façon profitable avec son seigneur et maître.
Comme j'exprimais mon étonnement, le
drôle ajouta d'autres dé-
tails, paraissant goûter un plaisir tout particulier à ses contes
par le
menu. Il finit en m'assurant que toutes les jeunes femmes du pays
en faisaient autant: il me supplia de ne pas avoir pour cela
mauvaise
opinion de sa femme ... ce n'était que' cette scandaleuse perte de
temps qui le faisait se lamenter: ,sahibl sahib! punissez-la!1
Le petit âne commun en Algérie et
que l'on voit fréquemment
dans le sud de la Frauce, sert, paraît-il, à des satifactions hors
nature.
D. D. berichtet noch über einen Fall
von Sodomie eines Mädchens
mit einem Hunde, das vor Gericht einbekannte: si les femmes savaient
ce que c'est qu'un chien, elles ne voudraient plus jamais d'hommes.
So ganz wahr mag das nicht sein. Ich begegnete z. B. jener
Chrowotin,
von der ich zuvor erzählte, zufällig fünf Jahre später am Graben in
Wien auf dem Strich. In ihrem chrowotischen Heimatstädtchen mußte
sie sich wohl ihres Vaters, eines verwitweten Finanzbeamten wegen,
mit einem Kater begnügen, als sie sich aber von jeder Aufsicht frei-
gemacht, widmete sie sich der Venus vulgivaga. Bei aller wissen-
schaftlichen Objektivität, deren ich mich befleißige, konnte ich
meine
Abscheu gegen die Person nicht soweit bemeistern, um mit ihr eine
Bekanntschaft anzubahnen und sie auszuforschen.
Einer meiner zuverlässigsten
glaubwürdigen Freunde versichert
mir, bei unseren Kavallerietruppen käme es häufig vor, daß slavische
Soldaten, namentlich die aus dem Slovakenlande, die des Lesens und
Schreibens unkundig sind, im Stall den Schemel an eine Stute rücken
und ihren Geschlechttrieb dann befriedigen. Wenn sie der Vorgesetzte
dabei ertappt und ihnen mit der Reitpeitsche über den Hintern fährt,
Von sodomitischen Verirrungen. 283
daß sie vom Schemel herunterpurzeln,
so redeten sie sich aus, sie
wollten keine Selbstbefleckung treiben, armuthalber wären sie aber
nicht in der Lage, sich an Frauenzimmer heranzumachen. Von einer
Bestrafung solcher Sodomiten sähe man gewöhnlich ab.
Wenn man schon solche Kerle
bestrafen wollte, so müßte es
wegen ihrer nichtsnutzigen Ausrede sein. Wahrheitgemäß müßten
sie sagen, Frauen reizen uns zu wenig. Denn, wie männiglich bekannt,
der je Militärdienste getan, rennen die Weiber den Kavalleristen wie
besessen nach und zahlen ihnen sogar für geschlechtliche Leistungen.
Je dreckiger und ekelhafter so ein Gemeiner ist, desto größer pflegt
das Geriß um ihn zu sein und zwar kommt es nicht allzu selten vor,
daß so ein Schmierfink von einer bildhübschen reichen Dame aus-
giebig souteniert wird. Unsere Militärverwaltung sträubte sich lange
genug, den Soldaten ein warmes Nachtmahl zuzugestehen, ausdrücklich
mit Hinweis darauf, daß doch jeder seine Marianka habe, die ihn da-
mit versorge. Daß die Stutenliebhaber bei den Weibern an Ansehen
verlören, bestreite ich auf Grund meiner Erfahrungen; im Gegenteil,
denn just der Ruf, daß sich einer sogar mit Stuten befasse, macht
ge-
wisse Weiber auf den Patron erst aufmerksam, so daß sie seine Kraft
ausprobieren möchten. Darum will ich Dubois-Desaulles Bemerkung
(S. 86)
nicht unglossiert lassen:
,On ne peut s'empêcher de remarquer
que lorsqu'un homme est
accusé de bestialité, si des femmes viennent déposer contre lui,
leurs
dépositions sont beaucoup plus haineuses que celles des témoins mas-
culins. Il semble que les femmes prennent comme une injure
grossière,
faite à leur sexe, la préférence d'un homme pour un animal et cela
se comprend, une femme quel que soit son rang, pardonnera toujours
à un homme un manque de respect provoqué par ses charmes, jamais
le dédain, de sa personne.
Dubois-Desaulle verschied, ehe er
noch die wahre Natur der
Weiber erkannte. Weiber, chrowotische Götter- und Mythenerfinder
und kleine Kinder spielen Entrüstung wie es ihnen jeweilig in den
Kram paßt Weiber sind ihrer Anlage nach grausam. Um sich an
den Qualen eines vor Gericht gezerrten Angeklagten zu weiden, bieten
sie gewöhnlich alles auf, um erstens die Richter gegen die An-
geschuldigten aufzubringen und zweitens, ihre eigene minderwertige
Persönlichkeit auf fremde Kosten ins strahlende Tugendlicht zu
setzen.
Der Andrang der Weiber aller Schichten zu Mordprozessen und zumal
zu Hinrichtungen ist ausnahmlos kolossal. An solchen Schauspielen
begeilen sie sich und manche treiben bei derartigen Anlässen sogar
284
Von sodomitischen Verirrungen*
Masturbation. Ein Weib ist des
anderen Todfeind und eine Hoch-
achtung für ihr Geschlecht ist ihr abartig. Es gibt freilich
rühmliche
Ausnahmen von dieser Regel und gäbe es keine, so hätten wir keinen
Grund auf unsere Kultur stolz zu sein.
475. Prića, како je ćoyjek jebo
medvldicu i ona otrblavila
i rodila dvojke.
Jedan ćoyjek majstor lupaća
prakljaća ode u pianinu sjeći lupaće.
U jednoj dolaći sagnuo se on pa sjeće, a na jedno m dogje k njemu
medvedica dvizica. On se prepane, ispane mu bradva iz ruke, ona
stanę oko njega mumljati i dreśiti mu gaće, pa se izvali, digne noge
u vis i zapoyjedi mu, da je mora jebati, jer da će ga svega
istrgati,
ako to ne ućini. On, śta će,
priklekne i zaprdi medvedicL Kad je
svrsio, ona skoći, stanę oko njega igrati i radovati se, pa ode u
Sumu,
valjda da mu neśto donese, a on brie bolje pograbi gaće u ruku, a
pritisne kapu, pa bjeii niz pianinu
kuci. Kad se medvedica povratila
i donila meda, ne nagje ongje vise
onoga covjeka, ali nagje nje-
govu bradvu, koju je on u strahu ostavio. Ona uzme bradvu sobom.
Dan po dan in ona zatrbutavi te porodi dvojke: muśko i źensko,
muśko bude kao ćeljade, a iensko kao medvetce. Ona ih je hranila
i
dojila, pa kada su veè narasli, reće jednom ono njezino muśko di-
jete svojoj materi: Mama, kazi ti meni gdje je moj otac?" Onda ona
uzme onu bradvu i dade mu govoreä: „Na ti ovu bradvu pa hajdę
u to i to mjesto, a sve nosaj bradvu u ruci, pa tko ti reće: ovo je
moja bradva, to je tvoj otac, jer on je tebe
u meni
napravio, kad je
lupaće u planini sjeko!"
On ode pa hodaj danas, hodaj sjutra,
dok jednom uzme jedan
ćoyjek onu bradvu od njega, pa okreni, pa obrni i reće: „Otkuda tebi
moja bradva?4' A on odmah prijone za njega; „Tvoja i
jest, ti si moj
otac.11 „Nisam", — ,Jesi" i tako dogje stvar do suda i on
sve pred
sudom pripovidi: како je njemu njegova mati kazivala, da ju je jedan
ćoyjek, śto je u äumi lupaće sjeko, jebo і njega i sestru mu
napravio,
pa onda pobjego a bradvu istu tu, koju je on pozno, ongje ostavio.
Sud osudi da ga on mora priznati za zakonitog sina i sebą u
kucu
primiti, te mu nadjenu ime:
Medjedovic.
Zatim neko vrijeme ode on u polje i
nagje 300
plugova gdje
oru. On se stanę sa oraćima kladiti, da će on svih trista crtala i
lemeśa
strpati u jednu veliku vrecu, zametnuti se njome i pobjeći, da ga
oni
ne će moći stići. Onda oni skinu svih
300 gvozgja sa pługa i strpaju
u jednu vrecu. On se zametne pa bjeźi i uteće im pa dogje jednom
Von sodomitischen Verirrungen.
285
kovacu i reće mu, da mu skuje od ono
svî 300 gvozgja jedan topuz
і on mu skuje. Megjutim nestane u cara 9
sestara, svaku noć po
jedne. Car progiasi, de će joś jednu, najmlagju kćer i tri tovara
du-
kata dati onome, tko mu kćer sâcuva i każe gdje su mu onih devet
sestara. Onda se Medjedovîé prijavi, da će on cuvati carevu desetu
kćer i dogje k njoj na konak. Car ga zatvori u odaju sa kćeri, on
legne s njome, zagrli ju, ali u prvi san dogje u odaju arśin brade
pe-
dalj ćose na orozu jaśući i reće mu: .Zar si ti dośo da cuvaS carsku
kćer?' a oroz odmah skoći na njega i stanę ga pandżama grebsti.
On skoći, popane svoju topuzinu pa udri arśin brade pedalj ćose i
s vega ga stuće i izbaci na polje, uzme jedan gvozden klin, pa topu-
zom rascijepi jedan jablan pred carskim dvorom, provuce arśin brade
kroz one ciplje, izbije klin, pa mu drvo stiśne bradu, a oroz ode na
jablan. Onda on reće arśin bradi pedalj ćose: ,Ti ćekaj do sjutra
tu,
a ja odoh spavati4, pa se vrati u odaju i legne sa
euro m spavati, і
kad je sjutra dan usto. ali nema niti cure, niti arśin brade pedalj
ćose,
istrgo jablan iz zemlje i odvuko za sobom. On reće caru: ,Idem ja
njega trażiti', i ode. Nagje jednu rupu u zemlji, iz nje vire zile
od
jablana a vrsika dolje u nju okrenuta. Onda se vrati k caru, pa mu
rekne, da za tri godine skuje jedan gvozdeni lanac, a na njega gvoz-
den sepet, pa da će on u sepet sjesti, a ljudi da ga na lancu
kroz
onu rupu spuste, pa će mu on kćeri na onome svijetu naci i
amo
dobaviti. Car ućini tako. Tri su mu kovaca 3 godine lanac
kovala,
pomisli, koliko je mogao biti dug i na njemu sepet od gvozgja. On
sjedne u sepet s ovim topuzom i ponese hrane, śto mu more biti, pa
ga ljudi spuste u onu rupu, a on im je reko, kada on zadrma, neka
ga vuku. Kad je dośo na oni svijet, stanę trażiti kćeri carske.
Dogje
u jedne krasne dvore, kad ono careva najstarija kći za zlatnim
stanom
sjedi i zlatan bez tka. On każe da je njega car po nju poslo, da od-
mah s njime ide. Ona odmah pogje, on ju mętne u sepet, zadrma
lancem, oni je odvuku gore; on nagje i drugu, treću i svih devet
kćeri i pośalje caru gori, ali najmlagje nigdje naci ne more.
Ode da-
leko i u jednim dvorima svim od zlata nagje u jednoj odaji najm-
lagju carevu kćer, onoga arśin brade pedalj ćose i oroza. On mu
reće: ,Zar si tu?1 pa potegne topuzinu, pa udari arśin
brade pedalj
ćose u glavu i razbije mu glavu. On pane, a ovaj ga umlati posve.
Onda udri onoga njegova oroza, dok ga ne ubi, pa uzme curu za
ruku pa dovede i mętne je u sepet Zadrma lancem a oni po vuku i
izvuku i najmlagju carsku kćer. Onima od radosti omakne se i sepet i
lanac i pane u jamu. Kad to vidi Medvjedovic prepane se, ali sjeti
286
Von sodomitischen Verirrungen
se da mu je rekla carska kći
najmlagja, ako mu do nevolje dogje, da iz
brade onoga arsin brade pedalj ćose isćupa dvije dlake, jednu
bijelu,
a jednu crnu, pa da će mu doći dva ovna, jedan bijel a jedan crn,
on neka uzjaśe na bijelog ovna, pa će ga iznijeti na onaj svijet On
tako uradi. Dogju dva ovna, on uzjaśe na bijeloga, onda se oni
pobiju,
pa како su se zatrćali i jedan drugog u glavu udario, on sa bijelog
na crnog ovna skoći, ovan bjeżi i odnese ga u mraćni vilajet i
ostavi
kod dvaju jablana. On ne smjedne ostati na zemlji, ispenje se na
jablan, kada on, ali na jablanu jedno gnijezdo kolik guvno i u njemu
dva mlada tića, svaki golem kolik najveci vo. a uz drugi
jablan płazi
guja kolik najveca stoźina, debela ko brast i hoće tiće da pojede.
Njemu bude żao, potegne topuzom i ubije onu guju. Kad eto ti
jedne velike ptice i odmah poleti da Medyjedovica zgrabi, ali oni
tiä
zavicu: ,Nemoj ga, draga mama, on je nama iivot spasao. VidiS dolje
pod jablanom koliku je aźdaju ubiol' Ptica ga zapita Sta trałi, da
mu dade. a on reće: Ja niSta drugo ne ću, nego me iznesi na onaj
svijet.1 Ona reće: ,Ajde sjedi na mené!1 On
sjede a ona vrkne i
iznese ga na ovaj svijet blizu carskog dvora. On dogje caru, car mu
napravi dvore ukraj svojih, a bolje od svojih i da mu najmlagju kćer
za zenu. Ako je źiv i sad je jebuca, jer nije Sala carski zet biti.
Erzählt vom Bauern Pavle Pavlovic in
Źepće in Bosnien.
Erzählung, wie ein Mann eine
Bärin vögelte, wie sie trächtig
geworden und Zwillinge geworfen
hat.
Ein Mann, der ein Meister für
Wäschepracker war, begab sich
ins Hochgebirge, um Holz für Wäschepracker zu fallen. In einer
tiefen Schlucht saß er vorgebeugt und behaute das Holz, als da auf
einmal zu ihm eine zweijährige Bärin kam. Er erschrak, die Breit-
axt entsank seiner Hand, sie, die Bärin, hub um ihn herum zu
brummen und ihm die Hosen aufzulösen an, dann wälzte sie sich der
Länge nach aus, hob die Beine in die Höhe und befahl ihm, er müsse
sie vögeln, denn sie werde ihn ganz in Stücke zerreissen, wenn er
dies nicht täte. Er, was soll er tun, kniet nieder und farzt ihn der
Bärin hinein. Nachdem er die Sache abgemacht, sprang sie auf, be-
gann um ihn herum zu tanzen und sich zu freuen und ging dann in
den Wald hinein, wahrscheinlich, um ihm etwas zu holen, er jedoch
raffle mit möglichster Schnelligkeit in die Hand die Hosen zusammen,
drückte sich die Kappe fest und rannte durchs Hochgebirg abwärts
heim.
Von sodomitischen Verirrungen.
287
Als die Bärin wieder zurückkehrte
und Honig mitbrachte, traf
sie dort jenen Mann nicht mehr an, wohl aber fand sie seine
Breitaxt,
die er im Schrecken liegen gelassen, Sie nahm die Breitaxt mit sich
mit Tag auf Tag, ihr Bauch schwoll an und sie gebar Zwillinge, ein
männliches und ein weibliches Kind, das männliche wuchs in Menschen-
gestalt, das weibliche aber als Bärenjunges auf. Sie nährte sie und
säugte sie und als sie schon herangewachsen waren, sprach einmal
jenes, ihr männliches Kind, zu seiner Mutter: ,Mama, sag du mir, wo
weilt mein Vater?1 — Da nahm sie jene Breitaxt und
überreichte sie
ihm mit den Worten: ,Da, nimm die Breitaxt und begib dich in diesen
und diesen Ort, trag jedoch unablässig die Breitaxt in der Hand und
wer dir da sagt: ,Das ist meine Breitaxtl' so ist dies dein Vater,
denn
er hat dich in mir erzeugt, als er Wäschepracker im
Hochgebirge
be-
haute!4
Er zog fort und geh heute,
geh morgen, bis ihm einmal ein Mann
die Breitaxt abnahm, sie hindrehte und herwandte und zu ihm sagte:
,Wie kommst du zu meiner Breitaxt?' — Der aber schmiegte sich so-
fort an ihn an: ,Sie gehört auch dir, du bist ja mein Vater!' — ,Ich
bin es nicht!' — Ja, du bist es!' — Und so kam die Angelegenheit
vors Gericht und er erzählte alles vor Gericht, wie ihm seine Mutter
erzählt habe, daß sie ein Mann, der im Walde Wäschepracker be-
haute, gevögelt und ihn und seine Schwester gezeugt habe, dann
aber davon gelaufen sei, doch eben diese Breitaxt, die er erkannt,
dort liegen gelassen habe. Das Gericht fällte das Urteil, der Mann
müsse ihn als seinen ehelichen (gesetzlichen) Sohn anerkennen und
ihn in sein Haus aufnehmen. Und man gab ihm den Namen:
Bärensohn.
Einige Zeit hernach begab er sich
aufs Ackerfeld und traf drei-
hundert Pflüge beim Ackern an. Er hub mit den Pflügern zu wetten
an, er werde alle dreihundert Stricheisen und Pflugschaufeln in
einen
grossen Sack hineinstopfen, ihn auf die Schultern laden und davon-
laufen, so daß sie ihn nicht einholen werden können. Hierauf nahmen
sie alle dreihundert Eisen von den Pflügen herab und stopften sie in
einen Sack hinein. Er warf ihn sich auf die Schultern und lauf zu
und rennt ihnen davon und kommt zu einem Schmied und heißt ihn,
er soll ihm aus allen jenen dreihundert Eisen einen Schlachtkolben
schmieden und der schmiedete ihm einen daraus.
Inzwischen verschwanden beim Kaiser
neun Schwestern, je eine
in jeder Nacht Der Kaiser ließ verlautbaren, er werde noch eine,
seine jüngste Tochter, und noch drei Lasten Dukaten demjenigen als
288
Von sodomitischen Verirrungen.
Belohnung gewähren, der ihm die
Tochter bewahre und ermitteln
kann, wohin ihm jene neun Schwestern geraten wären, Alsdann mel-
dete sich Bärensohn, er werde des Kaisers zehnte Tochter behüten,
und er kam zu ihr auf Nachtherberge. Der Kaiser verschloss ihn mit
der Tochter in die Stube, er legte sich mit ihr nieder, umhakte sie,
doch als ihn der erste Schlaf umfing, trat in die Stube, auf einem
Hahne reitend Ellenbartspannlangmännchen ein und sprach zu ihm:
,Was, du bist gekommen, um die kaiserliche Prinzeß zu bewachen?*
Der Hahn aber sprang gleich auf ihn los und hub ihn mit den
Krallen zu kratzen an. Er sprang auf, ergriff seinen Streitkolben
une hau drauf ein auf Ellenbartspannlangmännchen und zerschlug ihn
ganz windelweich und schmiß ihn ins Freie hinaus, nahm einen
eisernen
Keil, spaltete mit dem Streitkolben einen Pappelbaum vor dem kaiser-
lichen Gehöfte, zog den Eilenbart durch jene Spalte durch, schlug
den Keil heraus und der Baum zwickte ihm den Bart ein, der Hahn
aber stieg auf den Pappelbaum hinauf Dann sagte er, Bärensohn:
.Ellenbartspannlangmännchen! Du wart bis morgen hier, ich aber
gehe schlafen,1 und kehrte in die Stube zurück und legte
sich mit
dem Mädchen schlafen nieder. Und als er sich am anderen Tag
morgens erhob, da war weder das Mädchen noch Ellenbartspannlang-
männchen da! Der hatte die Pappel aus der Erde entwurzelt und
mit sich fortgeschleift
Er sprach zum Kaiser: ,Ich gehe ihn
suchen!1 und zog ab. Er
. stieß auf einen Schlund in der Erde, aus ihm lugen die Pappelbaum-
wurzeln hervor, der Wipfel aber war in ihn hinabgekehrt Hierauf
kehrte er zum Kaiser zurück und sagte zu ihm, er möge innerhalb
dreier Jahre eine eiserne Kette schmieden und an ihr einen eisernen
Kober anbringen lassen, und daß er sich in den Kober hineinsetzen
werde. Die Leute aber sollen ihn an der Kette durch jenen Schlund
hinablassen und er werde ihm die Töchter auf jener Welt auflinden
und beschaffen.
Der Kaiser tat so. Drei Schmiede
schmiedeten ihm drei Jahre
lang an der Kette, bedenk nur, wie lang die wohl geraten sein
mochte und an ihr war ein Kober aus Eisen. Er setzte sich in den
Kober hinein mit dieser Schlachtkeule und nahm soviel Nahrung mit
als er nur mitnehmen konnte und da ließen ihn die Leute in jenen
Schlund hinab, er aber hatte ihnen gesagt- sobald als er die Kette
schüttle, sollen sie ihn emporziehen.
Als er auf jener Welt angelangt war,
hub er die kaiserlichen
Prinzessinnen zu suchen an. Er kam auch in einen herrlichen Palast,
Von sodomitischen Verirrungen
289
ei, siehe, da trifft er die älteste
kaiserliche Prinzessin an einem gol-
denen Webstuhl sitzend an und sie webt goldene Leinwand. Er sagt zu
ihr/ ihn habe der Kaiser um sie ausgesandt, sie solle mit ihm augen-
blicklich gehen. Sie brach sofort auf, er setzte sie in den Kober
hin-
ein, schüttelte die Kette, sie zogen sie hinauf Er fand auch die
zweite, die dritte und alle neun Töchter und schickte sie zum Kaiser
hinauf, doch die allerjüngste vermag er nirgendwo aufzufinden.
Er ging gar weit und in einem
Palaste, ^der ganz und gar aus
Gold bestand, fand er in einer Stube die allerjüngste kaiserliche
Tochter, jenes Ellenbartspannlangmännchen und den Hahn vor. Er
sagte zu ihm: ,Wie, du bist da?4 und holte mit dem
gewaltigen Streit-
kolben aus, traf das Ellenbartspannlangmännchen aufs Haupt und
zerschlug ihm das Haupt Es fällt hin und der zerdrischt es vollends.
Hernach hau auf jenen seinen Hahn los, bis er ihn nicht getötet und
ergreift das Mädchen an der Hand, fuhrt es hin und setzt es in den
Kober hinein. Er schüttelt die Kette, sie ziehen an und ziehen auch
die allerjüngste kaiserliche Tochter herauf. Vor Freuden entgleitet
ihnen sowohl die Kette als der Kober und beides fällt in den Schlund
hinab.
Als Bärensohn dies sah, entsetzte er
sich, doch erinnerte er sich,
daß ihm die jüngste kaiserliche Tochter gesagt habe, er möge, wenn
er in böse Verlegenheit geraten sollte, dem Ellenbartspannlang-
männchen zwei Haare aus dem Bart herausreißen, ein weißes und ein
schwarzes, und da würden ihm zwei Schafböcke erscheinen, der eine
weiß und der andere schwarz, er soll sich auf den weißen Schafbock
rittlings hinaufschwingen und der werde ihn auf jene Welt hinauf-
tragen. Er tat also. Es kamen zwei Schafböcke und er schwang
sich dem weißen auf den Rücken hinauf. Hierauf fuhren die zwei
Schafböcke auf einander los und wie sie gegen einander losrannten,
stieß einer dem anderen in den Kopf und er sprang vom weißen auf
den schwarzen Bock hinauf. Der Schafbock rennt davon und trägt
ihn in die schwarze Welt hin und wirft ihn bei zwei Pappelbäumen
ab. Er getraute sich nicht, auf der Erde zu verbleiben und klomm
auf die eine Pappel hinauf. Wie er aber oben ist, entdeckt er auf
der Pappel ein Nest so groß wie eine Tenne und darin zwei junge
Vöglein, jedes so groß wie der allergrößte Ochs, an der anderen
Pappel aber schleicht eine Giftnatter empor, so groß, wie der aller-
größte Tennenpfahl und dick wie ein Eichenbaum, und die möchte
die Vöglein auffressen. Ihm tat es um sie leid, er holte mit dem
riesigen Schlachtkolben aus und tötete jene Giftnatter. Da auf
einmal
Krauss, AnthropophyteU. III. I9
290
Von sodomitischen Verirrungen.
kommt ein gewaltiger Vogel geflogen
und der stürzte sich gleich auf
Bärensohn los, um ihn zu packen, doch jene Vöglein schrien auf:
,Laß ihn zufrieden, teuerste Mama, er bat uns das Leben gerettet
Siehst du unter dem Pappelbaum, welch ungeheuren Drachen er tot-
geschlagen!' — Der Vogel befragte ihn, was er für eine Belohnung
fordere, damit er sie bekomme, er aber sagte: ,Ich verlange nichts
anderes als daß du mich auf jene Welt hinaufträgst!1 Der
Vogel
sagte: ,Wohlan, setz dich auf mich;' — Er setzte sich, der Vogel
flog
pfeilschnell auf und trug ihn auf diese Welt nahe zum kaiserlichen
Hofe hin. Er kam vor den Kaiser, erbaute ihm neben seinem Ge-
höfte ein neues, doch ein stattlicheres als sein eigenes war und gab
ihm die allerjüngste Tochter zur Frau. Wenn er lebt, vögelt er sie
auch jetzt noch, denn es ist kein Spaß, kaiserlicher Eidam zu sein.
Anmerkung. In dieser Erzählung sind
verschiedene, dem
Märchenforscher geläufige Motive zusammengeschweißt. Ein Gegen-
stück zu der Bärin ist der Bär, dem sich eine Prinzessin hingibt in
iooi Nacht, 354.
und 355.
Nacht nach Burtons Übersetzung.
476. Cudotvorna trava.
Voleo se momak sa devojkom a nisu
mogli da se uzmu. Ona
bila bogata a on puki siromaśak. Isprosi se ona za prvoga momka u
selu, urede, kad će da bude svadba pa pozovu і svatove a megj
njima і onoga siromaśka. Njemu bilo mnogo teśko i od żalosti nije
znao Sta će da radi, niti je mogao da jede ni da spava, venuo s dana
na dan i ostao kao senka. Saźali se na nj jedna baba, vesta vracara
pa ga zapita, śta mu je. On joj ispovedi sve po redu. — Ne boj se,
rekne mu ona, kad je sve ćula, otidi i ti na svadbu, kad te zvali a
ja ću
da ti pomognem, koliko umem i znam! — Onda potraźi i da mu
neku travu: Uzmi, każe, ovu travu. Śtogod kroz nju prvi put
progledaś,
mora da ostanę odmah onako, kako je bilo u taj ćas, doklegod ga ti
po drugi put kroz tu istu travu ne progledaś. Kad bude taj dan u
veće,
gledaj dobro, gde će da legnę mladoźenja s mladom. Prikradi se
nekako te ih progledaj, kad poćnu da se jebu, oni će da se sastave і
ne će піко moći da ih rastavi. Ti niśta ne ćini, dokle ti ne obećaju
mladu nevestu a pośle samo progledaj kroz travu joś jedan put pa će
da se odvoje. —
Uzme siromaśak travu pa kad bilo
vreme otide na svadbu. Progje
veselje, smrklo se, veceraju izvedu mladence. Dovuce se siromaśak
do neke rupice kroz koju se videlo u sobu pa kad mladoźenja digo
mladi noge i taman poćeo, progleda ih kroz travu i oni se odmah
Von sodomitischen Verirrungen,
291
sastave jedno s drugim pa ni da
mrdnül Mućili se,
da se rastave,
mućili, aja, ne może nikako.
Ujutru ćekala svekrva, da joj se
digne snaha, snahe nema. Uigje
u sob u, gde su spavali, ima śta i da vidi! Prigje, da ih rastavi,
siromaśak progleda i nju kroz travu, zalepi se i ona, Dogju zaove,
da otrgnu bar svoju mater, on progleda kroz travu — sastave se І
one! Digne se po kuci
govor, ćugjenje, vajkanje, uplaŚe se da
nisu
neke éini, neki namet te potraźe, da ide neko popu, da on dogje і
oćita molitvu. Ko će da pogje, pogje baś onaj siromaśak. U selu
nisu imali popa, on otide ćak u drugo selo, isprića mu Sta je i
zovne
ga, da odmah pogje. Mętne pop knjige u bisage, uzjaśe kobilu pa
pogju. Kobila iśla mało brie te pop izmakne poprilićno pa kad je
mislio, da ga siromaśak ne će da vidi, svrne u jedan śumarak kraj
puta, skinę se s kobile, dovede je do jednoga panja, popne se na nj
pa poćne da jebe kobilu. I siromaśak iśao malo brie, vidi popa śta
radi, progleda kroz travu i pop ostanę onako, kako se bio uhvatio
kobili za rep. Stigne onaj: Śta je to, pope?! —
Vidis, śta
je, rekao
mu pop, nego ti idi, ja ne mogu!
Otide on i isprića, śta je bilo s
popom. Dignu se od mladoźenine
kuce,
da vide. Istina tako! Uplaśe se svi,
śta će da bude a najvise
svekar i svekrva; poćnu da vicu
na snahu, da je ona donela tu nes-
reću u njihovu kucu,
poćnu, da se ratosiljaju nje i obećaju
sve, śto su
ih dobili onome ko siane to cudo.
Onda siromaŚak isprića, како ga
je neka baba naućila leku i zatraźi, da mu uz darove dadu і nju a on
izvadi travu, progleda kroz nju і svi se rastave, kao da niśta nije
ni bilo. Uzme odatle і darove i mladu, ode svojoj
kuci te
tamo tek
poćne pravo veselje.
Mole ga ljudi, da ide i popa da
pusti. On ne će. On może,
każe, joś malo da prićeka. — Kad bilo tek ujutru, digne se k popu і
nagju ga, како joś ćući na kobili golokrak, a kako noću bila zima,
gotovo se smrzao. Kad ćuje, da ga siromaśak może otarasati bede,
obeća mu i kobilu i sto dukata (koliko je kod sebe imao). SiromaŚak
ga progleda kroz travu i on se u taj ćas otrgne od kobile pa mu da
sve śto je rekao i joś mu obeća, da mu niśta ne će uzeti za
vencanje.
Tako siromaśak steće i onu koju je
volio i dosta uz nju.
Erzählt von einem Bauern aus der
Timokgegend in Serbien.
Das wundertätige Kraut.
Ein Bursche unterhielt mit einem
Mädchen eine Liebschaft, doch
sie konnten sich nicht kriegen. Sie
war reich und er der reine Habe-
19*
292
Von sodomitischen Verirrungen.
nichts. Es freite um sie mit Erfolg
der vornehmste Jüngling im Dorfe,
man bestimmte den Hochzeittag und lud auch Hochgezeiter ein, unter
ihnen auch jenen Habenichts. Ihm war darob gar schwer zu Mute
und vor Herzeleid wußte er nimmer, was er anfangen soll, konnte
weder essen noch schlafen, welkte von Tag zu Tag hin und sank zum
Schatten herab. Ein altes Mütterchen, die eine geschickte
Heilkünstlerin
war, fühlte mit seinem Zustand Mitleid und befragte ihn, was ihm
denn
fehle. Er beichtete ihr alles haarklein. — Sei ohne Furcht, sagte
sie
zu ihm, als sie alles vernommen, begib auch du dich auf die
Hochzeit,
da sie dich eingeladen haben, ich aber werde dir Hilfe leisten,
soviel
als ich verstehe und weiß! — Hierauf suchte sie ein Kraut und über-
reichte es ihm: Nimm, sagte sie, dieses Kraut. Jedes, auf was immer
du zum erstenmal durch dieses Kraut hindurchschaust, muß auf der
Stelle in der Lage verbleiben, in der es sich im selben Augenblicke
befunden, solange als du nicht zum zweitenmal durch dieses selbe
Kraut darauf hindurchschaust. Wann der bewußte Tag eintritt, am
Abend, paß wohl auf, wo sich der Bräutigam mit der Braut nieder-
legt Stiehl dich auf irgend eine Weise hinzu und schau durchs
Kraut auf sie, wann sie zu vögeln anfangen; sie werden sich
vereinigen
und niemand wird sie auseinanderzubringen vermögen. Du tu gar
nichts, ehe sie dir nicht die junge Frau zum Lohn versprechen.
Später aber schau bloß durchs Kraut noch einmal durch und sie
werden auseinander gehen.
Der Habenichts nahm das Kraut und
als es an der Zeit war, be-
gab er sich auf die Hochzeit Die Hochzeitfeier verstrich, der Abend
dunkelte an, sie aßen das Nachtmahl und führten das junge Paar ins
Brautbett ab. Der Habenichts schlich sich an eine kleine Lücke [an
der Tür], durch die man in die Stube hineinblicken konnte und als
der Bräutigam der Braut die Beine in die Höhe zog, schaute er auf
sie durch das Kraut hindurch und sie vereinigten sich sofort eines
mit dem andern und nicht mucksen konnten sie mehr! Sie mühten
sich ab, um auseinander zu kommen, sie mühten sich ab, ach nein, es
geht auf keine Weise.
Am Morgen wartete die
Schwiegermutter, daß sich die Schnur
erhebe, die Schnur erscheint nicht Sie tritt in die Stube ein, wo
sie
schliefen, hat auch was zu sehen! Sie tritt an sie heran, um sie
aus-
einander zu bringen, der Habenichts schaut auch auf sie durchs Kraut
hindurch, auch sie klebte an. Es kommen die Schwägerinnen, um
wenigstens ihre Mutter loszuzerren, er schaut durchs Gras hindurch
— auch sie picken schon an! Im Hause erhebt sich ein Gerede, ein
Von sodomitischen Verirrungen.
293
Wundern, ein Wehgeschrei, man
erschrickt, es könnte irgend eine
Verzauberung vorliegen, irgend eine Verfluchung und sie suchten
einen, der den Popen holen gehen soll, damit er komme und das
Banngebet verlese. Wer soll da gehen, es ging just jener Habenichts.
Im Dorfe hatten sie keinen Popen, er begab sich also gar ins nächste
Dorf, erzählte dem Popen, was geschehen, und lud ihn ein, sofort
mitzukommen. Der Pope legt die Bücher in den Zweisack, schwingt
sich auf die Stute hinauf, und sie machen sich auf den Weg. Die
Stute schlug einen etwas rascheren Gang ein und der Pope gewann
einen ziemlichen Vorsprung und als er wähnte, der Habenichts werde
ihn nicht sehen können, kehrte er in ein Wäldchen am Wege ein,
schwang sich von der Stute herab, führte sie zu einem Baumstrunk
hin, stieg auf ihn hinauf und fing die Stute zu vögeln an. Auch der
Habenichts beschleunigte ein wenig seine Schritte, erblickte des
Popen
Treiben, schaute durchs Kraut hindurch und der Pope verblieb in der
Stellung, wie er sich der Stute an den Schweif angeklammert hatte.
Jener erreicht ihn: Was soll das heißen, Pope?! — Du siehst doch,
was los ist, sagte der Pope zu ihm, aber geh du weiter, ich kann
nicht
Er zog ab und erzählte umständlich,
was sich mit dem Popen
ereignet hat Es erhoben sich die Leute vom Hause des Bräutigams,
um die Sache zu sehen. Es ist Wahrheit so! Alle erschrecken, was
das werden soll, zumeist aber der Schwiegervater und die Schwieger-
mutter; sie heben auf die Schwiegertochter zu schreien an, daß sie
dies Unglück in ihr Haus gebracht hätte, sie fangen an, sie um jeden
Preis von sich abzuschütteln und versprechen alle Geschenke, die sie
bekommen haben, demjenigen, der dieses Wunder aufhebt Hierauf
erzählte der Habenichts, wie ihn ein gewisses altes Mütterchen ein
Heilmittel gelehrt und er verlangte, sie möchten ihm neben den Ge-
schenken auch sie, die Braut, überlassen* Und er zog das Kraut
hervor,
schaute hindurch und alle trennten sich von einander los, als ob
über-
haupt gar nichts vorgefallen wäre. Er nahm von da sowohl die Ge-
schenke als auch die Braut mit, begab sich nach seinem Hause und
erst dort hub die wahre Hochzeitfeier an.
Die Leute bitten ihn, er möge
hingehen und auch den Popen
freilassen. Er mag nicht, Der kann, so sagt er, noch ein Weilchen
zuwarten. — Als es bereits am Morgen war, erhob er sich auf zum
Popen und sie treffen ihn, wie er noch immer nakthaxig auf der Stute
hockt und wie es so nachts kalt gewesen, war er nahezu erfroren.
Als er vernahm, daß ihn der Habenichts seines Ungemachs entledigen
Von sodomitischen Verirrungen
könne, versprach er ihm zum Lohn
sowohl die Stute als auch ein-
hundert Dukaten (soviel als er bei sich trug). Der Habenichts
schaute
durchs Kraut hindurch und der riß sich im selben Augenblick von
der Stute los und gab ihm alles, was er ihm zugesichert und ver-
sprach ihm überdies, ihm für die Trauung keine Gebühr abzunehmen.
477.
Śćapia! — Srndąjli! *)
Bile dvi źene u jednom selu pa se
dobro pazile. Jednom se sas-
tanu na vodi a bile obadve kuljave, imale, śto se każe, trbuh do
zubL
One se zareku, da ako jedna rodi muśko a druga żeńsko dijete, da se
ta djeca uzmu, jer, vele, како se njih dvi paze, da će se i njihova
djeca tako paziti Sreća iii nesreća je htjela, da je jedna rodila
muśko
a druga źensko dijete. Djeca su odrasla za udaje i źenidbe, ali je
muśkić bio vukarast a żeńska, djevojka bogata pa nije hotila
poci tome
momku, već pogje za drugoga momka u selu.
Baś kad su svatovi vodili djevojku
on je oro pod kucom, ali kuce
njegova nesreća, ovamo mu se udaje djevojka a onamo mu se volovi
nikako ne daju u lijes uvatitL Najedanput opazi on, da je sokol
poćerao guju, da ju ubije a ona pravo bjeźi k njemu і savije mu se
oko nogu i zapis ti: ,Ne daj me, po Bogu brate!1 — On se
prepane,
ali Ірак obrani ju i spasi od sokola. Kad ju je spasio i soko
pobjego
reće mu guja, da on Śto god żeli, od nje zaiste, da će mu ona to
dati.
On joj reće, da on najvoli, da mu se sami volovi u lijes vataju i
puśtaju.
Onda ona mu rekne: ,Eto, kada hoćeś, da ti se volovi uvate a ti
reci:
,Sćapiś!4 a kada hoćeś, da ti se puśće a ti reci:
.Srndajlü* pak će ti
se raspuśćati/
On je to odmah pokuśao. Ode kod
volova i reće: ,Sćapiś!4 a oni
se sami uvate u plug (lijes). Onda kada je hotio jih pustiti reće:
,Srndajli!' i oni se raspuŚte.
U većer ode i on na pir te se mało
ponapio a kada su u većer
djevojku i momka u hudżaru sveli, on ode za hudżaru i sluśa te kada
se je onaj momak popeo na curu i uterao kurac u pićku, ona bila
tisna pa kad joj je ugonio, ona stanę prdjeti a on reće: ,Śćapiś!4
—
I tako su ostali do sjutra uyjek drżeći nogę na ramenim pomalo
ljuljajući (zezajući) bez gaća.
Kada su sjutra dośli svatovi, da
probude mladjence imali su śta
i viditi. Onaj digo curske nogę na rame pa pomalo ljulja. Oni ga
stanu rużiti, da puśti curu a on im każe, da ne more, jer da joś
i) Türkisch serlty, geschwind,
hurtig, flugs.
Von sodomitischen Verirrungen. 295
od sinoć uvjek tako drii, već da
odmah Salju po kalugjera, da im
molitvu ćita.
PoSto je kalugjer u manastiru daleko
bio ne ćedne піко po njega
otićL
Onda reće onaj momak, da će on ići po
kalugjera, samo da mu
dadu dobru bedeviju, da na njoj dorene kalugjera. Oni mu dadu jednu
mladu, vrlo lijepu bedeviju. On odjaśe do manastira pa sve każe
kalugjeru. śto se dogodilo, već da se odma spremi i da ide ś njime,
da im molitvu ćita.
Kalugjer se spremi, uzjaśe na
kobilu. Ali je na putu bilo na
jednom mjestu vrlo strmo jaśiti. Tu je kalugjer morao sjaśiti a dade
bedeviju onom momku, da vodi a on je iśo za njime. Ali je momak
vidio, da kalugjer sve gledi bedeviji pod rep a imała je vrlo lijepu
okruglu pićku pa je valjda kalugjer begeniso. Kad su siŚli dolje
opet
je kalugjer uzjao i reko onome momku, da on ide polako, da će on
njega tu i tu ćekati. I poćera bedeviju kroz śumu. Ali onaj momak
dosjeti se, da će kalugjer jebati bedeviju. Ćim je on zamako za brdo
poleti za kalugjerom i vidi u Śumi kraj puta, gdje je kalugjer svezo
bedeviju za jednu bukvu, digo rep i utero joj kurćinu u pizdurinu i
zbija a on reće: ,ŚćapiŚ!' I moj ti kalugjer ostanę onako zezajući
bedeviju.
On zajmi bedeviju preda se i dotera
u selo sa kalugjerom
na nozi a svijet izaśo pa se cudom ćudio. On ostavi bedeviju
і
kalugjera kod svatova. Pogje po
jednu gataru, da ona każe, śta će i
kako će. Onda kad je dośo gatari, sve joj każe i razlożi. Gatara
obeća,
da će ona to sve urediti i pogje sa onim momkom. Ali kad su doŚli
do jedne vode, gatara se uzgrne do vise pojasa, da vodu prigazi a
onaj momak reće: ,Śćapiś!' — I ona ostaną onako uzgrnuta, da joj se
je і ріска
i guzica gola vidila.
Kad su iŚli kroz selo sjedio je
jedan hodźa pokraj puta. Imao
je veliku bradu i puśio ćibuk. Pa kad su oni naiŚli bilo mu za
cudo,
kad je vidio gataru gole pizdę i
guzice pa će onim ćibukom pokazati
na guzicu drzeći se za bradu i reći: ,Śta je to?' — Istom kad je on
donio lulu pod guzicu i uvatio se za bradu, onaj reće ,Śćapiś.' — I
hodia ostanę onako drłeći lulu gatari pod guzicom. On zajmi i hodżu
i gataru preda se pa preko sela a svijet trćo kao na
cudo.
Na oto je
cudo dośo i
jedan hadżija iz sela pa kad je vidio, kako
onaj digo nogę curi i onako na ramenu drźi, onaj kalugjer jebe
kobilu,
gatara se uzgrnula gola a hodźa drźi se za bradu i podnio ćibuk
gatari pod guzicu i drźi, stanę se ćuditi i uvati se i on za bradu a
onaj vikne: ,Śćapiśl' I njemu ostane brada u ru ci.
296
Von sodomitischen Verirrungen.
Pośto se je svijet uplaśio і nije
znao, śta će, onaj mladić reće
im, da njemu od sviju skupe hiljadu dukata, da će ih on te bede
oprostiti. Oni pokupe pare і njemu dadu. On reće ,Srndajli!' i oni
se svi raspuśte. Onda narod popane ko za sikiru, netko zu kolac,
netko za kamen a mladoienja, hodźa i hadźija u onoj brzini zgrabe
govno, da njega umaźu. I poteraju ga a on vikne: ,Śćapi§!' a oni
ostanu onako a on pobjegne te kad je već iz sela izmako onda im
dovikne: ,Srndajli!' — I ode iz onoga krają ponesavsi sa sobom
hiljadu
dukata.
Erzählt vom Bauern Gjoko Pelemiś aus
Osmak, einem Dorfe in
Bosnien. — Eine sehr unsaubere Variante, nach der die gepeinigten
ihren eigenen Kot essen müssen, hörte ich in Chrowotien von einem
Bauern, doch hatte ich keine Zeit, sie aufzuschreiben.
Du ergrapst! — Hurtiglichl
In einem Dorfe lebten mal zwei
Weiber, die hielten miteinander
gute Freundschaft Einmal trafen sie einander am Wasserbrunnen, es
waren aber beide hochschwanger was man so sagt, mit dem Bauch
bis an die Zähne. Sie gelobten einander, daß, falls die eine ein
männ-
liches, die andere ein weibliches Kind gebiert, die Kinder einmal
ein
Ehepaar werden sollen, denn, so meinen sie, so wie sie zwei
miteinander
gut auskämen, so würden sich auch ihre Kinder einst gut vertragen.
Das Glück oder das Unglück wollte es, daß die eine ein männliches,
die andere aber ein weibliches Kind gebar. Die Kinder wuchsen für
die Verheiratung und Ausheiratung heran, jedoch das Männchen war
mein leiblicher Schnorrer, das Weibchen aber ein reiches Mädchen
und sie mochte nicht diesem Burschen ihre Hand reichen, sondern
versprach sich einem andern Burschen im Dorfe.
Gerade als die Hochgezeiter das
Mädchen heimführten, ackerte er
unterhalb seines Hauses und nun welch ein Übermaß seines Unglückes,
hier heiratet sich sein Mädchen aus und da wieder lassen sich die
Ochsen um keinen Preis ins Joch spannen 1 — Auf einmal bemerkte
er, daß ein Falke eine Giftnatter verfolgt um sie zu töten, sie aber
flüchtet schnurstracks auf ihn zu und windet sich ihm um die Beine
und zischt ihn wimmernd an: .Beschütz mich, von Gott aus mein
Bruder'/ — Er entsetzt sich, verteidigte sie aber trotzdem und
rettete
sie vor dem Falken- Nachdem er sie gerettet und der Falke ent-
flohen war, sprach zu ihm die Giftnatter, er möge von ihr heischen,
was immer er nur begehrt, sie werde ihm dies gewähren. Er sagte
Von sodomitischen Verirrungen.
297
zu ihr, er hätte es am liebsten,
wenn sich ihm die Ochsen -selber ins
Joch spannen und selber ausspannen täten. Hierauf sprach sie zu
ihm: .Siehe, wenn du willst, daß sich dir die Ochsen einspannen, so
sprich du: ,Du ergrapstl' und wieder wenn du willst, daß sie sich
ausspannen, so sag du: .Hurtiglich!' und sie werden sich dir aus-
spannen!'
Er machte im Augenblick den Versuch
davon. Er begab sich
zu den Ochsen und sprach: ,Du ergrapst I' und sie selber spannten
sich
ins Joch (Holz) ein. Hernach als er sie freilassen wollte, sprach
er:
.Hurtiglich!1 und sie spannten sich aus dem Joch aus.
Am Abend begab auch er sich zum
Hochzeitmahl und trank
sich ein Schwipschen an, als sie aber am Abend das Mädchen und
den Burschen in die Keuschen zusammenführten, begab er sich hinter
die Keuschen und horchte zu und als jener Bursche auf das Mädchen
hinaufgeklommen und den Zumpt in die Voz eingetrieben hatte, da
war sie eng gebaut und als er ihn in sie hineinzwängte, begann sie
zu
farzen. Der Horcher aber sprach: ,Du ergrapst!' — Und so verblieben
sie in dieser Stellung bis zum Morgen, er immer ihre Beine auf den
Schultern haltend und kleinweis wiegend (zuckend) ohne Hosen.
Als am andern Morgen die
Hochgezeiter erschienen, um die jungen
Brautleute aufzuwecken, bot sich ihnen ein lohnender Anblick dar.
Jener erhob die Mädchenbeine auf die Achseln und wiegt sie
kleinweis.
Sie begannen ihn zu schmähen, er möge das Mädchen doch auslassen,
er aber sagt ihnen, er könne es nicht, denn er halte sie noch von
gestern abends her so, sondern sie möchten doch sogleich um den
Mönch schicken, damit er ihnen ein Banngebet verlese.
Nachdem der Mönch im Kloster weit
weg war, wollte niemand
um ihn fortgehen. Alsdann sagte jener Bursche, er werde den Mönch
holen gehen, nur sollten sie ihm eine tüchtige Araberstute borgen,
damit er auf ihr den Mönch herschaffe. Sie gaben ihm eine junge,
sehr schöne Beduinenstute. Er ritt zum Kloster davon und vermeldete
alles dem Mönche, was sich ereignet hatte, er solle sich daher
augen-
blicklich fertig machen und mit ihm mitkommen, um ihnen das Gebe
zu verlesen.
Der Mönch machte sich fertig,
schwang sich auf die Stute hinauf.
Auf dem Weg jedoch war es an einer Stelle sehr steil zu reiten. Hier
mußte der Mönch absteigen, die Beduinenstute aber übergab er zur
Führung jenem Burschen und er selber schritt unablässig hinter ihm
einher. Der Bursche jedoch bemerkte, daß der Mönch ununterbrochen
der Beduinenstute unter den Schweif schaute, sie besaß aber eine
sehr
298
Von sodomitischen Verirrungen
schöne runde Voz und der Mönch fand
an ihr wahrscheinlich liebendes
Wohlgefallen. Als sie ins Tal herabgekommen waren, schwang sich
der Mönch wieder aufs Pferd hinauf und sagte zu jenem Burschen,
er möge ihm langsam nachfolgen, er werde ihn da und da erwarten.
Und er jagte mit der Beduinenstute durch den Wald dahin. Jenem
Burschen jedoch schwante, daß der Mönch die Stute vögeln werde.
Kaum war er hinter den Berg entrückt, flog er hinter dem Mönch
einher und sieht im Walde am Wege, wie der Mönch die Beduinen-
stute an eine Buche angebunden, ihr den Schweif in die Höhe ge-
hoben und ihr den Zumpterich in den Vozerich hineingetrieben
und hineinrammt, er aber sprach: ,Du ergrapstIі Und mein
Mönch
verbleibt so, die Beduinenstute geigend.
Er trieb nun die Beduinenstute vor
sich her und trieb sie mit
dem Mönch zu Fuß bis ins Dorf hinein, das Volk aber kam aus den
Häusern heraus und schaute seine blauen Wunder. Er beließ die Be-
duinenstute und den Mönch bei den Hochgezeitern. Er ging eine
Wahrsagerin holen, damit sie sage, was man tun und wie man vorgehen
soll. Als er hierauf zur Wahrsagerin kam, erzählte und setzte er ihr
alles auseinander. Die Wahrsagerin versprach, dies alles in Ordnung
zu bringen und machte sich mit jenem Burschen auf den Weg. Als
sie aber an ein Flußwasser kamen, schürzte sich die Wahrsagerin bis
über den Gürtel auf, um durch den Fluß hindurchzuwaten, jener
Bursche
aber sprach: ,Du ergrapst!' — Und sie verblieb also aufgeschürzt, so
daß man ihr sowohl die Voz wie auch den nackten Arsch sah.
Als sie durchs Dorf zogen, saß ein
Hodźa am Wegrain. Er be-
saß einen großen Bart und rauchte einen Ćibuk. Wie sie nun einher-
gestiegen kamen, erschien ihm dies verwunderlich, als er die Wahr-
sagerin mit nackter Voz und nacktem Arsch erblickte und er wies
mit dem Ćibuk auf den Arsch, packte sich dabei beim Bart an und
sagte: ,Was soll das heißen?* — Im selben Nu wo er die Pfeife unter
den Arsch brachte und sich beim Bart anpackte, sprach jener: ,Du
ergrapst!' — Und der Hodźa verblieb also die Pfeife der Wahrsagerin
unter den Arsch haltend. Er trieb nun sowohl den Hodźa als auch
die Wahrsagerin vor sich her und durchs Dorf hin, die Welt aber
rannte herbei, wie um ein Wunder zu schauen.
Auf das Wunder hin kam auch ein
Pilgrim aus dem Dorfe daher
und als er sah, wie jener dem Mädchen die Beine emporgehoben und
sie so auf den Achseln hält, jener Mönch die Stute vögelt, die Wahr-
sagerin sich nackt darstellt, der Hodia aber sich beim Bart packt
und den Ćibuk der Wahrsagerin unter den Arsch hinhält, begann er
Von sodomitischen Verirrungen.
299
sich zu verwundern und auch er faßte
sich beim Bart an, jener aber
rief aus: ,Du ergrapst!* — Auch ihm blieb der Bart in der Hand.
Nachdem das Volk in Schreck darob
geriet und nicht wußte was
es anfangen soll, sagte jener Jüngling, sie sollen ihm von allen
ein-
tausend Dukaten einsammeln und er werde sie von diesem Ungemach
befreien. Sie sammeln das Geld und überreichen es ihm. Er sprach:
,Hurtiglich!' und sie alle stoben auseinander. Da griff das Volk der
eine nach der Axt, mancher nach einem Pfahl, mancher nach einem
Stein, der Bräutigam aber, der H odia und der Pilgram in aller Ge-
schwindigkeit erwischten einen Dreck, um ihn damit einzuschmieren.
Und
sie jagten ihn, er aber rief aus: JDu ergrapst!' und sie verblieben
in
der Stellung in der sie waren, er aber rannte davon und als er schon
aus dem Dorfbereich fort war, da rief er ihnen zu: ,Hurtiglichl' —
Und er zog aus jener Gegend fort, indem er die tausend Dukaten mit
sich wegtrug.
478. Banaćanin vozio vladiku.
Pogodi vladika Banaćanina, da ga
vozi, ali ugovore, da celim
putem ne sme niśta opsovati. Voze ci se, udare na neko blato,
iz koga
konj nije nikako mogao izvuci kola. Ortao Banaćanin na sve naćine,
i milom i silom, ajak, gjogo samo mahne repom, pa nikako napred.
Kad je već, Śto 'no reć, dogorelo do nokata, osvrne se on vladici:
,Dozvolite mi, sveti vladika, da ga opsujem'. I vladici već bili
dosadili
ćekanje і muke kocijaseve te će mu red: ,Ta opsuj ga, samo da se
odavde izvucemo!' Radostan Banaćanin potegne śto bolje może te
konja bićem: ,Gji! jebao te vladika!', a on kao strela izleti iz
blata te
se tako oproste bede.
Dem Erzähler, einem Serben in
Zajećar, mitgeteilt von einem aus
Mokrin im Banat in Südungarn gebürtigen Gymnasiallehrer.
Ein Banater fuhr den Bischof.
Der Bischof behandelte mit einem
Banater eine Landfahrt, ver-
einbarte jedoch mit ihm, er dürfe auf dem ganzen Wege keine Schimpf-
reden gebrauchen. Auf der Fahrt gerieten sie in einen Morast, aus
dem das Roß auf keine Art und Weise den Wagen herauszuziehen
vermochte. Der Banater ermahnte auf alle Weisen, sowohl mit
Schmeicheleien als mit Gewalt, ach nein, der Falbe schwingt bloß den
Schweif und schreitet um keinen Preis vorwärts. Als schon, wie man
zu sagen pflegt, das Licht bis auf die Nägel herabgebrannt war,
wandte er sich zum Bischof um: ,Gestatten Sie mir, heiliger Bischof,
Зоо
Von sodomitischen Verirrungen
ihn zu beschimpfen!' — Auch dem
Bischof waren bereits das Zuwarten
und die Qualen des Kutschers lästig geworden und so sagte er denn
zu ihm: .Nun denn, beschimpf ihn, nur damit wir von da heraus-
gezogen werden!4 — Erfreut holt der Banater aus allen
Kräften aue
und versetzt dem Roß einen Peitschenhieb: ,Hü! der Bischof soll dich
vögeln!' und das Pferd flog pfleilschnell aus dem Sumpf heraus und
also wurden sie des Ungemaches ledig.
479. Kako su turci pedepsali krmaću.
Bio turski bostan pa će krmaća
zohorom (na silu) da uljeze, ali
nije bre mogła ni naprijed ni natrag, je se teljig (drvo oko vrata
poput jarma) zaputio u plot. Na to će se svi turci sakupiti a da je
pedepśu, jer je teśko uradila jedna krmaća. I osude je, da je svi
jebu,
al najprije hodża. Tvoj hodża izvadi batinu pa udari a krmaća će
od muke: ,Kvi! Kvi! Kvi!' — A kad je hodża iskrenuo jeb, onda će
krmaća od veselja: ,hro! hro! hrol'
Erzählt von einem Handwerker in
Sarajevo.
Wie die Moslimen eine Sau gezüchtigt
haben.
Es war ein türkischer Blumengarten,
in den eine Sau mit Gewalt
eindrang, doch sie konnte fürwahr weder nach vorn noch zurück mehr,
weil sich das Kumt (ein Holz um den Hals, das einem Joch gleicht)
in den Zaun eingerannt. Hierauf versammelten sich alle Türken, um
sie zu züchtigen, weil sich eine Sau so schwer vergangen. Und
sie verurteilten sie, daß sie sie alle vögeln sollen, doch zu
allererst der
Hodża. Dein Hodża zieht heraus die Keule und schlägt los, die Sau
aber hebt vor Qual zu quieken an: kvi! kvi! kvi! — Als jedoch der
der Hodża den Fick ausgeführt hatte, da grunzte die Sau vor Freuden
:
hro! hro! hro!
Anmerkung: Wenn einem Chrowoten die
Zuchtsau krepiert, so
ruft er aus: ,Der Teufel soll dem die Seele vögeln, der meine Sau
ge-
vögelt hat' Der Bauer glaubt nämlich, irgend ein geschlechtlich
Kranker habe seine Sau angesteckt, so daß sie an der auf sie über-
tragenen Krankheit verendet sei. Gewiß ist, daß sich Schweine un-
gemein leicht zähmen und zu allerlei Künsten gebrauchen lassen und
ebenso gewiß, daß sie ebenso leicht wie Menschen luetische Leiden
bekommen, ob aber immer durch unmittelbare sodomitische Akte, das
bleibt dahingestellt Wie bekannt, vertreten ältere Forscher die An-
sicht, die Menschen hätten die venerischen und andere Hautkrank-
Von sodomitischen Verirrungen.
ЗОЇ
heiten sodomitischem Verkehr zu
verdanken. Wenn die Tiere über
Menschen schrieben, so würden sie ihnen wahrscheinlich den gleichen
Vorwurf machen.
480. Tri ze\je.
Iśao neki car noću po gradu, da ćuje
i vidi, śta mu radi naród.
Idući tako, udari na jednu nisku kolebicu. u kojoj su stanovala tri
brata, siromasi, da već nisu nigde niśta imali. Zastane car kraj
vrata,
da sluśa, Sta će braća govoriti. Rekne najstariji: ,Da mi je da samo
jedanput zagrabim łopatom iz careve hazne, drugo niśta ne bih żeleo
!'
A srednji će: ,Meni da je, da jedanput pojebem caricu!' Najmlagji
pak każe: ,Ne bih hteo ni jedno ni drugo, samo kad bi mi car dao
ralo i volove!' Ćuje car sve to, pa se vrati u dvor. — Ujutru zovne
sva tri brata i upita ih, śta su sinoć govorili. Oni se ustezali i
najpre
nisu hteli nikako da każu, al kad im car popreti, poćnu da priznaju.
— Ja sam żeleo, każe najstariji, da łopatom zagrabim blaga iz tvoje
riznice/ ,Neka ti budę!' rekne car, ,dajte mu lopatu i vodite ga u
riznicul' Kad otidu tamo i otvore mu carevo blago, on se od radosti
smete, te okrene lopatu naopako, zarine u blago, ali kad izvadi, a
ono
se svi dukati omaknu s lopate, te ne izvadi niśta. — ,Śta si żeleo
ti?'
upita car srednjega brata. Prizna i on, kako je hteo da jebe caricu.
Naredi car, da dovedu magaricu i natera ga, da je pred svima izjebe.
On se mało ustezao, ali kad mu pripretiŚe, da mu ne će ostati na
ramenima glava, nemade kud već ućini posao. ,E znaj sad,1
rekne mu
car, kakva je u magarice, takva je i u caricel A śta si ti traźio?'
obrne sa najmlagjemu bratu. Ja samo ralo i volove, svetli care, da
orem, te da se hlebom hranim/ — ,Ti ćeś i da budeś srećan/ rekne
mu car, da mu i ralo i volove i joś silno blago, te ostanę srećan i
zadovoljan do devetoga kolena.
Aus Ostserbien. Erzählt von einem
Lehrer.
Drei Wünsche.
Wanderte mal ein Kaiser nachts durch
die Stadt, um zu hören
und zu sehen, was ihm sein Volk treibt So einhergehend stieß er
auf ein niederes Hüttchen, in welchem drei Brüder wohnten, die waren
so blutarm, daß sie nirgend auf der Welt etwas besaßen. Der Kaiser
bleibt an der Tür stehen, um zu horchen, was wohl die Brüder mit-
einander reden. Sprach der älteste: ,Wäre es mir doch vergönnt,
wenn auch nur ein einziges mal, mit der Schaufel aus des Kaisers
Schatzkammer zu schöpfen, nichts anderes wollte ich mir wünschen!'
302
Von sodomitischen Verirrungen.
— Der mittlere aber sprach: ,Mir
sollte es beschieden sein, einmal
wenigstens die Kaiserin abzuvögeln!' — Der jüngste aber sagte: ,Ich
möchte weder das eine noch das andere, wenn mir nur der Kaiser
ein Ackergerät und Ochsen geben wollte!' — Der Kaiser vernahm
alles dies und kehrte zu Hof zurück.
In der Früh ließ er alle drei Brüder
vor sich kommen und be-
fragte sie, was sie gestern zu Nacht gesprochen hätten. Sie
sträubten
sich und wollten es zuerst um keinen Preis sagen, doch als ihnen der
Kaiser drohte, begannen sie zu bekennen. — ,Ich habe gewünscht1,
sagt
der älteste, ,mit einer Schaufel aus deiner Schatzkammer einmal
schöpfen zu dürfen1. — ,Das soll dir zu Teil werden!1
sprach der
Kaiser, .gebt ihm eine Schaufel und fuhrt ihn in die Schatzkammer!'
— Als sie ihn dorthin gefuhrt und
ihm den kaiserlichen Schatz er-
schlossen, geriet er vor Freude völlig in Verwirrung, drehte die
Schaufel verkehrt um, grub sie in den Schatz tief ein, doch, wie er
sie herauszog, glitten alle Dukaten von der Schaufel herab und er
zog
gar nichts heraus. — Was hast du dir gewünscht?' fragte der Kaiser
den mittleren Bruder. Auch er gestand, wie er die Kaiserin
abzuvögeln
gewünscht habe. Der Kaiser befahl, eine Eselin herbeizuführen und
trieb ihn an, sie vor allen auszuvögeln. Er sträubte sich ein wenig,
als sie ihm jedoch drohten, daß ihm das Haupt auf den Schultern
nicht verbleiben werde [falls er nicht gehorcht], wußte er sich
nicht
zu helfen und besorgte das Geschäft. ,Ei, so wisse nun,1
sprach zu
ihm der Kaiser, ,so eine wie die Eselin hat, eine solche hat auch
die
Kaiserin!' — ,Und was hast du dir gewünscht?1 wandte er
sich an
den jüngsten Bruder. — ,Ich blos ein Ackergerät und Ochsen, er-
leuchteter Kaiser, um zu ackern und mich mit Brot zu nähren!' —
,Du sollst auch wirklich glücklich werden', sprach zu ihm der
Kaiser,
gab ihm sowohl ein Ackergerät als auch Ochsen und noch einen ge-
waltigen Schatz und so blieb der glücklich und zufrieden bis ins
neunte Glied.
Anmerkung: Diese Geschichte mag
vielleicht der Ausgang des
Sprichwortes sein: rupa rupa, jal u carice jal u magarice! Loch ist
Loch, ob bei einer Kaiserin oder ob bei einer Eselin.
481. Jebo kozu.
Jednom coveku ugje koza u vocnjak i
obrsti mu nekoliko mladih
vockica. Ovaj śta će od muke da radi, no uhvati i odjebe kozu. To
primete neki і dostave vlasti, vlast ga optuii і sud ga osudi na
robiju.
Von sodomitischen Verirrungen.
Kad je jednom knjaz
Milos bio u
Topćideru svrati u tamośnji kazneni
zavod, pa raspitujući redom zaśto je koji osugjen, dogje i do ovog
śto je jebao kozu i upita: zaśto je ovaj osugjen? Upravnik zavoda
odgovori: Jebao je kozu, gospodami — Knjaz
Milos ovim
iznenagjen
viknu: ,Teże gvozgje na noge, oca mu njegovog, mało mu je śto
jebava źene, nego joś i kozęIі I ode. Pośle nekoliko dana
dogje u
śetnju knjaz Milos
opet u Topćider i ode da poseti
vocnji
rasadnik.
Setajući po rasadniku dogje do jedne lepe mlade kalamljene jabuke,
koju beśe koza svu odrala, upita upravnika: ,Sta je ovo i ko je smeo
tako lepu vocku
da nagrdi?'— Upravnik odgovori: JCoza,
gospodaruj'
— Pa kako to? upite knjaz. — Uspravi
se uz vocku,
gospodaru,
zakaći rogom, savije vocku
i brsti, odgovori upravnik. Knjaza
MiloŚa
ovo naljuti, pa upita: Je li tu onaj śto jebe koze?' —Jeste,
gospodarul
— Dovedite ga odma ovamo! — I
upravnik naredi te dovedu osu-
gjenoga. Ovaj uplaśen, znajući kako kod knjaza MiloŚa nema sale,
stade drhćući pred njim. Knjaz ga upita: Jesi li ti śto jebeś koze?
—
Jesam, gospodaru! odgovori on. Knjaz naredi te ga otkuju pa mu
reće: Ja te oslobogjavam, idi kuci slobodno, ali gde god koju kozu
vidis,
ti da je jebeś, jer vidiś kako i meni
śtetu prave!
Erzählt von einem Beamten in
Belgrad, Serbien.
Er vögelte eine Ziege.
Einem Manne stieg die Ziege in den
Obstgarten und fraß ihm
einige junge Obstbäumchen kahl. Was soll der vor Qual anfangen,
er erwischt die Ziege und vögelt sie ab. Das bemerkten einige Leute
und erstatteten davon der Behörde eine Anzeige, die Behörde erhob
eine Anklage und das Gericht verurteilte ihn zum Zuchthaus. Als
einmal Fürst Milos
zu Topćider weilte, kehrte er in die
dortige Straf-
anstalt ein und indem er die Sträflinge der Reihe nach ausfragte,
wes-
halb jeder verurteilt worden, kam er auch auf den, der die Ziege ge-
vögelt und fragte: Warum ist der da verurteilt worden? — Der
Anstaltleiter antwortete: ,Er hat eine Ziege gevögelt, Gebieter!' —
Fürst Milos
rief dadurch überrascht aus: ,Legt ihm
schwereres Eisen
an die Füße, ich vögle ihm seinen Vater, es ist ihm wohl zu wenig,
daß er Weiber vögelt, sondern gar auch noch Ziegen!' — Und ging
fort.
Nach einigen Tagen kam auf dem
Spaziergang Fürst Milos
wieder
nach Topćider und begab sich hin, um die Obstbaumpflanzung zu
besuchen. Indem er sich in der Baumanlage erging, kam er zu einem
schönen jungen gepfropften Apfelbaum, den eine Ziege ganz kahl
304
Von sodomitischen Verirrungen.
abgefressen hatte und da fragte er
den Leiter: .Was soll das heißen
und wer hat sich unterstanden, einen so prächtigen Obstbaum zu
verschandeln? — Der Leiter antwortete: .Eine Ziege, Gebieterl — ,Und
wie das?' fragte der Fürst — ,Sie richtet sich am Obstbaum auf, o
Gebieter, hakt sich mit den Hörnern ein, biegt den Obstbaum um und
knabbert drauf los', antwortete der Verwalter. Den Fürsten
Milos ver-
setzte dies in Zorn und er fragte: ,Ist hier jener, der die Ziegen
vögelt?* — Jawohl, o Gebieter!1 — .Führt ihn
augenblicklich her!1 —
Auf Anordnung des Verwalters führten sie den Verurteilten herbei:
Der war ganz erschrocken, wohl wissend, daß Fürst
Milos kein
Spaß-
macher ist und so trat er bebend vor ihn hin. Der Fürst fragte ihn:
,Bist du der Kerl, der Ziegen vögelt?1 — ,Tch bin der, o
Gebieterl"
antwortete er. Der Fürst gebot, ihn loszuschmieden und sagte dann
zu ihm: ,Ich schenke dir die Freiheit, geh frei heim, doch wo immer
du eine Ziege erblickst, sollst du sie vögeln, denn du siehst, wie
sie
auch mir Schaden zufügen!'
Anmerkung. Diese Geschichte ist
außerordentlich verbreitet
und ich führe im folgenden eine zweite Fassung noch an. — Trotz
den Versicherungen mancher, sie hätten die Geschichte von Augen-
zeugen erfahren, möchte ich die letzteren doch nur für Ohrenzeugen
halten. Der Fürst war wohl nur ein Bauer, aber einer der bewunde-
rungswürdig schnell abendländische Anschauungen annahm. Auch
hätten ihn seine ausländischen Berater, von denen er auf Schritt und
Tritt umgeben war, wohl davon abgehalten, eine sodomitische Hand-
lung anzuordnen. Auch für die Richtigkeit der Behauptung einiger,
daß
unter türkischer Herrschaft sodomitische Übungen gesetzlich nicht
verpönt gewesen, fehlen alle glaubwürdigen Beweise.
482. Kako je knez
Milos
pedepsao kozu.
Knez Milos obaznao, da je jedan
jebao kozu pa ga osudio na
dozivotnu tamnicu. Jednom se uvukla koza u knezevu
bas tu і
sve
obrstila. Nitko se ziv nije usudio a da to każe knezu, da ne bi
planuo
od ljutine. To Ірак vidio knez pa navalio kao da će svijet pobitŁ
Napakon će mu momci sve po istini kazati, kako je koza bila u śteti
i da nije niko kriv, jer je koza lupeżasta po naravi. Na to će
hladno-
krvno knez: Dovedite mi, momci, onog kozojebicu, da je izjebe kako
treba ovgje preda mnom!
Erzählt von einem Handwerker in
Sarajevo.
Von sodomitischen Verirrungen.
ЗО5
Wie Fürst
Milos
eine Ziege gezüchtigt hat.
Fürst MiloS erfuhr, einer habe eine
Ziege gevögelt und verurteilte
ihn dafür zu lebenlänglichem Kerker. Einmal schlich sich die Ziege
in des Fürsten Garten ein und nagte alles kahl ab. Keine lebende
Seele
getraute sich, dies dem Fürsten zu vermelden, damit er vor Wut nicht
aufflamme. Das gewahrte der Fürst dennoch und artete aus, als ob
er die Welt niederschmettern wollte. Endlich sagen ihm die Burschen
wahrheitgemäß, wie sich die Ziege im Schaden befunden und daß
niemand eine Schuld treffe, denn die Ziege wäre ihrer Natur nach zu
Diebereien veranlagt Darauf bemerkte kaltblütig der Fürst: ,Führt
mir, ihr Burschen, jenen Ziegenvögler herbei, damit er sie, so wie
es
sich gehört, hier vor mir ausvögle I
483. Jebo kozu.
Dośo cojek popu, da se ispovjedi.
Pop zapita: ,Śta je riśćanine?
— ,Dośo sam, pope, da se ispovjedim
i prićestim:' — ,Pa dobro, kazi
svome popi, śta si sagreśijo?' — ,Vala, pope, sve ću ti kazati, samo
jedno ne smim!' — Popo reće: ,Każi, kazi svome popi slobodnol' —
Ovaj odgovori: ,Ш1а mi bila koza u kupus pa mi je bilo żao ubiti a
drugo joj niśta nisam mogo pa sam je jeboIі — ,Biźi,
riśćanine, pro-
klet bijo! zar si dośo, da se prićestiś?' ... — ,Ma nemoj, pope, żiv
bijol Evo ti jedan dukat pa upiśi u crkvul* — Pop reće: ,Stani riś
ćanine, dok vidim u drugoj knjigi;' pa reće: ,More, ja, gjavo, i
jest,
jebo bi je i jal' — I tako se grija reśi.
Erzählt vom Bauern Mihajlo Місіс
in Tetima in Bosnien.
Er vögelte eine Geis.
Kam da mal ein Mann zum Popen, um zu
beichten. Der Pope
befragte ihn: ,Was gibt es, Christenmensch?' — ,Ich bin gekommen,
о Pope, um Beichte abzulegen und die Kommunion zu empfangen!'
— ,Nun gut, sag deinem Popen, was
fur Sünden du begangen hast?'
— .Beim Allah, Pope, ich werde dir
alles sagen, nur eines getraue
ich mich nicht!' — Sprach der Pope: ,Sag nur, sag es deinem Popen
frei heraus!' — Dieser gab zur Antwort: ,Es war mir die Ziege ins
Kraut hineingeraten und es tat mir leid, sie zu töten, etwas anderes
aber konnte ich ihr nicht zufügen und so habe ich sie denn gevögelt
!'
— .Fleuch, Christenmensch, von
hinnen, mögst du verflucht sein! Wie?
du bist gekommen, um die Kommunion zu empfangen?' .... ,0, sei
nachsichtig, Pope, sollst leben! Da hast du einen Dukaten und
schreib
Kraust, Anthropophyteia. Ш. 20
Von sodomitischen Verirrungen
ihn zugunsten der Kirche ein!' Der
Pope sagte: .Wart mal, Christen-
mensch, bis ich in diesem zweiten Buche nachschaue!' und bemerkte:
.Es kann sein, wahrhaftig, zum Teufel, es ist auch so, vögeln möchte
auch ich sie!' — Und so ward der Bauer seiner Sünde los und ledig.
Anmerkung. Ein Bauer erzählte diese
Schnurre etwas anders,
(es war zu Zvornik Ł J. 1885),
da bemerkte ein anderer überlegen:
,Das war zur Türkenzeit, nicht aber seitdem der Schwabe über uns
herrscht' — Ein anwesender chrowotischer Steuerbeamte fragte: ,Und
wie jetzt?1 — Jetzt kostets zwei Dukaten!* sagte der
Bauer. — Einmal
war ich zu Herberge bei einem bosnischen Franziskaner, der die
Pfarre verwaltete, und bekam zum Nachtmahl eine Schüssel voll frisch
gemolkener Ziegenmilch. Ein anwesender Bauer raunte mir, offenbar
um sich einen Spaß zu machen, ins Ohr: »Mensch Gottes, iß nicht
davon, der Frater. vögelt die Ziege!' — ,Ist die Milch etwa süßer,
wenn der Bock die Ziege bespringt?' fragte ich ruhig und ließ mich
nicht stören. Später erzählte ich davon dem Mönch als wir allein
waren und er bemerkte etwas verdrossen : ,Fast jeden Sonntag predige
ich den Leuten, daß sie von den Ziegen ablassen mögen, aber sie
lachen mir frech ins Gesicht und nun verleumdet mich so ein Galgen-
abgefallener sogar in meinem Pfarrhaus!'
484. Mladić naplatlo і оса i popa.
Bio jednom svecenik, koji je ljubio
lijepu zenu mlinara seoskog a
ona i njega pa se rado jebavahu svaki dan. Jednoga se dana dogo-
vore misled da su sami, du će sjutra dan ona doći opęta na polje.
Tada će on slati po njenog muza, da mu kola poprą vi a dotlę, da će
se njih dvoje zabavljati i jebat
Po obićaju morao sin sa ocem, nu
ovaj put se sin pod krevet
sakrio pa ćuo i sluśao taj divni posao i razgovor. Ćuo dalje kako će
ona prirediti dobar objed pa da će sama sa svecnikom jesti
Sjutra dan każe sin оси: Щ
ćaćo, danaske ćemo dobro objedo-
vati. Donjetiće majka dobrog objeda ali idi u susret jer će maca
popu sve datil' —
Dogje zbilja podne a mui ide żeni u
susret, tako da njoj ne bijaśe
moguće drugo van direkte k njima ici
,Zdravo muźe, donjela sam ti
dobar objed. Znaś śta, mogli bi prećasnog popa zvati, da
i on s
nama jede. Ajde sine, idi k popu, da dogje k nama rućatil' — Ide
sinak k popu pa će red: ,Bjeźte prećasni, ide ćaća, hoće vas zatući,
jer ste mi mamu pojebali!' — Dogje natrag: ,Ej ćaćo, reko popo, da
Von sodomitischen Verirrungen
ЗО7
dogjete sjekirom, da mu korjen jedan
i stablo jedno posjećete i is-
korjenitel1 — Ide mlinar а popo vidjev, gdje ovaj dolazi
sjekirom.
nagne u bijeg, śto je igda mogao!
Dogje sin natrag pa će maji: ,Ubiće
ćaća popa, jer je tebe izje-
baol' Kad ova to zaćuje bjeźi pa ide prijavit Dogju źandari. Sin
će opet ocu: ,Deder ćaćo, sakrij se, doće źandari, da te zatvore,
jer
si naśu kobilu izjebol1 — Ovaj se brzo sakrije u grmul1
— Ovi će da
strelaju, kadno otac zavikne: Ta nijesam ja vaŚu već svoju kobilu
iz-
jebao!' — No oni njega Ірак zatvorili a popo dalje mlinaricu jebo.
Erzählt von einem chrowotischen
Handwerkburschen aus Sirmien.
— Eine Variante dazu etwa im Umfange von
4
Druckseiten erzählten
mir zwei bosnische Knaben, Brüder, im Alter von
13 und
14
Jahren.
Bald erzählte der eine, bald der andere, indem sie einander in
schmutziger Ausmalung der Geschichte überboten. Da die Aufnahme
Wort für Wort erfolgte, geriet der Text so verworren, daß sich ein
Abdruck nicht verlohnt Der Stiefsohn beinzichtigt mit Unrecht den
Stiefvater der Sodomie, bringt ihn, die Mutter und den Buhlen der
Mutter ins Unglück, alles nur, um allein das gute Essen verzehren zu
können. Sonst ist die Fabel die gleiche, wie in unserer Fassung.
Ein Jüngling zahlte sowohl seinen
Vater als den Pfarrer aus.
Es war einmal ein Priester, der
liebte das schöne Weib des Dorf-
müllers und sie wieder ihn und sie pflegten sich gern jeden Tag zu
vögeln. Eines Tages verabredeten sie, in der Meinung, sie wären
allein, sie werde am nächsten Tag wieder aufs Feld kommen. Dann
werde er um ihren Mann schicken, damit er ihm den Wagen aus-
bessere und bis dahin würden sie zwei sich unterhalten und vögeln.
Nach Brauch hätte der Sohn mit dem
Vater gehen müssen, doch
diesmal hatte sich der Sohn unters Bett versteckt und dieses himm-
lische Geschäft und Gespräch belauscht Er vernahm ferner, wie sie
ein gutes Mittagessen bereiten und es allein mit dem Geistlichen
ver-
zehren werde.
Am anderen Tag sagt der Sohn zum
Vater: ,Ei, Papachen, am
heutigen Tag werden wir gut zu Mittag essen. Die Mutter wird ein
gutes Mittagessen bringen, doch geh du ihr entgegen, denn sonst
wird das Muttscherl alles dem Pfarrer geben!'
Es kam wirklich der Mittag und der
Mann geht dem Weibe ent-
gegen, sodaß es ihr anders nicht möglich war als direkt zu ihnen zu
gehen. .Sollst gesund sein, Mann,
ich habe dir ein gutes Essen ge-
20*
Зо8
Von sodomitischen Verirrungen
bracht Weisst du was, wir könnten
den hochehrwürdigen Pfarrer
rufen, damit auch er mit uns essen soll. Wohlan, Sohn, geh zum
Pfarrer, er möge herkommen, um mit uns zu mittagmahlen:' Das
Söhnchen begibt sich zum Pfarrer und bemerkt zu ihm: Деппеп Sie
davon, Hochehrwürden, Papatscherl kommt daher, er will Sie krumm
und lahm schlagen, weil Sie mir meine Mama abgevögelt haben!1
—
Er kehrt zurück: ,Ei, Papatscherl, der Pfarrer hat gesagt, Sie
sollen
mit der Axt kommen, um ihm eine Wurzel und einen Baumstamm
umzuhauen und auszuwurzeln l'—Der Müller geht und wie der Pfarrer
ihn mit der Axt kommen sieht, wendet er sich zur Flucht, so rasch
als es ihm nur irgendwie möglich war!
Der Sohn kommt zurück und sagt zur
Mutter: .Papatscherl wird
den Pfarrer töten, weil er dich ausgevögelt hat!' — Wie diese das
hört, rennt sie und geht, die Anzeige zu erstatten. Es kommen die
Gendarmen. Wieder bemerkt der Sohn zum Vater: ,Wohlan,
Papatscherl, verbirg dich, die Gendarmen werden kommen, um dich
einzusperren, weil du unsere Stute ausgevögelt hast!' — Dieser ver-
steckt sich rasch im Busch. Als die Gendarmen kamen, sagte der
Sohn zu ihnen: ,Ei, welch ein schöner Hase hier im Busche liegt!1
—
— Sie sind daran, nun
hineinzuschießen, als der Vater plötzlich aus-
ruft: ,Nun, ich habe ja nicht eure, sondern meine Stute
ausgevögelt!'
— Sie haben ihn aber trotzdem
eingesperrt, der Pfarrer aber vögelte
weiterhin die Müllerin.
Anmerkung. Auch dieser Schwank zählt
zu den beliebtesten
unter den Südslaven, offenbar darum, weil er die Tartufferie der
Geistlichen beleuchten soll. Im folgenden schließe ich noch zwei
Fassungen an, von denen jede fur die sittliche Haltung des Erzählers
genug bezeichnend ist.
485. Pop jebo kobilu.
Bio vlaski pop udovac a imao mladu
kobilu, koju je sam odranio
te mu tako omilila, da ju je poćeo jebavati a to je injegov sługa
dobro
znao, jer je pop vise puta, kad su se kamo vozili і kad mu se proht-
jelo jebati rekao slugi ko toboże da je milosrdan prama slugi: ,E,
sinko, deder ti sjedi odostraga pa se malo ispavaj jer si і onako
mało noćas spavaol' — Sługa je znao, śto se popu hoće te je posluh-
nuo pa se prićinio kano da je zaspao a ćim je to popo opazio, digao
je mantiju pa kurćinu u kobilinu pizdu. Tako se jednom poslije je-
banja ukazaśe na putu tri lovca a jer je pop bio strasljiv upitati
će
slugu: ,Śta su to za ljudi? Da to nisu hajducu* — Ali sługa njeśto
Von sodomitischen Verirrungen. 3О9
bio ljut na popa pa odgovori, da
poplaśi popa; ,Ti idu i traźe, da
uapse svakoga onoga koji kobilu jebava!' — Popo uplaśen reće: fTa
valjda nije?* — Nu sługa odgovori, da jeste, dapaće, da ćeju svakoga
kobilojepca uśtrojiti.
Megju tim se lovci pribliźili kolima
a poplaśeni pop nije htjeo
niti da ćeka dok o vi śto gogj upitaju već skoći i povièe: ,Pa śta
onda,
pas vam matere u duśu, u moja jaja mirl Ako sam jebavao, ja i odra-
nio; ja ranio, ja i jebavao kobu pa Sta ćete mi onda?" — I tako se
pop sam odao.
Erzählt von einem ,Bürger* — einem
Katholiken — aus Poźega
in Slavonien.
Der Pope vögelte die Stute.
Es lebte mal ein serbischer Pope,
der war ein Witiber, besaß
aber eine junge Stute, die er selber aufgezogen hatte, und die ihm
so
liebtraut geworden war, daß er sie zu vögeln anfing, davon jedoch
hatte auch sein Diener wohl Kenntnis, denn der Pope hatte schon
mehrmals, wenn sie wohin fuhren und wann es ihn zu vögeln ge-
lüstete zum Diener gesagt als wäre er Gott weiß wie barmherzig
dem Diener gegenüber: ,Ei, Söhnchen, geh setz du dich mal von
rückwärts und schlaf dich ein wenig aus, denn du hast auch ohnehin
nächtens wenig geschlafen!' — Der Diener wußte, wonach der Pope
Begehr trägt und gehorchte und stellte sich als ob er eingeschlafen
wäre, sobald aber dies der Pope wahrnahm, hob er die Kutte in die
Höhe und fuhr mit dem Zumpterich in die Voz der Stute hinein.
Es geschah, daß sich einmal nach dem
Vögeln am Wege drei
Jäger zeigten, weil aber der Pope furchtsamer Natur war, fragte er
den Diener: ,Was sind das für Leute? Ob das nicht gar Busch-
klepper sind?' — Der Diener jedoch war etwas erbost auf den Popen
und antwortete, um den Popen zu erschrecken: ,Die gehen und
suchen, um jeden ins Gefängnis zu setzen, der eine Stute zu vögeln
pflegt!' — Der erschrockene Pope sagte: ,Es wird doch wohl nicht
so sein?' — Doch der Diener antwortete, es verhalte sich so, ja
sogar,
sie würden jeden Stutenvögler kastriren.
Inzwischen näherten sich die Jäger
dem Wagen und der er-
schrockene Pope wollte gar nicht einmal erst abwarten, bis die ihn
um etwas befragen, sondern sprang auf und schrie: ,Und was ist
dann, der Hund soll eure Mütter in die Seele vögeln, meine Hoden
laßt mir in Frieden! Wenn ich gevögelt habe, so habe ich sie auch
großgezogen; habe ich sie genährt, so habe ich das Stütlein auch ge-
Von sodomitischen Verirrungen
vögelt, und was wollt Ihr mir
alsdann anhaben?' — Und so hat sich
der Pope selber verraten,
486. Ako sam, svoju sam!
Bio pop jedan udov pa nije smeo da
se usudi, da po selu traźi
one zgodę, bojeći se, da ne nagrabusi te je tako bio zagoreo, da mu
je, śto no vele, vec bio mrak pred oćima.
Jednog dana bio je na svom gumnu i
gledao како momak sa
kobilom vrśe pa mu pade na pamet, da bi on mogao i sa kobilom
da izvrsi posła, tek koliko da skinę mrak sa ociju.
Poślje momka u slamu da spava pa sam
poće terati kobilu po
gumnu. Kad mu se ućinilo, da je momak zaspao, zaustavi kobilu,
prigje joj polako od ostrag i izvrsi svoju nameru. A sługa je sve to
kroz slamu gledao.
Po tom pop opet probudi momka te
ovaj poće opet da tera
kobilu. Najedanput se zaćuśe puśke vrlo izdaleka pa pośle sve
blue.
— ,Ama, Sto li oni pucaju?1
upita pop.
— ,Traże jednoga, śto je jebo
kobilu!1 odgovori sługa.
— ,A gde bi se ja sakrio?' upita
pop.
— ,A śto da se krijeś?' reće sługa.
— ,Ama, ne volim da imam posła s
orużanim ljudima!'
— ,Pa onda idi tamo u ono dźbunje.'
Ode pop i sakri se u dźbunje. U tome
se primakośe i lovci —
jer to su oni pucali zeca. Zapitaśe slugu, vide li zeca, gde je
proletio.
Sługa im znacima odgovori, da jeste i da je tu u dźbunju, pokazav
mesto, gde se pop beśe sakrio.
Lovci poćeśe s naperenim puśkama da
se primiću dzbunju a pop
kad opazi puśćane cevi, poplaśi se i skoći pa reće:
— ,Ama, za Boga, ljudi manite me se!
Ako sam jebo, svoju sam
kobilu jebavao, nisam vaSul'
Aus Serbien.
Habe ich, so habe ich die meine!
Es war ein Pope Witiber und der
durfte sich nicht unterfangen,
im Dorfe nach jener bewußten Annehmlichkeit zu suchen, aus Furcht,
es könnte ihm übel bekommen, er war daher so sehr in Feuer geraten,
daß ihm wie man zu sagen pflegt, bereits Finsternis vor den Augen
schwebte.
Eines Tages weilte er auf seiner
Fruchttenne und schaute zu, wie
der Bursch mit der Stute Frucht austritt und dabei kam es ihm in
Von sodomitischen Verirrungen.
den Sinn, er könne auch mit der
Stute das Geschäft durchfuhren, es
wäre just soviel, um so die Finsternis von seinem Augen zum Weichen
zu bringen.
Er schickte den Burschen ins Stroh
schlafen, selber aber begann
er die Stute auf der Tenne zu treiben. Als es ihm vorkam, daß der
Bursch eingeschlafen sei, hielt er die Stute an, näherte sich ihr
langsam
von rückwärts und vollführte seine Absicht. Der Diener aber sah
dies alles aus dem Stroh.
Darnach weckte der Pope den Burschen
wieder auf und der hub
an, die Stute zu treiben. Auf einmal vernahm man aus der Ferne
Flintengeknall und später immer in größerer Nähe.
— Aber warum mögen denn jene
schießen? fragte der Pope,
— Sie fahnden nach einem, der eine
Stute gevögelt hat! antwortete
der Diener.
— Und wo könnte ich mich verstecken?
fragte der Pope.
— Und warum solltest denn du dich
verstecken? sagte der Diener.
— Aber ich liebe es nicht, mit
bewaffneten Leuten zu tun zu haben!
— Nun, so geh dorthin in jenes
Gesträuch!
Der Pope ging und verbarg sich im
Gesträuch. Inzwischen
näherten sich auch die Jäger — denn sie waren es, die auf einen
Hasen schössen. Sie befragten den Diener, ob er den Hasen gesehen,
wohin er geflüchtet wäre. Der Diener antwortete ihnen mit Zeichen,
er habe ihn gesehen, er stecke da im Gesträuch und zeigte ihnen den
Ort, wo sich der Pope versteckt hielt
Die Jäger begannen sich mit
angelegten Gewehren dem Gesträuch
zu nähern, der Pope aber, als er die Gewehrläufe erblickte,
erschrak,
sprang auf und sagte:
— Aber um Gotteswillen, Leute, laßt
doch ab von mir! Wenn ich
gevögelt habe, so habe ich meine eigene Stute gevögelt, nicht die
eurigel
487. Eto, pope, zgoda I
Dośo seljak popu, da se ispoveda. —
Śta si uradio? pita ga on.
— Krupan gre! gospodine popo! Molim
te, da ostanemo sami u
crkvi pa da ti kaiem. — Ućini mu pop po volji і on mu prizna:
Jebao sam maćku. — Pa како si to ućinio? Zaćudi se pop. — Pa
eto tako: Zavuko sam joj glavu u torbu, stego preko pola, pa ućini.
— Eto pope zgoda, vikne crkvenjak iz
budiaka (bio se sakrio te ga
nisu videli) a ti me teras da ju ja drźim, pa me sve izgreba!
Erzählt vom Bauern Stojan Zirić in
Vrazogrnac, Timokbezirk in
Serbien.
312
Von sodomitischen Verirrungen.
Siehe, Pope, den Vorteil I
Es kam ein Bauer zum Popen, um zu
beichten. — Was hast du
angestellt? fragt er ihn. — Eine grobe SündeI Herr Pope! Ich bitte
dich, laß uns allein in der Kirche sein, damit ich dir sage. — Der
Pope tat ihm nach Willen und der bekannte ihm: Ich habe eine Katze
gevögelt — Und wie hast du das angestellt? verwunderte sich der
Pope. — Nun siehe wie: ich steckte ihr den Kopf in einen Schnapp-
sack, zog quer zusammen und tat es. — Siehe Pope, den Vorteil! rief
der Kirchendiener aus dem Winkel aus (er hatte sich versteckt und
so sahen sie ihn nicht), du aber treibst mich an, daß ich sie halten
soll und so hat sie mich ganz zerkratzt!
488. Źeyan pićke.
Bio jedan siroma momak, sluźio je u
jednog gazdę, koji je imao
jedinicu kćer, vrlo lepu devojku. Siroma sluga bio je rużan, vrlo
ruian,
imao je grdnu nosinu і velike, klopave uŚi te ga nije dna
devojka u
selu nije volela. Siroma sluga znao je, da nije ni mal o lep і da ga
nijedna devojka ne voli te je bio vrlo tuzan і neveseo.
Kada je njegov ortak kuci sa
ovcama dośao, zateće ga u Stali
tużna i nevesela te mu reće: ,Śta ti je, druźe, teśko na srcu? Kakva
te briga mori, da si tako neveseo?1 — A ovaj mu reće:
,Vidiś ti, druże
kako sam nesretan, nisam ni mało lep pa me nijedna devojka ne vole,
jer sam ruźan pa zato zam tużan i neveseo. A źeljan sam ti brate,
pićke ko ozebao sunca. Ta ja joś ni jednu pićku okusio nisam!9
— Na
to će mu drug reći: ,Ne tużi vise, dobićeś ti pićke i to skoro!1
Ovaj je bio ovcar i vrlo lep mladić
a bio je vrlo vesele naravi і
domiśljen a saljivcina, da mu para nema. Bio je najbolji
pevac u
selu, zato ga je seoski popa zdravo voleo. Popa u tom selu bio je
udovac a nije imao dece. A zenâ je imao kadgod je teo pa і devojaka.
Ovcar Mile znao je da ga popa vole te ode u subotu po podne pośle
vecernje ka popi, ali ne prażan već mu donese jedno janje i reće
mu: ,Dobar dan oće!4 — ,Bog ti pomogo, sinko, koje
dobro?' — ,Ta
nije dobro, oće, već je zlo! Momak bolestan, teo bi pićke pa nema.
Nijedna pićka za njega', te isprića popi sav teret svoga ortaka i
zamoli
ga, da mu pomogne, i da je drug poslao popi jagnje. Popa mu reće:
,Sutra je nedelja. Dogji sutra sa tvojim ortakom ali pośle vecere.
Biće pićke!' — Ovaj zahvali popi i ode.
Kad je kuci dośao każe
ortaku, da se spremi, da će sutra sa
njime ići popi Kad su otiśli popi, popa ga uvede u jednu sobu,
Von sodomitischen Verirrungen. 313
obuće mu mantiju і svoje odelo i
reće mu: ,U drugu sobu idi, ćeka
te pićka. Nemoj niśta drugo reći nego ovo: Daj pićke, daj! — a kad
dobiś, buśi dok se ne oznojiś a kad svrsis a ti reci: to
valja! to valja!'
Todor je dobro utuvio popine reći i
sve je tako radio, kao Sto mu
je popa kazao. Kad je bio sit jebanja ode u drugu sobu, da skinę
mantiju i obuće svoje odelo, ali ima śta videti! Mile diii janje a
popa
mu tura svoje tanje (kurac) pa će u cudu povikati: ,Ćoveće boźji,
śta je to?!' — Popa će tek: ,Kurac gô! Pićke je źeljan pa janje
strelja!' —
Erzählt von einem Bauernmädchen aus
Dolovi im Banat, Süd-
ungarn.
Von einem, der Sehnsucht nach
Voze trug.
Es war ein armer Bursche, der diente
bei einem Herrn, der eine
einzige Tochter besaß, ein sehr schönes Mädchen. Der arme Diener
war häßlich, sehr häßlich, hatte eine greuliche Gurkennase und große
Schlappohren und kein einziges Mädchen im Dorfe schenkte ihm ihre
Gunst Der arme Diener wußte, daß er nicht im geringsten schön
sei und daß ihn kein einziges Mädchen lieb haben möge und darüber
war er sehr betrübt und unlustig.
Als sein Genosse mit den Schafen
heimkehrte, traf er ihn im
Stall betrübt und unlustig an und sprach zu ihm: ,Was fehlt dir, Ge-
fahrte, hast es schwer am Herzen? Was für Sorge würgt dich, daß
du so unlustig bist?1 — Dieser aber sagte zu ihm: ,Siehst
du, Kamerad,
wie ich unglücklich bin, ich bin nicht im geringsten schön und kein
einziges Mädchen hat mich lieb, denn ich bin häßlich und darum bin
ich betrübt und unlustig. Ich sehne mich aber, o Bruder, nach Voz,
wie ein Erfrierender nach der Sonne. Habe ich doch noch nicht
einmal eine einzige Voz verkostet!1 — Darauf bemerkte ihm
der Ge-
nosse: ,Klag nicht länger, du wirst Voz kriegen und zwar bald!' —
Der war ein Schäfer und ein sehr
schöner Jüngling, dazu war er
von sehr heiterer Gemütart und ein Witzbold, überdies ein Spaßvogel
ohnegleichen. Er war der beste Sänger im Dorfe, darum hatte ihn
der Dorfpope ordentlich lieb. Der Pope in diesem Dorfe war ein
Witiber und hatte keine Kinder. Weiber aber hatte er, so oft er nur
wollte und auch Mädchen. Der Schäfer Mile wußte, daß ihn der Pope
gern hat und er begab sich am Samstag nachmittags nach der Abend-
messe zum Popen, doch nicht leer, sondern brachte ihm ein Lamm
und sagte zu ihm: ,Guten Tag, Vater!' — ,Gott helf dir, Söhnchen,
was gibt es Gutes i* — ,Es ist just nichts gutes, Vater, vielmehr
etwas
314
Von sodomitischen Verirrungen.
schlimmes! Ein Bursch ist krank,
möchte Voz und hat keine. Für
ihn ist keine einzige Voz zu haben1, und er erzählte
haarklein dem
Popen die ganze Last seines Genossen und bat ihn, ihm zu helfen
und der Genosse habe dem Popen ein Lamm geschickt. Der Pope
sagte zu ihm: .Morgen ist Sonntag. Komm morgen mit deinem Ge-
fährten, doch nach dem Abendessen. Voz wird da sein!1 —
Der dankte
dem Popen und ging fort.
Als er heimkam sagte er dem
Genossen, er möge sich bereit
halten, morgen werde er mit ihm zum Popen gehen. Als sie sich
zum Popen hinbegeben, führte ihn der Pope in eine Stube hinein, zog
ihm den Priestermantel und sein Gewand an und sprach zu ihm: ,Geh
in die andere Stube, deiner harrt die Voz. Sollst nichts sonst reden
als bloß dies: ,Gib Voz, gib! — und wenn du sie kriegst, bohr, bis
du nicht in Schweiß gerätst und wenn du fertig bist, sprich: das be-
hagt! das behagt!'
Theodor prägte sich wohl des Popen
Worte ein und tat alles
so, wie es ihn der Pope geheißen. Als er sich am Gevögel satt
fühlte,
begab er sich in die andere Stube, um den Priestermantel abzulegen
und seine Kleidung anzuziehen, doch da hat er etwas zu schauen!
Mile hält das Lamm, der Pope aber schiebt seinen Zumpt in das
Tier hinein und außer sich vor Verwunderung ruft Theodor aus:
.Mensch Gottes, was ist das?!1 — Der Pope so nebenher
darauf: ,Ein
nackter Zumpt! Trägt Sehnsucht nach Voz und zielt auf das Lamm!1
Anmerkung. Der Pope belehrt den
Knecht Theodor, daß ein
Mann seinen Geschlechttrieb sehr leicht befriedigen könne, wann er
nur will. Indem er, der Pope, das Lamm mißbraucht, verhöhnt er den
armen Burschen, der sich nicht zu helfen gewußt hat, da er ein
keusches Lamm hingab, um eine feile Weibsperson dafür zu genießen.
489. Maćka pojebao.
Bila dva fratra pa se iśao jedah
drugome ispoyjedati.
— ,Ćujeś', każe, ,ja sam sagrijeśio
teśko, jer sam maćka pojebao
ali on me je kod tog posła ogrebo*.
— ,Zaśto ga nisi turio u ćiźmu pa
onako jebao, kao ja?' reće
drugi fratar.
Aus Kutjevo in Slavonien. Von einem
Waldheger erzählt
Er hat einen Kater gevögelt.
Es waren mal zwei Franziskaner und
es begab sich der eine zum
anderen zur Beichte.
Von sodomitischen Verirrungen.
SIS
— ,Hör mal,' sagt er. ,ich habe
schwer gesündigt, denn ich habe
einen Kater durchgevögelt, doch hat er mich bei dem Geschäfte zer-
kratzt
— /Warum hast du ihn nicht in den
Stiefel gesteckt und dergestalt
gevögelt, wie ich es pflege?1 sagte der andere Frater,
490. Kiko se ebe kuĆka.
Edin covek prez veliki posti otiśel
pri edin pop da se ispoveda.
Uleznala u celijata na popa і vanal, da si kazue greoveta: ,tova säm
pravil, dede pope, onova säm värSiL' — A dedo pop za vsicko go
hokal і mu zapovedal, podobno da ne värSi ośte edin pät. Najposle
coveko rekl: ,Dedo pope! Kazah ti vsicko śto säm värsil; ima ośte
edno neśto, da ti kaźem, ama je mnogo sramno!' — ,Każi go, kazi
go i nego/ rekl mu dedo pop, ,da vidim, śto je!' — ,Śto li je, dedo
pope? Zavcera jeb ah naśata kućka,' kazał coveko. — ,E, kiko ja
eba?'
popital go deda pop s ljubopitstvo. ,Kiko li?' otgovori coveko,
,źavreh
jo glavata u pieto pa ja vanah odzade!'
A slugata na pope bil stojal na
vratata i sluśal, śto kazuje coveko.
Kato ćul tova on vednaga ishokal ot vratata: ,Vide li, dedo pope,
kiko se ebe kućka sas kolaj? A ti vcera me nakara da ja drżim
drźl drźl' ta vse mi sjade räcete!'
Erzählt von einem Bauern aus dem
Sofijaer Bezirk in Bulgarien.
Wie man eine Zauk (Hündin)
vögelt.
Während der großen Fastenzeit begab
sich ein Mann zur Beichte
zu einem Popen. Er trat in des Popen Zelle ein und hub sein Sünden-
bekenntnis an: ,Das habe ich getan, Großvater Pope, und jenes habe
ich verübt!' — Und Hochwürden schalten ihn wegen eines jeden aus
und befahlen ihm, nimmermehr derlei zu begehen. Zuletzt gestand
der Mann: ,Großvater Pope! Alles bekannte ich ein, was ich
verbrochen;
es geschah aber noch etwas besonderes, was ich beichten wollte, doch
es ist gar zu schändlich!' — ,Beichte nur, beichte zu,' ermunterte
ihn
der Großvater Pope, ,laß mich vernehmen, um was es sich handelt!'
— ,Um was es sich handelt, Großvater Pope? Gestern abends vögelte
ich unsere Zauk!' — ,Und wie hast du sie gevögelt?' fragte Großvater
Pope neugierig. ,Wie?' antwortete der Mann, »einfach, indem ich
ihren
Kopf in ein Gitter hineinzwängte und sie von hinten anpackte.'
Зіб
Von sodomitischen Verirrnngen
Des Popen Diener stand aber an der
Türe und horchte, was der
Mann beichtete. Als er dies vernahm, rief er plötzlich von der Türe
aus: ,Siehst du, Väterchen Pope, wie man eine Zauk gemächlich
vögelt? Du aber hast mich gestern angeleitet, sie zu halten: ,halt
siel
halt sie!' und dabei zerbiß sie mir ganz und gar die Hände!'
491. Pa śto mi ne kaza, po Bogu
brate I
Jednom kalugjeru dogje jednoga dana
neki veoma snużden covek,
da mu se ispovedi.
Dugo se
covek premiSljao, da li
će da każe,
5to
je greśio і jedva
se naposletku odvazi i kaza, da je jebo maćku.
— ,Ih, nesretniće śta ućini, da od
Boga nagjeś! Śto
se tako ogreśi,
po Bogu brate! Odlazi ispred mojih oćiju i ne dolazi
vise ovamo
і
ne skvrni vise ovu svetu obitelj tvojim greśnim dahom!' —
Covek
poće, da ga preklinje za oprośtaj od
greha, ali se kalugjer
ne dade umoliti.
— ,Da dam prilog manastiru?' reće
covek.
— ,Ne pomaźe!' odgovori kalugjer.
— ,Da postim?' reće covek.
— ,Ne vredi ti niśta!' odgovori
kalugjer.
— ,Da se molim і dan i noć Bogu, ne
bili mi oprostio?* reće covek.
— ,Ne pomaźe ti niśta! Nema
oprośtaja!' reće kalugjer, ,Već idi,
beźi mi ispred oćiju!' —
Ode covek joś neveselijL Bio je kao
ubijen. Tako je tumarao
nekoliko dana onuda oko manastira ne jedući ni pijući śto i ne
pro-
go von v ni s kim ni reći.
Kad jednog dana ugleda onog istog kalugjera,
gde maŚe na nj rukom, da mu dogje bliźe. Poradova se Covek misled,
da je kalugjer naśao u svetim knjigama, da se і onaj greh może
oprostiti pa potrća kao bez duśe kalugjeru.
Kalugjer ga sasvim tiho upita:
— ,Ama kako si ti to ućinio?* —
— ,Śta
oće?' upita
covek.
— ,Pa kad si onu maćku, znaś, jebo?'
reće kalugjer joś tiśe.
— ,Ne pitaj me, duhovnice i ne
spominji mi to vise. Mrsko mi
je kad na to pomislim!' reće covek.
— ,Ama kazi mi, kad te pitam, ćujeś
li!' reće kalugjer navaljujucL
— ,Pa eto kako,' uzdahnu covek,
,zavukao sam joj glavu i pred-
nje nogę u saru od ćizme a za straźnje nogę sam je drżao, dok sam
svrsio posła!' —
Von sodomitischen Verirrungen
ЗІ/
— ,Pa śto mi ne kaza ranije, po Bogu
brate I Meni sva muda iz-
grebe!' —
Aus Serbien.
Warum sagtest du es mir nicht
früher, o Bruder von Gott aus!
Zu einem Mönche kam eines Tages ein
äußerst betrübter Mann,
um ihm zu beichten.
Lange überdachte der Mann, ob er
wohl aussagen soll, was er
gesündigt uud mit harter Mühe faßte er schließlich Mut' und gestand
daß er eine Katze gevögelt habe.
— ,Pfui, Unglückseliger, was
verbrachst du, Gott soll dir es heim-
zahlen! Warum versündigtest du dich dergestalt, o Bruder von Gott
aus! Weiche hinweg vor meinen Augen und lenk deine Schritte
nimmermehr hierher und entweihe nicht mehr diese heilige Familie
mit deinem sündigen Hauche!
Der Mann hub ihn um Vergebung der
Sünde zu beschwören an,
der Mönch jedoch ließ sich durch keine Bitten erweichen.
— ,Und wenn ich dem Kloster einen
Beitrag weihe?' sagte der
Mann.
— ,Hilft dir nichts!' antwortete der
Mönch.
— ,Und wenn ich mich durch Fastungen
kasteie ?' sagte der Mann.
— .Taugt dir gar nichts!' antwortete
der Mönch.
— ,Und wenn ich bei Tag und bei
Nacht zu Gott bete, tat er
mir nicht Vergebung gewähren?' sagte der Mann.
— ,Das hilft dir gar nichts! Es gibt
da keine Verzeihung!' sprach
der Mönch, »sondern geh, fleuch mir aus den Augen.'
Noch freudloser zog der Mann ab. Er
fühlte sich wie gemordet.
So irrte er planlos, ziellos einige Tage dort um das Kloster umher
ohne zu essen und ohne zu trinken, ja, ohne mit irgend wem auch
nur ein Wort zu sprechen. Da erblickte er eines Tages jenen selben
Mönch, der winkte ihm mit der Hand zu, er solle sich ihm nähern.
Den Mann befiel eine Freude, indem er meinte, der Mönch habe in
den heiligen Büchern vorgefunden, daß auch jene Versündigung ver-
ziehen werden kann und rannte, wie ohne Seele auf den Mönch zu.
Der Mönch richtete ganz leise an ihn
die Frage:
— ,Aber, wie hast du das nur
angestellt?*
— ,Was denn, o Vater?1
fragte der Mann.
— ,Nun, als du jene Katze, weißt
schon, vögeltest?' sagte der
Mönch noch leiser.
218 Von sodomitischen
Verirrungen.
— ,Frag mich lieber nicht.
Seelenhirte und erinnere mich nicht
mehr daran. Es ist mir tief zuwider, wenn ich daran auch nur denke!'
sagte der Mann.
— ,Aber gesteh es mir doch, wenn ich
dich frage, hörst du wohl!'
sagte der Mönch auf ihn eindringend.
— ,Nun sieh, wie so/ seufzte der
Mann schwer auf, ,ich habe ihr
den Kopf und die Vorderbeine in einen Stiefelschaft hineingesteckt
und bei den Hinterbeinen hielt ich sie so lange, bis ich das
Geschäft
vollführte.'
— ,Und warum sagtest du es mir nicht
früher, o Bruder von Gott
aus! Mir zerkratzte sie die ganzen Hoden!'
492. Herrgott!
Jebavo Svabo kozu a ona isplazila
jezik. Svabo mislio od jezika,
da je njegov kurac provirio pa rekne: Herrgott, durch und durch!
Ova se prica Ćesto kod nas ćuje.
Erzählt von einem Mostarer.
Herrgott I
Ein Schwabe (Deutscher) vögelte eine
Ziege und sie streckte die
Zunge heraus. Der Schwabe hielt die Zunge fur seinen Zumpt, der
hervorluge und sagte: Herrgott, durch und durch!
Diese Erzählung bekommt man bei uns
oft zu hören.
Anmerkung. Diese Schnurre zählt zum
Völkerspott. Die Mos-
limen, Katholiken und Griechischorientalischen erzählen sie abwech-
selnd von einander, häufig mit Anwendung auf bestimmte Personen,
denen man ein Klampfl anhängen möchte. Besonders genießen
Franziskaner den Leumund von Ziegenvöglern, die Popen aber von
Stutenvöglern.
493. Nasadio sejjak turćina.
Neki turćin dogje u selo, da kupi
źdrijepca. Svi semeni dovedose
svoje źdrijepce, ali nije nijednoga begenisao. Najpotlije jedan
obje-
Senjak dovede kobilu pa mu je ponudi. Pośto je turćin pregleda reći
će: ,Bolan, ovo je kobila a ja hoću źdrijepca!1 — Дта
stoga sam ti
je і doveo, jer kad nijesi mogao izmegju onoliko źdrijebaca da iza-
bereś źdrijepca, evo ti kobila pa kupi pa naćini źdrijepca po svom
ćeifii!'
Erzählt von einem Serben aus dem
Bezirk von Mostar im Herzogtum.
Von sodomitischen Verirrungen.
ЗІ9
Ein Bauer leuchtet einem Türken
tüchtig heim.
Ein Türke kam ins Dorf, um ein
Hengstfullen zu kaufen. Alle
Pferdeknechte führten ihre Fohlen herbei, doch der fand an keinem
Gefallen. Zuletzt führte ein Galgenstrick seine Stute herbei und bot
sie ihm an. Nachdem der Türke sie beschaut hatte, sagte er ,SoUst
nicht krank sein, das ist ja eine Stute, ich aber suche ein Hengst-
füllen I' — ,Aber eben darum habe ich sie dir ja auch vorgeführt;
denn vermochtest du unter so vielen Füllen kein Hengstfüllen aus-
zusuchen, da biete ich Dir die Stute an, kauf sie und mach Dir ein
Hengstfüllen nach Deinem eigenen Geschmack!1
Anmerkung- Der Bauer weiß gewiß, daß
eine Befruchtung der
Stute durch einen Menschen nicht erfolgen könne, aber es ist ihm ja
nur um die Verhöhnung des muslimischen Käufers zu tun. Sein
Humor ist sehr derb, doch auch wirksam. Minder überzeugend sind
die Ausführungen Professor Gustav Eberleins in seinem .Frauen-
räuber4 überschriebenen Aufsatz, den die Berliner
Zeitschrift ,Das
Leben4 (1906 2.
Jahrg. Hft.
17)
brachte. Man ersieht aus seinen Be-
hauptungen, wie leicht die Neugierde des großen Publikums zu be-
friedigen ist Noch immer lauscht die Menge gern Märchen- und
Affengeschichten. Doch lassen wir Prof. Eberl ein das Wort:
,Schon aus den allerdunkelsten
Zeiten der Naturentwicklung, da
neben dem von der Kultur noch unbeleckten Menschen das Menschen-
tier, der Gorilla Troglodites der Tertiärzeit, der Schimpanse,
Orang-
Utan und Gibbon in Höhlen und auf den Riesenbäumen des Urwaldes
hockten, raunen uns graue Sagen (welche?) ins Ohr, wie die sieghafte
Macht des Weibes selbst diese niederen Riesenkreaturen umgaukelt,
umschmeichelt und bezwungen hat4
Köstlich ist freilich die
Beweisführung für die Menschwerdung:
,Mit seinen, den Menschen weit überragenden Körperkräften hat einer
dieser großen Affen sich eines schönen, jungen Mädchens bemächtigt.
Ohnmächtig ist sie hingesunken. . . . Der knospende, unberührte
Busen hebt und senkt sich, die zarten Glieder liegen gelöst wie ein
geoffenbartes Geheimnis in junger Leibesschöne vor ihm. Da däm-
mert auch in seinem (des Affen) platten Schädel eine Ahnung künf-
tiger Verehrung des Weibes auf. Als dann das erste Menschenkind
der Affenfamilie geboren wird, und ihre erstaunt glotzenden Augen
das unbegreifliche Wunder der Menschwerdung sahen, wurden auch
sie inne, daß nunmehr eine köstliche Stufe der Entwickelung vom tie-
rischen Menschen zum Gottebenbilde erklommen ist4 So zu
lesen
220 Von sodomitischen
Verirrungen.
494. Kakav rod kadija Sarovu?
Bila u jednog ćoeka hiljada ovaca i
imo jednog sarova psa, koji
je sve s ovcami iśo i cuvo. Jedne godine poćmu ovce mrijeti. Do-
maćin se prepane, da ne će sve ovce pomrijet, dade svakom ukućaninu
po jednu ovcu i sarovu jednu, ne bili ćijom srećom koja ostała.
Jedna
po jedna sve ovce pomni, samo osta ona sarova ovca. Pośle pogje
za rukom i od one jedne ovce za nekoliko godina naplodi se osamdeset
ovaca. Onda śarov krepa.
Onaj domaćin misli se, śto će sada,
jer ne ima nikoga od śaro-
vova roda, da na njega i njegovu sreću opet ovce ostànu. Ode kadiji,
da ga za sayjet zapita, al kadija uzme ćitap, stanę listati i
reće onome
seljaku: ,Kad śarov nikoga od roda nema, idi kuci i doreni
sve ovce
meni, jer kad niko njegov nema, nikome ne dopada neg meni.' — Sel-
jak se uśuti, stanę razmiśljati al kadija ućini srkle na nj, da mu
od-
mah sve ovce dotera. Onda seljak izigje napolje pa za nekolko de-
kika povrati se opet kadiji a zapita kadija: ,Sta se vrati ? Idi mi
ovce
doćerajl1 — Onaj seljak reće kadiji: ,Ma vrati se
efendija, da te zapi-
tam, śta je moj sarov tebi bijo? Ja li brat, ja 1 rogjak, il on tebe
jebo
ja 1 ti njega pa da ti miraż dopane, kad sam ja sarova hranijo i uz-
auf Seite
391. Das
erste schöne Weib, welches der Affe raubte,
scheint nach Eber lein kein Menschenkind und kein Ebenbild Gottes
gewesen zu seinl!
Eine andere Affensage, die Eber lein
anfuhrt, entbehrt nicht eines
theologischen Interesses. Kain flieht als finsterer Gottverächter
und
Grübler nach dem Brudermord in die Felsenwildnis. Dort schürft er
nach Metallen und edlen Steinen, er entnimmt der Muschel die Perle
und geht der Entdeckung der Urkräfte der Natur nach. Das Weib,
welches er sich genommen, soll die schönste Äffin gewesen sein.
Diese band er und trug die sich wütend wehrende in seinen Felsen-
bau. Nach der Sage gelingt es der hochentwickelten Intelligenz
Kains das Affenweibchen zu zähmen. Er füttert es mit den schönsten
Früchten, schnitzt sich eine Flöte. Die Äffin wird zahm, in ihre
Flackeraugen kehrt Ruhe, die Sinne schärfen sich, sie schmückt sich
mit Tand und glänzenden Steinen, die Kain ihr gebracht hat So
wird die Äffin nacheinander erst Dienerin ihres Meisters und dann
sein Weib. Aus den urwüchsigen Umarmungen sollen diejenigen
Naturvölker herstammen, deren wilde, ungebändigte Instinkte noch bis
jetzt sich allen zivilisatorischen Versuchen verschlossen.
Von sodomitischen Verirrungen, j2I
drzavo?* — Kadija sikteriśe seljaka
i istera napolje і vise nikada nije
ovaca poisko.
Erzählt von einem Bauern aus dem
Majevicagebirge in Bosnien.
In was für einer Verwandtschaft
steht der Kadi zum fleckigen
Schafhund?
Besaß einmal ein Mann tausend Schafe
und er besaß einen
fleckigen Schafhund, der ständig mit den Schafen ging und sie be-
schützte. In einem Jahre begannen die Schafe hinzusterben. Der
Hausvorstand erschrak, es könnten wohl alle Schafe hinwerden und
da gab er jedem seiner Hausleute je ein Schaf und dem Fleckhund
eines, vielleicht daß durch das Glück des einen oder anderen ein
Schaf übrig blieb. Eins nach dem anderen verendeten alle Schafe,
übrig blieb nur jenes, das dem Fleckhund gehörte. Späterhin glückte
es und von jenem einen Schafe vermehrte sich der Stand auf ihrer
achtzig. Hernach krepierte der Fleckhund.
Der Hausvorstand sann darüber nach,
was er nun tun soll, denn
es war vom Fleckhund gar kein Verwandter da, damit auf ihm und
auf seinem Glück die Schafe weiter verbleib en. Er suchte den Kadi
auf, um ihn um einen Rat zu befragen, der Kadi aber nahm den Kitab
zur Hand, begann darin zu blättern und sprach zu jenem Landmann:
,Dieweil der Fleckhund niemanden von der Verwandschaft hat, so geh
heim und schaff alle Schafe zu mir her, denn wenn einer keinen Erb-
berechtigten hinterläßt, so fällt seine Hinterlassenschaft niemandem
als mir zu.1 — Der Bauer verstummte, hub nachzudenken an,
doch
der Kadi fuhr ihn heftig an, er solle ihm auf der Stelle alle Schafe
hertreiben, Da ging der Bauer ins Freie hinaus, kehrte aber nach
einigen Minuten wieder zurück zum Kadi und da fragte ihn der Kadi:
.Was bist du zurückgekommen? Geh, treib mir die Schafe her!4
—
Jener Bauer sprach zum Kadi: ,Aber, Efendi, ich bin zurückgekehrt,
um dich zu befragen, was mein Fleckhund zu dir war? War er etwa
dein Bruder oder dein angeheirateter Verwandter oder hat er dich
gevögelt oder vielleicht du ihn, daß dir ein Heiratgut zufallen
soll,
während ich den Fleckhund nährte und erhielt?1 — Der Kadi
schimpfte
den Bauer einen Zumpterich und jagte ihn hinaus und forderte nie-
mals wieder die Schafe ein.
Anmerkung. Der Bauer glaubt, sein
Glück habe ihn verlassen
und er hilft sich, wie es ihn der Volksglaube lehrt. Man vergleiche
Krause* Anthropophyteia. Ш. 21
322
Von sodomitischen Verirrungen
Krauss: Sreća. Glück und Schicksal
im Volksglauben der Südslaven,
Wien, 1886,
wo darüber viel zu lesen ist — Auch
nach islamitischem
Gesetz fallt herrenlos gewordener Besitz dem Staate zu, diesmal aber
identifizierte sich der Kadi mit dem Staate. — Hätte der Kadi dem
Bauern den Nachweis erbracht, daß er, der Kadi, mit dem Fleckhund
sodomitische Beziehungen gepflogen, der Bauer würde dies als eine
eheliche Verbindung betrachtet und den Kadi als rechtmäßigen Erben
anerkannt haben. Dazu mochte sich der Kadi denn doch nicht ver-
stehen, denn im Oriente verachtet man den Hund, den treuesten
Freund seines Herrn, des Menschen.
XXIV.
Von jenen, die zur Ausübung des
Beischlafes
unfähig geworden.
495. Ostareo kurac i matora
ріска.
Susretne stari kurac staru pićku.
,Kamo ideś, pićko?1 zapita kurac
— ,Idem u svijet a kamo ti ideś kurce?' — Д ja idem u
svijet', od-
govori kurac — ,Pa ajdemo onda skupa', reće ріска. — ,Pa
ajdemo!'
odgovori kurac.
Tako su skup а і kurac і ріска pośli
svijetom. Na putu upita
kurac pićku: ,Zaśto si ti ostavila svoga gospodara?4 a
ona mu poée
ovako: ,Kad sam bila joś mlada, bilo mi je sve dobro. Nisam bila
na niśta prisiljena. Kad sam dośla u osamnaestu godinu, onda sam
već poćela jade trpiti. Moja je naime gospodarica uvijek po noći
turala u mené nekakve kolce a ja sam se uvijek ljutila te sam te
kolceve grizla i śkakljila, dok ne bi iz tih kolceva ćak izaśla
pjena.
Ondar bi tekar prestala a ona (moja gospodarica) bi onda izvadila
kolac To je bilo u mladosti, ali kad sam na to navikla, naljutila se
na me moja gospodarica te me je bacila. Sada idem trażiti drugu
gospodaricu. A zaśto si ti od tvog gospodara otiśao, kurce?4
—
Na to poće kurac:
— ,1 mené je moj
gospodar bacio, jer sam privikao na one pos-
love, koje bi sa mnom radio. Kad sam bio mlad obicavao je mené
moj gospodar metati u nekakve rupe, koje su me śkakljile a mené je
jako ljutilo pa bi od ljutine uvijek poćeo bljuvati u rupu. Onda bi
on mené izvadio iz onih prokletih rupa. Ali kad sam na to već
privikao, onda on mené vise ne treba pa me je bacio. Sada idem
traziti drugog gospodara! Idimo dakle, pico, daljel'
— ,Idimol' odgovori pica.
I tako su otiśli stara pica i stari
kurac po svijeta skupa i ako si
joś nijesu naśli gospodara, onda joś idu po svijetu skupa.
Erzählt von einem chrowotischen
Pfarrer aus der Agramer Gregend.
21*
324
Von jenen, die zur Ausübung des
Beischlafes unfähig geworden.
Der gealterte Zumpt und die
greise Voz.
Begegnete der alte Zumpt der alten
Voz. ,Wohin des Weges, o
Voz?4 fragte der Zumpt — ,Ich ziehe in die Welt hinaus
und wohin
gehst du, o Zumpt?4 — ,Auch ich wandere in die Welt
hinaus/ ant-
wortete der Zumpt — ,Nun, so laß uns dann selbander gehen/ sagte
die Voz. — ,Nun wohl, so gehen wir!' antwortete der Zumpt
Also sind zusammen der Zumpt, sowohl
als auch die Voz auf die
Wander in die Welt hinausgezogen. Auf dem Wege richtete der
Zumpt an die Voz die Frage: ,Warum hast du deinen Gebieter auf-
gegeben?1 sie aber hub ihm also zu erzählen an: ,Als ich
noch jung
war, erging es mir in jeder Beziehung gut Ich war rein zu nichts
gezwungen. Als ich dann ins achtzehnte Jahr trat, da habe ich
bereits
angefangen, Leiden zu erdulden. Meine Gebieterin nämlich pflegte
immer bei Nacht in mich irgendwelche Pfahle hineinzustecken, ich
aber habe mich immer geärgert und diese Pfahle so lange gebissen
und gekitzelt, bis nicht aus diesen Pfählen sogar Schlamm herauskam.
Hernach erst hörte ich auf, sie aber (meine Gebieterin) nahm sodann
den Pfahl heraus- Das ereignete sich in der Jugend, doch als ich
mich
daran gewöhnt hatte, erboste sich wider mich meine Herrin und warf
mich weg. Jetzt gehe ich eine andere Herrin suchen. Warum aber
bist du, o Zumpt, von deinem Gebieter weggegangen?4 —
Darauf hub der Zumpt an:
— ,Auch mich hat mein Gebieter
weggeschmissen, weil ich mich
an jene Geschäfte gewöhnt hatte, die er mit mir zu verrichten
pflegte.
Als ich noch jung war, pflegte mich mein Gebieter in irgend welche
Löcher hineinzulegen, die mich kitzelten, mich aber ergrimmte das
sehr und vor Ingrimm fing ich immer ins Loch hinein zu kotzen an.
Dann zog er mich regelmäßig aus jenen verfluchten Löchern heraus.
Doch als ich mich daran bereits gewöhnt hatte, dann braucht er mich
nimmer und wirft mich weg. Jetzt gehe ich einen anderen Herrn
suchen. Gehen wir also, o Vözlein, weiter!4
— ,Gehen wir!4 antwortete
das Vözlein.
Und also sind der alte Zumpt und das
alte Vözlein zusammen
in die Welt hinausgezogen und wenn sie noch keinen Gebieter gefunden
haben, so wandern sie noch weiter in der Welt umher.
Anmerkung: Von dieser Erzählung
vernahm ich mehrere Fas-
sungen, doch die angeführte ist die beste von allen. Die übrigen
malen mit einiger Behaglichkeit die stufenweise Abnützung der Ge-
schlechtteile und deren endlichen Verfall aus. In einer beklagt sich
Von jenen, die zur Ausübung des
Beischlafes unfähig geworden.
З25
der Zumpt über die erfahrene
Beschmutzung im After, in einer anderen
die Voz über eine Kerze, deren sich ihre Herrin i n Ermangelung
eines
Zumptes bediente, in einer dritten über den Finger der Herrin, mit
dem sie ihr das Maul zerriß. Die letzteren zwei Fassungen erzählte
mir ein bildhübsches Mädchen, das durchaus nicht zu den
leichtfertigen
Frauenzimmern gehörte. Sie hielt mich für einen sachverständigen
Frauenarzt und erzählte mir noch, ein Mädchen in Belgrad habe eine
Unschlittkerze mißbraucht und die Voz habe ein Stück von der Kerze
verschluckt Daran wäre das Mädchen nach zwei Tagen verstorben.
Bei der Sektion wäre man darauf gekommen. Die Erzählerin war aus
gutem Hause und wohlerzogen. Mir gab sie die Geschichten nur aus
Zärtlichkeit zum Besten, weil sie mich unterhalten wollte.
496. Da mu kurac stoji.
Gledala popadija mlada sa svojim
starim popom sa prozora како
angir skaće na kobilu a drżała je u rukama dvije flaśe sa vinom. Ona
je pozorno motrila svaku kretnju angirovu te kada je vojnik primivSi
angira za kurćinu namjestio ju kamo treba a angir svom snagom
zaćerao, popadiji se to tako dopalo, da zaboravsi da imade boce u
rukama htjela pljesnuti dianom o dian uskliknuv: ,Blago tebi kobo!'
Nu vidivsi da je flaśe razbilu, dodała je: ,Teśko meni jadnoj!'
Drugom jednom zgodom motrila je opet
isti prikaz, no sada nije
mario angir da skoći pa sato uzme vojnik spuzvu u Saku te obriśe
nekoliko puta kobilinu pizdu pa pomaźe s puzvom angiru nozdrve.
Angir digne gubicu u vis, prigje bliźje kobili, śkoći na nju i
zabije
svoju ćuskiju kobili, da je od muke sve prdila.
Saće pośa popa zapita ti: ,ZaŚto je
vojnik brisao kobili pizdu a
onda pomazao konju nozdrve?1 — Pop ko zna svaSta uputi
je: ,E, moja
draga, zato, da angir dobije volju pa da mu se digne I' —
Iza rućka legnę pop po obićaju, da
mało drijemuca a pośi se
prohtjelo kurca. Prigje do spavajucega si popa, uzdigne svoju suknju
te si rupcem izbriśe picu a onda stade popu nos i oko nosa ribati.
Pop se probudi te će zaćugjeno: ,Śto to radiś źeno?' — ,Ama ono
isto śto i vojnik. Rado bi vidjela hoćeś li i ti popo dobiti volju i
da
li će ti barem od toga kürac stajati!' — Ali se jadna prevarila, jer
gdje ne ima vise ćorbe tu ne ima ni jebanja.
Von einem chrowotischen Schulmeister
aus der Gospićer Gegend
in der Lika (Chrowotien).
Von jenen, die zur Ausübung des
Beischlafes unfähig geworden.
Ein Mittel, um den Zumpt zum stehen
zu bringen.
Schaute mal die junge Popin mit
ihrem alten Popen vom Fenster
aus zu, wie der Hengst die Stute beschält, sie (die Popin) aber
hielt
in den Händen zwei Flaschen mit Wein. Aufmerksam betrachtete
sie jede Bewegung des Hengstes und als der Soldat den Hengst beim
Zumpterich ergriff und diesen dort unterbrachte, wohin er
hineingehört,
der Hengst ihn aber mit aller Kraft einrammte, gefiel dies der Popin
so sehr, daß sie die zwei Flaschen in ihren Händen völlig vergaß und
mit den Handflächen begeistert Beifall klatschen wollte, wobei sie
aus-
rief: ,Heil dir, o Stütlein!' — Doch als sie sah, daß sie dabei die
Flaschen zerbrochen, fugte sie hinzu: ,Ach und wehe mir ÄrmstenI' —
Bei einer anderen Gelegenheit
beobachtete sie wiederum denselben
Auftritt, doch diesmal zeigte der Hengst keine Neigung zur
Beschälung
und darum nahm der Soldat den Schwamm in die Hand, wischte
damit einigemal die Voz der Stute ab und schmierte dann mit dem
Schwamm dem Hengst die Nüstern ein. Der Hengst hob die Schnauze
in die Höhe, trat an die Stute näher heran, sprang auf sie hinauf
und
rammte seine Hebelstange in die Stute hinein, so daß sie vor Qual
unausgesetzt farzte.
Jetzt richtete die Popin an den
Popen die Frage: ,Warum hat der
Soldat der Stute die Voz gewischt und hernach damit dem Hengst
die Nüstern beschmiert?' — Der Pope, wie einer der alles mögliche
weiß, belehrte sie: ,Ei nun, meine Teuerste, darum, damit der Hengst
eine Lust kriegen und damit er sich ihm erheben soll!1 —
Nach dem Mittagessen legte sich der
Pope gewohnheitmäßig
nieder, um ein wenig zu napezen, die Popin aber gelüstete es nach
dem Zumpt Sie tritt an ihren schlafenden Popen heran, hebt ihren
Kittel in die Höhe und wischt sich mit dem Sacktuch ihre Voz aus,
dann aber begann sie damit dem Popen die Nase und um die Nase
herum einzureiben. Der Pope erwacht und fragt verwundert: ,Was
treibst du da, Weib?' — ,Aber dasselbe, was auch der Soldat Gern
möcht ich sehen, ob auch du, der Pope, eine Lust kriegen wirst und
ob dir wenigstens davon der Zumpt stehen wird Iі — Doch
die Ärmste
hat sich getäuscht, denn wo keine Suppe mehr vorhanden ist, dort
gibt es auch kein Gevögel.
Anmerkung: VergJ. die elsässische
Fassung Anthr. III. S. 102,
Nr.
69. Der Umstand, daß die
Ausscheidung der Vagina auf manche
Menschen eine stimulierende Wirkung ausübt, erzeugte vielerlei
Liebe-
zaubermittel. Der Ausspruch des Herrn Migliore delli Alberti di
Von jenen, die zur Ausübung des
Beischlafes unfähig geworden.
Firenze: ,Das Weib ist nichts wert,
wenn von ihr nicht ein Gerüchlein, wie
von einem etwas abgestandenen Stockfisch ausgeht1 hat
allgemeine
Geltung, nur über den Grad des Gerüchleins sind die Menschen auf
verschiedenen Kulturstufen nicht gleicher Ansicht (Vgl J. Ulrich:
Die hundert alten Erzählungen. Leipzig
1905, S.
85).
497. Izgubio uzmo.
Zećarski pas izgubio uzmo pa će
bodulan lovac izvaditi zecu jetru
i dobro će svoga psa natrti po njuśki. To je sve gledala lovceva
źena
i zapitaće muza: ,Zaśto ga, Franeto, tareś po gubici?1 —
,Ne vidiś li,
Tere, da je izgubio uzmo?' — Na to će źena izvaditi pecu izmegju
nogu i protrće dobro muza po obrazu a on će zavikati: ,Sto ćiniś to,
ludicol' — Jer si mi i ti odavna izgubio vonjl'
Erzählt von einem Landmann auf dem
Eiland Curzola.
Er hat den Spürsinn verloren.
Ein Hasenhund hatte den Spürsinn
verloren und da entnahm ein
eiländischer Jäger einem Hasen die Leber und bestrich damit seinem
Hund tüchtig die Schnauze. Das alles sah des Jägers Frau mit an
und sie richtete an ihren Mann die Frage: ,Warum, Franzi, reibst du
ihn auf der Schnauze?' — ,Siehst denn nicht, Resel, daß er den Spür-
sinn verloren hat?1 — Hierauf zog das Weib den Fetzen
zwischen den
Beinen hervor und rieb dem Manne damit übers Gesicht, er aber
schrie auf: ,Was tust du da, du Närrchen!' — ,Weil mir auch du
längst
schon den Spürsinn verloren hast!'
Anmerkung: Das Weib hat ihr
Monatliches und trägt darum
einen Fetzen zwischen den Beinen, um nicht überall Blutspuren zu
hinterlassen. Diese Erzählung ist nicht der vorangehenden gleich,
nach
welcher das Weib den Mann überhaupt geschlechtlich aufregen möchte,
denn hier erinnert sie ihren Gatten, er habe ehemals zu ihren Ge-
schlechtteilen hinzuschmecken gepflegt
498. Momak r\juśio pićku.
Bio jedan stari momak neźenja, koji
je u mladosti svojoj bio strastan
jebać. Prcao je dogod je mogao, no u starosti je onemogao і bio je
jako bolestan te ode jednom lećniku. Ovaj ga upita za naćin zivota
njegova i on reće lećniku sve како je bilo, како je ziveo i mladost
proveo. Lećnik mu preporući pićku. ,Śta?* reće ovaj, ,pićku kao
lek?!'
— Jest', odgovori lećnik, ,u mladosti si njuśio pićku sa nosom od
jedne
328
Von jenen, die zur Ausübung des
Beischlafes unfähig geworden.
rupe a sad moraS njuŚiti pićku sa
nosom od dve rupe!' — I żaisła je
taj greki majurent naŚao jednu mladu devojku, kod koje je svaki dan
iśao i njenu pićku njuśio puni dva sata dnevno, i tako je na taj
naćin
ozdravio. Ovo je bio istiniti dogagjaj; prićao mi ga jedan seljak iz
Dolova.
Erzählt von einem Bauernmädchen aus
Dolovi im BanaL Süd-
ungarn.
Wie ein Bursche die Voze
beschnüffelte.
Es war mal ein alter Bursche, ein
Junggesell, der in seiner Jugend
ein leidenschaftlicher Vogler gewesen. Er rammelte, so lang als er
nur konnte, doch im Alter versagten ihm die Kräfte und er war sehr
krank und begab sich zu einem Arzte. Der befragte ihn um seine
Lebensweise und er sagte dem Arzte alles, wie es gewesen, wie er
gelebt und die Jugend verbracht habe. Der Arzt empfahl ihm Voze.
,Was?* sagte dieser, ,Voz als Heilmittel?!' — Ja/ antwortete der
Arzt,
,in der Jugend hast du die Voz mit einlöcheriger Nase beschnuppert,
jetzt jedoch mußt du die Voze mit der zweilöchrigen Nase
beschnüffeln!4
— Und tatsächlich hat dieser griechische Majorend ein junges
Mädchen
gefunden, das er jeden Tag besuchte und deren Voz er täglich volle
zwei Stunden lang beschnüffelte, und so ist er auf diese Weise ge-
nesen. Das war ein wirkliches Begebnis; erzählt hat es mir ein Bauer
aus Dolovi.
499. Źena uzźelila dete.
Jedna źena nije bila srećna da ima
dece. Śta nije radila pa opet
niśta! Jako se jedila zbog toga i neprestano je traźila i savete i
lekove
i vracanja i sve drugo samo da rodi.
Jednoga dana dogje joj neka baba u
pohode i reće joj da nije
nikąd sirotinji delila, zbog toga joj bog ne da decu. ,Nego ti, dete
moje, umesi dobru pogaću i ispeci najbolju kokośku pa napuni zastrug
sa sirom i pljosku sa rakijom i pre sunca izagji na pijać, gde se
rad-
nici, nadnićari, pogagjaju pa koga prvog vidis zovi ga da te
odjebe і
ostaćeś u drugom stanju/ —
Źena sva srećna joś od veće poće
spremati i do ponoći bila je
gotova. Lepo se opra i oćeślja, obuće nove haljine, ponese sve śto
treba i pogje na pijać. Srete prvog jednog ćiću. Dogje do njega,
pozdravi ga i zamoli da pogje s njom da mu da, da se dobro najede
pa onda da je odjebe. Ćići svaka źila uzdrhta, uze pune grudi vaz-
duha i duboko uzdahnu pa joj reće: ,E, dete moje, dok sam mogao,
Von jenen, die zur Ausübung des
Beischlafes unfähig geworden.
З29
nije me nijedna tako molila, pa ja
njoj da dam i pogaću i pećenja а
sad ti ne mogu niśta da uradim! 1 mené neko da pritegne, svu bi
mi guzicu iscepao i ne bih se mogao odbraniti. Idi, blago meni pa
traźi drugog coveka, koji je za taj posao!'
Erzählt von einem Landmann aus der
Gegend von Semendrija,
Serbien.
Von einem Weibe, das ein Kind zu
haben begehrte.
Ein Weib war nicht so glücklich,
Kinder zu haben. Was hat sie
nicht alles getan und wieder nichts! Darob härmte sie sich gar sehr
ab und unausgesetzt suchte sie sowohl Ratschläge als Heil- und
Zauber-
mittel und alles andere, nur um zu gebären.
Eines Tages kam zu ihr irgend eine
Vettel zu Besuch und hielt
ihr vor, sie hätte niemals Armen milde Gaben gewährt und darum
beschenkte sie Gott mit keinem Kindersegen. Jedoch, o du mein
Kind, knet einen gediegenen Fladen an und brat die allerbeste Gluck,
füll die Reisedose mit Topfen und die Flachflasche mit Branntwein
an und begieb dich vor Sonnenaufgang auf den Marktplatz, wo sich
die Arbeiter, die Tagelöhner verdingen, und den du zuerst erblickst,
den lad ein, damit er dich abvögle und du wirst in anderen Umständen
verbleiben.1 —
Ganz glücklich hub das Weib noch am
Abend zu rüsten an und
war bis Mitternacht fertig. Sie wusch sich sauber, kämmte sich aus,
zog neues Gewand an, nahm alles, was erforderlich, mit und begab
sich auf den Platz hin. Als erstem begegnete sie einem Gevatter
Bäuerlein. Sie trat auf ihn zu, begrüßte ihn und richtete an ihn die
Bitte, er möge mit ihr gehen, damit sie ihm tüchtig anzuessen gebe
und hierauf, daß er sie abvögle. Dem Gevatter erzitterte jede Ader,
er schöpfte den Busen voll Luft, seufzte tief auf und sprach zu ihr:
,Ei, mein Kind, solang als ich leistungfähig war, hat mich keine so
gebeten, eher war ich bereit, ihr einen Fladen und Braten zu geben,
jetzt aber vermag ich dir gar nichts zu tun! Selbst wenn einer mich
an sich zöge, könnte er mir den ganzen Arsch zerschleißen und ich
wäre nicht vermögend, ihn abzuwehren. Geh, heil mir, und such dir
einen anderen Mann, der für diese Arbeit taugt!1
Anmerkung: Die Begegnung (sreća) ist
das Glück im guten (dobra)
oder ungünstigen (lośa, huda) Sinne. Vgl. Krauss, Sreća, Glück und
Schicksal im Glauben der Südslaven. Wien
1886 und
Haarschurgod-
schaft bei den Südslaven, Leiden 1894,
S.
31.
Von jenen, die zur Ausübung des
Beischlafes unfähig geworden.
500. Pałac bez kostjju.
Jedan stari major vrbovase devojcicu
u komŚiluku pa mu ispade
za rukom і uvede je u svoju sobu; poćne je milovati za sisice і hva-
tati zu rumeni picic te mu se podiże malo і on se oseti veoma
spreman
za teśki posao. Izvadi ga i podize odozdo prstima da kruće stoji pa
zapita devojce: ,Znaś li Sta je ovo? — Devojce malo poćuta a on
joj dobaci: ,Ovo je pałac bez kostijul1 — Devojce se
vragolasto nas-
meje i reće: ,A, to nije niśta, da vidiś ćićo koliki je u naśega
momka!1 —
Erzählt von einem Kaufmann aus
Belgrad.
Der Daumen ohne Knochen.
Ein alter Major warb um ein Mägdlein
in der Nachbarschaft und
es gelang ihm, sie in seine Stube hineinzufuhren; er begann sie um
die Tutelchen zu liebkosen und beim rötlichen Kitzler zu betasten
und da erhob er sich ihm ein wenig und da fühlte er sich sehr fur
die schwere Arbeit gerüstet Er zog ihn hervor und hob ihn von
unten mit den Fingern empor, damit er steifer stünde und fragte das
Mädchen: ,Weißt du wohl, was das ist?4 — Das Mädchen
schwieg
ein wenig, er aber warf die Bemerkung hin: ,Das ist ein Daumen ohne
Knochen!' — Das Mägdlein lachte schelmisch verschmitzt und sagte:
,Ach, das ist gar nichts, du solltest mal, Gevatter, sehen, wie groß
er
bei unserem Burschen ist!'
Vgl. Anthr. I, Nr. 87 u. 88.
501. Kako se dosjetio covjek susto.
Imao muź zenu, koja se hoćela
jebavati svake veceri pa i po dva
puta. To se muźu dodijalo pa ti jednom dogje doma zamiśljen. ,Sto
bi?' pita źena. ,Bilo nas peterica śesterica u naśeg susjeda, jer mu
je
jadna źena umrla, biva pukla joj je kod guzice, jer se mnogo jebała.
Tu joj je, tamo njoj nesretnici bilo tanko kako iglica!' — Na to se
źena zamisli pa uzme zrcalo a da vidi koliko je od pizdę do guzice.
Unaprijeda se pomanje jebała i vazda bi govorila: ,Pomanje
nevoljko!'
Erzählt von einem Handwerker in
Sarajevo.
Wie sich ein erschöpfter Mann schlau
zu helfen wusste.
Ein Mann hatte eine Frau, die
allabendlich gevögelt sein wollte,
sogar auch zu zweimal. Das fiel dem Manne lästig und so kam er
einmal nachdenklich heim. ,Was gab's?' fragt das Weib. ,Wir waren
Von jenen, die zur Ausübung des
Beischlafes unfähig geworden.
331
unser fünf, sechs Leute bei unserem
Nachbar, denn sein leidbeladen
Weib verstarb, es sprang ihr nämlich der Arschdamm, weil sie viel
vögelte. An der Stelle war sie, die Unglückselige, so dünn wie ein
NähnadelchenIі — Darauf hin sann das Weib nach und nahm
einen
Spiegel zur Hand, um zu sehen, wie weit es von der Voz bis zum
Arschloch sei. Künftighin vögelte sie viel weniger und pflegte immer
zu sagen: .Etwas weniger, du mein lieb Ungemach!'
502. Udario tuk na luk.
Bio jedan covek i źena i imali su
tri sina і sva tri sina su ożenili.
Ali źena je neprestano draźila starca da je jebe. Ovaj je bio
prilićno
od nje stariji te je iznemogao i nije baś mano toliko za jebanje,
ali
źena ko źena, ona bi se prcala. Te jednog dana navali na svog
starca,
da je jebe. Ovom nije bilo do toga, ali ona mu nije dala mira a
starać se na to razljuti te se prodera na nju: .Oćupanico jedna! ni
diaka nemaś a jebała bi se! Bolje da sam moj kurac otseko i o klin
obesio no śto sam ga tebi prodao! Bolje, da sam kurac na civiluk
natako, no śto sam ga tebi daol' — Tako se derao starać, da se na
ulicu ćulo.
Erzählt von einem Bauernmädchen aus
Dolovi im Banat, Süd-
ungarn.
Zwei harte Steine mahlen nicht.
War mal ein Mann und eine Frau und
die hatten drei Söhne und
sie heirateten alle drei Söhne aus. Das Weib jedoch reizte unaus-
gesetzt den Alten, damit er sie vögle. Der war von ihr ziemlich
älter
und erschöpft und scheerte sich gerade nicht soviel ums Vögeln, das
Weib aber, wie schon ein Weib ist, die möchte rammeln. Und eines
Tages überfiel sie ihren Alten, daß er sie vögle. Dem war es nicht
darum zu tun, doch sie gab ihm keine Ruhe, worauf der Alte in Wut
geriet und sie grimmig anschrie: ,Du ausgerupfter Schlampen! Hast
nicht einmal [Scham-] Haare und möchtest doch dem Vögeln fröhnen!
Es wäre besser gewesen, ich hätte meinen Zumpt abgehauen und an
den Nagel gehängt, als daß ich ihn dir verkauft habe! Besser wärs
gewesen, ich hätte den Zumpt an den Kleiderrechen gesteckt, als daß
ich ihn dir gab!1 — So sehr wetterte der Alte, daß man es
auf der
Gasse hörte.
332
Von jenen, die zur Ausübung des
Beischlafes unfähig geworden
503. Noge joj se o duzi maj u.
Neki starać gatao iz koledara
stogodiśnjaka a da pogodi sudbinu.
Dogje snaha i reće: ,Ćaća, gataj i meni, jer mi se noću noge oduzi-
maju.4 — ,Blago tebi sinko, kad ti se noću noge
oduzimaju!4
Erzählt von Golub Babic in Sarajevo.
Ihre Beine erlahmen.
Irgend ein Greis loste aus dem
hundertjährigen Kalender, um das
Schicksal zu erraten. Kam seine Söhnerin und sagte: ,Väterchen, los
auch mir, denn nachts erlahmen meine Beine.4 — ,Heil dir,
Kind, wenn
dir nachts die Beine erlahmen!1
Anmerkung: Der Witz beruht auf einem
im Deutschen wörtlich
nicht wiederzugebenden Wortspiel. Das Weib meint, sie hätte nachts
ein Reißen in den Beinen und glaubt, das wäre irgend ein Vorzeichen,
der Alte hingegen faßt die Worte in dem Sinne auf, daß ihr der
Mann die Beine zu sehr an sich ziehe und preist sie wegen des Ge-
schlechtgenusses glücklich, der ihm, dem Alten, schon längst ver-
sagt ist.
504. Covek ojaćao.
— More, śto sam ti straśno ojaćao!
reće prijatelj prijatelju naśavśi
se śnijm iza dugog vremena, śto se nisu vidjeli.
— A po ćemu sudiś?
— Pa pre nisam mogao kurac ni sa dve
ruke da savijem a sad
mogu і sa dva prsta!
— E moj prijatelju, nisi ti ojaćao,
nego to ti kurac oslabio!
Aus dem Kreis von Ćaćar in Serbien.
Von einem Landmann
erzählt.
Von einem, der erstarkt war.
— ,Du Närrchen [nicht zum glauben]
wie ich dir furchtbar stark
geworden bin!4 sagte ein Freund zum Freunde, mit dem er
nach langer
Zeit der Trennung wieder zusammentraf.
— Ja, wonach urteilst du?
— Nun, ehedem konnte ich den Zumpt
nicht einmal mit beiden
Händen umbiegen, jetzt aber vermag ich es auch schon mit zwei
Fingern!
— ,Ei, mein Freund, nicht du bist
erstarkt, sondern dein Zumpt
ist dir da schwach geworden!1
Von jenen, die zur Ausübung des
Beischlafes unfähig geworden«
333
505. Sve jaći u rukama!
— More, babo, rekao starać, opazio
sam, da śto viSe starim, sve
sam jaći u rukama. — Како to, starce? — Pa tako, dokle sam bio
mlagji, nisam mogao kurac nikako da previjem a sad mogu da ga
savijam na koju hoću stranul
Aus der Gegend von Zajećar, Serbien.
In den Händen immer stärker!
— Du Närrchen, Alte, sprach der
Alte, ich habe wahrgenommen,
daß ich, je älter ich werde, umso stärker in den Händen werde! —
Wieso das, Alter? — Nun so, als ich noch jünger war, konnte ich den
Zumpt auf keine Weise umbiegen, jetzt aber kann ich ihn auf welche
Seite ich nur will, biegen!
506. Promenio jarac pozdrav.
Bio jedan jarac pa dok je bio
prcevic ćim vidi kakve koze on
zad reći:
— ,Sve ste moje!'
Kad je već poostario, posustao i
izangjao se, on je sasvim dru-
gaće pozdravljo koze, kad ih vidi. Od tada im je govorio:
— ,Sestre moje!'
Aus Serbien.
Wie der Ziegenbock die Grussformel
gewechselt hat.
Es war einmal ein Ziegenbock, der
pflegte, dieweil er noch brunft-
tüchtig war, jedesmal beim Anblick von Ziegen aufzumeckern:
— ,Ihr seid alle mein!1
Als er schon in die Jahre kam,
erschöpft und ausgeweppt war,
da pflegte er ganz anders die Ziegen zu begrüßen, wenn er ihrer an-
sichtig ward. Von da ab sprach er sie an:
— ,0 meine Schwestern!'
Anmerkung: Eine Fabel, die diesen
Gedanken varriiert, steht
auch bei Krauss in den Sagen und Märchen der Südslaven.
507. Osveta starca muza.
Ostario muź a tako i źena pa proSlo
pet śest godina, da nije znało
jedno za drugo, kaonuti Sto se pod starost gleda fjelica i kupica.
Jednom će po objed da muź napastuje zenu. Ona se ovako otimala:
334
Von jenen, die zur Ausübung des
Beischlafes unfähig geworden
— ,Srami se, vise smo stari! To nije
za nasi1
A muz će: ,Źenice moja, ćini mi se,
da sam se povratio na dva-
desetu godinu, kad ti je sjekilj strigao kao huhor u pijevca a u
mené
mali derao gaće kao gvozdena poluga. E, ćini mi se, da si mi mlada
kao kaplja na listu l' — Prihvati je s obje ruke, pośkakuli je pa će
da je turka do postelje i prevali je onako na uznak a ona dobro
raśi-
rila i digla nogę a suknja joj se podigla.
Źenica onako zaźela oći — i ćeka.
Nije po sreći na sebi imała
gaćica i mislila je onako na pola uśikana, da će joj ga muz opaliti
iz-
megju noga, al ti on skinę z glave crvenu noćnu kapicu, udari je
lagano
dvaput po mandi i ovako reće:
— ,Ludno! A nijesi znała, da je
danas prvi svibnja (magja)l Baś
sam se s tobom lijepo naŚalio! Hi! hi! hi!'
Aus der Lika. Erzählt von einem
Dalmater.
Die Rache des alten Mannes,
Ein Mann war gealtert und ebenso
auch sein Weib und es waren
fünf, sechs Jahre vergangen, ohne daß eines das andere [fleischlich]
erkannte, wie man ja im Alter mehr auf ein Schälchen und Näpfchen
schaut
Einmal nach dem Mittagessen hebt der
Mann sein Weib zu be-
helligen an. Sie wehrte ihn also ab:
— ,Schäm dich doch, wir sind schon
zu alt dazu. Das ist nicht
mehr für uns!'
Doch der Ehegatte darauf: ,Mein
Weibchen, es kommt mir vor,
daß ich zum zwanzigsten Jahre zurückgekehrt bin, wie damals als sich
dir noch der Kitzler stramm erhob wie der Kamm eines Haushahns,
mein Kleiner aber die Hosen spannte, gleichwie, ein eiserner Hebel.
Ei, mich bedünkt, als wärst du mir noch jung, wie ein [Tau-] Tropfen
auf dem Blattei' — Er umfaßte sie mit beiden Armen, kitzelte sie ein
wenig, sturkert sie bis zum Bett hin und wirft sie rücklings
darüber,
sie aber spreitete tüchtig die Beine auseinander und erhob sie und
auch der Kittel fuhr ihr in die Höhe.
Das Weibsen schloß so die Augen
zwinkernd — und harrte der
kommenden Dinge. Zum Glück hatte sie keine Höschen an und wie
sie so halb erhitzt war, erwartete sie, der Gemahl werde ihr ihn
zwi-
schen den Beinen abfeuern, doch der nimmt dir vom Kopf sein rotes
Nachtkäppchen herab, schlägt sie damit zweimal sachte über die Voze
und spricht also:
Von jenen, die zur Ausübung des
Beischlafes unfähig geworden.
335
— ,Du TörinI wußtest denn du nicht,
daß heute der erste Mai
ist? Heute habe ich mir mit dir einen gelungenen Scherz gemacht I
Hi! hi! hi!'
Anmerkung: Die Dalmater schicken
einander am i. Mai ,in
den April/
508. Prohtelo se popi da jebe.
Jedan popa seljanski iśao u polje da
obigje svoje nadnicare pa
kad se kuci vracao opazi како jedan mlad covek jebe svoju
zenu u
polju u jednom śancu (jarku) pa se i njemu prohtelo te brźe bolje
pojuri kuci, da i on to radi. Kad je kuci stigao a on
doćepa popa-
diju, strovali je na krevet pa drż, drźl ali mali ne će da
ustane. Popa
se sav oznojîo, ali njegov se i ne mice. Popa sav ljutit izleti u
kuhinju,
zgrabi punu Saku sitne paprike te ribaj, ribaj! Trlja popa paprikom
svoga kuru, samo da se digne, no za mało, kura se diźe, ali popa ne
mogo jepsti, već je jaukao od bola: Jao, pośo, pomozi! izgore mi
kurac!'
Erzählt von einem Bauernmädchen aus
Dolovi im Banat. Süd-
ungarn.
Einen Popen befiel die Lust zu
vögeln.
Ein Dorfpope begab sich aufs Feld,
um seine Taglöhner zu be-
suchen und auf der Heimkehr bemerkte er, wie ein junger Mann auf
dem Felde in einem Graben sein Weib vögelt und da kriegte auch
er ein Gelüste und tummelte sich so rasch als ihn seine Beine trugen
nach Haus, damit auch er das tue. Als er heimgekommen war, er-
grapste er die Popin, stürzte sie übers Bett und halt zu, halt zu!
Doch
der Kleine mag sich nicht erheben. Der Pope war ganz in Schweiß
gebadet, doch der seine rührte sich gar nicht Voll Zorn rannte der
Pope in die Küche hinaus, faßte die Hand voll zerstoßener Paprika
und reibst du nicht, hast du nicht! Mit der Paprika reibt der Pope
sein Zümptlein, nur damit sich der erhebe, und in kurzem erhob sich
das Zümptlein, der Pope jedoch konnte nicht vögeln, vielmehr stieß
er vor Schmerz ein Wehgeschrei aus: ,Wehe, Popin, hilf! Der Zumpt
verbrannte mir!'
509. Da znaŚ, śta je muśko!
Bio starać i baba, pa како je
napolju bile hladno, a oni sedeli
kraj vruće furune, starcu pało na urn mlado doba, pa stanę vući babu
i obori je da je jebe, ali kurac ne će da mu se nadigne. Starać je
Von jenen, die zur Ausübung des
Beischlafes unfähig geworden.
imao u ustima lulu, a na luli ugljen
— źar, pa u onom drmusanju i
klaćenju, starcu se pripiśalo, a ugljen mu s lule pao babi na
kośulju,
te progori kośulju i poćne babu peći. Poćne baba vikati: Vatra,
starĆel
a starać pun sreće misled da je mogao śta uraditi, odgovori: Vatra,
babo, jakako, da znaś śto je muśkol — Kad se starać digao z babe,
imao je śta videti, babi koŚulja progorela, a on se upiŚao.
Erzählt von einem Bauern aus der
Gegend von Semendrija, Serbien.
Damit du weiset, was ein Mannsbild
ist.
Es war einmal ein Alter und eine
Alte und da es draußen kalt
war, saßen sie am heißen Ofen. Da fiel dem Greis die Jugendzeit ein
und er begann die Vettel zu zerren und warf sie zu Boden, um sie
zu vögeln, doch der Zumpt will sich ihm nicht erheben. Der Alte
hielt im Mund die Pfeife und auf der Pfeife lag eine Kohle, eine
Glut-
kohle, und bei jenem Hin- und Herzerren und bei jenem Umschmeißen
wurde der Alte pisserig, die Kohle aber sank ihm von der Pfeife der
Alten aufs Hemd, brannte das Hemd durch und begann die Alte zu
brennen. Hub die Alte zu schreien an: ,Feuer, Alterl1 der
Alte aber
ganz glücklich, in der Meinung, er habe etwas gekonnt, antwortete:
,Feuer, Alte, ja freilich, damit du weißt, was ein Mannsbild ist!'
Als
sich der Alte von der Vettel erhob, hatte er was zu schauen, der
Vettel war das Hemd durchgebrannt, er aber hatte sich bebrunzt!
Anmerkung: Unser deutsche Volkshumor
beantwortet die Frage
der Potenz eines Greises nicht übel: Wenn ein Sechzigjähriger ein
zwanzigjähriges Frauenzimmer heiratet, kann er vielleicht noch ein
Kind bekommen, heiratet aber ein Siebzigjähriger eine
Zwanzigjährige,
so kriegt er ganz gewiß Kinder.
510. Ako ne će njoj, ulazi i\jemu.
Pritiskao starac babu pa je posle
nekoliko vremena pita: ,A ulazi
li ti, bako?' — Arna meni neśto kao da ne će! — Ali meni opet kao
da hoće, dodade zabrinuto starac, pa te zato i pitam! — A jest mu і
bila nevolja: ,savio mu se stójko (nekad і bio!) pa ga gagja u dupe.
Erzählt von einem Gewerbetreibenden
in Belgrad, Serbien.
Wenn er nicht ihr, dringt er ihm
ein.
Ein Greis drückte eine Vettel nieder
und befragte sie nach einer
Weile: ,Und dringt er in dich ein, Großmütterchen?' — ,Mir scheint
Von jenen, die zur Ausübung des
Beischlafes unfähig geworden.
etwas, als ob er nicht mag! — ,Doch
mir scheint es, als ob er will/
fiigte der Greis bekümmert hinzu, ,und darum eben frage ich dich!4
—
Er befand sich aber auch im Ungemach: sein Stehhart (einst war er
einer!) hatte sich umgebogen und zielte aufs Arschloch los.
511. Starca izdao kurac.
Setio se starać babe pośle dugog
odmaranja a ona jedva doće-
kala. Kad je poćeo da klati, starać nekako u sumnji upita babu:
— ,Ulazi li tir
— ,Ulazi, ulazi!1
odgovori baba.
— J menu' reće starać.
Kad pośle pogledaśe videse da se ona
muka presavila preko polo-
vine, tako da se vrh vracao starcu.
Aus Serbien.
Den Alten lässt der Zumpt im Stich.
Es erinnerte sich der Alte der
Vettel nach langer Rastzeit und
sie könnt* es kaum erwarten. Als er sie zu bearbeiten anhub, fragte
der Alte, als ob ihn irgend ein Zweifel überkäme, die Vettel:
— .Dringt
er wohl in
dich ein?'
— ,Er dringt ein, dringt ein!'
antwortete die Vettel.
— Auch in mich!1 sagte
der Alte.
Als sie später dazuschautén> sahen
sie, daß sich jene Qual zur
Hälfte umgebogen, so daß die Spitze «um Alten zurückkehrte.
512. Porasto mu pod starost.
Sedeo kao obićno dedo Stola nedeljom
iz jutra na postelji, ćitao
novine i ćeko, da mu baba donese preobuku. Kad mu baba poloźila
і ostavila preobuku, uze se on svlaciti. Mało tek pa viknu radosno
babi: ,Babo, gde si? Ovamo te brźe, pogle samo koliki je u mené!
Vidi ga, kamo se gica kao u magareta, jaoj, gde ću ga!ł —
,Ćuti, rgjo
jedna stara, ne brukaj se, nego skidaj te naoĆare s nosa!1
odgovori
mu baba.
Erzählt von einem Beamten aus
Belgrad in Serbien.
Auf die alten Tagen hin wuchs er
sich aus.
Er saß da wie gewöhnlich,
Großväterchen Stola, morgens auf dem
Bette, las die Zeitung und wartete, daß ihm die Alte die Wäsche zum
Umkleiden bringe. Als ihm die Alte die Tagwäsche zum Umkleiden
Kraust, Anthropophyteia. Ш. 22
338
Von jenen, die zur Ausübung des
Beischlafes unfähig geworden
gebracht und hingelegt, begann er
sich umzukleiden. Auf einmal rief
er freudig der Alten zu: .Alte, wo bist du? Schnell komm her, guck
mal, wie groß er bei mir ist! Schau ihn mal an, wohin er strampelt
wie bei einem Eselvieh! O weh, wohin tu ich ihn!' — .Schweig, du
alter Rost, mach aus dir keinen Skandal, sondern nimm diese Augen-
gläser von der Nase herab!' antwortete ihm die Vettel.
513. Iznevjerio ga kurac.
Ono bio jedan pa begeniśe jednu vrlo
lijepu źensku pa se stanę
oko nje ulizivati, ja danas, ja sjutra, ugovore i ona mu obeća pićke
dati. Doślo odregjeno vrijeme, nju ufatio merak i ona legia. On
odreśio gaće i priklekne megju noge, ali nuto sramote, kurac mu ne
će da ustane. On uzme njezinu ruku pa śuśne po kurcu, pogladi
onamo, ali on ne će pa ne će. On osramoćen ustane, uzme ugljen i
nagari kurcu glavu i reće: ,Evo, vidi źenska glavo, neka je njegova
sramota, a ne moja, ja kriv nisam, crn mu obraz, śto me izneyjeri!
Erzählt von einem Bauern Nikola
Todorovic in Zavidovic in
Bosnien.
Der Zumpt Hess ihn treulos Im Stich.
Es war einmal einer und der faßte
eine Neigung zu einem sehr
schönen Frauenzimmer und hub um sie zu scherwenzeln an, so heute,
so morgen, bis sie eine Verabredung trafen und sie ihm versprach,
Voz zu geben. Es kam die anberaumte Zeit, sie geriet in Hitze und
streckte sich aus. Er löste die Hosen auf, kniete ihr zwischen die
Beine nieder, doch siehe da die Schande, der Zumpt will sich ihm
nicht erheben. Er ergreift ihre Hand und streichelt mit ihr über den
Zumpt hin, streichle her, streichle hin, doch er mag nicht und mag
doch nicht Beschämt steht er auf, nimmt eine Kohle und schwärzt
dem Zumpt das Haupt an und spricht: ,Da schau Weibsbild her, es
soll seine, nicht aber meine Schande sein, mich trifft keine Schuld,
schwarz sei sein Angesicht, weil er mich treulos im Stich ließ!'
Anmerkung. Schwarz sei sein
Angesicht! d. h. er verliere die
_ _ . _
Ehre. Diese Wendung übernahmen die
Slaven von den Türken und
die wieder von den Arabern.
514. Kurac mu klonuol
Ono je jedan Bośnjak zaisko pićke od
jedne Svabice, a ona ga
odvede u sobu i reće: ,Daj mi dukat, pa jebü' — On izvadi dukat і
Von jenen, die zur Ausübung des
Beischlafes unfähig geworden.
339
dade onoj Svabici i poćne da
jebe, al mu kurac klone і ne ćedne
nikako ustatî. On se zbuni i reće: ,Daj, gospoja, boga ti uzmi ga
mało u ruku, ne će li ustati, odośe mi dźabe pare, otpo Bog, do!'
Aus ZepĆe in Bosnien. Mehrfach
erzählt
Sein Zumpt Uess das Haupt sinken!
Hat mal ein Bośnjak von einer
Deutschen Voz verlangt und sie
führte ihn in die Stube und sagte: ,Gib mir einen Dukaten und vögle
drauf los!' — Er zog einen Dukaten heraus und gab ihn jener Deut-
schen und hub zu vögeln an, doch ließ ihm der Zumpt das Haupt
sinken und mochte sich um keinen Preis erheben. Er geriet in Ver-
wirrung und sagte: ,Geh, Frau, daß Gott dir helfe, nimm ihn ein
wenig
in die Hand, vielleicht erhebt er sich doch. Mein Geld ist mir um-
sonst pfutsch, abfallen soll er, Gott gebe es!1
515. U Svabe bei kurac.
Bio neki Svaba pa mu źena
nije davala, da і njom spava a njemu
se dosadi pa ode sudu i tuźi je. Dogje ona pred sud a on će ovako:
,A źaśto meni ne bi dala? Kod mené belo ko mleko i meko ko pamuk
a racu daś a kod njega crno ko vrag i tvrdo ko rogi1
Aus der Baćka. Erzählt voil
einem Schmiedegesellen.
Der Schwabe hat einen weissen
Zumpt.
Es war mal ein Deutscher, dem
erlaubte sein Weib nicht, mit ihr
zu schlafen, ihm aber wurde ihre Weigerung lästig und so ging er zu
Gericht und verklagte sie. Sie erschien vor Gericht und er hub so
an: ,Und warum solltest du mir nicht gewähren? Bei mir ist es weiß
wie Milch und weich wie Wolle, doch dem Raitzen (Serben) gewährst
du, obwohl es bei ihm schwarz wie der Teufel und hart wie ein
Horn ist!'
516. Kuce vrbov klin u rastovo
drvol
(Sprichwort)
Bila jedna źena, koja je u svome
zivotu dosta sveta poznała pa
imała lepu, zdravu i zadrużnu cer.
Jednog dana neki udov starać, njen
bliski sused, slab i nemoćan
dogje i zapita je, da li bi mu dala svoju kćer za zenu.
Źena ga pogleda onako starog, slabog
pa mu poĆe govoriti, kako
joj je ći jośte mlada i nejaka i tome podobno, samo da bi starca od-
biła a da ga opet ne uvredi. Ali starać baś navalio, da mu da ćer
22*
340
Von jenen, die zur Ausübung des
Beischlafes unfähig geworden.
pa se ne dade nikako odbiti. Te mu
źena, ne znajući kako da ga se
otrese, reće:
— ,Ej, moj komśijal Ne ide vrbov
klin u rastovo drvol1
Aus Serbien.
Wie soll ein Weldenholzkeil in
einen Eichenstamm I
Es war mal ein Weib, das in ihrem
Leben vieler Leute Sinn er-
kannt hatte und sie besaß eine schöne, gesunde Tochter, die mit ihr
im gemeinsamen Haushalt lebte.
Eines Tages erschien bei ihr ein
Witiber, ein alter Mann, ihr
nächster Nachbar, der schwach und hinfällig war und fragte an, ob
sie ihm wohl ihre Tochter zur Frau geben möchte.
Das Weib sah den so bejahrten,
schwachen Alten an und hub ihm
zu reden an, wie ihre Tochter noch jung und unentwickelt wäre und
dem
ähnliches, nur um den Alten abzuweisen und ihn doch wieder nicht
zu beleidigen. Doch der Alte verlegte sich nur umso hartnäckiger
darauf, daß sie ihm die Tochter geben soll nnd ließ sich auf keine
Weise heimschicken. Da sagte das Weib, als sie schon gar nicht mehr
wußte, wie sie ihn abschütteln sollte:
— ,Ei, mein Nachbarl Ein
Weidenholzkeil dringt in einen Eichen-
stamm nicht eini1
517. Treba kurac u ruku uzeti.
Dośla jedna źena kod knjaz a Milośa,
da se żali, kako je muz ne
jebe pa mu reće: ,Gospodaru, doSla sam kod tebe neśto da se żalim
al ne mogu u lice da ti każem, no dozvoli da ja każem knjaginji Lju-
bici a ona tebi da każe!' — I knjaz je posła kod knjaginje. Ova
dosavsi pred knjaginjom poće se źaliti, kako je muź ne jebe,
jer ne
może da potrefi u pićku, da zavuce kurac, no sve muva oko nje, dok
se ne prospe a ona nikako ne może s njim da svrsl Na ovo joj
knjaginja odgovori: ,E, moja draga, Sto ne uzmeś rukom pa da ga
namestiś? Eto ja sam knjaginja pa ga uzmem u ruku i namestirrt
Tako i ti radi pa ćeś viditi kako će ti tada dobro biti/
Erzählt von einer früheren
Volksschullehrerin aus Kragujevac in
Serbien als angebliche Erinnerung aus dem Leben ihrer Großmutter.
Man muss den Zumpt in die Hand
nehmen.
Kam ein Weib zum Fürsten Milos,
um Klage zu fuhren, dieweil
der Mann sie nicht vögle und sagte zu ihm: ,Gebieter, ich kam vor
dich, um in irgend einer Sache Klage zu fuhren, kann sie dir aber
nicht ins Gesicht sagen, erlaub mir jedoch, sie der Fürstin
Ljubica
Von jenen, die zur Ausübung des
Beischlafes unfähig geworden.
341
mitzuteilen und sie soll dir davon
sagen V — Und der Fürst schickte
sie zur Fürstin hin. Als sie vor die Fürstin hinkam, fing sie sich
zu
beklagen an, wie der Ehemann sie nicht vögle, denn er könne nicht
in die Voz hineintreffen, um den Zumpt in sie einzufädeln, sondern
bandle nur so um sie herum, bis er (der Zumpt) sich nicht
ausschütte,
sie aber könne auf keine Weise mit ihm die Geschichte erledigen.
Darauf antwortete ihr die Fürstin: ,Ei, meine Liebste, warum nimmst
du ihn nicht mit der Hand, um ihn richtig anzusetzen? Sieh mal, ich
bin doch die Fürstin und nehme ihn in die Hand und setze ihn zu-
recht So tu auch du und du wirst sehen, wie es dir alsdann wohl
bekommen wird.'
518. Malen kurac.
Tuźila banaćanka muza u
konzistoriju, śto nema § njim kreveta,
to jest, ne może, da je jebe. Pozovu njega u konzistoriju pa će mu
prota pretsednik konzistorije reći: ,Skidaj se, da vidimo imaś li
onu
stvar?1 — Ovaj se skinę, kad tamo a ono kurac kao zrno
pasulja.
Videci to prota pljune pâ rekne: ,1 tebe nije sramota
s takvim kurcem
pred prećasnu konzistoriju?4
Aus dem Moravagebiet in Serbien. —
Allgemein bekannt.
Das Zümptlein.
Eine Banaterin verklagte ihren
Ehegatten beim Konsistorium, weil
sie mit ihm keinen Bettgenuß habe, das heißt, er wäre unvermögend,
sie zu vögeln. Sie luden ihn ins Konsistorium vor und da bemerkte
zu ihm der Protopresbyter als Vorsitzender des Konsistoriums: ,Leg
das Gewand ab, damit wir sehen, ob du die Sache hast?' — Der zog
sich aus, wie man aber hinschaut, so zeigt sich ein Zumpt, nicht
größer
als eine Bohne. Als dies der Protopresbyter sah, spuckte er aus und
sprach: ,Und dich überkommt kein Gefühl der Schande, mit einem
solchen Zumpt vor dem hochehrwürdigen Konsistorium zu erscheinen?'
519. Otkud deca kad пЦе vajjao?
Bio neki postariji covek pa
imao prekomere mali ud і vrlo lepu
mladu zenu. Bojeći se da zbog njegove mahne źena ne potrażi kak-
vog prijatelja iz susectva, on nabavi ud od gume pa se je na taj
naćin
trudio, da zadovolji zenu, krijući veliko orugje kojim je to ćinio i
ću-
vajuci se obazrivo, da ona to lukavstvom ne primeti. Ali źena
Ірак
pored sve njegove smotrenosti primeti, da on upotrebljuje neku drugu
spravu a ne prirodnu i zatraźi, da vidi stvar. Muź nemade kud nego
pokaza ono ćim ga je priroda obdarila.
342
Von jenen, die zur Ausübung des
Beischlafes unfähig geworden.
Kad je videla kako mu je mali, źena
se digne і pravo kod du-
hovne vlasti pa zatraźi razvod braka. Covek morade po njenom
traźenju
da ga pokaże i duhovnom sudu.
— ,Eto vidite', reće ona, ,zar jedna
zdrava i mlada źena może biti
s tim zadovoljna?'
Upitaśe coveka, śta on ima da każe u
svoju odbranu.
— ,Imam to, slavni sudel Kad je ona
sa ovim udom izrodila
cetvoro dece, treba da je zadovoljna s njimel1
Aus Serbien.
Woher die Kinder, wenn er nicht
getaugt haben soll?I
Es war mal ein ältlicher Mann, der
besaß ein über alle Maßen
kleines Glied und ein sehr schönes junges Weib. Aus Furcht, es
könnte sein Weib seines Fehlers wegen irgend einen Freund aus der
Nachbarschaft aufsuchen, verschaffte er sich ein Glied aus Gummi und
strengte sich auf diese Weise an, das Weib zu befriedigen, indem er
sein großes Werkzeug, mit dem er dies verrichtete, geheim hielt und
sich umsichtig hütete, damit sie dies mit Schlauheit nicht
wahrnehme.
Das Weib nahm trotz aller seiner Vorsicht wahr, daß er irgend ein
anderes Gerät gebrauche, nicht aber das natürliche und heischte, die
Sache zu sehen. Der Mann konnte nicht umhin, sondern zeigte ihr
das, womit ihn die Natur beschenkt hatte.
Als das Weib sah, wie klein er ihm
sei, erhob sie sich und ver-
fugte sich schnurstracks zur kirchlichen Behörde und forderte die
Trennung der Ehe. Auf ihre Forderung hin, mußte ihr Gatte ihn
auch dem geistlichen Gerichte vorzeigen.
— ,Da seht/ sagte sie, ,kann ein
gesundes und junges Weib damit
zufrieden sein?4
Sie befragten den Mann, was er zu
seiner Verteidigung zu sagen habe.
— ,Das habe ich zu sagen, löbliches
Gericht! Hat sie mit diesem
Glied vier Kinder zur Welt gebracht, muß sie sich wohl damit zu-
frieden geben!1
Anmerkung. Hier sind zwei
Erzählungen zu einer zusammen-
geschweißt worden, nicht aufs Beste. Von Gliedern aus Gummi er-
zählte man mir des öfteren, doch bekam ich nie eines zu Gesicht Ob
man ein Weib mit einem künstlichen Gliede auch nur ein einziges
Mal täuschen kann, mögen Kundigere als ich entscheiden. — Daß zur
Befruchtung eines Weibes die Länge des Gliedes nebensächlich ist,
weiß jeder Sachverständige.
Vorbemerkungen zu den Abschnitten
ХХУ—XXYÏÏL
II
Von den vorangegangenen
funfhundertundneunzehn Erzählungen
gehört sicher ein Dritteil zum europäischen Wandergut. Sie mußten
ohne Sonderung hier Aufnahme finden, sowohl weil sie für die Be-
ziehungen der Völker Zeugnis ablegen, als auch wegen einzelner Zu-
taten der slavischen Wiedererzähler und nicht zum geringsten aus
rein
philologischen Gründen. In den nachfolgenden vier Abschnitten ist
dagegen der überwiegende Teil der Geschichten bodenständig
slavisches
Gewächs, doch nur mittelbar von Wert als Beleg für den Kultur-
zustand der Volksmenge, im ganzen jedoch viel wichtiger fur die
Erkenntnis des menschlichen Psyche im allgemeinen. Mit der eigent-
lichen Zeugung haben diese Sachen wenig zu schaffen, doch mit
anderen Dingen, die von der menschlichen Notdurft und grobtierischer
Lebensäußerung unzertrennlich sind und darum hier nicht übergangen
werden dürfen. Gerade in diesen Beziehungen bestehen nur sehr
schwache Schranken zwischen den einzelnen Gesellschaftschichten.
Das Menschliche, das Allzumenschliche, das Unabweisliche, das
täglich
Wiederkehrende kommt hier zur unbestreitbaren Geltung und darüber
muß man sich ungescheut aussprechen können. Beispiele mögen dies
erläutern.
Die folgenden zwei Briefe, wovon
einer von der Herzogin
Elisabeth Charlotte von Orleans ist und der andere von der
Kurfürstin Sophie von Hannover, werden aus dem Grunde in der
Anthropophyteia veröffentlicht, weil sie beweisen, daß das
skatologische
Element nicht allein im Folklore heimisch ist, sondern in früherer
Zeit
auch in den höheren Ständen zu Hause war. Hier ist aber die
Skatologie in dem Sinne verstanden, wo die Defakation und der
Flatus natürlich aufgefaßt und derb ungeniert und humoristisch be-
sprochen und beschrieben werden. Die von Dr. Iwan Bloch in dem
2. Band seiner Beiträge zur Psychopathia sexualis gegebene
Definition
der Skatologie, worin das erotische oder sexuelle Element betont
344
Vorbemerkungen zu den Abschnitten
XXV—XXVIII.
wird, kann auf diese Briefe und die
skatologische Literatur der Fran-
zosen, wo sie unter vielen anderen literarischen skatologischen Pro-
duktionen eine besondere Stelle einnehmen, nicht angewendet werden.
Die Herzogin Elisabeth Charlotte von
Orleans war eine Tochter
des Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz. Sie wurde am
26. Mai
1652
in Heidelberg geboren und aus
politischen Gründen mit dem
Herzog Philipp von Orleans, dem Bruder des Königs Ludwig XIV.
am 21.
Oktober
1671 vermählt Sie verstarb am
8.
Oktober 1721
in
Saint-Cloud. *) In ihrer Einsamkeit am französischen Hofe unterhielt
sie mit ihrer Heimat und auch mit dem Auslande einen regen Brief-
wechsel, der sich durch Originalität und gesunde Derbheit
auszeichnet.
Ihre Briefe wurden zu Ende des 18.
Jahrhunderts in Deutschland
herausgegeben und auch später nochmals. Die Bibliotheca germanorum
erotica von Hugo Hayn (2.
Auflage Leipzig
1885)
enthält auf Seite 223
die näheren Angaben.
Die folgenden zwei Briefe, die von
der Herzogin Elisabeth von
Orleans und von der Kurfiirstin Sophie, ihrer Tante und Erzieherin
in französischer Sprache geschrieben wurden, sind der Anthologie
scatologique [Paris, près Charenton, chez le libraire qui n'est pas
triste.
(Gay) 1862. 8°. 144
Seiten] auf Seite
85—89
entnommen.2) Sie sind
hier absichtlich nicht ins Deutsche übertragen, um ihre
Ursprünglich-
keit vollkommen zu bewahren. Die beiden Briefe sind auch in den
deutschen Ausgaben der Briefe der Herzogin von Orleans enthalten.
Sie wurden auch dort nicht ins Deutsche übersetzt und bloß in der
ursprünglichen Fassung wiedergegeben.
Lettre de la duchesse d'Orléans, née
princesse
Palatine, à PElectrice de Hanovre.
De Fontainebleau,
9. octobre
1694.
,Vous êtes bien heureux d'aller
chier quand vous voulés, chiez
donc tout votre chien de sou. Nous n'en sommes pas de même ici,
où je suis obligée de garder mon etron pour le soir; il n'y a point
de
frotoir aux maisons du côté de la forest J'ai le malheur d'en
habiter
une, et par conséquent le chagrin d'aller chier dehors, ce qui me
fache, par ce que j'aime à chier à mon aise, et je ne chie pas à mon
1) Nach
französischen Angaben 1722.
2) Siehe
auch die bibliographischen Daten über die Briefe der Herzogin
Elisabeth
von Orleans in Gays Bibliographie
(4. Auflage).
2.
Band Spalte
733
und 734
unter
Correspondance complète de Madame Duchesse d'Orléans, traduite par
Gustave Brunet
und 2.
Band Spalte
667
und 668
unter Conservateur de la santé.
Vorbemerkungen zu den Abschnitten
XXV—XXVIII.
345
aise quand mon cul ne porte sur
rien. Item tous le monde nous voit
chier; il y passe des hommes, des femmes, des filles, des garçons,
des abbés et des Suisses; vous voiez par là, que nul plaisir sans
peine,
et que si on ne chioit point, je serois à Fontainebleau comme le
poisson
dans Геаи. Il est très chagrinant que mes plaisirs soient traversés
par des etrons; je voudrais que celui qui a inventé de chier, ne pût
chier lui et toute sa race qu'à coups de bâtonl Comment mardi?
qu'il faille qu'on ne puisse vivre sans chier? Soyez à table avec la
meilleure compagnie du monde, qu'il vous prenne envie de chier, il
faut aller chier ou crever. Ah! maudit chier! je ne sache point de
plus vilaine chose que de chier. Voiez passer une jolie personne,
bien mignonne, bien propre, vous vous récriés ah, que cela seroit
joli
si cela ne chioit pas! Je le pardonne à des crocheteurs, à des
soldats
aux gardes, à des porteurs de chaises, et à des gens de ce calibre
là.
Mais les Empereurs chient, les Impératrices chient, les Roys chient,
les Reines chient, le Pape chië, les Cardinaux chient, les Princes
chient,
les Archevêques et les Evêques chient, les Curés et les Vicaires
chient.
Avoués donc que le monde est rempli de vilaines gens! Car enfin on
chië en Pair, on chië sur la terre, on chië dans la mer, tout
l'univers
est rempli de chieurs, et les rues de Fontainebleau de merde;
princip-
alement de la merde de Suisse; et ils font des etrons — gros comme
Vous, Madame. Si vous croyez baiser une belle petite bouche, avec
des dents bien blanches, vous baisez un moulin à merde; tous les
mets les plus délicats, les biscuits, les pâtés, les tourtes, les
farcis, les
jambons, les perdrix et faisans, etc., le tout n'est que pour faire
de la
merde mâchée, etc/ —
Réponse de VElectrice.
Hanovre, a
31
d'octobre 1694.
,Cest un plaisant raisonnement de
merde, que celui que vous
faites sur le sujet de chier, et il paroît bien que Vous ne
connoissés
guère les plaisirs, puisque vous ignorez celui qu'il y a à chier;
c'est le
plus grand de vos malheurs, il faut n'avoir chié de sa vie, pour
n'avoir
senti le plaisir qu'il y a à chier; car Гоп peut dire que de toutes
les
nécessités à quoi la nature nous à assujettis, celle de chier et le
plus
agréable. On voit peu de personnes qui chient, qui ne trouvent que
leur etron sent bon, la plus part des maladies ne vous viennent que
faute de chier, et les médecins ne nous guérissent qu'à force de
nous
faire chier, et qui mieux chie, plutôt guérit; on peut dire même
qu'on
ne chie que pour manger, et si la viande fait la merde, il est vray
34б
Vorbemerkungen zu den Abschnitten
XXV—XXVIII.
de dire que la merde fait le viande,
puisque les cochons les plus
délicats sont ceux qui mangent le plus de merde. Est-ce que dans
les tables les plus délicates la merde n'y est pas servie en
ragouts?
Ne fait-on pas des rôties de la merde des bécasses, des bécassines,
d'alouettes, et d'autres oiseaux, la quelle merde on sert à
l'entremêt
pour reveiller l'appétit? les boudins, les andouilles et les
saucisses, ne
sont-ce pas des ragouts dans des sacs à merde? La terre ne devien-
drait-elle pas sterile si on ne chioit pas? ne produisant les mets
les
plus nécessaires les plus délicats qu'à force des etrons et de
merde,
étant encore vrai que quiconque peut chier sur son champ ne va point
chier sur celui d'autrui. Les plus belles femmes sont celles qui
chient
le mieux; celles qui ne chient pas deviennent sèches et maigres, et
par conséquent laides. Les beaux teints ne s'entretiennent que par
de fréquents lavements qui font chier, c'est donc à la merde que
nous
avons l'obligation de la beauté. Les médecins ne font point de plus
savantes dissertations que sur la merde des malades; n'ont-ils pas
fait
venir des Indes une infinité de drogues, qui ne servent qu'à faire
de
la merde. Il entre de la merde dans les fards ou pommades les plus
exquis; sans la merde des fouines, des civettes et des autres
animaux,
ne serions-nous pas privés des plus fortes et meilleures odeurs. Les
enfants qui chient le plus dans leurs maillots, sont les plus blancs
et
les plus potelés. La merde entre dans quantité de remèdes, et parti-
culièrement pour la brûlure. Demeurés donc d'accord que chier est
la plus belle, la plus utile et la plus agréable chose du monde.
Quand
Vous ne chiez pas, vous vous sentes pesante, dégoûtée et de mauvaise
humeur; si Vous chiez, vous devenez légère, gaye, et de bon appétit
Manger et chier, chier et manger, ce sont des actions qui se suivent
et se succèdent les unes aux autres, et l'on peut dire qu'on ne
mange
que pour chier, comme on ne chie que pour manger. Vous eties de
bien mauvaise humeur quand Vous avez tant déclamé contre le chier;
je n'en saurais deviner la raison, si non, qu'assurément Votre
aiguillette
s'etant nouée à deux noeuds, vous avez chié dans vos chausses. Enfin
vous avez la liberté de chier partout quand l'envie vous en prend,
vous n'avez d'égard pour personne, le plaisir qu'on se procure en
chiant
vous chatouille si fort, que sans égard au lieu où Vous trouvez,
Vous
chiez dans les rues, Vous chiez dans les allés, Vous chiez dans les
places publiques, Vous chiez devant la porte d'autruy sans vous
mettre
en peine s'il le trouve bon ou non, et marque que ce plaisir est,
pour
le chieur moins honteux que pour ceux qui le voyent chier, c'est
qu'en
effet la commodité et le plaisir ne sont que pour le chieur.
J'espère
Vorbemerkungen zu den Abschnitten
XXV—XXVIIL
347
qu'a present vous vous dédirez
d'avoir voulu mettre le chier en si
mauvaise couleur, et que vous demeurés d'accord qu'on aimeroit
autant
ne point vivre que de ne point chier/
Zum Schlüsse sei vermerkt, daß sich
noch viele Stellen in dem
Briefwechsel der Herzogin von Orleans auf die Skatologie beziehen.
Diese Briefe stehen auch in dem sehr
selten gewordenen Werkchen,
dem wir die Sprichwörter entlehnten und aus dem wir späterhin noch
mehrmals Stellen anführen: Bibliotheca Scatologica ou catalogue
raisonné des livres traitant des vertus faits et gestes de très
noble et
très ingénieux Messire LUC (a rebours) seigneur de la chaise et
autres
lieux mêmement de ses descendants et autres personnages de lui
issus.
Ouvrage très utile pour bien et proprement s'entretenir ès-jours
gras
de carême-prenant Disposé dans l'ordre des lettres K, P, Q traduit
du prussien et enrichi de notes très congruantes au sujet par trois
savant en US etc. Scatopolis ches les marchands d'aniterges, L'année
scatogène 5850.
Das Werkchen umfaßt XXXI,
144 S.
8°
und erschien
zu Paris 1850.
Die Verfasser waren der Arzt J. F. Pay
en, der Buch-
händler Paul Jannet und Silvestre mit Auguste Veynant (vgl.
Les Surpercheries littéraires de Querard t IV. und Jules Gay,
Biblio-
graphie). Bibliographisch ist ihre Arbeit längst überholt, was sie
aber
sonst an sachlichen Bemerkungen beibringen, gilt zumeist noch
heutigen-
tags, sowie ihre witzige und geistvolle Vorrede, in der sie auf S.
XXII ff.
auch den Gegenstand ihrer Untersuchung gegen die landüblichen Vor-
würfe in Schutz nehmen. Der eine Abschnitt verdient eine Wieder-
holung, umsomehr als er gleichzeitig eine Rechtfertigung unserer
Sammlungen ist, die man fuglich als eine Wiederaufnahme und Fort-
setzung jener Studien bezeichnen kann. Allerdings nur der Studien,
denn wir üben an diesen Erscheinungen des menschlichen Lebens
und der Folklore nicht unseren Humor zu unserer und anderer Leute
Unterhaltung wie jene, sondern folgen den Spuren des Völker-
gedankens, um die Grundlagen unserer Sittlichkeit zu erforschen.
Darum brauchen wir vor Forschern in Wahrheit gar keiner Ent-
schuldigung, vielmehr müssen sich die anderen entschuldigen, die
unser
Streben verkennen und es herabzusetzen trachten.
... Si nous avous eu tort de toucher
à cette matière, notre faute
est partagée par tous nos lecteurs: car ils la touchent eux-mêmes
tous
les jours, et nous attendrons que celui d'entre eux qui sous ce
rapport
sera sans péché nous jette la première pierre.
Mais la morale 1 L'argument est
vieux 1 il est usé à force de
servir: car, en général, on na recours à celui-là que quand on n'en
348
Vorbemerkungen zu den Abschnitten
XXV—XXVIIL
a pas d'autre. Il serait fort
étrange, et, disons-le, très regrettable que
la morale fût le moins du monde intéressée dans la fonction qui nous
occupe. Si on opposait la morale à la garde-robe, ce serait tant pis
pour la morale; il ne faut donc pas mêler le sacré au profane, et
compromettre par excès de zèle ce qui doit être respecté de tous.
D'ailleurs, Cicéron Га dit, ,il faut
faire et se conduire en tout selon
que la nature l'exige' (Ad poetam, Epist. famil.
174). Une
fonction
naturelle, et un travail aussi inoffensif que le nôtre, ne peuvent
rien
avoir de contraire à la morale; notre ouvrage fera peut-être du bien
à quelques uns, mais il ne fera certainement de mal à personne.
C'est le cas de dire: Paete, non dolet, et chacun de nos lecteurs
pourra appliquer a son ensemble le mot que Caton appliquait à
l'objet
d'un de nos chapitres: Nullum mihi vitium facit. (Das bemerkte
Caton, als in seiner Gegenwart einer seiner Sklaven einen gehen
ließ).
Pour nous, nous dirons de notre
prose un peu éventée ce que
le lecteur pourra dire de ses actes en sortant du cabinet:
Non le vice n'est pas si doux.
(Parny, Le Lendemain, stances à
Eleonore.) Faisons enfin valoir une
raison décisive: c'est la sagesse des nations acceptant notre
matière
pour son emblème, et se formulant en plusieurs centaines de
proverbes
dont les intestins font tous les frais. (Eine ausgiebige Bestätigung
dafür bieten unsere Sprichwörtersammlungen in der Anthr. dar).
Il nous reste à répondre à une
dernière objection; celle-là est la
plus futile, ce sera par conséquent la première qui sera faite, et
par
le plus grand nombre des critiques: la délicatesseI le bon tonl A
ces
débauchés émérites, intolérants pour les peccadilles des autres afin
de
faire oublier leurs gros péchés, à ces dégoûtés qui mangent des an-
douillettes en feignant d'ignorer de qui elles sont faites, nous
appren-
drons que, de même qu'il n'y a rien de sale pour le chimiste, de
même
pour le philologue il n'y a pas d'expression absolument grossière.
Le
terme le plus commun, le plus vil, le plus bas, peut s'ennoblir par
la
manière dont on l'emploie, et un mot ordurier peut, à l'occasion,
devenir sublime: témoin celui qui domine tout ce travail, lequel,
prononcé
à Waterloo, a plus fait pour la gloire de Cambronne que le gain de
dix batailles; ce mot qu'un de nos hommes d'état a qualifié
d'auguste,
digne de servir d'épitaphe à la plus noble armée de la terre,
dont les mânes de nos aieux ont tressailli au fond de leur
tombeau; ce mot dont la célèbre exclamation: La Garde meurt et
ne se rend pas' n'est qu'une paraphrase froide et décolorée.
Vorbemerkungen zu den Abschnitten
XXV—XXVIII. 249
Nous rappellerons à ces puristes que
Marc Antoine Antonin en-
seigne .que le sage ne dédaigne rien sur le rapport de ses sens,
(Liv. Ill, no. 33), et que leur fausse délicatesse n'est guère que
de
l'hypocrisie.
Le bon ton, aujourdhui, proscrit
comme grossier un mot qui, du
temps de Molière, ne déchirait la bouche de personne. Qu'on nous
dise si les infortunes qu'il exprimait sont plus rares que du temps
du
grand comique I Laissez, Messieurs,
Laissez les mots aux rieurs;
Les plus gros sont les meilleurs.
(Béranger).
Nos paroles ne sont que vents:
Sunt verba et voces, praetereaque
nihil.
Ce qu'elles représentent!
laissez-nous en mettre un peu sur le papier
et tâchez seulement qu'on n'en mette pas le
long.de murs: c'est là
qu'est le mal... car c'est de l'engrais perdu.
Pour juger une matière invariable
dans sa forme et dans son
essence depuis l'origine du monde, le bon ton est un arbitre bien
versatile: il change suivant les méridiens ou l'élévation du pôle,
et
notre sujet est de tous les temps et de tous les lieux; et il faut
bien
reconnaître qu'il y a entre le bon ton et le bon goût toute la
distance
qui sépare les convenances des bienséances.
xxv.
Vom Arsch.
520. In den Arsch blasen.
Gerät in eine chrowotische
Wirtshausgesellschaft abends ein zu-
gereister Neuling, ist es üblich, die Gespräche so zu lenken; daß
der
Fremde die Kosten zu tragen hat Läßt er sich nicht würzen, so
rächt man sich an ihm, wie folgt Einer erzählt, daß er bestimmt
wisse, es wäre niemand mit verbundenen Augen imstande, eine auf
dem Tische brennende Kerze auszulöschen, und mag er sich noch so
sehr anstrengen, selbst wenn man ihn berät, wohin er zu blasen habe.
Er sei so sehr davon überzeugt, daß er mit jedermann in dieser Sache
um з Gulden wetten möchte. Alles glaubt ihm, nur der Fremde
hält die Behauptung für unsinnig und schlägt ein. Ein Leuchter mit
brennender Kerze wird auf den Tisch gestellt und man verbindet dem
Gaste die Augen. Darauf steigt ein anderer lautlos auf den Tisch
hinauf, läßt sich die Hosen herab, bückt sich und streckt dem Gaste
den nackten Hintern zu. Der fangt nun zu blasen an und die Leute
beraten ihn: vise na desnol mało niże! bolje na livo! jaće, junacki
sine! (mehr rechts! etwas niedriger! noch mehr links! kräftiger, o
Hel-
densohnl). Bis endlich dem Bläser die Geschichte zu dumm wird und
er sich das Tuch von den Augen reißt; dann merkt er den Spaß. In
den siebziger Jahren spielte man z. B. in NaSice in Slavonien auf
diese
Weise einem Leutnant aus Krain oder Steiermark mit, der dann frei-
lich mit seinem Säbel unter die Veranstalter des Vergnügens blutige
Denkzettel austeilte. Einige von den lustigen Chrowoten wagten es
wochenlang nicht, aus den Wäldern, wohin sie geflüchtet, nach dem
Orte und zu ihrer sonstigen Beschäftigung zurückzukehren.
521. Das Arschloch küssen.
Vor dem Jahre
1848, als
noch die Leibeigenschaft herrschte und
die Gutherren über die Bauern nach Wülkür schalten und walten
Vom Arsch
351
durften, bestand der Rechtbrauch,
daß der Gutherr einen ungeberdigen
Bauern, der etwa zu spät zur Robot aufs Feld kam, dazu zwang, ihm
vor allen Leuten auf offenem Felde das nackte Arschloch zu küssen.
Zur Erhöhung des Juxes nötigte mancher wohl auch den Bauern, ihm
mit aller Anstrengung eine Flaumfeder in den After hineinzublasen.
Endlos und grenzenlos ist die Schmach und Erniedrigung, die dem
armen chrowotischen Bauer von seinen Herrschaften zugefugt worden,
heutigen Tags aber verhimmeln chrowotische Akademiker das An-
denken jener Hallunken, preisen sie als die leuchtenden Säulen der
urchrowotischen Idee und faseln von einem glorreichen chrowotischen
Staatsrecht, das man dem Volke wiedergeben oder wieder zurück-
erobern müsse. Ehedem aber gab es in Wirklichkeit kein chrowotisches
Volk, sondern nur chrowotische Sklaven und chrowotische Sklaven-
treiber. Das ist der geschichtliche Sachverhalt, den uns die
Folklore
lehrt
522. Muźu budall źenino dupe.
Imao muz nevernu zenu ali se vesto
krila te nije mogao da je
uhvati na delu. Jedanput je prevari kao da hoće da ide na duzi put,
. al ćim padne mrak on se vrati kuci i sakrije se ispod
prozora, da
vidi, hoće li ko da dogje. Mało ćas, eto ti jednoga komSije
pa s njom
pravo u sobu. Poveceraju pa poćnu i da se miłuj u. Natera je on,
da se svuce gola pa je pipne za pićku. ,Ćije je ovo?" — ,Tvoje/ każe
ona. — ,A ovo?1 pa je pipne za guzicu. — ,To je one moje
budale,
śto sada ko zna gde je/ — A muź sve ćuo ispod prozora pa se po-
lako dokrade u kucu, mete źarać na vatru te ga dobro usija pa taman
kad oni poćeli da se jebu a on s źaraćem posred njih pa ćvrk! zenu
u pićku. Svaler jurne na vrata, źena vrisne pa prdne od
zorta. ,Ne
boj se guzo,' kaze onaj, ti si moja, ne ću ja tebi niśta; ja ću samo
ono, śto je tugjel'
Erzählt von einem Landmann aus dem
Timok-Bezirke in Serbien.
Dem Hahnrei gehört des Weibes
Arsch.
Ein Mann hatte ein ungetreues Weib,
doch sie verbarg ihr Treiben
geschickt und so konnte er sie nicht auf frischer Tat ertappen. Ein-
mal täuschte er sie, als wolle er eine längere Reise antreten, doch
kaum senkte sich die Dunkelheit herab, kehrte er heim und versteckte
sich unter dem Fenster, um zu sehen, ob wer kommen würde. In
einer kleinen Weile erschien dir da ein Nachbar und [begab sich] mit
ihr geradenwegs in die Stube hinein. Sie aßen zu nacht und hüben
352
Vom Arsch
auch miteinander zu herzen an. Er
trieb sie soweit, daß sie sich nackt
auszog und er tastete ihr auf die Voz. ,Wem gehört das?' — .Das
ist dein/ sagt sie. — ,Und dies?' und betastete ihr den Arsch. —
,Das
gehört jenem meinem Narren, der jetzt, wer weiß wo weilen mag/ —
Der Ehemann aber vernahm unterm Fenster alles, schlich sich sacht
in den Küchenraum hinein, legte den Glutstierer ins Feuer, machte
ihn glühend heiß und just wie die zu vögeln anfingen, fuhr er mit
dem
Glutstierer zwischen sie hinein und petz! stieß ihn dem Weib in die
Voz hinein. Der Kavalier stürmte zur Tür hinaus, das Weib schrie
jämmerlich auf und farzte vor Schmerz. ,Fürcht dich nicht, Arsch-
löchle/ sagt jener, ,du bist mein, dir tu ich nichts an; ich rück
nur
dem zu Leib, was fremdem gehört!'
Anmerkung. Das Weib meinte, ihr
Gatte könne sich ihren
Hintern besehen, er könne sie i. A. 1., wie irgend ein böser Geist,
den
man mit Entblößung des Gesäßes scheucht Der Mann macht hier
von seinem Rechte vollsten Gebrauch. Vgl. die Erzählungen Anthr. I,
S. 447,
Nr. 337;
S.
448, Nr.
338; S.
450,
Nr. 349.
523. Cudna svetinja.
Upita jednom neka źena prolazeći
selom popu na glasu dosjetljivog
coveka, da li imade u crkvi kakve svetinje, koja bi se mogla
cjelivati.
,Dakako/ odgovori popa, ,imade ovgje Kraljevica Marka lijevi guz/ —
,E, blago vami, popo, vami je ta svetinja blizu pa je se moźete siti
nacjelivati!' odvrati mu dosjetljivija źena.
Aus Pirot Von einem Geistlichen
mitgeteilt
Eine seltsame Heiligenreliquie.
Einmal fragte ein Weib, das durchs
Dorf zog den Popen, einen
wegen seiner Witzigkeit bekannten Mann, ob es wohl in der Kirche
irgend eine Heiligenreliquie gebe, die man küssen könnte. ,Freilich/
antwortete der Pope, .hier ist des Prinzen Marko linke Arschbacke
aufbewahrt.' — ,Ei, heil euch, Pope, euch ist diese Heiligenreliquie
nahe und Ihr könnt Euch an ihr sattherzen 1' erwiderte ihm das noch
witzigere Weib.
Anmerkung. Auch unter den Südslaven
birgt fast jede ansehn-
lichere Kirche irgend eine Reliquie, die mit ihrer Wundertätigkeit
die
Gläubigen anlockt und das Einkommen der Reliquienverwalter wohl-
tätig vermehrt Der Splitter vom Kreuze Christi gibt es soviel, daß
sie zusammen wohl einige Wagenladungen ergäben. Zu Travnik be-
Vom Arsch
353
wahren die Muslimen drei Haare aus
dem Barte des Propheten. Zu
Vukovar in Sirmien bezog man in den Jahren
1850—1860
aus Rom
die Gebeine des Hl. Bonifaz (Sveti Bono) und stellte das Gerippe,
für
das man 30000
Gulden bezahlt hatte, in einem
gläsernen Sarge in der
Kirche aus. Stolz auf die Errungenschaft zeigte der Pfarrer dem
städtischen Arzte den Heiligen. Der Arzt meinte: ,Der Heilige war
jedenfalls einer der seltsamsten Menschen, die es je gegeben.' —
,Wie
meinst du das?* fragte freudig überrascht der Pfarrer. — Ganz ernst
sagte der Arzt: .denn er hat zwei linke Beine!' — Da ließ der
Pfarrer
dem Gerippe ein Kleid anlegen, damit man die Eigentümlichkeit des
Heiligen nicht merke. Wenn die Erzählung der Wahrheit entspricht,
so muß wohl den Frommen, in der Anatomie nicht besonders be-
wanderten Gerippehändlern in Rom bei der Zusammenstellung des
Knochengerüstes das kleine Versehen mit unterlaufen sein. — Wie
Priester und Volk über Reliquienkult in Wahrheit denken, das zeigt
klar unsere oben mitgeteilte Erzählung.
524. Poljubi me u dupe!
Nekakav popa vidi s legja nekakvu
matoru i ruźnu żenturinu pa
mu se s legja uèini mlada i lepa pa pojuri za njom. Kad joj prigje
vidi da se prevario pa rekne: ,Ih, snaśo, da si tako lepa i
Spreda kao
5to si ostraga baś bih te poljubio!' — ,Pa ti popo ljubi s one
strane,
koja ti je lepśal' rekne snaśa.
Aus dem Rudniker Kreise in Serbien.
Küss mich in den Hintern I
Irgend ein Pope sah vom Rücken
irgend ein bejahrtes und häß-
liches Weibsstück und vom Rücken aus betrachtet erschien sie ihm
jung und schön zu sein und er eilte ihr nach. Als er ihr nahe kam,
sah er, daß er sich getäuscht und sagte: ,Uff, Bäuerin, wärst du
auch
von vorn so schön wie von hinten, wahrhaftig, ich tat dir einen Kuß
geben!' — ,Nun, Pope, so küß mich doch von jener Seite, die dir als
die schönere vorkommt!' sagte die Bäuerin.
525. Nye donela slanik.
Śetao pop po svom selu u Banatu pa
dogje do kuce siromaśnog
jednog banaćanina. Banaćanin како ga vide istrća pred njega i saleti
ga, da svrati kod njega na veceru.
Krauss. Anthropophyteia. III. 23
354
Vom Arsch,
— .Nemojte, da izbegavate nas
siromahe!' govorio je banaćanin,
,svratite i kod nas malo. Ako nismo bogati, mi smo dobri i pośteni
ljudi pa śto je Bog dao, jeśćemol1
Najzad pop vide, da bi uvredio
domaćina, kad ne bi svratio te
ugje u kucu te pośto se pozdravi і sa domaćicom sede za sto a do-
maćica poće brzo da postavlja i da donese jelo. Prvo donese sira i
luka. Pop uze malo sira i uze jedan struk bela luka pa se poće
osvrtati za so. Domaćin kad primeti da nema soli viknu żeni:
— ,Ta slanik daj, Sosol Valjda ne će
popa u tvoje dupe urna-
kati!1 —
Aus dem Banat (Südungarn).
Sie brachte das Salzfass nicht
herbei.
Der Pope erging sich in seinem Dorfe
im Banat und kam zum
Hause eines armen Banaters. Als ihn der Banater erblickte, rannte
er vor ihn hinaus und bestürmte ihn, zum Nachtessen bei ihm ein-
zukehren.
— ,0, weichen Sie doch uns Armen
nicht aus/ sprach der Banater.
,kehren Sie auch bei uns auf eine Weile ein. Sind wir nicht reich,
so
sind wir doch gute und ehrenwerte Leute, und was Gott bescheert
hat, werden wir essen Iі
Schließlich sah der Pfarrer, er
würde den Hausherrn beleidigen,
würde er bei ihm nicht einkehren und trat ins Haus ein und nachdem
er auch die Hausfrau begrüßt, setzte er sich zum Tisch, die Hausfrau
aber begann rasch aufzudecken und die Speisen aufzutragen. Zuerst
brachte sie Topfen und Zwiebel herbei. Der Pope nahm ein wenig
Topfen und einen Stengel Zwiebel und begann sich um das Salz um-
zuschauen. Als der Hausvorstand bemerkte, daß Salz fehlte, rief er
dem Weibe zu:
— ,Gib doch das Salzfaß her, Sosa!
Wahrscheinlich wird der
Pope doch nicht in dein Arschloch eintunken 1'
526. Drvena politika.
Bijo jedan vrlo zgodan ćojek pa imo
jedinog sina te ga da na
nauke. Kad mu sin sve śkole izući, dogje kuci a otac ga zapita: ,Pa
sinko, jesi Ii sve naućijo?* — On reće: ,Pa jesam/ — ,Nisi joś
drvene
politike naućijo. Joś naući i nju pas onda sve znati!' — Sin zapita:
,Gje se ona ući, babo?* — On mu każe ode i ode. Kad mu każe
dijete ode tamo i reće: ,Opravio me moj otac, da me izućiś drvenu
Vom Arsch.
355
politiku!' — ,Pa dobro l' — Zakolje
jedno prase, natakne na raźanj,
ispeće pa u veće mętne u sobu a njega zatvori i reće mu: ,Eto ti to
prase pa veceraj, ali pazi, śta ćeś naćeti. Ako mu najprije
naćmeś,
odreżeś uho i ja ću tebi odrezati uho, ako odreżeś plećku i
ja ću tebi
odrezati plećku (ruku), ako mu osjećeś glavu i ja ću tebi osjeći
glavu.
Stogod naćmeś njemu i ja ću tebi a moraś naćeti! Sad dobro misli,
śto ćeś poćetil' —
On se misli zadugo pa smisli i reće
u sebi: ,E hoću vala najprije
turiti prst prasetu u dupe pa oblizati pa пек i on sjutra meni tako
uradi!' Pa pojede polak praseta. Sjutra dan dogje onaj i reće: ,E,
kamo je si li naćeo?' — ,Valaj jesam/ reće, ,najprije mu turijo prst
u
dupe pa oblizo, zatim sijo pa jeo. Pa de i ti meni ako hoćeśIі
—
On ga spravi kuci i reće: ,Idi sada kuci pa kazi ocu, da
si bolju
politiku naućijo nego jal' — Tako dijete ode i ocu każe. Staje
poslam
bilo i kako su politiku vodili ne znam.
Erzählt von einem achtzigjährigen
Serben in der Majevica pianina
in Bosnien.
Hölzerne Politik.
Es war mal ein sehr wohlhabender
Mann, der besaß einen ein-
zigen Sohn und den ließ er studieren. Als ihm der Sohn alle Schulen
ausgelernt hatte, kam er nach Haus und der Vater richtete an ihn
die Frage: ,Nun, Söhnchen, hast du wohl alles erlernt?' — Er sprach:
,Wohl, das habe ich.' — ,Hast noch nicht die hölzerne Politik
erlernt
Erlern auch sie und dann wirst du alles wissen!' — Fragte der Sohn:
,Wo erlernt man die, Papa?' — Der beschied ihn, da und da. Als er
es ihm gesagt, begab sich der Sohn dahin und sprach: ,Mein Vater
hat mich abgesandt, du sollst mich in der hölzernen Politik
gründlich
unterweisen!' — ,Nun gut!' — Er schlachtete ein Ferkel, steckte es
" an einen Spieß, briet es gar, gab es am Abend in die Stube hinein,
schloß ihn auch ein und sagte zu ihm: ,Da hast du dieses Ferkel und
iß zu Nachtmahl, doch gib acht, was du davon anschneiden wirst.
Wenn du ihm zu allererst anschneidest (abschneidest) das Ohr, so
werde auch ich dir das Ohr abschneiden, schneidest du ihm das
Schulter-
blatt ab, so werde ich auch dir das Schulterblatt (die Hand) ab-
schneiden, schlägst du ihm den Kopf ab, so werde ich auch dir den
Kopf abschlagen. Was immer du bei ihm anfängst, werde ich
auch bei dir, anfangen aber mußt du! Jetzt erwäge gut, was du be-
ginnen wirst!'
23*
35<5
Vom Arsch
Er sann längere Zeit nach und besann
sich und sagte für sich:
,Ei, ich will beim Allah, zu allererst den Finger dem Ferkel ins
Arsch-
loch hineinstecken und ihn ablecken und so soll er es morgen auch
mir machen I' — Und er aß die Hälfte vom Ferkel auf Am anderen
Tag in der Früh kam jener und sprach: ,Ei, wo hast du angefangen?'
— ,Beim Allah, ich habe,' sagte er,
,ihm zu allererst den Finger ins
Arschloch gesteckt und ihn abgeleckt, dann setzte ich mich nieder
und aß. Wohlan, tu du auch mir so, wenn es dir genehm istl' —
Der entließ ihn nach Haus und sagte: ,Geh du jetzt heim und sag
dem Vater, daß du eine bessere Politik als ich erlernt hast!' — Also
ging das Kind fort und sagte es dem Vater. Was später geschehen
ist und wie sie die Politik weiter geführt haben, weiß ich nicht
Anmerkung. Durch die Tätigkeit der
politischen Emissäre aus
Agram, die Bosnien als ihre Domäne betrachten, bekamen die Worte
Politika (Politik) und Politićar (Politiker) die Bedeutung von Erz-
gaunerei und Obergauner, ähnlich wie man in bürgerlichen Kreisen
Kritićar (Kritiker) für schuftiger Ehrabschneider und Erzverläumder
sagt Drvena (hölzerne) sagt der Bauer scherzhaft für drzavna (staat-
liche) politika. Unsere Erzählung ist eine bäuerliche Satire auf die
Bemühungen und Versprechungen gewisser politischer Volksbeglücker.
Der ungebildete Bauer ist der Meinung, das Studium auf höheren
Schulen mache aus dem Schüler einen Erzschelm, der in allen Listen
und Schlichen wohlbewandert ist
527. Ero u dźamyi.
Putovale ere tako po kiriji s
konjima. Onda naigju pokraj jedne
dźamije a turci se sastali u dźamiji da ćine dovu, da im kiśa pane.
Onda jedan era rekne drustvu: ,Ćerajte vi konje a ja odo, da vidim
Sto turci rade!' — Onda era dogje i upita turaka: ,Śto vi to ćinite?1
— A turci mu odgovore: ,Ćinimo, ero,
dovu, da nam kiśa padnę!' —
Onda upita era: ,Bi li i ja umijo ko i vi, da vam pomognem?4
— Onda
turćin odgovori: ,Gledaj ero, kako god ja onako i ti!' — Onda oni
turćin poćne klanjati a ero isto onako. Kad se ero naguzi da klanja
kao i on a drugi mu turćin turi prst u dupe. Onda ero isto tako
drugom pred sobom. Onda se oni turćin obazre pa sakom uz obraz
onom eru. Onda ero drugom tako za sobom udari sakom. Onda
turci podignu se, da biju eru a u ere bila je sova tovarna za pasom.
Kad je eri bilo dodijalo, stijo da izagje na dźamijska vrata, zapnę
mu
sova na vratima. A era podzibi svom snagom te prelomi sovu i pob-
Vom Arsch
357
jegne svom drustvu. Jesi li naućijo
dovu?' — ,Be, jadna ti dova, da
ne prelomi sovu, bi izvuko dźamiju na Ercegovinu koliko sam bijo
podzibijo!'
Erzählt von einem Bauern aus dem
Oberlaufgebiet der Drina in
Bosnien.
Der Herzler in der Moschee.
Reisten mal so in
Frachtangelegenheit Herzler mit ihren Pferden.
Sie kamen alsdann an einer Moschee vorbei, die Moslimen aber hatten
sich in der Moschee versammelt, um ein Gebet zu verrichten, damit
ihnen ein Regen falle. Alsdann sagte einer der Herzler zur Gesell-
schaft: ,Treibt Ihr die Pferde weiter, ich aber gehe, um zu sehen,
was
die Moslimen treiben!* — Alsdann kam der Herzler hin und befragte
die Moslimen: ,Was macht Ihr da?' — Die Moslimen aber gaben ihm
zur Antwort: ,Wir verrichten ein Gebet, damit uns Regen falle!' —
Alsdann fragte der Herzler: .Sollte ich es wohl auch so wie Ihr ver-
stehen, damit ich euch helfe?' — Alsdann antwortete der Moslim:
.Schau zu, Herzler, wie immer ich es mache, so mach es auch du!' —
Alsdann hub jener Moslim seine Verbeugungen zu machen an und
der Herzler tat gerade so. Als der Herzler den Arsch nach hinten
vorschob, um die Verbeugungen zu machen, alsdann steckte ihm ein
Moslim den Finger ins Arschloch hinein. Alsdann tat der Herzler
ebenso seinem Vordermann. Alsdann schaute sich jener Moslim um
und fuhr mit der Faust dem Herzler übers Gesicht Alsdann schlug
der Herzler geradeso mit der Faust eine seinem Hintermann herunter.
Alsdann erhoben sich die Moslimen, um den Herzler zu hauen, der
Herzler aber hatte hinterm Gurte eine Frächterachse stecken. Als
dem Herzler die Geschichte lästig geworden, wollte er zur Moschee-
türe hinaus, die Achse aber stemmte sich an der Türe. Der Herzler
drückte jedoch mit aller Kraft an, brach die Achse entzwei und ent-
wischte zu seiner Gesellschaft — ,Hast du das Gebet erlernt?' —
,Püh, ein jammervolles Gebet dir das, hätte ich die Achse nicht ent-
zweigebrochen, ich hätte die Moschee ins Herzogtum mitgezogen, so
sehr hatte ich mich angestemmt!'
Anmerkung. Die slavischen Moslimen
sind ungemein verträg-
lich in Glaubenssachen und lassen ohne Umstände auch einen Anders-
gläubigen mittun. Der christliche Herzogländer (Herzler) machte
dies-
mal freilich die unangenehme Bekanntschaft eines Juxbruders, dem es
gelegen kam, daß die Hosen des Herzlers zerrissen waren. Die Ge-
nossen erkundigen sich dann beim Geprügelten, ob er das Gebet er-
358
Vom Arsch.
lernt habe, denn man kann ja nicht
wissen, ob man es nicht selber
gelegentlich brauchen kann.
528. Posluśao covek zenu.
Okupiła źena neka svoga coveka, da
ide kud god izjutra kao і
drugi ljudi, da bi ona mogła pospremati po kuci.
— ,Zaseo mi tu kao neka svekrva!'
gungjala je źena, ,pa ne możeś
od njega da se makneś niti da svrsis
kakav posao! A kad dogje
podne on zakera, śto postelje nisu nameśtene,
Śto
odaje nisu pometene
i opajane!'
— ,Pa kuda ću da idem?' upita muź.
— ,Jdi
u kavanu, sastani se і
razgovori se s ljudima!'
— ,Śta
ću u kavani, kad niśta ne
pijem?'
— ,Idi onda u crkvu!'
V
— ,Sta da radim u crkvi ?'
— ,Gledaj śta rade drugi ljudi pa
radi to i ti!'
Vide covek, da mu nema opstanka u
kuci
pa se diźe, uze ćibuk
i ode pravo u crkvu. Bilo je baś na prvi dan duhova. Kad ugje u
crkvu crkvenjak mu reće, da sklopi gdegod ćibuk.
Covek
posluśa pa
ćuŚnu
ćibuk u ćizmu pa se pomeśa megju ostale
ljude.
Drźeći se évrsto źeninog saveta,
gledao je, śta drugi ljudi ćine pa
je to isto i on ćinio. Kad su se drugi krstili, krstio se
i
on. Dogje
vreme, da se kleci,
Videci da drugi klekośe, kleće i on,
ali najedanput
oseti, gde mu se neśto zabode u straźnjicu. Beśe sasvim zaboravio,
da je zadeo ćibuk u ćizmu, nego miśljaśe, da je neko iza njega
gurnuo
mu pałac u straźnjicu pa se seti źeninih reći te ćuśnu i on pałac u
straźnjicu onome, śto je klećao pred njim. Ovaj se zgranu, obrte se
pa mu ispali śamarćinu, da su mu sve svetlaci sevali pred oćima.
Mesto da se obavesti covek,
pomisli da je obićaj, da se tako
radi pa
se obrte te opali samar onome iza sebe. Nasta jedna guzva u crkvi.
Jedva covek
iznese glavu.
Kad dogje
kuci
izbi żenu, śto mu je dala onakav savet
і od tada
nije vise
nigda izlazio iz kuce.
Aus Serbien. — Diese Geschichte ist
unzweifelhaft eine Umerzäh-
lung der bosnischen Fassung unter Zahl
527; denn so wie sie hier
erzählt wird, ist ihre Abwicklung undenkbar. Jeder erwachsene, zudem
verheiratete Serbe weiß, wie man sich in einer serbischen Kirche zu
betragen hat, weil er doch schon als Kind den Kirchengottesdienst
mitgemacht hat. Die Umarbeitung geschah offenbar von einem, der
eine Moschee nie gesehen und vom gesellschaftlichen Verhältnis zwi-
Vom Arsch.
359
sehen serbischen Moslimen und
serbischen Christen keine nähere
Kenntnis besitzt
Von einem, der den Rat seines Weibes
befolgt hat.
Eine Frau drang in ihren Mann, er
möge doch morgens irgend-
wohin gehen, so wie es auch andere Leute tun, damit sie im Hause
aufräumen können soll.
— ,Hast dich da festgesetzt, wie so
eine Schwiegermutter!' keifte
das Weib, ,und man kann sich vor ihm weder rühren noch irgend
eine Arbeit zu Ende fuhren. Wenn aber die Mittagstunde da ist,
bellt er sich wie ein Hund an, weil die Betten nicht gerichtet, weil
die Stuben nicht ausgefegt und aufgewischt sind!'
— ,Nun, wohin soll ich denn gehen?'
fragte der Mann.
— ,Geh ins Kaffeehaus, komm mit
Leuten zusammen und unter-
halt dich mit ihnen!'
— ,Was soll ich im Kaffeehaus, wenn
ich nichts trinke?1
— ,So geh dann in die Kirche!'
— ,Was soll ich in der Kirche tun?'
— ,Schau, was die anderen Leute tun
und tu auch du dasselbe!'
Der Mann sah, daß er keinen Bestand im Hause habe, erhob sich,
ergriff seinen Ćibuk und begab sich
schnurstracks in die Kirche. Als
er in die Kirche eintrat, sagte der Küster zu ihm, er soll den Ćibuk
irgendwohin stecken. Der Mann gehorchte und schob den Ćibuk in
den Stiefel hinein und mengte sich unter die anderen Leute.
Indem er sich fest an den Rat seines
Weibes hielt, schaute er
was die anderen Leute machen und dasselbe tat er dann auch. Als
sich die anderen bekreuzigten, bekreuzigte auch er sich. Es kam die
Zeit, wo man niederkniete. Da er sah, daß die anderen niederknieten,
sank auch er in die Knie, doch auf einmal verspürte er, daß sich ihm
etwas ins Arschloch hineinbohrte. Er hatte gänzlich vergessen, daß
er den Ćibuk in den Stiefel hineingesteckt, sondern glaubte, es habe
ihm jemand hinter seiner den Daumen ins Arschloch hineingesteckt,
erinnerte sich der Worte seiner Frau und so schob auch er den Daumen
jenem, der vor ihm kniete, ins Arschloch hinein. Der fuhr zusammen,
drehte sich um und brannte ihm eine Gewaltwatschen auf, so daß ihm
lauter Funken vor den Augen sprühten. Anstatt, daß sich der Mann
über den Sachverhalt Aufklärung verschafft hätte, vermeinte er, es
wäre Brauch, daß man so handle, kehrte sich um und brannte eine
Watschen seinem Hintermanne auf. In der Kirche entstand ein Tumult.
Kaum, daß der Mann den Kopf heil hinaustrug.
Vom Arsch.
Als er heimkam, schlug er sein Weib
lendenlahm, weil sie ihm
einen solchen Rat gegeben und von da ab ist er nimmermehr aus
dem Hause gegangen.
529. Guzićki se ne może u rąj.
Bio neki covek veoma pravedan.
Celoga veka svojega ziveo je
od onoga śto je svojim trudom zaragjivao. Nikome niśta nije zajeo,
nikoga nije oglobio. Pravo je bilo da ode u raj.
Kad se je oprostio sa ovim svetom,
angjeo koji naregjuje, gde
će koji pośle smrti ići, naredi ovome coveku, da ide u raj. Ovaj je
covek bio celav, śto nije nikakav greh i prema naregjenju angjela
dogje na rajska vrata i zakuca. Sveti Petar otvori rajska vrata i
kad
vidi da se neśto okruglo beli pred njim, viknu ljutito: ,Marś
odatle!
Zar se guzićki ide u raj?'
Aus Serbien. Allgemein bekannt
Ärschlings geht man nicht ins
Paradies ein.
Es war einmal ein sehr gerechter
Mann. Während seines ganzen
Daseins lebte er von dem, was er mit seiner Arbeit und Mühe erwarb.
Niemandem aß er einen Bissen weg, niemanden brandschatzte er. Es
war nur recht, daß er nach dem Paradiese zog.
Als er von dieser Welt Abschied
genommen, bestimmte der Engel,
der die Bestimmungen trifft, wohin einer nach dem Tode zu gehen
hat, diesem Manne, ins Paradies einzuziehen. Dieser Mann war kahl-
häuptig, was keinerlei Sünde ist und nach der Verfügung des Engels
kam er ans Tor des Paradieses und pochte an. Der heilige Petrus
öffnete das Tor des Paradieses und als er sah, daß etwas Rundes
davor weiß schimmert, rief er zornig aus: .Marsch, von da weg! Geht
man denn ärschlings ins Paradies ein?*
530. Medakovica żdrebac.
Tużili Medakovici Radakovice sudu,
jer je njihova bedevija ubila
Radakovica żdripca. Sud pozove Medakovice і Radakovice sa svjedo-
cima na raspravu. Zovne prvu jednu babu, koja je kao svjedok pozvana
i sudac joj reće: Ded, babo, kazi ti како je Radakovica bedevija
ubila
Medakovica żdripca? A ona mu odgovori: Tako, gospodine, zamisli
da si ti Medakovica żdribac, a ja Radakovica bedevija, pa da ti
prin-
juśiś meni pod rep, a ja da se ritnem i tebe, ne daj Boże, u zlo
Vom Arsch.
mjesto pogodim, a ti se sruśiś na
zemlju i umreś. To je tako bilo,
pa sad sudi kako znaś!
Sudac babu mirno otpusti, a izreće
presudu, da je Medakovica
żdribac kriv bio, jer je Radakovica bedeviju bez njezine privole pod
rep prinjuśio i ćak na nju skoćiti hotio, pa da Medakovici od Rada-
kovica niśta nemaju traiiti.
Aus der Gegend von Źepće. Erzählt
von einem der Beteiligten.
Das Fohlen der Medakovic.
Die Medakovic erhoben vor Gericht
gegen die Radakovic Klage,
weil deren Araberstute das Fohlen der Medakovic getötet hatte. Das
Gericht lud die Medakovice und Radakovice samt den Zeugen zur
Verhandlung vor. Als erste rief es ein altes Mütterchen vor, das als
Zeugin vorgeladen war und der Richter sprach zu ihr: Wohlan, altes
Mütterchen, sag du, wie die Araberstute der Radakovic das Fohlen
der Medakovic getötet hat — Sie gab ihm zur Antwort: Das war so,
Herr. Stell dir vor, du wärst das Fohlen der Medakovic, ich aber die
Araberstute der Radakovic und du schnüffeltest mir unter dem Schweif
und ich schlage mit dem Hinterhuf aus und treffe dich, Gott möge
es verhüten, auf eine schlimme Stelle und du stürztest zu Boden und
stürbst daran. So hat sich die Geschichte zugetragen und jetzt
urteil,
wie du es verstehst!
Der Richter entließ das alte
Mütterlein in Frieden und sprach
ein Urteil aus, daß das Fohlen der Medakovic schuldtragend gewesen
sei, denn es habe der Araberstute der Radakovic ohne deren Ge-
nehmigung unter den Schweif geschnüffelt und sogar auf sie hinauf-
springen wollen und daß daher die Medakovic von den Radakovic
nichts zu fordern hätten.
531. Pojede ti guzica koSulju!
Dośo momak curi iz jutra rano pred
kucu. Cura kako je joś
onako neumivena i neoćeśljana bila, skoći sa stoca na nogę a on joj
reće: Fatuśo, duśice, daj mi vatre da pripalim cigaru! — Ona se
okrene
od njega i pogje, da mu vatre dade a on vidi, da joj je kośulja za
guzicu prionula. Valjda kad je srała nije guzicu oprała pa osta
komadić.
On joj reće: Fato, pojede ti guzica koSulju! A ona mu brźe bolje
odgovori: Ne jede ona kośulju, već tare gubice, da se s tobom polj-
ubi! — Momak nadigran poklopi se i ode.
Erzählt vom Moslimen Haluga Isić in
Źepće, Bosnien.
Vom Arsch.
Das Arschloch ass dir das Hemde aufl
Ein Bursche kam zu seinem Mädchen
zeitig morgens vor das
Haus. So ungewaschen und ungekämmt wie sie noch war, sprang
das Mädchen vom Sessel auf die Beine und er sprach zu ihr: Fatim-
chen, Seelchen, reich mir Feuer, damit ich die Zigarette anzünde 1 —
Sie drehte ihm den Rücken zu und schickte sich an, um ihm Feuer
zu geben, er aber nahm wahr, daß sich ihr das Hemd ans Arschloch
angeschmiegt hatte. Wahrscheinlich hatte sie sich, nachdem sie ge-
schissen, das Arschloch nicht abgewaschen und es blieb ein Bemmerl.
Er sprach zu ihr: Fatmeh, das Arschloch aß dir das Hemd auf! —
Sie aber antwortete ihm mit aller Schnelligkeit: Es ißt kein Hemde,
sondern wischt sich bloß die Schnauzenlefzen, um sich mit dir zu
küssen I — Übertrumpft ließ der Bursche den Kopf hängen und trollte
sich weg,
Anmerkung. Sowie die Moslimen müssen
sich auch die Mos-
liminnen die unteren Partien regelmäßig waschen. — Das Gebot von
der strengen Absonderung der Frauen vom Verkehr mit Männern
läßt sich nur in wohlhabenden Familien einigermaßen durchfuhren,
unter dem armen Volke gar nicht — Vom Standpunkt der Moslimen
aus, war die Rüge, die der junge Mann seinem beschissenen Mädchen
erteilte, vollkommen angemessen, ihre Antwort aber maßlos frech.
532. Zaśto su żeni studene guzice?
Srete gjavola źena pa joj każe:
Trażio sam te citavu godinu a da
te pojebem pa na sada! — Pa hoću a samo ako mi prebrojiś sve
dlake na pizdi! — Pa hoću! — I broj citav sat. Kad je bio
gotov a
onda će ona: A sad broj і ovo (і okrene zadnjicu) a ovu nijesi pred-
brojio! — Onda gjavo pljune i udari je Sakom po guzici. I od tada
je svakoj żeni studena guzica.
Erzählt von einem Landmanne Milos
В. Martinovic aus Montenegro.
Warum hat das Weib kalte
Arschbacken?
Der Teufel begegnete dem Weibe und
sagte zu ihr: Ich suchte
dich das ganze Jahr hindurch, um dich abzuvögeln, und nun soll es
geschehen! — Nun, ich will, doch nur, wenn du mir alle Haare an
der Voz abzählst! — Abgemacht! — Und er zählt eine volle Stunde.
Als er damit fertig war, begann sie wieder: Jetzt aber zähl auch die
ab (und sie wandte ihm die Arschbacken zu), diese da hast du nicht
Vom Arsch.
überzählt! — Hierauf spuckte der
Teufel aus und versetzte ihr mit
der Faust über den Arsch einen Schlag. Und von damals an hat
jedes Weib kalte Arschbacken.
533. Skupo zadovojjstvo.
Naśla se nekim slucajem dva ciganina
u Stambolu te lutali po
njemu pa zażele, da se uvuku i u sultänov harem, da i to cudo vide.
Preskoće preko zida, al taman se naśli pred haremom, opaze ih
evnusi,
uhvate, vezu, pa pred sultana. Pita ih on, śta će tu, i oni mu lepo
priznaju. ,Vi znate — każe im on — da svald gubi glavu, kogod
pogje u moj harem, ali pośto ste mi odmah priznali, hoću i ja vama
neśto da ućinim. Vodite ih (każe slugama) u moju gradinu, neka pre
smrti progju kroz nju i neka izaberu tamo ko śto hoće.' Rećeno,
uèinjeno. Kad se vratili, pita sultan prvoga ciganina, Sta je
izabrao,
on mu pokaże tri treśnje, a sultan naredi, da mu se sve tri uguraju
u
guzicu. Skleptaju odmah ciganina, poloźe na trbuh i zavuku mu jednu
treśnju, a on poćne da se smeje. Zavuku mu i drugu, a on se sve
visé i vise smeje. Kad poćeli da mu zavlace i treću treśnju, on se
zaceri od smeha. Sultanu joś odmah bilo cudno, zaśto se ovaj smeje,
pa naredi da prestanu i upita ga, śta mu je tako smeśno. — ,Kako
da se ne smejem, ćestiti care — rekne mu on, ovaj moj probratim
izabrao lubenicu —Iі
Erzählt von einem Musiklehrer aus
Gradiśte in Serbien.
Eine teuere Genugtuung.
Es trafen sich durch irgend einen
Zufall zwei Zigeuner in Kon-
stantinopel, irrten in der Stadt umher und sie faßten den Wunsch,
sich auch in des Sultans Haremlyk einschleichen, um auch dieses
Wunder zu sehen. Sie springen über die Mauer hinüber, doch just,
wie sie vor dem Harem standen, fielen sie den Eunuchen auf, man
fing und fesselte sie und brachte sie vor den Sultan. Er fragt sie,
was sie da suchen und sie gestehen es ihm freimütig ein. Ihr wißt,
sagt er zu ihnen, daß jeder sein Haupt verliert, wer immer in meinen
Harem eindringt, doch nachdem Ihr mir gleich gestanden habt, will
auch
ich euch etwas antun. Führt sie, sagt er zu den Dienern, in meinen
Garten, sie sollen vor ihrem Tode durch ihn durchgehen und dort aus-
wählen, was einem jeden behagt.
Gesagt, getan. Als sie
zurückgekehrt, fragt der Sultan den ersten
Zigeuner, was er gewählt habe und der zeigte ihm drei Kirschen, der
Vom Arsch.
534. Prića, како je jedna żeńska
ukrala od papige
hijjadu forinti.
Imo jedan bogataś papagaja, koji je
vrlo dobro umio govoriti,
te je kucu cuvao, da od njega niko niśta ukrasti mogao nije. Bogataś
se kladio sa mnogima і uvijek bi opkladu dobio, jer kada bi ko dośao
da krade, odmah bi papagaj viknuo: Gospodaru, evo ga hoće da
ukrade! — I tako je uvijek dojavio gospodaru, kada bi ko pokuso
krasti.
To se cudo na daleko ćulo, pa se
jedna bogataśica opkladi sa
gazdom papagajevim i to za 1000
forinti, da će ona od papagaja novce
ukrasti. Poloźe svako po 1000
forinti uz papagaja. Kad je ona boga-
taśica uhvatila svoje vrijeme ona dogje blizu papagaja, uzgrne
haljine,
prebaci preko glave i okrene se sagnuta na guzicu i nako natraśke
golom guzicom dogje papagaju. Kad je on ugledao cudo
nevigjeno,
toliko se iznenadio, da je samo od cuda i straha poskakivo, a
nije
umio ni rijeći progovoriti. Ona źena brzo dogje do novaca, pa onako
nagnuta izmegju nogu dokući novce, pa onako sagnuta, okrenutom
guzicom papagaju ode i novce odnese. Kada je onaj gospodar dośo,
vidi da para nema, pa zapita papagaja: Gdje su pare? — A on mu u
velikom cudu reće: Ne pitaj, dogje neko stvorenje kakvoga nikada
Sultan aber befahl, daß man ihm alle
drei ins Arschloch hineinschieben
soll. Sie fallen sofort über den Zigeuner her, legen ihn auf den
Bauch
und stecken ihm eine Kirsche ins Arschloch hinein, er aber hebt zu
lachen an. Sie schieben ihm auch die zweite hinein, er jedoch,
lachst
du nicht, hast du nicht. Als sie ihm auch die dritte Kirsche einzu-
schieben anfingen, schlug er ein krampfhaftes Lachen auf. Dem Sultan
war es gleich bei Beginn seltsam, warum der lache und befahl, man
soll aufhören, und fragte ihn, was ihm dabei lächerlich vorkäme. —
,Wie soll ich denn nicht lachen, o Kaiser, sei beglückt/ sagte der
zu
ihm, ,dieser, mein Wahlbruder, wählte eine Wassermelone!4
Anmerkung. Die Strafe beruht auf
keiner lächerlichen Erfindung,
vielmehr ist sie bitter ernst zu nehmen. Der Sultan variiert hier
bloß
eine altgriechische Strafe für Ehebrecher, das rhaphanizein. Dem er-
tappten Ehebrecher durfte der betrogene Ehemann einen Rettich in
den After einrammen lassen. Über die verwandte Strafe des Steckens
in die Hinterbacken vgl. Felix Lieb recht, Zur Volkskunde, Heil-
bronn 1879,
S. 513,
und über einschlägige Strafen
überhaupt, A.H.Post.
Grundriß der ethnolog. Jurisprudenz, Oldenburg
1895, S.
357
P-
Vom Arsch.
vidio nisam pa sam od cuda
zaboravio da znam govoriti, da te zovem.
Pomoli se meni glava, ali tupa, velika, veliki obrazi, ima
samo jedno
oko, usta mu pod okom krivo stoję, mjesto popreko ono dolje razre-
zana, brada i muda mu zajedno. (Papagaja je vidua izmegju
nogu
żeni sise kad su visile, pa je mislila od brućaka na pizdi, da je
brada).
Gospodar je odmah otiŚao ka onoj żeni, śto se s njim okladila i
zamolio
je da mu każe, kako je ona kragju izvela, kad se je njegova papagaja
tako iznenadila. Ona mu sve po redu każe. On izvadi joś
1000
forinti
i dade onoj żeni kao nagradu za njenu domiśljatost
Erzählt von einem Bauern namens
Perkovic in Novi Seher, Bosnien.
Erzählung, wie ein Weib einem
Papagei tausend Gulden
weggestohlen hat.
Ein Reicher besaß einen Papagei, der
sehr gut zu reden verstand
und das Haus derart bewachte, daß vor ihm keiner etwas stehlen
konnte. Der Reiche pflegte mit vielen Leuten Wetten einzugehen
und immer die Wette zu gewinnen; denn sobald einer zu stehlen kam,
sofort erhob der Papagei ein Gelärm: Gebieter, da will einer stehlen
1
— Und also gab er immer dem Herrn kund, so oft einer zu stehlen
versuchte.
Von diesem Wunder vernahm man weit
und breit und da wettete
eine reiche Frau mit dem Eigentümer des Papageis und zwar um
tausend Gulden, sie werde das Geld vom Papagei wegstehlen. Jedes
erlegte zu tausend Gulden neben dem Papagei, Als jene reiche Frau
ihre Zeit abgepaßt hatte, kam sie dem Papagei nahe, schürzte das
Gewand hoch auf, warf es sich über den Kopf und drehte sich auf die
Arschseite gebückt um und ging so nach rückwärts mit dem nackten
Arsch auf den Papagei zu. Als er dieses nie geschaute Wunder sah,
war er so sehr überrascht, daß er vor Verwunderung und Schrecken
nur umhersprang und kein Wort hervorzubringen vermochte. Jenes
Weib kam rasch ans Geld heran und in gebückter Haltung langte sie
zwischen den Beinen nach dem Gelde und auch gebückt, den Arsch
dem Papagei zugekehrt, ging sie ab und trug das Geld weg.
Als jener Herr kam, sah er, daß das
Geld fehlte und befragte
den Papageien: Wo ist das Geld? — Und der antwortete ihm in
großer Verwirrung: Frag lieber nicht. Es erschien da ein Geschöpf,
wie ich noch nie eines ersehen, und vor Erstaunen vergaß ich gar,
daß ich redekundig bin und daß ich dich rufe. Es tauchte vor mir
ein Kopf auf, der war stumpf, groß, mit großen Backen, hat bloß ein
Vom Arsch
Auge, der Mund unter dem Auge steht
ihm schief, anstatt quer ist
er unten aufgeschlitzt, Bart und Hoden bilden ein Ganzes! (Der
Papagei erblickte dem Weibe zwischen den Beinen die Tutein, wie
sie herabhingen und die Schamhaare an der Voze vermeinte er, wären
ein Bart)
Der Herr begab sich sofort zu jenem
Weibe, das mit ihm die
Wette abgeschlossen und bat sie, ihm zu sagen, wieso sie jenen Dieb-
stahl ausgeführt habe, daß sein Papagei dergestalt überrascht werden
konnte. Sie sagte ihm alles der Reihe nach. Er zog noch tausend
Gulden hervor und übergab sie jenem Weibe zur Belohnung für ihre
Findigkeit.
Anmerkung. Man vergleiche damit die
144.
Erzählung im LB.
der Anthropophyteia auf S. 173
f. vom Teufelweizen.
535. Nasarajdin odźa osvetio se
komśyam.
Jedanput zdogovori se on sa svojom
źenom, како će da prevare
svoje komśije, koji su na odżu jako mrzili i njegovu zenu i
zdogovore
se te uzme odża jedan grkljan od goveceta i naspe u njega krvi pa
ga zaveze sa obadva krają pa se ozbiljno svadi sa żenom i obori
zenu pa joj oni grkljan spunim krvi prereże pod vratom. Krv se
prospe, żena umrtvi a komśije se skupe i poćmu odżu psovati i steli
su ga i ubiti misleći, da je zenu zaista zaklao. A odża se poćme
moliti: ,Nemojte me ubiti, ja ću opet moju żenu ozivitil' — Te uzme
jednu śuplju cijev pa turi żeni u dupe i poćne piriti u dupe kroz
cijev. U tom żena ustane kao śto je bila zdrava. U tom komśije
poklone odżi żivot i ćudili se како to może biti, da źena ustane,
kad
je bila već zaklana.
Zatim posvadi se jedan njegov
komśija sa svojom źenom i onako
ljut povali svoju zenu i bas ozbiljno je zakolje, da se vec nije
vise
nikad ni digla. A ovaj pośto se je odljutijo, uzme і on kao i odźa
jednu cijev i tako і on poćne puvat żeni u dupe, da bi ustala. Ali
źena se zaklata vise ne diże. Te se skupe komśije і zdogovore se,
kako će odżu smaknuti s ovog svijeta, da jih vise ne vara. Pa uzmu
jednu vrecu pa uvate odżu i metnu ga u vrecu. Otalen ponesu ga,
da ga bace u more i metnu ga moru na obalu. A oni Ijudi odu u
an, da popiju po kavu i da se tamo joś promisle, śta će s odżom.
A odża u vreci sve vice: ,Ne ću! ne ću!' A ćobanin, koji je ćuvo
sto do dvista ovaca, dogje do odźe i zapita ga: ,Śta neś?' Д odźa
mu rekne: ,Nagone me, da uzmem carsku kćer pa ja ne ću, da je
Vom Arsch.
uzmeml' — U tom oni ćoban rekne:
,Ajde ti, da ja tebe odrjeśim iz
vrece, pa ti mené zavezi u vrecu l' — A odża jedva to doćeka і ovaj
ga pusti iz vrece a odia zaveze ćobana u vrecu і rekne mu, da sve
vice ćoban: ,Ne ćul ne ću!1 Te ćoban ostanę na
obali u vreci vika-
jući sve: ne ću!1 A odia zajmi one ovce i ode ś njima
kuci. Mało
poslje dogju oni ljudi iz ana i uzmu onu vrecu i bace u more i vrate
se. A odźa pośto je prije onije ljudi dośo kuci s velikim
brojem
ovaca i oni ljudi kad dogju nagju odźu kod kuce i cuva one
ovce.
U tom se ljudi zaćude i reknu mu: ,Otkud ti odźa sada tu? Mi smo
tebe bacili u more i otkud ti tolike ovce sada?!' — A odźa im rekne:
JE, kamo sreće, da ste me joś mało dublje u more bacili joś bi
ovolko
ovaca istero iz morał' — A ovi pośto su vidli, da mu ne mogu niśta
ućiniti, kad je joś iz mora mogo izići i tolike ovce doćero, onda ga
nisu vise nikąd ni dirali u odźu.
Erzählt vom Bauern Vaso Pavlovic zu
Pilica in Bosnien.
Nasreddin der Hodźa rächt sich an
den Nachbarn.
Einmal verabredete er mit seinem
Weibe, auf welche Art und
Weise sie ihre Nachbarn betrügen werden, die ihn, den Hodźa und
sein Weib heftig haßten und sie karteten den Plan ab. Der Hodźa
nahm einen Rindkehlenschlund und füllte ihn mit Blut an, band ihn
auf beiden Seiten zu, geriet ernstlich mit dem Weibe in Streit, warf
das Weib zu Boden nieder und schnitt ihr unter dem Hals jenen mit
Blut angefüllten Kehlenschlund durch. Das Blut rann aus, das Weib
verstellte sich als wäre sie tot, die Nachbarn aber versammelten
sich
und hüben an, den Hodźa zu beschimpfen und wollten ihn auch töten,
indem sie vermeinten, er habe das Weib in Wirklichkeit
abgeschlachtet
Der Hodźa aber begann sie zu bitten: O tötet mich doch nicht, ich
werde mein Weib wieder neu beleben! — Und er ergriff ein hohles
Rohr, steckte es dem Weib ins Arschloch und fing durch das Rohr
ins Arschloch hineinzublasen an. Während dessen erhob sich das Weib,
wie es ja war, völlig gesund vom Boden. Angesichts dessen schenkten
die Nachbarn dem Hodźa das Leben und verwunderten sich, wie das
geschehen kann, daß sich ein Weib erhebt, wenn es mal schon ab-
geschlachtet gewesen.
Hernach geriet einer seiner Nachbarn
mit seinem Weibe in Streit
und so im Zorn wälzte er sein Weib zu Boden um und schlachtete
sie ganz im Ernste ab, so daß sie sich nimmermehr wieder erhob.
Nachdem ihm jedoch der Zorn verraucht war, ergriff auch er, so wie
368
Vom Arsch
es auch der Hodźa getan, ein Rohr
und hub auch so an, dem Weib
ins Arschloch hineinzupusten, damit sie aufstehen soll Ein abge-
schlachtet Weib erhebt sich jedoch nicht. Da versammelten sich die
Nachbarn und trafen eine Verabredung, wie sie den Hodźa aus dieser
Welt schaffen werden, damit er sie nicht mehr betrüge. Und sie
nahmen einen Sack, erwischten den Hodźa und steckten ihn in den
Sack hinein. Von da trugen sie ihn weg, um ihn ins Meer zu
schleudern und legten ihn auf den Meerstrand hin. Die Leute aber
begaben sich in einen Han, um jeder ein Schälchen Kaffee auszu-
trinken und um dort noch zu überdenken, was sie mit dem Hodża
machen sollen. Der Hodża im Sack schrie jedoch unablässig: Ich
mag nicht! ich mag nicht! — Ein Hirte aber, der ein- bis zweihundert
Schafe hütete, kam zum Hodża und fragte ihn: Was magst du nicht?
— Der Hodźa sagte zu ihm: Man treibt
mich an, die kaiserliche
Prinzessin zum Weib zu nehmen, ich aber mag sie nicht nehmen! —
Dazu sprach jener Hirte: Geh doch, erlaub mir, daß ich dich aus dem
Sack herauslasse und bind du mich in den Sack ein! — Das konnte
der Hodźa kaum erwarten und der ließ ihn aus dem Sack heraus, der
Hodża aber band den Hirten in den Sack ein und schärfte ihm ein,
er, der Hirte möge ohne Unterlaß rufen: Ich mag nicht! ich mag
nicht! — Also verblieb der Hirte am Strand im Sacke, unablässig ,ich
mag nicht!' schreiend, der Hodźa aber trieb jene Schafe zusammen
und zog mit ihnen nach Hause.
Eine Weile darnach kamen jene Leute
aus dem Han und ergriffen
jenen Sack, schmissen ihn ins Meer hinein und kehrten heim. Der
Hodźa traf vor jenen Leuten mit der großen Zahl Schafe daheim an
und als jene Leute kamen, fanden sie den Hodźa zu Hause und er
hütete jene Schafe. Darob gerieten die Leute in Verwunderung und
sagten zu ihm: Woher kommst du Hodźa jetzt hierher? Wir haben
dich ins Meer hineingeworfen und woher hast du jetzt so viele
Schafe? 1
— Der Hodża aber sagte zu ihnen: Ei,
wäre mir nur das Glück zu
teil geworden, daß Ihr mich noch ein wenig tiefer ins Meer hinein-
geworfen hättet, ich würde noch einmal soviel Schafe aus dem Meer
herausgetrieben haben I — Nachdem nun diese sahen, daß sie ihm gar
nichts anhaben können, da er noch aus dem Meer herauszusteigen
und so viele Schafe heimzutreiben vermochte, haben sie niemals
wieder
mehr den Hodźa behelligt
Anmerkung. Vgl. J. Ulrich:
Volkstüml. Dichtungen der Italiener, (Histor.
Quellenschriften zum Studium d. Anthrop. I) S. XVII f. und 63
fr.
Vom Arsch
З69
536. Kletav na kovacu.
Kako j kletav ostala na kovacu, da
ne more utvrditi ćekić, ko
żeli ćuti neka siuśa I
Bijo j nekoć vrlo dobar kovac. Onda
ljudi reku: ,Vala, kovać
more sam noliko svijeta hraniti, koliko more ćekićom prebacitil1
—
Onda kovac skupi mnogo svijeta oko sebe a on stanę na
sredinu, da
vidi koliko će svijeta prebaciti. Zamane ćeldćem, da baci a ćekić
spane pa udari njega u guzicu. Tu se kovac osramoti i reće ćekiću:
,Proklet bijo! Vid'te, ne more nikog vise hraniti neg samo
njegovu
guzicu!1 — Onda ostanę na ćekiću kletav pa i dan danas
valjda si
vidijo kad kovac kuje on sve jednom dva put u gvozgje a jednom
śtapiśtom u nakovanj, da mu ne bi ćekić opao.
E svacem bi se covek
dosjetijo al evo muke, nikako se dosjetiti ne
more, kako i ś ćim kovac najprije ćekić skova?!
Erzählt vom Bauern Lazo Petrovic zu
Zabrgje in Bosnien.
Auf dem Grobschmied ruht ein
Fluch.
Wieso der Fluch auf dem Schmieden
verblieben, daß er den
Hammer am Stiel nicht festmachen kann, wer das zu vernehmen
wünscht, der mag aufhorchen!
Es war einmal ein sehr tüchtiger
Schmied. Alsdann sagten die
Leute: Beim Allah, der Schmied allein vermag soviel Menschen zu
ernähren, über wieviele er den Hammer hinwegschleudern kann! —
Hierauf versammelte der Schmied viel Volks um sich herum, er aber
stellte sich in die Mitte hin, um zu sehen, über wie viele Leute er
hinüberwerfen wird. Er holt mit dem Hammer aus, um ihn zu werfen,
der Hammer aber fallt [vom Stiel] und trifft ihn auf den Arsch.
Allda
zog sich der Schmied eine Beschämung zu und sagte zum Hammer:
Du sollst verflucht sein! Ihr seht, er kann niemand mehr ernähren
als bloß seinen Arsch! — Hernach verblieb auf dem Hammer der
Fluch und auch heutigentags, du hast es ja wahrscheinlich gesehen,
wann der Schmied schmiedet, schlägt er ständig zweimal aufs Eisen
und einmal mit dem Stiel auf den Ambos, damit ihm der Hammer
nicht herabfalle.
Ei, auf alles könnte der Mensch mit
seinem Witz geraten, doch
auf keine Weise kann er herausfinden, wie und womit der Schmied
zuerst den Hammer geschmiedet hat
Anmerkung. Die Öhre für den Stiel im
Hammer heißt auch
guzica, Arschloch. — Uns erscheint es als nichts besonderes bei
Krauts, Anthropophyteia.
III. 24
370
Vom Arsch.
unseren Hämmern, daß der Stiel im
Loch festsitzt, aber beim Hammer,
den der bosnische Schmied selber anfertigt, ist die Öhrenwand uneben
und darum sitzt der Stiel nicht fest darin. Bei der Doppelaxt hilft
man sich durch Umschnürung des Eisenstückes und des Griffteiles.
Mit der Einführung deutscher Fabrikate schwindet die alte Technik
jählings dahin.
537. Ne da ni jedanput!
Kosila raja aginu livadu u Bośni
pored Drine a aga se izvalio
potrbuśke na samoj obali pa puśi ćibuk i gleda kako se ribe igraju
po vodL Megjutim je iz dokolice jednako lupkao desnom nogom po
travi, dok tako ne poplaśi jednog poljskog misa, koji je bio pod
busenom
te ovaj zaźdi preko aginih nogu pa preko tura i legja te skoci u
Drinu.
Trze se aga pa skoći, poteże piśtolj iza pojasa i skresa ga za miśem
u Drinu.
Na pucanj piśtolja okupiśe se u ćas
svi kosaći oko njega pitajući
ga porasta ispali puśku. On im isprića, kako mu je miś preśao preko
tura pa je za njim pucao. Kosaći prsnuśe u s m eh. ,Pa zar ti, aga,
na misa ispaljujeŚ puśku?* — Jest/ odgovori aga, ,danas miś, sutra
maćka (maćka), prekosutra lisica, onda kurjak pa bi tako od moje
guzice napravili carsku dźadu (drum)!'
Aus Serbien.
Principiis obsta!
Die Rajah mähte des Agas Wiese in
Bosnien an der Drina, der
Aga aber hat sich bäuchlings am Uferrand selbst ausgestreckt, raucht
seinen Ćibuk und schaut zu, wie die Fische im Wasser spielen. In-
zwischen schlug er zum Zeitvertreib unablässig mit dem rechten Fuße
auf das Gras auf, bis er nicht so eine Feldmaus aufschreckte, die
unter
dem Rasen war, und sie nahm einen Anlauf über des Agas Beine,
dann über das Gesäß und den Rücken und sprang in die Drina hinein.
Der Aga fuhr zusammen, sprang auf, zog die Pistole aus dem Gurt
hervor und feuerte sie der Maus in die Drina nach.
Auf den Pistolenschuß versammelten
sich im Nu alle Mäher um
ihn herum und fragten ihn, warum er das Gewehr abgeschossen. Er
erzählte ihnen, wie ihm eine Maus übers Gesäß gelaufen und er nach
ihr geschossen habe. Die Mäher schlugen ein schallendes Gelächter
auf. ,Wie, Aga, entlädtst du gar auf eine Maus die Büchse?* —
Jawohl/
antwortete der Aga, .heute ists eine Maus, morgen eine Katze, über-
morgen ein Fuchs, dann ein Wolf und auf diese Weise täten sie aus
meinem Arsch eine kaiserliche Heerstraße machen!1
Vom Arsch.
538. Pica i guzica.
Svadila se pica і guzica za ono
mesto na telu izmegju dupeta i
nje. Guzica veli: ,To mesto pripada meni a tvoje je gore, gde ti
vuna
raste!1 A pica joj odgovori: ,More, zar nisi toliko puta
gledala kako
tu ostavljaju sepek putnici śto u mené ulaze?1 —
Erzählt von einem Handwerker aus
Belgrad«
Vözlein und Arsch.
Vözlein und Arsch gerieten in Streit
um jene Stelle am Leibe
zwischen den Arschbacken und ihr: Der Arsch spricht: .Dieser Ort
gehört mir zu, der deine aber ist oben, wo dir die Wolle wächst!'
Doch das Vözlein antwortete ihm: ,Du Närrchen, hast du denn nicht
so oftmal zugeschaut, wie da die Reisenden, so bei mir einkehren,
ihr
Ränzlein ablagern?* — Vgl. die bulg. Fassung Anthr. I Nr.
122.
24*
XXVL
Vom Farzen.
Vorbemerkung. Die Verfasser der
Bibliotheca scatologica ver-
sahen ihr Verzeichnis der auf die Fürze bezüglichen Literatur mit
nachfolgender Einleitung, zu deren Vervollständigung noch vieles
bei-
zubringen sein wird.
Memento quia ventus est vita mea.
Job.
7, 7.
Pedere te mallem: namque hoc nec
inutile dicit
Symmachus, et risum res movet ista simul.
Martial. VIL
17, 9.
Le Pet était une divinité des
anciens Égyptiens; elle était la per-
sonnification d'une fonction naturelle. On la figurait par un enfant
accroupi qui semble faire effort, et on peut en voir la
représentation
dans les ouvrages d'antiquité. Le poème Calotin intitulé le Conseil
de Mo mus donne, contre la page 19,
deux figures de ce Dieu. L'une
était en cornaline de trois couleurs; l'autre, en terre cuite, se
trouvait
dans le cabinet du marquis de Cospy, et la figure en a été donnée
dans le Museum Cospianum (L'auteur de la Dissertation sur un
ancien usage [1848]
conteste que ces figurines se
rapportent au
Crepitus, et croit qu'elles ont été inventées dans un but plus
solide.)
C'est de Minutius Felix que nous vient la connaissance du Crepitus,
qui, lors même qu'il aurait été réellement célèbre en Egypte,
n'était
peut-être qu'une caricature imaginée par les plaisants du jour.
Ménage
cependant affirme que les Pelousiens adoraient le Pet; il dit que
Baudelot en a donné la preuve dans les additions de son Ier
voL, et
qu'il en possédait une figure. (Voy. Menagiana,
1693, n°
397).
St Jérôme dit la même chose sur
Isaie, XIII, 46.
Voyez encore Klotz,
Act litter. t V, Ге p. I; Elmenhorst, sur
l'Octavius de Minutius
Felix; Mythol. de Banier, t I; Montfaucon, Antiqu. expL t Ш.
2,
P- ЗЗ6).
Vom Farzen.
373
Quelques antiquaires ont cru pouvoir
identifier le dieu Crepitus
des Romains avec Baal Phegor, Belphegor, ou Baal Peor, dieu
Syrien, Phegor assuret-on, ayant ce sens en hébreu. (Origène contre
Celse, Minut Felix).
Mais, sur cette dernière divinité,
les savants sont fort peu d'accord.
Origène, St. Jérôme, Salomon Ben Jarchi, lui donnent une
signification
qui la rendrait tout à fait indigne de figurer dans notre cata-
logue. Mais Maimonide (More Nebuchim, ch. 46), et Salom. Ben
Jarchi (Comm. 3
sur Nombres, ch.
25),
prétendent que son culte était
plue sale qu'obscène, et les traducteurs de ces rabbins, pour
exprimer
le détail principal des cérémonies célébrées en l'honneur du dieu de
Syrie, disent: Distendere coram eo foramen podicis et stercus
offerre.
Ajoutez que les pets étaient de bon
augure chez les Grecs, de
mauvais augure chez les Romains. Voy. Scaliger, Auson. Lect L
cap. 25.
Bei den christlichen Slovenen und
den Chrowoten gilt der Furz
als günstiges, bei den moslimischen Serben und bei den Bulgaren aber
als ungünstiges Omen. Die Auffassung der Serben ist in dieser
Richtung örtlich schwankend.
539. Kad ko prne.
Kad ko prne rekne mu se: Kako sam
zbij o, słabo pucal iii: To
ti cast, to ti mast, to ti pośten glasl To ti rosa ispod
nosa, to ti
zubma tarkalica, to ti brkma mazalica! Tijem se dićio, tijemse
hvalio,
tijem se ponosiol Iz nje ti avaz, żabio ti ga kavaz! Iz nje ti
yjetar,
żabio ti ga Petarl Iz nje ti duman, u nju ti kurac I
Nela kaźu i ovako: Ta ti puśka u
svatovma pucalat iii: Uz panj
para sahibiji dźabal iii: Med i vostina na pazar, Aliji dźibra,
sahibiji
dźabal
Djeci vele: Koju ti se to svrśi
(godinu)? iii: Popi, druga ti se toći
a treća vari a cetvrta hladi a śto se topi ti popi!
Im Herzogtum gebräuchlich.
Wenn einer einen gehen lässt. . .
Wenn einer farzt, sagt man zu ihm:
Nach dem, wie ich geladen,
knallt es schwach! — oder: Das sei dein Ehrenmahl, das sei dein
Fett, das sei dein ehrenvoller Ruf! Das sei dir der Tau unter der
Nase, das sei deinen Zähnen der Stocher, das sei deinem Schnurrbart
374
Vom Farzen.
das Schmierfett 1 Das sei dein Ruhm,
das sei deine Prahlerei, das sei
dein Stolz! Aus ihm [dem Hintern] dringe dir die Stimme, ein
Polizist
soll dir ihn [seinen Zumpt] einrammen! Aus ihm dringe dir der Wind,
Petrus soll dir seinen einrammen! Aus ihm komme dir der Dunst,
in ihn fahr dir der Zumpt hinein!
Manche sagen auch so: Diese Büchse
soll dir auf der Hochzeit
schießen! — oder: Neben einem Stamm Geld dem Herrn umsonst! —
oder: Honig und Wachs auf den Markt, Alilen die Hefe, dem Herrn
umsonst!
Zu Kindern spricht man: Welches Jahr
hast du da beendet? —
oder: Trink aus, ein zweites Glas füllt man dir an, ein drittes
siedet
man, ein viertes kühlt man, das aber, das da schmilzt, das trink du
aus!
Anmerkung. Der Witz des Originals
beruht zum Teil auch in
den Reimen von Makamenart Ihn im Deutschen nachzubilden, ist
der Stoff nicht wert
540. O prdeźu.
Kad dete prdne każe mu se: Ko ga
oglasio, taj ga oprasio! ili:
dok to ne popis, drugo ne dobiśl
Kad devojcica prdne, reknu joj:
Poprduśa, raduśa, podajte joj
senca, de oźdrebi źdrepca! iii: Prdljivice, smrdljivice, bestidnice,
besram-
nice pod koritol pod koritol
Ko prdi ne smrdi a ko se upuva, da
Bog sacuva!
Śklocnu Шосага, pokulja para,
smradom zasmradi M. (onog ili
onu śto je prdno) okadi!
Prde pa pobeże, eno je uteće! . . .
Kad neko prdne, kaie mu se: Śto
pusti vrapca (ili vrabicu), eno
uteće! ili: Ne vidim tane al osećam barut!
Vetar duva, krmak puva, vetar dere,
svinja sere, prdljivica to
proźderel
Puce puäka iz zelena luga,
puce druga iz naSega krugal
Tria baba lan, tria, tria pa prdla!
Ćik ći ko pogodi, ko je prdno u
sobi?
Üblich in der Baćka und im Banat
(Südungarn).
Vom Furz.
Wenn ein Kind farzt, sagt man zu
ihm: Wer sich laut bemerkbar
gemacht, der hat ein Ferkel geworfen! (Wie eine Sau), oder: Ehe du
dies eine nicht austrinkst, bekommst du kein zweites!
Vom Farzen.
375
Wenn ein kleines Mädchen einen Furz
gehen läßt, sagen sie zu
ihr: Farzerin, Arbeiterin(?), gebt ihr ein wenig Heu, damit sie das
Fohlen werfe! — oder: Farzerin. Stinkerin, Schamlose, Scheulose
unter
die Mulde!
Wer da farzt, stinkt nicht, wer aber
einen leisen schleichen lässt,
da möge einen Gott behüten!
Es krachte der Arsch, der Dampf
drang in die Höhe, mit Gestank
verstinkte er, denM. (ihn oder sie, die den Farz gelassen)
beräucherte er!
Farzte und rannte davon, dort lief
sie (er) davon!
Wenn einer gefarzt hat, sagt man zu
ihm: Warum ließt du den
Spatzen (oder: die Spatzin) aus, dort rannte er davon! — oder: Ich
sehe (zwar) die Kugel nicht, doch schmecke ich das Pulver!
Der Wind weht, das Eberschwein
farzt, der Wind reißt, das
Schwein scheißt, die Farzerin (oder: der Farzer) frißt das auf!
Es knallte eine Büchse aus dem
grünen Hain, es erknallte eine
zweite aus unserem Kreis!
Es brach die Vettel Lein, sie brach,
sie brach und ließ einen Farz!
Komm hervor, komm, wer errät es, wer
da in der Stube ge-
farzt hat?
541. Na äjjoj
kuci
svraka?
Kad ko prdne, prvi koji może uhvati
ga za uvo i pita: Na ćijoj
kuci svraka? — Kad on każe: Na kuci toga i toga! onaj ga onoliko
puta dobro povuce za uvo, koliko ima duśa u toj kuci i svaki put
govori: Izidi N.. .1 (imena iz te kuce).
Ima i poslovica: Sam trt! pa drugoga
za uśi! (Kad ko drugoga
za svoju krivicu napada).
In Zajećar und dessen Umgebung
gebräuchlich.
Auf wessen Hause sitzt die
Elster?
Wenn einer farzt, so packt ihn der
erste, der dazu kann, beim
Ohr und fragt ihn: Auf wessen Hause sitzt die Elster? — Wie er nun
antwortet: Auf dem Hause von dem und dem! — so zerrt ihn der
soviel mal tüchtig beim Ohr als da Seelen in diesem Hause leben und
spricht jedesmal dazu: Komm heraus N...! (Namen aus diesem Hause).
Es gibt auch ein Sprichwort: Selber
prall! und zerr einen anderen
beim Ohr! (Wenn einer fur sein eigenes Verschulden einen anderen
anfällt).
37б
Vom Farzen
542. Vom Farzen bei den Chrowoten.
Ein vielbelachter Aufsitzer fur
jüngere Leute. Ist wo eine größere
Gesellschaft in fröhlicher Stimmung beisammen, so erhebt sich
plötzlich
unter ihnen ein älterer Mann, blickt bestürzt um sich und ruft
kräftig
aus: ,Wer von euch kann am schnellsten laufen, aber rasch, es
drängt!'
Nun glauben die Jüngeren, da gäbe es was durch einen Gang zu ver-
dienen und sie schreien durcheinander und überschreien einander: jal
jal jal (ich! ich! ich!). Mir dico! (Ruhe Kinderl) gebietet da der
Alte,
hebt das eine Bein in die Höhe und läßt einen Lauten fahren: Wer
am schnellsten laufen kann, renne ihm gleich nach, hole ihn ein und
behalte ihn! Er sei ihm gerne gewährt!'
Im Farzen legt sich der Chrowot
keinen Zwang auf. Der chro-
wotische Schriftsteller Fran Kurelac, der sich auch als Professor am
katholischen Priesterseminar zu Djakovar bäuerlich kleidete und
durch-
weg bäuerische Sitten und Gebräuche pflegte, farzte auch an der
bischöflichen Tafel aus allen Kräften ohne Rücksicht auf die bürger-
liche Gesellschaft Man behauptete, daß ihm der Bischof hauptsäch-
lich wegen dieser Ungezogenheit den Laufpaß gegeben habe. Der
Chrowot lobt eine Mahlzeit, wenn er nachträglich ordentlich das
Farzen kriegt
Farzer (prdljivac) ist ein
Schimpfwort und dem Gewohnheitfarzer
ruft man ärgerlich zu: tornjaj se, smrdiś ko futavac! (Troll dich
von
hinnen, stinkst ja wie ein Wiedehopf!). Für ein Mädchen ist es eine
garstige Empfehlung, wenn es von ihr heißt, daß sie farzreich sei
(poprdljiva). Man erzählt: Freier kamen in ein Haus und das Mädchen
bemühte sich bestens um sie. Als sie sich an der niederen Feuer-
stätte bückte, entfuhr ihr ein Lauter. Die Freier schauten einander
an, sagten, poprdljiva je (sie ist farzig) und erhoben sich. Am
Zaun-
tor sprach sie das tief bestürzte Mädchen an: ,Ihr Freier! Es tut
mir
sehr leid, daß Ihr geht, aber ich will es verantworten, wenn Ihr
eine
findet, die nicht auch zuweilen farzt!1 Die Männer
schauten einander
an, und der eine bemerkte: ,Wahrhaftig, auch mein Weib farzt oft zu
viel!1 Und der andere sagte: Ja, du solltest erst mein
Weib farzen
hören Ie Und so kehrten sie um und beringten die
Farzerin.
*
543. Eine Farzerstrafe.
So sehr auch das ungezwungene Farzen
in fröhlicher Gesellschaft
als ein Beweis des gemütlichen Wohlbehagens belacht wird, so sehr
ist man doch empört, wenn einem einer zum Ärger ,unter die Nase
-Vom Farzen. 377
farzt1 (pod nos prdi),
denn solches Farzen gilt allgemein bei den Süd-
slaven als ein Zeichen tiefster Verachtung. Im J.
1873/4 war
am
Gymnasium zu Poźega der Supplent Ivan K., ein Krainer, angestellt
In der Prima (der VII. Klasse) lehrte er nach dem deutschen Schul-
büchlein Lindner's Logik. Er übersetzte den deutschen Text Wort
für Wort in ein unglaublich schlechtes Chrowotisch und forderte, daß
die jungen Leute (von 17—24
Jahren) sein Gekauder buchstäblich aus-
wendig aufplappern können. Er war dumm, unwissend und von einer
Brutalität, die ihn außerordentlich verhaßt machte. Einmal vergaß er
sich und ließ während seines üblichen ruhelosen Auf- und Abiaufens
vor der ersten Bankreihe einen fahren. Alle Schüler waren über diese
Mißachtung entrüstet, er aber mit seinem Galgenvogelgesicht lachte
sich selber Beifall zu. Nach der Stunde beschlossen die Schüler,
sich
an K. zu rächen und verabredeten, abends tüchtig Knoblauch und
Saubohnen zu nachtmahlen. Die nächste Lehrstunde am anderen
Morgen gehörte wieder K. als dem Mathematiker. Eben hatte er
sich an die Tafel gestellt und fing an, Zahlen zu schreiben, als der
Schüler T. aufstand und ausrief: .Bitte, hochgelehrter Herr, kommen
Sie sofort her!' K., der nicht anders meinte, als daß er wieder
einem
Unfug auf die Spur kommen und eine Strafe diktieren werde können,
war mit zwei Sätzen bei T. und der sagte kaltblütig: ,Nun riechen
Sie
mal selber, hochgelehrter Herr, wie G. farzt! Es ist rein nicht mehr
zum aushalten!' KL
zog sich wütend zurück und schrie:
,Wenn noch
einer einen Farz läßt, sagt mir es, ich trage das Schwein ins
Klassen-
buch ein!1 Er setzte die Rechnung fort Da erhob sich der
Schüler
M.: .Bitte, hochgelehrter Herr, auch mir ist soeben einer
ausgekommen!'
(i meni se jedan izmako!) Nun begann in der Klasse ein wahres
Wettfarzen! Ivan K., der Logiker und Mathematiker, öffnete die
Fenster, doch kaum war er weg, schloß sie ein Schüler wieder. Als
der Klassenlehrer Mato Vidmar nach der Pause in die Schulstube
eintrat, vermeinte er, umsinken zu müssen und rief aus: Welches
Schwein verpestete hier die Luft? — Der Schüler G. erhob sich und
sagte: Bitte, hochgelehrter Herr, gestern hat sich der hochgelehrte
Herr K. hier ausgefarzt! Er stinkt uns schon lange zu, aber wir sind
es gewohnt
544. Grkva nije popina no seoska.
Sagradiśe vlasi crkvu svete Petke te
seljaci sami morali kamen,
vapno, drva, crijep і ove ostało dovaiati a takogjer i ostale trośke
novcane podmiritl
378
Vom Farzen.
Kako su vec vlasi svoje glave i
misled kad su oni crkvu o svom
trośku sagradili, da mogu tamo ćiniti, śto goder hoćeju, to poceśe
puśiti, źene pipati i po volji u crkvi prdjeti. Dakako da je pop tu
bruku zabranio і svoje vjerne izrużio i nagrdio.
Kad to yjerni riśćani ćuŚe, poceśe
mrmljati a jedan drugome
reće: ,Gle ti tog, moj mu u dupe, on jebe uz crkvu a mi niti pipat
ne smijemol A mi smo ju gradili!' — A drugi prdelja zavice: ,Gle ti
govana od naśega popa Jovana! On nam ne da niti u crkvi prdjeti
a mi ga ranimol'
Erzählt von einem chrowotischen
Volksschullehrer in Glina in
der Lika, Chrowotien.
Die Kirche gehört nicht dem Popen,
sondern ist Dorfeigentum.
Die Vlahen (Serben) erbauten eine
Kirche der HL Petka und die
Dörfler mußten selber den Stein, Kalk, das Holz, die Ziegel und
alles
übrige zuführen, aber auch die sonstigen Geldkosten begleichen.
Wie schon die Vlahen eigensinnig und
der Meinung sind, daß sie,
nachdem sie die Kirche auf ihre Kosten erbaut haben, dort auch nach
Belieben schalten und walten dürfen, so fingen sie da an zu rauchen,
die Weiber abzugreifen und nach Lust in der Kirche zu farzen.
Selbst-
verständlich, daß der Pope diesen Skandal verbot und seine Gläubiger
mit Schimpf und Schande bedachte.
Als dies die gläubigen Christen
vernahmen, hüben sie zu brummen
an und einer sagte zum anderen: Schau dir den an, der meine fahre
ihm ins Arschloch hinein, er vögelt an der Kirche, wir jedoch sollen
nicht einmal abgreifen dürfenI Wir haben sie ja erbaut! — Ein
anderer
Farzerich rief aber aus: Da schau dir den Dreck, unseren Popen Jovan
an! Der erlaubt uns nicht einmal das Farzen in der Kirche und wir
ernähren ihn doch!
Anmerkung. Der Spott des Katholiken
ist übel angebracht,
denn die katholischen Bauern betrachten und behandeln ebenso ihre
Dorfkirche und bezeugen ihrem Pfarrer auch keine größere Verehrung
als die Serben ihrem Popen. Würde die Staatsgewalt die Priester
nicht beschützen und ihre Rechte wahren, von den Bauern beider
christlichen Sekten aus könnten sie verderben und sterben. Es kommt
vor, daß die Dörfler um ihren unbeliebten Priester los zu werden,
ihren Glauben wechseln und die Kirche, wenn sie ihnen gehört, dem
Priester verschließen. So sind um das J.
1870 auf
einmal 4000
Bun-
Vom Farzen.
379
jevcer Śokcen, Katholiken, in
Südungarn zum chriechisch-orientalischen
Glauben übergetreten.
545. Prduljina guska.
Dośla djevojka na ispoyjed te poće u
ispoyjedaonici sve svoje
grijehe pripovjedati ali na jednom zape te reće, da ju je stid i
zamoli
popa, koji ju je bodrio, da neka sve iskaźe, da će mu debelu gusku
donesti ako pop nikome ne prokaże ovaj grijehu Pop joj obeća a ona
mu reće: Jedanput sam prdnila u crkvi!1 — Pop se nasmije
pa prim-
jeti: ,Pa śta je to draga, ta ja sam se ćak posro za oltarom!' — Kad
to razumjela djevojka dobiła je veći kuraż te mu joś ispovjedi, da
se
je u nedelju za crkvom jebała. Pop ju utjeśi, da to baś nije nikakvo
zlo,
dapaće je on sam već u sakristiji jebavo pa je oprosti grijeha.
Dośo opet svetac a pop bio na
prodikaonici. Spazivsi djevojku,
koja mu je gusku obećala a donila mu je nije, zaviknu joj ogorljivo
pred svim narodom: ,Ej prduljo a śta je sa guskom?' — Ali ona mu
ljutito odgovori: ,Ako sam ja prdila a ti si za oltarom srao; ako
sam
ja za crkvom ljubiła, ti si u sakristiji jebavo. Eno ti guska za
oltarom,
sam si ju nasadio!' —
Erzählt von einem Justizbeamten aus
Agram in Chrowotien.
Die Gans der Farzerin.
Ein Mädchen kam zur Beichte und
begann im Beichtstuhl alle
ihre Sünden herzusagen, doch auf einmal stockte sie und sagte, sie
schäme sich und bat den Pfarrer, der sie ermunterte, alles
auszusagen,
sie werde ihm eine fette Gans bringen, wenn er, der Pfarrer,
niemandem
diese Sünde verrate. Der Pfarrer versprach es ihr und sie sagte zu
ihm: Einmal habe ich in der Kirche gefarztl — Der Pfarrer lachte
herzlich darüber und bemerkte: Und was ist das, Teuerste, ich habe
mich sogar hinter dem Altar ausgeschissen! — Als das Mädchen dies
begriffen, bekam sie eine größere Courage und beichtete ihm noch,
sie habe sich am Sonntag hinter der Kirche vögeln lassen. Der
Pfarrer
tröstete sie, das wäre gerade gar keine böse Handlung, habe doch
sogar er selber schon in der Sakristei gevögelt und er gewährte ihr
Sündenablaß.
Wieder kam ein Heiligentag und der
Pfarrer stand auf der Kanzel.
Als er das Mädchen bemerkte, das ihm die Gans versprochen, jedoch
nicht gebracht hatte, schrie er ihr voll Bitterkeit vor dem gesamten
Volke zu: Ei du Farzerin, und was ists mit der Gans? — Doch ant-
wortete sie ihm erzürnt: Wenn ich gefarzt habe, so hast du hinter
38o
Vom Farzen.
dem Altare gekackt; habe ich hinter
der Kirche gekost, so hast du
in der Sakristei gevögelt Dort hinter dem Altar hast du die Gans,
hast sie selber angesetzt 1
546. Źalost.
Naricala jedna źena za muźem pa joj
nehote omakne te prne
Da zabaśuri rekne źenama, śto su je tjeśile: Ćuste li, kone moje,
kako
mi jadnoj od żalosti srce puce!
Aus der Gegend von Mostar im
Herzogtum. Allgemein.
Ein Trauerzeichen.
Ein Weib stimmte Trauerklagen nach
ihrem Ehegatten an und
unwillkürlich rutschte ihr einer aus und sie farzte. Um die Sache zu
vertuschen, sagte sie zu den Weibern, die ihr Trost zusprachen: Ver-
nahmt Ihr wohl, o meine trauten Nachbarinnen, wie mir Leidbeladenen
vor Trauer das Herz zersprang!
547. Ne znaj u oni naśkil
Stajale na vratima mati i kći pa
mati prne. Tuda slućajno pro-
lazili nekakvi oficiri pe će kći prekoriti mater, Sto prdi pred
ljudima.
— Śuti, budalo nijedna, ne znaju oni naśkil odgovori joj mati.
Erzählt von einem Gymnasiasten aus
Mostar im Herzogtum.
Sie verstehen nicht unsere Sprache.
Mutter und Tochter standen am
Haustor und da farzte die Mutter.
Zufälligerweise gingen des Wegs irgendwelche Offiziere vorbei und
die Tochter wies die Mutter zurecht, weil sie vor den Leuten farze.
—
Schweig, du närrische Gredl, die verstehen nicht unsere Sprache!
antwortete ihr die Mutter.
Anmerkung. Die Leute sagen fur
gewöhnlich .unsere Sprache1
fur Serbisch im Gegensatz zu den fremden Sprachen anderer
Leute,
die keine Serben sind — Man vergleiche die elsässische Fassung oben
S. 79,
Nr. 29.
Eine andere gibt Vener o ni,
Italiäntsch-Frantzösisch
und Teutsche Grammatica, Sprachmeister, Franckfurt und Leipzig
1743:
Sie verstehen es nicht Vier
französische Edelleute waren nach
Teutschland gekommen und in einem Wirtshause eingekehrt, worinnen
niemand französisch verstand.
Nach dem Abendessen wollten sie sich
zu Bett begeben. Die
Wirtin befahl, da der Stallknecht und andere Diener die Pferde an
Vom Farzen.
З81
die Tränke geführt, die Magd solle
einem der Herren behilflich sein
beim Stiefelausziehen. Die Magd ließ sich die Arbeit sauer werden
und da sie aus allen Kräften an sich zog, ließ sie einen heftigen F.
streichen. Die Franzosen lachten darüber sehr, die Wirtin hingegen
ganz bestürzt gemacht sprach zur Magd: .Schämest du dich nicht, du
unflätiges Schwein, auf diese Weise und in Gegenwart dieser Herren
zu fartzen?1 — ,Es verlohnet sich wohl der Mühe/
versetzte die Magd,
,sie habens ja nicht verstanden! Es sind Franzosen, sie verstehen
die
teutschen F. nicht!'
Diese Schnurre ist weitverbreitet
und kommt mit vielen Varianten
vor. So z. B. sind im L'Esprit du bon vieux tems Paris an VIII die
vier
Edelleute aus Deutschland nach Frankreich gekommen und die Magd
sagt: ,Vraiment, puisqu'ils sont allemands, ils n'entendent pas les
pets
à la française.
548. Śto ti je vaspitano dete iz
dobre kuce.
Ne će ti se naś Kićo da żeni iz
svoga sela ispod Kosmaja, suvise
su mu proste naśe devojke. Hoće on pilićarku, one, veli, svaki dan
slaze u Beograd te su dobro vaspitane. I ożeni se tako. Pa se, Boga
mi, imao odmah i pohvaliti ćime. ,Kad smo, prića on, legli i
zagnjurili
se u ponjave, doSlo joj je, da prostiś, da pune a ona ti me onda
omi-
lova po bradi i każe: okri se, duśo moja, o glavi, hoću ti jednom
ćanuti! — Eto śto ti je vospitano dete iz dobre kuce!
Erzählt von einem Bauern am Fuße des
Kosmajgebirges.
Was ein wohlerzogenes Kind aus gutem
Hause 1st.
Unser Kićo mag sich nicht aus seinem
Dorfe am Fuße des
Kosmaj verheiraten, unsere Mädchen sind für ihn gar zu viel gemein.
Er will eine Händelverkäuferin, die kommen, sagt er, jeden Tag nach
Belgrad herab und sind gut erzogen. Und so verheiratete er sich.
Und er hatte, so wahr mir Gott helfe, gleich auch einen Anlaß, sich
wessen zu berühmen. Als wir uns, so erzählt er, niedergelegt und in
die Kotzen untergetaucht hatten, kam es ihr an, du sollst es
vergeben,
einen zu blasen und da hat sie mich alsdann über den Bart liebreich
gestreichelt und hat gesagt: ,Deck dich, o meine Seele, über den
Kopf auf, ich möchte einmal losdrücken!' — Da siehst du also, was
dir ein wohlerzogenes Kind aus gutem Hause ist!
Anmerkung. Der Wiedererzähler fügte
zur Erläuterung hinzu:
Pilićarima zovu Sumadinci (od Kosmaja pa dalje) seljake śto su bliźi
382
Vom Farzen.
Beogradu te svaki dan donose na
pijacu pilice, jaja, sirenje itd.
Händelverkäufer heißen die Hinterwäldler (vom Kosmaj und weiter)
die Belgrad näher wohnenden Bauern, die da täglich zu Markt Händin,
Eier, Käse usw. bringen. — Man kann auch noch hinzusetzen: jene,
die sich mit den abgelegten Kleidern der Städter behängen.
549. Mucke.
Jednom sam ilao u Varazdinu nuz
domobransku kasarnu і to u
noći kad najednom zaćujem neobićno mili żeński moleći se glas.
Prigjem bliżje da ćujem bolje i gle! u ćosku iz zavjetarja dopira
glas.
Naćuhnem uho i razumijem, żeńska gje moli i to: ,Ćuju, dragi gospon
soldat, prosim ih lepo, naj ga samo mućke vun spuknejul* Opetujuć
tako tu skromnu molbu ćujem smilujući glas momka, koj usopljen
upita: ,A zakaj?' — ,Ta prosim ih, samo da se mućke spezdim!'
Erzählt von einem chrowotischen
Soldaten.
Leise.
Einmal ging ich, und zwar nachts, in
Vazazdin neben der Land-
wehrkaserne, als ich auf einmal eine ungewöhnlich lieblich bittende
Frauenstimme vernahm. Ich nähere mich, um besser zu hören und
schau! aus windgeschütztem Winkel dringt eine Stimme zu mir. Ich
spanne die Ohren und verstehe, wie ein Frauenzimmer bittet, und
zwar: Hören Sie mal, teuerster Herr Soldat, ich bitte Sie schön,
knallen
Sie ihn gefälligst ja nur leise hinein Iі — Sie
wiederholte so diese be-
scheidene Bitte und ich höre die sich ihrer erbarmende Stimme des
Burschen, der sie außer Atem fragt: Ja warum denn?' — ,Nun, ich
bitte Sie, nur damit ich mich leise ausfarze!'
Anmerkung. Das Sprichwort sagt: nema
jeba bez prda. Es
gibt keinen Fick ohne Furz. Erfahrene Leute behaupten, die Chro-
wotin lasse beim Liebegenuß immer Winde. Ob die Beobachtung auf
Wahrheit beruht, ist mehr als fraglich. Ein chrowotischer Schmied
erzählte mir, ,man* pflege beim Beischlaf dem Weibe die Hand unter
das Gesäß zu geben und ihr den After zuzustopfen, von anderen
wieder hörte ich, die Chrowotin stecke beim Coitus dem Beischläfer
ihren Finger in den After, um den Mann sinnlich aufzuregen und zu
größerer Leistung zu befähigen.
550. Otprditi.
Vracajuci se posle svetoandrejske
skupśtine u Srbiju dogje knez
Milos u putu 19.
januara
1859 godine u Aleksinac. Izmegja
ostalih,
Vom Farzen.
З83
koji su dośli knezu na podvorenje
dogje i neka Angja, njegova neka-
daśnja ljubav. Kad Angja izagje preda nj on je nije mogao poznatŁ —
,Zar me ne poznajeś, gospodaru? Ja sam tvoja Angja!1 — ,0
Angjo,
Angjo, otprdeli smo no i ja i ti!4 (L j. ostareli
smo).
Erzählt von einem Lehrer aus
Aleksinac
Zu Ende farzen.
Auf der Rückkehr nach Serbien nach
der St Andreasvolk-
versammlung kam Fürst Milos auf der Reise am
19. Jänner
des Jahres
1859
nach Aleksinac. Unter anderen, die zum
Fürsten kamen, um
ihm ihre Ehrerbietung zu bekunden, erschien auch eine gewisse Angja,
seine verflossene Liebe. Als Angja vor ihn trat, vermochte er sie
nicht zu erkennen. — Ja, erkennst denn du mich nicht, o Gebieter?
Ich bin doch deine Angja! — O Angja, Angja, zu Ende gefarzt haben
wir, sowohl ich als du ! (d. h. wir sind gealtert).
Anmerkung. Beim Vögeln farzt man.
Beide haben aufgehört
zu vögeln und mit dem Farzen ists zu Ende, d. h. beide sind gealtert
und fur die Freuden der Welt stumpf geworden.
551. Opametijo ga!
Neki bogat ćoyjek bio veoma tvrd.
Kada bi krenuo od kuce sa
sela u grad krenuo bi u namjeri, da kupi mesa, ali kad bi poćeo
kupovati źao bi mu bilo novaca te bi kupio mjesto mesa dźigericu,
drob ili paću ili glavu, samo da manje istroŚi. Vracajuci se
kuci uyjek
bi prigodio, da u koga drugoga prenoći. Tako je jedne noći zanoćio
kod jednoga koji je znao za njegovu mahanu. Domaćin ga primi
dobro, ali pośto većeraśe, domaćin mjesto da se prekrsti i Boga
blagodari digne nogu pa prne i reće: ,Mal ti jedem, kćer ti jebem
prdim ti za duŚu!'
Tvrdici bijaśe to za ludo pa ga
upita, śta radi?
— Progji se, brate: Imao sam punca,
koji je veoma tvrd bio i od
sebe źalio. Od evlada nije nikog imao nego jednu kćer, koju sam ja
uzeo. Pa kad je on bio ugursuz te nije umio trośiti, evo ja trośim i
svaku ga vecer ovako spomenem!'
Tvrdica kad to ću pomisli: ,ovako će
biti i meni!1 i od tada poćeo
je ljucki ziviti i opametijo se.
Akśam mrkli, pićka zvrkli,
kurac se roguśi da pićku probuśi!
Erzählt von einem Serben aus dem
Bezirk von Mostar im Her-
zogtum.
384
Vom Farzen.
Er hat ihn zu Verstand gebracht!
Ein gewisser reicher Mann war sehr
knauserig. Wenn er von
seinem Hause vom Dorf in die Stadt wegging, ging er jeweilig mit
der Absicht fort, Fleisch zu kaufen, doch wie er einzukaufen anfing,
tat es ihm ums Geld leid und er pflegte statt Fleisch eine Leber
oder
Eingeweide oder Sulzware oder den Kopf zu kaufen, nur um weniger
auszugeben. Auf der Heimkehr richtete er es immer so ein, daß er
bei jemand anderem übernachtete. So kehrte er eines Nachts bei
jemand zur Herberg ein, der von seinem Fehler wußte. Der Haus-
vorstand empfing ihn bestens, doch nachdem sie genachtmahlt, erhob
der Hausvorstand, anstatt ein Kreuz zu schlagen und Gott zu danken,
den Fuß, farzte und sprach: Dein Gut verzehre ich, deine Tochter
vögle ich, ich farze dir zum Seelenheil 1
Dem Geizkragen erschien dies
närrisch und er fragte ihn, was er
denn treibe?
— Laß das sein, Bruder! Ich hatte
einen Schwiegervater, der war
ungemein hartherzig und sparte sich den Bissen vom Munde ab.
Nachkommenschaft besaß er gar keine bis auf eine einzige Tochter,
die ich zur Frau nahm. Nun, da er ein Erzschelm war und es nicht
verstand zu brauchen, so brauche ich und allabendlich gedenke ich
seiner auf diese Weise!
Als der Geizhals dies vernahm,
gedachte er: Also wird es auch
mir ergehen! und von der Zeit an, begann er wie ein Mensch zu leben
und kam zu Verstand.
Dunkle Nacht, die Voze schnurrt, der
Zumpt sträubt sich, um die
Voz zu durchlöchern!
Anmerkung. Die Schlußbemerkung hing
der Erzähler wie zur
Krönung seiner moralischen Geschichte an.
552. Otkuda covek u starost! prdi
kad pisa?
Ostareo covek i omekśao mu kurac pa
se previje і napipa dupe.
— A, tu li si! każe. Traźim te do sada neprestano, da te jebem pa
ne mogu da te nagjem. Saću, da te jebem! — Nemoj, poćne dupe,
da ga moli. — Aja, mora da bude! — Nemoj, molim te, opet će dupe,
pa ću neśto lepo da ti ućinim! — A śta ćeś to, da mi ućiniś? —
Hoću da ti pevam, kadgod piśaś! — Kurac mu oprosti i tako ostanę.
Dok je covek mlad ne prdi pri piśanju, kad ostari retko pak da
progje
a da ne prdne.
Erzählt von einem Bauern aus dem
Timokbezirke in Serbien.
Vom Farzen. 385
Woher kommt es, dass der Mensch im
Alter beim Pissen farzt?
Der Mann war gealtert und der Zumpt
war ihm weich geworden,
bog sich um und tastete sich zum Arschloch hin. — Ach, da bist du
also! sagt er. Ich suche dich bis jetzt unablässig, um dich zu
vögeln
und kann dich nicht finden. Jetzt gleich werde ich dich vögeln! —
Tu das nicht! hub das Arschloch ihn zu bitten an. — Hilft nichts,
das muß geschehen! — Tu das nicht, ich bitte dich, beginnt das
Arschloch von neuem, und ich werde dir etwas schönes erweisen! —
Und was wäre das, was du mir zu erweisen gedenkst? — Ich will dir
singen, so oft du brunzst! — Der Zumpt vergab ihm und so verblieb
es. Solang als der Mann jung ist, farzt er nicht beim Pissen, wann
er aber altert, vergeht es selten einmal, ohne daß er farzte.
553. Nema tu, ćuo sam, nego ako si
vidjeol
Ubila źena dijete pa sud pozvao
svjdoke, da vidi je Ii ga ubila
nesrećnica od zla srca iii slućajno, kako se ona braniła. Doślo
gotovo
sve selo. Svako ti zna prićati kako je bilo, rasprede pa ne oduśuje,
ne da onome śto biljeźi oka otvoriti a kad ga najpotle sudija
pripita,
może li se zakleti na sve te rijeći, je li to baś sve svojijem
rogjenim
oćima vidjeo a on: Jok ja! Kako vidjeo, bolan ne bio, nego sam ćuo!
Tako jedan, tako drugi, treći.
Dosadilo se već sudiji te reće, da
mu dovedu jednoga, koji bi najbolje znao baś taćno kako je sve bilo.
Istaće se dedo a i svi drugi povikase, da će on najbolje znati. Ugje
on u sudnicu, spusti kraj sebe poteźu torbu oprtnjaću, pokłoni se
lijepo pa na pitanje sudijino, kako je bilo, razveza, rasprede i
bolje i
tako i dulje nego ijedan do njega. Kad je već predahnuo i otro se
od znoją upita i njega sudija, je li baś to sve vidjeo rogjenima
oćima
svojim a on: Jok val ah! Kako vidjeo, bolan ne bio, nego sam lijepo
Ćuo! — Sudija, korne je, moźeś misliti, već sasvijem
prekipjelo, viknu
ljutito: A śto si ulazio, da sjedoćiS? Nema tu: ćuo sam, nego ako si
vidjeo! I poće ga tjerati napolje. Dedo se sagne, da uprti torbu,
potegne njome i prdne podobro. — Magarćino jedna! viknu sudija
ljut, bud nas namući citav sahat zaludnicama svojijem, kud joś i
prde!
— Ko to? odupre se dedo. — Pa ti, ti isti! — Ko to smije reći? —
Kako, ko smije reći? Kad sam eto lijepo ćuo rogjenijem uśima
svojijem! — Nema tu, lijepi gospodine moj. ćuo sam, nego ako si
vidjeo! dodade dedo hvatajuci vrata.
Aus dem Herzogtum. Erzählt von einem
serbischen Lehrer aus
Belgrad.
Kraust, Anthropophyteia. Ш. 25
386
Vom Farzen
Da gibts kein ,Ich habs gehört!1
sondern:
,Ob du's gesehen hast?'
Ein Weib hatte ihr Kind getötet und
das Gericht lud Zeugen
vor, um zu erkunden, ob es die Unglückselige von bösem Herzen
oder zufällig, womit sie sich verteidigte, umgebracht habe.
Erschienen
war ausgemacht das gesamte Dorf Jeder weiß dir zu erzählen, wie
das gewesen, spinnt die Geschichte auseinander ohne den Atem ab-
zusetzen, läßt dem Protokollführer keine Zeit auch nur das Auge zu
erheben und wenn ihn zu guter Letzt der Richter befragt, ob er auf
alle seine Angaben einen Eid abzulegen vermöge, ob er nämlich alles
dies mit seinen leiblichen Augen gesehen, so erwidert der: Ich? bei
LeibeI Wie heißt gesehen, sollst nicht krank sein, sondern gehört
habe ich es!
So der eine, so der zweite, der
dritte. Dem Richter war es schon
lästig geworden und er befahl, ihm einen vorzuführen, der am aller-
besten völlig genau den Sachverhalt kenne. Es tat sich ein Greis
hervor und alle übrigen riefen aus, er werde es am allerbesten
wissen.
Er tritt in das Gerichtzimmer ein, läßt neben sich auf den Boden
einen
ziemlich schweren Rucksack nieder, macht eine schöne Verbeugung
und auf die Befraguug des Richters, zieht er und spinnt er nicht nur
besser, sondern auch länger als irgend einer vor seiner die
Geschichte
auseinander. Als er schon nach Luft schnappte und sich den Schweiß
von der Stirne wischte, befragte auch ihn der Richter, ob er dies
alles mit seinen eigenen Augen unmittelbar gesehen habe, worauf der:
Nein, beim Allah I Wie heißt gesehen, sollst nicht krank sein,
sondern
schön gehört habe ich es! — Der Richter, dem, wie du dirs vorstellen
kannst, die Geduld bereits überschäumte, schrie zornig: Was bist du
denn hereingekommen, um Zeugenschaft abzulegen? Da gibts kein:
,Ich habs gehört!1 sondern, ob du's gesehen hast! — Und
er hub ihn
hinauszujagen an. Der Greis bückte sich, um den Rucksack auf die
Schulter aufzuladen, zog damit an und ließ einen tüchtigen Furz
fahren.
— Du ausgewachsenes Eselvieh 1 schrie ihn zornig der Richter an,
hast uns vorerst eine volle Stunde mit deinen Narrenpossen abgequält
und jetzt farzt du auch noch gar! — Wer das? erwiderte trotzig der
Greis. — Nun du, du selber! — Wer untersteht sich, das zu sagen? —
Wie, wer sich das zu sagen untersteht? Ich habe es doch eben klar
mit meinem eigenen Ohren gehört! — Da gibts, mein schöner Herr,
kein ,ich habs gehört!1 sondern: ob du's gesehen hast!
fügte der Greis
hinzu und suchte schon die Türe.
Vom Farzen.
Anmerkung. Der arge Fehler liegt am
Richter, nicht an den
Bauern. Er berief svjedoke, dh.Mitwisser an, Leute, die etwas von
der Sache wissen. Hätte er nur Zeugen in unserem Sinne haben
wollen, so mußte er ocevice (die mit den Augen gesehen) vorladen.
Der Bauer schwört unbedenklich als Wissender, der etwas gehört hat
und von diesem svjedok sagt das Sprichwort syjedoku govno, dem
Zeugen gebürt ein Dreck. Die Dörfler erschienen als Eidhelfer im
vollen Vertrauen auf die Wahrheit des Gerüchtes. Man vergleiche
über die Schwüre und die Eidhelferschaft Krauss, Orlovic, der Burg-"
graf von Raab, Freiburg L Br. 1889,
S.
85—87. Bei den Chrowoten
und Serben findet jede, selbst die abscheulichste Verleumdung einen
fruchtbaren Boden und vollsten Glauben, solang als es dem Ver-
leumdeten nicht gelingt, den Urheber der Verleumdung gerichtlich
bestrafen zu lassen. Das hält jedoch häufig sehr schwer, weil der
Angeklagte eine Menge von Zeugen zu seinen Gunsten fuhren kann,
die es beschwören, daß sie von der Sache aus dem Munde glaub-
würdiger Leute gehört haben. Es kommt dabei nur auf den Richter
an, ob er genug Verstand hat, zwischen Ohren- und Augenzeugen im
Sinne des bürgerlichen Gesetzes zu unterscheiden. Die Prozesse
ziehen
sich öfters derart in die Länge, daß es energische Männer vorziehen,
den Verleumder zu töten, ehe sie den Klageweg betreten, der für sie
immer ein Marterweg zu sein pflegt
554. Okiada babe і gjavola.
Bila u babe lijepa kćer. Gjavo ju
begeniso i donese babi torbu
dukata, da mu kćer dade. Ona reće: ,Ne dam ja kćeri po nikakove
novce, već mi ćemo se okladiti. Ti metni torbu dukata a ja ću kćer!'
On pristane na tri stvari, koje će mu baba zadati, da će ućiniti.
Baba
uze kabo luga i prospe ga na yjetru. Vjetar ga raznese a baba reće
gjavlu: ,Ako ovaj lug pokupiś, dobićeś kćer!' — On skoći i sav lug
sabere. Onda baba prospe kabo vode i reće gjavlu: ,Ako ovu vodu
sabereś opet u kabo, dobićeś kćer!' — On sabere svu vodu i zaiste
kćer. Ona se baba zabrini i prdekne i reće gjavlu: ,Ako onaj prdac
uvatiS dobićeś kćer!' — Gjavo je trćo po svem polju ali prca nije
mogo dobitL I tako baba dobi torbu dukata.
Erzählt von einem Bauern aus der
Gegend von Źepće in Bosnien.
Die Wette eines alten Weibes mit dem
Teufel.
Ein altes Weib besaß eine schöne
Tochter. Der Teufel verliebte
sich in sie und brachte der Vettel
einen Rucksack voll Dukaten, damit
25*
388
Vom Farzen.
sie ihm die Tochter gebe. Sie sagte:
Ich gebe meine Tochter um
kein Geld der Welt her, sondern wir wollen eine Wette eingehen.
Du setzst den Rucksack mit Dukaten ein, ich aber meine TochterI —
Er willigte auf drei Aufgaben ein, die ihm die Vettel aufgeben
werde,
um sie auszufuhren. Die Alte ergriff einen Scheffel voll Lauge und
schüttete sie im Winde aus. Der Wind trug die Lauge auseinander,
die Vettel aber sprach zum Teufel: ,Wenn du diese Lauge aufsammelst,
kriegst du die Tochterl — Er springt auf und klaubt die ganze Lauge
zusammen. Hierauf schüttete die Vettel einen Scheffel Wasser aus
und hieß den Teufel: ,Wenn du dieses Wasser wieder in den Scheffel
hineinsammelst, kriegst du die Tochterl — Er klaubte das ganze
Wasser auf und forderte die Tochter zum Lohn. Jene Vettel geriet
in Sorge und farzte und sprach zum Teufel: Wenn du diesen Furz
einfängst, wirst du die Tochter bekommen! — Der Teufel rannte übers
ganze Feld dahin, doch den Furz konnte er nicht einholen. Und also
gewann die Vettel den Rucksack voll Dukaten.
555. Prića, koji put koje
progovori guzica mu odgovori.
Bio jedan momak samac (bez bliźnjeg
roda) i zavoli u jednog
hadżije kćer te se sa hadźijom pogodi, da će ga godinu dana vijerno
sluźiti, da mu kćer poslje tog vremena dade. On je vijerno sluźio i
curi na sve moguće ugagjo ali ona ga nije volila, već ćosala sa
drugim
momkom.
Kad se je godina dana navrâila
zaiste on od hadźije kćer, ali mu
hadźija reće, da on njenm ne da kćeri, već da će do veće doći prości
i njegovu kćer isprositi i za drugoga odvesti. On jadan i źalostan
ode plaćući kadiji i poćme kroz piać mucati i kazivati, ali ga
kadija
nije razumio pa mu reće: ,De ti, sine, kali meni, kako je bilo pa
ćemo
mi tomu traiiti lijeka!1 — On mu onda pripovjedi, kako se
je u hadżije
najmio, da ga godinu dana sluźi, da će mu kćer dati pa da ga je
krmak
prevario.
Kadija mu reće: ,Idi ti k njemu pa
onu vecer, kad doznas, da će
doći prości, ti uzmu junjgu masła: jedan lonac graha gneće (to jest
grah ugnjećiti u onom masłu) pa ti to daj za veceru hadźiji,
hadźinici
i curi pa će cura tvoja biti!1 — On tako ućini pa kada su
vecerali
hadźija sve oblizuje prste. Kada su vecerali mało zatim poćme
hadźija,
hadźinica i cura prdjeti, da se nisu mogli zastaviti. Na oto dogju
prości i no vi prijatelj pa nazove ,salam!' a prijatelj se odazove:
,А1і-
kum* — prr— prdekne — ,salamT prr — opet prdekne. ,Kako si pri-
jatelju?' A on: .Dobro!4 pa prr — kako si prijo?' A ona:
.Dobro!1
Vom Farzen.
З89
prrl — Onda cura dogje, da ga
poljubi u ruku; sagne se pa otatali
prditi, da se nije mogla ustaviti. Zapita ga, hoće li kahvu ispeći.
Prości iznenagjeni a prijatelj reće: ,To vam bilo za duśu! Koliko
puta
koje progovori guzica vam odgovoriIі — Okrene se, da ode
a cura
reće: ,Dragi — prr — babo — prr — prićekaj — prr — dok — prr —
guzica — prr — ozdravi!' prr--A on
joj reće: ,Nikad vise! Zar
da ja takovu poprduśu u svoju kucu
dovedemf — I ode.
Hadźija i hadiinica onako osramoćeni
ne znadnu, Sta će, već joS
tu većer odmah dadu curu sługi. Sługa em radostan em da se curi
osveti, uvati ju istu noć i pritisne jebavati. Pa koji bi goda puta
na
njoj zeznuo ona bi ko kobila prdeknula pa śto je goda on sitnije
kuco
ona je sitnije prckala.
Erzählt von einem Bauera aus einem
Dorfe bei Zenica in Bosnien.
■
Erzählung, wie einem, so oft er ein
Wort spricht,
das Arschloch Antwort gibt.
Es war mal ein vereinsamter Jüngling
(ohne nähere Verwandtschaft)
und der faßte zur Tochter eines Pilgrams eine Neigung und verein-
barte mit dem Pilgram, ihm ein volles Jahr zu dienen, wofür er ihm
nach Ablauf der Zeit die Tochter geben soll. Er diente treu und
redlich und tat auf alle mögliche Art und Weise dem Mädchen zu
Willen, doch sie liebte ihn nicht, sondern liebäugelte mit einem
anderen
Burschen.
Als bereits das volle Jahr vorüber
war, verlangte er vom Pilgram
die Tochter, doch der Pilgram sagte zu ihm, daß er ihm die Tochter
nicht gebe, vielmehr werden bis zum Abend Werber eintreffen, seine
Tochter erlangen und fur einen anderen heimfuhren. Leidvoll und
traurig begab sich der Jüngling zum Kadi und begann durchs Geweine
zu stottern und herzusagen, doch verstand ihn der Kadi nicht und
sagte zu ihm: Geh, mein Sohn, sag du mir, wie sich das zugetragen
und wir wollen dafür ein Heilmittel suchen! — Hierauf erzählte er
ihm, wie er sich beim Pilgram verdungen, ihm fur die Tochter ein
volles Jahr zu dienen und wie ihn das Eberschwein betrogen habe.
Sprach zu ihm der Kadi: Geh du zu
ihm und an dem Abend,
wann du erfährst, daß die Werber kommen werden, nimm du eine
Urne Schmalz und einen Topf voll zerdrückter Bohnen (das heißt, in
jenes Schmalz eingequetschte Bohnen) und gib du das zum Nachtmahl
dem Pilgram, der Pilgramin und dem Mädchen und das Mädchen wird
dir gehören!
390
Vom Farzeo.
Er tat so und als sie nachtmahlten,
beleckte sich der Pilgram
unablässig die Finger. Eine kurze Weile, nachdem sie zu Nacht ge-
gessen, hüben der Pilgram, die Pilgramin und das Mädchen zu farzen
an, so daß sie nicht mehr zurückzuhalten vermochten. Auf das er-
schienen die Werber und der neue Freund und der begrüßte sie mit
.Salami' Der Freund aber erwiederte den Gruß mit ,А1ікитГ und
farrrz — ,Wie geht es dir, Freundin?1 — Sie darauf:
,Gutl' frrrzl —
Hierauf kommt das Mädchen, um ihm die Hand zu küssen: sie beugt
sich vor und rollt ein Gefarz ab, daß sie es nicht mehr aufhalten
konnte. Sie fragte ihn, ob sie ihm einen Kaffee absieden soll. Die
Werber waren verblüfft, der Freund aber sagte: ,Das sei auch fur das
Seelenheil! So oft als einer von euch ein Wort spricht, gibt euch
das Arschloch die Antwort!' — Er wandte sich zum Weggehen um,
das Mädchen aber sagte: »Teuerster — frrrz — Papa — frrrz — gedulde
dich — frrrz — bis — frrrz — das Arschloch — frrrz — wieder genest!1
frrrz. — Er jedoch sprach: ,Nun und nimmermehr! Was? Ich
sollte
eine solche Dauerfarzerin in mein Haus heimfuhren?' — Und weg
war er.
Derart beschämt wußten der Pilgram
und die Pilgramin nicht,
was sie anderes tun sollen, als noch an diesem selben Abend das
Mädchen dem Diener zu geben. Teils erfreut, teils, um sich an dem
Mädchen zu rächen, packte der Diener das Mädchen noch in derselben
Nacht und drückte sie zum Vögeln nieder. Und so oft als er auf ihr
zuzuckte, ließ sie wie eine Stute einen Furz fahren und so oft er
zarter
zuschlug, farzelte sie auch zarter.
Anmerkung. Die Geschichte spielt
sich unter Moslimen ab und
darum findet die Vereinigung des Paares ohne weitere Umstände statt
556. Poprdljiva cjjevojka.
Bila jedna curu kriva nosa a bila
već za udaje. Pośto dogju
svatovi, da je zaprose, vide da je cura kriva nosa. Onda odgovore:
,Lepa kuca, samo na krivo badźal' — Ona se sjeti, da će joj
nać manu
pa ona rekne: ,Ako je i na krivo badia, pravo dim ide!' — A ona
nesrećom njezinom prne. Onda ona obeća im dat po kośulju, samo
da ne kazuju, da je ona prnula. Tako da im kośulju. Svatovi odu a
ona se domisli: ,Vala, nema ga danas, ko ne prdil' pa u potjeru za
svatovima pa rekne: ,0 svatovi, ćeknite mało, da uzmem iglu. Ostała
mi u kośulji.' — Onda ona stigne i śćepa kośulju i rekne im:
.Traute
Vom Farzen.
39і
vi djevojke, koja ne prdil' — I
tako svatovi u misli odu kuci bez
devojke, neki smijući se, neki karli k doma.
Erzählt von einem Bauernburschen in
Tutnjevci in Bosnien.
Von einem farzigen Mädchen.
Es lebte mal ein schiefnasiges
Mädchen und das war schon reif
zur Ausheiratung. Nachdem die Hochgezeiter kamen, um um sie an-
zuhalten, merkten sie, das Mädchen sei schiefnasig. Hierauf ant-
worteten sie: ,Ein schönes Haus, nur steht der Rauchfang schief/ —
Ihr kam es in den Sinn« sie würden einen Fehler an ihr finden und
so sagte sie: ,Wenn auch der Rauchfang schief steht, der Rauch geht
doch gerade hinaus!' — Zu ihrem Unglück aber farzte sie. Hierauf
versprach sie jedem von ihnen je ein Hemd, nur damit sie nicht ver-
raten, daß sie gefarzt hätte. Also gab sie ihnen das Hemd. Die
Hochzeiter zogen ab, sie jedoch besann sich eines besseren: .Beim
Allah, der existiert heutzutage nicht, der nicht farzte!' und jagte
den
Hochzeitern nach und sprach: ,0, Ihr Hochzeiter, wartet mal ein
wenig, damit ich die Nadel herausnehme. Sie blieb mir im Hemde
stecken!' — Hierauf holte sie sie ein, raffte die Hemden zusammen
und sagte: ,Sucht euch ein Mädchen, das nicht farzt!' — Und so
gingen
die Hochzeiter in Gedanken ohne Mädchen nach Hause; die einen
zogen lachend, die anderen betrübt heim.
Anmerkung. Eine Nadel darf man nicht
im Hemde belassen,
das man einem schenkt, sonst verzaubert man ihn damit. Darum
geben die Leute willig die Geschenke zurück und somit ist auch der
Vertrag aufgelöst
557. U sita оса poprciyiva djeca.
(Sprichwort.)
U jednome selu dogju prosioci da
prose jednu gjevojku. Gjevojka
im iznese kahvu ali po njezinoj nesreci, kad se preźe da dodaje —
deknu ko kobila. Prosioci kad to ćuśe, ostavise se prośnje, no se
stadośe spremati, da se vracaju natrag. Djevojacka majka izvadi po
lijepu kośulju te daruje prosioce i zamoli ih, da nikome ne kazuju,
śta se je dogodilo.
Kad prosioci otidu, buktisa stara na
kćer, pa joj izmegju ostaloga
reće: ,Eto vidiś, odośe mi tri kośulje dara, samo da ne kazuju tvoje
sramote!' — Kada kći razumje, da je ona dala tri kośulje, potrća za
prosiocima a kada ih stiźe reći će im: ,Molim vas, dajte mi one
392
Vom Farzen.
kośulje! Ostała mi je u njima jedna
igla, koja mi je veoma mila pa
da je izvadim!' — Prosioci joj ih dadoSe a ona kada ih se dokopa
reći
će im: ,Hajte, slobodno kazite svakome, śto sam uradila. U sita oca
poprdljiva gjeca!1 —
Kada to ćuśe prosioci, stanu se
zdogovarati te se zdogovorise,
vratise se i isprosiśe gjevojku.
Aus dem Mostarer Bezirk im
Herzogtum. Entnommen Luka
Grgjić-Bjelokosić: Stotina äaljivih prića iz srpskog narodnog zivota
u Herceg-Bosni, Mostar 1902,
S. 40
f. — Eine Variante dazu aus
Slavonien bei Mijat Stojanovic in Sala i Zbilja, Zengg
1879,
S. inf. — Der Farz heißt dort:
cink. Als Zigeunerschnurre bei
Krauss, Zigeunerhumor, Lpzg. 1907.
Ein satter Vater hat farzige Kinder.
In einem Dorfe kamen Werber zur
Werbung eines Mädchens.
Das Mädchen trug ihnen Kaffee auf, doch zu ihrem Unglück, als sie
sich mit dem Umherreichen bemühte, — krachte sie wie eine Stute
los. Als dies die Werber hörten, gaben sie die Werbung auf und
hüben sich zu rüsten an, um wieder zurückzukehren. Des Mädchens
Mutter zog schöne Hemden hervor, beschenkte die Werber und bat
sie, niemandem zu verraten, was sich zugetragen.
Als die Werber abgezogen, fuhr die
Alte in wildem Zorn gegen
die Tochter los, und sagte ihr unter anderem: ,Da siehst du, drei
Hemden von den Hochzeitgeschenken sind mir pfutsch, damit die
Leute nur deine Schande nicht kund tun!' — Als die Tochter erfuhr,
daß die Mutter drei Hemden hingegeben, rannte sie den Werbern
nach und als sie sie eingeholt, sagte sie zu ihnen: ,Ich bitt euch,
gebt
mir jene Hemden! Es blieb mir in ihnen eine Nadel, die mir sehr
lieb ist und ich möchte sie herausziehen!1 — Die Werber
gaben ihr
die Hemden und als sie ihrer habhaft geworden, bemerkte sie zu den
Leuten: ,Geht, sagt ohne weiteres jedem, was ich getan habe. Ein
satter Vater hat farzige Kinderl' — Als dies die Werber vernahmen,
hüben sie miteinander zu beraten an, faßten einen Beschluß, kehrten
um und erwarben die Hand des Mädchens.
558. Tri mucave sestre.
Ono su bile tri sestre, sve tri
tepave i na udaju. Jedan dan
poruće im iz drugog sela, da će doći prości, da jednu prose. One se
dogovore, da će mućati, da prości ne doznadu, da su tepave.
Vom Farzen.
393
U vecer dogju prości u
kucu i zasjednu око vatre. Momak jednu
cum, najmlagju, begeniSe, jer je bila izvanredno lijepa. Kad su
sjedili
oko vatre, dośla je kuja u kucu i skoćila na zrvanj, koji je u
jednom
budźaku bio, da liże. Onda ona najstarija cura reće: ,Pat na drvanl1
a druga reće: ,Ti se skoti pa ga trenu* a najmlagja reće: Ja
mudra
pa obmutal'
Onda onaj jedan prosac reće momku:
,Sve tri mucave!' a momak
će: ,Niśta je to/ — Kad su sjeli vecerati jela je najmlagja vrlo
dobro
a prosac reće momku: ,Vidi, koliko pojedel' a momak na oto: ,Bila
gladna.' — Kad se je napiła vode, opet reće prosac: ,Vidi, koliko
popi
vodel' a momak odgovori: ,Bila źedna/ — Kad su se iza sofre dizali
pomakne se ona cura i prne a prosac reće momku: ,Nuto prdet' a
momak mu odvrati: ,Najela se, sita/ — I tako isprose tu najmlagju
sestru.
Erzählt von einem Bauern aus dem
Bezirke von Żepće in Bosnien.
Von drei stotternden Schwestern.
Es waren mal drei Schwestern, alle
drei Stammlerinnen und reif
zur Ausheiratung. Eines Tages schickte man ihnen die Botschaft aus
dem anderen Dorfe, es würden Werber erscheinen, die um die eine
anhalten werden. Sie verabredeten, zu schweigen, damit die Werber
nicht erfahren, daß sie Stammlerinnen sind.
Abends trafen die Werber im Hause
ein und setzten sich um das
Feuer herum. Der Bursche faßte Liebe zu der einen, dem jüngsten
Mädchen; denn sie war außerordentlich schön. Als sie um das Feuer
herumsaßen, kam die Hündin ins Haus und sprang, um Salz zu lecken,
auf die Handmühle hinauf, die in einem Winkel stand. Alsdann sagte
das älteste Mädchen: ,Dib akt auf die Bindmihll' die zweite aber
sagte:
,Sping auf und toss ihn underI' und die allerjüngste bemerkte: ,1k
bin
tlug und sswieg sstillel'
Hierauf sagte einer von den Werbern
zum Burschen: ,AUe drei
sind Stammlerinnen 1' worauf der Bursche: ,Das hat nichts zu
bedeutenIі
— Als sie sich zum Nachtessen hinsetzten, aß die jüngste
sehr gut
und der Werber sagte zum Burschen: ,Schau nur, wieviel die auf-
gegessen hat!' darauf bemerkt jedoch der Bursche: ,Sie war eben
hungrig!' — Als sie Wasser getrunken, sagte der Werber wieder:
,Schau, wieviel sie Wasser ausgetrunken!1 der Bursche
aber erwiderte:
,Sie war durstig!' — Als sie sich nach dem Tisch erhoben, rückte das
Mädchen vom Sitz und farzte, der Werber aber sprach zum Burschen1
394
Vom Farzen.
.Siehe da, sie farzte I' doch der
Bursche entgegnete ihm: ,Sie aß sich
an, sie ist satt!' — Und so freiten sie diese jüngste Schwester.
559. Kako su cura, golub і gavran
prohu sjjali.
Ono su cura, golub і gavran prohu
posijali pa se pogodę da će
rod na tri dijela kao braća podijeliti.
Kada je proha sazrela, reće gavran:
Nijedno vas nije pocrnilo
radeći o ovoj prohi kao ja. Pravo je, da je moja sama sva proja! —
Kad to ćuje golub reće: Valaj nijedno vas nije ovako pobjelilo
(osje-
dilo) kao ja. Pravo je, da meni sva proja pripane! — Kad to ćuje
cura ona se uzgrne a raskoraći a pićić joj zine ko żedna ćavka. Ona
se plesne po njoj pa reće: Vidite, nijedan vas nije steko ovlike
rane
radeći o ovoj proji kao ja. Pravo je, da sva proja meni pripane. Ako
mi o vu ranu izlećite, dżaba vam proja!
Gavran ide u svijet, traźiti lijeka
a golub ostanę kod cure ćuva-
jući ranu, da se ne ucrva. Ne lezi gjavle, muha pane na pićku a
golub pobojavsi se, da ne upljuje, tukne kljunom u sekilj. Cura
prhne
a golub pomisli, da puce joś jedna rana na drugom mjestu, odleti i
sastane se sa gavranom, koji se je vratio iz svijeta noseći lijek pa
zapita goluba, ś^p, je ostavio curu, śto rane ne cuva, ucrvace se. A
on mu odgovori: Ne pitaj! cuvao sam; muha pane na ranu a ja tuknem
kljunom, da muhu poplaśim a druga rana niże one puce і odgovori,
joś veća nego ona, nikada izljećiti!
Onda gavran i golub pobjegnu a curi
ostanę proja pa i sada,
kada se najede proje puva na golubove.
Erzählt von einem Bauern aus einem
Dörfchen bei Źepće in
Bosnien.
Wie ein Mädchen, ein Täuberich
und ein Rabe Hirse gesät.
Einmal säten das Mädchen, der Tauber
und der Rabe Hirse aus
und trafen die Abmachung, sie werden wie Brüder die Frucht auf
drei Anteile verteilen.
Als die Hirse gereift war, sagte der
Rabe: Keiner von euch ist
bei der Arbeit um diese Hirse so schwarz wie ich geworden. Es ist
nur recht und billig, daß die gesamte Hirse mir allein gehören soll!
—
Als dies der Tauber vernahm, sagte er: Beim Allah, keines von euch
ist so weiß geworden (ergraut) wie ich. Es ist nur recht und billig,
daß mir die gesamte Hirse zufallen soll! — Als das Mädchen dies
vernahm, schürzte sie sich auf, spreizte die Beine auseinander und
Void Farzen*
395
ihr Vözlein riß das Maul wie eine
durstige Dohle auf. Sie klatschte
sich auf die Voz und sprach: Seht mal, keiner von euch erwarb bei
der Arbeit um diese Hirse eine so große Wunde wie ich. Es ist nur
recht und billig, daß die gesamte Hirse mir zufallen soll. Wenn Ihr
mir diese Wunde ausheilt, sei euch die Hirse geschenkt!
Der Rabe zieht in die Welt hinaus,
um ein Heilmittel zu suchen,
der Tauber aber blieb beim Mädchen zurück die Wunde bewachend,
damit sich keine Würmer in sie einnisten. Leg dich, Teufel, nicht
nieder, eine Fliege setzt sich auf die Voz, der Tauber aber in
Furcht, sie könnte die Wunde beschmutzen, pickte mit dem Schnabel
auf den Kitzler los. Das Mädchen farzte, der Tauber aber vermeinte,
es wäre noch eine Wunde an einer anderen Stelle aufgesprungen, flog
davon und traf mit dem Raben zusammen, der mit einem Heilmittel
versehen aus der Welt zurückkehrte und der fragte den Tauber, warum
er das Mädchen stehen gelassen, warum er denn die Wunde nicht
bewache, sie werde ja würmig werden. Der jedoch erwiederte ihm:
Frag lieber nicht! Habe sie bewacht; eine Fliege fiel auf die Wunde,
ich pickte mit dem Schnabel hin, um die Fliege zu verscheuchen, da
sprang unter jener eine zweite Wunde auf, eine, antwortete er, noch
größere als jene, niemals auszuheilen!
Alsdann nahmen Rabe und Tauber
Reißaus, dem Mädchen aber
verblieb die Hirse und auch jetzt, wenn sie sich mit Hirse
angegessen,
bläst sie auf die Tauben.
560. Kako je Dalmatinac od
turćina kupovo krmeće siriśte.
Ono je dośo jedan Dalmatinac u Bosnu
pa vidio gdje beg puśi
na hergelu. Dogje k njemu, da pripali cigaru pa reće: De rokni, beg,
da pripalim! — a beg će mu: Beno, nisam ja krmak, da rokćem! —
Ma dośo sam, beg, da uzmem krmeći siriśta. Imali u tebe? — A on
mu mimo reće: Ne ima u mené, već tamo ajde u magazu Saliha
Mulatrbića, u njega ima! — A znao je, da je Salih Mulatrbić prznica
i odmah gotov na svako zlo. Dalmatinac ode, nagje Mulatrbića gdje
spava na dućanu a on ga udari nogom govoreci: Hvaljen Isus, Mula
Zaprdiću! Imaś li krmeći siriśta, dajmi! — A onaj sav pocrveni od
takove drskosti (bezbeli to je bilo za otomanske vlade), reće mu:
Ima,
ja, ajde amo u magazu. Ajde za mnom! — Urnami ga u jednu magazu
pa udri de po njemu mandalom a Dalmatinac uteće govoreci: Jebem
mu turskog sveca, hoće me da izubija do moje źalostil On mené
krhne a ja njemu prhnem, to je bilo desetak puta!
Erzählt von einem Bauern aus dem
Mittellaufgebiet der Bosna.
39б
Vom Farzen
Wie ein Dalmater von einem Türken
Schweinelabmagen
kaufen wollte.
Es kam mal ein Dalmater nach Bosnien
und sah. wie ein Beg
zum Nazgileh rauchte. Er trat auf ihn zu, um die Zigarette
anzuzünden
und sagte: Geh, grunz doch, Beg, damit ich anzünde! — der Beg
darauf zu ihm: Schwachkopf, ich bin kein Eberschwein, daß ich
grunzen*)
sollte! — Aber, ich kam, Beg, um mich mit Schweineläbmagen zu
versorgen. Hast du einen? — Der aber sprach ruhig zu ihm: Ich
habe keinen, doch begib dich dorthin ins Magazin (den Kaufladen)
des Salih Mulatrbić3) (Mula Bauchsohn), der hat welchen!
— Er wußte
jedoch, daß Salih Mulatrbić ein jähzorniger und zu jeder Gewalttat
gleich bereiter Mensch sei. Der Dalmater ging hin, fand Mulatrbić
auf der Ladentür schlafend vor und versetzte ihm einen Fußtritt, mit
den Worten: Gelobt sei Jesus, Mula Farzersohn! Hast wohl einen
Schweinelabmagen, gib mir einen! —Jener aber wurde ganz rot über
diese Vermessenheit (zweifelohne trug sich dies zur Zeit der oto-
manischen Herrschaft zu) und sprach zu ihm: Habe einen, natürlich,
komm her ins Magazin. Folg mir nach! — Er lockte ihn in ein
Magazin hinein und drosch mit dem Torriegel auf ihn los, der Dal-
mater aber rannte davon mit den Worten: Ich vögle ihm den tür-
kischen Heiligen, er will mich bis zu meinen leidigen Tagen
zerschlagen
Er versetzt mir einen Schlag, ich aber farz ihm was, das geschah
wohl
an zehnmal!
561. Puc, ubio ga Bogi
Gospodin je vlahinji żabio do korica
a ona će odmuke prnuti і
ovako će: Mislila sam da će punuti (puhnuti) a on puc, ubio ga Bog!
Von einer Bäuerin namens Jele Ćago
in Ragusa.
Krach, töte ihn Gottl
Ein [Stadt-] Herr rannte ihn einer
Viahin (Serbin) bis zum Heft
ein, worauf sie vor Qual farzte und sich so ausdrückte: Ich wähnte,
er werde fortblasen, er aber krach, töte ihn Gott!
1) In
Dalmatien sagt man fur gurgeln groktati oder roknuti, dem Bosnier
ist aber
das Wort nur im Sinne von grunzen geläufig.
2) Daß
man von einem Moslimen, der Schweinefleisch verabscheut, einen
Labmagen
verlangt, ist eine gewaltige Beschimpfung.
3) Der Vater Salihs hieß
Mula und war ein Schmerbauch (trba), daher der Beiname.
Der Dalmater verstand prda (Farzer). Einen Schlafenden jählings und
dazu noch mit
einem Fußtritt aufzuwecken, gilt auch bei uns als ein Zeichen von
Unhöflichkeit. Der
Dalmater kam noch sehr glimpflich davon.
Vom Farzen.
397
Anmerkung. Die Frau entschuldigt
ihre Ungezogenheit dem
feinen Herrn gegenüber. Sie meinte, sie würde einen leisen
schleichen
lassen, wie ihr aber der Knall entfahrt, wünscht sie, Gott möge ihn,
den Furz, dafür töten, daß er sie beschämt hat.
562. Miś.
Bijo jedan ćoek pa nije imao djece
pa se uvjek molio Bogu, da
um Bog dade djete kolik miś. Onda śto se molijo mu Bog podjelijo
te mu dade i njegova źena rodi djete kolik miś. Onda miś ręce svome
ocu: ,Ajde babo, da oremo!' — Babo mu reće: ,Kako ćeś ti orati ko
miś?1 — A on reće: JMetni ti mené prednjaku volu u uho a
ti drźi
plug!1 — Babo tako i ućini pa ore bez brige. Onda naigje
jedan trgovac
pa vidi gje prednjak sam bez gonćina se vraca i pravo ide pa zaiśće
vola da kupi. Onda on rekne: ,Daj ti meni prodaj tog svog pred-
njaka!' — Onda će reći: ,Ne mogu ja tebi prednjaka prbdati!' — Onda
će miś izlećeti iz uha pa reće: ,Prodaj babo і mené i prednjaka!' —
Ponda njemu reće: ,Nek on mené mętne u bisage, gje mu dukati stoje.
Ja ću bisage progristi a ti ajde odzad pa kupil' — Onde on proda
prednjaka za śezdese dukata. Porene i oćera.
Uz put progrize miś bisage, dukati
se svi prospu a njegov otac
pokupi. Onda miś kroz onu śkulju pa u zemlju u rupaću uteće. Onaj
trgovac pogleda, ne ima dukata. Pomisli, da odnese miś s sobom u
rupaću. Poćne pa kopaj, traźi, kopaj, traźi pa ne mogne naci
niti
misa niti dukata. Okane se i ode kuci.
Onda miś izagje na testu pa u travi
legnę a naigju dva lopova,
da ukradu ovcu. Onda miś vikne: ,E, gje ćete?' — Oni se obazdriju
oko sebe, ne vide, nikoga. Onda opet pogju a on ope vikne: ,E, gje
ćete?* — Oni onda viknu: ,Ko to vice?' — Onda miś izigje i reće:
Ja.
Kud to idete?' — Oni mu kaźu, da idu ukrasti ovcu. Onda miś
reće:
JPovete i mené sobom!4 — Oni ga povedu. Onda oni dogju u
tor i
izaberu najbolju ovcu. Ponda zapita jedan drugog: ,Imaś ti noź?' —
,Nemam!' — ,Imaś ti?' — .Nemami' — I nije nijedan imo noża, da
ovcu zakolju. Onda miś reće: ,Idem ja u onu kucu, ćija je
ovca bila,
da ukradem noź!' — Ode pa nagje dva noża, jedan veliki i jedan mali
pa nije znao, kojeg da ponese. Ispenje se na policu pa izdigne iz
kuce:
Ja li mali ja 1 veliki?' — Onda ustane ćojek i źena pa se stanu
krstiti
i Bogu moliti, gje neko vice a nema nikoga u kuci a
miś uteće pod
kaśiku. Onda on izigje i dogje, kad li ona dva lopova ovcu pustili і
pobjegli. Dalje on dogje k njima i zapita: ,Śto ste pustili ovcu?!'
—
A oni reknu: ,Ta śta si sinuo vikati?' — A on rekne: ,Ta naśo sam
39»
Vom Farzen.
dva noża pa nisam znao, kog da
poneseml1 — Lopovi se vrate, uzmu
ope ovcu a on ode pa donese mali noż. Ponda zakolju ovcu i ogule.
Stanu meso dijeliti, daju i miŚu a on każe: Ja ne ću mesa. nego
dajte
mi samo crevku l' — Oni mu dadu a on uzme crevku, izvuce na testu
pa se zavuce u crevku. A naigje kurijak, zgrabi onu crevku i
prożdre.
Onda miś stanę u kurijaku vikati: ,U — a — cuvaj do kurijakal —
Kurijak bjeźi a on sve vise u njemu vici. Već kurijak susto,
isplazijo
jezik od harśina. Onda kurijak reće: ,Boga ti, śta si ti u meni pa
vices?1 — A on odgovori: Ja ti ne ću kazati nit se mores
kurtarisati.
dok ne dogjeś mom ocu u kucu pa prvim nogama ne staneś preko
praga a ne prdneś!' — Ondar kurijak rekne: ,Ja ne znam, gje je tvoj
o tac!' — A on mu każe: Ja ću tebi put kazivati, samo ti ajdel' Te
ga dovede svom ocu. Kurijak prebaci prve noge preko praga, pordne.
Miś izleti iż njega, uvati kurijaka za rep pa stanę vikati: ,Evo,
babo,
kurijakal Drżi, da ubijemol' — Babo doleti s sikirom i ubije
kurijaka«
Te tako miś sa onim dukatim ozgodni i vise nija oro.
Erzählt vom Bauern Petar Ćuturić in
Ugljevik in Bosnien.
Die Maus.
Es war einmal ein Mann, der hatte
keine Kinder und flehte
immer zu Gott, Gott möge ihm ein Kind bescheren [und wäre es
auch nur] so groß, wie eine Maus. Hierauf erteilte ihm Gott, um was
er ihn angefleht und ließ es geschehen, daß sein Weib ein Kind so
groß wie eine Maus gebar. Alsdann sagte die Maus zu ihrem Vater:
,Komm, Papa, laß uns ackern!1 — Der Vater sprach zu ihm:
,Wie
wirst du als eine Maus ackern?!1 — Er aber sagte: ,Setz
du mich dem
Vorderzugochsen ins Ohr, du aber halt den PflugIі — Also
tat auch
der Vater und ackert ohne Sorge. Alsdann kam des Weges ein Kauf-
mann daher und merkte, wie der vordere Zugochse allein ohne Treiber
umkehrt und gerade geht und er verlangte den Ochsen zu kaufen.
Alsdann sprach er: ,Geh, verkauf mir diesen deinen Vorderzugochsen!'
— Hierauf sagt der: ,Ich kann dir
den Vorderochsen nicht verkaufen!4
— Hierauf rannte die Maus aus dem
Ohre heraus und sagte: /Verkauf,
Vater, sowohl mich als auch den Vorder ochsen Iі —
Und dann sagte
er zu ihm : ,Er soll mich in den Zweisack hineintun, wo er die
Dukaten
aufbewahrt hält Ich werde den Zweisack durchnagen, du aber geh
von rückwärts und sammle sie auf!' — Hierauf verkaufte er den
Vorderochsen für sechzig Dukaten. Er trieb ihn an und trieb ihn weg.
Entlang des Weges biß die Maus den
Zweisack durch, alle Dukaten
verschütteten sich, sein Vater aber leste sie zusammen. Hierauf fuhr
Vom Farzen.
399
die Maus durch jenes Loch durch und
rannte in ein Erdloch davon.
Jener Kaufmann schaute hin, er hat keine Dukaten. Er dachte, die
Maus habe sie ins Loch mit sich mitgenommen. Er fängt an und
grab zu, such, grab zu, such und konnte weder Maus noch Dukaten
finden. Er ließ davon ab und kehrte heim.
Hierauf kam die Maus auf die
Landstraße hervor und legte sich
nieder, es kamen aber zwei Diebskerle des Weges daher, um ein Schaf
zu stehlen. Alsdann rief die Maus aus: ,Ei, wohin zieht Ihr?1
— Sie
schauen sich um sich um, erblicken niemand. Hierauf wollten sie
wieder weiter gehen, sie aber rief ihnen wieder zu: ,Ei, wohin zieht
Ihr?' — Jene schrieen hierauf: ,Wer schreit das?1 —
Hierauf trat die
Maus hervor und sagte: Jch. Wohin geht Ihr da?* — Sie sagten ihr,
sie gingen ein Schaf zu stehlen. Hierauf sagte die Maus: ,Führt auch
mich mit euch I' — Sie führten sie mit. Hierauf gelangten sie in die
Hürde und suchten das allerbeste Schaf aus. Und dann fragte einer
den andern: .Hast du ein Messer.* — ,Ich habe keines!' — ,Hast du
eines!' — ,Habe keines!' — Und keiner von ihnen hatte ein Messer,
um das Schaf abzuschlachten. Hierauf sagte die Maus: ,Ich gehe in
jenes Haus [zu dem Manne], dem das Schaf gehört, um ein Messer
zu stehlen!' — Sie begab sich dahin und fand zwei Messer, ein großes
und ein kleines und wußte nicht, welches sie mitnehmen sollte. Sie
klomm auf den Geschirrschrank hinauf und erhob aus dem Hause
[der Küche] ein Geschrei: ,Soll ich den großen oder den kleinen?' —
Hierauf erhoben sich der Mann und
das Weib und fingen sich zu
bekreuzigen und zu Gott zu beten an, da irgend einer schreit,
niemand
jedoch in der Küche weilt, die Maus aber flüchtete unter einen
Löffel.
Alsdann ging sie hinaus und kam an den Ort hin, da hatten aber jene
zwei Diebskerle das Schaf im Stich gelassen und waren davon ge-
laufen. Weiterhin kam sie zu ihnen und befragte sie: .Warum habt
ihr das Schaf im Stich gelassen?!' — Sie aber sprachen: Ja, was hast
du denn so zu schreien angehoben?' — Sie aber sprach: ,Nun, ich
fand zwei Messer vor und habe nicht gewußt, welches ich mitnehmen
soll!' — Die Diebskerle kehrten um, ergriffen wieder das Schaf, sie
aber ging weg und brachte das kleine Messer herbei Hierauf schlach-
teten sie das Schaf und schindeten es ab. Sie fangen das Fleich auf-
zuteilen an und geben davon auch der Maus, sie aber sagt: ,Ich mag
kein Fleisch, sondern gebt mir bloß das kleine Gedärm!' —
Eis kam aber der Wolf daher,
erwischte jenes Gedärm und ver-
schlang es. Hierauf hub die Maus im Wolf zu schreien an: ,U! a!
Hut dich, der Wolf ist da!' — Der Wolf aber rennt und nur umsomehr
400
Vom Farzen«
schreit sie in ihm. Schon ist der
Wolf erchöpft, hat die Zunge von
Ellenlänge herausgestreckt Alsdann sagte der Wolf: ,So Gott dir
helfe,
was bist du fur ein Wesen in mir und schreist?* — Sie aber gab ihm
zu Antwort: ,Ich werde es dir nicht sagen und du kannst mich auch
nicht los werden, ehe du nicht zu meinem Vater ins Haus kommst
und nicht mit den Vorderfüßen auf die Schwelle trittst und dabei
farzstl1 — Hierauf sprach der Wolf: ,Ich weiß nicht, wo
dein Vater
ist!1 — Sie aber sagte zu ihm: ,Ich werde dir den Weg
anzeigen, geh
du nur!' — Und sie führte ihn zu ihrem Vater hin. Der Wolf warf
die vorderen Pfoten über die Schwelle, er farzte. Die Maus flog aus
ihm heraus, packte ihn, den Wolf, beim Schweif an, und erhob ein
Geschrei: ,Hier, Vater, der Wolf! Halt ihn, damit wir ihn töten!' —
Der Vater kommt mit der Hacke dahergeflogen und tötet den Wolf.
Und also erwarb die Maus mit jenen Dukaten Wohlstand und ackerte
nicht mehr.
Anmerkung. In den Übersetzungen
meiner zwei Bände der
Sagen und Märchen der Südslaven (Leipzig
1883 und
1884),
die nicht
unter Ausschluß der Öffentlichkeit erschienen, mußte ich die Farz-
pointe, die sehr häufig in Erzählungen Verwendung findet, auslassen
oder nur für den Folkloristen erkennbar andeuten. Die vorliegende
Erzählung zeigt, wie man den Darmwind in Geschichten gut anbringt
Es pflegt auch vorzukommen, daß der Erzähler oder die Erzählerin
zur Veranschaulichung des Vorganges einen kräftigen fahren läßt oder
mit dem Munde den bei allen Völkern der Erde alter und neuer Zeit,
sowie in allen Schichten der Gesellschaft wohlbekannten Klang nach-
ahmt Das erhöht das Vergnügen, das man an der Geschichte hat
563. Ero triput prno.
Putovao jedan era iz vodenice,
nosijo braśno kuci svojoj pa naigje
na jednog gatara, da mu vracka, koliko će joś zivit Onaj mu gatar
u kratko kaza: ,Dok triput prneś!' — Onaj se era окаті і pogje a
braśno
se stovari s konja. Onda era tovarec braśno prne jednom. Opet malo
dalje spane mu jedna vreca. On se rażljuti pa kane, da je brzo itne
na konja pa i drugi put Onda era: ,Ok jadan! Joś jedan put ako
se zlo sluci kao śto je dosad pa ja odo na onaj svijet!1
Idući tako
putom stanę u lad te ruća. Kad pogje, da brzo ustane, omakne se i
treći put Onda era każe: ,Nema viSe zivit!' pa se izvrati na po puta
kao mrtav. Dogju krmci, jedu braśno. Onda naigju żandari pa eru
poćnu pitati: ,Śto ti leźiś a krmci jedu braśno?!' — Onda era
odgovori:
Vom Farzen.
4OI
,Ne pitaj, brate umro sam joś
jucer!' — Onda jedan żandar odgovori:
,Oca ti jebem u dupe!' pa śtapom svoga eru uzduź i popreko. Era
skoći i natovari ono braśno, śto je ostało iza svinja. Onda era
pogje
i trefi drugog eru. Poćne njemu kazivat, kako je on umro: ,Pa tako
mi Boga, dogje jedan lekar bolji od Boga te me odma izlijeći! Osta',
każe, ,zdrav ko od majkę rogjen!1
Erzählt von einem Bauernburschen in
Tutnjevci in Bosnien.
Der Herzler farzte dreimal.
Ein Herzler wanderte aus der
Wassermühle heim und beförderte
Mehl nach seinem Hause und begegnete auf dem Wege einem Wahr-
sager [den sprach er an], er soll ihm prophezeien, wie lange er noch
zu leben habe. Jener Wahrsager beschied ihn kurz: ,Bis du dreimal
farzst!1 — Jener Herzler betrübte sich und ging weiter,
das Mehl aber
fiel vom Pferd herab. Als hierauf der Herzler das Mehl wieder
auflud,
farzte er einmal. Wieder etwas weiter fallt ihm der Sack herab. Er
geriet in Zorn und strengte sich an, um ihn schnell aufs Roß hinauf
zu werfen und da entfuhr ihm zum zweiten mal einer. Hierauf der
Herzler: .O, wie leidbeladen bin ich! Wenn sich das Übel noch ein-
mal ereignet, wie bisher, dann fahr ich in jene Welt hinüber!1
— In-
dem er so des Weges weiter zog, stellte er sich in Schatten und nahm
einen Imbiß ein. Als er sich rasch erheben wollte, rutschte ihm auch
zu drittenmal einer aus. Hierauf sagt der Herzler: ,Ich habe nicht
mehr zu leben!' und streckte sich inmitten des Weges wie ein Toter
aus. Es stellen sich Schweine ein, fressen das Mehl. Alsdann kommen
Gendarmen daher und heben den Herzler auszufragen an: ,Was liegst
du da, während die Schweine das Mehl auffressen?!' — Hierauf ant-
wortete der Herzler: ,Frag mich lieber gar nicht, Bruder, ich bin
noch
gestern gestorben!' — Hierauf antwortete einer von den Gendarmen:
fIch vögle dir den Vater ins Arschloch!' und haut mit dem
Stock seinen
Herzler der Länge und der Quere nach. Der Herzler springt auf und
lädt jenes Mehl, das nach den Schweinen übrig geblieben war, auf.
Hierauf zog der Herzler weiter und traf einen zweiten Herzler. Er
hub ihm zu erzählen an, wie er gestorben war: ,Und so wahr mir Gott
helfe, es kam ein Arzt besser als Gott und der heilte mich sogleich!
Ich verblieb', sagt er, .gesund wie von der Mutter geboren!'
Anmerkung. Eine türkische Fassung
erzählt die Schnurre von
Nasreddin dem Hoża, dem ein Wahrsager verkündet, er werde sterben,
sobald seine Eselin dreimal gefarzt haben wird. Die Geschichte, auf
Krauts, Anthropophyteia. Ш. 26
402
Vom Farzen.
die wahrscheinlich unsere
herzogländische zurückgeht, ist etwas derb-
lustiger und natürlichen
564. Blago tvojoj duSi!
Ljudi każu, kad se ćojek najede
jarcevine i napije mośta, ko nije
naućio, da se napne, da hoće da pukne, Vele, da su u Hercegovinu
dośla dva stranca pa nisu imali śta drugo da jedu već jarećeg mesa
se najedu, jer su, vele, gladni bili pa se onda napiju onoga
slatkoga
mośta pa se napnu, hoće da puknu a jedan otatali prditi a onaj dugi
śto nije mogao da prdi, reće mu: ,Blago li je tvojoj dusi kad
si
odahnuoi'
Erzählt vom Bauern Ivo Tadić aus
einem Dörfchen bei Źepće in
Bosnien.
Heil deiner Seele!
Die Leute erzählen, daß, wenn sich
ein Mensch, der es nicht ge-
wohnt ist, an Bockfleisch satt ist und an Most satt trinkt, davon
bis
zum Zerplatzen aufgebläht wird. Man erzählt, es wären ins Herzog-
tum zwei Fremde gekommen, die hätten nichts zu essen gehabt,
sondern aßen sich an Bockfleisch an, denn sie waren, erzählt man,
hungrig und dann tranken sie sich mit jenem süßen Most an und
blähten sich zum Zerspringen auf, einer von ihnen aber hub zu farzen
an, der andere dagegen, der nicht farzen konnte, sagte zu ihm: ,Heil
fiirwahr deiner Seele, da du aufgeatmest hast!'
565. Von einem, der Melodien farzte.
In den sechziger Jahren hielten sich
zu Pożega in Slavonien
abwechselnd im Kriminal zwei Bauern auf, die Virtuosen in der Be-
herrschung ihrer Darmmuskeln waren. Als siebenjähriger Knabe
hatte ich das Vergnügen als Gratisblitzer der Vorstellung des einen
von ihnen beizuwohnen. Der Mann war ein Bauer aus Kraljeva Ve-
lika in Chrowotien und saß dazumal im Komitatgefängnis eine Kerker-
strafe angeblich wegen Banknotenfälschung ab. An einem südlich
heißen Sommernachmittage sah ich die Blüten der Frauenschaft des
Städtchens ins Komitathaus eilen, und, weil ich von Haus aus neu-
gierig bin, stieg ich ihnen nach und schlich mich unbemerkt in den
großen Ratsal ein. Da waren etwa 40—50
Sesseln aufgestellt und
davor stand auf einem Podium oder einer Pablatschen ein gewöhn-
licher Tisch. Nach einer Weile führten zwei Sereżanen (Schergen)
den Künstler herein. Er war beim Anblick der reich aufgedonnerten
Vom Farzen.
403
Frauen recht verlegen, tat verschämt
und weigerte sich, seine Kunst
zu zeigen. Jedoch der Obergespann und der Gerichtpräsident stellten
ihm 25 Stockstreiche in Aussicht, so daß er sich lieber dem
Gebote
der Unanständigkeit fügte. Er ließ seine leinenen Hosen herab, hielt
sie mit der Linken über den Pudendis fest, lehnte sich mit der
rechten
an den Tisch an, hob etwas das linke Bein in die Höhe, zeigte dem
löblichen Publikum den nackten Allerwertesten und nun kam klar und
deutlich, in seltsamer Klangfarbe die
chrowotischpatriotischnationale
Hymne herausgetönt:
Noch ist nicht Chrowotien verloren,
Weilen wir des Lebens uns erfreu'nl
Herren und Frauen riefen divnol za
cudo krasno! (göttlich!
wunderbar herrlich!) und ihre Hochwohlgeboren, die ailergnädigste
Frau Obergespannin und die hochmögende, gnädige Frau Stuhl-
richterin näherten sich dem naturwüchsigen Musikinstrumente und
überzeugten sich durch Augenschein, da nije privara (daß kein Betrug
mitunterlaufe).
Die zweite Pièce, die er den
Herrschaften — man entschuldige
hier das üble Wort, doch ich weiß kein besseres — vorfarzte, hießen
sie den Rakóczymarsch. Ich war leider nicht Herr meiner Lach-
muskeln und machte mich wider Willen auffällig; daher wiesen mich
die anderen noch vor Schluß des Konzertes hinaus.
Anmerkung. Der Heilige Augustinus
berichtet De Civitate
Dei XVI, 24, von einem Manne, der eine außerordentliche
Fertigkeit
in der Farzkunst erlangt hatte und es verstand, seine Fürze zu Me-
lodien auszugestalten. Anfangs der neunziger Jahre des vorigen Jahr-
hunderts trat öffentlich zu Paris, Brüssel und anderen Städten
(nicht
in Wien) auch ein französischer Petoman, ein Kunstfarzer auf, der
bedeutendes Aufsehen erregte. Man braucht von solchen Virtuosen
gar nicht gering zu denken. Meines Erachtens ist ihre Kunst nicht
um ein Haar minderwertiger als die chro wo tischer Akademiker, die
Götter, Mythen und unerhörte urchrowotische Könige erfinden, oder
sonstwie der Welt einen übelduftenden blauen Dunst vorzumachen
pflegen. Zu solchem Ulk gehört weder Verstand noch Witz, sondern
etwas ganz anderes, während der Petoman eine natürliche Begabung
zur höchsten künstlerischen Vollendung ausgebildet haben muß, um
die Aufmerksamkeit eines zahlenden Publikums auf sich zu lenken.
26*
404
Vom Farzen.
566. Von einem ungebildeten
Kraftfarzer.
Ivan Tkalćić, Professor fur Physik
am Gymnasium zu Poźega,
ein Chrowot aus Varazdin, setzte uns einmal den Nutzen
physikalischer
Kenntnisse auseinander: „Wer keine Physik versteht, kommt häufig
auch im gewöhnlichen Leben zu schaden. Als ich noch zu Varazdin
das Gymnasium besuchte, war einer dort, der sich als Kraftfarzer in
Gesellschaften zeigte. Einmal wettete er, er werde mit einem Furz
eine brennende Kerze auslöschen. Man stellte eine leuchtende Kerze
auf den Sessel hin, er ließ die Hosen herab und farzte aufs Licht,
die Gase aber entzündeten sich und er verbrannte sich kläglich das
Arschloch. Hätte er etwas von Physik verstanden, er würde das Ex-
periment wohlweislich unterlassen haben."
567. Gotovo, polazi!
Kondukter neki nikako nije mogao po
volji da odjebe zenu, uvek
bi mu naprdila jaja. Nagje on і tome leka. Spremi joj uvek suvu
sljivu te zaćepi dupe. Ali jednom, kad je tako povalio da odjebe pre
nego ode na dezurstvo ne beśe sljive: pojela je ili gde zaturila.
Źena
ti onda pipne rukom po stoScu kraj kreveta te dohvati konduktersku
trubicu i njom zaćepi dupe. Taman on poterao bolje a trubica zasvira
kao na polazak voza. Gotovo! polazi I otpeva on kroz zube po
duźnosti
pa nastavi s punom snagom.
Aus Belgrad. Erzählt von einem
kleinen Beamten. Eine andere
Fassung, auch aus Belgrad, schließe ich an. In einer sehr breit aus-
gesponnenen Fassung habe ich die Schnurre von einem Postbeamten
aus Negotin. Sie ist ganz modern und auch bei uns allgemein be-
kannt. Wahrscheinlich ist sie abendländischer Herkunft. Sie soll
hier
als ein Beispiel stehen, wie in unseren Tagen der Austausch solcher
Überlieferungen mit der Eisenbahn erfolgt. Wie männiglich bekannt,
pflegen während längerer Bahnfahrten die Männer in ihrem Abteil
einander mit Erzählung derber Geschichten die Langeweile zu ver-
treiben. Nichts vermittelt so leicht Annäherungen als die Erzählung
launiger, erotischer Geschichtchen. Nur wenn sie im Kot sich fanden,
da verstanden sie sich gleich. — Vgl. die elsässische Fassung auf
S. 8i Nr. 33.
Fertig, im Zugl
Ein bestimmter Kondukteur konnte auf
keine Weise nach Herzens-
lust sein Weib abvögeln, [denn] sie pflegte ihm immer die Eier ganz
Vom Farzen.
405
zu befarzen. Er fand auch dafür ein
Heilmittel. Er hielt immer für
sie eine trockene Zwetschke bereit und verstopfte ihr damit das
Arschloch. Einmal jedoch, als er sie niedergewälzt, um sie abzu-
vögeln bevor er sich zum Dienst begab, war die Zwetschke nicht da:
sie hatte sie aufgegessen oder wohin verlegt Alsdann tastete das
Weib mit der Hand auf dem Nachtkästchen neben dem Bett, er-
wischte des Kondukteurs Trompetchen und verstopfte damit das
Arschloch. Jetzt trieb er etwas strammer an, da blies das Trompet-
chen, wie wenn sich der Zug in Bewegung setzt ,Fertig! im Zug!4
summte er zwischen den Zähnen pflichtgemäß und setzte mit
voller
Kraft [das Werk] fort
568. Lek protiva prdenju.
Bio jedan skretnićar pruge
źeljeznićke pa je imao zenu straśnu
poprduśu, da joj ni lekari nisu mogli leka dati. Najzad javi se neka
baba i każe joj, da kad legnę u vece, zavuce sljivu u dupe і
da će
joj to pomoći. Ona to posluŚa i ućini. Jedne veceri beśe ona legia,
a spremljenu sljivu za guzicu beśe zaboravila na stołu. Kad je već i
muż legao a svoju svirajku za davanje signala ostavio na sto ona se
seti da je zaboravila Sljivu da zavuce u dupe, pa se onako u
pomrćini
digne da nagje sljivu, ali u mesto sljive ona potrevi muzevljevu
svirajku,
te mesto sljive zavuce u dupe svirajku. Kad je bilo oko ponoći, a
bilo je zimnje vreme, njoj po obićaju dogje da prdi i ona svom
snagom
odupre: svirka zazvizdi a siroma skretnićar ćuvśi u snu zvizdaljku
pomisli
da juri voz, te ti onako go po snegu istrći s fenjerom pred
straźarom
i stajaśe dok se nije smrzao, psujući voz, śto nije dao signal, dok
je
dalje bio, no mu ovako izmakao.
Kad u jutru, a njegova żena mjesto
sljive vadi svirajkeu iz guzice
i dok muż sav prestravljen da će ga kazniti śto nije vozu dao signal
u kakvom je stanju pruga, źena se hvalila, kakvo je djejstvo sljiva
u
guzici imala, da se sva istopila і pretvorila u svirajku. Może і to
da
bude.
Erzählt von einem Handwerker aus
Belgrad in Serbien.
Heilmittel gegen das Farzen.
Da war ein Weichensteller an der
Eisenbahn, der besaß ein Weib,
das war eine so fürchterliche Immerfarzerin, daß ihr nicht einmal
die
Ärzte ein Heilmittel gewähren konnten. Endlich meldete sich irgend
eine Vettel und sagte ihr, sie soll, wenn sie sich abends zu Bette
be-
40б
Vom Farzen.
gibt, ins Arschloch eine Zwetschke
stecken und das werde ihr helfen.
Sie befolgte dies und tat sa Eines abends legte sie sich nieder,
ver-
gaß aber die fürs Arschloch vorbereitete Zwetschke auf dem Tische.
Als sich auch bereits ihr Ehemann niedergelegt und sein Signal-
pfeifchen auf dem Tisch gelassen, erinnerte sie sich, sie habe ver-
gessen, die Zwetschke ins Arschloch zu stopfen und sie erhob sich
so im Halbdunkel, um die Zwetschke zu finden, doch anstatt der
Zwetschke fand sie das Signalpfeifchen des Mannes und steckte sich
an stelle der Zwetschke das Pfeifchen ins Arschloch hinein.
Als es um Mitternacht war, es war
eben zur Winterzeit, kam es
ihr gewohnheitmäßig zu farzen an und sie legte mit aller Kraft los:
Das Pfeifchen gab einen schrillen Pfiff von sich und der ärmste
Weichensteller, der im Schlaf die Pfeife vernahm, dachte der Zug
eile
herbei und rannte, nackt wie er war mit der Laterne in den Schnee
vor das Wächterhaus und wartete solang bis er [halb] erfror, indem
er auf den Zug schimpfte, der das Signal nicht aus größerer Ent-
fernung gegeben und ihm so entwischt war.
Am Morgen zieht sein Weib anstatt
der Zwetschke die Signal-
pfeife aus dem Arschloch heraus und während der Mann ganz ent-
setzt über die zu gewärtigende Strafe war, weil er dem Zug kein
Signal gegeben, in welchem Zustand sich die Strecke befinde, rühmte
sich das Weib, was für Geschick die Zwetschke im Arsch erfahren,
dass sie ganz zerschmolzen wäre und sich in ein Pfeifchen verwandelt
habe. Auch das kann geschehen.
569. Źena uzdisala.
Ukrali nekom seljaku volove a on
traźio nekoliko dana pa ih ne
nagje, već dogje kuci i leże sa źenom pa kako je bio jako uzbugjen
prevrtao se u snu i okrenu glavu do źeninog dupeta. Onako u buncu
poljubi zenu u guzove misled, da joj je to obraz a źena ispusti
neäste
sparine. On je i z druge strane poljubi a źena opet pusti vetar na
dupetu. Muź onako bunovan uzviknu: ,Ne uzdiśi źeno, naćićemo
volove!'
Erzählt von einem Landmann aus der
Gegend von Semendria.
Ein Weib stiess Seufzer aus.
Einem Bauern hatte man die Ochsen
gestohlen und er suchte
sie einige Tage lang und fand sie nicht, sondern kam nach Hause
und legte sich mit dem Weibe nieder und wie er so arg verwirrt
Vom Farzen.
407
war, wälzte er sich im Schlafe hin
und her und kehrte den Kopf
zum Arschloch seines Weibes zu. So in seiner Traumhäuptigkeit
küßte er das Weib auf die Arschbacke in der Meinung, das wäre ihr
Gesicht, das Weib aber ließ unreine Dünste fahren. Er küßte sie
auch auf der anderen Seite, das Weib aber ließ wieder zum Arsch-
loch einen Wind gehen. So schlaftrunken rief der Mann aus: ,Seufz
nicht auf, Weib, wir finden noch die Ochsen!'
Anmerkung. Die Kapitel XXVII—XXX und
die Nachtrage zu
den bisherigen Abschnitten mußten ihres großen Umfanges wegen
für die folgenden Bände der Anthropophytie zurückgestellt werden.
Krauss
Ein erotischer Alptraum als
Holzschnitzwerk aus
Neu-Irland.
Weiland Dir. Obst zeigte mir am
19.
Sept.
1905
im Museum für Völker-
kunde zu Leipzig das mit bunten Farben bestrichene neuirländische
Holz-
schnitzwerk, von dem wir auf Tafel II. eine Abbildung bringen. Auf
einem
bäuchlings liegenden Papua sitzt ein mit Papageienschnabel und
Krallen be-
wehrtes Fabeltier auf und vollzieht den coitum analem. Dir. Obst
sagte
mir — und späterhin bestätigte es mir der Musealassistent Herr Dr.
G. A n t z e
nach den Verzeichnissen — das höchst seltsame Stück aus der Sammlung
Weber (1888/3,
Nr.
279) wäre vor einem
Papuahause aufgestellt gewesen
und seine Bedeutung wäre völlig dunkel. Als Folklorist konnte ich
das
Rätsel sofort lösen. Der Papua litt unter erotischen Alpträumen. Um
sich
die Besuche des Alps fernzuhalten, stellte er das Schnitzwerk vor
dem Hause
auf, damit der Alp im Glauben, der Platz wäre schon besetzt, seines
Weges
ziehen und den Mann in Frieden lassen möge.
Die Beweise für meine Deutung
liefern ausgiebig die in ihrer Art muster-
gültigen Arbeiten von Dr. M. Höf 1er1) und Wilhelm
Heinrich
Roscher2). Beiden ist zufällig meine im Ausland von
1890,
S.
324—333,
veröffentlichte
Abhandlung über die Mar bei den Südslaven entgangen, in
der ich übrigens mit Rücksicht auf das große Publikum der
Wochenschrift
nähere Mitteilungen über erotische Alpträume vermeiden mußte. Hier
be-
merke ich, daß sich der südslavische Volksglaube so ziemlich mit dem
grie-
chischen und ganz mit dem rumänischen deckt. Für : die Mar drückt
ihn sagt der Serbe: mora ga jaśi=^ die M. reitet ihn, nun bedeutet,
wie jeder Leser unserer Anthropophytie weiß, jaśiti = reiten, auch
den Bei-
schlaf ausüben und in der gegebenen Verbindung nur dies.
Im folgenden führe ich der Kürze
wegen bloß aus Roschers Werk eine
Reihe von Stellen an, die für die richtige Erfassung unseres Bildes
von
Bedeutung sind.
!) Krankheitsdaemonen, Arch. f.
Relig. Wiss. II. 1899,
S.
86—164. —
Deutsches
Krankheitsnamenbuch, München
1899. — Medizinischer
Dämonis-
mus, Zentralbl. f. Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte,
1900,
Heft
1.
— Der Alptraum als
Urquell der Krankheits-Dämonen. Janus, Archives intern,
pour l'histoire de la medicine etc. Amst.
1900.
2) Ephialtes, Eine
pathologisch-mythologische Abhandlung über die Alp-
träume und Alpdämonen des klassischen Altertums, Lpz.
1900.
— Vergl. über
H ö f 1 e r s und Roschers bezügliche Arbeiten : Krauss, Die
Volkskunde
«
Ein erotischer Alptraum als
Holzschnitzwerk aus Neu-Irland. aqq
S. 7 unten : Nach Börners
Beobachtungen (Über das Alpdrücken, seine
Begründung und Verhütung, Würzburg
1855) ist die
Bauchlage beim Alp-
druck die häufigste.
S. 9 : , Bisweilen ist mit dem
Gefühle der Angst das der Wollust
gepaart, namentlich häufig bei Weibern, welche oft glauben, der Alp
habe an ihnen den Coitus geübt. Männer haben (durch den auf die
Genitalien geübten Druck bei der Bauchlage) analoge Sensationen und
meistens
Samenergüsse* (Börner) — oneirögmoi.
S.
12,
Anm. : Ein mit hochgradiger Spondylitis Dorsalis behafteter
12
jäh-
riger Knabe wähnte während des Anfalles in seinen Visionen, ein Tier
s e і і h m auf den Rücken gesprungen und wolle ihn erdrücken.
S.
13:
Macnish unterscheidet nach dem Vorstellunginhalt zwei Klassen
von Alpträumen, furchtbare, in hohem Grade beängstigende oder mü-
dere, liebenswürdigere, ja sogar, was bisweilen vorkommt, wollüstige
(ero-
tische). [Allerdings dürfte ein pädizierter Mann seinen erotischen
Alptraum
kaum für müd und liebenswürdig einschätzen. In der zotadischen Zone,
zu
der Neu-Irland wohl gehört, erleidet der Papua im Traume, was ihm
auch
in nüchterner Wirklichkeit nichts ungewohntes ist.] Einen
furchtbaren und
beängstigenden Eindruck macht der Alp vorzugweise dann, wenn er als
behaartes Tier, namentlich als schwarzer Zottelhund (Pudel), der
gewöhnlichsten Verkörperung bösartiger Dämonen, auftritt, doch
offenbart er
sich auch häufig als Katze, Marder, Igel, Maus, Bär, Bock, Schwein,
Pferd,
Tiger, Schlange, Unke, Aal, Drache, oder endlich als ein sonderbares
,Bastard-
tier', halb Hund, halb Affe. [Bei den Chrowoten auch als ein mit
starken
Fittichen versehener Raubvogel.]
S.
16f.:
Die nach Börner nicht selten mit Alpdruck verbun-
denen erotischen Träume lassen sich in zwei Klassen teilen, je
nachdem
das erotisch auftretende Alpwesen männlichen oder weiblichen Ge-
schlechtes ist, was wiederum in der Regel, aber nicht notwendig, von
dem
Geschlechte des Schlafenden abhängt. Demgemäß unterscheidet der
germa-
nische [man muß vielmehr sagen, der allgemein menschliche]
Aberglaube
[= Volksglaube] noch heute zwischen weiblichen Buhlgeistern (mare,
fem.),
die bei weitem die häufigsten sind, und männlichen (mar, masculin.).
In
beiden Gestalten erscheinen nach mittelalterlichem und heutigem
Aberglauben
Teufel und Hexen, d. h. bösartige, dämonische Lebende, den
Schlafenden
im Traume, um sie zu verführen oder zu quälen, (man denke an die
Incubi
und Succubi des Mittelalters!). Ja, es gibt zahlreiche, z. T.
hochromantische
Märchen und Sagen, wonach sich die Schläfer in die ihnen im Traum
er-
schienenen Maren verliebten und sogar Kinder mit ihnen erzeugten.
Natür-
lich handelt es sich auch hierbei oft um Folgen organischer
Geschlechts-
leiden, wie namentlich aus den von Krauss (Der Sinn im Wahnsinn.
Eine
psychiatr. Untersuchung, S. 618)
beobachteten Fällen
hervorgeht. — (Roscher
führt dafür zwei schlagende Beispiele an.)
S.
20f.,
Anm.: Der Volksglaube, daß der Gequälte den Alp bei den
Fingern packen müsse, um ihn zu verscheuchen, findet sich auch in
Deutsch-
land und bei den Slawen. . . Man muß der Pfepoldnica die Finger
fest-
nageln, dann entflieht sie. [Unser Papua schnitzte den Alp in Holz
aus
410
Ein erotischer Alptraum als
Hobschnitzwerk ans Neu-Irland
und stellte ihn vor dem Hause
auf, um ihn zu täuschen. Das ist logischer
im Sinne des Naturmenschen als das Unmögliche festnageln.]
S.
32:
Dasselbe [wie von Lamien] gilt von den Striges der Römer, eulen-
artigen Dämonen mit krummen Krallen und Raubvogelschnäbeln, welche
die
Wangen der Kinder zerfleischen und nach Geierart deren Eingeweide
fressen.
S.
36г
Einen erotischen Alptraumtypus lernen wir aus einem hoch-
interessanten hellenistischen Relief (abgebildet bei Schreiber,
Reliefbilder
Tai. LXI) kennen, dessen Verständnis uns O. Crusius in seinem
schönen
Aufsatze „Die Epiphanie der Sirene" (Phil. I, S.
93
ff.) erschlossen hat. Hier
sehen wir dargestellt, wie Sirenen von schönen, üppigen Gestalten,
die aber
in spitze, raubtierartige Klauen auslaufen, sich rittlings auf
einen, wie es
scheint, im Freien schlafenden Hirten oder Landmann, offenbar in
erotischer
Absicht niederlassen.
Hier haben wir eine gleichwertige
folkloristische Parallele zu unserem
Schnitzwerk aus dem fernen Neu-Irland I
Über In-cub-o und In-cub-us, den
Alp als dem Auflieger [oder
jahaC (jaiilac) bei den Serben] vergl. bei R. S.
60
ff. und bei Rudolf
Kleinpaul „Die Lebendigen und die Toten in Volksglauben, Religion
und
Sage, Leipzig 1898,
S.
126 ff. Kleinpaul
bringt den Incubus unrichtig mit
dem Vampir in Verbindung, den man von dem Aufhocker oder Aufsitzer
genau unterscheiden muß, denn der V. ist seinem wahren Wesen nach
nur.
ein rückkehrender Verstorbener. Zutreffend ist aber seine Be-
merkung: „Daß der Geschlechtsakt mit einem Phantasiebild vollzogen
werden
kann, lehrt die tägliche Erfahrung, und es verschlägt nun wenig, ob
es das
Bild eines lebenden oder bereits verstorbenen, eines bekannten oder
gänz-
lich unbekannten, fabelhaften Wesens gewesen ist. Das subjektive
BUd, das
unvermittelt und plötzlich an ihn herantritt, wird von dem
Naturmenschen
für einen Geist genommen, das ist die Hauptsache. Und da ein solcher
Phantasiebeischlaf nicht immer zum Wohlbefinden beiträgt, sondern in
her-
vorragendem Grade schwächt und eine trübe, mißmutige Stimmung
hinter-
läßt, die wohl in hartnäckigen Fällen einer vollständigen
Nervenzerrüttung
Platz macht: so liegt es nahe den Geist . . . aller möglichen Greuel
zu be-
schuldigen. Die Kratzwunden und die blutigen Male an Brust und
Nacken
ergeben sich dann von selbst/'
Friedrich S. Krauss.
Phallische Anmiete aus
Oberösterreich.
II
Von A. M. Рас hing er,
1. Dreifacher
Phallus. Amulet aus Bronze. Fundort: Wels, Oberöster-
reich. Sammlung A. P., Linz a/D.
2. Dreifacher
phallischer Anhänger aus Kupfer. Aus dem Mondsee ge-
baggert. Sammlung A. P., Linz a/D.
3. Phallus aus Bronze.
Fundort: Linz, Promenade, 1878.
Sammlung A. P.,
Linz a/D.
4. Weihefigur aus Bronze,
römisch, drittes Jahrhundert. Beim Baue der
Westbahn in Enns, Ob.-Öst. gefunden. — Diese Figur ist dadurch
bemerkens-
wert, daß sich das Weibchen, sowohl auf den Füßen stehend, als eine
Pissende,
wie auch am Rücken liegend als zum Coitus bereit darstellt.
5. Kelto-römische
Priapfigur mit barbarischer Helmkopfbedeckung. Bronze.
Der Phallus durch Oxidierung stark verkürzt. Fundort: Wels,
Ob.-Öst., 1892.
(Sammlung A. P., Linz.)
6. Votivfigur
aus gebranntem Ton. Fundort: Enns, Ob.-Öst.,
1871.
(Samm-
lung A. P., Linz a/D.
7. Bronzener
Phallus. Ausgegraben in Linz a/D. Aus der Sammlung des
Museums Francisco-Carolinum in Linz a/D.
8. Phallus
aus Bronze mit Sprengring zum Anhängen. Fundort: Linz a/D.
(Museum Francisco-Carolinum in Linz.)
9. Phallisches
Amulet in eine Hirschhornrose geschnitzt mit Löchern zum
Annähen an das Gewand. Römisch. Ausgegraben auf der Spittetwiese in
Linz 1840.
(Museum Francisco-Carolinum Linz
a/D.)
Alle Gegenstände hier in
Originalgröße reproduziert.
Zu Bild і und
2.
Nach Plutarchs Zeugnis trugen die Egypter in ihren
Umzügen einen dreizümptigen Osiris umher, „denn dieser Gott stellt
den
Urgrund der Zeugung dar und jeder Urgrund vervielfältigt durch seine
schöpfe-
rische Kraft alles, was ihm entsprießt." Anmiete aus zwei oder drei
Zümpten
sind uns aus späterer Römerzeit vielfach erhalten. Es liegt die
Vermutung
nahe, daß sie mit dem Vordringen egyptischen Kultes im Römerreiche
weite
Verbreitimg erlangten.
Zu BÜd
2.
Ein ähnliches, nur minder sorgsam ausgeführtes Amulet,
Kryptadia III., S. 289,
Nr.
2.
412
Phallische Amulete aus
Oberösterreich.
Die Griechen bildeten kleine
männliche Figuren aus Holz mit großen
Genitalien, die sie Neurospasta nannten. L u c i a n, de Syra dea,
cap. i6.,
Herodot II,
48;
Diod or. L, 88.
— Auch den Hellenen und Römern
fiel es auf, daß Zwerge und Trottel große Gemachte haben, und * wenn
sie
solche Gestalten nachbilden wollten, brauchten sie gewiß nicht nach
Vor-
bildern in fremden Ländern zu suchen. Im Tempel zu Hierapolis in
Syrien,
sowie in egyptischen Tempeln fand man solche riesenzümptige
Zwergfiguren.
D u 1 a u r e folgert daraus : Ainsi, le type de ces petites figures
à grand Phallus
venait d'Egypte ou de la Syrie.
Zu
3, 7
und
8. Vergl. Krypt. III,
S. 289,
Nr.
3.
Zu Bild
9.
Vergl. Krypt. III, S. 289,
Nr.
4
u. 5.
Diese Stücke trug
man an einer Öse um den Hals, unser Stück dagegen war offenbar
knopf-
artig an das Kleidungstück angenäht.
Zu Bild
6.
Der Katalog des Museums Gréa u verzeichnet unter Nr.
1331
und
1332
zwei ähnliche Gestalten (Krypt. III,
S. 294.):
Nain dansant, coiffé
d'un bonnet pointu, muni d'un phallus énorme et portant sa chlamyde
en
écharpe autour des reins. Bras droit levé, l'autre appuyé sur la
hanche.
Bronze alexandrin. H. O. 1902.
Pygmée chauve, en tunique
succincte, courant à grands pas vers la gauche.
Il est muni d'un phallus de grande dimension, et sa main droite
levée»
a dû tenir une lance. — Belière et double anneau à suspension. H.
O., 087.
Der Tübinger Professor Ch. Walz
gibt in Paulys Realenzyklopädie,
S. 1425
ff., eine Auseinandersetzung, die
wir hier wiederholen müssen:
„Phallus, cpaXXoq, auch
іраХкае,
çwArçç, <paX?jç
(sanskr. pâla oder pâli, Spitze,
Grenzzeichen, vielleicht identisch mit palus), ist das Symbol der
zeugen-
den Naturkraft, dessen Verehrung sich durch alle Naturreligionen von
ihren ersten Anfängen an bis zu dem Untergang des Heidentums
hindurch-
zieht. Bekannt ist der Lingam-Dienst der Indier. Auf den ägyptischen
BUd-
werken finden wir nicht selten ithyphallische Götter. An den Festen
des
Dionysos-Osiris trugen die Frauen marionettenartige Figuren von der
Höhe
einer Elle mit einem nicht viel kleinern, sich hin und her
bewegenden männ-
lichen Glied umher, Herod. II,
49. Den Dionysos-Dienst
mit den phallischen
Prozessionen soll sodann der Seher Melampus nach Griechenland
verpflanzt
haben, Herod. II, 48.
Hier aber war, nach demselben
Gewährmann, II. 51,
der
Phallusdienstx) schon in uralter Zeit bei den Pelasgern
einheimisch, von welchen
die Athener Hermen mit aufrechtstehendem Phallus zu machen lernten,
vergl.
Gerhard de religione Hermarum,
1845, P-
3-
Ebendaher findet sich der
Phallus nicht nur auf den von Pelasgern bewohnten Inseln (Herod. VI,
137,
V,
26)
Lemnos und Imbros, s. O. Müller, Etrusk. I.
8. 77.,
sondern auch
an den kyklopischen Ringmauern von Alatri, Terni (Micali Monum. per
la
stor. de* ant. pop. XIII, a.), Göttling, Gesch. d. röm. Staatsverf.,
S. 28.,
an der Substruktion eines
Hauses im pelasgischen, später samnitischen Säpi-
num und sonst. Auch Terminus erscheint auf einem etrurischen Spiegel
neben
l) Nach Schob Luc. de
Syr. dea 16
schnitzte Dionysos in der Betrübnis
über den Tod seines Lieblings Prosymnos ein männliches Glied aus
Feigen-
holz und trug es zum Andenken an Prosymnos stets bei sich.
Phallische Anmiete aus
Oberösterreich
41З
der hermenförmigen Juventas als
Phallus, Gerh. Etr. Sp. I, 147.
In Griechen-
land waren die phallischen Prozessionen (ipaXXayàyyia,
<paXXri<pÔQia) allgemein,
Herod. II, 49.
Ein länglichtes Stück Holz, an
welches ein aus rotem Lede*
ziemlich roh gemachtes Abbild eines starken männlichen Gliedes ge-
hängt wurde (Schob Aristoph. Ach.
243.), wurde in
Prozessionen umher-
getragen. Die begleitende Menge hatte sich kleinere Phallen um den
Hals
und um die Lenden gehängt (Schol. Luc. de Syr. dea
16),
sang ein auf
die Festfeier bezügliches phallophorisches oder ithyphallisches Lied
(<раШ-
xbv Tioirj/ux abtooyjâtov ènl гСо (paXXCo aooftevov, Phot.
637, 22),
an welches
sich einerseits die inbrünstige Verehrung des Phallus (nQoaéxwov
(ibv xovtov
xal xaiTBtptlovv ol ôçyuxÇovzeç, Theodoret. cur. Gr. äff. I. p.
722),
anderer-
seits Spötterei und Neckerei der Vorübergehenden anschloß. Über die
bunten Gewänder, die Verhüllungen des Gesichts durch Masken oder
dicke Blumenkränze, die Züge und Gesänge dieser Kosmossänger
s. Athen. XIV, p. 621.
O. Müller, Geschichte d.
griech. Liter. IL S. 197.
Wegen ihres lasziven
Inhalts wurden diese phallischen Lieder verboten, konn-
ten aber in vielen Städten nicht unterdrückt werden, Aristot. Poët.
IV, 14.
Ob in Athen bei den
städtischen Dionysien eine phallische Prozession statt-
fand, vermögen wir nicht zu entscheiden: jedenfalls aber paßt sie
ganz zu
dem Charakter der ländlichen Dionysien, Aristoph. Ach.
200.,
vergl. C. F.
Hermann, Gottesdienst!. Altert, der Griechen. §
57.
Der orientalische Ge-
schmack für das Kolossale führte in den Ländern der Diadochen zu
mon-
strösen Bildungen des Phallus. An den Propyläen eines
Dionysostempels in
Syrien standen nach Luc. de dea Syr. c.
16.
zwei Phalli mit der Inschrift:
Dionysos habe sie seiner Stiefmutter Here geweiht. Ihre Höhe wird c.
28.
auf
300
Klafter angegeben, wofür Palmerius
30
verbessert. In Alexandria
wurde bei einer dionysischen Prozession des Ptolemäus Philadelphus
ein 120
Ellen hoher Phallus
aufgeführt, weicher einen mit Gold durchwirkten Kranz
und auf der Spitze einen goldenen Stern trug. Von den monströsen
Werken
an zieht sich eine Reihe der verschiedensten Formationen des
Phallus, die
wir auf Bildwerken, Gemälden und in dem Kabinet secret des R. Museo
Borbonico erblicken, bis herab zu den
2—3
Zoll langen Amuleten zum An-
hängen, welche sich selbst in unseren Gegenden, an den Orten, wo
Römer
gehaust haben, finden. Mit welcher Obszönität der Phalluskult auch
in diesen
späten Zeiten fortdauerte, sehen wir aus den Berichten der
Kirchenväter.
In Lavinium wurde während des ganzen Monats, welcher dem Liber Pater
geheiligt war, der Phallus auf den Dörfern zur Abwehr des Zaubers
von
den Feldern herumgeführt, und endlich durch die Stadt über das Forum
an seine Stätte gebracht, Augustin. C. D. VI,
9, 3.
Bei der Hochzeit mußte
sich die Neuvermählte auf den Phallus setzen, um gleichsam ihm ihre
Keusch-
heit darzubringen, Aug. I, 6.
VII,
24, 2.
Lactant. I,
20, 39.
Arnob. IV,
7.
Wenn wir sonach sehen,
wie dieser Kult sich durch die ganze Geschichte
der Naturreligion von Anfang bis zu Ende hindurchzieht, so dürfen
wir unser
Urteil darüber nicht vom Standpunkt der heutigen Reflexion aus
bilden, son-
dern wir müssen darin „eine schuldlose Verehrung des zeugenden
Prinzips
erkennen, die eine spätere, ihrer Sünde bewußte Zeit ängstlich
mied".
J. Grimm, D. Mythol. II, S. 1209.
Aber geleugnet kann nicht
werden, daß
die mit diesem Kult verbundene Roheit und Ausgelassenheit für die
edleren
414
Phallische Anmiete ans
Oberösterreich
Gemüter abstoßend war und das
tiefere religiöse Gefühl darin keine Be-
friedigung fand; daher ist die Behauptung von F. Nork, populäre
Mythol.
Tl. I, S. 140,
vergl, mit dessen Mythol. Wörterb.
u. d. A., daß dies Schöpfung-
organ, als passendstes Sinnbild des Schöpfers in Naturreligionen den
Mittel-
punkt des Kultus bilde, immer mit Einschränkung zu nehmen."
Wenn Walz meinte, es könne nicht
geleugnet werden, so bewies er
damit nur, daß er die Arbeiten Dulaures und Rosen bau ms über den
Phallusdienst nicht kannte, denn diese, seine gelehrten Vorgänger
stehen auf
demselben Standpunkt wie Nork, bei dem wir nur die Wendung
„passendstes
Sinnbüd" beanstanden, denn der Völkerforscher hat kein Gutachten
über das,
was da paßt oder nicht paßt, zu erstatten, sondern lediglich den
Tatbestand
gewissenhaft zu erheben und zu erklären.
Ob die Anmiete nur menschliche
oder auch tierische Zumpte darstellen,
ist in jedem Fall zu untersuchen. Gewiß ist, daß der tierische
ebenso wie
der menschliche ein Verehrunggegenstand war. Die Hellenen verehrten,
wie
dies der Sizilier D i o d о r bezeugt, (I. 88), das Glied eines
Bockes, „weil
dessen Zeugungglied der Verehrung würdig war, denn mittelst des
Gliedes
besorgt die Natur die Zeugung aller Wesen." D u 1 a u r e verficht
sogar die
Meinung, das Modell zum Phallus wäre den Tiergliedern entlehnt. Ein
Blick
auf unsere Büder belehrt uns freüich eines anderen.
Man glaubte, daß der Phallus
überall, wo er angebracht war, Über-
fluß und Fruchtbarkeit verbreite und dem entgegenwirkende
Zufälligkeiten
abzuwenden vermöge.
Considéré comme un anmiete, comme
un fétiche portatif, le Phallus
recevait nom de F a s c і n u m, et était d'un usage très fréquent
chez les
Romains qui ne connaissaient point de préservatif plus puissant
contre les
charmes, les malheurs et les regards funestes de l'Envie. C'était
ordinairement
une petite figure du Phallus en ronde bosse, de différentes
matières; quel-
quefois c'était une médaille qui portait l'image du Phallus. On les
pen-
dait au cou des enfants et même ailleurs (Pueris turpicula res in
collo sus-
penditur, ne quid obsit rei obscoenae causa. Varro, De lingua
latina, lib. 6).
On les plaçait sur la porte des maisons, des jardins, des édifices
publics
(Hortosque et fores tantum contra invidentium effascinationes dicari
videmus,
in remedio satirica signa. Plinius, XXIX,
4).
Les empereurs en mettaient au
devant de leurs chars de triomphe (Et fascinus currus triumphantium
sub
his pendens défendit, invidiae medicus. Plinius, XXVIII,
4).
Les Vestales,
lorsqu'on célébrait des sacrifices à Rome, lui rendaient un culte.
On varia à l'infini les formes de
ces amulettes і thy phalliques. Les uns
présentaient le Phallus combiné avec le mull os ou la figure du sexe
féminin ; les autres présentent un Phallus simple, mais muni de deux
ailes et de deux pattes d'oiseaux, et quelquefois de sornettes.
Cette dernière
particularité rappelle l'usage antique de représenter quelquefois la
figure du
dieu Priape, tenant une sonette à la main, et l'usage moderne des
moins
Indiens, qui parcourent tout nus les rues de l'Inde, et appellent,
au bruit
d'une sonnette, les dévotes, qui viennent baiser l'original vivant
du Phallus.
D'autres amulettes ithyphalliques
ont la forme d'un chien couché, ou
des cuisses et des jambes humaines ployées et sans corps. Les plus
décents
Phallische Anmiete aus
Oberösterreich.
offrent la figure d'une main
fermée, et dont le pouce est placé entre les
deux doigts qui le suivent: c'est cette figure que les antiquaires
nomment
main ithyphallique.1)"
Eis ist eine alte Erklärung, daß
die Erkrankung der männlichen Geni-
talien zu ihrer Heilighaltung und Verehrung Veranlassung gegeben,
dabei
vergaß man, daß der Zumpt als Wollustspender und Kindererzeuger
weitaus
mehr zur Heilighaltung und Verehrung anreizte. Man sollte aber
endlich
einmal für das Wort heilig eine bestimmte, sichere Bedeutung
feststellen,
weü unser eigener Sprachgebrauch nicht so weiter ohne Bedenken auf
die
Anschauungen anderer Völker angewandt werden darf. Eine Votivgabe
be-
weist noch immer nicht die Heilighaltung des geopferten
Gegenstandes, sondern
in erster Reihe bloß eine Heilbeziehung zwischen dem Objekt, dem
Opfera-
den und dem beschenkten Dämon. Das geht z. B. klar aus dem
lateinischen
Gedicht an Priapus hervor, dessen Bedeutung Rosenbaum zum Nach-
weis der Lues im alten Rom verkennt9):
Voti solutio:
Cur pictum memori sit in tabella
Membrum quaeritis unde procreamur?
Cum penis mihi forte laesus esset,
Chirurgique manum miser timerem,
Dus me legitimis, nimisque magnis
Ut Phoebo puta, filioque Phoebi
Curatum dare mentulam verebar.
Huic dixi, fer opera, Priape, parti,
Cuius tu, pater, ipse par videris:
Qua salva sine sectione facta,
Ponetur tibi pieta, quam levaris,
Parque consimÜisque concolorque,
Promisit fore: mentulam movit
Pro nutu deus et rogata fecit.
Die eifrigsten Dienerinnen des
Priapus waren nicht etwa Dirnen, sondern
— die biederen Ehefrauen, sagt Eduard Fuchs in seinem bekannten
Prachtwerke: „Das erotische Element in der Karikatur."
Viele Gebete, Anrufungen und
Danksagungen, zu dem die männliche
Kraft versinnbildlichenden Gotte, sind uns erhalten. Alexander von
Bernus
hat in einer gereimten Nachdichtung der Carmina Priapeia (Schuster &
Löffler,
Berlin und Leipzig, 1905) 86
derartige Gedichte ins
Deutsche übertragen
und mein Freund Adolf Dannegger schrieb eine äußerst übersichtlich-
wissenschaftliche Vorrede dazu. Aus diesem heute schon vergriffenen,
daher
*) Du lau re: Des divinités
génératrices ou du culte du Phallus chez
les Anciens et les Modernes, Paris
1885, S.
145
f.
2) Geschichte der
Lustseuche im Altertum, VII. Aufl. Berlin
1904,
S.
69 f-
Phallische A muletę aus
Oberösterreich.
seltenen Büchlein, will ich im
Nachfolgenden ein paar römische Stoßseufzer
zum allgewaltigen Gotte der Gärten wiedergeben:
Priapus, du bist mein Zeuge, daß
mühelos im Spielen
ich diese Verse ersann! Weit
besser gefielen
sie in heimlichen Gärten als hier
im grämlichen Buch.
Lud ich doch auch nicht die
Musen, wie Dichter es tun, zu Besuch,
eines so wenig jungfräulichen
Ortes;
Denn mir fehlte die Lust und der
Mut ermunternden Wortes,
Den pierischen Chor, die heiligen
Schwestern, zum großen
Gliede Priaps zu führen, ein
dreist Unterstehen.
Dartun alles in allem: — die
losen
Reime, womit ich die Wand deines
Tempels versehen,
nimm sie gnädig entgegen und höre
mein Flehn!
Anrufung.
Priap, besäßest du so viel
Früchte wie Verse, aufs Haar
wärst du reicher, als selbst der alte Alkinous war.
Wenn's dir gefällt, die ärgste
der Säue,
Priap, ein Mädchen narrt mich und gibt
sich mir nur halb und findet stets neue
Gründe, warum sie die Sache verschiebt.
Aber wird sie erst völlig mein Eigen,
Wollen dein ganzes Glied wir mit Zweigen,
Priap, umkränzen, wie's dir beliebt!
Am nächsten dem altrömischen
Phallus-Kult steht allem Anschein nach
der indische.
In Niederländisch-Indien dient
der Phallus — außer zur Unschädlich-
machung der jettatura — auch zur Vertreibung böser Geister. Das
kommt
deutlich zum Ausdruck bei den Bewohnern der Ce ramlau t-Eilande.
Diese
haben nämlich den Glauben, daß Wind- und Wasserhosen durch böse
Geister
hervorgerufen werden, um den Menschen zu schaden. Wenn nun solch ein
Naturereignis bevorsteht, muß man „den entblooten phallus in de
banden
nemen en er naar wijzen, opdat de geest beschaamd wegstrekke". *)
Die Südslaven glauben ebenso, daß
Vilen und Hexen Winde und Stürme
hervorrufen2) und gegen die Umtriebe böser Geister
entblößt auch der süd-
slavische Bauer sein Gemachte.3)
Das Lingam *)-Idol beschreibt В o
e c k (Durch Indien ins verschlossene
1) Schmidt,
R., Liebe und Ehe in Indien, Berlin
1904, S.
18.
2) Krauss,
Volksglaube und religiöser Brauch d. Südsl., Münster i.W.
1890,
S.
117.
3) Anthropophyteia
L, S. 1
f.
*) Le lingam (erklärt Anquetil),
c'est à dire, les parties naturelles
de l'homme réunies à celles de la femme. Y o n і ist der weibliche
Geschlechts-
Phallische Amulete aus
Oberösterreich
417
Land Nepal, Lpz.
1903,
S.
100) als eine
„abgerundete Steinsäule als Symbol
der Schöpfernatur des Gottes Schiwa, der dadurch in seiner
erhabensten Form
als Mahädeva, d. h. als zwar zunächst zerstörende, aber zugleich mit
der
Gabe des Wiedererschaff ens ausgestattete Gottheit verehrt wird; als
Zeichen
dieser gleichzeitig männlichen und weiblichen, aktiven und passiven
Schaffens-
kraft ist das Lingam gewöhnlich, selbst bei den winzigen, silbernen
Lingame
für den Hauskapellengebrauch, inmitten eines anderen Idols, der
Yoni, ange-
bracht, das als Symbol eben dieser gleichzeitig weiblich produktiven
Schaffens-
fähigkeit Mahädevas aufzufassen ist." A)
„Der Hauptsitz der
Linga-Verehrung ist Benares. . . So beliebt ist jenes
Symbol des Sivaïsmus, daß es seine Anhänger sogar ihrem Körper als
Kenn-
zeichen aufdrücken.2) So tragen von den verschiedenen
Sekten der Siva-
Anbeter die Saivas das Linga an beiden Armen, die Bhäkta auf der
Stirn,
der Brust, dem Nabel und den Armen. Die Lingayets, Lingavarts oder
Jangamas trugen ein kleines Linga aus Kupfer oder Silber in einem um
den
Hals gehängten Futterale oder auch im Turban. — Die Priester an der
Koromandel-Küste verehren öffentlich den Gott Priapus, den sie
Lingan
nennen und trugen eine unzüchtige Figur am Halse, der sie eben
derselben
Namen geben und die das Sinnbild dieses unkeuschen Gottes ist. Kraft
eines eingeführten Gesetzes, von diesen Linganistischen Priestern,
müssen sich
alle jungen Mädchen durch sie ihre Jungfernschaft nehmen lassen; und
dies
wird mit solcher Unanständigkeit ins Werk gerichtet, daß die
Bescheidenheit
davon zu schweigen gebeut. (Delaporte, Reisen eines Franzosen,
Leipzig
1769,
III., S.
289.)
Daß man das Linga auch zu
abergläubischen Zwecken benutzt hat und
noch benutzt, ist ganz in der Ordnung! Überall schreibt man dem
Lingam
die Heilkraft von Fetischsteinen zu. Sie heilen Krankheiten allerart
und
besonders heilkräftig ist das Wasser, das man zu Libationen benutzt
hat."s)
teil in Gestalt eines Dreiecks.
Dagegen liest man bei Dulaure: Les Indiens
ont cru plus d'expression ou de vertu à l'emblème de la fécondité,
en réunis-
sant les parties generatives des deux sexes. Cette réunion, que
quelques
écrivains confondent avec le Lingam est nommée P u 11 e і a r.
x) Zitiert nach R.
Schmidt, Liebe und Ehe in Indien, S.
21
f.
2) In deutschen Landen
haben ungezählte Männlein und Weiblein der
unteren Volkschichten männliche und weibliche Geschlechtsteile an
Arm, Brust
und Schenkeln eintätowiert, doch ließe es sich in den
allerseltensten Fällen
nachweisen, daß sich die Leutchen aus religiösen Gründen ihren Leib
derart
ausschmückten. Man muß sich wohl hüten, gleich jeden Zumpt bei den
Indern und den Römern in einen Zusammenhang mit den Göttern zu
bringen.
Auch da hat oder hatte man das Recht, sich seinem Geschmack gemäß zu
schmücken. — Krauss.
8) Schmidt, R., Liebe
u. Ehe in Indien, S. 27f.
Krauss, Anthropophyteia. Ш
27
Die heiligen Gorgone.
Ein Beitrag zur Kenntnis
phallischer Gebräuche neuerer Zeiten.
Von Friedrich S. Krauss.
Im Museum Dr. A. M. Pachingers zu
Linz befinden sich in einem
handgroßen, mit einem Glasdeckel geschlossenen Schächtelchen die auf
Tafel IV. abgebildeten drei Glasfigürchen, von denen der mittleren
das Ge-
machte abgefallen ist. Auf der Rückseite der Schachtel steht zu
lesen:
Saints Gourgons.
Espèces d'Amulettes du culte
catholique connues sous ce nom. La fête
ou assemblée de St. Gourgon (Gorgon ou Gorgone martyr au IV siècle
qui
était officier de la maison impériale s'est toujours célébrée à St.
Georges de
Rocher ville, célèbre Abbaye, â deux lieues de Rouen, où il avait
une chapelle
et où son souvenir était vénéré, le dimanche plus vodûn? du 9.
septembre). Main-
tenant (1821)
les habitants de Rouen ne se rendent
plus ordinairement que
jusqu'à la côte Cantelen où se réunissent les marchands.
Parmi les objets qui l'y vendent
les St. Gourgons sont très remarquables;
après avoir été bénits à l'Eglise, Us sont achetés par les jeunes
gens qui
les attachent à leurs boutonnières et en font cadeau aux jeunes
filles qui les
portent aussi ostensiblement. Saints Gourgons.
Ein ähnlicher Brauch besteht in
Indien, nach Sonnerats Zeugnis : *)
„Les Indiens ont encore un petit joyau, d'or ou d'argent, appelée
Taly,
que les femmes pendent ordinairement à leur cou comme une amulette.
Elles le
reçoivent, le jour de leurs noces, des mains de leurs époux, qui,
eux-mêmes,
le tiennent des Brames. Ces bijoux portent l'empreinte de quelques
hiéro-
glyphes qui représentent le Pulleiar ou le Lin gam.
D u 1 a u r e zählt in seinem
Werke Des divinités génératrices ou du culte
du Phallus, S. 234—263,
aus französischem, deutschem,
holländischem, eng-
lischem, italienischem und spanischem Gebiet eine Reihe christlicher
Heiligen
auf, deren Verehrung er als eine Christianisierung des Phalluskultes
hinstellt.
Die Richtigkeit dieser Verwandlung wäre allerdings in jedem
Sonderfalle erst
genau zu erhärten. Im hellenischen und römischen Altertum suchten
unfrucht-
bare Frauen bei Priapen Rat und Hilfe, die christlichen Frauen
wenden
*) Voyage aux Indes et à la
Chine, par Sonnerat, depuis 1774
jus*
qu'en 1781,
tom. I,, liv.
2.
Die heiligen Gorgone.
419
sich in gleicher Verlegenheit an
gewisse Heilige ihres Kalenders. Die Not
lehrt nicht bloß beten, sondern auch Schutzheilige ausfindig machen.
Vom
hl. Gorgon spricht D u 1 a u r e nicht und auch Migne schweigt sich
über
ihn aus. Am ähnlichsten dem zu St. Georges de Bocher bestandenen
oder noch
bestehenden Brauch ist jener, den man anfangs des XVIII. Jahrh. in
Italien
beobachtete. Dort hielt man am Jahrmarkte, der auf den Tag der hl.
Ärzte
Cosimus und Damianus fiel, wächserne phallische Gestalten feil, die
man
zu Votivgaben (ex voto) verwandte. Man brachte sie den Heiligen dar,
um
Genesung seiner erkrankten Geschlechtteile zu erlangen. Der Sinn der
Ge-
schenke am St. Gorgontage ist deutlich genug. Mit dem Anbot fragt
der
Jüngling beim Mädchen an, ob seine Bemühungen Aussicht auf Erfolg
haben,
mit der Annahme verpflichtet sich das Mädchen zur Erhörung der
Wünsche
ihres Galans. Ob und wiefern dieser Handel einen religiösen Urgrund
hat,
wage ich in Ermanglung weiterer Zeugnisse nicht zu entscheiden. Der
priester-
liche Segen gibt ihm eine gewisse Weihe, die darauf schließen läßt,
daß
auf das Techtelmechtel das Eingehen eines Ehebundes beabsichtigt
wird.
Phallische Gebräuche kamen noch
viel später in Frankreich vor. So
vermerkt z. B. Lacaze, Le culte des pierres dans le pays de Luchon
(Comptes-rendus de l'Aissoc Franc, pour l'Avanc. des Sciences,
Congrès de Paris
1878.
— ich zitiere nach Krypt. IV. Sr
388
f.) Naguère encore, les jeunes
gens de ce village [Poubeau] allaient en procession, le soir du
mardi gras,
faire sur la pierre un grand feu de paille. Ils marchaient un à un,
chacun
tenant par derrière celui qui le précédait et s'avançaient dans une
attitude
et avec des gestes à la fois burlesques et obscènes. Le feu allumé,
ils dansaient
autour de la pierre, penem manu proferentes. Les rites de cette
fête nocturne qu'on célébrait encore il y a une trentaine d'années
et qu'on
nommait la fête de gagnolis, blessent trop la décence pour que je
les
décrive avec tous leurs détails.
27*
1
Altperuanische Grabgefässe mit
erotischen Gestalten.
Von Dr. Friedrich S. Krauss,
і. Die Toten schweigen, die
Gräber sprechen. Die ethnologische Prä-
historie ist lange genug nur ein Gräberwissen gewesen, zu einer
Wissenschaft
vom Leben der Vergangenheit ist sie erst allmählich durch ihre
Verschwiste-
rung mit der Folkloristik der Gegenwart worden. Dank der sicheren
Methode
der Volkforschung erhellt sich nach und nach das Dunkel, das über
der Ge-
schichte entschwundene und fernster Völker lagert. Es ist die
Geschichte ihres
Lebens, ihres Geistes, nicht die der Schlächtereien gemeint.
Bis auf die vier Gefäße aus dem
Museum für Völkerkunde in Leipzig,
deren Fundort nicht angegeben wird, sind die übrigen hier auf Tafel
V—X ab-
gebildeten aus alten Gräbern aus dem Peru der Inkazeit.J)
Was diese Gefäße dar-
stellen, ist auf den ersten Blick klar, warum man sie aber in die
Gräber
getan, das will ich zu erklären versuchen.
Es ist gewiß, daß es Trinkgefäße
sind und höchstwahrscheinlich, daß
man sie nicht leer den Toten ins Grab mitgegeben. Tongefäße fand man
in den urältesten akadisch-summerischen, in den vorzeitlich
egyptischen und
in Europa auch in den sogenannten Riesenstuben der jüngeren
Steinzeit vor.
Sowie sie vorher dem Lebenden, so sollten sie nachher auch dem Toten
für die Speisen dienen. Das ist so einfach zu begreifen, daß manche
Ge-
lehrte schachttiefe Dissertationen zur Verdunklung des Sachverhaltes
schreiben
mußten. Ein Professor für klassische Philologie an der Wiener
Universität,
der vor einigen Jahren verstarb, brachte scharfsinnig jedes
Grabgefäß mit
dem thrakischen Zeus in Verbindung. Solche Gelehrtenjuxe nimmt
niemand
mehr ernst.
„Bei den alten Peruanern wurden
vor den begrabenen Leichen zwei Reihen
von Töpfen mit Quinua, Mais, Kartoffeln, getrocknetem Lamafleisch
usw.
aufgestellt; jeder von ihnen war mit einem kleineren Topfe bedeckt.
Im
Halbkreise standen zu beiden Seiten Kochgeschirre und Töpfe mit
Wasser
x) Bei dieser
Gelegenheit spreche ich den Herren Direktor Prof. Dr. Karl
von den Steinen, Dr. F. W. K. Müller, Dr. K. Th. Preuss und
Dr. Max Schmidt vom Kgl. Museum für Völkerkunde in Berlin für die
mir gewährte kollegiale Förderung und Herrn Geheimrat Dr. В a e s s
1 e r für
die Erlaubnis der Wiedergabe seiner peruanischen Fundstücke meinen
aller-
herzlichsten Dank aus. Die Abbüdungen aus dem Museum für Völkerkunde
in
Leipzig verdanke ich der Güte meines verewigten Freundes Dir. Prof.
Dr. Obst.
Altperuanische Grabgefaße mit
exotischen Gestalten.
421
und Chicha, die mit Trinkgefäßen
zugedeckt waren. Häufig wurden noch
zwischen die Töpfe und den Leichnam kleine, fest zugenähte Säckchen
mit
Maiskolben gestellt: von Tschudi, Peru,
2, 398.
Vrgl. Wait, Anthropol.
4,
467, Ztschft. f.
Ethnologie 11 (1879),
Verhandl.
294.
Die Mehrzahl der peruani-
schen Graburnen kann nach Schultz im Globus
71, 55
nicht wohl etwas
anderes sein als Wasser- und Trinkgefäße, deren Inhalt offenbar dem
Toten
zur Erfrischung dienen sollte, bei dem trockenen Wüstenklima des
Landes eine
sehr willkommene Mitgabe. Man braucht also in diesem Wasser nicht
mit
Brinton, The myths of the new World,
128
f. ein symbolisches Wasser des
Lebens zu sehen, wenigstens nicht ursprünglich. ... In das Grab der
Pasessi
legt man außer anderen Gegenständen reichlichen Reiseproviant von
Brannt-
wein, Beyu, Fleisch vom Waldschwein, Salz und einen kleinen
Trinkkürbis:
von den Steinen, Unter den Natur-Völkern Zentral-В ras і Ii ens,
434.
... In
Veragua hatten die Dorachos zwei Arten von Gräbern: eine für die
Häupt-
linge, aus flachen Steinen errichtet, in denen kostbare Krüge und
Urnen mit
Nahrung und Wein für den Toten aufgestellt wurden, eine andere für
das
niedere Volk, bloße Gruben, in die man einige Kürbisse mit Mais und
Wein
legte: First ann. report of the Bureau of Am. Ethn.
115."1)
Unter den hunderten in den
Riesenbänden des Bureau of Ethnology abge-
büdeten altindianischen Trinkgefäßen entdecke ich kein einziges von
der Art
wie die unsrigen aus den Gräbern. Die Erklärung ergibt sich von
selber: die
ersteren dienten für den täglichen Gebrauch, die unsrigen zu
besonderen
festlichen Gelegenheiten. Was das für eine gewesen sein mögen, lehrt
uns
die hellenische Parallele. Bei den Mysterien der Ceres trank man aus
gläsernen Phalli, ebenso bei den Thesmophorien und Juvenal beredet
den
Brauch (Satire II. V. 95):
vitreo bibit ille Priapo. Bei
den großen Festen
der Indianer geht es noch heutzutage orgiastisch zu und die
Vorfahren taten
wohl ebenso. Man darf vielleicht auch der Vermutung Raum geben, daß
die
Eingeweihten die ihnen bei den religiösen Festen gehörigen
Trinkgefäße, die
doch eine gewisse Heiligkeit besaßen, zu dem Zweck mitbekamen, um
auch
in der Geisterwelt ihrer Tätigkeit als Mundschenken etwa leichter
folgen zu
können.
2.
Den Zweck der Grabausschmückungen
und Grabbeigaben bei den alten
Ägyptern gibt deutlich Wiedemann an:2) „In alter Zeit
stellte man mit-
unter einen ganzen Hausstand, in Holz gearbeitet, in das Grab,
Bäckerinnen,
Bierbrauer, Gabenträger, Matrosen usw. In die Reihe dieser
bildlichen Opfer
gehören, außer solchen mehr oder weniger plastischen Gaben, auch die
ein-
gemeißelten und gemalten Darstellungen, welche die Grabkammern
schmück-
ten. In ihnen rollt sich jetzt das ganze Leben des alten Ägypters
vor uns
auf: der Ackerbau, vom Säen an bis zur Ernte, das Bereiten von Brot
. • . .
Dann folgen Vorführungen der frohen Tage des Lebens; die Jagd in den
Sümpfen usw. . . . Tänze, Turnübungen usw. Dies sind nicht etwa nur
Dar-
stellungen aus dem einstigen Leben des Bestatteten, der als
Zuschauer immer
*) Zitiert nach der gediegenen
Monographie Paul Sar tori's, Die
Speisung der Toten, Jahresbericht d. Gymn. zu Dortmund,
1903,
S.
10.
2) Die Toten und ihre
Reiche im Glauben der alten Ägypter. Lpz.
1900,
S.
26
f.
422
Altperuanische Grabgeföße mit
erotischen Gestalten.
wieder in den Reliefs abgebildet
erscheint, bestimmt bei den Hinterbliebenen
das Gedächtnis an sein irdisches Walten wach zu erhalten. Diese
Bildwerke
in dem Grabe haben einen weit höheren Zweck. Durch magische Formeln
vermochte ihnen der Tote Leben zu verleihen, so daß das Bild zur
Wirk-
lichkeit erstand. Dann sproßte das Korn auf dem Felde, das Feuer
brannte,
die Diener arbeiteten und der Verewigte saß dabei und erfreute sich
der regen
Tätigkeit, die sich zu seinem Nutz und Frommen vor seinen Augen
abspielte.
Was an Nahrungsmitteln hier erstand, war für seinen Tisch bestimmt,
... die
dargestellten Szenen ließen Um die Freuden der Jagd stets von neuem
in
Wahrheit und in vollen Zügen genießen."
Wäre dies ein besonderer Zug der
altägyptischen Religion, so verdiente
er hier keine Erwähnung, es ist jedoch ein Völkergedanke, dem man
überall
in verschiedenen Formen begegnet. Diesen Gedanken erkannte auch Ru-
dolf Kleinpaul,1) nur irrt er mit der Annahme eines
Überlebsels; denn
was überall noch lebt, hat sich noch nicht überlebt und das überall
von
selber Erstandene ist keine Entlehnung. Man entlehnt künstlerische,
tech-
nische Fertigkeiten und Worte oder Sprachen, Seuchen und religiöse
Systeme,
der Völkergedanke hingegen ist von selbst gewachsen wie das Haar auf
dem Kopfe, weil der Boden und die Wachstumbedingungen dazu von Natur
aus gegeben sind. „Die Fortpflanzung war der Haupttrost der alten
Welt,
wenn sie ratlos vor dem Tode stand; wie Dionysos den Feigenbaum vor
die
Pforten des Hades pflanzte, so schüttete der Heide die Symbole der
Frucht-
barkeit, Bohnen und Nüsse in die Gräber. Man darf annehmen, daß ge-
wisse Sitten, die sich noch unter den christlichen Völkern finden,
bis auf
diesen Tag keinen anderen Unsterblichkeitglauben predigen."
Halten wir das Wort und den
Gedanken fest, so predigen auch die alt-
peruanischen Grabgefäße mit ihren erotischen Darstellungen einen
Unsterb-
lichkeitglauben. Das sind keine schwer verständlichen oder Deutungen
unter-
worfene Symbole, vielmehr greifbare Wirklichkeiten, klare
Fortsetzungen irdischer
Hochgenüsse im jenseitigen Leben.
3. Vivant Denon beschreibt in
seiner Reise in Unter- und Oberägypten,
B. III. und dazu Tafel CXIV, Nr. 47 und 54, ein Frauengrab, wo er
zwischen
den Beinen gegen die Geschlechtsteile der Mumie zu einen
einbalsamierten
und eingewickelten Zumpt vorfand, der von solcher Größe war, daß er
nur
von einem starken Tiere herrühren konnte. Dulaure vermutet, es wäre
eine Stierrute gewesen, „que Гоп aura extrait après la mort de
l'animal, et
placé dans ce tombeau comme un préservatif, comme un moyen propre à
détourner les mauvais génies, que les Anciens croyaient occupés à
tourmenter
les âmes des morts.2) Les Grecs et les Romains plaçaient
aussi quelquefois
x) Die Lebendigen und
die Toten in Volksglauben, Religion und Sage,
Leipzig 1898,
S.
261.
2) WeU mir D e n o n s
Angabe trotz der geistvollen Erklärung Dulaures
in Ermangelung weiterer Beglaubigungen zweifelhaft erschien,
ersuchte ich
meinen Freund Prof. Dr. Alfred Wiedemann in Bonn um eine Aus-
kunft über den Sachverhalt bei den alten Ägyptern. Er schrieb mir :
„ ... da
ich bezüglich Ihrer Fragen erst die Inschriften an den eventuell in
Betracht
kommenden Stellen nachlesen wollte. Das Ergebnis war ein negatives.
Ge-
Altpernanische Grabgefäße mit
erotischen Gestalten«
les figures de Phallus dans les
sépultures, par le même motif: plusieurs vases
Étrusques et grecs, trouvés dans des tombeaux, offrent en peintures
des
Phallus, et même des scènes licencieuses, appelées Priapées. Telles
sont
notamment les peintures de deux vases grecs conservés dans le musée
de
Portici, du roi de Naples, et qui ont été trouvés dans des tombeaux
près
de Nola.1) . . . . On y voit un marchand de Phallus, qui
en offre un
panier rempli, à une femme, laquelle s'extasie à la vue de leur
proportion
extraordinaire. Une autre femme est ravie en admiration devant un
jeune
homme nu, qui se montre à elle dans l'état le plus énergique et le
plus
indécent. Un autre sujet représente un homme vigoureux tout occupé à
l'action
qu'on a reprochée à Onan . . .
Ganz wie dies unsere
altperuanischen Gefäße darstellen! Der Un-
genannte, der die drei griechischen Grabvasen beschreibt, ist der
Meinung,
man habe sie in Beziehung zur Religion zu setzen. Man erblickte in
der-
artigen Darstellungen lediglich le signe de la force fécondante et
repro-
ductive, représentée de quelque manière que ce fût. In den
Bacchanalien
und den Einweihungen hätten sich verschiedene Vorstellungen darauf
bezogen
und darum wäre es nicht verwunderlich, Priapeen in den Gräbern der
Alten
anzutreffen, nicht minder als in den Bacchanalien.
Voll Weisheit bemerkt dazu
Dulaure: Si Гоп s'étonnait moins de ce
que la religion des Anciens a commandé des sacrifices humains, le
plus grand
attentat contre les sociétés, que de ce qu'elle a consacré l'acte de
la re-
production des êtres, acte conservateur de l'espèce humaine; s'il
nous pa-
raissait moins étrange de voir l'homme abuser, par piété, de son
penchant
â la cruauté que de le voir abuser, par le même motif, de sa
propension na-
turelle aux plaisirs de l'amour, nous ferions nous mêmes la satire
de nos
schlechtlicher Umgang mit Tieren
wird den Ägyptern mehrfach von den
Griechen (Stellen, gesammelt in meinem Herodot, zweites Buch, S.
217)
zu-
geschrieben, die ägyptischen Texte erwähnen ihn niemals mit
Sicherheit. Das
ist auffallend, da die Ägypter an die Möglichkeit eines
Geschlechtverkehrs mit
der Gottheit (der Sonnengott erzeugt den König) glaubten und unter
den
Tieren Gotttiere sich befinden. Aber kein Relief stellt etwas
derartiges dar.
Den Fund eines Stierphallus bei einer weiblichen Mumie halte ich für
Schwindel,
eine der vielen Geschichten, wie goldplombierte Zähne, keimenden
Mumien-
weizen usw., die bei älteren Autoren über ägyptische Grabfunde sich
finden.
Ebensowenig wie Sodomiterei finden sich Darstellungen und
Erwähnungen
anderer geschlechtlichen „Verirrungen", abgesehen von „Onanie". Die
mehr-
fach auf „Paederastie" bezogene Stelle des Totenbuches „nicht
benutzte ich
geschlechtlich ein Weib, einen Mann", ist ganz unsicher; es kann
auch heißen
sollen „das Weib eines Mannes", also mit Ehebruch gehen; dafür
spricht
die Variante „das Weib eines anderen". Die Darstellungen des
erotischen
Papyrus zu Turin zeigen nur Mann mit Frau, in verschiedenen
Stellungen,
aber nur „coitus in vulvam". Also für diese Fragen ist das
ägyptologische
Material unergiebig."
*) Des Divinités génératrices ou
du culte du Phallus chez les Anciens
et les Modernes. Paris 1885,
p.
50
sq. et p. 369
sq.
424
Altperuanische Grabge&Be mit
erotischen Gestalten.
propres opinions, et nous
avouerions notre préférence pour un culte qui détruit
et donne là mort à celui qui conserve et donne la vie.
Der Grund liegt darin, daß unsere
europäische Literatur der Schöngeister
und Geschichtschreiber der Verherrlichung des Mordes dient, daß man
unsere
Phantasie von frühester Jugend auf an den Ruhm gräßlichster
Schandtaten
gewöhnt, unseren Sinn aber für den Wert des Lebens und die
Schönheiten
der Welt gewaltsam abtötet.
4. In
Mumien fand und findet man häufig kleine Phalli. Im Tempel zu
Karnak war der Phallus auch abgebildet und Herodot erwähnt des ägyp-
tischen Phallusdienstes, indem er zugleich anführt, daß die Phallen
an den
Bildsäulen beweglich gewesen.
5. „Auf dem Grabmal des
Alyates in Lydien stand ein kolossaler Phallus
und noch liegt daselbst dessen Kopf,
40
F. an Umfang, 12
F. Durchmesser,
von sehr guter Arbeit (O. Müller, Arch. d. Kunst, S.
304, 3.
Ausg.). Ebenso
findet man in Etrurien den Phallus als Grabsymbol. Zoëga, Obel. p.
215.
Ebenso findet man
phallische Kegel mit etruskischen Inschriften als Grenz-
und Grabsäulen/4 *)
6. Der
Katalog des Museums Gréau verzeichnet unter Nr.
1351
(Krypt. III.
S. 298):
Vase à vernis rouge-orange, orné
d'un médaillon à sujet erotique
qui porte la légende TV SOLA NICA. Goulot et revers brisés.
Ce vase a été trouvé dans un
tombeau â Xanten, hors delà porte de
Cleves, et publié par Fiedler, Erotische Bildwerke, pl. v ; mais fl
a certainement été fabriqué dans la vallée du Rhône et s'ajoute aux
poteries
réunies par Froehner, Musées de France, pl. XIV—XVI. H. O.,
145.
7. Dans
un cimetière ancien, situé près de Bordeaux, au lieu appelé
Belaire, ou Terre-négre, on découvrit en
1807
un bras phallique
en bronze. Les doigts de la main étaient disposés de telle manière,
que le
pouce se trouvait placé entre Г і n d e x et le medium. De ce bras
sem-
blaient sortir deux Phallus, l'un en repos, l'autre en état de
vigueur. Au
bras, d'un ponce et demi de longueur, était un anneau par lequel
cette amu-
lette phallique pouvait être suspendue.2)
!) Ch. Walz, Paulys
Realencyklopädie, unter Phallus.
2) Dulaure, Des
Divinités génératrices etc. S.
.211. Vergl. die Be-
schreibung eines anderen Grabfundes bei Amiens, S.
213:
ein mit Menschen-
beinen versehener Phallus.
I
Gegenständliche Mittel zur
Befriedigung des
Geschlechttriebes.
Eine Umfrage von Friedrich S.
Krauss.
I. Schon die ältesten Canones
poenitentiales (Kirchliche Bußbücher) ver-
bieten strengstens die Masturbation oder Selbstbefleckung. In einem
Buß-
buch aus dem VIII. Jahrh. steht unter der Überschrift De machina mu-
lierum (Von der Maschine der Frauen) zu lesen: Mulier qualicumque
mo-
limine aut per seipsam aut cum altera fornicans, très annos
poeniteat, unum
ex his pane et aqua. Wenn ein Weib mit was immer für einem
Gegenstand,
sei es eigenhändig, sei es mit einer anderen Unzucht treibt, habe
sie drei
Jahre lang Buße zu tun, ein Jahr davon bei Wasser und Brot.
Cum sanctimoniali per machinam
fornicans, annos Septem poeniteat; duos
ex his in pane et aqua. (Collectio antiqua Canonum poenitentialium.
The-
saurus Anecdotorum, tom 4. p.
52).
Mulier qualicumque molimine aut
seipsam polluens aut cum altera for-
nicans, quatuor annos. Sanctimonialis foemina cum sanctimoniali per
machi-
namentum polluta, septem annos. (Du Cange, Glossarium med. et inf.
latin, sub voce M a chinamen tum.)
Fecisti quod quaedam mulieres
facere soient, ut faceres quoddam mo-
limen aut machinamentum in modum virilis membri, ad mensuram tuae
volun-
tatis, et illud loco verendorum tuorum, aut alterius, cum aliquibus
ligaturis colli-
gares, et fornicationem faceres cum aliis mulierculis, vel aliae
eodem instru-
mento sive alia tecum? Si fecisti, quinque annos per légitimas
ferias poeniteas.
Fecisti quod quaedam mulieres
facere soient, ut jam supradicto molimine
vel alio aliquo machinamento tu ipsa in te solam faceres
fornicationem?
Si fecisti, unum annum per légitimas ferias poeniteas. (Burchard,
Bischof
von Worms, im XII. Jahrh., De poenitentia, Decretorum lib.
19.)
Die fast wörtliche
Übereinstimmung in allen den Vorschriften läßt darauf
schließen, daß sie nur Variationen ein und derselben Formel sind,
die Jahr-
hunderte hindurch sowie der Brauch, anwendbar war. Wie aber so ein
Machi-
namentum aussah, das sagen uns weder die frommen Väter noch D u 1 a
u r e,
dessen Werk Des Divinités génératrices, S.
231
f., Anm., ich die angeführten
Stellen entnehme. Erst ein Zufall verschaffte mir einen solchen
Gegenstand,
den eine berufene Persönlichkeit um die Mitte des vorigen
Jahrhunderts in
einem österreichischen Frauenkloster beschlagnahmte und den wir
jetzt im
Bilde wiedergeben. Das Innere des Rohrs war stark mit Un schli tt
verschmiert
und die ausgezackten Ränder zeigen eine sehr große Abnützung vom Ge-
Gegenständliche Mittel zur
Befriedigung des Geschlechttriebes.
brauch her. Das Rohr ist
21.25
0111 lan& der
Durchmesser der breiten Öff-
nung beträgt 4
cm, der schmalen
3.5
cm. Wozu der eingekerbte Ring diente,
ist mir dunkel. Die eingeschnittenen Zeichnungen bedürfen keiner
Erklärung.
2. Bei
den Hellenen bedienten sich die Tribaden eines aus Leder angefer-
tigten künstlichen Penis, der bei den Griechen O lis bon hieß.
(Vrgl. die
Belege aus Aristophanes, Suidas und Hesychius bei Rosenbaum, Gesch.
d. Lustseuche im Altertum, Berlin
1904, VIL, S.
144,
Anm.) Das Kamasutram
der Inder kennt derartige Werkzeuge aus verschiedenen Metallen,
Elfenbein
und Büffelhorn, wozu dann noch penisähnliche Früchte, Knollen und
Wur-
zeln treten, deren sich besonders die Haremdamen faute de mieux
bedienen.
(Rosenbaum, S. 427.)
Über Masturbation und Tribadie
bei verschiedenen Völkern alter und
neuer Zeit, vergl. Ploss-Bartels, Das Weib in der Natur- und Völker-
kunde, Lpzg. 1905,
I., S.
563—566.
— Prof. Hermann Rohleder, Die
Masturbation, Berlin
1902,
bespricht die Gefahren dieser
Übungen.
3. Bulgarische
Schafhirten, die fern von den Dorfsiedlungen monatelang
einsam ihre Schafherden weiden, schlachten ein Schaf ab, reißen ihm
die
Leber heraus, schneiden in das warme Fleisch einen Ritz und stecken
ihren
Zumpt hinein, um ihren Geschlechttrieb so zu befriedigen. Mir
bezeugten
diese Übung zu verschiedenen Zeiten und voneinander unabhängig ein
Bulgare
und ein Serbe. Sie erwähnten aber auch, daß Paedikation, Onanie,
mutuelle
Onanie und Sodomie auch üblich wären und daß wegen solcher Sachen
die Schafhirten übel beleumdet seien.
4. I
tikva ima seme. Udovica Jeca tużila se svojoj komäinici Kreci:
,Sto ću ti, zeno, svrbi me ріска?' — ,Pa poceäi je!'
reće joj ova. ,Ta probala sam,
ćeśala і ćeSala, skoro svu diaku oćupa pa ne pomazel' — Na to
će Kreca: ,Znai
śta, Jeco, dogji ti sutra kod mené, ali pred veće, ne na danu, ne
pri lampi, nego
kad je sumraćak/ — Kreca je imała brata udovca. Ona kaze bratu sta
je i kako
je i reće mu, da dogje sutra pred veće ali mało ranije. On dogje a
ona ga sakrila
ispod kreveta a nije mlogo proślo, evo ti i komSinice,
susetkinje Jece. Ona joj reće :
Jeco, lezi ti u ovaj krevet, ali na legja a ja ću ti vezati
oći ovom crnom svilenom
maramom. Znas to je dobro a na glavi ću ti metuti j as tuk, ali se
ne smeś ni mrd-
nuti. Ja ću te poćeSati pa će dobro biti. Vidices kako to
prijaf
Ova pristane. Kad je sve udeseno,
kako treba, izvuce se bata ispod kreveta,
izvadi kurćinu te priji u pićku. Prija ćuti i ne mice
se. Kad je bio gotov ode
brzo na staro mesto a Kreca prigje Jeci, oslobodi je i reće:
,Ustanif — Ova u stade:
,N0
kako ti je, komśinice?' — ,Vrlo
dobro, baS valja!c — ,A snaś li, bolna, time
sam te poćeśala?' reće i izvadi tikvu ispod kecelje, ,evo
ovom tikvom!* — ,BaS
val ja, baä ti hvala, prijo, e ti ja nisam znała
Ie —
Jeca ode kuci svojoj a
bata ka njegovoj. Jeci se to dopalo te ćim je pićka
svrbiti poćela, trazila je tikvu i turala je tikvu u
pićku ali nakon ćetiri meseca
porasti Jeci trbuśić, oseti ona da je trudna te reće svojoj
komśinici : ,Za Boga i po
Bogu, żeno, äta je ovo? U mené je trbuh narastio, ta ja sam trudna,
o ljudi,
otkud to?I' — ,Boźe, Jeco, bołe/ odgovori ona, ,ta zar ne znaś,
bolna, da i tikva
ima seme?Ie —
Erzählt von einem Mädchen aus
Palanka, Baćka, Südungarn.
Gegenständliche Mittel zur
Befriedigung des Geschlechttriebes.
427
Auch der Kürbis hat Samen. Witib
Jeca klagte ihr Leid ihrer
Nachbarin Kreca: „Was fang ich an, Weib, die Voz juckt mich?" —
«Nun,
so krau siel" sagte diese zu ihr. — „Hab' ja schon probiert, gekraut
und
gekraut, habe fast alle Schamhaare herausgerauft und es hilft
nichts!" —
Darauf bemerkte Kreca: „Weißt was, Jeca, komm du morgen zu mir, doch
vor Abendanbruch, nicht bei Tag-, nicht bei Lampenlicht, sondern in
der
Schummerung." — Kreca besaß einen verwitweten Bruder. Sie erzählte
dem
Bruder, was der Mär und was los sei und sagte zu ihm, er möge morgen
gegen Abend, doch etwas früher, kommen. Er kam und sie versteckte
ihn
unter dem Bett und es verstrich nicht viel Zeit, da naht dir auch,
siehe, die
Nachbarin Jeca. Jene sprach zu ihr: „Jeca, leg dich in dieses Bett
nieder,
doch auf den Rücken, ich aber werde dir die Augen mit diesem
schwarzen
Seidentüchl verbinden. Weißt du, das ist gut, auf den Kopf aber
werde ich
dir ein Kissen legen, doch darfst du dich nicht einmal mucksen. Ich
werde
dich abkrauen und es wird gut sein. Du wirst sehen, wie das behagt!"
Die willigte ein. Als alles, wie
erforderlich, eingerichtet war, zog sich das
Brüderlein unter dem Bett heraus, nahm den Zumpterich hervor und
fuhr
der Freundin in die Voz hinein. Die Freundin schweigt und rührt sich
nicht. Als er fertig war, begab er sich rasch auf den alten Platz.
Kreca
aber trat an Jeca heran, befreite sie und sprach zu ihr: „Erheb'
dich!" —
Die erhob sich. „Nun, wie ist's dir, Nachbarin?" — „Sehr gut, das
behagt
fürwahr." — „Und weißt du, sollst nicht krank sein, womit ich dich
abge-
kraut habe," sagte es und zog unter dem Schurz einen
(Flaschen-)Kürbis
hervor, „mit diesem Kürbis!" — „Führwahr, das behagt, fürwahr, ich
dank
dir, Freundin, das habe ich wohl nicht gewußt!" —
Jeca begab sich nach ihrem Haus
heim, das Brüderlein aber zu seinem.
Jeca gefiel dies Spiel und sobald sie die Voz zu jucken anfing,
suchte sie
den Kürbis und schob den Kürbis in die Voz hinein, doch nach vier
Mo-
naten, o Bäuchlein wachs an bei Jeca, sie fühlte sich schwanger und
sagte
zu ihrer Nachbarin: „Um Gottes Willen und bei Gott [Schwester], o
Weib,
was ist das? Bei mir ist der Bauch angewachsen und ich bin
schwanger,
0 du
Welt, woher kommt das?!" — „O Gott, Jeca, o Gott," antwortete diese,
„o ja, weißt du denn nicht, sollst nicht krank sein, daß auch der
Kürbis
einen Samen hat?." —
5.
Rano su poceli, Dve male od
14—15
godina iokice virile kroz jednu
rupu і videle, kako se jedan Covek i źena jebu. To se curama dopalo
pa bi і
one probate. ,N0
pa sta da radimo, kad nemamo
muśkarca?' reće jedna. ,Niśta
zato, mi ćemo same jebati i bez coveka. Znai, probaćemo pa kako
ispadne/ —
1 tako odu u jednu sobu i
legnu na krevetac iza furune i poćnu se prvo milovati,
ljubiti i svuku se do kosulje. Sad tek nasta rad. ,Zna$ śta?' reće
prva, ,lezi ti na
mené i turi mi tvoj prst u pićku pa pośle ću ja tebi l' — I tako su
radile. No reće
druga : ,Bolje bi bilo, da ti legneè pored mené pa ti turi tvoj prst
u moju pićku a
ja ću moj prst u tvoju/ — To se curama bogme dopalo pa dri, ne daj,
drf, ne
daj! i tako su і pospale sa prstima u pićki. No su zaboravili vrata
od sobe da
zabrave. Kasno pred vece dogje komSinica po svoju kćer da je traii
te reće gazda*
rici: ,A gde su cure?' — Ja ne znam, dosad sam bila u vrtu posłom,
sad ugjoh
u kucu.' — Ove su vikale po imenu i trazüe svoju decu ali nigde.
Naposletku
ih nagju u sobi gde leze jedna pored druge sa prstima u pićki.
,Źalosna vam
428
Gegenständliche Mittel zur
Befriedigung des Geschlechttriebes.
цапа vasal' reće domaćica, ,rano
ste poćelel' — ,Cuti, drugo, ćuti, nek znaju, da
m
se pośle ne stide!'
Erzählt von einem Mädchen aus
Palanka, Baćka, Südungarn.
Frühzeitig fingen sie an. Zwei
kleine 14—15jährige
Katholikinnen
lugten durch ein Loch und sahen, wie ein Mann und Frau vögeln. Das
gefiel den Mädchen und auch sie wandelte die Lust an, es zu
versuchen.
„Nun, was sollen wir tun, wenn wir kein Mannsbild haben?4*
sprach die
eine. „Das macht nichts, wir werden allein auch ohne Mann vögeln.
Weißt
du, wir werden es versuchen, und wie es ausfällt I44 —
Und so verfügten
sie sich in eine Stube und legten sich aufs Bettchen hinter dem Ofen
und
fingen zuerst einander zu herzen und zu küssen an und zogen sich bis
aufs
Hemd aus. Jetzt erst Hub die Arbeit an. „Weißt was,44
sagte die erste,
„leg* du dich auf mich und steck deinen Finger in meine Voz hinein
und
später will ich dir dasselbe tun!44 — Und so taten sie.
Das hat den Mädchen,
so helf mir Gott, behagt und halt zu, laß nicht abl, halt zu, laß
nicht
ab! und so sind sie denn auch mit den Fingern in der Voz
eingeschlafen.
Nun aber hatten sie vergessen, die Stubentür zuzuriegeln. Spät vor
Abend-
anbruch kam die Nachbarin um ihre Tochter, um sie zu suchen, und
sagte
zur Hausfrau: „Ja, wo stecken denn die Kinder?44 — „Ich
weiß es nicht,
bis jetzt war ich im Garten mit der Arbeit [beschäftigt], trat eben
in den
Küchenraum ein.14 — Sie riefen sie beim Namen und suchten
ihre Kinder,
doch nirgends [zu finden]. Zuguterletzt fanden sie sie in der Stube,
wie
sie eine neben der anderen mit den Fingern in der Voz daliegen.
„Jammer
über eure Mama!44 sagte die Hausfrau, „frühzeitig habt
Ihr angefangen!44 —
„Schweig, Genossin, schweig, sie sollen es wissen, damit sie sich
späterhin
nicht schämen Г*
Anmerkung. Die Nachbarin meint,
die gegenseitige Selbstbefriedigung
wäre eine gute Vorübung für den Verkehr mit Männern. Mit der Methode
waren beide Frauen natürlich auch vertraut.
Vom Büchertische.
II
F. Karsch-Haack. Forschungen über
gleichgeschlechtliche
Liebe. Das gleichgeschlechtliche Leben der Ostasiaten :
Chinesen, Japaner und Koree r. München
1906,
Se it z und
Schauer, IX. u. 134
S.
8°.
Professor K a r s c h hat schon
über das Problem der gleichgeschlecht-
lichen Liebe in seiner Darstellung Der Pädasterie und Tribadie bei
den Naturvölkern im 3.
Jahrbuch für sexuelle
Zwischenstufen (1901,
S.
72—201)
geschrieben und beabsichtigt, seine
Forschungen und Arbeiten
auch auf die Chamiten, Semiten und amerikanischen Kulturvölker und
die
Arier auszudehnen. Er stellt in seiner Vorrede zu dem vorliegenden
Buche
übereinstimmend mit den Ansichten des Dr. Magnus Hirschfeld (siehe
Ur-
sachen und Wesen des Uranismus, V. Jahrbuch für sexuelle
Zwischenstufen
[1.
Band], Leipzig
1903,
S.
1—159) fest, daß weder
alle mit weiblichen Ge-
schlechtsorganen gebornen Menschen, noch alle mit männlich gebornen
in
sich den Beruf fühlen, d і e Rolle zu spielen, die ihnen durch die
Natur
ihrer Geschlechtswerkzeuge auferlegt zu sein scheint, nämlich der
Fortpflan-
zung zu dienen, vielmehr gibt es auch solche mit ausschließlicher
Neigung
zum gleichen Geschlecht. Ferner, daß solche Personen alle
Naturvölker auf-
zuweisen hatten und haben, wobei die Beobachteten
gleichgeschlechtlichen
Erscheinungen im allgemeinen durchaus den Eindruck elementarster
Natür-
lichkeit auf den Unbefangenen machen.
Der Leitgedanke des Autors ist,
daß Päderastie und Tribadie als Wir-
kungen des Geschlechtstriebes, nicht als „Laster", sondern immer und
überall
vorkommende Erscheinungen sind, die weder Geringschätzung, noch
verach-
tungsvolles Totschweigen, noch brutale Verfolgung durch ein
freiheitfeind-
liches Gesetz verdienen, und daß sie bei den einzelnen Rassen und
Völkern
daher auch nicht in ihrem eigentlichen Wesen nach verschieden sein,
sondern
lediglich in der charakteristischen Form ihres Auftretens
entsprechend den
Gesamtanlagen der betreffenden Rassen und Völker, Verschiedenheiten
auf-
weisen können.
Der Autor hat seiner Arbeit eine
sehr umfangreiche Literatur zugrunde
gelegt, die nicht nur besonders ausgewiesen, sondern auch mit den
ent-
sprechenden Hinweisen im Texte eingeschaltet ist. Im ersten
Abschnitt be-
spricht er nach einer ethnographischen Einleitung die
gleichgeschlechtliche
Liebe in China, wo die verschiedenen Bezeichnungen für die
Pädikation und
430
Vom Blichertische
die Kosenamen für die Pathici
angeführt sind und auf die allgemeine Ver-
breitung der Päderastie in China nach geschichtlichen Quellen
hingewiesen
wird. Ferner bespricht er die Prostitution in der
gleichgeschlechtlichen Liebe
mit all ihren Erscheinungen, als Freudenhäusern, Theatern.
Straßenstrich,
wobei die Städte Sutschan, Peking, Tientsin, das Sodom Chinas,
Shanghai
und Hongkong besonders erwähnt werden. Auch die Erscheinimg, daß die
in der Fremde lebenden Chinesen ihre päderastischen Anlagen und
Neigungen
nicht verleugnen, wird angeführt und durch Daten nachgewiesen.
Die juridische Seite der
Päderastie wird gründlich behandelt und auch
die päderastische schöne Literatur der Chinesen wird beachtet, wobei
auch
angeführt wird, daß sich auch die chinesische Kunst mit der
Päderastie be-
schäftigt. Am Schlüsse wird die Tribadie in China besprochen.
Der zweite Abschnitt ist den
Japanern gewidmet. Zuerst bespricht Pro-
fessor Karsch die Japaner in ethnographischer, ethischer und
kultureller
Hinsicht, wo insbesondere hervorgehoben wird, daß der Japaner mit
einer
gewissen natürlichen Ernsthaftigkeit eine überaus starke, von
überschäumen-
der Lebenskraft getragene, natürliche Sinnlichkeit verbindet, die
sehr unver-
hüllt hervortritt. Es wird auch darauf hingewiesen, daß dem Japaner
die
vom Abendlande künstlich gezogene Abgrenzung zwischen Ehe und
Prosti-
tution völlig fremd ist, daß die Ehe als das angesehen ist, was sie
auch in
Europa in den meisten Fällen wirklich ist, als ein gutes Geschäft,
und daß
die Prostitution als eine in den Verhältnissen begründete
Notwendigkeit ist,
der eine moralische Mackel an sich nicht anhaftet. Der Autor führt
auch
an, daß die Lusthäuser Staatsinstitute sind, woran er die
verschiedenen Be-
zeichnungen der mannmännlichen Akte und der Liebhaber mit einem
geschicht-
lichen Rückblick auf den gleichgeschlechtlichen Umgang anschließt.
Auch die
Stätten des mannmännlichen Umgangs und die Verbreitung der
Päderastie
unter den Soldaten, den Studenten und in den Alumnaten werden
ausführlich
besprochen. Der Autor beschäftigt sich sehr gründlich mit der
juridischen
Seite der Päderastie und stellt fest, daß bis zum Jahre
1868
der Päderastie
kein Gesetz im Wege stand. Er behandelt auch noch die schöne
Literatur
und die Kunst in der Päderastie, wobei auch die Erotik im
allgemeinen be-
sprochen ist, und schließt den Abschnitt mit einer Besprechung über
die
Tribadie in Japan.
Im letzten Abschnitt schreibt
Professor Karsch über die Päderastie in Korea.
Diese Schrift des Professor
Karsch wird jedenfalls viel zur Klärung des
Problems der gleichgeschlechtlichen Liebe beitragen und nicht nur
die vor-
liegende Arbeit, sondern auch die in Aussicht gestellten Arbeiten
über dieses
Problem verdienen ganz besonders vom Arzte, Juristen, Kulturforscher
und
Ethnologen gelesen und beachtet zu werden.
Karl Reiskel.
Vom Büchertische.
4SI
Pachinger, A. M. : Die
Mutterschaft in der Malerei und Graphik mit einem
Vorwort von Prof. Dr. Gustav Klein, München, Mit
130
Illustra-
tionen und Bilderbeilagen. München und Leipzig, Georg Müller,
1906. 212
S. gr.
8°.
Dies Buch würde ich loben, selbst
wenn der Verfasser nicht unser Mitarbeiter
und mein persönlicher Freund wäre, jetzt aber lobe ich es um so
lieber; denn
des Freundes Ehre und Ansehen erfüllen mich mit Stolz und Freude.
Von
der Folklore ausgehend, geriet ich auf die verschiedensten Gebiete
des Volks-
wissens, Pachinger dagegen vertiefte sich in das Studium der Kunst
aller
Zeiten und Völker, zumal der Malerei und Zeichenkunst und um sie
vollkom-
mener zu begreifen, begann er das Volks- und Völkerleben genauer zu
be-
trachten. Er ging ins Volk, um Bilder und anscheinend wertloses
altes Zeug
zu sammeln, schuf für sich ein eigenes Museum und wurde zum
Folkloristen
in eigener Schule. Ihm dient Folklore zunächst als Helferin zur
Erklärung
von Büdern, deren Sinn einer Erhellung bedarf. Dabei kommen wir vom
Bau
nicht zu kurz, indem er uns unseren Stoff im Spiegel künstlerischer
Auffassung
verschiedener Zeiten näher begreifen lehrt. Er erweitert unseren
historischen
Horizont und zeigt uns da und dort, wo wir anzusetzen haben, um
unsere
Erhebungen und Forschungen für die Kunstgeschichte nutzbarer zu
gestalten.
Er selbst ist zunächst ein Kenner der Lebensgeschichten ungezählter
Maler,
Zeichner und Radierer, ein gewiegter Beurteiler ihrer Tecknik im
einzelnen
und zudem ein Ästhetiker, der einem die Kunst des Schauens und
Genießens
oder lebensfrohen künstlerischen Mitfühlens und Mitempfindens
beizubringen
weiß. Er beweist uns entgegen der landläufigen, uns anerzogenen
Anschauung,
daß wir auch die Schwangere in ihrer besonders gearteten
Schönheitentwicklung
zu würdigen haben. Ihre unausgesetzte, liebevolle Betrachtung
geleitete ihn zur
Beschäftigung mit der Anthropophyteia hin und so ist er, der
Archäolog
und Ästhetiker zu unserem Fachgenossen worden.
Das schönste, was ich diesem
Buche nachzusagen hätte, nahm mir leider
bereits Prof. Klein vorweg. „Es ist ein Stück Kunst- und
Kulturgeschichte,
ja nicht zum wenigsten sogar ein Stück Menschheitgeschichte, das ein
feinsinniger
Sammler hier darbietet." Dem kann ich nur beistimmen. Die
gedankenreiche,
glänzend geschriebene Einleitung und dazu das Schlußwort Pachingers
würdigen die Frau und ihre Stellung als Schwangeren. Auch das könnte
ich
nicht besser vorbringen. Der Erlanger Univ.-Prof. Dr. Joh. Christ.
Fick
nahm in sein englisches Lesebuch (Erlangen
1816)
die von Lady Montagu
verfaßte Schilderung einer Niederkunft auf. Lebten wir nicht in
einer heuch-
lerisch prüden Übergangzeit, könnten wir mit gutem Recht erwarten,
daß die
zwei Abschnitte aus Pachingers Werk ehebald ein Lesebuch für höhere
Töchterschulen und Gymnasien schmücken werden.
Das Buch gliedert sich stofflich
in die Abschnitte: Schwangerschaft, Die
gebärende Frau, Die Wochenstube, Die stillende Mutter, Patrone,
Glaube und
Aberglaube.
Von den Einzelheiten ziehen
zunächst unsere Aufmerksamkeit auf sich
die eingetreten Angaben über S.
48: Die Bewertung der
Jungfrauschaft bei
den Völkern; 52:
Jungfernproben;
54:
Den Hurenschwur auf die Vaterschaft
(in England); 56:
Das Soldatenweib;
71:
Strafe f. e. gefallenes Mädchen;
432
Vom Büchertische.
83:
Schwangerschaftgelüste;
88:
Das Märchen von der Frau, die das eiriemal
neun und das anderemal elf Kinder geboren;
89:
Die falsche Schwanger-
schaft; 95, 101, 114
und
135: Gebürstühle;
lo6f.:
Die Hebammen; 116f.:
Kaiserschnitte; 147
f.: Die Aufsegnung. — Die letzten
sechs Seiten des V. Ab-
schnittes gab Dr. P. in vermehrter Stofffülle in unserer Anthrop.
III., S. 34
bis
40
wieder und eine ausgiebige Fortsetzung dazu für den nächsten
Band.
— Ein gutes Namen- und Bilderverzeichnis erleichtert die jeweilige
Benützung
dieses herrlichen Buches. Krauss.
Dflhren, Dr. Eugen: Rétif de la
Bretonne. Der Mensch, der Schriftsteller,
der Reformator. Berlin 1906,
Max Harrwitz, XXVII,
515,
gr.
8°.
D. ist in Rétif förmlich
verliebt. In R. „stellt sich ihm der Geist des
Volkes, gewissermaßen in einem einzigen Menschen verkörpert,
lebendig ge-
worden, dar, dieses französ. Volkes, dem im Grunde der Geist des
Rokoko
immer fremd und feindlich geblieben war, dessen unverdorbene,
kräftige In-
stinkte selbst die gefährliche Berührung mit ihm siegreich
überwanden, so daß
der elementare Ausbruch einer gewaltigen Volkskraft ermöglicht
werde, wie
ihn die erstaunte Mitwelt in den beiden Jahrzehnten der großen
Revolution,
und der Napoleonischen Kriege erlebte". D. nennt ihn den ersten
französ.
Volkschriftsteller und besten Kenner des Volklebens und das
vorliegende Werk
ist ein Versuch — freilich ein großartig geglückter — zu zeigen, was
das Leben
eines einzelnen Menschen für ihn selbst und für die Mitwelt
bedeutet. Dabei
„war sein Leben voll turpitudes, ein beständiger Rausch sinnlicher
Genüsse,
denen stets bittere Reue auf dem Fuße folgte". R. war ein aller
Bedenken
barer Weiberjäger und Weiberverführer. Die Liste seiner
Freudenspenderinnen
betrug über 1000
Namen. Das Ende war Syphilis und
schmerzhafter Tod in
drückender Armut. Der größte Teil des Buches befaßt sich mit der
Schilde-
rung von Rétifs Heldentaten als eines Don Juan. Erotiker pflegen
stark in
Gesichtern ihrer Phantasie zu schwelgen. R. versteht es, Erlebnisse,
die ohne
viel Mühe und mit etwas Geld auch der erstbeste Schustergeselle
haben kann,
mit dem Reiz des Außerordentlichen und Seltsamen zu umkleiden und
sich
als einen Tausendsassa in den Vordergrund zu rücken. Das gelingt ihm
mit
seiner schriftstellerischen Begabung. Seiner Weisheit letzter und
billiger Schluß
lautet : Alles ist eitel! Jeder, der am Weib herabkommt, wird zum
Pessi-
misten.
Drei Vierteile des Buches sind
mit der Aufzählung von R.*s Geliebten
und mit Schüderungen, wie er sie oder sie ihn drangekriegt haben,
abwechs-
lungreich ausgefüllt. Eigentlichen Wert für anthropophysische
Forschung haben
doch nur die Abschnitte über R/s Erotismus, Fußfetischismus und
andere „per-
verse" Erscheinungen. D ü h r e n verarbeitete mit großer Kunst ein
schwer
verdauliches Material zu einem bei aller Gelehrtheit sehr fließend
lesbaren
Werke. Es ist ein Schlüssel zum Verständnis des Wesens von
Schürzenjägern
und durch geschlechtliche Sinnlichkeiten zu Gewaltmenschen
entartender In-
Vom Büchertische.
433
di v idu en, die häufig auf
dem Krankenbette, zuweilen in Kerkern oder auf
Misthaufen verfaulen, mitunter aber bis zu ihrem unseligen Ende, die
Gesell-
schaft, in der sie das große Wort führen, dem sittlichen Verfall
entgegen-
treiben. Krauss.
Nicolaidès, Jean: Contes licencieux
de Constantinople et de l'Asie mineure
(І. В. der: Contributions au folklore erotique. Contes, chansons,
usages, etc.
recueillis aux sources orales), Kleinbronn
(1905),
Paris, Gustav Ficker,
XXVIII, 217,
Kl. 8°.
Preis
20
Fr. = 20
Mk.
Die Herausgeber dieser Sammlung
bemerken im Vorwort, sie wollen die
Kryptadia fortsetzen, von denen bloß
5 Bände erschienen sind.
Tatsäch-
lich erschienen neun Bände, nur legten die Herausgeber die Redaktion
nach
Abschluß des achten Bandes nieder und überließen die Kryptadia ihrem
Schicksal und Verleger, zugleich aber stellten sie es mir anheim,
das Unter-
nehmen selbständig weiterzuführen.^ Die neuen Pariser Konkurrenten
begrüße
ich aufs freundlichste, obwohl mir deren Geheimtuerei und Methode
nicht
zusagt; denn sie entspricht nicht dem Ernst der Forschimg.
Nikolaidis (geb. am
21.
IX. 1846
zu Caesarea in Kleinasien, gest.
im August 1893
zu Chios als Gymnasiallehrer) war ein
gelegentlicher Folklorist.
Bezeichnend für ihn ist seine Bemerkung (S. IXf.): „II n'y a pas à
Constantinople
de population compacte. Les Turcs de la Turquie d'Europe, de l'Asie
Mi-
neure et du littoral levantin
sont mêlés de telle sorte que Гоп ne saurait
distinguer si une tradition est albanaise, bosniaque, bulgare,
serbe, géor-
gienne, circassienne, tatare, arabe ou turque. On pourrait en dire
autant
pour les traditions grecques, arméniennes et tziganes. Le travail
est long et
difficultueux."
Gleichartige Verhältnisse herrschen
doch in jeder Großstadt vor, nur haben
wir Folkloristen von Beruf auch die Behelfe zur Hand, um allgemeines
Wander-
gut von nationalem, bodenständigem Volkstum ziemlich genau
auseinander
halten zu können. Die Verhältnisse im lexikographischen Besitzstande
einer
Kultursprache, z. B. der unsrigen mit ihren
70000
Lehn- oder Fremdwörtern
sind noch etwas verwickelter als in der Folklore und doch hat es der
Fleiß und
Scharfsinn der Philologen zu Wege gebracht, Klarheit in dem Dunkel
der Wort-
geschichte zu schaffen. Wir Folkloristen erledigen in absehbarer
Zeit auch
unsere Aufgabe nicht minder sicher und darum ist uns vorderhand
jeder
Beitrag an Stoffen höchst willkommen.
G. Froidure D'Aubigné, der Sekretär
der Tradition, schickt der
Sammlung einen hübschen Exkurs über die erotischen Geschichten des
alten
Griechenlands voraus, der mit dem Buche sonst in einem zufälligen
Zusammen-
hange steht. Ausgeschlossen haben die Herausgeber von der
Veröffentlichung
alle Geschichten, die auf Wortspielen beruhen und ebenso die
unflätigen oder
skatologischen, die nach ihrer Meinung nicht zur Erotik gehören. Es
ver-
Krauts, Anthropophyteta. ПІ. 28
434 V°m Büchertische.
blieben die im Buche dargebotenen
60
Stüde in französischer Übersetzung
ohne Originaltexte. Leider ermangeln die Geschichten jedweder
erklärenden
Erläuterung und schweben mit ihren vagen Fundortangaben förmlich in
der
Luft. Zur Orientierung unserer Leser soll aber diesmal eine
Inhaltangabe einer
jeden Erzählung hier folgen:
I. Ein Prinz und sein Begleiter
stellen sich als Trottel und werden da-
durch einer schönen Jungfrau und deren Gesellschafterin froh, weil
sich diese
solchen Männern gegenüber sicher glauben.
II. = Anthr. II., Nr. 456. Ein
Kahlkopf (serb. Cosa rächt sich an dcr.i
Kadi.
III. = Anthr. I., Nr.
396. Diesmal
verstehen die Leute kein russisch.
IV. = Anthr. I., Nr.
159 der
Abenteuer zweiter Teil (S.
197—8).
V. Eine Nonne läßt sich
vom Küster übertölpeln, der zweimal in sie
öl vom hl. Damasus einträufelt, damit sie einer Unterlassungsünde
ledig
wird. Nach 9
Monaten genas sie eines Knäbleins.
VI. Ein Kadi bindet sich
um das Bein den Strick, an dem eine Kuh
geführt wird, während er die Hirtin gebraucht. Die Kuh rennt
erschreckt
davon und schleift den Kadi halb zu Tod.
VII. Mann, Frau und Kind
scheitern auf eine ganz öde Insel. Die Frau
läßt Mann und Kind, der Mann die Frau saugen und so erhalten sie
sich
6 Monate lang.
VII. Der Beichtende
gesteht dem Popen, er habe alle Frauen von dessen
Familie gebraucht. Erzürnt darüber, will sich ihm auch der Pope noch
hin-
geben.
VIII. = Anthr. I., Nr. in
und 112.
IX. Ein Einsiedler gerät
in ein Kloster, wo er 363 Prinzessinnen ent-
jungfert.
X. Ein Sakristan begeht
mit einer Nonne in der Kirche auf einmal vier
Todsünden, die selbst dem Teufel zu viel sind.
XI. Ein Mensch notzüchtigt
einen Teufel und man verwehrt ihm des-
halb nach seinem Ableben den Eintritt in die Hölle.
XII. Ein Pope macht einer
Frau für 20
Medjidien einen Patriarchen.
XIII. Ein verwitweter Pope
nimmt drei Frauen, von denen eine jede
eine besondere Kunst zeigt.
XIV. Eine Beichtende weiß
nicht, wer sie geschwängert hat, ebensowenig
als es der Pope wissen könnte, welche Wespe ihn gestochen, wenn er
sich
mit bloßem Gesäß auf ein Wespennest setzen würde.
XV. = Anthr. I., Nr.
151.
XVI. « Anthr. I., Nr.
324.
XVII. Ein Kadi läßt sich,
um dick zu werden, von einem Bauern kastrieren.
VXIII. = Anthr. I., Nr. 319
u.
320.
XIX. Der Gemahl einer Prinzessin
besitzt einen Zauberring, der auf den
Zumpt gesteckt, den ins unermeßliche Wachsen macht. Die vorwitzige
Prinzeß-
Vom Büchertische.
435
mutter versucht am Zumpt des
schlafenden Eidams die Wirkung des Ringes
und wird bis in die Wolken hoch emporgehoben. (Diese Schnurre ist
auch den
Südslawen geläufig.)
XX. Ein Matrose verkleidet
sich als hochschwangere Frau und beschläft
die einzige Tochter des reichen Popen.
XXI. Eine Bäuerin
erscheint an Stelle ihres Mannes vor einem Meer-
drachen und zeigt ihm ihre Gemachte nach der angeblichen
Kastrierung.
Der Drache erschrickt und entflieht,
XXII. Astrologen
prophezeien einem Sultan, seine Zwillingkinder, Prinz
und Prinzeß würden in ihrem 16.
Jahre blutschänderisch
ein Kind zeugen.
Trotz aller Absperrung trifft die Prophezeiung ein,
XXIII. Ein älterer Mann
heiratet ein junges Mädchen, das er nicht be*
friedigen kann und nimmt zu deren Bewachung einen vermeintlichen Eu-
nuchen auf, das aber war der erste Geliebte der jungen Frau.
XXIV. = Anthr. I., Nr.
143.
Nur die Einleitung ist anders.
XXV. = Anthr. I., Nr.
118—121.
XXVI. = Anthr. I., Nr.
272
und
279.
XXVII. Eine zum zweitenmal
verheiratete Witib ist über den normalen
Beischlaf entsetzt; denn vom ersten Mann aus kannte sie bloß coitum
analem.
XXVIII. = Anthr. I., Nr.
290.
XXIX. = Anthr. I., Nr.
177.
XXX. Ein Bauer, der seinen
gestohlenen Esel sucht, nächtigt auf einem
Baume und belauscht das Schäferspiel eines Popen.
XXXI. Ein Einsiedler
betört eine keusche, unfruchtbare Frau, die ihn
um Hilfe angeht.
XXXIL == Anthr. I.,
277
und 278.
Der Schluß wie Nr.i im Wegkürtzer
d. Martin Montanus. Hrg. von E. X. Blümml u. J. Latzenhofer
(Leipzig 1906).
XXXIII. Eine Gebärende
meint, das Kind könnte wohl auch zum After
herauskommen, weü ihn ihr Gatte ebenso oft wie die Vulva gebraucht.
XXXIV. Ein Pope will durch
ein kleines Plankenloch ein Mädchen ent-
jungfern, der Zumpt schwillt ihm aber derart an, daß er ihn nicht
mehr heil
zurückziehen kann.
XXXV. Ein Mädchen rät
einem Kahlkopf achttägige Waschung mit dem
Ham seines Weibes. Er zeigt ihr den kahlen Kopf seines Zumptes, der
während 50
Jahren nicht behaart worden.
XXXVI. Inhalt mitgeteilt
Anthr. III., 268—269,
Anm. (unter Sodomie).
XXXVI. Inhalt mitgeteilt
Anthr. III., S. . . . (unter Sodomie).
XXXVII. Eine schlafende
Witib erwacht bei den Liebkosungen ihres
Knechtes. — Brantôme, Das Leben d. galanten Damen, Leipzig
1904,
S.
278.
XXXVIII. Von zwei
verheirateten Schwestern gibt sich die jüngere einem
Wanderer für 20
Goldstücke hin, die ältere gesteht
weinend, der Pfarrer und
der Richter gebrauchten sie wöchentlich zweimal und keiner von
diesen Ban-
diten beschenkte sie je auch nur mit einem Heller.
28*
436
Vom Bilchertische.
XXXIX. Vrgl. Anthr. I., Nr. і und
197.
In der Smyrnaer Fassung
mietet der Pope dem Ehemann die Vordere der Ehefrauen ab.
XL. Einem Schuster geht „der
Faden" aus. Die junge Frau entdeckt
den verlorenen beim Popen und zerrt ihn daran. Ähnlich in den
Italien. Volks-
Dichtungen übers, v. J. Ulrich, I. B. d. Quellenschriften zum
Studium
d. Anthropophyteia.
XLI. Ein Schuster vögelt zwölf
mal nacheinander die Frau eines Kadi,
wird aber durch dessen Heimkehr zum Schluß unterbrochen und verliert
die
Wette von 20
Pfund. Der Kadi, der da meint, es
handle sich um 12
ab-
geschlagene Äpfel, von denen der
12. angestochen gewesen,
entscheidet zu
des Schusters Gunsten. Vrgl. Anthr. I., Nr.
310.
XLII. Ein Pope predigt, er würde
eher ein Dutzend Mädchen entjungfern
wollen als mit einer Ehefrau, und wäre es die schmutzigste Person
auf der
Insel, ehebrechen.
XLIII. Ein Mann wird von seiner
Frau wegen zu geringfügigen Zumptes
auf Scheidung verklagt. Er soll den Frauen des Ortes sein Zümptlein
durch
ein Plankenloch zeigen, damit sie entscheiden. Der Pope vertritt ihn
aus
Mitleid, doch eine der Frauen erkennt ihn am Zumpt.
XLIV. Die vom Popen
zurückgelassene und vom Hahnrei aufgefundenem!
Hosen holt ftian in Prozession als die Relique des Hl. Cyriacus ab.
= Die
fchwänke
und Schnurren Poggios, Leipzig
1905, Nr.
232:
Die Hosen d.
1. F ranz і sc us.
XLV. = Anthr. I., Nr.
299.
XLVI. Vom unerfahrenen jungen
Ehegatten, der das miauende Kätzchen
seiner Frau nur mit dem Zumpt zu sättigen vermag. Vrgl. Anthr. I.,
Nr. 200
bis
202.
XLVII. Ein Mann, der für sein
Weib neue Schuhe heimbringt, überrascht
sie, die Gattin, im Garten unter einem Burschen und mit den Beinen
auf
dessen Schultern. „Wenn du so spazieren gehst, wirst du wenig Schuhe
zerreißen I" ruft er ihr zu.
XLVIII. Des Popen „Moses" zieht
ins „gelobte Land" der Sakristan-
tochter ein. = Anthr. II., Nr.
435—437.
XLIX. — Anthr. II., Nr.
409, 410.
Eine Frau bestellt drei Liebhaber
nachts
zu sich, plündert sie nacheinander aus und überliefert sie, einer
Verabredung
gemäß ihrem heimgekehrten Ehegatten zur Züchtigung.
L. Die Frau eines ältlichen Popen
läßt sich von einem Landstreicher für
50
Piaster Geist und Verstand
„einflößen".
LI. = Anthr. I., Nr.
267—269;
IL, Nr.
386;
III., Nr.
76.
LH. Ein Schlaumeier übertölpelt
eine geizige alte Jungfer, die ihm für
hundert Megjidiën erlaubt, die Eichel seines Zumptes in ihre Vagina
einzu-
führen. Damit er sie ganz befriedige, gibt sie ihm das Geld zurück
und noch
vieles drauf. — Ist im ganzen Süden allgemein verbreitet. Vrgl.
Anthr. I.,
Nr. 301.
LIII. Ein Gutpächter klagt dem
Gutherrn seine liebe Not im Mai; denn
Vom Büchertische.
437
die Maultiere wären brünstig, die
Ehefrau stelle an ihn größte Anforde-
rungen und die Gutfrau wolle auch den ganzen Tag ihre Befriedigung
haben.
LIV. Eine kahlköpfige
Wallfahrerin bedeckt aus Scham ihr Haupt mit
den Röcken und zeigt den Pilgern ihre runden Hinterbacken.
LV. Eine Dienerin sagt zur Frau
des Kadi, deren junge Söhne vögeltei>
lange noch nicht so gut wie der alte Kadi. (In Ungarn als Mikos-Witz
be-
kannt. Mikos entehrt die zwei jungen Töchter seines Freundes Janos
und
erzählt ihm bei dessen Heimkehr, die Mädchen verständen die Sache
noch
nicht gut, dagegen arbeite deren Mutter noch immer so gut wie als
Mädchen
vor zwanzig Jahren.)
LVI. Ein armer Wanderer, der die
Zeche nicht bezahlen kann, findet
mit seinem Riesenzumpt vor der verwitweten Wirtin und deren Dienerin
Gnade
und verbleibt 8 Tage lang zu Gast.
LVII. Vrgl. Anthr. I., Nr.
243.
In der griech. Fassung sind es drei
abgewiesene Freier, die nacheinander nachts als ein Pilgrim des
Popen Tochter
beschlafen. Vom Angriff des Dritten wird das Kind zum Patriarchen
von
Konstantinopel.
LVIII. = Anthr. I., Nr.
352.
Die türk. Fassung auch bei Balzac,
Physiologie der Frauen.
LIX. Die Wasserprobe der
Ehebrecherin gelingt, weil sie schwört, sie
habe nie einen sonst als ihren Gemahl und den Narren, der sie vor
der
Probe überfiel, umarmt. Der Narr war eben ihr verkleideter
Liebhaber. Vrgl.
Ulrich, Italien. Volkstümliche Dichtungen.
LX. Vrgl. Anthr. IL, Nr.
394,
die zigeunerische Fassung IL, Nr.
5
und
III., Nr. 474
u.
475.
Der Hexenhammer. Von Jakob
Sprenger und Heinrich Jnsti-
t o r і s. Zum ersten Mal ins Deutsche übertragen und eingeleitet
von J. W.
R. Schmidt. Drei Teile. I. XLVII,
216,
П. VI,
273,
Ш. VII,
247
S. 8*
Ein literarisches Brechmitteil
Das ist eines der schauderhaftesten und
unsittlichsten Schriftwerke der Weltliteratur, weil es das zu
Missetaten ver-
dichtete Verbrechen wider den gesunden Menschenverstand darstellt
und zu
den grauenhaftesten Justizmorden anstiftete. Sein Inhalt ist zum
geheiligten
Gemeingut des europäischen Volksglaubens geworden und die
Anschauungen,
die es zur Entfaltung brachte, sind leider Gottes schier
unausrottbare Hemm-
nisse des geistigen Fortschrittes innerhalb der breiten Volksmengen,
ja, sie
üben noch immer einen verderblichen Einfluß gegen die Entwicklung
unserer
Gesittung nach wissenschaftlichen Erkenntnissen hin aus. Eis ist
eine unaus-
löschliche Schmach für uns Deutsche, daß das Buch zwei deutsche
Priester
zu Verfassern hat, aber die schrieben es in einem des unsauberen
Inhaltes
würdigen barbarischen Mönchlatein. Jetzt bekommt man es auch deutsch
zu
438
Vom Büchertische«
lesen, um die grenzenlose
Schurkerei zu erkennen, die man wider unsere
Volkseele begangen und auch damit wir über die Mittel zur
Entwurzelung
des schändlichsten Afterglaubens reiflich nachsinnen können. Aller
diese greu-
liche Spuk und Wahn beruht auf sexuellen Irrvorstellungen und es ist
gewiß,
daß die beiden Verfasser des Hexenhammers ParaphUetiker waren, nicht
ein-
seitige, sondern vielseitige, die selbst einen Marquis de Sade mit
ihrer aus-
schweifenden Phantasie und Ruchlosigkeit in der Befriedigung ihrer
Lüste
weitaus in den Schatten stellen. Sie begnügten sich nicht mit der
Verübung
ihrer eigenen Schandtaten, vielmehr sorgten sie dafür, daß die
Menschheit
auf Jahrhunderte hinaus im maßlosesten Jammer verelenden soll. Für
die
Ergründung paraphiletischer Neigungen liefert der Hexenhammer gar
kostbare
Stoffe.
Das sind die Kodifikatoren des
sexuellen Wahns, dessen Wahrhaftigkeit
die mit der Folter erpreßten Aussagen bekräftigten und den die
unglück-
lichen Opfer zumeist auf dem Scheiterhaufen büßten. Man lese darüber
G. Du-
bois-Desaulles Werk nach, wo mit wenigen Sätzen auf einigen Seiten
die ganze Hinfälligkeit und Nichtigkeit des Zauberwahns bloßgelegt
wird.
Man schlage z. B. den Prozeß Pierre Fontaines aus d. J.
1651
bei D.
(S. 105—107)
auf, wo auf sehr vage
Anschuldigungen der Sodomie hin ein Un-
schuldiger gehängt, erwürgt und verbrannt wurde. Man vergleiche auch
dazu
aus dem Jahre 1453
den Prozeß Guillaume Edelines (S.
150
f.). — Deutsch
wird der Hexenhammer wie eine nächtliche Spukgestalt in hellem
Sonnen-
licht wirken. Seine Zaubergewalt beruhte für die Menge in seiner
lateinischen
Umkleidung. Jetzt sieht auch der Laienbruder gleich ein, daß ihn ein
lächer-
licher Popanz eitel mit Entsetzen erfüllt hat. Krauss.
Rau, Hans: Die Verirrungen in der
Religion. Leipzig 1905.
Leipziger Ver-
lag, G. m. b. H. — XVIII, 456
S. gr.
8°.
(Beiträge zu einer Geschichte
der menschlichen Verirrungen. В. I: Die Religion.)
Am
21.
Mai 1906
verstarb zu Berlin der Verfasser
dieses Buches, erst
24
Jahre alt. Aus seiner Feder waren
bis dahin — nach einer Bemerkung
im Monatber. d. Wissenschaft.-humanitär. Komitees — bereits zwanzig
Werke
erschienen. Davon kenne ich außer dem vorliegenden nur Grillparzers
Liebes-
leben worin R. entgegen der modernen schranzenhaften Verhimmelung
Grill-
parzers durch die Literaturgeschichtenmacher den Nachweis von G.'s
sexueller
Impotenz erbringt, von der die Grenzen seines geistigen Schaffens
bestimmt
wurden. Es wird noch lange dauern, ehe diese Arbeit gebührende
Würdigung
findet; denn dazu bedarf es eines Verständnisses, das man nur aus
dem
sorgsamen Studium der Paraphilie gewinnt. Dazu war R. sichtlich
vorbereitet,
nicht so zur Abfassung des vorliegenden Buches, zu dem ihm die
unerläßlichen
endlosen Vorstudien auf dem Gebiete der Volk- und Völkerkunde noch
ab-
gingen. Er schrieb, ausgehend von der vorgefaßten Meinung, es gäbe
in
der Religion Verirrungen und daß ein wirklicher Gegensatz zwischen
Heiden-
Vom Büchertische
439
tum und Christentum bestünde.
Naturforscher, die von Metaphysik nichts
wissen mögen, erklären jede Religion für eine Verirrung des
menschlichen
Geistes und alle Religionen für einander gleichwertig. Das ist ihre
Religion.
(Wie ich als Folklorist darüber denke, das sagt der Mönch aus bei K
u 1 k e -
Krauss: Um holder Frauen GunstI Ein Künstlerroman aus dem
Rinascimento,
Leipzig 1905.)
R. begriff richtig, daß alle
religiöse Exstase mit geschlecht-
lichen Dingen enge verbunden sei, doch übersah er, daß die Exstase
noch
keine Religion ist und er verfällt in den Fehler, die Religion für
die Hand-
lungen der Exstatiker verantwortlich zu machen. Das ist beiläufig
so, als
ob man die Erzschürfer dafür anklagen wollte, weil irgendein
Bösewicht fried-
liche Wanderer erdolchte. R. hätte folgerichtig zunächst beweisen
müssen,
daß es keine Missetäter gebe, wenn nie eine Religion erstanden wäre.
Reif-
liches Nachdenken hätte ihn darauf geführt, daß alle Versuche der
Religionen,
veredelnd auf die Ethik der Menschen einzuwirken, eigentfich
erfolglose Ver-
suche geblieben sind. Der Grausamkeit, die dem Geschlechttrieb
entspringt,
kann man nicht mit den sanften Mitteln und sei es mit denen des
geläutertsten
religiösen Systems wirksam begegnen. Bei alledem ist R/s Buch sehr
gut
lesbar, in gewissem Sinne sogar recht unterhaltlich und belehrend.
Als eine
Stoffsammlung wird es manchem Leser willkommen sein.
Krausa.
Villiot, Jean de: La Flagellation
à travers le Monde. Oeil pour Oeil. Episode
de l'insurrection Macédonienne. Paris, Charles Carrington,
1905,
XXI,
285,
gr.
8 0.
Dieses Buch ist bloß in
300
Exemplaren für Subskribenten
aufgelegt worden.
Man müßte es in allen Zeitschriften für Menschenmord, nicht aber in
einer
über menschliche Zeugung eingehend besprechen. Den Griechen und Bul-
garen ist es eingefallen, im Namen ihrer Sprachen und ihrer
Nationalitäten
zu plündern, sengen, brennen, morden und *zu schänden, die Türken
und
Albanesen wieder ihrerseits meinen, das wäre ein unbefugter Eingriff
in ihre
durch Jahrhunderte geheÜigten Herrscher- und Hoheitrechte. Und so
wett-
eifern denn diese drei kriegerischen Machtgrößen in der Ausübung der
greu-
lichsten Schändlichkeiten. De Villiot ist ein Spezialist ersten
Ranges in
realistischer Darstellung derartiger Vorkommnisse, nur verklärt
er sie einiger-
maßen, indem er aus dem Höllenspektakel von Unzucht und Gewalt einen
Roman herausschälte. Alles, was er ohne Schonung der Nerven seines
Lesers
vorbringt, beruht auf grausamen Tatsachen, doch dies alles sind
Kleinig-
keiten, nichtige Scherze dem gegenüber, was die Revolution im
russischen
Reiche seit den letzten drei Jahren an Missetaten verschuldet hat.
Wir haben
das Gruseln verlernt. Die gesamte Presse aller Kulturvölker bietet
uns Tag
für Tag in breitester Öffentlichkeit Berichte über entsetzlichere
russische Vor-
kommnisse dar und wir sind schon nahezu abgestumpft für derartige
Reizungen.
Wäre De Villi o ts Buch, diese furchtbare, nervenzerreißende
Anklageschrift
440
Vom Büchertische.
gegen die türkische, bulgarische und
griechische Mordbrenner- und Bestien-
wirtschaft vor zehn Jahren erschienen, die Großmächte hätten
wahrscheinlich
wieder interveniert und vielleicht Österreich-Ungarn mit der Mission
betraut,
sich in Mazedonien zu verbluten. Es ist aber rätlicher, wir bleiben
als ruhige
Zuschauer jenen Gebieten nach wie vor ferne und gehen unseren
Arbeiten
emsig wie bisher nach. Uns stehen keinerlei Mittel zu Gebote, jene
Un-
menschengruppen der Sodomie, Männer- und Frauenschändung, der Ehr-
und
Zuchtlosigkeit zu entwöhnen und an mildere Gesittung zu gewöhnen.
Lassen
wir sie, sich gegenseitig zerfleischen und ausrotten. Sind sie
miteinander
fertig geworden, so fallen ihre Wohngebiete ohnehin von selber den
Nationen
zu, deren Volksgenossen den Ausschreitungen des Geschlechttriebes
nicht huldigen.
Krauss.
Potoinjak, Franjo, Dr., gew.
Landtagabg.: Aus dem Lande der Rechtlosig-
keit und Demoralisation. Schmachvolle Justizzustände in Kroatien.
Ein
Kulturbild aus der österr.-ungar. Monarchie. Fiume, RijeSka Dionićka
Os-
kara, 1905,
S. 29
gr.
8°.
Dr. Po to in jak" sagt: „Im Namen
des mit Füßen getretenen Gesetzes,
im Namen des beschimpften Rechtes und der geschändeten Moral erhebe
ich
meine Stimme/'. . Die Schrift ist natürlich konfisziert wor-
den, wie alles unterdrückt und vernichtet wird, was geeignet ist,
den Schleier
von der in Europa einzigen Zucht- und Sittenlosigkeit im
Chrowotenreiche zu
lüften. Prof. Dr. J. Polivka verdächtigt meine wissenschaftliche
Objek-
tivität mit seinem Ausfall in der Berliner Zeitschrift für
Volkskunde (1906),
ich wäre ein Kroatenhasser
und meine Ausführungen wären unwürdig
eines deutschen Gelehrten. Dagegen sage ich als einer, der aus
eigener Erfahrung und Beobachtung das Los der Chrowoten unter ihrer
hei-
mischen nationalpatriotischen Gewaltherrschaft der Maffia kennen
gelernt: das
ist nicht nur kein Deutscher, sondern kein Mensch von Ehre und
Gefühl, der
angesichts jener Verkommenheit nicht in Tränen ausbricht, dem die
Zorn-
adern über die Greuel nicht schwellen, die man Tag für Tag straflos
an
dem chrowotischen Völkchen verübt. Auf eine Würde und einen
Gelehrten-
namen, die man sich durch Verschweigung schändlichster Unmoral і tat
erkauft,
auf die verzichte ich. Man kann mir wohl entgegenhalten, daß mein
Ein-
treten für das dem Verderben rettunglos preisgegebene chrowotische
Völk-
chen weder ihm noch mir nützt, aber man soll einst nicht sagen
können,
ein deutscher Gelehrter habe von diesen Dingen gewußt, doch aus
Feigheit
oder Herzlosigkeit oder Dummheit geschwiegen und Mitschuld auf sich
ge-
laden.
Dr. Potoćnjak wollte die Advokatur
ausüben. Um den hochbegabten
Konkurrenten fern zu halten, ließ ihn die Maffia einkerkern. Er saß
drei
Monate lang, kam gesundheitlich herab, verlor sein Vermögen, doch
endlich
ließ man ihn laufen, da man ihm absolut nicht den Schatten einer
Straf-
Vom Büchertische«
441
Würdigkeit nachzuweisen vermochte.
Das ist eine ganz gewöhnliche Geschichte
aus Chrowotien, die überdies für den Inkulpaten sehr günstig
abgelaufen ist,
aber, statt Gott für die glückliche Rettung zu danken, erhebt P o t
o ć n j a k
eine Anklage, die vorläufig nur den einen Erfolg hatte, daß ihn das
Volk
trotz der Maffia wieder in den Landtag entsandte. Es wird natürlich
weder
dem Volk noch ihm etwas frommen.
Wo geschlechtliche
Schrankenlosigkeit die Herrschaft behauptet, dort reißen
alle Bande der Ordnung. Potoćnjak charakterisiert diesen Zustand
treffend :
„Gerechtigkeit kann in Kroatien nur ein Tor erwarten.'4 —
«Die brutalen
Gesetzwidrigkeiten beweisen schon an sich die Demoralisierung und
Korrup-
tion der Behörden, der Gerichte und der ganzen Gesellschaft
Kroatiens.44
(Unsere Leser erfuhren davon einiges
schon aus der Anthropophytie.)
„Die Gericht- und Polizeiorgane
scheuten sich nicht, ein mir entwendetes
Dokument in die Gerichtakten hineinzuschmuggeln, es damit zu einem
corpus
delicti zu schaffen und es dann noch zu fälschen, — währenddem man
ein
anderes, für meine Unschuld zeugendes Dokument aus den Akten einfach
verschwinden machte. Ein solches Vorgehen übersteigt wohl alle
denkbaren
Grenzen. So was geschieht nicht einmal in der Türkei. Es könnte
vielleicht
nur noch in Zentralafrika geschehen.44
(Ich sage, wenn man den Chrowoten
nichts schlimmeres als solche Kleinig-
keiten nachweisen könnte, so brauchte man sich noch lange nicht über
sie
zu ereifern.)
„In Kroatien sind Recht und
Gerechtigkeit illusorische Begriffe; das Gesetz
ist eine blutige Ironie auf dem
Papiere. Das Schwert der Justiz trifft nicht
« _
jene, welche Recht und Gesetz mit
Füßen treten, sondern jene, welche dafür
kämpfen. Den ersteren bringt dies angenehme Stellungen, Ehren,
Einkünfte
und Auszeichnungen ein; den letzteren Kerker, vernichtete
Existenzen, grau-
same Verfolgungen, die sich auf ganze Familien bis auf die
entferntesten
Zweige erstrecken. Das Gesetz ist in Kroatien eine Chimäre, unter
dessen Schutz
Anarchisten und Nihilisten von oben Unzufriedene und Revolutionäre
nach
unten schaffen.44
„Mazedonien kann wenigstens auf
Jemandes ernstliche Hilfe hoffen. Wir,
Kroaten und Serben in Kroatien und Slavonien, sind vor der ganzen
Welt
verloren. Wir sind ärger daran als einer, der von Banditen
überfallen wird.
Dieser kann auf den Schutz der Gerichte und Behörden hoffen. Uns ist
auch
diese Hoffnung versagt. Denn bei uns sind es gerade die Gerichte und
Be-
hörden, die uns in die Fesseln ihrer Gesetzwidrigkeiten schlagen.
Gegen sie
gibt es keinen Schutz, kein Forum. Auf das Niveau von Zentralafrika
herab-
gedrückt, beneiden wir Mazedonien.44
Auch Dr. Potoćnjak schreibt
„unwürdig eines deutschen Gelehrten44,
auch er rührt den Fäulnisstoff auf, von dem man sich mit Ekel
abwenden
muß, aber ich mußte ihn trotzdem zitieren, denn seine Schrift ist
ein Kom-
mentar zu meiner Sammlung von südslavischen Volksüberlieferungen in
der
Anthropophytie, den ich nicht schreiben darf, weil Erörterungen über
die Folge*
und Begleiterscheinungen von Unzucht jeder Art nicht in den Rahmen
eines
folkloristischen Sammelwerkes hineingehören.
Krause.
442
Yom Büchertische.
Polités, N. G.: Gamélia symbola.
Anatyposis ek tés, epetnridos tou ethiu
panepistëmiou). En Athenais 1906.
p.
111—187,
gr.
8°.
«
F. Karsch-Haack bemerkt auf S.
69
seiner Forschungen über gleich-
geschlechtliche Liebe: „Dem Japaner ist die vom Abendlande künstlich
ge-
zogene Abgrenzung zwischen Ehe und Prostitution völlig fremd; die
Ehe
wird als das angesehen, was sie auch in Europa in den meisten Fällen
wirk-
lich ist, als ein gutes Geschäft, und die Prostitution erscheint als
eine in
den Verhältnissen begründete Notwendigkeit, der eine moralische
Makel an
sich nicht anhaftet." Diese Worte zeigen uns einen ethnologisch reif
denkenden
Forscher. In den meisten Fällen ist in unserem Kulturkreis die
Ehegattin
nichts anderes als eine rechtlich monopolisierte Prostituierte des
Mannes, der
sie zu eigen erworben. Dort, wo Recht und Gesetz minder kräftige
Stützen
der gesellschaftlichen Ordnung sind, also in den unteren
Gesellschaftschichten
der weißhäutigen Völkergruppe, umgibt man die Eheschließung mit
einem
Wall von beziehungreichen, sinnbildlichen Gebräuchen, um die
Festigkeit, Un-
lösbarkeit oder Heiligkeit des Bundes hervorzuheben. Der Wert all
dieser
Zeremonien beruht auf ihrer suggestiven Wirkung. Dies kann man sehr
klar
aus der mit größtem Fleiß und gediegenstem philologischen
Sachverständnis
ausgearbeiteten Sonderunternehmung des berühmten griechischen
Folkloristen
P o 1 і t e s erkennen. Die vielen Parallelen, mit denen er die
griechischen
Bräuche belegt, erhöhen den Wert der trefflichen Studie, zu deren
Voll-
ständigkeit bloß noch die Darstellung der Beischlafgebräuche fehlt.
Für die
Anthropophyteia sind die unendlich wichtiger als das vorangehende
Bleamlbläml
und man darf annehmen, daß ein Hellene aus der Zeit eines
Demosthenes,
wäre er folkloristisch geschult gewesen, gerade ihnen sein
Hauptaugenmerk
zugewandt haben würde.
Krauss.
Jahrbuch* für sexuelle
Zwischenstufen, unter besonderer Berücksichtigung
der Homosexualität. Herausgegeben unter Mitwirkung namhafter
Autoren
im Namen des Wissenschaftlich-humanitären Komitees von Dr. med.
m. Hirschfeld. VIII. Jahrgang. — Max Spohr, Leipzig
1906.
Das Problem des Homosexualismus,
mit welchem sich das vorliegende
Jahrbuch (vergl. Anthropophyteia IL, S.
449—453)
in der Hauptsache be-
faßt, ist eine wichtige Kulturfrage, denn es schließt nicht nur die
kleinen
Interessen eines immerhin begrenzten Kreises von Menschen ein,
sondern er-
weist sich als mit den tiefsten, wie den höchsten ZuständUchkeiten
der Menschen-
natur verbunden. Erblickte das Auge des Forschers anfangs in der
Homo-
sexualität eine Entartung, eine nervöse Irritation, so erkennt jetzt
der in
Jahren voller Mühen und Arbeit geschulte Beobachter, daß das bei
erster
Betrachtung leicht erklärbar scheinende Phänomen gründliche
Erhellung nur
erfahren kann, wenn man es in der natürlichen Verbindung, in der es
mit
allem Daseienden steht, beläßt.
Vom Büchertische.
443
Weit verzweigt zeigt sich die
Homosexualität. Wir gewahren ihre An-
zeichen, sei es auch nur als leise, flüchtige Andeutung, als schnell
vergehende
Seelenregung, oder als äußeres mehr weniger prägnantes Merkmal an
vielen
auf ihre Normalität stolzen und eifersüchtig sie hütenden Männern
und Frauen.
Die von Dr. M. Hirschfeld in seiner, auch als Sonderausgabe
erschienenen,
wissenschaftlichen Untersuchung : „V om Wesen der Liebe. Zugleich
ein Beitrag zur Lösung der Frage der Bisexualität,44
welche
das neue Jahrbuch eröffnet, erbrachten vielfachen Nachweise zur
biologischen
Bisexualität auch des Menschen sind deshalb von großer Bedeutung,
weil
sie den Weg zeigen, auf dem man die Mehrheit zum Verstehen der
sonderen
Minderzahl leiten kann.
Kommt gleich praktisch das
bisexuelle Empfinden gegenüber dem scharf
hetero- oder homosexuell differenzierten, wie es sich weitaus
häufiger findet,
nur wenig in Frage, so ist doch sein durch lebende Beispiele
belegtes Vor-
handensein von hohem Werte für die Beurteilung der Homosexuellen von
sehen der andersfühlenden Menge. Indem man an einzelne, bei den
normalen Naturen sich findende verwandte Züge anknüpfen kann,
eröffnet
man ihnen das Verständnis für der anderen Neigung. Verständnis ist
besser
als Mitleid!
Es wäre daher äußerst
wünschenswert, daß die Folkloristen bei ihren
Forschungen auch darauf sehen, wie sich die Volksmeinung, zumal die
nicht
verkulturisierter Stämme, der Homosexualität beziehentlich
Bisexualität und
deren Vertretern gegenüber verhält. Bezüglich der Bisexuellen gibt
Dr. H.
einige Ausdrücke, wie man sie in Berlin für derartige Naturen hat.
Wertvoller
als die Kenntnis dieser allzu stark nach Großstadtdekadenz
schmeckenden
Bezeichnungen wäre die Auffindung von unter der Landbevölkerung im
Schwange
gehenden, das homosexuelle Gebiet betreffende Geschichten.
Man darf vermuten, daß sich im
Verlauf dieser Nachsuchungen heraus-
stellen wird, was Prof. K a r s c h in seinen höchst wertvollen
Arbeiten über :
„Uranismus oder Päderastie und Tribadie bei den Naturvölkern"
Jahrbuch
für sex. Zwischenstufen III,
1901) und im ersten Bande
seiner Sammlung
„Die gleichgeschlechtliche Liebe44, „Das
gleichgeschlechtliche Leben bei den
Ostasiaten: Chinesen, Japanern und Koreern4' nachgewiesen
hat: die harm-
lose Auffassung und Beurteilung der Homosexualität von Seiten
dieser Völker
als eines Naturbedingten und -gewollten. Gelänge es, einen gleichen
Nach-
weis, wie er von K a r s c h für die Ostasiaten und die
indianischen, wie einige
Negerstämme erbracht wurde, auch für die europäischen Völker zu
führen,
so würde dies eine weitere Widerlegung der alten, nicht genugsam zu
ent-
gegnenden Fabel sein: die Homosexualität sei eine Kulturerscheinung
und
künde den Verfall eines Volkes an. Auch ließe sich aus bezüglichen
Erhebungen
der Folkloristik gewiß manches entnehmen, was dazu dienen möchte,
Gesetz-
geber und Volk des mehreren von der Ständigkeit des Vorkommens homo-
sexueller Neigungen und ihrer relativen Unschädlichkeit zu
überzeugen.
Wie man jetzt schon dazu gekommen
ist, Fetischisten, selbst wenn sie
zur Erlangung der Gegenstände ihres Begehrens sich schädigender
Handlungen
schuldig machten, nicht zu bestrafen, weil sie einem unausrottbaren
Triebe nachge-
geben, ebenso muß man billig dahin gelangen, den Homosexuellen,
welcher
444
Vom Büchertische.
seiner eingeborenen Natur folgt,
sobald nicht Umstände, wie Verführung Minder-
jähriger, Anwendung von Gewalt, Bestrafung heischen, unbehelligt zu
lassen.
Die milde Beurteilung
fetischistischer Begehen schreibt sich wohl daher,
daß jeder Mensch, wie dies Hirschfeld im 6. Kapitel der genannten
Abhandlung über „T e і 1 a n z i e hun g" als erster Vertreter
dieser Anschau-
ung erklärend ausführt, fetischistische Gelüste an sich kennt und
weiß. Darum
sind ihm dann, selbst wenn sie ihn erschrecken deren
ungeheuerlichste Ver-
größerungen nicht durchaus fremd.
Von den dem erwähnten Kapitel des
Hirschfeld sehen Werkes vor-
ausgehenden Abschnitten bringt der erste eine Definition der „großen
Liebesleidenschaf t", im zweiten „G eschlechtstrieb und Ge-
schlechtsverkehr" wird dargetan, daß der Geschlechtsakt kein Beweis
für die Richtung des Geschlechtstriebes sein kann. In der dritten
Auseinander-
setzung, welche „Die Stadien der Liebe" behandelt, gibt Hirsch-
f e 1 d in seiner streng wissenschaftlichen Art eine anschauliche
Schilderung1
der Grade erotischer Anziehung, die mählich von der
„unwillkürlichen Exzi-
tation der Sinne durch ein begegnendes Objekt" zu dem begehrenden
Wunsche
nach Umarmen oder Umarmtwerdenwollen steigt, um endlich in der
völligen
Hingabe der Beteiligten zu einander ihre wollusterfüllte Auslösung
zu finden.
Auch über die Wechselbeziehungen zwischen Freundschaft und Liebe
findet
der Autor das Gleiche wie das Unterscheidende in beiden trefflich
charakteri-
sierende Worte. — Mit seinen Ausführungen über „Dierelative Konstanz
des Geschlechtstriebes", welche das vierte Kapitel bUden, widerlegt
Hirschfeld die Behauptung, daß der Geschlechtstrieb des Menschen
einem
starken Variationsbedürfnis unterworfen sei. Er weist nach, daß die
einge-
borene Anlage für dessen Richtung, Äußerung und Stärke
ausschlaggebend ist.
Im folgenden Abschnitt, der einer
Darstellung der „T heorie und
Geschichte der Bisexualität" gewidmet ist, kommt auch der Plagiat-
streit Fließ c/a Weininger, Swoboda, Freud zur Erwähnung. Die
Prätensionen des Berliner Gelehrten finden ihre Erledigung durch
nachdrück-
liche Konstatierung des von altersher Bekanntseins des
Bisexualitätsgedankens.
Ist doch in den philosophischen Systemen Piatos, der Neuplatoniker,
der
Gnostiker, der jüdischen, der späteren christlichen, wie der
orientalischen Mysti-
ker, diese Idee der rote Faden, der die intuitiven Ekstasen der В
rahminen
mit den wein- und liebeduftigen Entzückungen frommer Sufis eint, der
die
schwärmerischen Erhebungen philosophierender griechischer Propheten
mit den
tiefdeutigen Spekulationen geistvoller Rabbinen und der
ungrundinfüllten Gläu-
bigkeit eines Jakob Boehme bindet. Der Versuch, die ewige und stete
Gefühlserkenntnis der Zweieinheit allen Wesens als eine neue,
„bisher auch
nicht einmal geahnte Tatsache" hinzustellen, wie es von Fließ und
seinem
Verteidiger Pfennig geschah, mußte mißglücken. Dieses Unterfangen
ist
nur Zeugnis der Lebensfremdheit seines Urhebers, was natürlich
dessen Ver-
dienste um die spezialisierte Ausarbeitung des Gedankens der
Doppelgeschlecht-
lichkeit wie der Doppelgeschlechtigkeit nicht schmälert.
Das letzte Kapitel „Vom Wesen der
Liebe" ist das bereits erwähnte über
die „Teilanz.iehung". Hieran schließen sich
130
Seiten umfassende An-
gaben von Personen jeden Alters, Standes und Geschlechtes über ihr
Sexual-
leben. Vorwiegend ist homosexuelles Material vertreten. Aber selbst
in dieser
Vom Büchertische.
445
etwas einseitigen Beleuchtung
offenbart sich der Reichtum des Lebens, dessen
Mannigfaltigkeit es verschwenderisch über unser Dasein ausschüttet.
In welchen
Farbentönen müßte das Bild erleuchten, welche Ein- und Ausblicke
würden
sich eröffnen, wenn auch die heterosexuellen Lichter und Schatten
eingefügt
wären. Vor diesem Anblick müßten wir wohl verstummen. Sagt doch
schon
jetzt bei Betrachtung des unvollständigen Gemäldes der
Liebesphänomene der
feinsinnige Forscher im Schlußwort seiner Arbeit:
„Gleichwie ein Kind sich
lauschend an seine Mutter schmiegt, so horch-
ten wir andachtsvoll in steigender Bewunderung auf die Kundgebungen
der
Natur; von welcher erstaunlichen Kompliziertheit und Feinheit sind
die ge-
ringsten Lebensakte in der gewaltigen Werkstatt des Universums; nie
aber
ist die schaffende Natur erfindungsreicher und weiterblickend, als
wenn es
sich um die Liebe handelt. [ ;
„Welche Vermessenheit, welche
Naivität, vergleichbar der eines Kindes,
das nach dem Monde greift, mit schwachem Menschenverstände
eingreifen zu
wollen in die tiefen gewaltigen Gesetze der Anziehung, die zu
erkennen wir
eben erst anheben, welche Respektlosigkeit vor dem Walten einer
höheren
Kraft, eines höheren Wesens» !
„Wer dem Naturphänomen der Liebe
gebieten will, könnte mit demselben
Rechte Gebote erlassen, daß der Stein nicht mehr fallen, der Blitz
nicht
mehr einschlagen, die Wolke am Sonntag nicht mehr regnen soll. Die
Natur
stellt die Gesetzmäßigkeit höher als die Zweckmäßigkeit, der Mensch
aber
kann nur wünschen und schauen, tasten und trachten, reden und raten,
doch
rechten und richten steht ihm nicht an . .
Als zweite Veröffentlichung des
Jahrbuchs folgt ein Aufsatz von Elisa-
beth Dauthendey über „Die urnische Frage und die Frau".
Die in der Schule Nietzsche-Zarathustras gereifte Dichterin tritt
mit mahnenden
Worten vor ihre Geschlechtsgenossinnen, sie erinnernd an ihre
Verantwortlich-
keit als Liebende, Gattin, Mutter und Erzieherin. Denn jede Frau
kann
„vor dieses Lebensrätsel so nahe hingestellt werden, daß sie über
ihr eigenes
und das Schicksal und Leben anderer in einschneidender Weise zur Be-
urteilung und Entscheidung gedrängt wird44. Mit ihrem
Appell an die Mütter*
lichkeit des Weibes dürfte die Autorin den rechten Ton getroffen
haben, um
die Frau für die homosexuelle Frage zu interessieren. Der Mütter —
klinge
es gleich noch so wunderlich — muß sich auch die Wissenschaft in
ihrem
Kampfe für die Befreiung der Homosexuellen versichern. Auch die
Homo-
sexuellen selbst sollten sich nicht, wie dies manche unter ihnen
lieben, als
Weiberhasser gebärden, ein gleiches gilt für die Bisexuellen — sie
sind ja
doch auch einer Mutter Sohn.
Dem Aufruf Elisabeth Dauthendeys
an das Herz des Weibes reihte sich
die an den Verstand aller appellierende naturwissenschaftliche
Begründung
der nötigen Modifizierung der bezüglichen Strafbestimmungen von Dr.
Bene-
dict Friedlaender an. „Eine Kritik der neueren Vorschläge
zur Abänderung des § 17 5м
leitet die Abhandlung
ein. Es werden
die bei den mancherlei Wünschen und Entwürfen zutage getretenen
Wider-
sinnigkeiten, ja Lächerlichkeiten, gegeißelt und widerlegt. An Hand
des als
bestes sich erweisenden italienischen Gesetzes formuliert dann
Friedlaen-
der seine Vorschläge, welche „die Ungleichmäßigkeit in der'
strafgesetzlichen
446
Vom Büchertische
Behandlung des weiblichen und des
männlichen Geschlechtes, sowie des homo*
und des heterosexuellen Verkehrs beseitigen, es würde ferner —
soweit Straf-
androhungen überhaupt zu schützen vermögen — der Jugendschutz bei
beiden
Geschlechtern ein gleichmäßiger sein und zwar sowohl gegen homo-,
wie
gegen heterosexuelle Verführung". —
Undine Freiin v. Verschuer gibt
eine literarhistorische Skizze
über „D ie Homosexuellen in Dantes Göttlicher Komödi e",
in der sie dartut:
„i. Daß die Homosexualität damals
sehr verbreitet war. Dieses ist wichtig,
da es doch sehr viele Menschen gibt, die der Ansicht sind, daß die
homo-
sexuelle Liebe nur im Altertum in der Zeit der „Dekadenz" und jetzt
in einer
Zeit der „Überkultur" verbreitet wäre;
„2.
daß sich unter den damaligen
Homosexuellen sehr viele in jeder
Hinsicht ausgezeichnete Männer befanden, und
„3.
daß Dante zwar die Sache an sich
verurteilt, was ja von seinem
streng christlichen Standpunkt aus nicht zu verwundern ist, daß er
aber
über die Menschen mit der größten Hochachtung und Anerkennung ihrer
Verdienste spricht. Er enthält sich jeglicher pharisäerhaft
überhebenden Äuße-
rung ihnen gegenüber, von Verachtung ganz zu schweigen."
Eine äußerst umfang- und
arbeitreiche Studie L. S. A. M. v. Römers,
Amsterdam, über den „Uranismus in den Niederlanden bis zum
19.
Jahrhundert, mit besonderer
Berücksichtigung der
großen Uranierverfolgung im Jahre
1730" schließt sich
dem
eben genannten Essay an. Die historisch und bibliographisch gleich
schätzens-
werte und wertvolle, von Bienenfleiß und staunenswerter Belesenheit
zeugende
Arbeit Römers ist für eine Geschichte des Homosexualismus, welche
früher
oder später einmal geschrieben werden wird und zu der die
„Jahrbücher"
den Grundstock abgegeben, von hoher Bedeutung. — Ein gleiches gilt
auch
für die von H. J. Schouten - Haag mitgeteilten „merkwür digen Fälle
aus der Kriminalgeschichte Frankreichs nach den Memoi-
ren der Scharfrichter Sanson". Die fraglichen Aufzeichnungen geben
eine kurze Biographie fünf zu Paris hingerichteter Homosexueller.
Jedoch
erlitt nur der erste der Verurteilten, Etienne Benjamin de
Chauffours, ein
lothringischer Edelmann, wegen seiner Homosexualität den Tod. Die
übrigen
wurden teils wegen wirklicher Verbrechen (Giftmord), teils wegen
ihrer von
der der Machthaber jener Tage abweichenden Gesinnung hingerichtet. —
Es
wäre zu wünschen, daß für die anderen Länder Europas, vor allem für
Deutsch-
land, ähnliche historische bibliographische Zusammenstellungen von
dazu Be-
rufenen vorgenommen würden.
Es folgen zwei biographische
Arbeiten. Die erste ein Lebensbild Helena
Petrovna Blavatzkys, der Gründerin der Theosophischen Gesellschaft,
von Hans Freimark. Der Verfasser geht bei Betrachtung der eigenen
In-
dividualität der Blavatzky auf deren Mannweiblichkeit ein und sucht
unter
Berücksichtigung ihrer männlichen Fähigkeiten und weiblichen
Eigenschaften
das Rätsel, welches die geniale Russin der Welt mit ihrer Person
aufgab,
zu lösen. —
Dr. Otto Kiefer's, Stuttgart,
„Hadrian und Antinous" behan-
delnde Studie gibt eine kritische Würdigung der über diese
Persönlichkeiten
Vom Büchertische.
447
und ihr Verhältnis zueinander
bekannten alten und modernen Literatur. Die
beachtenswerte Ausarbeitung Dr. Kiefer*s leidet jedoch unter einer
gewissen
Befangenheit des Urteils, so wenn alle über den fraglichen
Gegenstand schrei-
bende „Christen" (von Dr. Kiefer in Anführungszeichen gesetzt) als
„inter-
essierte Gegner" ausgeschaltet werden. Wie blind in seiner
Verneinung muß
der Haß sein, der aus der christlichen Gesinnung eines Autors
Zweifel an
dessen Objektivität herleitetI Dr. Kiefer tut durch derartige sich
gegen
das Christentum — nicht gegen das übertriebene Kirchentum, was man
ihm
nachsehen möchte — wendende Bemerkungen seiner Sache keinen guten
Dienst.
Gerade bei Veröffentlichungen an so exponierter Stelle, wie sie die
„Jahr-
bücher" darstellen, sollte man in seinen Ausdrücken doppelt
wählerisch sein
und nicht ohne Rat Anderer Gefühle verletzen, wo man Schonung der
Emp-
findungen einer sonderen Menschenklasse von der diese bisher nicht
übenden
Mehrheit fordert. —
Medizinalrat Dr. P. N ä c k e
berichtet über „Einige psychiatrische
Erfahrungen als Stütze für die Lehre von der bisexuellen
Anlage des Menschen". — Dr, med. Iwan Bloch, Dr. med. M.
Birnbaum und nochmals Dr. Benedict Friedlaender sind mit
„Literatur- und kulturgeschichtlichen Beiträgen" vertreten.
Dr. Friedlaender bringt einige Belege zu dem Thema: „Schadet die
Freigabe des homosexuellen Verkehrs der kriegerischen Tüchtigkeit
der Rasse ?"
Es sind zwei Briefe der Herzogin Elisabeth Charlotte v. Orleans, der
Pfalz-
gräfin, über Homosexualität im damaligen französischen Heere und
über den
als homosexuell geschilderten Prinzen Eugen, weiter ein Zitat aus
Karschs
bereits genanntem Werke über „Das gleichgeschlechtliche Leben der
Ost-
asiaten". Die drei Notizen sind eine Stütze der Annahme
Friedlaenders,
daß homosexueller Verkehr ein Volk nicht verweichliche und nicht zur
De-
generation der Rasse führe, sondern eine Stärkung männlicher
Tugenden bewirke.
Eine erschöpfende Bibliographie
der Lyrik und Bukolik der Griechen,
welche den ersten Teil einer Abhandlung über den Hermaphroditismus
in
der griechischen Dichtung" von Dr. phil. Paul Brandt bildet;
eine Ergänzung der in den vorhergehenden Jahrbüchern begonnenen
Zusammen-
stellung der „Literatur über Hermaphroditismus beim Men-
schen" von Hofrat Dr. Franz v. Neugebauer; die von Dr. jur.
Numa Praetorius bearbeitete Bibliographie der Moderne über das
Thema Homosexualität und der Bericht für
1905/1906
des Wissen-
schaftlich-humanitären Komitees beenden das Jahrbuch.
Es ist ein Vorzug der jährlichen
Veröffentlichungen des W.-h. K., daß in
ihnen die zugrunde gegebene Frage nicht einseitig behandelt, sondern
von
den verschiedensten Standpunkten aus beleuchtet wird. Auf diese
Weise allein
kann man dem vielgestaltigen Rätsel der Homosexualität beikommen und
es
mählich zur Lösung bringen. Es ist von medizinischer Seite bemängelt
worden,
daß der Herausgeber der Jahrbücher dem Laienelemente in diesen einen
zu großen Platz einräume. Dieser Vorwurf wäre berechtigt, wenn das
be-
handelte Problem ein rein medizinisches wäre. Es ist aber über dies
hinaus
ein menschliches, und so hat ein jeder, der in rechter Form zu dem
Thema
etwas zu sagen weiß, Anspruch darauf, zu Gehör zu kommen. Durch
diese
diskutiven Exkurse gelangt man zur Sonderung des Wertvollen von dem
min-
448
Vom Büchertische.
der Wichtigen, durch eingehende
Behandlung der Einzelheiten rückt man
die gesamte Frage ins rechte Licht.
In dem Bestreben, den Druck
jahrhundertelanger Mißkennung von den
Homosexuellen zu nehmen, einen sich die heterogensten Elemente,
mögen ihre
sonstigen politischen oder Weltanschauungen noch so divergierend
sein. Glück-
lich wird die Lösung der homosexuellen Frage durch andere Gebiete
betreffende
private Ansichten und Meinungen nicht tangiert, und unterliegt daher
die
in dieser Sache geleistete Arbeit nicht den zwiespaltschaffenden
Hemmungen,
an deren Vorhandensein schon vieles groß Gedachte und Gewollte
scheiterte.
So dürfen denn die rührigen Wirker, die tapferen Kämpen für die
Rechte
der Homosexuellen sich versichert halten, daß einst die Stunde
erscheint, wo
jedes Mißkennen im Verstehen beseitigt ist, ja sie können dieses
Erfolges
gewiß sein, kraft ihrer unermüdlichen Werktätigkeit, ihrer
bescheidenden Sach-
lichkeit und der Gerechtheit ihres Forderns.
Berlin. Hans Freimark.
Archiv für Rassen- und
Gesellschafts-Biologie, einschließlich Rassen- und
Gesellschafts-Hygiene. Zeitschrift für die Erforschung des Wesens
der
Rasse und Gesellschaft und ihres gegenseitigen Verhältnisses, für
die bio-
logischen Bedingungen ihrer Erhaltung und Entwicklung, sowie für die
grundlegenden Probleme des Entwicklungslebens, herausgegeben von D
r. A.
Ploetz, Dr. A. Nordenholz, Prof. Dr. C. Plate und Dr. R.
Thurnwald, Berlin, Archiv-Gesellschaft, SW.
12,
Wilhelmstr. 42.
II. B.
944,
III. B. (bis Juni vorliegend)
468
S., Lex.-F.
Auf die Wichtigkeit dieses
Archivs verwies ich bereits Anthr. I. S.,
518
f.,
es ist aber für unsere Studien so überaus wichtig, daß ich wieder
darauf
zurückkommen muß. Das Archiv ist ein Sammelwerk, allerdings eines
aller-
ersten Ranges, für Abhandlungen und Kritiken. Als in deutschen
Landen
in halbvergangener Zeit die Hetze gegen die Juden im Schwange war,
führte
man gem gegen sie ins Treffen, daß sie an allem und jedem eine
zersetzende
Kritik üben und daß ihnen nichts heilig ist. Mir, der ich von Haus
aus
für den Mystizismus sehr schlecht veranlagt bin, erschien dieser
Vorwurf
als das höchste Lob und die größte Anerkennung, die man den Juden
zollen
könnte; denn Kritik ist der Anfang, die Mitte und der Schluß jeder
Wissen-
schaft, wo dagegen Gläubigkeit die Gemüter gefangen hält, kann nur
ein
Wissen vorhanden sein, zumeist von Dingen, von denen man nichts
bestimm-
tes weiß, warum sie da sind, woher sie kommen und wozu sie führen.
Den
Herausgebern und Mitarbeitern des Archivs gilt auch nichts als
heilig, nicht
einmal die bisherige Forschung, denn auch an ihr oder hauptsächlich
an ihr
üben sie ihre zersetzende Kritik und man müßte das Archiv darum die
jüdischeste Zeitschrift der Welt nennen, wenn man irgendwie den
Hetzern
eine Stimme im Rate der Denker einräumen dürfte. Es ist auch kein
Zufall,
daß gerade im Archiv unsere Anthropophyteia eine der ausführlichsten
und
Yom Büchertische.
449
liebevollsten Würdigungen
erlangte. Naturforscher verstehen eben die Bei-
hilfe zu schätzen, die ihnen fast unverhofft von einer Richtung aus
zuteU
wird, von wo aus sie eine Unterstützung kaum erwartet haben mögen.
Es
ist mein Stolz, daß ich mit unseren Erhebungen den Naturforschern
dienen
kann. Die Belehrung, die ich aus naturwissenschaftlichen Werken zog,
be-
fähigte mich erst, den wüsten Kram von erotischen Überlieferungen
einigermaßen
zu ordnen und zu erklären. Aus dem Archiv aber schöpfe ich
unausgesetzt
reiche Vermehrung an Erkenntnissen und ich kann es darum nach bester
Einsicht, sowie Hirschfelds Jahrbücher, jedem Fachgenossen zu
eindring-
lichem Studium nur empfehlen. Der augenfällige Unterschied zwischen
dem
Archiv und unserer Anthropophyteia besteht darin, daß das Archiv
alle Er-
scheinungen der Fortpflanzimg bei allen organischen Gebilden
behandelt, wir
uns jedoch nur auf die menschliche Gruppe beschränken und unseren
Stoff
so gut wie ausschließlich aus der Völkerüberlieferung schöpfen.
Durch diese
Begrenzimg ordnen wir unser Unternehmen dem Archiv unter. Wenn wir
seinen Mitarbeitern gutermittelten neuen Stoff zu biologischen
Untersuchungen lie-
fern, so erfüllen wir unsere Aufgabe, der gegenüber die Ansprüche
der Philo-
logen, Archäologen und Literarhistoriker, denen wir doch gewiß auch
gern
dienen, von selber in den Hintergrund rücken.
Aus der Fülle gediegener Beiträge
im Archiv vermerke ich hier nur
einige, die ganz oder teilweise auch in unserer Anthropophyteia wohl
stehen
könnten. Schallmayer: Die soziologische Bedeutung des Nachwuchses
der
Begabten und die psychische Vererbung, IL, S.
36—75
(S.
63 über die dithy-
rambische Begeisterung der dichterischen Vertreter des
Rassenglaubens);
Meißner: Isocephalie und Degeneration, S.
76—85
(was Entartimg ist) ;
Rüdin: Besprechung von Thals sexueller Moral (Feststellung unserer
geläuterten Moral); Diem (S.
215—252 und
336—368):
Die psycho-
neurotische erbliche Belastung der Geistesgesunden und der
Geisteskranken;
P r i n z і n g (S. 253—266
und
369—382)
: Die kleine Sterblichkeit des weib-
lichen Geschlechtes in den Kulturstaaten und ihre Ursachen; Guenther
(S. 321—335):
Zur geschlechtlichen Zuchtwahl;
Sapper: Die Zukunft der
mittelamerikanischen Indianerstämme (ungemein belehrend); Jörg er
(S. 494
his
559):
Die Familie Zero (wenn solche Sippen
zur Herrschaft gelangen,
gehen ganze Völker zugrunde); Külz (S.
673—688):
Die hygienische Beein-
flussung der schwarzen Rasse durch die weiße in Deutsch-Togo
(bedeutsame
Beobachtungen über die Anfänge von Mischungen von Menschen aus ver-
schiedenen Gruppen); Kaiser (HL, S.
201—236): Uneheliche
Herkunft und
Degeneration; Näcke (S. 373—385):
Zur angeblichen Entartung
der roma-
nischen Völker (Die Ausführungen sind durchaus begründet. Näcke
hätte
nur mit mehr Nachdruck den Denkfehler derjenigen betonen müssen, die
von einer Entartung der Romanen sprechen, wo es sich lediglich um
eine
Übersättigung mit gewissen Kulturwerten handelt. Bei Bemessung der
sog. Degeneration wendet man allerlei Maßstäbe an, deren
Zulässigkeit doch
erst von Fall zu Fall bewiesen werden müßte. Der Aufsatz wirkt
befruch-
tend und die Folkloristen sollen sich sein Studium, sowie das der
übrigen
genannten Artikel angelegen sein lassen). Krauß.
Krauts, Anthropophyteia. III.
29
Verlag Seitz & Schauer,
München-Pasing.
Professor Dr. Karsch-Haack
Forschungen Uber
gleichgeschlechtliche Liebe
Als erste Abteilung der auf
vier Bände berechneten Reihe über das gleich-
geschlechtliche Leben der Kulturvölker erschien:
Das gleichgeschlechtliche
Leben der
Ostasiaten: Chinesen, Japaner, Koreer.
Preis: 4 Mark, geb. 5 Mark
Im Vorwort dieses grossangelegten,
mühevollen Werkes, von dessen
Abteilungen jede ein abgeschlossenes Ganzes bildet und apart
abgegeben
wird, heisst es u. a.:
Alle Erscheinungen des
gleichgeschlechtlichen Lebens der Völker
werden ohne Schwierigkeit, wenigstens ebenso leicht wie die des
verschiedengeschlechtlichen, durch die Erwägung verständlich, dass
sie, wie letztere, entweder aus innerlichem, der freien Entscheidung
gänzlich entzogenem, mehr oder weniger unwiderstehlichem ein-
geborenem Drange hervorgehen oder aber äusseren Ursachen, z. B.
dem Mangel an anderer Gelegenheit, der Not, dem sozialen Elend,
der Gewinnsucht, dem Reiz der Schönheit, der Verfuhrung, der Gut-
mütigkeit, der Neugier, der Abenteuerlust, dem Nachahmungstrieb,
geschlechtlichem Leichtsinn oder Indifferentismus ihren Ursprung
verdanken.
Die Erscheinungen der ersteren Art
dürften wohl immer und
überall ungefähr dieselbe Verbreitung aufweisen, wenn schon ein Ein-
fluss von Rasse, Klima und Lebensweise auf die physischen Be-
dingungen gleichgeschlechtlichen Dranges nicht absolut als aus-
geschlossen zu gelten braucht. Die Erscheinungen der zweiten Art
kämen hier, strenge genommen, gar nicht in Betracht; sie wurden
mit Recht als „Selbstbefriedigung zu Zweien" gekennzeichnet und
haben mit der gleichgeschlechtlichen Liebe nichts als die äussere
Form gemein. Aber eben infolge dieser Übereinstimmung der äusseren
Form lässt sich eine Trennung nicht durchfuhren, es müssen hier
beide Arten gleichgeschlechtlichen Verkehrs unterschiedlos zusam-
men behandelt werden. Die zweite Art kann naturgemäss, je nach
den kulturellen, sittlichen, religiösen, wirtschaftlichen und
sonstigen
Verlag Seitz & Schauer,
München-Pasing
Zuständen der verschiedenen Rassen
und Völker grossen Schwankungen
unterworfen sein, und wenn wirklich zwischen den verschiedenen
Ländern und Kulturbereichen in der Häufigkeit gleichgeschlechtlicher
Betätigung ein so grosser Unterschied walten sollte, wie es nach der
Darstellung der meisten Schriftsteller den Anschein gewinnen kann,
so liegt hier der einfache Schlüssel zur Erklärung. Übrigens sollte
nicht ausser acht gelassen werden, dass dieser auffällige
Unterschied
vielfach, wenn nicht immer, auf Schein beruht oder doch mindestens
ungleich kleiner ist, als er dem Beobachter zunächst vorkommen mag.
Denn einerseits herrscht bei den gedachten Schriftstellern, welche
ohne alle Einsicht in das Wesen der gleichgeschlechtlichen Liebe
und voller Vorurteile an die Betrachtung der einschlägigen Zustände
herantraten, unverkennbar die Tendenz zu psychologisch leicht be-
greiflicher grober Übertreibung; andererseits verwechselten sie
einmal
die Offenheit, mit der sich gleichgeschlechtliches Leben entfalten
darf, und einmal die scheue Verborgenheit, zu welcher es unter dem
Drucke ihm feindlicher Mächte gezwungen ist, mit der Verbreitung
dieses gleichgeschlechtlichen Lebens selbst.
Der Leitgedanke dieser Arbeit, dass
Päderastie und Tribadie
als Wirkungen des Geschlechtstriebes nicht „Laster", sondern immer
und überall vorkommende Erscheinungen sind, die weder Gering-
schätzung, noch verachtungsvolles Totschweigen, noch gesellschaft-
liche Ächtung, noch brutale Verfolgung durch ein
freiheitsfeindliches
Gesetz, das sie doch höchstens ins Dunkel zu drängen vermag, ver-
dienen, und dass sie bei den einzelnen Rassen und Völkern daher
auch nicht ihrem eigentlichen Wesen nach verschieden sein, sondern
lediglich in der charakteristischen Form ihres Auftretens,
entsprechend
den Gesamtanlagen der betreffenden Rassen und Völker, Verschieden-
heiten aufweisen können — Verschiedenheiten von freilich hohem
ethno-
logischen Interesse fur jeden vorurteillosen Wahrheits- und Men-
schenfreund. Wenn die mühevolle, im Grunde aber recht undank-
bare Arbeit, einmal abgeschlossen, auch nur diese wenigen einfachen
Leitgedanke als ihr unumstössliches Ergebnis hinstellen sollte, so
wäre sie nicht umsonst gewesen.
Das einzig dastehende, ernste und
auf wissenschaftlicher Basis beruhende
Werk ist nicht nur für Schriftsteller, Ärzte, Juristen, Pädagogen,
Theologen
und Gelehrte Oberhaupt von höchstem Interesse, sondern bietet jedem,
der sich ein gerechtes Urteil Ober Päderastie und Tribadie bilden
will, eine Fundgrube überzeugender
Tatsachen.
ÉTUDE
SUR
LA BESTIALITÉ
Au point de vue historique, médical et
juridique
PAR
G. DUBOIS-DESAULLE
Un Volume in-8° raisin
de plus de 400
pages, imprimé à
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La Bestialité, tenue pour crime
au Moyen-Age,
demeure avec les autres plaies de l'amour physique, une
des énigmes que s'essaie à déchiffrer la science moderne.
L'Étude que nous publions
aujourd'hui est donc une
contribution curieuse à l'histoire des mœurs en même
temps qu'un document de premier ordre pour ceux que
préoccupe l'analyse des déviations de l'esprit humain.
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Recueillis aux sources orales
TOME r
CONTES LICENCIEUX
De Constantinople et de
l'Asie Mineure
Recueillis par Jean Nicolaidès,
Professeur au Lycée de Chios.
La collection dont nous commençons
la publication a pour objet,
dans la pensée de ses éditeurs, de fournir aux folkloristes, aussi
bien
qu'aux critiques littéraires, un ensemble de documents populaires
et traditionnistes permettant d'élucider l'origine de toute une
partie
de la littérature qui va des
Fables milèsiennes, de
certains épisodes
du Satyr icon,
aux facéties, aux fabliaux et aux
nouvelles du moyen âge,
et s'est perpétuée dans les récits licencieux de nombreux écrivains
contemporains.
Ce premier volume sera consacré au
folklore licencieux de
l'Orient. Il est le fruit des recherches du regretté traditionniste
Jean
Nicolaidès, à qui l'on doit plusieurs ouvrages intéressants sur les
contes, légendes, chansons, usages, etc., de Constantinople, des
îles
de l'Archipel et de l'Asie Mineure.
Viendront ensuite: les
Contes licencieux de la Corse
racontés par
Gian- Dumenicu di Cargiaca, et les
Contes licencieux d9Alsace,
racontés
par le Magnin de Rougemont. D'autres ouvrages suivront, pour les-
quels nous demandons la collaboration de tous les folkloristes.
Cette collection, n'étant destinée
qu'aux travailleurs, sera tirée
à petit nombre et ne sera pas réimprimée.
Le texte est la reproduction exacte
des contes et récits tels
qu'ils ont été narrés par le conteur.
Chaque volume de format in-8
écu comprendra de
250 à
350
pages et sera imprimé en elzévir
sur beau papier.
Le tirage est limité à:
200
exemplaires à......... 20
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25 — sur
hollande à..... 30 fr.
5 — sur
japon à...... 50
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Adresser les souscriptions à M.
FICKER, rue de Savoie, 5, à Paris.
En préparation:
Tome II. Contes licencieux de la
Coite, par Gian-Dumenicu di Cargiaca.
Tome III. Contes licencieux d'Alsace, par le Magnin de Rougemont
BIBLIOPHILENWERKE AUS QEORQ
MÜLLER VERLAG
MÜNCHEN, JOSEPHPLATZ 7
CASANOVAS ERINNERUNGEN
ZUM ERSTEN MALE VOLLSTÄNDIG NACH DER
EDITION-
ORIGINALE ÜBERTRAGEN, EINGELEITET UND МЬТ
KOMMENTAR VERSEHEN VON HEINRICH CONRAD
із Bände tu je ca. 500
Seiten mît insgesamt über zoo Illustrationen (Porträts
und Abbildungen von
Örtlichkeiten)..............Mk. 10«—
Broschiert je Mk. 8.— in
Halbpergamentliebhaberband Luxusausgabe auf echt
van Geldern in
Ganspergament...............Mk. SO»—
DIE ERSTE VOLLSTÄNDIGE DEUTSCHE
AUSGABE VON
CASANOVA IN BIBLIOPHILER AUSSTATTUNG
MEISTER FRANZ RABELAIS
GARGANTUA UND PANTAGRUEL
AUS DEM FRANZÖSISCHEN VERDEUTSCHT
DURCH GOTT-
LOB REGIS. NEU HERAUSGEGEBEN UND MIT EINLEITUNG
UND KOMMENTAR VERSEHEN DURCH WILHELM WEIGAND
a starke Bände von ca. 1000
Seiten in Ganzpergament mit reicher Deckel*
pressung nach Rabelaisechen
Grotesken geb...........Mk. 81»—
Liebhaberausgabe auf van Geldern
(bis auf wenige Exemplare vergriffen) Mk. €£•—
DAS RABELAISCHE MEISTERWERK IN
DER ANERKANNT MEISTER-
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DENIS DIDEROT
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DIE GESCHWATZIGEN KLEINODE
Mach einer angeblich von LESSING
gefertigten Übersetzung neu herausgegeben
▼on LOTHAR SCHMIDT ca. 500 Seiten. Mit 7 Bildern von FRANZ
VON
BAYROS. Geb. ca. Mk. IS.—, auf van Geldern in Ganxpergament Mk. M.—
DIE GESCHWÄTZIGEN KLEINODE
DIDEROTS GEHÖREN ZU DEN
AMÜSANTESTEN STÜCKEN DER
WELTLITERATUR
DIE NOVELLEN DES FRANCO
SACCHETTI
ZUM ERSTEN MALE INS DEUTSCHE
ÜBERTRAGEN MIT EINEM
LEBENSBILDE DES AUTORS UND EINEM LITERARHISTORISCHEN
- ANHANG VERSEHEN VON HANNS FLOERKE---r
3 Bände in Halbpergament, geb.
k........r
. • Mk. 10*—•
Luxusausgabe auf van Geldern in
Ganzpergament......Mk. 20«—.
DIE
SPRICHWORTNOVELLEN VON A.
C0RNAZAN0
INS DEUTSCHE ÜBERTRAGEN, EINGELEITET
UND MIT
EINEM LITERARHISTORISCHEN ANHANG VERSEHEN VON
===== ALBERT WESSELSKI ======
Gebunden in Halbpergament Mk.
8.—, Luxusausgabe.....Mk. 80.—
BEIDE WERKE GEHÖREN ZU |DEM
WERTViOLLTSEN WAS DIE
ITALIENISCHE NOVELLISTIK HERVORGEBRACHT HAT ES SIND
--— K ABINETSTÜCKE--- =
AUSFÜHRLICHE PROSPEKTE KOSTENLOS
Rezensionen
über die Anthropophyteia.
(I. Fortsetzung.)
In der Zeitschrift Geschlecht nnd
Gesellschaft, Herausgeber: Karl Vanselow,
Berlin, wird über die Jahrbücher geurteilt:
„Anthropophyteia". Jahrbücher für
folkloristische Erhebungen und Forschungen
zur Entwicklungsgeschichte der geschlechtlichen Moral, unter
redaktioneller
Mitwirkung und Mitarbeiterschaft von hervorragenden Fachgelehrten,
her-
ausgegeben von Dr. Friedrich S. Krauss. Jeder Band elegant gebunden
30
Mark.
Der bekannte Forscher über die
ethnologisch sexuellen Gebräuche der Süd-
slaven hat für den Fachmann in diesen Jahrbüchern einem Bedürfnis
ab-
geholfen, das sich besonders bei denjenigen Gelehrten und
Studierenden zeigte,
welchen keine Universitäts- oder Fachbibliothek für ihre Forschungen
auf
sexual-sozialem Gebiete ausreichende Unterstützung bot. Zudem ist
dieses Ge-
biet heute noch selbst in Fachkreisen mit dem strengen Tabu-Bann
belegt,
so daß jüngeren Mitarbeitern ganze weite Gebiete bisher terra
incognita ge-
blieben waren.
Der erste Band behandelt
hauptsächlich das Sondergebiet des Heraus-
gebers: Die geschlechtliche Tradition und Moral der Südslaven. Mit
großem
Fleiß sind hier unzählige Tatsachen und Stimmungsbilder
zusammengetragen,
welche auf die Volksüberlieferung und Volksbräuche in
geschlechtlichen Dingen
ein helles Licht werfen, unverdunkelt durch die blaue Brille unserer
heimischen
Sittlichkeitsanschauung. Auch für den indoeuropäischen
Rassenforscher findet
sich hier manch linguistischer, mythologischer und selbst
esoterischer Fingerzeig.
Der zweite, soeben erscheinende
Band hat einen weiteren Rahmen. Neun-
zehn Originalbeiträge verschiedener Fachmänner, zum Teil auch
illustriert mit
seltenen Naturaufnahmen, geben ein Bild der sexual-sozialen
Verhältnisse Süd-
osteuropas, vom slavisch-türkischen Balkan bis zum
elsässisch-allemannischen
Beleben, den beiden namensverwandten Bergstöcken, in deren
Gebirgsfalten
sich noch Reste uralter Überlieferungen von der nivellierenden
Überschwem-
mung moderner Kultur rein gehalten haben.
Auch sexuell-gefärbte
Volkslieder, Vulgärausdrücke und Scherze sind in
einer noch nie dagewesenen Vollzähligkeit gesammelt. Es fehlen auch
nicht
süditalienischer Aberglaube noch Berliner Kraftausdrücke. Das Gebiet
der
biologischen Probleme ist gleichfalls gestreift. Ebenso der
Verbrecher- und
Zigeuner-Jargon.
Es ist selbstverständlich, daß
der Verlag dieses nur für reife Fachleute
und ernste Forscher zusammengestellte Jahrbuch unter strengstem Aus-
schluß der Öffentlichkeit erscheinen läßt. Daß aber Subskriptions-
anmeldungen von Frauen unter keinen Umständen Berücksichtigung
finden,
і
2
Rezensionen.
ist angesichts der großen Zahl
promovierter Doktorinnen und Polizeiärztinnen
doch eine gewisse Engherzigkeit. Gerade das gelehrte Weib hat ein
Recht,
seine ureigenste Domäne, die Geschlechtssitte, kennen zu lernen!
Prof. G. H.
Prof. Dr. Aschaffenburg-Köln
urteilt in der Monatsschrift für Kriminalpsycho-
logie:
Friedr. S. Krauss.
Anthropophyteia. Jahrbücher für folkloristische Er-
hebungen und Forschungen zur Entwicklungsgeschichte der
geschlechtlichen
Moral. Leipzig, Deutsche Verlagsaktiengesellschaft,
1905. 530
u.
480 S.
Das neue Werk erscheint insofern
unter Ausschluß der Öffentlichkeit, ab
es nicht im Buchhandel zu haben ist, sondern in nummerierten
Exemplaren
Gelehrten abgegeben wird. Man kann sich dieser Vorsichtsmaßregel nur
freuen.
Es ist zweifellos ein Werk, das nicht in die Hände Neugieriger
gehört. Mutet
es doch schon auch dem abgehärteten Gelehrten oft Unerträgliches zu.
Der і. Band umfaßt südslavische
Volksüberlieferungen in Form von Er-
zählungen, deren Inhalt sich auf den Geschlechtsverkehr bezieht, und
ist von
dem Herausgeber bearbeitet.
An dem
2.
Bande haben eine Anzahl weiterer Mitarbeiter geholfen; er
umfaßt erotische Sprachforschungen, Rätsel, Sprichwörter, Lieder und
Erzäh-
lungen aus Österreich, Elsaß, Italien, und weitere südslawische
Volksüberliefe-
rungen. Ein kurzer Aufsatz über den grumus merdae der Verbrecher von
Albert
H e 11 w і g wird unsere Leser an die Aufsätze im
2.
Jahrgang unserer Zeit-
schrift, S. 256
u.
639, erinnern.
Ich möchte für die Zukunft des
zweifellos wertvollen Unter-
nehmens zwei Wünsche aussprechen. Den ersten, daß nicht in der Wahl
der Ausdrücke immer gerade die rohesten benutzt werden, sonst wird
das
Lesen des Buches völlig unerträglich, und zweitens, daß die
Folgerungen,
die aus dem gesamten Material zu ziehen sind, nicht so sehr dem
Leser über-
lassen werden, wie das besonders im
1. Bande der Fall war,
sondern daß
sie durch anderen Druck als die Materialsammlung selbst
hervorgehoben wer-
den. Dadurch allein kann dem Unternehmen die Anerkennung gesichert
werden,
die es verdient.
Köln a. Rh. Aschaffenburg.
Prof. Dr. M. Winternitz urteilt
in den Mitteilungen der Anthropologischen Ge-
sellschaft in Wien, Jahrg. 1906,
Heft
1.
Anthropophyteia. Jahrbücher für
folkloristische Erhebungen und Forschungen
zur Entwicklungsgeschichte der geschlechtlichen Moral, herausgegeben
von
Dr. Friedrich S. Krauss unter redaktioneller Mitwirkung von Prof.
Dr.
Thomas A c h e 1 і s, Herausgeber des Archivs für
Religionswissenschaft
in Bremen ; Dr. Iwan Bloch, Arzt für Haut- und Sexualleiden in
Berlin ;
Prof. Dr. Franz Boas, Direktor des ethnographischen Museums in New-
York, V. S. N.; Prof. Dr. Anton Herrmann, Herausgeber der Ethno-
logischen Mitteilungen aus Ungarn, in Budapest; Prof. Dr. med.
Bernhard
Rezensionen. З
Hermann Obst, Direktor des
Museums für Völkerkunde in Leipzig ;
Dr. Guiseppe Pitre, Herausgeber des Archivio per lo studio delle
tra-
dizioni popolari in Palermo ; Dr. med. Isak Robinsohn in Wien und
anderen Gelehrten. I. Band Südslawische Volksüberlieferungen, die
sich
auf den Geschlechtsverkehr beziehen. I. Erzählungen. Gesammelt, ver-
deutscht und erläutert von Dr. Friedrich S. Krauss. Leipzig,
Deutsche
Verlag-Aktien-Gesellschaft, 1904.
(Privatdruck. Nur für
Gelehrte, nicht
für den Buchhandel bestimmt.) XXII,
530 Seiten, lex.
8°.
Eine
Entwicklungsgeschichte der geschlechtlichen Moral ist noch nicht
geschrieben worden und wird voraussichtlich noch lange nicht
geschrieben
werden können. Und doch hängen mit der Geschichte der
Geschlechtsmoral
die großen Fragen des Ursprunges und der frühesten Entwicklung der
Ehe
und der Familie aufs innigste zusammen. Trotz aller Arbeiten aber,
die von
Bachofen bis auf Westermarck der Geschichte der Familie und der
Ehe gewidmet worden sind, und trotz allem, was seit Westermarck
darüber
geschrieben worden ist, wird auch heute noch kein vorsichtiger
Forscher be-
haupten, daß diese großen und auch für die zukünftige Entwicklung
der Ehe
und des Verhältnisses der Geschlechter hochwichtigen Fragen bereits
end-
gültig gelöst seien — eben weil es uns noch an den nötigen
Erhebungen
und Forschungen über das Sexualleben der Völker fehlt. Darum wird
man
die „Jahrbücher für folkloristische Erhebungen und Forschungen zur
Ent-
wicklungsgeschichte der GeschlechtsmoraT*, welche Friedrich S.
Krauss im
Vereine mit einer Anzahl hervorragender Ethnologen und Mediziner
heraus-
gibt, nur dankbar begrüßen können. Um so dankbarer wird man für
diese
„folkloristischen Erhebungen und Forschungen" sein, wenn sie uns,
wie der
vorliegende Band, nur ausschließlich Tatsachenmaterial geben, und
zwar die zuverlässigsten Tatsachen, wie sie in den aus dem Mande des
Volkes
gesammelten Überlieferungen selbst enthalten sind —
„Überlieferungen, in denen
sich das Volk selber absichtslos schildert und unbewußt Zeugenschaft
von
seinem Fühlen und Denken, von seinem Tun und Treiben ablegt"
(Vorwort
S. IX). Unbedingt wird man dem Herausgeber zustimmen, wenn er
(ebendaselbst)
sagt: „Wer sich in unserem Sonderfalle über das Widerwärtige und
Ekel-
erregende der geschlechtlichen Vorgänge entrüstet und sich der
Beschäftigung
mit ihnen schämt, der gleicht dem Mediziner, der aus Abscheu am
Sezier-
tische nicht arbeiten mag, der ist nicht reif für die Volksforschung
.... Wenn
man es der Volksforschung aus irgendwelchen Gründen und Rücksichten
er-
schwerte oder gar verwehrte, Erhebungen dieser Art zu pflegen, so
würde
man ihre Entwicklung unterbinden, gleichwie die medizinische
Wissenschaft
so gut wie gelähmt wäre, müßte sie zur Schonung zartempfindender
Seelen
auf Sektionen und Vivisektionen verzichten, scheute sie vor der
Mephitis der
Seziersäle und vor den cadaverum sordes zurück.**
Dieser erste Band ist (mit
Ausnahme der letzten paar Seiten) ganz den
südslawischen Volksüberlieferungen, die sich auf den
Geschlechtsverkehr be-
ziehen, gewidmet und enthält nicht weniger als
371
Erzählungen im Urtexte
mit deutscher Übersetzung. Diese Erzählungen sind zumeist darauf
berechnet,
durch die derbe Schilderung der geschlechtlichen Vorgänge (oft auch
in Ver-
bindung mit dem Exkrementellen) die Heiterkeit der Zuhörer zu
erwecken;
nur verhältnismäßig wenige Schnurren und Schwanke finden sich
darunter,
і*
4
Rezensionen.
die außer durch ihre sexuelle
Pointe auch noch durch wirklichen Witz auf
die Lachmuskeln wirken. Schnurren und Schwanke der Art mit und
(häufiger)
ohne Witz sind ja auch bei uns in allen Volkskreisen ein beliebter
Unter-
haltungsstoff. Man kann sie in der Bauernschenke und in der
Schnapsbude
ebensogut wie in den Studentenkneipen und in den Salons der feinsten
Restau-
rants und Kaffeehäuser hören; Frauen erzählen sie einander, wenn sie
ganz
unter sich sind, und in den Schaufenstern der Buchhandlungen in
unseren
Großstädten werden sie als „Literatur" angepriesen. D і e Frage
verdient wohl
das ernsteste Interesse des Ethikers und des Soziologen, vor allem
aber des
Psychologen, woher es kommt, daß gerade der Geschlechtstrieb,
welcher so oft
die Ursache der größten Tragödien des Menschenlebens ist, die
Zeugungs-
vorgänge, welche uns nur mit der tiefsten Ehrfurcht vor dem
geheimnisvollen
Walten der Naturkräfte erfüllen sollten, und das Verhältnis der
Geschlechter,
welches die Wurzel aller menschlichen Vergesellschaftung und den
Anfang
aller Kulturentwicklung bildet, — daß gerade diese so tiefernsten
und wahr-
haft heiligen Dinge am liebsten zum Gegenstande der gemeinsten
Unter-
haltung gemacht werden. Auch zur Beantwortung dieser Frage können
nur
Sammlungen, wie die vorliegende, das Material beistellen. Ein
wesentlicher
Unterschied besteht aber doch zwischen den Zoten und Obszönitäten,
die
man sich auch noch bei uns erzählt, und denen der Südslawen. Bei uns
er-
zählen sich derlei Dinge in der Regel nur die Männer, wenn sie unter
sich
sind, oder die Frauen, wenn sie sich vor unberufenen Ohren ganz
sicher
wissen; nur ausnahmsweise werden sie (z. B. im Tingltangl) auch
beiden Ge-
schlechtern gemeinsam geboten; aber wohl immer werden die Kinder vor
dem Anhören derselben bewahrt. Anders bei den Südslawen. Denn wir
müssen
es doch Krauss glauben, wenn er uns versichert (Vorwort, S. XIX):
„Ich
habe keinerlei Geheimnisse auszuplaudern, sondern nur zu berichten,
was man
sich in aller Öffentlichkeit und meist auch in Gegenwart
von Kindern, Mädchen und Frauen arglos zu erzählen pflegt."
Von besonderer Wichtigkeit sind
die in den Abschnitten XIII (Von der Zeit-
ehe des Schwiegervaters mit der Schwiegertochter und von der
Vielmänner-
schaft), XIV (Von der gastlichen Prostitution) und XV (Von der
Blutschande)
mitgeteilten Erzählungen. Sie werfen ein grelles Licht auf
Geschlechts Ver-
hältnisse, wie sie, wenn sie
nicht tatsächlich noch bestehen, so doch noch vor
kurzem bestanden haben müssen. Es handelt sich hier um deutliche
Spuren
polyandrischer Verhältnisse, um Kinderehen (Verheiratung unmündiger
Knaben
mit reifen Mädchen) und freiem Geschlechtsverkehre zwischen
Schwiegervater
und Schwiegertochter. Auch das Institut der Zeugungshilfe oder des N
і y o g a,
wie es im indischen Rechte genannt wird, finden wir bei den
Südslawen bezeugt.
Ein österreichischer Serbe, der als Gendarm während einer
24jährigen
Dienst-
zeit in Bosnien seine Erfahrungen erworben hat, macht nämlich Krauss
folgende Mitteilung: „Wenn es sich in einer Familie trifft, daß die
einzige
Söhnerin keine Kinder hat und man fürchtet, daß ihr Stamm
ausgewurzelt
wird, so bereden sie (das besorgt gewöhnlich die Schwiegermutter)
die Söhnerin,
sie soll einem gewähren, wohl schon einem, der ihnen zu Gesicht
steht, weil
er von gutem Geschlechte ist, damit er ihr ein Kind mache, oder sie
gewährt
aus eigenem Antriebe ohne deren Einwilligung, denn sie schämt sich
vor
ihrer Sippe und den Freundinnen, weil sie keinen Sproß hat, den sie
unterm
Rezensionen«
5
Herzen getragen, indem man sie
deswegen mitunter auch rügt. Es kommt
auch vor, daß eine Familie ganz schwächlich und kränklich geartet
ist. Dann
bereden sie die Schnur, daß sie einem Jüngling oder einem Manne, von
gutem, gesundem Geschlechte gewähre, damit er ihr ein Kind mache und
eine gute Zucht ansetze." (S.
285.) Ähnliche Sitten
sind im Mahäbhärata sowohl
wie in den Rechtsbüchern der Inder wohl bezeugt.
Auch darin stimmen die Südslawen
mit den Indern überein, daß „nach
altem Gewohnheitsrechte eine Wiederverheiratung einer Witwe als
höchst an-
stößig gut". (S. 400.)
Nicht unerwähnt darf auch
bleiben, daß manche der von Krauss mit-
geteilten Erzählungen sich auch in anderen Literaturen (z. B. bei
Boccaccio)
wiederfinden und für die Geschichte der Wanderungen von
Erzählungsstoffen
wichtig sind. So ist, um nur ein Beispiel anzuführen, die „Erzählung
vom
wahren Sohn" (Nr. 230)
identisch mit jener Version
des „Salomonischen Ur-
teüs", die sich „Gesta Romanorum" Nr.
45
findet.
Verdienstlich sind auch die
beiden Umfragen, welche dem Bande bei-
gegeben sind, die eine über „Erotische Tätowierungen" (S.
507—513)
und
die andere besonders beachtenswerte über „Weiberleiberhandel in
unseren
Tagen" (S.
514—517).
Im Interesse einer auf breiter
ethnologischer Grundlage ruhenden Gesell-
schaftslehre wünschen wir diesem Jahrbuche einen guten Fortgang. Nur
möge
es auch weiterhin nur Tatsachen — sei es tatsächliche
Überlieferungen
oder Erhebungen von tatsächlich bestehenden Verhältnissen —, und
zwar aus
dem sexuellen Leben möglichst vieler verschiedener Völker (sowohl
Natur-
völker als auch Halbkultur- und Kulturvölker) bringen und sich von
Promiskui-
täts- und anderen Theorien fernhalten. Denn noch viele solche Bände
wird
es brauchen, ehe das möglich sein wird, was Krauss (S. VIII) als
Endziel
aller dieser Erhebungen hinstellt — eine „einwandfreie Feststelung
von Ent-
wicklungsformen, die einmal zuverlässig bei allen Menschheitsgruppen
vorkamen
oder vorhanden sein mußten".
Dr. G. Pitre urteilt im
„Archivio delle Tradizioni Popolari'. Vol
23
°* f. 2 °.
Antropofiteia. — Jahrbücher für
Folkloristische Erhebungen und Forschungen
zur Entwicklungsgeschichte der geschlechtlichen Moral, herausgegeben
von
Dr. Friedrich S. Krauss. I. Band. Leipzig, Deutsche Verlag-Akten-
Gesellschaft 1904.
II. Band,
1905.
In-8
gr., pp. XXII-530,
XVI-480.
Marchi
30
il vol.
Dal titolo principale di questa
ponderosa publicazione parrebbe trattarsi di
ricerche buone solo a soddisfare la morbosa curiosita di amatori di
cose lubriche ;
il secondo peró chiarisce lo scopo vero délia Raccolta, il quale e
tutto pel pro-
gresso degli studi del folklore e per la conoscenza delio sviluppo
delia morale
familiäre. Il Dr. Krauss, che i lettori dell\Archivio conoscono da
un pezzo, è
uomo di non comune valore negli studi di demopsicologia, ed ha
fondato questi
Annali con intendimenti abbastanza elevati perché possa sospettarsi
delle sue
intenzioni.
Nella introduzione del primo
volume, infatti, egli comincia trattando della
importanza del folklore di fronte alla psicologia, alla etiologia,
alla giuris-
6
Rezensionen.
prudenza ed alla medicina. Un
uso, una tradizione qualsiasi potrà essere una
rivelazione. Chi scrive questo cenno bibliografico ricorda d'essersi
trovato a
dare ragione di delitti mostruosi commessi da gente ignorante, per
pregiudizi
in buona fede creduti articoli di vangelo. Le forme meno estetiche,
le cre-
denze e le costumanze più rudi e scorrette sono come lo scheletro di
tutto
l'organismo scientifico del folklore. L'antropologia sta alla
demopsicologia come
l'anatomia alla medicina.
Se cosî è, il folklore non
dovrebbe essere tollerato corne disciplina acces-
soria. Dal 7
di Aprile
1904,
in cui le ventiquattro Società
tedesche di Volks-
kunde o Volksleben o folklore si unirono in un fascio, forte di
6000
soci,
gli altri istituti di alta cultura dovrebbero accostarsi a quelle e
sedere a dotto
convivio.
Quest'Antropofiteia è con altro
nome ma con maggiore larghezza la col-
lezione Kryptadia degli editori Henniger di Heilbronn, giunta fino
all'VI II
volume. 11 génère o i generi che la compongono furono già sfiorati
da raccog-
litori in periodici quasi esclusivamente tedeschi, che il Dr. Krauss
passa minuta-
mente a rassegna.
Il primo volume tutto, e meta del
secondo, sono composti di tradizioni popo-
lari slave meridionali sul contatto sessuale (Süd-slavische
Volksüberlieferungen)
raccolte e tradotte in tedesco dal medesimo Dr. Krauss. Se diciamo
che
nella specie questa raccolta è finora unica in Europa non
esageriamo, perché
anche fuori d'Europa non ne conosciamo altra simile. Contiene
466
racconti,
aneddoti, novelline, che il Krauss aggruppa sotto ventidue titoli, і
quali noi
dobbiamo saltare a piè pari per ragioni che і nostri lettori
comprenderanno
facilmente. Stupefacente la varietâ délia materia nella sua
straordinaria abbon-
danza, stupefacente altresl la licenza di essa, che parte dal giuoco
di parola e
dalla scollacciatura e finisce aile oscenità più laide, aile forme
più audaci di
libidine, aile più infami aberrazioni di gusto.
Guardando a questa copia e
varietà di materia s'affacia spontanea l'osser-
vazione: Corne mai tanti racconti lascivi possano essersi trovati in
un medesimo
paese e presso un medesimo popolo. E si ha ragione di sospettare che
varie
cause abbiano potuto parteciparvi ; tra le quali principalissima la
natura o
Tindole di quel popolo inchinevole a cosiffatte brutture e la
facilita di esso
di accoglierle per via di commerci. Giacchè è addirittura
inconcepibile corne
un popolo solo, lasciato a sè stesso, abbia potuto inventar tanti
racconti licen-
ziosi ed erotici quanti ne ha messi insieme il Krauss: impossibilité
resa evi-
dente dalla popolarità del maggior numéro di essi in altri paesi. E
alora è
da ammettere la grande facilita di trasmissione in quel popolo e
certe con-
dizioni speciali di spirito e tendenze singolari, le quali, dicasi
quel che si
vuole, non dovrebbero trovarsi cosl sviluppate in altri popoli
civili. Data la
suscettività sessuale di altri popoli d'Europa, non è in verun modo
ammissibile
che essi espiichino la loro morale in questa maniera corrottissima
anche scen-
dendo fino alla più inconfessabile degradazione.
E perciô appunto la importanza
sociale, morale ed antropologica di questa
raccolta, la quale, pur non ammettendosene la pubblicità, o
ammettendola limitata-
mente e sotto certe riserve, è una vera rivelazione scientifica.
Ma basta di ció.
Nel secondo volume la materia
dilarga in altre manifestazioni egualmente
Rezensionen.
oscene. La etnografia
tradizionale ha largo campo di esplicarsi nelle lingue
dei popoli : in un glossario erotico di Wien, in un altro di
Tedeschi del
nord di Boemia, in altri ancora degli Zingari di Serbia e dei
Tedeschi di Berlino.
Spirito argutissimo offrono 380
indovinelli e
92
proverbi; e i doppi sensi di
quelli e le teorie di questi acquistano procacità esotica in canzoni
austriache
d'amore accompagnate da melodie popolari, in romanze spagnuole, in
canti
a ballo magiari (non ve ne ha meno di
107),
in racconti zingareschi délia
Serbia, in facezie tedesche di Steiermark, in novelle delia Bassa
Austria
(n. 158),
in usi, pratiche, espressioni e
motteggi liberi dell'Alsazia.
E non è tutto.
In una specie di miscellanea sono
esposti vari casi gravissimi di anormalità
sessuali e anatomiche. Notevoli quelli di una giovane con una terza
gamba
e due altre mammelle oltre le ordinarie. Notevole egualmente altra
donna
con si considerevole sviluppo di barba da degradare quella di un
guastatore.
(Questo tema è al présente ragione di curiosi studi nella rivista
parigina
L'Hypnotisme del Dr. Bérillon). Parecchie domande sono esposte in
brevi
articoli, e v'è una mezza dozzina di recensioni di libri che
rientrano nei campo
dell'antropofiteia.
Se ne togli pochi collaborator^
solo il Dr. Krauss ha sostenuto l'immensa
fatica del raccogliere, ordinäre, tradurre e dare in luce tutto
questo. Egli è
l'ardito autore délia présente pubblicazione, la quale suscitera
pareri diversi
secondo che si parta dal principio strettamente scientifico o dal
principio pura-
mente ed esclusivamente morale. Ai partigiani degli uni ed ai
partigiani
degli altri si rivolge per poco TAutore nelTawertenza al secondo
volume, dopo
di avère nella prefazione al primo piantato corne base il proverbio
francese:
C'est en montrant le vice à nu
Que Гоп ramène à la vertu.
Checchè ne sia, questo è
innegabile: che il corpo délie tradizioni da noi
raccoglitori presentato fin qui manca ancora di qualche cosa per
potersi dire
completo: manca delTelemento cruptadico o scatologico, che è quanto
dire
libero. I popoli che noi abbiamo posti in evidenza per le loro
costumanze e
pratiche, e più per la loro letteratura orale, non hanno solo
l'aspetto che
mostrano, ma ne hanno anche un altro ben diverso, in faccia al quale
abbiam
dovuto per pudore abbassare gli occhi e fingere di non accorgercene.
Non c'illudiamo: il popolo è un
impasto di buono e di cattivo, di bello
e di brutto, di onesto e di disonesto.
Ein ungenannter Gelehrter urteilt
in der Poli tisch-Anthropologischen Revue
V. Jahrg., No. i, S. 59.
Anthropophyteia, Jahrbücher für
folkloristische Erhebungen
und Forschungen zur Entwicklungsgeschichte der ge-
schlechtlichen Moral. Von Dr. Friedr. S. Krauss, Wien. I. Bd.
Deutsche Verlags-Akt.-Ges. zu Leipzig
1904.
Preis Mk.
30.—
Groß-Quart.
530
Seiten. f
Krauss, dessen
anthropologisch-ethnographische Publikationen über weib-
liche Körperschönheit seinen Namen rasch populär gemacht haben,
begann
mit dem vorliegenden, dem Professor Franz Boas in New-York
gewidmeten,
8
Rezensionen.
stattlichen Bande eine Serie von
Veröffentlichungen, welche sich auf den Ge-
schlechtsverkehr beziehen. Der Verfasser ist, wie seine Bibliothek
ausgewählter
serbischer Meisterwerke und romanischer Meistererzählungen und seine
Bei-
träge zur Volkskunde der Süd-Slawen dargetan haben,
literaturhistorisch und
linguistisch mit diesen Volksstämmen wohl vertraut. Er beherrscht
ihre Sprachen
und Idiome, kennt ihre Überlieferungen und Lebensgewohnheiten und
speziell
auch deren sexuale Seiten auf das genaueste.
Eine Sittengeschichte dieser nur
halb zivilisierten Völkerschaften zu
schreiben, der Plebejer unter den Bosnier, Slawonier, Chrowoten,
Herzego-
winer, der Serben des Moravagebietes und der in Südungarn, der Mon-
tenegriner — dieses bunten Völkergemisches, das Krauss unter dem
Kollektiv-
namen „Südslawen*' zusammenfaßt, dazu ist der Verfasser, wie wenige,
befähigt.
Mit einem erstaunlichen Sammeleifer hat er besonders in den niederen
Schich-
ten jener Volksgruppen fast 400
Erzählungen, Schnurren,
kulturgeschichtliche
Skizzen zusammengetragen, so wie sie der Volksmund bisher nur
persönlich
überlieferte. Von Hirten und Viehzüchtern, von Landbauern und
Handwerkern,
von alten Frauen und jungen Mädchen, von Geistlichen und Richtern,
kurz
sowohl von unteren Volkskreisen, als von solchen, die mit ihnen
verkehren
müssen, hat er sich Beiträge zur Sexualkunde geholt. In der
Originalsprache,
in der er sie aufzeichnete, bringt er sie zum erstenmal als
Literatur-Wahr-
zeichen und jedesmal ist die deutsche Übersetzung beigefügt.
Anmerkungen
zur Völker-Psychologie erklären das weniger Verständliche dieser
eigenartigen
Sittenkunde.
Damit ist der Lichtseite des
fleißigen Sammelwerks Gerechtigkeit ge-
worden. Es fehlt freilich auch die Schattenseite nicht und diese
läßt sich
ganz kurz damit charakterisieren, daß diese Erzählungen sämtlich das
Stärkste
sind, was wohl jemals über Sittenlosigkeit, Perversität,
Sinnlichkeit roher Natur-
menschen gedruckt worden ist. Die wissenschaftliche —
folkloristische — Rich-
tung betrachtet es ja als ihr gutes Recht, alles im Interesse der
Wahrheit
beim rechten, vulgären Namen zu nennen, kein Blatt vor den Mund zu
nehmen und ein treues Abbild von dem skrupellosen Sexualverkehr, von
den
geschlechtlichen Ausschweifungen allerart zu bieten. Allein uns will
bedünken,
daß Krauss hier im Verismus doch zu weit geht. Denn er schildert uns
den
Sumpf und Schmutz, die Zügellosigkeit und Fäulnis; er verschont uns
mit
keinem Detail in Wort und Gedankengang, in Obscönitäten und
Lascivitäten,
unterläßt es aber, obwohl er ein so trefflicher Ästhetiker ist, uns
auch mit
den unanfechtbareren, edleren, poetischen Seiten im Liebesleben der
Süd-
slawen bekannt zu machen, mit den gemütvollen Zügen ihres
interesexuellen
Verkehrs. So fehlt das ausgleichende, versöhnende Element und wir
behalten
den Eindruck zurück, daß in jenen Länderstrichen wohl nur die
Korruption,
die Sexualpathologie herrscht. Und das möchten wir zur Ehre dieser
„Halb-
asiaten" nicht annehmen. Gewiß, die Ethnologie darf nicht prüde
sein; sie
muß auch derben Volkshumor verstehen; sie darf die Nachtseiten des
Seelen-
lebens, die Auswüchse der Kultur nicht verschweigen. Ob es aber
gerade
nötig ist, mit breitem Behagen und ohne jede Scheu vor ästhetischem
Wider-
willen diese Schnurren und Spaße in unverblümtester Sprache
aneinander
zu reihen, möchten wir bezweifeln. Ein Gericht darf nicht
ausschließlich aus
Paprika bestehen.
Rezensionen
9
Möge der begabte, fleißige,
vielseitige Autor uns in den nächsten Bänden
seines Sammelwerks auch die Anmut und Grazie nicht vermissen lassen,
welche
sicher jenen Völkern bezüglich des Liebeslebens nicht fehlt. Dadurch
erst
wird er uns das „Naturalia non sunt turpia" annehmbar machen.
Dr. P. Traeger urteilt im
Archiv für Rassen- und Gesellschafts-Biologie,
3.
Jahr-
gang 1906,
Heft
2,
S. 278—283.
Anthropophyteia, Jahrbücher für
folkloristische Erhebungen und Forschungen
zur Entwicklungsgeschichte der geschlechtlichen Moral. Herausgegeben
von
Dr. Friedr. S. Krauss in Wien. I. Bd.: Südslawische Volksüberliefe-
rungen, die sich auf den Geschlechtsverkehr beziehen. I.
Erzählungen.
Gesammelt, verdeutscht und erläutert von Dr. Fr, S. Krauss. Leipzig
1904.
Der Herausgeber hat diesem ersten
Bande ein längeres Vorwort voraus-
geschickt, indem er eingehend nicht bloß die wissenschaftliche
Berechtigung
des Unternehmens zu begründen, sondern auch zu erwartende Angriffe
von vorn-
herein scharf zurückzuweisen für nötig befindet. Man sollte meinen,
das sei
gänzlich überflüssig gewesen. Denn es dürfte wohl kaum einen ernsten
Anthro-
pologen, einen sich mit den körperlichen und geistigen Erscheinungs-
und
Entwicklungsfonnen des Menschen beschäftigenden Forscher geben, der
je an
dem ersten Satze des Vorworts gezweifelt hätte: „Wer sich
wissenschaftlich
mit Volksforschung befaßt, der muß sich auch mit der
Entwicklungsgeschichte
der geschlechtlichen Sitten und Bräuche und der auf ihnen beruhenden
recht-
lichen und religiösen Anschauungen aufs eingehendste vertraut
machen."
Aber Krauss hatte bereits seine
Erfahrungen, und seine Befürchtungen
haben sich auch in diesem Falle als berechtigt erwiesen.
Das Jahrbuch erscheint als
Privatdruck, der nur an Forscher und Gelehrte
abgegeben werden soll. Damit haben Herausgeber und Verleger getan,
was
sie tun konnten, um Mißbrauch und Mißdeutung zu vermeiden. Aber
leider
sind sie mit ihrem Unternehmen zu einer Zeit hervorgetreten, wo man
sich frei
von aller Prüderie wissen und doch jeden neu angekündigten, nur für
Sub-
skribenten bestimmten Privatdruck mit berechtigtem Mißtrauen
betrachten kann.
Wer als Bibliophile oder sonst in den letzten beiden Jahren den
deutschen
Buchhandel verfolgt hat, der wird mit Grausen gesehen haben, wie
viele
und was für „Privatdrucke" plötzlich als dringendes Bedürfnis
empfunden
worden sind. Eine Unmenge pornographischer Bücher der Renaissance
und
des 18.
Jahrhunderts, mit und ohne
literarischen Wert, wurden in diesen
beiden Jahren dem Publikum durch neue Ausgaben in ungekürzter,
treuer
Übersetzung, womöglich mit entsprechendem Bilderschmuck, als
„Privatdrucke"
zugänglich gemacht. All diesen Neudrucken wurde in gleicher Weise
die
Flagge des angeblich wissenschaftlichen, kulturgeschichtlichen
Interesses
vorangetragen, um die buchhändlerische Spekulation zu decken.
Das Jahrbuch lief Gefahr, mit
diesen plötzlich in Menge auftauchenden,
unerfreulichen Erscheinungen zusammengeworfen zu werden. Nur um aus-
drücklich hervorzuheben, daß es nichts damit zu tun hat und ganz
anders
einzuschätzen ist, habe ich diese Dinge hier erwähnt.
Viele werden allerdings auch in
dem hier gebotenen Materiale in erster
Linie die allgemeine kulturgeschichtliche Bedeutung sehen. Ich würde
das für
IO
Rezensionen.
eine Unterschätzung halten und
würde auch sehr bedauern, wenn der Heraus-
geber in den folgenden Bänden diesem allgemeineren Interesse bei der
Aus-
wahl des Stoffes zu sehr Rechnung trüge. Der streng
wissenschaftliche Charak-
ter des Unternehmens könnte leicht dabei Einbuße erleiden. Was uns
in
dem vorliegenden ersten Bande gegeben wird, ist mit geringen
Ausnahmen
ein wertvolles Material, geeignet, auf eine ganze Reihe von
wissenschaftlichen
Disziplinen befruchtend und Aufschluß gebend zu wirken. Krauss hat
damit
den positiven Beweis für die Berechtigung des Jahrbuchs erbracht.
Ethno-
logen und Soziologen, Juristen und Historiker können sich hier
überzeugen,
welche Bedeutung für ihre Wissenschaften eine methodische
Erforschung der
geschlechtlichen Anschauungen und Sitten eines Volkes gewinnen kann,
wie
manche Aufklärung aus dieser vernachlässigten Erkenntnisquelle zu
schöpfen
ist. Nicht als ob man sie bisher überhaupt nicht beachtet hätte.
Krauss selbst
war einer der Hauptmitarbeiter der älteren Sammlung „Kryptadia", die
man
als Vorläuferin des Jahrbuchs betrachten kann. Es sei ferner nur an
Schmidts
Veröffentlichungen aus der Indischen Erotik erinnert. Es lag auch
nicht,
oder doch nur zu einem kleinen Teil, an einer gewissen Scheu vor
solchen
Forschungen, daß man sie bisher nicht energischer und erfolgreicher
angriff.
Die tiefere Ursache sind meines Erachtens die besonders großen
Schwierig-
keiten, die sich gerade hier in doppelter Hinsicht dem Forscher und
Reisen-
den entgegenstellen. Er mag sich Freundschaft und Vertrauen in noch
so
hohem Maße gewonnen haben, nach der Seite der religiösen
Vorstellungen,
des Aberglaubens und der geschlechtlichen Anschauungs- und
Empfindungs-
weise wird man das Innerste und Letzte stets mit hartnäckigem
Mißtrauen
verschließen, einem Jeden gegenüber, der nicht zugehörig ist, in dem
man
einen Fremdfühlenden und Andersdenkenden ahnt. Das gilt ebenso
zwischen
verschiedenen Bildungssphären desselben Volkes wie zwischen fremden.
Die
eigenen Volksgenossen der unteren Schichten sind uns heute in dieser
Be-
ziehung vielleicht noch ebenso unbekannt wie Asiaten und Afrikaner.
Ein
tieferer Einblick, der Wahres und Wirkliches enthüllt, ist nur
schwer und
selten zu gewinnen. So ist das Material über die geschlechtlichen
Anschau-
ungen der verschiedenen Völker in der ethnologischen Literatur
ziemlich
dürftig. Auf der einen Seite sind es nur einzelne Züge, die der oder
jener
Reisende mitteilte, nicht systematisch Erforschtes. Die Angaben
beschränken
sich meist nur auf einige Bemerkungen über die geringere oder
größere
Freiheit im Verkehr der Geschlechter. Daß solche nicht sehr
zuverlässig
sind, beweisen die sich so häufig direkt widersprechenden
Darstellungen. Es
handelt sich ja auch um ein Gebiet, wo die Lust zu fabulieren sich
leichter
zu regen scheint. Auf der anderen Seite wandte sich die Forschimg
mehr den
äußeren Begleiterscheinungen der geschlechtlichen Sitten zu, den
verschieden-
artigen Manipulationen an den Geschlechtsteilen, phallischen
Darstellungen,
erotischen Tänzen und dergleichen.
So manche wichtige Beobachtung
mag aber auch unverwertet geblieben
sein, nur deshalb, weil sich aus begreiflichen Gründen der
Publikation Schwie-
rigkeiten entgegenstellten. Diesem Übelstande abzuhelfen, wird die
Aufgabe
des neuen Jahrbuches sein. Ist aber einmal eine Stätte geschaffen,
wo statt
allgemeiner Urteile tatsächliches Material rückhaltlos und
ungeschminkt nieder-
gelegt werden kann, dann wird auch die methodische Erforschung
dieser wich-
Rezensionen
II
tigen Dinge sich vertiefen und
mehr Leben bekommen. Damit allein schon
hätte sich der Herausgeber ein großes Verdienst erworben, in erster
Linie
auch um die Ethnologie und Gesellschafts-Biologie.
Der umfangreiche erste Band des
Jahrbuchs ist von Krauss allein ge-
füllt worden. Er enthält: Südslawische Volksüberlieferungen, die
sich auf den
Geschlechtsverkehr beziehen. Es sind
371
von Krauss gesammelte, ver-
deutschte und erläuterte Erzählungen, die sich auf ein weites,
ethnologisch aber
ziemlich einheitliches Gebiet erstrecken. Die meisten stammen aus
Kroatien,
Slawonien und Serbien, die übrigen verteilen sich auf Bosnien,
Dalmatien, Mon-
tenegro, Bulgarien und das Banat. Sie umfassen also fast alle
südslawischen
Gruppen, so daß wir über deren geschlechtliche Sitten und Ansichten
ein großes
Gesamtbild erhalten. Das erhöht ohne Frage den wissenschafdichen
Wert
des Materials ganz bedeutend. Gerade für dieses Sprachgebiet Europas
war
Krauss wie kein anderer borufen, die schwierige Aufgabe solcher For-
schungen zu übernehmen. Er hat lange Zeit in jenen Gegenden gelebt,
war
also gewissermaßen Volksgenosse, geworden und gewann so nicht nur
eine
genaue literarische Kenntnis der Sprache, sondern auch die intimere
der Idiome
der nichtliterarischen Volksschichten. Seine älteren größeren
Arbeiten: „Volks-
glaube und religiöser Brauch der Südslawen** (Münster i. W.
1890)
und: „Die
Zeugung in Sitte, Brauch und Glauben der Südslawen'* (in den oben
erwähnten
Kryptadia) sind ja unter den ethnologischen und volkskundlichen
Fachgenossen
allgemein bekannt und geschätzt. Die nötigen Vorbedingungen, um ein
solches
Material wie das hier gegebene wissenschaftlich wertvoll zu machen,
waren
demnach so erfüllt, wie es immer sein sollte.
Wichtig für die Kritik ist auch
die Art, wie er die Erzählungen gesammelt
hat. Er hat „niemals die Leute nach solchen Geschichten befragt,
sondern
man erzählte sie bloß in meiner Gegenwart anderen und hernach ließ
ich
mir regelmäßig die Erzählungen in die Feder wiederholen oder die
Auf-
zeichnungen unauffällig von jemand besorgen**. Wiedergegeben sind
sie im
Urtext und in Übertragung. Dadurch werden sie einerseits auch für
die
Sprachwissenschaft eine neue und wertvolle Quelle, andrerseits ist
eine Kon-
trolle des Textes ermöglicht. Bei der Übersetzung hat Krauss streng
das
Prinzip möglichster sachlicher Treue ohne Scheu und Rücksicht
verfolgt. Daß
auf diese Weise das Derbe und Rohe mit gleichwertigen, ebenso derben
und
rohen Worten wiedergegeben wird, mag die Lektüre zum Teil widerlich
machen,
so daß sie Überwindung* kostet, aber es war das einzig Richtige und
Not-
wendige. Die Selbstverständlichkeit, mit der der Erzähler stets die
gewöhn-
wöhnlichste, unumschriebene Bezeichnung gebraucht, gehört ebenso zum
Bilde
und ist für Erzähler und Hörex nicht minder charakteristisch wie die
Schnurre
selbst. So wirken viele dieser prägnanten Geschichtchen wie eine
photogra-
graphische Aufnahme der Volksseele. Wie wir aber bei den
anthropologischen
Aufnahmen des physischen Habitus jede Retouche verwerfen, müssen wir
es auch hier tun.
Ein ethnographisch interessanter
Zug ist auch, daß die Geschichten in
aller Öffentlichkeit und meist in Gegenwart von Kindern, Mädchen und
Frauen
erzählt wurden. Sie bilden also offenbar einen gewohnten und
beliebten Unter-
haltungsstoff. Das wird vielen unglaublich erscheinen. Und der
Ethnolog
und Folklorist, der die Südslawen nicht aus eigener Anschauung,
sondern nur
12
Rezensionen.
aus der ethnographischen
Literatur und den zahlreichen Reiseschilderungen
kennt, wird seine Vorstellung von Grund aus revidieren müssen, genau
so
wie die Literaturgeschichte es hätte tun sollen nach der großen
Sammlung
von Reigenliedern in den Kryptadia, zu denen die Erzählungen die
natürliche
Ergänzung bilden. Die dort niedergelegten Liedchen und Tanzstrophen
werden
gewiß auch jedem unglaublich erschienen sein, dessen Kenntnis der
slawischen
Volksdichtungen etwa auf den Sammlungen von Talvj, Kapper u. a.
beruhte.
Wer aber gelegentlich in den Dörfern der Save-Länder einem Kolotanze
bei-
wohnte und hörte, wie auf freiem Platze die Burschen und Mädchen ein
saf-
tiges Verslein dem anderen folgen ließen, der wird Krauss
bestätigen, daß
es nicht zusammengesuchte Einzelerscheinungen sind, sondern daß sie
einen
wesentlichen Bestandteil der Stimmen jener Völker bilden. Und
lächelnd wird
er sich z. B. der Worte Otto von L e і x n e r s über das serbische
Volkslied
erinnern: „ihr Volkslied ist fast niemals zügellos, ihre Erotik, nur
selten
derb, kennt nicht jene Obszönitäten, welche das französische und das
deutsche
so oft entstellen." Die ganze Literatur über die Balkanvölker ist
mit ge-
ringen Ausnahmen entweder romantisch oder politisch, in der Regel
beides zu-
sammen. Daß uns das Buch von Krauss statt des romantischen ein Wirk-
lichkeitsbild gibt, ist zunächst ein allgemeines Verdienst um die
Ethnologie
der behandelten Volksgruppen. Das Material ist aber weiter auch ein
Schlag
für die Romantik in der Volkskunde überhaupt.
Betrachten wir die Erzählungen im
besonderen, so überrascht zuerst ihre
Menge und die Verbreitung einzelner in gleicher oder ähnlicher Form
über
das ganze Gebiet. Die meisten sind nach ihrem lokalen Vorkommen gut
be-
stimmt. Wesentliche Unterschiede im Stoffe, in den Motiven und in
der Be-
handlungsweise scheint es zwischen den verschiedenen Gruppen nicht
zu geben.
Dabei ist recht bezeichnend, daß unter all diesen vielen
Geschichten, die
sich ausschließlich auf das Geschlechtsleben beziehen, nicht eine
einzige ist,
in der einmal auf Liebe im poetischen Sinne hingedeutet wäre.
Der Herausgeber hat die
Erzählungen nach dem Inhalte in
19 Abschnitte
geteilt. Ein paar Überschriften genügen zur Charakterisierung:
Bräuche und
Anschauungen über den Beischlaf, die Ausübung des Beischlafes, Ort-
und
Personennamen nach Geschlechtsteilen, vom Zumpt und den Hoden, von
den
weiblichen Geschlechtsteilen, von den Schamhaaren, wie man um
Liebesgenuß
wirbt usw. usw. Ein großer Teil der Geschichten trägt den Charakter
von
Schnurren und Witzen über geschlechtliche Dinge, von Zoten, wie sie
so
oder ähnlich, mehr oder weniger, bei allen Völkern und in allen
Bildungs-
schichten beliebt sind. Ich gebe zu, daß auch hierunter manche
Erzählung,
die offenbar neueren Ursprungs ist und ihren Wert nur im Witz zu
haben
scheint, eines einzelnen Zuges oder einer Wendung wegen ethnologisch
oder
sonst für die Wissenschaft beachtenswert sein kann. Aber eine etwas
strengere
Auswahl hätte nicht geschadet. Zoten mit und ohne Witz, die zum
festen
und allbekannten Bestände aller europäischen Kasernen und
Kneiptische ge-
hören, und die deutlich den witzigen Erfindungsgeist moderner
Menschen
verraten, werden dadurch nicht bedeutungsvoller, daß sie auch ins
Kroatische
übersetzt wurden. Ungleich wertvoller als die Geschichten der oben
zum
Teil aufgeführten Abschnitte sind die an Zahl geringeren der Kapitel
„Von
der Zeitehe des Schwiegervaters mit der Schwiegertochter und von der
Viel-
Rezensionen.
männerschaft" und „Von der
gastlichen Prostitution". Im ersteren sind immer-
hin nicht weniger als 28
Geschichten zusammengefaßt,
im anderen 17,
von
denen mir allerdings einige recht wenig Beziehung oder Beweiskraft
zu haben
scheinen. Was im allgemeinen gilt, daß das Volksempfinden sich nur
sehr
langsam vom Überkommenen loslöst und zäh an Anschauungen festhält,
die die
literarisch gebildete Kulturwelt längst begraben und vergessen hat,
das sehen
wir hier in ganz überraschender Weise auf einem Gebiete bestätigt,
das
unseren gesellschafts-biologischen Studien besonders nahe liegt. Ein
Teil dieser
absichtslos erzählten unappetitlichen Schnurren verrät uns
untrüglich, daß hier
bei einem europäischen, dem Christentume angehörigen, mit Schulen
ver*
sehenen Volkstume Reste uralter Entwicklungsstufen direkt noch
erhalten sind
oder bis vor kurzem waren oder wenigstens in Sitte und Anschauung
noch
nachwirkend lebendig sind. Der Einfluß der christlichen Ehe und
ihrer Vor-
schriften scheint gegenüber dem Fortleben früherer Gebräuche im
Volksempfin-
den gänzlich machtlos gewesen zu sein.
Die Verheiratung unreifer Knaben
mit erwachsenen Mädchen, um mehr
Arbeitskräfte in die Wirtschaft zu bekommen, und die damit
verbundene
Zeitehe des Schwiegervaters oder eines älteren Bruders mit der
jungen Frau
bis zur Heranreifung ihres Gatten war bis vor kurzem üblich und
scheint
noch hier und dort vorzukommen. Sehr bezeichnend hierfür ist neben
anderen
die Geschichte (Nr. 224)
vom gottgefälligen Tun eines
Montenegriners, der
es sich bei der Beichte seiner Sünden als ein diese ausgleichendes
gottgefälliges
Tun anrechnete, daß er vier Jahre lang die Frauen seiner unmündigen
Neffen
vom Verlassen des Hauses zurückgehalten habe, indem er selbst bei
ihnen
die noch unfähigen Gatten vertrat. Die Kinder solcher Zeitehen
wurden natür-
lich dem jugendlichen Manne zugeschrieben, doch scheint für den Sohn
einer
Schwiegertochter mit dem Schwiegervater die besondere Bezeichnung
„Babovic"
(Vatersohn) im Gebrauch gewesen zu sein. „Unter den Chrowoten der
ehe-
maligen Militärgrenze gilt es als selbstverständich, daß der
Schwiegervater
und alle seine Söhne der neuen Schnur beischlafen." Auf einen alten
Brauch
oder einst geltende Rechte der Brautführer scheint die im Gefilde
von Hli-
jevno (Nr. 214)
bestehende, äußerst merkwürdige
Hochzeitssitte zurückzugehen.
Allgemein in allen Geschichten nennen Eltern, die keinen Sohn haben,
ihre
Tochter „Söhnchen". Die Sitte dürfte auf denselben Urgrund
zurückgehen,
wie die im Gewohnheitsrecht der oberalbanesischen Gebirgsstämme noch
gel-
tende Bestimmung, daß Frauen, die nur Töchter, aber keinen Sohn ge-
boren haben, sowie die Töchter selbst, kein Erbrecht besitzen. Eine
Frau
ohne Kind schämt sich vor ihrer Sippe. Diese, gewöhnlich die
Schwieger-
mutter, redet ihr dann zu, einen fremden Mann zu sich zu lassen. Wie
ein
Stück bewußter Rassenhygiene berührt es, wenn erzählt wird (S.
285):
„Es
kommt auch vor, daß eine Familie ganz schwächlich und kränklich
geartet
ist. Dann bereden sie die Schnur, daß sie einem Jüngling oder einem
Manne
von gutem, gesunden Geschlechte gewähre, damit er ihr ein Kind mache
und
eine gute Zucht ansetze/'
Die Stellung des Hausvorstandes
und diejenige der Frauen im Hause während
eines Stadiums der Entwicklungsgeschichte der Familie könnte durch
keine
Erklärung und Beschreibung, und wäre sie noch so gründlich, so
lebhaft und
klar mit allen Perspektiven zum Verständnis gebracht werden, wie
durch
14
Rezensionen.
die Geschichten
244—247
: Der Diener eines Popen wird von
ihm aus dem
Garten ins Haus geschickt, eine Schaufel zu holen. Er geht und sagt
zur
Frau des Popen: „Der Herr sagt, Du sollst mir (dich) geben." Sie
glaubt
zunächst nicht und ruft hinaus zum Gatten: „Soll ich ihm denn
geben?"
Der Pope, der an die Schaufel denkt, ruft zurück: „Aber gib ihm
doch!"
Darauf gibt sie sich ihm hin. Die Geschichte kehrt in vier Varianten
wieder,
einmal ist's die Tochter, ein andermal beide Töchter. Sie wäre
albern und
würde in sich zusammenfallen und nicht erzählt werden, wenn sie
nicht durch
die noch lebendige Volksanschauung von gewissen Rechten und
Pflichten
gestützt würde.
Diese wenigen Hinweise mögen
genügen, um zu belegen, wie berechtigt
upd erwünscht es ist, daß der Erforschung der geschlechtlichen Moral
eine
größere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Man braucht dem Herausgeber
nicht
in jedem seiner Schlüsse zu folgen, das reiche, von ihm für eine
Provinz
zusammengebrachte Quellenmaterial ist an sich eine gute Einführung
und
Empfehlung des neuen Jahrbuchs.
Dr. Bnschan urteilt im
Zentralblatt für Anthropologie, XI. Jahrgang
1906,
Heft
3,
S. 148—149.
150. Friedrich S. Krauss:
Volksüberlieferungen, die sich auf den Ge-
schlechtsverkehr beziehen. I. Erzählungen. Bd. I der Jahrbücher für
folkloristische Erhebungen und Forschungen zur Entwicklung der
geschlecht-
lichen Moral. 531
S. Leipzig, Deutsche
Verlagsaktiengesellschaft 1904.
Friedrich Krauss, der bekannte
Wiener Folklorist, der sich im
besonderen als Forscher geschlechtlicher Verhältnisse bei den Slawen
einen
Namen gemacht hat, beginnt mit der „Anthropophyteia" ein
wissenschaftliches
Unternehmen, das berufen sein dürfte, Aufschluß zu geben über die
Frage,
wie die Zähmung des ursprünglichsten und allerkräftigsten der
menschlichen
Triebe, des Geschlechtstriebes, der von der Menschwerdung der
Primaten
an bis auf die Gegenwart hinein auf die Geschicke des einzelnen und
der
Völker entscheidend einwirkt, vor sich geht. Eine Reihe namhafter
Forscher
auf dem Gebiete der Folklore, Ethnologie, Anthropologie, Kultur- und
Lite-
raturgeschichte, Philologie und Psychiatrie stehen ihm dabei
unterstützend
zur Seite.
Der vorliegende
1.
Band, der Franz Boas gewidmet ist, bringt
371
Überlieferungen
(Erzählungen), die sich auf Äußerungen des ungezügelten Ge-
schlechtsverkehrs, wozu in besonders hohem Grade die Südslawen
neigen,
beziehen. Krauss hat diese Erzählungen, die er in chrowotischer
Original-
fassung mitteilt, persönlich gesammelt; jeder Geschichte ist die
deutsche Über-
setzung und, wo es erforderlich ist, auch eine Erläuterung
beigegeben.
Zum Inhalte möchte ich mir die
Bemerkung erlauben, daß eine ganze
Reihe Geschichten mir nicht ausschließliches Eigentum des slawischen
Volkes
zu sein scheinen, sondern daß man auch in Deutchlsand, selbst in
gebildeten
Kreisen, sie sich erzählt.
„Einige Bräuche und Anschauungen
über den Beischlaf", „Die Ausübung
des Beischlafes", „Orts- und Personennamen nach Geschlechtsteilen",
„Wun-
derbare Empfängnis ohne vorangegangenen Beischlaf", „Von der Zeitehe
des
Rezensionen,
15
Schwiegervaters mit der
Schwiegertochter und der Vielmännerschaft", „Von
der gastlichen Prostitution", „Von der Blutschande" usw. lauten
einige Kapitel
aus der Fülle des Dargebotenen. Es ist allerdings ein überaus
heikles und
oft genug ekelerregendes Thema,, das Krauss hier anschlägt, aber
naturalia
non sunt turpia, und wer von wissenschaftlichem Streben beseelt ist,
wird
nicht über solche urwüchsigen Dinge entrüstet die Nase rümpfen,
sondern
vielmehr sie als das auffassen, was sie in Wirklichkeit vorstellen
sollen, näm-
lich als Beiträge zu der Frage nach den dunkeln
Geschlechtsverhältnissen
in der Urzeit. Es ist ja bekannt, daß die Uranfänge der Religionen
und
des Kultus sehr innige Beziehungen zu den Zeugungsverhältnissen
aufweisen.
Daher sei das Werk allen
Ethnologen und Folkloristen aufs beste emp-
fohlen. Daß es nicht in unwürdige Hände gelangt, hat der Verfasser
Sorge
getragen, insofern der Verlag es nicht im Buchhandel abgibt, sondern
die
Redaktion behält sich das Recht vor, alle Anmeldungen zu prüfen und
Be-
stellungen abzulehnen, wenn sie von Leuten ausgehen, die für die
rein wissen-
schaftliche Auffassung und Beurteilung dieses heiklen Stoffes keine
genügende
Reife zu besitzen scheinen.
Prof. Dr. A. Eulenburg-Berlin
urteilt in der Deutschen Literaturzeitung vom
16.
Juni
1906, N0. 24,
S.
1518 :
Anthropophyteia. Jahrbücher für
folkloristische Erhebungen
und Forschungen zur Entwicklungsgeschichte der g e -
schlechtlichenMoral, herausgegeben von Friedrichs. Krauss
(Dr. phil. in Wien). II. Bd. Leipzig, Deutsche
Verlags-Aktien-Gesell-
schaft 1905.
XVI u.
480
S. 8°.
Geb. Mk.
30.
Der erste Band dieses groß und
weitschichtig angelegten volkskundlichen
Sammelwerkes hat bereits an dieser Stelle (DLZ,
1905,
Nr.
31, Sp.
1928)
Besprechung und Würdigung
gefunden. Diesem ersten, der wesentlich die
auf den Geschlechtsverkehr bezüglichen südslawischen
Volksüberlieferungen um-
faßte, ist der vorliegende zweite Band binnen Jahresfrist gefolgt
und liefert
mit seinem sehr viel reichhaltigeren und bunteren, zum weitaus
überwiegenden
Teile gleichfalls der Eigenarbeit des Herausgebers entstammenden
Inhalte
einen erneuten Beweis für die unverwüstliche Schaffensfreudigkeit,
die Arbeits-
kraft und Arbeitsausdauer des Mannes, dessen Name mit den für
Volkspsychologie
und Kulturgeschichte so bedeutsamen folkloristischen Bestrebungen
unserer
Zeit in unvergänglicher Weise verknüpft ist. Freilich hat Friedrich
S. Krauss
inzwischen auch die bei uns anscheinend fast unvermeidliche Klippe
der-
artiger Bestrebungen kennen lernen müssen, auf deren drohende Gefahr
be-
reits in der vorjährigen Besprechung hingedeutet wurde. Er ist von
ver-
schiedenen Seiten nicht bloß der „Unmoralität" geziehen, sondern es
ist nach
dieser Richtung hin auch geradezu denunziatorisch gegen ihn
vorgegangen
worden, worüber man die näheren, unerquicklichen Einzelheiten im
Vorwort
des zweiten Bandes nachlesen mag. Glücklicherweise standen und
stehen seinem
Unternehmen Männer zur Seite (wie u. a. der leider kürzlich
verstorbene, ver-
dienstvolle Begründer des Museums für Völkerkunde in Leipzig, B. H.
Obst,
und Karl von den Steinen in Berlin, sowie Karl Reiskel in Wien), an
deren
Namen allein schon alle derartigen Verdächtigungen hoffnungslos
zerschellen.
Іб
Rezensionen.
Von R e і s k e 1 allein stammen
in diesem Bande ein Idioticon Viennense
eroticum und eine entsprechende Auslese Wiener mundartlicher Wörter
und
Ausdrücke, ferner Mitteilungen von Schnadahüpfln und Graseltänzen
und von
spanischen Romanzen; aus dem Zusammenarbeiten von R. und Krauss*
Mit-
teilungen über Volkswitz in Rätseln, über Sprichwörter und
sprichwörtliche
Redensarten in Niederösterreich, über den Nachruf in der Erotik,
erotische
Lieder und städtische Erzählungen aus Österreich. Kleinere Beiträge
ver-
schiedenartigen Inhalts haben noch J. Schwab (aus dem deutschen
Nord-
böhmen), Trgjić (aus Serbien), J. Fohn und R. J. Bunker (aus Un-
garn), G. Pitre (aus Sizilien) u. a. beigesteuert, während fast die
Hälfte
des Ganzen durch die von Krauss allein herrührende Fortsetzung der
süd-
slawischen Volksüberlieferungen des ersten Bandes in Anspruch
genommen
wird. Kleinere Notizen (u. a. von Iwan Bloch über den Geruchsinn in
der
Vita sexualis, mit einer darauf bezüglichen Formulierung von Fragen
für folklo-
ristische Erhebungen), Bücherbesprechungen usw. bilden den Schluß
des vor-
trefflich ausgestatteten Werkes.
Prof. Dr. Thomas Achelis urteilt
im Korrespondenzblatt der Deutschen Ge-
sellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, XXXVII.
Jahr-
gang, No. 2,
S.
20.
Friedr. S. Krauss,
Anthropophyteia. Jahrbücher für folkloristische Er-
hebungen und Forschungen zur Entwicklungsgeschichte der geschlecht-
lichen Moral. 2.
Bd. (Leipzig, Deutsche
Verlagsaktiengesellschaft, 1905.)
Im Vorwort hat der verdiente
Herausgeber mit Recht allen törichten
Verunglimpfungen gegenüber den streng objektiven Standpunkt
wissenschaft-
licher Untersuchungen festgestellt, die auch nicht vor den
schlimmsten Ver-
irrungen und Ausschweifungen zurückschrecken dürfen: umgekehrt
gerade hier,
wo oberflächlicher Dilettantismus nur Nahrung für Lüsternheit
findet, bedarf
es, wie Post einmal erklärt, des kalten Auges eines Anatomen, um dem
Kausalzusammenhang der ethnischen Erscheinungen nachzuspüren. Der
vor-
liegende Band bringt deutsche Volksüberlieferungen über sexuelle
Verhalt-
nisse, sowohl Schwanke, Erzählungen, als auch Sprichwörter, einzelne
Wen-
dungen, Redensarten usw. Sehr bezeichnend ist dabei das komische
Ele-
ment, das vielfach dabei zum Ausdruck gelangt. Es versteht sich von
selbst,
daß durchweg authentisches, auf genauen Ermittelungen beruhendes
Material
vorliegt, wofür schon die Namen der einzelnen Forscher bürgen.
Übrigens
ist der engere nationale Rahmen auch gelegentlich überschritten, —
magya-
rische Reigentanzlieder, Erzählungen moslimischer Zigeuner aus
Serbien, selbst
sizilianische Volksüberlieferungen (gesammelt von dem bekannten
Ethnographen
G. Pitre) finden sich. Auf Einzelheiten hier einzugehen, ist
schlechterdings
unstatthaft, und würde außerdem dem Rahmen dieser Zeitschrift
widersprechen.
Der Herausgeber hat seine Übersicht über südslawische Erotik, die er
im
ersten Band begonnen, jetzt fortgesetzt, dem Texte folgt jedesmal
die Über-
setzung und nötigenfalls ein Kommentar. Den Schluß bilden Umfragen
über
einschlägige Probleme, Rezensionen usw. Sicherlich wird auch dieser
Band,
der übrigens nicht, wie furchtsamen Gemütern gegenüber noch einmal
aus-
drücklich festgestellt sei, im Buchhandel zu haben ist, sondern nur
für wissen-
Rezensionen
17
schaftliche Forschungen an
Gelehrte abgegeben wird, bei allen Ethnologen,
Folkloristen und Kulturhistorikern, die etwas über den gewöhnlichen
Rahmen
der landläufigen geschichtlichen Betrachtung hinausgehen, die
gebührende Be-
achtung finden. Es steckt darin, wie ohne weiteres einleuchtet, ein
gutes
Stück ernster, mühevoller Arbeit, die leider nicht immer nach
Verdienst ge-
würdigt wird.
Professor Dr. Th. Achelis urteilt
ferner im Globus, Bd. LXXXIX, N0.
6,
S. 97-98-
Krauss, Anthropophyteia.
2.
Bd. XVI u.
480
S. Leipzig, Deutsche
Verlagsgesellschaft, 1905. 30
Mk. (Nicht im Handel.)
„Die folkloristischen Erhebungen
und Forschungen zur Entwicklungsge-
schichte der geschlechtlichen Moral", die vor einigen Jahren so
erfolgreich
begannen, werden nunmehr fortgesetzt und erweitert. Über die
prinzipielle
Stellungnahme der Wissenschaft zu diesen Ermittelungen ist früher
schon in
dieser Zeitschrift gesprochen worden, so daß es sich lediglich
erübrigt, auf
den Inhalt des vorliegenden Bandes mit einigen Worten einzugehen.
Nur eine
allgemeine Bemerkung sei vorab gestattet : wer mit dem Empfinden und
Denken
der niederen Volksschichten nur einigermaßen vertraut ist, der weiß,
welch
hervorragende Rolle das komische Moment im Sexuellen spielt, wie das
be-
sonders in Liedern und auch in einzelnen pointierten Wendungen
unverkennbar
hervortritt. Was uns lediglich lüstern und lasciv erscheint, ist
tatsächlich
eines der vielen Mittel, das Lächerliche hervorzukehren — auch das
sollten
sich die gestrengen Herren Moralisten gesagt sein lassen, sofern sie
überhaupt
noch zu belehren sind. Den Anfang macht eine Sammlung von erotischen
Ausdrücken, Sprichwörtern, Rätseln usw. in Wien, Niederösterreich,
Nordböhmen,
muslimischen Zigeimern in Serbien und in der Berliner Mundart. Dann
folgen
deutsche Volkslieder, Schnadahüpfeln und spanische Romanzen; darauf
magya-
rische Reigentanzlieder, Erzählungen aus Niederösterreich, aus
Sizilien (von
Pitre), ebässische Erotik und endlich (als Fortsetzung aus dem
ersten Bande)
vom Herausgeber südslawische Volksüberlieferungen, die sich auf den
Ge-
schlechtsverkehr beziehen. Einige Umfragen, Miszellen und
Besprechungen
der einschlägigen Literatur machen den Beschluß. Außer dem
Herausgeber
haben verschiedene Forscher die betreffenden, auf genauester
Sachkunde be-
ruhenden Beiträge gestiftet. Sehr bezeichnend ist die Stellung, die
der Klerus
in den südslawischen Darstellungen einnimmt, wo sich der Haß des von
ihm despotisch regierten Volkes rückhaltlos ergießt. Man rächt sich
an ihm,
wie Krauss schreibt, indem man ihn, vielfach gewiß mit Unrecht, als
das Ur-
bild der Unsittlichkeit, Verkommenheit darstellt und der Verachtung
preis-
gibt. Der unwiderstehliche Humor steckt dabei darin, daß sich der
allezeit
meineidbereite, durch und durch verlogene, zu jeder schändlichen
Gewalttat
hinneigende, immer bramarbasierende, arbeitsscheue Chrovot zum
Sittenrichter
über den Priester aufwirft, der doch zumindest weiß, was Ethik und
Christen-
tum ist, wenn es ihm auch zuweilen schwer gemacht wird, in solcher
Umgebung
unbemakelt zu bleiben (S. 265).
Auch hier ist das
komische Moment un-
verkennbar. Im übrigen mag noch einmal darauf hingewiesen werden,
daß
solche Untersuchungen für den Philologen (dem jetzt eine große Zahl
bisher
2
i8
Rezensionen.
völlig unbekannter oder
wenigstens unverstandener Ausdrücke und Wendungen
zugängig gemacht werden), den Kulturhistoriker im weitesten Sinne
und den
Ethnologen, der die Entwicklung der sittlichen Vorstellungen auch
bis zu
ihren schlimmsten Entartungen psychologisch zu ergründen
verpflichtet ist,
ein unersetzliches Material für alle darauf fußenden
wissenschaftlichen Arbeiten
liefern. Das gilt um so mehr, als ja die moderne Zivilisation mit
ihrem uni-
formierenden Firnis alle eigenartigen, ursprünglichen Gebilde
überwuchert, ent-
stellt und damit für die strenge Wissenschaft unbrauchbar macht.
Auch in
dieser Beziehung dürfte der Mahnruf Bastians, dem die Völkerkunde so
viel
zu danken hat, zu beherzigen sein; um so größere Anerkennung
verdient der
unermüdliche Sammeleifer von Krauss und seinen Gesinnungsgenossen.
In den Mitteilungen zur
Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften
bespricht Herr Hofrat Dr. M. Höfler das Werk:
yAvfr()ono<pvT€l(x
Jahrbücher für folkloristische Erhebungen und Forschungen zur
Entwicklungsgeschichte der geschlechtlichen Moral, herausgegeben von
Dr. Friedrich S. Krauss (Wien). II. Band. Leipzig, Deutsche Ver-
lagsaktiengesellschaft, 1905.
Wir haben schon den I. Band,
dieses Werkes seinerzeit 1904
besprochen
und erlauben uns auch auf diesen II. Band des vortrefflichen
Volkskunde-
forschers aufmerksam zu machen. Der Volksmediziner wird auch in
diesem
verschiedene höchst interessante Themata finden ; namentlich in
bezug auf Krank-
heitsnamen, Organfunktionennamen, Abortusmittel,
Frauenmilchverwendung, ge-
schlechtliche Verbildungen, abnorme Behaarung der Weiber, den
Einfluß der
Gerüche auf das Geschlechtsleben usw. Wer objektiv, d. h. wahrhaft
forschen
will, darf nicht vor dem sog. Unsittlichen Halt machen; die
Wissenschaft der
Volkskunde müßte sonst ihre Akten von vornherein schließen. H ö f 1
e r.
Ein sehr gediegener Artikel Dr.
Nückes, Hubertusburg, aus der Politisch-
Anthropologischen Revue, der sich im Anschluß an die Anthropophyteia
mit
der Methodik der Volkskunde befaßt, wird dem IV. Bande der
Jahrbücher
beigefügt werden.
Durchwegs anerkennende, zum Teil
ausführliche und sachlich bemerkens-
werte Besprechungen brachten: Nârodopisny Véstnik Ceskoslo-
vansky in Prag (von Prof. Dr. Polfvka), Nastavnik, list profe-
sorkoga druitva in Belgrad (von Prof. Zivanovic) Knjiievni
Glasnik in Belgrad von Dr. Ivezic), Letopis Matice Srpske in
Neusatz (vor Dr. Milan Savfc) usw. usw.
Tafel I
KEUSCHHEJTS GÜRTEL
SAMMLUNG PACH І NGER LINZ
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